Der Lebensfries als Lebenswerk

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Der Lebensfries als Lebenswerk jwr47 Verschiedene Künstler haben in ihrem Lebenswerk ein Lebensfries entworfen, in dem sie das Wesentliche ihres Lebensziel als Konzentrat herausdestilliert haben. Diese Umsetzung sollte wohl immer als Lebensziel verstanden werden. Nach einiger Studie hatte ich ein solches Lebensziel identifiziert bei Robert Musil in seinem epochalen Werk „Der Mann ohne Eigenschaften“, das auch als Salvator-Projekt bezeichnet wird 1 . Dass Musil tatsächlich ein philosophisches Werk geschrieben hat kann man ablesen an den Namen für die Protagonisten Diotima 2 und Bonadea 3 , die aus der antiken Mythologie stammen. Namentlich die geschlechtliche Eigenschaft verfremdet uns von unserer ursprünglichen Identität. Als Mann und Frau weicht der Mensch in Details von seinem Schöpfer ab und wird „ anders“. Ein Mensch sollte deshalb sich lieber vom gesellschaftlichen Leben fernhalten und leben wie ein „Mensch ohne Eigenschaften“, indem er zum Beispiel seine Männlichkeit in einer Ehe mit einer angetrauten Weiblichkeit zum androgynen Menschen neutralisiert. Das ist die Kernbotschaft des Buches “Der Mann ohne Eigenschaften”, das genau genommen keinen Mann beschreibt, sondern “Der Mensch ohne Eigenschaften” genannt werden sollte. Faktisch ist “Der Mann ohne Eigenschaften” eine Contradictio in termini. In seinem Lebenswerk nennt Musil seinen Alter-Ego Ulrich, ein Mathematiker, den er ursprünglich tatsächlich „Anders“ nennen wollte. Erst im zweiten Buch beschreibt Musil die Beziehung zwischen Ulrich und seine fünf J. jüngere 4 Schwester Agathe, die zu eine Art androgyner Vereinigung führen soll. Deren Beziehung wird durch vier Primärfarben symbolisiert. Der Farbsymbolismus bei Musil ist auf einer besonderen Theorie (Ewald Herings Farbkreis, 1874) basiert 5 , die auch bei Goethe und beim Freiheitskämpfer Francisco de Miranda identifiziert werden kann. Auch Edvard Munch hatte ein Lebensfries als Lebensziel definiert, an dem er 30 bis 40 Jahre gearbeitet hatte und deren Symbolismus in der Fruchtbarkeit der männlichen und weiblichen Verschmelzung definiert wurden ist. Beispiele dieser Symbolik werden in den Gemälden Begegnung im Weltall , Stoffwechsel , Dorfstraße , usw. identifiziert. 1 Alles Ist “Anders” Im “Erlöser” Von Robert Musil 2 literarische Figur in Platons Dialog Symposion 3 Bona Dea - Göttin der Fruchtbarkeit, Heilung, Jungfräulichkeit und Frauen. Ihr wahrer Name wurde von den Priesterinnen geheim gehalten. 4 In der niederländischen Wikipedia wird Agathe 5 Jahre älter als Ulrich angegeben. (De man zonder eigenschappen) 5 Der Farbsymbolismus Der Philosophen

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Verschiedene Künstler haben in ihrem Lebenswerk ein Lebensfries entworfen, in dem sie das Wesentliche ihres Lebensziel als Konzentrat herausdestilliert haben. Diese Umsetzung sollte wohl immer als Lebensziel verstanden werden.Nach einiger Studie hatte ich ein solches Lebensziel identifiziert bei Robert Musil in seinem epochalen Werk „Der Mann ohne Eigenschaften“, das auch als Salvator-Projekt bezeichnet wird1. Dass Musil tatsächlich ein philosophisches Werk geschrieben hat kann man ablesen an den Namen für die Protagonisten Diotima und Bonadea, die aus der antiken Mythologie stammen.Namentlich die geschlechtliche Eigenschaft verfremdet uns von unserer ursprünglichen Identität. Als Mann und Frau weicht der Mensch in Details von seinem Schöpfer ab und wird „anders“. Ein Mensch sollte deshalb sich lieber vom gesellschaftlichen Leben fernhalten und leben wie ein „Mensch ohne Eigenschaften“, indem er zum Beispiel seine Männlichkeit in einer Ehe mit einer angetrauten Weiblichkeit zum androgynen Menschen neutralisiert. Das ist die Kernbotschaft des Buches “Der Mann ohne Eigenschaften”, das genau genommen keinen Mann beschreibt, sondern “Der Mensch ohne Eigenschaften” genannt werden sollte. Faktisch ist “Der Mann ohne Eigenschaften” eine Contradictio in termini.In seinem Lebenswerk nennt Musil seinen Alter-Ego Ulrich, ein Mathematiker, den er ursprünglich tatsächlich „Anders“ nennen wollte. Erst im zweiten Buch beschreibt Musil die Beziehung zwischen Ulrich und seine fünf J. jüngere Schwester Agathe, die zu eine Art androgyner Vereinigung führen soll. Deren Beziehung wird durch vier Primärfarben symbolisiert. Der Farbsymbolismus bei Musil ist auf einer besonderen Theorie (Ewald Herings Farbkreis, 1874) basiert, die auch bei Goethe und beim Freiheitskämpfer Francisco de Miranda identifiziert werden kann. Auch Edvard Munch hatte ein Lebensfries als Lebensziel definiert, an dem er 30 bis 40 Jahre gearbeitet hatte und deren Symbolismus in der Fruchtbarkeit der männlichen und weiblichen Verschmelzung definiert wurden ist. Beispiele dieser Symbolik werden in den Gemälden Begegnung im Weltall, Stoffwechsel, Dorfstraße, usw. identifiziert.

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  • Der Lebensfries als Lebenswerkjwr47

    Verschiedene Knstler haben in ihrem Lebenswerk ein Lebensfries entworfen, in dem sie dasWesentliche ihres Lebensziel als Konzentrat herausdestilliert haben. Diese Umsetzung sollte wohlimmer als Lebensziel verstanden werden.

    Nach einiger Studie hatte ich ein solches Lebensziel identifiziert bei Robert Musil in seinemepochalen Werk Der Mann ohne Eigenschaften, das auch als Salvator-Projekt bezeichnet wird1.Dass Musil tatschlich ein philosophisches Werk geschrieben hat kann man ablesen an den Namenfr die Protagonisten Diotima 2 und Bonadea3, die aus der antiken Mythologie stammen.Namentlich die geschlechtliche Eigenschaft verfremdet uns von unserer ursprnglichen Identitt.Als Mann und Frau weicht der Mensch in Details von seinem Schpfer ab und wird anders. EinMensch sollte deshalb sich lieber vom gesellschaftlichen Leben fernhalten und leben wie einMensch ohne Eigenschaften, indem er zum Beispiel seine Mnnlichkeit in einer Ehe mit einerangetrauten Weiblichkeit zum androgynen Menschen neutralisiert. Das ist die Kernbotschaft desBuches Der Mann ohne Eigenschaften, das genau genommen keinen Mann beschreibt, sondernDer Mensch ohne Eigenschaften genannt werden sollte. Faktisch ist Der Mann ohneEigenschaften eine Contradictio in termini.In seinem Lebenswerk nennt Musil seinen Alter-Ego Ulrich, ein Mathematiker, den er ursprnglichtatschlich Anders nennen wollte. Erst im zweiten Buch beschreibt Musil die Beziehungzwischen Ulrich und seine fnf J. jngere4 Schwester Agathe, die zu eine Art androgynerVereinigung fhren soll. Deren Beziehung wird durch vier Primrfarben symbolisiert.

    Der Farbsymbolismus bei Musil ist auf einer besonderen Theorie (Ewald Herings Farbkreis, 1874)basiert5, die auch bei Goethe und beim Freiheitskmpfer Francisco de Miranda identifiziert werdenkann.

    Auch Edvard Munch hatte ein Lebensfries als Lebensziel definiert, an dem er 30 bis 40 Jahregearbeitet hatte und deren Symbolismus in der Fruchtbarkeit der mnnlichen und weiblichenVerschmelzung definiert wurden ist. Beispiele dieser Symbolik werden in den GemldenBegegnung im Weltall, Stoffwechsel, Dorfstrae, usw. identifiziert.

    1 Alles Ist Anders Im Erlser Von Robert Musil2 literarische Figur in Platons Dialog Symposion 3 Bona Dea - Gttin der Fruchtbarkeit, Heilung, Jungfrulichkeit und Frauen. Ihr wahrer Name wurde von den

    Priesterinnen geheim gehalten. 4 In der niederlndischen Wikipedia wird Agathe 5 Jahre lter als Ulrich angegeben. (De man zonder eigenschappen)5 Der Farbsymbolismus Der Philosophen

  • Goethes Farblehre (1774 1791 - 1810)Goethe hat zu Lebzeiten seine Farblehre als Lebensziel ber seine Dichtung platziert6.

    ber einen Zeitraum von mehr als 40 Jahren betrieb Goethe Farbenstudien, schuf eineFarbenlehre, die er fr wichtiger hielt als seine gesamten poetischen Werke und plantenoch an seinem Todestag Farbversuche mit seiner Schwiegertochter Ottilie7.

    In Weiss - White Blanc wird festgehalten, dass Goethe im Jahre 1791 schriftlich Gelb und Blau(die Basisfarben der Werther-Bekleidung8) als Grundfarben dokumentiert haben soll. Diese Notiz istzwei Jahrzehnten nach der Werther-Verffentlichung (1774) entstanden:

    Am 17. Mai 1791 war sein Artikel ber das Blau druckreif und so schrieb er in einemBrief an Karl August: "Die Theorie der blauen Farbe habe ich auch in diesen Tagengeschrieben und werde sie in irgendein Journal drucken lassen." Noch am selben Tagbesorgte er sich erneut Leonardo da Vincis Traktat von der Malerei und beschloss, seineTheorie grundlegend zu berarbeiten. Wie das Blau aus dem Schwarz entstehe, solleauch das Gelb aus dem Wei entstehen. Gelb und Blau bilden die Urpolaritt der Farbenaus denen alle brigen Farben entstnden. So erhielt Karl August nur einen Tag sptereinen weiteren Brief Goethes mit den Worten: "Noch kann ich mit lebhafter Freudemelden, dass ich seit gestern die Phnomene der Farben, wie sie das Prisma, derRegenbogen, die Vergrerungsglser usw. zeigen, auf das einfachste Prinzipium (diePolaritt) reduziert habe. Vorzglich bin ich durch einen Widerspruch Herders dazuanimiert worden, der diesen Funken herausschlug." 9

    Diese Farbenlehre basierte jedoch aus meiner Sicht nicht nur auf physikalischen Gesetzen sondernvielmehr auch oder eher auf die philosophischen Einsicht, die fr Goethe mit dem damaligenPhysikverstndnis verschmolzen wahrgenommen wurde.

    Goethe basierte seine Gegenstze Blau und Gelb auf eigene Analysen. Rot wurde dabei alszustzliche Elementarfarbe angenommen.

    6 Goethe selbst war berzeugt, dass seine Farbenlehre wichtiger war als alles, was er als Poet geleistet hat. (Aus: Stadt Wetzlar)7 http://www.goethes-farbenlehre.com/WeitereInfos.htm 8 Werther-Verffentlichung (1774)9 Weiss - White Blanc

  • Goethes literarisches Lebensfries (1832)Parallel zur Farblehre hat Goethe die Hauptenergie seiner Schaffensenergie in die Fauststoffinvestiert, die in gewisser Hinsicht auch als Gretchens Frage (3415) verstanden werden kann.

    Nun sag, wie hast dus mit der Religion? Du bist ein herzlich guter Mann, allein ichglaub, du hltst nicht viel davon.

    Nachdem Goethe seit der Fertigstellung des ersten Teils im Jahr 1805 zwanzig Jahre lang nichtmehr am Fauststoff gearbeitet hatte, erweiterte er ab 1825 bis Sommer 1831 frhere Notizen zumzweiten Teil der Tragdie. Das Werk wurde 1832, einige Monate nach Goethes Tod, verffentlicht.

    Im Schlussbild des katholischen Himmels trifft Faust Gretchen wieder. Jetzt Una Poeniteneium genannt, bittet Gretchen die Mater Gloriosa:

    Vergnne mir, ihn zu belehren

    Sie antwortet:

    Komm! Hebe dich zu hhern Sphren! Wenn er dich ahnet, folgt er nach.

    Erst jetzt wird die langersehnte Erleuchtung mglich. Mit der Hilfe Gretchens, einer Verkrperungdes Ewig-Weiblichen, kann Faust sein hchstes Dasein erreichen10.

    Der Chorus mysticus beschliet das Drama mit den Stzen (1210412111): Alles Vergngliche Ist nur ein Gleichnis; Das Unzulngliche, Hier wird's Ereignis; DasUnbeschreibliche, Hier ist's getan; Das Ewig-Weibliche, Zieht uns hinan

    10 Die Gretchen-Tragdie in Goethe's Faust - Kim Hill

  • Francisco de Miranda (1785-1792)Die Farben Blau, Gelb und Rot bilden aufgrund Goethes Diskussionen mit dem sdamerikanischenFreiheitskmpfer Francisco de Miranda die Basis fr drei Flaggen von Kolumbien, Venezuela undEcuador.

    In einem Brief an Graf Semyon Vorontsov von 1792 schreibt Miranda, dass die Basisfarben (d.h.Geld, Blau und Rot) aus Goethes Farblehre basieren, die er sptabends in Weimar im Winter 1785mit Goethe diskutiert habe. Fasziniert von Mirandas Erfahrungen soll ihm Goethe gesagt haben11:

    Ihr Schicksal ist es in Ihrem Land eine Stelle zu erschaffen, in dem die Grundfarbenunzerstrt bleiben12.

    Ein Land [so fasst es Goethe zusammen] beginnt mit einem Namen und Flagge undwird auch so, sowie der Mensch sein Ziel erreicht...13

    In seinem militrischen Tagebuch gibt Miranda allerdings eine andere Erklrung: das Gelb, Blauund Rot sollte von der Flagge der Hamburger Brgerwache stammen, dass er auf seiner Reise durchDeutschland gesehen hatte.

    Diese Symbolik kann man nun vergleichen mit den drei bis vier Primrfarben Rot,Wei, Blau undPurpur, die in der Bibel nahezu kommentarlos als gttliche Anweisungen fr den Tempelbauerwhnt werden.

    11 Ich fge meiner bersetzung die englische Wikipedia-Texte aus Venezuelan flag bei.12 "Your destiny is to create in your land a place where primary colors are not distorted. (Quelle: Venezuelan flag)13 It is not that the world is made of yellows, blues and reds; it is that in this manner, as if in an infinite combination of

    these three colors, we human beings see it. [] A country [Goethe concluded] starts out from a name and a flag, and it then becomes them, just as a man fulfils his

    destiny. (Quelle: Venezuelan flag)

  • Edvard Munch (1899)

    Begegnung im Weltall, 189899Begegnung im Weltall, 189899 ist ein Holzschnitt in den Farben Schwarz, Rot und Trkis(grnblau). In einigen Varianten wird die Farbe Trkis durch Blau oder Grn ersetzt. Spermienwerden in Wei abgebildet14.

    Stoffwechsel (1899)Stoffwechsel: "Es ist das Bild der starken, tragenden Krfte des Lebens" (Edvard Munch)

    14 Edvard Munch in the National Museum

    1: Begegnung im Weltall, 189899

    2: Stoffwechsel (189899) Munch - Gemeinfrei

  • LebensfriesEiner der Knstler auf dem Weg zum Lebensfries war Edvard Munch (1863-1944), zu dessenAussagen auch gehrt:

    An diesem Fries habe ich mit groen Unterbrechungen etwa dreiig Jahre gearbeitet

    Daran knnte noch zehn Jahre hinzufgen (bis 1922). Der letzte Entwurf wurde jedoch nicht mehrumgesetzt.

    Im Dezember 1893 stellte Munch Unter den Linden aus. Hier zeigte er unter anderemsechs Gemlde unter der berschrift Studie zu einer Serie: Die Liebe. Das war derAnfang zu dem, was spter zum Lebensfries wurde, ein Gedicht ber das Leben, dieLiebe, den Tod.15

    In einem Text aus dem Jahr 1918, indem er erstmals den Begriff Lebensfries fr dieZusammenstellung seiner zentralen Werke prgte, gab Munch an, dass ersteAufzeichnungen zur Idee eines solchen Bilderzyklus bereits in die 1880er Jahrezurckreichten16.

    Im Wesentlichen hat Edvard Munch sein gesamtes Arbeitsleben ein Lebensfries entwickelt, in demdie Farben Rot und Blau die Gegenstze (Leben & Tod, beziehungsweise Mann & Frau)symbolisieren17. Diese Gegenstze wurden farblich in Bildern symbolisiert und zum Teil schriftlicherlutert.

    Die blaue Bekleidung des Mannes und das rote Kleid der Frau in Tanz des Lebens (18991900)

    Das Rot der Mdchen und Blauschwarz der Jungengruppe (im Junge Leute und Entenoder Dorfstrae, 1905-1908) (Seite 72):

    Kompositorisch hebt das leuchtende Rot das Gewicht des Blauschwarz der Jungengruppe auf. Zusammen mit den gelben Enten im Vordergrund und den leuchtendblauen Flecken am Himmel setzen das Rot des Kleides und das Rot des Schnabels einen die Gesamtstimmung des Bildes aufheiternden Farbakkord. Viel spter hat Munch am rechten Bildrand mit blauen Umrilinien die Rckenfigur eines Knaben angedeutet, der sich, ... , an der

    15 Edvard Munch16 Lebensfries17 Edvard Munch von Ulrich Bischoff (1999) Siehe Appendix I

    3: Dorfstrae, Munch (1905-1908)

  • Hauptgruppe vorbei in die Gegenrichtung bewegt. Individuum und Gruppe, Jungen und Mdchen in ihrer Geschlechterrolle gefangen, treten auf der Naturbhne eines kleinen Dorfes in Thringen auf. Selbst die 'unschuldigen' Tiere, wie die Enten im Vordergrund, werden in diese Spannungen und Gegenstze mit einbezogen."(Ulrich Bischoff: Edvard Munch. Kln 1988, S.72f.)

    Das Leben in Rot steht im Gegensatz zum Tod (in Blau) (Selbstbildnis am Fenster , 1940)(Seite 93)

    Eigene Kompositionen nach MunchIn Anlehnung an Munch habe ich 1999 folgende lgemlde erstellt:

    der Kuss (nach Munch's der Kuss) als durchsichtige Paar oder androgynes Paar der Kosmische Tanz (Munchs Tanz des Lebens) Maria (nach Munchs Madonna, 189495) gemalt Die Auferstehung ( Ingres) analog zu Munchs Stoffwechsel (189899)

    Diese Entwrfe sind im Picasa-Album Jahre voller Farben dokumentiert.

  • Musils Lebenswerk Der Mann ohne Eigenschaften (1932)In Der Mann ohne Eigenschaften benutzt Robert Musil die Farbsymbolik zur Erluterung derMenschwerdung, die zuvor bereits von Platon im Symposion beschrieben worden ist.

    Die Begriffe anders und mystisch sind im ursprnglichen Konzept des Lebenswerks DerMann ohne Eigenschaften noch im Titel und im Namen der Hauptperson identifizierbar. Musilhatte zunchst fr sein Lebenswerk Der Mann ohne Eigenschaften den Titel Der Erlser und frden Protagonisten Ulrich den Namen Anders gewhlt18. Dietrich Hochsttter interpretiert inseinem Buch Sprache des Mglichen Musils Gott explizit als ein Wesen ohne Eigenschaften19.Musils Erlser ist somit ein Gott ohne Eigenschaften. Als Schpfer ohne Eigenschaften hat Gott denMenschen ebenfalls als Wesen ohne Eigenschaften erschaffen. Als Mann und Frau hat der Menschjedoch nun mal Eigenschaften, die in der Schpfungsphase entstanden sein mssen20 und Musil nundurch androgyne Paarbildung eliminieren wollte.

    Die Gegenstze Mann und Frau werden von Musil mit den Farbpaaren Blau und Gelbcharakterisiert, die auch Goethe als Gegenstze definiert hat. Fr Musil sind jedoch auch Grn undRot Gegenstze, whrend Purpur und Violett Verschmelzungen darstellen.

    In Der Mann ohne Eigenschaften hatte ich Musils Zitat zum Thema Farbsymbolik gefunden, dassich im Kapitel Die Siamesischen Zwillinge befindet. Darin wird deutlich, dass Geld und BlauGegenstze symbolisieren sollen sowie auch Rot und Grn, wobei jedoch Violett und Purpur dieVerschmelzung der Gegenstzen bezeichnen sollte:

    Wir knnen uns ja auch gerade entgegengesetzt kleiden entgegnete Agathe belustigt.Gelb der eine, wenn der andere blau ist, oder rot neben grn, und das Haar knnen wirviolett oder purpurn frben, und ich mache mir einen Buckel und du dir einen Bauch:und trotzdem sind wir Zwillinge! 21

    Musils Beschreibung der Farbsymbolik im Kapitel (25) Das Siamesisches Zwillingspaar kannmit bekannten Farbtheorien verglichen werden. Dabei wird man fndig bei Ewald Hering, der um1874 den Farbkreis entwirft nach seiner Gegenfarbtheorie, die er das natrliche System derFarbempfindungen nannte.

    18 Der Erlser sollte der Roman ursprngliche heien (203) undAnders wollte Musil seinen Protagonisten nennen (203) in Sprache des Mglichen von Dietrich Hochsttter (1972)19 Gott als Wesen ohne Eigenschaften (204) in Sprache des Mglichen von Dietrich Hochsttter (1972)20 Der Mensch erwachsen erschaffen 21 Kapitel 25 - Projekt Gutenberg-DE - SPIEGEL ONLINE, (bzw. Seite 904-905 in Band 3 der Gesammelten Werke in

    der Rororo-Ausgabe)

  • Appendix I Notizen aus dem Buch Edvard Munch22

    Im Wesentlichen hat Edvard Munch sein gesamtes Arbeitsleben einen Lebensfries entwickelt, indem die Farben Rot und Blau die Gegenstze (Leben & Tod, beziehungsweise Mann & Frau)symbolisieren23.

    In Inger am Strand (1889) wird der Gegensatz von Rot und Blau angewandt (18) In Frhling auf der Karl-Johann-Strae (1890) wir der Rot-Blau Kontrast angewandt (22) Die Mondsule in Moonlight, 1895 symbolisiert das mnnliche & weibliche Prinzip (32) Die Zwickel die oberen Bildecken in Munchs Madonna basieren auf den Gegensatz

    Braun-Rot und Blau-Schwarz (42) Die Mondsichel der Astarte (42) Der Tanz des Lebens (42) Die drei Lebensphasen der Frau (1) Wei, (2) Rot und (3) Schwarz (48, 49) Die Mondsule als Sexualsymbol des Lebens: als Pendant zum Paar schwebt die

    Mondsule, ein Zeichen der Kraft Tanz des Lebens, Lebensfries.... (50) Der Schrei in Blutrot und Blauschwarz: bis in den blutig-roten Himmel Ich ging mit zwei

    Freunden den Weg entlang dann ging die Sonne unter der Himmel wurde pltzlichblutrot ich hielt an, lehnte mich todmde an einem Zaun ber dem blauschwarzen Fjordund der Stadt lagen Blut und Feuerzungen (53)

    Doppelbelichtungen zur Transparenz des sich umarmenden Paares das durchsichtigePaar (in Ku, 1897?) (60)24

    Am Lebensfries hat Munch 30 bis 40 Jahre gearbeitet: An diesem Fries habe ich mitgroen Unterbrechungen etwa dreiig Jahre gearbeitet - daran knnte man noch zehn Jahrehinzufgen bis 1922. Der letzte Entwurf wurde jedoch nicht mehr umgesetzt. (63)

    In Vier Lebensalter aus 1902 sind die Frauen (einsame) Einzelgnger (67) Deutlich trennt die rote und blaue Umfassungslinie den Bereich der am Betrachter

    vorbeischauenden lteren, dunkel gekleideten Frau von dem vielfarbig schimmernden Weivon Ingers Kleid (in Mutter und Tochter, 1897) (68)

    Das Rot der Mdchen und Blauschwarz der Jungengruppe (im Junge Leute und Enten,1905-1908) (72)

    Das Leben in Rot steht im Gegensatz zum Tod (in Blau) (Selbstbildnis am Fenster, 1940)(93)

    22 Auserwhlte Funoten - zum Projekt Konzentriertes Lesen23 Edvard Munch von Ulrich Bischoff (1999)24 Ich habe das transparente Paar als androgyne Gestalt gemalt

  • InhaltsverzeichnisGoethes Farblehre (1774 1791 - 1810).........................................................................................2Goethes literarisches Lebensfries (1832).........................................................................................3Francisco de Miranda (1785-1792)..................................................................................................4Edvard Munch (1899)......................................................................................................................5

    Begegnung im Weltall, 189899.................................................................................................5Stoffwechsel (1899)....................................................................................................................5Lebensfries..................................................................................................................................6Eigene Kompositionen nach Munch...........................................................................................7

    Musils Lebenswerk Der Mann ohne Eigenschaften (1932).........................................................8Appendix I Notizen aus dem Buch Edvard Munch...................................................................9

    Goethes Farblehre (1774 1791 - 1810)Goethes literarisches Lebensfries (1832)Francisco de Miranda (1785-1792)Edvard Munch (1899)Begegnung im Weltall, 189899Stoffwechsel (1899)LebensfriesEigene Kompositionen nach Munch

    Musils Lebenswerk Der Mann ohne Eigenschaften (1932)Appendix I Notizen aus dem Buch Edvard Munch22