DerDer Der Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen.

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D e r Der Religionsunterricht or neuen Herausforderungen

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Der Religionsunterrichtvor neuen Herausforderungen

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In einer Zeit sich verfestigender säkularer Strukturen und postmoderner Vielfaltunserer Gesellschaftverändert sich die Rolle des RU von einer konfessionellen Besitzstandswahrung hin zu einem lebbaren Gottes- und Selbstverständnis

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen

Die Antworten auf die letzten Fragen des Menschen kann der religiös und weltanschaulich neutrale Staat nicht selbst geben. Deshalb kooperiert er mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften, die für Ziele und Inhalte des Religionsunterrichts verantwortlich sind (vgl. Art. 7 Abs. 3 GG).

Der Staat garantiert die rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen

Der grundgesetzlich garantierte RU ist ein konfessionell-profilierter RU

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen Ein konfessionell-profilierter RU will- zu verantwortlichem Denken und Verhalten im

Blick auf Religion und Glaube befähigen;- zu einer gesprächsfähigen Identitätsbildung

verhelfen;- zu einer konkret erfahrbaren und anschaulichen

religiösen Lebenswelt hinführen;- die Erziehung zu einer Kommunikationsfähigkeit

über die eigene regionale Kultur hinaus und zu einer Kultur der „Anerkennung des Anderen“ anleiten;

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen

Der katholische RU, der zur freien Entscheidung und Herausbildung eines eigenen Standpunktes befähigen will, fördert auch die Tugend der Toleranz;

Beispiel „Dilemmasituationen“

„Tolerant kann nur derjenige sein, der einen eigenen Standpunkt hat.“

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen

RU ist ein Ort des Dialogs und sollte so gestaltet werden, dass er einer stets drohenden gesellschaftlichen und intellektuellen Isolierung der Kirche entgegenwirken kann;

Religiöse Bildung kann verstanden werden als aktive Korrespondenz mit einer kulturellen Gemeinschaft unter der Zielsetzung, kompetent (mit einem eigenen Standpunkt, eigenen Fragen usw.) am öffentlichen Leben teilzunehmen;

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen Religiöse Bildung gelingt am besten in

Korrespondenz mit einer konkret erfahrbaren, konfessionell geprägten Glaubensgemeinschaft;

Konfessionalität darf dabei nicht mit Selbstbeharrung, Abgrenzung, Selbstisolierung verwechselt werden;

Zum katholischen Verständnis von Konfessionalität gehören vielmehr eine grundlegende Öffnung zu den anderen christlichen Konfessionen und die hierfür notwendige Dialogbereitschaft;

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen

Das Konfessionalitätsprinzip schließt Formen konfessioneller Kooperation im Religionsunterricht keineswegs aus;

Beispiele ökumenischen und multireligiösen Gemeinschaftserlebens lassen sich z.B. in der Schulpastoral und im interreligiösen Dialog finden;

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen Empirische Untersuchungen der letzten Jahre zeigen,

dass der RU eine hohe Wertschätzung bei Schülern, Eltern und Lehrern genießt.

Die statistischen Zahlen (Bundesdurchschnitt unter 5% 2000/2010 in etwa gleichbleibend; die Zahlen in den bayrischen Diözesen liegen zwischen 2 du 4 %) belegen den RU als wichtigen Bestandteil schulischer Bildung;

In den Diasporagebieten nimmt eine nicht geringe Zahl konfessionsloser Schülerinnen und Schüler am katholischen RU teil. (In unserer Diözese gibt es jedes Jahr zu Beginn des Schuljahres eine große Zahl von Anträgen zur Zulassung konfessionsloser Kinder zum RU)

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen Die veränderte religiöse Situation der Kinder und

Jugendlichen -kaum noch Erfahrungen mit gelebtem Glauben; - Kirchengebäude und sonntägliche Liturgie sind

fremd; -karitative und missionarische Handeln der Kirche

zumeist unbekannt; - keine religiöse Erziehung in den Familien; -Glaubensunsicherheit und religiöse

Sprachlosigkeit vieler Eltern tragen zu einer Glaubensindifferenz bei;

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen Unbewältigte Erfahrungen mit Fehlformen

religiöser Erziehung, in der Glaube und Kirche zu disziplinarischen Zwecken missbraucht wurden, können Eltern daran hindern, ihre eigenen Kinder christlich zu erziehen;

Mangelnde religiöse Erziehung darf nicht einfach als religiöses Desinteresse der Eltern verstanden werden. Viele neigen vielmehr dazu, die religiöse Erziehung ihrer Kinder den „Fachleuten“ in der Gemeinde und in der Schule zu überlassen;

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen Trotz Teilnahme an der Erstkommunion ist für

die meisten Kinder und Jugendlichen jedoch der RU in der Schule der wichtigste Ort der Begegnung mit dem christlichen Glauben.

Hier können sie sich über Jahre hinweg mit - den Grundfragen des Lebens; - den Antworten des christlichen Glaubens; - und anderen Religionen beschäftigen.

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen ist durch das

Faktum der religiösen Pluralität geprägt; Nicht nur Zusammenleben verschiedener Religionen

und Konfessionen bezeichnet Pluralität, sondern: „Patchwork“ oder „Bricolage- Religiösität. Darunter kann eine individuelle Verbindung

unterschiedlicher, auch widersprüchlicher religiöser und säkularer Vorstellungen und Praktiken verstanden werden;

Religion wird als eine subjektive Angelegenheit ohne Bezug zu einer Gemeinschaft und ihrer Tradition verstanden und gelebt;

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen Die Aufgaben des katholischen RU:

- die Vermittlung von strukturiertem und lebensbedeutsamem Grundwissen über den Glauben der Kirche;

- das Vertrautmachen mit Formen gelebten Glaubens;

- die Förderung religiöser Dialog- und Urteilsfähigkeit;

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen Die Ziele des RU umfassen Kenntnisse,

Fähigkeiten und Haltungen. Der RU will Haltungen fördern, die nicht exklusiv christlich, aber für den christlichen Glauben hoch bedeutsam sind. Folgende Haltungen werden benannt:

Wachheit für letzte Fragen; Lebensfreude; Dankbarkeit für das eigene Leben und die ganze Schöpfung; Sensibilität für das Leiden anderer, Hoffnung auf Versöhnung

über den Tod hinaus; Wertschätzung des Glaubens unserer Kirche;

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen Es geht nicht nur um „Bescheidwissen“ über

Religion und Glaube selbst, sondern immer auch um die Ermöglichung von Religion und Glaube selbst;

Die Stärkung des Grundwissens im RU ist auch religionspädagogisch begründet

in der Ausbildung der Vergewisserung der eigenen Überzeugung;

in der Vermittlung grundlegender Kenntnisse der Gottes- und der Wahrheitsfrage

und in der Erziehung zur Toleranz.

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen Vertieftes Grundwissen im Glauben in

strukturierter Form macht anschlussfähig an das Wissen anderer Fächer und bietet für den jungen Menschen die Möglichkeit, die eigene Überzeugung im gesellschaftlichen Kontext argumentativ zu vertreten.

Dies aber bedeutet auch: die Beschäftigung mit dem Glauben kann zu einem vertieften Verständnis des Glaubens beitragen;

Religiöse Erziehung macht nur Sinn in Korrespondenz zum eigenen Leben, sonst verkommt sie zur Indoktrination!Korrelationsdidaktik

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen Ziel des RU: Aneignung von Inhalte im Kontext

von Biographie und Lebenswelt; Vorsicht jedoch bei der vorschnellen

Bestimmung der Lebensbedeutung von Glaubensinhalten, solche Versuche können in einer funktionalen Engführung des Glaubens auf eine Lebensbewältigungsstrategie enden;

Glaubensinhalte enthalten die Wahrheit im Ganzen und gehen über den aktuellen Frage- und Erfahrungshorizont der SchülerInnen hinaus;

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen RU, der SchülerInnen einen verstehenden

Zugang zum Glauben eröffnen will, kann sich nicht mit der Vermittlung von Glaubenswissen begnügen, d.h., RU ist nicht nur Katechismusunterricht! (Nicht nur Youcat!)

RU will den Bezug zur Glaubenspraxis verstärken und leitend machen prophetische Tradition der Kirche

Durch den Bezug zur Glaubenspraxis der Kirche kann die Gegenwartsbedeutung der Glaubenstradition für den Einzelnen und für die Gesellschaft einsichtig gemacht werden.

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen Erkundung und Erschließung von Glaubenspraxis kann

zum einen im Vertrautmachen mit Sprach- und Ausdrucksformen des Glaubens (Bibel, Gebet, liturgische Feiern, liturgische Gesten, Zeichen und Symbole usw.)

Um die Glaubenspraxis der Kirche weiter zu erkunden, können Wege der Hospitation gelebten Glaubens begangen werden: Pfarrgemeinde, dekanale und diözesane Veranstaltungen und Projekte;

Soziales Engagement sowie -Praktika in caritativen Einrichtungen können zu einer Mitarbeit über die Schulzeit hinaus motivieren;

Projekt „Compassion“, das an katholischen Schulen entwickelt wurde und seit mehreren Jahren erfolgreich umgesetzt wird;

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen Der RU fördert die religiöse Dialog- und

Urteilsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler; Argumentative Darlegung und rationale

Verantwortung der Glaubensentscheidung; Das Nachdenken über den „Grund unserer

Hoffnung“ gehört zum Glaubensvollzug. Der Glaube, dem die Vernunft fehlt steht in der Gefahr, kein universales Angebot mehr zu sein Privat- und Geheimwissen

Beispiele hierfür sind die Vielzahl von Privatoffenbarungen und die aus gutem Grund nicht anerkannten Erscheinungen (vgl. Medjugore u.a.)

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen In seinem Rationalitätsanspruch distanziert

sich der kirchliche Glaube sowohl von jeglichem Fundamentalismus als auch von einem relativistischen Beliebigkeitspluralismus.

Der RU darf nicht zum Ort des unverbindlichen Austauschs von Meinungen werden, die nicht nach ihrer Wahrheit, sondern nur noch nach ihrer Authentizität befragt werden.

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen Der RU ist der Ort eines ernsthaften Ringens um

Wahrheitserkenntnis. Dabei ist er von einem bestimmten Wahrheitsverständnis geleitet: Wahrheit ist kein Besitz, über den jemand verfügt, sondern ein Anspruch, unter dem alle am Unterricht Beteiligten stehen und dem sie verpflichtet sind.

Dieser Wahrheitsanspruch – und nicht etwa seine Relativierung oder der Verzicht auf die Wahrheitsfrage – begründet die Offenheit im religiös-weltanschaulichen Dialog. Denn es ist nicht auszuschließen, dass sich in diesem Dialog Einsichten und Erkenntnisse gewinnen lassen, die das eigene Verständnis des christlichen Glaubens reinigen, erweitern und vertiefen.

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Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen Eine der wichtigen und anspruchsvollen Aufgaben

der Schule ist die Integration von Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher sozialer, ethnischer und kultureller Herkunft. Der RU führt und fördert das Gespräch und die Verständigung über die Grenzen der eigenen Konfessionszugehörigkeit hinaus.

Auf diese Weise hat er Anteil an der schulischen Aufgabe, den Umgang mit Differenzen so zu erlernen und einzuüben, dass der eigene Standpunkt und der Respekt vor dem anderen zugleich ermöglicht wird.