Das Riesenteleskop auf dem Mount Palomar - static.nzz.ch · rtEVE ZÜRCHER ZEITUNG Mittwoch, 19....

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rtEVE ZÜRCHER ZEITUNG Mittwoch, 19. Man 1949 Blatt « Mittagausgabe , K>;. 517 (IS) Das Riesenteleskop auf dem Mount Palomar Vor genau zwanzig Jahren kamen die ersten Kachrichten aus den Vereinigten Staaten über den Bau einet reuen Riesenteleskops, dessen Spiegel den Durchmesser des bisher größten Refraktors der Welt uuf dem Mount Wilson um dns Doppelte übersteigen nullte. fluch sorg- fältigen Berechnungen arbeitete der Initiator dieses Gedankens, Dr. George Haie, seinen Plan au«. Dan neue Instrument sollte auf dem Mount Palomar auf 1800 m Höhe aufgestellt werden, du dicker Standort äußerst günstige atmosphärische bedingungen bietet. Die gesam- ten Kosten wurden auf ttira IS Millionen Dol- lar errechnet. Der wichtigste Teil des Uiescn- teleskops ist ein Spieiicl von 300 Xnll ( jiiti cm) Durchmesser, der daher eine Oberfläche von nähitu 30 m* aufweist. Kr ist damit dun SOOOOUmal lichtstarker alt da* Auge bei iiröß- ter Oeffnung dir Pupille in völliger Dunkel- heit. Der letzte Weltkrieg unterbrach die Arbei- ten zur Fertigstellung des Instruments, das nunmehr im koiMncflden Sommer st inen Dienst aufnehmen null. Die Konstruktion den Riesen- teleskops stritte zahlreiche neue, früher unge- löste Aufgaben, ilir an Hund langjähriger Mo- dellversuche und unter Zuhilfenahme eigen - austieurbeitettr Methoden bewältigt werden mußten. Wir berichten nachstehend über Bau und Konstruktion dieses Instruments, das der astronomischen Forschung neue Wige eröff- nen soll. Das Observatorium Be. Zur Unterbringung des Refraktors wurde auf dem Mount Palomar in Sud-California» ein eigenes Observatorium errichtet, dealen Hau im Jahre 1935 begonnen wurde, und drei .Inliiv dauerte. Dns Observatorium bestellt aus einern zylinderförmigen Gebäude, dns mit 'J4 im Ivrei« angeordneten Betonpfeilern riilit, die 1,*» bin 2 m tief im Granitfelsen verankert .sind. Innerhalb dieses Baus sind unabhängig die vier ßetojttrHger des Fernrohre Ubflr 0 m tief im Böden Verankert, daniil die leichten Erschütterungen bei der Drc- huug der Kuppel iddit überfragen werdet», Der Bau wird von einer Kuppel gekrönt, die 41 ni Durchmesser hat. Sie wiegt 000 Tonnen und ruht auf .12 Fahrgestellen, die auf einer Kreissehiciie laufen, damit die OoflnUtig der Kuppel lineli jeder lichtung gedreht werden knilli. Der Spult in der Kuppel lilßt sich durch motorischen An- trieb Hilf 9 m Breit« erweitern- Di« Drehung der Kuppel erfolgt durch vier Elektromotoren von total 20 PS. Der zylindrische Unterbau sowie die Kuppel haben eine poppel wandung, die einen Hohlraum von 1,2"» in aufweist. In diesem Hohl- raum zirkuliert Luft, die als Wlirmwehutz dient. Der Refraktor ist uuf' einer Bodenplatte von in Länge, 11 m Breite und 8,'r>; in Höhe aufgebaut. Die Platte liegt in der Höhe den Beobachtungsstandes, der im obern Teil des Rohrs aufgehängt ist. Der Guß da« Hohlspiegels A. W. Wohl du« kostbarste Wh heut« von Menschenhand hurgontellto Stück Glas ist der Hohlspiegel von 5 m SO Durchmesser für da* Mt. Paloniar-Ohservnloriuin in Süd-Oidifornien, der Ende November 1017 zu seinem endgültigen Auf- stellungsort gelangte. Der optisch« Schliff des Stückes dauerte volle elf Jahre und wurde vom California Institute of Technology in Ptttttdenn erfolgreich zu Kiide geführt. Ende 1048 «oll dio Montage des größter! bisher bekannten Teleskop« beendigt sein, und damit wird es (lein Menschen ermöglicht, in bisher uiigenliiite Weiten des Welt- alls vorzudringen. Interessant sind die ein/einen Herstellungs- phasen dieses Glnshroukoiu, Den Corning (ilana Works in Corning bei New York wurde von dein California Institute of Technology seinerzeit die Bedingung gestellt, eine Glasscheibe r.U gießen, au« der «puter ein Hohlspiegel von 200 Zoll Durchmesser herausgeschliffen werden konnte. Vorgeselirieiien war ein möglichst niedriger Aus- dehnungskoeffizient des Glases (2,5 X 10-6 pro 1°C). Zur Verminderung de« Gewichtes mußt» von der üblichen Herstellnngsform '/ der Dicke im Verhältnis zum Durchmesser abge- wicheii werden. Wäre der Sjiiegel in der übli- chen Dicke gegossen worden, so hätte »ein Ge- wicht rund 10 Tonnen betrügen. Da ein System von Kernlöcherii auf der Rückseite ungeordnet wurde, konnt«' das Gewieht auf ruiiü ÜO Tonnen vermindert werden. dem im Jahre 1U34 stattgefunden^!! üuU der Roh-(Jla»scheil»e waren drei Fabrikations- phasen zu bei'ückhichtigen dm» Schmetten, der eigentliche Gii IJvorguug und du* nachfolgende optisthe Auskühlen der Glasmasse, um beim Ab- kalten auftretenden Strukturspaiiuuiigen zu ver- hindern. Für das Schmelzen der Glasmasse wurde ein kontinuierlicher Schmelzofen von tiO Tonnen In- halt vorbereitet. Das lioro.silikat-Glnsgeincugu er- I orderte, gegenüber dem üblicherweise hei dei Herstellung von Linsen verwendeten Krouglas eint! . höhere Schmelztemperatur. Aus diesem ( kam der bei der optischen Glasschmelze allgemein verwendete H trennten nicht in Frage. Außerdem bot «las Schmelzen im EinhcitMofeii i'iiii- bessere Gewähr für ein gleichmäßig homogen geläuterte* (ilas. Die Schamotte-Giißform für die eiionnn Gliw- seheibe wurde unmittelbar neben diesem Schmelz- ofen, unter einem speziell zu diesem Zweck« auf- gebauten Gewölbe, hergerichtet. Hin System von symmetrisch angeordneten Kernen aus feuer- festem Material durchsetzte den FormlMideii, Die- ser wieder lag auf einem in de r Höhe senkbaren Gestell, mittels welchem die Form, nach erfolgtem (iiili, in das anschließend aufgebaute, elektrisch beheizte Kühlgcwölbe überführt werden konnte. Form und Formgcwölbo mußten sorgfältig vor- gewärmt und mif eine Temperatur vun ca. 8000 " C gebracht werden. Nach der Schmelze und Hoimigeni>;icrnng der Glasmasse im Schmelzofen, traten für den eigent- lichen Gießvorgang drei Schöpl kellen von je 330 Kilo Inhalt in Aktion. Jede schöjttto ihr Glatt- lim ii t um einzeln ans einer der drei vorgesehenen Ocl'f innigen am Kopfende des Schmelzofens, um hierauf, an einer Hängebahn, zur zugewiesenen Oeffnung des Kormengewölbei geschoben zu wer- den. Der Gießvorgang einer er.-tcii Glasscheibe beanspruchte auf diese Weise rund zehn Stunden. Nach dem (ließen erfolgte die jiuflerst wich- tige Kühlung der Glasmasse. 'An diesem Zwecke wurde die noch lieißflüssig« Scheibe auf ihrem Tragrahinen abgesenkt und horizontal unter das daneben errichtete Kühlgcwolhe geschoben. Wände und Krone dieses letzteren wurde n ebenfalls dietlind elektrisch M1 vorgeheizt, Die -elektrische ,. Heizung des KühlgewöllH'ti bot gegenüber der , Heizung durch Naturgas den Vorteil, daß die äußerst laugsame Auskühlung der enormen Glas- Uiusse uuf diese Weise viel genauer kontrolliert werden konnte. Für die gegebene Zusammen- setzung des Glases durfte) die tägliche Abkühlung im Temperaturbereich von 500 bis 300° C nur 0,8 ° C pro Tag betragen. Nach Erreichung einer Temperatur von 1100 C durfte das Aus- kühlen rascher erfolgen. Diese Prozedur bean- spruchte immerhin fast ein volles .lalir. Der erste '..'00-Zoll-Hohlspicgcl wurde am März 1O.'l4 gegossen. Dabei lösten sich uiivor- gf'Kchenerwcisc einige der Kerne aus feuerfestem Material von Ihren Grundankern und schwammen im die Oberi lache. Diese erste Scheibe konnte des- halb liir den vorgesehenen Zweck nicht \ erwen- det werden. Nach einer weitem Vorbereitung er- folgte der Gilli des /.weiten Spiegels am 2, De- zember 10.'!4, in der wesentlich reduzierten Zeit von sieben Stunden, diesmal mit vollem Erfolg in allen drei Fahrikutionsphnsen. Der Straßentransport der ausgekühlten 20 Tonnen schweren Scheibe fitter durch die Ver- einigten Staaten von Amerika lineli Califoriiien erfolgt« ein weiteres Jahr «pitter und .stellte, auch Dal Obi«i»«totlum iirt dem Mounl »aloni«. de, Oellnung der Kuppel IM die Glllerkoniliukllor, dat »ohrkSrpen ilehlbei wegen der enormen Distant, ein äußerst delikates Probieiii dar. Der zu diesem Zwecke bereitge- stellte Straßentrunsportwagen durfte, auch we- gen der Temperaturunterschiede, nur bei Nacht unterwegs sein. Die großen Abmessungen der Scheibe erforderten außerdem eine ausgeklügelte Transportroute, die niedrig« Unterführungen imd Durchgänge umging. Ein Eisenbahntransport kam wegen des Bruehrisikus nicht in Frage. Dar Schliff das Spiegels be. Der Schliff des Spiegelst begann im August 1041 unter der Aufsieht vou Dr. John A. Anderson vom California Institute of Techno- logy, Pasadena, und nahm mehr als ein Jahr im Arbeitszeit in Anspruch. Dio Glasscheibe wurde abwechselnd in kleinen Partien geschliffen und gleich nachpoliert, wobei jede Stell« mikrosko- pisch nachgeprüft wurde. Die errechnete Parti - iiiiloid-Kurve ist derart e.vnkt eingehalten, daß keine größereu Abweichungen als ein 100-Millioii- stel-.MiHinieter bestehen. Dank dieter außer- ordentlichen Genauigkeit laßt sieh das Licht eine« Fixsternes auf den Durchmesser von "»« Hosen- grad abbilden. Nach Abschluß der Fnliernrhriteu wurde der Glii-I;örpcr unfeiner spiegelnden Alu- miiiiuiiischicht überzogen. Die Konstruktion das Teleskope» Der Riesenspiegel wird von ,'l|l Hehelkon- struktioneii festgehalten, die in die Zwiitchen- räunie der Rippen eingreifen. Das ganz« System ist so gut ausbalanciert, daß sich bei jeder Lage des I (ohres kein« größere Durchbiegung aU nun zeigt. Das Rohr selbst aus einem stählernen Gitterwerk von IH m Länge und ( i in Durchmesser, bei einem Gewieht von ll.'i Tonnen. Eh ist frei be « eglieli in einem jocliföruiigen Lager Hiifgehäiigt, das seinerseits 14,,i in Durojltnowor hat und IM Tonnen schwer ist. Das Lager IHuft auf einem Oelbelt, das unter einem Druck von 17,5 Atmosphären gehalten wird, Auf diese Weise ist et* gelungen, das gesamte Rohrsystem mit sehr geringem Aufwand drehbar zu machen und er- schütterungsfrei aufzuhängen. Trotzdem das Fernrohr luini 450 Tonneu wiegt, läßt es sieh mit einem Motor von nur Vi PS in jede Lage bringen, Der Antriebsmechanismus besteht aus drei Zahnrädern von je a«ht Tonnen Gewieht, Sie wur- den mit äußerster Exaktheit in einer eigens auf- gestellten Werkstatt mit Klitnatisierungsanlnge in etwa einjährige r Arbeit geschnitten und ge- schliffen, wobei dio Temperaturschwankungen im Raume % Grad C nicht überschreiten durften., Bei der Konstruktion des Führungsmechanis- um- wurde auf mögliehst eiufiicho Bedienung Wert gelegt. Ein Tableau mit mehreren- Dreh- scheiben läßt (liiH Fernrohr auf jeden bestimmten Punkt de» Himmelsgewölbes einstellen und ge- währleistet die gleichmäßige Weiterführung wäh- rend mehrstündiger piktographischer Aufnah- men. Das du für erforderliche Schneckengetrieb»1 wird motorisch gesteuert, doch ist außerdem eine spezielle elektronische Einrichtung vorgesehen, die eine bisher unerreicht« Genauigkeit bei der Verfolgung der eingestellten HimmelspHrtien ge- stattet. Sie ist nach den Prinzipien der modernen elektronischen Ueelii umaschinen eingerichtet: Die Beobachter haben die Aiipnnitur jeden Abend einzustellen unter Berücksichtigung dos Luft- drucke«, der Luftfeuchtigkeit, der Temperatur und der momentanen LiclitlireehungHverhiiltnibftC in der Luft. Diese Angaben werden bei der Füh- rung des Instrumente« automatisch ausgewertet. Die Beobaehtunpxknbino cot hält einen Stand für den Beobachter und trägt die Kamera, die da* reflektiert« Licht, direkt vom Spiegel erhält. Da* Fernrohr «oll nämlich in erster Linie lür photo- graphische Aufnahmen dienen. Durch das Ein- M'ludlen von Spiegelvorrichtungen läßt sich jedoch auch die Beobachtung mit dem Auge vornehmen. Forschungsaufgaben für das Mount Palomar-Teleskop Dnji neue Riesenteleskop soll vorwiegend der Beobachtung des Fixstern-Himmels dienen. Bei der unmittelbaren Beobachtung von Planeten oder des Mondes ließe sich die volle Vergrößerungs- möglichkeit des Instrumentes wegen des Ein- flusses der Atmosphäre gar nicht nu-miit/.rri. Dagegen hofft mau, die l'lanetenstrahlung im infraroten Licht zur Erforschung ihrer Ober- flächenbeschaffenheit auswerten zu können. Da. Instrument wird außerdem da/.u dienen, eine Karte des fernen Sternenhimmels außerhalb der Milchst riili« aufzunehmen. Dai. Studium dn nußcrgnlaklisehen Nebel, ihrer Verteilung und ihrer Hewcgnngsgesehwindigkeiteii Mellt allein schon die Astronomen vor jahrzehntelange Auf- gaben, die wichtige Aufschlüsse über den Bau und den Werdegang des im.-, bekannten Wellalls geben werden. So gedenkt man die Hc Sittersehe Expari- sionstheorin nachprüfen »ii können. Auch dir Beobachtung der dunklen Wolken und die »pfik- tralanalytische Erforschung der Fixstern» in ihren verschiedenen Lebensaltern wird mit Hilfe de« neuen Instrumentes wesentlich gefördert wer- den können. ... . «iiijeipirl, mlkioikoplieh «i«n|«ir«N Abb. linkt. Du GUikürp.i dm I m-Splofl.li Hl lllf V«iilnatrung du t>;«wkhlei w.benlö.mlq aoigeipirl, Abb. lachli. DU ObeilUcha dei Splegtli wurde wlhrtnd dei Schilift lUndlj Beleuchtungstagiing Stij. Am 4. MKrü führte drr SehwMtßHtdU Elektrotechnische Verein (S.E, V.) eine Btleueh- tunqstaqung in Hern durch. Etwa dreihundert Teilnehmer aus Kreisen der Wissenschaft, der Industrie und der ElektrizitHtswirthvhaft haben sich im Großen Saal des Berner Konservatoriums eingefunden, Xationnlrat II'. Trüb, Direktor des Elrktriw- »Ätsworkes der Stadt Züriih, eröffnete die Vor- mittagssitzung mit einer kurzen Orientierung liber dnH SchwrizerlBche Beleuehtungskomi re (S. Ii. K.) und die Internationale Beleuchtung-' kommission (LJB, K.), die der Förderung Liehtieelinik dienen, Im Nordergrund des Int^r- essen ntcht die. Fluoresicnslnmpc, die »ich dank ihrer hohen Llchlausbcut« und drr Variabilität irr spektralen Lieht zusiimmensetüiung immer mehr einführt. Trotz der wachsenden küiistliclitn Licht- flut vordien! auch da>; TagcHlicht gebührende Be- achtung. In dieser Richtung wirkt die Fachgruppe des S, I), K. Im ernten Fachreferat sprneh //. Ke$ltr, Lichttechniker bei den Philips Lnmpen AG. (Zürich), über Beleuchtungsanlagen in. Industrie, Handel und (Interim", Der Referent betonte die Wichtigkeit rwcekmHßiger Beleuch- tung in Industriebetrieben, wodurch die Seh- leistung (Sehgeseliwiudigkeit, Sehschärfe, Färb- erkennung, ermüdungsfreies Arbeilen den Seh- apparates) gesteigert und die psychische Einstel- lung günstig beeinflußt wird. Der Referent er- wiilinl zwei Leitsätze, für die künstlich« Beleuch- tungs 1. Kie hat dem Unternehmer einen wirt- schaftlichen Nutzen abzuwerfen durch Steigerung des Gcanmtwlrkuuffttgrmlcii -seine., Fabrikations- Neue Zürcher Zeitung vom 10.03.1948

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rtEVE ZÜRCHER ZEITUNG Mittwoch, 19. Man 1949 Blatt «Mittagausgabe

,K>;. 517 (IS)

Das Riesenteleskop auf dem Mount Palomar

Vor genau zwanzig Jahren kamen die erstenKachrichten aus den Vereinigten Staaten überden Bau einet reuen Riesenteleskops, dessenSpiegel den Durchmesser des bisher größten

Refraktors der Welt uuf dem Mount Wilsonum dns Doppelte übersteigen nullte. fluch sorg-fältigen Berechnungen arbeitete der Initiatordieses Gedankens, Dr. George Haie, seinenPlan au«. Dan neue Instrument sollte auf demMount Palomar auf 1800 m Höhe aufgestelltwerden, du dicker Standort äußerst günstigeatmosphärische bedingungen bietet. Die gesam-

ten Kosten wurden auf ttira IS Millionen Dol-lar errechnet. Der wichtigste Teil des Uiescn-teleskops ist ein Spieiicl von 300 Xnll ( jiiti cm)Durchmesser, der daher eine Oberfläche vonnähitu 30 m* aufweist. Kr ist damit dunSOOOOUmal lichtstarker alt da* Auge bei iiröß-ter Oeffnung dir Pupille in völliger Dunkel-heit.

Der letzte Weltkrieg unterbrach die Arbei-ten zur Fertigstellung des Instruments, dasnunmehr im koiMncflden Sommer st inen Dienstaufnehmen null. Die Konstruktion den Riesen-teleskops stritte zahlreiche neue, früher unge-

löste Aufgaben, ilir an Hund langjähriger Mo-dellversuche und unter Zuhilfenahme eigen -

austieurbeitettr Methoden bewältigt werdenmußten.

Wir berichten nachstehend über Bau undKonstruktion dieses Instruments, das derastronomischen Forschung neue Wige eröff-nen soll.

Das Observatorium

Be. Zur Unterbringung des Refraktors wurdeauf dem Mount Palomar in Sud-California» eineigenes Observatorium errichtet, dealen Hau imJahre 1935 begonnen wurde, und drei .Inliivdauerte. Dns Observatorium bestellt aus einernzylinderförmigen Gebäude, dns mit 'J4 im Ivrei«angeordneten Betonpfeilern riilit, die 1,*» bin 2 mtief im Granitfelsen verankert .sind. Innerhalbdieses Baus sind unabhängig die vier ßetojttrHger

des Fernrohre Ubflr 0 m tief im Böden Verankert,daniil die leichten Erschütterungen bei der Drc-huug der Kuppel iddit überfragen werdet», DerBau wird von einer Kuppel gekrönt, die 41 niDurchmesser hat. Sie wiegt 000 Tonnen und ruhtauf .12

Fahrgestellen, die auf einer Kreissehiciielaufen, damit die OoflnUtig der Kuppel linelijeder lichtung gedreht werden knilli. Der Spultin der Kuppel lilßt sich durch motorischen An-trieb Hilf 9 m Breit« erweitern- Di« Drehung derKuppel erfolgt durch vier Elektromotoren vontotal 20 PS. Der zylindrische Unterbau sowie dieKuppel haben eine poppel wandung, die einenHohlraum von 1,2"» in aufweist. In diesem Hohl-raum zirkuliert Luft, die als Wlirmwehutz dient.Der Refraktor ist uuf' einer Bodenplatte von inLänge, 11 m Breite und 8,'r>; in Höhe aufgebaut. DiePlatte liegt in der Höhe den Beobachtungsstandes,

der im obern Teil des Rohrs aufgehängt ist.

Der Guß da« Hohlspiegels

A. W. Wohl du« kostbarste Wh heut« vonMenschenhand hurgontellto Stück Glas ist derHohlspiegel von 5 m SO Durchmesser für da* Mt.Paloniar-Ohservnloriuin in Süd-Oidifornien, derEnde November 1017 zu seinem endgültigen Auf-stellungsort gelangte. Der optisch« Schliff desStückes dauerte volle elf Jahre und wurde vomCalifornia Institute of Technology in Ptttttdennerfolgreich zu Kiide geführt. Ende 1048 «oll dioMontage des größter! bisher bekannten Teleskop«beendigt sein, und damit wird es (lein Menschenermöglicht, in bisher uiigenliiite Weiten des Welt-alls vorzudringen.

Interessant sind die ein/einen Herstellungs-phasen dieses Glnshroukoiu, Den Corning (ilana

Works in Corning bei New York wurde von deinCalifornia Institute of Technology seinerzeit dieBedingung gestellt, eine Glasscheibe r.U gießen,

au« der «puter ein Hohlspiegel von 200 ZollDurchmesser herausgeschliffen werden konnte.Vorgeselirieiien war ein möglichst niedriger Aus-dehnungskoeffizient des Glases (2,5 X 10-6 pro1°C). Zur Verminderung de« Gewichtes mußt»von der üblichen Herstellnngsform '/ derDicke im Verhältnis zum Durchmesser abge-wicheii werden. Wäre der Sjiiegel in der übli-chen Dicke gegossen worden, so hätte »ein Ge-wicht rund 10 Tonnen betrügen. Da ein Systemvon Kernlöcherii auf der Rückseite ungeordnetwurde, konnt«' das Gewieht auf ruiiü ÜO Tonnenvermindert werden.

dem im Jahre 1U34 stattgefunden^!! üuUder Roh-(Jla»scheil»e waren drei Fabrikations-phasen zu bei'ückhichtigen dm» Schmetten, dereigentliche Gii IJvorguug und du* nachfolgendeoptisthe Auskühlen der Glasmasse, um beim Ab-kalten auftretenden Strukturspaiiuuiigen zu ver-hindern.

Für das Schmelzen der Glasmasse wurde einkontinuierlicher Schmelzofen von tiO Tonnen In-halt vorbereitet. Das lioro.silikat-Glnsgeincugu er-I orderte, gegenüber dem üblicherweise hei deiHerstellung von Linsen verwendeten Krouglaseint! . höhere Schmelztemperatur. Aus diesem( kam der bei der optischen Glasschmelzeallgemein verwendete H trennten nicht in Frage.Außerdem bot «las Schmelzen im EinhcitMofeiii'iiii- bessere Gewähr für ein gleichmäßig homogengeläuterte* (ilas.

Die Schamotte-Giißform für die eiionnn Gliw-seheibe wurde unmittelbar neben diesem Schmelz-ofen, unter einem speziell zu diesem Zweck« auf-gebauten Gewölbe, hergerichtet. Hin System vonsymmetrisch angeordneten Kernen aus feuer-festem Material durchsetzte den FormlMideii, Die-ser wieder lag auf einem in d er Höhe senkbarenGestell, mittels welchem die Form, nach erfolgtem(iiili, in das anschließend aufgebaute, elektrischbeheizte Kühlgcwölbe überführt werden konnte.Form und Formgcwölbo mußten sorgfältig vor-gewärmt und mif eine Temperatur vun ca. 8000 "C gebracht werden.

Nach der Schmelze und Hoimigeni>;icrnng derGlasmasse im Schmelzofen, traten für den eigent-lichen Gießvorgang drei Schöpl kellen von je 330Kilo Inhalt in Aktion. Jede schöjttto ihr Glatt-lim ii t um einzeln ans einer der drei vorgesehenen

Ocl'f innigen am Kopfende des Schmelzofens, umhierauf, an einer Hängebahn, zur zugewiesenenOeffnung des Kormengewölbei geschoben zu wer-den. Der Gießvorgang einer er.-tcii Glasscheibebeanspruchte auf diese Weise rund zehn Stunden.

Nach dem (ließen erfolgte die jiuflerst wich-tige Kühlung der Glasmasse. 'An diesem Zweckewurde die noch lieißflüssig« Scheibe auf ihremTragrahinen abgesenkt und horizontal unter dasdaneben errichtete Kühlgcwolhe geschoben. Wändeund Krone dieses letzteren wurden ebenfallsdietlind elektrisch M1 vorgeheizt, Die -elektrische

,. Heizung des KühlgewöllH'ti bot gegenüber der ,Heizung durch Naturgas den Vorteil, daß dieäußerst laugsame Auskühlung der enormen Glas-Uiusse uuf diese Weise viel genauer kontrolliertwerden konnte. Für die gegebene Zusammen-setzung des Glases durfte) die tägliche Abkühlungim Temperaturbereich von 500 bis 300° C nur0,8 ° C pro Tag betragen. Nach Erreichungeiner Temperatur von 1100 C durfte das Aus-kühlen rascher erfolgen. Diese Prozedur bean-spruchte immerhin fast ein volles .lalir.

Der erste '..'00-Zoll-Hohlspicgcl wurde amMärz 1O.'l4 gegossen. Dabei lösten sich uiivor-gf'Kchenerwcisc einige der Kerne aus feuerfestem

Material von Ihren Grundankern und schwammenim die Oberi lache. Diese erste Scheibe konnte des-halb liir den vorgesehenen Zweck nicht \ erwen-det werden. Nach einer weitem Vorbereitung er-folgte der Gilli des /.weiten Spiegels am 2, De-zember 10.'!4, in der wesentlich reduzierten Zeitvon sieben Stunden, diesmal mit vollem Erfolgin allen drei Fahrikutionsphnsen.

Der Straßentransport der ausgekühlten 20Tonnen schweren Scheibe fitter durch die Ver-einigten Staaten von Amerika lineli Califoriiienerfolgt« ein weiteres Jahr «pitter und .stellte, auch

Dal Obi«i»«totlum iirt dem Mounl »aloni«. I« de, Oellnung der Kuppel IM die Glllerkoniliukllor, dat »ohrkSrpen ilehlbei

wegen der enormen Distant, ein äußerst delikatesProbieiii dar. Der zu diesem Zwecke bereitge-

stellte Straßentrunsportwagen durfte, auch we-gen der Temperaturunterschiede, nur bei Nachtunterwegs sein. Die großen Abmessungen derScheibe erforderten außerdem eine ausgeklügelteTransportroute, die niedrig« Unterführungen imdDurchgänge umging. Ein Eisenbahntransport kamwegen des Bruehrisikus nicht in Frage.

Dar Schliff das Spiegels

be. Der Schliff des Spiegelst begann imAugust 1041 unter der Aufsieht vou Dr. JohnA. Anderson vom California Institute of Techno-logy, Pasadena, und nahm mehr als ein Jahr imArbeitszeit in Anspruch. Dio Glasscheibe wurdeabwechselnd in kleinen Partien geschliffen undgleich nachpoliert, wobei jede Stell« mikrosko-pisch nachgeprüft wurde. Die errechnete Parti -

iiiiloid-Kurve ist derart e.vnkt eingehalten, daßkeine größereu Abweichungen als ein 100-Millioii-stel-.MiHinieter bestehen. Dank dieter außer-ordentlichen Genauigkeit laßt sieh das Licht eine«Fixsternes auf den Durchmesser von "»« Hosen-grad abbilden. Nach Abschluß der Fnliernrhriteuwurde der Glii-I;örpcr unfeiner spiegelnden Alu-miiiiuiiischicht überzogen.

Die Konstruktion das Teleskope»

Der Riesenspiegel wird von ,'l|l Hehelkon-struktioneii festgehalten, die in die Zwiitchen-räunie der Rippen eingreifen. Das ganz« System

ist so gut ausbalanciert, daß sich bei jeder Lage

des I(ohres kein« größere Durchbiegung aUnun zeigt. Das Rohr selbst aus einem

stählernen Gitterwerk von IH m Länge und (i inDurchmesser, bei einem Gewieht von ll.'i Tonnen.Eh ist frei b e« eglieli in einem jocliföruiigen LagerHiifgehäiigt, das seinerseits 14,,i in Durojltnowor

hat und IM Tonnen schwer ist. Das Lager IHuftauf einem Oelbelt, das unter einem Druck von17,5 Atmosphären gehalten wird, Auf diese Weiseist et* gelungen, das gesamte Rohrsystem mit sehrgeringem Aufwand drehbar zu machen und er-schütterungsfrei aufzuhängen. Trotzdem dasFernrohr luini 450 Tonneu wiegt, läßt es sieh miteinem Motor von nur Vi PS in jede Lage bringen,

Der Antriebsmechanismus besteht aus dreiZahnrädern von je a«ht Tonnen Gewieht, Sie wur-den mit äußerster Exaktheit in einer eigens auf-gestellten Werkstatt mit Klitnatisierungsanlnge in

etwa einjähriger Arbeit geschnitten und ge-schliffen, wobei dio Temperaturschwankungen imRaume % Grad C nicht überschreiten durften.,

Bei der Konstruktion des Führungsmechanis-

um- wurde auf mögliehst eiufiicho Bedienung

Wert gelegt. Ein Tableau mit mehreren- Dreh-scheiben läßt (liiH Fernrohr auf jeden bestimmtenPunkt de» Himmelsgewölbes einstellen und ge-

währleistet die gleichmäßige Weiterführung wäh-rend mehrstündiger piktographischer Aufnah-men. Das du für erforderliche Schneckengetrieb»1

wird motorisch gesteuert, doch ist außerdem einespezielle elektronische Einrichtung vorgesehen,

die eine bisher unerreicht« Genauigkeit bei derVerfolgung der eingestellten HimmelspHrtien ge-

stattet. Sie ist nach den Prinzipien der modernenelektronischen Ueelii umaschinen eingerichtet: DieBeobachter haben die Aiipnnitur jeden Abendeinzustellen unter Berücksichtigung dos Luft-drucke«, der Luftfeuchtigkeit, der Temperaturund der momentanen LiclitlireehungHverhiiltnibftC

in der Luft. Diese Angaben werden bei der Füh-rung des Instrumente« automatisch ausgewertet.

Die Beobaehtunpxknbino cot hält einen Standfür den Beobachter und trägt die Kamera, die da*reflektiert« Licht, direkt vom Spiegel erhält. Da*Fernrohr «oll nämlich in erster Linie lür photo-graphische Aufnahmen dienen. Durch das Ein-M'ludlen von Spiegelvorrichtungen läßt sich jedoch

auch die Beobachtung mit dem Auge vornehmen.

Forschungsaufgabenfür das Mount Palomar-Teleskop

Dnji neue Riesenteleskop soll vorwiegend derBeobachtung des Fixstern-Himmels dienen. Beider unmittelbaren Beobachtung von Planeten oderdes Mondes ließe sich die volle Vergrößerungs-möglichkeit des Instrumentes wegen des Ein-flusses der Atmosphäre gar nicht nu-miit/.rri.Dagegen hofft mau, die l'lanetenstrahlung iminfraroten Licht zur Erforschung ihrer Ober-flächenbeschaffenheit auswerten zu können. Da.

Instrument wird außerdem da/.u dienen, eineKarte des fernen Sternenhimmels außerhalb derMilchst riili« aufzunehmen. Dai. Studium dnnußcrgnlaklisehen Nebel, ihrer Verteilung undihrer Hewcgnngsgesehwindigkeiteii Mellt alleinschon die Astronomen vor jahrzehntelange Auf-gaben, die wichtige Aufschlüsse über den Bau undden Werdegang des im.-, bekannten Wellalls geben

werden. So gedenkt man die Hc Sittersehe Expari-

sionstheorin nachprüfen »ii können. Auch dirBeobachtung der dunklen Wolken und die »pfik-tralanalytische Erforschung der Fixstern» inihren verschiedenen Lebensaltern wird mit Hilfede« neuen Instrumentes wesentlich gefördert wer-den können.

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. «iiijeipirl,mlkioikoplieh «i«n|«ir«NAbb. linkt. Du GUikürp.i dm I m-Splofl.li Hl lllf V«iilnatrung du t>;«wkhlei w.benlö.mlq aoigeipirl, Abb. lachli. DU ObeilUcha dei Splegtli wurde wlhrtnd dei Schilift lUndlj

Beleuchtungstagiing

Stij. Am 4. MKrü führte drr SehwMtßHtdUElektrotechnische Verein (S.E, V.) eine Btleueh-tunqstaqung in Hern durch. Etwa dreihundertTeilnehmer aus Kreisen der Wissenschaft, derIndustrie und der ElektrizitHtswirthvhaft habensich im Großen Saal des Berner Konservatoriumseingefunden,

Xationnlrat II'. Trüb, Direktor des Elrktriw-»Ätsworkes der Stadt Züriih, eröffnete die Vor-mittagssitzung mit einer kurzen Orientierung

liber dnH SchwrizerlBche Beleuehtungskomi re(S. Ii. K.) und die Internationale Beleuchtung-'

kommission (LJB, K.), die der Förderung

Liehtieelinik dienen, Im Nordergrund des Int^r-essen ntcht die. Fluoresicnslnmpc, die »ich dankihrer hohen Llchlausbcut« und drr Variabilität irrspektralen Lieht zusiimmensetüiung immer mehreinführt. Trotz der wachsenden küiistliclitn Licht-flut vordien! auch da>; TagcHlicht gebührende Be-achtung. In dieser Richtung wirkt die Fachgruppe

des S, I), K.

Im ernten Fachreferat sprneh //. Ke$ltr,Lichttechniker bei den Philips Lnmpen AG.(Zürich), über Beleuchtungsanlagen in.Industrie, Handel und (Interim", Der Referentbetonte die Wichtigkeit rwcekmHßiger Beleuch-tung in Industriebetrieben, wodurch die Seh-leistung (Sehgeseliwiudigkeit, Sehschärfe, Färb-erkennung, ermüdungsfreies Arbeilen den Seh-apparates) gesteigert und die psychische Einstel-lung günstig beeinflußt wird. Der Referent er-wiilinl zwei Leitsätze, für die künstlich« Beleuch-tungs 1. Kie hat dem Unternehmer einen wirt-schaftlichen Nutzen abzuwerfen durch Steigerung

des Gcanmtwlrkuuffttgrmlcii -seine., Fabrikations-

Neue Zürcher Zeitung vom 10.03.1948