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W ir Akustikgitarristen haben es nicht leicht. Immerzu müssen wir auf die empfindlichen Gitarren aufpassen, und bei der Probe ist man jedes Mal zu leise. Dass die Gitarre verstärkt werden muss, ist klar. Aber wie verstärke ich mein Instrument richtig? Wie bekomme ich sie laut und trotzdem einen guten Sound, der mich und mein Publikum gleicher- maßen begeistert? Fragen über Fragen, die wir in diesem Special klären wollen. Die vorrangigen Probleme einer verstärkten Akustikgitarre auf der Bühne sind Sound und Lautstärke. Idealerweise nimmt man im Studio eine Akustikgitarre mit einem Mikrofon ab. Aber: Man will sich erstens auf der Bühne bewegen und zweitens fängt das Mikrofon meist auch Stör- geräusche von den Bandkollegen ein. Eric Clapton machte zwar mit seiner Unplugged-CD klar, dass Live-Gigs und akkurate Mikrofonabnahme kein Gegensatz sein müssen, aber für den harten (und lauten) Rock-´n´-Roll-Einsatz auf der Bühne ist dieses Verfahren doch eher unpraktisch. Um diesen Schwierigkeiten zu begegnen, hat sich die Industrie einiges einfallen lassen, um dem Akustikgitarristen sowohl guten Sound als auch die Möglichkeit zu hoher Lautstärke zu geben. Hat man zunächst noch vorrangig auf schon vorhandene Technolo- gien gesetzt, wird in modernen Instrumenten ausgeklügelte Tech- nik verbaut, die speziell auf die Bedürfnisse von Live-Musikern zugeschnitten ist und gerade durch die große Herausfor- derung, das Medium Aku- stikgitarre auch verstärkt gut klingen zu lassen, einiges an Innovations- kraft besitzt. Und Akustik- gitarren direkt ins Pult oder einen passenden Amp gespielt klingen heute besser als je zuvor. Der reine Klang 36 SOUNDCHECK 06/ 06 WWW.SOUNDCHECK.DE FOTOS: IMAGO Soundcheck Special Der reine Klang So bekommt ihr euren Akustik-Sound auf die Bühne Seite 36 Mach Sie laut! Marktübersicht Nachrüst-Pickups Seite 40 Die 11 Gebote des Akustikgitarren-Sounds Seite 42 1-2-3 … dabei! Effektvolle Akustikklänge Seite 46 Ein Special von Jan Lüdeke Der reine Klang Eine verstärkte Akustikgitarre kann nur so gut sein wie die Tonabnehmer und Werkzeuge, die für die Verstärkung zuständig sind. Um euch die Aus- wahl zu erleichtern, stellen wir hier die gängigen Tonabnahmesysteme vor und sagen euch, welche Klänge ihr damit erreichen könnt. Hier stellen wir euch die herausragenden Technologien vor, die sich entweder lange in der Praxis bewährt haben, oder zwar neu, aber durch- aus sehr vielversprechend sind, weil sie dem Gitarristen ein Werkzeug in die Hand geben, mit dem er einen wirklich naturgetreuen Sound in die PA bekommt. Manche der hier vorgestellten Tech- nologien lassen sich nicht einem ganz bestimmten Lager zuordnen. Gerade in den letzten Jahren ist die schon fast traditionelle Herrschaft der Piezos und Magneten einer Produktvielfalt gewichen, die sich aus Mixturen verschiedener Technolo- gien und neuer Ideen zusammensetzt. Piezo-Systeme Das bekannteste und wohl am meisten genutzte System ist die Piezo-Technologie. In der Regel wird direkt unter dem Sattel der Gitarre der Ton abgenommen. Der Piezo- Tonabnehmer reagiert auf unterschiedliche Druckverhältnisse – durch diese Verfor- mung des piezoelektrischen Materials wird eine elektrische Spannung erzeugt die dann, wie auch beim magnetischen Tonabnehmer, an den Preamp weitergege- ben wird. Dieses System hat sich als eines der Zuverlässigsten erwiesen. Es bietet sich sogar für Echter Piezo-Klassiker: Ovations Adamas-Modelle So bringt ihr euren Akustik-Sound auf die Bühne © PPVMEDIEN 2006

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W ir Akustikgitarristen haben es nichtleicht. Immerzu müssen wir auf dieempfindlichen Gitarren aufpassen,

und bei der Probe ist man jedes Mal zu leise. Dassdie Gitarre verstärkt werden muss, ist klar. Aberwie verstärke ich mein Instrument richtig? Wiebekomme ich sie laut und trotzdem einen gutenSound, der mich und mein Publikum gleicher-maßen begeistert? Fragen über Fragen, die wir indiesem Special klären wollen.

Die vorrangigen Probleme einer verstärktenAkustikgitarre auf der Bühne sind Sound undLautstärke. Idealerweise nimmt man im Studioeine Akustikgitarre mit einem Mikrofon ab. Aber:Man will sich erstens auf der Bühne bewegen undzweitens fängt das Mikrofon meist auch Stör-geräusche von den Bandkollegen ein. Eric Claptonmachte zwar mit seiner Unplugged-CD klar, dassLive-Gigs und akkurate Mikrofonabnahme keinGegensatz sein müssen, aber für den harten (undlauten) Rock-´n´-Roll-Einsatz auf der Bühne istdieses Verfahren doch eher unpraktisch.

Um diesen Schwierigkeiten zu begegnen, hatsich die Industrie einiges einfallen lassen, umdem Akustikgitarristen sowohl guten Soundals auch die Möglichkeit zuhoher Lautstärke zu geben. Hatman zunächst noch vorrangigauf schon vorhandene Technolo-gien gesetzt, wird in modernenInstrumenten ausgeklügelte Tech-nik verbaut, die speziell auf dieBedürfnisse von Live-Musikernzugeschnitten ist und geradedurch die große Herausfor-derung, das Medium Aku-stikgitarre auch verstärktgut klingen zu lassen,einiges an Innovations-kraft besitzt. Und Akustik-gitarren direkt ins Pult oder einenpassenden Amp gespielt klingenheute besser als je zuvor.

Der reine Klang

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Ein Special von Jan Lüdeke

Der reine KlangEine verstärkte Akustikgitarre kann nur so gut sein wie die Tonabnehmer

und Werkzeuge, die für die Verstärkung zuständig sind. Um euch die Aus-

wahl zu erleichtern, stellen wir hier die gängigen Tonabnahmesysteme

vor und sagen euch, welche Klänge ihr damit erreichen könnt.

Hier stellen wir euch die herausragendenTechnologien vor, die sich entweder lange in derPraxis bewährt haben, oder zwar neu, aber durch-aus sehr vielversprechend sind, weil sie demGitarristen ein Werkzeug in die Hand geben, mitdem er einen wirklich naturgetreuen Sound in diePA bekommt. Manche der hier vorgestellten Tech-nologien lassen sich nicht einem ganz bestimmtenLager zuordnen. Gerade in den letzten Jahren istdie schon fast traditionelle Herrschaft der Piezosund Magneten einer Produktvielfalt gewichen,die sich aus Mixturen verschiedener Technolo-gien und neuer Ideen zusammensetzt.

Piezo-Systeme

Das bekannteste und wohl am meistengenutzte System ist die Piezo-Technologie.In der Regel wird direkt unter dem Sattel derGitarre der Ton abgenommen. Der Piezo-Tonabnehmer reagiert auf unterschiedliche

Druckverhältnisse – durch diese Verfor-mung des piezoelektrischen Materialswird eine elektrische Spannung erzeugtdie dann, wie auch beim magnetischen

Tonabnehmer, an den Preamp weitergege-ben wird. Dieses System hat sich als eines der

Zuverlässigsten erwiesen. Es bietet sich sogar fürEchter Piezo-Klassiker: Ovations Adamas-Modelle

So bringt ihr euren Akustik-Sound auf die Bühne

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Wechselte von Piezo zum Aura-System: GitarrenvirtuoseSteve Vai nutzt in seinem überarbeiteten Signature-Modellvon Ibanez jetzt auch das Aura-System von Fishman.

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für die Verwendung in E-Gitarren an. MancheGitarristen sind geradezu vernarrt in diesen unver-wechselbaren Klang, manche mögen jedoch denunter Umständen etwas sterilen und teilweise har-schen, zirpenden Piezo-Sound nicht. Wer einentypischen, formvollendeten Piezo-Akustik-Soundhören will, der kann sich etwa bei Steve Vais„Lucky Charms“ die volle Piezo-Dröhnung holen.

Magnetische Tonabnehmer

Ebenfalls sehr beliebt ist der magnetischeTonabnehmer. Prinzipiell besteht zu seinem Ver-wandten in der elektrischen Gitarre kein Unterschiedund es gibt auch etliche klangliche Parallelen zwi-schen den beiden Anwendungsbereichen. Der mag-netische Tonabnehmer taucht oft zum ins Schall-loch klemmen auf. Durch seine einfache undschonende Montage bietet er sich besonders fürGitarren an, die keinen eingebauten Tonabnehmerbesitzen und denen man die bei anderen Systemenüblicherweise nötigen Bohr- und Fräsarbeiten an

Typischer Vertreter der Kategorie magnetischer Tonab-nehmer fürs Schallloch: Shadows SH 145 Prestige

So klingt es ganz natürlich: Ein Blick ins Innere einerTaylor mit dem revolutionären Expression-System.

Zargen und Sattel nicht zumuten möchte. Wieauch bei der E-Gitarre gibt es hier Humbucker undSingle-Coils, die auch leicht unterschiedlich klin-gen. Der grundsätzliche Sound ist dem einer clea-nen Hollowbody-E-Gitarre nicht unähnlich. KurtCobain spielte einen magnetischen Tonabnehmerbeim MTV-Unplugged-Gig von Nirvana undbekam durch den Magnet-Tonabnehmer einen(wahrscheinlich so gewünschten) ungeschliffenenund rauhen Sound.

Kombisysteme

Kombisysteme sind die wohl wirksamsten undklanglich besten (zumindest was den naturge-treuen Klang angeht) Systeme, die auf demMarkt sind. Taylor hat mit seinem ExpressionSystem gezeigt, wozu man mit einer Kombinationverschiedener Systeme in der Lage sein kann.Unter dem Halsfuß sitzt in diesem Fall ein magne-tischer Tonabnehmer, der das Saitensignal durchdie Decke abnimmt. Der Rest sind drei strategischgünstig unter der Decke positionierte Kontakt-Pickups. Die Mischung dieser Signale bringt einschon sehr realistisches Ton-Signal zur PA. Auch

Hier gibt es Akustikgitarrensound permagnetischem Tonabnehmer in Rein-kultur: Nirvanas „Unplugged in New York“

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Special: „Akustikgitarren auf der Bühne“

Für Freunde maximaler klanglicher Flexibilität: mit Line 6sVariax 700 Acoustic kann man nicht nur diverse Klassikerder Akustikgitarrengeschichte nachbilden, man kann auchdas virtuelle Abnahmemikro nach Wunsch verschieben.

Verstärkung über AkustikverstärkerEine besondere Gattung der Akustikgitarrenver-stärkung sind die Akustik-Amps. VerschiedeneFirmen bieten solche Geräte an, vom reinen Laut-macher mit wenig Regelungsmöglichkeiten bishin zum mehrkanaligen Verstärker, der aucheinen Gesangskanal und eine Batterie an Effek-ten bietet. Grundsätzlich kann man sagen. Wermit seiner Akustikgitarre viel unterwegs ist undauch einmal dort aufspielen möchte, wo es keinePA-Anlage gibt, der liegt mit solchen Ampsgenau richtig. Aber auch, wer viel Wert auf einenSound ganz genau nach den eigenen Vorstellun-gen legt, könnte mit diesen Amps glücklich wer-den: Einfach den Amp per Mikrofon oder Kabelmit dem Mischpult verbinden, fertig. Diese Ein-fachheit hat aber auch ihren Preis. Ihr solltetbeim Einsatz eines Akustikverstärkers den Soundeurer Akustikgitarre so einstellen, dass er sich gutin den Bandsound einpasst. Wenn ihr eure Haus-aufgaben gut gemacht habt, resultiert das in kür-zeren Soundchecks, erfordert von euch allerdingsmehr Arbeit, und: ein zusätzlicher Verstärker willauch geschleppt werden.

digitales Modeling, wie es zum Beispiel Line 6anbietet – hier wird der Sound wiedergegeben, derauch aufgenommen wurde. Der Clou: Wer will,kann seine eigenen Aufnahmen oder auch die Gi-tarre an Fishman schicken (Kostenpunkt ca. 200 P)und ein naturgetreues „Image“ seiner Gitarre für denImport in das Aura bekommen. Durch die ange-wandte Technik ist es eines der am natürlichstenklingenden Systeme. Wer möchte, kann sich auchGitarren kaufen, die ein eingebautes Aura-Systemhaben, auf dem das Image genau dieser Gitarregespeichert ist – allerdings sind diese Instrumenteeher im oberen Preisbereich zu finden.

Andere Systeme

Außer den schon erwähnten Systemen exi-stieren noch zahlreiche andere Lösungen, dieabseits der ausgetretenen Wege gehen undnatürlich klingende, aber unaufwendige Pickup-Systeme bieten. Der Nanoflex-PU von Shadow istein Tonabnehmer-System, bei dem der Klangdurch eine Folie abgenommen wird. Dadurch wirdder Ton unter dem Sattel, aber auch vom Korpusabgenommen und ergibt so einen verblüffend na-türlichen Klang. Optisch ähnliche Konstruktionensind die Kontakttonabnehmer, die mittels Klebe-band entweder unter oder auf der Decke platziertwerden (etwa von B-Band, die mit einer Konden-satorfolie arbeiten). Vorteil: oft ist die Platzierungvariabel. So kann man den Sound durch die Posi-tion „einstellen“. Außerdem sind sie problemlosauch an anderen Saiteninstrumenten zu montie-ren. Nachteil: Sie sind recht feedback-anfällig.

Yamaha bringt in der APX- und der CPX-Serie einDrei-Wege-System, das ebenfalls einen sehr natur-getreuen Sound liefert.

Vorläufer dieser ausgeklügelten Technologiensind Kombinations-Systeme, die Piezo-Tonab-nehmer mit Mikrofonen oder auch magnetischenPickups verbinden. Je nach Kombination klingendiese Systeme unterschiedlich und sind auch nichtimmer für jede Gitarre geeignet. Mikrokombishaben den Vorteil, sich sehr natürlich anzuhören,sind aber dafür recht rückkopplungsanfällig. Piezo-Magnet-Kombis sind dagegen auch bei hohenLautstärken unempfindlich, bieten aber nicht dievon manchem gewünschte hohe Klangtreue.

Modeling & Co.

Modeling wird nun auch bei Akustik-Gitarrenein immer größeres Thema. Nachdem die E-Gitarristen nach Herzenslust Amp-Modeling be-treiben, hat Line 6, ein Pionier der digitalen Ver-stärkung, auch Gitarren herausgebracht, die diegroßen Akustikgitarren unseres Jahrhundertsnachbilden. Eine solche Gitarre ist etwas für Musi-ker, die schnell verschiedene Sounds abrufen wol-len und größtmögliche Flexibilität fordern.

Fishmans neues Aura-System ist ebenfallseine Art Modeling-System. Es bedient sich aller-dings keiner digitalen Nachbildungen von Akus-tikgitarren, sondern es werden mittels Studioauf-nahmen realistische Abbilder einer Gitarre in einGerät transferiert und dann vom Aura-Systemgeladen. Das, was man hier bekommt, ist kein

So klingts auch auf der Bühne wie im Studio: FishmansAura-System liefert vorher im Profi-Studio aufgenommeneSounds die sich mit dem integrierten Piezo mischen lassen.

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Zwei typische Vertreter von Akustikgitarrenverstärkern:Neben der speziellen Klangregelung sorgen meist kleine(zumindest aus E-Gitarristen-Sicht) Speaker in Kombinationmit Hochtonhon für den naturgetreuen Klang.

Typisches Bedien-feld eines Aku-stik-Amps: Kanaleins ist für dieGitarre, überKanal 2 kann mansingen oder sons-tige Klangquellenverstärken.

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Wer seine Akustikgitarre mit einem Pickup nachrüsten will, der stellt sich zwei

Fragen: „Welche Technologie soll ich verwenden?“ und „Ist die Nachrüstung über-

haupt sinnvoll?“ Während viele neue Akustiks bereits mit Tonabnehmer(n)

geliefert werden, gibt es doch immer wieder alte Schätzchen oder spezielle

Instrumente, die man gerne live einsetzen würde, denen aber ein Tonabnehmer

fehlt. Wir zeigen euch, welche Nachrüstsysteme für Akustikgitarren es gibt.

chen Einbau der vorgestellten Systeme solltet ihrnach Möglichkeit ausprobieren, was euren Sound-vorstellungen am nächsten kommt. Wir haben indiesem Special schon über die klanglichen Unter-schiede der verschiedenen Systeme gesprochen.Somit habt ihr schon einmal eine grobe Vorstel-lung dessen, was ihr von den hier vorgestelltenSystemen erwarten könnt.

Magnetische Pickups

Den wohl einfachsten Einbau bieten magneti-sche Tonabnehmer. Dean Markleys ProMag-Seriebietet mit den Modellen Plus, Grand und Goldeinige der Standard-Magnettonabnehmer für dieAkustikgitarre. Besonderes Leckerli: Die schönenAhorngehäuse. Die Preise (UVP) liegen hier zwischen74,11 P (Pro Mag Grand) und 92,65 P (Pro MagGold). Harley Bentons Woody ist ein Singlecoilnach traditionellem Vorbild und bietet eine eben-so einfache Montage. Preis (UVP): 56 P. SeymourDuncan bietet mit den Modellen SA-1, SA-3SC,SA-3HC und SA-3XL diverse passive, magnetische

Special: Akustikgitarren auf der Bühne

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V erständlicherweise schrecken viele vor Ex-perimenten mit Systemen zurück, die zumBeispiel ein Loch in der Decke oder sogar

eine Fräsung in der Zarge erfordern. Deshalb bietensich Nachrüstsätze an: Sie sind einfach zu mon-tieren, erfordern wenig handwerkliches Geschickund sind leicht zu entfernen. Neben magnetischenPickups gibt es viele Produkte, die jedem Zweckgerecht werden. Die Auswahlkriterien sind relativeinfach: Erlaubt ist, was gefällt. Durch den einfa-

Ein typischer Vertreter der Gattung magnetischerPickup: Dean Markleys ProMag.

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Klein aber fein: Die Acoustic-Matrix-Piezos von A-Gitar-ren-Pickup-Spezialist Fishman.

Tonabnehmer für alle Lebenslagen. Preise (UVP): umdie 100 P. Fishman bringt mit seiner Rare-Earth-Reihe sowohl Single-Coil- als auch Humbucker-Modelle in die Gitarre. Preise (UVP): ab 226,30 P.DiMarzios mit keramischen Pole-Pieces ausgerü-stete Tonabnehmer DP138 & DP139 versprechenklare Höhen und satte Bässe. Preise (UVP): 95 P(DP138) und 166 P (DP139). Der Shadow bietetmit den Modellen SH145 Prestige, SH330, SH140und weiteren ein besonders reichhaltiges Angebot.Preise (UVP): SH145 Prestige: 170 P, SH330: 65 P,SH140: 90 P. Auch der unter den E-Gitarristenhochgeschätzte Hersteller EMG hat mit seinemACS-Pickup etwas zum Thema magnetischer Aku-stikgitarrentonabnehmer zu sagen und bietet einender wenigen aktiven Schallloch-Abnehmer an, derPreis (UVP) liegt bei 194,60 P.

Mach Sie laut!Mach Sie laut!Marktübersicht Nachrüst-Pickups

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installieren. Hier gehts preislich ab 55 P (UVP) los,inklusive BBA1-Preamp liegt der Preis (UVP) dannbei 122 P. Auch der Nanoflex von Shadow hat eineso geringe Einbautiefe, dass gar nichts an derGitarre verändert werden muss. Sogar ein Preampist schon mit dabei. Preis des SH NFX-AC: 160 P(UVP). Günstiger gehts mit dem Shadow SH2000,der durch das Aufkleben an der Decke sehr flexibelist, da man so verschiedene Positionen testen kann.Schertlers Bluesstick ist dagegen ein Kondensator-film der ähnlich wie ein Piezo-Tonabnehmer ein-gebaut wird und satten, runden Klang verspricht.Preise (UVP): 143 P nur der Pickup (ein hauchdün-nes Kondensatormikro), 239 P im Set mit Preamp.

Kombinationen

Natürlich gibt es auch Nachrüstsysteme, dieverschiedene Abnahmetechniken kombinieren.Fishmans Rare Earth Blend beispielsweise verbindeteinen Magnet-PU (für Attack und Direktheit) miteinem Mikrofon, das den Korpusklang einfängtund für mehr Natürlichkeit sorgt. Preis (UVP):466,30 P. Auch Seymour Duncans SA-6 kombinierteinen magnetischen Tonabnehmer mit Mikro.Preis (UVP): 334,11 P. Dean Markleys WestcoastTrilogy setzt noch einen drauf: Zusätzlich zueinem Transducer arbeitet im Schalloch einMagnet-PU, in den ein Kondensatormikro einge-baut ist. Preis (UVP): 310,76 P. ✦

Beispiel für einen Transducer: B-Bands UST-Tonabnehmer.

Piezo-Systeme

Auch Piezos lassen sich nachrüsten, wobei derEinbau meist komplizierter ist als bei den magne-tischen Pickups. D-Tar überrascht mit einem sehrflexiblen Konzept. Der Twin Soundspot NTX be-steht aus zwei Kontakt-Pickups, die unter der Deckeplatziert werden und in einem Preamp zusam-menlaufen. Der Preis (UVP): 135,42 P. Meist preis-lich eher in der der Oberklasse zu finden, bietetauch Fishman preiswerte Systeme an, die aller-dings unter dem Sattel sitzen. Deswegen ist fürden Einbau wohl ein Techniker erforderlich. Denreinen Tonabnehmer gibt es ab etwa 60 P, dazubraucht man natürlich (sofern nicht schon in derGitarre) einen Preamp. Inklusive Preamp muss manmit gut 100 bis etwa 400 P rechnen. Auch ShadowsPiezo-Systeme gibt es ab etwa 60 P, aktive Modellemit Preamp liegen um die 150 P (UVP).

Transducer

Obwohl Transducer ähnlich funktionieren wiePiezos, sind die meist sehr dünnen MaterialienGarant dafür, dass man an der Gitarre nicht vielverändern muss. Der UST von B-Band, der mitKondensatorfolie arbeitet, benötigt keine Arbeitenam Sattel und kann direkt an einen Preamp ange-schlossen werden. Preis: ab 38 P (UVP). Auch von B-Band: der AST zum Aufkleben. Funktioniert nachdem gleichen Prinzip, ist aber noch leichter zu

Alternative AnsteckmikroWer besondere Ansprüche an den Sound stelltoder der Gitarre möglichst wenig Umbauarbei-ten zumuten möchte, der sollte sich auch ein-mal bei den Ansteckmikrofonen umsehen. Siesind einfach am Instrument anzubringen, rück-standslos wieder zu entfernen und klingen auchnoch gut. Zudem kann man hier durch Positionsver-änderungen viele Klangfarben erreichen. Ansteck-mikrofone sind allerdings empfindliche Zeitgenos-sen. Gerade auf einer lauten Bühne sind sie wohleher fehl am Platz. Dort werden sie Störgeräusche aufnehmen und rückkopplungsanfällig sein. Wollt ihraber einen Akustikgig spielen oder im leisen Rahmen eure Gitarre verstärken, dann ist das Ansteckmikroeine gute Alternative. Übrigens sind solche Mikros auch zur Abnahme anderer Instrumente bestens geeignet.AKGs C 411 L ist ein Miniaturmikrofon dass mit einer Kautschukmasse direkt am Instrument befestigtwird. Preis (UVP): 107 F. Tipp: Mit mehreren dieser Mikros kann man die Signalqualität noch weiter ver-bessern. Auch DPAs winzige 4061-Mikrofone werden quasi unsichtbar im oder am Korpus angebracht.Durch verschiedene Abdeckungen der Mikrofonkapsel kann man die Charakteristik des Mikros an dessenPosition angleichen und damit das bestmögliche Ergebnis erzielen. Preis (UVP): 435 F (inkl. Zubehör).Wer in die absolute Profiliga vorstoßen möchte, kann sich die Mikros von Schoeps ansehen. Bei Varian-te 1 wird eine Mikrohalterung außen an der Gitarre befestigt. Durch den geringen Abstand zur Gitarrewird der Schalldruck am Mikro und damit der Schutz vor Feedback vergrößert. Hier wird das Kompakt-mikrofon mit Nierencharakteristik CCM 4 empfohlen. Preise (UVP): CCM 4: 1.225 F, Klemmadapter:191 F. Variante 2 ist die Befestigung der Mikrohalterung GA1 im Schallloch der Gitarre. Der erzielteSchalldruck am Mikro ist hier maximal und damit ist bestmöglicher Schutz vor Feedback gegeben.Durch die Verwendung des Spezialmikrofons CCM 4VXS mit Tiefenabsenkung lässt sich ein natürlichesKlangbild erzielen. Wird das CCM 4 oder ein vergleichbares verwendet, dann ist eine manuelleTiefen-absenkung am Mischpult notwendig. Preise (UVP): CCM 4VXS: 1.524 F, Mikrofonhalter: 56 F.

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Special: Akustikgitarren auf der Bühne

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Wer seine Akustikgitarre live einsetzt, muss die Tricks und Kniffe für

den guten Sound meist mühsam durch Ausprobieren lernen. Wir

verraten euch in unseren elf Geboten, was ihr tun könnt, um einen

tollen Live-Sound zu erreichen und wie ihr die häufigsten Probleme

mit Akustikgitarren auf der Bühne leicht vermeiden könnt.

E s ist nicht immer einfach, einen gutenSound aus einer Akustikgitarrre zu bekom-men. Vor allem, wenn man live spielt und

noch vor einer ganzen Batterie anderer Instru-mente bestehen muss. Wenn eine ganze Rockbanddarauf wartet, endlich loslegen zu dürfen, ist dieAusgangsposition für eine doch eher leise Akus-tikgitarre nicht die Beste. Aber es gibt genügendAnsatzpunkte, mit denen man nicht nur bestensauf einen Live-Gig vorbereitet ist, sondern aucheinen guten Sound bekommt und im Bandgefügesicher nicht untergeht.

1. GebotDu sollst dir Zeit für den Soundcheck lassen

Die Akustikgitarre ist ein heikles Instrument. Esschwingt, es ist leise und es soll trotzdem auchbei infernalischen Lautstärken natürlich klingen.Da man selbst den Sound einer Akustikgitarre

längst nicht so gut beeinflussen kann wie deneiner E-Gitarre (gerade im Zusammenhang miteinem Verstärker), ist es immer ratsam, sichgemeinsam mit dem Tonmann für den Sound-check so viel Zeit wie möglich zu lassen. Er sitztam Mischpult und macht euren Sound für dasPublikum. Deshalb wird er auch am besten wissen,wie er eure Gitarre im Gesamtsound platziert, wieer Filter und Effekte einsetzt.

2. GebotDu sollst nicht während desGigs an deinem Sound basteln

Wenn ihr beim Soundcheck herausgefundenhabt, wie die Akustikgitarre am besten klingtund wie ihr Rückkopplungen vermeidet – Fingerweg vom Preamp! Erliegt nicht der Versuchung,an einem der vielen Regler und Schieber der Akus-tikgitarre zu drehen. Damit macht ihr den schönenSound kaputt, den ihr im Soundcheck so mühsam

erstellt habt. Der Tontechniker wird nicht wissen,wieso der Sound auf einmal anders ist, und plötz-lich regeln zwei Leute das gleiche Instrumentimmer wieder nach.

3. GebotDu sollst keine alten Saiten verwenden

Alte und verbrauchte Saiten sind einer derschlimmsten Soundkiller auf einer verstärktenAkustikgitarre. Sind Saiten erst einmal mit Hand-schweiß und Dreck verkrustet, klingen sie kraftlos

Die 11Gebote des Akustikgitarren-SoundsDie 11Gebote des Akustikgitarren-Sounds

So klingt ihr einfach gut

Ein nicht zu unterschätzender Faktorfür guten Sound sind frische Saiten.

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Tuner) integriert. Passive Modelle brauchen keineStromversorgung und sind tendenziell billiger(schon unter 20 P), aktive Vertreter rauschen ten-denziell weniger und bieten einen höheren Pegel.Das wechselt natürlich je nach Modell (Preise vonca. 30 bis mehrere Hundert Euro).

und verlieren an Brillanz und Sustain. Nicht zu-letzt leidet darunter auch die Durchsetzungsfähig-keit der Gitarre. Komplett neue Saiten klingen fürmanche Ohren oft recht schrill und sind in SachenSound auch nicht der Weisheit letzter Schluss.Eine Faustregel ist, dass man neue Saiten in einoder zwei Proben „einspielt“ und damit auch derNeigung der neuen Saiten vorbeugt, sich häufigzu verstimmen. Hier heißt es ausprobieren.

4. GebotDu sollst immer genug Batterien bei dir haben

E-Gitarristen haben es gut: Sie brauchen nurgenügend Steckdosen. Wir Akustikgitarristenbrauchen meist Batterien, und das nicht zu knapp.Man muss nur einmal in der Probe vergessen, dasKabel aus der Gitarre zu ziehen und beim nächstenGig hat man den Salat: Nach dem zweiten Songsteigt die Batterie aus. Die meisten batterieabhän-gigen Preamps an Akustikgitarren haben sehr ein-fach und schnell zu bedienende Wechselmechanis-men. Deshalb solltet ihr am Besten vor jedem Gigüberprüfen, ob noch genügend Saft vorhanden istund für den Notfall immer Ersatzbatterien dabeihaben. Schwache Batterien kurz vor dem Energie-kollaps lassen sowohl die Lautstärke als auch Dyna-mik und Brillanz deines Signals verblassen.

5. GebotDu sollst deine Kabel überprüfen

Live ist es immer besonders ärgerlich, wennein Kabel kaputt ist und man entweder garnichts mehr von der Gitarre hört oder es zuWackelkontakten kommt, die in der PA-Anlage britzeln und rumpeln. Eine Sollbruch-stelle bei Akustikgitarren ist die Buchse an derGitarre. Wer normale Klinkenstecker benutzt,der wird das Problem abknickender Kabel amGitarrenständer oder an der zugentlastendenKabelschlaufe am Gurtpin kennen. Die Lösung:Ein gewinkelter Klinkenstecker. Er ist platz-sparend, unkompliziert und schont die Kabel.

6. GebotDu sollst eine DI-Box verwenden

Die DI-Box ist die Schnittstelle zum Mischpult,jeder Tontechniker hat eine solche im Gepäck. DieDI-Box macht euer Signal symmetrisch (in einerAder eine normale Signalübertragung, in der an-deren Ader eine phasenverkehrte Übertragung)und verhindert somit Störgeräusche und ermöglichtlängere Kabelstrecken. Unten seht ihr einen typi-schen Belegungsplan einer DI-Box. Manchmalsind DI-Boxen auch bereits in Bodentreter (z. B.

Nicht zu vernachlassigendes Bindeglied: Wenn die Kabel nicht o. k. sind ist die ganze Performance im Eimer.

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So könnte die DI-Box auf der Bühne eingebunden sein: zwei Instrumente werdenan Mischpult und Amp weitervermittelt, aber auch für den Tuner gibts ein Signal.

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8. GebotDu sollst einen Notch-Filter verwenden

Der Notch-Filter ist ein wirksames Werkzeug,wenn es um die Rückkopplungs-Bekämpfung geht.Der Notch-Filter tut dabei nichts anderes als dieFrequenz, auf der die Rückkopplung auftritt, inder Lautstärke herunterzufahren. So hat man dieRückkopplung bekämpft, muss aber kaum (keinehörbaren) Soundeinbußen in Kauf nehmen, weilnur ein winziger Teil des gesamten Frequenzspek-trums abgesenkt wird. In vielen Akustikgitarrenmit Tonabnehmern sind Notch-Filter schon einge-baut. Manchmal gibt es die Möglichkeit, selbst dieFreqenz zu wählen, noch praktischer sind aber dieFilter, die die betreffende Frequenz automatischerkennen. Das resultiert natürlich in höheren

Lautstärken, die man er-reichen kann, ohne dasses feedbackt.

9. GebotDu sollst dei-nen Preampweise benut-zen

Moderne Akustikgi-tarren-Preamps bietenviele Möglichkeiten.Immer nützlich sind diePhasendreher, die Notch-Filter und die Stimm-geräte. Vorsicht ist aberbei den Soundverbie-gern wie Bass-, Mitten-und Höhenregler ange-sagt. Da eine Akustikgi-tarre immer so naturge-treu wie möglichverstärkt werden soll, istes ratsam, diese Reglernur äußerst sparsam zubenutzen. Wenn die Ton-abnehmer selbst schoneinen guten Sound lie-

fern, sollte man nötige An-passungen eher dem Tontechniker überlassen,dessen Mischpult meist eine bessere Anlaufstelleist, um den Sound optimal aufzubereiten.

10. GebotDu sollst auf der Bühne nicht zu laut sein

Rückkopplungen sind immer das große Themafür uns Akustikgitarristen. Das beste Mittel gegenRückkopplungen ist es seit jeher, eine möglichst

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Special: Akustikgitarren auf der Bühne

7. GebotDu sollst den Phase-Schalternutzen

Zusammen mit dem Notch-Filter ist der Phase-Schalter eines der Standardwerkzeuge zur Feed-back-Bekämpfung. Meist ist er Bestandteil derPreamp-Einheit an der Gitarre, oft findet man ihnauch an DI-Boxen oder am Mischpult. Der Phase-Schalter dreht die Phase und kann so Rückkopp-lungen unterdrücken. Im Klartext heißt das: DieFrequenzkurve wird um genau 180° gedreht undbewirkt so genau das Gegenteil dessen, was beieiner Rückkopplung passiert. Statt die Feedback-Frequenz mit jedem Zyklus zu verstärken, wird siedurch die 180°-Drehung der Phase gedämpft. Soverschwindet die Rückkopplung, weil sie keineVerstärkung mehr erfährt.

Phasezur weiteren Feed-back-Bekämpfung

Klangregelunghier kann man denSound beeinflussen

Tunerintegriertes Stimmgerät

Tuner on/offTuner ein- ausschalten

Preamps: Ein typischer Akustikgitarren-Preamp zeichnetsich durch verschiedene Merkmale aus. Knöpfe und Reglersind meist in zwei Sparten aufgeteilt: Erstens die Sound-werkzeuge und zweitens die funktionalen Werkzeuge. DieSoundfraktion bietet eine Klangregelung. Das sind Reglerfür Bass, Mitten und Höhen. Oft findet man noch diverseSoundverbesserer wie etwa Presence-Regler oder abruf-bare EQ-Presets. An funktionalen Werkzeugen sind meistRückkopplungs-Tool wie der Notch-Filter vorhanden, derdie feedbackerzeugenden Frequenzen absenkt. Die Phasen-drehung dient dazu, das Signal um 180° zu drehen undsomit dem Aufschaukeln von Feedbacks Einhalt zu gebieten.

EQ-ShapeAktivierung eines vorde-

finierten EQ-Settings

Volumehier wirds laut und leise

Ein komplett aus-gestatteter Preamp

Notch-Filtersenkt problematische

Frequenzen ab.

Die FX-Sektion eines Akustik-Amps: Weniger ist hier mehr,sonst matscht es und die Gitarre setzt sich schlechter durch

geringe Lautstärke auf der Bühne zu haben. Ganzklar: Was die Gitarre nicht zum Schwingen bringt,kann auch keine Rückkopplung auslösen. Aber soeinfach ist das meist nicht, denn gerade in einerRockband lässt meist schon alleine die Rhythmus-sektion ordentlich die Hosenbeine flattern. Abermit wenig Aufwand lässt sich auch ohne teuresEquipment etwas tun. Da eine Akustikgitarre vonsich aus schon eine gewisse Grundlautstärke hat,muss die Monitorlautstärke meist nicht besondershoch sein. Stellt euch eure Monitore so hin, dasssie nicht direkt auf die Gitarre strahlen und ihr siedennoch gut hören könnt. Ideal sind In-Ear-Moni-tore – die sind aber leider nicht ganz billig bzw,nur ideal, wenn sie alle in der Band einsetzen. Weres noch sicherer haben möchte, der kann sich inden Korpus der Gitarre auch Schaumstoffstreifenstopfen – was aber die Schwingungseigenschaftender Gitarre und somit Dynamik, Sustain undSound gefährdet, wenn nicht gar zerstört.

11. GebotDu sollst nicht zu viele Effekte verwenden

Der filigrane Klangkosmos Akustikgitarremuss sich gegen eine ganze Menge Instrumentedurchsetzen und dabei auch noch möglichstnatürlich und authentisch klingen. Deshalb soll-te man Effekte immer gut dosiert einsetzen. Auchwenn die Akustikgitarre im Studio mit viel Hall,Delay und Firlefanz toll klingt, verwischt eine hoheDosis an Effekten den Klang der Akustikgitarreund lässt sie im Gesamtsound untergehen. Gera-de, wenn ein Solo der Akustikgitarre gefragt ist,oder eine kraftvolle Steelstring á la Richie Sambo-ra, empfiehlt sich nur wenig räumlicher Effekt undein kurzes Delay, um den Sound etwas plastischerzu machen. Somit habt ihr eine durchsetzungs-fähige Gitarre, die sich auch in einer lauten Bandhören lassen kann. ✦

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Soundhelfer in Form von Akustikgitarreneffekten machen uns das Leben leich-

ter. Die aktuellen Klangverbesserer sind aber oftmals nicht nur Helfer, sondern

richtige Zentralen, mit denen man den eigenen Sound ganz nach Wunsch

formen kann. Wir stellen euch einige der beliebtesten Klangzauberer vor.

System, desto überzeugender ist das Endergebnis.Nicht zuletzt können die Soundhelfer auch einzeit- und nervenschonender Faktor sein. Wenn ihrden gewünschten Sound mit eurer Gitarre erreichthabt, dann müsst ihr das Gerät nur noch in einenKanal des Mischpults stecken und ihr und euerToningenieur seid die größten Sorgen los.

Die Kompaktvariante

Wie schon erwähnt ist die Modeling-Techno-logie bei den Sound-Werkzeugen für die Aku-stikgitarre inzwischen führend. Den Einstieg indie Welt der Klangverbesserer für Akustikgitarrenbieten die Kompaktpedale, die sich nicht nurdurch geringen Platzbedarf sondern auch durchihren schlanken Preis auszeichnen. Die meistendieser Pedale bekommt man schon für unter 100Euro. Dafür gibt es weitreichende Klangregelmög-lichkeiten, DI-Box-Funktionen oder diverse Effekte– natürlich alles auf die Bedürfnisse von A-Gitar-ren abgestimmt. Kandidaten in dieser Klasse sindBehringers V-Tone Acoustic ADI21, der AlesisAcoustiFX, Zooms Modelle 504II und A2 sowie, imoberen Preisbereich, das Boss AD-3.

Special: Akustikgitarren auf der Bühne

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D as beste Fundament für den guten Live-Sound einer Akustikgitarre ist immer eingut klingendes Instrument. Aber nicht jeder

hat zu Hause ein Boutique-Instrument stehen, dasin jeder Situation himmlische Klänge von sich gibt.Aber genau für solche Situationen gibt es dieKlangverbesserer. Kleine, fleißige Kerlchen, dieeuch das Leben wesentlich einfacher machen.

Gerade die Modeling-Revolution hat einigesdazu beigetragen, dass es auch bei den A-Gitarren

inzwischen fast leicht ist,auch aus einer Schram-

melgitarre einen ak-zeptablen Sound

zu holen.Wobei

natürlichauch hiergilt: jebesser dieBasis, alsodie Gitarre

und ihr PU-

Der günstige Einstieg in die Welt der Klangverbesserer:Behringers V-Tone Acoustic ADI21.

Soundcheck SpecialDer reine KlangSo bekommt ihr euren Akustik-Soundauf die Bühne Seite 36

Mach Sie laut!Marktübersicht Nachrüst-Pickups Seite 40

Die 11 Gebotedes Akustikgitarren-Sounds Seite 42

1-2-3 … dabei! Effektvolle Akustikklänge Seite 46

Schon fast ein Alleskönner zum immer noch kleinenPreis: Zooms A2.1u mit Expression-Pedal

Die Modeling-Alleskönner

Wer mehr Vielseitigkeit benötigt der wird imweiten Feld der Akustik-Multieffekt-Modelergarantiert fündig. Und eine virtuelle Jumbo, Dread-nought und Konsorten immer im Handgepäck zuhaben, ist schon eine nette Sache. Die verschiedenenSysteme sind alle absolut Stage-tauglich. Die für

1-2-3 ... dabei Effektvolle Akustikklänge

1-2-3 ... dabei Effektvolle Akustikklänge

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Die DI-BoxEine DI-Box (DI = Direct Injection) ist einekleine Box, die jeder Musiker schon einmalgesehen hat. Man braucht sie, soviel ist klar.Wozu sie aber gut ist, scheint oft genug nurSpekulation zu sein.

Gerade auf der Bühne macht eine DI-Boxdem Tontechniker, und damit allen Beteilig-ten, das Leben leichter. Eine DI-Box soll Stör-geräusche und Verzerrungen verringern und sodas reinstmögliche Signal zum Mischpult schi-cken, das möglich ist. Die Idee dahinter ist ei-gentlich denkbar einfach: Durch die Übertragungdes Originalsignals und eines phasengedrehtenSignals löschen sich die Störgeräusche gegen-seitig aus. Bei aktiven DI-Boxen ist zusätzlichnoch eine Impedanzanpassung eingebaut, dielange Kabelwege ohne Signaleinstreuungenund Störungen möglich macht.

Verschiedene andere kleine Features spre-chen für die Arbeit mit einer DI-Box. Sokönnen manche DI-Boxen per Phantomspeisungversorgt werden (48V-Speisung durch dasMischpult, macht Batterien unnötig). Auch derPolaritätswechsel (Wechsel des phasengedreh-ten und des Originalsignals bei der Belegung derKabelpins; bei Phasenproblemen sinnvoll) ist einnützliches Werkzeug.

Eine DI-Box ist also nicht nur eine kleine,mysteriöse Metallbox, sondern erledigt wich-tige Arbeit, um euren Akustikgitarrensound sooriginalgetreu wie möglich zu übertragen. Undje weniger Ärger ihr habt, umso besser könnt ihreuch auf eure Performance konzentrieren.

Die Edelvariante

Aus der Masse der Klangverbesserer für A-Gitarren stechen zwei Produkte besonders her-aus: Taylors K4 und Fishmans Aura-System.Beide Systeme zeichnet aus, dass sie zwar prinzi-piell mit jeder Art von Akustikgitarre zusammen-arbeiten, aber ihre volle Leistungsfähigkeit erstentfalten, wenn sie in bestimmten Kombinationengespielt werden.

Taylors K4 ist eigentlich nichts anderes als einsehr hochwertiger Kanalzug eines sehr hochwer-tigen Mischpultes (wie hochwertig dieser ist, zeigtsich an der Mitarbeit der Konsolen-Legende Ru-pert Neve). Im Gegensatz zur Konkurrenz arbeitetdas K4 völlig analog und trägt gerade damit aberauch zu seiner Vielseitigkeit bei – auch das Arbei-ten mit einem Mikrofon, beziehungsweise der Ein-satz als Klangveredeler anderer Klangquellen isthier kein Tabu. Grundsätzlich ist das Gerät zurZusammenarbeit mit dem Expression-System vonTaylor entworfen, erbringt aber auch mit anderenGitarren sehr gute Leistungen.

Einen anderen Ansatz verfolgt Fishman mitdem Aura-System. Hier wird mit digitalen Abbil-dern einer Akustikgitarre gearbeitet, die mittelsAufnahmen im Tonstudio für die betreffendeGitarre und ihren Tonabnehmer erstellt wird. Wermöchte, kann sogar Aufnahmen oder gleich dieganze Gitarre zu Fishman schicken, die dann einsolches digitales Abbild erstellen und dem Kundenzur Verwendung mit dem externen Aura-Systemschicken. Der Vorteil: Man hat wirklich ein er-staunlich naturgetreues Klangbild der Gitarre, dassogar noch in diversen Parametern beeinflussbarist. Auch hier fängt der richtige Spaß erst an, wennman eine Gitarre spielt, deren Abbild im Gerät vor-handen ist, oder wenn man eine Gitarre mit ein-gebautem Aura-System besitzt (siehe SOUND-CHECK 11/05, Test der Martin DC-Aura SE).

Für Akustikgitarrristen brechen goldene Zei-ten an! Sound, Handling und Vielseitigkeit derKlang-Tools für Akustikgitarrren können über-zeugen. Ob High-End-Sound, den man mit demTaylor-System oder dem Fishman-Produkt er-

Richtig professionell mit reichlich Featuresund Body-Modeling: Boss’ AD-8.

den Live-Betrieb ausgelegten Geräte haben ein sehrsolides Gehäuse und robuste Fußtaster. Das machtzwar die Geräte nicht federleicht, aber so stabil,dass sie auch mal einen Sturz aus dem Auto klag-los überstehen. Dazu lassen sich hier noch mehrVeränderungen am Sound erarbeiten. Kannte manvorher nur das Modeling voreingestellter Gitarren-typen, die nicht veränderbar waren, bringen dieneuen Geräte sehr viele Möglichkeiten mit, geradedamit zu experimentieren. Viele Geräte bietenFunktionen um sich selbst ein Gitarrenmodelingzu erstellen. Durch die Anwahl verschiedener zuregelnder Parameter wie etwa den gewünschtenKorpus (Boss, Korg) ist eine erstaunliche Vielsei-tigkeit möglich. Auch die integrierten Pedale(nutzbar für Lautstärke, Effektstärke usw.) erwei-tern die Möglichkeiten erheblich. Kandidaten die-ser Kategorie sind etwa der ToneWorks AX10A,Zooms A2.1u, oder das opulente AD-8 von Boss.

Für Gitarristen, die aus Taylors Expression-System allesrausholen wollen: Taylors K4

reicht, oder eher erschwingliche Geräte wie vonKorg, Zoom oder Boss, mit dem nun endlich auchSchülerbands Akustikgitarrren in guter Qualitätaufnehmen und verstärken können: Heutzutagegibt es keine Entschuldigung mehr für schlechteAkustikgitarren-Sounds. ✦

Kleine HelferSchallloch-Einlagen können ein Ansatz sein, umRückkopplungen zu bekämpfen. Die aus Gummigefertigten Platten werden ins Schallloch geklemmtund verhindern ein Aufschwingen der Decke.

Der richtige Gurt kann manchmal lebenswichtigsein. Akustikgitarren sind zwar nicht schwer, aberdurch die Konstruktion neigen sie bisweilen zurKopflastigkeit. Bevor der Hals oder die KopfplatteSchaden nimmt, solltet ihr darauf achten, dassbei einer kopflastigen Akustikgitarre euer Gurtnicht rutschig ist (Wildleder eignet sich gut).

Um lange Kabelstrecken auf der Bühne zu über-brücken, sind aktive Kabel das Richtige. Sollteeuer Bühnenspielraum über zehn Meter betra-gen, muss das Signal. um seine Qualität auf-recht zu erhalten, ein wenig mehr Powerbekommen. Dafür ist das Aktivkabel zuständig.

Bringt Studio-Sound auf die Bühne:Fishmans Aura Acoustic Imaging Blender

Auf den Bühnen dieser Weltunersetzlich: DI-Boxen wie

die AR-133 von BSS

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