Datenschleuder #57

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    Die DatenschleuderDas wissenschaiche Fachblatt fr Datenreisende

    Ein Organ des Chaos Computer Club

    ISSN0930-1045

    Dezember1996

    N

    r.57

    DM5,00

    PostvertriebsstckC11301F

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    Die DatenschleuderNummer 57, Dezember 1996

    ImpressumDie Datenschleuder Nr. 57Quartal IV, Dezember 1996

    Herausgeber:

    Chaos Computer Club e.V.Schwenckestrasse 85D-20255 HamburgTel. 040 - 401 801 - 0Fax. 040 - 491 76 89

    Redaktion:

    Redaktion DatenschleuderNeue Schnhauser Str. 20D-10178 BerlinTel. 030 - 283 54 87 2Fax. 030 - 283 54 87 8

    Druck:

    St. Pauli Druckerei, Hamburg

    ViSdP: Andy Mller-MaguhnMitarbeiter dieser Ausgabe:

    Wau Holland ([email protected]),Frank Rieger ([email protected]),Christine Schnfeld ([email protected]), PeterGlaser,

    Eigentumsvorbehalt:

    Diese Zeitschrift ist solangeEigentum des Absenders, bis

    sie dem Gefangenen persnlichausgehndigt worden ist. Zur-Habe-Nahme ist keine persn-liche Aushndigung im Sinnedes Vorbehalts. Wird dieZeitschrift dem Gefangenennicht ausgehndigt, so ist siedem Absender mit dem Grundder Nichtaushndigung inForm eines rechtsmittelfhigen

    Bescheides zurckzusenden.

    Adressen

    Hamburg: Treff jeden Dienstag um 20 Uhr in denClubrumen oder im griechischen Restaurant gegenber.Schwenckestrasse 85, 20255 Hamburg. U-Bahn Osterstrasse.Achtung! Neue Rufnummer 040-401801-0, Fax 040-4917689, mail: [email protected], http://www.ccc.de Berlin:Treff jeden Dienstag so ungefhr 20 Uhr in den Clubrumen,Neue Schnhauser Str. 20, 10178 Berlin, im Vorderhausganz oben. PnV: Alexanderplatz oder Hackescher Markt.Tel. 030-28354870, Fax 030-28354878, [email protected]://www.berlin.ccc.de Chaos-Radio auf Fritz jeweils amletzten Mittwoch im Monat. Lbeck: Treff am ersten unddritten Freitag im Monat um 19 Uhr im Shortys,Kronsforder Allee 3a. Briefpost: CCC-HL c/o Benno Fischer,Bugenhagenstr. 7, D-23568 Lbeck. Tel. 0451 - 3882220,Fax. 0451 - 3882221, mail: [email protected], http://www.on-lbeck.de/bscher/ccc.html Ulm: Treff jedenMontag um 19 Uhr im Cafe Einstein an der Uni Ulm.Kontakt: [email protected] Bielefeld: FoeBud e.V.,

    Treff jeden Dienstag um 19:30 im Cafe Durst in derHeeperstr. 64. Monatliche Public Domain Veranstaltung,siehe Mailbox. Briefpost: Foebud e.V., Marktstr. 18, D-33602Bielefeld, Fax. 0521-61172, Mailbox 0521-68000 undTelefon-Hotline (Mo-Fr 17-19 Uhr) 0521-175254. Mail [email protected] Stuttgart: Scrates - StuttgarterComputerunde, Kontakt: T. Schuster, Im Feuerhaupt 19,D-70794 Filderstadt, [email protected]:da tut sich auch was, auch wenn es noch keinen Treff in derwirklichen Welt gibt - siehe http://www.rz.uni-frankfurt.de/katsemi

    sterreich: Engagierte ComputerexpertInnen, Postfach 168,A-1015 Wien Amerika: 2600 (Zeitschrift) mit diversenTreffs an diversen Standorten. Abopreise Overseas: 30$individual, $65 corporate, Back issues available at $30 peryear overseas. Briefpost: 2600, Subscribtion Dept., P.O. Box752, Middle Island, NY 11953-0752, Tel. +1-516-751-2600,Fax. +1-516-474-2677, http://www.2600.com

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    Wir benden uns im Jahre 4 vor Null. Das gesamte Internet

    ist von den Grokonzernen besetzt... Das gesamte Internet? Nein! Das von unbeugsamen Hackern bevlkerte globaleDorf hrt nicht auf, den Eindringlingen Widerstand zu lei-sten. Und das Leben ist nicht leicht fr die kommerziellen

    Legionre, die als Besatzung in den befestigten Lagern Backbonum, Firewallum, Webarium und Telekomum die-nen...

    Der futurologische Congress

    - Leben nach der Internetdepression

    27.-29. Dezember 1996,

    Eidelstedter Brgerhaus, Alte Elbgaustr. 12, Hamburg

    Agentensoftware / Ausstieg aus der Unix-Technologie biszum Jahre 2005? / Promis / Wirtschaftsspionage/ Lauschangriff / Telekoma / Firewall Aufzucht und Pege /ATM / THC++ / DECT / Telefonanlagen-Hacking /

    Menschenrechte / Kybernetik-Visionen / Dummheit inNetzen / Spitzel im Web / ISDN en detail / IP via Packet /Chaos-PR / InfoWar / Wer traut einem Trustcenter?/ Kompatibilitt von virtueller und tatschlicher Realitt? /Festplattenweitwurf / Geschichte der Kommunikation: dieZukunft als self-fulllling prophecy? / Zensur - Blauhelmeauf der Datenautobahn? / Fernsehsender selbst gemacht /Geld und andere virtuelle Realitten / CCC vorOrt: Erschliessung des Universums... / Raum fr eigeneIdeen

    Genauer Fahrplan und bersicht ber die Veranstaltungendemnchst unter

    http://www.ccc.de

    Eintrittspreise:

    Normal 42.- DM / Mitglieder des CCC e.V. 23.- DM / Presse 75.-

    DM / Gewerbliche Teilnehmer 200.- DM / Schler u.. 30.- DM

    Die DatenschleuderNummer 57, Dezember 1996

    13.Chaos Communication

    Editorialsimulation

    Liebe Leser,

    diese Datenschleudersollte eigentlich schonden Congressfahrplanenthalten - aber der istnoch in Arbeit. Ohnehinsoll es dieses Jahr weni-ger Unterhaltungspro-gramm und mehr

    Diskussion geben: wiestellen wir uns dieZukunft vor? Wo wollenwir hin? Wie kommenwir da hin?

    Gewrzt mit derAuseinandersetzung umbestehende Konflikteund zukunftsweisendeProjekte.

    Diese Datenschleuderist daher auch eher einewste Materialsamm-lung zur Diskussions-inspiration.

    Wir warten auf eureEingaben...

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    Kurz- Telekom: Ruhe vor dem TelefonTelekom hat an den meisten digitalen Vermittlungsstellen eineFunktion Ruhe vor dem Telefon. Zu aktivieren ist diese von

    jedem analogen, digital vermittelten Anschlu mit *000#(Anrufer hren dann Dieser Anschluss ist vorbergehend nichterreichbar) um wieder anrufbar zu werden mu #000# einge-

    geben. Die Funktion ist wahrscheinlich undokumentiert, dakein Telekomiker etwas davon wute.Weitere undokumentierteFunktionen: *888# (Funktion unbekannt) *555# (wie *000# nurohne Sonderwhlton) [email protected]

    Kryptogesetz?

    Das Springer-Platziermedium Die Welt berichtet in einemArtikel von Roland Nelles am 26.11.1996 unter der berschriftMona Lisa als verschlsselte Nachricht von angeblichenForderungen gegen den unbegrenzten Einsatz kryptographi-

    scher Verfahren von seitens des Bundesamtes frVerfassungsschutz (BfV) und des Bundesnachrichtendienstes(BND) gegenber der Bundesregierung.

    Wie hoch der Realanteil der Meldung ist, lsst sich allerdingsnicht sagen. Die Kernmeldung ist weder durch Zitate, noch kon-krete Massnahmen belegt. Einzig der innenpolitische Sprecherder Unionsfraktion Erwin Marschewski ist als Quelle mit derForderung nach einem Kryptogesetz angefhrt, dassKriminellen verbieten soll, verschlsselte Nachrichten auszu-tauschen. [email protected]

    Grnbuch Jugendschutz

    Das Grnbuch (Diskussionsvorlage) der europischenKommission zum Jugendschutz in audiovisuellen Medien istda, zur Zeit allerdings erst rein elektronisch. In verschiedenenSprachen, aber allesamt in Word fr Windows des amerikani-

    schen Herstellers Alt-F4unterhttp://europa.eu.int/e n / r e c o r d / g r e e n /gp9610/protec.html

    Macht Computerserve Deutschland den Ladenzu?

    Gegenber dem ARD-Magazin Report vom 18.11.1996 hat derGeschftsfhrer von Compuserve Deutschland Felix Somm ver-lautet, Compuserve erwge aufgrund der drohenden strafrecht-lichen Verantwortung fr Service-Provider die Schliessung derdeutschen Filiale und den Umzug nach Luxemburg.

    TOP SIGNS OF NETADDICTION

    1. You wake up at 3 a.m.to go to the bathroomand stop to check youre-mail on the way backto bed.

    2. You get a tattoo thatreads This body bestviewed with NetscapeNavigator 1.1 or higher.

    3. You name your child-ren Eudora, Mozilla andDotcom.

    4. You turn off your

    modem and get thisawful empty feeling, likeyou just pulled the plugon a loved one.

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    DECT Scanner bald erhltlich ?!

    Die Sonderausgabe Scanner Praxis (Funk Spezial Nr. 37)berichtet, ein DECT-Decoder / Scanner sei fr 1997 bereits ange-kndigt. Herstellerangaben waren bislang noch nicht erhltlich.Ansonsten enthlt das Heft Berichte ber technische Verfahren

    und betriebstechnische Vorgehensweisen, z.B. fr das C-Netz,was - im Gegensatz zur Anwendung der beschriebenen Gerte- durchgehend legal ist... [email protected]

    GSM Scanner schon erhltlich

    Seit Ende sind nunmehr auch die Mobilfunknetze D1, D2 undE-Plus nach der Fernmeldeberwachungsverordnung abhrbar.Bisher hatte sich Polizei nur mit Hilfe von Spezialgerten inden Funkverkehr einschalten knnen. Die Gerte sind so teuer

    (um 100.000 Mark), da in ganz Deutschland nach Schtzungennur ein Dutzend Exemplare bereitstanden. (Criminal Digest,Sicherheits-Management 5/96). Klingt nach Rhode undSchwarz... [email protected]

    FALCON etc. - neuronale Netzwerke

    FALCON ist ein seit ca. 2 Jahren bestehendes neuronalesNetzwerk zur Missbrauchsprvention der Gesellschaft frZahlungssysteme, was durch Schattenbuchungen bei

    Kreditkartengebraucht (hier: Eurocard) ein Benutzerprolanlegt und jedwede Abhebungen bzw. Kartengebruche mitdiesem abgleicht. Wiederspricht die zweite Abbuchung eklatantdem angelegten Prol schlgt das System Alarm und fordertdas POS-Terminal ber das Personal auf, dass sich derKartenbenutzer ausweisen soll; bzw. eine telefonischeberprfung bestimmter Daten (Geburtsdatum, letzteBenutzungen etc.) anordnet.

    Der bislang bestehende Bug des Systems, dass nmlich total-geflschte Karten bei Betrgen unter 100.- DM gar nicht erfasstwerden wird angeblich bald behoben.

    Entwickelt wurde das System brigens von der amerikanischenFirma HNC, deren neuronale Netzwerktechnologien natrlichauch Kundenprofile zu Marketingzwecken(Kundenprolverkauf, siehe American Express) erstellen - siehehttp://www.hnc.com

    Meldungen

    5. You spend half of the

    plane trip with your lap-top on your lap... and yourchild in the overhead com-partment

    6. You decide to stay incollege for an additionalyear or two, just for thefree Internet access.

    7. You laugh at people

    with 2400-baud modems.

    8. You start using smileysin your snail mail.

    9. Your hard drive crashes.You havent logged in fortwo hours. You start totwitch. You pick up thephone and manually dialyour ISPs access number.You try to hum to commu-nicate with the modem.And you succeed.

    Quelle: TechKnow Times,Volume 2 - Issue 27,November 20, 1996

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    /emp MR 10.11.96 - Die Einfhrung von Geldkarten fhrtschleichend zur Einschrnkung des Rechts auf Bargeld. Dabeiwird gefhrlicher sozialer Zwang ausgebt. Der Verkehrsverbundin Hessen zeigt jetzt in Marburg, wie das gemacht wird. Rentnersind die ersten Opfer.

    Mit der Macht der Tarifhoheit wurde die ermssigteSammelkarte fr Rentner abgeschafft (25 Fahrten fr 30 DM).Wenn Rentner zuknftig eine Ermssigung auf den zwei DMNormalpreis haben wollen, mssen sie Busfahrten mit einerneuen maschinenlesbaren Karte bezahlen.

    Dann zahlen sie nur 1,70 statt bisher 1,20 DM. Auch die ande-ren Sammelkarten werden in Marburg abgeschafft undErmssigungen gibt es nur noch fr die Maschinenkarten-

    benutzer. Das erinnert an die Einfhrungsstrategie fr Girokonten

    in den 60er Jahren. Mit dem Argument, Girokonten seien vielrationeller als die Lohnzahlung in bar gab es damals Gratis-Kontofhrung. Aus Sicht der Unternehmer wurde dasberfallrisiko auf Geldtransporte vermindert und aus Sicht derEhefrauen das Heimtransportrisiko am Freitag mitKneipenumweg.

    Spter hiess es dann von den Banken, die Kontofhrung sei sokompliziert, dass sie Geld kosten msse. Eine hnlicheEntwicklung ist beim Plastikgeld zu erwarten.

    Bei den Geldersatzkarten wird in Marburg ein nnisches Modellverwendet. Die Karten sind kontaktlos. Rechts und links derTren ist in den Bussen ein Entwerter angebracht. Er hat zweiTasten, eine fr Einstieg und eine fr Ausstieg. Oben draufist eine rote, gelbe und grne Lampe, innendrin eine Bimmel.Die Karte muss beim Einsteigen mehrere Sekunden lang achan den Automaten gehalten werden und die Taste Einstieggedrckt werden; vor dem Aussteigen entsprechend. Geradefr ltere Menschen, denen das Gehen schwerfllt, sindzeitlicheKoordinationsprobleme beim Aussteigen absehbar: entwederwird der Ausstieg zu frh angegeben oder zu spt: zischschliessen die Tren und der Bus fhrt weiter. Da der maschi-nelle Dialog einige Sekunden dauert, ist zudem Gedrnge beivollen Bussen zu erwarten.

    Der Versuchsbetrieb verzgerte sich aufgrund der deutschen-Grndlichkeit. Der nnische Hersteller hat sich vermutlichgedacht eine Software, die fuer ganz Finnland gilt, wird vomTarifschema auf einen Teil von Hessen anpassbar sein. DerHersteller irrte grndlich und grausam.

    Recht

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    Im historischen Rckblick auf deutsche Kleinstaaterei sind dieGebhrenmodelle der regionalen Verkehrsverbnde mitAusnahmebestimmungen an den Grenzen der Tarifgebiete

    jedoch erheblich komplizierter als alle Zollsysteme desMittelalters. Im Oktober 1996 war es geschafft und die pilzfr-mig gewachsene Software in den Automaten war in der Lage,

    den Fahrpreis zu ermitteln - zumindest fuer Marburg.

    rtliche hhere Versuchstiere fuhren Probe mit den Karten, dar-unter Redakteure der Lokalpresse. Ende Oktober war es dannsoweit und die Umschaltung vom Versuchsbetrieb zumRegelbetrieb erfolgte. Doch weil die Umstellungsphase durch-ein Wochenende lief, gab es lustige Szenen.

    Versuchstiere mit der Karte hielten sie wie bisher gegen denAutomaten, aber da ging die rote Lampe an und es bimmelte

    frchterlich. Alle Fahrgste schauten auf den Mann amAutomaten, der wieein Chamleon sich mit der Lampenfarbezu tarnen versuchte. In Richtung zum Busfahrer stammelte ergestern ging es noch. Der Busfahrer drehte sich um und sagteSie drfen mitfahren und der Mann am Bimmelpranger such-te sich, noch immer leicht verschchtert, einen Sitzplatz.

    Ab 04.11.96 konnten Karten fr fnf DM Pfand in Besitzgenommen werden. Der Begriff Pfand legt nahe, dass sieEigentum des Verkehrsverbundes bleiben ebenso wieEinkaufswagen bei ALDI.

    Auaden kann der Busfahrer die Karten bis 50 DM; Verkaufs-stellen der Stadtwerke bis 400 DM. Das ist ausreichend fr denFahrpreis beim Schwarzfahren. Die Kontrolleure haben Gerte,mit denen sie prfen knnen, ob die Karte beim Einsteigen anden Automaten gehalten wurde. Die Frage, ob Kontrolleureauch gleich das erhhte Befrderungsentgelt von der Karteabziehen, erbrigt sich. Denn sie knnten Karten einbehalten,weil sie ja Eigentum des Verkehrsverbundes seien und als mi-

    bruchlich nicht benutztes Beweismittel sicherstellen.

    Die Geldkarte von Banken und Sparkassen

    Das Marburger Modell ist nur eines der gegenwrtigenKarten-Modelle, die das Recht auf Bargeld einschrnken. MehrErfolg am Markt, aber hnliche Probleme bescheren die Kartenvon Banken und Sparkassen.

    Auf der Zhbit Home, Hannover wurde die GeldkarteEnde August 1996 gut verkauft. Der erste Satz imKleingedruckten schaltet den Datenschutz ab: Diese Karte

    ist bertragbar. Dadurch sind die Kartendaten Daten ohne

    auf

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    Personenbezug. Halbwegs nachvollziehbar sind sie trotzdem.Fr jede Karte wird ein Schattenkonto bei derBrsenevidenzzentrale gefhrt. Auf der Rckseite vermerktsind: Kreis- und Stadtsparkasse Hannover, Groraum VerkehrHannover und Deutsche Messe AG.

    Auch das Pfand-Prinzip wurde beibehalten: Diese Karte istEigentum der Nord/LB Hannover steht drauf. DasVerkehrsverbund-Prinzip funktioniert jedoch etwas anders. DieAusgabestelle, der Karteneigentmer, hat freie Speicher-pltzefr Dritte auf der Karte vorgesehen. Ein Dritter ist derVerkehrsverbund Grossraumverkehr Hannover.

    Im Unterschied zum Marburger Modell ist nur eine Aktion not-wendig zum Erwerb eines Fahrscheins. An der Einstiegshaltestellewird die Karte in einen Automaten geschoben und das Fahrtziel

    sowie die Preisgruppe (zB Vollzahler, Hund oder Kind) gewhlt.Diese Daten, also Haltestelle, Datum, Uhrzeit, Preisgruppe wer-den auf der Karte gespeichert. Der Kontrolleur hat ein Lesegert,das nur diese bankfremden Speicherstellen auslesen kann.

    Nach einer Anlaufzeit knnten die Kontrolleure die Vollmachtder Nord/LB (o) bekommen, Karten angeblicher Schwarzfahrereinzubehalten (das Adjektiv angeblich knnte wichtig wer-den).

    Auf der Zhbit wurden Karten mit 30 DM darauf verkauft. Da

    man ein Lesegert bentigt, um zu wissen, wieviel auf der Karteist, wurde dort eine Art Selbstkostenpreis kalkuliert. So gutwie jeder, der auf der Zhbit Home so eine Karte kaufte, erwarbauch ein Lesegert fr fnf DM und der erste Akt war, da die-se 5 DM von den 30 DM abgebucht wurden.

    Auch unpassende Chipkarten mit ISO-Kontaktfeld(Telefonkarten, Krankenkassenkarten, Sky Pay-TV Karten usw)knnen in das Sparkassenlesegert gesteckt werden. Doch dannerscheint nur eine Fehlernummer E 1, E 2 usw. (E wie Error).

    Bei korrekten Geldkarten wird nach dem Einschieben ange-zeigt, wieviel Geld noch drauf ist. Am Lesegert ist ein einzi-ger Knopf. Damit wird mit jedem Knopfdruck der letzteZahlungsvorgang anzeigen; bis 15 Stck. Danach werden diezwei letzten Ladungen der Karte angezeigt: Ladesumme 1und Ladesumme 2.

    Allmhlich sollen die Kontoauszugsdrucker bei Banken undSparkassen umgestellt werden auf Chipkarten mitLademglichkeiten fr Geldkarten oder Kontokarten (die wer-

    den auch von Magnet auf Chip umgestellt). Es ist jedoch zu

    Bar-

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    hoffen, dass zumindest Kontokarten von vermutetenSchwarzfahrern nicht von den Kontrolleuren einbehalten wer-den :-( - Aber das bleibt abzuwarten.

    Ausblick

    In der Perspektive wird es zu Kaufhusern kommen, die (fast)ohne Personal 24 Stunden rund um die Uhr betrieben werden.Die Kunden werden die Waren an einer Kasse selbst buchenund mit Karte bezahlen. Zuerst werden das die grossenFranchise-Kettenlden durchziehen. Denn nur dann, wenn dieBargeldannahme verweigert wird, kommt derRationalisierungseffekt der Karte zum Tragen und die rundehalbe Stunde zur abendlichen Kassenabrechnung fllt weg - beiMischsystem Karten und Bargeld wird die Kassenabrechnungnur krzer.

    So auf die BRD bezogen, kann das System, konsequent durchge-zogen, nochmal drei Millionen Arbeitslose mehr bringen. Vorallem dann, wenn nicht nur das Regalnachfllpersonal redu-ziert wird, sondern auch das Kassenpersonal. Modellprojektedazu gibt es schon. Eine Kombination von Strichcode-Scannermit der Waren-Entsicherung (elektromagnetischeFreischaltprozedur) macht das mglich.

    Darber hinaus gibt es in den USA lngst intelligenteGebude,die Eindringlinge gefangen nehmen, indem der

    Fahrstuhl zwischen zwei Stockwerken hlt; das berichtete dieZeitschrift BEUTEvor ber zwei Jahren.

    hnliches ist fr deutsche Ladendiebe auch denkbar. AlsEntwickler kann man solche Projekte durchaus seris kalkulie-ren. Es hilft nicht, vor bekannten und absehbaren Entwicklungendie Augen zu verschliessen. Marx-Exegeten der 60er Jahre (diees heute noch gibt) haben heftig und verzweifelt diskutiert, obund wie Distributions-Arbeiter (zB Kaufhausangestellte) an derMehrwertproduktion beteiligt sind oder ob sie zumLumpenproletariat gehren. Angesichts der weltumspannen-den Automatisierung ist diese Debatte berholt. Auf dem ChaosCommunication Congress wurde bereits vor mehreren Jahren inZusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale Hamburg berdie Notwendigkeit des Rechts auf Bargeld diskutiert. Nunwird es ernst.

    (c) Wau Holland verbreitet von eMailPress - die agenturgegen den strich Erstverbreitung in cl.magazine.mik - AlleRechte vorbehalten Anfragen an die Redaktion via [email protected]

    Geld

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    ONLINE MAGNA CHARTA DER INFORMATIONS -UND KOMMUNIKATIONSFREIHEIT

    Entwurfsfassung V 0.3(Vorbild: Martin Luther)

    1. Die Gedanken sind frei. Die Freiheit, Gedanken, Ideen undMeinungen nicht nur selbst zu haben, sondern auch mit ande-ren Menschen auszutauschen und in Wort, Schrift und Bild zuverbreiten, ist ein Menschenrecht (Meinungsfreiheit). Es giltunabhngig von Verfassungen weltweit ...

    *** Nachtrag V 0.3: .... und unabha-engig von allen UN-Konventionen,die der Zeit - brokratisch - hinter-

    herhinken und die Entwicklungverpassen.

    2. Meinungsfreiheit setzt voraus,sich auch frei und ungehindert ausallgemein zugnglichen Quelleninformieren und seine Meinung imGedankenaustausch mit anderen

    Menschen bilden zu knnen (Informationsfreiheit). Auch dieseFreiheit ist ein Menschenrecht und gilt weltweit.

    3. Mit der Erndung des Buchdrucks, des Telefons, desRundfunks, des Fernsehens und der Computernetzwerke wur-den neue Mglichkeiten erffnet, Informationen und Meinungenschneller und weiter zu verbreiten als vorher. Telefon undComputernetz-werke erlauben darberhinaus zeitgleichenInformations- und Meinungsaustausch auf Gegenseitigkeit(bilaterale und multilaterale interaktive Kommunikation inEchtzeit).

    4. Die Freizgigkeit von Menschen, Informationen undMeinungen ber Grenzen hinweg steht jedoch in stndigemWiderstreit mit Macht- und Marktinteressen. Reiche Lnderschotten sich gegen sogenannte Wirtschaftschtlinge ab.Rundfunk- und Fernsehsendungen wurden und werden vonDiktaturen mit Strsendern bekmpft. Und die weltweit freieRede in den Computernetzwerken ngstigt China und ...

    *** V 0.3: .... u.a. Konzerne wie IBM, Microsoft. CompuServeoder AOL.

    5. Im Informationszeitalter sollten die Grenzen durchlssiger,

    die Nationalstaaten weltoffener und die Computernetze gren-zenlos werden. Die Vision vom freien und mndigen Weltbrger

    Online

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    knnte zuerst in den Netzen virtuelle Wirklichkeit werden.Erste Voraussetzung hierfr ist das Menschenrecht auf ein eige-nes ...

    *** V 0.3: VIRTUAL HOME in offenen Netzen (dazu zaehltauch jeder Internet Provider wie CompuServe oder AOL, die

    den Zugriff auf _offenene Netze_ ueber ihre eigene Systemeanbieten).

    *** U.a. ist mit dem RIGHT OF VIRTUAL HOME das Rechtverbunden auf: - eine private Mailbox fr elektronische Post(RIGHT OF VIRTUAL COMMUNICATION). - ein Recht aufeine Home Page (auch fuer Homelesse people, um die verein-fachte Chance zu erhalten, sich wieder in die Gesellschaft zuintegrieren) Es entspricht dem Abwehrrecht auf Unverletzlichkeitder Wohnung, ist aber darberhinaus ein Teilhaberecht. *** V

    0.3: Dafr gelten besondere Kuendigungsbedingungen, z.B. dreiMonate bei Nichtzahlung der virtuellen Mietvorauszahlung- das Recht der Anbieter !!! (zum Schutz gegen Betrueger).

    6. Im Internet und kommerziellen Computernetzen wieCompuServe sollte zweitens sowohl die Meinungsfreiheit alsAbwehrrecht gegen staatliche Bevormundung als auch derauer- und berstaatliche Grundsatz der freien Rede in denNetzwerken als ungeschriebene Geschftsgrundlage gelten(FREE SPEECH IN THE NETWORKS).

    7. Da keine Freiheit grenzenlos sein kann, sollte drittens dieAchtung der Freiheit der anderen User in Computernetzenzunchst wie bisher in freiwilliger kollektiver Selbstkontrolle(Netiquette) und notfalls durch abgestufte, rechtsstaatlicheSanktionen unabhngiger Instanzen durchgesetzt werden(Netzgerichtsbarkeit). Zensur darf nicht stattnden.

    *** KOMMENTAR BISHOP V 0.3: Ueber ein Netzgericht solltenwir _lange_ und _ausfuehrlich_ diskutieren - und nach meinenGedanken den Punkt rauslassen, da wir uns sonst auf eine juri-stische Ebene begeben, in der wir uns verlieren. Ich weiss,Wyatt, dass Ihnen der Punkt am Herzen liegt, aber denken Sie

    bitte drber nach.

    8. Kommerzielle Computernetze, Internet-Provider und der glo-bale Markt:

    -wie CompuServe- sollten im Wettbewerb untereinanderund mit dem Internet die Grundversorgung an freier Informationsicherstellen und die notwendige Infrastruktur vorhalten, damitMenschen weltweit jederzeit frei und ungehindert miteinander

    kommunizieren knnen.

    Magna

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    9. Unsere informationelle Selbstbestimmung gewinnt durch dieComputernetze neue Spielrume, gert aber auch in neueGefahren. Als User haben wir es weitgehend selbst in der Hand,durch verantwortliches Handeln oder Unterlassen, durch indi-viduelle oder kollektive Disziplin und durch Zivilcourage dieChancen weltweiter Kommunikation hin zum freien und mn-

    digen virtuellen *** Brger des Planeten Erde *** weiterzuent-wickeln.

    *** V 0.3: Wir wollen auch den Mond bevoelkern, -> Bspl:Projekt Euromond 2000 der ESA *** Nach vorne denken !

    10. Gegen jeden, der es unternimmt, diesen Kodex weltweiterKommunikation durch Zensur, Mibrauch von Marktmachtoder Methoden unlauterer Desinformation auer Kraft zu set-zen, hat jeder User der Computernetze unabhngig von

    Vertrgen das moralische Recht und die Picht zum virtuellenWiderstand. *** V 0.3, hervorheben: Wir sind das Netz!

    Charta

    From: FringeWare News Network

    LONDON (Nov 8, 1996 1:48 p.m. EST) - Scientists searching for one of the fundamental keys to

    the universe found they had been beaten to the answer by the comic cult novel HitchhikersGuide to the Galaxy; and the answer was 42. In the British novel and radio serial by DouglasAdams, an alien race programs a computer called Deep Thought to provide the ultimate answerto understanding life and the universe. In the novel, seven and a half million years later DeepThought comes back with the result - 42.

    Astronomers at Britains Cambridge University took a little less time - three years - to calculatethe Hubble Constant that determines the age of the universe. But the answer was the same. Itcaused quite a few laughs when we arrived at the gure 42, because were all great fans of TheHitchhikers Guide, Dr. Keith Grange, one of the team of Cambridge scientists who worked onthe project, said Friday. Everyone thought it was quite fun.

    The scientists were using a new technique to determine the value of the Hubble Constant, asource of constant controversy among astronomers. The Constant is a measure of the rate atwhich galaxies are receding from each other as a result of the Big Bang that created the universe.Knowing how quickly everything is ying apart can enable scientists to work out the universesage. This has presented a problem, since the large Hubble Constant values estimated by someexperts would mean that the universe is younger than its oldest stars. The Cambridge team putthe age of the universe at between 14 and 16 billion years. Grange said the answer was unlikelyto remain 42, however. The team plans to observe more galaxy clusters and take an average ofa larger number of measurements. After averaging out all these values well have a relatively

    accurate answer, he said. It may be 42, but it could be anything between 30 and55.

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    Schtze sich, wer kann?- ein subjektiver Erlebnisbericht

    Die Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten (ALM)hatte geladen. Unter dem Titel Schtze sich wer kann?

    Programminhalte und Jugendschutz im digitalen Zeitalter ver-anstaltete sie einen Tag in der documenta-Halle in Kassel, zu derich ein einfhrendes Referat zur Laswell-Formel im digitalenZeitalter halten durfte; Who says what to whom in whichchannel with what effect.

    Zunchst jedoch war Geduld, Nachsicht und Stillsitzen gefragt.Meine Lieblingsttigkeiten sozusagen. Grrrr. DieBegrssungsworte waren noch grad zu ertragen, die Rede desVorsitzenden der Gemeinsamen Stelle Jugendschutz und

    Programm der LMA schon weniger. Obwohl sich meinAnfangsverdacht, an einer Veranstaltung mit Menschen teilzu-nehmen, die ihren Lustgewinn aus Regelung und Kontrollegewinnen, nur bedingt besttigt hat. Die Frage lautete anfng-lich aber schon erstmal nicht ob, sondern wie man das Internetund die dortigen Inhalte unter die Fitiche nehmen knne.

    Wobei die Materie selbst noch eher in unerreichbarer Ferne frdie staatlichen Medienhygieneinstitute ist. Die haben erstmalgenug daran zu schlucken, dass es Satelliten gibt, die sich nichtum nationale Grenzen und Gesetze kmmern und Sender, die

    das wissen. So sind dnische und schwedische Fernsehsendersexuell etwas freizgiger als es die deutschen Vorschriftenerlauben, aber nicht minder beliebt bei deutschen Zuschauern.

    In meinem Referat war ich gebeten worden, auf die neuenMedien und ihre Funktionsweisen einzugehen - und dann hiesses auf einmal, auch digitales Fernsehen msse Erwhnung undErklrung nden. Damit habe ich dann auch angefangen, mitder Frage, was Fernsehen denn mit neuen Medien zu tun hat.

    Ob analog, digital, mit oder Setzdraufkiste - Fernsehen ist nachmeinem Empnden nun mal altes Einwegmedium. Vom Senderzum Empfnger (Konsument), werbungsbeladen und wirt-schaftlich orientiert. Mit Sportberichten und Lottozahlen in derTagesschau (und das ist angeblich noch die serisesteNachrichtensendung) usw. - mit einem Wort: uninteressant. Vonmir aus knnen Sie Fernsehen auch wegen Volksverdummungverbieten, habe ich ihnen gesagt. Mal sehen, ob es hilft.

    Zumindest die Punkte wirtschaftlich orientierteProgrammgestaltung, Dominanz von Werberahmenprogramm

    und sinkender Realanteil stiessen auf einige Zustimmung. Manmuss sich dabei aber auch klar machen, was fr einen Beruf die

    Fern-

  • 8/9/2019 Datenschleuder #57

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    Die DatenschleuderNummer 57, Dezember 1996

    Leute haben. Die mssen teilweise den ganzen Tag Fernsehengucken und darber benden. Sozusagen psychische Foltergegen nanzielle Entschdigung.

    In einer halben Stunde die Dienste des Internet zu erklren undvorzufhren, war zwar nicht wirklich in der ausfhrlichen

    Variante mglich, aber irgendwie zumindest im groben. MeineVorgabe war, denen nicht nur zu vermitteln, an welche techni-schen Probleme Informationsblockaden stossen, sondern vorallem, warum das aus gesellschaftlicher Sicht nicht sinnvoll ist.Kernkonflikt ist fr mich dabei Kanal- gegenKommunikationsmodell, genauer: reprsentativ gegen interak-tiv.

    Denn die Vorstellung, man msse zum Schutz der Gesinnungreprsentativ fr den Zuschauer sorgen, kontrollieren und zen-

    sieren stammt genauso wie das Fernsehen selbst aus der altenreprsentativen Medienwelt. Im Fernsehen wird fr einengedacht, gehandelt und getan. Genau das halte ich fr den ver-dummenden Faktor. Durch eine Teilnahmesimulation amGeschehen wird im Gehirn ein Prozess ohne eigene Teilnahmeprojiziert. Das so Erlebte ist aber eben nicht erlebt, sondern nurrezipiert. Denn durch reinen Medienkonsum - oder etwas netterformuliert, durch reine Informationsaufnahme - entsteht nochkeine Weisheit.

    Nur durch verstandene Erfahrung entsteht Bewusstsein, wenn

    berhaupt. - also etwa

    Erfahrung + Information (Verstndnis)=Bewusstsein

    Das Schne an Kommunikation ist, dass man dadurch Erfahrungmacht. Will sagen, man muss nicht gegen jede Wand selbst fah-ren, es gengt oft, mit jemandem zu reden, der es gemacht hat.Und manchmal sogar, mit jemandem die Mglichkeit desVorhandenseins der Wand mit Hilfe Dritter zu errtern.

    Die Frderung freier und ungehinderter Kommunikation stehtvielleicht aus diesem Grund sogar in der Satzung des ChaosComputer Club. Inzwischen habe ich fr mich jedenfalls klar,wie wichtig dieser Gedanke ist. Und das ist sozusagen dasKommunikationsmodell, interaktiv. Damit meine ich sozusagendie volle Interaktivitt zwischen den Teilnehmern. WerInteraktivitt auf die Auswahlinteraktivitt einerFernbedienung reduziert, begeht eigentlich ein Verbrechen amWort, wenn nicht an der Menschheit. Mit der Errichtung einertechnischen Infrastruktur, die volle Kommunikationsinterakti-

    vitt zulsst, ist allerdings noch keine Vernetzung derTeilnehmergehirne erreicht. Oder, um es mit Waus Worten zu

    sehen

  • 8/9/2019 Datenschleuder #57

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    Die DatenschleuderNummer 57, Dezember 1996

    formulieren: durch technische Netzwerke entstehen keine sozi-alen Netzwerke. Zumindest nicht zwangslug.

    Erwhnenswert erscheint mir im Rahmen dieses Gedankenspielsnoch etwas, was ich im Rahmen einer Podiumsdiskussion aufden Multimediatagen Schleswig-Holstein neulich erlebte.

    Zusammen mit Helmut Thoma, Geschftsfhrer von RTL undeinigen anderen Persnlichkeiten durften wir laut ber dieFrage nach der zuknftigen Entwicklung sinieren.

    Thoma war vor mir dran und kam gleich zum Kern: Aber derKonsument will doch gar keine Interaktivitt, der willUnterhaltung, Sport und Spannung fasste er seine Auffassungetwa zusammen.

    Auf meine zunchst vorsichtig formulierte Frage, ob

    denn das Fernsehen den Menschen nicht in eine Rollepresse, aus der er gar nicht mehr herauskommt und nurdie Auswahl zwischen den verschiedenen Programmenund dem Ausschalter (noch) lsst und vor allem, obdenn die Mglichkeit einer aktiven Mediennutzung ersteinmal geschaffen werden msse, um zu beurteilen, wel-che Anforderungen die Menschen haben, wusste Thomagleich die Antwort: Der Konsument will das nicht.

    Ich dachte zunchst, er htte mich nicht verstanden. Und fhrtedas noch etwas aus: Es wre ja zumindest mglich, dass ein

    vernderter Mediengebrauch (vom Konsumenten hin zumAktivbenutzer) durch vernderte (neue) Medien eintritt.Doch - wie ich schliesslich einsehen musste - scheiterte dasGesprch und der Informationsaustausch an einem begrifi-chen Denitionsproblem. Jedesmal, wenn ich Mensch sagte,verstand Thoma Konsument. Traurig, aber wahr. Fr ihn

    besteht die Menschheit aus Konsumenten - andere Bilder passenda nicht rein.

    Im Grund genommen, mchte ich abschliessend sinnieren, hatsich Thoma in seiner eigenen VR eingeschlossen: in einerBegriffswelt, aus der er blderweise nicht mehr rauskommt.Dumm gelaufen. Viel dummer gelaufen ist allerdings dieEntwicklung - die beschert Thoma wohl Zeit seines Lebens nochein fettes Einkommen.Und wir und zuknftige Generationenmssen dann mit den so produzierten Konsumenten klarkom-men. Bleibt als Trost nur Wargames: Things will never be the same. Andy M.-M.

  • 8/9/2019 Datenschleuder #57

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    Die Datenschleuder

    Absender, Bezugs- undBestellanschrift:

    Chaos Computer Club e.V.Schwenckestr. 85D-20255 Hamburg

    Mitglieds-&Bestellfetze

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    usorganisatorischenGrn

    denbitteBestellungenund

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    Postvertriebsstck C11301F

    Programmierer und Softwarermen bemhen sich, immerIdiotensicherere Systeme und Programme zu entwickeln.Das Universum bemht sich, immer grssere Idioten zu

    entwickeln.

    Bisher liegt das Universum in Fhrung.

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