Das zerbrochene Gewehr, 88

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Nr. 88, März 2011 “Am 1. August 1914 war es zu spät, pazifistische Propaganda zu treiben, war es zu spät, militaristische zu treiben – tatsächlich ist auch damals von den Militaristen nur geerntet worden, was sie zweihundert Jahre vorher gesät haben. Wir müssen säen." [1] Das schrieb der deutsche Pazifist Kurt Tucholsky in einem Artikel mit der Überschrift "Über wirkungsvollen Pazifismus", veröffentlicht im jahre 1927. Mehr als 80 Jahre später säen die Militaristen immer noch. Die Anwesenheit des Militärs in Schulen ist das ungeheuerlichste Beispiel für das Säen und Pflanzen militaristischer Gedanken in die Gehirne von Kindern und zukünftigen Soldaten bzw. von Unterstützern des Militarismus und der Kriege. Es ist ungeheuerlich, weil einerseits Schulen positive Werte und Wissen vermitteln sollten, nicht Propaganda, und andererseits halt Kinder für Propaganda und Indoktrination sehr empfänglich sind. Militaristische Propaganda Eine Schlüsselfunktion der militärischen Präsenz in Schulen ist Propaganda. Das wird sehr offensichtlich, wie wir in dem Artikel von Serdar M. Değirmencioğlu's über Militarismus in den Schulen der Türkei (siehe Seite 4) sehen können oder, etwas unterschwelliger, an der Verwendung des Simulationsspiels "Politik & Internationale Sicherheit" durch das Militär in deutschen Schulen und Universitäten (siehe den Artikel von Michael Schulze von Glaßer auf Seite 9). Diese militärische Propaganda zielt darauf ab, in den Gehirnen der Kinder militaristische Werte einzupflanzen, damit sie die Existenz und die Verwendung des Militärs im späteren Leben nicht in Frage stellen. Wie Sergeiy Sandler schreibt: “Die Präsenz des israelischen Militärs in den Schulen dienst nicht so sehr der Rekrutierung, sondern dem Erhalt einer sozialen Ordnung." (siehe Seite 3). Das gilt für die meisten Länder, mit oder ohne Wehrpflicht. Und es deutet auf viel größere Sachverhalte hin, die über den Antimilitarismus hinausgehen: die Schule selbst dient – mit oder ohne militärische Präsenz – zum Erhalt einer sozialen Ordnung (der Staat, Kapitalismus, die bolivanische Revolution) und nicht nur zur Bildung und zum Wissenstransfer. Wie stark das Milität in den Schulen gegenwärtig ist (und wie oft das Militär als positives Vorbild in den Schulen benutzt wird – in Geschichte, Wissenschaft, usw.) kann als Anzeiger des Grades des Militarismus in unseren Gesellschaften angesehen werden. Rekrutierung zum Militär Aber bei der militärischen Präsenz in den Schulen geht es nicht nur um Propaganda. Besonders in Ländern ohne Wehrpflicht – oder mit hoher "Professionalisierung" des Militärs – muss das Militär potentielle neue Rekruten von Kindesbeinen an ansprechen. David Gee zitiert in seinem Artikel über Großbritannien (Soldaten auf dem Spielplatz, Seite 7) den Leiter der Abteilung ArmeeRekrutierungsstrategie, Colonel David Allfrey: "Unser neuer Ansatz ist es, ein Bewußtsein zu schaffen, und das erfordert einen Zeitraum von 10 Jahren. Es fängt damit an, dass ein siebenjähriger Junge einen Fallschirmspringer während einer Flugvorführung sieht und denkt: 'Das sieht toll aus.' Ab da versucht die Armee, Interesse durch stetiges Tropf, Tropf, Tropf aufzubauen." Editorial Militär raus aus der Schule – kein gewöhnliches Thema für die War Re sisters' International, obwohl sicherlich ein wichtiges. Wie diese Ausgabe des Zerbrochenen Gewehrs zeigt, ist die Militarisierung unseres Bildungs systems – sei es zum Zweck der In doktrinierung der Jugend oder zum Zweck militärischer Rekrutierung – eine äußerst wichtige Angelegenheit. Mit dieser Ausgabe schließt sich die War Resisters' International an das Zerbrochene Gewehr Nr. 78 vom Mai 2008 über die Professionalisierung des Militärs an. Die wachsende Militärprä senz in Schulen ist in den Staaten, die für die Rekrutierung nicht mehr auf die allgemeine Wehrpflicht zurückgreifen, ein wesentliches Rekrutierungs und Propagandawerkzeug, wie wir in ver schiedenen Artikeln dieser Ausgabe des Zerbrochenen Gewehrs sehen können. In den kommenden Jahren wird das Programm der WRI zum Thema „das Recht, das Töten zu verweigern“ seinen Schwerpunkt mehr auf Aktivi täten gegen Rekrutierung haben, und der Widerstand gegen die Militärprä senz in Schulen ist ein wichtiger Aspekt dieser Arbeit. Wir planen irgendwann 2012 ein europaweites Seminar zum Thema Widerstand ge gen Rekrutierung und hoffen, das europäische WRINetzwerk mehr in diese Arbeit einbinden zu können. Ganz ohne Zweifel ist das ein Ge biet, wo die europäischen (und ande ren) antimilitaristischen Bewegungen eine Menge zu lernen haben von der Tiefe der Erfahrung in den USA, wo die Antimilitaristen – leider – jahrzehnte lang gegen die Militarisierung der Schulen, Universitäten und anderer öffentlicher Räume kämpfen mussten, die auf die Abschaffung der allgemei nen Wehrpflicht in den 1970er Jahren folgte. Aber auch in anderen Teilen der Welt existiert eine reiche Erfahrung von Aktivitäten gegen Rekrutierung, und wir hoffen, es wird möglich sein, alles dieses zu anzusprechen, um die Arbeit gegen Rekrutierung in Europa (und anderswo) zu stärken. Es gibt dafür einen dringenden Bedarf in Europa, wo das Militär mit dem Ende der allgemeinen Wehrpflicht haupt sächlich allein gelassen wurde, wenn es um die Rekrutierung ging. Es ist ein Widerspruch, große Massen für Anti KriegsProteste gegen die Kriege im Irak, Afghanistan und... zu mobilisie ren, aber den täglichen Rekrutierungs aktivitäten der Armee nichts entgegen zusetzen. Diese Ausgabe des Zerbro chenen Gewehrs wird hoffentlich eini ge Ideen für neue Aktivitäten liefern. Andreas Speck Fortsetzung auf Seite 2 Militär raus aus den Schulen! GegendieMilitarisierungderBildung

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Gegen die Militarisierung der Jugend Das Zerbrochene Gewehr ist das Magazin der Internationale der Kriegsgegner_innen, erscheint dreimal jährlich und wird auf Deutsch, English, Français und Español veröffentlicht. Um "Das Zerbrochene Gewehr" zu abonnieren und per Mail zu erhalten klicken Sie bitte hier: http://lists.wri-irg.org/sympa/subscribe/daszerbrochenegewehr

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  • Nr. 88, Mrz 2011

    Am 1. August 1914 war es zu spt,pazifistische Propaganda zu treiben, war es zuspt, militaristische zu treiben tatschlich istauch damals von den Militaristen nur geerntetworden, was sie zweihundert Jahre vorher gesthaben. Wir mssen sen." [1] Das schrieb derdeutsche Pazifist Kurt Tucholsky in einem Artikelmit der berschrift "ber wirkungsvollenPazifismus", verffentlicht im jahre 1927. Mehr als80 Jahre spter sen die Militaristen immer noch.Die Anwesenheit des Militrs in Schulen ist dasungeheuerlichste Beispiel fr das Sen undPflanzen militaristischer Gedanken in die Gehirnevon Kindern und zuknftigen Soldaten bzw. vonUntersttzern des Militarismus und der Kriege. Esist ungeheuerlich, weil einerseits Schulen positiveWerte und Wissen vermitteln sollten, nichtPropaganda, und andererseits halt Kinder frPropaganda und Indoktrination sehr empfnglichsind.Militaristische PropagandaEine Schlsselfunktion der militrischenPrsenz in Schulen ist Propaganda. Das wird sehroffensichtlich, wie wir in dem Artikel von Serdar M.Deirmenciolu's ber Militarismus in den Schulender Trkei (siehe Seite 4) sehen knnen oder,etwas unterschwelliger, an der Verwendung desSimulationsspiels "Politik & InternationaleSicherheit" durch das Militr in deutschen Schulenund Universitten (siehe den Artikel von MichaelSchulze von Glaer auf Seite 9). Diesemilitrische Propaganda zielt darauf ab, in denGehirnen der Kinder militaristische Werteeinzupflanzen, damit sie die Existenz und dieVerwendung des Militrs im spteren Leben nichtin Frage stellen.

    Wie Sergeiy Sandler schreibt: Die Prsenzdes israelischen Militrs in den Schulen dienstnicht so sehr der Rekrutierung, sondern demErhalt einer sozialen Ordnung." (siehe Seite 3).Das gilt fr die meisten Lnder, mit oder ohneWehrpflicht. Und es deutet auf viel grereSachverhalte hin, die ber den Antimilitarismushinausgehen: die Schule selbst dient mit oderohne militrische Prsenz zum Erhalt einersozialen Ordnung (der Staat, Kapitalismus, diebolivanische Revolution) und nicht nur zur Bildungund zum Wissenstransfer. Wie stark das Militt inden Schulen gegenwrtig ist (und wie oft dasMilitr als positives Vorbild in den Schulen benutztwird in Geschichte, Wissenschaft, usw.) kann alsAnzeiger des Grades des Militarismus in unserenGesellschaften angesehen werden.Rekrutierung zum MilitrAber bei der militrischen Prsenz in denSchulen geht es nicht nur um Propaganda.Besonders in Lndern ohne Wehrpflicht oder mithoher "Professionalisierung" des Militrs mussdas Militr potentielle neue Rekruten vonKindesbeinen an ansprechen. David Gee zitiert inseinem Artikel ber Grobritannien (Soldaten aufdem Spielplatz, Seite 7) den Leiter der AbteilungArmeeRekrutierungsstrategie, Colonel DavidAllfrey: "Unser neuer Ansatz ist es, ein Bewutseinzu schaffen, und das erfordert einen Zeitraum von10 Jahren. Es fngt damit an, dass einsiebenjhriger Junge einen Fallschirmspringerwhrend einer Flugvorfhrung sieht und denkt:'Das sieht toll aus.' Ab da versucht die Armee,Interesse durch stetiges Tropf, Tropf, Tropfaufzubauen."

    EditorialMilitr raus aus der Schule keingewhnliches Thema fr die War Resisters' International, obwohl sicherlichein wichtiges. Wie diese Ausgabe desZerbrochenen Gewehrs zeigt, ist dieMilitarisierung unseres Bildungssystems sei es zum Zweck der Indoktrinierung der Jugend oder zumZweck militrischer Rekrutierung eine uerst wichtige Angelegenheit.Mit dieser Ausgabe schliet sichdie War Resisters' International an dasZerbrochene Gewehr Nr. 78 vom Mai2008 ber die Professionalisierung desMilitrs an. Die wachsende Militrprsenz in Schulen ist in den Staaten, diefr die Rekrutierung nicht mehr auf dieallgemeine Wehrpflicht zurckgreifen,ein wesentliches Rekrutierungs undPropagandawerkzeug, wie wir in verschiedenen Artikeln dieser Ausgabedes Zerbrochenen Gewehrs sehenknnen.In den kommenden Jahren wirddas Programm der WRI zum Themadas Recht, das Tten zu verweigernseinen Schwerpunkt mehr auf Aktivitten gegen Rekrutierung haben, undder Widerstand gegen die Militrprsenz in Schulen ist ein wichtigerAspekt dieser Arbeit. Wir planenirgendwann 2012 ein europaweitesSeminar zum Thema Widerstand gegen Rekrutierung und hoffen, daseuropische WRINetzwerk mehr indiese Arbeit einbinden zu knnen.Ganz ohne Zweifel ist das ein Gebiet, wo die europischen (und anderen) antimilitaristischen Bewegungeneine Menge zu lernen haben von derTiefe der Erfahrung in den USA, wo dieAntimilitaristen leider jahrzehntelang gegen die Militarisierung derSchulen, Universitten und andererffentlicher Rume kmpfen mussten,die auf die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht in den 1970er Jahrenfolgte. Aber auch in anderen Teilen derWelt existiert eine reiche Erfahrungvon Aktivitten gegen Rekrutierung,und wir hoffen, es wird mglich sein,alles dieses zu anzusprechen, um dieArbeit gegen Rekrutierung in Europa(und anderswo) zu strken. Es gibtdafr einen dringenden Bedarf inEuropa, wo das Militr mit dem Endeder allgemeinen Wehrpflicht hauptschlich allein gelassen wurde, wennes um die Rekrutierung ging. Es ist einWiderspruch, groe Massen fr AntiKriegsProteste gegen die Kriege imIrak, Afghanistan und... zu mobilisieren, aber den tglichen Rekrutierungsaktivitten der Armee nichts entgegenzusetzen. Diese Ausgabe des Zerbrochenen Gewehrs wird hoffentlich einige Ideen fr neue Aktivitten liefern.Andreas SpeckFortsetzung auf Seite 2

    Militr raus aus den Schulen!GegendieMilitarisierungderBildung

  • Militr raus aus den Schulen!

    Das Zerbrochene Gewehr Nr. 88, Mrz 20112

    Verpflichtung wird als soziales Ziel betrachtet und inder Tat als Mittel, junge Menschen vonunterprivilegierten Gemeinschaften zu frdern, siein die Gesellschaft Israels zu integrieren (inWirklichkeit ist der Militrdienst ein zentraler Faktorfr soziale Ungleichheit, speziell der Geschlechter,Klassen und ethnischen Ungleichheit in Israel, aberdas ist eine Sache fr eine eigene Diskussion).Das israelische Bildungssystem arbeitet freiwilligund begierig auf allen Ebenen und in vielen Weisenmit der Armee zusammen. Das schliet rtlicheInitiativen ein, die Grundschulkinder verschicken, ummilitrisches Training nachzuffen oder zuStudienreisen, die vergangene Schlachtfelder zumSchwerpunkt haben, und die allgegenwrtige Praxisin Schulen und speziell in Kindergrten,Geschenkpakete zu packen und sie an Soldaten zusenden (sie werden oft in besonderen Zeremonienausgehndigt, bei denen die Soldaten anwesendsind, und auch die bliche Waffenausstattung).[4]New Profile hat auch Berichte von Schulbeirtenerhalten, die jede vertrauliche Informationen, die sieber die Schler bekommen, an die Armeeweitergeben. Lehrer versuchen ihre Schler von derWichtigkeit der Lehrinhalte zu berzeugen, die sielehren, indem sie sie so darstellen, als verbessertensie die Chancen des Schlers, in speziellenMilitreinheiten zu dienen (Sport wrde einen in eineKampfeinheit bringen, Arabisch zurGeheimdiensteinheit). In der Tat werden dieseVerbindungen oft vom Bildungsministerium formellgutgeheien, da verschiedene Lehrinhalte offiziellTeil der Vorbereitung auf den Lehrplan desMilitrdienstes sind.[5]Viele der Schler akzeptieren diese Perspektiveauch. Private Kurse fr krperliche und geistigeVorbereitung auf den Kampfdienst sind eineblhende Industrie. In eine Eliteeinheitaufgenommen zu werden, wird von einemisraelischen Teenager als Statussymbolangesehen (besonders unter denmnnlichen). Diese jungen Leuteakzeptieren die Botschaft, die vomBildungssystem und von der Gesellschaftals ganzer ausgeht, Soldat zu sein sei einnatrlicher Abschnitt im Leben einesMenschen, Militrdienst sei der exklusive,privilegierte Weg sozialer Teilhabe, dieeinzige soziale Pflicht, die ein Mensch hatund die einzige Handlung im Leben, diewirklich zhlt. Kriegsmige Reaktionen aufdie vielen Konflikte, in denen Israel sichverstrickt, entstehen in natrlicher Weiseaus all dem. Junge Israelis werdenaufgezogen im Glauben, dass dieMilitrmacht die selbstverstndliche Lsungfr jedes Problem ist, und dass man anPalstinenser und Araber im Allgemeinenberhaupt nur als Ziele militrischer Aktiondenken soll.Also ist das Thema der Militrprsenzin israelischen Schulen nicht so sehr diemilitrische Rekrutierung. Es geht um dieAufrechterhaltung einer sozialen Ordnung.Es ist also nicht berraschend, dass dasbisschen Arbeit gegen die Rekrutierung,das wir in New Profile und anderenGruppen machen, oft als Hochverratangesehen wird. New Profile hat so dieEhre, die einzige Organisation in Israel zusein, deren Aktivisten offiziell verboten ist,Schulen zu betreten und sich an Schler zuwenden. Trotzdem stellen wir auch ein

    wachsendes Unbehagen, zumindest in einigenKreisen, gegen einige der extremeren Formen vonMilitrprsenz in Schulen fest, die als bertriebengesehen werden. Die Opposition gegen dieMilitarisierung der Bildung in Israel entwickelt sichauch unter Jugendlichen und Erziehern, trotz dervielen formellen und informellen Strafen, die ihnendrohen, wenn sie sich dagegen aussprechen.Vielleicht knnen diese eine ffnung fr wirksameGegenrekrutierungsarbeit in Israel in der Zukunftschaffen.Anmerkungen[1] Dikla Schneider, Chief of Staff: MandatoryConscription for Everyone To Military orNational Service, The IDF SpokesepersonsOffice Website, 2 Dec. 2009,http://dover.idf.il/IDF/News_Channels/today/09/12/0201.htm [in Hebrew].[2] Zu dieser und anderen Formen derMilitrprsenz in Schulen siehe The New ProfileReport on Child Recruitment in Israel,http://www.newprofile.org/data/uploads/child_soldiers/english.pdf und Antworten der NRO auf dieListe der Gegenstnde in Verbindung mit derBetrachtung des Anfangsberichtes Israels fr die53. Sitzung des Komitees fr die Rechte desKindes,http://www.newprofile.org/data/uploads/child_soldiers/Reply_to_List_of_I..., S. 2934.[3] Efrat Zemer, "Combat for Graduates, Money forSchools, NRG, 18 Aug. 2009,http://www.nrg.co.il/online/1/ART1/930/993.html[in Hebrisch].[4] New Profile Report on Child Recruitment inIsrael, S. 1620.[5] New Profile Report on Child Recruitment inIsrael, S. 2327.

    Dieses "Tropf, Tropf, Tropf" ist eineLangzeitstrategie, so dass wenn jemand dasrekrutierfhige Alter erreicht eine Karrierebeim Militr als interessante Option erscheint.Es berrascht sicher nicht, das die Militrprsenz in Schulen in sogenannten benachteiligten Stadtteilen viel grer ist. Die Rekruteure denken, dass sie hier unter den Jugendlichen leichter Beute finden, die geringereMglichkeiten haben, eine Arbeit zu finden,und damit leichter fr das Militr rekrutiertwerden knnen. Aber moderne Armeenbrauchen auch gut ausgebildete Soldaten.Deshalb setzt das Militr auch seine Rekrutierungsbemhungen an den Universitten ein.WiderstandInnerhalb der Friedens und Kriegsgegnerbewegungen gibt es unterschiedliche Annherungen an das Thema Prsenz des Militrs inden Schulen. Einige argumentieren fr "gleichen Zugang" fr die Friedensbewegung anden Schulen, damit sie der Militrpropagandaetwas entgegensetzen knnen. Es kann sehreffektiv sein, die Argumente eines militrischenRekruteurs oder "Beraters" in einer direktenKonfrontation auf dem Schulhof oder im Klassenzimmer zu kontern aber es bleibt dieFrage der Resourcen. Selbst wenn es unsgestattet wre, wren wir als aktive Kriegsgegner in der Lage, an jede Schule jedesmalzu gehen, wenn das Militr dort im Klassenzimmer oder Schulhof anwesend ist? Ich bezweifle das nicht nur ich bin ziemlich sicher,das es unmglich ist.Ein anderer Standpunkt und aus meinerSicht der grundlegendere ist es, zu verlangen, dass das Militr in den Schulen nichts zusuchen hat es sollte komplett aus allenSchulen verbannt werden. Das mag radikalklingen aber es ist nicht unrealistischer als inder Lage zu sein, jegliche militrische Prsenzin den Schulen "zu begleiten".Unabhngig von diesen zwei Vorgehensweisen, wird die Friedenserziehung oft als eineAufgabe der Schulen gefrdert. Whrend

    jegliche Form von Friedenserziehung sicherwichtig ist, habe ich persnlich so meine Zweifel, wie wir diese in ein System einpassen knnen, das "zum Erhalt einer sozialen Ordnung"konstruiert ist, die auf Krieg vertraut. Schulenan sich sind gewaltttige Institutionen, Vertretungen struktureller Gewalt. Manche Lehrerversuchen, die strukturelle Gewalt, die unserem existierenden Bildungssystem innewohnt,zu unterlaufen, aber sie ist trotzdem immer da:der Druck "gute Noten zu erzielen", autoritreRegeln und in vielen Lndern/Schulen sogarSchuluniformen und Kleidungsvorschriften, diedazu dienen, jegliche Form persnlichen Ausdrucks zu unterdrcken. Im Rahmen der strukturellen Gewalt (und der militrischen Propaganda), knnte Friedenserziehungheuchlerisch erscheinen.Aber es gibt Widerstand in einigen Schulen mehr, in anderen weniger, in einigen Lndern mehr, in anderen weniger. Lehrer knnenes einfach ablehnen, das Militr in ihre Klassen einzuladen, Eltern knnen ihre Kinder ausKlassen herausnehmen, die mit dem Militrverbunden sind, und Schler knnen sichweigern, an solchen Klassen teilzunehmen,entweder legal oder indem sie einfach nichterscheinen. Widerstand existiert oft bei Einzelpersonen, aber er wird wirksam und zur Gefahr, wenn er organisiert wird, wie z. B. in denVereinigten Staaten durch das "National Network Opposing the Militarization of Youth"(Nationales Netz gegen die Militarisierung derJugend) oder in Deutschland in den regionalenKampagnen "Militr raus aus den Schulen".Wie diese Kampagnen arbeiten knnen, hngtsehr von dem politischen und bildungspolitischen Kontext des jeweiligen Landes ab. Aberhnliche Kampagnen sind berall wichtig.Wir mssen senAber es reicht nicht, das Militr aus denSchulen zu vertreiben. Der Staat und dasMilitr sen Militarismus in unseren Schulen,damit sie bei Bedarf ernten knnen um inden Krieg in Iraq, Afghanistan, oder [schreibenSie hier das nchste Land rein] zu ziehen d.h. damit sie das Kanonenfutter/die profesionel

    len Mrder (ja, Soldaten sind beides), die frdiese Kriege bentigt werden, rekrutierenknnen. Und noch einmal Tucholsky ber"effektiven Pazifismus": "Was aber fast berallvllig fehlt, das ist die pazifistische Propaganda im Alltag, auf der Gasse, in der Vierzimmerwohnung, auf ffentlichen Pltzen derPazifismus als Selbstverstndlichkeit. Vieroder fnf Mal im Jahr sind wir da, auf Kongressen, oft in Versammlungen. Und danngehen alle nach Hause, und das Leben tritt inseine Rechte das Leben das ist in diesemFalle die offizielle Staatsgesinnung, die denKrieg lobt das Kino, das den Krieg verherrlicht die Zeitung, die den Krieg nicht in seinerwahren Gestalt zu zeigen wagt die Kirche, diezum Kriege hetzt ... die Schule, die den Kriegin ein bombastisches Panoptikum umlgt dieUniversitt, die den Krieg feiert , berall derKrieg." [2]Schulen die Klassenzimmer sind einwichtiger Ort fr pazifistische Propaganda undGegenpropaganda. Wir sollten nicht erwarten,dass sie ein Teil des Stundenplans werdenund dass das dem Staat berlassen werdenkann. Weit entfernt. Die Staatssache istMilitarismus und Krieg. Pazifistische Propaganda in den Schulen muss auerhalb deroffiziellen Kanle organisiert werden durchLehrer und ihre Gewerkschaften, durchSchler und ihre Organisationen, durch Eltern.Das Kontern der militrischen Rekrutierung an den Schulen beginnt nicht, wenn dieRekruteure auftauchen es muss mit demKontern des "Tropf, Tropf, Tropf" der Militrstrategie beginnen, mit dem Kontern derVerherrlichung des Militrs und des Krieges inallen Fchern des tglichen Unterrichts einerSchule. Man muss die durch das Militrgesete Samen rausreien und etwas anderespflanzen. Fangen wir mit dem Sen an.Andreas SpeckAnmerkungen:[1] Kurt Tucholsky (als Ignaz Wrobel): ber wirkungsvollen Pazifismus, in Weltbhne, 11. Oktober 1927,http://www.textlog.de/tucholskyueberpazifismus.html[2] Siehe Funote [1]

    Fortsetzung von Seite 1

    Israel:SchulenalsRekrutierungsanstaltenVon Sergeiy Sandler, mit Untersttzung von ShirGivoni und Bar Rose, New Profile.

    Am 1. Dezember 2009 trafen sichHunderte Schulleiter israelischer Oberschulenzu einer besonderen Konferenz zum ThemaVorbereitung eines bedeutsamen Dienstes inden israelischen Verteidigungskrften mit demPersonalchef des israelischen Militrs alsHauptredner. Anwesend war auch derisraelische Minister fr Bildung und vielehhere Beamte aus den Ministerien fr Bildungund Verteidigung sowie hhere Offiziere.[1]Dieses Ereignis ist nur ein Beispiel einesandauernden Trends wachsender militrischerPrsenz in israelischen Oberschulen whrendder letzten Jahre. Seit 1999 wurden Soldatenin Uniform, deren Aufgabe es ist, Schler zurRekrutierung zu veranlassen und sie mit (oftirrefhrenden) Informationen ber die Armee

    zu versorgen, in fast jeder Oberschule in Israeleingesetzt als Teil eines verbindlichenLehrplans der Vorbereitung auf denMilitrdienst. Eine wachsende Zahl vonBildungsprogrammen und initiativen umfasstden Einsatz hherer und mittlerer Offiziere inOberschulen, um Schler und Lehreranzusprechen.[2]Nun scheint es in vielen Lndern einenhnlichen Trend zu geben. Militrische Werberhaben in Europa und Nordamerika in denletzten Jahren mehr Zugang zu Schulen alsfrher, und Militrmessen und ffentlicheEreignisse haben seit kurzem angefangen,Kinder als Publikum anzusprechen. Das ist oftdas Ergebnis der Abschaffung der allgemeinenWehrpflicht: Die Armeen mssen Rekrutensuchen und nutzen ihre Ressourcen undpolitischen Einfluss, um greren Zugang zuihnen zu gewinnen.

    Doch bei nherer Untersuchung ist derFall Israels anders. Israel hat die allgemeineWehrpflicht. Die Armee hat trotz ihrer Klagenan das Land mehr Verpflichtete, als sieeinsetzen kann. Das Wachstum derVerpflichtungszahlen, die mehr als zweiJahrzehnte lang gefallen sind, und der Kampfgegen die Drckebergerei werden allerdingsals die Hauptziele des neuesten Schwalls vonArmeeprsenz in den Schulen genannt, aberdiese Ziel wird in Israel nicht ausschlielich alsmilitrisches Ziel gesehen. Im Gegenteil hatder gegenwrtige Bildungsminister Israels,Gideon Saar, das Anwachsen derVerpflichtungszahlen als ein zentrales Ziel desBildungssystems genannt und hat ein Systemfinanzieller Anreize angekndigt, um Schulenund Lehrer fr wachsendeVerpflichtungszahlen ihrer frheren Schler,speziell in Kampfeinheiten, zu belohnen.[3] Die

  • Militr raus aus den Schulen!

    Das Zerbrochene Gewehr Nr. 88, Mrz 2011 3

    Verpflichtung wird als soziales Ziel betrachtet und inder Tat als Mittel, junge Menschen vonunterprivilegierten Gemeinschaften zu frdern, siein die Gesellschaft Israels zu integrieren (inWirklichkeit ist der Militrdienst ein zentraler Faktorfr soziale Ungleichheit, speziell der Geschlechter,Klassen und ethnischen Ungleichheit in Israel, aberdas ist eine Sache fr eine eigene Diskussion).Das israelische Bildungssystem arbeitet freiwilligund begierig auf allen Ebenen und in vielen Weisenmit der Armee zusammen. Das schliet rtlicheInitiativen ein, die Grundschulkinder verschicken, ummilitrisches Training nachzuffen oder zuStudienreisen, die vergangene Schlachtfelder zumSchwerpunkt haben, und die allgegenwrtige Praxisin Schulen und speziell in Kindergrten,Geschenkpakete zu packen und sie an Soldaten zusenden (sie werden oft in besonderen Zeremonienausgehndigt, bei denen die Soldaten anwesendsind, und auch die bliche Waffenausstattung).[4]New Profile hat auch Berichte von Schulbeirtenerhalten, die jede vertrauliche Informationen, die sieber die Schler bekommen, an die Armeeweitergeben. Lehrer versuchen ihre Schler von derWichtigkeit der Lehrinhalte zu berzeugen, die sielehren, indem sie sie so darstellen, als verbessertensie die Chancen des Schlers, in speziellenMilitreinheiten zu dienen (Sport wrde einen in eineKampfeinheit bringen, Arabisch zurGeheimdiensteinheit). In der Tat werden dieseVerbindungen oft vom Bildungsministerium formellgutgeheien, da verschiedene Lehrinhalte offiziellTeil der Vorbereitung auf den Lehrplan desMilitrdienstes sind.[5]Viele der Schler akzeptieren diese Perspektiveauch. Private Kurse fr krperliche und geistigeVorbereitung auf den Kampfdienst sind eineblhende Industrie. In eine Eliteeinheitaufgenommen zu werden, wird von einemisraelischen Teenager als Statussymbolangesehen (besonders unter denmnnlichen). Diese jungen Leuteakzeptieren die Botschaft, die vomBildungssystem und von der Gesellschaftals ganzer ausgeht, Soldat zu sein sei einnatrlicher Abschnitt im Leben einesMenschen, Militrdienst sei der exklusive,privilegierte Weg sozialer Teilhabe, dieeinzige soziale Pflicht, die ein Mensch hatund die einzige Handlung im Leben, diewirklich zhlt. Kriegsmige Reaktionen aufdie vielen Konflikte, in denen Israel sichverstrickt, entstehen in natrlicher Weiseaus all dem. Junge Israelis werdenaufgezogen im Glauben, dass dieMilitrmacht die selbstverstndliche Lsungfr jedes Problem ist, und dass man anPalstinenser und Araber im Allgemeinenberhaupt nur als Ziele militrischer Aktiondenken soll.Also ist das Thema der Militrprsenzin israelischen Schulen nicht so sehr diemilitrische Rekrutierung. Es geht um dieAufrechterhaltung einer sozialen Ordnung.Es ist also nicht berraschend, dass dasbisschen Arbeit gegen die Rekrutierung,das wir in New Profile und anderenGruppen machen, oft als Hochverratangesehen wird. New Profile hat so dieEhre, die einzige Organisation in Israel zusein, deren Aktivisten offiziell verboten ist,Schulen zu betreten und sich an Schler zuwenden. Trotzdem stellen wir auch ein

    wachsendes Unbehagen, zumindest in einigenKreisen, gegen einige der extremeren Formen vonMilitrprsenz in Schulen fest, die als bertriebengesehen werden. Die Opposition gegen dieMilitarisierung der Bildung in Israel entwickelt sichauch unter Jugendlichen und Erziehern, trotz dervielen formellen und informellen Strafen, die ihnendrohen, wenn sie sich dagegen aussprechen.Vielleicht knnen diese eine ffnung fr wirksameGegenrekrutierungsarbeit in Israel in der Zukunftschaffen.Anmerkungen[1] Dikla Schneider, Chief of Staff: MandatoryConscription for Everyone To Military orNational Service, The IDF SpokesepersonsOffice Website, 2 Dec. 2009,http://dover.idf.il/IDF/News_Channels/today/09/12/0201.htm [in Hebrew].[2] Zu dieser und anderen Formen derMilitrprsenz in Schulen siehe The New ProfileReport on Child Recruitment in Israel,http://www.newprofile.org/data/uploads/child_soldiers/english.pdf und Antworten der NRO auf dieListe der Gegenstnde in Verbindung mit derBetrachtung des Anfangsberichtes Israels fr die53. Sitzung des Komitees fr die Rechte desKindes,http://www.newprofile.org/data/uploads/child_soldiers/Reply_to_List_of_I..., S. 2934.[3] Efrat Zemer, "Combat for Graduates, Money forSchools, NRG, 18 Aug. 2009,http://www.nrg.co.il/online/1/ART1/930/993.html[in Hebrisch].[4] New Profile Report on Child Recruitment inIsrael, S. 1620.[5] New Profile Report on Child Recruitment inIsrael, S. 2327.

    Dieses "Tropf, Tropf, Tropf" ist eineLangzeitstrategie, so dass wenn jemand dasrekrutierfhige Alter erreicht eine Karrierebeim Militr als interessante Option erscheint.Es berrascht sicher nicht, das die Militrprsenz in Schulen in sogenannten benachteiligten Stadtteilen viel grer ist. Die Rekruteure denken, dass sie hier unter den Jugendlichen leichter Beute finden, die geringereMglichkeiten haben, eine Arbeit zu finden,und damit leichter fr das Militr rekrutiertwerden knnen. Aber moderne Armeenbrauchen auch gut ausgebildete Soldaten.Deshalb setzt das Militr auch seine Rekrutierungsbemhungen an den Universitten ein.WiderstandInnerhalb der Friedens und Kriegsgegnerbewegungen gibt es unterschiedliche Annherungen an das Thema Prsenz des Militrs inden Schulen. Einige argumentieren fr "gleichen Zugang" fr die Friedensbewegung anden Schulen, damit sie der Militrpropagandaetwas entgegensetzen knnen. Es kann sehreffektiv sein, die Argumente eines militrischenRekruteurs oder "Beraters" in einer direktenKonfrontation auf dem Schulhof oder im Klassenzimmer zu kontern aber es bleibt dieFrage der Resourcen. Selbst wenn es unsgestattet wre, wren wir als aktive Kriegsgegner in der Lage, an jede Schule jedesmalzu gehen, wenn das Militr dort im Klassenzimmer oder Schulhof anwesend ist? Ich bezweifle das nicht nur ich bin ziemlich sicher,das es unmglich ist.Ein anderer Standpunkt und aus meinerSicht der grundlegendere ist es, zu verlangen, dass das Militr in den Schulen nichts zusuchen hat es sollte komplett aus allenSchulen verbannt werden. Das mag radikalklingen aber es ist nicht unrealistischer als inder Lage zu sein, jegliche militrische Prsenzin den Schulen "zu begleiten".Unabhngig von diesen zwei Vorgehensweisen, wird die Friedenserziehung oft als eineAufgabe der Schulen gefrdert. Whrend

    jegliche Form von Friedenserziehung sicherwichtig ist, habe ich persnlich so meine Zweifel, wie wir diese in ein System einpassen knnen, das "zum Erhalt einer sozialen Ordnung"konstruiert ist, die auf Krieg vertraut. Schulenan sich sind gewaltttige Institutionen, Vertretungen struktureller Gewalt. Manche Lehrerversuchen, die strukturelle Gewalt, die unserem existierenden Bildungssystem innewohnt,zu unterlaufen, aber sie ist trotzdem immer da:der Druck "gute Noten zu erzielen", autoritreRegeln und in vielen Lndern/Schulen sogarSchuluniformen und Kleidungsvorschriften, diedazu dienen, jegliche Form persnlichen Ausdrucks zu unterdrcken. Im Rahmen der strukturellen Gewalt (und der militrischen Propaganda), knnte Friedenserziehungheuchlerisch erscheinen.Aber es gibt Widerstand in einigen Schulen mehr, in anderen weniger, in einigen Lndern mehr, in anderen weniger. Lehrer knnenes einfach ablehnen, das Militr in ihre Klassen einzuladen, Eltern knnen ihre Kinder ausKlassen herausnehmen, die mit dem Militrverbunden sind, und Schler knnen sichweigern, an solchen Klassen teilzunehmen,entweder legal oder indem sie einfach nichterscheinen. Widerstand existiert oft bei Einzelpersonen, aber er wird wirksam und zur Gefahr, wenn er organisiert wird, wie z. B. in denVereinigten Staaten durch das "National Network Opposing the Militarization of Youth"(Nationales Netz gegen die Militarisierung derJugend) oder in Deutschland in den regionalenKampagnen "Militr raus aus den Schulen".Wie diese Kampagnen arbeiten knnen, hngtsehr von dem politischen und bildungspolitischen Kontext des jeweiligen Landes ab. Aberhnliche Kampagnen sind berall wichtig.Wir mssen senAber es reicht nicht, das Militr aus denSchulen zu vertreiben. Der Staat und dasMilitr sen Militarismus in unseren Schulen,damit sie bei Bedarf ernten knnen um inden Krieg in Iraq, Afghanistan, oder [schreibenSie hier das nchste Land rein] zu ziehen d.h. damit sie das Kanonenfutter/die profesionel

    len Mrder (ja, Soldaten sind beides), die frdiese Kriege bentigt werden, rekrutierenknnen. Und noch einmal Tucholsky ber"effektiven Pazifismus": "Was aber fast berallvllig fehlt, das ist die pazifistische Propaganda im Alltag, auf der Gasse, in der Vierzimmerwohnung, auf ffentlichen Pltzen derPazifismus als Selbstverstndlichkeit. Vieroder fnf Mal im Jahr sind wir da, auf Kongressen, oft in Versammlungen. Und danngehen alle nach Hause, und das Leben tritt inseine Rechte das Leben das ist in diesemFalle die offizielle Staatsgesinnung, die denKrieg lobt das Kino, das den Krieg verherrlicht die Zeitung, die den Krieg nicht in seinerwahren Gestalt zu zeigen wagt die Kirche, diezum Kriege hetzt ... die Schule, die den Kriegin ein bombastisches Panoptikum umlgt dieUniversitt, die den Krieg feiert , berall derKrieg." [2]Schulen die Klassenzimmer sind einwichtiger Ort fr pazifistische Propaganda undGegenpropaganda. Wir sollten nicht erwarten,dass sie ein Teil des Stundenplans werdenund dass das dem Staat berlassen werdenkann. Weit entfernt. Die Staatssache istMilitarismus und Krieg. Pazifistische Propaganda in den Schulen muss auerhalb deroffiziellen Kanle organisiert werden durchLehrer und ihre Gewerkschaften, durchSchler und ihre Organisationen, durch Eltern.Das Kontern der militrischen Rekrutierung an den Schulen beginnt nicht, wenn dieRekruteure auftauchen es muss mit demKontern des "Tropf, Tropf, Tropf" der Militrstrategie beginnen, mit dem Kontern derVerherrlichung des Militrs und des Krieges inallen Fchern des tglichen Unterrichts einerSchule. Man muss die durch das Militrgesete Samen rausreien und etwas anderespflanzen. Fangen wir mit dem Sen an.Andreas SpeckAnmerkungen:[1] Kurt Tucholsky (als Ignaz Wrobel): ber wirkungsvollen Pazifismus, in Weltbhne, 11. Oktober 1927,http://www.textlog.de/tucholskyueberpazifismus.html[2] Siehe Funote [1] Israelische Arbeitsbltter aus einem Kindergarten,bereitsgestellt von Amir Terkel

    Israel:SchulenalsRekrutierungsanstaltenVon Sergeiy Sandler, mit Untersttzung von ShirGivoni und Bar Rose, New Profile.

    Am 1. Dezember 2009 trafen sichHunderte Schulleiter israelischer Oberschulenzu einer besonderen Konferenz zum ThemaVorbereitung eines bedeutsamen Dienstes inden israelischen Verteidigungskrften mit demPersonalchef des israelischen Militrs alsHauptredner. Anwesend war auch derisraelische Minister fr Bildung und vielehhere Beamte aus den Ministerien fr Bildungund Verteidigung sowie hhere Offiziere.[1]Dieses Ereignis ist nur ein Beispiel einesandauernden Trends wachsender militrischerPrsenz in israelischen Oberschulen whrendder letzten Jahre. Seit 1999 wurden Soldatenin Uniform, deren Aufgabe es ist, Schler zurRekrutierung zu veranlassen und sie mit (oftirrefhrenden) Informationen ber die Armee

    zu versorgen, in fast jeder Oberschule in Israeleingesetzt als Teil eines verbindlichenLehrplans der Vorbereitung auf denMilitrdienst. Eine wachsende Zahl vonBildungsprogrammen und initiativen umfasstden Einsatz hherer und mittlerer Offiziere inOberschulen, um Schler und Lehreranzusprechen.[2]Nun scheint es in vielen Lndern einenhnlichen Trend zu geben. Militrische Werberhaben in Europa und Nordamerika in denletzten Jahren mehr Zugang zu Schulen alsfrher, und Militrmessen und ffentlicheEreignisse haben seit kurzem angefangen,Kinder als Publikum anzusprechen. Das ist oftdas Ergebnis der Abschaffung der allgemeinenWehrpflicht: Die Armeen mssen Rekrutensuchen und nutzen ihre Ressourcen undpolitischen Einfluss, um greren Zugang zuihnen zu gewinnen.

    Doch bei nherer Untersuchung ist derFall Israels anders. Israel hat die allgemeineWehrpflicht. Die Armee hat trotz ihrer Klagenan das Land mehr Verpflichtete, als sieeinsetzen kann. Das Wachstum derVerpflichtungszahlen, die mehr als zweiJahrzehnte lang gefallen sind, und der Kampfgegen die Drckebergerei werden allerdingsals die Hauptziele des neuesten Schwalls vonArmeeprsenz in den Schulen genannt, aberdiese Ziel wird in Israel nicht ausschlielich alsmilitrisches Ziel gesehen. Im Gegenteil hatder gegenwrtige Bildungsminister Israels,Gideon Saar, das Anwachsen derVerpflichtungszahlen als ein zentrales Ziel desBildungssystems genannt und hat ein Systemfinanzieller Anreize angekndigt, um Schulenund Lehrer fr wachsendeVerpflichtungszahlen ihrer frheren Schler,speziell in Kampfeinheiten, zu belohnen.[3] Die

    VenezuelaRevolution asSpectacleDas Buch Revolution as Spectacle von Rafael Uzctegui analysiertdas Regime von Hugo Chvez voneiner antiautoritren Perspektive aus.Es entkrftet Behauptungen, die vonrechtsgerichteten Kreisen in Venezuela und den USA erhoben wurden,die Regierung von Chvez sei diktatorisch, ebenso wie Behauptungenvon Linken in Venezuela und denUSA, die Regierung von Chvez seirevolutionr. Stattdessen argumentiertdas Buch, das Regime von Chvezsei eines in einer langen Reihepopulistischer Regime Lateinamerikas, die abgesehen von der revolutionren Rhetorik letztlich ebensoden Vereinigten Staaten wie den multinationalen Gesellschaften hrigwaren. Das Buch schliet mit derErklrung, wie die autonomensozialen, Arbeits und Unweltbewegungen vom Regime Chavez systematisch entmachtet wurden, aberdass sie trotzdem die Basis einerwirklich demokratischen, revolutionren Alternative bleiben.Rafael Uzctegui war seit 1995Herausgeber der langjhrigen venezolanischen anarchistischen Zeitschrift El Libertario. Seit 2006 war erder wichtigste Ermittler fr die venezolanische MenschenrechtsgruppePROVEA (Programa Venezolano deEducacin de Derechos Humanos)und war Mitautor ihrer DokumentationEl Masacre de El Amparo: 20 Aosde Impunidad (Das Massaker von ElAmparo: 20 Jahre Straflosigkeit). SeitJanuar 2010 ist er Mitglied des WRIRates.Die spanische Ausgabe diesesBuches kann heruntergeladen werdenunter http://wriirg.org/pubs/VenezuelaRevEspectaculo.Die WRI vertreibt das Buch in Europaber ihren InternetBuchversand. Sieknnen das Buch fr 11 plusVersandkosten bestellen unterhttp://wriirg.org/node/12285.

  • Militr raus aus den Schulen!

    Das Zerbrochene Gewehr Nr. 88, Mrz 20114

    MilitarismusistantrkischenSchulenallgegenwrtig Serdar M. DeirmencioluSchulen bieten dem Militarismus einenfruchtbaren Nhrboden: Dort gibt es ein zumBleiben verpflichtetes Publikum, einumfassendes Mandat, eine hierarchischeStruktur und eine deutliches Machtgefllezwischen Schlern und Lehrern. Schulenknnen sehr leicht in paramilitrischeEinrichtungen verwandelt werden.Der Militarismus wird nicht durch dendirekten Kontakt mit dem Militr vermittelt oderaufrecht erhalten. Vielmehr helfen die Schulenund andere zivile Institutionen dem Militarismusdabei, den Alltag und die Glaubenswelt derMenschen zu durchdringen. Anders als dieWehrpflicht wirken die Schulen sehrsystematisch und nachhaltig: Mit der Schulpflichtknnen fast alle Bereiche und fast alle Kinder freine sehr lange Zeit erreicht werden, sowohlJungen als auch Mdchen. Die Schulen knnenden Militarismus bereits an sehr junge, etwa fnfoder sechs Jahre alte SchlerInnenweitergeben.

    Schule als AusbildungslagerEine typische Schule hat folgendeKomponenten des Militarismus: Herrschaft,Unterwerfung, Disziplin und Gewalt. Die Gewaltgegen SchlerInnen fhrt zu Gewalt unter ihnen,die dann wiederum dazu benutzt wird,institutionelle Gewalt in Form des Militarismuszu rechtfertigen.Eine typische Schule in der Trkei sieht einebreite Palette militaristischer Erfahrungen vor.Einige wirken weniger militaristisch als andere,aber zusammengenommen erzeugen sie einmilitaristisches Klima. Der Schulalltag sollordnungsgem und diszipliniert ablaufen.Von den SchlerInnen wird erwartet, dass siemilitrhnlichen Regeln und Ablufen folgen.Wenn sie es nicht tun, bekommen sieSchwierigkeiten.Ein Schultag beginnt mit dem Sammeln derSchlerInnen auerhalb der Schule. DieSchlerInnen gehen nicht einfach in die Schule,sie formen nach Klassen geordnet eine Reiheoder Rangfolge und warten, bis sie dran sind,um in die Schule zu gehen. Die Begrndung frdiese Praxis ist einfach: Die Schulen sindberfllt. Die SchlerInnen mssen kontrolliertwerden, um Chaos zu vermeiden.In der Schule selbst finden sich berallFlaggen und Symbole des Nationalismus.Knige und ihre Eroberungen werden an denWnden glorifiziert. Oft werden Gedenkfeiernabgehalten, die entweder an militrische Siegeerinnern oder in militrischer Manierdurchgefhrt werden. Eine typische Schulebietet den SchlerInnen kaum Anhaltspunkte frFrieden, Gewaltfreiheit und Jugendlichkeit.Im Sport werden Elemente militrischerOrdnung, wie das Bilden einer Reihe oderMarschieren im Gleichschritt, gebt. Von frh anlernen die SchlerInnen, dass sie die Pflichthaben, auf Befehl stramm zu stehen diesebung machen sie im Laufe ihrer Grund undAufbauschulzeit unzhlige Male. Sie verhaltensich wie Fusoldaten. Sie knnen sich rhren,

    wenn keine Erwachsenen in der Nhe sind. Eswird von ihnen erwartet, dass sie respektvollsind und Respekt beginnt mit Unterwerfung.Die SchlerInnen stehen auf, wenn ein Lehrer indie Klasse kommt. Der Lehrplan befasst sich

    viel mehr mit Verpflichtungen als mit Rechtenund Freiheiten. Obwohl der Lehrplan inzwischenweniger nationalistisch und diskriminierendausgerichtet ist: Die alltgliche Praxis ist nochden alten Mustern verhaftet.Zeremonien und UniformenZeremonien sind sehr wichtig fr denMilitarismus. Die Zeremonien in den Schulenstrken ihn. Die Schulwoche in der Trkeibeginnt und endet mit einer Zeremonie. ZuBeginn wird die Flagge gehisst und dieNationalhymne gesungen. In den Augen derNationalisten ist dies ein heiliges Ritual. Allehaben stramm zu stehen. SchlerInnen, die sichwhrend dieser Zeremonie nicht feierlichgenug verhalten, werden oft geschimpft,gedemtigt oder diszipliniert. In denGrundschulen beginnt jeder Tag mit einemarchaischen nationalistischen Schwur.Von den SchlerInnen wird auch dieAnwesenheit bei bestimmten offiziellenZeremonien auerhalb der Schule erwartet. Zuverschiedenen Anlssen werden sieaufgefordert, Militruniform und eine Waffe zutragen. Whrend der Polizeiwoche ist es blich,die Kinder in Polizeiuniformen zu stecken. DerKindertag, der 23. April, ist vielleicht die

    umstrittenste Veranstaltung. In jeder Stadt wirdim Stadion eine offizielle, sehr militaristische,Zeremonie veranstaltet. Das jeweilige Ausmades Militarismus hngt vom Ort und dempolitischen Klima des Landes ab.Zeiten des KonfliktsMilitarismus braucht Konflikte. OffeneKonflikte sind dafr am besten, weil sie dieKriegsmaschine rechtfertigen. Wenn derMrtyrertod durch die Tradition gefeiert und inden Schulen propagiert wird, knnen auchGefallene den Militarismus anheizen.Die Republik Trkei wurde nach einemBefreiungskrieg gegrndet und der Mrtyrertodist seitdem zu einem Element dernationalistischen Ideologie geworden. Mit derZeit wurde er zu einem Werkzeug zurLegitimierung der Streitkrfte. Inzwischen ist erzu einem vielseitigen Mittel fr die Politikergeworden, die Gewalt und ihr natrlichesErgebnis, den Tod, rechtfertigen wollen. Auchdie Schulen haben ihren Anteil daran.Der Staatsapparat kmpft seit Mitte der1980er gegen die Kurdische Arbeiterpartei(PKK). Als sich die Toten huften, wurde derMrtyrertod benutzt, um den Tod zu glorifizierenund dabei die fortwhrende Gewalt zurechtfertigen. Im letzten Jahrzehnt wurdenmassive ffentliche Kampagnen gestartet, umden Nationalismus anzuheizen. Eine davon wardas koordinierte Bemhen, an die Schlacht vonGallipoli zu erinnern, in der Trkei auch oft alsanakkaleSieg bezeichnet. Das war nichteinfach eine gewhnliche Schlacht. Es war einAbnutzungskrieg, bei dem Tausende Soldatenber Monate hinweg extreme Bedingungenaushalten mussten. Viele starben an Hunger,Krankheiten oder wenn sie in die offenenLatrinen der Schtzengrben fielen. Aber beiden Gedchtnisfeiern wird nur an denMrtyrertod und den Sieg erinnert.Zum Gedenken an den Tag des Sieges, den18. Mrz 1915, werden militaristischeSchulveranstaltungen organisiert. Viele Schulenfhren Reisen nach Gelibolu (Gallipoli) durch,um an den Sieg zu erinnern und ihreHochachtung vor den Mrtyrern zu bezeugen.Diese Reisen entwickelten sich bald zu einem

    richtigen Pilgerstrom. Eine groe Zahl vonSchlerInnen und Erwachsenen wird nachGelibolu gebracht. Die Botschaft dabei ist klar:Wir sind eine starke Nation und selbst diemchtigste Macht kann uns nicht besiegen. Wiralle sind bereit zu kmpfen und, wenn ntig, zusterben.Die Bemhungen, die ffentliche Meinungzu polarisieren, gehen weiter. Whrend einerDemonstration im Mrz 2005 in Mersin wurdezwei Jugendlichen eine Flagge ausgehndigt,die sie schnell zerstrten. Das wurde in denMedien als Entweihung der trkischen Flaggedurch Kurden gezeigt. Spter stellte sich heraus,dass die Szene gestellt war, aber sie wirkte.Schon bald gab es berall Flaggen, auch in denSchulen. Die Schulen fllten sich mit noch mehrZeichen des Nationalismus und Militarismus.Zwei Jahre spter wurde eine weitereGedchtnisfeier ins Leben gerufen: Der Tag, andem 1921 die Nationalhymne verabschiedetwurde. Nun gibt es in jeder Schule am 12. Mrzeine militaristische Feier zur Erinnerung.Die Verherrlichung von Mrtyrertum undNationalismus wird immer weitervorangetrieben. In den letzten Jahren gab es inden Schulen auch Gedchtnisfeiern fr dieMrtyrer der Schlacht von Sarkam, die vomDezember 1914 bis Januar 1915 stattfand, ein

    weiterer Abnutzungskrieg.Falsch gedachtPrivatschulen werden in der Trkei oft alsvorbildlich dargestellt. Sie werden nicht vomStaat kontrolliert und es wird daher davonausgegangen, dass sie weniger militaristischsind. Das trifft ganz sicher nicht zu. Auch vielePrivatschulen organisieren Pilgerfahrten nachGelibolu. Eine sehr teure Privatschule in Bodrum organisierte eine Veranstaltung, bei derschon die VorschlerInnen Militruniform trugenoder in die Flagge gekleidet waren.Letztes Jahr organisierte eine private Schulein Kayseri eine Fahrt zum Berg Erciyes, woSchlerInnen in Uniform die Schlacht whrenddes Schneesturms nachstellten. Begleitet wurdedies von den lokalen Behrden (Schulamt, Polizei und Militr) wie auch von den Medien. Eingeladen waren auch der Regisseur und derHauptdarsteller eines Films, in dem Kinder alsMrtyrer verherrlicht werden. Die Kinderversorgten im I. Weltkrieg die Truppen mit Munition und erfroren danach in einem Schneesturm.Der Leiter des Bezirksschulamtes war sehrglcklich. Die Zeremonie, so schrieb er, lehrt dieKinder, die Heimat, die Flagge und dasVaterland zu lieben.

    Sind Namen nur Schall und Rauch?Der Militarismus lebt vom Hass. ffentlicheRume knnen benutzt werden, um Konflikte zuwachzuhalten und den Alltag mit Elementen desHasses zu durchsetzen. Als zentrale Institutionen des ffentlichen Lebens knnen auch Schulen dazu genutzt werden, Konflikte wachzuhalten und Hass und Gewalt fortzuschreiben.

    Genau das passiert in der Trkei. VieleSchulen sind inzwischen nach Mrtyrernbenannt. In rcksichtsloser Weise wurdenSchulen zu Grabsteinen gemacht. Auch einigeandere ffentliche Rume, wie Parks, oderInstitutionen, wie Gesundheitszentren, wurdenZiel dieser Form des Militarismus.Manche Namen sprengen geradezu dieGrenzen der Vorstellungskraft, zum Beispiel dieMrtyrergrundschule oder die Grundschule zuEhren der MrtyrerLehrer. In einigen Fllenwurden bestehende Namen gendert. 2007 hatzum Beispiel das Bezirksschulamt von Kars dieNamen von sieben Dorfschulen mit einereinzigen Entscheidung gendert. Ursprnglichwar jede von ihnen nach dem Dorf benannt, indem sie steht. Nun tragen sie Namen, die nichtsmit dem Ort oder der Region zu tun haben. Siewurden zu Denkmlern eines niemals endendenKonflikts gemacht.Was nun?

    Schulen knnen bei jungen Menschen Wunderbewirken oder genau das Gegenteil. Alleshngt von der Art der Erziehung ab, die frangemessen gehalten wird. In der Trkei ist derMilitarismus eine wichtige Komponente desNationalismus. Die Schulen sind vomMilitarismus verseucht. Viele SchlerInnenwidersetzen sich Praktiken, die ihnen dummoder ungerecht erscheinen, aber die meistensind vom Nationalismus und Militarismusbeeinflusst. Der zivile Widerstand gegen denNationalismus und Militarismus an den Schulenwchst. Aber der Tag, an dem es keinenMilitarismus an den Schulen mehr geben wird,ist noch fern.Serdar M. Deirmenciolu ist erreichbar unterfolgender eMailAdresse: serdardegirmencioglu[at] gmail.combersetzung: Rudi Friedrich und HeikeMakowski

    Ein Mdchen rezitiert die Nationalhymne inUniform am Tag des Kindes (23. April 2008)

    Schultheater zur Erinnerung an die Schlacht von Gallipoli

    Schultheater zur Erinnerung an die Schlacht von Gallipoli

    Broschre einer Privatschule Jungen in Militruniform, Mdchen in Flaggenkleid (oben links)

  • Militr raus aus den Schulen!

    Das Zerbrochene Gewehr Nr. 88, Mrz 2011 5

    MilitarismusistantrkischenSchulenallgegenwrtig Serdar M. DeirmencioluSchulen bieten dem Militarismus einenfruchtbaren Nhrboden: Dort gibt es ein zumBleiben verpflichtetes Publikum, einumfassendes Mandat, eine hierarchischeStruktur und eine deutliches Machtgefllezwischen Schlern und Lehrern. Schulenknnen sehr leicht in paramilitrischeEinrichtungen verwandelt werden.Der Militarismus wird nicht durch dendirekten Kontakt mit dem Militr vermittelt oderaufrecht erhalten. Vielmehr helfen die Schulenund andere zivile Institutionen dem Militarismusdabei, den Alltag und die Glaubenswelt derMenschen zu durchdringen. Anders als dieWehrpflicht wirken die Schulen sehrsystematisch und nachhaltig: Mit der Schulpflichtknnen fast alle Bereiche und fast alle Kinder freine sehr lange Zeit erreicht werden, sowohlJungen als auch Mdchen. Die Schulen knnenden Militarismus bereits an sehr junge, etwa fnfoder sechs Jahre alte SchlerInnenweitergeben.

    Schule als AusbildungslagerEine typische Schule hat folgendeKomponenten des Militarismus: Herrschaft,Unterwerfung, Disziplin und Gewalt. Die Gewaltgegen SchlerInnen fhrt zu Gewalt unter ihnen,die dann wiederum dazu benutzt wird,institutionelle Gewalt in Form des Militarismuszu rechtfertigen.Eine typische Schule in der Trkei sieht einebreite Palette militaristischer Erfahrungen vor.Einige wirken weniger militaristisch als andere,aber zusammengenommen erzeugen sie einmilitaristisches Klima. Der Schulalltag sollordnungsgem und diszipliniert ablaufen.Von den SchlerInnen wird erwartet, dass siemilitrhnlichen Regeln und Ablufen folgen.Wenn sie es nicht tun, bekommen sieSchwierigkeiten.Ein Schultag beginnt mit dem Sammeln derSchlerInnen auerhalb der Schule. DieSchlerInnen gehen nicht einfach in die Schule,sie formen nach Klassen geordnet eine Reiheoder Rangfolge und warten, bis sie dran sind,um in die Schule zu gehen. Die Begrndung frdiese Praxis ist einfach: Die Schulen sindberfllt. Die SchlerInnen mssen kontrolliertwerden, um Chaos zu vermeiden.In der Schule selbst finden sich berallFlaggen und Symbole des Nationalismus.Knige und ihre Eroberungen werden an denWnden glorifiziert. Oft werden Gedenkfeiernabgehalten, die entweder an militrische Siegeerinnern oder in militrischer Manierdurchgefhrt werden. Eine typische Schulebietet den SchlerInnen kaum Anhaltspunkte frFrieden, Gewaltfreiheit und Jugendlichkeit.Im Sport werden Elemente militrischerOrdnung, wie das Bilden einer Reihe oderMarschieren im Gleichschritt, gebt. Von frh anlernen die SchlerInnen, dass sie die Pflichthaben, auf Befehl stramm zu stehen diesebung machen sie im Laufe ihrer Grund undAufbauschulzeit unzhlige Male. Sie verhaltensich wie Fusoldaten. Sie knnen sich rhren,

    wenn keine Erwachsenen in der Nhe sind. Eswird von ihnen erwartet, dass sie respektvollsind und Respekt beginnt mit Unterwerfung.Die SchlerInnen stehen auf, wenn ein Lehrer indie Klasse kommt. Der Lehrplan befasst sich

    viel mehr mit Verpflichtungen als mit Rechtenund Freiheiten. Obwohl der Lehrplan inzwischenweniger nationalistisch und diskriminierendausgerichtet ist: Die alltgliche Praxis ist nochden alten Mustern verhaftet.Zeremonien und UniformenZeremonien sind sehr wichtig fr denMilitarismus. Die Zeremonien in den Schulenstrken ihn. Die Schulwoche in der Trkeibeginnt und endet mit einer Zeremonie. ZuBeginn wird die Flagge gehisst und dieNationalhymne gesungen. In den Augen derNationalisten ist dies ein heiliges Ritual. Allehaben stramm zu stehen. SchlerInnen, die sichwhrend dieser Zeremonie nicht feierlichgenug verhalten, werden oft geschimpft,gedemtigt oder diszipliniert. In denGrundschulen beginnt jeder Tag mit einemarchaischen nationalistischen Schwur.Von den SchlerInnen wird auch dieAnwesenheit bei bestimmten offiziellenZeremonien auerhalb der Schule erwartet. Zuverschiedenen Anlssen werden sieaufgefordert, Militruniform und eine Waffe zutragen. Whrend der Polizeiwoche ist es blich,die Kinder in Polizeiuniformen zu stecken. DerKindertag, der 23. April, ist vielleicht die

    umstrittenste Veranstaltung. In jeder Stadt wirdim Stadion eine offizielle, sehr militaristische,Zeremonie veranstaltet. Das jeweilige Ausmades Militarismus hngt vom Ort und dempolitischen Klima des Landes ab.Zeiten des KonfliktsMilitarismus braucht Konflikte. OffeneKonflikte sind dafr am besten, weil sie dieKriegsmaschine rechtfertigen. Wenn derMrtyrertod durch die Tradition gefeiert und inden Schulen propagiert wird, knnen auchGefallene den Militarismus anheizen.Die Republik Trkei wurde nach einemBefreiungskrieg gegrndet und der Mrtyrertodist seitdem zu einem Element dernationalistischen Ideologie geworden. Mit derZeit wurde er zu einem Werkzeug zurLegitimierung der Streitkrfte. Inzwischen ist erzu einem vielseitigen Mittel fr die Politikergeworden, die Gewalt und ihr natrlichesErgebnis, den Tod, rechtfertigen wollen. Auchdie Schulen haben ihren Anteil daran.Der Staatsapparat kmpft seit Mitte der1980er gegen die Kurdische Arbeiterpartei(PKK). Als sich die Toten huften, wurde derMrtyrertod benutzt, um den Tod zu glorifizierenund dabei die fortwhrende Gewalt zurechtfertigen. Im letzten Jahrzehnt wurdenmassive ffentliche Kampagnen gestartet, umden Nationalismus anzuheizen. Eine davon wardas koordinierte Bemhen, an die Schlacht vonGallipoli zu erinnern, in der Trkei auch oft alsanakkaleSieg bezeichnet. Das war nichteinfach eine gewhnliche Schlacht. Es war einAbnutzungskrieg, bei dem Tausende Soldatenber Monate hinweg extreme Bedingungenaushalten mussten. Viele starben an Hunger,Krankheiten oder wenn sie in die offenenLatrinen der Schtzengrben fielen. Aber beiden Gedchtnisfeiern wird nur an denMrtyrertod und den Sieg erinnert.Zum Gedenken an den Tag des Sieges, den18. Mrz 1915, werden militaristischeSchulveranstaltungen organisiert. Viele Schulenfhren Reisen nach Gelibolu (Gallipoli) durch,um an den Sieg zu erinnern und ihreHochachtung vor den Mrtyrern zu bezeugen.Diese Reisen entwickelten sich bald zu einem

    richtigen Pilgerstrom. Eine groe Zahl vonSchlerInnen und Erwachsenen wird nachGelibolu gebracht. Die Botschaft dabei ist klar:Wir sind eine starke Nation und selbst diemchtigste Macht kann uns nicht besiegen. Wiralle sind bereit zu kmpfen und, wenn ntig, zusterben.Die Bemhungen, die ffentliche Meinungzu polarisieren, gehen weiter. Whrend einerDemonstration im Mrz 2005 in Mersin wurdezwei Jugendlichen eine Flagge ausgehndigt,die sie schnell zerstrten. Das wurde in denMedien als Entweihung der trkischen Flaggedurch Kurden gezeigt. Spter stellte sich heraus,dass die Szene gestellt war, aber sie wirkte.Schon bald gab es berall Flaggen, auch in denSchulen. Die Schulen fllten sich mit noch mehrZeichen des Nationalismus und Militarismus.Zwei Jahre spter wurde eine weitereGedchtnisfeier ins Leben gerufen: Der Tag, andem 1921 die Nationalhymne verabschiedetwurde. Nun gibt es in jeder Schule am 12. Mrzeine militaristische Feier zur Erinnerung.Die Verherrlichung von Mrtyrertum undNationalismus wird immer weitervorangetrieben. In den letzten Jahren gab es inden Schulen auch Gedchtnisfeiern fr dieMrtyrer der Schlacht von Sarkam, die vomDezember 1914 bis Januar 1915 stattfand, ein

    weiterer Abnutzungskrieg.Falsch gedachtPrivatschulen werden in der Trkei oft alsvorbildlich dargestellt. Sie werden nicht vomStaat kontrolliert und es wird daher davonausgegangen, dass sie weniger militaristischsind. Das trifft ganz sicher nicht zu. Auch vielePrivatschulen organisieren Pilgerfahrten nachGelibolu. Eine sehr teure Privatschule in Bodrum organisierte eine Veranstaltung, bei derschon die VorschlerInnen Militruniform trugenoder in die Flagge gekleidet waren.Letztes Jahr organisierte eine private Schulein Kayseri eine Fahrt zum Berg Erciyes, woSchlerInnen in Uniform die Schlacht whrenddes Schneesturms nachstellten. Begleitet wurdedies von den lokalen Behrden (Schulamt, Polizei und Militr) wie auch von den Medien. Eingeladen waren auch der Regisseur und derHauptdarsteller eines Films, in dem Kinder alsMrtyrer verherrlicht werden. Die Kinderversorgten im I. Weltkrieg die Truppen mit Munition und erfroren danach in einem Schneesturm.Der Leiter des Bezirksschulamtes war sehrglcklich. Die Zeremonie, so schrieb er, lehrt dieKinder, die Heimat, die Flagge und dasVaterland zu lieben.

    Sind Namen nur Schall und Rauch?Der Militarismus lebt vom Hass. ffentlicheRume knnen benutzt werden, um Konflikte zuwachzuhalten und den Alltag mit Elementen desHasses zu durchsetzen. Als zentrale Institutionen des ffentlichen Lebens knnen auch Schulen dazu genutzt werden, Konflikte wachzuhalten und Hass und Gewalt fortzuschreiben.

    Genau das passiert in der Trkei. VieleSchulen sind inzwischen nach Mrtyrernbenannt. In rcksichtsloser Weise wurdenSchulen zu Grabsteinen gemacht. Auch einigeandere ffentliche Rume, wie Parks, oderInstitutionen, wie Gesundheitszentren, wurdenZiel dieser Form des Militarismus.Manche Namen sprengen geradezu dieGrenzen der Vorstellungskraft, zum Beispiel dieMrtyrergrundschule oder die Grundschule zuEhren der MrtyrerLehrer. In einigen Fllenwurden bestehende Namen gendert. 2007 hatzum Beispiel das Bezirksschulamt von Kars dieNamen von sieben Dorfschulen mit einereinzigen Entscheidung gendert. Ursprnglichwar jede von ihnen nach dem Dorf benannt, indem sie steht. Nun tragen sie Namen, die nichtsmit dem Ort oder der Region zu tun haben. Siewurden zu Denkmlern eines niemals endendenKonflikts gemacht.Was nun?

    Schulen knnen bei jungen Menschen Wunderbewirken oder genau das Gegenteil. Alleshngt von der Art der Erziehung ab, die frangemessen gehalten wird. In der Trkei ist derMilitarismus eine wichtige Komponente desNationalismus. Die Schulen sind vomMilitarismus verseucht. Viele SchlerInnenwidersetzen sich Praktiken, die ihnen dummoder ungerecht erscheinen, aber die meistensind vom Nationalismus und Militarismusbeeinflusst. Der zivile Widerstand gegen denNationalismus und Militarismus an den Schulenwchst. Aber der Tag, an dem es keinenMilitarismus an den Schulen mehr geben wird,ist noch fern.Serdar M. Deirmenciolu ist erreichbar unterfolgender eMailAdresse: serdardegirmencioglu[at] gmail.combersetzung: Rudi Friedrich und HeikeMakowski

    Schultheater zur Erinnerung an die Schlacht von Gallipoli

    Schultheater zur Erinnerung an die Schlacht von Gallipoli

    Broschre einer Privatschule Jungen in Militruniform, Mdchen in Flaggenkleid (oben links)

    Zeremonie auf dem Berg Erciyes

    Nach einem Mrtyrer benannte Schule, Bayrakli,Izmir.

    Schrift auf der Stirn: Ich bin auch Soldat

  • Militr raus aus den Schulen!

    Das Zerbrochene Gewehr Nr. 88, Mrz 20116

    Venezuela:DieArmeeindenSchulen Rafael Uzctegui

    hnlich wie in allen brigen LndernLateinamerikas ist ein Soldat der wichtigsteGrndungsmythos Venezuelas. Simn Bolvar,der Vater des Vaterlandes ist als groerMilitrstratege im Gedchtnis. Seine Gestalt,als Reiterstandbild mit heroischer Gebrdeoder seine Bste, die seine Stellung in derHierarchie des sogenanntenBefreiungsheeres zeigt, markiert dasZentrum aller Stdte und Drfer des Landes.In spezieller Weise ist der Militarismuswichtiger Teil der Kultur und Phantasie derVenezolaner und Venezolanerinnen. Bolvarwird der Satz zugeschrieben: Ecuador ist einKonvent, Kolumbien ist eine Universitt undVenezuela ist eine Kaserne. 51 Jahre lang,bis ins 21. Jahrhundert, wurde diesesehemalige Exportland fr Kaffee und Kakao,spter fr l als hauptschliche Industrie desLandes, von Militrfhrern beherrscht, voncharismatischer Persnlichkeit, mit weitemBeziehungsnetz und mit einer betrchtlichenund lang dauernden Einnahmequelle. Indiesen Jahren war der HauptbeitragVenezuelas zur regionalen Soziologie dieTheorie des Demokratischen Csarismus,der eine Regierung postulierte, die sich auf diedauernde Wiederwahl eines charismatischenFhrers sttzte, eines notwendigenGendarmen, eifrig in der Konzentration derMacht. Ein Simn Bolvar in alle Ewigkeit.Wenn also die Schulen, Internate undUniversitten Venezuelas immer dieherrschende Ideologie wiedergegeben habenund mit ihr den Begriff vom Soldaten und derArmee als Garant von Effizienz ber einziviles, korrumpierbares Universum, hat es vonder Wiedermilitarisierung der Prsidentenfigurmit der Machtbernahme von Hugo Chvez der letzte Militrherrscher regierte bis zumJahr 1958 einen neuen Impuls fr die Absichtgegeben, die Jugend in Klassenbewusstsein,in eigenen und exklusiven Werten derStreitkrfte zu bilden.Die vormilitrische AusbildungIm Jahre 1981 entschied man sich, durch einegemeinsame Erklrung des Verteidigungs unddes Bildungsministeriums, als Pflichtstoff in derSekundarausbildung in den beiden letztenJahren vor dem Eintritt in die Universitt einenKurs in vormilitrischer Ausbildungeinzurichten. Die ersten Regionen, in denenvormilitrische Kurse gegeben wurden, warendie grenznahen Zonen (Tchira, Zulia, Apure,Amazonas y Bolvar), aber im Jahr daraufhatten sich schon andere Staatenangeschlossen, wie Lara, wo der Autor dieserZeilen damals lebte.In dieser Zeit wurden die vormilitrischenLektionen ausschlielich in ffentlichenGymnasien gegeben, die vom Staat abhingen.Und nicht in allen, obwohl leider an demGymnasium, wo ich damals war. Es gab einentheoretischen Teil, der im Grunde einDurchgang der Geschichte Venezuelas war mitSchwerpunkt auf dem Unabhngigkeitskrieg

    und den Siegen Simn Bolvars. Auch wenndas historisch falsch ist, wurde damals undbis heute versichert, dass die StreitkrfteVenezuelas direkte Erben desUnabhngigkeitsheers seien, das diespanische Krone aus dem Land trieb. Der Restder Lektionen waren endlose Sitzungen dersogenannten Formalausbildlung: Auf Befehlenach den militrischen Weisen zu reagierenund zu marschieren wie in den Paraden. DasSchlussexamen des vierten Jahres bestanddarin, in mglichst kurzer Zeit einSturmgewehr zu laden und zu entladen. Dasdes fnften Jahres, in einer richtigenMilitrkaserne einen Trainingslauf berHindernisse zu machen. Die vormilitrischeAusbildung hatte dieselbe Bedeutung wie etwaPhysik, Chemie, Mathematik oder Literatur.Ganz zu schweigen von Fchern, dieschlichtweg nicht erteilt wurden, wiePhilosophie oder irgendeine handwerklicheKunst wie Zimmerei oder Elektrizittslehre, diewirklich fr das Leben in der Gesellschaftntzlich wren.Im Jahre 1999, als ein Mitglied der Streitkrftesiegreich Prsident Venezuelas wird,verstrken sich die militarisierendenTendenzen, die in der venezolanischen Kulturprsent sind. Von diesem Jahr an beginnenaktive Uniformierte, in verschiedenenVerantwortungsbereichen der ffentlichenVerwaltung Funktionen auszufhren, auch alsBrgermeister, Provinzgouverneure undMinister. Selbst die Organisationsform dersozialen Basis, die den ersten Befehlshaberbegleitet, realisiert sich im Grunde alsKriegsstrategie, es berwiegt die vertikaleBeziehung der Solidaritt und die FreundFeindLogik. Auf dem Feld der Bildung wird dieVerpflichtung der vormilitrischen Ausbildungebenso fr die ffentlichen wie fr die privatenInstitutionen dekretiert.Eines der ersten Bcher, die als Hilfestellungfr die Klassen der vormilitrischen Ausbildungherausgegeben wurden, besttigte denAntagonismus der militrischen Rationalittund der militrischen Werte bei jedemEntwicklungsprojekt. Der Text Instruccinpremilitar von Marjorie Vsquez (EditorialBiosfera, 1999, S. 58) versicherte: Seit densiebziger Jahren () begann als Produktunseres lreichtums eine wahllose undunkontrollierte Lawine von Immigranten ausKolumbien, Ecuador, Peru, Santo Domingo,Trinidad, Cuba und anderen Teilen Zentralund Sdamerikas, die in ihrer Mehrzahl ohneformale Bildung, ohne bestimmten Beruf, mitTraumata, mit Krankheiten kamen, um dasleichte Geld zu machen, das ihnen Venezuelabot. Sofort empfiehlt die Professorin, dieImmigration aus Europa anzuregen. DieLektionen in Fremdenfeindlichkeit, unerhrt freinen Schultext, endeten damit nicht. ber dieGrnde der Immigration von Frauen ausLateinamerika hatte die Autorin auf S. 50 dieKhnheit sich zu fragen: Wie viele von ihnenbieten ihr Fleisch dem Meistbietenden, umKinder in die Welt zu setzen, die ihnenerlauben, ihren Wohnsitz im Lande zu

    legalisieren? Das Buch verursachte einekurze Polemik ber die Inhalte, die in denvormilitrischen Klassen vermittelt wurden.Doch die Stimmen, die forderten, diesesMaterial solle optativ, nicht verpflichtend seinim Studienpensum, waren nicht stark genug.Das Werk von Marjorie Vsquez wurdeangepasst und die vormilitrischen Klassenwerden bis zum heutigen Tage abgehalten.Die Pdagogik der KaserneDie Universidad Nacional ExperimentalPolitcnica de la Fuerza Armada (UNEFA) isteine universitre Einrichtung der StreitkrfteVenezuelas, die 1974 vom Prsidenten RafaelCaldera gegrndet wurde. Zunchst war ihrZiel, die Professionalisierung der Mitgliederder Streitkrfte voranzutreiben, mit Kursen inverschiedenen Zweigen des Ingenieurwesensund mit Sitzen in nicht mehr als drei Staatendes Landes. Dieser Schwerpunkt ndert sichim Jahr 1999, als Prsident Chvez derUniversitt den Status einer NationalenExperimentier Universitt verleiht, waserlaubt, dass vom Jahr 2004 an ein sowohlterritorialer wie akademischerWachstumsprozess einsetzt. Die UNEFAumfasst Berufsbilder wie Hotelwesen,Sozialkonomie, Verwaltung, dieAllgemeinbildung und Erste Hilfe, was ihrerlaubt, ihre Tren fr Personen aus derzivilenWelt zu ffnen. Diese Institutionwuchs in solchem Mae, dass die RegierungVenezuelas versichert, sie sei die ersteUniversitt mit den meisten Studenten desLandes, etwa 240.000.Es wre irrig zu denken, dass die Universittsich mit dieser ffnung verndert und ihremilitrische Eigenschaft verloren htte. DasPhnomen war das gegenteilige: Mit derUNEFA hat sich das Universum der hherenBildung in Venezuela militarisiert. Das Instituthat eine Kasernendisziplin, und als Pflichtfach was bis jetzt in keiner anderen Universittdes Landes existiert werden die Studenten inmilitrischen Fertigkeiten dressiert. DieMglichkeit, zum universitren Bildungssystemzu gehren, muss mit der Annahme derIndoktrination bezahlt werden.Die UNEFA zeigt sich stolz, dass sie aktiv zurBildung der Bolivarischen Nationalmilizbeitrgt, einer zivilen Komponente derStreitkrfte, die whrend der RegierungBolvars geschaffen wurde und die denoffiziellen Zahlen gem im ganzen Land13.000 mnnliche und weibliche Mitgliederzhlt. Die Universittsleitung versichert, dassdie Studenten sich freiwillig der Milizanschlieen, aber ist es mglich, einenGraduiertentitel zu bekommen, wenn derStudent seine Teilnahme ablehnt?Die Bolivarische Nationalmiliz hat alsangebliche Legitimationsquelle den Artikel 326der Verfassung, der das sogenannte Prinzipder Mitverantwortlichkeit der Brgerschaft beider umfassenden Verteidigung der Nationregelt. Bis zu diesem Augenblick hat sich dieseInterpretation in der Schaffung dreier Typenzivilmilitrischer Unternehmungen

    konkretisiert: Die Territorialmiliz, dieMilitrreserve und die Einheiten der Kmpfer.Die Unterscheidung zwischen der Miliz undden Einheiten der Kmpfer besteht darin,dass die letzteren, gem der Teilreform desOrgangesetzes der nationalen BolivarischenStreitkrfte 2009 verabschiedet inffentlichen und privaten Firmen des Landesorganisiert sein mssen, um die Integritt undHandlungsfhigkeit der Institutionen zusichern, zu denen sie gehren. Doch habendie Einheiten der Kmpfer immer nochBeziehung zu dem Bildungsmodell, das vonder sogenannten bolivarischen Revolutionvorangetrieben worden ist: Sprecher vonInstitutionen wie der Universitt RmuloGallegos (Unerg), der Universitt SimnRodrguez (SR) und der Nationalen OffenenUniversitt (UNA), frher Institutionen hhererBildung, aber heute offen von der Regierungkontrolliert, haben ihre Verpflichtungversichert, sie unter ihren Angestellten undArbeitern zu organisieren. Eine Verpflichtung,hnlich der Strkung der Miliz, lsst sich in derUniversidad Bolivariana de Venezuela (UBV)finden. Bis jetzt existiert noch keine klareorganische Verbindung derBildungsinstitutionen mit den Milizen, und die

    Initiativen sind isolierte Anstrengungen und mitwenig Koordination untereinander. Doch dieAnzeichen deuten darauf hin, dass man inRichtung einer besseren Artikulationvoranschreiten und eine Institutionalisierungfr die integrale Verteidigung der Nationschaffen will, die als eine ihrer Komponentendas Bildungssystem haben soll.Eine andere militaristische Initiative warvonseiten des Staates die Schaffung dersogenannten KommunikativenGuerrillakommandos, paradoxerweise dieInitiative einer Frau, der Regierungschefin desHauptstadtdistriktes Jacqueline Fara, im April2010. Das Projekt war, Einheiten von 25studierenden Jugendlichen mittlerer Bildungzu schaffen, um dem entgegenzutreten, wasdie Regierung des Prsidenten Chvez diekommunikative Hegemonie der privatenMedien nennt. Die Jugendlichen wurden vorden vaterlndischen Symbolen vereidigt undmit Militrkleidung in der sthetik derlateinamerikanischen Guerrilla der 60er Jahreversehen und mit verschiedenen Werkzeugen,um an den Straen Wandmalereienanzubringen. Doch diese Initiative hatte keinenErfolg. VerschiedeneMenschenrechtsorganisationen stellten die

    Apologie der bewaffneten Gewalt in Frage,weshalb ihre sichtbarsten Kerne nur bis zuden Wahlen zur Nationalversammlung am 26.September 2010 aufrechterhalten wurden.Das Verschwinden des Projektes legt nahe,dass die Kommunikationsguerrillas eineFunktion hatten, die an der Wahlpropagandaorientiert war, deshalb werden siemglicherweise fr diePrsidentschaftswahlen des Jahres 2012 einezweite Auflage erleben.Es gibt viel Material zum Nachdenken, dassder bolivarianische Sozialismus, der vonCaracas aus verbreitet wird, nicht einer ist, derdie Welt problematisiert und die Wrde dermenschlichen Wesen erhebt, sondern einer,der die Prophezeiung erfllt, die vorJahrzehnten vom Schriftsteller Albert Camusausgesprochen wurde. Das groe Ereignisdes 20. Jahrhunderts war vonseiten derrevolutionren Bewegung die Aufgabe derFreiheitswerte die fortschreitende Regressiondes freiheitlichen Sozialismus vor demCsaren und militrischen Sozialismus. Vondiesem Augenblick an ist eine Hoffnungweniger in der Welt, eine Einsamkeit hat frjeden freien Menschen begonnen.

    SoldatenaufdemSpielplatz David GeeDie Armee des Vereinigten Knigreichs vonGrobritannien konzentriert den Groteil ihrerRekrutierungskampagnen auf Jungs mit wenig oderkeiner Qualifikation, die in benachteiligtenStadtteilen wohnen. Innerhalb dieser Gruppe sinddas Hauptziel die sogenannten "VorAuswhlbaren": junge Leute unter 16. Das ist dasMindestalter fr die Rekrutierung in Grobritannien.Um diese aufmerksam zu machen, haben Armeeund Luftwaffe Rekrutierungsplne fr Kinder imAlter von 13 Jahren. Die Version der Armee,Camouflage genannt, besteht aus OnlineSpielen,kostenlosen Werbeartikeln und Literatur, die dasSoldatsein als heroisch und lustig verherrlichen unddie vorhandenen Abenteuertrainingsmglichkeitenbetonen. Rekruteure wenden sich bei Dorffestenund Flugvorfhrungen sogar an unter 13jhrige. ImFebruar 2007 sagte der Leiter derRekrutierungsstrategie der Armee, Colonel DavidAllfrey, der Zeitung The New Statesman:"Unser neuer Ansatz ist es, ein Bewutsein zuschaffen, und das erfordert einen Zeitraum von 10Jahren. Es fngt damit an, dass ein siebenjhrigerJunge einen Fallschirmspringer whrend einerFlugvorfhrung sieht und denkt: 'Das sieht toll aus.'Ab da versucht die Armee, Interesse durch stetigesTropf, Tropf, Tropf aufzubauen."Junge Leute ohne Qualifikation sind die Zielgruppefr relativ ungelernte Arbeiten, wie Logistik undbesonders die Infantrie, die den weitaus grtenTeil der Armee bildet. Im Jahre 2010 war dieWahrscheinlichkeit, in Afghanistan gettet zuwerden, fr Infrantriepersonal sieben Mal hher alsfr den Rest der Streitkrfte. Infrantristen sind mitgroer Wahrscheinlichkeit auch jnger und rmerals der Rest der Streitkrfte trotzdem ist Infrantisteine der am meisten verherrlichten Rollen.Die Schulen zu erreichen, ist ein Hauptanliegen der

    Rekrutierungsstrategie, besonders fr die Armee.Im Jahre 2009 besuchten Rekruteure der Armee 40% der staatlichen Hauptschulen in London. Wie zuerwarten war: das rmste Fnftel der Schulenwurde am meisten besucht. Der Grund dafrknnte sein, dass die Armee diese als Zielgruppehatte oder dass Lehrer in rmeren Schulen dieArmee einladen, um den jungen Leuten, diewahrscheinlich ihre Prfungen nicht gut bestehenund fr die es hart ist, eine zivile Arbeit zu finden,eine Karrieremglichkeit anzubieten. Es gibt keinePolitik gegen den Besuch von Rekruteuren inHauptschulen der unteren Klassen, und 2009besuchte die Armee 64 dieser Schule im ganzenLand, obwohl sie darauf bestand, dass das nichtzum Zwecke der Rekrutierung geschah.Es ist typisch, dass die Rekruteure militrischeGertetechnik mit in die Schule bringen (inmindestens einem Fall landete einMilitrhubschrauber auf dem Spielplatz) und Kindermilitrische bungen wie den GewehrDrilltrainieren lassen. Die Besuche der Armee an denSchulen werden ergnzt durch Ausflge zumilitrischen Anlagen, wie Barracken undMarineschiffen, wo Kinder mit noch mehrGertetechnik handhaben drfen zum Abschlussbekommen sie ein Zertifikat ber ihre persnlicheLeistung mit der Adresse des nchstenRekrutierungsbros.Rekruteure drfen nur mit der Erlaubnis desSchulleiters in eine Schule gehen. Deshalb arbeitetdie Armee schwer daran, mit diesenfreundschaftliche Beziehungen zu entwickeln. Umihr Vorhaben zu untersttzen, bieten dieRekruteure manchmal den Lehrern Hilfe imKlassenzimmer an, indem sie Kindern mit Matheund Englischproblemen helfen. Die Armeebeschreibt sich selbst als "schwer involviert" in dieErfllung des Lehrplans fr 11 bis 16jhrige. 2008gab das Verteidigungsministerium eine

    anspruchsvolle Reihe von Lehrplnen zumHerunterladen fr Lehrer heraus. Erst im Jahre2009 sprach die Armee offen ber ihreSchulbesuche als Teil ihrer Rekrutierungsstrategievorher hatten sie darauf bestanden, dass dereinzige Zweck dieser Besuche die Untersttzungvon Schulen bei den Lehrplnen sei und "dasAufmerksammachen" auf Karrieren in denStreitkrften.Aus diesen und auch ihren persnlichen Grndenbegren viele Lehrer die Rekruteure. Andere sindskeptisch, und einige Schulen und lokale Behrdenhaben jeden Kontakt verboten. Im Jahre 2008kritisierte die Nationale Lehrergewerkschaft diemilitrische Rekrutierung in Schulen und botLehrern Hilfe an, die sich dieser Praxis widersetzenwollten. Schler haben auch erfolgreicheKampagnen zum Stopp der militrischen Kontaktedurchgefhrt oder Rekruteure so effektivherausgefordert, dass diese es vorzogen, nichtmehr zurckzukommen. Auf alle Flle versuchenRekruteure, Lehrer, Eltern und andere Torwchterzu umgehen, indem sie sich online mitKriegsspielen aus der Ichperspektive an jungeLeute wenden, in denen diese die Rolle einesbritischen Soldaten oder Fliegers spielen.Im Vereinigten Knigreich zielt die neueOrganisation, Forces Watch, auf die Untersttzungdieses Ansatzes ab. Eine andere,BeforeYouSignUp.info, versucht, ausgeglicheneInformationen ber Karrieren in den Streitkrftenanzubieten, um den verherrlichendenBeschreibungen im offiziellen Werbematerial zukontern, und bietet einen Stundenplan auf Basisder ethischen Aspekte der militrischenRekrutierung an. Vielleicht wre der wirksamsteWeg, unangemessene Rekrutierungstaktiken in derZukunft zu kontern, die direkte Arbeit mit Schlern,um ihnen die ethischen Fragen bewut zu machen,die aus der Rekrutierung in Schulen entstehen.

  • Militr raus aus den Schulen!

    Das Zerbrochene Gewehr Nr. 88, Mrz 2011 7

    Venezuela:DieArmeeindenSchulen Rafael Uzctegui

    hnlich wie in allen brigen LndernLateinamerikas ist ein Soldat der wichtigsteGrndungsmythos Venezuelas. Simn Bolvar,der Vater des Vaterlandes ist als groerMilitrstratege im Gedchtnis. Seine Gestalt,als Reiterstandbild mit heroischer Gebrdeoder seine Bste, die seine Stellung in derHierarchie des sogenanntenBefreiungsheeres zeigt, markiert dasZentrum aller Stdte und Drfer des Landes.In spezieller Weise ist der Militarismuswichtiger Teil der Kultur und Phantasie derVenezolaner und Venezolanerinnen. Bolvarwird der Satz zugeschrieben: Ecuador ist einKonvent, Kolumbien ist eine Universitt undVenezuela ist eine Kaserne. 51 Jahre lang,bis ins 21. Jahrhundert, wurde diesesehemalige Exportland fr Kaffee und Kakao,spter fr l als hauptschliche Industrie desLandes, von Militrfhrern beherrscht, voncharismatischer Persnlichkeit, mit weitemBeziehungsnetz und mit einer betrchtlichenund lang dauernden Einnahmequelle. Indiesen Jahren war der HauptbeitragVenezuelas zur regionalen Soziologie dieTheorie des Demokratischen Csarismus,der eine Regierung postulierte, die sich auf diedauernde Wiederwahl eines charismatischenFhrers sttzte, eines notwendigenGendarmen, eifrig in der Konzentration derMacht. Ein Simn Bolvar in alle Ewigkeit.Wenn also die Schulen, Internate undUniversitten Venezuelas immer dieherrschende Ideologie wiedergegeben habenund mit ihr den Begriff vom Soldaten und derArmee als Garant von Effizienz ber einziviles, korrumpierbares Universum, hat es vonder Wiedermilitarisierung der Prsidentenfigurmit der Machtbernahme von Hugo Chvez der letzte Militrherrscher regierte bis zumJahr 1958 einen neuen Impuls fr die Absichtgegeben, die Jugend in Klassenbewusstsein,in eigenen und exklusiven Werten derStreitkrfte zu bilden.Die vormilitrische AusbildungIm Jahre 1981 entschied man sich, durch einegemeinsame Erklrung des Verteidigungs unddes Bildungsministeriums, als Pflichtstoff in derSekundarausbildung in den beiden letztenJahren vor dem Eintritt in die Universitt einenKurs in vormilitrischer Ausbildungeinzurichten. Die ersten Regionen, in denenvormilitrische Kurse gegeben wurden, warendie grenznahen Zonen (Tchira, Zulia, Apure,Amazonas y Bolvar), aber im Jahr daraufhatten sich schon andere Staatenangeschlossen, wie Lara, wo der Autor dieserZeilen damals lebte.In dieser Zeit wurden die vormilitrischenLektionen ausschlielich in ffentlichenGymnasien gegeben, die vom Staat abhingen.Und nicht in allen, obwohl leider an demGymnasium, wo ich damals war. Es gab einentheoretischen Teil, der im Grunde einDurchgang der Geschichte Venezuelas war mitSchwerpunkt auf dem Unabhngigkeitskrieg

    und den Siegen Simn Bolvars. Auch wenndas historisch falsch ist, wurde damals undbis heute versichert, dass die StreitkrfteVenezuelas direkte Erben desUnabhngigkeitsheers seien, das diespanische Krone aus dem Land trieb. Der Restder Lektionen waren endlose Sitzungen dersogenannten Formalausbildlung: Auf Befehlenach den militrischen Weisen zu reagierenund zu marschieren wie in den Paraden. DasSchlussexamen des vierten Jahres bestanddarin, in mglichst kurzer Zeit einSturmgewehr zu laden und zu entladen. Dasdes fnften Jahres, in einer richtigenMilitrkaserne einen Trainingslauf berHindernisse zu machen. Die vormilitrischeAusbildung hatte dieselbe Bedeutung wie etwaPhysik, Chemie, Mathematik oder Literatur.Ganz zu schweigen von Fchern, dieschlichtweg nicht erteilt wurden, wiePhilosophie oder irgendeine handwerklicheKunst wie Zimmerei oder Elektrizittslehre, diewirklich fr das Leben in der Gesellschaftntzlich wren.Im Jahre 1999, als ein Mitglied der Streitkrftesiegreich Prsident Venezuelas wird,verstrken sich die militarisierendenTendenzen, die in der venezolanischen Kulturprsent sind. Von diesem Jahr an beginnenaktive Uniformierte, in verschiedenenVerantwortungsbereichen der ffentlichenVerwaltung Funktionen auszufhren, auch alsBrgermeister, Provinzgouverneure undMinister. Selbst die Organisationsform dersozialen Basis, die den ersten Befehlshaberbegleitet, realisiert sich im Grunde alsKriegsstrategie, es berwiegt die vertikaleBeziehung der Solidaritt und die FreundFeindLogik. Auf dem Feld der Bildung wird dieVerpflichtung der vormilitrischen Ausbildungebenso fr die ffentlichen wie fr die privatenInstitutionen dekretiert.Eines der ersten Bcher, die als Hilfestellungfr die Klassen der vormilitrischen Ausbildungherausgegeben wurden, besttigte denAntagonismus der militrischen Rationalittund der militrischen Werte bei jedemEntwicklungsprojekt. Der Text Instruccinpremilitar von Marjorie Vsquez (EditorialBiosfera, 1999, S. 58) versicherte: Seit densiebziger Jahren () begann als Produktunseres lreichtums eine wahllose undunkontrollierte Lawine von Immigranten ausKolumbien, Ecuador, Peru, Santo Domingo,Trinidad, Cuba und anderen Teilen Zentralund Sdamerikas, die in ihrer Mehrzahl ohneformale Bildung, ohne bestimmten Beruf, mitTraumata, mit Krankheiten kamen, um dasleichte Geld zu machen, das ihnen Venezuelabot. Sofort empfiehlt die Professorin, dieImmigration aus Europa anzuregen. DieLektionen in Fremdenfeindlichkeit, unerhrt freinen Schultext, endeten damit nicht. ber dieGrnde der Immigration von Frauen ausLateinamerika hatte die Autorin auf S. 50 dieKhnheit sich zu fragen: Wie viele von ihnenbieten ihr Fleisch dem Meistbietenden, umKinder in die Welt zu setzen, die ihnenerlauben, ihren Wohnsitz im Lande zu

    legalisieren? Das Buch verursachte einekurze Polemik ber die Inhalte, die in denvormilitrischen Klassen vermittelt wurden.Doch die Stimmen, die forderten, diesesMaterial solle optativ, nicht verpflichtend seinim Studienpensum, waren nicht stark genug.Das Werk von Marjorie Vsquez wurdeangepasst und die vormilitrischen Klassenwerden bis zum heutigen Tage abgehalten.Die Pdagogik der KaserneDie Universidad Nacional ExperimentalPolitcnica de la Fuerza Armada (UNEFA) isteine universitre Einrichtung der StreitkrfteVenezuelas, die 1974 vom Prsidenten RafaelCaldera gegrndet wurde. Zunchst war ihrZiel, die Professionalisierung der Mitgliederder Streitkrfte voranzutreiben, mit Kursen inverschiedenen Zweigen des Ingenieurwesensund mit Sitzen in nicht mehr als drei Staatendes Landes. Dieser Schwerpunkt ndert sichim Jahr 1999, als Prsident Chvez derUniversitt den Status einer NationalenExperimentier Universitt verleiht, waserlaubt, dass vom Jahr 2004 an ein sowohlterritorialer wie akademischerWachstumsprozess einsetzt. Die UNEFAumfasst Berufsbilder wie Hotelwesen,Sozialkonomie, Verwaltung, dieAllgemeinbildung und Erste Hilfe, was ihrerlaubt, ihre Tren fr Personen aus derzivilenWelt zu ffnen. Diese Institutionwuchs in solchem Mae, dass die RegierungVenezuelas versichert, sie sei die ersteUniversitt mit den meisten Studenten desLandes, etwa 240.000.Es wre irrig zu denken, dass die Universittsich mit dieser ffnung verndert und ihremilitrische Eigenschaft verloren htte. DasPhnomen war das gegenteilige: Mit derUNEFA hat sich das Universum der hherenBildung in Venezuela militarisiert. Das Instituthat eine Kasernendisziplin, und als Pflichtfach was bis jetzt in keiner anderen Universittdes Landes existiert werden die Studenten inmilitrischen Fertigkeiten dressiert. DieMglichkeit, zum universitren Bildungssystemzu gehren, muss mit der Annahme derIndoktrination bezahlt werden.Die UNEFA zeigt sich stolz, dass sie aktiv zurBildung der Bolivarischen Nationalmilizbeitrgt, einer zivilen Komponente derStreitkrfte, die whrend der RegierungBolvars geschaffen wurde und die denoffiziellen Zahlen gem im ganzen Land13.000 mnnliche und weibliche Mitgliederzhlt. Die Universittsleitung versichert, dassdie Studenten sich freiwillig der Milizanschlieen, aber ist es mglich, einenGraduiertentitel zu bekommen, wenn derStudent seine Teilnahme ablehnt?Die Bolivarische Nationalmiliz hat alsangebliche Legitimationsquelle den Artikel 326der Verfassung, der das sogenannte Prinzipder Mitverantwortlichkeit der Brgerschaft beider umfassenden Verteidigung der Nationregelt. Bis zu diesem Augenblick hat sich dieseInterpretation in der Schaffung dreier Typenzivilmilitrischer Unternehmungen

    konkretisiert: Die Territorialmiliz, dieMilitrreserve und die Einheiten der Kmpfer.Die Unterscheidung zwischen der Miliz undden Einheiten der Kmpfer besteht darin,dass die letzteren, gem der Teilreform desOrgangesetzes der nationalen BolivarischenStreitkrfte 2009 verabschiedet inffentlichen und privaten Firmen des Landesorganisiert sein mssen, um die Integritt undHandlungsfhigkeit der Institutionen zusichern, zu denen sie gehren. Doch habendie Einheiten der Kmpfer immer nochBeziehung zu dem Bildungsmodell, das vonder sogenannten bolivarischen Revolutionvorangetrieben worden ist: Sprecher vonInstitutionen wie der Universitt RmuloGallegos (Unerg), der Universitt SimnRodrguez (SR) und der Nationalen OffenenUniversitt (UNA), frher Institutionen hhererBildung, aber heute offen von der Regierungkontrolliert, haben ihre Verpflichtungversichert, sie unter ihren Angestellten undArbeitern zu organisieren. Eine Verpflichtung,hnlich der Strkung der Miliz, lsst sich in derUniversidad Bolivariana de Venezuela (UBV)finden. Bis jetzt existiert noch keine klareorganische Verbindung derBildungsinstitutionen mit den Milizen, und die

    Initiativen sind isolierte Anstrengungen und mitwenig Koordination untereinander. Doch dieAnzeichen deuten darauf hin, dass man inRichtung einer besseren Artikulationvoranschreiten und eine Institutionalisierungfr die integrale Verteidigung der Nationschaffen will, die als eine ihrer Komponentendas Bildungssystem haben soll.Eine andere militaristische Initiative warvonseiten des Staates die Schaffung dersogenannten KommunikativenGuerrillakommandos, paradoxerweise dieInitiative einer Frau, der Regierungschefin desHauptstadtdistriktes Jacqueline Fara, im April2010. Das Projekt war, Einheiten von 25studierenden Jugendlichen mittlerer Bildungzu schaffen, um dem entgegenzutreten, wasdie Regierung des Prsidenten Chvez diekommunikative Hegemonie der privatenMedien nennt. Die Jugendlichen wurden vorden vaterlndischen Symbolen vereidigt undmit Militrkleidung in der sthetik derlateinamerikanischen Guerrilla der 60er Jahreversehen und mit verschiedenen Werkzeugen,um an den Straen Wandmalereienanzubringen. Doch diese Initiative hatte keinenErfolg. VerschiedeneMenschenrechtsorganisationen stellten die

    Apologie der bewaffneten Gewalt in Frage,weshalb ihre sichtbarsten Kerne nur bis zuden Wahlen zur Nationalversammlung am 26.September 2010 aufrechterhalten wurden.Das Verschwinden des Projektes legt nahe,dass die Kommunikationsguerrillas eineFunktion hatten, die an der Wahlpropagandaorientiert war, deshalb werden siemglicherweise fr diePrsidentschaftswahlen des Jahres 2012 einezweite Auflage erleben.Es gibt viel Material zum Nachdenken, dassder bolivarianische Sozialismus, der vonCaracas aus verbreitet wird, nicht einer ist, derdie Welt problematisiert und die Wrde dermenschlichen Wesen erhebt, sondern einer,der die Prophezeiung erfllt, die vorJahrzehnten vom Schriftsteller Albert Camusausgesprochen wurde. Das groe Ereignisdes 20. Jahrhunderts war vonseiten derrevolutionren Bewegung die Aufgabe derFreiheitswerte die fortschreitende Regressiondes freiheitlichen Sozialismus vor demCsaren und militrischen Sozialismus. Vondiesem Augenblick an ist eine Hoffnungweniger in der Welt, eine Einsamkeit hat frjeden freien Menschen begonnen.

    SoldatenaufdemSpielplatz David GeeDie Armee des Vereinigten Knigreichs vonGrobritannien konzentriert den Groteil ihrerRekrutierungskampagnen auf Jungs mit wenig oderkeiner Qualifikation, die in benachteiligtenStadtteilen wohnen. Innerhalb dieser Gruppe sinddas Hauptziel die sogenannten "VorAuswhlbaren": junge Leute unter 16. Das ist dasMindestalter fr die Rekrutierung in Grobritannien.Um diese aufmerksam zu machen, haben Armeeund Luftwaffe Rekrutierungsplne fr Kinder imAlter von 13 Jahren. Die Version der Armee,Camouflage genannt, besteht aus OnlineSpielen,kostenlosen Werbeartikeln und Literatur, die dasSoldatsein als heroisch und lustig verherrlichen unddie vorhandenen Abenteuertrainingsmglichkeitenbetonen. Rekruteure wenden sich bei Dorffestenund Flugvorfhrungen sogar an unter 13jhrige. ImFebruar 2007 sagte der Leiter derRekrutierungsstrategie der Armee, Colonel DavidAllfrey, der Zeitung The New Statesman:"Unser neuer Ansatz ist es, ein Bewutsein zuschaffen, und das erfordert einen Zeitraum von 10Jahren. Es fngt damit an, dass ein siebenjhrigerJunge einen Fallschirmspringer whrend einerFlugvorfhrung sieht und denkt: 'Das sieht toll aus.'Ab da versucht die Armee, Interesse durch stetigesTropf, Tropf, Tropf aufzubauen."Junge Leute ohne Qualifikation sind die Zielgruppefr relativ ungelernte Arbeiten, wie Logistik undbesonders die Infantrie, die den weitaus grtenTeil der Armee bildet. Im Jahre 2010 war dieWahrscheinlichkeit, in Afghanistan gettet zuwerden, fr Infrantriepersonal sieben Mal hher alsfr den Rest der Streitkrfte. Infrantristen sind mitgroer Wahrscheinlichkeit auch jnger und rmerals der Rest der Streitkrfte trotzdem ist Infrantisteine der am meisten verherrlichten Rollen.Die Schulen zu erreichen, ist ein Hauptanliegen der

    Rekrutierungsstrategie, besonders fr die Armee.Im Jahre 2009 besuchten Rekruteure der Armee 40% der staatlichen Hauptschulen in London. Wie zuerwarten war: das rmste Fnftel der Schulenwurde am meisten besucht. Der Grund dafrknnte sein, dass die Armee diese als Zielgruppehatte oder dass Lehrer in rmeren Schulen dieArmee einladen, um den jungen Leuten, diewahrscheinlich ihre Prfungen nicht gut bestehenund fr die es hart ist, eine zivile Arbeit zu finden,eine Karrieremglichkeit anzubieten. Es gibt keinePolitik gegen den Besuch von Rekruteuren inHauptschulen der unteren Klassen, und 2009besuchte die Armee 64 dieser Schule im ganzenLand, obwohl sie darauf bestand, dass das nichtzum Zwecke der Rekrutierung geschah.Es ist typisch, dass die Rekruteure militrischeGertetechnik mit in die Schule bringen (inmindestens einem Fall landete einMilitrhubschrauber auf dem Spielplatz) und Kindermilitrische bungen wie den GewehrDrilltrainieren lassen. Die Besuche der Armee an denSchulen werden ergnzt durch Ausflge zumilitrischen Anlagen, wie Barracken undMarineschiffen, wo Kinder mit noch mehrGertetechnik handhaben drfen zum Abschlussbekommen sie ein Zertifikat ber ihre persnlicheLeistung mit der Adresse des nchstenRekrutierungsbros.Rekruteure drfen nur mit der Erlaubnis desSchulleiters in eine Schule gehen. Deshalb arbeitetdie Armee schwer daran, mit diesenfreundschaftliche Beziehungen zu entwickeln. Umihr Vorhaben zu untersttzen, bieten dieRekruteure manchmal den Lehrern Hilfe imKlassenzimmer an, indem sie Kindern mit Matheund Englischproblemen helfen. Die Armeebeschreibt sich selbst als "schwer involviert" in dieErfllung des Lehrplans fr 11 bis 16jhrige. 2008gab das Verteidigungsministerium eine

    anspruchsvolle Reihe von Lehrplnen zumHerunterladen fr Lehrer heraus. Erst im Jahre2009 sprach die Armee offen ber ihreSchulbesuche als Teil ihrer Rekrutierungsstrategievorher hatten sie darauf bestanden, dass dereinzige Zweck dieser Besuche die Untersttzungvon Schulen bei den Lehrplnen sei und "dasAufmerksammachen" auf Karrieren in denStreitkrften.Aus diesen und auch ihren persnlichen Grndenbegren viele Lehrer die Rekruteure. Andere sindskeptisch, und einige Schulen und lokale Behrdenhaben jeden Kontakt verboten. Im Jahre 2008kritisierte die Nationale Lehrergewerkschaft diemilitrische Rekrutierung in Schulen und botLehrern Hilfe an, die sich dieser Praxis widersetzenwollten. Schler haben auch erfolgreicheKampagnen zum Stopp der militrischen Kontaktedurchgefhrt oder Rekruteure so effektivherausgefordert, dass diese es vorzogen, nichtmehr zurckzukommen. Auf alle Flle versuchenRekruteure, Lehrer, Eltern und andere Torwchterzu umgehen, indem sie sich online mitKriegsspielen aus der Ichperspektive an jungeLeute wenden, in denen diese die Rolle einesbritischen Soldaten oder Fliegers spielen.Im Vereinigten Knigreich zielt die neueOrganisation, Forces Watch, auf die Untersttzungdieses Ansatzes ab. Eine andere,BeforeYouSignUp.info, versucht, ausgeglicheneInformationen ber Karrieren in den Streitkrftenanzubieten, um den verherrlichendenBeschreibungen im offiziellen Werbematerial zukontern, und bietet einen Stundenplan auf Basisder ethischen Aspekte der militrischenRekrutierung an. Vielleicht wre der wirksamsteWeg, unangemessene Rekrutierungstaktiken in derZukunft zu kontern, die direkte Arbeit mit Schlern,um ihnen die ethischen Fragen bewut zu machen,die aus der Rekrutierung in Schulen entstehen.

  • Militr raus aus den Schulen!

    Das Zerbrochene Gewehr Nr. 88, Mrz 20118

    Sdafrika:WiemanHerzenundKpfefrdasMilitrunddieVerteidigungsindustriegewinnt Laura PollecutDie Wehrpflicht sttzte dieApartheidregierung. Ohne denregelmigen Zustrom weier jungerMnner htte das Apartheidregime nichtso lange an der Macht bleiben knnen.Die Bewegung gegen die Wehrpflichtgewann in den 1980er Jahren an Bodenund war einer der wesentlichen Faktorenfr die damalige Entscheidung derRegierung, in Verhandlungen einzutreten.Schlielich wurde die Wehrpflicht nachden ersten demokratischen Wahlen von1994 eine Sache der Vergangenheit, alsSdafrika eine professionelleFreiwilligenarmee einfhrte.Seit dieser Zeit haben dann und wannverschiedene Verteidigungsministervorgeschlagen, es solle einenMilitrdienst geben, aber dasdurchschlagendste Argument kam von dergegenwrtigen Ministerin fr Verteidigungund Militrveteranen, Frau Lindiwe Sisulu.Im Mai 2010 kndigte sie ihre Absicht an,arbeitslose junge Menschen in einnationales Dienstprogrammeinzuberufen. Sie wies darauf hin, dasbedeute nicht die Wiedereinfhrung derWehrpflicht ungeachtet der Tatsache,dass es, obwohl nicht zwingend, wohlaber unvermeidlich sein werde!Im Wissen, dass sie auf empfindlichemGrund wandelte, erklrte Sisulu ihrenAufruf mit den Worten: Wir sind uns sehrder Gefhlsproblematik des nationalenDienstes bewusst, deshalb unterstreichenwir, dass es sich nicht um Wehrpflichthandelt.Aufgrund von Wahrnehmungen, dass diehohe Kriminalittsrate und die Protestegegen die Dienstpflicht ihre Ursache imDisziplinmangel der Jugend htten,benutzte sie schwerwiegende Worte, alsob ein nationaler Dienst beim Militr dieLsung der Probleme sei. Wir httengerne eine Zeit, in der wir unsere Kindernehmen und ihnen etwas Disziplinvermitteln, sagte sie. In einer bezahltenIllustriertenbeilage der SANDF (SouthAfrican National Defence Force,Sdafrikanische Streitkrfte) in derTagespresse mit dem Titel Zu IhrerVerteidigung setzte sie dieses Themafort: Wir werden sie aus einem Zustandvon Unttigkeit und Untatenherausnehmen und ihnen eine Chancegeben, produktive Mitglieder derGesellschaft zu werden, und weitereWorte mit dieser Zielrichtung. Sie sprichtauch davon, die Fhrungskrfte vonmorgen aufzubauen, als wennmilitrisches Training das einzige wre,das dazu in der Lage wre.Ein Leserbriefschreiber, Keith Gottschalk,bemerkte zum Vorschlag, die SANDFsolle um mehr als das Fnffache

    aufgestockt werden, dies sei keine guteIdee angesichts neuerer Informationen,dass der SANDF das Budget und dieVerwaltungskompetenz fehlt, um vieleelende Behausungen ihres existierendenPersonals zu erhalten und zu reparierensie hat Soldaten, die eine Stunde nachihrem Antreten zum Dienst die Basisverlassen, ohne etwas zu tun zu habenund sie muss neue Flugzeuge unbenutztim Hangar lassen.Zur Zeit als Ministerin Sisulu dieAnkndigung machte, sagte sie, manhoffe, dass die