Der Wolf und seine Beziehung zum Menschen · Europa, waren Individuen und Rudel des Eurasischen...

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Europagymnasium „Walther Rathenau“ Bitterfeld Der Wolf und seine Beziehung zum Menschen Eine besondere Lernleistung erarbeitet von Hanna Holz April 2015 Externe Betreuerin: Janine Meißner M.Sc., Naturpark-Verein Dübener Heide e.V. Interner Betreuer: Dr. Holger Hantzsch, Europagymnasium „Walther Rathenau“ Bitterfeld

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Europagymnasium „Walther Rathenau“ Bitterfeld

Der Wolf und seine Beziehung zum

MenschenEine besondere Lernleistung erarbeitet von Hanna Holz

April 2015

Externe Betreuerin: Janine Meißner M.Sc.,

Naturpark-Verein Dübener Heide e.V.

Interner Betreuer: Dr. Holger Hantzsch,

Europagymnasium „Walther Rathenau“ Bitterfeld

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Entstehung der Unterart Canis lupus lupus (Eurasischer Wolf)

3. Morphologie

3.1. Anatomie und äußere Erscheinung

3.2. Körpermaße und Lebenserwartung

4. Ernährung

5. Sozialverhalten und Jagdverhalten

5.1. Beziehungen innerhalb eines Rudels

5.2. Kommunikation

5.2.1. Visuelle Kommunikation

5.2.2. Akustische Kommunikation

5.2.3. Olfaktorische Kommunikation

5.3. Fortpflanzung und Aufzucht der Jungen

5.4. Jagdverhalten

6. Die Beziehung Mensch-Wolf

6.1. Erste Europäer–6000 v. Chr.

6.2. 6000 v. Chr.-800 n. Chr.

6.3. Ab 800 n. Chr.

6.3.1. In Deutschland

6.3.2. Vergleich mit der Ausrottung des Wolfes in anderen europäischen Ländern

6.3.3. Vergleich mit der Ausrottung anderer Tierarten in Deutschland

6.4. Natürliche Wiederansiedlung

6.4.1. Natürliche Wiederansiedlung in Deutschland

6.4.2. Vergleich mit Prognosen

6.4.3. Vergleich mit der natürlichen Wiederansiedlung des Wolfes in anderen

europäischen Ländern

6.4.4. Argumente der Befürworter und Gegner

6.4.5. Berichterstattung der Medien

6.5. Befragung

6.5.1. Fragebogen

6.5.2. Auswertung

7. Zusammenfassung

8. Eigenständigkeitserklärung

9. Literatur

10. Webseiten

11. Abbildungsverzeichnis

12. Anhang

12.1. Beispielexemplar des Fragebogens

12.2. Einzelergebnisse der Befragung

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1. Einleitung

Er ist wieder da. Der erste Wolf, der ein seit fast 100 Jahren wolffreies Deutschland betrat ohne

gleich darauf überfahren oder erschossen zu werden, blieb und gründete ein Rudel in der

Oberlausitz. Vor 15 Jahren dann, im Frühjahr 2000, erfolgte der Nachweis der ersten auf

deutschem Grund in Freiheit geborenen Wolfswelpen1. Langsam aber stetig breiteten sich

Wölfe, anfangs von Polen einwandernd, über Sachsen entlang der Grenze zwischen Sachsen-

Anhalt und Brandenburg bis nach Niedersachsen aus. In den Jahren 2013/2014 befanden sich

bereits 18 Rudel, acht Paare und drei territoriale Einzelwölfe in Deutschland2. Und die Anzahl

der Tiere steigt stetig. Nach seiner 100 jährigen Abwesenheit ruft die natürliche

Wiedereinwanderung des Wolfes Unsicherheit in der Bevölkerung hervor, denn die Menschen

mussten sich lange Zeit nicht mit diesem Thema beschäftigen. Trotzdem erobern Großraubtiere

nach und nach ihre ursprünglichen Habitate zurück (bzw. werden angesiedelt). In den frühen

1980ern fingen Luchse wieder damit an, durch Deutschland zu streifen3. Heute, 30 Jahre

später, folgen die Wölfe.

Mit großem Interesse, aber auch Misstrauen begegnen die meisten Menschen dem „bösen“

Wolf. Alte Vorurteile kommen auf, Angriffe werden gefürchtet, Fragen wie „Was tun, wenn ich

ihm begegne?“ und „Wie gefährlich ist dieses Tier eigentlich?“ stellen sich. Emotionsgeladener

als die Wiedereinwanderung des Luchses, ähnlich der Aufregung um „Problembär“ Bruno (ein

auf deutsches Territorium eingewanderter verhaltensauffälliger Braunbär) sind das allgemeine

Interesse und die Einstellung zu Isegrim allemal. Nach der Ansiedlung des ersten Wolfrudels

wurde schnell klar: Aufklärung ist geboten. 2004 erfolgte daraufhin die Gründung des

Kontaktbüros Lausitz4, sowohl eine offizielle Informationsstelle rund um den Wolf, als auch

speziell die Rudel in der Lausitz betreffend. Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit werden u.a.

Veranstaltungen zum Thema Wolf in Deutschland ausgerichtet. Maßnahmen, die

Wolfsmanagements in ganz Deutschland übernahmen.

Mit der Wiedereinwanderung des Spitzenpredators kommen aber auch andere Probleme wie

Herdenschutz, illegaler Abschuss und sein Schutzstatus. Medienberichte über geköpfte Wölfe

und gerissene Schafe sind nun präsent. Themen, die vorher nicht relevant waren, rücken in den

Mittelpunkt des Streits zwischen Tierschützern, Anwohnern, Schäfern und Jägern. Eine

Diskussion, die bis heute andauert und wohl auch in näherer Zukunft kein absehbares Ende

haben wird. Wenn wir mit einer biologischen Vielfalt leben wollen, so müssen wir ihr auch Raum

1 http://www.wolfsregion-lausitz.de/index.php/chronologie-wolfsvorkommen 28.03.20152 http://www.wolfsregion-lausitz.de/index.php/chronologie-wolfsvorkommen/chronologie-deutschland 28.03.20143 https://www.nabu.de/ratgeber/luchs.pdf 28.03.20154 http://www.wolfsregion-lausitz.de/index.php/home/vorstellung-kontaktbuero 17.02.2015

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zur Entfaltung bieten und sie achten. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist es,

Grundlagenwissen zu schaffen, denn aus Unwissenheit geht Angst hervor.

Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, wie 2015 das Wissen der Deutschen über den Wolf

ist und ihre Meinungen zu ihm sind. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Auswertung eines

eigenhändig erstellten Fragebogens zu Einstellung und Wissenstand der deutschen

Bevölkerung zum Wolf. Aber auch Aspekte wie Morphologie, Ernährung, Sozial- und

Jagdverhalten werden beschrieben, um in der nachfolgenden Auswertung die Ergebnisse der

Befragung entsprechend bewerten zu können. Es erfolgt ebenso die Beschreibung der

Geschichte Wolf – Mensch, inklusive der Vertreibung aus Deutschland und dem Vergleich mit

anderen europäischen Ländern und Tierarten.

Über den Wolf, und nicht nur den eurasischen, existieren zahlreiche Publikationen, in

gedruckter und digitaler Form. Neben Fachaufsätzen wurden auch Grundlagenwerke verfasst,

nahmhafte Autoren solcher Arbeiten sind ZIMEN, MECH und auch BOITANI. Sowohl die

Biologie des Wolfes, als auch sein Verhalten sind recht gut erforscht, jedoch bestehen noch

einige Informationslücken. So ist z.B: über die Hörfrequenz der Tiere wenig bekannt und

Schwierigkeiten bestehen bei der Untersuchung einiger Fragestellungen, weil es in freier

Wildbahn nicht möglich ist, die zu beobachtenden Wölfe rund um die Uhr genau zu

überwachen.

2. Entstehung der Unterart Canis lupus lupus

Wissenschaftliche Einordnung (Systematik)

Klasse: Säugetiere (Mammalia)

Ordnung: Raubtiere (Carnivora)

Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)

Familie: Hunde (Canidae)

Unterfamilie: Caninae

Tribus: Echte Hunde (Canini)

Gattung: Wolfs- und Schakalartige (Canis)

Art: Wolf (Canis lupus )

Unterart: Eurasischer Wolf (Canis lupus lupus)

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Der Eurasische Wolf, wie wir ihn heute kennen, ist das Ergebnis einer Entwicklung über

Jahrmillionen. Bis zum Ende der Kreidezeit vor 66 Millionen Jahren dominierten die Dinosaurier

die Fauna der prähistorischen Welt. Begünstigt durch das Aussterben dieser Lebewesen

breiteten sich nun die Säugetiere schlagartig in denen bis dahin von Reptilien besetzten

Nischen aus. Die ersten Individuen der Ordnung Carnivora (Raubtiere) lebten im Paläozän (vor

66-56 Millionen Jahren). Es waren Baumbewohner von der Größe eines Wiesels5, die sich von

kleineren Säugetieren, Vögeln und Insekten ernährten. Miacis cognitus, eine frühe Raubtierart,

die bisher nur in einem einzigen Exemplar vorliegt (Fundort: Reeves Bonebed, Texas (USA)),

lässt sich auf das späte Eozän (vor 37,2-33,9 Mio. Jahren)6 datieren. Aus den Carnivora

entwickelten sich die Überfamilien Hundeartige (Canoidea) und Katzenartige (Feliodea).

Während des frühen Oligozäns, vor etwa 34 Millionen Jahren4 spaltete sich die Überfamilie der

Hundeartigen noch einmal in Hesperocyoninae, Borophaginae und Caninae. Von diesen drei

Unterfamilien sind die Hesperocyoninae und die Borophaginae bereits ausgestorben, aus den

Caninae gehen alle rezenten Hundeartigen hervor. Erste Fossilien7, die die Existenz der

Gattung Canis beweisen, sind aus dem Miozän und damit 4,5 bis 9 Millionen Jahre alt.

Verschiedenste Arten verteilten sich über weite Teile der Welt, ihre Ausbreitung war jedoch auf

Amerika, Europa und Eurasien konzentriert, wie zahlreiche Fossilienfunde nachweisen8.

Mit dem Aussterben von Canis armbrusteri im mittleren Pleistozän (130.000-300.000 v. Chr.)9,

trat der moderne Wolf auf den Plan: Canis lupus. In Nord- und Mittelamerika sowie Eurasien

lassen sich mehrere Subspezies unterscheiden. Zu den neun anerkannten Unterarten

Eurasiens gehören Canis l. albus, C. l. arabs, C. l. cubanensis, C. l. lupus, C. l. pallipes und C.

l. communis. Uneinigkeit herrscht unter anderem darüber, ob der italienische Wolf eine eigene

Unterart darstellt oder noch zum weit verbreiteten Eurasischen Wolf gezählt werden soll10.

Vor der Vertreibung und Ausrottung Canis lupus lupus durch den Menschen, vor allem in

Europa, waren Individuen und Rudel des Eurasischen Wolfes in China, der Mongolei, Korea,

Südsibirien, Zentralasien, Russland und bis Mitteleuropa anzutreffen11. Aufgrund der

Verschiedenartigkeit der Habitate der Wölfe weltweit unterscheiden sich die Canis lupus-

Unterarten in Färbung und Körpergröße.

5 http://www.britannica.com/EBchecked/topic/379658/Miacis 23.02.20156 http://fossilworks.org/bridge.pl?a=taxonInfo&taxon_no=4848 23.02.20157 http://www.naturalhistorymag.com/features/15771/how-dogs-came-to-run-the-world 23.02.20158 http://fossilworks.org/bridge.pl?action=taxonInfo&taxon_no=41198 23.02.20159 MECH u. BOITANI 2003, S. 24110 MECH u. BOITANI 2003, S. 24511 MECH u. BOITANI 2003, S. 246

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3. Morphologie

3.1. Anatomie und äußere Erscheinung

Abb. 1: Eurasischer Wolf (männlich)

Das Erscheinungsbild eines Lebewesens hängt immer eng mit der Funktion eines Organs

zusammen, dies ist beim Wolf deutlich zu sehen. Wie bereits erwähnt, gehört der Wolf zu den

Hundeartigen und ist somit automatisch auch Zehengänger, das heißt, er tritt nur mit den Zehen

(vier Zehen pro Pfote) auf. Dies ermöglicht ihm schnelles Laufen und Jagen. Seine stumpfen

und kurzen Krallen kann er nicht einziehen. Als Hetzjäger spezialisierte sich der Wolf darauf,

seiner Beute über längere Strecken nachzulaufen. Die Platzierung der verhältnismäßig langen

Beine des Wolfes nahezu direkt unter seinem Körper deutet ebenfalls auf eine schnelle

Fortbewegung hin. Die Krallen sind hilfreich bei einem plötzlichen Richtungswechsel, z.B. wenn

ein hakenschlagendes Tier eingeholt werden muss.

Die ungewöhnlich lange und relativ spitz zulaufende Schnauze, sowie die breite Stirn sind ein

weiterer auffälliger Unterschied zum Haushund. Die Augen eines Wolfes stehen schräg und

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seine Ohren sind kurz12. Das Gebiss setzt sich aus 42 Zähnen zusammen: vier Fangzähne,

zwölf Schneidezähne, 16 Backenzähne (Prämolare) und zehn Mahlzähne (Molare) spiegeln die

Ernährungsweise seines Besitzers wider13. Mit den langen Fangzähnen versucht der Wolf das

Beutetier festzuhalten, sodass es hierdurch und durch die Hatz geschwächt, überwältigt werden

kann. Darüber hinaus besitzt der Wolf ein Scherengebiss (die Zähne liegen bei geschlossenem

Gebiss nicht aufeinander, sondern nebeneinander), welches für das Zerkleinern von Fleisch

und sogar Knochen ideal ist14.

Anders als die dem Wolf ähnelnden großen Hunde, besitzt Canis lupus einen schlanken

Brustkasten, dieser besteht allerdings genau wie beim Hund aus 13 Rippenpaaren. Auch haben

Hund und Wolf die Anzahl der verschiedenen Wirbel gemeinsam, mit Ausnahme der

Schwanzwirbel:

die fünf Abschnitte der Wirbelsäule:

Halswirbel (7),

Brustwirbel (13),

Lendenwirbel (7),

Kreuzwirbel (3),

Schwanzwirbel beim Wolf (20-23), beim Hund sind es weniger als 20 Schwanzwirbel15.

An dem buschigen langen Schwanz eines jeden Wolfes befindet sich an der Oberseite die

Violdrüse, ihre Funktion wurde noch nicht eingehend untersucht16. Sie dient aber der

Kommunikation zwischen Individuen (s. Kapitel Kommunikation).

Eurasische Wölfe variieren stark in ihrer Fellfärbung. Von Schwarz über Grau bis Weiß

existieren Tiere dieser Art in Europa. In Deutschland finden sich jedoch fast nur graubraune

Individuen. Deren Rücken- und Kopffell hat meist einen dunklen Grauton. Die Schwanzspitze ist

schwarz gefärbt, die Beine, der Hals, die Pfoten, die Innenseite der Ohren und der Bauch sind

mit hellgrauem oder hellbraunem, fast beigefarbenem Fell bedeckt. Im späten Frühling erfolgt

der Wechsel vom dichten und schweren Winterfell zum leichteren und dünneren Sommerfell, im

Herbst verschwindet allmählich das Sommerfell und wird wieder durch das Winterfell ersetzt17.

12 OKARMA 1997, S.1113 OKARMA 1997, S.16 f.14 http://www.duden.de/rechtschreibung/Scherengebiss 23.02.201515 OKARMA 1997, S. 1316 MECH u. BOITANI 2003, S. 24517 OKARMA 1997, S. 13

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3.2. Körpermaße und Lebenserwartung

Die Körperlänge eines erwachsenen Wolfsweibchens (Fähe) ,gemessen von Schnauzenspitze

bis zur Schwanzspitze, liegt zwischen 97-124 cm, die eines Männchens (Rüde) zwischen 140

und 195 cm. Der Unterschied in der Körperhöhe (Widerristhöhe) dagegen ist etwas geringer.

Männchen werden 70-90 cm groß, Weibchen 60-80 cm. Dementsprechend wiegen Rüden im

Durchschnitt 43–46 kg und die kleineren Fähen 36-39 kg18.

In freier Wildbahn liegt die durchschnittliche Lebenserwartung eines Wolfes bei 10-13 Jahren19.

Sterben Individuen früher, ist dies auf verschiedenste Ursachen zurückzuführen. Am häufigsten

sind hier Unfälle (Zusammenstöße mit Autos), Krankheiten (Hundestaupevirus, Tollwut20) und

Parasiten (Räude, Hundeherzwurm) nennen. Aber auch Verhungern ist eine bekannte

Todesursache21.

4. Ernährung

Der Wolf ernährt sich vorwiegend karnivor, abhängig vom jeweiligen Beuteangebot jagt er

einzeln, zu zweit oder im Rudel verschiedenste Tiere. Er frisst aber auch Aas, Fleischabfälle von

Müllhalden22 und Früchte, ein Beweis für seine Anpassungsfähigkeit. In Mitteleuropa fallen

Hasen, Rot-, Damm- und Rehwild, Wildschweine sowie Schafe in sein Beutespektrum. Da

Wölfe generell die am einfachsten zu tötende Beute bevorzugen, sind es oft alte, kranke,

besonders junge oder schwache Tiere, die erfolgreich gejagt werden. Der tägliche

Nahrungsbedarf eines Wolfes beträgt in freier Wildbahn, abhängig von Aktivität, Alters und

Geschlecht, täglich 3-6 kg Fleisch23, um seine jeweilige Körpermasse beizubehalten.

Sie sind fähig größere Mengen an Fleisch auf einmal aufzunehmen, dies wurde mehrfach

beobachtet. Beispielsweise als ein sieben Wölfe starkes Rudel einen kleinen Hirsch vollständig

und einen Virginia Hirsch zu 3/4 auffraß, wobei jedes Mitglied ca. 12,5 kg Fleisch zu sich

nahm24. Aber auch längere Zeit ohne Nahrung auszukommen ist für einen gesunden Wolf kein

18 ebenda19 http://www.wolfsregion-lausitz.de/index.php/biologie-und-lebensweise 19.02.201520 Deutschland ist allerdings seit 2008 tollwutfrei (s.a.: http://www.bfr.bund.de/cm/343/tollwut_in_deutschland_

wie_gross_ist_das_restrisiko.pdf 19.02.2015, S. 15)21 MECH u. BOITANI 2003, S. 17822 MECH u. BOITANI 2003, S. 109 (s. a.: http://www.nytimes.com/1983/12/13/science/italy-s-wild-dogs-winning-

darwinian-battle.html 28.02.2015)23 MECH u. BOITANI 2003, S. 12724 OKARMA 1997, S. 50

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Problem, wie ein Experiment, durchgeführt von Glenn D. DELGUIDICE, L. David MECH und U.

S. SEAL bewies. Die in Gefangenschaft gehaltenen Wölfe fasteten dabei 13 Tage lang, ohne

dass sie bleibende Schäden davontrugen25.

Wölfe nehmen den Großteil ihres Wasserbedarfs durch ihre Nahrung auf, in heißen Sommern

und nach längeren Jagden begeben sie sich an Wasserstellen in ihrem Territorium um zu

trinken oder sie fressen Schnee.

Bei in Gefangenschaft gehaltenen Wölfen bestimmt die dort vorhandene lineare Rangordnung

(s. Kapitel 5.1.), wer zuerst fressen darf und welches Tier sich mit den Resten begnügen muss.

Unter natürlichen Bedingungen sind hierfür andere Faktoren entscheidend, u.a. die

familienähnliche Rudelstruktur.

5. Sozialverhalten und Jagdverhalten

5.1. Beziehungen innerhalb eines Rudels

Innerhalb von Wolfsrudeln gibt es, entgegen langjährigen Behauptungen, keine strikte

Hierarchie und Rangkämpfe26. Die Struktur entspricht eher der einer Familie mit positiven

Beziehungen zwischen Eltern und ihren Nachkommen. Die These einer linearen Rangordnung

entstand vermutlich durch Beobachtungen von Wolfsgruppen in Gefangenschaft. Dort lebende

Tiere sind meist unverwandte Individuen, welche auf engem Raum miteinander zurechtkommen

müssen27. Deswegen entsteht in diesen Fällen eine eher aggressive Gruppendynamik mit

einem Alpha-Wolf, dem Anführer, und einem Omega-Wolf, dem Rangniedrigsten. Alle übrigen

Rudelmitglieder ordnen sich dem jeweils vorangegangenen Tier in der Hierarchie unter.

Ein durchschnittliches Rudel in freier Wildbahn besteht aus dem Elternpaar (zwei Tieren), den

Welpen (ein Wurf umfasst 4-6 Tiere28, 3-4 überleben meistens29) und eventuell auch noch den

Jährlingen und älteren Nachkommen (3-4 Tiere), alles in allem sind es 5-10 Tiere.

Abweichungen entstehen, wenn ein Paar keine Welpen großzieht, diese früh sterben oder sich

fremde Wölfe zur ursprünglichen Familie gesellen und angenommen werden.

25 MECH u. BOITANI 2003, S. 11826 http://www.davemech.org/news.html 28.02.201527 http://chwolf.org/woelfe-kennenlernen/biologie-ethologie/sozialstruktur-und-rudel/begriff-alpha-wolf 28.02.201528 http://www.wolf.org/learn/basic-wolf-info/wolf-faqs/#g 23.02.201529 http://www.wolfcountry.net/information/WolfPup.html 28.02.2015

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Neben der normalen Rudelstruktur, bei der ein Wolfspaar seine Welpen aufzieht, wird noch

unterschieden in30:

• „Extended family” (Erweiterte Familie): Ein Wolfspaar, eine oder mehrere ihrer

Geschwister und deren Nachkommen

• „Disrupted family” (Zerstörte Familie): Ein oder beide Elterntiere fehlen

• „Step-family” (Stieffamilie): Eine zerstörte Familie akzeptiert einen neuen

(Fortpflanzungs-) Partner

• „Foster family” (Adoptivfamilie): Eine Familie akzeptiert neue, nicht in das Rudel

geborene Individuen (keine Fortpflanzungspartner).

Alle diese Beispiele wurden bei in Gefangenschaft gehaltenen Wölfen beobachtet. Das

garantiert nicht ihr Vorkommen unter natürlichen Bedingungen bei in Freiheit lebenden Tieren,

ist aber ein Indiz dafür, dass solche Rudelstrukturen durchaus möglich sind.

Eine „Disrupted family” entsteht, wenn ein Elterntier von Menschen getötet bzw.

gefangengenommen wird oder durch einen Jagdunfall stirbt (seltener). Dass daraufhin vom

noch lebenden Partner und dem Rest des Rudels ein neuer Fortpflanzungspartner und

Rudelmitglied akzeptiert wird und eine „Step-family” entsteht, ist denkbar, da ein weiterer

erwachsener Wolf die Überlebenschancen der jüngeren Tiere erhöht und dann selbst

Nachkommen zeugt (Prinzip der Fitnessmaximierung). Mit diesem Prinzip der

Fitnessmaximierung ist das Maß für den evolutionären Erfolg gemeint, gemessen an der Zahl

der Nachkommen. Jedes Lebewesen hat seinen eigenen Fortpflanzungserfolg zum Ziel, so

auch der Wolf. Die abwandernden Jungwölfe suchen sich einen Fortpflanzungspartner und ein

eigenes Territorium. Im Fall einer „Step-family” hat das Rudel schon ein eigenes Territorium,

aber ein Fortpflanzungspartner fehlt und ein fremder Wolf wird als dieser ins Rudel

eingegliedert. Nun kann das Tier mit seinem neuen Partner Nachkommen zeugen und dadurch

seine Gene in die nächste Generation einbringen.

Naturräume, in denen große Huftiere wie Elche oder Moschusochsen die Mehrheit der

Jagdbeute von Wolfsrudeln ausmachen (wie etwa in Nordamerika), beherbergen auch Rudel

mit einer höheren Anzahl an Individuen, da um so ein Beutetier überwältigen zu können

mehrere erfahrene erwachsenen Individuen an der Jagd beteiligt sein müssen. Weil die

Jährlinge und Welpen noch in Begriff sind zu lernen wie sie erfolgreich jagen, verbessert auch

dort das Akzeptieren eines oder mehrerer neuer Individuen in die Familie die

Überlebenschancen der ganzen Familie. Dann sind genug jagderfahrene Individuen an der

30 MECH u. BOITANI 2003, S. 40

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Nahrungsbeschaffung beteiligt um das Rudel aufrechtzuerhalten. Wenn diese “neuen”

Individuen nicht an der Fortpflanzung beteiligt sind, wird diese Rudelstruktur „Foster family”

genannt. Interaktionen innerhalb eines Rudels sind selten lebensgefährlich für die

Kontrahenten, viel alltäglicher dagegen zeigen sich positive und entspannt verlaufende

Begegnungen. Konflikte zwischen Wölfen eines Rudels treten häufiger während der

Konfrontation mit fremden Artgenossen auf31. Hier zeigen die einzelnen Mitglieder Dominanz-

oder Unterwerfungsverhalten, diese Verhaltensweisen sind auch beim Spielen und dem

täglichen Umgang der Tiere zu erkennen.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass zuerst die Elterntiere von der erlegten Beute fressen, bevor die

Jungtieren ihren Anteil bekommen. Wenn die Welpen sie noch nicht alt genug sind, um feste

Nahrung zu sich zu nehmen, bekommen sie Vorverdautes („lick-up“, s. Kapitel 5.3.). Das

Verhalten beim Verzehren von Nahrung ist auch abhängig von der momentanen

Nahrungsverfügbarkeit, der Persönlichkeit der jeweiligen Wölfe und den Beziehungen im Rudel.

Wenn die Anzahl der Beutetiere in ihrem Revier knapp wird, zeigen die Elterntiere bei der

Nahrungsaufnahme eigennütziges, aggressives Verhalten gegenüber ihren Nachkommen, um

ihr eigenes Überleben zu sichern. Gibt es weiterhin zu wenig Nahrung, um alle Rudelmitglieder

zu ernähren, sucht das Rudel sich ein neues Revier oder der schon erwachsene Nachwuchs

wandert ab.

5.2. Kommunikation

5.2.1. Visuelle Kommunikation

Wölfen steht ein weites Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten zur Auswahl, um miteinander zu

kommunizieren. Durch ihre Körpersprache drücken sie Demut/Unterwerfung oder Dominanz

Artgenossen bzw. Bezugspersonen gegenüber aus. Besonders viele Äußerungen werden mit

der Stellung der Rute (Schwanz) vermittelt, aber auch das Zusammenspiel von Bewegungen

des Stirn- und Maulbereichs sowie der Ohrstellung gib Informationen weiter.

Über die einzelnen Verhaltensweisen sind bereits mehrere Publikationen erschienen. Daher

wird in der vorliegenden Arbeit nur eine repräsentative Auswahl einiger Kommunikationsformen

vorgestellt.

31 MECH u. BOITANI 2003, S. 93

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Als einer der Ersten beschäftigte sich Rudolf SCHENKEL mit der Kommunikation zwischen

Wölfen, anhand von zehn Tieren32, die er in ihrem Gehege im zoologischen Garten Basel

beobachtete (1934-1942). SCHENKEL hielt ihre Körperhaltungen in verschiedenen Situationen

zeichnerisch fest und beschrieb diese detailliert. So entdeckte er auch die Ausdrucksfunktion

der Rute im Zusammenhang mit der innerartlichen Kommunikation (s. Abb. 2).

Abb. 2: Ausdrucksfunktion der Rute: a Selbstsicherheit im Verkehr; b sichere Drohung; c (mit

seitlichem Wedeln) Imponierhaltung; d Normalhaltung (Situation ohne soziale Spannung); e

nicht ganz sichere Drohung; f Normalhaltung (ähnlich d), besonders häufig beim Fressen und

Beobachten; g gedrückte Stimmung; h zwischen Drohung und Abwehr; i (mit seitlichem Wedeln)

aktive Unterwerfung; k und l starke Hemmung

In jeder Situation halten Wölfe die Rute anders, je nach dem, was sie damit ausdrücken wollen.

Ähnlich wie bei Hunden zeugt auch bei Wölfen ein eingeklemmter Schwanz (in verschiedenen

Ausprägungsgraden) von Angst und Unterordnung sowie eine erhobene Rute von Dominanz

bzw. Drohung, kann aber auch eine Aufforderung zum Spielen bedeuten. In Momenten ohne

besondere soziale Interaktion halten sie ihre Ruten ruhig.

32 http://chwolf.org/assets/documents/woelfe-kennenlernen/Int-Publikationen/Ausdrucksstudien-an-woelfen_R-Schenkel_1947.pdf 28.02.2015, S. 85

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Erik ZIMEN, der nicht nur wie SCHENKEL Wölfe beobachtete und sich genauer ihren

Verhaltensweisen widmete, sondern auch mehrere Europäische Wölfe aufzog, ließ

Zeichnungen ihrer vielfältigen Gesichtsausdrücke anfertigen. Zehn verschiedene Mienen. zu

denen Wölfe fähig sind, geordnet von größter Angst zu maximaler Angriffstendenz (Aggression),

zeigt Abb. 3.

Abb. 3: Ausdrucksmodell nach ZIMEN

Seine Darstellung ähnelt dem von Konrad Lorenz aufgestellten Ausdrucksmodell (Abb. 4).

ZIMEN war allerdings der Meinung, dass steigende Angst die Angriffstendenz hemmt und baute

sein Modell dementsprechend auf33.

33 ZIMEN 2003, S. 73

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Abb. 4: Ausdrucksmodell nach Lorenz

Je mehr Angst ein Wolf verspürt, so waren sich LORENZ und ZIMEN einig, desto stärker legt er

seine Ohren an, andere Hundeartige und Katzen zeigen ein ähnliches Verhalten. Auch stimmen

die Forscher in ihren Darstellungen aggressiver Wölfe überein: Das Zeigen der Zähne bei

gleichzeitigem immer stärkeren Öffnen des Mauls signalisiert Angriffs- bzw.

Verteidigungsbereitschaft. Aggressives Verhalten ohne gleichzeitige Angst ist jedoch nicht

beobachtet worden.

Situationen in denen die Vielfalt des Zusammenspiels von Mimik und Gestik zum Tragen kommt

sind z. B: die aktive und passive Unterwerfung. Dieses Verhalten zeigen Wölfe u.a. wenn sie um

Futter betteln (auch ältere Wölfe) oder ein Elternteil begrüßen. Auch zeigt ein fremder Wolf, der

von dem heimischen Rudel entdeckt und bedroht wird, Unterwerfungsgesten, um einen (für ihn

höchstwahrscheinlich ungünstig ausgehenden) Konflikt zu vermeiden34.

34 MECH u. BOITANI 2003, S. 93

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Abb. 5: Passive und aktive Unterwerfung

Bei der passiven Unterwerfung legt sich der unterlegene Wolf direkt vor dem dominanteren

Individuum auf den Boden und entblößt seinen Bauch. Er gibt zu verstehen, dass der andere in

dieser Situation überlegen ist und er als Unterlegener dies anerkennt. Mit dem gleichen Ziel

wird die aktive Unterwerfung ausgeführt. Eine Annäherung in geduckter Haltung an den

dominanten Wolf erfolgt, der Schwanz wird leicht zwischen den Hinterbeinen eingeklemmt.

Dabei sind die angelegten Ohren und nach hinten gezogene Mundwinkel des die aktive

Unterwerfung zeigenden Individuums leicht zu erkennen35. Im Zusammenhang mit der

optischen Verständigung ist auch die akustische zu beobachten.

35 ZIMEN 2003, S. 57

13

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5.2.2. Akustische Kommunikation

Aufgrund der mangelhaften Informationen über den Hörfrequenzbereich von Wölfen wird dieser

mit dem durchschnittlichen von Hunden gleichgesetzt. Ausgehend davon hören Wölfe und

Hunde Laute mit den Frequenzen von ca. 67 Hz bis 45.000 Hz36 und besitzen damit im

Vergleich zum Menschen die Fähigkeit weitaus höhere Töne wahrzunehmen. Weltweit

anerkannte Forschungen auf diesem Gebiet wurden u.a. von Ronald M. Schassburger und

Elizabeth M. COSCIA durchgeführt. COSCIA untersuchte die akustische Kommunikation von

Timberwölfen (Canis lupus lycaon), einer in Nordamerika beheimateten Unterart des Wolfes.

Mit dem Wolf im Allgemeinen wird sein charakteristisches Heulen in Verbindung gebracht, aber

zu seinem Repertoire gehören auch andere Laute, wie Bellen, Knurren und Winseln.

Unterkategorien sind zahlreich, genauso wie die Signale, die durch die einzelnen Laute

vermittelt werden (können). Welpen fangen schon früh, noch in der Wurfhöhle, an Quietschtöne

oder kurze Schreie von sich zu geben, aber auch Heullaute und Bellen sind ab der ersten

Lebenswoche zu vernehmen. Das eindringliche Schreien z.B. kann 0,1 bis 1 Sekunde

andauern, mit einer Frequenz von 700-2900 Hz37. COSCIA fand heraus, dass es sich bei

Quietschtönen um die hauptsächliche akustische Kommunikation zwischen Welpe und

Muttertier handelt38. Mit der Zeit sind die Jungtiere fähig, die gleichen Laute wie erwachsene

Wölfe zu äußern.

Ein wichtiges Kommunikationsmittel, das über mehrere Kilometer zuverlässig Informationen

vermittelt, ist das Heulen. Sowohl Einzel- als auch Rudeltiere geben diesen Laut von sich, der

im Chor angestimmt 30-120 Sekunden andauern kann39. Funktionen dieser markanten

Kommunikationsart sind sowohl das Festigen sozialer Beziehungen, das

Wiederzusammenführen der einzelnen Rudelmitglieder, als auch das Finden potentieller

Fortpflanzungspartner40.

Die optische Kommunikation allein reicht manchmal nicht aus, um eindeutige Signale zu

senden, aber in Verbindung mit der akustischen Kommunikation wird die zu vermittelnde

Nachricht unmissverständlich. So zeugt neben den angelegten Ohren eines ängstlichen Tieres

das Winseln von seiner aktuellen Stimmung (Abb. 3). Aggressives und dominantes Verhalten

wird oft von Knurren und Bellen begleitet41. Wedelt ein Wolf mit seiner Rute, kann dies eine

36 http://www.lsu.edu/deafness/HearingRange.html 24.02.201537 MECH u. BOITANI 2003, S. 6838 COSCIA 1995, S. 15239 ebenda40 MECH u. BOITANI2003, S. 7541 ZIMEN 2003, S. 93

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Aufforderung zum Spielen bedeuten oder auch ein Teil des Imponierverhaltens sein, je nach

Situation und Lautäußerung. Jedoch ist auch noch eine weitere Art der Kommunikation für das

Zusammenleben der Tiere ausschlaggebend.

5.2.3. Olfaktorische Kommunikation

Wichtig, nicht nur für die Reviermarkierungen, ist der Geruchssinn von Wölfen im

Zusammenhang mit ihrer Kommunikation. Am ganzen Körper eines Wolfes werden Sekrete

abgegeben, die ihn als Rudelmitglied bzw. Fremden identifizieren, sein Alter und Geschlecht

feststellen lassen oder auch zu erkennen geben, ob eine Fähe läufig ist42. Die für den

Menschen schwer zu erkennenden und oft nicht wahrnehmbaren Gerüche, welche Wölfe dank

ihres ausgezeichneten Geruchssinnes wahrnehmen, gehen von den Pfoten, der Rute, der Haut,

den Genitalien und den Ausscheidungen eines jeden Tieres aus. Am auffälligsten ist die

Markierung der Grenzen von Wolfsterritorien mit Kot und Urin, dies tun sowohl weibliche als

auch männliche Tiere eines Rudels. Die offensichtlichste Funktion des Verhaltens ist die

Abgrenzung des eigenen Territoriums anderen Wölfen gegenüber. So werden Konflikte

zwischen Rudeln und Einzelgängern, wie auch Konflikte zwischen benachbarten Rudeln

vermieden.

Des Weiteren beschrieb Erik ZIMEN die Vorliebe von Wölfen, sowohl von Hand aufgezogenen

als auch von wilden Individuen, sich in (für Menschen meist abstoßend riechenden) Kadavern

oder Innereien zu wälzen. Mehrere zu diesem Verhalten aufgestellte Erklärungsansätze

begründen es entweder mit dem geruchlichen Tarnen, um Beutetiere nicht auf sich aufmerksam

zu machen oder um Rudelmitglieder auf Nahrung hinzuweisen43.

5.3. Fortpflanzung und Aufzucht der Jungen

Unter natürlichen Bedingungen zieht ein aus unverwandten Tieren bestehendes Wolfspaar fast

jedes Jahr einen aus 4-6 Welpen bestehenden Wurf groß44. Die eigentliche Fortpflanzung

erfolgt im Winter, nach einer Tragezeit von rund 63 Tagen45 werden die Jungen normalerweise

in einer selbst gegrabenen Kuhle oder Höhle oder auch in einer natürlichen Höhle geboren46. 42 MECH u. BOITANI 2003, S. 8043 ZIMEN 2003, S. 6844 http://www.wolf.org/learn/basic-wolf-info/wolf-faqs/#g 23.02.201545 ebenda46 OKARMA 1997, S. 36

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Kurz nach dem Öffnen ihrer Augen, im Alter von 11- 15 Tagen, erfolgen Erkundungen der

Geburtshöhle und später auch der näheren Umgebung. Nach 5 bis 10 Wochen laufen die

Bewegungen der jungen Wölfe koordinierter ab. Sie werden auch nicht mehr gesäugt, Nahrung

fordern die Welpen durch das sogenannte „lick-up” von älteren Individuen, die bereits gefressen

haben. Sie stoßen dabei mit der Schnauze an die eines erwachsenen Tieres, damit dieses

ihnen Nahrung hochwürgt47 .Der Mutterwolf verlässt erst nach 3-4 Wochen die Welpen für

längere Zeit, Jährlinge oder der Partner des weiblichen Wolfes passen auf die Jungen auf. In

der nächsten Zeit spielen sie mit Wurfgeschwistern sowie anderen Rudelmitgliedern und lernen

nebenbei die Grundlagen für spätere Verhaltensweisen wie z.B. Angriffstechniken, aber auch

den Umgang mit Artgenossen. Sind sie ca. acht Wochen alt treffen sich die Jungwölfe mit ihren

Elterntieren am Rendezvous-Platz, um Futterstücke zu erhalten. Normalerweise halten sich nur

die Jungwölfe ganztägig in der Nähe dieses deckungsreichen Platzes auf. Hierher kehren die

Mitglieder des Rudels zurück, wenn sie sich ausruhen. Weitere Erfahrungen sammeln die

Jungen, inzwischen 6-8 Monate alt, durch das Begleiten von Jagden, die die erwachsenen

Wölfe durchführen48.

Mit 12 Monaten gelten die Jungwölfe als ausgewachsen. Wann sie abwandern und sich ein

eigenes Territorium suchen, ist sehr unterschiedlich. Manche verlassen schon nach dem ersten

Jahr ihr ursprüngliches Territorium, andere erst nach drei Jahren49. Faktoren, die diesen

Zeitpunkt beeinflussen, sind z. B: das Nahrungsangebot und die Stimmung innerhalb des

Rudels.

5.4. Jagdverhalten (Einfluss auf Ökosystem)

Die Größe eines Territoriums kann in Deutschland ca. 150-350 km² betragen50, da diese Zahl

jedoch abhängig ist von der Beutedichte, der Größe des Rudels und eventuell benachbarten

Rudeln, variiert sie stark. In Gebieten mit einer niedrigen Nahrungsdichte (z.B. Nordkanada)

bewohnen Wolfsrudel bis zu 2500 km² große Territorien51.

Zahlreiche Arten gehören zum Beutespektrum des Wolfes, von Mäusen bis zu Elchen. Natürlich

erfordern unterschiedlich große Arten auch unterschiedliche Vorgehensweisen beim Jagen. In

47 MECH u. BOITANI 2003, S. 4848 http://westernwildlife.org/gray-wolf-outreach-project/biology-behavior-4/ 24.02.201549 http://www.wolf.org/learn/basic-wolf-info/biology-and-behavior/pup-development/ 24.02.201550 http://www.wolfsregion-lausitz.de/index.php/biologie-und-lebensweise/das-wolfsrudel 24.02.201551 http://www.nwf.org/wildlife/wildlife-library/mammals/gray-wolf.aspx 24.02.2015

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Deutschland sind europäische Paarhufer (Schalenwild) und Nagetiere die Hauptbeute von

Wölfen. Nagetiere werden aufgrund ihrer geringen Größe von Einzeltieren gejagt, weil die

geringe Nahrungsmenge ist nicht genug ist, um den Nahrungsbedarf und den durch die Jagd

entstandenen Arbeitsaufwand von mehr als einem Individuum zu decken. Anders verhält es sich

dagegen bei der Jagd auf größere Huftiere. Diese können, außer in Ausnahmefällen (schwache

oder kleine Tiere), nicht alleine, sondern nur durch mehrere (mind. zwei) Wölfe erlegt werden.

MECH unterteilt das Jagdverhalten in fünf Phasen: 1. „Locating Prey” (Beute finden), 2.

„Stalking Prey” (Beute erreichen), 3. „The Encounter” (Die Begegnung), 4. „The Rush” (Der

Ansturm), 5. „The Chase (Die Verfolgungsjagd)52. Wölfe durchstreifen auf der Suche nach

jagdbarem Wild ihr ganzes Revier und bewegen sich dabei mit einer durchschnittlichen

Geschwindigkeit von 12,8-16 km/h (Trotten)53. Wenn sie dank ihrer ausgezeichneten Sinne

Beute aufspüren, nähern sie sich ihr vorsichtig, um einen unnötigen Energieverbrauch zu

vermeiden. Größere Tiere wie Bisons und Elche bleiben dann meistens stehen54 und wehren

sich gegen Angriffe mit Tritten oder Hornstößen. Es erfolgt mehrfaches kurzes Vorstoßen

seitens der Wölfe. Dieses sogenannte Testen wird durchgeführt um herauszufinden, ob das

ausgewählte Beutetier überwältigt und getötet werden kann55. Erwachsene, gesunde Individuen

sind nur mit großem Aufwand zur Strecke zu bringen, daher machen vor allem alte, junge und

schwache Tiere den Hauptteil der Beute aus. Spüren Wölfe eine Herde auf, die daraufhin flieht,

hetzen die Raubtiere ihre Beute mit einer Geschwindigkeit von über 60 km/h56, suchen das am

einfachsten zu erlegende Tier und versuchen es zu erwischen. Beute bis zur Größe eines Rehs

wird mit einen Biss in die Kehle gepackt, anschließend auf den Boden gezogen und dort

festgehalten, bis sie sich nicht mehr bewegt57. Erst dann kommt es zur Nahrungsaufnahme. Ist

das ausgewählte Tier größer, erfolgen meist mehrere Bisse in die Nase (und weitere leicht

verwundbare Stellen), um es so weit zu schwächen, dass es ähnlich den Rehen leichter nieder

zu ringen ist. Die höchste Erfolgsrate haben Wölfe, die in Paaren jagen58. Da Wölfe auch in

Rudeln Beute erlegen, liegt es nahe ihnen eine gemeinsame Jagdstrategie nachzusagen.

Bislang sind die meisten beobachteten Jagden ohne eine solche Strategie abgelaufen59.

52 MECH u. BOITANI 2003, S. 11953 http://www.wolfcountry.net/information/WolfObserved.html#speed 28.02.201554 MECH u. BOITANI 2003, S. 12055 MECH u. BOITANI 2003, S. 12156 http://www.wolfcountry.net/information/WolfObserved.html#speed 28.02.201557 ZIMEN 2003, S. 29058 MECH u. BOITANI 2003, S. 12159 MECH u. BOITANI 2003, S. 122

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6. Die Beziehung Wolf-Mensch

6.1. Erste Europäer–6000 v. Chr.

Abb. 5: Reproduktion des Höhlengemäldes (Font-de-Gaume)

Die ersten Menschen in Europa, damals noch nomadisch und vom Jagen und Sammeln lebend,

trafen schon auf den Wolf: In der Höhle Font-de-Gaume im Südosten Frankreichs befinden sich

zahlreiche polychrome Höhlenmalereien, die während der Zeit des Magdalénien (um 14000 v.

Chr.)60 angefertigt wurden. Aber nur eine dieser Darstellung zeigt einen Wolf (s. Abb. 5), leicht

zu erkennen an der (langen) Schnauze und den kleinen Ohren61. Dass dieses Tier so selten

abgebildet wurde kann Hinweis auf eine geringe Anzahl von (wichtigen) Begegnungen der Cro-

Magnon Menschen mit ihnen sein. Die viel öfter auch in anderen Höhlenmalereien auftretenden

Tiere, wie z.B. Stiere und Mammuts, machten einen Großteil der Nahrung der damaligen

Menschen aus und spielten dementsprechend einen wichtigere Rolle im Alltagsleben der Jäger

und Sammler. Schmuck aus Wolfsknochen und Wolfszähnen aus dieser Zeit unterstützen die

Vermutung über die Jagd und Verwertung von Wölfen als Teil der Nahrung von Cro-Magnon

Menschen, jedoch sind solche Materialien in der Unterzahl verglichen mit Knochen anderer

Tierarten. Während die Abbildung eines Wolfes in Font-de-Gaume angefertigt wurde,

60 http://fermedetayac.com/font-de-gaume/ 24.02.201561 http://font-de-gaume.monuments-nationaux.fr/fr/visite-de-la-grotte/un-bestiaire-tres-diversifie/un-loup-

evanescent/# 09.04.2015

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begleiteten schon Exemplare des Haushundes (Canis lupus familiaris) einige der ersten

Europäer. Zwischen 30100 v. Chr. und 16800 v. Chr. entwickelte sich die Unterart aus Wölfen62.

Es existieren mehrere Erklärungsansätze, die den Anfang des Prozesses erläutern:

Ausgegangen wird u.a. von einer Aufnahme und Gewöhnung junger Wölfe63, die im Laufe der

Zeit zum besten Freund des Menschen wurden.

Über das emotionale Verhältnis der Jäger und Sammler dem Wolf gegenüber ist nichts bekannt.

Es kann angenommen werden, dass ihre Einstellung dem Raubtier gegenüber mit derjenigen

der „Native Americans“ in Nordamerika zu vergleichen ist. Viele der dort heimischen

Indianerstämme bewundern den Wolf als intelligentes Tier. Wolfspelze wurden bei spirituellen

Ritualen getragen, um eine geistige Einigung von Mensch und Wolf zu erreichen64.

Für die Jäger und Sammler war der Wolf ein möglicher Nahrungskonkurrent. Da es jedoch in

den ausgedehnten steinzeitlichen Wäldern genug Nahrung sowohl für Mensch als auch Wolf

gab, ist die Nahrungskonkurrenz als nicht bedrohlich anzusehen. Erst mit der Sesshaftwerdung

des Menschen, die sich gleichzeitig mit dem Beginn der Landwirtschaft und der Haustierhaltung

– in Mitteleuropa ab ca. 5500 v. Chr.65 vollzog, begann auch die Veränderung der Beziehung

Wolf-Mensch.

6.2. 5500 v. Chr.-800 n. Chr.

Sobald die Menschen sesshaft wurden und anfingen Haustiere zu halten, die nicht vor

Raubtieren fliehen konnten, bedrohte der Wolf plötzlich direkt die Nahrungsressourcen der

Menschen, sodass diese sich aktiv gegen ihn zur Wehr setzten. Vertrieben aus den langsam

wachsenden Siedlungen der Menschen konnte sich der Wolf immer noch in die Wälder

zurückziehen. Begegnungen zwischen beiden Parteien wurden auf ein Minimum beschränkt,

z.B. bei Jagden, bei denen neben Hirschen, Rehen und Wildschweinen eher selten Wölfe erlegt

wurden. So ergab eine Analyse von 2369 Knochen aus der neolithischen Siedlungsphase (im 6.

Jahrt. v. Chr.) die in Lepinski Vir (Serbien) gefunden wurden, dass nur sieben dieser Knochen

(0,3%) von Wölfen stammen. Die überragenden Mehrheit nehmen Knochen von Rothirschen

(862; 36,4%), Fischen (400; 16,9%) und Rindern (375; 15,8%) ein. 140 Hundeknochen (5,9%)

sind auch Teil des Fundes66. Erklären lässt sich dieses Auftreten folgendermaßen: Während der 62 www.the-scientist.com/?articles.view/articleNo/38279/title/Origin-of-Domestic-Dogs 04.04.201563 http://sciencenordic.com/wolves-became-domesticated-dogs-much-earlier-thought 04.04.201564 MECH u. BOITANI2003, S. 20165 BENECKE 1994, S. 9666 ebenda

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Hund als Haustier in der Nähe des Menschen gehalten wurde, mussten Wölfe gejagt werden.

Die starken und im Gegensatz zu heimischen Huftieren nur mit hohem Aufwand zu erlegenden

Raubtiere wurden eher wegen ihrer Felle den ihres Fleisches gejagt. Eine weitere Parallele zu

den naturverbundenen Ureinwohnern Nordamerikas. Immer mehr Siedlungen schossen aus

dem Boden, eine größere Anzahl an Personen bedeutet, dass mehr Land gerodet werden

musste, um alle ernähren zu können. Der Wald schrumpfte und somit auch der Lebensraum der

Wildtiere, diese wichen tiefer in die Wälder zurück oder passten sich dem Leben der Menschen

an.

Bis 800 n. Chr. gibt es keine Hinweise auf ein besonders feindliches Verhalten dem Wolf

gegenüber. Die Germanen z.B. hegten, ähnlich den „Native Americans“, Sympathien für den

Wolf, wie sich nicht nur mit den Familien-/ Vornamen bestätigen lässt, sondern sich auch in

ihren Riten und religiösen Kulten wiederfindet. Wotan(Odin, Hauptgott der nordischen

Mythologie), hat laut der Edda neben seinen Raben Hugin und Munin noch zwei weitere

Begleiter, die Wölfe Geri (Gierig) und Freki (Gefräßig). Sie sollen stetig an seiner Seite gewesen

sein, sowohl bei der Jagd als auch an der Festtafel in Valhalla67. Gleichzeitig existieren in

diesem Universum auch der Fenriswolf und die Wölfe Hati und Skalli. Während letztere für den

Sonnen- bzw. Mondauf- und -untergang verantwortlich sind68, stellte Fenris eine Gefahr für die

nordischen Götter dar. Er wurden gefesselt, um niemandem Schaden zufügen zu können69. Aus

diesen verschiedenen Darstellungen des Wolfes ist zu erkennen, dass die Germanen dieses

Tier ob seiner Stärke, Ausdauer und Intelligenz bewunderten, aber ihn auch mit negativen

Attributen wie Gier und Boshaftigkeit bedachten. Ein vollkommen negatives Bild vom Wolf

herrschte dagegen in den folgenden Jahrhunderten.

6.3. Ab 800 n. Chr.

6.3.1. In Deutschland

Im Mittelalter änderten sich die Verhältnisse. Nun fürchteten die Menschen den Wolf und

bekämpfen ihn, da er sich am Eigentum der Landwirte vergriff. Ursache dafür waren die

Habitatsverkleinerung der Raubtiere aufgrund der stärkeren Eingriffe des Menschen in die

Natur, die schrumpfenden Wildbestände, sowie die einfach zu erlegenden Nutztiere, was zum

vermehrtem Riss ebendieser führte70. Daraufhin erfolgte eine Reaktion Karl des Großen. Um die

67 http://de.wikipedia.org/wiki/Geri_und_Freki 24.02.201568 http://norse-mythology.org/skoll-hati/ 24.02.201569 http://www.britannica.com/EBchecked/topic/204308/Fenrir 24.02.201570 http://www.wolfsregion-lausitz.de/index.php/allgemeines-woelfe-und-menschen 14.0.2015

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Wolfspopulation einzudämmen erließ der Kaiser 813 ein Gesetz, welches zum Inhalt hatte

Wolfsjäger zu ernennen (Luparii)71. Infolge der Pest (1347-1352/3)72 und des 30 Jährigen

Krieges (1618-1648) waren zeitweise breite Landstriche des heutigen Deutschlands verwüstet,

das wiederum begünstigte die Ausbreitung der Wölfe. Im Verlaufe der Konflikte kam es

mehrfach dazu, dass Leichen, die oft nur verscharrt waren, Wölfen als Futter dienten. Solche

Beobachtungen verbreiten den Glauben an und die Angst vor Werwölfen.

2002 veröffentlichte das Norwegian Institute for Nature Resarch (NINA) eine Studie über

Wolfsangriffe auf Menschen. Darunter befindet sich eine Auflistung von Fällen, die im 16 und 17

Jahrhundert in Deutschland auftraten. Mehrere der zwölf dokumentierten Angriffe gingen von

tollwütigen Wölfen aus, acht geschahen während des 30jährigen Krieges oder unmittelbar

danach73. Auf Mord und Totschlag im Feld folgte die nicht minder gewalttätige Hexenverfolgung.

Neben vermeintlichen Hexen wurden auch angebliche Werwölfe angeklagt: Sowohl Männer als

auch Wölfe wurden verurteilt und hingerichtet74. Mit dem Ende der Hexenprozesse (ca. 1700),

war das Ende der Wolfsausrottung noch nicht in Sicht. Die Bevölkerungszahl stieg wieder und

weiter an und die Kulturlandschaft dominierte in Deutschland. Demzufolge nahm auch der

Bestand an Rotwild, Damwild, Rehwild und weiteren Tieren ab, die einen Großteil der Beute des

Wolfes ausmachen. Ohne diese Grundlage und Aufgrund ihrer Verfolgung konnten wilde Wölfe

nicht länger überleben. Auf deutschem Gebiet wurde das letzte Exemplar seiner Art 1845 in

Sachsen erschossen75. Nachbarländer Deutschlands gingen ähnlich gegen Wölfe vor.

6.3.2. Vergleich mit der Ausrottung des Wolfes in anderen europäischen

Ländern

In Großbritannien erfolgte ebenfalls die Ausrottung des Wolfes auf Befehl des Herrschers, so

ordnete Edward I (1272-1307) an, sämtliche auf der Insel befindlichen Wölfe zu töten76. Dass

der letzte Wolf in England im frühen 16. Jahrhundert erlegt wurde, spricht für den Erfolg dieser

Kampagne. In den dichten Wäldern Schottlands hielten sich die Tiere noch für weitere 150

Jahre auf. Die intensive Land- und Nutztierwirtschaft Englands, welche ein Grund für das

Roden der Wälder und die Jagd auf den Wolf gewesen waren, erreichte nicht die Landschaft

71 http://www.sueddeutsche.de/wissen/woelfe-vergiftetes-verhaeltnis-1.1955153-2 15.02.201572 http://www.planet-wissen.de/politik_geschichte/mittelalter/leben_im_mittelalter/pest.jsp 09.04.201573 http://www.nina.no/archive/nina/PppBasePdf/oppdragsmelding/731.pdf 15.02.2015, S. 6174 ZIMEN 2003, S. 39875 http://www.wolfsregion-lausitz.de/index.php/allgemeines-woelfe-und-menschen 14.0.201576 http://www.wolfsongalaska.org/chorus/node/2 16.02.2015

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Schottlands, erst 1743 starb dort der letzte Wolf77. Während des Mittelalters und der Neuzeit

stellte die Wolfsjagd eine beliebte Freizeitbeschäftigung der schottischen Adligen dar78,

ähnliches ist für englische anzunehmen.

Im Vergleich zu Deutschland erfolgte eine gesetzlich bestimmte Jagd auf den Wolf ca. 400

Jahre später, dafür ist ein deutlich schneller eintretender Effekt zu beobachten. Grund dafür ist

die Isolation der Wolfspopulation Großbritanniens. Großbritanniens Insellage und die daraufhin

ausbleibenden natürlichen Zuwanderung an Tieren erleichterten das vollkommene Ausrotten

von Wölfen. Auf deutsches Gebiet ist im Gegensatz dazu sowohl von Osten als auch von

Südwesten her ein Einwandern der Tiere möglich.

Henryk OKARMA beschrieb 1997 in seinem Buch Der Wolf. Ökologie-Verhalten-Schutz die

Situation der polnischen Wölfe seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts. Belohnungen seitens der

Kommunalverwaltungen spornten an, die Jagd auf Wölfe, zu eröffnen. Diese Entwicklung, wenn

sie nicht durch den Ersten und Zweiten Weltkrieg unterbrochen worden wäre, hätte sicherlich

zur Ausrottung des Raubtieres in Polen geführt. Sie erhielt den Rückhalt der polnischen

Bevölkerung. Erst als sich nur noch etwa 100 Wölfe in Polen aufhielten, erfolgte eine Aufhebung

der Belohnungen, jagdbar blieben sie in einigen Woiwodschaften (Verwaltungsbezirken) immer

noch. Im Jahr 1998 gingen Wölfe in die Liste der geschützten Tierarten Polens ein79. Über 1000

Tiere ist ihre Wolfspopulation heute stark80.

Auch in Polen wurde das Jagen von Wölfen vom Gesetzgeber erwünscht und gefördert, hier

jedoch mit einem Kopfgeld auf erlegte Tiere und nicht wie etwa in Deutschland durch eigens

dafür eingesetzte Personen. Und dennoch gelang es nicht die Wölfe in Polen vollständig

auszurotten. Wegen des einsetzenden Umweltbewusstseins wurden die wenigen verbliebenen

Exemplare sogar unter Schutz gestellt, sodass Polen niemals ganz ohne Wölfe blieb. Auch war

ufgrund des ständigen Nachrückens der russischen Wolfspopulation der polnische

Wolfsbestand nicht zu vernichten.

Beide erwähnten Länder, wie auch Deutschland, gingen mit Gewalt gegen Wölfe in ihren

Breiten vor. Ihr Ziel war es, ihn komplett auszurotten. Ursachen dieses Verhaltens liegen in der

Bedrohung der Nutztiere durch den Wolf und damit der potentiellen Vernichtung von Nahrungs-

bzw. Wirtschaftsgrundlagen. Darüber hinaus wurde dem Beutegreifer negative menschliche

77 http://www.gutenberg.org/files/39887/39887-h/39887-h.htm#page420 16.02.201578 http://animals.pawnation.com/extinct-english-wolf-3154.html 16.02.201579 http://www.polishwolf.org.pl/wolves-in-western-poland 16.02.201580 http://scienceinpoland.pap.pl/en/news/news,403362,large-predators-in-europe-are-doing-well-poland- wolves.html

16.02.201exports-wolves.html 16.02.201

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Eigenschaften wie Bosheit und Hinterlist nachgesagt, die ihn zu einem zentralen Sündenbock

und Hassobjekt der Menschen machten.

6.3.3. Vergleich mit der Ausrottung anderer Tierarten in Deutschland

Neben dem Wolf wurden u.a. auch Luchs und Braunbär Opfer der rücksichtslosen Ausbreitung

des Menschen. Ähnlich waren ihre ursprünglichen Verbreitungsgebiete, in fast ganz Europa

sind sie einst anzutreffen gewesen, Jagd und drastische Lebensraumveränderung änderten

dies. Als erste der beiden Tierarten verschwand der Braunbär 183581 in Deutschland, am

Anfang des 20. Jahrhunderts folgte der letzte Luchs82.

Ähnlich dem Wolf, trugen sowohl die zunehmende Verkleinerung der möglichen Habitate als

auch die gezielte Jagd auf sie zu ihrem Aussterben in Deutschland bei. Bereits ab dem 13.

Jahrhundert erfolgte die stufenweise Ausrottung des Luchses83 als Großraubtier stellten er, Wolf

und Bär eine Bedrohung von Nutztieren dar. „Jagdschädling“, ein Begriff der von Jägern

verwendet wird bedeutet, dass die damit bezeichnete Tierart die gleichen Beutetiere wie die

Jäger tötet, daraus ergibt sich ein weiterer Konflikt zwischen Raubtier und Mensch. Bei Luchs

und Wolf kommen noch der Wert ihrer Felle hinzu, die es attraktiver machten die Jagd auf sie

zu eröffnen.

Bisher endete der einzige verheißungsvolle Versuch Braunbären in Deutschland anzusiedeln

nicht erfolgreich. Der als „Problembär“ eingestufte, aus Italien stammende JJ1 (Bruno), zeigte

wenig Scheu vor Menschen und stellte deswegen eine Gefahr dar. Ein genehmigter Abschuss

des Bären schien die einzige Lösung des Problems. Luchse hingegen leben seit den 80ern84

wieder im Bayrischen Wald, dem Erzgebirge und der Sächsischen Schweiz. Ab 1999 auch im

Harz. Doch nicht nur der Luchs kann eine gelungene Wiederansiedlung in Deutschland

vorweisen.

81 http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/braunbaer-mit-dem-fortschritt-kommt-der-tod-a-148584.html 17.02.201582 http://www.luchsprojekt.de/05_ausrottung/ 17.02.201583 http://www.nabu.de/ratgeber/luchs.pdf, 17.02.2015, S. 184 a.a.O., S. 2

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6.4. Natürliche Wiederansiedlung

6.4.1. In Deutschland

Seit der Ausrottung des Wolfes in Deutschland gelangten immer wieder einzelne Tiere hierher,

wurden gejagt, erschossen und machten Schlagzeilen. so z.B. der Tiger von Sabrodt (1904

erlegt)85. Auch in der DDR war der Wolf jagdbar86, deshalb gelang seine natürliche

Wiederansiedlung erst Jahre nach der Wende. 1990 erfolgte dann die Aufnahme der Art Canis

lupus lupus in die Lister streng geschützter Tierarten Deutschlands (Bundesnaturschutzgesetz §

7, Abs. 2, Nr. 13, f. BNatSchG 2009, § 44, Abs. 1, Nr. 1 ). Des Weiteren sichern die Berner

Konvention, das Washingtoner Artenschutzabkommen und die europäische Flora-Fauna-

Habitat-Richtlinie den Schutzstatus des Wolfes87.

1996 war es einer, 1998 dann schon zwei Wölfe, die auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz

in der Muskauer Heide (Sachsen) beobachtet worden waren, beide stammten aus Polen. Zwei

Jahre später wuchs mit der Geburt von mindestens vier Welpen die Wolfspopulation auf ein

Rudel heran. Der zweite Wurf der Muskauer Wölfe ereignete sich 2001. 2002, 2003 und 2004

wurde weiterer Nachwuchs bekannt. Ab 2002 lebte auch ein territorialer Einzelwolf in

Deutschland: die „Neustädter Wölfin“ (Neustädter Heide). Nachdem sie sich 2003 mit einem

Hund paarte, gründete die Wölfin ein Jahr darauf das Neustädter Rudel mit einem artgleichen

Partner, fünf Jungtiere wurden geboren. Die deutsche Wolfspopulation wuchs, 2006/7 lebte nun

neben drei Rudeln in Sachsen (Nochten, Neustadt, Daubitz) auch ein territorialer Wolf in

Brandenburg. Das erste Tier fiel einem Verkehrsunfall zum Opfer.

Dank einer wenig eingeschränkten Populationsentwicklung befanden sich 2011/2012 in

Sachsen (sieben Rudel), Sachsen/Brandenburg (ein Rudel), Brandenburg (fünf Rudel),

Sachsen-Anhalt/Brandenburg (ein Rudel), Sachsen/Sachsen-Anhalt/Brandenburg (ein

territorialer Wolf) Mecklenburg-Vorpommern (zwei territoriale Wölfe), sowie Niedersachsen (ein

Paar) und Rheinland-Pfalz (ein territorialer Wolf) Wolfsterritorien. In allen Bundesländern, in

denen bereits Wölfe lebten, konnten auch für die Jahre 2013 und 2014 Erfolge verzeichnet

werden was ihren Wolfsbestand betrifft88 (s. Abb. 7).

85 BUTZECKu.a. 1988, S. 30386 http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/download/luft/PE_08_07_2011_09_45_18.pdf 19.02.2015, S. 487 https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/wolf/nabu-wolfspositionstand21-01-2012.pdf, S. 3, 19.02.201588 http://www.wolfsregion-lausitz.de/index.php/chronologie-wolfsvorkommen/chronologie-deutschland 19.02.2015

24

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Abb. 7: Verbreitungsgebiet des Wolfes in Deutschland (Stand August 2014)

6.4.2. Vergleich mit Prognosen

Das die heutige Verbreitung des Wolfes vor einigen Jahren noch nicht denkbar war zeigt

folgendes Zitat: „In unserem Land sollten stärker Erkenntnisse ins öffentliche Bewusstsein

gerückt werden, die klarstellen, warum in einer intensiv genutzten Landschaft Wölfe nur

episodisch auftauchen und nicht sesshaft bleiben können89.“.

1988, ein Jahr vor der politischen Wende in Deutschland, wurde also noch davon ausgegangen

(bzw. in dieser Publikation), dass es unmöglich für den Wolf sei, auf dem Gebiet der DDR Fuß

zu fassen. Wie auch mit einem Jagdrecht, welches ab 1987 seinen ganzjährigen Abschuss

89 BUTZECK u.a. 1988, S. 306

25

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erlaubte90. Abgesehen davon hatte der Truppenübungsplatz Muskauer Heide, auf dem sich das

erste deutsche Rudel ansiedelte, bereits ab 1945 Bestand91, es ist allerdings eine intensivere

und weniger umweltbewusste Nutzung durch die NVA anzunehmen, als anschließend durch die

Bundeswehr, denn z.B. existiert heute das Bemühen die Natur auf dem Truppenübungsplatz

instand zu halten92. Aber der Offenlandcharakter der Heide ist ein Produkt der militärischen

Nutzung und als solches von ihr auch abhängig. Zweifelsohne war mit ca. 5, 3 Mio. ha (53000

km²) landwirtschaftlich genutzter Fläche93 die DDR ein Staat dessen Landschaft intensiv genutzt

wurde. Als Gründe warum der Wolf in solch einer Landschaft nicht sesshaft werden kann

führten die Verfasser dieser Publikation u.a. an, dass die Tollwut unter Wölfen weit verbreitet sei

und so eine erhebliche Gefahr darstelle, aber auch die erforderliche Nahrungsmenge um eine

größere Anzahl von Tieren zu ernähren sei nicht gewährleistet. Die Angst vor der Tollwut war

durchaus berechtigt, da sie in der DDR immer noch eine reale Bedrohung darstellte94. Doch

zeigte sich keine Verknappung des Wildbestandes der zu einer unzureichenden Ernährung des

Wolfes geführt haben könnte95.

Das Wölfe heute in einer intensiv genutzten Landwirtschaft etabliert sind, legt die Vermutung

nahe, wäre der Wille vorhanden gewesen, hätte bereits in der DDR seine natürliche

Wiedereinwanderung zu einer dauerhaften Wolfspopulation geführt. Allein die Tollwut erwies

sich als konkretes Hindernis, dem mit einer ausreichenden Bekämpfung Abhilfe geschaffen

werden musste. In der DDR war der Wolf offensichtlich nicht erwünscht, Platz gab es aber,

beispielsweise in der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft96. Auf über 300 km² erstreckt

sich ein Naturraum, der auch bereits zu Zeiten der DDR von Wölfen besiedelt werden konnte,

wenn nicht mit ihrem legalen Abschuss diese Entwicklung verhindert worden wäre.

8 Jahre nach der Ansiedlung des Wolfes in Deutschland, die durch den 1990 eintretenden

Schutzstatus enorm gefördert wurde, trafen Gesa KLUTH und Ilka REINHARDT vom LUPUS

Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland diese Prognose: „Die größte

zukünftige Herausforderung wird die Ausbreitung der Population in immer neue Gebiete sein.

Mit einem Anwachsen der Population steigt das reproduktive Potential, die Wölfe breiten sich

schneller aus. [...] Das heißt, auf einer immer größeren Fläche, in immer mehr Bundesländern

90 http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/download/luft/PE_08_07_2011_09_45_18.pdf 19.02.2015, S. 491 http://www.naturforschende-gesellschaft-der-oberlausitz.de/sites/default/files/pdf/bd14-05_nehrig-

schuchardt_truppenuebungsplatz.pdf 07.03.2015, S. 7392 a.a.O., S. 7593 http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-einheit/lange-wege-der-deutschen-einheit/47157/landwirtschaft?p=1

07.03.201594 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13487922.html 08.03.201595 http://www.mdr.de/damals/archiv/artikel92502.html 08.03.201596 ebenda

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werden Maßnahmen, den Wolf betreffend, erforderlich.“97. Mit dieser Aussage haben sie bisher

Recht behalten.

Von 2006 bis 2007 wuchs die deutsche Wolfspopulation um ca. zwei Individuen auf drei Rudel,

ein Paar und drei territoriale Wölfe an. In einem ähnlichen Zeitraum (2012-2013) vergrößerte sie

sich von 18 Rudeln, sechs Paaren und fünf sesshaften Einzelwölfen (107-197 Tiere) auf 25

Rudel, sechs Paare und drei Einzelwölfe (140-265), also um ca. 33-158 Individuen98 (ein Rudel

besteht aus 5-10 Wölfen). Obwohl die Anzahl der Nachkommen eines Wolfspaares in jeder

Generation etwa gleichbleibend ist, steigt die Gesamtzahl der Individuen natürlich an, da eine

zunehmende Zahl an reproduktionsfähigen Tieren logischerweise auch eine wachsende

Gesamtnachwuchszahl bedeutet.

Es ist nicht zu bestreiten, dass mehr Rudel, Paare und territoriale Wölfe und die daraus

entstehende Anzahl an Territorien ein immer größeres Gebiet einnehmen. Da aber durch die

fast 100 Jahre lange Abwesenheit des Wolfes die (deutsche) Bevölkerung nicht an ihn gewöhnt

ist, sind Maßnahmen welche ein konfliktfreies Zusammenleben garantieren sollen angebracht.

Auch in weiteren Staaten müssen derartige Maßnahmen aufgestellt werden, weil sich Wölfe

dort wieder angesiedelt haben

6.4.3. Vergleich mit der natürlichen Wiederansiedlung des Wolfes in

anderen europäischen Ländern

In Frankreich lebten seit Ende des 19.Jh. keine Wölfe mehr99. Doch richteten die ab 1992100 dort

wieder etablierten Raubtiere große Schäden unter Nutztieren an und lösten dementsprechend

ein zunehmend negatives Echo aus. 17 Jahre nach ihrer natürlichen Wiederansiedlung (2009)

verursachten die ca. 150 Tiere den Tod von 3122 Schafen und 123 Ziegen101. Grund dafür ist

vor allen Dingen die Art der Tierhaltung. Viele Schafherden werden noch traditionell von einem

Hirten betreut und sind nicht eingezäunt102. Das vereinfacht es für den Wolf erheblich eines oder

mehrere Tiere zu töten. Um nun den Raubtieren dieses Verhalten abzugewöhnen startete das

französische Umweltministerium einen „Erziehungsplan“, der durch Abschreckung der Wölfe103

97 http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/service/skript201.pdf 07.03.2015, S.14398 http://www.wolfsregion-lausitz.de/index.php/chronologie-wolfsvorkommen/chronologie-deutschland 16.03.201599 http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/woelfe-siedeln-sich-wieder-in-frankreich-an-a-917736.html 16.03.2015100 http://www.sueddeutsche.de/panorama/woelfe-in-frankreich-ernaehrungskunde-fuer-raubtiere-1.1622559

16.03.2015101 BAUMGARTNER u.a. 2011, S. 113102 ebenda103 http://www.n-tv.de/wissen/Raubtiere-werden-umerzogen-article10278641.html 16.03.2015

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das gewünschte Ziel einer möglichst niedrigen Schadensrate realisieren soll. Anders als in

Deutschland ist auch eine Abschussrate für die ähnlich schnell wachsende Wolfspopulation

gesetzt worden104.

Ein derart starker Mensch - Wolf Konflikt ist hier nicht zu erwarten, da die Zahl der potentiell

gefährdeten Nutztiere, besonders Schafe, bedeutend niedriger105, 106 und auch die Haltung

ebendieser sicherer ist als in Frankreich. Aufgrund der positiv verlaufenden Entwicklung der

natürlichen Wiederansiedlung des Wolfes ist die Einstellung der Bevölkerung in Deutschland zu

diesem Thema günstiger und das hilft dementsprechend eine optimistische Zukunft für ihn zu

ermöglichen.

Ganz anders die Situation in Großbritannien: Eine natürliche Wiederansiedlung wie in

Deutschland ist allein aufgrund der geographischen Gegebenheiten nicht möglich. Dieser

Umstand bedeutet auch, dass der Entwicklung der Wolfspopulation nicht ihr Lauf gelassen

werden können, da auf den Britischen Inseln überhaupt keine Wölfe mehr leben. Seit mehreren

Jahren gibt es die Bestrebung das zu ändern. Paul Lister, Besitzer eines 94 km² großen

Anwesens107, möchte den Wolf darauf ansiedeln. Und obwohl diese Tiere eingezäunt leben

würden, also keineswegs frei, verhinderten Proteste der Anwohner bisher die Umsetzung des

Plans, aus Angst vor Übergriffen, durch ausgebrochene Wölfe. Lister selbst hat nicht die Absicht

eine vollkommene Wiedereinführung zu organisieren, da er die Landschaft der Insel als zu stark

verändert hält, um dieses Vorhaben zu verwirklichen108. Wissenschaftler des Imperial College

London sehen zumindest rein biologisch keine Hindernisse, die einer Wiederansiedlung in

Schottland im Wege stehen würden. Genug Beute und Lebensraum sei vorhanden. Die Schäfer

der Highlands können sich jedoch nicht recht mit der Idee anfreunden109, denn wie in allen

anderen Ländern, in denen Schafe und Wölfe zusammen existieren und aufeinandertreffen,

ziehen Schafe meistens den Kürzeren. Natürlich bleibt die Möglichkeit von

Entschädigungszahlen, doch der einfachste und bisher (von der britischen Regierung)

eingeschlagene Weg den Konflikt zu vermeiden ist, keine Wiederansiedlung durchzuführen.

Aber einige Naturschützer und Organisationen lassen nicht locker und daraus entstehen

Diskussionen um Für und Wider des Vorhabens110.

104 http://www.reuters.com/article/2014/11/27/us-france-agriculture-wolves-idUSKCN0JB1W620141127 16.03.2015105 http://www.eblex.org.uk/market-intelligence-news/french-sheep-numbers-fall-for-third-consecutive-year/

16.03.2015106 http://de.statista.com/statistik/daten/studie/163426/umfrage/entwicklung-des-schafbestands-in-deutschland-seit-

1900/ 16.03.2015107 http://www.wildlifeextra.com/go/world/Rewilding-UK.html#cr 17.03.2015108 ebenda109 http://www.newscientist.com/article/dn11057-wolf-packs-back-to-the-scottish-highlands.html#.VQhpYM0WW1E

17.03.2015110 http://www.bbc.com/news/uk-scotland-highlands-islands-27445875 17.03.2015

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6.4.4. Argumente der Befürworter und Gegner

Eine einfache Einteilung in Schwarz und Weiß ist bei der Untersuchung von Befürwortern und

Gegner des Wolfes nicht zu treffen, dafür gibt es zu viele Abstufungen. Während sich

Tierschutzorganisationen wie der WWF für den Wolf aussprechen. Auf der Grundlage, dass er

sowohl eine bedeutende Rolle in unserem Ökosystems spielt, als auch das Recht besitzt in

Deutschland zu leben aufgrund seines ursprünglichen Vorkommens in Mitteleuropa111, bilden

bestimmte Bevölkerungsgruppen (Jäger, Nutztierhalter) und Interessengemeinschaften die

Opposition. Ein Vertreter z.B. ist die Interessengemeinschaft Weidetierhalter Nordost

Niedersachsen, welche sich und auch ihre Tiere als akut vom Wolf bedroht sieht112.

Natürlich ist nicht allen Personen, die Gruppen angehören, deren Konfliktpotential mit dem Wolf

höher ist als das eines „Normalbürgers“, automatisch eine negative Grundhaltung diesem

Thema gegenüber zu unterstellen. Ein großes Problem stellt die Anzahl der Wölfe in

Deutschland dar (Gegner: Nahrungsquellen reichen nicht aus und die „überschüssigen“ Wölfe

könnten Menschen und Haustiere angreifen113). So stellt sich auch die Frage bei Wolfsgegnern

und -befürwortern, ob der Wolf auf lange Sicht dem Jagdrecht unterstellt werden soll. In

Sachsen geschah die Aufnahme bereits, allerdings gilt für den Wolf eine ganzjährige Schonzeit.

In einer gesunden Räuber-Beute-Beziehung erfolgt die Regulierung der Räuberpopulation u.a.

durch die Zahl der Beutetiere und umgekehrt. Daraus resultiert ein fluktuierendes

Populationswachstum, d.h. Schwankungen um einen Mittelwert, sowie Minima und Maxima,

welche periodisch auftreten. Als Beispiel ist hier die Populationsdynamik der Wölfe und Elche

auf der Isle Royale (Michigan, USA) gegeben (s. Abb. 8). Besonders gut sind hier die

periodischen Schwankungen um einen Mittelwert zu erkennen. Greift der Mensch nicht in diese

Entwicklung ein, zeigen alle in dem Geflecht vorhandenen Populationen ein fluktuierendes

Wachstum. Weder Räuber noch Beute vermehren sich unkontrolliert.

111 http://www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten/woelfe/ 08.03.2015112 http://www.wnon.de/das-problem.html 08.03.2015113 ebenda

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Abb. 8: Wolf-Elch-Beziehung (Räuber-Beute-Beziehung)

Das von einer Entwicklung sowohl des Wolfs- als auch des Wildbestandes ohne Beeinflussung

durch den Menschen in Deutschland nicht gesprochen werden, kann ist offensichtlich. Denn die

Anfütterung des Schalenwildes im Winter, die Jagd auf ebendiese, als auch kontrollierte

Nutztierbestände verändern die natürliche Räuber-Beute-Beziehung. Neben natürlichen

Todesursachen der Wölfe kommen noch Tötungen von Menschenhand hinzu. Das der Wolf

mangels anderer Beute auf den Menschen ausweicht ist nicht zu erwarten, weil der Mensch

nicht in das Beuteschema des Wolfes fällt. Und wenn, wie erwähnt, die Menge der Nahrung

sinkt, wirkt sich das negativ auf die Population der Räuber aus, die dann ebenfalls sinken

würde. Außer bei einer gezielten Fütterung erfolgt also kein unkontrolliertes Anwachsen der

Wolfspopulation. Nicht abzustreiten ist allerdings der Fakt, dass Haustiere (und Nutztiere) zur

potentiellen Beute des Wolfes gehören. Ob das entsprechende Tier überhaupt als jagdbar

angesehen wird hängt jedoch von mehreren Faktoren ab

• wie wehrhaft es ist: D.h. inwiefern sich der Aufwand des Kämpfens lohnt um an die

Beute zu gelangen, so werden z.B. große Hunde nicht bedroht sein

• wie gut es geschützt ist: Gelangt der Wolf überhaupt an das Haustier (Nutztier)?

• wie hungrig das Raubtier ist: Sind sie unzureichend ernährt und deswegen hungrig,

zeigen sie möglicherweise ein aggressiveres Verhalten um an Nahrung zu gelangen.

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Nicht unbegründet weisen Wolfsgegner auf die steigende Zahl der Nutztierrisse durch Wölfe

hin. Allein in Sachsen kamen im Jahr 2014 93 Haus- und Nutztiere durch den Wolf (bzw.

Verursacher Wolf nicht ausgeschlossen) zu Schaden114, bei einer Anzahl von zehn Wolfsrudeln

und einem Wolfspaar, Brandenburg vermeldete 59 Nutztierrisse115 (11 Rudel, drei weitere

Tiere)116.

Durch die über 100 Jahre währende Abwesenheit eines Spitzenprädators gewöhnten sich die

Halter daran ihren Tiere immer weniger Sicherheit zu geben, bis die Zäune nicht mehr vorrangig

dazu dienten eine Bedrohung draußen zu halten, sondern dafür zu sorgten, dass keines der

Tiere ausriss. Dementsprechend ist der jetzt weitläufig vorhandene Schutz ungenügend um

eine erfolgreiche Jagd des Wolfes auf Nutztiere zu verhindern. Für Personen, die ihren (kleinen)

Betrieb auf der Basis eines Wolfslosen Landes aufbauten (auch Hobbyhalter) könnten die

Ausgaben, welche notwendig sind um ihre Tiere ausreichend abzusichern, nicht zu tragen sein

und sie sprechen sich deswegen gegen den Wolf in Deutschland aus. Mehrere Bundesländer

investieren daher in Zuschüsse zum präventiven Herdenschutz117, wie das Errichten von

Elektrozäunen und leisten zusätzlich Schadensausgleich.

Weiterhin werfen Naturschützer (Wolfsbefürworter) ihren Gegnern Unsachlichkeit in der ganzen

Diskussion vor, diese halten mit der gleichen Anklage dagegen. Von „Kuschelkurs“118,

„Wolfsromantik“ und Verharmlosung119 sprechen sie, der Wolf sei nun mal ein gefährliches

Raubtier, welches mit Vorsicht behandelt werden müsse120. Statistiken über Nutztierrisse und

vom Wolf verursachte Verletzungen untermauern den Standpunkt noch, auch Vergleiche mit

Gebieten, in denen vollkommen andere Bedingungen vorherrschen (als in Deutschland) dienen

als Beweis ihrer Ansichten121. Im Gegenzug finden sich Jäger Anklagen und Unterstellungen

(sie wollten das ganze Wild für sich) ausgesetzt122.

114 http://www.wolfsregion-lausitz.de/images/Grafiken/NSUE2002_2014.pdf 09.03.2015115 http://www.lugv.brandenburg.de/cms/media.php/lbm1.a.3310.de/wolf_schaden.pdf 09.03.2015, S. 1116 http://www.wolfsregion-lausitz.de/index.php/verbreitung 11.04.2015117 http://www.bauernzeitung.de/agrarticker-ost/sachsen-anhalt/herdenschutz-wird-wieder-gefoerdert/ 09.03.2015118 http://www.welt.de/regionales/niedersachsen/article137407939/Wolf-sorgt-vor-Kindergarten-fuer-Aerger.html

20.03.2015119 http://www.hannover.sat1regional.de/aktuell/article/woelfe-in-niedersachsen-opposition-wirft-landesregierung-

verharmlosung-vor-167182.html 20.03.2015120 http://www.nwzonline.de/wesermarsch/wirtschaft/irrglaube-dass-der-wolf-nicht-gefaehrlich-

ist_a_25,0,973626453.html 20.03.2015121 http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article111938020/Zahme-Tiere-oder-Bestien-so-gefaehrlich-sind-

Woelfe.html 20.03.2015122 http://anti-jagd.blog.de/2015/03/29/woelfe-mindern-wert-jagdrevieren-jaeger-mehr-mitsprache-20211718/

04.04.2015

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6.4.5. Berichterstattung der Medien

Da sich Informationen über ein bestimmtes Thema meistens nur durch verschiedenste Medien

erlangen lassen, sind die Menschen in ihren Einstellungen von der Art der Berichterstattung

abhängig. Es erfolgt jedoch größtenteils eine Reflektion der aufgenommenen Informationen und

darauf aufbauend eine selbstständige Meinungsbildung. Am häufigsten werden

Fernsehsendungen und Zeitungsartikel als Informationsquelle herangezogen. Durch Sprache,

Bild und Musik ist es möglich Personen in Hinsicht auf ihre Meinungsbildung zu beeinflussen.

Mit welchem Unterton Zeitungen und Fernsehsendungen von der natürlichen Wiederansiedlung

des Wolfes in Deutschland berichten, wird von ihren individuellen Einstellungen und Intentionen

beeinflusst. Zeitungen (sowie Fernsehkanäle), welche vorzugsweise Sensationsartikel

veröffentlichen (Bild, Berliner Kurier, RTL) sind dementsprechend daran interessiert ein Ereignis

mit einem hohen Konfliktpotential zu finden. Während die seriösere Presse (und

Fernsehkanäle) darauf bedacht, ist mehrere Seiten desselben Geschehens zu beleuchten, um

ihren Lesern (und Zuschauern) eine möglichst umfassende Darstellung bieten zu können. Des

Weiteren muss bei der Analyse der Artikel und Sendungen die genaue Form (Interview,

Reportage, Kommentar, …) beachtet werden. Nachrichten, wie sie z.B. die ARD (Tagesschau)

ausstrahlt, halten sich zumeist an Fakten und vermeiden wertende Aussagen, sodass sie ein

objektives Bild vermitteln. Je mehr sich jedoch auf einen Menschen und seine Rolle in einer

bestimmten Situation fokussiert wird, desto emotionsgeladener sind die damit verbundenen

Aussagen.

Als Beispiel dienen zwei Artikel vom RBB123 und der Morgenpost (Dresden, Leipzig,

Chemnitz)124. Beide haben denselben Vorfall zum Thema, die illegale Tötung und Enthauptung

eines brandenburger Wolfes, doch ihre Berichterstattung darüber ist sehr unterschiedlich.

Bereits beim Eingangsbild wird der Kontrast zwischen den Berichten deutlich. Zu Beginn der

RBB-Artikels steht eine Abbildung, welche drei Wölfe in einer natürlichen Umgebung zeigt. Sie

verhalten sich nicht auffällig. Die Bildunterschrift gibt Informationen bezüglich der Quelle des

Bildes. Im Gegensatz dazu wird mit der Überschrift „UNFASSBAR! WOLF ERSCHOSSEN UND

ENTHAUPTET“ und einem Foto des im Sommer 2014 in Brandenburg getöteten Tieres

(Bildunterschrift: „Ein trauriger Anblick...“) eine kurze Meldung über das Ereignis eingeleitet.

Ganz offensichtlich gibt es hier zwei unterschiedliche Ansätze der Berichterstattung.

123 http://www.rbb-online.de/panorama/beitrag/2014/12/Wolf-erschossen-enthauptet-kriminalspolizei-ermittlungen.html 28.03.2015

124 https://mopo24.de/nachrichten/wolf-enthauptet-mopo24-3483 28.03.2015

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Mit der sachlich gehalten Überschrift „LKA ermittelt wegen erschossen und enthaupteter Wölfin“

und dem Vorspann vermittelt die Autorin dem Leser einen ersten detaillierten Eindruck vom

Geschehen. Im weiteren Verlauf des Artikels wird auf die Umstände der Straftat und ihre

Konsequenzen eingegangen. Aber auch Hintergrundwissen zur aktuellen Situation der Wölfe in

Deutschland und insbesondere Brandenburg finden sich im Text. Am Ende von Berichten auf

der Website des RBB, die den Wolf zum Thema haben, findet sich ein Informationshinweis mit

Antworten zu grundlegenden Fragen, den Wolf betreffend. Informationen welche die

Morgenpost im einem kurzen Satz erwähnt, sie nennt die Anzahl der illegal getöteten Wölfe in

Sachsen. Auch erläutert nur der RBB die rechtliche Situation der Tiere, bezieht dazu, und

ebenso für andere Auskünfte, u.a. Aussagen von Polizeisprechern und Pressesprechern des

Brandenburger Umweltministeriums mit ein. Der Artikel verliert sich weder in Spekulationen

noch erfolgt eine Wertung des Vorfalls durch die Autorin, ihr gelingt es eine umfassende

Darstellung anzufertigen.

Ganz anders jedoch die von Eric Hofmann (Morgenpost) verfasste Meldung. Auf die sehr

subjektiv verfasste Überschrift folgt ein nicht minder mit emotionsgeladenen Worten gespickter

Vorspann. Der Täter wird mit „unheimliche Wolfskiller“ betitelt, im anschließenden Text finden

sich noch eine weitere ähnliche Phrase: „irre[r] Trophäen-Sammler“. Daraus ist eine Pro-Wolf

Einstellung zu erkennen. Um sich objektiv zu informieren ist es sinnvoller z.B. den RBB-Artikel

zu lesen, da der andere eher dürftige Informationen bereithält und sich sein Inhalt größtenteils

auf das Verbreiten einer Meinung beschränkt.

Welche Kenntnisse haben die Deutschen im Jahr 2015 vom Wolf und wie ist ihre Meinung über

ihn?

6.5. Befragung

6.5.1. Fragebogen

Die Befragung mittels eines selbst entworfenen Fragebogens (s. 12. Anhang, 12.1.

Beispielexemplar des Fragebogens) wurde mit folgenden Zielen durchgeführt: Zum einen den

Kenntnisstand der Befragten über Wolf festzustellen und zum anderen zu erfahren, wie die

Ansichten der Bevölkerung in Deutschland zum Wolf sind. „Die Menschen stehen dem Wolf

überwiegend postiv gegenüber und ihr Wissenstand ist hoch“ ist die für die Auswertung

angenommene Nullhypothese. Die Alternativhypothese geht von überwiegend negativen

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Ansichten aus und einem niedrigen Wissensstand. Um aussagefähige Ergebnisse zu erhalten

wurden mehr als 100 Personen gebeten, den Fragebogen spontan und ehrlich auszufüllen. Am

Ende lagen 100 auswertbare Exemplare vor125 (s. 12. Anhang, 12.2. Einzelergebnisse der

Befragung).

Unter der Überschrift „Der Wolf und wir“ wurden sechs Fragen gestellt, von denen eine ohne

Vorgaben beantwortet werden sollte, eine sogenannte offene Frage (1. Ihr allgemeines Wissen

über den Wolf, sowie seine Lebensweise.). Die fünf weiteren boten Ankreuzmöglichkeiten. Von

den genannten fünf Fragen lieferten drei Mehrfachnennungen (2. Woher beziehen Sie ihre

Informationen über den Wolf und seine aktuelle Situation in Deutschland?, 3. Mit welchen

Auffassungen stimmen Sie überein?, 4. Inwiefern sind Sie von der natürlichen

Wiedereinwanderung des Wolfes betroffen?) und die übrigen zwei waren mithilfe der Likert-

Skala zu beantworten (5. Bitte schätzen Sie selbst ein: (fünf Unterfragen), 6. Haben Sie

persönlich Angst vor dem Wolf? (Begründung bei „Ja“, „eher Ja“ erwünscht). Die Likert-Skala

wird verwendet um herauszufinden, wie die Befragten einer bestimmten Aussage

gegenüberstehen.

Angaben über Geschlecht, Alter und Bildungsabschluss der teilnehmenden Personen sollten zu

Beginn der Befragung selbst getroffen werden.

In der folgenden Tabelle sind die Befragten nach diesen Eingangsangaben aufgelistet.

Frauen:55 Teilnehmer

Männer:45 Teilnehmer

AlterIn Aus-bildung

Haupt-schule

Real-schule (o.ä.)

Fach/ Hoch-schule

In Aus-bildung

Haupt-schule

Real-schule (o.ä.)

Fach/ Hoch-schule

Gesamt

-19 6 - 2 1 5 - - 2 16

20-39 - - 7 3 - - 1 7 18

40-59 - 1 8 16 - - 4 18 47

60+ - 5 4 2 - 2 1 5 19

Gesamt 6 6 21 22 5 2 6 32 100

Jede Altersgruppe besteht aus mind. zwei Frauen mehr als Männern, da insgesamt weniger

Männer den Fragebogen ausfüllten. Auffällig ist, dass mehr Frauen in allen Alterskategorien

einen Realschul- oder gleichwertigen Abschluss als Männer haben, diese im Gegenzug eine

125 Alle ausgewerteten Fragebögen liegen beim Verfasser vor und können dort eingesehen werden.

34

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höhere Rate an Fachhochschul- oder Hochschulreifen besitzen (s. Bildungsabschluss nach

Geschlecht). Das entspricht dem statistischen Durchschnitt in Deutschland126.

126 https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/BildungForschungKultur/Bildungsstand/BildungsstandBevoelkerung5210002127004.pdf?__blob=publicationFile 10.02.2015, S. 15

35

Bildungsabschluss nach Geschlecht

Haupt- (Volks-)schulabschluss Männer (2)Haupt- (Volks-)schulabschluss Frauen (6)Realschule oder gleichwertiger Abschluss Männer (6)Realschule oder gleichwertiger Abschluss Frauen (21)Fachhochschul- oder Hochschulreife Männer (32)Fachhochschul- oder Hochschulreife Frauen (22)Noch in schulischer Ausbildung Männer (5)

Altersverteilung nach Geschlecht

0-19 Jahre Männer (7)

0-19 Jahre Frauen (9)

20-39 Jahre Männer (8)

20-39 Jahre Frauen (10)

40-59 Jahre Männer (22)

40-59 Jahre Frauen (25)

über 59 Jahre Männer (8)

über 59 Jahre Frauen (11)

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„Ihr allgemeines Wissen über den Wolf, sowie seine Lebensweise.“ war eine aus vier Teilfragen

bestehende Fragestellung. Damit sollte herausgefunden werden, wie gut die Befragten über

das Thema informiert sind. Es stellten sich dabei im Laufe der Befragung zwei Probleme

heraus: Viele der teilnehmenden Personen waren sich nicht bewusst, wie die Größe eines

Wolfes angegeben wird, nämlich mit der Widerristhöhe. Durch das Hinzufügen einer kurzen

Bemerkung („(Schulterhöhe)“), ließ sich das Problem beheben. Des Weiteren wussten einige

der Befragten nicht auf die anderen Teilfragen zu antworten und wollten Antworten

recherchieren. Sie nahmen fälschlicherweise an, dass nur „richtige“ Antworten gefragt waren.

Dabei lasen sie die Fragestellung nicht genau durch, es war „Ihr allgemeines Wissen“ gefragt.

Bei „Woher beziehen Sie ihre Informationen über den Wolf und seine aktuelle Situation in

Deutschland“ war von sieben möglichen Antworten mindestens eine anzukreuzen. Traf keine

der sechs vorgegebenen Antworten zu, blieb die Möglichkeit unter „Sonstiges“ eine eigene

einzutragen. Das gleiche traf auch auf Frage Nr. 4 zu (Inwiefern sind Sie von der natürlichen

Wiedereinwanderung des Wolfes betroffen?).

Frage Nr. 3 „Mit welchen Auffassungen stimmen sie überein?“ bot sechs verschiedene

Auffassungen zum Ankreuzen an. Dabei sind zwei einer positiven und drei einer negativen

Einstellung dem Wolf gegenüber einzuordnen. Eine Antwortmöglichkeit ist als Kontrollantwort

hinzugefügt worden. Um dies nicht offensichtlich zu machen wurden alle Auffassungen

gemischt zum Ankreuzen angeboten (nicht nach positiv und negativ geordnet).

Am umfangreichsten war 5. mit fünf Teilfragen:

„Bitte schätzen Sie selbst ein:

• Wie ist Ihre generelle Einstellung dem Wolf gegenüber:

• Welchen Einfluss hat der Wolf auf die Kulturlandschaft Deutschland:

• Wie stehen sie zum Schutzstatus des Wolfes (streng geschützt):

• Hat der Wolf eine Zukunft in Deutschland?

• Sollte er jagdbar sein?“

Die dargebotene Likert-Skala zeigte fünf Antwortmöglichkeiten auf, eine ungerade Anzahl von

Abstufungen – positiv bis negativ – war vorgegeben.

Ebenfalls mithilfe der Likert-Skala zu beantworten war Frage Nr. 6 „Haben Sie persönlich Angst

vor dem Wolf?“. Hatten die befragten Personen „Ja“ oder „Eher Ja“ angekreuzt, galt für sie die

Aufforderung, eine Begründung ihrer Antwort einzutragen. Die Schwierigkeit bei dieser

36

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Fragestellung bestand darin, keine Suggestivfrage zu stellen und damit die Teilnehmer zu

beeinflussen.

6.5.2. Auswertung

Frage 1: „Ihr allgemeines Wissen über den Wolf, sowie seine Lebensweise.“

Teilfrage 1: „Größe eines Wolfes:“, Angabe in cm

Die durchschnittlich angegebene Größe eines Wolfes war 76,43cm, was der ungefähren

wirklichen Größe eines Wolfes entspricht. Dieses Ergebnis beweist im kleinen Maßstab die

Existenz einer Schwarm- oder Massenintelligenz127. Denn obwohl die Spanne der einzelnen

Schätzungen von 40cm bis 150cm reichte, hielt sich der Mittelwert aller 100 gegebenen

Antworten erstaunlich nah an der realen Größe, mit einer prozentualen Abweichung von 1,91%

(1,43 cm). Wenn davon ausgegangen wurde, dass die durchschnittliche wirkliche Größe 75cm

ist, die sich aus der Widerristhöhe eines weiblichen Wolfes: 70cm (60-80cm) und der eines

männlichen Wolfes: 80cm (70-90cm) zusammensetzt. Um eine höhere Genauigkeit beim

Errechnen der Durchschnittswerte zu erreichen, wurden der höchste und der niedrigste Wert

herausgenommen, dieses Verfahren wurde bei allen Antworten zu Frage Nr. 1 angewendet.

Das Ergebnis liegt dann bei 76,06cm (durchschnittliche Schätzung) und es besteht eine

Abweichung von 1,41% (1.06 cm). Elf Personen gaben die Widerristhöhe als 100 cm oder

größer betragend an, nur vier Befragte schrieben die Widerristhöhe als 50 cm oder weniger auf.

Eine Alterstendenz lässt sich nur in dem Sinne feststellen, dass die Altersgruppen bis 19, 20-39

und 40-59 den Großteil der stark abweichenden Antworten stellen. Mit einer Ausnahme

besaßen diese Personen nach eigenen Angaben eine Fachhochschul- oder Hochschulreife

bzw. befanden sich noch in der Ausbildung.

Grund für die relativ genaue Einschätzung war, dass ,da der Wolf als Vorfahr der Haushunde

gilt, die meisten Teilnehmer deshalb die Größe von Wölfen mit der großer Hunde gleichsetzten.

Stark abweichende Antworte resultierten zum einen aus dem Unvermögen genau zu schätzen,

zum anderen aus der falschen Vorstellung von der Größe eines Wolfes.

Teilfrage 2: „Größe eines Wolfsrevieres:“, Angabe in km²

Ohne die extremsten Werte (2 km² und 2500 km²) betrug die durchschnittliche Schätzung

118,57 km², mit den stark abweichenden Werten 163,87 km². Die Abweichungen einem 150-

127 http://www.lexexakt.de/index.php/glossar?title=schwarmintelligenz.php 10.02.2015

37

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350 km² (gerechnet mit 250 km²) großem Wolfsrevier gegenüber waren demnach 34,46%.

(86,13 km²) bzw. 52,57% (131,43 km²). Insgesamt reichten die Angaben von 2 km² bis 2500

km². Sechs Antworten betrugen über 400 km², 61 unter 100 km². Der Großteil der befragten

Personen kannte sich mit solchen Angaben nicht aus und dementsprechend wichen ihre

Antworten von der tatsächlichen Reviergröße um mehr als ein Drittel ab. Folgende Ursachen

können zu diesen Unterschieden in den Antworten der beiden Fragen geführt haben: Die

Ausdehnung des Reviers eines Wolfes ist den meisten Menschen unbekannt, da sie, wenn sie

sich nicht explizit mit diesem Thema beschäftigen, selten damit in Berührung kommen. Auch

hier kommt das Unvermögen die Größe (einer Fläche) abzuschätzen hinzu.

Mit der Annahme eines kleinen Wolfsrevieres ist im logischen Schluss auch die Annahme

verbunden, dass sich insgesamt mehr Wölfe in einem bestimmten Gebiet aufhalten können.

Wer z.B. die Größe eines solchen Revieres, wie Teilnehmer Nr. 20, als 25 km² und gleichzeitig

ein Wolfsrudel aus zwölf Tieren bestehend angibt, kommt unweigerlich zu dem Schluss, pro ca.

2 km² könne ein Wolf in Deutschland leben. In Wirklichkeit ist es ungefähr ein Tier pro 25 km²

(250 km², 10 Wölfe).

Teilfrage 3: „Anzahl der Tiere in einem Rudel:“

Auf die Frage nach der Anzahl der Tiere in einem Rudel antworteten die Teilnehmer sehr

unterschiedlich, so betrug die maximale Differenz zwischen einzelnen Antworten 36,5 (40-3,5).

Als ungefähre Anzahl der Mitglieder eines Wolfsrudels sind im Kapitel „Sozialverhalten und

Jagdverhalten“ Abschnitt „Beziehungen innerhalb eines Rudels“ 5-10 Tiere angegeben. Das

Mittelmaß ist entsprechend 7,5; aufgerundet 8. Da fünf Personen ungenaue Angaben darüber

tätigten (Fragebogen zu vage formuliert), mit größer bzw. kleiner als, sowie „Elterntiere und

Nachkommen“, waren nur 95 Antworten auszuwerten. Aus von bis Angaben wurde der jeweilige

Mittelwert gebildet (z.B. 8-20, Mittelwert: 14). Den Antworten zufolge umfasste ein Wolfsrudel

ca. zwölf Tiere (11,64), der genauere Wert: elf (11,43). Die daraus resultierenden Abweichung

für den nicht aufgerundeten ungenauen Wert betrug 55,2% (4,14) und für den nicht

aufgerundeten genauen 52,4% (3,93). 22 Personen schätzten die Anzahl der Tiere in einem

Rudel auf mindestens 15, eine Person sie als niedriger zwei (1-6). Ein Teilnehmer antwortete

korrekt mit Elterntier + Nachkommen, gab aber keine Zahlen an, deswegen ging diese Antwort

nicht mit in die Rechnung ein. Generell wurde die durchschnittliche Anzahl der Wölfe in einem

Rudel für deutlich höher gehalten als sie unter natürlichen Bedingungen ist, also überschätzt.

Das wiederum deutet auf Fehlinformationen hin oder, eher zutreffend, Unwissen.

In den genutzten Medien, sind Angaben über die Größe der Tiere oder die Anzahl der

38

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Rudelmitglieder eher selten. Wenn über den Wolf berichtet wird, stehen eher Fakten, wie

derzeitige Wolfsterritorien in Deutschland oder seit wann die natürliche Wiedereinwanderung

stattfand, im Vordergrund.

Teilfrage 4: „Typische Beutetiere:“

Alle Teilnehmer antworteten auf die Frage nach typischen Beutetieren des Wolfes. Am

häufigsten (69-mal) entfiel ihre Antwort in die Kategorie Nagetiere (Hase, Kaninchen, Maus). 62

Personen gaben an, Hirsche (Rotwild, Damwild, Reh, Elch) sind Nahrungsgrundlage des

Raubtieres. Auf die Kategorie Sonstiges (u.a. Aas, Fuchs, Rind, alte Tiere) entfielen Antworten

von 28 Teilnehmern. Knapp dahinter mit 26: Ziegenartige (Schaf, Ziege, Steinbock), 18

Personen ordneten Geflügel zu Beutetieren, die wenigsten (acht) auch Wildschweine.

Laut einer Studie der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung128 setzt sich die Nahrung

deutscher Wölfe zu 76,2 % aus Reh und Rotwild zusammen, 17,7 % entfallen auf

Wildschweine. Da Hasen nur 2,9 % der konsumierten Beutetiere ausmachen, sind sie auch

nicht zu typischer Nahrung zu zählen. Mäuse und Kaninchen nehmen aufgrund ihrer Größe

auch keinen wichtigen Platz in der Ernährung des Wolfes ein. Mit nur 0,6 % sind Nutztiere

ebenfalls keine bedeutende Nahrungsquelle129. Während also der Stellenwert von Nagetieren

und Ziegenartigen (Nutztiere) in diesem Zusammenhang deutlich überschätzt wurde, fanden

Wildschweine weitaus weniger Beachtung in Bezug auf die Häufigkeit ihrer Erwähnung als

Beutetiere im Verhältnis zu ihrer tatsächlich Zahl. Warum die Antworten so ausfielen ist leicht zu

erklären: „Wolf reißt Schafe“ erregt wesentlich mehr mediale Aufmerksamkeit als „Wolf reißt

Rehe“. Demzufolge sind Berichte, die vom Wolf getötete Nutztiere thematisieren, weitaus

häufiger als solche über gerissene Wildtiere. In den Köpfen der Durchschnittsbürger besitzt

derartiges Verhalten der Raubtiere eine größere Präsenz, wie die ausgewerteten Ergebnisse

zeigen. Weshalb Hasen (Nagetiere) als typisches Beutetier eine nicht seltene Antwort war,

bedurfte eines anderen Erklärungsansatzes. Hirsche und Hasen stehen repräsentativ für wald-

bzw. feldbewohnende Tiere in Deutschland, deswegen fielen den meisten Personen, wenn sie

Beutetiere eines hier vorkommenden Raubtieres nennen sollten, zuerst Hase und Hirsch ein.

128 http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=5206&year=2012&kid=2&id=2133 21.02.2015129 http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1616504711001625 21.02.1015

39

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Frage 2: „Woher beziehen Sie ihre Informationen über den Wolf und seine aktuelle

Situation in Deutschland? (Mehrfachnennung möglich)“

Die häufigste Antwort auf diese Frage war „durch Fernsehsendungen“, 76-mal wurde sie

angekreuzt. Ein zu erwartendes Ergebnis, da Fernsehen immer noch eines der verbreitetesten

Medien in Deutschland ist und Sender wie der NDR130, SWR131, Pro7132 oder der WDR133 des

Öfteren kurze Beiträge über den Wolf in Deutschland ausstrahlen. Ob diese zufälligerweise

oder absichtlich von den befragten Personen angesehen werden, war nicht Inhalt der

Untersuchung. Fakt ist, dass verschiedene Beiträge existieren, die als Wissensquelle dienen

und dienen können. Die Objektivität der Berichterstattung ist jedoch nicht in jedem Fall

garantiert.

Fast die Hälfte der Befragten (47) gab an, auch aus Zeitungsartikeln oder Zeitschriften

Informationen über den Wolf zu beziehen. Wird der Wolf in einer Region gesichtet, sind es die

Lokalzeitungen, die am schnellsten über die Situation berichten und somit ihren Lesern einen

Überblick verschaffen.

Das Internet als Informationsort war Antwort von 34 Personen. Wolfsgebiete wie die Lausitz,

diverse Wildparks und Zeitungen bieten auf ihren Webseiten Fakten rund um den Wolf an. Die

130 http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/Infotag-Wolf-Kippt-die-Stimmung,hallonds25664.html 12.02.2015

131 http://swrmediathek.de/player.htm?show=2c3b85f0-b225-11e4-88fe-0026b975f2e6 12.02.2015132 http://www.prosieben.de/tv/galileo/videos/6299-der-wolf-kommt-zurueck-clip 12.02.2015133 http://www.ardmediathek.de/tv/HIER-UND-HEUTE/Der-Biber-und-der-Wolf/WDR-Fernsehen/Video?

documentId=26219544&bcastId=13618324 12.02.2015

40

FernsehenInternet

Zeitungen/ZeitschriftenBekanntenkreis

Schule/ArbeitsplatzBücher

Sonstiges

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

An

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en

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relative geringe Zahl derjenigen, die diese Antwortmöglichkeit wählten kann, Resultat eines

eher milden Interesses am Thema sein. Zeitungen und Fernsehsendungen werden

hauptsächlich aufgrund der Tatsache gelesen bzw. gesehen, dass sie eine Zusammenfassung

der neuesten Ereignisse bieten. Beiträge über den Wolf gehören nur ab und zu dazu. Im

WorldWideWeb hingegen finden sich leicht spezielle Informationen für den Interessierten. Um

überhaupt im Internet nach weiteren Fakten zu suchen ist ein gewisses Maß an Eigeninitiative

und Kentnisse des Umgangs mit dem Medium gefragt. Obwohl der Wolf an sich ein

polarisierendes Thema darstellt, ist ein tiefergehendes Interesse bei der Mehrheit der Befragten

nicht vorhanden.

20 Menschen wählten „Sonstiges“ als eine ihrer Antworten, für acht von ihnen blieb es die

einzige Antwort auf Frage Nr. 2. 17 Personen notierten eine eigene Möglichkeit, am häufigsten

Tierpark oder etwas Gleichwertiges. Bücher stellten eine Informationsquelle für 16 Personen

dar. Insofern ein überraschendes Ergebnis, da das Internet Büchern anscheinend noch nicht

den Rang als primäres Informationsmedium abgelaufen hat.

Durch ihren Bekanntenkreis erfuhren 15 der Antwortenden vom Wolf und seiner aktuellen

Situation in Deutschland. Das Gesprächsthema Wolf ist also existent, nimmt aber keine allzu

hohe Stellung im Leben der Menschen ein. Sicherlich ist dies anders bei Personen, deren

Bekannte näher mit dem Wolf zu tun haben, oder die unmittelbar von der natürlichen

Wiedereinwanderung des Wolfes betroffen sind. Von der Schule oder dem Arbeitsplatz bezogen

die wenigsten (elf) ihre Informationen. Augenscheinlich ist der Wolf dort selten Gegenstand der

Gespräche und gegebenen Informationen.

41

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Frage 3: „Mit welchen Auffassungen stimmen Sie überein? (Mehrfachnennung möglich)“

111-mal wurden Auffassungen die pro-Wolf sind angekreuzt. Negative dagegen nur 14-mal. Die

genauen Beantwortungen der gewählten Optionen waren folgende: Mit 92 Zustimmungen „Der

Wolf trägt zur biologischen Vielfalt in Deutschland bei.“ (Kontrollantwort), 57-mal „Der Wolf

gehört nach Deutschland“ (pro-Wolf), 54-mal „Es gibt zu wenig Medienberichte über die

natürliche Wiedereinwanderung des Wolfes nach Deutschland.“(pro-Wolf). Jeweils fünf

Personen kreuzten „Der Wolf sollte nur in Gehegen in Deutschland leben dürfen.“ und „Das

Geld, das für die Förderung der natürlichen Wiedereinwanderung des Wolfes ausgegeben wird,

sollte anderweitig genutzt werden.“ an, nur vier Personen stimmten mit der Auffassung „Der

Wolf ist eine Gefahr für den Menschen“ überein. Nur eine knappe Mehrheit steht also dem

Thema „Wolf in Deutschland“ positiv gegenüber. Die anderen 43 Personen, welche nicht

ankreuzten, dass der Wolf nach Deutschland gehört, zeigten dadurch Unsicherheit oder

Ablehnung.

Eine Kontrollantwort war notwendig um zu überprüfen, ob alle beantwortenden Personen sich

den Fragebogen gründlich durchgelesen hatten, denn nur dann sind die Ergebnisse auswertbar.

Da 92 Menschen die Kontrollfrage auswählten ist von einer Gültigkeit aller Antworten

auszugehen. Überraschend viele Teilnehmer wünschten sich mehr Medienberichte über die

natürliche Wiedereinwanderung des Wolfes nach Deutschland. Es ist also Interesse am Thema

bei mehr als der Hälfte der Befragten vorhanden. Dieses Verhalten ist Zeichen einer

aufgeschlossenen Gesellschaft, die durch ihre Beschäftigung mit dem Thema mit Vorurteilen

dem Wolf gegenüber aufräumen kann und die Situation neutral betracht. Ähnliche Ergebnisse

42

Gefahrgehört nach Deutschland

biologische Vielfaltin Gehegen leben

MedienberichteFördergelder

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

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erzielte die „Medienpräsenz- und Akzeptanzstudie 'Wölfe in Deutschland'“ von KACZENSKY

(2006) auf ihre Frage „Würden Sie gerne mehr über Wölfe in Deutschland erfahren?“134.

Alles in allem ist Frage Nr. 3 dieses Fragebogens überwiegend positiv beantwortet worden, bis

auf fünf Personen, die den Wolf in freier Wildbahn und die Förderung seiner natürlichen

Wiedereinwanderung ablehnten.

Frage 4: „Inwiefern sind Sie von der natürlichen Wiedereinwanderung des Wolfes

betroffen? (Mehrfachnennung möglich)“

66 Personen waren laut ihrer eigenen Einschätzung als „(interessierte) Bürger“ betroffen, 31

Teilnehmer als „Tourist/Urlauber“. 17-mal wurde „Sonstiges“ und 14-mal „Anwohner“

geantwortet. Nur vier Personen empfanden, sie seien in ihrer Rolle als Elternteil tangiert.

Nutztierhalter befanden sich drei unter den Befragten (einer von ihnen ist elf Jahre alt, es ist

davon auszugehen, dass seine Eltern Nutztiere halten), außerdem noch ein Jäger (nicht

zwangsläufig der Beruf).

0,436 % aller Deutschen besitzen einen Jagdschein (357114 Personen 2011/2012135; 2011: 81,

134 http://www.kora.ch/malme/05_library/5_1_publications/K/Kaczensky_2006_Akzeptanzstudie_Woelfe_in_Deutschland.pdf 22.02.2015, S. 46

135 http://de.statista.com/statistik/daten/studie/161126/umfrage/anzahl-der-jagdscheininhaber-in-deutschland-seit-1968/ 22.02.2015

43

Tourist/UrlauberJäger

NutztierhalterElternteil

(interessierter) BürgerAnwohner

Sonstiges

0

10

20

30

40

50

60

70

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844 Mio. Einwohner in Deutschland136) und 2,337 % arbeiten in den Branchen Land-, Forst- und

Tierwirtschaft und Gartenbau, errechnet aus der in dieser Branche arbeitenden Personen (2,4

%137) und der Zahl der Erwerbstätigen (79,7 Millionen138). Aus dem Vergleich der Prozentzahl

der in Deutschland einen Jagdschein besitzenden Personen und der Nutztierhalter (< 2,337 %)

mit der Prozentzahl der Vertreter dieser Gruppen, die an der Befragung teilnahmen, ließ sich

schließen, dass beide Gruppen mit einer annähernd korrekten Prozentzahl vertreten waren

(Jäger 1%, Nutztierhalter 3%). Das wiederum wirkt sich positiv auf die Genauigkeit der

Ergebnisse aus. Jäger und Nutztierhalter haben im Allgemeinen eine negativere Einstellung

dem Wolf gegenüber, weil dieser eine potentielle Bedrohung ihrer Wirtschafts- und oder

Existenzgrundlagen darstellt. In den folgenden zwei Fragen (5. und 6.) ist besonderes

Augenmerk auf die Antworten des Jägers und der Tierhalter zu legen.

Die meisten Eltern waren nicht der Meinung, dass die Wiedereinwanderung des Wolfes

Auswirkungen auf ihre Kinder habe. Als Tourist/Urlauber betroffen zu sein bedeutet auch, sein

Verhalten bezüglich der Art und des Ortes des Urlaubs zu ändern. Regionen mit Wölfen können

deswegen gemieden oder bewusst ausgewählt werden.

Die hohe Anzahl an Personen, die „(interessierter) Bürger“ ankreuzte, belegt ein breites

Interesse der Bevölkerung am Thema der Wiedereinwanderung des Wolfes. Diese Personen

sind insofern wichtig für die Situation der Raubtiere in Deutschland, da sie durch ihr Handeln

und ihre Einstellungen mit entscheiden, wie die weitere Zukunft der Wölfe in Deutschland

aussehen wird.

136 https://www.destatis.de/DE/Publikationen/StatistischesJahrbuch/StatistischesJahrbuch2013.pdf?__blob=publicationFile 22.02.2015, S.27

137 https://www.destatis.de/DE/Publikationen/WirtschaftStatistik/Zensus/Erwerbstaetigkeit2011_92014.pdf?__blob=publicationFile 22.02.2015, S. 553

138 a.a.O., S.545

44

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Frage 5: “Bitte schätzen sie selbst ein:“

Teilfrage 1: „Wie ist ihre generelle Einstellung dem Wolf gegenüber:“

Die Zahl der angekreuzten Auswahlmöglichkeiten „positiv“, „eher positiv“ und „neutral“ nahmen

95% aller Antworten ein, ablehnende Aussagen waren deutlich in der Minderheit. Über die fünf

Personen, welche ihre Einstellung als „negativ“ oder „eher negativ“ angaben ist Folgendes zu

sagen: ihr Durchschnittsalter beträgt 41 Jahre und sie besaßen weder größeres noch

geringeres Wissen über ihn als die Personen, die dem Wolf positiv gegenüberstanden. Lediglich

zwei Angaben (zwei verschiedener Personen) bezüglich Territorium und Anzahl der

Rudelmitglieder, gehörten zu den als zu hoch angegebenen Antworten. Das ist allerdings nicht

ungewöhnlich, im Bezug auf die restlichen Antworten derselben Teilfragen.

Wenn eine negative Überzeugung allein auf Unwissenheit zurückzuführen wäre, läge der Anteil

an Personen mit solch einer Einstellung höher als er tatsächlich ist. Es müssen also mehr

Ursachen dafür verantwortlich sein. (Unwissenheit könnte aber auch zu einer positiven

Anschauung führen, wenn die Personen nicht wissen womit sie es tun haben.) Was das Alter

dieser fünf anging waren keine eindeutigen Tendenzen festzustellen, da sie 12, 19, 40, 54 und

80 Jahre alt waren, auch lag die Anzahl der Geschlechter im Gleichgewicht (drei Männer, zwei

Frauen), soweit dies bei einer ungeraden Zahl möglich ist. Gleiches galt für ihre

Bildungsabschlüsse. Nur der Jäger zeigte eine negative Einstellung, die Nutztierhalter waren

optimistischer. Wie die Überzeugung eines jeden Einzelnen ist hängt davon ab, welche ihm

vorgelebt wurde, ob alternative Sichten auf das Thema Wolf geboten waren, wie eventuelle

persönliche Kontakte verliefen (auch mit anderen Tieren) und inwiefern sie betroffen sind. Je

abwechslungsreicher und vielfältiger über den Wolf berichtet wird, desto eher ist es möglich sich

eine aufgeschlossene Haltung zuzulegen.

45

negativ

eher negativ

neutral

eher positiv

positiv

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Teilfrage 2: „Welchen Einfluss hat der Wolf auf die Kulturlandschaft in Deutschland:“

Am Auffälligsten war hier eine deutliche Zunahme an „eher positiv“ Antworten, dafür eine

Verringerung der „positiv“ und „neutral“ Auskünfte (Im Vergleich zu Teilfrage Nr. 1). Etwa gleich

geblieben ist, wie oft die beiden anderen Antwortmöglichkeiten gegeben wurden. Zwei der

Befragten gaben keine Information über ihren Standpunkt zu dieser Frage an. Das Diagramm

zeigt dementsprechend nur die auswertbaren 98 Antworten.

Diesmal gehört eine der Personen, die sich selbst als Nutztierhalter betroffen sah, zu der

Gruppe die auf diese Frage mit „negativ“ oder „eher negativ“ reagierten. Mit 57,14 ist ihr

Durchschnittsalter um 16 Jahre höher als das der ähnlich antwortenden in Teilfrage Nr. 1 (5.).

Auch hier sind keine Tendenzen hinsichtlich Geschlecht und Bildungsabschluss zu erkennen, es

besteht dementsprechend kein Zusammenhang zwischen diesen Informationen. Offensichtliche

Gründe für den hohen Altersunterschied gibt es nicht.

Fast die Hälfte der Befragten schätzte den Einfluss des Wolfes auf die Kulturlandschaft in

Deutschland als „eher positiv“ ein. Hiermit liegt der Schwerpunkt der Antworten auf diese Frage

in einem positiveren Bereich als in Teilfrage Nr. 1. Das zeugt auch von adäquatem

Allgemeinwissen, denn um diese Frage sinnvoll beantworten zu können muss Wissen darüber

vorhanden sein, was eine Kulturlandschaft überhaupt ist. Damit dieses Grundlagenwissen

zumindest bei der Mehrheit der Befragten vorausgesetzt werden konnte, erfolgte eine

Austeilung der Fragebögen nur an Personen, die sich bereits auf einer weiterführenden Schule

befanden (jüngster Befragter elf Jahre alt).

Einfluss nimmt der Wolf u.a. indem er die Populationen seiner Beutetiere reguliert, damit

Einfluss auf ihr Verhalten ausübt und auch zu einer Veränderung der ihn umgebenden Natur

beiträgt. Wenn z.B. die Anzahl der Hirsche in Wolfsgebieten etwas sinkt, wirkt sich das direkt

46

negativeher negativneutraleher positivpositiv

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auf den Wald aus, in dem sie leben. Der Schaden durch Wildverbiss geht zurück und der

Baumbestand kann sich erholen. Ob diese Vorgänge als positiv angesehen werden liegt immer

in Auge des Betrachters.

Teilfrage 3: „Wie stehen Sie zum Schutzstatus des Wolfes (streng geschützt)?“

99 der Teilnehmer beantworteten diese Teilfrage. Kein einziger von ihnen wählte allerdings die

Antwortmöglichkeit „negativ“ aus. „eher negativ“ macht auch einen verschwindend geringen

Anteil der Antworten aus, mit nur einer Stimme. Dieser Befragte (62 Jahre alt) stimmte bereits

bei Frage Nr. 3 mit negativen Auffassungen überein, gab jedoch keine weiteren auffälligen

Antworten (er ist weder Jäger noch Nutztierhalter). 22 Personen nahmen keine eindeutige

Position zu diesem Thema ein. Jeweils 38-mal wurden „eher positiv“ und „positiv“ angekreuzt.

Laut dem Gesetzt über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz

BNatSchG) § 7, Abs. 2, Nr. 13 gehört der Europäische Wolf zu den streng geschützten Arten in

Deutschland. „Es ist verboten besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu

verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu

beschädigen oder zu zerstören“139. Streng geschützte Arten dürfen ferner während der

Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs-, und Wanderungszeit nicht erheblich

gestört werden140. Den wenigsten mag der genaue Wortlaut dieses Gesetzes bekannt sein,

dennoch wissen sie, dass es verbietet der genannten Art in irgendeiner Weise Schaden

zuzufügen. Dass 76 Personen die Entscheidung, den Wolf unter besonderen Schutz zu stellen,

mit mindestens „eher positiv“ bewerteten zeugt von der Annahme, dass es in ihren Augen

notwendig ist dies zu tun. Diverse illegale Tötungen haben gezeigt, wie angreifbar die deutsche

Wolfspopulation ist. Ohne den gesetzlichen Schutz würden aller Wahrscheinlichkeit nach

139 http://www.gesetze-im-internet.de/bnatschg_2009/BJNR254210009.html 01.03.2015140 http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/36339/ 01.03.2015

47

negativ

eher negativ

neutral

eher positiv

positiv

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Angriffe auf den Wolf zunehmen.

Am stärksten ist das Argument der Personen, die eine Jagdzeit für den Wolf fordern: Er würde

sich ohne Bejagung unkontrolliert vermehren, ausbreiten und deswegen eine Gefahr für den

Menschen darstellen. In einer gesunden Jäger-Beute Beziehung regulieren sich die Population

gegenseitig. Jedoch hat das jahrzehntelange Fehlen von Großraubtieren in Deutschland die

Räuber-Beute Beziehungen durcheinander gebracht. Ohne die Großraubtiere vermehrte sich

zunächst ihre potentielle Beute (Hirsche, Wildschweine) drastisch und schadete der Umwelt. Mit

der natürlichen Wiederansiedlung von Luchs, Wolf und Bär könnte ein regulierender Faktor in

dieser Räuber-Beute Beziehung wieder etabliert werden. Um diese Entwicklung zu unterstützen

ist es erforderlich, zumindest bis sich eine stabile Wolfspopulation gebildet hat, den Wolf unter

besonderen Schutz zu stellen.

Teilfrage 4: „Hat der Wolf eine Zukunft in Deutschland?“

Auch diese Frage beantworteten nur 99 der 100 Teilnehmer. Diesmal wurden alle der möglichen

Antworten mindestens zweimal angekreuzt. Die genaue Aufteilung ist folgende: „negativ“

zweimal, „eher negativ“ 20 Stimmen, 27 Personen kreuzten „neutral“ an, die Mehrheit (41)

wählte jedoch „eher positiv“. Nur neun sahen eine positive Zukunft für den Wolf in Deutschland.

Einer der Nutztierhalter gehörte zu den Personen, die „eher negativ“ antworteten. Das

Durchschnittsalter der “eher negativ“ und „negativ“ antwortenden ist 49,59 Jahre.

Wie an der steigenden Zahl der Wölfe in Deutschland zu erkennen ist, bilden die

vorherrschenden Umweltfaktoren eine Umgebung, in der eine Wolfspopulation wachsen kann.

Läge die Entwicklung und Ausbreitung dieser Tiere nur an den geeigneten Umweltfaktoren,

stände einer positiven Zukunft der Wölfe nicht mehr viel im Wege. Doch dem ist nicht so.

48

negativ

eher negativ

neutral

eher positiv

positiv

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Wichtige Auswirkungen darauf, ob die Zahl der Tiere in den folgenden Jahren weiter wachsen

kann, ist nicht nur von den günstigen Umweltfaktoren abhängig. Als Entscheidend erweist sich

das Verhalten der Menschen gegenüber dem Wolf.

Doch was bedeutet positive Zukunft in diesem Zusammenhang? Zum einen natürlich, dass sich

der Wolf auch in den Folgejahren in Deutschland zeigt, zum anderen, dass eine stabile

Population entsteht, die ohne großes Eingreifen seitens der Menschen weiter existieren kann.

Wie die Teilnehmer nun die Zukunft bewerteten hängt u.a. von ihrem Wunschdenken, ihrer

Einstellung und ihrem Wissen ab. In der vorangegangenen Frage war Information zum

Schutzstatus der Art gegeben, diese half eventuell zu entscheiden, wie die Entwicklung in der

Folgezeit vonstattengehen könnte.

Wer die mögliche Zukunft der Tiere als vielversprechend sieht, ist dementsprechend eher offen

für Ratschläge und - im extremsten Fall - Verhaltensvorschriften zu sein, die das

Zusammenleben von Wolf und Mensch nötig macht. Denn erfolgt ein Ansteigen der Anzahl an

Wölfen in Deutschland, sind Verhaltensänderungen im Umgang mit Wildtieren die Konsequenz.

Teilfrage 5: „Sollte er jagdbar sein?“

Wie bei den anderen Teilfragen (Frage Nr. 5), ist hier eine eindeutige Pro-Wolf-Tendenz zu

erkennen. Die 98 antwortenden Personen sprachen sich mehrheitlich gegen eine Jagdzeit aus

(33 „negativ, 26 „eher negativ“), nur 16 (fünf „positiv, elf „eher positiv“) sind entgegengesetzter

Meinung, 23 nahmen eine neutrale Position dazu ein. Keiner der Nutztierhalter und auch der

Jäger stimmten einer gesetzlich erlaubten Jagd auf den Wolf zu.

49

negativ

eher negativ

neutral

eher positiv

positiv

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Ob der Wolf (in geregeltem Maße) zum Abschuss freigegeben werden soll ist, einer der

wesentlichen Streitpunkte zwischen Tierschützern und Wolfsgegnern. Als eines der ersten

Argumente wird von den letztgenannten die Gefährdung der Nutztiere angebracht: Risse,

Verletzungen und darauf folgende Stressung der Tiere141 beeinträchtigen den Wirtschaftszweig

Nutztierhaltung enorm. Um das in Zukunft zu verhindern sei es notwendig, den Wolf in das

Jagdrecht aufzunehmen. ohne ganzjährige Schonzeit. Manche Wolfsbefürworter befürchten

hingegen, dass die Wolfspopulation nicht stabil ist und sie, wenn der Abschuss erlaubt wird,

zusammenbrechen kann142. Jagdbar bedeutet nicht, dass Wölfe nach Belieben getötet werden

dürfen, einige Möglichkeiten die eine geregelte Jagd auf diese Tiere vorsehen laufen wie folgt

ab: Ähnlich der Jagd auf Rehe erlaubt eine Schonzeit die Erholung des Wildbestandes, oder

nur eine vorher festgelegte Anzahl an Wölfen ist zum Abschuss freigegeben. Auch können dies

bestimmte Individuen sein, die z. B: auffällig viele Schafe reißen.

Eine Ausnahme die Tötung eines Wolfes betreffend existiert aber: Erfolgt die Bedrohung von

Menschen kann dieses Tier zum Abschuss durch autorisierte Personen freigegeben werden143.

Doch die Evaluierung der Situation erfolgt immer zuerst durch das jeweilige

Umweltministerium144.

Frage 6: „Haben Sie persönlich Angst vor dem Wolf?

Wenn ja (eher Ja), warum?“

Die direkteste Frage des ganzen Fragebogens wurde von allen Teilnehmern beantwortet. 76 %

haben laut eigenen Angaben keine (40 Personen) und eher keine (36 Personen) Angst vor dem

Wolf. Weitere elf waren sich unsicher und die restlichen 13 antworteten „eher Ja“ (zehn ) und

141 https://www.openpetition.de/petition/argumente/bekenntnis-gegen-den-wolf 15.03.2015142 http://www.jaegermagazin.de/artikel_archiv/detail.php?we_objectID=4374&class=68 15.03.2015143 http://www.nwzonline.de/politik/niedersachsen/problem-wolf-ohne-namen_a_24,0,2198676868.html 15.03.2015144 http://www.ln-online.de/Lokales/Lauenburg/Moellner-Problem-Wolf-zum-Abschuss-frei 15.03.2015

50

Nein

eher nicht

Weiß nicht

Eher Ja

Ja

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„Ja“ (drei). Im Bezug auf die Geschlechterverteilung zeigte sich hier eine Dominanz der Frauen

(9 zu 4), und auch die Altersgruppen 40-59 (sechs) und 60+ (vier) bildeten die deutliche

Mehrheit. Hinsichtlich des Bildungsabschlusses ließ sich keine eindeutige Tendenz erkennen.

Die gegebenen Begründungen fielen sehr unterschiedlich aus: Zwei Personen gaben an zu

wenig zu wissen, das schlug sich auch in ihren Antworten auf Frage Nr. 1 nieder. Eine gleiche

Anzahl an Personen wiesen auf die Gefährlichkeit hungriger Wölfe hin, drei erklärten ihre Angst

mit den ihnen gegebenen (negativen) Informationen. Tollwut war der Grund für einen anderen

Teilnehmner und ähnliche Motivationen (mögliche Angriffe) hatten drei Teilnehmer. Gefährliches

Aussehen sowie Verhalten und. „Keine Angst, eher Respekt“ antworteten je ein Teilnehmer.

Hieraus wird deutlich, dass mit einer ausreichenden Aufklärung über den Wolf und seine

Verhaltensweise mindestens vier Personen ihre Ängste als unbegründet erkennen könnten.

Zu Wissen wie sich ein Wolf verhält, was in sein Beuteschema fällt und wie sich bei einer

Begegnung verhalten werden sollte, hilft diese Sorgen und Ängste zu überwinden. Auch

Informationen zur Gesundheitslage und eventuellen Infektionsrisiken gehören dazu. So ist

Deutschland z.B. seit 2008 tollwutfrei, in Polen treten dagegen Einzelfälle auf, aber nur

selten145. Das Risiko von einem tollwütigen Wolf, der aus Polen nach Deutschland einwanderte,

gebissen zu werden ist klein und wird zudem noch durch das Wolfsmonitoring verringert.

Sich vor Wolfsangriffen zu fürchten ist verständlich, aber von Natur aus sind diese Tiere scheu

und vermeiden in der Regel Konfrontationen mit Menschen: Der letzte tödlich ausgehende

Wolfsangriff geschah in einem schwedischen Wildpark146. Zurückzuführen ist dieser Angriff auf

Habituation, je mehr Kontakt freilebende Wölfe mit Menschen haben, desto eher gewöhnen sie

sich daran und zeigen aggressiveres Verhalten (werden „frech“) ihnen gegenüber. Weitere

Gründe für Aggressionen sind: Das Tier wird bedroht (eingeengt) und kann nicht fliehen, es wird

provoziert oder Welpen (Rudelmitglieder) sind bedroht (bzw. Menschen nähern sich Welpen).

Dennoch sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass es sich bei dem Wolf um ein Raubtier

handelt, welches fähig ist Menschen anzugreifen. Deshalb sollte eine Gewöhnung der Tiere an

Menschen vermieden und verhindert werden. So lässt sich die von Wölfen ausgehende

Angriffsgefahr vermindern.

145 http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Tollwut.html;jsessionid=54A75FEF8D1CEF2C813684B6FBFDD3D6.2_cid381#doc2392880bodyText2 15.03.2015

146 http://www.huffingtonpost.com/2012/06/17/sweden-zoo-wolf-attack_n_1603898.html 22.02.2015

51

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7. ZusammenfassungMehr als 15 Jahre Wolf in Deutschland und einiges hat sich geändert. Seit eine mögliche

Begegnung mit einem Raubtier in freier Wildbahn nicht mehr Fiktion ist, sondern der Realität

entspricht, wurde es notwendig Verhaltensweisen zu überdenken und an die Umstände

anzupassen. Als Beispiel dient die Schafhaltung. Ohne den Wolf als Bedrohung brauchen

Schafe keinen intensiven Schutz vor Beutegreifern. Doch da der Wolf sich bereits in

Deutschland befindet und, wie Nutztierrisse erkennen lassen, sich für das Schaf als

Nahrungsquelle interessiert, sind Schutz- und Eingrenzungsmaßnahmen erforderlich.

Wie die Auswertung des Fragebogens zeigt, sind bei den Befragten noch einige Wissenslücken

vorhanden, die, wenn beseitigt, zu einem tieferen Verständnis des Verhaltens der Raubtiere

führen können. Dabei sollte jedoch die Meinung eines jeden Einzelnen beachtet und respektiert

werden. Eine Erschwernis in der Diskussion über den Umgang mit Wölfen in Deutschland ist

allerdings die vereinzelt auftretende Kompromisslosigkeit, sowohl auf Seiten der Befürworter

der natürlichen Wiederansiedlung des Wolfes in Deutschland als auch auf Seiten der Gegner.

Dies führt unter Umständen zu einer Verschärfung der Debatte.

Die meisten der befragten Personen waren gegenüber dem Wolf und seinen Auswirkungen auf

seine Umgebung nicht negativ eingestellt. Die Nullhypothese wird von dem Ergebnis nur

teilweise bestätigt. Die Ansichten waren zwar überwiegend positiv, der Wissenstand aber

keineswegs hoch sondern unzureichend. Insgesamt ist von einer aufgeschlossenen Gruppe zu

sprechen, die dem Wiederansiedler eher aufnehmend als ablehnend gegenübersteht. Des

Weiteren muss darauf hin gewiesen werden, dass aufgrund der geringen Zahl an ausgefüllten

und ausgewerteten Fragebögen, die daraus gewonnen Ergebnisse nicht als allgemeingültig

angesehen werden dürfen. Menschen aller Bevölkerungs- und Bildungsschichten,

Altersgruppen, sowie Land- und Stadtbewohner haben an der Befragung teilgenommen. Sie

liefern lediglich eine Tendenz. Daher ist trotz der geringen Anzahl ein Bevölkerungsdurchschnitt

erfasst worden, der geeignet ist eine Tendez sichtbar zu machen.

Was in den nächsten Jahren und Jahrzehnten passiert und wie sich die Population der

deutschen Wölfe entwickelt, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Die bisher erfolgreich verlaufene

natürliche Wiederansiedlung des Wolfes kann Vorbild für eine erneute Erweiterung der

Naturvielfalt in Deutschland sein. Durch einige Jahre der Koexistenz mit den Raubtieren sind

Erfahrungen im Umgang mit ihnen gesammelt worden. Diese liefern vielleicht die Grundlage

eines weiteren Versuches der Wiederansiedlung des Braunbären.

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Für das aktuelle Problem verhaltensauffälliger Wölfe muss allerdings zeitnah eine Lösung

gefunden werden, sonst schlägt die Stimmung in der Bevölkerung um in eine mehrheitliche

Ablehnung des Wolfes. Diese Entwicklung wäre ungünstig, da die heimische Flora und Fauna

durch die natürlichen Wiederansiedler bereichert werden soll. So stellt sich die Frage, ob es

nicht sinnvoll ist, stärker als bisher in die Populationsentwicklung der Wölfe einzugreifen oder

die Habituation an Nutztiere als Nahrung und Menschen zu verhindern. Wie genau dies und das

Zusammenleben von Tier und Mensch allerdings in Zukunft zu bewerkstelligen ist und ob es

überhaupt möglich ist, liegt an der Einstellung der Bevölkerung und ihrem Willen zu

Kooperation.

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8. Eigenständigkeitserklärung

Hiermit bestätige ich, dass ich die vorliegende Arbeit („Der Wolf seine Beziehung zum

Menschen“) eigenständig und nur unter Verwendung der angegebenen Hilfsmittel verfasst

habe. Alle Zitate wurden als solche kenntlich gemacht und ihre Quellen sind im Literatur- und

Webseitenverzeichnis zu finden.

Muldestausee, 11.04.2015 Unterschrift: …......................................

54

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http://www.wolfsregion-lausitz.de/index.php/chronologie-wolfsvorkommen 28.03.2015

http://www.wolfsregion-lausitz.de/index.php/chronologie-wolfsvorkommen/chronologie-

deutschland 19.02.2015, 16.03.2015 und 28.03.2014

http://www.wolfsregion-lausitz.de/index.php/home/vorstellung-kontaktbuero 17.02.2015

http://www.wolfsregion-lausitz.de/index.php/verbreitung 11.04.2015

http://www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten/woelfe/ 09.04.2015

http://www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten/woelfe/ 08.03.2015

11. Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: http://woxys.deviantart.com/art/Brother-from-Europe-179146246 09.04.2015

Abb. 2: SCHENKEL 1947, S. 121

Abb. 3: ZIMEN 2003, S. 75

Abb. 4: ZIMEN 2003 , S. 74

Abb. 5: ZIMEN 2003, S. 57

Abb. 6. http://font-de-gaume.monuments-nationaux.fr/fr/visite-de-la-grotte/un-bestiaire-tres-

diversifie/un-loup-evanescent/# 09.04.2015

Abb. 7: http://www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten/woelfe/verbreitung-

des-wolfs/ 19.02.2015

Abb. 8: http://www.isleroyalewolf.org/http

%3A//www.cpc.ncep.noaa.gov/products/precip/CWlink/pna/nao.shtml 08.03.2015

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12. Anhang12.1. Beispielexemplar des Fragebogens

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12.2. Einzelergebnisse der Befragung

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