DER KOMMENTAR HSG-Torhüter ziehen der SGB den Zahn · 2016. 4. 12. · Ramos Nuez nach der Pause...

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Seite 26 H SPORT Montag, 11. April 2016 tj DER KOMMENTAR Oberliga-Gipfel Sieger und Verlierer Von Thorsten Jung Die Handball-Fans in der Region waren am Freitagabend neben der HSG Hanau die großen Gewinner. Sie erlebten in der Dreispitzhalle einen atemberaubenden Oberliga-Gipfel. Allerdings sind sie nun auch der große Verlierer. Denn mindestens ein Jahr lang müssen sie auf dieses hochklassige Lo- kalderby verzich- ten. Hanau brachte im Oberliga-Gipfel alles aufs Parkett, was eine Spitzen- mannschaft aus- zeichnet. Die jun- gen Spieler bewiesen Nervenstärke und überzeugten mit mannschaftlicher Ge- schlossenheit. Zudem wuchsen einzel- ne Akteure in entscheidenden Phasen über sich hinaus. Und dann war auch das Quäntchen Glück auf Seiten der Brüder-Grimm-Städter. Dank eines di- rekt verwandelten Freiwurfes des selbst etwas verdutzten Eric Schaeffters ging es mit 14:14 in die Pause. Danach drehten die Hanauer auf. Torhü- ter Niklas Eul war auf dem besten Weg zum Matchwinner. Immer wieder brach- te er die SGB-Offensive zur Verzweif- lung. Zehn Minuten vor Schluss hätte das Spiel kippen und Eul zur tragischen Figur werden können. Beim Stand von 25:21 für die HSG protestierte der Ex- Bruchköbeler nach einer Siebenmeter- entscheidung gegen sein Team nach Meinung der Schiedsrichter etwas zu laut und musste auf die Strafbank. Hoff- nung im Lager der SGB. Doch Euls Vertreter Sebastian Scher- muly parierte den Strafwurf des bis da- hin so nervenstarken Tegaday Ramos Nuez und vernagelte auch danach sei- nen Kasten. Vorne führte Jan-Eric Ritter in der Schlussphase so geschickt Regie und blieb vor dem Tor dazu noch eiskalt, dass sich Hanau von 25:22 auf 28:23 absetzen konnte. Rund vier Minuten vor dem Ende war der hitzige Oberliga-Gip- fel entschieden. Auch wenn Jannik Hoffmann (SGB) am blutenden Kiefer und Tilmann Werner (HSG) an einer ge- hörigen Beule über dem Auge minuten- lang auf den Ersatzbänken behandelt werden mussten, war es ein faires Duell. Für Hanau ist die 3. Liga nun sehr nahe. Oberliga-Dino Bruchköbel kann wohl schon für seine 24. Saison in Hessens höchster Spielklasse planen. Aber nach dieser erfolgreichen Runde ist den Gelb-Schwarzen das Meisterstück in der kommenden Spielzeit allemal zuzu- trauen. Und den jungen Wilden der HSG der Klassenerhalt in Liga drei erst Recht. Dann werden die Fans vielleicht in einem Jahre komplett zu Gewinnern. Mit einem Lokalderby in der 3. Liga. Handball. Die HSG Hanau hat den Oberliga-Gipfel bei der SG Bruchköbel am Freitagabend mit 31:25 (14:14) für sich entschieden und damit das Tor in die 3. Liga weit aufgestoßen. In einem hochklassigen Derby vor rund 1000 Zu- schauern machte vor allem die bissige Defensive der Gäste den Bruchköbe- lern das Leben schwer, zudem zeigten beide HSG-Torhüter eine ganz starke Leistung und vereitelten zahlreiche gu- te Chancen der Hausherren. Da Bruch- köbel nie aufgab, war die Partie zwar erst in der Schlussphase entschieden, der Sieg der Grimmstädter am Ende aber hochverdient. Dass dieses Duell zwischen den beiden Lo- kalrivalen kein Spiel wie jedes andere wer- den würde, war klar: Tausende Handball- fans fieberten dem Aufeinandertreffen der beiden Oberliga-Spitzenteams bereits seit Wochen entgegen, schließlich würde in Bruchköbel womöglich eine Vorentschei- dung im Aufstiegsrennen fallen. Die Kulis- se in der Dreispitzhalle war dann auch der Bedeutung des Oberliga-Gipfels angemes- sen: Schon lange vor dem Anpfiff war die Halle proppenvoll, mit großen Fahnen und einer Choreographie feuerten die jeweili- gen Fangruppen ihre Mannschaften schon beim Einlaufen an – ein Riesenspektakel. Das sportliche Spektakel, das die beiden Teams dann auf dem Spielfeld veranstalte- ten, stand dem in nichts nach. Die Haus- herren hatten Anwurf und unter dem gro- ßen Jubel der Heim-Fans schloss Aydin Günes gleich den ersten Angriff mit einem Treffer ab. Die HSG konterte allerdings umgehend und glich durch Yaron Pill- mann, der im linken Rückraum auflief, postwendend aus. Von vorsichtigem Ab- tasten war keine Spur. Beiden Mannschaf- ten war die Bedeutung dieser Partie be- wusst und so ging es von der ersten Minute an ordentlich zur Sache: Die Abwehrrei- hen beider Teams packten beherzt zu und schenkten sich nichts. Dieser teilweise übermotivierte Einsatz führte bereits in der Anfangsphase zu mehreren Behandlungspausen – erst er- wischte es den Hanauer Tilman Werner am Kopf, wenig später musste Jannik Hoff- mann von der SG Bruchköbel auf der Er- satzbank wegen einer Verletzung am Kinn behandelt werden; beide konnten später weiterspielen. Das gute Schiedsrichterge- spann griff schon früh rigoros durch, ver- teilte bereits im ersten Durchgang fünf Zeitstrafen und verhinderte somit, dass das Spielgeschehen zu ruppig wurde. Spielerisch gewannen die Gäste zuneh- mend die Oberhand, was vor allem am glänzend aufgelegten Niklas Eul im Tor lag, der einige Würfe stark parierte. Als Jan-Eric Ritter in der 15. Minute per Sie- benmeter zum 7:4 für die HSG traf, nahmen die Bruchköbeler ihre erste Auszeit. In der Folge konnten die Hausherren den Rückstand Schritt für Schritt verkürzen und profitierten dabei auch von einigen Überzahlsituationen. In den letzten fünf Minuten vor der Pause stellte die SGB ihre Abwehr um und deckte Eric Schaeffter of- fensiver – eine Umstellung, mit der die Ha- nauer nicht gut zurechtkamen: Bruchkö- bel konnte ausgleichen und sogar in Füh- rung gehen, die Hanauer bekamen mit dem Pausenpfiff allerdings noch einen di- rekten Freistoß zugesprochen. Schaeffter trat zum Wurf an, der Abwehrblock fälsch- te unglücklich ab und so trudelte der Ball etwas überraschend zum 14:14 ins Tor der Gastgeber – bitter für Bruchköbel, deren Lauf durch dieses unnötige Gegentor und die Halbzeitpause jäh gestoppt wurde. Nach Wiederanpfiff war die SGB einige Minuten von der Rolle, leistete sich techni- sche Fehler und nahm sich schlechte Wür- fe. „Hanau hat uns da kalt erwischt“, gab SGB-Coach Marc Stallmann resigniert zu, der bereits in der 40. Minute die zweite Auszeit nahm – die Gäste führten zu die- sem Zeitpunkt bereits mit vier Toren. Von einer Vorentscheidung wollte Patrick Beer, der Trainer der Hanauer, zu diesem Zeitpunkt aber nicht sprechen: „Bruchkö- bel hat in dieser Saison schon häufiger ge- zeigt, dass sie in der Lage sind, solche Spie- le nochmal zu drehen, da muss man bis zum Abpfiff aufpassen.“ Die Hausherren waren in der Folge tat- sächlich wieder besser im Spiel, mit ihrer guten Abwehr verhinderten die Hanauer jedoch, dass ihr Vorsprung auf weniger als drei Treffer zusammenschmolz. In die letz- ten zehn Minuten ging die HSG mit einer Vier-Tore-Führung, als das Spiel plötzlich auf der Kippe stand: Gästekeeper Eul hatte wegen Reklamierens nach einer Sieben- meter-Entscheidung eine Zwei-Minuten- Strafe erhalten, Bruchköbel also die große Chance, auf drei Tore zu verkürzen und in Überzahl vielleicht noch weiter heranzu- kommen. Doch Sebastian Schermuly pa- rierte den Strafwurf von Tegaday Ramos Nuez auf etwas unorthodoxe Weise, indem er auf der Torlinie stehenblieb. Ramos Nuez nach der Pause im Griff Bruchköbel stemmte sich gegen die Nie- derlage, auch wenn den Gastgebern die Zeit davon lief – sechs Minuten vor dem Schlusspfiff lagen sie noch immer mit drei Treffern hinten. Die HSG bewies in dieser Situation in Person von Spielmacher Rit- ter unglaubliche Nervenstärke: Dem Rück- raumspieler gelangen zwei Treffer in Fol- ge, wodurch sein Team auf 28:23 davonzog und das Spiel damit endgültig entschied. In den letzten Minuten versuchten die Gelb-Schwarzen zwar, mit einer offenen Manndeckung noch einmal die Wende zu erzwingen, die Gäste spielten die verblei- bende Spielzeit aber abgezockt herunter. „Die HSG hatte schon im ersten Durch- gang die bessere Wurfquote und war von allen Positionen aus gefährlich. Zudem war vor allem Eul sehr stark, er war gegen uns wirklich topmotiviert“, fasste Stall- mann zusammen. Für Beer war die Ab- wehrleistung der Schlüssel zum Erfolg: „Wir hatten Tega (Tegaday Ramos Nuez) in der ersten Hälfte noch nicht im Griff, das haben wir in der zweiten Halbzeit bes- ser gelöst. Außerdem haben unsere Torhü- ter in den entscheidenden Momenten ge- stochen und wir haben trotz des Drucks bis zum Ende die Nerven bewahrt – das war ei- ne ganz starke Leistung.“ Auch wenn der Kampf um den Aufstieg noch nicht endgültig entschieden ist, hat die HSG die deutlich besseren Karten: Die Hanauer liegen zwei Punkte vor Bruchkö- bel und haben auch den direkten Vergleich für sich entschieden – somit könnten sie sich in den verbleibenden drei Partien eine Niederlage erlauben und wären trotzdem noch Tabellenerster. Beer stapelte ange- sichts der Vorfreude auf den möglichen Aufstieg vor allem bei den Fans tief: „Wir haben einen Fuß in der Tür, mehr nicht.“ Robert Giese (HA/tj) SG Bruchköbel: Iteb Bouali, Marius Reich; Nico Bätz, Niels Cramer, Sebastian Dietrich (7), Aydin Gü- nes (4), Fatih Günes, Lukas Hartmann, Jannik Hoff- mann (1), Michael Nath (3), Tegaday Ramos-Nuez (7/4), Jörg Schäfer, Ante Vuko (2), Maximilian Wolff (1) HSG Hanau: Niklas Eul, Sebastian Schermuly; Christian Appel, Maximilian Bergold, Kai Best (5), Dirk Etzel, Daniel Kegelmann, Robin Marquardt, Ya- ron Pillmann (4), Jan-Eric Ritter (6/3), Jannik Rup- pert (5), Eric Schaeffter (3), Sebastian Siegmund (5), Tilman Werner (3) Schiedsrichter: Reuther/Tobiasch – Siebenmeter: SGB 6/4, HSG 4/3 – Zeitstrafen: SGB 3, HSG 5 – Zu- schauer: 1000 (ausverkauft) Niklas Eul avancierte an alter Wirkungsstätte zu einem der Hanauer Matchwinner. In der Bruchköbeler Dreispitzhalle fühl- te sich der HSG-Schlussmann sichtlich wohl. Fotos: Kalle (4)/ Pfaffenbach (1) ZITIERT „Ich wusste, dass wir gut sind, aber dass die Jungs so stabil sind, wusste ich nicht. Wie Jan- Eric Ritter am Ende Verantwor- tung übernommen und die rich- tigen Entscheidungen getroffen hat, war schon genial.“ (HSG-Coach Patrick Beer unmittelbar nach der Schlusssirene) „Jetzt werden wir zwei Tage fei- ern, aber am Montag beginnt die Vorbereitung auf den nächsten Gegner.“ (Beer blickt auf die kommenden Tage) „Zehn Minuten vor Schluss ging mir ziemlich die Puste aus. Zum Glück durfte ich nochmal zwei Minuten durchschnaufen. In der Endphase habe ich ei- gentlich gar nicht groß nachge- dacht, wollte nur das beste für die Mannschaft machen.“ (HSG-Spielmacher Jan-Eric Ritter, dem in der Endphase drei Treffer gelangen) „Wahnsinn, so eine Stimmung habe ich in einem Derby noch nie erlebt. Was unsere junge Mannschaft an Nervenstärke aufs Parkett gebracht hat, war überragend.“ (HSG-Torhüter Niklas Eul, der an alter Wirkungsstätte zu großer Form auflief) „Das war ein toller und sehr fai- rer Fight. Wir haben eine genia- le Saison gespielt und was heute passiert ist, war okay.“ (SGB-Kreisläufer Jannik Hoffmann, nach Kinnverletzung mit viel Tape im Gesicht) „Ich bin natürlich erstmal sehr enttäuscht. Aber die HSG Ha- nau hat verdient gewonnen. Die beiden Torhüter haben extrem stark gehalten.“ (SGB-Kapitän Ante Vuko) „Die Torwartleistung hat eine sehr entscheidende Rolle ge- spielt. Niklas Eul hatte einen sehr guten Tag und als er raus musste, hat Sebastian Scher- muly nicht schlechter gehalten. Wenn wir es schaffen, diese tolle Saison mit der Vizemeister- schaft zu beenden, lassen wir es in meinem Haus in Spanien richtig krachen.“ (SGB-Männerwart Uwe Steinkrüger) „Hanau hat deutlich variabler gespielt, die SGB hingegen hat sich zu sehr auf Eins-gegen- Eins-Situationen verlassen und in der zweiten Halbzeit zuviele schlechte Würfe genommen.“ (Sasa Krezovic, Trainer von Bezirksoberli- gist HSG Maintal) Die Hanauer Defensive um Eric Schaeffter (links) und Dirk Etzel hatte den Bruch- köbeler Angriff um Michael Nath vor allem nach der Pause gut im Griff. Die Fans der SG Bruchköbel hatten – wir ihr Team – alles gegeben. Am Ende muss- ten sie jedoch die Derby-Niederlage und den verpassten Aufstieg verarbeiten. Vom Derby-Fight schwer gezeichnet: Jannik Hoffmann von der SGB. Fünf eigene Treffer konnte Hanaus Rechtsaußen Kai Best bejubeln. HSG-Torhüter ziehen der SGB den Zahn Oberliga-Gipfel: Eul und Schermuly laufen zu Hochform auf – Hanau nach 31:25-Sieg in Bruchköbel kurz vor Aufstieg

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  • Seite 26 H S P O R T Montag, 11. April 2016tj

    DER KOMMENTAR Oberliga-Gipfel

    Sieger und Verlierer V o n T h o r s t e n J u n g

    Die Handball-Fans in der Region waren am Freitagabend neben der HSG Hanau die großen Gewinner. Sie erlebten in der Dreispitzhalle einen atemberaubenden Oberliga-Gipfel. Allerdings sind sie nun

    auch der große Verlierer. Denn mindestens ein Jahr lang müssen sie auf dieses hochklassige Lo-kalderby verzich-ten. Hanau brachte im Oberliga-Gipfel alles aufs Parkett, was eine Spitzen-mannschaft aus-zeichnet. Die jun-

    gen Spieler bewiesen Nervenstärke und überzeugten mit mannschaftlicher Ge-schlossenheit. Zudem wuchsen einzel-ne Akteure in entscheidenden Phasen über sich hinaus. Und dann war auch das Quäntchen Glück auf Seiten der Brüder-Grimm-Städter. Dank eines di-rekt verwandelten Freiwurfes des selbst etwas verdutzten Eric Schaeffters ging es mit 14:14 in die Pause. Danach drehten die Hanauer auf. Torhü-ter Niklas Eul war auf dem besten Weg zum Matchwinner. Immer wieder brach-te er die SGB-Offensive zur Verzweif-lung. Zehn Minuten vor Schluss hätte das Spiel kippen und Eul zur tragischen Figur werden können. Beim Stand von 25:21 für die HSG protestierte der Ex-Bruchköbeler nach einer Siebenmeter-entscheidung gegen sein Team nach Meinung der Schiedsrichter etwas zu laut und musste auf die Strafbank. Hoff-nung im Lager der SGB. Doch Euls Vertreter Sebastian Scher-muly parierte den Strafwurf des bis da-hin so nervenstarken Tegaday Ramos Nuez und vernagelte auch danach sei-nen Kasten. Vorne führte Jan-Eric Ritter in der Schlussphase so geschickt Regie und blieb vor dem Tor dazu noch eiskalt, dass sich Hanau von 25:22 auf 28:23 absetzen konnte. Rund vier Minuten vor dem Ende war der hitzige Oberliga-Gip-fel entschieden. Auch wenn Jannik Hoffmann (SGB) am blutenden Kiefer und Tilmann Werner (HSG) an einer ge-hörigen Beule über dem Auge minuten-lang auf den Ersatzbänken behandelt werden mussten, war es ein faires Duell. Für Hanau ist die 3. Liga nun sehr nahe. Oberliga-Dino Bruchköbel kann wohl schon für seine 24. Saison in Hessens höchster Spielklasse planen. Aber nach dieser erfolgreichen Runde ist den Gelb-Schwarzen das Meisterstück in der kommenden Spielzeit allemal zuzu-trauen. Und den jungen Wilden der HSG der Klassenerhalt in Liga drei erst Recht. Dann werden die Fans vielleicht in einem Jahre komplett zu Gewinnern. Mit einem Lokalderby in der 3. Liga.

    Handball. Die HSG Hanau hat den Oberliga-Gipfel bei der SG Bruchköbel am Freitagabend mit 31:25 (14:14) für sich entschieden und damit das Tor in die 3. Liga weit aufgestoßen. In einem hochklassigen Derby vor rund 1000 Zu-schauern machte vor allem die bissige Defensive der Gäste den Bruchköbe-lern das Leben schwer, zudem zeigten beide HSG-Torhüter eine ganz starke Leistung und vereitelten zahlreiche gu-te Chancen der Hausherren. Da Bruch-köbel nie aufgab, war die Partie zwar erst in der Schlussphase entschieden, der Sieg der Grimmstädter am Ende aber hochverdient. Dass dieses Duell zwischen den beiden Lo-kalrivalen kein Spiel wie jedes andere wer-den würde, war klar: Tausende Handball-fans fieberten dem Aufeinandertreffen der beiden Oberliga-Spitzenteams bereits seit Wochen entgegen, schließlich würde in Bruchköbel womöglich eine Vorentschei-dung im Aufstiegsrennen fallen. Die Kulis-se in der Dreispitzhalle war dann auch der Bedeutung des Oberliga-Gipfels angemes-sen: Schon lange vor dem Anpfiff war die Halle proppenvoll, mit großen Fahnen und einer Choreographie feuerten die jeweili-gen Fangruppen ihre Mannschaften schon beim Einlaufen an – ein Riesenspektakel. Das sportliche Spektakel, das die beiden Teams dann auf dem Spielfeld veranstalte-ten, stand dem in nichts nach. Die Haus-herren hatten Anwurf und unter dem gro-ßen Jubel der Heim-Fans schloss Aydin Günes gleich den ersten Angriff mit einem Treffer ab. Die HSG konterte allerdings umgehend und glich durch Yaron Pill-mann, der im linken Rückraum auflief, postwendend aus. Von vorsichtigem Ab-tasten war keine Spur. Beiden Mannschaf-ten war die Bedeutung dieser Partie be-wusst und so ging es von der ersten Minute an ordentlich zur Sache: Die Abwehrrei-hen beider Teams packten beherzt zu und schenkten sich nichts. Dieser teilweise übermotivierte Einsatz führte bereits in der Anfangsphase zu mehreren Behandlungspausen – erst er-wischte es den Hanauer Tilman Werner am Kopf, wenig später musste Jannik Hoff-mann von der SG Bruchköbel auf der Er-satzbank wegen einer Verletzung am Kinn behandelt werden; beide konnten später weiterspielen. Das gute Schiedsrichterge-spann griff schon früh rigoros durch, ver-teilte bereits im ersten Durchgang fünf Zeitstrafen und verhinderte somit, dass das Spielgeschehen zu ruppig wurde. Spielerisch gewannen die Gäste zuneh-mend die Oberhand, was vor allem am glänzend aufgelegten Niklas Eul im Tor lag, der einige Würfe stark parierte. Als Jan-Eric Ritter in der 15. Minute per Sie-benmeter zum 7:4 für die HSG traf, nahmen die Bruchköbeler ihre erste Auszeit. In der Folge konnten die Hausherren den Rückstand Schritt für Schritt verkürzen und profitierten dabei auch von einigen Überzahlsituationen. In den letzten fünf Minuten vor der Pause stellte die SGB ihre Abwehr um und deckte Eric Schaeffter of-

    fensiver – eine Umstellung, mit der die Ha-nauer nicht gut zurechtkamen: Bruchkö-bel konnte ausgleichen und sogar in Füh-rung gehen, die Hanauer bekamen mit dem Pausenpfiff allerdings noch einen di-rekten Freistoß zugesprochen. Schaeffter trat zum Wurf an, der Abwehrblock fälsch-te unglücklich ab und so trudelte der Ball etwas überraschend zum 14:14 ins Tor der Gastgeber – bitter für Bruchköbel, deren Lauf durch dieses unnötige Gegentor und die Halbzeitpause jäh gestoppt wurde. Nach Wiederanpfiff war die SGB einige Minuten von der Rolle, leistete sich techni-sche Fehler und nahm sich schlechte Wür-fe. „Hanau hat uns da kalt erwischt“, gab SGB-Coach Marc Stallmann resigniert zu, der bereits in der 40. Minute die zweite Auszeit nahm – die Gäste führten zu die-sem Zeitpunkt bereits mit vier Toren. Von einer Vorentscheidung wollte Patrick Beer, der Trainer der Hanauer, zu diesem Zeitpunkt aber nicht sprechen: „Bruchkö-bel hat in dieser Saison schon häufiger ge-zeigt, dass sie in der Lage sind, solche Spie-le nochmal zu drehen, da muss man bis zum Abpfiff aufpassen.“ Die Hausherren waren in der Folge tat-sächlich wieder besser im Spiel, mit ihrer guten Abwehr verhinderten die Hanauer jedoch, dass ihr Vorsprung auf weniger als drei Treffer zusammenschmolz. In die letz-ten zehn Minuten ging die HSG mit einer Vier-Tore-Führung, als das Spiel plötzlich auf der Kippe stand: Gästekeeper Eul hatte

    wegen Reklamierens nach einer Sieben-meter-Entscheidung eine Zwei-Minuten-Strafe erhalten, Bruchköbel also die große Chance, auf drei Tore zu verkürzen und in Überzahl vielleicht noch weiter heranzu-kommen. Doch Sebastian Schermuly pa-rierte den Strafwurf von Tegaday Ramos Nuez auf etwas unorthodoxe Weise, indem er auf der Torlinie stehenblieb.

    Ramos Nuez nach der Pause im Griff

    Bruchköbel stemmte sich gegen die Nie-derlage, auch wenn den Gastgebern die Zeit davon lief – sechs Minuten vor dem Schlusspfiff lagen sie noch immer mit drei Treffern hinten. Die HSG bewies in dieser Situation in Person von Spielmacher Rit-ter unglaubliche Nervenstärke: Dem Rück-raumspieler gelangen zwei Treffer in Fol-ge, wodurch sein Team auf 28:23 davonzog und das Spiel damit endgültig entschied. In den letzten Minuten versuchten die Gelb-Schwarzen zwar, mit einer offenen Manndeckung noch einmal die Wende zu erzwingen, die Gäste spielten die verblei-bende Spielzeit aber abgezockt herunter. „Die HSG hatte schon im ersten Durch-gang die bessere Wurfquote und war von allen Positionen aus gefährlich. Zudem war vor allem Eul sehr stark, er war gegen uns wirklich topmotiviert“, fasste Stall-mann zusammen. Für Beer war die Ab-wehrleistung der Schlüssel zum Erfolg: „Wir hatten Tega (Tegaday Ramos Nuez)

    in der ersten Hälfte noch nicht im Griff, das haben wir in der zweiten Halbzeit bes-ser gelöst. Außerdem haben unsere Torhü-ter in den entscheidenden Momenten ge-stochen und wir haben trotz des Drucks bis zum Ende die Nerven bewahrt – das war ei-ne ganz starke Leistung.“ Auch wenn der Kampf um den Aufstieg noch nicht endgültig entschieden ist, hat die HSG die deutlich besseren Karten: Die Hanauer liegen zwei Punkte vor Bruchkö-bel und haben auch den direkten Vergleich für sich entschieden – somit könnten sie sich in den verbleibenden drei Partien eine Niederlage erlauben und wären trotzdem noch Tabellenerster. Beer stapelte ange-sichts der Vorfreude auf den möglichen Aufstieg vor allem bei den Fans tief: „Wir haben einen Fuß in der Tür, mehr nicht.“ Robert Giese (HA/tj) SG Bruchköbel: Iteb Bouali, Marius Reich; Nico Bätz, Niels Cramer, Sebastian Dietrich (7), Aydin Gü-nes (4), Fatih Günes, Lukas Hartmann, Jannik Hoff-mann (1), Michael Nath (3), Tegaday Ramos-Nuez (7/4), Jörg Schäfer, Ante Vuko (2), Maximilian Wolff (1) HSG Hanau: Niklas Eul, Sebastian Schermuly; Christian Appel, Maximilian Bergold, Kai Best (5), Dirk Etzel, Daniel Kegelmann, Robin Marquardt, Ya-ron Pillmann (4), Jan-Eric Ritter (6/3), Jannik Rup-pert (5), Eric Schaeffter (3), Sebastian Siegmund (5), Tilman Werner (3) Schiedsrichter: Reuther/Tobiasch – Siebenmeter: SGB 6/4, HSG 4/3 – Zeitstrafen: SGB 3, HSG 5 – Zu-schauer: 1000 (ausverkauft)

    Niklas Eul avancierte an alter Wirkungsstätte zu einem der Hanauer Matchwinner. In der Bruchköbeler Dreispitzhalle fühl-te sich der HSG-Schlussmann sichtlich wohl. Fotos: Kalle (4)/ Pfaffenbach (1)

    ZITIERT

    „Ich wusste, dass wir gut sind, aber dass die Jungs so stabil sind, wusste ich nicht. Wie Jan-Eric Ritter am Ende Verantwor-tung übernommen und die rich-tigen Entscheidungen getroffen hat, war schon genial.“ (HSG-Coach Patrick Beer unmittelbar nach der Schlusssirene)

    „Jetzt werden wir zwei Tage fei-ern, aber am Montag beginnt die Vorbereitung auf den nächsten Gegner.“ (Beer blickt auf die kommenden Tage)

    „Zehn Minuten vor Schluss ging mir ziemlich die Puste aus. Zum Glück durfte ich nochmal zwei Minuten durchschnaufen. In der Endphase habe ich ei-gentlich gar nicht groß nachge-dacht, wollte nur das beste für die Mannschaft machen.“ (HSG-Spielmacher Jan-Eric Ritter, dem in der Endphase drei Treffer gelangen)

    „Wahnsinn, so eine Stimmung habe ich in einem Derby noch nie erlebt. Was unsere junge Mannschaft an Nervenstärke aufs Parkett gebracht hat, war überragend.“ (HSG-Torhüter Niklas Eul, der an alter Wirkungsstätte zu großer Form auflief)

    „Das war ein toller und sehr fai-rer Fight. Wir haben eine genia-le Saison gespielt und was heute passiert ist, war okay.“ (SGB-Kreisläufer Jannik Hoffmann, nach Kinnverletzung mit viel Tape im Gesicht)

    „Ich bin natürlich erstmal sehr enttäuscht. Aber die HSG Ha-nau hat verdient gewonnen. Die beiden Torhüter haben extrem stark gehalten.“ (SGB-Kapitän Ante Vuko)

    „Die Torwartleistung hat eine sehr entscheidende Rolle ge-spielt. Niklas Eul hatte einen sehr guten Tag und als er raus musste, hat Sebastian Scher-muly nicht schlechter gehalten. Wenn wir es schaffen, diese tolle Saison mit der Vizemeister-schaft zu beenden, lassen wir es in meinem Haus in Spanien richtig krachen.“ (SGB-Männerwart Uwe Steinkrüger)

    „Hanau hat deutlich variabler gespielt, die SGB hingegen hat sich zu sehr auf Eins-gegen-Eins-Situationen verlassen und in der zweiten Halbzeit zuviele schlechte Würfe genommen.“ (Sasa Krezovic, Trainer von Bezirksoberli-gist HSG Maintal)

    Die Hanauer Defensive um Eric Schaeffter (links) und Dirk Etzel hatte den Bruch-köbeler Angriff um Michael Nath vor allem nach der Pause gut im Griff.

    Die Fans der SG Bruchköbel hatten – wir ihr Team – alles gegeben. Am Ende muss-ten sie jedoch die Derby-Niederlage und den verpassten Aufstieg verarbeiten.

    Vom Derby-Fight schwer gezeichnet: Jannik Hoffmann von der SGB.

    Fünf eigene Treffer konnte Hanaus Rechtsaußen Kai Best bejubeln.

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