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Der Motor der Feuerwerksrakete Dieser Text basiert auf Ausführungen auf der amerikanischen Internetseite www.skylighter.com und wurde zur theoretischen Beschäftigung mit Feuerwerk zusammengestellt. Abbildungen pyrotechnischer Materialien wurden entweder in USA bzw. Südeuropa mit allen rechtlichen Voraussetzungen an die Handhabung derartiger Stoffe gemacht oder mit nicht brennbaren Ersatzstoffen wie schwarz eingefärbtem Mehl etc. nachgestellt. Eine praktische Anwendung der gegebenen Informationen ist an fachliche, technische und rechtliche Voraussetzungen (Herstellerbefähigung, Herstellungsstätte, Herstellungserlaubnis) gebunden und wird von der Autorenschaft nicht beabsichtigt und bei fehlenden Voraussetzungen ausdrücklich nicht empfohlen. Sicherheitstechnisch besonders wichtige Informationen sind in rot gehalten.

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Der Motor der Feuerwerksrakete

Dieser Text basiert auf Ausführungen auf der amerikanischen Internetseite www.skylighter.com und wurde zur theoretischen Beschäftigung mit Feuerwerk zusammengestellt. Abbildungen pyrotechnischer Materialien wurden entweder in USA bzw. Südeuropa mit allen rechtlichen Voraussetzungen an die Handhabung derartiger Stoffe gemacht oder mit nicht brennbaren Ersatzstoffen wie schwarz eingefärbtem Mehl etc. nachgestellt. Eine praktische Anwendung der gegebenen Informationen ist an fachliche, technische und rechtliche Voraussetzungen (Herstellerbefähigung, Herstellungsstätte, Herstellungserlaubnis) gebunden und wird von der Autorenschaft nicht beabsichtigt und bei fehlenden Voraussetzungen ausdrücklich nicht empfohlen. Sicherheitstechnisch besonders wichtige Informationen sind in rot gehalten.

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Inhaltsübersicht

1) Funktionsweise der Schwarzpulvermotoren.............. Seite 2 2) Werkzeuge zum Motorenbau.................................... Seite 5 3) Die Hülse................................................................... Seite 10 4) Die Düse.................................................................... Seite 10 5) Der Treibstoff............................................................. Seite 12 6) Die Herstellung.......................................................... Seite 13 7) Quellen....................................................................... Seite 19 8) Schlussbemerkung..................................................... Seite 19

1) Funktionsweise der Schwarzpulvermotoren

John Bates beschrieb 1643 in „The Mysteries of Nature and Art“ das Prinzip einer Rakete, die eine Seele der siebenfachen Länge des Innendurchmessers der Rakete hat (siehe: van der Horck). Da seinerzeit der Salpeter nicht besonders rein war bzw. teils noch mit Zutaten wie Bleiacetat etc. „verfeinert“ wurde, stellte die Erfindung der Seele möglicherweise die erste Möglichkeit dar, einen leistungsfähigen Motor zu bauen. Heute gibt es drei gebräuchliche Arten einfacher Schwarzpulver-Motoren: Motoren mit Seele (Coreburner), düsenlose Motoren (nozzleless) und Endbrenner-Motoren (Endburner). Ein Coreburner ist die traditionelle Motorbauart, typischerweise mit einer Tondüse und einer „Seele“ genannten Aushöhlung, die durch die Düse eine gewisse Länge in den Treibstoffblock hineingeht. Als Treibstoff wird z.B. sog. „Rocket-Propellant“ der Zusammensetzung 60 KNO3 / 30 Kohle / 10 S eingesetzt. Ein düsenloser Motor ist eine jüngere Entwicklung eines Motors ohne Düse, jedoch mit einer Seele. Er benötigt schnellere Treibstoffe als ein Motor mit Seele (z.B. Whistle-Mix). Ein Endburner hat eine Tondüse, jedoch keine Seele. Der Treibstoff brennt nur vom Ende her und muß schneller sein als beim Coreburner. Oftmals wird kugelgemahlenes Schwarzpulver normaler Stärke (75 KNO3 / 15 Kohle / 10 S) verwendet. Schematischer Vergleich der Funktionsweise von Endburner und Coreburner:

Abb. 1.1: Schema Coreburner.

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Abb. 1.2: Schema Endburner.

Abb. 1.3: Abbrennschema Coreburner. Farblich werden Abbrennzeiträume gezeigt (1 bis 6). Von 1 nach 3 vergrößert sich die brennende Treibstoffoberfläche und somit der Schub stark, um sich dann mit 4 wieder stark zu verringern. 5 und 6 entsprechen 4. Der Bereich 4- 6 liefert nur einen begrenzten Schub, der Erhaltungsschub genannt wird. Der viel stärkere Schub von 1-3 ist für den Start und die Beschleunigung der Rakete nötig, der schwache Erhaltungsschub trägt zum Weiterflug nach erfolgter Beschleunigung bei. Da während des größten Teils des Abbrandes eine große Treibstoffoberfläche brennt, werden Coreburner mit relativ schwachen Treibstoffen geflogen.

Abb. 1.4: Abbrennschema Endburner mit kurzem Zündloch. Das Zündloch, welches über die Düse hinaus noch etwas in den Treibstoffblock hineingeht, sorgt für einen ansteigenden, starken Schub in den Abbrennzeiträumen 1-3. Ab Zeitraum 4 brennt dann nur der Hülsenquerschnitt.

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Durch Verlängerung des Zündlochs in den Treibstoff hinein kann der Anfangsschub des Endburners vergrößert werden, solange Düse und Hülse den damit verbundenen höheren Druck aushalten:

Abb. 1.5: Abbrennschema Endburner mit langem Zündloch. Da während des größten Teils des Abbrandes eine kleine Treibstoffoberfläche (nur der Hülsenquerschnitt) brennt, werden Endburner mit relativ starken Treibstoffen geflogen. Im Folgenden wird speziell der Bau von Endburnern behandelt, nicht besprochen werden Coreburner oder düsenlose Motoren.

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2) Werkzeuge zum Motorenbau Düse und Treibstoff werden mit einem Rammer eingeschlagen (Hammer) oder eingepresst (Presse). Dabei steht die Hülse auf einer Basisplatte mit einem Düsenformer und wird von einem Sleeve genannten Druckausgleicher stabilisiert. Zum Motorenbau im Hobbymaßstab ist ein richtiges Raketentool natürlich eine feine Sache, aber man kann auch ohne Tool und Presse Motoren bauen. Rammer und Sleeve lassen sich aus Alltagsgegenständen improvisieren und die Düse kann nachträglich mit einem Bohrer gebohrt werden. Nachstehend einige Bilder von Werkzeugen:

Abb. 2.1: Endburnertool: Rammer & Basisplatten mit Düsenformer. Der abgeschrägte Rammer (am Ende hohl zur Aufnahme des Düsenformers) dient zur Herstellung der Düse, die durch die Schräge auch auf der Innenseite entsprechend der „de Laval“-Düse verbessert wird (siehe „4) Die Düse“) Achtung: Der Rammer sollte aus nicht funkendem Metall hergestellt werden, da ansonsten beim Verarbeiten von Treibstoffen mit Metallzuschlag (z.B. Titanpulver, Eisenpulver) Explosionsgefahr besteht! Ideal für die Rammer-Hertellung sind Alumiumstangen in Drehqualität

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Abb. 2.2: Sleeves: links aus massivem Aluminium (Quelle: Richard Wolter), rechts aus PVC-Rohr mit Schlauchschellen (Quelle: Skylighter). Man beachte beim linken Sleeve das Sück PVC-Rohr, welches auf die Hülse aufgesetzt ist. Hierbei handelt es sich um eine Hülsen-Verlängerung, den sog. „case extender“: Beim Verbauen der letzten 2 bis 3 Treibstoff-Portionen ist das Volumen des eingefüllten Pulvers vor dem Pressen größer als der verbleibende Raum in der Hülse. Durch Aufsetzen des Extenders kann die Treibstoffportion ganz eingefüllt werden. Nach dem letzten Pressvorgang wird der Extender natürlich entfernt.

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Abb. 2.3 und 2.4: Sleeve aus massivem Aluminium offen (li) und arbeitsbereit (re).

Abb. 2.5: Einschlagen geht auch ohne Sleeve:

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Je nach Festigkeit der Hülse kann man auch ohne Sleeve Düse und Treibstoff einschlagen. Hierfür ist großes Fingerspitzengefühl erforderlich, da sonst entweder die Hülse bricht (Motor ist zerstört) oder Düse bzw. Treibstoff zu schlecht verdichtet werden (Motor explodiert im Flug). Jedenfalls muß das Pulver in kleineren Portionen verbaut werden, was mehr Zeit kostet als bei Verwendung eines Sleeves.

Abb. 2.6. und 2.7: Drehdornpresse. Detailbild: Erweiterung der max. Arbeitshöhe. Handelsübliche Drehdornpressen (Arbor press) mit 2 to, besser 3 to Leistung sollen für Raketenhülsen bis 3/4“ Innendurchmesser gut geeignet sein. Bei größeren Motoren bzw. entsprechend guten Sleeves sind hydraulische Pressen mit höherer Leistung zu bevorzugen. Auch hier gilt: Je höher der Pressdruck, umso größer kann die Pulverportion sein, die auf einmal verbaut wird. Als Faustregel kann angenommen werden: Die Pulvermenge pro Pressvorgang sollte jeweils nach dem Einpressen einen Treibstoffblock ergeben, dessen maximale Höhe dem inneren Hülsendurchmesser entspricht.

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Abb.2.8: Tools in Holz (aus „Home built model rocket engines“ von Gary Jacobs) Der User „Pudi“ hat im PyroGuideForum und im APC-Forum (siehe Quellen) ein Online-Programm veröffentlicht (http://www.flashnet.dk/rts/), daß die zeichnerische Darstellung von Tools für beliebige Motorengrößen ermöglicht. Hier eine Zeichnung für 19 mm Hülsen-ID (entspricht mit etwa ¾ Zoll einer verbreiteten Größe):

Abb 2.9: Mit Rammer 1 wird die Düse sowie die erste Treibstoff-Portion verbaut.

Abb. 2.10: dann wird mit Rammer 2 weiter gearbeitet. (Die verdeckte Längenangabe des Düsenformers: 11,25 mm)

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3) Die Hülse Papier bzw. Pappe sind ideale Hülsenmaterialien. Geeignete dickwandige Hülsen kann man kaufen, selber rollen oder im Alltag finden. Zur guten Abstimmung auf das Werkzeug und um wiederholbare Ergebnisse zu erzielen, sind käufliche Hülsen erste Wahl. Ideal sind parallel gewickelte Hülsen. Sie müssen stark genug sein, dem Druck beim Flug zu widerstehen. Die Belastung beim Einschlagen oder –pressen von Düse und Treibstoff wird durch das sog. „Sleeve“ aufgefangen, damit die Hülse nicht bricht. Achtung: Hülsen aus abgebranntem käuflichem Feuerwerk (Batterien) sind verwendbar. Es muß jedoch damit gerechnet werden, dass sie Sustanzanhaftungen von der ursprünglichen Ladung und/oder Verbrennungsprodukte enthalten und dass dadurch ihre Verwendung gefährlich ist (Chlorate, Schlacken etc. könnten bei Verarbeitung oder Lagerung zu Entzündung oder Explosion führen!). Batteriehülsen sind oft auch recht dünnwandig, wodurch sich ihre Verwendung für Raketenmotoren ebenfalls nicht besonders empfiehlt.

4) Die Düse

Der Durchmesser der Düse beim Endburner beträgt etwa 1/4 des Hülsen-Innendurchmessers (beim Coreburner etwa 1/3). Man stellt Düsen üblicherweise aus Ton her, indem Tonpulver (ideal: Bentonit) trocken in die Hülse eingepresst oder eingeschlagen wird. Durch das Einpressen entsteht theoretisch ein zylinderförmiger Tonpfropf, der praktisch jedoch leicht bauchig ist und fest in der Hülse sitzt. Um der Düse mehr inneren Halt und besseren Halt an der Hülsenwand zu geben, wird zuweilen zermahlener gebrannter Ton zugesetzt. Dieses Grog oder Schamotte genannte Pulver besteht aus harten, scharfkantigen Partikeln verschiedener Größe. Ziegelmehl oder zerstoßene Blumentöpfe sind ebenfalls geeignet. Manche Hobbypyrotechniker versprechen sich dadurch auch eine Verbesserung der Düse hinsichtlich Aufbrennens während des Fluges (was unerwünscht wäre). Ned Gorski nimmt als Nozzle-Mix eine Mischung aus 61% Ton, 31% Schamotte und 8% Paraffin. Er hat die Erfahrung gemacht, daß sich Düsen aus reinem Ton, die zunächst ordentlich fest waren, nach einiger Lagerzeit gelockert hatten. Er führt dies auf veränderte Luftfeuchtigkeit zurück. Durch das Paraffin macht er seine Düsen feuchtigkeitsunempfindlich: Er erhitzt seinen Nozzle-Mix im Ofen und vermischt so das Paraffn durch Verschmelzen mit dem Ton (Quelle: Skylighter). Es ist jedoch ohne weiteres möglich, reines Tonpulver zu verwenden oder auch gemahlenes Katzenstreu, welches oftmals aus Ton besteht.

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Abb. 4.1: zwei Düsen aus Katzenstreu, eine einfache Tondüse (wegen der Größenverhältnisse ist zu vermuten, dass es sich um Coreburner handelt) Die Öffnung in der Düse wird entweder durch den Düsenformer des Raketentools geformt oder nach dem Pressen/Einschlagen mit einem Bohrer gebohrt. Da die Düse den Gasstrom kontrolliert und steuert, ist ihre Form nicht unwichtig. Eine Bohrung mit einem Bohrer erzeugt ein einfaches zylindrisches Loch, das auch oftmals nicht genau zentriert ist. Eine so geformte Düse ist nicht optimiert, aber für eine Feuerwerksrakete völlig ausreichend. Eine so genannte de-Laval-Düse modelliert den Abgasstrahl wesentlich wirksamer. Raketentools formen Annäherungen an de-Laval, indem der Rammer konisch geformt ist und der Pin auf einer konischen Basis sitzt.

Abb. 4.2: de Laval-Düse

Abb. 4.3: Post mortem Schnitt durch einen Endburner

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5) Der Treibstoff Endburner-Treibstoffe Für Endburner wird vor allem 75/15/10er Meal Powder (mit einer Kugelmühle gemahlenes Schwarzpulver) verwendet, dass mit 1-3% Wasser vermischt durch ein Sieb gerieben und getrocknet wurde. Dadurch verringert sich die Staubentwicklung bei der Verarbeitung. Die Wassermenge ist von der Kohleart abhängig: Es ist genug Wasser im Treibstoff, wenn er nicht mehr staubt und das Pulver nicht mehr „fließt“. Man kann jedoch auch einfach reines Meal Powder nehmen. Die Stärke des Treibstoffes hängt ab vom Rezept, der Qualität der Zutaten, der Feinheit der Zutaten und der kompakten Verpressung (ohne Lufteinschlüsse oder nur schwach verdichtete Bereiche). Die Art und Güte der Holzkohle kann große Unterschiede in der Treibstoffqualität ergeben. Zur Erzeugung von Funken können dem Treibstoff Metallpulver wie Aluminium (siehe Hardt S. 196), Eisen oder Titan (1% Ti 250-350 µm ergibt sehr schöne Funken) zugesetzt werden. Achtung: Treibstoff mit Eisen- oder Titanzusatz darf nur eingepresst und nicht eingeschlagen werden! Wenn ein Teil der Holzkohle in gröberer Form belassen wird, entstehen ebenfalls sehr schöne Funken im Abgasstrahl. Coreburner-Treibstoffe Da man reichlich Rezepte für Raketentreibstoffe findet, die nicht für Endburner geeignet sind, sollen hier zur Abgrenzung einige erwähnt werden: -Whistle-Raketen werden mit Treibstoffen aus Kaliumperchlorat und Natrium- bzw. Kaliumbenzoat oder –salicylat betrieben. Achtung: Whistle-Treibstoffe sind deutlich (schlag-) empfindlicher als Schwarzpulver und erfordern andere Herstellungsbedingungen und Vorsichtsmaßnahmen als Schwarzpulvermotoren! -Candy-Propellants, also Treibstoffe auf Zuckerbasis aus Kaliumnitrat, Zucker/Sorbit und Eisenoxid werden flüssig (geschmolzen) oder als Pulvermischung verarbeitet. Sie sind nicht leistungsstark genug für Endburner und werden mit großem Erfolg in Coreburnern verarbeitet (Beispiel KNSO: 65 KNO3, 35 Sorbit, +1 Fe2O3 oder Teleflite: 63 KNO3, 27 Zucker, 10 Schwefel). -Verschiedenste Schwarzpulver-Treibstoffmischungen, die durch einen niedrigeren KNO3-Anteil als Meal powder und/oder durch weniger fein zerkleinerte Zutaten eine schwächere Leistung zeigen. Solche Mischungen sind zumeist für Coreburner entwickelt. Ein Beispiel ist der sog. „Rocket-Propellant“ (Zusammensetzung 60 KNO3 / 30 Kohle / 10 S), zur Schweiferzeugung auch mit Aluminiumpulver 44 Micron (Zusammensetzung nach Hardt: 62 KNO3 / 21 Kohle / 10 S / 7 Al) -Composit-Mischungen mit verschiedenen Kunstharzen, die für Modellraketen, jedoch nicht in Feuerwerksraketen eingesetzt werden. Zu Treibstoffrezepten siehe auch The Greenman (s. Quellen).

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6) Die Herstellung Schwarzpulver ist eine hochenergetische Mischung. Bei der Herstellung eines Raketenmotors wird das Schwarzpulver Schlag, Druck und Reibung ausgesetzt. In der Regel sind pyrotechnische Mischungen sehr empfindlich gegen solche physikalischen Einflüsse (Entzündung!), Schwarzpulver ist hier jedoch ziemlich tolerant. Daher ist bei jeglicher Veränderung der Treibstoffkomponenten genau zu prüfen, ob eine gefahrlose Verarbeitung möglich ist – oft bewirken weitere Zutaten einen Steigerung der Empfindlichkeit! Veränderungen beim Brennstoff (z.B. Kohle durch Zucker ersetzen) bewirken in aller Regel eine Verschlechterung des Treibstoffs. Veränderungen beim Oxidationsmittel (KNO3 durch z.B. Chlorate oder Perchlorate ersetzen) bewirken oft eine starke Sensibilisierung des Treibstoffs (sehr gefährlich bei der Verarbeitung) oder unkontrollierte Schwankungen der Abbrandgeschwindigkeit (Motoren explodieren). Folglich sind bei Endburnern Veränderungen der Treibstoff-Rezeptur in Ermangelung guten Schwarzpulvers nicht zielführend bzw. auch gefährlich – Veränderungen zwecks Bildung eines Schweifs hingegen sind mit der nötigen Sorgfalt bei Auswahl der Zutaten und Verarbeitung durchaus möglich. Sollte Metall wie Titan oder Eisen zugesetzt worden sein, so darf keinesfalls eingeschlagen werden! Vielmehr muß aus Sicherheitsgründen gepresst werden!

Abb. 6.1: improvisierte Herstellung von Endburner-Motoren mit einfachen Mitteln Hülsen mit z.B. 3/4“ (=ca 19,05 mm) Innen- und ca 1“ (=25,4 mm) Außendurchmesser, in 5“ (=12,5 cm) lange Stücke geschnitten. Rundstäbe aus Aluminium, Bronze oder Buche als Rammer.

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Abb. 6.2: Ein Ende wird mit Klebeband verschlossen. Für die Düse wird Bentonit (1) oder zermahlenes (2) Katzenstreu (3) genommen.

Abb. 6.3: Etwa 15g Tonpulver werden in 2-3 Portionen in die Hülse eingefüllt. (Bei Benutzung leistungsstarker Sleeves kann auch weniger als 15g genommen werden, da hier eine festere Düse entsteht.) Die Hülse wird in ein Stück seitlich aufgesägtes Hartkunststoff-Rohr gegeben, um welches dann einige Schlauchschellen festgezogen werden.

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(Wenn das Rohr ganz, also im nicht aufgesägten Zustand verwendet wird, kann ggf. das spätere Herausnehmen der fertigen Rakete schwierig sein.) Achtung: oft sind im Alltag gesammelte Hülsen zu schwach (dünnwandig) für Raketen. Solche Hülsen können sehr einfach verstärkt werden. Hülse mit etwas mit Leim einstreichen, einen Streifen Karton (z.B. Pizzakarton) drumwickeln und mit Papierklebeband fixieren. Hier muß nicht so obergenau gearbeitet werden - es wird funktionieren! Entscheidend ist ein guter Kraftschluß zwischen Hülse und Sleeve! Dann wird der Rammer in die Hülse eingeführt und mit mehreren Hammerschlägen wird das Tonpulver verdichtet, bei der 2. und 3. Ton-Portion entsprechend wiederholen. (Wenn ein leistungsstarkes Sleeve UND eine Presse verwendet wird, kann das gesamte Tonpulver auf einmal verpresst werden.)

Abb. 6.4: Fertiger Tonpfropf von unten.

Abb. 6.5: Vier Portionen von jeweils 8g meal powder werden in die Hülse gefüllt und jeweils mit einigen Hammerschlägen eingeschlagen.

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(Bei Verwendung eines schwächeren Sleeves sollten kleinere Portionen meal powder verbaut werden. Die kleineren Portionen werden trotz der notwendigerweise schwächeren Hammerschläge noch gut genug verdichtet, was bei zu großen Portionen nicht mehr sichergestellt wäre.) Bei 32g Treibstoff ist eine Hülse mit obigen Abmessungen nicht voll, es verbleiben 3-4 cm Hohlraum, der mit Effekt befüllt, leer bleiben oder weg geschnitten werden kann. Bei höherer Treibstoffbefüllung würde die Rakete zu lang fliegen. Die genaue Treibstoffmenge ist jedoch von der Stärke des meal powder abhängig und kann nicht genau vorgegeben werden.

Abb. 6.6: In den Tonpfropf und noch 2-4 mm in den Treibstoff hinein wird ein 4mm Loch gebohrt. Der eigentliche Treibsatz ist nun fertig! ACHTUNG: Immer darauf achten, dass der Bohrer nicht heiß wird; langsam bohren. Niemals in Raketen bohren, deren Treibstoff Metall wie Titan oder Eisen enthält!

Abb. 6.7: Der Zünder A Eine Zündschnur (green visco) und

B eine Stoppine (Blackmatch aus handelsüblicher Quickmatch) werden in C einen Strohhalm (3mm Durchmesser) geschoben und ergeben so D einen fertigen Zünder.

Dieser Zünder brennt langsam (wie die Visco), aber sobald die Blackmatch brennt, schnell wie eine gedeckte Stoppine. Das umgeknickte Ende Blackmatch steckt in der Düse und zündet den Motor sehr zuverlässig.

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Völlig ausreichend für eine zuverlässige Zündung ist auch ein einfaches Stück green visco: Einfach das Ende auf 5mm Länge umknicken und den so entstandenen Haken in die Düse reinstecken.

Abb. 6.8: Motor mit Zünder.

Abb. 6.9: Motor an Leitstab geklebt. Solche Motoren können bei ordentlicher Bauart 150g zusätzlichen Effekt (in Shell oder Effektkapsel, nicht abgebildet) tragen.

Abb. 6.10: Ein weiteres improvisiertes Tool. Neben der Papphülse liegen 2 mittig durchgebohrte Münzen. Sie werden vor dem Einbauen der Düse unten in die Hülse hineingelegt. So entsteht die Düse mit etwas

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Abstand zum Hülsenende. Dadurch wird die Belastung durch das Einbauen der Düse von der Hülse besser aufgefangen; die Hülsen platzen beim Einbauen der Düse nicht so leicht auf. Das Loch in den Münzen ist für den Bohrer, wenn zum Schluß die eigentliche Düse in den Tonpfropf gebohrt wird.

Abb. 6.11 Details: Zwei aufgesägte Kunststoff-Röhren, mit Karton und Klebeband verstärkte Hülse. Der gezeigte Rammer scheint aus Eisen zu sein und ist folglich nicht für Ti- oder Fe-haltige Treibstoffe verwendbar!

Abb. 6.12: Ansicht von unten: Das Sleeve aus zwei verschieden großen Kunststoff-Röhren mit Schlauchschellen hält den Motor, an dessen Ende noch die durchbohrten Münzen stecken.

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Abb. 6.13: Effekthülsen Die Herstelung der Effekthülsen ist nicht Gegenstand dieses Tutorials, daher nur ein Beispiel: 1. Hülsen aus Pappe, Kraftpapier (breiter als Pappe, 4 oder mehr Umdrehungen) und Leim rollen. 2. Auf einer Seite das überstehende, noch leimfeuchte Kraftpapier in die Hülse hineinwürgen (ggf. vorher rundgerum einschneiden). Dieses Hineinstülpen gelingt besonders gut, wenn ein zum Rollen der Hülse verwendetes Rohr (Former) noch in der Hülse steckt. 3. Nach dem Trocknen die andere (obere) Seite mit einer Pappscheibe verschließen und das Kraftpapier Lage für Lage mit Leim falten. 4. Hülse mit Effekt (z.B. Sterne und Zerlegerladung) befüllen und mit Motor verleimen.

7) Quellen Gary Jacobs: Home built model rocket engines, 1979. David Sleeter: Amateur Rocket Motor Construction, Teleflite Corporation 2004. Alexander Hardt: Pyrotechnics, 2001, Kapitel über Raketen (ab Seite 196) K.P. van der Hork: Basic skyrocket construction (10 Seiten, Selbstverlag). Motorenbau: www.skylighter.com/skylighter_info_pages/article.asp?Item=114#rocket Treibstoffrezepte: www.thegreenman.me.uk/pfp/db1.html Werkzeug: http://www.wolterpyrotools.com/ Feuerwerk-Forum: http://www.apcforum.net/forums Feuerwerk-Forum: http://pyroguideforum.com/ Motordesign-Tool: http://www.flashnet.dk/rts/

8) Schlussbemerkung Dem interessierten Feuerwerksfan sei ausdrücklich keine eigene Herstellung, sondern ein Urlaub in Ländern mit Feuerwerkstradition (z.B. Südeuropa) empfohlen. Bei Besuchen von Feuerwerksfirmen, Feuerwerksclubs und privaten Feuerwerkern können Bilder wie die hier gezeigten und vor allem unvergessliche Eindrücke entstehen!