Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer...

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J acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek Herausgegeben von Peter Engelmann Passagen Verlag

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Jacq

ues

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Vo

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rage

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vom

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her

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and

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,di

ean

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die

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ge

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tehe

nw

äre,

die

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gese

lbst

des

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hens

, das

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ein

oder

das

In-F

rage-

Ste

hen

der

Fra

ge.A

ber

auch

der 13

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jeni

ge,

der,

ind

emer

die

erst

eF

rage

stel

lt,

mic

hin

Fra

gest

ellt

.M

anden

kt

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die

Sit

uati

onde

sD

ritt

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andi

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erec

hti

gkei

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as

als

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Geb

urt

der

Fra

ge“

anal

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ert.

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wir

—w

iew

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gek

ün

dig

that

ten

—di

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Fra

ge(n

ach)

der

Fra

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des

Fre

mden

un

dse

iner

gri

echis

chen

Sit

uat

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aus

no

chei

nmal

neu

stel

len,

wol

len

wir

uns

—al

sei

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xer

gon

imS

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eine

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oder

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die

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kom

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logen

ist

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der

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os),

der

Fra

gen

stel

lt.E

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un

der

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ltdi

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rage

.M

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hst

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iste

s.In

dem

der

Fre

md

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ägli

che

Fra

ge,

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vat

erm

örd

eris

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Fra

ge,

vo

rbri

ngt,

bes

trei

tet

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eP

arm

enid

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he

Th

ese,

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lter

den

lago

sunse

res

Vat

ers

Par

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ides

inF

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,Io

nto

upat

ros

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idou

lqgo

n.D

erF

rem

de

ersc

tter

td

endro

hen

den

Dog

mat

ism

us

des

vät

erli

chen

lqgo

sda

sS

ein,

das

ist,

un

dda

sN

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ein,

das

nic

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der

Fre

md

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innen

müßte

,di

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sO

ber

hau

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,de

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ater

s,de

sF

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ien

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des

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sher

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der

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der

Gas

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undsc

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t,de

sbo

sli-

pel-

s,zu

bes

trei

ten

,w

ov

on

wir

ber

eits

ausf

üh

rlic

hsp

rach

en.

Der

Fre

mde

des

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sgl

eich

thie

rde

m,

der

imG

runde

für

die

Mög

lich

keit

der

So

ph

isti

kR

ech

ensc

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tab

legen

muß

.E

sis

t,al

so

bd

erF

rem

de

Züge

trüge,

die

anei

nen

So

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iste

nd

enken

lass

en,

anje

man

den

,den

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Sta

dt

oder

der

Sta

atal

sS

ophis

ten

beh

andel

nw

ird:

jem

ande

n,de

rnic

ht w

iedi

ean

der

ensp

rich

t,je

man

den,

der

eine

selt

sam

eS

prac

hesp

rich

t.D

och

der

Xen

osb

itte

tdar

um

,nic

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für

ein

enV

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-m

örd

ergeh

alte

nzu

wer

den

.„S

oer

bit

teic

hm

irnun

wei

ter

no

chdie

ses

vo

nd

ir“,

sagt

der

Xen

oszu

Th

eait

eto

s:„D

aßdu

mic

hnic

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für

eine

nV

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mör

der

ansi

ehst

“.„W

arum

den

nd

as?“

,fr

agt

nu

nT

hea

itet

os.

Der

Fre

mde:

„Wei

lw

irden

Sat

z(lo

gon)

des

Vat

ers

Par

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ides

notw

endi

g,w

enn

wir

uns

ver

teid

igen

wo

llen

,in

Fra

ge

stel

len

un

der

zwin

gen

müss

en,

daß

sow

ohl

das

Nic

hts

eien

de

inge

wis

ser

Wei

seis

tal

sau

chda

sS

eien

dew

ieder

um

irge

ndw

ienic

htis

t“5.

Da

ist

sie,

die

fürc

hter

lich

eF

rage

, die

revo

luti

onär

eH

yp

oth

ese

des

Fre

mden

.E

rst

reit

etab

,Vat

erm

örd

erdurc

hV

ernei

nung

zuse

in.

Es

würd

eih

mnic

htein

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en, e

sab

zust

reit

en, w

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ern

ich

t in

sein

emIn

ner

sten

spüre

nw

ürde

,da

ßer

esin

Wah

rhei

tis

t,da

ßer

inW

ahrh

eit

ein

Vat

erm

örd

er,

ein

vir

tuel

ler

Vat

er-

mörd

eris

t,u

nd

daß

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Aus

sage

„das

Nic

hts

ein

ist“

eine

Her

ausf

ord

eru

ng

der

vät

erli

chen

Logik

des

Par

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ides

blei

bt,

eine

Her

ausf

ord

eru

ng

,di

evom

Fre

md

enau

sgeh

t.W

ieje

der

Vat

erm

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findet

auch

die

ser

hier

ind

erF

amil

iest

att:

Ein

Fre

md

erkan

nnur

dan

nei

nV

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rder

sein

, wen

ner

inge

wis

ser

Wei

sezu

rF

amil

ieg

ehö

rt.

Wir

wer

den

zugeg

eben

erZ

eit

auf

bes

tim

mte

Impli

kat

ionen

dies

erF

amil

ien-

szen

eu

nd

dies

esG

ener

atio

nsu

nte

rsch

ied

szurü

ck

kom

men

,di

eje

deA

nsp

ielu

ng

auf

den

Vat

erunte

rze

ich

net

.D

ieA

ntw

ort

Thea

itet

os‘

wir

dhi

erdurc

h

1415

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die

Über

setz

ung

abges

chw

ächt.

Sie

regis

trie

rtden

eige

ntli

chpole

mis

chen

,ja

käm

pfe

risc

hen

Char

akte

rdes

sen,

was

meh

ral

sei

neD

ebat

teis

t(,

‚Deb

atte

“st

eht

ind

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läuf

igen

fran

zösi

schen

Üb

erse

tzu

ng

für

die

An

two

rtT

hea

itet

os‘

,w

enn

die

ser

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:P

bain

etai

toto

iout

ondi

amac

hete

onen

iois

logo

ires

istof

fenkundig

,es

schei

nt

off

enk

un

dig

,es

schei

nt

inder

Tat

so,

daß

man

sich

hie

rst

reit

enm

uß,

diam

ache

teon

,da

ßm

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chhie

rei

nen

erbit

tert

enK

ampf

lief

ern

mu

ß,

oder

daß

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rd

enK

rieg

inden

logo

z,den

Arg

um

ente

n,

ind

enR

eden

,im

iogo

saust

ragen

muß,

un

dnic

ht,

wie

esin

der

Über

setz

ung

von

Die

sg

anz

frie

dlic

h,paz

ifis

tisc

hhe

ißt:

„Eb

endar

über

müss

enw

iro

ffen

ku

nd

igdi

eD

ebat

tefü

hre

n“.

Nei

n,

viel

schw

erw

iege

nder

:„E

ssc

hei

nti

nder

Tat

,da

ßes

hier

,in

den

Red

enoder

Arg

um

ente

n,b

ewaf

fnet

enK

rieg

oder

Kam

pf

geb

enm

uß.“

6).

Der

dem

osiern

Kri

eg:

gen

auda

sis

tdi

eF

rage

des

Fre

md

en,

die

do

pp

elte

Fra

ge,

die

Au

sein

and

erse

tzu

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zwis

chen

dem

Vat

eru

nd

dem

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erm

örd

er.

Die

sis

tau

chder

Ort

,an

dem

sich

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Fra

gede

sF

rem

den

als

Fra

ge(n

ach)

der

Gas

tfre

undsc

haf

t mit

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Fra

gen

ach

dem

Sei

nv

erb

ind

et.

Bek

anntl

ich

wir

dSe

inun

dZ

eit

mit

einer

Ref

eren

zau

fden

Soph

iste

ser

öff

net

,di

edem

Wer

kal

sM

ott

ov

ora

ng

este

llt

ist.

Wir

ßte

nb

ein

ahe

den

gan

zen

Konte

xtre

kon

stru

iere

n,w

enn

dies

mögli

chw

äre,

un

dau

fal

leF

äl

leda

sF

olg

end

enoch

einm

alle

sen,

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Seq

uenz

,di

eau

fdi

eA

ntw

ort

des

Fre

md

enfo

lgt.

Inih

rgeh

tes

zugl

eich

um

die

Bli

ndhe

itund

um

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Wah

nsin

n,ei

nese

ltsa

me

All

ianz

von

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ndhei

tund

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n.

Zu

näc

hst

zur

Blin

dhei

t.T

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itet

os‘

An

two

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‚Es

sche

into

ffen

kund

ig,p

hain

etai

,daß

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rK

rieg

füh

ren

ssen

“)er

wid

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der

Fre

mde,

ind

emer

noch

ein

enS

chri

ttw

eite

rge

ht:

„Das

ist

selh

stfü

rein

enB

lin

den

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ensi

chtl

ich

.“E

rsa

gt

dies

inF

orm

eine

rrh

eto

risc

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Fra

ge;

eshan

del

tsi

chum

ein

Fra

ge-

Sim

ula

kru

m,

um

das,

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imE

ng

lisc

hen

eine

rhet

oric

alqu

estio

nnennt

„Wie

soll

tedi

esnic

ht

off

enkundig

und,w

iem

anso

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,se

lbst

für

eine

nB

lind

eno

ffen

sich

tlic

hse

in(k

aito

le,g

omen

ondc

tout

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phlc

)?“

Nun

zum

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nsin

n.F

ür

ein

enso

lch

enK

amp

f,fü

rdi

eW

ider

leg

un

gder

vät

erli

chen

Thes

e,im

Hin

blic

kau

fei

nen

gli

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Vat

erm

ord

,ha

ltsi

chder

Xen

osfü

rzu

schw

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wie

ersa

gt;i

hm

fehl

tda

snöti

geS

elb

stv

ertr

auen

.W

oher

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teei

nvat

erm

örd

eri

sche

rF

rem

der

,als

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nfre

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rSoh

n,au

chei

nso

lche

sha

ben?

Wir

wol

len

die

ersc

hre

cken

de

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din

sA

uge

stec

hen

de

Evid

enz

no

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nm

albet

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:ei

n„fr

em

der

Sohn

“,den

nn

ur

ein

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kan

nei

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rder

sein

.In

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rhei

tfü

rch

tet

der

Fre

mde,

daß

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ihn

mit

sein

erF

rage

nac

hdem

Sei

nde

sN

ichts

eins

eine

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errü

ckte

n,ei

nenW

s•

•gen

(man

ikos

)ne

nnt.

Er

hat

Ang

st,

als

ein

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nsi

nnig

er-F

rem

der

-Sohn

zuge

lten

:„D

ies

mac

ht

mic

hnun

eben

ban

ge

vor

dem

,w

asic

hge

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,da

ßic

hdi

rnic

ht

etw

av

öll

igw

ild

(wör

tlic

h:al

sei

nW

ahns

inni

ger,

man

ikos

)v

ork

om

me,

wen

nic

hau

fder

Ste

lle

um

wen

de

vo

nu

nte

nn

ach

oben

(par

apod

am

6tab

olk$

nem

auto

nan

oka

ika

to,

ein

Wah

nsin

nige

r,der

alle

sau

fden

Kopf

stel

lt,

der

al

les

völl

igum

keh

rt,d

erau

fdem

Kopf

geht

)“(2

42a)

.

1617

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Der

Fre

md

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nd

stel

ltdi

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hrec

klic

heF

rage

,er

sieh

tsi

ch(e

rsi

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esvo

raus

),er

wei

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chdurc

hdi

evä

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iche

und

ver

nft

ige

Auto

ritä

tde

slo

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mvo

raus

inF

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gest

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ievä

terl

iche

Inst

anz

des

lqgo

ssc

hick

tsi

chan

,ih

nzu

entw

affn

en,i

hn

als

Ver

rück

ten

zub

ehan

del

n,

und

das

gena

uin

dem

Mo

men

t,da

sein

eF

rage

,di

eF

rage

des

Fre

md

enn

ur

desh

alb

etw

aszu

bes

trei

ten

sche

int,

um

inE

rin

ne

run

gzu

rufe

n,

was

selb

stfü

rB

lind

eof

fens

icht

lich

sein

sollt

e!D

aßder

Fre

mde

hier

virt

uell

als

vate

rmör

deri

sche

rS

ohn

inE

rsch

einung

trit

t,bl

ind

und

über

die

Maß

enhe

llsi

chti

gzu

glei

ch,

ambli

nden

Fle

ckde

sB

lind

ense

hend

,da

sis

tau

chei

nem

gew

isse

dip

us

nich

tfr

emd,

den

wir

inK

ürz

eei

neG

renze

üb

ersc

hre

iten

sehe

nw

erde

n.D

enn

esw

ird

von

der

Ankunft

des

Ödip

us

die

Red

ese

in(i

iser

aqu

estio

n),

das

wir

ddi

eF

rage

(que

stio

n)se

lbst

sein

,vom

An

ko

mm

en(a

rii

vanc

e)di

eses

bli

nd

enF

rem

den

an,d

ersi

chau

fA

nti

gone

stütz

t—

die

für

ihn

sieh

t.S

obal

dd

erM

om

ent

gek

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men

sein

wir

d,w

erden

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Ödip

us

bei

sein

erA

nkunft

inder

Sta

dthe

rbei

ziti

eren

.In

der

Zw

isch

enze

itk

ön

nte

nw

ir,

uni

noch

ein

wen

igbe

iP

lato

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verw

eile

n,au

chde

nPo

litik

osnoch

einm

alle

sen.

Auc

hdort

ergr

eift

ein

Fre

mder

die

Init

iati

vezu

rsc

hrec

klic

hen,

jaun

ertr

ägli

chen

Fra

ge.

Der

Fre

mde

wir

düb

rige

nsdem

Ans

chei

nna

chgu

tauf

geno

mm

en, m

ange

wäh

rtih

mA

syl,

erge

nieß

tG

astr

echt,

bes

itzt

das

Rec

htau

fG

astf

reundsc

haf

t;S

okra

tes‘

erst

eW

orte

,vom

erst

enS

atz

des

Dia

logs

an,

gelt

enT

heo

do

ros,

dem

erda

nkt,

daß

erih

nm

itT

heai

teto

s,ge

wiß

,gl

eich

zeit

igab

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chm

itde

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rem

den

bek

ann

tg

emac

ht

hatt

e(,

‚am

akai

tes

tou

xeno

u“).

Und

die

Fra

ge,d

ieder

Fre

md

ean

sie

rich

ten

wir

d,u

mdi

ese

gro

ße

Deb

atte

(dib

az)

zuer

öffn

en,

die

auch

ein

gro

ßer

Kam

pf

(com

bat)

sein

wir

d,w

ird

kein

ege

ring

ere

als

die

Fra

gede

sP

olit

iker

sse

in,

die

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gena

chde

mM

ensc

hen

(hom

rne)

als

eine

mp

oli

tisc

hen

Wes

en.

Meh

rno

ch:

die

Fra

gede

sP

olit

iker

s(h

omm

epol

itiqu

e)na

chder

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gede

sS

ophi

sten

.D

enn

der

Dia

log

Der

Polit

ik.e

r(P

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kos)

wür

dein

der

Zei

tu

nd

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ik,

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Chro

no-L

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vo

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nsW

erk

un

dD

isk

urs

nach

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Soph

iste

n(S

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stes

)kom

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.N

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aber

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prog

rarn

mat

isch

eF

rage

des

.Fre

mde

nim

Polit

iker

—na

chder

Fra

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chde

mS

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—eb

ende

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olit

iket

Der

Xen

ossa

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„Als

ona

chd

emS

ophis

ten

ist

esn

un

notw

endi

g,w

iem

irsc

hein

t,da

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ird

enS

taat

sman

n(d

enP

olit

iker

,to

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lili

kon

andr

a)unte

rsuch

en(d

iaet

ein)

.U

nd

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mir

,o

bw

irih

nau

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sei

nen

Ku

nd

igen

(tdn

epis

tom

enön

)se

tzen

woU

en,

od

erw

ie?“

7.Ja

,an

two

rtet

Sok

rate

sd

erJü

ng

ere,

der

ander

eS

ok

rate

s.D

erF

rem

de

schl

ießt

dara

us,

daß

esn

un

zun

äch

stge

lte,

die

Er

kenn

tnis

seei

nzut

eile

n,„w

iew

ires

tate

n,da

wir

den

erst

enb

etra

chte

ten

“,da

shei

ßt

den

Sop

hist

en.

Bis

wei

len

istS

okra

tes

selb

stder

Fre

mde

,S

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tes,

der

Stö

rend

e,d

erM

ann

der

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geund

der

Iron

ie(d

ash

eiß

tder

Fra

ge,

den

nda

sis

teb

enfa

lls

eine

der

Bed

eutu

ng

ende

sW

orte

s„I

roni

e“),

der

Man

nde

rm

aieu

tisc

hen

Fra

ge.

Sok

rate

sse

lbst

träg

tdi

eZ

üge

1819

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des

Fre

md

en,

erre

prä

sen

tier

t,er

stel

ltden

Fre

mden

dar,

erip

ielt

den

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md

en,

der

ernic

ht

ist.

Er

gib

tih

nin

sbes

onder

ein

einer

für

uns

äuß

erst

inte

res

san

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Sze

ne,

die

Hen

riJo

lyzu

Beg

inn

sein

essc

nen

,p

ost

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hie

nen

enB

uche

sL

a,Q

uest

ion

des

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nger

sin

Eri

nn

eru

ng

ruft

,d

esse

nL

ektü

reic

hIh

nen

empfo

hle

nhatt

e.

8In

derA

polq

gie

desS

okra

tes

(17

d)w

end

etsi

chdi

eser

glei

chzu

Beg

inn

anse

ine

athen

isch

enM

itb

ürg

eru

nd

Ric

hter

.E

rst

reit

etab

,ei

neA

rtS

op

his

to

der

ge

schic

kte

rS

chw

adro

neu

rzu

sein

.E

rkündig

tan

,da

ßer

imG

egen

satz

zud

enL

üg

ner

n,

die

ihn

ankl

agen

,zw

arge

wiß

das

Rec

hte

und

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resa

gen

wer

de, d

och

oh

ne

rhet

ori

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Ele

gan

z,ohne

Gef

älli

gkei

tin

der

Spr

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.E

rer

klä

rt,

daß

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der

Gen

chts

rede

kein

eA

hn

ung

hab

e,daß

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ru

nd

der

Tri

büne

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buna

le„f

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d“

geg

enüber

steh

e:E

rver

mag

dies

eS

prac

hede

sG

eric

hts

saal

sn

ich

tzu

spre

chen

,di

ese

Rh

eto

rik

des

Rec

hts,

der

Ank

lage

,der

Ver

teid

igun

gund

des

Plä

doye

rs;

ihm

fehl

tdi

eT

echn

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eris

tw

ieei

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der

.(U

nte

rd

ener

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enP

roble

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, die

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hie

rbeh

and

eln

,bef

indet

sich

das

des

Fre

mden

od

erA

uslä

nder

s,de

r,unges

chic

kt i

mG

ebra

uch

der

Spra

che,

stet

sG

efah

rlä

uft,

vor

dem

Rec

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des

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des,

das

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aufn

imm

t oder

ver

trei

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gan

zo

hn

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erte

idi

gu

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daz

ust

ehen

;dem

Fre

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ist

zual

lere

rst

die

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che

des

Rec

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frem

d,

ind

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eP

flic

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zur

Gas

tfre

undsc

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t,da

sR

echt

auf

Asy

l,se

ine

Gre

nze

n,se

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Norm

en,

sein

eP

oliz

eius

w.

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uli

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sind

.E

rm

die

Gas

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undsc

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ein

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he

erbit

ten,

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per

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init

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nic

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die

sein

eis

t,in

derj

enig

en, d

ieih

mder

Hau

sher

rau

ferl

egt,

der

Gast

geb

er,

der

Kön

ig,

der

Her

r,di

eM

acht

,di

eN

atio

n,

der

Sta

at, d

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usw

.Die

ser

zwin

gtih

nzu

ber

setz

ung

inse

ine

eige

neS

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nd

das

ist

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erst

eG

ewai

ttat

.H

ier

beg

inn

tdi

eF

rage

(nac

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Gast

freu

nd

sch

aft

Sol

len

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vo

mF

rem

den

,bev

or

un

d

dam

itw

irih

nbe

i uns

aufn

ehm

enk

ön

nen

,ver

lang

en,

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zuver

steh

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unse

reS

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hezu

spre

chen

,in

alle

nB

edeu

tungen

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esA

usd

ruck

s,in

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sein

enm

ög

lich

enE

xte

nsi

onen

?W

enn

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mit

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em, w

asdi

esim

pli

zier

t—

unse

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hesp

räch

e,w

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ber

eits

alle

ste

ilte

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asm

itei

ner

Spr

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gete

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d,w

äre

der

Fre

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och

ein

Fre

mder

,u

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tem

anau

fih

nb

ezo

gen

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syl

od

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astf

reu

nd

sch

aft

spre

chen

?D

asis

tda

sP

ara

dox,

das

sich

noch

klar

erab

zeic

hnen

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Was

also

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Sok

rate

sin

dem

Mom

ent,

daer

ver

ges

sen

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esnic

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—se

inL

eben

aufs

Spi

else

tzt

und

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esS

piel

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dv

erli

eren

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d?W

assa

gter

,

indem

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sder

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md

ep

räse

nti

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zum

ein

en

als

ober

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md

erw

äre

(lurc

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ikti

on

),zu

glei

chab

erau

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rei

ner,

der

durc

hse

ine

Spr

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wir

k

lich

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Fre

mden

wir

d(e

ine

Bed

ingu

ng,d

ieer

selb

stbe

i all

em,w

aser

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,durc

hei

nege

schi

ckte

Bes

trei

tun

gde

sG

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hts

inA

nsp

ruch

neh

men

wir

d),

ein

Fre

mder

,der

inei

ner

Spr

ache

ange

klag

t ist

,vo

nder

ersa

gt,

daß

ersi

en

ich

tsp

rich

t,ei

nA

ngek

lagt

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der

aufg

efo

rder

tw

urd

e,si

chin

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Spr

ache

des

Ande

ren

zure

chtf

erti

gen

,vor

dem

Rec

htu

nd

den

Ric

h

2021

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tern

der

Sta

dt?

Er

wen

det

sich

also

anse

ine

Mit

rge

r,an

die

athe

nisc

hen

Ric

hter

,di

eer

bald

„Ric

hter

“,ba

ld„A

then

er“

nenn

t.Si

esp

rech

enal

s(w

ie)

Ric

hter

,di

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ürge

r,di

eim

Nam

enih

rer

rger

sch

aftsp

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en.

Sok

rate

skeh

rtdi

eS

itua

tion

um:

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bit

tet

sie,

ihn

wie

eine

nF

rem

den

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del

n,

dem

geg

enüber

bes

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mte

cksi

chtn

ahm

enan

geb

rach

tsi

nd,

als

eine

nF

rem

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aufg

rund

sein

esA

lter

su

nd

auf

gru

nd

sein

erS

prac

he,

der

einz

igen

Spr

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,di

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oh

nt

sei;

esis

tent

wed

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ede

rP

hilo

soph

ieod

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eA

llta

gssp

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eV

olks

spra

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(im

Geg

ensa

tzzu

rge

lehr

ten

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der

Ric

hter

oder

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Sop

hist

ik,

der

Rh

etori

ku

nd

der

juri

stis

chen

Spi

tzfi

ndig

keit

):

Kei

nesw

egs,

son

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nga

nzsc

hlic

htw

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tih

rm

ich

rede

nh

öre

nin

unge

wäh

lten

Wor

ten.

Den

nic

hgl

aube

,w

asic

hsa

ge,

ist

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cht,

und

niem

and

un

ter

euch

erw

arte

noch

sons

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was

.A

uch

wür

dees

sich

jasc

hlec

htzi

emen

, ihr

Män

ner,

inso

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mA

lter

glei

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nem

Knab

en,

der

Red

enau

sarb

eite

t,vor

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hinz

utre

ten.

Inde

sb

itt

ich

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dar

um

auch

noch

rech

tse

hr,

ihr

Ath

ener

,u

nd

bedi

nge

esm

irau

s,w

enn

ihr

mic

hhört

mit

ähnl

iche

nR

eden

mei

neV

erte

idig

ung

führ

en,

wie

ich

gew

ohnt

bin

auch

auf

dem

Mar

ktzu

rede

nbe

ide

nW

echs

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isch

en,w

ovi

ele

un

ter

euch

mic

hgeh

ört

habe

n,und

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rwär

ts,

daß

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nich

t ver

wun

dert

noch

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Get

ümm

eler

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desh

alb.

Den

nso

verh

ält

sich

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Sac

he.J

etzt

zum

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enm

altr

ete

ich

vorG

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daic

hsi

ebzi

gJa

hre

alt

bin;

ganz

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ntli

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sobi

nic

hei

nvö

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dlin

gin

der

hier

übli

chen

Art

zure

den

[ein

völl

iger

Fre

mdl

ing,

das

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alec

bnds

oun

xeno

sec

bole

sen

tbad

ele

xeos

:at

ecbn

ös,m

itO

meg

a,b

edeu

tet

„ein

fach

,abs

olut

,völ

lig“

, un

dso

hat

man

zure

cht

über

setz

t„e

invö

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dli

ng“;

do

chda

sh

eiß

td

esh

alb

„ein

fach

,ab

solu

t,vö

llig

“,w

eil

eszu

näch

st„ein

1fa

ch,u

ngek

ünst

elt,

ohne

tecb

n‘

bede

utet

, seh

rna

hede

mak

cbno

s,

mit

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mo

mik

ron,

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uner

fahr

en,

ohne

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nöti

gen

Dre

h,

unge

schi

ckt,

ohne

Können

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utet

:Ic

hbi

nei

nfac

hfr

emd,

schl

icht

und

einf

ach

ein

unge

schi

ckte

rF

rem

der,

ohne

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uch

tund

ohne

die

nöti

gen

Mit

tel]

.So

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nun,

wen

nic

hw

irkl

ich

ein

Fre

mde

rw

äre

[eit

don

tin

os

ey,g

kano

nön

],m

ires

nach

sehe

nw

ürde

t,da

ßic

hm

itje

nem

Akz

entu

ndin

Jene

rMu

nd

artr

edet

e,w

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erzo

gen

wor

den

[der

Akz

ent,

das

istp

boni

;di

eM

unda

rt,

der

Dia

lekt

oder

Idio

lekt

,das

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frop

on,d

ieT

rope

,di

eW

endu

ng,

das

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die

eine

mId

iom

eige

nen

Kun

stst

ücke

der

Rhe

tori

k,ku

rzum

:di

eR

edew

eise

n].“

9

Die

seP

assa

gele

hrt

uns

noch

etw

asan

dere

s.Jo

lyer

inner

tda

ran,

eben

soB

enve

nist

e,de

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hgl

eich

ziti

eren

wer

de:

InA

then

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ßd

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rem

deR

echt

e.Ih

mw

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eda

sR

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auf

Zu

gan

gzu

den

Ger

ich

ten

eing

eräu

mt,

daS

okra

tes

eine

Hy

po

thes

eda

raus

niac

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Wen

nic

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erim

Ger

ich

tei

nF

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der

wär

e,so

sagt

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ann

wurd

etih

rni

chtn

ur

mei

nen

Akz

ent,

mei

neS

tim

me,

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prec

hwei

sedu

lden

,so

nd

ern

auch

die

Wen

dung

enm

einer

spo

nta

nen

,o

rig

inel

len,

idio

mat

isch

enR

heto

rik.

Es

gibt

also

inA

then

ein

Fre

mde

nrec

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inG

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echt

,ein

Rec

htau

fG

ast

freu

nd

sch

aft

für

die

inA

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Fre

mde

n.W

orin

be

steh

tn

un

die

Sub

tili

tät

der

Sok

rati

sche

nR

heto

rik,

des

Plä

doye

rsde

sA

then

ers

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rate

s?Si

ebes

teht

dari

n,si

chzu

bes

chw

eren

,nic

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einm

alw

ieei

nF

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der

beh

and

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zuw

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n:W

äre

ich

ein

Fre

md

r,w

ürd

etih

rm

itgrö

ßer

erT

oler

anz

akze

ptie

ren,

daß

ich

nich

tso

spre

che

wie

ihr,

daß

ich

üb

erm

ein

eige

nes

Idio

mve

rfüg

e,üb

erm

eine

eige

neR

edew

eise

,di

eso

wen

igfa

chm

änni

sch-

tech

nisc

h,so

wen

igju

rist

isch

ist,

son

der

nvo

lkst

ümli

cher

und

phil

oso

phi

2223

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scher

zugl

eich

.D

aßder

Fre

mde,

der

xeno

s,nic

htein

fach

der

abso

lut

An

der

eis

t,d

erB

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r,der

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lut

ausg

esch

loss

ene

und

het

erogen

eW

ilde

,da

ran

eri

nn

ert

auch

Ben

ven

iste

inse

inem

Art

ikel

,al

ser

,nac

hgen

erel

len

Bem

erk

un

gen

zubo

stis

und

des

sen

para

do

xer

Fil

iati

on—

wo

rüb

erw

irber

eits

inden

vor—

angeg

ang

enen

Sit

zungen

ausf

ührl

ich

ges

pro

chen

hab

en—

‚au

fdi

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echis

chen

Inst

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onen

zusp

rech

enkom

mt.

Der

Log

ikje

nes

Arg

um

ents

ents

pre

chen

d,

das

wir

letz

tes

Mal

imH

inbli

ckau

fdi

eR

ezi

pro

zitä

tun

dG

leic

hh

eit

des

„geg

en“

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is

fen)

, bet

on

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enve

nist

e,da

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iegl

eich

eE

inri

chtu

ng[.

..]in

der

gri

ech

isch

enW

elt

un

ter

einem

and

eren

Nam

en[e

xist

iert

e]:

xeno

sve

rwei

stau

fgl

eich

arti

geB

ezie

hu

ngen

zwis

chen

Men

sch

en,

die

du

rch

ein

enP

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ebu

nden

sind

,d

erm

itprä

zise

n,

sich

auch

auf

die

Nac

hfa

hre

ner

stre

cken

den

Ver

pfl

ichtu

ngen

ein

herg

eht“

10.

Die

ser

letz

teP

unkt i

st, w

iew

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ldse

hen

wer

den

,ei

nk

riti

sch

erP

un

kt.

Es

gilt

näm

lich

zuw

isse

n,ob

die

ser

Pak

t,ob

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Gas

tfre

undsc

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tsver

trag

, der

and

enF

rem

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bin

det

und

der

umge

kehr

t auc

hden

Fre

mden

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,über

das

Indiv

iduum

hin

aus

lri

gkei

that

un

dsi

chso

auf

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Fam

ilie

,di

eG

en

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tion,

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Gen

ealo

gie

erst

reck

t.E

sgeh

thie

rnic

ht

obw

ohl

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Din

ge

nah

bei

ein

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egen

—u

mda

skl

assi

sche

Pro

ble

mde

sR

echts

auf

Sta

atsa

ngeh

öri

gke

it(n

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na1i

te)

oder

Sta

atsb

ürg

ersc

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t(c

itojie

nnet

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sei

nem

Rec

ht

qua

Geb

urt—

das

hie

ran

den

Bo

den

und

dort

anda

sB

lut

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den

ist.

Es

geh

tnic

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nur

um

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Ver

bin

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vo

nG

ebu

rtu

nd

Nat

ional

itä

t;es

geh

tn

ich

tnur

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um

,je

man

dem

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Sta

ats

bürg

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tan

zubie

ten,

der

sie

zuvor

no

chnic

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besa

ß,so

nd

ern

um

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Rec

ht,

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dem

Fre

md

enal

sso

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m,

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frem

dgeb

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,zu

er

kan

nt

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d,so

wie

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Sei

nen,

sein

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amil

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sei

nen

Nac

hfa

hre

n.

Was

uns

dies

es,

sich

üb

erm

ehr

als

eine

Gen

erat

ion

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ende,

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iliä

reoder

gene

alog

isch

eR

echt

zuden

ken

gibt

, ist

imG

runde

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e,da

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sich

hie

rbei

nic

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um

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Au

swei

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gde

sR

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so

der

des

„Pak

ts“

han

del

t(u

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Beg

riff

Ben

veni

stes

zug

ebra

uch

en,

der

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Rez

ipro

zitä

tde

sE

ngage

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:der

Fre

mde

hat

nic

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nu

rei

nR

echt

,er

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um

gek

ehrt

auch

Pfl

ichte

n,

wora

ner

imm

erd

ann

erin

ner

tw

ird,

wen

nm

anih

mv

orw

erfe

nw

ill,

daß

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chsc

hle

cht

ben

ehm

e);

esh

and

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sich

hie

ru

mke

ine

einf

ache

Ausw

eitu

ng

eine

sin

di

vidu

elle

nR

echt

s,ujn

die

Ausw

eitu

ng

eine

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erst

erL

inie

dem

Indiv

iduum

gew

ährt

enR

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sau

fdi

eF

am

ilie

un

dau

fw

eite

reG

ener

atio

nen

.N

ein,

das

alle

ssp

iege

ltdi

eT

atsa

che

wie

der

un

dgib

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szu

bed

en

ken,

daß

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Rec

ht

auf

Gas

tfre

un

dsc

haf

tv

on

An

fang

anei

nH

aus,

ein

Ges

chle

cht,

eine

Fam

ilie

,ein

enF

amil

ienver

ban

doder

eine

ethnis

che

Gru

ppe

ver

pfl

ichte

t,di

eei

nen

Fam

ilie

nver

ban

do

der

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eth

nis

che

Gru

pp

eau

fneh

men

.E

ben

wei

lsi

eei

nem

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nem

Bra

uch,

einem

etho

s,ei

ner

Si#I

icbk

eit*

II

einges

chri

eben

ist,

setz

tdi

eob

jekt

ive

Mor

alit

ät,v

on

2425

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der

wir

letz

tes

Mal

spra

chen

,den

sozi

alen

und

fam

ili

ären

Sta

tus

der

Ver

trag

spar

tner

vora

us,

die

gli

chke

itfü

rsi

e,be

iih

rem

Nam

enger

ufe

nzu

wer

den

,ei

nen

Nam

enzu

hab

en,

Rec

hts

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kte

zuse

in,

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auf

ihre

Per

sonal

ien

über

prü

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erden

nn

en,

die

etw

aszu

ger

echnet

bek

om

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kön

nen

,di

evera

nt

wort

lich

sind

,di

eüber

eine

ben

ennbar

eId

enti

tät,

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nE

igen

nam

enve

rfüg

en.

Ein

Eig

ennam

eis

tnie

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sre

inin

divi

duel

l.W

enn

wir

uns

eine

nA

ugen

blic

kbe

i die

serb

ezei

chnen

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fhal

ten

wol

len,

som

üßte

nw

irei

nmal

meh

rei

nP

arad

ox

oder

ein

enW

ider

spru

chfe

stst

elle

n:D

iese

sR

echt

auf

Gas

tfre

undsc

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t,da

sei

nem

Fre

mden

„im

Kre

ise

sein

erF

amil

ie“,

ein

emdurc

hse

inen

Fam

ilie

nnam

enre

prä

senti

erte

nund

ge

schütz

ten

Fre

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angeb

ote

nw

ird,

ist

das,

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die

Gas

tfre

un

dsc

haf

toder

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undli

che

Bez

ieh

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gzu

mF

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erm

ögli

cht,

sie

aber

glei

chze

itig

auch

beg

renzt

und

unte

rsag

t.D

enn

esis

tkl

ar,

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ter

dies

enU

mst

änden

einem

anonym

enA

nköm

mli

ng

oder

jem

and

em,

der

wed

erei

nen

Nam

ennoch

eine

nF

amil

ienn

amen

, wed

erei

neF

amil

ienoch

einen

sozi

alen

Sta

tus

hat,

kein

eG

astf

reu

nd

sch

aft

gew

ährt

und

ihn

nic

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wie

einen

Fre

md

en,

son

der

nw

ieir

gen

dei

nen

Bar

bar

enb

ehan

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t.W

irhab

enes

ber

eits

anged

eute

t:der

Un

ters

chie

d,

einer

der

subti

len

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dbi

swei

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kau

mw

ahrn

ehm

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enU

nte

rsch

iede

zwis

chen

dem

Fre

mden

und

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lutA

nde

ren

bes

teh

tda

rin,

daß

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tere

rw

eder

ein

enN

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no

chei

nen

Fam

ilie

nnam

enh

aben

kann

;di

eab

solu

te

un

dunbed

ingte

Gas

tfre

undsc

haf

t,di

eic

hih

mg

ew

ähre

nm

öch

te,

setz

tei

nen

Bru

chm

itder

Gast

freu

nd

sch

afti

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ngig

enS

inne

,der

bedi

ngte

nG

ast

freu

ndsc

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t,dem

Rec

htau

fG

astf

reu

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sch

afto

der

dem

Gas

tfre

un

dsc

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tsp

akt

vora

us.

Dam

itst

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nw

irei

nmal

meh

rei

neir

red

uzi

ble

Per

ver

tier

bar

kei

tfe

st.

Das

Ges

etz

der

Gas

tfre

undsc

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t,da

sfo

rmal

eG

eset

z,da

sda

sal

lgem

eine

Ko

nze

pt

der

Gas

tfre

un

dsc

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regi

ert,

ersc

hei

nta

lsei

npa

rado

xes,

per

ver

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bar

eso

der

per

ver

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endes

Ges

etz.

Es

sch

ein

tnäm

lich

zubes

tim

men

,da

ßdi

eab

solu

teG

astf

reu

nd

sch

aft

mit

dem

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etz

der

Gas

tfre

undsc

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tal

sR

ech

toder

Pfl

icht,

mit

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tfre

undsc

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ts„P

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,b

rech

enm

uß.

Mit

ander

enW

orte

n:D

ieab

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teG

astf

reundsc

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ter

ford

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daß

ich

mei

nZ

uhau

se(c

he-m

oz)

öff

ne

un

dnic

ht

nur

dem

Fre

mden

(der

üb

erei

nen

Fam

ilie

nn

amen

,den

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alen

Sta

tus

eine

sF

rem

den

usw

.ve

rfüg

t),

son

der

nau

chd

emunbek

annte

n,

anonym

enab

solu

tA

nd

eren

(ein

e)S

tatt

gebe

(don

nelie

u),d

aßic

hih

nkom

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e,ih

nan

ko

mm

enund

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(heu

),den

ich

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anbi

ete,

Sta

tth

aben

(avo

irhe

u)la

sse,

ohne

von

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eine

Geg

ense

itig

kei

tzu

ver

lan

gen

(den

Ein

trit

tin

ein

enP

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od

erih

nnac

hse

inem

Nam

enzu

fra

gen.

Das

Ges

etz

der

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lute

nG

astf

reundsc

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tg

ebie

tet,

mit

der

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tlic

hg

ereg

elte

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astf

reu

nd

scha

ft,

mit

dem

Ges

etz

od

erder

Ger

echti

gkei

tal

sR

ech

t,zu

bre

chen

.D

iew

ahre

Gas

tfre

un

dsc

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tl?

rich

tmit

der

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tlic

hge

rege

lten

Gas

tfre

undsc

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t;n

ich

tda

ßsi

esi

ever

dam

men

od

ersi

chih

rw

ider

set

2627

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zen

würd

e—

sie

kan

nsi

eim

Geg

ente

ilzu

imm

er

wei

tere

nF

ort

schri

tten

führe

n—

‚doch

sie

ist

ihrge

gen

über

ineb

enso

selt

sam

erW

eise

het

erogen

,w

iedi

eG

erec

hti

gkei

tdem

Rec

ht

geg

enüber

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ist,

dem

sie

den

noch

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eund

mit

dem

sie

inW

ahrh

eit

unlö

slic

hver

bunden

ist.

Nun

ist

aber

der

Fre

mde,

der

xeno

s,von

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Sok

rate

ssa

gt,

„daß

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zum

indes

tse

inen

Akze

nt u

nd

sein

eM

undar

t[s

ein

Idio

mJ

resp

ekti

ert u

nd

tole

rier

t“,

oder

von

dem

Ben

ven

iste

sagt

,daß

erin

einen

Pak

t

eintr

itt,

die

ser

Fre

mde,

der

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kosm

opoli

tisc

hen

Tra

dit

ion,

die

inK

ant

und

jenem

Tex

t,den

wir

imm

erw

ieder

gel

esen

haben

12,

ihre

nst

ärkst

enA

us

dru

ckfa

nd,

ein

Rec

htau

fG

astf

reundsc

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tbe

sitz

t,nun

ist

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ser

Fre

mde

also

jem

and,

den

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,um

ihn

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pfa

ngen

,zu

näc

hst

einm

alnac

hse

inem

Nam

enfr

agt;

man

ford

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ihn

auf,

sein

eId

enti

tät

anzu

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enund

zugar

anti

eren

,w

iebe

iei

nem

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gen

vor

Ger

icht.

Er

ist

jem

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man

eine

Fra

gest

ellt

und

anden

man

eine

Anfr

age

rich

tet,

die

erst

e,di

em

inim

ale

Anfr

age,

die

dala

utet

:„W

iehei

ßt

du?“

oder

meh

rnoch

:„I

ndem

du

mir

sags

t,w

iedu

heiß

t,in

dem

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auf

dies

eA

nfra

gean

twort

est,

über

nim

mst

du

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Ver

antw

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ung

für

dich

,bis

tdu

vor

dem

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etz

und

dei

nen

Gas

tgeb

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ver

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lich

,bis

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ein

Rec

hts

subje

kt.

“D

asis

tnun

—zu

min

des

tin

einer

ihre

rB

edeu

tun

gen

—di

eF

rage

des

Fre

mden

als

Fra

geder

Fra

ge.

Bes

teht

die

Gas

tfre

undsc

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tdan

n,

den

Anköm

mli

ngzu

bef

ragen

?B

egin

nt

sie

mit

der

Fra

ge,

die

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Kom

men

den

ger

ichte

tw

ird

(was

als

sehr

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schl

ich

und

bisw

eile

nli

ebev

olle

rsch

eint

,vora

us

ges

etzt

,da

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Gas

tfre

undsc

haf

tm

itL

iebe

zuver

bin

den

gilt

—ei

nR

ätse

l,da

sw

irim

Mom

ent

noch

zurü

ckbeh

alte

n):

Wie

hei

ßt

du?

Sag

mir

dei

nen

Na

men

,w

ieso

llic

hdi

chnen

nen

,ic

h,der

ich

dich

rufe

,

der

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bei

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nem

Nam

enru

fen

möch

te?

Wie

wer

deic

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chnen

nen

?E

ben

die

seF

rage

stel

ltm

an,

ganz

zärt

lich

,ge

lege

ntli

chau

chK

inder

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Ge

lieb

ten.

Oder

beg

innt

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Gas

tfre

undsc

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tda

mit

,

daß

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empfä

ngt,

ohne

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agen

,in

eine

rdop

pel

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Str

eich

ung,

der

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eich

ung

der

Fra

geun

dde

s

Nam

ens.

Ist

esger

echte

rund

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evol

ler,

zufr

agen

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nic

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agen

?B

eim

Nam

enzu

rufe

noder

ohne

Nam

enzu

rufe

n?

Ein

enber

eits

geg

eben

en

Nam

enzu

geb

enoder

zuer

fahre

n?

Gew

ährt

man

die

Gas

tfre

undsc

haf

tein

emS

ubje

kt?

Ein

emid

entif

Ei

zier

bar

enS

ubje

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Ein

eman

han

dse

ines

Nam

ens

iden

tifi

zier

bar

enS

ubje

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Ein

emR

echts

subje

kt?

Oder

wir

ddi

eG

astf

reundsc

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tdem

Ander

en<g

e

wäh

rt,

ihm

gesc

henk

t,bev

or

ersi

chid

enti

fizi

ert,

ja

noch

ehe

erei

nS

ubje

kt,

ein

Rec

hts

subje

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und

ein

bei

sein

emF

amil

iennam

enzu

rufe

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Sub

jekt

usw

.

ist

(als

ein

solc

hes

ges

etzt

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vora

usg

eset

ztw

ird)

?

Die

Fra

ge(n

ach)

der

Gas

tfre

undsc

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tis

tal

so

auch

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Fra

ge(n

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der

Fra

ge;

glei

chze

itig

aber

auch

die

Fra

genac

hdem

Sub

jekt

und

dem

Nam

en

als

eine

rH

ypoth

ese

der

Gen

erat

ion.

Es

ist

kein

esw

egs

zufä

llig

,da

ßB

enve

nist

ebe

ise

i

ner

Def

init

ion

des

xeno

sdi

exe

nia

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Ausg

angsp

unkt

wäh

lte.

Er

schre

ibt

den

xeno

sin

den

Rah

men

der

xeni

aei

n,da

shei

ßt

inde

nP

akt,

den

Ver

trag

oder

2829

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das

koll

ekti

veB

ündnis

,di

eso

bez

eich

net

wurd

en.

13

ImG

run

de

gen

om

men

gib

tes

kei

nen

xeno

s,k

ein

enF

rem

den

vor

oder

außer

hal

bd

erxe

nia,

dem

Pak

toder

Tau

sch

mit

einer

Gru

pp

e,g

enau

erge

sagt

ein

erbes

tim

mte

nL

inie

bzw

ein

emG

esch

lech

t.H

ero

do

tb

eric

hte

t,daß

Pol

ykra

tes

mit

Am

asis

eine

xeni

a(e

inen

Pak

t)ab

ges

chlo

ssen

hab

eu

nd

sie

einan

der

Ge

sche

nke

über

san

dte

n:

xeni

enyn

efbe

kato

(das

Ver

bfü

rP

akt:

sie

hab

enei

nexe

nia

abges

chlo

ssen

,w

ieei

nen

Pak

t)pe

mpt

in&

rakai

deko

men

osal

lapa

r‘ek

eino

u‘4,

in-

dem

sie

Gab

ensa

ndte

nund

empfi

ngen

,w

echse

lse

itig

,der

eine

vom

and

eren

.B

eiei

ner

erneu

ten

Lek

türe

Ben

ven

iste

sw

ürd

enw

irnoch

wei

tere

Bei

spie

ledie

ser

Art

find

en.

Um

dies

esE

xer

go

n,

dies

eL

ektü

ren

un

dB

emer

ku

ng

enim

Sin

neei

nes

Mott

os

(exe

tgue

),ab

zusc

hli

eßen

,w

olle

nw

iruns

noch

ein

mal

einen

So

kra

tisc

hen

Gem

ein

pia

tzin

Eri

nner

ung

rufe

n.

Sok

rate

snim

mt

auch

ander

nort

sdi

ese

Po

siti

on

des

Fre

mden

ein,

un

dzw

arger

ade

inei

ner

selt

sam

enF

rage-

Sze

ne,

einer

Sze

ne,

ind

erda

sF

rage

-A

ntw

ort

-Ver

häl

tnis

um

gek

ehrt

wir

d,w

enn

ich

sosa

gen

darf

.W

eit

dav

on

entf

ernt,

selb

stF

ragen

zust

elle

noder

sich

auf

das

Ges

etz

oder

das

Bürg

erre

cht

zub

erufe

n,

wer

den

anih

nF

rag

enger

ichte

t,w

ird

ervon

den

Ges

etze

nzu

rR

ede

gest

ellt

.D

iese

wen

den

sich

anih

n, u

mih

mF

rag

enzu

stel

len,

alle

rdi

ngs

Sch

einfr

agen

,si

mul

iert

eF

ragen

,„r

het

ori

sch

eF

ragen

“.F

angfr

agen

.E

rk

ann

nur

antw

ort

en,

was

die

per

son

ifiz

iert

enG

eset

zevon

ihm

als

An

two

rtw

olle

nu

nd

erw

arte

n.

Es

han

del

tsi

chum

die

be

rüh

mte

Pro

sop

ieoder

Per

soni

fika

tion

der

Ges

etze

imK

riz‘o

n,di

eSi

esi

chse

lbst

gen

auer

anse

he&

soll

ten,

wäh

rend

ich

hier

nur

ihre

nA

nsa

tzp

un

kt

kurz

vo

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ugen

führ

enm

öcht

e.S

okra

tes

gibt

ern

eut,

die

sth

alnac

hse

iner

Ver

urt

eilu

ng

zum

Tod

e,vo

r,si

chw

ieei

nF

rem

der

zuve

rhal

ten,

der

ber

eiti

st,d

ieS

tadt

uner

lau

bt

zuve

rlas

sen,

Ath

enzu

verl

asse

nu

nd

da

du

rch

den

Ges

etze

nd

erS

tadt

zutr

otz

en.

Die

sew

enden

sich

also

anih

n,u

mih

mje

neli

stig

en,

jene

un

mögli

chen

Fra

gen

zust

elle

n.Z

uB

egin

nde

sb

etre

ffen

den

Absc

hnit

tsb

etre

ten

die

Ges

etze

,oi

Nom

oi,

die

Büh

ne.

Ein

Auft

ritt

,der

vo

nS

okra

tes

inS

zene

ges

etzt

wir

d,v

om

Sok

rate

sP

lato

ns,

der

auf

dies

eW

eise

durc

hda

sA

ntl

itz

der

Ges

etze

,durc

hdi

eS

tim

me

ihre

rP

erso

nifi

kati

onh

indurc

hsp

rich

t.P

erso

nif

ikat

ion,d

asb

edeu

tetA

ntli

tz,

Mas

ke,

un

dzu

alle

rers

tdi

eS

tim

me,

die

durc

hdi

ese

Mas

kehin

durc

hsp

rich

t,ei

nepe

rson

a,ei

neS

tim

me

ohne

Bli

ck(g

leic

han

schli

eßen

dw

erden

wir

esm

itdem

Port

rät

eine

sB

lin

den

un

dder

Sti

mm

dipu

s‘zu

tun

hab

en,

des

Fre

mden

,der

sich

,al

ser

auf

An

tig

one

ges

tütz

tin

Ko

lon

os

ankom

mt,

anF

rem

dew

ende

t):

Sokr

ate.

rE

rwäg

ees

den

nso

.W

enn,

ind

emw

irv

on

hier

dav

on

laufe

nw

ollt

en,

od

erw

iem

andi

esso

nst

nen

nen

soll

,di

eG

eset

zekäm

enund

das

Gem

einw

esen

der

Sta

dtund,

uns

inden

Weg

tret

end

,fr

agte

n:S

age

mir

,S

okra

tes,

was

has

td

uim

Sin

nezu

tun?

Ist

esni

cht

so,

daß

du

du

rch

dies

eT

at,

wel

che

du

un

ter

nim

mst

,un

sden

Ges

etze

nund

also

dem

gan

zen

Sta

atden

Un

terg

ang

zuber

eite

nged

enkst

,so

viel

andi

ris

t?O

der

nk

tes

dich

mög

lich

,daß

jene

rS

taat

noch

bes

tehe

un

dnic

hti

ngä

nzli

che

Zer

rütt

ung

gera

te,i

nw

elch

emdi

eab

geta

nen

Rec

htss

ache

nke

ine

3031

Page 13: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

Kra

fthab

en,

son

der

nv

on

Ein

zelp

erso

nen

können

ungült

ig

gem

acht u

nd

um

ges

toßen

wer

den?

Den

nn

och

gar

viel

esk

ön

nte

eine

r,und

zum

alei

nR

edn

er,

vorb

ringen

zum

Bes

ten

dies

es

gef

ährd

eten

Ges

etze

s,w

elch

esbef

iehlt

,daß

die

ges

chli

chte

ten

Rec

hts

sach

enso

llen

gült

igble

iben

.O

der

soll

enw

irzu

ihn

en

sage

n:di

eS

tad

that

uns

jau

nre

cht

get

anu

nd

die

Kla

genic

ht

rech

tg

eric

hte

t?D

ies,

oder

was

soll

enw

irsa

gen?

Kri

to,r

.D

ies

bei

mZ

eus.

Sokr

ates

-W

ien

un

,w

enn

die

Ges

etze

sagt

en:0

Sok

rate

s,w

ar

den

nau

chda

sunse

rA

bkom

men

,oder

vie

lmeh

r,dic

hda

bei

zu

ber

uhig

en,w

iedi

eS

tadt

die

Rec

hts

sach

ensc

hlic

htet

?W

enn

wir

uns

nun

üb

erih

reR

ede

wu

nd

erte

n,w

ürd

ensi

evi

elle

icht

sage

n:

Wunder

ed

ich

nic

ht,

Sokra

tes,

über

das

Ges

agte

,so

nder

nan

t

wo

rte,

dad

uja

gew

ohnt b

ist,

inF

rag

enund

Antw

ort

enzu

rede

n.

Den

nsp

rich

,w

elch

eB

esch

wer

den

has

tdu

geg

enuns

un

ddi

e

Sta

dt,

daß

du

such

st, u

ns

zugru

nde

zuri

chte

n?

Sin

dw

ires

nic

ht

zuer

st,

die

dic

hzu

rW

elt

geb

rach

thab

en,

und

du

rch

wel

che

dei

nV

ater

dei

ne

Mutt

erbek

om

men

und

dic

hg

ezeu

gt

hat?

Er

klär

eal

so,

tad

elst

du

etw

asan

den

enu

nte

ru

ns

Ges

etze

n,

die

sich

auf

die

Ehe

bez

ieh

en,

was

nic

ht

gu

twär

e?N

ichts

tadl

eic

h,

rde

ich

dan

nsa

gen.

Ab

eran

den

Ges

etze

nüber

des

Geb

ote

nen

Aufe

rzie

hu

ng

un

dU

nte

rric

ht,

nac

hden

enau

chdu

bis

tu

n

terr

ichte

tw

ord

en?

Ist

eset

wa

nic

ht

gut,

was

die

unte

run

s,di

e

hie

rüber

ges

etzt

sind

,geb

iete

n,

indem

sie

dei

nem

Vat

eraufe

r

legt

en, d

ich

ind

enG

eist

esübungen

un

dL

eibes

künst

enzu

unte

r

richte

n?“

5 Sok

rate

ser

sche

int

also

als

ein

Fre

md

eram

Ran

deA

then

s.E

rpla

nt

weg

zuge

hen,

soba

lder

ver

urt

eilt

sein

wir

d,v

erzi

chte

tab

erdan

nda

rauf

,di

eS

tadt

zuve

rlas

sen,

als

sich

die

Ges

etze

anih

nw

end

en,

um

ihn

zube

frag

en,

um

ihm

inW

ahrh

eit

Sch

einf

rage

nzu

stel

len.

Mit

dies

erF

igur

des

Fre

md

enkönnte

nw

irdi

eF

igur

des

Ödip

us,

des

Au

ßer

hal

b-d

es-

Ges

etze

s-S

tehen

den

16

(ano

mon

),ve

rgle

iche

n,ei

nmal

um

eine

Ana

logi

ehe

rzus

tell

en,g

leic

hzei

tig

aber

auch

,um

die

beid

enzu

unte

rsch

eide

n,w

enn

nich

tein

ande

rge

genü

berz

uste

llen

.W

irtr

effe

dip

us

aber

nich

tw

ieS

okra

tes

imM

om

ent

der

Abr

eise

an,

inde

mM

omen

t,da

ersi

chvo

nder

Sta

dttr

ennt,

daer

sie

verl

äßt

oder

sie

zuve

rlas

sen

vorg

ibt,

son

der

nin

dem

Mo

men

t,da

erK

olo

no

sbe

trit

t.W

irw

erde

nge

wiß

nöch

ausf

ührl

ich

auf

dies

eG

esch

ich

teei

ngeh

en;

do

chst

ets

inei

nem

Ex

erg

on

imS

inne

eine

sM

ott

os

(exe

rgue

),u

nd

um

die

Din

ge

indi

eS

chw

ebe

zuver

setz

en;

hier

nun

zwei

Mom

ente

,in

den

enÖ

dipu

s,d

erF

rem

de,

der

xeno

s,di

eB

ewoh

ner

des

Lan

des

als

Fre

md

ean

spri

cht.

Der

Fre

mde

spri

cht z

uF

rem

den,

erb

ezei

chnet

sie

so.

Der

erst

eM

om

ent

ist

die

An

nft

des

Anköm

mli

ngs

Ödip

us.

Ein

Fre

mder

schi

ckt

sich

an,

sich

anei

nen

Fre

md

enzu

wen

den.

Ohne

zuw

isse

n.O

hne

Wis

sen,

ohne

Wis

sen

um

den

Ort

un

dde

nN

amen

des

Ort

s:ohne

zuw

isse

n,w

oer

ist,

wohin

erge

ht.

Zw

isch

ende

mP

rofa

nen

und

dem

Hei

lige

n,dem

Men

schli

chen

und

dem

Göt

tlic

hen.

Ist

das

nic

ht

imm

erdi

eS

itua

tion

des

abso

lute

nA

nköm

mli

ngs?

Fra

ge/

Bit

te(d

eman

de)

des

Fre

mden

ande

nF

rem

den

/in

der

Fre

mde

:

Ödips

a-.D

uK

ind

des

bli

nden

alte

nM

anns

,A

nti

gone,

/in

wel

cher

Geg

end

sinl

wir

,wel

cher

Män

ner

Sta

dt?

/W

ernim

mt

amheu

t‘gen

Tag

den

Wan

dre

dipu

s,/

den

um

get

rieb

nen

,au

fm

itkä

rgli

chem

Ges

chen

k?

/[.

..]D

och

Kin

d, w

enn

eine

nR

ast

plat

zdu

erbli

ckst

/an

ungew

eihte

mo

der

gott

gew

eihte

mO

rt,/

geb

iet

mir

Hal

tu

nd

laß

mic

hru

hn,

daß

wir

erfa

hrn

,/

wo

wir

den

nsi

nd;a

lsF

rem

de

müss

enw

ir/

die

rger

frag

enu

nd

vo

llzi

ehn,

was

wir

geh

ört

/[.

..]

So

setz

mic

hhi

nund

schü

tze

mic

h,den

bli

nden

Man

n!/

[...]

3233

Page 14: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

Ant

igon

eS

oll

ich

nun

geh

enund

frag

en,w

ied

erO

rthie

rhe

ißt?

Ödi

pus

Ja,

Kin

d,

sofe

rner

üb

erh

aup

tB

ewohner

hat.

Ant

zgom

‘E

ris

tbew

ohnt,

doch

hin

zugeh

entu

tn

ich

tn

ot;

/d

enn

nah

uns

bei

den

seh

ich

ein

enM

ann./

[...]E

ris

tsc

ho

nda

,und

was

dir

angeb

rach

t/

zusa

gen

sche

int,

spri

ches

nur

aus:

der

Man

nis

thi

er.

Ödi

pui

Nun,

Fre

mder

,da

von

ihr

ich

re,

die

für

mic

h/

un

dfü

rsi

chse

lber

sieh

t,d

aßgra

de

rech

tdu

kom

mst

,/

als

Späh

eruns

zukla

ren,

was

uns

du

nk

elis

t—

Frem

der.

Bev

or

du

wei

ter

frag

stv

on

dies

emS

itz

geh

weg

,/

den

nw

od

uw

eils

t,is

th

inzu

tret

enfr

evel

haft

dlpu

.5W

asis

tda

sfü

rei

nO

rt?

Und

wel

chem

Gott

gew

eiht

?F

rem

der

Ber

üh

rbar

nic

ht,

bew

ohnbar

nich

t:di

eG

ött

innen

,/

die

gra

use

n,

wohnen

da,

der

Nac

ht

und

Erd

eT

öch

ter.

17

Es

sind

die

„Eum

enid

en“,

„die

alle

sse

hen

[...j,

rde

hie

rda

sV

olk

sie

nen

nen

“.Ö

dip

us

wir

dnic

ht

zöger

n,

andi

e„R

ast“

zuer

inn

ern,

die

Ph

oib

os

all

sein

enÜ

bel

nve

rspr

ach:

andem

Tag

,da

er„e

inle

tzte

sL

and“

erre

iche

,w

ürd

eih

m„S

chut

zu

nd

gast

freu

ndli

cher

Aufe

nth

alt“

bei

den

hoch

ehrw

ürd

igen

ttin

nen

gew

ährt

wer

den

.D

iese

rfr

emd

eG

ast

stel

ltsi

chal

sei

nG

esp

enst

vor.

Er

bit

tet

uniE

rbar

men

für

„die

sear

me

Spu

kges

tak

dess

en,

den

man

Öd

ipu

sn

enn

t“.

Un

dal

sih

nder

Ch

or

als

ein

en„I

rrgän

ger

“bez

eich

net

,d

er„n

icht

heim

isch

“is

t,fl

eht

Ödip

us,

ihn

,w

enn

erau

chei

nG

espen

stse

i,nic

ht

für

eine

n„G

eset

zlose

n“

(ano

mon

)zu

halt

en.

15

Der

zwei

teM

om

ent,

den

wir

imS

inne

eine

sM

ott

os

ausw

ähle

nw

olle

n,w

äre

der

Mom

entd

esC

hors

.Nun

spre

chen

nic

ht

meh

rdi

eG

eset

ze,

wie

indem

Fal

l,al

sdi

ese

sich

anS

okra

tes

wen

den.

Es

ist

viel

meh

r

der

Cho

r,de

dip

us

ansp

rich

t.E

rw

endet

sich

anden

Fre

md

en,

der

ein

schr

eckl

iche

sG

ehei

mnis

mit

sich

träg

t.W

aser

wei

ß,d

roh

tih

nau

ßer

hal

bde

sG

eset

zes

zust

elle

n,ja

stel

ltih

nv

on

vo

rnh

erei

nau

ßer

hal

bde

sG

eset

zes:

Inze

stund

Vat

erm

ord

des

Cd

ipu

s,di

ew

ohlb

ekan

nte

Sze

ne,

die

wir

no

chein

thal

unte

rei

nem

ander

enB

lick

win

kel

lese

nso

llte

n.W

elch

em?

Was

ist

ein

Win

kel,

hier

,w

oes

sich

nic

ht

meh

rn

ur

um

ein

Dre

ieck

hand

elt?

Der

Win

kel,

unte

rde

mm

andi

eser

kenn

t,ei

nese

ltsa

me

Ans

chul

digu

ng,

eine

Geg

enbe

schu

ldig

ung,

ein

Plä

doye

r?U

msi

chzu

rech

tfer

tigen

,um

gew

isse

rmaß

enzu

pläd

iere

n,kl

agt

Ödip

us

an,

erkl

agt

an,

ohne

jem

ande

nzu

be

schu

ldig

en,

erkl

agt

eher

etw

asal

sje

man

den

an.

Er

pra

ngen

die

Fig

urei

ner

Sta

dtan

,T

heb

en.

Theb

enis

tsc

huld

.T

heb

entr

ägt,

oh

ne

sich

dess

enb

ewu

ßt

zuse

in,

die

Ver

antw

ort

ung

für

das

Ver

brec

hen

ohne

eszu

wis

sen,

das

unbew

ußte

Th

eben

,da

sU

nbew

ußte

als

Sta

dt(l‘

inco

nsci

enz‘

-citi

),da

sU

nb

ewu

ßte

imH

erze

nd

erS

tadt

,der

poli

s,da

spo

liti

sch

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der

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ach

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sso

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der

Ges

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losi

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schu

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sU

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zeih

lich

eve

rzei

hen?

Was

aber

soll

man

son

stve

rzei

hen?

3435

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Das

Ges

etz

der

Sta

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ihn,

ohne

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len

un

dohne

eszu

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sen,

zum

Ver

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hen,

zum

Inze

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nd

zum

Vat

erm

ord

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nG

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zlo

sen

,de

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hal

b-d

es-G

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zes

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en,h

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tim

Gru

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wo

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nd

man

über

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tei

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dass

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Wor

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der

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nd

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nn

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ner

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bder

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ein

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no

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ist

zwis

chen

den

bei

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eutu

ngen

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xeno

s,den

noch

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ng

gen

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elen

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ner

Gas

tfre

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nd

ein

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amen

als

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gen

ich

t/

blo

ß,

was

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scham

los

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Cbo

rW

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mer

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/w

iew

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h,o

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en./

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Odi

puf.

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mst

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fm

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der

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esau

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wid

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ille

n,/

die

tter

seie

nm

eine

Zeu

gen

:/

Nic

hts

vo

nd

emw

arse

lber

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ählt

./

[...]

Die

Sta

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hebe

n]se

lbst

,und

oh

ne

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sen,

ban

dm

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hei

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isch

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er

bin

du

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imN

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enE

he.

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rH

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wie

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dir

das

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eum

det

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t

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Mu

tter

gefü

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Ödi

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mir

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od

ist‘

s,di

eszu

ren

,/

oF

rem

der!

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sezw

ei,v

on

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—/

[...1

Kin

der,

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fach

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nst

ern

—/

[...]

En

t

spro

ssen

gem

einsa

mer

Mu

tter

Sch

oß.

Cbo

rN

achkom

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sind

sie

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also

,u

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Ödi

pza

Ihre

sV

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sS

chw

este

rnau

ch./

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Cho

r.B

egin

gst

—Ö

dipu

s:N

ich

tsbeg

ing

ich.

/[..

.JIc

hem

pfi

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mei

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sG

esch

enk

,w

asni

emal

sic

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eid

gep

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er/

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mei

ne

Hil

feh

ätte

vo

nih

rer

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ten

soll

en.

Cbo

rU

nsel

iger

,w

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gst

du?

Ver

üb

test

du

nic

ht

Ödi

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asnoch

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du

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sen?

Cho

r.D

enM

ord

and

ein

emV

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?/

[...]

Du

ersc

hlug

st.

Ödi

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Ich

ersc

hlug

.D

och

mei

neT

at—

/[..

.]F

indet

Entl

astu

ng

imR

echt

./

[..‘

]Ic

hw

ußte

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als

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töte

te,

mord

ete.

/U

nsch

uldi

gin

den

Aug

ende

sG

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zes;

ahnu

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osbi

nic

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ankom

mt,

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itle

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mB

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den.

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hat

nic

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ssen

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cher

,wie

ersa

gt,

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Exi

l,al

sF

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der

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„in

der

Fre

mde

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inL

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iert

hatt

e.D

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rWort

wec

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so,

wie

der

folg

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wur

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lang

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Sin

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wol

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wir

nun

no

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nmal

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nv

orn

ebe

ginn

en.

Ob

wo

hl

erm

itde

mB

egri

ff

3637

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isal

sG

ast

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nd

(ein

eA

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ber

die

wir

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ausf

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eits

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ührl

ich

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edac

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hab

en)

eng

un

dau

chfa

mil

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ver

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ist,

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bis

her

noch

nic

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den

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enB

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sF

rem

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Was

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d“?

Wer

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wer

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md

ekom

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“?W

irhab

enb

isher

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dar

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ewie

sen,

daß

das

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‚fre

md/F

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der

‘—

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ber

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be

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nsi

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ein

gäng

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zu

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iben

soll

en,

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tose

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wie

esm

eist

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t,w

enn

der

Ko

nte

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hts

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die

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‚von

dem

Ber

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der

vom

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soder

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Eth

ik,

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Woh

nen

od

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Au

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tal

set

hos,

von

der

Si#l

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.eif

‘,d

erobje

kti

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Mo

rali

tät

um

schri

eben

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d,n

amen

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hin

den

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und

der

Rec

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ph

iloso

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Heg

els

bes

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mte

nIn

stan

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:d

erFa

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e,d

erbü

tger

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nG

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lsch

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nd

dem

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der

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aben

dies

eG

ren

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ber

eits

ausf

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rlic

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tet

un

du

nte

rsu

cht

un

duns

auch

eine

Rei

hev

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der

Inte

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enve

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als

auch

dies

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lbst

bet

reff

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sbes

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tein

isch

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Fre

mde

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der

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Gas

to

der

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Fei

nd

empfa

ngen

wir

d.

Gas

tfre

undsc

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t(b

ospi

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e‘),

Fei

ndsc

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t(h

osti

liti

),G

astf

eindsc

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t(b

ostip

italit

e).

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erw

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uns

die

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seb

enso

wer

tvol

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ble

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isch

ersc

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nen

,w

irw

olle

nhie

rab

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ehr

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auf

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ckkom

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.H

eute

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len

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dav

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ausg

ehen

ddir

ektau

fden

Wer

tdes

Frem

den

zusp

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enkom

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,di

esm

alvor

dem

Hin

terg

rund

der

„gri

ech

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enW

elt“

(der

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inhei

tlic

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Iden

titä

tw

irvo

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einm

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etze

n),

wobei

wir

uns

aber

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den

—d

enn

die

Sac

heis

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einf

ach

—‚

inei

nem

vie

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hen

Kom

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un

dG

ehen

gli

chst

häuf

igh

inu

nd

her

zusc

hw

enk

enzw

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enden

Fra

gen,

die

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amE

nde

dies

esJa

hrt

ause

nd

sbed

rängen

,und

der

Tra

dit

ion

, aus

der

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Beg

riff

e,di

eL

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sow

iedi

eg

run

dle

gen

den

un

dsc

hei

nbar

nat

ürl

ichen

un

dunan

tast

bar

enA

xio

me

empfa

ngen

.H

äufi

gzw

ingt

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der

tech

nisc

h-po

liti

sch-

wis

sens

chaf

tlic

he

Wan

del

,d

iese

vo

rgeb

lich

nat

ürl

ichen

Evid

enze

no

der

unan

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enA

xiom

ezu

dek

onst

ruie

ren

—di

eer

inW

ahrh

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von

selb

stdek

onst

ruie

rt.

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lv

on

der

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ähnte

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tein

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der

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schen

Tra

dit

ion

ausg

ehen

d.

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letz

ten

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itE

-mai

l un

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schi

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blem

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der

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ende

sW

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itder

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icklu

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nE

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einher

geh

en,

das

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rdi

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näc

hst

einm

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reif

en,

die

die

Str

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rde

sso

gen

ann

ten

öff

entl

ichen

Rau

ms

von

3839

Page 17: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

Gru

nd

auf

ver

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.W

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selb

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Die

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nac

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chen

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tionen

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den

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gzu

ein

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oru

mver

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n,i

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reb

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nk

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ler

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mit

einan

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Zen

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den

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die

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chk

eit

ein

erst

rikte

nF

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ng

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len

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raus

:zw

isch

endem

Fam

ili

i.ren

und

dem

Nic

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i1ir

en,

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Fre

mden

und

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Nic

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md

en,

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Bürg

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nd

dem

Nic

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Bür

ger,

zual

lere

rstab

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Pri

vate

nu

nd

dem

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en,d

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nd

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en

tli

chen

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Po

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w)

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bei

nes

Lan

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zwis

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den

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das

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ich

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für

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nd

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men

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ngen

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rief

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Pri

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pen

twed

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elik

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der

stel

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Maß

nah

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dar,

die

einz

igu

nd

alle

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s

Sta

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ubt

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erR

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eine

sS

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mii

ß,der

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Auft

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hat

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eIn

teg

ritä

tde

sT

err

ito

rium

s,di

eS

ou

ver

änit

ät,

Sic

herh

eit

un

dV

erte

idi

gu

ng

der

Nat

ion

zug

ewäh

rlei

sten

.W

asab

erg

e

schie

ht,

wen

nei

nS

taat

inte

rven

iert

,um

pri

vat

eK

om

mu

nik

atio

nen

nic

ht

nu

rzu

über

wac

hen

,so

n

der

nzu

ver

bie

ten,

unte

rd

emV

orw

and,

sie

seie

np

orn

og

rap

his

ch,

was

bis

auf

wei

tere

sw

eder

die

öf

fent

lich

eS

iche

rhei

tno

chdi

eIn

teg

ritä

tde

sS

taat

sge

biet

sg

efäh

rdet

hat?

Ich

neh

me

einm

al,

oh

ne

üb

erau

srei

chen

dIn

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atio

nen

zuv

erfü

gen

,an,

daß

das

Arg

um

ent,

mit

dem

man

dies

est

aatl

iche

Inte

rven

tion

zure

chtf

erti

gen

ver

such

t,in

der

Beh

auptu

ng

bes

teh

t,da

ßder

Rau

mde

sIn

tern

eteb

enn

ich

tpri

vat,

1 *

4041

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sonder

nöf

fent

lich

sei,

daß

aber

vor

alle

mse

ine

öf

fent

lich

e(n

atio

nale

wie

inte

rnat

iona

le)

Zugän

gli

chke

it,

sow

ohl

hins

icht

lich

der

Nu

tzun

gal

sau

chd

erR

esso

urce

n,di

ede

rte

lephonis

chen

od

erte

lern

ati

sche

n„P

orn

o“-

Net

zebe

iw

eite

müb

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eigt

.U

nd

innoch

stär

kere

mM

aße

üb

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eig

tsi

eet

wa

die

Le

sers

chaf

tde

Sad

esoder

der

Ges

etze

der

Ga4

freu

nd-

scha

ftu

nd

and

erer

verg

leic

hbar

erW

erke

,die

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Zah

lih

rer

Les

ersp

onta

nei

nsch

ränk

en,

ind

emsi

esi

chdu

rch

die

„Kom

pet

enz“

,die

sie

erfo

rder

n,gl

eich

sam

selb

stze

nsie

ren.

Was

jede

nfal

lsau

fd

emS

piel

steh

tu

nd

glei

chze

itig

„ges

tört

“und

def

orm

iert

wir

d,is

tei

nmal

meh

rdi

eG

renzz

iehung

zwis

chen

dem

Öf

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lich

enu

nd

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Nic

ht-

Öff

entl

ich

en,

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chen

dem

öff

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ich

enoder

poli

tisc

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Rau

mu

nd

dem

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vidu

elle

noder

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iliä

ren

Zuh

ause

.D

ieG

renze

bef

ind

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chin

eine

rju

ridi

sch-

poli

tisc

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Tu

rbu

lenz,

auf

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eei

ner

Dest

ruktu

rieru

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Res

truk

turi

erun

g,u

nte

rH

erau

sford

eru

ng

des

best

ehen

den

Rec

hts

und

der

etab

lier

ten

Norm

en.

Doch

vo

ndem

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ent

an,

daei

neöf

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eA

utor

ität

,ei

nS

taat

,die

seoder

jene

Sta

atsm

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,si

chda

sR

echt

gibt

oder

zuge

bill

igt

bek

om

mt,

Aus

taus

che

zukon

trol

lier

en,

zuü

ber

wac

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und

zuve

rbie

ten,

die

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Tau

schpar

tner

selb

stfü

rpr

ivat

halt

en,

die

aber

der

Sta

atab

fan

gen

kann

,da

dies

epr

ivat

enA

usta

usch

ed

enöff

entl

ich

enR

aum

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hquer

enund

dort

ver

fügb

arw

erde

n,von

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ent

ankom

mt

eszu

eine

rU

mw

älzu

ngsä

mtl

iche

rE

lem

ente

der

Gast

freu

ndsc

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. Mei

nZ

uhau

se(c

be-m

oi)

war

zwar

auch

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hde

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ugan

gm

eine

sT

elef

onan

schl

usse

skon

stit

uier

t(d

ank

dem

ich

mei

neZ

eit,

mei

nW

ort,

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neF

reun

dsch

aft,

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neL

iebe

,mei

neH

ilfe

sche

nken

kann

,w

emic

hw

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dank

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ich

also

wen

auch

imm

eric

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illei

nlad

enka

nn,b

eim

ir,c

he

moi

,ein

zu

tret

en,

zun

ach

stin

mei

nO

hr,

wan

nim

mer

ich

will

,

zuje

glic

her

Tag

es-

un

dN

achtz

eit,

ob

der

ande

re

nun

mei

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achbar

vom

glei

chen

Sto

ck,

ein

Mit

r

ger

od

erir

gend

ein

Fre

und

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erU

nb

ekan

nte

rv

om

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enE

nde

der

Wel

tis

t).

Wen

nn

un

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mei

n

imP

rinz

ipun

verl

etzl

iche

s„Z

uh

ause

“au

chund

imm

erw

esen

tlic

her,

inne

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her

durc

hm

eine

nT

elef

on

ansc

hlu

ßkonst

ituie

rtw

ird

,so

wie

du

rch

mei

ne

E-m

ail,

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nF

ax,m

eine

nIn

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etzu

gang

,dan

nw

ird

die

Inte

rven

tion

des

Sta

ates

zuei

ner

Ver

letz

ung

des

Unv

erle

tzli

chen

,ge

rade

do

rt,

wo

die

unve

rlet

zlic

heIm

munit

ätdi

eB

edin

gu

ng

der

Gas

tfre

un

dsc

haf

tbl

eibt

.D

ieso

bes

chri

eben

enM

ögli

chke

iten

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kei

nes

weg

sab

stra

kte

roder

un

wah

rsch

ein

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eral

sda

s

Abhöre

nv

on

Tel

efon

en.T

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one

wer

den

nich

tnu

rvon

der

Pol

izei

oder

den

Sic

her

hei

tsorg

anen

des

Sta

ates

abg

ehö

rtV

orei

nige

nW

oche

nla

sic

hin

eine

rZ

eitu

ng

eine

Mel

dung

,da

ßei

nebes

tim

mte

Art

vo

nG

erät

enin

Deu

tsch

lan

dau

fd

emfr

eien

Mar

ktkäu

f

lich

sei

(an

die

2000

0da

von

war

enbe

reit

sve

rkau

ft,

als

die

deut

sche

Just

izbe

gann

,si

chbeu

nru

hig

tzu

zeig

en).

Die

seG

erät

eer

laub

enes

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blic

h,si

chin

eine

mre

lati

vgro

ßen

Um

krei

s(i

nei

nem

Rad

ius

vo

n

500

Met

ern,

glau

beic

h)in

jede

sT

elef

onge

sprä

ch

4243

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nic

ht

nur

einzu

schal

ten,

son

der

nes

auch

au

fzu

zeic

hnen

, was

pri

vat

emS

pio

nie

ren

un

dd

erE

rpre

ssu

ngu

ng

eahnte

Mögli

chkei

ten

eröff

net

.A

lldi

ese

tech

nis

chen

und

wis

sensc

haf

tlic

hen

Mög

lich

keit

enb

edro

hen

die

Inn

erli

chk

eit

des

Zuh

au

ses

(,‚m

anfü

hlt

sich

nic

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meh

rw

iezu

Hau

se!,

onn‘

estp

/.usch

eso

i!“)

,in

Wir

klic

hkei

tso

gar

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Inte

gri

tät

des

Sel

bst

(soi

),d

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elb

sth

eit

(ps6

iti)

.D

iese

Mög

lich

keit

enw

erden

als

Bed

rohungen

empfu

nd

en,

die

auf

dem

dem

Eig

enen

eigen

enT

erri

tori

um

sow

ieau

fdem

Rec

ht

auf

Pri

vat

eig

entu

mla

sten

.Si

est

ehen

ganz

off

enk

un

dig

amU

rspru

ng

all

jener

Rea

kti

onen

und

Res

senti

men

ts,

die

auf

irgen

dw

elch

eS

äub

eru

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enau

ssi

nd.

Übe

rall

dort

,w

oda

s„Z

uh

ause

“(c

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os)

verl

etzt

wir

d,w

oje

denf

alls

eine

Ver

letz

ung

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solc

heem

pfu

nden

wir

d,is

tei

nepr

ivat

isie

rend

e,fa

mil

iali

sti

sche

,ja

—w

enn

wir

den

Kre

isnoch

wei

ter

ausd

ehn

en—

eth

noze

ntn

sch

eu

nd

nati

onal

isti

sche

,u

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so

mit

virt

uell

frem

den

fein

dli

che

Rea

kti

on

vo

rau

szu

sehe

n:D

iese

rich

tet

sich

aber

nic

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egen

den

Fre

md

enal

sso

lchen

,so

nder

npar

adoxer

wei

segeg

endi

ean

on

ym

e(d

erS

pra

che

oder

Rel

igio

nw

ieau

chd

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amil

ieoder

Nat

ion

frem

de)

tech

nis

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Mac

ht,

die

mit

dem

„Zuhau

se“

die

trad

itio

nel

len

Bed

ingungen

der

Gas

tfre

un

dsc

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tbed

roht.

Die

Per

ver

sion,

die

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ver

tier

bar

kei

tdie

ser

Ges

etzm

äßig

kei

t(d

ieau

chei

nG

eset

zder

Gas

tfre

undsc

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tis

t)bes

teht

dari

n,da

ßm

anvi

rtue

llfr

emde

nfei

ndJj

chw

erden

kan

n, u

mdi

eei

gene

Gas

tfre

undsc

haf

t,da

sei

gene

Zuhau

se,

das

die

eig

ene

Gas

tfre

undsc

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ter

mögli

cht,

zu

shütz

en

od

eres

zum

indes

tvorz

ugeb

en.

(Den

ken

Sie

auch

andi

eX

eno

tran

spla

nta

tio

n,

vo

nder

wir

letz

tes

Mal

spra

chen

)Ich

wil

lbei

mir

zuH

ause

Her

rse

inQ

pse,

potis

,pot

ens,

Hau

sher

r,w

irh

aben

das

alle

ssc

ho

ng

eseh

en),

um

empfa

ngen

zukönnen

,wen

ich

möc

hte.

Ich

begi

nne

für

eine

nuner

wünsc

hte

nF

rem

den

un

dvi

rtue

llfü

rei

nen

Fei

ndzu

halt

en, w

erau

chim

mer

inm

ein

„Zu

hau

se“

eindri

ngt

un

din

mei

neS

lbst

hei

t,m

ein

Gas

tfre

un

dsc

haf

tsv

erm

ög

en,m

ei

neS

ouver

änit

ätal

sG

astg

eber

eing

reif

t.D

iese

rA

nd

ere

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dzu

ein

emfe

ind

lich

enS

ubje

kt,

des

sen

Gei

sel

ich

zuw

erden

dro

he.

Ein

para

doxe

su

nd

per

ver

tier

endes

Ges

etz:

Esbe

ruhtau

fei

ner

stän

dig

enK

om

pli

zensc

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t zw

isch

end

ertr

adit

ione

llen

Gas

tfre

undsc

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t,der

Gas

tfre

und

schaf

tim

üb

lich

enS

inne

,u

nd

der

Mac

ht.

Die

seK

om

pli

zensc

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tb

etri

fft

auch

die

Mac

ht

inih

rer

End

lich

keit

,da

shei

ßt

die

No

twen

dig

kei

tfü

rden

Gas

tgeb

er,

also

den

Em

pfa

ng

end

en,

die

Ein

gel

ade

nen

,se

ine

Bes

uch

ero

der

Gäs

te,

all

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ener

Asy

l,B

esuch

s-oder

Gas

trec

ht

zug

ewäh

ren

be

schl

ießt

, zu

wäh

len,

ausz

uwäh

len,

zufi

lter

n,zu

sele

kti

eren

.K

ein

eG

astf

reu

nd

sch

aft

imkl

assi

sche

nS

inne

oh

ne

Souver

änit

ätde

sS

elbs

tüber

das

Bei

-sic

h-Z

uhau

se;

daes

aber

auch

kein

eG

astf

reu

nd

sch

aft

oh

ne

End

lich

keit

gibt

,kan

ndi

eS

ouve

ram

tnurda

durc

hau

sgeü

bt

wer

den

,da

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anfi

lter

t,w

ählt

,al

soau

ssch

ließ

tu

nd

Gew

alt

ausü

bt.

Die

Un

ger

ech

tig

keit

, ein

ebes

tim

mte

Ung

erec

htig

keit

, ja

ein

bes

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mte

rE

idbru

chb

egin

nt

auge

nbli

ckli

ch,b

erei

tsau

fder

441

45

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Sch

wel

lede

sR

echt

sau

fG

astf

reu

ndsc

haf

t.D

iese

Ko

mp

lize

nsc

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tzw

isch

ende

rG

ewak

*d

erM

acht

od

erde

sG

eset

zes

auf

der

einen

und

der

Gast

freu

ndsc

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auf

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ren

Sei

tesc

hein

t,u

nd

zwar

inab

solu

tra

dika

ler

Wei

se,

auf

der

Ein

schre

ibung

der

Gas

tfre

undsc

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tin

ein

Rec

htzu

ber

uh

en,

auf

jene

rE

insc

hre

ibung

also

,über

die

wir

inde

nvor

her

geh

enden

Sit

zung

enbe

reit

sau

sfüh

rlic

hg

esp

roch

enha

ben.

Da

dies

esR

echt

—se

i es

nun

priv

atoder

fani

iliä

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ernur

über

die

Ver

mit

tlun

gei

nes

öff

ent

lich

enoder

staa

tlic

hen

Rec

hts

ausg

eübt

od

erg

aran

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tw

erd

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nn,

wir

ddi

eP

erv

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on

von

innen

hera

usen

tfes

selt

.D

enn

der

Sta

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nndi

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riv

atsp

häre

,di

eD

om

äne

des

Pri

vate

n(d

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esh

and

elt

sich

sehr

woh

luni e

ine

Dom

äne)

,nur

dadu

rch

gar

anti

eren

oder

zug

aran

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env

org

eben

,daß

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ekon

trof

fier

tund

dazu

neig

t,in

sie

einz

udri

ngen

,um

sich

ihre

rzu

vers

iche

rn.

Nat

ürl

ich

kann

ervo

rgeb

en,d

aßer

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du

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eben

dies

eK

on

tro

lle

—di

eal

sne

gati

vund

repr

essi

ver

sche

inen

mag

—,s

chüt

zt,d

aßer

eben

dad

urc

hK

om

munik

atio

ner

mög

lich

t,fü

rm

ehrIn

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atio

nu

nd

Tra

nsp

aren

zso

rgt.

Die

ses

sch

mer

zli

che

Par

adox

hän

gt

dam

itzu

sam

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,da

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eD

em

ok

rati

sier

ung

der

Info

rmat

ion

eine

rsei

tsund

der

poli

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iche

Ber

eich

ande

rers

eits

koex

tens

ivsi

nd:

die

Krä

fte

der

Pol

izei

und

der

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itis

ieru

ngw

eite

nih

ren

Ber

eich

indem

Maß

eau

s,w

iede

mok

rati

sche

Kom

munik

atio

n,

Dur

chlä

ssig

keit

und

Tra

nspa

renz

Rau

mgre

ifen

un

dih

reei

gene

Phän

om

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ität

er

wei

tern

,da

sh

eiß

tver

meh

rtzu

tage

tret

en.

Pol

izei

un

dP

olit

iker

bit

ten

eben

falls

den

Seg

ende

rS

icht

un

dde

sT

ages

(Lic

hts)

.S

elbs

tdi

eso

gena

nnte

„Geh

eim

“-poli

zei

un

d„G

ehei

m“-

poli

tik,

eine

be

stim

mte

Pol

izei

und

eine

bes

tim

mte

Pol

itik

,die

sich

mei

sten

s,u

nd

mit

gu

ten

Grü

nden

,fü

rdi

ega

nze

Pol

izei

un

ddi

ega

nze

Pol

itik

halt

en.

Das

war

scho

nim

mer

so,d

och

heut

eer

wei

tert

sich

der

Ber

eich

un

ddi

eM

acht

der

als

priv

atbe

zeic

hnet

enS

ozia

litä

tdur

chdi

ebe

schl

euni

gte

En

tfal

tun

gb

esti

mm

ter

Tec

hnik

ensc

hnel

ler

als

jezu

vor,

wei

tüb

erda

sT

erri

tori

um

od

erde

nve

r-u

nd

du

rch

meß

bar

enR

aum

hina

us,

inde

msi

eüb

rige

nsni

emal

sge

halt

enw

erde

nko

nnte

.H

eute

also

,dan

kT

elef

on,F

ax,E

-mai

lun

dIn

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et,i

stdi

ese

priv

ate

Soz

iali

tätb

estr

ebt,

ihre

Ante

nnen

mit

Lic

ht

gesc

hwin

digk

eitü

ber

das

nati

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staa

tlic

heT

erri

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umhi

naus

ausz

ustr

ecke

n.N

un

unte

rnim

mt

der

klas

sisc

heS

taat

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der

die

Ko

op

erat

ion

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her

Sta

aten

—‚der

mit

eine

mS

chla

gvi

elkl

eine

ru

nd

viel

schw

äche

ris

tal

sdi

eso

woh

lsu

b-al

sau

chsu

pra

staa

tlic

hen

nich

t-st

aatl

iche

npr

ivat

enM

ächt

e,g

ewal

tige

Anst

rengungen

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nzuh

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un

dzu

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wac

hen,

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chra

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zuha

lten

un

dsi

chanzu

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en,w

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chih

mm

itH

öchs

tges

chw

indi

gkei

ten

tzi

eht.

Das

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swei

len

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eine

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mge

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des

Rec

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neu

erG

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zest

exte

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erau

chin

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neu

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ilic

her

Bes

treb

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,di

esi

chden

neu

enK

om

mu

nik

atio

ns-

und

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mäc

hte

n,

das

hei

ßt

also

auch

neu

enR

äum

ender

Gas

tfre

un

dsc

haf

t,an

zupa

ssen

vers

uche

n.

4647

Page 21: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

Das

Abhöre

nvon

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ble

ibt

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un

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ierb

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itje

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wei

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sich

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hei

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Yor

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n,

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ne

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ihre

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nzu

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nen

.M

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dan

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sich

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die

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wir

ruhig

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laß

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ikde

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ltni

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chen

Par

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tfre

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sche

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chen

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tu

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tes

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muß

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tfre

undsc

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t,de

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asan

geb

ote

ne

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lkom

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ein

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rikte

nu

nd

linz

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ris

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ion

unte

rwer

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icht

jede

rA

nköm

mli

ng

wir

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sG

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emp

fan

gen

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mB

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iel

kein

Rec

htau

fG

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sch

aft

od

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sw.

geni

eßt.

Ohne

dies

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echt

kan

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mir

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„Bei

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hZ

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ause

“de

sG

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eber

s,nur

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Par

asit

,al

sm

ißb

räu

chli

cher

,il

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tim

er,

hei

mli

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Gas

tE

ingan

gfi

nden

,der

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itre

chnen

mu

ß,v

ertr

ieb

enoder

fest

gen

om

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zuw

erd

en.

Do

chdi

ege

genw

ärti

geT

echnik

entw

iddung

stru

ktu

rier

tden

Rau

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der

Wei

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erad

eda

s,w

asei

nen

kontr

oll

iert

enu

nd

gen

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eben

enR

aum

des

Eig

entu

ms

konst

ituie

rt,

dies

enfü

rE

ind.

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ling

eöff

net

.A

uch

das

ist

nic

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völl

igN

eues

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mden

Rau

mei

nes

bew

oh

nb

aren

Hau

ses

un

dei

nes

Zu

hau

ses

zusc

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fen,

bra

uch

tes

auch

eine

Öff

nung,

eine

rund

Fen

ster

,m

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dem

Fre

md

enei

nen

Du

rch

gan

gan

bie

ten

.E

sgib

tke

inH

aus

od

erIn

nen

ohne

Tür

od

erF

enst

er.

Die

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dede

s„B

ei-s

ich“

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-soz

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gas

tfre

undli

chse

in,

um

pse

,u

mse

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bei

sich

zuse

in(s

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bne

che

soi)

,ei

nB

ei-s

ich

-Zu

hau

se,

das

ind

erB

ezie

hu

ng

des

4849

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Sel

bst

zusi

chse

lbst

bew

ohnbar

ist.

Was

aber

schon

imm

erau

fdi

ese

Wei

sest

ruktu

rier

twar

,ver

vie

lfac

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heu

te—

inab

solu

tuner

hört

emM

aße

und

abso

lut

uner

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erW

eise

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wohl

das

Zuhau

se,

als

auch

die

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gli

chkei

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eses

Zuhau

ses.

Dah

erdi

eti

ef-

geh

end

eH

om

og

enit

ätzw

isch

enden

Dis

posi

tiven

des

pri

vat

en,

hei

mli

chen

,n

ich

t-st

aatl

ichen

Net

zes

und

den

ende

spo

lize

ilic

hen

Net

zes

staa

tlic

herÜ

ber

wac

hung

.D

ieih

nen

gem

ein

sam

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gie

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bie

tet

jede

Undurc

hlä

ssig

kei

tzw

isch

enb

eid

enR

äu

men

un

dS

turk

turt

yp

en.

Bet

rach

ten

wir

no

chei

nmal

ein

amer

ikan

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esB

eisp

iel

Es

gibt

heu

teei

nlif

tI#n

epho

ne,d

asau

fei

nem

einzi

gen

Tel

efo

n99

ver

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den

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om

bin

atio

nen

zwei

erN

um

mer

nsp

eich

ert.

Es

ist

auf

dem

Mar

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1900

Doll

ar),

wir

d—

alle

rdin

gsil

lega

l—von

der

Ges

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chaf

tde

sber

eits

erw

ähn

ten

deu

tsch

enIn

ge

nieu

rsnam

ens

Bow

itz

ver

trie

ben

un

dv

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Dro

gen

hän

dle

rn,K

idnap

per

nus

w.v

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ende

t.N

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hat

sich

einm

alei

nB

un

des

po

lizi

stin

sN

etz

ein

ges

chm

ug

gel

tu

nd

ist

„mit

off

enen

Arm

en“

emp

fan

gen

wo

rden

,in

dem

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chal

sH

ero

ind

eale

rau

sgab

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deu

tsch

eIn

gen

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hat

teih

mso

gar

ang

ebo

ten,d

asm

itse

inem

Her

oin

ver

die

nte

Gel

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Kong

zuw

asch

en.

Der

Len

ker

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ser

Hig

hte

ch-M

asch

iner

iew

urd

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rse

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Iing

szu

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die

ind

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ektr

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chen

Bri

efkä

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vo

nb

ein

ahe

jed

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ann

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det

en,

sozu

mB

eisp

ieli

ndem

eine

sA

nge

stel

lten

vo

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T&

T, d

erse

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Com

pu

Ser

vew

ar,

und

der

nac

hdi

vers

enM

anö

ver

nei

nes

Pri

vatd

etek

tivs

,d

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Sac

hean

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trau

tha

tte,

Bow

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get

roff

en,

die

Ger

äte

ges

ehen

un

dan

schli

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Dro

gen

poli

zei

un

ddi

eam

erik

anis

chen

Geh

eim

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nst

eal

arm

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hat

te.

Der

New

Yo

rker

Ric

hte

rzo

gG

eset

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exte

her

an,

die

tele

fon

isch

eA

bhö

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nah

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zum

Abfa

ngen

vo

nE

-mai

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ot

schaf

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ubte

n.N

un

hab

ensi

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sodi

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eran

tw

ort

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enbe

iC

om

puS

erve,

die

sem

Net

zbet

reib

er,

der

selb

stnic

ht

unre

dli

chw

ar,

inden

Die

nst

der

Pol

izei

gest

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.D

erP

ress

espre

cher

vo

nC

om

pu

Ser

veer

klär

t:„D

asis

tda

ser

ste

Mal

,da

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irm

itei

ner

der

arti

gen

Sit

uati

onkonfr

onti

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war

en.

Da

essi

chu

mS

traf

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nhan

del

teu

nd

dale

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Do

ku

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tevo

rlag

en,w

ares

no

rmal

,da

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irun

sere

Die

nst

ean

geb

ote

nhab

en.“

Die

selb

eP

erso

nsa

gte

eben

falls

:„P

seudonym

eu

nd

Num

mer

nk

ön

nen

Anony

mit

ätw

ahre

n,doch

imN

otf

alli

stes

uns

imm

erm

ög

lich

,die

Koord

inat

ende

sA

bonnen

ten

aufz

ufi

nden

,d

erei

nD

elik

tbeg

angen

hat

wir

hab

enim

mer

die

Num

mer

sein

erK

redi

tkar

teu

nd

sein

eA

dres

se.“

Die

Kre

dit

kar

teu

nd

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Coden

um

mer

,da

sis

theu

teal

soder

letz

teId

enti

täts

nac

hw

eis

(car

ted‘

iden

iite)

un

dei

ned

erg

roß

enR

esso

urc

end

erP

oliz

ei.

Der

Fal

läh

nelt

,m

utat

ism

utan

dis,

ein

wen

igd

emei

nes

Bri

eftr

äger

soder

Pos

tang

este

llte

n,der

ber

eitw

äre,

eine

Sen

dung

,di

eih

mver

däc

hti

ger

schei

nt

od

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eal

sver

däc

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ghin

ges

tell

twir

d,zu

öff

nen

oder

der

Pol

izei

zuü

ber

geb

en;

od

er,

um

näh

erbei

der

Gas

tfre

un

dsc

haf

tzu

blei

ben,

der

(übr

igen

skl

assi

sche

nu

nd

gelä

ufig

en)

Sit

uat

ion

eine

sH

ote

lbes

itze

rs,

der

mit

der

Pol

izei

5051

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zusa

mm

enar

bei

tet.

(Die

—bl

oßan

alog

en,

und

nu

runte

rein

ander

anal

ogen

—P

roble

me

imF

alle

eine

sB

eich

tvat

ers

oder

eine

sP

sych

oana

lyti

kers

wol

len

wir

hier

beis

eite

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en).

Das

kan

nin

Hote

lspa

ssie

ren,

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auch

inN

achta

syle

no

der

Kra

nken

häu

sern

.D

iese

völl

ige

Po

rosi

tät,

dies

eu

nei

ng

esch

rän

kte

Zu

gäng

lich

keit

jene

rte

chn

isch

enE

inri

chtu

ng

en,

die

daz

ub

esti

mm

tsi

nd,

das

Geh

eim

nis

zuw

ahre

n,

Hei

mli

chke

itzu

chif

frie

ren,

zuge

wäh

rlei

sten

usw

,di

ese

Po

rosi

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ist

Ges

etz,

das

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etz

der

Ges

etze

:Je

meh

rm

anco

die

rt,

jem

ehr

man

chif

frie

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dest

om

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oper

ativ

eW

iede

rhol

bark

eit

erze

ug

tm

an,

die

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zusc

hütz

ende

Geh

eim

nis

zugä

ngli

chm

acht

.Ic

hka

nnei

nen

Bri

efnur

dad

urc

hve

rber

gen,

ind

emic

hm

ich

von

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tren

ne,

indem

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ihn

also

weg

gebe

,dem

And

eren

auss

etze

,ih

nar

chiv

iere

,zu

ein

emD

ok

um

ent

mac

he,

das

von

nun

anin

nerh

alb

des

Rau

ms,

indem

eshi

nter

legt

wur

de,

zugä

ngli

chis

t.D

asis

tdi

epa

rado

xeF

olge

dess

en,

was

wir

hier

als

Per

ver

tier

bar

kei

t,al

sdi

est

ets

mög

lich

eu

nd

inW

ahrh

eit

unve

rmei

dlic

he,

schi

cksa

lhaf

teP

erv

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on

der

staa

tlic

hen

Gew

alt

oder

des

Rec

hts

beze

ichn

en:

näm

lich

die

Gre

nze

zuve

rwis

chen

zwis

chen

dem

Pri

vate

nu

nd

dem

Öff

entl

iche

n,de

mG

ehei

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und

dem

Phän

om

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en,d

emZ

uhau

se(d

asG

astf

reund

scha

fter

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t)und

der

Ver

letz

ung

od

erd

erU

nm

ögli

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itde

sZ

uhau

ses.

Die

seM

asch

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iever

bie

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Gas

tfre

undsc

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t,da

sR

echt

auf

Gas

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und

scha

ft,

die

sie

do

cher

mög

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enso

llte

(im

mer

noch

gem

äßje

nem

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ersp

ruch

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rA

pori

e,di

ew

irse

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egin

ndi

eses

Sem

inar

sfo

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isie

ren)

.

Was

dies

esP

arad

oxu

nd

dies

eA

pori

eei

nes

Rec

hts

auf

un

dei

ner

Eth

ikde

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reu

nd

sch

aft

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ifft

,di

esi

chap

rio

ribes

chrä

nkt

un

dw

ider

spri

cht,

sow

olle

nw

irun

sn

och

einm

alei

nen

ander

enkl

eine

n,doch

gro

ßen

Tex

tKan

tsin

Eri

nner

ung

rufe

n,ni

cht

den

über

das

Rec

htau

f„a

llge

mei

neH

ospi

tali

tät“

,m

itdem

wir

das

Sem

inar

erö

ffn

ethatt

en

27,

son

der

nde

nüb

erei

n„v

erm

eint

esR

echt

aus

Men

sche

nlie

bezu

lüge

n“,d

enw

irun

läng

steb

enfa

lls

anal

ysi

erte

n.

28

Der

Imp

erat

ivder

Wah

rhaf

tigk

eit

wär

ed

emn

ach

abso

lut

unbe

ding

t.M

anm

üsse

stet

sdi

eW

ahrh

eit

sage

n,w

elch

eF

olge

nda

sau

chim

mer

hab

enm

ag.

Den

nw

enn

man

,u

nd

sei

esau

sde

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este

nG

rün

den

der

Wel

t,ir

gend

ein

Rec

htau

fL

üge

zuge

steh

enw

ürde

,so

würd

em

anda

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zial

eB

and

selb

st,

die

univ

erse

lle

Mög

lich

keit

eine

sS

ozia

lver

trag

soder

ein

erS

ozi

alit

ätgan

zal

lgem

ein,

gef

ährd

en.

Man

ko

nn

teze

igen

,da

ßdi

ese

Unbed

ingth

eit

noch

vor

jede

rn

orm

ativ

enV

orsc

hrif

t,v

on

der

sie

abhän

gen

wür

de(w

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ena

türl

ich

auch

tut)

,v

on

eine

rei

nfa

chen

,se

hrei

nfac

hen

Spr

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Ana

/yse

abge

leit

etis

t,ei

ner

theo

reti

schen

,konst

atie

renden

un

ddes

kri

pti

ven

Un

ters

uch

un

gder

Anr

ede

des

Ander

en,

ihre

rN

orm

ativ

ität

od

erih

rer

wes

entl

iche

nP

erfo

rmat

ivi

tät.

Da

jede

Äu

ßer

un

gei

nP

erfo

rmat

iven

thäl

t,da

sve

rspr

icht

,si

chan

den

An

der

enal

sso

lche

nzu

wen

den

(,‚i

chsp

rech

ezu

dir,

mit

dir,

un

dic

hve

rspr

eche

dir

die

Wah

rhei

t“),

daje

der

Spr

echa

ktdi

eW

ahrh

eit

ver

spri

cht

(sel

bst

dan

nu

nd

vo

ral

lem

dann

,w

enn

ich

lüge

),kan

nic

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arim

mer

lüge

n,ge

wiß

(und

wer

könn

tesc

hwör

enod

erbe

wei

sen,

daß

Kan

tsel

bst

5253

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nie

gel

og

enha

t?),

do

chw

ird

dies

schl

icht

und

ein

fach

bed

eute

n,

daß

ich

nu

nn

ich

tm

itdem

An

der

ensp

rech

e,P

unktu

m.

Dam

iter

ken

ne

ich

wed

erda

sW

esen

der

Spr

ache

(par

ole)

als

gege

bene

sW

ort

(par

ole

donn

te)

noch

die

No

twen

dig

kei

tan

,ein

sozi

ales

Ban

dzu

kn

üp

fen

.W

asab

erm

acht

nun

Kan

tdi

eser

Log

ikfo

lgen

dd

ort

,wo

sie

unan

fech

tbar

zuse

insc

hei

nt(u

nan

fech

tbar

imS

inne

eine

sZ

eugnis

ses,

selb

stw

enn

sie

logi

sch

wid

erle

gtw

erden

nn

te,

selb

stw

enn

sie

den

ges

unden

Men

schen

ver

stan

dsc

hock

iert

, wie

esbe

iB

enja

min

Co

nst

an

t29

der

Fal

lw

ar;

erfr

agte

,o

bm

anei

nen

Fre

un

d,

den

man

ger

ade

beh

erb

erg

t,se

inen

ihn

ver

folg

enden

rder

nau

slie

fern

sse,

eine

Fra

ge,

auf

die

Kan

to

hn

eZ

öger

ner

wid

ert:

„Man

dar

fni

emal

slü

gen,

selb

stgeg

enüber

Mör

der

nnic

ht“

)?Z

wei

Op

erat

ion

enin

eine

r,d

aher

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Zw

eide

utig

keit

. Ein

erse

itsbeg

ründet

Kan

tmit

ein

und

der

selb

enG

este

die

rein

subj

ekti

veM

oral

ität

,di

eP

flic

ht, d

emA

nder

endi

eW

ahrh

eit z

usa

gen,

als

eine

abso

lute

Pfl

ich

td

erA

chtu

ng

vor

dem

An

der

enu

nd

des

Res

pek

tsv

or

dem

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Ban

d;er

grü

ndet

dies

enIm

per

ativ

auf

die

Fre

ihei

t un

ddi

ere

ine

Inte

nti

on

alit

ätde

sS

ubje

kts;

erru

ftuns

sein

eG

rundla

ge

du

rch

eine

un

erb

ittl

ich

eA

naly

seder

Str

uk

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des

Spre

chak

tsin

Eri

nner

ung:

ergar

anti

ert

auch

dasso

zial

eR

ech

tal

söff

entl

iches

Rec

ht. A

nder

erse

itssc

haff

ter

,in

dem

erdi

eses

Rec

ht

beg

ründ

et,

esin

Eri

nn

eru

ng

ruft

un

dse

ine

Gru

ndla

ge

anal

ysie

rt,

mit

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Rec

ht

zulü

gen

glei

chze

itig

auch

jegl

iche

sR

echt

ab,

etw

asfü

rsi

chzu

beh

alte

n,

zuv

erb

ergen

,d

erF

ord

e

rung

nac

hW

ahrh

eit,

Ges

tändnis

od

eröff

entl

icher

Tra

nsp

aren

zzu

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ehen

.N

un

bil

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aber

eben

-di

ese

Fo

rder

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gnic

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nu

rdi

eE

ssen

zde

sR

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su

nd

der

Pol

izei

,so

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ern

des

Sta

ates

selb

st.

Mit

an

der

enW

orte

n:In

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erje

des

Rec

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zulü

gen

—u

nd

sei

esau

sM

ensc

hen

lieb

e—

‚al

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des

Rec

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etw

aszu

ver

ber

gen

un

dfü

rsi

chzu

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alte

n,

ber

eits

anse

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Wur

zel

zurü

ckw

eist

,en

tzie

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Kan

tje

dem

imG

ewis

sen

,im

inn

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enB

ei-s

ich-Z

uhau

se(c

be-

so:)

,im

rein

enS

elbs

t(s

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ang

esie

del

ten

un

dder

öff

ent

lich

en, p

oli

tisc

hen

od

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aatl

iche

nP

hän

om

enolo

gie

entz

og

enen

Rec

ht

die

Leg

itim

atio

n,oder

erkh

irt

eszu

min

des

tfü

rzw

eitr

angi

gu

nd

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terg

eord

net

.Im

Nam

ender

rein

enM

oral

,so

bald

sie

zum

Rec

htw

ird,

führt

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eP

oliz

eiüb

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lei

n,u

nd

zwar

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hr

un

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gut,

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voll

kom

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inte

rnal

isie

rte

Po

lize

iih

reA

ugen

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dO

hre

nüb

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lha

t,da

ßsi

eih

reap

rio

risc

hen

Det

ekto

ren

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rin

un

sere

inner

enT

ele

fon

e,in

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geh

eim

sten

Mau

sund

Fax

eunse

res

Pri

vatl

eben

s,ja

sogar

unse

res

rein

inti

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Sel

bst-

Ver

hält

niss

esst

eckt

.D

iese

Fig

ur

des

Sta

ates

od

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Pol

izei

bra

uch

t nic

hte

inm

alm

ehr

bes

onder

saus

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ike

Tec

hnik

en, u

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tim

e,st

rafb

are

od

erp

orn

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rap

his

che

Ges

prä

che

zuü

ber

rasc

hen

un

dab

zu

höre

n.D

erD

enk

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sW

ekbürg

erre

chts

auf

„all

ge

mei

ne

Hosp

ital

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“u

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Auto

rde

sD

ritt

enD

efin

itiv

-ar

tike

lsu

mew

igen

Frie

den

ist,

oh

ne

daß

hie

rir

gend

ein

Zu

fall

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piel

wär

e,gl

eich

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igde

rjen

ige,

der

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Mög

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keit

dess

en,w

aser

auf

dies

eW

eise

post

uli

rtu

nd

bes

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mt,

anih

rer

Wur

zel

bese

itig

t.D

ies

1 t 1 1 1 1

5455

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hän

gt

mit

der

Jundiz

itat

dies

esD

isku

rses

zusa

mm

en,

mit

der

Ein

schre

ibung

des

Pri

nzip

sde

rG

ast

freu

nd

sch

afti

nei

nR

echt

,wäh

rend

do

chdi

eunend

lich

eId

eed

erG

astf

reundsc

haf

tdem

Rec

htse

lbst

wid

erst

ehen

ßte

—oder

jede

nfal

lsda

,wo

sie

dies

esR

echt

bes

tim

mt,

über

esh

inau

sgeh

enm

üßte

.E

sis

t,w

iem

irsc

hein

t,üb

rige

nske

ines

weg

sZ

ufal

l,w

enn

sich

inÜ

ber

ein

verm

eint

esR

echt

aus

Men

sche

nlie

beu

luge

n(1

797)

das

bevo

rzug

teB

eisp

iel

(das

Ben

jam

inC

onst

ant

inder

gro

ßen

Tra

dit

ion

bibl

isch

erE

rzäh

lung

en,

die

wir

letz

tens

rekonst

ruie

rthat

ten,in

sbe

son

der

ed

erG

esch

ichte

von

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,zu

näc

hst

selb

st

vorg

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lage

nha

t)au

fei

neS

itua

tion

der

Gas

ffre

und

scha

ftbe

zieh

t:D

arf

ich

Mör

der,

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mic

hfr

agen

,o

bde

r,de

nsi

etö

ten

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len,

sich

inm

ein

emH

aus

be

find

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belü

gen?

Die

An

two

rtK

asus

—u

nd

sein

eA

rgu

men

tati

on

ist

mühsa

m,

do

chb

esti

mm

t(w

irkönnen

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Dis

ku

ssio

nd

arau

fzu

rück

kom

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,w

enn

Sie

wün

sche

n)—

laut

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ein“

,m

anm

ußdi

eW

ahrh

eit

sage

n,se

lbst

indi

esem

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un

dso

mit

eher

risk

iere

n,se

inen

Gas

tdem

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ausz

ulie

fern

,al

szu

lüge

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sis

tbe

sser

, mit

der

Pfl

ich

tzu

rG

astf

reu

nd

scha

ftzu

bre

chen

,al

sm

itd

erab

solu

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ich

tzu

rW

ahrh

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gkei

t,d

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rundla

ge

der

Men

schl

ichk

eit

un

dder

men

sch

lich

enS

ozia

litä

tga

nzal

lgem

ein.

Hei

ßt

das,

daß

der

Kan

tisc

he

Gas

tgeb

erde

n,de

ner

beh

erb

erg

t,w

ieei

nen

Fre

mden

beha

ndel

t?Ja

un

dne

in.

Er

beh

andel

tih

nw

eei

nen

Men

sche

n,d

och

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rün

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sein

eB

ezie

hung

zude

m,

der

inse

inem

Hau

sw

eilt

,auf

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Rec

ht,w

ieau

chje

neB

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hung

,

die

ihn

mit

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rder

n,d

erP

oliz

eio

der

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Ric

h

tern

ver

bin

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.V

omS

tandpunkt

des

Rec

hts

aus

bet

rach

tet

ist

der

Gas

t,se

lbst

wen

nm

anih

ngut

aufn

imm

t,zu

alle

rers

tein

Fre

mde

r,m

ußer

ein

Fre

m

dr

blei

ben.

Dem

Fre

md

enw

ird

Gas

tfre

un

dsc

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t

gesc

huld

et,

gew

iß,

doch

blei

btsi

e,w

ieda

sR

echt

,

anB

edin

gung

enge

knüp

ft,

un

dda

mit

eine

inih

rer

Abh

ängi

gkei

tvo

nder

Unbed

ingth

eit,

die

das

Rec

ht

beg

rün

det

,be

ding

teG

astf

reundsc

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t.

Die

Fra

gek

ehrt

also

zurü

ck.

Was

ist

ein

Fre

mde

r?

Wer

wär

eei

neF

rem

de?

Nic

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nur

der

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die,

der

/die

sich

inde

rF

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aufh

iilt,

auße

rhal

bde

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esel

lsch

aft,

Fam

ilie

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Sta

dt

Nic

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der

And

ere,

der

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den

man

eine

m

abso

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nund

wil

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barb

aris

chen

,pr

äkul

ture

llen

und

präj

urid

isch

enA

ußen

zuord

net

,au

ßerh

alb

un

d

jens

eits

der

Fam

ilie

,der

Gem

eins

chaf

t,de

rS

tadt

,der

Nat

ion

od

erde

sS

taat

es.

Die

Bez

iehu

ngzu

mF

rem

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ist

du

rch

das

Rec

ht,

du

rch

das

Rec

ht-W

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n

der

Ger

echt

igke

itge

rege

lt.D

iese

rS

chri

ttw

ürde

uns

nach

Gri

eche

nlan

d,in

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Näh

evo

nS

okra

tes

und

Ödi

pus,

zurü

ckbr

inge

n,w

enn

esni

cht

scho

nzu

spät

wär

e.

1 1 1 1

5657

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Sch

ritt

der

Gas

tfre

undsc

haf

tFü

nfte

Sit

zung

(am

17.J

anua

r19

96)

Sch

ritt

der

Gas

tfre

unds

chaf

t.‘

Wir

gehe

n.W

irbe

weg

enun

sfo

rtv

on

Über

schre

itu

ng

zuÜ

bers

chre

itun

g,ab

erau

chv

on

Ab

sch

wei

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zuA

bsch

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.W

asbed

eute

tda

s,di

eser

Schr

ittu

viel

, die

Übe

rsch

reit

ung,

wen

nda

ber

que

ren

der

Sch

wel

leflu

rde

nE

ing

elad

enen

2w

iefü

rde

nB

esuc

her

stet

sei

nS

chri

ttde

bers

chre

itun

gbl

eibt

?W

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eres

soga

rbl

eibe

nm

uß?

Un

dw

asb

edeu

tet

dies

erS

chri

ttu

rSe

ite,

die

Abs

chw

eifu

ng?

Woh

infü

hre

ndi

ese

selt

sam

-bef

rem

dli

chen

Pro

zess

eder

Gas

tfre

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t?D

iese

endl

osen

,als

ounüber

win

dli

chen

Sch

wel

len,

un

ddi

ese

Apo

rien

?E

sis

t,al

sw

ür

den

wir

vo

nS

chw

ieri

gkei

tzu

Sch

wie

rigk

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schre

ite

n.B

esse

ro

der

schl

echt

er,

un

dsc

hlim

mer

noch

,von

Unm

ögli

chke

itzu

Unm

ögli

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it.

Es

ist,

als

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eG

astf

reundsc

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tun

mög

lich

:al

sw

ürde

das

Ges

etz

der

Gas

tfre

un

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tdi

ese

Unm

ögli

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itse

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defi

nier

en,

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em

anes

nu

ber

tret

en,

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würd

eda

sG

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zder

abso

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n,un

bedi

ngte

n,h

yp

erb

oli

schen

Gas

tfre

un

dsc

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t,al

sw

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der

kate

gori

sche

Imp

erat

ivd

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astf

reu

nd

sch

afte

rfo

rder

n,

allte

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etze

der

Gas

tfre

un

dsc

haf

tzu

üb

ertr

eten

,da

shei

ßt

die

Bed

ingu

ngen

,N

orm

en,

Rec

hte

un

d 59

Page 27: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

Pfl

ich

ten

,di

esi

chso

wohl

Gas

tgeb

ern

und

Gast

ge

ber

innen

als

auch

Gäst

en

3,d

enen

,di

eA

ufn

ahm

eg

ewäh

ren

wie

den

en,

die

Au

fnah

me

fmde

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rle

gen.

Es

ist,

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rden

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etze

der

Gas

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un

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,in

dem

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Gre

nze

n,

Bef

ugni

sse,

Rec

hte

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Pfl

ichte

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arkie

ren,

dar

inb

este

hen

,da

sG

eset

zder

Gas

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undsc

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ther

ausz

ufo

rder

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zuübert

rete

n,je

nes

Ges

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das

ford

ert,

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Ank

ömm

/ing

be

din

gungsl

os

Au

fnah

me

zuge

wäh

ren.

Sag

enw

irru

hig

dem

Ank

ömm

iin&

vor

jede

rB

esti

mm

ung,

vo

rje

der

Anti

zipat

ion,v

or

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rId

entif

iieru

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ob

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chnun

um

einen

Fre

mden

,ei

nen

Ein

wan

dere

r,ei

nen

eingel

aden

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ast,

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uner

war

tete

nB

esu

cher

han

del

toder

nic

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ob

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Anköm

mli

ng

nu

nB

ürg

erei

nes

and

eren

Lan

des

ist

od

erni

cht,

ob

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un

ein

men

schl

iche

s,an

imal

isch

esoder

gött

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esW

esen

,le

ben

dig

oder

tot,

män

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cho

der

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blic

his

t. Mit

and

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Wor

ten:

Es

gäb

eda

eine

Ant

inom

ie,

eine

un

aufl

ösb

are,

nic

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dial

ekti

sier

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An

tin

om

iezw

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ende

mG

eset

zd

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reu

nd

sch

aft,

dem

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ingte

nG

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zd

erunei

nges

chrä

nk

ten

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freu

nd

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(dem

Ank

ömm

ling

sein

ganz

esZ

uhau

seu

nd

sein

Sel

bst

zugeb

en,ih

mse

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es, u

nse

rE

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eszu

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en,ohne

ihn

nac

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Nam

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frag

en,ohne

eine

Geg

enle

istu

ng

od

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eE

rfü

llu

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auch

nur

der

ger

ing

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Bed

ingung

zuve

rlan

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auf

der

einen

und

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Ges

etze

nd

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ast

freund

sch

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auf

der

ander

enS

eite

,je

nen

stet

sb

edin

gte

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ko

nd

itio

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enR

ech

ten

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dP

flic

hte

n,

wie

die

grie

chis

ch-l

atei

nisc

he,

jajü

disc

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rist

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eT

radit

io

n,

wie

alle

sR

echt

un

dal

leR

echts

phil

oso

phie

bis

Kan

tu

nd

insb

esonder

eH

egel

sie

üb

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eF

amil

ie,

die

rger

lich

eG

esel

lsch

aft

un

dden

Sta

atdef

inie

ren. B

eidi

eser

Apori

eh

aben

wir

esin

der

Tat

mit

eine

rA

nti

nom

iezu

tun

.E

sg

eht

näm

lich

um

das

Ges

etz

(nom

os).

Indie

sem

Konfl

ikt

steh

tnic

ht

etw

aei

nG

eset

zei

nerN

atur

od

erei

ner

emp

iris

chen

Tat

sach

ege

genü

ber.

Er

zeig

tvie

lmeh

rdi

eK

offi

sion

zwei

erG

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zean

,an

der

Gre

nze

zwis

chen

zwei

gle

ich

erm

aßen

nic

ht-

empir

isch

enG

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zeso

rdn

un

gen

.D

ieA

nti

nom

ieder

Gas

tfre

undsc

haf

t bri

ngte

inen

un

ver

söhnli

chen

Geg

ensa

tzzu

mA

usd

ruck

zwis

chen

dem

Ges

etz

inse

iner

univ

erse

llen

Sin

gula

ritä

tu

nd

ein

erP

lura

litä

t,di

enic

ht n

ur

Zer

stre

uung

ist

(die

Ges

etze

),so

nd

ern

auch

eine

stru

ktu

rier

teV

ielf

alt,

die

durc

hei

nen

Tei

lung

s-und

Dif

fere

nzi

eru

ng

spro

zeß

dete

rm

inie

rtw

ird:

durc

hG

eset

ze,d

ieih

reG

esch

ich

teund

ihre

anth

ropolo

gis

che

Geo

gra

phie

unte

rsch

iedli

chve

rtei

len.

Die

Tra

die

—d

enn

eshan

del

tsi

chse

hr

wohl

um

eine

schi

cksa

lhaf

teT

ragö

die

—b

este

ht

dari

n,da

ßdi

ebe

iden

anta

go

nis

tisc

hen

Ter

me

dies

erA

nti

no

mie

nic

ht

sym

met

risc

hsi

nd.

Es

gibt

daei

nese

ltsa

me

Hie

rarc

hie.

Das

Ges

etz

steh

ber

den

Ges

etze

n.

Es

ist

also

ille

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tran

sgre

die

nt,

gese

tzlo

s,al

sei

nan

om

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hes

Ges

etz,

nom

osa-

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os,

ein

Ges

etz

üb

erden

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etze

nu

nd

außer

hal

bde

sG

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zes

(als

anom

osw

ird,

wie

wir

uns

erin

ner

n,

zum

Bei

spie

dip

us

6061

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beze

ichn

et,der

Vat

er-S

ohn,

der

Soh

nal

sV

ater

, Vat

erund

Bru

der

sein

erT

öch

ter)

.D

och

obgl

eich

esü

ber

den

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etze

nd

erG

astf

reundsc

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tst

eht,

bra

uch

tda

su

nb

edin

gte

Ges

etz

der

Gas

tfre

un

dsc

haf

tdi

eG

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ze, e

ser

ford

ert s

ie.

Die

seF

ord

eru

ng

istk

on

stit

utiv

. Das

Ges

etz

wär

enic

htw

irkl

ich

unbed

ingt,

wen

nes

nic

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wir

klic

h,k

on

kre

t,bes

tim

mt

wer

den

m4

ie,

wen

nda

rin

nic

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sein

Sei

nal

sei

nS

ein-m

üss

enbe

stün

de.

Es

rde

Gef

ahr

laufe

n,

abst

rakt

,uto

pis

ch,

fflu

sori

sch

zuse

inund

sich

som

itin

sein

Geg

ente

ilzu

ver

keh

ren

.U

mzu

sein

,w

ases

ist,

bra

uch

tda

sG

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zdi

eG

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ze,

die

esden

noch

negi

eren

,di

ees

jede

nfal

lsbed

rohen

,bi

swei

len

korr

um

pie

ren

oder

per

ver

tier

en.

Und

die

daz

uim

mer

ind

erL

age

sein

müss

en.

Den

ndi

ese

Per

vert

ierb

arke

itis

tess

enti

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irre

duzi

bel,

auch

notw

endi

g.Si

eis

td

erP

reis

für

die

Per

fek

tibi

litä

t der

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etze

.Für

ihre

His

tori

zitä

tal

so.U

mg

ek

ehrt

würd

endi

eb

edin

gte

nG

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zeau

fhö

ren

,G

ese

tze

der

Gas

tfre

undsc

haf

tzu

sein

,w

enn

sie

nic

ht

vom

Ges

etz

der

unbed

ingte

nG

astf

reu

nd

sch

aftge

leit

et,

insp

irie

rt,

ver

langt,

jaei

ngef

ord

ert

würd

en.

Die

sebei

den

Ges

etze

sord

nungen

,di

eO

rdnung

des

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etze

su

nd

die

Ord

nu

ng

der

Ges

etze

,si

ndal

so•

zugl

eich

wid

ersp

rüch

lich

,an

tin

om

isch

undu

ntr

en

nbar

ver

bu

nden

.Si

eim

pli

zier

enei

nan

der

und

schli

ensi

chgl

eich

zeit

iggeg

ense

itig

aus.

Sie

schl

ieße

nei

nan

der

indem

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ent

ein,

dasi

eei

nan

der

aus

schl

ieße

n,si

etr

ennen

sich

ind

emM

om

ent,

dasi

eei

nan

der

um

schl

ieße

n,in

dem

Mom

ent

(Sim

ulta

nitä

t

ohne

Sim

ult

anit

ät,

Augen

bli

ckunm

ögli

cher

Syn

chro

nie

,M

om

ent

ohne

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ent)

,da

sie

sich

ein

an

der

auss

etze

ndi

eei

ned

eran

der

en,

die

eine

den

ander

en,

die

ander

ender

ander

en—

un

dsi

chso

mit

zugle

ich

als

gas

tfre

un

dli

cher

un

dw

enig

ergast

freu

ndli

ch,

als

gast

lich

und

unga

stli

ch,

gast

lich

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un

gas

tlic

her

wei

sen.

Da

Au

ssch

ließ

un

gu

nd

Ein

schli

eßung

inei

nu

nd

dem

selb

enM

om

ent

un

tren

nb

arm

itei

nan

der

ver

bunden

sind

,gib

tes

jede

smal

,w

enn

man

„in

eben

dies

emM

om

ent

selb

st“

sage

nm

öchte

4,ei

neA

nti

no

mie

.D

asG

eset

zim

abso

lute

nS

ingu

lar

wid

ersp

rich

tden

Ges

etze

nim

Plu

ral,

doch

esis

tje

desm

alda

sG

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zim

Ges

etz

un

dim

Ges

etz

jede

smal

auj?

erha

lbde

sG

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zes.

Eben

die

sis

tdi

eso

einz

igar

tige

Sac

he,

die

man

als

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Ges

etze

der

Gas

tfre

un

dsc

haf

tb

ezei

chnet

.S

elts

am-b

efre

md

lich

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lura

l,pl

ural

eG

ram

mat

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veie

rJ1g

kicb

unte

rsch

iedl

iche

r Plu

rale

.D

erei

neder

bei

den

Plu

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bri

ng

tdi

eG

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zeder

Gast

freu

ndsc

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tzu

mA

usd

ruck

,di

ebed

ingte

nu

swG

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ze.

Der

ander

edi

ean

tinom

isch

eA

ddit

ion, d

ied

emei

nen

,ei

nzi

gar

tig

enu

nd

abso

lut

einzi

gen

Gro

ßen

Ges

etz

der

Gas

tfre

un

dsc

haf

t,de

mG

eset

zder

Gas

tfre

undsc

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t,d

emkat

egori

schen

Imper

ativ

der

Gas

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un

dsc

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tdi

ebed

ingte

nG

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zeh

inzu

fügt

.In

dies

emzw

eite

nF

alle

bes

teht

der

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ral

aus

Ein

em(o

der

Ein

er)

+ei

ner

Vie

lzah

l,w

ähre

nd

esim

erst

enF

alle

nur

um

Vie

lzah

l,V

erte

ilun

g,D

iffe

ren

zier

ung

ging

.Im

ein

enF

all

hat

man

Ein

s+

n;im

ander

enn

±n

±n

usw

.(E

inkl

eine

rE

insc

hu

b:

Hal

ten

6263

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wir

fest

, daß

der

Kan

tisc

heA

usdr

uck

„kat

egor

isch

erIm

pera

tiv“

nich

tgan

zpr

oble

mlo

sal

sQ

uasi

-Syn

onym

für

„un

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ingt“

fung

iere

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nn;w

irw

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nih

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itei

ner

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isse

nZ

urü

ckh

altu

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beib

ehal

ten,

indu

rch-

gest

rich

ener

Fo

rm,w

enn

Sie

sow

olle

n,oder

inei

ner

Epo

cb6

Den

num

zuse

in,

was

sie

sein

„sol

l“,

dar

fdi

eG

astf

reu

nd

sch

aft

wed

erei

neS

chul

dbe

glei

chen

no

chv

on

eine

rP

flic

ht

gele

itet

sein

:al

sfr

eund

lich

,fr

eiw

illi

gu

nd

unen

tgel

tlic

h5

„sol

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esi

chni

chtd

emG

ast

[dem

Ein

gel

aden

enoder

Bes

uche

r]ö

ffn

en,

auch

nic

ht

„pfl

ich

tgem

äß“

oder

,um

die

Kan

tisc

he

Unte

rsch

eidung

aufz

ugre

ifen

,„a

usP

flic

ht“.

Die

ses

unbed

ingte

Ges

etz

der

Gas

tfre

undsc

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twär

eal

so,

som

andi

esde

nken

kann

,ein

Ges

etz

ohne

Impe

rati

v,ohne

Bef

ehl

un

dohne

Pfl

icht

.K

urzu

m:

ein

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etz

oh

ne

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etz.

Ein

App

ell,

der

her

bei

ruft

(man

de),

ohne

zube

fehl

en(c

omM

tand

er).

Den

nw

enn

ich

Gast

freu

ndsc

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ausP

flic

htüb

e[u

ndni

chtn

ur

der

Pfl

icht

gem

äj],

istd

iese

Gas

tfre

unds

chaf

t-au

s-P

flic

hter

füll

ung

kein

eab

solu

teG

astf

reundsc

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tmeh

r,w

ird

sie

nich

tm

ehr

jens

eits

von

Pfl

ich

tu

nd

Ök

on

om

iefr

eun

dli

ch,

frei

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lig

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unen

tgel

tlic

hge

wäh

rt,

wir

dsi

enic

ht

meh

rdem

Ander

enge

sche

nkt,

ist

sie

kein

eG

astf

reundsc

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tm

ehr,

die

für

die

Sin

gula

ritä

tde

sA

nköm

mli

ngs,

des

uner

war

tete

nB

esuc

hers

erf

un

den

wu

rde

6.)

Um

uns

dies

enA

nti

nom

ien

anzu

näh

ern,

hat

ten

wir

Heu

teab

end;

Rob

erle

aufg

esch

lage

nun

ddi

eun

verm

eid

liche

Ch

arta

zule

sen

beg

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,di

em

itD

ieG

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ze

der

Gas

/reu

ndsc

bafi

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telt

ist,

dies

e„h

andges

chri

eb

enen

Sei

ten“

,die

der

Onkel

des

Erz

ähle

rs—

dess

en,

der

„mei

nO

nkel

Oct

ave“

sagt

—unte

rG

las

hatt

efa

ssen

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en,u

msi

eim

Gäs

tezi

mm

erü

ber

dem

Bet

tau

fzuh

änge

n,„a

nder

Wan

dde

sB

esuch

ern

vorb

eha

lten

enZ

imm

ers“

7.D

ieun

verm

eidl

iche

,doc

hver

mei

dbar

eC

hart

a,d

enn

da,

wo

sie

sich

bef

and

(übe

rde

mB

ettu

nd

anet

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ges

on

der

ter

Ste

lle

zuB

egin

nde

sB

uchs

),so

llte

esun

mög

lich

sein

,si

en

ich

tzu

rK

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tnis

zun

ehm

en,

und

den

no

chka

nnm

anes

stet

sun

terl

asse

n,si

ezu

lese

n.E

rhat

tedi

ese

„han

dges

chri

eben

enS

eite

n“al

so„u

nte

rG

las

inei

nen

Rah

men

fass

enla

ssen

,u

msi

ean

der

Wan

dde

sB

esuc

hern

vorb

ehal

tene

nZ

imm

ers

aufz

uhän

gen.

“D

ahä

ngen

sie

nun,

inei

ner b

esti

mm

ten

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das

istd

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latz

der

Ges

etze

,di

ese

Ver

tika

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tdes

All

erhö

chst

en,d

och

auch

der

Ort

dess

en,

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über

rasc

hen

d,u

nver

mei

dlic

herw

eise

gesc

hieh

t,w

obei

essi

chüber

jede

nE

rwar

tungsh

ori

zont

un

dje

dem

ögli

che

Ant

izip

atio

nhi

nweg

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t.U

nver

mei

dli

chu

nd

unzu

gäng

lich

,u

nan

tast

bar

,so

sind

dies

e„h

and

ges

chri

eben

enS

eite

n“über

dem

Bet

tan

ge

brac

ht,a

lsda

sG

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z,ge

wiß

, doch

gena

uso

bed

roh

lich

wie

ein

über

dem

Hau

pt

schw

eben

des

Sch

wer

t,an

dies

emO

rt,

and

emder

Gas

tau

sruht,

der

aber

auch

jene

rO

rtis

t,an

dem

ernic

ht

um

hin

ko

mm

enw

ird,

and

emer

nic

htu

mhin

hät

tek

om

men

können

,an

dem

ern

ich

tum

hin

wir

dk

om

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dürf

en,

die

Tex

teei

nes

Ges

etze

szu

lese

n,v

on

dem

man

an

nim

mt,

daß

jed

erm

ann

eske

nnt,

und

dess

enU

nke

nntn

isnic

ht

vo

rS

traf

esc

hütz

t.8

6465

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Ob

die

Gäs

tesc

hlaf

en,

träu

men

od

er

sich

lieb

en:

über

ihre

nH

äupte

rnw

achen

die

Ges

etze

.Si

ew

ach

enüber

sie,

sie

üb

erw

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ensi

ev

on

eine

mu

ner

schütt

erli

chen

Pla

tz,i

hre

mg

liis

ernen

/eis

igen

Pla

tz9

aus,

vom

Gra

bm

ahl

dies

erG

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chei

beau

s,unte

rdi

eei

nefr

üher

eG

ener

atio

n(h

ier

die

eine

sO

nkel

s)si

ege

legt

(pos

i),u

nte

rde

rsi

esi

eau

sgel

egt,

aufe

rleg

tha

t.E

inG

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zw

ird

imm

erge

gen

irge

ndei

neN

atur

ges

etzt

(pos

6),i

hr

entg

egen

gese

tzt,

esis

tei

neei

nge

setz

teT

hes

e(n

omos

,th

esis

).„U

nte

rG

las“

,so

sind

die

Ges

etze

der

Gas

tfre

undsc

haf

tk

ein

erV

erän

de

run

gzu

gäng

lich

,unan

tast

bar

,ge

wiß

,doch

sich

tbar

un

dm

ehr

als

sich

tbar

,le

sbar

,wie

gesc

hrie

bene

Ge

setz

ees

sein

müs

sen.

Das

sind

nic

htm

ehr

jene

Ge

setz

e,di

esi

ch—

inder

ber

üh

mte

nP

roso

popöie

,di

ew

irle

tzte

sM

alh

örte

n10

—m

itd

erih

nen

unte

rste

llte

nS

tim

me

anS

okra

tes

wen

den

,so

nder

nge

schr

iebe

neG

eset

ze.

Sie

sind

,alle

sin

alle

m,n

ur

da,u

mzu

befe

hle

n—

und

um

ihre

eige

neP

erver

tier

ung

vorz

usc

hre

ibe

n.Si

esi

ndda

,u

nte

rG

las,

um

üb

erdi

eG

äste

un

düber

ihre

eige

neP

erver

tier

ung

zuw

ache

n.Si

ew

er

den

auf

uns

war

ten,

wäh

rend

wir

uns

inzw

isch

enau

fei

nen

lang

enU

mw

egbe

gebe

n.D

enn

dies

eges

chri

eben

enG

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zeer

inner

nun

sso

glei

chan

jene

,die

Anti

gone

wir

düber

tret

enm

üs

sen,

um

ihre

nB

rüder

ndi

eG

astf

reu

nd

sch

aftd

erE

r

deund

der

Bes

tatt

ung

gew

ähre

nzu

könn

en:A

nti

go

ne,

die

Fre

md

e,di

eih

ren

auße

rhal

bde

sG

eset

zes

steh

enden

Vat

erin

dem

Mom

ent

begl

eite

t,da

erei

neG

renze

über

schre

itet

un

dsi

chan

Fre

md

ew

en-

det,

umsi

eum

Gas

tfre

unds

chaf

tzu

bitt

en, A

ntig

one,

dere

nbl

inde

rV

ater

amE

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ev

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Ödp

usau

fK

olon

osn

och

dies

ese

ltsa

m-b

efre

mdli

che

Erf

ahru

ng

der

über

tret

enen

Gas

tfre

un

dsc

haf

til

lust

rier

t,au

fgru

nd

dere

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anin

der

Fre

mde

stir

bt,

und

nic

ht

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erso

,w

iem

anes

sich

gew

ünsc

hthä

tte.

Wir

erin

ner

nuns,

von

Absc

hw

eifu

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zuA

bch

wei

fung.

Gan

zzu

Beg

inn

des

Sem

inar

sm

ten

wir

die

Fra

gena

chde

mF

rem

den

vers

chie

ben.

Von

der

Geb

urt

zum

Tod

.F

ür

gew

öhnl

ich

defi

nier

tman

den

Fre

md

en,

den

frem

den

/ausl

ändis

chen

Bür

ger,

den,

der

der

Fam

ilie

od

erd

erN

atio

nfr

emd

ist,

aus

geh

end

vo

nse

iner

Geb

urt

:O

bm

anih

mdi

eS

taat

sbü

rger

scha

ftnu

nge

mäß

dem

Rec

htde

sB

oden

sod

erdem

des

Blu

tes

verl

eiht

od

erve

rwei

gert

,der

Fre

mde

ist f

rem

ddu

rch

sein

eG

ebu

rt, e

rist

gebü

rtig

erF

rem

der.

Hie

rhi

ngeg

enha

ndel

t es

sich

um

die

Erf

ahru

ng

des

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esund

der

Tra

uer,

hier

wir

d,sa

gen

wir

esru

hig,

zuna

chst

derO

rtd

erB

esta

ttun

gbe

stim

men

d.D

ieF

rage

des

Fre

md

enb

etri

fft

das,

was

beim

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ges

chie

ht,

dan

n,

wen

nd

erU

mher

wan

der

nde

infr

emd

erE

rde

ruh

t.A

llen

„diip

lace

dper

sons

‘E

xili

erte

n,D

eport

iert

en,

Ver

trie

ben

en,

En

twu

rzel

ten

,N

om

aden

sind

zwei

Seu

fzer

, zw

eiw

ehm

ütig

eE

rinner

ungen

gem

eins

am:

ihre

Tote

nu

nd

ihre

Spr

ache

.E

iner

seits

möch

ten

sie,

zum

ind

est

als

Pil

ger,

gern

ean

die

Ort

ezu

rück

keh

ren,

wo

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beg

rab

enen

Tote

nih

rele

tzte

Ruhes

tät

teg

efu

nd

enh

aben

(die

letz

teR

uhes

tätt

eder

Sei

nen

situ

iert

hier

das

etho

s,di

eW

ohnst

att,

auf

die

man

6667

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sich

bezi

eht,

um

das

Bei

-sic

h-Z

uhau

sezu

defi

nier

en,

die

Sta

dto

der

das

Lan

d,w

odi

eE

lter

n,

der

Vat

er,

die

Mut

ter,

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Gro

ßel

tern

eine

Ruh

efa

nden

,di

eder

regl

ose

Ort

ist,

vo

ndem

aus

alle

Rei

sen

und

alle

Entf

ernungen

erm

esse

nw

erde

n).A

nder

erse

itsb

etra

chte

ndi

eE

xili

erte

n,D

epo

rtie

rten

,Ver

trie

bene

n,E

nt

wurz

elte

n,

Hei

mat

lose

n,

ano

mis

chen

Nom

aden

,ab

solu

tF

rem

den

die

Spr

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,di

eso

gen

ann

teM

ut

ters

pra

che,

häuf

igw

eite

rhin

als

ihte

letz

teH

eim

at,

jaih

rele

tzte

Ble

ibe

11.

So

laut

ete

zum

indes

tei

nes

Tag

esdi

eA

ntw

ort

Han

nah

Axe

ndts

:Si

efü

hlte

sich

nic

ht

meh

ral

sD

euts

che,

auß

erim

Hin

blic

kau

fdi

eS

pra

che

12,

als

wär

edi

eS

prac

heei

nR

esta

nZ

ugeh

öri

gkei

t,w

obei

die

Din

ge

—w

irw

erde

tfz

iirü

ck

ko

mm

en—

verw

icke

lter

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.Wen

ndi

eS

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heau

ch-

un

deb

endad

urc

hdi

eer

ste

un

dle

tzte

Bed

ingu

ngder

Zugeh

öri

gk

eit

zuse

insc

hein

t,so

ist

sie

do

chau

chdi

eE

rfah

rung

der

En

teig

nu

ng

,ei

ner

irre

duzi

blen

Ent

aneg

nung

(exa

ppro

pria

tion

).D

ieso

gen

ann

te„M

utte

r“-S

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heis

tber

eits

„Spr

ache

des

And

eren

“.W

enn

wir

hier

sage

n,da

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eS

prac

heH

eim

atse

i,nä

mli

chda

s,w

asdi

eE

xili

erte

n,di

eA

uslä

nder

,al

leu

mh

erir

ren

den

Ew

igen

Jud

en(J

.tqft

erra

nts)

der

Wel

tan

ihre

nS

chu

hso

hle

nm

itsi

chtr

agen

,d

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tun

wir

das

nich

t,um

eine

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on

strö

sen

rper

,ei

nen

un

mög

lich

enK

örp

ervor

Aug

enzu

führ

en,e

inen

rpe

r,des

sen

Mund

un

dZ

unge

13

glei

chsa

mam

Bo

den

dah

insc

hlu

rfen

,ja

un

ter

den

Fu

ßso

hle

nkl

eben

wür

den.

Sonder

nde

shal

b,w

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eshi

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neu

tum

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Scb

riit

geh

t,um

ein

Fort

schre

iten

(pro

gres

sion

),um

Aggre

ssio

n,

Über

schre

itung

(tra

nsgr

essi

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Ab-

schw

eifu

ng(d

zgre

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n).W

asnen

nt

näm

lich

die

Spra

che,

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soge

nann

teM

utte

rspr

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, die

,die

man

mit

sich

träg

t,di

e,di

eun

sih

rers

eits

von

der

Geb

urt

zum

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träg

t?S

tell

tsi

enic

ht

das

Bei

-sic

h-Z

uhau

seda

r,da

sun

sni

emal

sv

erlä

ßt?

Das

Eig

ene

od

erE

igen

tum

,o

der

zum

ind

estd

asP

hant

asm

aei

nes

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entu

ms,

das

—und

wir

ko

mm

enim

mer

wie

der

dar

auf

zurü

ck—

der

un

ver

äuß

erli

chst

enS

tätt

e,ei

ner

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mo

bil

enW

ohns

tatt

,ei

nem

Kle

idun

gsst

ück

od

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elt,

unm

itte

lbar

anu

nse

rem

Körp

er(e

ine)

Sta

ttgä

be.

Wär

edi

ebe

sagt

eM

utt

ersp

rach

enic

ht

eine

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zwei

ter

Hau

t,di

em

anan

sich

träg

t,ei

nm

obil

esB

ei-s

ich

Zuh

ause

?A

ber

auch

ein

unver

rück

bar

es‘

4Z

uhau

se,

daes

mit

uns

wan

dert

?L

etzt

esM

alh

aben

wir

vo

nde

nneu

enT

elet

ech

no

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enge

spro

chen

—T

elef

on,T

elev

isio

n,F

ax,E

-mai

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et—

‚von

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dies

enM

asch

inen

,di

ede

nal

lge

genw

ärti

gen

Durc

hsc

hla

g(d

isru

ptio

n)ei

nfüh

ren,

so

wie

die

En

twu

rzel

un

gde

sO

rtes

,di

eD

is-l

okat

ion

des

Hau

ses,

den

Ein

bru

chin

das

Zuh

ause

.Nat

ürli

chis

tdi

eS

prac

he,

die

Mu

tter

spra

che,

nic

ht

nur

das

Bei

-sic

h-Z

uhau

se,

das

stan

dhäl

t,di

eS

elbs

thei

tde

sS

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t,di

em

andi

esen

Dis

-lok

atio

nen

als

eine

Wid

erst

andsk

raft

,ei

neG

egen

kra

ften

tgeg

ense

tzt.

Die

Spr

ache

hält

alle

rM

obil

ität

stan

d,w

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sie

mit

mir

wan

der

t.Si

eis

tdi

eam

wen

igst

enu

nv

errü

ckb

are

Sac

he,

der

mob

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eE

igen

körp

er,

der

die

stab

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e,ab

erp

ort

able

Bed

ingu

ngal

ler

Mob

ilit

ätbl

eibt

:U

mda

sF

axoder

das

Mob

ilte

lefo

nzu

ben

ütz

en,

muß

ich

mit

mir

,in

mir

,ja

als

ich

das

mob

ilst

eal

lerT

ele

fone

15

trag

en,

das

man

eine

Spr

ache

nen

nt,

eine

n 69

1 1

68

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Mun

dun

dei

nO

hr,d

iees

gest

atte

n,si

chim

Spr

eche

nzu

ver

neh

men

(s‘e

nten

dre-

parl

el)

16.

Wir

bes

chre

iben

hie

r—

was

kein

esw

egs

dar

auf

hina

uslä

uft,

eszu

begl

aubi

gen

—da

su

ner

dli

chst

eal

ler

Ph

anta

smen

.D

enn

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mic

hau

fdi

ese

Wei

senic

ht v

erli

ißt,

die

Spr

ache

, ist

inW

irkl

ichk

eit,

notw

endi

Lerw

eise

,jen

seit

sde

sP

han

tasm

as,a

uch

das,

was

nic

ht

aufh

ört

,von

mir

abzu

lass

en(s

edi

part

irde

mol

).D

ieS

pra

che

funkti

onie

rtnur

von

mir

ausg

ehen

d(d

par

tir

dem

ol).

Sie

ist

auch

das,

wovon

ich

ausg

ehe

(par

s),

wom

itic

hm

ich

schm

ücke

(pat

e)und

wov

onic

hm

ich

tren

ne

(sep

are)

.W

assi

chvon

mir

tren

nt,

indem

esvo

nm

irau

sgeh

t.D

asS

ich-

im-S

prec

hen-

vern

ehm

en,

die

sog

enan

nte

„Sei

bst-

Aff

ekti

on“

des

Sic

h-s

elbst

im—

Spr

eche

n-ve

rneh

men

s,da

sge

gens

eiti

geS

ich-

im-

Sp

rech

en-v

ern

ehm

en,

das

Sic

h-i

m-S

pre

chen

-ver

neh

men

inder

Spr

ache

oder

von

Mund

zuO

hr,

ist

das

mob

ilst

e,w

eil i

mm

obil

ste,

istd

erN

ull

punkta

ller

Mobil

tele

fon

e,der

abso

lute

Boden

alle

rO

rtsv

er

änd

eru

ng

en;

un

dde

shal

bden

kt

man

,da

ßm

anih

nbe

ijed

emS

chri

ttan

sein

enS

chu

hso

hle

nm

itn

imm

t,w

iem

anso

sagt

.D

och

imm

erso

,da

ßm

ansi

chau

fdi

ese

Wei

sevon

sich

selb

sttr

ennt,

daß

man

niem

als

mit

dem

quit

tis

t,w

as,

vo

nsi

chau

sgeh

end,

nic

ht

aufh

ört

, mit

eben

dies

emS

chri

ttse

inen

Urs

pru

ng

s-o

rtzu

verl

asse

n(q

uitt

ei).

Was

ges

chie

ht

amE

nd

evon

Ödp

usau

fK

olon

os?

Ödip

us,

sosa

gten

wir

,il

lust

rier

tal

sodi

ese

selt

sam

-be

frem

dlic

heE

rfah

run

gd

erG

astf

reundsc

haf

t:m

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irb

tin

der

Fre

md

eu

nd

nic

ht

imm

erso

,w

iem

anes

sich

gew

ünsc

ht

hätt

e.In

dies

erT

ragö

die

der

ge

70

schr

iebe

nen

un

dunges

chri

eben

enG

eset

zeer

duld

etun

dben

enn

t Ant

igon

e,n

och

bevo

rsi

edi

eE

rfah

rung

jene

rle

tzte

nP

flic

htm

acht

,di

esi

eei

nem

ihre

rto

ten

Bi:-

üder

zuer

wei

sen

hat,

folg

ende

schr

eckl

iche

Sac

he:

des

Gra

bes

ihre

sV

ater

sber

aubt

zuse

in,

vo

ral

lem

aber

—w

ieih

reS

chw

este

rIs

men

e—

des

Wis

sens

um

die

letz

teR

uhes

tätt

ede

sV

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sb

erau

bt z

use

in.

Und

schl

imm

erno

ch,

dies

esW

isse

nsdu

rch

den

Vat

er, a

uf

eige

nen

Wun

sch

des

Vat

ers,

ber

aubt z

use

in.

Ein

emE

idge

mäß

dip

us

hat

tenä

mli

ch, a

lser

star

b,T

he

seus

ange

wie

sen,

nie

man

dem

jede

nO

rtse

ines

Gra

bes

zuen

thü

llen

,in

sbes

onder

ese

inen

Töch

tern

nich

t.A

lsh

ätte

erg

ehen

wol

len,

oh

ne

eine

Adr

esse

für

die

Tra

uer

der

erzu

hint

erla

ssen

,di

eih

nli

eben

.E

rhan

del

tso

,al

sw

ollt

eer

ihre

Tra

uer

unen

dlic

hve

rtie

fen,

jasi

en

och

zusä

tzli

chm

itje

ner

Tra

uer

be

lade

n,di

esi

enic

htm

ehr

voll

zieh

enkö

nnen

.E

rw

ird

sie

ihre

rT

rauer

ber

aub

enu

nd

sie

sove

rpfl

icht

en,

um

die

Tra

uer

zutr

auern

17.

Ken

nt j

eman

dei

negro

ßzü

gige

reund

verg

ifte

tere

Form

der

Gab

e?Ö

dip

us

gibt

sein

enT

öch

tern

nich

t ein

mal

die

Zei

t zu

trau

ern,

erve

rwei

gert

sie

ihne

n;d

och

eben

dadu

rch

gew

ährt

erih

nen

glei

chze

itig

eine

nu

nb

egre

nzt

enA

ufsc

hub,

sche

nkt

erih

nen

eine

Art

unen

dlic

her

Zei

t.

[Kon

trap

unkt

:ei

nse

kund

äres

,re

lati

vun

abhä

ngig

esund

inei

ner

Pol

ypho

nie

über

lage

rtes

Mot

iv. W

asvo

nnun

anü

ber

den

Tod

un

ddi

eB

esta

ttun

gde

dip

us

—tr

ansg

redi

ente

r Vat

er-S

ohn,

Vat

er-S

ohn,

auße

rhal

bde

sG

eset

zes

steh

ende

r(a

nom

os)

Vat

er-J

3rud

er- s

eine

r-T

öch

ter

—ge

sagt

wir

d,w

erde

nSi

eim

Kontr

apunkt

71

t

Page 33: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

eine

rbe

inah

est

ille

n,eh

erre

serv

iert

enM

edit

atio

nver

neh

men

nn

en,

rese

rvie

rtin

dem

Sin

ne,i

ndem

die

Res

ervi

erth

eit,

wie

Sie

wis

sen,

die

Fig

ur

eine

sSc

hwei

gens

inder

Ab

sich

tis

t,m

ehr

ver

neh

men

zula

ssen

als

die

Ber

edth

eit.

Es

wür

ded

aru

mge

hen,

dar

üb

ernac

hzu

den

ken

,au

chzu

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ysie

ren,

was

soeb

enzw

isch

enN

otr

e-D

ame

inP

aris

und

Jarn

acges

cheh

enis

t1

8:

Zug

leic

hda

sG

egen

teil

wie

das

sel

beder

Bes

tatt

ung

des

Öd

ipu

s,ab

erau

chei

nei

nm

ali

ger

FaW9

ind

erG

esch

ich

ted

erM

ensc

hhei

t,je

den

falls

inder

Ges

chic

hte

des

Sta

ates

als

solc

hem

,in

sein

erst

atut

aris

chen

Ges

talt

.Z

wis

chen

zwei

Beg

räb

niss

en,

eine

und

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Fam

ilie

n,von

ein

emB

egrä

bni

szu

man

dere

n:ei

nei

nzig

erpa

tefi

mil

ias,

ein

einzi

ger

Hau

sher

r(m

aftr

ede

cian

s)und

Sta

atsc

hef,

Pri

vat

man

nu

nd

Mon

arch

,zw

eiS

öhne

und

eine

einzi

geT

och

ter,

An

tig

on

eo

hn

eIs

men

e,ei

neei

nzig

eT

ocht

er,

die

zum

un

ges

chri

eben

enG

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zei

neein

ziga

rtig

eB

ezie

hung

aufr

echte

rhal

ten

soll.

Wir

wer

den

hier

nich

tsda

zusa

gen,

Sie

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leic

htbe

ije

dem

Sch

ritt

selb

std

aran

denk

en,

un

dw

irw

erd

enin

eine

rD

iskuss

ion

inal

ler

Fre

ihei

tdar

auf

zurü

ckk

om

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,w

enn

Sie

wol

len.

Es

gäbe

zuvi

elda

zuzu

sage

n,al

sda

ßic

hda

sfü

rei

nS

emin

arku

rznoti

eren

könn

te.]

An

der

Sch

wel

lede

sT

odes

ver

kün

det

also

Öd

ipu

sd

emT

hese

us:

Ich

lehr

dich

,A

igeu

s-K

ind

[es

han

del

tsi

chal

sou

mei

neL

ehre

,

dida

xe],

was

dir

un

dde

iner

Sta

dt,/

von

Ak

ers

Kum

mer

frei

,

erhal

ten

ble

iben

wir

d./

Zu

jene

rS

tätt

e[C

bo,s

‘n,d

asis

t,w

iech

dra,

72

der

Ort

,der

Zw

isch

enra

um

,di

eS

tell

e,der

Au

fen

thal

tso

rt,

die

Geg

end

,da

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and]

führ

ich

selb

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eich

dich

hin,

/b

erü

hrt

vo

nkei

nem

Führe

r,w

oic

hst

erb

enso

ll.

Öd

ipus

beab

sich

tigt

hier

,se

ine

Ble

ibe,

sein

ele

tzte

Ble

ibe

od

erR

uhes

tätt

ezu

wäh

len.

Er

möch

tees

al

lein

etu

n,er

alle

inen

tsch

eid

etda

rübe

r,er

ist

selb

stda

zual

lein

,al

lein

als

derj

enig

e,der

sign

iert

,al

lein

,w

eile

rei

neso

lche

Wah

lb

esti

mm

tu

nd

dar

auf

Wer

tle

gt,

sich

aus

eige

ner

Kra

ftan

den

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sein

esT

odes

und

sein

erB

esta

ttun

gzu

bege

ben.

Er

voll

zieh

tsei

neei

gene

Bei

setz

ung

imG

ehei

men

.Fas

tim

Geh

eim

en,

som

üsse

nw

irpr

äzis

iere

n,d

enn

wen

ner

ein

solc

hes

Geh

eim

nis

verl

angt

,muß

eres

auch

anve

rtra

uen.

Er

läßt

Th

eseu

sG

ehei

mh

altu

ng

schw

ören

.In

Wah

rhei

ten

thüll

ter

dies

esG

ehei

mni

sni

cht

einm

ald

emT

hes

eus

imvo

raus

.E

rkü

ndig

tes

an,

erlä

ßtw

isse

n,da

ßes

ein

gew

ahrt

esG

ehei

mni

s,ei

nzu

wah

ren

des

Geh

eim

nis

gibt

,d

och

erw

ird

eser

sten

thül

len,

wen

ner

amR

ande

des

Gra

bes,

amO

rtd

erle

tzte

nR

uhes

tätt

ean

gek

om

men

ist.

Von

die

ser

Stä

tte

aber

spri

chzu

kei

nem

Men

sch

enje

,/

nic

ht,

wo

ver

stec

kt

sie

ist,

von

ihre

mU

mla

nd

nic

ht,

/daß

stär

ker

sie

al

viel

eS

chil

de,a

lszu

Hil

f‘/

ger

ufn

eS

pee

rmac

ht

eure

rN

ach

bar

nst

ets

dich

schütz

t./

Das

heil

ige

Geh

eim

nis

,je

dem

Wort

entr

ück

t[w

örtl

ich:

die

unre

inst

e,ver

fluch

test

eS

ache

,di

em

annic

ht

auss

pre

chen

darf

,das

Geh

eim

nis

,das

man

durc

hS

pre

chen

nic

ht

bre

chen

darf

,di

ever

fluch

teS

ache

,di

ed

urc

hd

enIo

gos,

die

Red

e,w

eder

ber

üh

rtnoch

inB

eweg

ung

ges

etzt

wer

den

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,Ad‘

exa,

gist

am

ede

k.in

eita

ilog

dJ,/

erfä

hrs

tdu

selb

st,

beg

ibst

du

dich

dort

hin

—al

lein

./

Den

nic

hdar

fes

nie

man

dan

ver

trau

n[e

ris

tal

soei

nver

fluch

tes

Geh

eim

nis

, die

ser

Ort

,an

dem

erg

esto

rben 73

1

Page 34: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

und

beg

rab

ense

inw

ird,

und

erv

ertr

autd

iese

sG

ehei

mni

sje

man

dem

,dem

Th

eseu

s,an

,indem

erih

mgl

eich

zeit

igsa

gt, d

aßnic

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einm

aler

selb

stes

ihm

anver

trau

enka

nn.

Ein

wen

igso

,al

s

rde

eres

selb

stni

cht

ken

nen

,di

eses

Geh

eim

nis

,vo

nd

emer

zuT

hes

eus

ges

agt

hat,

daß

eres

selb

sten

tdec

ken

un

dv

on

da

anver

borg

enha

lten

wer

de,

ind

emer

ihn

zuse

iner

letz

enB

leib

e!

Ruhes

tätt

e,se

inem

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ten

Au

fen

thal

tso

rt,

sein

erle

tzte

n

Wohnst

att

begl

eite

t],/

Den

nw

eder

eine

mdie

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Bürg

erd

arf

ich‘

san

ver

trau

n/

noch

mei

nen

Kin

der

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obw

ohl

ich

sie

do

ch

lieb

e[,

‚obw

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chsi

edoch

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e“:

als

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eL

ieben

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ten

En

des

gen

auda

s,w

asin

die

sem

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Lie

bes

bew

eis

zum

Ausd

ruck

kom

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soll

,d

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inbes

teht,

sein

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ieben

wis

sen

zula

ssen

,

wo

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stir

bt, w

orn

an,g

e.rto

rben

ist,

wo

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totü

t,w

om

anei

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ges

torb

enis

t,u

nd

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ob

Ödip

us

nic

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das

Rec

ht

geh

abt

hätt

e,

jene

n,den

ener

sein

eL

iebe

erw

eist

und

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ebt,

sein

enT

öch

tern

und

sein

enS

öhnen

,h

ier

sein

enT

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Anti

gone

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d

Ism

ene,

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sen

letz

ten

Lie

bes

bew

eis

zuer

bri

ng

en;

un

dn

un

,

des

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ber

aubt,

den

en,

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ebt,

den

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sein

esT

odes

zu

enth

üll

en,

ih,r4

wo

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esto

rben

iii,

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eris

t,to

t,ei

nm

alg

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,

wo

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einm

alges

torb

en,

tot

ist,

wo

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einm

alg

esto

rben

,ei

n

einz

iges

Mal

,ein

für

alle

Mal

tot

ist,

als

wär

eer

der

chte

r,di

e

erh

at,

ber

aubt,

als

hät

teer

kein

eT

öch

ter,

als

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teer

kein

e

meh

ro

der

als

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nie

wel

che

geh

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,/

Du

selb

stbew

ahr

esim

mer

[du

rett

e-es

imm

er,

aJl‘a

utos

aiei

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,und

das

Imm

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alei

,da

s„A

llez

eit“

ist

die

Zei

td

iese

rR

ettu

ng

,de

sg

eret

tete

n

Geh

eim

nis

ses

inbez

ug

auf

den

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,an

dem

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tot-

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,und

wen

nd

uan

sZ

iel/

des

Leb

ens

kom

mst

[Ido

sIo

nZe

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tud

ann

dem

All

erbes

ten

nu

r/

esk

un

d,

und

der

hin

fort

enth

üll‘

sd

em

Folg

enden.

2‘ Wen

nw

ir,

imS

chri

ttdes

sen,

was

wir

bere

its

hört

en

und

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no

chfo

lgen

wir

d,der

Log

ikdi

eser

Red

e

folg

en,

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nkönnen

wir

dies

esK

alk

ül

erm

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n.

Vor

alle

mdi

eau

fges

tell

ten

Bed

ingu

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en.D

ieT

racl

i

uo

nw

ird

um

die

sen

Pre

isges

icher

twer

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von

der

gu

ten

Tra

dit

ion,

jene

r,di

edi

eS

tadt

rett

enw

ird,

die

das

po

liti

sch

eW

ohl

der

Sta

dt

sich

ern

wir

d,hei

ßt

es,

daß

sie

—al

sdi

eT

radi

tion

selb

st—

von

der

Wei

terg

abe

eine

sG

ehei

mni

sses

getr

agen

sein

wir

d.N

ich

tirg

end

eine

sle

ben

dig

enG

ehei

mn

isse

s,so

nd

ern

eine

sG

ehe

imni

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inbez

ug

auf

den

geh

eim

enO

rtei

nes

Tod

es,

des

To

des

des

Öd

ipu

s.G

ehei

mw

isse

n,

ein

Geh

eim

nis

inbez

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auf

das

Wis

sen,

ein

Geh

eim

nis

inbez

ug

dara

uf, z

uw

isse

n,w

oder

gro

ße

Über

tret

er,

der

außer

hal

bde

sG

eset

zes

steh

ende,

der

bli

nde

anom

os,

letz

tendli

chst

irbt

,d

ernic

ht

einm

alse

lbst

das

Geh

eim

nis

anver

trau

enka

nn,

das

zuw

ahre

ner

die

and

eren

auff

ord

ert,

das

Geh

eim

nis

hin

sich

tlic

hde

sO

rtes

,an

dem

er,

der

Fre

mde,

einm

alw

isse

nw

ird,

tot—

zu-s

ein:

Tu

dan

ndem

All

erbe

sten

nu

r/

eskund, u

nd

der

hin

fort

enth

üll‘

s

dem

Folg

enden

./

So

wir

stdu

unbed

roht

vo

nden

Kin

der

nder

Erd

e[d

ieK

ind

erd

erE

rde,

das

ist

das

Ges

chle

chtvon

Theb

en,

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aus

den

von

Kad

mo

sau

sges

äten

Dra

chen

zäh

nen

her

vorg

e

gan

gen

ist.

Theb

enis

tdi

eT

och

ter

der

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bew

oh

nen

dies

e

Sta

dt,

doch

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eS

tädte

[Sta

aten

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ssen

sich

,/

sow

ohir

egie

rt

sie

sind

,zu

rM

aßlo

sigk

eit

(bjb

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k.at

bybr

üan)

verl

eite

n!/

Der

tter

Aug

esi

eht

gen

au[d

asA

uge

der

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wac

ht,

wie

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etze

,über

un

sere

nH

äupte

rn—

oder

dem

Bet

to

der

dem

Tod

]u

nd

selb

stla

nge

dan

ach,/

wen

nei

ner

den

Him

mel

miß

achte

tund

sich

zum

Wah

nsi

nn

(mai

nest

bai)

keh

rt./

Sei

fest

eits

ch1oss

en,

Aig

eus-

Kin

d,

daß

die

ses

dir

nic

ht

wid

erfä

hrt

[Fu

rcht

vo

rdem

ko

mm

end

enK

rieg

zwis

chen

Ath

enund

Theben]?

7475

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Ödip

us

eilt

also

schn

elle

nS

chri

ttes

ande

nO

rt,

den

erge

heim

hält

.Er

chte

zudi

eser

Art

Ren

dez-

vous

mit

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Gött

ern

nic

ht

ver

spät

eter

sche

inen

.M

anm

üß

teda

sM

otiv

der

Ver

ipät

ung

un

dd

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ast,

die

Zei

t/den

Tak

tund

den

Rhy

thm

usdi

eses

Wet

tlau

fs,

das

Hal

tmac

hen

und

die

Has

t,di

ede

nS

chri

ttdi

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Tra

gödi

em

arki

eren

,w

eite

rve

rfol

gen.

Als

Öd

ipu

ssi

chan

sein

eT

öch

ter

wen

det,

bit

tet

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e,ih

mzu

folg

en.

Bis

hie

rher

hab

ensi

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ng

efü

hrt

,ih

n,de

nB

lind

en.V

onnun

anw

ird

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efü

hren

.T

rotz

sein

erB

lind

heit

ist

eres

,der

geh

tund

den

Weg

zeig

t,w

ird

ernun

den

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wei

sen.

Er

bit

tet

sie

soga

r,ih

nni

cht

zub

erü

hre

n.N

icht d

asG

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llhi

erun

ange

tast

etbl

eibe

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nd

ern

der

anom

or

Geh

tn

ur,

jed

och

ber

ührt

mic

hn

ich

t,ne

in,

laßt

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hse

lbst

/di

ehe

il‘g

eS

tart

em

eines

Gra

bes

finden

(Io

nbi

eron

(ym

bon)

,wo

/m

ein

Los

esis

t,d

aßdi

ese

Erd

eh

ier

mic

hb

irgt

[krj

pbte

naic

bIon

i

daß

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ver

gra

ben

,ver

bo

rgen

,ver

sch

wu

nd

ense

i,da

ßic

hin

mei

ner

Kry

pta

ver

schw

ände]

?

Fre

md

inei

nem

frem

den

Lan

d,be

gibt

sich

Öd

ipu

sal

soan

eine

nO

rtd

erH

eim

lich

keit

.E

ine

Art

heim

lich

erE

inw

and

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,w

ird

erdort

imT

odver

borg

ense

in:

beg

raben

, bee

rdig

t,im

Geh

eim

enin

die

Nac

ht

eine

rK

rypta

fort

getr

agen

.E

rver

tau

sch

tdi

eR

olle

n,in

dem

er,

der

Bli

nde,

sein

eT

öch

ter

und

Th

eseu

sfü

hrt.

Doch

erse

lbst

wir

deb

enfa

lls

gef

ührt

,v

on

Her

mes

un

dd

erG

ött

ind

erU

nter

wel

t:

Hie

rdi

esen

Weg

kom

mt,

dies

enhi

er,

den

ndi

esen

füh

rt/

Geld

ter

Her

mes

und

der

Un

terw

elt

ttin

mic

h./0

Lic

ht,d

asm

ei

76

nen

Augen

un

sich

tbar

(0ph

c5s

apbe

,ggd

s), v

ord

emw

arst

du

eins

tm

ein,

/n

un

aber

spürt

mei

nL

eib

zum

letz

ten

Mal

dein

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erü

hru

ng

.24

Wir

höre

nih

mzu

,dem

Bli

nden

,dem

Fre

mde

noh

neB

lick

(reg

ard)

, dem

auße

rhal

bde

sG

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zes

steh

ende

nF

rem

den,

der

noch

ein

Rec

htau

fE

insi

cht,

ein

Ko

ntr

olir

echt

(dre

itde

rgar

d)über

den

ver

bo

ten

enO

rtse

iner

letz

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Ruh

estä

tte

beha

lten

möc

hte.

Wir

ren

ihn,

dies

enF

rem

den

,w

ieer

sich

auf

selt

sam

-be

frem

dlic

heW

eise

bekl

agt.

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ist

sein

eK

lage

,se

in„K

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riev

ance

)?

Was

ist

mit

sein

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raue

r?W

arum

dies

ele

tzte

Tra

uer?

Ein

emS

terb

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glei

ch,

der

dem

Lic

htde

sT

ages

un

dder

Wel

tri

tuel

lA

dieu

sagt

(den

nw

enn

man

geb

ore

nw

ird,

ind

emm

anda

sL

icht

der

Wel

ter

bli

ck

t25,

dan

nst

irbt

man

,in

dem

man

aufh

ört

,da

sL

icht

der

Wel

tzu

erbl

icke

n),

bekl

agt,

bed

auer

tau

cher

,d

erB

lind

e,da

sL

icht

der

Wel

t bal

den

tbeh

ren

zum

üsse

n.In

dem

erab

erhi

erdar

über

klag

t,da

sL

icht

eine

sT

ages

verl

iere

nzu

müs

sen,

das

niem

als

das

sein

ew

ar, t

rau

ert d

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lind

eum

ein

beru

hrba

res

Lic

ht,

ein

sanf

tge

stre

iche

ltes

Lic

ht,

ein

Son

nenl

icht

,da

sei

nen

woh

lig

wär

mt u

nd

stre

iche

k.D

asL

icht

ber

ühr

teih

n,er

ber

ührt

ees

,di

eses

zugl

eich

ber

üh

rbar

eu

nd

(be)

rühr

ende

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ht.W

ärm

eum

fing

ihn

unsi

cht

bar.

Was

erin

sein

erV

erbo

rgen

heit

,im

Mo

men

tdi

eser

Kry

pta,

dies

erK

rypta

der

Kry

pta,

ind

emM

om

ent,

daer

insg

ehei

m(e

nca

cbet

te)

inei

nem

Ver

stec

k(u

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ehe#

e)be

grab

enw

ird,

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entb

ehre

nw

ird,

ist

eben

die

seu

ner

rte

Ber

üh

run

gei

nes

Lic

hts. 77

1 1 [ t

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Die

sele

tzte

Adr

esse

wir

dvo

nei

ner

Lex

ikdo

min

iert

,

die

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sem

anti

sche

Fam

ilie

der

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pta

,de

sV

er

stec

ks,

des

Geh

eim

niss

eszu

mA

usd

ruck

brin

gt.

Die

Adr

esse

istv

ersc

hlüs

selt

(trj/tie)

‚k

ön

nte

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n,

und

wen

dip

us

sie

sein

enT

öch

tern

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Th

eseu

sgi

bt—

dem

Th

eseu

s,de

ner

sein

enli

eben

,den

„lie

b—

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Fre

mden

“oder

„lie

bste

nG

ast“

nen

nt

—‚d

ann

adre

ssie

rter

nur

eine

abst

rakt

eB

otsc

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ansi

e:oh

nem

ehr

zuw

isse

n,al

sda

ßsi

ezu

min

des

tw

isse

n,da

ßer

sich

anei

nen

geh

eim

enO

rtbe

gibt

.E

rle

nkt

sein

eS

chri

tte

zuei

ner

letz

ten

Ble

ibe,

um

do

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ver

schei

den

/ver

schw

inden

(d4-

para

i‘ire

),um

do

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die

Kry

pta

gele

gt(enqt)

zuw

erde

n,K

ryp

tain

der

Kry

pta:

Den

nnun

schr

eit‘

ich

dah

in,

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Leb

enst

ag/

zub

erg

en(k

rjps

ön)

indes

Had

esR

eich

.0

lieb

ster

Gas

t[s

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die

fran

zösi

sche

Übe

rset

zung

für

den

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Fre

md

en,p

hüta

ls.‚&

ndn,

und

die

Fre

mden

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Gas

tgeb

er,

Ödip

us

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det

sich

ind

em

Mom

ent,

da

erin

der

Fre

mde,

doch

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heim

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erb

en

wir

d,

anse

inen

Gas

tgeb

eral

san

eine

nF

rem

den

],/

du

selb

st

und

dies

esL

and

und

dei

nG

efo

lge

auch

:/

Hab

tei

nen

gute

n

Dai

mon

und

imW

oh

lerg

ehen

/ver

geß

tm

ich

Tote

nni

cht,

auf

daß

ihr

glüc

klic

hb

leib

t!

Das

ist

der

Mom

ent,

zuver

schei

den

/ver

sch

win

den

un

dsi

chin

die

Kry

pta

zule

gen

(s‘e

rnrj

pte

),si

chm

indes

tens

zwei

mal

indi

eK

rypta

lege

nzu

lass

en,

als

gäbe

eszw

eiS

tätt

en,z

wei

Ere

igni

sse,

zwei

Mom

ente

des

Sta

tt-h

aben

s.Z

wei

Zei

ten

für

die

Bes

tatt

ung

un

dfü

rda

sV

ersc

hwin

den

eine

sL

eich

nam

s,de

rzw

eim

alges

tohle

nw

urde

,ei

nmal

indem

erst

arb,

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er

ein

Lic

htve

rlor

,da

ser

bere

its

verl

oren

hatt

e,in

dem

erei

nes

Lic

hts

ber

aubt

wur

de,

dess

ener

bere

itsbe

raü

bt

war

,ei

nw

eite

res

Mal

,u

min

frem

der

Erd

ebe

erdi

gtzu

wer

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un

dzw

arni

chtn

ur

inde

rF

erne

,so

nd

ern

anei

nem

unzu

gäng

lich

enO

rt.

Öd

ipu

ser

such

tal

sodar

um

,ih

nn

ich

tzu

verg

esse

n.E

rbi

ttet

:da

ßm

anih

nal

sT

oten

beha

lte.

Er

ersu

cht,

erbit

tet

dar

um

,doch

dies

eB

itte

ist

ein

Bef

ehl,

sie

läßt

eine

Dro

hung

durc

hbli

cken

,sie

ber

eite

tein

eE

rpre

ssu

ng

vor

od

erkü

ndig

tsi

ean

.Si

eis

tih

rje

denf

alls

zum

Ver

wec

hsel

näh

nlic

h.Ö

dip

us

ford

ert,

ihn

nic

ht

zuve

rges

sen.

Den

nV

orsi

cht!

Fal

lsm

anih

nve

rgiß

t,w

ürde

sich

alle

szu

mS

chle

chte

nw

ende

n!N

un

rich

tet

erdi

ese

dro

hen

de

Bit

teu

nd

dies

enka

lkul

iert

enB

efeh

labe

ran

den

xeno

s,de

nli

ebst

enF

rem

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od

erG

ast,

ande

nG

ast a

lsF

reun

d,an

eine

nbef

reundet

enu

nd

ver

nd

eten

Gas

t,der

jedo

chvo

nnun

anzu

eine

rA

rtG

eise

lw

ird,

zur

Gei

sel

eine

sT

oten

,zu

m(p

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tiel

len)

Gef

ang

enen

inder

Gew

alt

eine

spo

tent

iell

Ver

sto

rben

en/V

ersc

hw

un

den

en.

Der

Gas

tw

ird

sozu

eine

rfe

stge

halt

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Gei

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zuei

nem

Em

pfä

ng

er,

der

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ange

ner,

Ver

antw

ort

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eru

nd

Opfe

rje

ner

Gab

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t,zu

der

Ödip

us

ein

wen

igw

ieC

hris

tus

—se

inS

terb

en(m

aura

nce)

oder

Ble

iben

(dem

eura

nce)

, sei

nIm

-Ste

rben

-ble

iben

(de#

iou

ranc

e)m

acht

:D

asis

tmei

nL

eib,

bew

ahrt

ihn

inE

rin

ner

ung

anm

ich

?D

erli

ebst

eF

rem

de

oder

Gas

t(p

hilta

texe

n6n)

‚de

rli

ebst

eT

hese

us,

ande

nsi

chÖ

di

pus

auf

dies

eW

eise

imM

om

ent

sein

esle

tzte

nW

ille

nsw

end

et—

ind

emA

ugen

blic

k,da

erih

mdi

ese

7879

Page 37: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

dopp

elde

utig

eM

ahnu

ngund

Fes

tleg

ung

sein

erB

lei

be(m

ise

ende

meu

rede

soi),

die

vert

raul

iche

Mit

teil

ung

vom

Geh

eim

nis

sein

erK

rypta

anver

trau

t—

‚de

rso

erw

ählt

eG

ast

also

ist

eine

Gei

sel,

die

du

rch

eine

nE

idgeb

un

den

ist.

Aber

nic

ht

etw

ad

urc

hei

nen

Eid

,de

ner

spo

nta

nge

leis

tet

hät

te,

sonder

nd

urc

hei

nen

Eid

(ork

os),

indem

ersi

chas

jym

met

riscb

geb

unden

fand

,ja

fand

.D

emG

ott

verp

flic

htet

,d

urc

hda

sein

fach

eW

ort

des

Ödip

us

fest

gele

gt.

Den

nd

erG

ott

über

wac

ht,

erw

acht

eüber

die

Bes

tatt

un

gdi

eses

au

ßerh

alb

des

Ges

etze

sS

tehe

nden

.U

nd

wen

dipu

s‘T

öch

ter

Thes

eus

bit

ten

wer

den,

die

„hei

l‘ge

Stä

tte

des

Gra

bs“

(bie

ron

ymbo

n)se

hen

zukönnen

,w

enn

sie

ihn

anfl

ehen

wer

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ihnen

zum

gehe

imen

Ort

des

Geh

eim

mss

esZ

ug

ang

zuve

rsch

affe

n,w

ird

Th

ese

uses

ihnen

un

ter

Ber

ufu

ng

auf

den

Eid

(ork

os),

der

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ande

nG

ott

bin

det

,ve

rwei

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.A

lle

sind

eine

Gei

sel

des

Tote

n,

ang

efan

gen

bei

mli

ebst

enG

ast,

der

durc

hda

sG

ehei

mni

sg

ebunden

ist,

das

ihm

gege

ben,

anver

trau

tw

urde

,da

szu

wah

ren

ihm

gege

ben

wur

de,d

aser

wah

ren

soll,

von

nun

andu

rch

das

Ges

etz

ver

pfl

ich

tet,

das

über

ihn

her

einbri

cht,

no

chbev

or

erdi

eW

ahlg

ehab

thä

tte,

ihm

zugehor

chen

.(D

asbri

ngt

uns

wie

der

auf

den

Weg

des

unsi

cht

bar

enT

hea

ters

der

Gas

tfre

undsc

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tzu

rück

,da

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eset

z-oh

ne-

Ges

etz

der

Fei

ndsc

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,ja

den

Gei

sel

krie

g.E

rin

ner

nw

irun

san

die

Form

eln

vo

nL

vin

as,

auf

die

wir

inei

nem

ander

enR

egis

ter

zurü

ckkom

men

wer

den:

„Das

Sub

jekt

iste

inG

ast

geb

er“

30,

un

dda

nn,J

ahre

spät

er:

„Das

Sub

jekt

istG

eis

el“

31

.)

Das

En

de

des

Ödi

pus.

Wir

ver

neh

men

dort

das

Ge

bet

/die

Bit

te(p

üre)

eine

sC

hors

:D

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rem

de(x

enos

),Ö

dipu

s,m

öge

zur

alle

sver

berg

ende

nF

lur

der

Tot

en,

zum

styg

isch

enH

aus

hin

abst

eigen

.32

Wir

vern

ehm

enzw

eiT

öch

ter,

die

sich

,nac

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emT

hes

eus

unte

rE

idv

erp

flic

hte

tw

urde

,da

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ehei

mni

szu

wah

ren,

von

ihre

mst

erb

end

enV

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tren

nen

müs

sen,

vo

nei

nem

Vat

er,

der

nun

ziem

lich

unve

rzüg

lich

stir

bt.

Das

Them

ade

sV

erzu

gso

der

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Ver

spät

ung

—ic

hha

bevorh

insc

hon

einm

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auf

hing

ewie

sen

—ta

uch

tin

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ser

Sze

neim

mer

wie

der

auf.

Vie

llei

cht

bir

gt

esso

gar

das

Th

ema

eine

sor

gani

sier

ende

nK

on

rate

mpo

s,de

nw

ahre

nH

errn

der

Ört

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keit

enin

dies

erga

nzen

Sch

lußs

zene

der

Gas

tfre

undsc

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t/in

dies

erS

zene

fina

ler

Gas

tfre

undsc

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t.M

andar

fsi

chni

cht

ver

spät

en, m

anm

die

Ver

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ung

redu

zier

en,m

anm

ußsi

chim

mer

etw

asm

ehr

beei

len.

Man

kom

mt

inge

wis

ser

Wei

seim

mer

zusp

at,

das

Bew

ußts

ein

anti

zipi

ert

imm

ernur

eine

nA

ufsc

hub

zuvi

el.

Die

bei

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Töch

ter

weh

klag

en,

do

chsi

ebe

klag

enni

cht

nur,

ihre

nV

ater

nic

htm

ehr

sehe

nzu

nn

en(,

‚Uns

ist

tödl

iche

Nac

ht

auf

die

Aug

enge

sunk

en“,

sagt

Ant

igon

e,V

.16

83f.)

.Si

ebe

klag

ensi

chse

lbst

,vor

alle

mab

erkl

agen

sie,

dies

eK

läge

rinn

en,über

zwei

Din

ge,

sie

pläd

iere

nin

zwei

Sac

hen

un

dkl

agen

zwei

mal

an:

Ein

erse

its, d

aßih

rV

ater

inde

rF

rem

deges

tor

ben

sei,

daß

erin

der

Fer

nest

erben

wol

lte,a

nder

erse

itsab

erau

ch,

daß

sein

Lei

chna

m,

ihr V

ater

-Lei

chna

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mG

ehei

mni

sei

ner

frem

den

Erd

ever

borg

en,

ohne

Gra

bm

albeg

raben

sei.

Vie

llei

cht

nic

ht

ganz

ohne

8081

Page 38: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

Bes

tatt

un

g,

do

chohne

Gra

bm

al,

ohne

bes

tim

mba

ren

Ort

,ohne

Monum

ent,

ohne

lok

alis

ierb

aren

un

dg

enau

um

schri

eben

enO

rtder

Tra

uer

,ohne

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t(s

ansa

rri)

.O

hne

fest

geh

alte

nen

Ort

,oh

ne

bes

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mb

aren

topo

sw

ird

eine

Tra

uer

verw

eige

rt.

Oder

,w

asau

fda

ssel

beh

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sko

mm

t,si

eis

tver

spro

chen

,ohn

est

attz

uhab

en/e

ine

Sta

ttzu

hab

en(s

ims

avoi

rhe

u),

oh

ne

einen

bes

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mbar

enO

rt(h

eu),

vo

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anal

sunen

dli

che

Tra

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ver

spro

chen

,ein

een

dlo

seT

rauer

als

Her

ausf

ord

erung

anje

glic

heA

rbei

t,je

nsei

tsal

ler

mögli

chen

Tra

uer

arbei

t.D

ieei

nzig

mög

lich

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rauer

ist

die

un

gli

che

Tra

uer.

Kla

gen

(pla

inte

s):D

asi

eer

ken

nt,

daß

der

solc

her

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ver

borg

ene

Kär

per

ihre

sV

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ssi

chvor

Sch

ändu

ngu

nd

Wie

dera

neig

nung

schü

tzt,

bekl

agts

ich

An

tig

on

eau

fdi

ese

Wei

se.

Sie

selb

stkl

agt

und

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klag

tüb

erd

enA

nd

eren

,si

ekl

agt

geg

end

enA

nder

en(K

hgen

/A

nkla

gen*

).S

iekl

agt

dar

üb

er,

daß

ihr

Vat

erin

der

Fre

md

eges

torb

enu

nd

noch

dazu

anei

nem

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ver

gra

ben

sei,

dem

jegl

iche

Lokal

isie

rung

frem

dis

t.Si

ekl

agt

über

die

ver

wei

ger

teT

rauer

,je

denf

alls

üb

erei

netr

änen

lose

Tra

uer

,ei

ned

erT

ränen

ber

aub

teT

raue

r.Si

ew

ein

tdar

um

,nic

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zuw

eine

n,si

ew

eint

um

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Tra

uer

,di

eda

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dam

mt

ist,

mit

Trä

nen

spar

sam

zuse

in.

Den

nsi

ew

ein

tin

der

Tat

,d

och

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sie

bew

eint,

ist

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leic

htw

enig

erih

rV

ater

als

ihre

Tra

uer

,di

eT

rauer

,der

ensi

eber

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ist,

wen

nm

anso

sage

nka

nn.

Sie

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ntd

aru

m,e

iner

no

rmal

enT

rau

erber

aubt

zuse

in.

Sie

bew

ein

tu

nd

bet

rauer

tih

reT

rau

er,

wen

nda

sm

ögli

chis

t.

Wie

kan

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anei

neT

rauer

bew

eine

n?W

iekan

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and

aru

mw

eine

n,se

ine

Tra

uer

nic

ht

voll

zieh

enzu

nnen

?W

iekan

nm

anu

mdi

eT

rauer

trauern

33?

Was

kan

nm

anab

erso

nst

tun

,w

enn

die

Tra

uer

ein

Ende

hab

enso

ll?

Und

wen

ndi

eT

rauer

um

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Tra

uer

essi

chsc

huld

igis

t,unen

dli

chzu

sein

, unm

ögli

chin

ihre

rM

ögli

chke

itse

lbst

?D

asis

t die

Fra

ge,d

iesi

chdu

rch

die

Trä

nen

An

tig

one

sh

ind

urc

hw

ein

t.D

asis

t meh

ral

sei

neF

rage

, den

nei

neF

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wei

nt

nic

ht,

do

ches

ist

vie

llei

cht

der

Urs

pru

ng

jegl

iche

rF

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.U

nd

esis

tdi

eF

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des

Fre

md

en—

der

Fre

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.W

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atsi

eje

ges

ehen

,di

ese

Trä

nen?

Wir

wer

den

eshöre

n.

Die

Trä

nen

,di

eA

nti

gone

wei

nt,

wei

nt

sie,

dasi

eden

Tod

ihre

sV

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sin

der

Fre

mde

bew

eint

, au

ffr

emd

erE

rde,

inde

rer

zual

lem

Über

flu

ßnoch

inse

inem

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ver

bo

rgen

ble

iben

mu

ß, w

odurc

her

zuei

nem

noch

frem

der

enF

rem

den

wir

d.D

iese

rT

od

ist

das

Fre

md-w

erden

des

Fre

md

en,

das

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lute

sein

esF

rern

d-w

erd

ens.

Den

nim

Tod

hät

tedi

eS

ich

tbar

kei

tde

sG

rabm

als

den

Fre

mden

wie

der

anei

gnen

können

,si

eh

ätte

für

ihn

eine

Art

Rep

atri

ieru

ngbed

eute

nk

ön

nen

. Nei

n,hi

erbl

eibt

der

Tote

um

som

ehr

Fre

md

erin

der

Fre

mde,

als

erhie

rke

inm

anft

stes

Gra

b(s

ipul

ture

),ke

insi

chtb

ares

und

phän

om

enal

esG

rab

mal

hat

,so

nd

ern

nu

rei

negeh

eim

eB

esta

ttung,

eine

unsi

chtb

are

Gra

ble

gung/

ein

Nic

ht-

Gra

b(i

ns6p

ultu

re)

34,

das

selb

stfü

rdi

eS

ei

nen

,se

lbst

für

sein

eT

och

ter

un

sich

tbar

ist.

Die

sew

ein

tge

wiß

,w

iew

irso

eben

rten

,u

mei

neu

n

8283

Page 39: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

mög

lich

eT

raue

r.D

och

sie

wag

tes

,si

chda

bei

ande

nT

ote

nse

lbst

zuw

ende

n.D

enn

sie

flih

rtih

nan

,fo

rder

tih

nzu

rück

,fo

rder

tih

nhe

raus

.Si

ew

end

etsi

chn

och

jens

eits

des

Tod

esan

ihre

nV

ater

,an

das

Ges

pen

stQ

pect

re)

ihre

sV

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s,de

sF

rem

den

,de

rih

rfr

emd

wir

d,da

sie

nic

ht

einm

alum

ihn

trau

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kann

(es

han

del

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chal

sou

mdi

eF

rage

des

Fre

md

en,

inal

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ren

Bed

eutu

ng

en,u

nd

um

die

Fra

ged

erF

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den

ande

nF

rem

den)

.Si

eri

chte

tan

ihre

nfr

emde

n,au

ßerh

alb

des

Ges

etze

sst

ehen

den

,b

lin

den

un

dto

ten

Vat

erei

nE

rsuch

en,

eine

Fra

geund

eine

Bit

te,

sie

bit

tet

ihn

—vor

alle

m,

schl

icht

und

einf

ach

—‚

sie

zuse

hen.

Bes

ser

gesa

gt,

sie

bit

tet

ihn,

sie

wei

nen

zuse

hen,

ihre

Trä

nen

zuse

hen.

Die

Trä

nen

sage

n,da

ßdi

eA

ugen

nic

ht

pri

mär

zum

Seh

engem

acht

sind

,so

nder

nzu

mW

eine

n.H

öre

nw

irsi

ean

,di

ese

Anti

gone

,da

sfr

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eK

lage

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b,da

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chan

das

Ge

spen

stei

nes

Vat

ers

wen

det,

der

meh

ral

sei

nmal

au

ßer

hal

bde

sG

eset

zes

steh

t,der

inm

ehr

als

eine

mS

inne

frem

dis

t,fr

emd

desh

alb,

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ler

gek

om

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ist,

um

inder

Fre

mde

zust

erb

en,

frem

dau

ch,

wei

ler

anei

nem

geh

eim

enO

rtbeg

raben

ist,

frem

d,w

eil

erohne

sich

tbar

esG

rab

beg

raben

ist,

frem

d,w

eil

ervo

nde

nvon

Tra

uer

erfü

llte

nS

eine

nni

chtb

ewei

ntw

erden

kann

,w

iees

sich

,no

rmal

erw

eise

,geh

ört

.W

ähre

nd

sie

weh

klag

tu

nd

das

Los

ihre

sV

ater

sbe

klag

t,sa

gtA

nti

gone

etw

asE

rsch

reck

ende

s.Si

ew

agt

zuer

klär

en,

daß

ihr

Vat

erdi

eses

schr

eckl

iche

Los

,di

eses

Sch

icks

alge

wol

ltha

be.

Es

war

Ödi

pus‘

Wun

sch,

das

Ges

etz

des

Beg

ehre

ns

des

Öd

ipu

s.D

iese

nbeg

ehre

nd

enK

örp

er,

der

wid

erw

illi

gbe

geh

rt,a

ber

imm

ernoch

begehrt

35,

dies

enin

den

Tod

fort

get

ragen

enK

örp

er,

dies

enÖ

dip

us,

der

vo

mG

rund

des

Beg

ebre

nsdi

eses

abso

lutg

ehei

men

(arc

biseat)

,im

Üb

erm

aßver

schlü

ssek

en/i

nder

Kry

pta

ver

borg

enen

(sur

crjp

tee)

un

dtr

auer

lose

nT

odes

aus

wei

terh

inbeg

ehrt

,di

esen

auße

rhal

bde

sG

eset

zes

Ste

hend

en,

der

no

chü

ber

sein

enL

eich

nam

hina

usda

sG

eset

zvo

rgib

t,di

esen

auße

rhal

bde

sG

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zes

Ste

hend

en,

der

imfr

emde

nS

taat

,d

erih

nhe

imli

chve

rbir

gt,i

mm

ernoch

das

Ges

etz

vorg

eben

will

,die

sen

ver

sto

rben

enbl

inde

nV

ater

,di

esen

ver

sch

ied

ene

n,ab

gesc

hied

enen

Vat

er,

der

vo

nih

rab

gela

ssen

hat

un

dde

ssen

Fig

urdi

eses

Ges

etz

des

Ges

etze

sau

ßerh

alb

des

Ges

etze

sre

prä

senti

ert,

dies

enih

ren

einz

igen

Vat

erbi

ttet

Ant

igon

eu

met

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ganz

Kla

res:

daß

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een

dlic

hse

he,

ineb

endi

esem

Mo

men

tse

lbst

,u

nd

daß

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ew

eine

nse

he.

Gen

auer

gesa

gt:

Sie

ford

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hnau

f,ih

reT

räne

nzu

sehe

n.D

ieU

nsi

cht

bark

eit,

die

Ort

losi

gkei

t,di

eIl

loka

litä

tv

on

eine

m,

der

„oh

ne

fest

enW

ohns

itz“

für

den

To

dis

t,al

lda

s,w

asden

Körp

erih

res

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ers

der

phän

om

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enÄ

ußer

lich

keit

entz

ieht,

wir

din

ihre

nA

ugen

bew

eint

ohne

gese

hen

zuw

erde

n.E

ben

die

seIn

nerl

ichk

eit

des

Her

zens,

dies

esun

sich

tbar

eS

prec

hen

findet

indi

eT

ränen

Ein

gang

,st

eigt

als

Trä

nen

indi

eA

ugen

,ei

nin

nerl

iche

su

nd

zugl

eich

unen

dlic

hes

Lei

d,da

snä

chtl

iche

Geh

eim

nis,

das

zuse

hen

Anti

gone

ihre

nV

ater

bitt

et.

Sie

bit

teti

hn, z

use

hen,

das

Uns

icht

bare

zuse

hen,

das

hei

ßt

das

Unm

ögli

che,

zwei

mal

das

Unm

ögli

che

zutu

n:

8485

Page 40: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

Antg

ane

So

gib

tes

ein

Seh

nen

den

nau

chnac

hS

chli

mm

em?

/D

enn

auch

das

mit

nic

hte

nL

iebre

iche

war

lieb

,/

sola

ng‘

ich

ihn

inm

einen

Arm

ennoch

hiel

t./

0V

ater

,o

du,

den

ich

lieb

e,/

vo

mew

igen

unte

rird

isch

enD

un

kel

nun

um

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gen

,/

dir

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d

esau

chd

ort

,ic

hbürg

ed

ird

afü

r,nic

ht

man

gel

n/

anm

einer

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be

und

anih

rer.

Cbo

rE

rh

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das

Lo

s...

An4

gone

Das

Los

,da

ser

nsc

hte

.C

hor.

Wel

ches

also

?A

ntzg

one

Wie

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erse

hn

te:

Infr

emdem

Lan

d/

star

ber

und

hat

sein

Lag

er/

dru

nte

n,

wohiv

erbo

rgen

auf

ewig

,/

un

d

kein

eT

rau

erli

eßer

zurü

ck,

die

sich

den

Trä

nen

verw

eige

rt./

Sie

hal

som

eine

Augen

,o

Vat

er,

sie

wei

nen

und

klag

en,

un

d

ich

/w

eiß

nic

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Arm

e,w

ied

enuner

meß

lich

en/

Sch

mer

z

ich

eine

sT

ages

erst

icken

soll

,den

du

mir

hin

terl

äßt.

/A

ch,

in

frem

dem

Lan

d/

zust

erben

wünsc

hte

stdu

dir,

do

ch/

war

um

bis

td

uso

ges

torb

en,

oh

ne

mic

h?4S

Ang

esic

hts

dies

erdoppel

ten

Unm

ögli

chke

it,

eine

mbli

nden

un

dto

ten

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erzu

sehe

nzu

gebe

n,ih

mih

reT

ra.n

enzu

sehe

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geb

en,

ble

ibt

An

tig

on

eei

nei

nzi

ger

Ausw

eg:

der

Sel

bst

mo

rd.

Doch

sie

wil

lan

dem

Ort

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bstm

ord

bege

ben,

wo

ihrV

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aben

ist,

eine

munau

ffin

dbar

enO

rt,

un

auff

ind

bar

eben

des

Eid

esw

egen

,de

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hes

eus

ihr

inE

rinner

ung

ruft

.D

enn

dies

eIl

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litä

tber

uht

nic

ht

auf

irg

end

eine

rto

polo

gis

chen

Oper

atio

n,

sie

wir

dv

on

eine

mS

chw

urde

kret

iert

,von

jene

mE

id(O

rkos

),de

di

pus

selb

stg

efo

rder

t,in

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rhei

tauf

erle

gt,f

estg

eleg

tha

t.H

eter

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om

ie,W

unsc

hund

Ges

etz

des

And

eren

,dort

, wo

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tere

r,der

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ere,

jad

erL

etzt

e,Ö

dip

us

der

erst

eM

ensc

h(H

egel

),w

ieau

chÖ

dipu

sd

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tzte

Men

sch

(Nie

tzsc

he),

nic

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nur

ster

ben

wol

lte,

son

dem

für

die

Sei

nen

unau

ffin

dbar

, ihr

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raue

rentz

oge

nse

inw

ollt

e,w

obei

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ese

un

dsi

chse

lbst

inde

nA

bgru

nd

eine

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rau

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rtre

ißt,

die

um

ihre

Tra

uer

selb

sttr

auer

t:

Ant

zgon

e:E

ilen

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,L

iebe

,zu

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!Is

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e:D

aßw

irw

astu

n?A

iiiqg

orn-

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inV

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ngen

beh

errs

cht

mic

h—

Ism

ene

Wonac

hden

n?

An4

go,w

Das

Gra

bin

der

Tie

feder

Erd

ezu

sch

aun

...

Ism

ene

Wes

sen

Gra

b?

Ani

sgon

e:D

esV

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s!Ic

hA

rme!

Ism

ene:

Wie

wär

euns

dies

eser

laub

t?Ja

/sie

hst

du

den

nn

ich

t—

[..j

Bed

enk

do

ch,

daß

gra

blo

ser

hing

ing,

ander

sal

sje

der

an

dere

.A

ntig

ene

hre

mic

hhi

n,um

auch

mic

hzu

töte

n!

Gen

auim

Mom

ent

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esW

unsc

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ruft

The

seus

,d

erzu

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gek

ehrt

ist,

ihn

ende

nE

idin

Eri

nner

ung.

Er

erin

ner

tsi

ean

jene

nS

ohn

des

Zeu

s,de

rde

n(N

amen

)E

idtr

ägt

(Ork

os).

Um

eine

mge

leis

tete

nE

idtr

euzu

blei

ben,

um

vor

eine

mE

idbru

chzu

be

wah

ren,

rfen

sie

die

heil

ige

letz

teR

uhes

tätt

ede

sV

ater

snic

ht

mit

eige

nen

Aug

ense

hen:

Tbes

eus

Was

wünsc

ht

ihr,

Kin

der

,daß

ich

euch

gew

ähr‘

?A

n4go

ne:

Wir

wol

len

das

Gra

b/

des

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ers

bes

chau

nm

itei

ge

nem

Bli

cic

Tbe

.rezr

Doch

esis

tn

ich

ter

laubt,

zug

ehen

dort

hin.

Ant

a?go

neW

asw

ills

tdu

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n,H

err,

Kön

igA

then

s?Tb

eseu

.sIh

rK

inder

,er

selb

er,

erha

tm

ir‘s

ver

sagt/

Kei

nS

terb

lich

erdar

fsi

chnii

her

ndem

Ort

,/

und

kein

esS

tim

me

erkl

inge

jehi

n/

zur

heil

igen

Gru

ft,

wo

ernu

nru

ht./

Und

bef

olg

eic

h

8687

Page 41: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

1

dies

,sa

gte

er,g

enau

,/

wer

dle

idlo

sic

hst

ets

regi

eren

das

Lan

d./

Un

sere

Ver

pfl

ichtu

ng

rten

der

Gott

/u

nd

der

alle

sver

nim

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Eid

(Ork

os),

der

So

hn

des

Zeu

s.A

ntzg

orn-

Wen

ndi

esse

inW

un

sch

ist,

sose

ies

uns

rech

t./

Nac

h

Th

eben

jedoch

,dem

ehrw

ürd

ig-a

lten

,se

nd

uns

zurü

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dam

it

wir

viel

leic

htver

hin

der

nden

Mo

rd,/

der

dro

hen

dnah

tu

nse

rn

Brü

dern

.3

1

Die

sela

nge

Abs

chw

eifu

ngüber

Ödip

us

auf

Kolo

nos,

zwis

chen

Par

isu

nd

Jarn

ac, w

urd

eun

sin

gew

isse

rW

eise

un

din

eine

rer

sten

Annäh

erung

von

eine

rC

har

tam

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Tit

el„D

ieG

eset

zed

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astf

reund

scha

ft“

dikt

iert

,ei

ner

han

dges

chri

eben

enu

nd

unte

r

Gla

sge

faßt

en,

das

hei

ßtunan

tast

bar

en3

8und

lesb

are

nV

erfa

ssun

g,di

eüber

eine

mB

ett

aufg

ehän

gtis

t.E

inem

Bet

tde

sS

chla

fsund

der

Lie

be,

des

Tra

ums

oder

des

Pha

ntas

mas

,de

sL

eben

su

nd

des

Tod

es:

„ger

ade

über

dem

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t“.

Die

Char

taw

urd

evom

Her

rnüber

dies

rtli

chk

eite

nan

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emO

rtan

ge

bra

cht,

von

eine

m„H

aush

errn

“(m

aftr

ede

cian

s)‚de

r,w

enn

wir

dem

Erz

ähle

rG

lauben

sche

nken

wol

len,

„kei

nedri

ngen

der

eS

orge

hat

,al

sje

den,

der

des

Aben

ds

kom

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um

sich

anse

inen

Tis

chzu

setz

enu

nd

sich

un

ter

sein

emD

ach

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hen

der

Rei

seau

szuru

hen

,se

iner

Fre

uden

teil

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igw

erd

enzu

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en.

.

Der

Hau

sher

r„e

rwar

tet

auf

der

Sch

wel

lese

ines

Hau

ses

ängs

tlic

hden

Fre

mden

, den

eram

Ho

rizo

nt

als

Bef

reie

rau

ftau

chen

sieh

t.U

nd

wen

ner

ihn

nur

von

wei

tem

erbl

ickt

, wir

der

ihm

eili

gst z

uruf

en:

‚Tri

ttra

sch

ein

,d

enn

ich

fürc

hte

mic

hv

or

mei

nem

Glü

ck

“3

9. 88

„Tri

ttra

sch

ein“

, ras

ch, d

ashe

ißt u

nver

zügl

ich

un

dohne

zuw

arte

n.D

asB

egeh

ren

ist

die

Erw

artu

ng

dess

en, w

asnic

ht w

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t.D

erG

ast m

ußsi

chbe

eile

n.D

asB

egeh

ren

miß

tdi

eZ

eit

ausg

ehen

dv

on

sein

erA

nnull

ieru

ng

ind

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eweg

ung

des

eintr

eten

den

Fre

mde

n:D

erF

rem

de,

hier

der

erw

arte

teG

ast,

ist

nic

ht

nu

rje

man

d,zu

dem

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sagt

„kom

m“,

son

der

nau

ch„t

ritt

ein“

,tr

itt

ein

oh

ne

zuw

arte

n,m

ach

eB

akbe

iun

so

hn

ezu

war

ten,

beei

ledi

chei

nzu

tret

en,

„ko

mm

here

in“,

„kom

min

mic

h“,

nich

tnur

zum

ir,

son

der

nin

mic

h:be

setz

em

ich,

nim

mP

latz

inm

ir, w

asgl

eich

zeit

igau

chbe

deut

et, n

imm

mei

nen

Pla

tzei

n,be

gnüg

edi

chnic

ht

dam

it,

mir

entg

egen

od

er„z

um

ir“

zuko

mm

en.

Die

Sch

wel

lezu

üb

er

schr

eite

n,b

edeu

tet

ein

zutr

eten

un

dni

cht

nu

rsi

chzu

näh

ern

od

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kom

men

.S

elts

am-b

efre

mdl

iche

,fü

run

sab

erso

erhe

llen

deL

ogik

eine

sun

gedu

ldig

enH

errn

,der

sein

enG

ast

als

eine

nB

efre

ier,

als

sein

enE

man

zipat

or

erw

arte

t.E

sis

t,al

.rob

der

Fre

mde

die

Sch

lüss

elin

Hän

den

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te.

Das

ist

stet

sdi

eS

itua

tion

des

Fre

mden

,au

chin

der

Pol

itik

, näm

lich

wie

ein

Ges

etzg

eber

zukom

men

,um

das

Ges

etz

vo

rzu

geb

enu

nd

das

Vol

ko

der

die

Nat

ion

zube

frei

en, i

nd

emer

vo

nau

ßen

kom

mt,

indem

erin

die

Nat

ion

od

erda

sH

aus,

das

Zuhau

seei

ntri

tt,

die

ihn

ein

tret

enla

ssen

,n

ach

dem

sie

ihn

ger

ufe

nha

ben.

Es

ist,

als

ob(u

ndhi

ergi

btst

ets

ein

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obda

sG

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zvo

r)d

erF

rem

de,

sow

ieÖ

dip

us

imG

runde

gen

om

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, als

ode

rjen

ige,

der,

falls

sein

Ste

rbeo

rtge

heim

geha

ken

wir

d,di

eS

tadt

rett

eno

der

ihr

du

rch

den

Ver

trag

, den

wir

gele

sen

habe

n,W

ohl- 89

t

Page 42: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

erge

hen

ver

spre

chen

wür

de,

alf

obal

sode

rF

rem

ded

enH

errn

rett

enu

nd

die

Mac

htse

ines

Gas

tgeb

ers

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reie

nk

ön

nte

;es

ist,

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err

als

Her

rd

erG

efan

gen

ese

ines

Ort

esund

sein

erM

acht

,se

iner

Sel

bsth

eit

Qps

6ite

‘),

sein

erS

ubje

ktiv

ität

wär

e(s

eine

Sub

jekt

ivit

ätis

tei

neG

eise

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Der

Her

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rE

inla

dend

e,der

einl

aden

deG

astg

eber

wir

dal

sozu

rG

ei

sei

—er

wir

din

Wah

rhei

tsc

hon

imm

erei

neG

eise

ige

wes

ense

in.U

nd

der

Gas

t,di

eei

ngel

aden

eG

eise

l,w

ird

zum

Ein

lad

end

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sE

inla

dend

en,z

umH

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des

Gas

tgeb

ers.

Der

Gas

tw

ird

zum

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tgeb

erde

sG

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s.D

iese

Subst

itunonen

mac

hen

alle

un

dje

den

zur

Gei

sel

des

An

der

en.

Das

sind

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Ges

etze

der

Gast

freu

ndsc

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.Sie

ents

pre

chen

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Scbw

ieng

keile

nun

dA

pori

en,

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vo

nden

erst

enZ

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sB

uche

san

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künd

igt

un

dzu

mA

usd

ruck

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rach

tw

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n.Si

ew

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zunäc

hst

beri

chte

t,u

nd

zwar

vom

Er

zähl

erse

lbst

,das

hei

ßt v

om

Nef

fen

,al

soje

man

dem

aus

der

Fam

ilie

,der

nic

ht

der

So

hn

indi

rekt

erL

inie

ist

und

sich

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Quas

i-V

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mörd

ergeb

ärden

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d.D

iese

Scbw

ierz

gkei

ten

wer

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vorw

eggen

om

men

,n

och

bev

or

die

„un

ter

Gla

s“gef

aßte

nG

eset

zed

erG

astf

reundsc

haf

tzit

iert

wer

den.

Las

sen

sie

sich

for

mal

isie

ren?

Gew

iß,

und

zwar

gem

äßei

ner

ziem

lich

einf

ach

ersc

hei

nen

den

Anti

nom

ie.D

ashei

ßtg

emäß

der

Gle

ichz

eiti

gkei

t,de

s„Z

ugle

ichs

“zw

eier

inkom

pati

bler

Hypoth

esen

:„D

enn

schl

ießl

ich

kan

nm

ann

ich

tzu

glei

chn

ehm

enu

nd

nic

ht

neh

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,da

sein

und

nic

ht

dase

in,

ein

tret

en,w

enn

man

bere

its

dri

nn

enis

t“4

1.

Gle

ichz

eiti

ger

eign

etsi

chab

erdi

eU

nmög

lich

keit

dies

es„Z

ugle

ich“

.E

inm

alu

nd

jede

smal

.E

sis

tda

s,w

asges

cheh

enw

ird,

das,

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imm

erge

schi

eht.

Man

nim

mt,

ohne

zune

hmen

.D

erG

astg

eber

nim

mt u

nd

emp

fangt—

doch

ohne

sie

zun

ehm

en—

sow

ohl „

sei

ten

“G

ast

als

auch

„sei

ne“

Fra

u,di

eT

ante

des

Er

zähl

ers.

So

trit

t man

vo

nd

rin

nen

ein:

Der

Hau

sher

ris

t bei

sich

zuH

ause

, doc

htr

itte

rni

chts

dest

owen

iger

dan

kde

sG

aste

s—

der

vo

ndra

ußen

kom

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—be

isi

chei

n.D

erH

err

trit

tal

sov

on

dri

nnen

ein,

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obv

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dra

ußen

käm

e.E

rtr

itt

dank

des

(grd

ceau

)B

esuc

hers

bei

sich

ein,

durc

hdi

eG

nad

e(p

arla

grdc

e)se

ines

Gas

tes.

Da

dies

eA

nti

nom

iev

oll

ko

mm

enw

ider

sprü

chli

chbl

eibt

—w

iees

sich

geh

ört

—‚ka

nnda

sE

reig

nis

jedo

chnic

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anda

uern

:„D

asw

ährt

en

ur

eine

nA

ugen

blic

k..

.“,

präz

isie

rtd

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rzäh

ler,

„Den

nsc

hlie

ßlic

hka

nnm

annic

ht z

ugle

ich

neh

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und

nic

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neh

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,da

sein

un

dnic

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ase

in,e

intr

ete

n,w

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bere

its

dri

nn

enis

t.“

Die

seD

auer

oh

ne

Dau

er,

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ekü

rzes

teS

pann

e,di

eses

plöt

zlic

heA

uffi

acke

rn,

dies

erM

om

ent

eine

sM

omen

ts,

der

sich

annu

llie

rt,

dies

eun

endl

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Ge

schw

indi

gkei

t,di

esi

chzu

eine

rA

rtab

solu

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Hal

to

der

abso

lute

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ast

zusa

mm

enzi

eht,

das

ist

eine

Not

wen

digk

eit,

die

nic

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meh

rzu

über

list

enis

t:Si

eis

tdi

eE

rklä

rung

dafl

ir,

daß

man

imm

erda

sG

efühl

hat,

zusp

ätzu

kom

men

,u

nd

daß

man

sich

imB

eg

ehre

nna

chG

astf

reu

nd

sch

aft o

der

imB

egeh

ren

als

Gas

tfre

undsc

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tzu

glei

chst

ets

zur

Eil

ehi

nrei

ßen

läßt

.Im

Her

zen

eine

rG

astf

reu

nd

sch

aft,

die

stet

szp

nsc

hen

übri

glä

ßt.

9091

Page 43: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

Wir

wer

den

uns

hier

dam

itbe

gnüg

en,

die

Ph

asen

eine

run

wah

rsch

einl

iche

nF

olge

,di

eze

itli

chen

un

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tin

om

isch

enM

odal

ität

endi

eser

Ges

etze

,di

eun

mög

lich

eC

hro

no

log

iedi

eser

Gas

tfre

un

dsc

haf

t her

ausz

uste

llen

, all

das,

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eine

disk

rete

Iron

iem

itde

mB

eina

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Schw

zenk

eite

nve

rseh

enhat

(die

Kom

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tier

ung

wol

len

wir

der

ansc

hlie

ßend

enD

isk

uss

ion

über

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en).

Sch

wie

rig

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Din

ge, d

ieun

mac

hbar

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soba

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eG

renze

des

Sch

wie

rige

ner

reic

ht i

st,

soga

rdi

eO

rdn

un

gde

sM

ögli

chen

als

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mM

ache

n(f

aire

),ei

nem

Her

stel

len

(/au

re),

eine

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acha

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afan

)üb

erst

eige

n.D

asU

nmac

hbar

e,so

sche

int

es,

flullt

hier

ind

enB

erei

chder

Zei

t.D

iese

Scbw

ierz

gkei

ten

hab

enim

mer

die

Form

eine

sZ

eit-

wer

den

sd

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eit,

un

dm

ankönnte

das

auch

für

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unka

lkul

ierb

are

limin

gder

Gas

tfre

undsc

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t hal

ten.

Wir

wol

len

dies

eZ

eitm

arke

r,di

eC

hro

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etri

edi

eser

Ver

wic

klun

g,n

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einm

alher

vorh

eben

:

Schw

ieri

gkei

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nm

ein

On

kel

Oct

ave

mei

ne

Tan

teR

ob

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inse

ine

Arm

en

ahm

,durf

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ich

tg

lau

ben

,daß

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eral

lein

sie

indi

eA

rme

näh

me.

Ein

Gas

ttr

atei

n,o

bw

oh

lR

ob

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ihn,

sola

nge

mei

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anw

esen

du

r,nic

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erw

arte

te,

und

wäh

rend

sie

noch

fürc

hte

te,

daß

der

Gas

tkä

me,

den

nR

ober

tehat

teei

nen

Gas

tvon

unw

ider

steh

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erE

ntsc

hlos

senh

eit

enaw

*4ta

ucht

ed

erG

ast

bere

itshin

ter

ihr

aaf,

und

mei

nO

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trat

imse

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Aug

enbl

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her

zu,

um

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freu

dig

enS

chre

ckm

einer

—v

on

dem

Gas

tüb

erra

scht

en—

Tan

tezu

über

rasc

hen.

Do

chim

Gei

stm

eines

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sw

ährt

eda

snu

rei

nen

Ai«

enbl

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un

dvon

neu

emsc

hick

tem

ein

On

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sich

an,

mei

ne

Tan

tein

sein

eA

rme

zune

hmen

.D

asw

äbrz

‘enu

rei

nen

Aug

enbl

ick.

..D

enn

schl

ießl

ich

kan

nm

annic

ht

92

zugl

eich

neh

men

und

nic

ht

neh

men

,da

sein

und

nic

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dase

in,

ein

tret

en,

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anber

eits

dri

nn

enis

t.M

ein

Onkel

Oct

ave

ford

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zuvi

el,

wen

ner

den

Aug

enbl

ick

der

offe

nen

Tär

verl

änge

rnw

ollt

e,es

war

schon

viel

,w

enn

eres

erre

ichen

konnte

,da

ßd

erG

ast

ander

reer

schie

nun

ddaß

der

Gas

tim

glei

chen

Aug

enbl

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hin

ter

Rober

teau

ftau

chte

, um

esO

ctav

ezu

ges

tatt

en, w

ähre

nd

ervom

Gas

tdi

eG

este

des

Türö

ffnen

süb

erna

hm,

sich

selb

stal

sd

ervon

drau

ßen

ko

mm

end

eG

ast

zuem

pfi

nden

,un

ddi

ebei

den

von

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Tür

aus

mit

dem

Gef

üh

lb

etra

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nzu

nn

en,

als

ob

erse

lbst

,O

ctav

e,es

wär

e,der

mei

ne

Tan

teüb

erra

scht

e.

Nic

hts

ver

mag

eine

nbes

sere

nB

egri

ffvon

der

Gei

stes

art m

eine

sO

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szu

ver

mit

teln

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die

han

dg

esch

rieb

enen

Sei

ten,

die

erin

ein

eman

tike

nR

ahm

en,

ind

emei

npaa

rw

elke

Fel

dblu

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stec

kte

n,

unte

rG

las

hat

tefa

ssen

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en,

um

sie

and

erW

and

des

Gäs

tezi

mm

ers

aufz

uhän

gen

,und

zwar

ger

ade

üb

erdem

Bet

t

Die

Ges

etze

der

Gas

tfre

unds

chaf

t

Der

Hau

sher

r,der

kein

edr

inge

nder

eS

orge

hat,

als

jede

n,der

des

Aben

ds

ko

mm

t,um

sich

anse

inen

Tis

chzu

setz

enun

dsi

chu

nte

rse

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Dac

hvon

den

Mühen

der

Rei

seau

szuru

hen

,se

iner

Fre

uden

teil

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igw

erden

zula

ssen

,er

war

tet

auf

der

Sch

wel

lese

ines

Hau

ses

ängs

tlic

hden

Fre

mden

,den

eram

Hori

zont

als

Bef

reje

rau

ftau

chen

sieb

t.U

nd

wen

ner

ihn

nur

vo

nw

eite

mer

blic

kt, w

ird

erih

mei

ligs

t zur

ufen

:„T

ritt

rasc

hei

n,den

nic

hfl

irch

tem

ich

vo

rm

einem

Glü

ck.“

42

Let

ztes

Mal

hat

ten

wir

die

Fra

gede

sF

rem

den

auf

eine

etw

asse

ltsa

m-b

efre

mdl

iche

Art

un

dW

eise

ver

scho

ben,

ind

emw

irih

reO

rdnung

od

erR

icht

ung,

inW

ahrh

eit

den

Sin

nder

Fra

gese

lbst

um

keh

rten

.In

dem

wir

uns

von

skiz

zen

haf

ten

Lek

türe

nv

on

Tex

ten

Pla

tons

(Kri

ton,

Soph

iste

s,Po

litik

os, A

polq

gie

des

93

1 1 t 1 1

Page 44: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

Sokr

ates

)oder

Sop

hokl

es‘

(Ödp

usau

fKol

onos

)le

iten

ließ

en,

hat

ten

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eini

geF

igu

ren

des

Fre

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Fra

gen

aufg

egeb

en.

Sie

rief

enun

sei

neV

orb

edin

gung

inE

rinn

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Vor

der

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ge

des

Fre

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alsT

he

ma

od

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itel

eine

sP

roble

ms,

als

ein

emF

ors

chungs

pro

gra

mm

,bev

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wir

also

auf

dies

eW

eise

vora

us

setz

en,

ber

eits

zuw

isse

n,w

asder

od

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sF

rem

de

ist,

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eroder

esbe

deut

et,

wer

eris

t,gib

tes

wah

rlic

hn

och

die

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ge

nach

dem

Fre

md

enal

sei

nean

den

Fre

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ger

ich

tete

An-F

rage

(Wer

bis

tdu

?W

oher

kom

mst

du?

Was

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lst d

u?W

ills

tdu

kom

men

?W

ora

uf

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uhi

naus

?usw

),v

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alle

mab

er,u

nd

noch

eher

,di

eF

rage

des

Fre

mden

als

eine

vom

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md

enko

mm

ende

Fra

ge.

Als

eine

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ged

erA

ntw

ort

od

erder

Ver

antw

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ung

also

.W

ieauf

all

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eF

ragen

antw

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en?

Wie

die

Ver

antw

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ungfü

rsi

eübern

eh

men

?W

iesi

chse

lbst

ihn

engeg

enüber

ver

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en?

Geg

enüber

Fra

gen

(que

stio

ns),

die

eben

soA

nfr

agen

(dem

ande

s), j

aB

itte

n(p

res)

sind

?In

wel

cher

Spr

ache

kan

nder

Fre

md

ese

ine

Fra

ge

anuns

rich

ten?

Die

unse

ren

emp

fan

gen

?In

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cher

Spr

ache

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anih

mF

ragen

stel

len?

„Spra

che“

,w

irw

olle

ndi

eses

Wort

zugl

eich

inei

nem

enger

enu

nd

ein

emw

eite

ren

Sin

never

steh

en.

Ein

eder

zahl

reic

hen

Sch

wie

rigk

eite

n,den

enw

irhi

ergeg

enüber

steh

en—

gen

auso

wie

indem

Fal

le,

als

esd

aru

mgi

ng,

die

Exte

nsi

on

des

Beg

riff

sd

erG

ast

freu

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schaf

to

der

des

Fre

mden

zure

gel

n—

‚ei

nedie

ser

Sch

wie

rigk

eite

nal

sois

tdi

ese

Dif

fere

nz,

aber

auch

dies

em

ehr

oder

wen

iger

enge

Ver

wac

hsun

g,

dies

eS

trik

tur

zwis

chen

ein

emso

gen

annte

nw

eite

ren

und

ein

emso

gen

ann

ten

enger

en(s

tn‘c

te)

Sin

n.Im

wei

tere

nS

inne

ist

die

Spr

ache

, die

jeni

ge, i

nder

man

sich

anden

Fre

md

enw

endet

od

erin

der

man

ihn

hört

,w

enn

man

ihn

anhört

43,

die

Ges

amth

eit

der

Ku

ltu

r,di

eW

erte

,N

orm

en,

Bed

eutu

ngen

,di

eder

Spr

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inn

ewo

hn

en.

Die

selb

eS

prac

hezu

spre

chen

,is

tnic

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nur

ein

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chli

cher

Vor

gang

.E

sg

eht

um

das

etho

sim

allg

emei

nen.

Neb

enb

eibe

mer

kt:

Ohne

dies

elbe

Nat

ionai

spra

che

zusp

rech

en,

kan

nm

irje

man

d, w

enn

erei

neb

esti

mm

teK

ult

ur —

zum

Bei

spie

lei

nen

mit

einem

gew

isse

nR

eich

tum

ver

bu

nd

enen

Leb

ens s

til, u

sw. —

mit

mir

teil

t,w

enig

er„f

rem

d“

sein

als

ein

Mit

rger

oder

Lan

dsm

ann, d

erei

ner

ande

ren

„so

zial

enK

lass

e“an

geh

ört

,w

iem

anfr

üh

ersa

gte

(doch

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soll

tedie

seS

pre

chw

eise

nic

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allz

usc

hnel

lau

fgeb

en, w

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sie

auch

krit

isch

eW

achsa

mke

iter

ford

ert)

.In

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Hin

sich

thab

eic

hm

itei

nem

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erli

chen

palä

stin

ensi

sche

nIn

tell

ektu

elle

n,des

sen

Spr

ache

ich

nic

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spre

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meh

rgem

einsa

mal

sm

itei

nem

Fra

nzo

sen,

der

mir

aus

dies

eno

der

jenen

sozi

alen

ko

no

mis

chen

od

eran

der

enG

rün

den

,in

der

eine

noder

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enH

insi

cht

frem

der

sein

wir

d.U

mgek

ehrt

wir

dm

ir, w

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man

die

Spra

che

imen

ger

enS

inne

nim

mt,

der

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Nat

ional

ität

nic

ht

um

faßt,

ein

bürg

erli

cher

isra

elis

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Inte

llek

tuel

ler

frem

der

sein

, als

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Arb

eite

rau

sder

Sch

wei

z,ei

nbel

gis

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Bau

er,

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Box

erau

sQ

ueb

eco

der

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fran

zösi

scher

Pol

izis

t.D

iese

Fra

geder

Spr

ache

imvo

nun

sso

gen

ann

ten

enger

enS

inne

,da

shei

ßt

t. 1

9495

Page 45: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

das

disk

ursi

veId

iom

,da

ssi

chni

cht

mit

ein

erbe

stim

mte

nS

taat

sbü

rger

sch

aft

dec

kt

(Fra

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sen

un

dB

ewoh

ner

Que

becs

bzw

Eng

länd

erund

Am

erik

aner

nn

enim

gro

ßen

und

gan

zen

dies

elbe

Spr

ache

spre

chen

),fa

nd

enw

irau

fta

usen

derl

eiW

eise

imm

erw

iede

rin

der

Erf

ahru

ng

der

Gas

tfre

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dsc

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tim

pli

zier

t.E

inla

dung

,Em

pfa

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,Asy

l,B

eher

berg

ung

ver

lauf

enüber

die

Spr

ache

oder

das

Ansp

rech

ende

sA

nder

en.

Wie

L€v

inas

unte

rei

nem

and

eren

Ge

sich

tsp

unkt

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:S

prac

heis

tG

astl

ich

kei

t.W

irha

ben

uns

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erd

gefr

agt,

ob

die

al3s

olut

e,hy

perb

olis

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unbed

ingte

Gas

tfre

un

dsc

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tnic

htda

rin

bes

teht,

die

Spr

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,ei

neb

esti

mm

teS

prac

he,

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dse

lbst

das

Ansp

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ende

sA

nd

eren

zuü

berr

asc

hen.

Muß

man

der

Ver

such

ung,

den

Ander

enzu

frag

en,

wer

eris

t,w

iese

inN

ame

laut

et,

woher

erk

om

mtu

sw,n

icht

auch

eine

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Zu

rück

hal

tun

gauf

erle

gen?

Muß

man

nic

ht

dav

on

abse

hen,

ihm

dies

eF

ragen

zust

elle

n,di

eder

art

viel

egef

ord

erte

Bed

ingungen

un

dal

soG

ren

zen

eine

rG

astf

reu

nd

sch

aft

ankü

ndig

en,

die

auf

dies

eW

eise

inei

nR

echt

und

inei

neP

flic

ht

hine

inge

zwun

gen

un

dei

nges

chlo

ssen

wir

d?In

die

Ökonom

ieei

nes

Zir

kels

also

?D

iese

sD

ilem

ma

zwis

chen

der

über

das

Rec

ht,

die

Pfl

icht

oder

soga

rdi

eP

olit

ikhin

ausg

ehen

den

unbed

ingte

nG

astf

reundsc

haf

tei

ners

eits

und

der

durc

hda

sR

echt

un

ddi

eP

flic

ht

um

schri

eben

enG

astf

reu

nd

sch

aft

ande

rers

eits

wir

dim

mer

wie

der

auf

uns

laue

rn.

Ste

tskan

ndi

eei

nedi

ean

dere

korr

um

pie

ren

,u

nd

dies

eP

erver

tier

bar

kei

tb

leib

tir

redu

zibe

l.Si

em

esbl

ei-

ben.

Es

istw

ahr,

daß

dies

eE

nth

altu

ng

(,‚k

omm

, tri

ttei

n,m

ache

Hal

tbe

im

ir,

ich

frag

edi

chw

eder

nach

dein

emN

amen

no

chbi

tte

ich

dich

,ve

rant

wor

tlic

l?zu

sein

, ich

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chau

chni

cht,

wo

her

duk

om

mst

od

erw

oh

indu

gehs

t“)

der

abso

lute

nG

astf

reu

nd

scha

ftw

ürdi

ger

zuse

insc

hein

t,di

edi

eG

abe

rück

halt

los

offe

rier

t;u

nd

eini

gekönnte

nda

rin

no

chei

neM

ögli

chke

itder

Spr

ache

erke

nnen

.D

asS

chw

eige

n(s

e-ta

ire)

ist

bere

its

eine

Mod

alit

ätm

ögli

chen

Spre

chen

s.W

irw

erde

nun

sst

ets

zwis

chen

dies

enbe

iden

Ex

ten

sio

nen

des

Beg

riff

sder

Gas

tfre

un

dsc

haf

twie

auch

der

Spr

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abm

ühen

müs

sen.

Wir

wer

den

auch

auf

die

beid

enO

rdnungen

eine

sG

eset

zes

der

Gas

tfre

un

dsc

haf

tzu

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kom

men

:di

eunbed

ingte

oder

hype

rbol

isch

eO

rdnung

auf

der

eine

n,di

ebe

ding

teu

nd

jund

isch

-pol

itis

che,

jaet

hisc

heO

rdnung

auf

der

ander

enS

eite

,w

obei

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Eth

ikin

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rhei

tzw

isch

ende

nbe

iden

aufg

espan

nt

ist,

jen

ach

dem

obm

anse

ine

Woh

nung

nach

dem

abso

lute

nR

espe

ktu

nd

der

abso

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nG

abe

ausr

icht

eto

der

nach

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Tau

sch,

der

Pro

port

ion,d

erN

orm

usw

. Was

die

bei

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ten

sio

nen

der

Spr

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bet

riff

t,so

wol

len

wir

rasc

hzw

eiF

ors

chungsr

ichtu

ngen

,zw

eiP

rog

ram

me

od

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eiP

robl

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tike

nsi

tuie

ren.

Bei

deb

esch

rän

ken

sich

auf

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Spr

ache

im„e

nger

enS

inne

“,au

fdi

ena

türl

iche

oder

die

Nat

iona

lspr

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,au

sder

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Red

e,di

eA

ussa

geu

nd

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Aus

druc

ksw

eise

schö

pfen

.1.

Das

Aut

o-m

obil

(e)

dies

er„S

prac

he,

die

man

mit

sich

träg

t“, w

iew

irv

orh

insa

gten

,is

twed

ervo

nal

lden

tech

nis

chen

Pro

thes

enzu

trennn,

der

en

9697

Page 46: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

Raf

finem

ent

und

Kom

pli

zier

thei

tim

Pri

nzip

kein

eG

ren

zen

ken

nt

(das

Mob

ilte

lefo

nis

tnur

eine

Fig

urda

von)

,n

och

,w

enn

man

das

sosa

gen

kann

,von

der

sogen

annte

nS

elbs

t-af

fekt

ion

(auto

-aff

iaio

n),

die

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über

einst

imm

end

der

Sel

bst

-bew

egli

chk

eit

(aut

o-m

obili

ti)de

sL

eben

dig

enim

allg

emei

nen

zu-

schr

eibt

, und

zwar

als

dess

enur

eige

nste

gli

chk

eit

Gib

tes

Gas

tfre

undsc

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tohne

—zu

min

des

t—

das

Phan

tasm

adi

eser

Aut

o-no

mie

?D

iese

rau

to-m

obil

enS

eib

st-a

ffek

tion,

für

die

das

Sic

h-i

m-S

pre

chen

-ver

neh

men

der

Spr

ache

die

bev

orz

ug

teF

igur

ist?

2.W

enn

der

Eig

enn

ame

nic

ht

zur

Spr

ache

,zu

müb

lich

enF

unkti

onie

ren

der

Spr

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geh

ört

,di

eer

den

noch

bedi

ngt,

wen

n—

wie

ich

ander

nort

szu

zei

gen

vers

ucht

habe

—ei

nE

igen

nam

eni

chtw

ieir

gen

dei

nan

dere

sW

ort d

erS

prac

heüber

setz

t wer

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kann

(,‚P

eter

“is

tnic

ht

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Übe

rset

zjin

gv

on

„Pie

rre“

),w

elch

eK

onse

quen

zen

sind

dan

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raus

hin

sich

tli

chder

Gas

tfre

undsc

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t zu

zieh

en?

Die

sese

tzt b

ei

des

zugl

eich

vora

us:

den

Ruf

(app

el)

od

erda

sIn

-E

rin

ner

ung-r

ufe

n(r

appe

l)de

sE

igen

nam

ens

inse

iner

rein

enM

ögli

chke

it(z

udi

r,zu

dir

selb

stsa

geic

h„k

om

m“,

„tri

ttei

n“,„

ja“)

und

die

Aus

lösc

hung

des

selb

enE

igen

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ens

(,‚k

omm

“,„j

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trit

tein

“,„w

erau

chim

mer

dubi

stu

nd

was

auch

imm

erde

inN

ame,

dein

eS

prac

he,

dein

Ges

chle

cht,

dein

eG

attu

ng

ist,

ob

du

ein

Men

sch,

ein

Tie

roder

gött

lich

bist

..

Uns

ere

Vor

gehe

nsw

eise

mag

bef

rem

den

,d

och

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uns

auch

dies

eB

efre

mdl

ichk

eitv

on

eine

rArt

Ges

etz

aufg

ezw

unge

n.D

iese

sG

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zkö

nn

tem

anau

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sei

neK

reuzu

ng

vo

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prac

hen

oder

Cod

esb

esch

rei

ben.

Ein

erse

its

drän

gen

wir

die

Din

ge

inR

icht

ung

eine

ral

lgem

eine

nu

nd

abst

rakte

nF

orm

alis

ieru

ng,

ind

emw

irbi

swei

len

„uns

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Ges

chic

hte

befr

agen

insb

eso

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anh

and

lite

rari

sche

ro

der

phil

oso

phi

sche

rT

exte

.A

nder

erse

its

erö

ffn

enun

sbes

tim

mte

leis

pie

le—

unte

rei

ner

Vie

lzah

l von

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enm

ögli

chen

—ei

nen

Zugan

gzu

mF

eld

aktu

elle

rpo

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sche

ru

nd

meh

r als

poli

tisc

her D

ring

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keit

en(d

enn

esge

hthi

erge

rade

um

das

Pol

itis

che

und

das

Juri

disc

he).

Die

seD

ring

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keit

enak

tual

isie

ren

aber

nic

ht

nu

rkl

assi

sche

Str

uktu

ren.

Sie

inte

ress

iere

nun

sge

nau

dort

un

dw

irn

ehm

ensi

eeb

enda

inde

nB

lick

,w

osi

edi

ese

Erb

schaf

ten

od

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ev

orh

errs

chen

den

Inte

rpre

tati

onen

dies

erE

rbsc

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ten

wie

vo

nse

lbst

zudek

onst

ruie

ren

sche

inen

.W

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aben

das

bere

its

an

zudeu

ten

ver

such

t im

Zu

sam

men

han

gm

itde

nn

eu

enT

elet

echn

olog

ien

un

dder

Art

un

dW

eise

, wie

sie

sich

auf

die

Erf

ahru

ng

des

Ort

es,

des

Ter

rito

rium

s,de

sT

odes

usw

.au

swir

ken.

Was

die

Str

uk

tur

der

Gei

sel b

etri

fft,

som

üßte

man

auch

eine

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Ges

etz

od

erA

nti

nom

iean

alys

iere

n,di

eeb

enso

wes

entl

ich

wie

quas

iah

isto

nsc

his

t.W

irkönnte

ndi

esau

fd

erG

run

dla

ge

anti

ker

Bei

spie

leo

der

ethi

sche

rA

ussa

gen

vo

nL

vin

astu

n,ab

erau

chvon

dem

ausg

ehen

d,w

asdi

ese

Pro

blem

atik

inne

uen

Erf

ahru

ngen

, ja

neu

enG

eise

ikri

egen

tran

sfo

rmie

rt.

Was

zum

Bei

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l in

Tsc

hets

chen

ien

gesc

hieh

t,m

üß

tein

dies

erH

insi

chti

nd

emM

om

ent

anal

ysie

rtw

er

den,

dadi

eG

eise

lnah

me

zur

schr

eckl

iche

nW

affe

imZ

uge

eine

sK

rieg

esw

ird,

vo

nd

emm

anni

cht

meh

rw

eiß,

obes

ein

Bür

gerk

rieg

,ei

nP

arti

sanen

9899

Page 47: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

krie

g(i

ndem

Sin

ne,

den

Car

lS

chm

itt

dies

emA

us

dru

ckgi

bt)

oder

ein

Kri

egis

t,in

dem

sich

bald

Mit

bürg

er,

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Gla

uben

sbrü

der

,ba

ldF

rem

de

usw

. ge

gen

üb

erst

ehen

.D

ieG

eise

lnsi

ndke

ine

un

ter

dem

Sch

utz

des

Kri

egs-

oder

Völk

erre

chts

steh

enden

Kri

egsg

efan

gene

nm

ehr.

Die

Gei

seln

ahm

eis

tm

itt

lerw

eile

insi

ngu]

ären

Kon

flik

ten

klas

sisc

hge

wor

den,

inden

ensi

chM

itbürg

ergeg

enüb

erst

ehen

,die

kein

em

ehr

sein

wol

len

un

ddi

efo

lgli

chda

nach

stre

ben,

Fre

md

ezu

wer

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die

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wie

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Bür

ger

eine

san

der

enL

ande

sre

spek

tier

t—

alle

rdin

gsei

nes

noch

nic

ht

exis

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ende

nL

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s,ei

nes

nft

igen

Sta

ates

.D

iese

Um

stru

ktu

rier

un

gen

nati

onal

staa

tlic

herG

ren

zen

neh

men

zu,

und

das

nic

ht

nu

rin

Eu

rop

a.(W

asau

chim

mer

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Rät

sel

dies

esN

amen

su

nd

der

„S

ach

e“,

auf

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ersi

chb

ezie

ht,

sein

mag

,„E

uro

pa“

bez

eich

net

viel

leic

htje

neZ

eit

un

dje

nen

Rau

m,

die

für

dies

esei

nmal

ige

Ere

igni

sg

ünst

igw

aren

:In

Eu

ropa

hätt

eda

sR

icht

auf

univ

erse

lle

Gas

tfre

unds

chaf

tse

ine

radi

kals

teund

verm

utli

chfo

rmal

isie

rtes

teD

efi

nit

ion

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lten

—zu

mB

eisp

iel

inK

ants

Tex

tZ

umew

igen

Frie

den,

auf

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wir

uns

imm

erw

iede

rb

ezie

hen

,so

wie

inder

gan

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Tra

diti

on,d

ieih

nge

trag

enha

t).

Ob

euro

päis

che

(Ex-

Jugo

slaw

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od

erpara

euro

päis

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(Ruß

land

und

die

ehem

alig

eU

dSS

R)

Kri

ege,

dies

eK

rieg

esi

ndw

omög

lich

kein

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olo

nia

lkr

iege

od

ervon

kolo

nisi

erte

nV

ölke

rngef

ührt

enB

efr

eiun

gskr

iege

imbuch

stäb

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eno

der

enge

ren

Sin

ne,

son

der

nn

ehm

eno

ftdi

eG

esta

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on

Rek

olo

ni

sier

ungs

-o

der

Dek

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msi

eru

ng

sbew

egu

ng

enan

.

Ich

hätt

ein

dies

emZ

usa

mm

enhan

g,w

enn

ich

die

Zei

t daz

ug

ehab

thä

tte

un

dw

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essc

hick

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wär

e,m

eine

nA

ussa

gen

eine

etw

asau

tobi

ogra

phis

che

No

tezu

gebe

n,ger

ne

die

jüng

ere

Ges

chic

hte

Alg

erie

nsunte

rsu

cht.

Der

enA

usw

irku

ngen

auf

das

geg

enw

ärti

geL

eben

beid

erL

ände

r,A

lger

iens

wie

Fra

nk

reic

hs,

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no

chga

nzfr

isch

un

din

Wah

rhei

ter

stnoch

imK

om

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.In

dem

,w

asim

fran

zösi

sche

nR

echt

kein

Pro

tekto

rat,

son

der

nei

neG

ruppe

fran

zösi

scher

Dep

arte

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tsge

wes

enw

ar,

ist

die

Ge

schi

chte

des

Fre

mden

,wen

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anso

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nka

nn,i

stdi

eG

esch

icht

ed

erS

taat

sbür

gers

chaf

t,di

eE

ntw

ick

hing

vo

nG

ren

zen

,di

est

rikt

zwis

chen

Bür

gern

un

dB

ürg

ern

zwei

ter

Kla

sse

od

erN

ich

t-B

ürg

ern

tren

nen,

vo

n18

30bi

sin

unse

reT

age

der

art

kom

plex

,be

weg

tund

verw

icke

lt,

daß

das

Gan

zem

eine

sW

isse

nsin

der

Wel

tu

nd

imL

auf

der

Men

schhei

tsge

schi

chte

beis

piel

los

ist.

Ich

verw

eise

noch

einm

alau

fd

enA

rtik

el„D

asS

taat

sbür

gers

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ts-P

uzzl

ein

Alg

erie

n“v

on

Louis

-August

inB

arri

re,

der

inder

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egin

nde

sS

emin

ars

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zeig

ten

Num

mer

der

Zei

tsch

rift

Plei

nD

roit

ersc

hien

enis

t.Z

uB

egin

nde

rK

olo

nis

ieru

ng

un

dbi

san

sE

nde

des

Zw

eite

nW

elt

krie

gsbe

zeic

hnet

em

andi

eM

osle

ms

Alg

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nsal

s„n

atio

naux

fran

fais

“u

nd

nic

ht

als

„cit

qyen

sfra

nfai

s“47,

ein

subt

iler

,ab

eren

tsch

eid

end

erU

nter

schi

ed.

ImG

run

de

gen

om

men

besa

ßen

sie

kein

eri

chti

geS

taat

sbü

rger

scha

ft,o

hn

eab

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solu

tFre

mde

od

ervö

llig

eA

usl

änder

zuse

in.

ImM

om

ent

der

Annex

ion

des

sen,

was

man

dam

als,

inei

ner

Ver

ord

nung

vom

Juli

100

101

2

Page 48: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

1834

,al

sdi

e„f

ran

zösi

sch

enB

esit

zung

enin

Nord

afri

ka“

beze

ichn

ete,

blei

ben

die

Bew

oh

ner

dies

esL

ande

s,di

eM

osle

ms

(Ara

ber

od

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r)w

iedi

eJu

den

,ei

nem

ko

nfe

ssio

nel

len

Rec

htu

nte

rwo

rfen

.D

reiß

igJa

hre

spät

er,im

Jahre

1865

,kom

men

dies

eE

inhe

imis

chen

deju

rein

den

Gen

der

Eig

ensc

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Fra

nzose

—w

om

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eS

tell

ungen

imö

ffen

tlic

hen

Die

nst

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reben

können

—‚

ohne

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chfr

anzö

sisc

heS

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sbü

rger

zuse

in.

Den

noch

sahe

ndi

eT

ex

tevo

r,da

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erE

inhe

imis

che,

der

zwar

Fra

nzos

e,nic

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Sta

atsb

ürg

erw

ar,

die

Sta

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rsch

aft

erla

ngen

könn

e,w

enn

eru

nte

rb

esti

mm

ten

Bed

ing

un

gen

sein

enbes

onder

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tatu

sau

fgib

tund

die

Sta

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ewal

t,der

letz

teR

icht

erin

dies

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ache

,dem

zust

imm

t.F

ür

die

einh

eim

isch

enJu

den

wu

rde

der

Zugan

gzu

rfr

anzö

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Sta

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haf

t du

rch

das

ber

üh

mte

„D

cre

tC

rmie

ux“

vo

m24

.O

kto

ber

1870

besc

hleu

nigt

, das

spät

erunte

rd

erV

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goder

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rieg

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,1.

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enzw

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ähle

rgru

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en—

was

für

die

Erh

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,di

ezu

rU

nab

hän

gig

kei

tA

lgen

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$

‘: 1 1“

102

103

Page 49: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

führ

te, n

ich

tvöf

fig

bela

nglo

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ar, z

um

ind

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lsei

neih

rer

Urs

ache

n.D

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Gru

ppe

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endi

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slem

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llte

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ardi

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erU

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,za

hlre

iche

Führe

rde

sA

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ds

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1954

kam

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aus

der

Gru

ppe

der

Unt

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lizi

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iese

Zw

eite

ilun

gde

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rsch

aftw

ährt

ebi

szu

mA

lger

ienk

rieg

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Alg

erie

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endi

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ng

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eA

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ier,

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her

den

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edin

gung

enunte

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rige

nA

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ertr

agha

tte

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die

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der

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spfl

ieht

für

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nkre

ich

befr

eite

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eZ

eit

des

Evi

an-V

ertr

ags

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i,h

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sei

nM

itar

beit

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asqu

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et,

als

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ndi

ebe

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eN

orm

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ieru

ng

pro

tesü

ert

en).

Bev

orw

irfü

rheu

tesc

hlie

ßen,

wol

len

wir

noch

kurz

auf

zwei

Anti

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ionen

od

erP

roto

ko

lle

ein

gehe

n.B

eden

ken

wir

zun

äch

stde

nU

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schi

edzw

isch

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ru

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edin

gte

nG

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t un

dde

nR

echt

enund

Pfl

icht

en,d

iedi

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gung

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reund

scha

ftfe

stle

gen.

Wei

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nW

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hna

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die

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tzu

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en,

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eU

nte

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eidung

auf,

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erzu

bes

tim

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man

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als

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itte

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104

beze

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nte

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nd

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nd

anal

oger

Wei

se,

den

nim

stre

ngen

Sin

nesi

ndsi

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rade

indi

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lau

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,u

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ngna

chzu

denk

en).

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isch

enei

nem

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nG

eset

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tfre

un

dsc

haf

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erei

nem

abso

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nW

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hna

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astf

reu

nd

sch

aft

auf

der

ein

enund

ein

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gu

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knüpft

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echt

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ner

mit

Bed

ingu

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ver

kn

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ften

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itik

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eren

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teht

ein

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ter

schi

ed,

eine

radi

kale

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ero

gen

ität

,w

enng

leic

hsi

eau

chuntr

ennbar

mit

eina

nder

ver

bu

nd

ensi

nd.

Das

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erfo

rder

t,im

pliz

iert

das

ande

reo

der

schr

eibt

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ieka

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an,i

ndem

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eine

run

bedi

ngte

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astf

reu

nd

sch

aft

stat

tgib

t(f

aisa

ntdr

oit

d),w

enn

ich

sosa

gen

darf

, ein

embe

stim

mte

n,beg

renzb

aren

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dab

gren

zbar

en, m

itei

nem

Wor

t:ei

nem

kalk

ulie

rbar

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geb

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Wie

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ten

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itik

un

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ner

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Eth

ik,

die

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Ges

chic

hte

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vo

luti

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en,

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klic

heR

evol

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nen,

Fo

rtsc

hri

tte,

kurz

um:

eine

Per

fekt

ibil

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ssen

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Pol

itik

,ein

erE

thik

,ei

nem

Rec

ht,d

ieau

fdi

ese

Wei

seau

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en

euen

An

ford

eru

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enni

ed

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ner

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tori

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Sit

uati

onen

antw

ort

en, d

iedi

esen

also

wir

klic

hen

tsp

rech

en,

ind

emsi

edi

eG

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zeän

der

nu

nd

die

Sta

atsa

ngeh

örig

keit

,die

Dem

okra

tie

oder

das

inte

rnat

iona

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echt

usw

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ders

bes

tim

nen

?In

dem

sie

also

imN

amen

des

Unbed

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ich

indi

eB

edin

gung

der

Gas

tfre

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haf

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selb

stw

enn

dies

ere

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Unbed

ingth

eitu

ner

reic

hbar

zuse

insc

hein

t,u

ner

reic

hb

arnic

ht

nu

ral

sre

gula

tive

Idee

—ei

neId

eeim

Kan

tisc

hen

Sin

ne,

105

4 1 t —

r

Page 50: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

unen

dli

chfe

rn, d

erm

anim

mer

nu

rin

un

ang

emes

sener

Wei

senäh

erkom

mt—‚son

der

nau

sst

rukt

urel

len

Grü

nden

,w

eil

sie

durc

hdi

evon

uns

anal

ysie

rten

inte

rnen

Wid

ersp

rüch

e„b

lock

iert

“w

ird?

Die

zwei

teA

nti

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atio

nw

ird

die

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eine

sM

ot

tos

(exe

rgue

)u

nd

eine

rR

efer

enz

besi

tzen

.S

ämtl

iche

Bei

spie

le,

die

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bis

her

gew

ählt

hab

en,

zeig

ten

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eV

orhe

rrsc

hafi

inn

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alb

der

Str

uktu

rde

sR

echt

sau

fG

astf

reu

nd

sch

aftu

nd

der

Bez

iehu

ngzu

mF

rem

den

—se

idi

eser

nun

Gas

toder

Fei

nd.

Es

han

del

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chu

mei

neh

elic

hes,

väte

rlic

hes

und

phal

logoze

ntr

isc

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Mod

ell.

Es

ist

der

Fam

ilie

ndes

pot,

der

Vat

er,

der

Ehem

ann

un

dH

err,

der

Hau

sher

r,d

erdi

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ese

tze

der

Gas

tfre

undsc

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tm

acht

.E

rre

prä

sen

tier

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eund

beu

gt

sich

ihne

n,um

ihnen

inn

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alb

dies

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ewal

td

erM

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zur

Gas

tfre

undsc

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t,die

ser

Mac

htder

Sel

bsth

eit,

die

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seit

eini

gen

Woc

hen

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ysie

ren,

auch

die

and

eren

zuun

terw

erfe

n.W

irhat

ten

bei

Gel

egen

hei

tau

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erin

ner

t,da

ßda

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der

Gas

tfre

undsc

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tmit

dem

Pro

ble

mde

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thik

koex

tens

ivis

t.E

sgeh

tste

tsda

rum

,die

Ver

ant

wo

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für

eine

Ble

ibe,

für

ihre

Iden

titä

t,ih

ren

Rau

m,

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Gre

nze

n,

für

das

ethö

sal

sA

ufen

thal

t,W

ohnu

ng,

Hau

s,H

eim

,F

amil

ie,

Zuhau

sezu

über

neh

men

.N

un

soll

ten

wir

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einm

alje

neS

ituat

ion

enunte

rsu

chen

, in

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endi

eG

astf

reundsc

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tmit

der

Eth

ikse

lbst

nic

ht

nur

koex

tens

ivis

t,so

nd

ern

inden

enes

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An

sch

ein

hab

enka

nn,

daß

eini

ge,w

iem

ansa

gen

ko

nn

te,d

asG

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zd

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astf

reundsc

haf

tüber

eine

„Mor

al“

oder

eine

best

imm

te„E

thik

“st

elle

n.

106

Um

den

Weg

dies

ersc

hwie

rige

nF

rage

anzu

deut

en,

könnte

nw

irun

sdi

ebek

annte

Ges

chic

hte

vo

nL

ot

und

sein

enT

öch

tern

inE

rinner

ung

rufe

n.Si

est

eht

der

Tra

dit

ion

des

vo

nK

ant

—na

chA

ugus

tinu

su

nd

sein

enbei

den

gro

ßen

cher

nüber

die

ge

49

—in

sein

erS

chri

ftÜ

ber

ein

verm

eint

esR

echt

aus

Men

sche

nlie

beu

luge

nzi

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ten

Bei

spie

ls,

kein

esw

egs

frem

dge

genü

ber.

Muß

man

sein

eG

äste

Mis

setä

tern

,Ver

gew

alti

gem

,M

örd

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ausl

iefe

rn?

Oder

muß

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letz

tere

anlü

gen,

um

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zure

tten

,di

em

anb

eh

er

ber

gt

und

für

die

man

sich

vera

ntw

ortl

ich

fühl

t?In

der

Gen

esis

(19,

1ff

.)gi

btes

eine

nM

om

ent,

daL

ot

die

Ges

etze

der

Gas

tfre

un

dsc

haf

ber

alle

s,in

sbe

sond

ere

über

die

ethi

sche

nV

erpf

lich

tung

enzu

stel

len

sche

int,

die

ihn

mit

den

Sei

nen

un

dse

iner

Fam

ilie

,zua

ller

erst

sein

enT

öch

tern

,ver

bind

en.D

ieM

änner

vo

nS

od

om

nsc

hen

die

Gäs

tezu

sehe

n,di

eL

ot

beh

erb

erg

tu

nd

die

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eN

acht

zuih

mgek

om

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.D

ieM

änn

erv

on

So

do

mw

olle

ndi

ese

Gäs

tese

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um

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e„e

inzu

dri

ngen

“,w

ieei

neÜ

ber

setz

ung

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(die

fran

zösi

sch

ber

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Cho

uraq

uis:

„Fü

hre

sie

hera

uszu

uns:

Laß

tun

sin

sie

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ring

en!“

),um

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rken

nen

“,w

ieei

nean

dere

scha

mha

ftsa

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ieÜ

bers

etzu

ngvo

nD

horm

ein

der

Bib

lioth

que

dela

Pl&

ade:

„Fü

hre

sie

hera

us2u

uns,

dam

itw

irsi

eerk

en

nen

“)

50.

Lo

tis

tse

lbst

ein

Fre

md

er(g

fr),

der

kam

,um

bei

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So

do

mit

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zuw

ohnen

(güt

).U

mdi

ev

on

ihm

beh

erb

erg

ten

Gäs

teum

jede

nPr

eis

zusc

hütz

en,

bie

tet

erde

nM

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von

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mal

sF

amil

ienober

hau

ptu

nd

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ächt

iger

Vat

erse

ine

bei

den

Töch

ter

an,

die

no

chJu

ngfr

auen 10

7

ii 1 t. •1r

Page 51: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

sind

.E

ssi

ndnoch

kein

eM

änn

erin

sie

„ein

ged

run

gen“

.D

iese

Sze

nefo

lgtunm

itte

lbar

auf

jene

,in

der

Gott

un

dse

ine

drei

Bo

ten

dem

Abra

ham

ersc

hien

en,

der

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enbe

id

enE

ichen

von

Mam

reG

astf

reu

nd

sch

aft

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ährt

.W

irw

erd

ensp

äter

dar

auf

zurü

ck

ko

mm

en, e

sh

and

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ich

hier

beiu

mdi

eg

roß

eG

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du

ng

ssze

ne

abra

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itis

cher

Gas

tfre

undsc

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t,di

eze

ntr

ale

Ref

eren

zfü

rD

iebe

i4ge

Ga4

/reu

ndsc

baft

od

erD

as‚g

egeb

ene

W‘rn

‘von

Lou

isM

assi

gn

on

.5

1

Die

bei

den

En

gel

kam

enam

Aben

dn

ach

Sodom

./

Lo

tsa

ßim

Sta

dtt

or

von

So

do

m.

Als

ersi

esa

h,/

erh

ob

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ch,

trat

auf

sie

zu,

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chm

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Ges

icht

zur

Erd

enie

der

/und

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e:A

donai

[Her

r],k

ehrt

do

chim

Hau

seu

res

Knec

hte

scm

,/

ble

ibt

über

Nac

ht

und

was

cht

euch

die

Füß

e!A

mM

org

enkönnt

ihr

eure

nW

egfo

rtse

tzen

./

Nei

n,

sagt

ensi

e,w

irw

olle

nim

Fre

ien

üb

ern

ach

ten

./

Er

redet

eih

nen

aber

sola

nge

zu,b

issi

em

itgi

ngen

und

bei

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ein

keh

rten

./

Er

ber

eite

teih

nen

ein

Mah

l,li

eßu

ng

esäu

erte

Bro

teb

ack

en,u

nd

sie

aßen

./

Sie

war

enn

och

nic

ht

schla

fen

geg

ang

en,

/d

au

mst

ellt

endi

eE

inw

ohner

der

Sta

dt

das

Hau

s,di

eM

änner

von

So

do

m,/

Jung

un

dal

t,al

les

Vol

kw

eit

und

brei

t./

Sie

rief

enn

ach

Lot

und

frag

ten

ihn:

/W

osi

nddi

eM

änner

,di

eheu

teab

end

zud

irgek

om

men

sind

?/

Her

aus

mit

ihn

en,

wir

woll

enin

sie

ein

dri

ng

en./

Da

ging

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zuih

nen

hin

aus

vo

rdi

eT

ür,

/sc

hlo

ßsi

ehin

ter

sich

zu/

un

dsa

gte:

Aber

mei

ne

Brü

der

,beg

eht

doch

nic

ht

ein

solc

hes

Unr

echt

!/

Seh

t,ic

hh

abe

zwei

Töch

ter,

indi

enoch

kein

Man

nei

nged

rungen

ist.

/Ic

hw

ill

sie

euch

her

ausb

ringen

.D

ann

tut

mit

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en,

was

euch

gefä

llt.

/N

ur

jenen

Män

ner

ntu

tn

ichts

an;

den

ndes

hal

bsi

nd

sie

jau

nte

rden

Sch

utz

mei

nes

Dac

hes

getr

ete

n.

52

Sodom

ieund

sexu

elle

Dif

fere

nz:

Das

selb

eG

eset

zder

Gas

tfre

undsc

haf

tg

ibt

zuei

nem

anal

ogen

Han

del

Anl

aß,

zuei

ner

Art

Hie

rarc

hie

der

Gäs

teund

Gei

seln

,u

nd

zwar

inder

ber

ühm

ten

Sze

neim

Ge

birg

eE

phra

imau

sd

emB

uch

der

Ric

hter

.N

achdem

erei

nen

Wan

dere

rau

fgen

om

men

hatt

e,der

mit

den

Sei

nen

nach

Bei

tL

ehem

[Bet

lehe

m]

gezo

gen

war

,bek

om

mt

der

Gas

tgeb

erB

esuc

hv

on

B‘n

aiB

elia

a1[S

öhne

nder

Ruc

hlos

igke

itJ,

die

verl

ange

n,in

den

Wan

dere

r„e

inzu

dri

ngen

“(,

‚im

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inne

des

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tes“

,pr

äzis

iert

der

fran

zösi

sche

Übe

rset

zer)

:

Der

Her

rde

sH

ause

sgi

ngzu

ihn

enhi

naus

/und

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ezu

ihne

n:N

ein,

mei

ne

Brü

der

,so

etw

asS

chli

mm

esdürf

tih

rn

ich

ttu

n./

Die

ser

Man

nis

tal

sG

ast

inm

ein

Hau

sg

eko

mm

en,

/d

aru

md

ürf

t ih

rke

ine

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heS

chan

dta

tbeg

ehen

./

Da

ist

mei

neju

ngfr

äuli

che

To

chte

rund

sein

eN

eben

frau

.Si

ew

illi

chzu

euch

hin

ausb

ringen

;/

ihr

könnt

sie

euch

gefü

gig

mac

hen

und

mit

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tun,

was

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gefä

llt.

/A

ber

andie

sem

Man

ndürf

tih

rke

ine

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heS

chan

dta

tbeg

ehen

./

Doch

die

Män

ner

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ten

nic

ht

auf

ihn

höre

n.

/D

aer

gri

ffder

Lev

itse

ine

Neb

enfr

auund

bra

chte

sie

zuih

nen

auf

die

Str

aße

hina

us./

Sie

dra

ngen

insi

eei

nu

nd

trie

ben

die

gan

zeN

acht

hin

du

rch

bis

zum

Morg

enih

ren

Mut

wil

len

mit

ihr.

/Si

eli

eßen

sie

erst

geh

en,

als

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Mo

rgen

röte

her

aufz

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Als

der

Morg

enan

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ch,

kam

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Fra

uzu

rück

;/

vo

rder

Hau

stü

rde

sM

anne

s,be

idem

ihr

Her

rw

ohnte

,bra

chsi

ezu

sam

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und

blie

bdort

lieg

en,

bis

eshe

llw

urd

e./

Ihr

Her

rst

and

amM

org

enauf.

5‘

Das

Ende

der

Ges

chic

hte

istb

ekan

nter

,ihr

eSe

ndun

g(n

voz)

54,

wen

nic

hso

sage

nda

rf.I

mN

amen

derG

ast

freu

nd

sch

aft

wur

deal

len

Män

ner

nei

neF

rau,

ge

nau

erge

sagt

eine

Neb

enfr

auges

andL

55

Der

Gas

t,der

„Her

r“d

erF

rau,

„nah

mei

nM

esse

r,er

gri

ffse

ine

Web

enfr

au,z

ersc

hn

itt

sie

inzw

ölf

Stü

cke,

Gli

edfü

rG

lied

,u

nd

schi

ckte

sie

inda

sga

nze

Geb

iet

Isra

els.

108

109

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Jede

r,de

rda

ssa

h,sa

gte:

Soet

was

istn

och

nie

ges

che

hen,

soet

was

hat

man

nich

ter

lebt

,se

itdi

eB

nai

Isra

el[d

ieS

öhne

Isra

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aus

Miz

raim

[Ägy

pten

]he

r-au

fgez

ogen

sind

,bi

szu

mh

euti

gen

Tag

.D

enktdar

über

nach

,be

rate

t,u

nd

sagt

(was

ihr

dazu

mein

t)!“

56

Sin

dw

irdi

eE

rben

dies

erT

radi

tion

der

Ges

etze

der

Gas

tfre

unds

chaf

t?In

wie

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t?W

ois

t—w

enn

esde

nnei

negi

bt—

die

Inva

rian

tezu

situ

iere

n,d

urc

hdi

ese

Log

iku

nd

dies

eE

rzäh

lungen

hind

urch

?Si

ele

gen

inunse

rer

Eri

nn

eru

ng

endl

osZ

eugn

isab

.

Anne

Du

fou

rman

tell

e

Ein

ladu

ng

„Ein

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der

Gas

tfre

un

dsc

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tkan

nn

ur

po

etis

chse

in.“

Jacq

ues

Der

nda

Isis

teb

end

iese

poet

isch

eG

astf

reu

nd

sch

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Der

rida

s,di

eic

him

folg

ende

nv

or

Aug

enfü

hren

chte

,w

obei

die

Sch

wie

rigk

eit

dari

nb

este

ht,

vo

nd

erN

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zusp

rech

en,

das

mit

zute

ilen

,w

asin

ei

nrn

ph

ilo

sop

his

chen

Den

ken

nic

ht

der

Ord

nung

ds

Tag

es,

des

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ren

un

dde

sG

edäc

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sses

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hört

.D

asbed

eute

t,d

enV

ersu

chzu

unte

rneh

men

,si

chei

nem

Sch

wei

gen

anzu

näh

ern

,u

mda

sher

um

sich

der

Dis

kurs

ano

rdn

et,

un

dda

sim

Ge

dic

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isw

eile

nen

tdec

ktw

ird,

das

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ind

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ewe

gu

ng

des

Spr

eche

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der

des

Sch

reib

ens

selb

stab

erst

ets

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Ent

hüll

ung

entz

ieht

.Wen

nei

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ntei

lNac

ht

sich

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eS

prac

heei

nsch

reib

t,is

ter

zugl

eich

auch

der

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ent

ihre

rA

uslö

schu

ng.

Die

senä

chtl

iche

Fla

nke

der

Spr

ache

nn

tem

anal

sO

bse

ssio

nbe

zeic

hnen

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inF

älsc

her

kann

den

Ges

tus

eine

sM

aler

so

der

den

Stil

eine

sS

chri

ftst

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rsnac

hah

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un

dd

enU

nte

rsch

ied

zuih

nen

unm

erk

lich

wer

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en,d

och

erw

ird

niem

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ihre

Ob

ses

sion

zude

rse

inen

mac

hen

könn

en, d

as,w

assi

ed

azu

t 1

110

111

Page 53: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

zwin

gt,

unab

läss

igzu

dies

emS

chw

eige

nzu

rück

zuke

hren

, in

dem

die

erst

enE

indrü

cke

vers

iege

ltsi

nd.

Invo

rlie

gend

erphil

oso

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cher

Erz

ählu

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iesi

chum

das

sosc

höne

Them

ad

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astf

reundsc

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th

er

um

ents

pin

nt,

verw

eilt

die

Obs

essi

on‘

Der

rid

asda

bei,

die

Ko

ntu

ren

eine

r—

unm

ögli

chen

,u

nst

atth

afte

n—

Geo

gra

phie

der

Näh

ena

chzu

zeic

hnen

.E

iner

Näh

e,d

eren

Geg

ensa

tznic

ht

ein

An

der

swo

wär

e,da

ssi

evon

auße

num

zing

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son

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nda

s,,N

ahe

des

Nah

en“,

dies

erun

ertr

ägli

che

Orb

itd

erIn

tim

ität

,di

ein

Haß

zerf

ällt

.W

enn

man

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nka

nn,

daß

Mord

un

dH

aßal

lda

sbez

eich

nen

,w

asda

sN

ahe

au

ssc

hlie

ßt,

dan

nde

shal

b,w

eil

sie

eine

urs

pru

ng

lich

eB

ezie

hung

zur

Ander

shei

tvon

innen

her

verw

üste

n.D

er„b

osti

s“2

antw

ort

etau

fdi

eG

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reundsc

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t(h

ospi

tali

ll)

so,

wie

das

Ges

pen

stsi

chde

nL

eb

en

den

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rin

ner

un

gbri

ngt,

ohne

Ver

gess

enzu

zula

s—se

n.D

erber

uhig

ten

Ver

nunft

Kan

tsse

tzt

Der

rid

adi

eurs

prü

ng

lich

eB

eses

senh

eit

eine

sS

ubje

kts

ent

gege

n,da

svon

der

Ander

shei

t dar

angeh

inder

t wir

d,si

chin

sein

erS

eele

nruh

eab

zusc

hlie

ßen.

Wen

nD

emnd

aS

opho

kles

, Joy

ce,K

ant,

Hei

degg

er,

Cel

an,

Lev

inas

,B

lanch

ot

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Kaf

ka

lies

t,dan

nbe

glei

tet e

rn

ich

tnur

ihre

Tex

te, i

ndem

erih

nen

eine

zwei

teR

eson

anz

verl

eiht

,so

nder

ner

„suc

ht“

sie

mit

dem

Them

a„h

eim

“,ü

ber

das

erar

bei

tet

un

dda

snunm

ehr

wie

ein

Ph

oto

entw

ick

ler

wir

kt.

Dav

on

zeug

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erM

omen

t,al

sD

erri

da

imS

emin

ardi

ele

tzte

nS

zene

nde

dpus

auf

Kol

onos

imH

inbl

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auf

die

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der

dem

Tod

un

dden

To

ten

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ährt

en

Gas

tfre

undsc

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tk

om

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tier

teu

nd

dabe

ider

enab

solu

tze

itge

nöss

isch

eE

mpl

ikat

ione

nh

erv

orh

ob

,W

ähre

ndse

inen

Zuhöre

rndi

eN

otw

endig

kei

tdie

sr

selt

sam

en„V

isit

atio

n“o

der

„Hei

msu

chung“

der

Sop

hokl

eisc

hen

Tra

gödi

ekl

arw

urde

.D

eran

tote

oder

lebe

nde

Auto

ren

erge

hend

eR

uf,

mit

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Ges

tade

eine

sT

hem

aszu

du

rch

stre

ifen

,fü

hrt

sein

enei

gene

nW

orte

nzu

folg

e—

nic

ht

dazu

,da

ßer

„den

uns

amE

nde

dies

esJa

hrt

ause

nd

sbed

rängen

den

Pro

ble

men

“d

enR

ücke

nke

hrt.

ImG

egen

teil

:E

rhäl

tder

Konfr

onta

tion

mit

ihn

enst

and.

Indi

esem

Sem

inar

her

rsch

tei

neG

enau

igke

it, d

iehörb

aris

t.D

ashä

ngt,

sogl

aube

ich,

mit

der

inni

gen

Übe

rein

stim

mun

gvo

nD

enk

enu

nd

Spr

eche

—ih

rem

aufe

inan

der

abges

tim

mte

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hyth

mus

—zu

sam

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,so

wie

mit

der

Sk

and

ieru

ng

des

Th

emas

,da

sdi

ep

hil

oso

phis

che

Ref

lexi

onhe

imsu

cht,

aber

auch

mit

jene

mB

is-a

n-d

ie-G

renze

-Geh

en,

jene

nG

renzg

ängen

(pas

sage

sla

Iim

ii),

die

Der

nda

unte

rnim

mt,

wen

ner

eine

n&

gri

ffso

lang

ehi

nund

her

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det,

bis

erw

iede

rzu

dem

Rät

sel

wir

d,da

sih

ntr

ägt.

Des

halb

ersc

hien

esun

sw

icht

ig, e

inen

best

imm

ten

Absc

hnit

td

erS

emin

are

sow

iede

rzug

eben

,w

ieer

s4±

präs

enti

erte

. Man

kann

hier

dies

enei

nzig

arti

gen

R,h

ythm

usder

Der

rid

asch

enR

efle

xion

imM

om

ent

ihre

sA

usg

espro

chen

wer

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sv

ern

ehm

en;

ein

enR

hyth

mus

,der

sich

deut

lich

vo

nd

emder

Sch

rift

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ters

chei

det

,di

eer

ander

nort

sw

ieei

nge

duld

iger

Gold

sch

mie

dzi

seli

ert.

Es

schi

enun

sm

ögli

ch,

zwei

Sit

zung

enhe

raus

zugr

eife

n,w

eil i

ndi

eser

„Enk

lave

113

112

Page 54: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

bere

its

die

ganz

eP

roble

mat

ikd

erG

astf

reu

nd

sch

aft

prä

sen

t war

(wie

ein

Wer

kin

jede

mse

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Fra

gmen

teen

thal

ten

ist)

,ab

erau

chdi

eS

pann

ezw

isch

enü

ber

legt

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ewal

tu

nd

Fre

undsc

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t,di

edi

esem

Den

ken

sein

eE

inzi

gart

igke

it,

sein

enga

nzei

gene

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eni

usve

rlei

ht.

Der

rida

selb

sth

atau

fdi

eS

chw

ieri

gkei

t hin

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iese

n,da

soff

ene

Spr

eche

nde

sS

emin

ars

inse

inem

Bez

ugzu

rG

astf

reundsc

haf

tzu

verm

itte

ln.

„Man

ßte

das

inte

rpre

tier

en,

was

ich

nic

ht

sage

nw

ill

oder

kann

,da

sN

ich

t-G

esag

te,

das

Unt

ersa

gte,

das

mit

Sch

wei

gen

Übe

rgan

gene

,das

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rE

nkla

veE

inge

schl

osse

ne.

..“,

bet

on

teer

.„W

irst

oßen

hier

er

neu

tau

fdi

eo

ffen

eF

rage

des

Zu

sam

men

han

gs

zwi

sche

nder

Gas

tfre

undsc

haf

tund

der

Fra

ge,d

ashe

ißt

eine

rG

astf

reundsc

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t,di

em

itdem

Nam

en,

der

Fra

gena

chdem

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enbe

ginn

t,oder

aber

sich

ganz

ohne

Fra

geö

ffn

et..

.“

Und

wei

ter:

„Man

nn

teda

von

träu

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,w

iedi

eL

ehre

von

jem

and

emaus

sehe

nw

ürde

,d

erdi

eS

chlü

ssel

zuse

inem

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nen

Wis

sen

nic

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esäß

e,d

eres

sich

nic

hta

neig

nen

wür

de.

Er

würd

edem

Ort

Sta

ttge

ben,

ind

emer

die

Sch

lüss

eldem

Ander

enüb

erlä

ßt,

um

das

Wor

tau

sse

iner

Enk

lave

zube

frei

en.“

Die

ses

„dem

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Sta

ttgeb

en“

(don

nerh

euau

heu)

ist,

wie

mir

sche

int,

das

Ver

spre

chen

,da

sdi

ese

Red

ein

der

Tat

hält

.Si

elä

ßtun

sdi

eF

rage

nach

dem

Ort

auch

als

eine

gru

nd

sätz

lich

e,g

run

dle

gen

de

und

un

ged

achte

Fra

ged

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esch

ichte

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sere

rK

ult

ur

ver

neh

men

.D

ashi

eße,

ins

Exi

lei

nzuw

illi

gen,

mit

and

eren

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ten

indi

eT

atsa

che,

sich

zwar

inei

ner

du

rch

die

Geb

urt

bes

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mte

n(u

ndic

hw

ürde

bei

nahe

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nm

ütte

rlic

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Bez

iehu

ngzu

befi

nden

,ab

erd

enn

och

des

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s,de

rB

leib

ezu

entb

ehre

n,z

uik

zepti

eren

,da

ßda

sD

enk

end

emM

ensc

hen

zu

kom

mt.

Die

Bet

rach

tung

enD

erndas

über

das

Gra

b,de

nN

amen

,da

sG

edäc

htni

s,de

nW

ahns

inn,

der

die

Spr

ache

heim

such

t,ü

ber

das

Exi

lu

nd

die

Sch

wel

lesi

ndeb

enso

viel

ean

dies

eF

rage

nach

dem

Ort

adre

ssi

erte

Win

ke,d

ieda

sS

ubje

ktei

nlad

en,

zuer

kenn

en,

daß

eszu

alle

rers

tei

nG

ast(

gebe

r)is

t.

Bew

egun

gen

des

Spr

eche

ns

Es

ist

schw

ieri

g,et

was

vo

nder

Gen

auig

keit

eine

sS

pre

chen

szu

ver

steh

en,

oh

ne

den

Tak

tse

ines

Sch

ritt

szu

erm

esse

n,da

sh

eiß

tse

inen

Rhy

thm

usund

die

Zei

t,di

eda

sA

uss

pre

chen

benö

tigt

.„D

asW

ieder

Wah

rhei

tis

tgen

audi

eW

ahrh

eit“

3,sc

hrie

bK

ierk

egaa

rd.

Ich

wer

deal

so,

stat

tm

ich

der

frucht

lose

bu

ng

des

Ko

mm

enta

rshi

nzug

eben

,ehe

rau

fdi

eses

„Wie

“h

öre

n,

das

dem

Der

ndas

chen

Den

ken

zuei

gen

ist.

„Der

Ph

ilo

sop

hbra

uch

tei

nzw

eite

sG

ehöt,

bet

onte

Nie

tzsc

he,i

nde

mS

inne

,wie

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die

Gab

ede

szw

eite

nG

esic

hts

besi

tzt,

das

hei

ßt

erra

ucht

fein

ere

Oh

ren

.“F

ür

sein

Wer

kfo

rder

teN

ietz

sche

eine

sens

ible

Wac

hsam

keit

für

das

Fle

isch

der

Red

e.„0

Men

sch,

du

höher

erM

ensc

h,gi

bac

ht!

dies

eR

ede

ist

für

fein

eO

hre

n,

für

dein

eO

hre

n—

r 1 v t t [ r

114

115

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was

£pri

cbt d

ietie

feM

i#er

nac

ht?

“4.

Wir

müs

sen

lern

en,

das

bein

ahe

Unhörb

are

zuver

neh

men

.D

enn,

soN

ietz

sche

wei

ter:

„Wof

ürm

anv

om

Erl

ebni

sse

her

kein

enZ

ugan

gha

t,daf

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hat

man

kein

Oh

r.D

en

ken

wir

uns

nun

eine

näu

sser

sten

Fal

l,da

ssei

nB

uch

[...]

die

erst

eS

prac

hefü

rei

nene

ueR

eihe

von

Er

fahru

ngen

ist.

Indi

esem

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lew

ird

einf

ach

Nic

hts

geh

ört

,m

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erak

ust

isch

enT

äusc

hung,

dass

wo

Nic

hts

geh

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wir

d,au

chN

ichts

dais

t..

Der

erst

eH

öre

indru

ckbe

imS

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aris

t,al

sver

näh

me

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den

Ab

lau

fei

ner

mus

ikal

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enP

arti

tur,

die

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Bew

egun

gde

sD

enken

sse

lbst

hörb

arm

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.E

sis

t,al

sw

ohnte

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ein

emD

enken

bei,

das

eben

imM

om

ent

sein

erÄ

ußer

ung

denk

t.D

erhi

erla

utp

hil

oso

phie

rt, e

ntw

icke

ltke

ine

glat

teund

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euti

geG

run

dla

ge,

sonder

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ponie

rtih

reR

isse

.E

rrä

um

tdem

Ers

tau

nen

Pla

tzei

n,de

m,

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rgri

ffe

nhei

tde

sE

rsch

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ens

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Ref

lexi

onu

nte

rbri

cht.

War

umE

rsch

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en?

Das

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ersc

hei

nt

als

zust

ark,

um

schl

icht

das

ausz

udrü

cken

,w

aser

stau

nt.

Und

doch

geh

tes

gen

audar

um

,nic

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ein

von

der

zers

töre

risc

hen

oder

fess

elnd

enW

irku

ngd

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ede

selb

stpro

duzi

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sE

rsch

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en,

son

der

num

jene

nR

aum

des

Uner

grü

ndbar

en,

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Red

eer

faßt

un

dv

or

dem

sie

uns

eine

nM

om

ent

lang

fas

sung

slos

inneh

alte

nhi

ßt.

Wie

inei

ner

Par

titu

rdi

eP

ause

nzei

chen

(not

atm

nsdi

silen

ce)

zwis

chen

derM

elo

diel

inie

und

dem

Sch

wei

gen,

das

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träg

t,ei

nen

Dia

log

her

bei

führe

n,

schm

iegt

sich

die

ph

ilo

sop

his

che

Red

ean

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präz

ise

Log

ikei

nes

Ged

anke

ngan

gsan

,um

dess

enE

vide

nzim

geg

eben

enM

om

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umso

bes

ser

brü

skie

ren

zukö

nnen

.D

iese

nM

om

entbe

zeic

hnet

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für

gew

öhnl

ich

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Apo

rie;

die

unent

sche

idba

reK

reu

zun

gm

ehre

rer

Weg

e.W

enn

wir

eine

nu

nb

ekan

nte

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rtbet

rete

n,

ver

spüre

nw

irfa

stim

mer

eine

unde

fini

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reU

nruh

e.D

ann

beg

inn

tdi

ela

ngsa

me

Arb

eit

der

Zäh

mu

ng

des

Un

bek

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ten

,u

nd

Stü

ckfü

rS

tück

ver

sch

win

det

das

Unw

ohls

ein.

Ein

ene

ueV

ertr

auth

eit

trit

tan

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Ste

lle

des

Ers

chre

cken

s,da

sd

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inbru

chde

s„g

anz

An

der

en“

inun

sau

sgel

öst

hatt

e.W

enn

der

rper

du

rch

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Beg

egnu

ngm

itet

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,da

ser

ind

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eali

tät

nic

ht

sogl

eich

wie

dere

rken

nt,

inse

inen

axch

aisc

hste

nIn

stin

ktre

akti

onen

get

roff

enw

ird,

wie

lönn

teda

das

Den

ken

wir

klic

hb

ehau

pte

n,

das

An

dere

,da

sga

nzA

nder

eohne

jede

sE

rsta

unen

zuer

fass

en?

Nu

nis

tabe

rda

sD

enk

ense

inem

Wes

enna

chei

nB

eher

rsch

ungs

verm

ögen

.Una

bläs

sig

füh

rtes

das

Un

bek

ann

teau

fda

sB

ekan

nte

zurü

ck,

zers

tück

elt

esse

inG

ehei

mni

s,um

essi

chan

zuei

gnen

,um

esau

fzuk

1re

n.

Um

eszu

ben

ennen

.W

asges

chie

ht

nu

n,

wen

nu

nse

rB

lick

auf

die

Wort

e„G

astf

reundsc

haf

t“,

„Näh

e“,

„En

kla

ve“

,‚F

1aß“

,„F

rem

der

“fä

llt?

Sel

bst

wen

nw

irin

ihn

enei

nen

Mom

ent

lang

ein

„And

ersw

o“fi

nden

,w

er

den

sie

bald

der

vo

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nse

rer

eige

nen

Den

kh.a

ltun

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Eri

nner

ung

gep

räg

ten

Lan

dsc

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tas

sim

ilie

rt.

Es

ist

seh

rw

ahrs

chei

nlic

h,da

ßder

phil

oso

phis

che

Geb

rauch

der

Iro

nie

inb

esti

mm

ten

Mo

men

ten

4; 1

116

117

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vo

nS

okra

tes

bis

Kie

rkeg

aard

—da

sD

enk

enbeun

ruh

igen

konnte

.D

och

kom

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wir

zum

Sch

reck

enzu

rück

,den

das

Bet

rete

nei

nes

un

bek

ann

ten

Ort

esin

uns

ausl

öst,

des

sen

Fre

mdhei

tun

szu

näc

hst

er

star

ren

läßt

,bev

or

wir

uns

nac

hu

nd

nac

han

ihn

gew

öhnen

.R

eich

tdi

eer

zeugte

Angst

aus,

um

uns

leb

end

igzu

hal

ten,

das

hei

ßt

die

sen

Pro

zeß

der

Ge

wöhnung

zuv

erh

ind

ern

?K

ann

man

wir

klic

hvon

Ander

shei

tsp

rech

en—

und

seie

snur

eine

gen

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teoder

ver

nom

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e—

‚ohne

daß

das

Den

ken

ein

enM

om

ent

lang

von

die

sem

Akt

auf

die

Pro

be

ge

stel

ltw

ird?

Nu

nw

ird

esab

erfü

rgew

öhnli

chnic

ht

imger

ingst

enau

fdi

eP

robe

gest

ellt

.E

sden

kt

„den

Ander

en“

(den

Gas

t)au

fso

uver

äne

Art

un

dW

eise

un

dgeh

tzu

rU

nte

rsu

chu

ng

ein

eran

der

enF

rag

eüb

er.

Bis

wei

len

aber

,und

L&

inas

hat

das

wunder

bar

darg

eleg

t,w

ird

esvö

llig

hilf

los.

Ein

erd

erp

hil

oso

phis

chen

Nam

enfü

rdi

ese

Hil

flos

igke

ith

eiß

tE

rst

aunen

.D

asE

rsta

unen

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det

uns

jen

emM

om

ent

zu,

indem

das

Ers

chre

cken

der

Gle

ich

schal

tung

des

Ver

trau

ten

wei

cht,

die

der

Gew

öh

nung

wei

tere

Du

rch

gan

gs s

tell

en,w

eite

reP

rägungen

ersc

hlie

ßt.

Ers

taun

en, g

enau

das

ist

es,w

asdi

eR

ede

Der

ridas

inu

ns

ausl

öst.

Sie

zwin

gt

uns,

endl

ich

zuden

ken

und

uns

nic

ht

nu

rei

nzu

bil

den

,daß

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däc

hte

n.

Ich

füge

hin

zu,

daß

sie

imS

piel

des

Sem

inar

sau

chda

sR

isik

ode

sA

nder

enau

fsi

chn

imm

t.S

ieak

zep

tier

tdi

eG

efah

r,m

ißv

erst

and

en,

fals

chin

terp

reti

ert,

ver

tter

t,v

erte

ufe

ltoder

jäh

un

terb

roch

enzu

wer

-

den

,so

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die

Red

edan

nv

on

ihre

mL

auf

abge

lenkt

wer

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kan

n,

dam

itei

nvö

llig

un

vo

rher

ges

ehen

erD

ialo

gen

tste

ht.

Ich

möch

teden

Wag

emut

(be)

grü

ßen

,m

itdem

eine

phil

oso

phis

che

Red

eun

sdaz

ubr

ingt

,di

ege

isti

gen

Bas

tio

nen

,in

den

endi

eV

ernunft

als

Her

rsch

erin

resi

die

rt,

zuver

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en,

wen

nda

sE

rsta

un

ensi

efü

rei

nen

Mo

men

t lan

gG

ast

sein

läßt

.

Skan

die

rung

des

Den

ken

su

mdi

eN

acht

her

um

,di

ees

um

fan

gt.

Fig

ure

nder

Obse

ssio

n.

Was

ist d

asfü

rei

ne„N

acht“

,vor

der

enH

inte

rgru

nd

eine

phil

oso

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che

Red

esi

chab

heb

t?In

sein

emsc

nen

,h

eim

lich

pu

bli

zier

ten

Bu

chK

eter

iscb

eE

ssai

szu

rPbi

/oso

pbie

derG

escb

icht

e6

stel

lte

Jan

Pato

ka

die

Nac

ht,

die

hier

als

eine

onto

logis

che

Fig

urzu

ver

steh

enw

äre,

den

Wer

ten

des

Tag

esge

genü

ber.

Ander

nort

ssc

hre

ibt

er:

„Wir

müss

enda

sB

eun

ruh

ige

nde,

Unver

söhnte

,R

ätse

lhaf

tein

uns

wac

hsen

las

sen,

vo

rd

emda

sg

ewö

hn

lich

eL

eben

die

Au

gen

ver

schl

ießt

, worü

ber

eshin

weg

geh

t und

zur

Tag

esord

nu

ng

sch

reit

et.“

7In

die

sem

Tot

alit

aris

mus

des

den

Krä

ften

des

Tag

eszu

geh

öri

gen

Wis

sens

erkan

nte

Pat

o&

adi

eK

rise

der

moder

nen

Wel

tu

nd

den

Nie

der

gan

gE

uro

pas

.V

on

den

Wer

ten

des

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esaus

geh

end

zud

enk

en,h

eißt v

om

Wil

len

bes

eelt

zuse

in,

das

Rea

leal

lein

zum

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ecke

eine

squan

tifi

zier

bar

enW

isse

nszu

def

inie

ren

un

dzu

unte

rwer

fen,

das

von

t

118

119

Page 57: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

den

Wer

ten

der

Tec

hn

ikab

häng

t.W

enn

wir

das

Dunkel

von

der

Hel

letr

ennen

,w

erd

enw

ird

eren

Ver

stungen

unte

rlie

gen

,sa

gte

Pat

o&

avo

raus

,w

ähre

nd

esd

och

imG

egen

teil

notw

endig

wär

e,u

nse

ren

Bli

ckbi

szu

rS

chw

elle

dies

esD

unke

lszu

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en.

Die

Zusa

mm

engeh

öri

gkei

tv

on

Hel

leu

nd

Nac

ht

zuen

tzif

fern

,is

tm

eine

sE

rach

ten

sau

chei

ner

der

Weg

e,di

edurc

hdi

eR

efle

xion

Der

ndas

ge

bah

nt

wer

den.

Da

imL

aufe

des

Sem

inar

sau

chvon

Um

hen

rren

den

wie

Ödip

us

un

dA

nti

go

ne

die

Red

ew

ar, m

öch

teic

hei

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Mom

ent l

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auf

Ant

igon

ezu

rück

kom

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,so

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Pato

ka

sie

inte

rpre

tier

t.8

Die

myt

hisc

heG

esta

ltder

Ant

zgon

ede

sS

opho

kles

fess

elt u

ns, w

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sie

den

Urs

prü

ng

enna

heis

t.„Z

um

Has

seni

cht,

zur

Lie

bebi

nic

h“, z

itie

rtP

ato

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Anti

gone

, do

chis

t die

seL

iebe

nic

ht d

iech

rist

lich

eL

iebe

,so

nder

n„b

edeu

tet

Lie

beal

sdem

and

eren

Ant

eil

gehö

rig,

dem

Ant

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der

Nac

ht,

un

dda

sis

td

erA

nte

ild

erG

ött

er.“

9W

asdi

eK

on

fro

nta

tion

von

Kre

on

un

dA

nti

gone

bet

riff

t,so

zeig

t Pat

o&

a,da

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evo

nK

reon

repr

äsen

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teK

raft

des

Ges

etze

sin

Wir

kli

chke

itder

Angst

geh

orc

ht,

den

n„a

uf

ihr

ruh

tse

ine

Pol

is,

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Ber

eich

des

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es.“

Hin

ter

ihre

rle

tzte

nM

aske

ist

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eA

ngst

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vor

dem

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.„S

ob

estä

tig

t Kre

on

selb

st,

ohne

eszu

wis

sen,

sein

eA

ng

ewie

senhei

tau

fda

sA

nder

e,au

fda

sG

eset

zder

Nac

ht.

Und

dies

esG

eset

z—

der

Ant

eil

der

Nac

ht—

wir

dvon

Anti

gone

ver

körp

ert

esis

tals

ove

rgeb

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,ih

rm

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emT

ode,

mit

der

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zudro

hen

.“°

Pato

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sch

reib

tbi

erg

egen

das

an,

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unse

rB

e

wu

ßts

ein

andi

eA

nh

äufu

ng

eine

sS

inns

band

,de

n

esgl

aubt

eb

enu

tzen

zukö

nnen

.„D

ageg

enve

rsuc

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Sop

hokl

es‘ A

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ne[.

..]un

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anzu

erin

nern

,was

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Den

ken

Kre

on

sin

uns

voll

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dig

verd

unke

lt

ht

Daß

der

Men

sch

nic

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ich

se2‘

stg

ehö

rt,d

aßse

in

Sin

nnic

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der S

inn

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schl

iche

Sin

nam

Ufe

rder

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end

etund

daß

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eN

acht

nich

t

nich

tsis

t,so

nd

ern

zud

emg

ehö

rt,

was

imei

gen

tli

chen

Sin

neis

t.“

1D

ieN

acht

ist

für

Pat

o&

adi

e„O

ffen

hei

tfü

rda

s

Ers

chütt

ernde“

.Si

eve

rlan

gtvon

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durc

hdi

eE

rfa

hru

ng

des

Sin

nver

lust

shi

ndur

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gehe

n,ei

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r

fähr

ung,

aus

der

die

Au

then

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tät

des

phil

oso

phi

sche

nD

enke

nshe

rvor

geht

.Wen

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erri

dadi

ber

legu

ngen

Pat

o&

aszu

sein

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ronte

rfah

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wäh

rend

des

Ers

ten

Wel

tkri

egs

inE

rinner

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ruft

‘2,

er

ken

nt

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rin

die

äuße

rste

Gre

nze

des

Ko

nze

pts

der

Gas

tfre

undsc

haf

t.In

der

Fro

nte

rfah

rung,

so

schr

eibt

der

tsch

echi

sche

Phil

oso

ph,

istd

erG

egn

er

nic

ht

meh

rde

rsel

be,

eris

t„e

inM

iter

leid

erder

Er

sch

ütt

eru

ng

des

Tag

es.

[...]

Hie

ral

soen

tste

ht

das

Abgrü

nd

ige

des

‚Geb

ets

für

den

Fei

nd‘,

das

Phäno

men

der

Sol

idar

ität

der

Ers

chütt

erte

n.“

3Z

ust

erbe

n,dam

itei

neW

ahrh

eit

des

Fra

gens

nach

dem

Sin

nüber

leb

t,u

nd

nich

t,um

dies

emA

ktdi

eA

rrogan

zei

nerA

ntw

ort

zuve

rlei

hen,

das

bed

eute

t,der

Nac

ht

ihre

Rea

litä

tzu

rück

zugeb

en;

das

Geg

ente

ilvon

Auf

gebe

n.In

dies

em„n

ächtl

ichen

“S

inne

chte

ich

vo

nd

erB

ezie

hung

zwis

chen

der

Ver

nunft

und

der

Ob

-se

ssio

nsp

rech

en,

das

hei

ßt

vo

nder

„Off

enhei

tfü

r

1 1?: fr 1

;‚

120

121

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das

Ers

chütt

ernde“

.W

enn

die

Obse

ssio

nin

nerh

alb

des

Den

ken

sam

Wer

kis

t,oder

viel

meh

r,w

enn

das

Den

ken

Kra

ftge

nug

hat,

um

sich

von

ihr

bear

beit

enzu

lass

en,m

acht

sie

das

Den

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inde

rsel

ben

Wei

sekr

eati

v,in

der

ein

Ku

nst

wer

kei

nebi

slan

gu

nb

ekan

nte

An

two

rtau

fdi

ees

um

fan

gen

de

Mat

erie

gibt

.D

ieN

ach

tis

tda

s,von

dem

aus

zur

Spr

ache

ko

mm

enka

nn,

„was

hei

msu

cht

(obsd

e)“.

Wen

nei

neR

ede

dem

Ant

eil d

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ange

hört

,d

ann

läßt

sie

uns

die

Wor

tean

ders

vern

ehm

en. V

om„N

ahen

“,„E

xil

iert

en“,

„Fre

mden

“,v

om

„Bes

uch

er“,

vom

„Bei

m-A

nd

eren

-Zu

hau

se“

zusp

rech

en,

ver

hin

der

t,da

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chK

on

zep

tew

ie„d

asIc

hu

nd

dei

Ander

e“oder

„Sub

jekt

un

dO

bje

kt“

unte

rei

nem

fort

wäh

ren

dd

ual

isti

sch

enG

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zp

räse

nti

eren

.D

erri

da

mac

ht

uns

begr

eifl

ich,

daß

der

Geg

ensa

tzzu

mN

ahen

nic

ht

das

An

der

swo

ist,

son

der

nei

nean

der

eF

igu

rde

sN

ahen

.U

nd

dies

eG

eog

rap

hie

führ

t,m

ein

erA

nsi

cht

nach

,da

sga

nze

Sem

inar

hin

durc

hzu

rE

nthü

llun

g,da

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eF

rage

„wo?

“di

eF

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nach

dem

Men

sch

enis

t.E

ine

Fra

ge, d

iem

itde

rF

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der

Sph

inx

gem

ein

sam

hat,

daß

sie

sich

anei

nen

um

her

wan

der

nd

enM

ensc

hen

rich

tet,

dess

enei

gene

rO

rtau

ssch

ließ

lich

dari

nbes

teh

t,au

fdem

Weg

zuse

in, d

erau

fei

nen

Bes

tim

mungso

rtau

sger

icht

etis

t,der

ihm

unbek

annt

ist,

dess

enS

chat

ten

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aber

vora

usg

eht.

Die

Fra

ge„w

o“is

tal

ters

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tran

siti

v,si

ekenn

zeic

hn

etdi

eB

ezie

hung

zum

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,zu

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leib

e,zu

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rtlo

sig

kei

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ses

sent

iell

un

dle

hnt

ineb

endi

eser

Fu

nk

tio

nda

sD

enken

inse

iner

erfa

ssen

den

Bez

ie

122

hung

zum

Ob

jek

tab

.E

sgi

btke

ine

Wah

rhei

tau

ßer

de4r

jeni

gen

des

Tal

ers,

der

inde

mbe

kann

ten

Abzä

hl

reim

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Kre

isdurc

hw

ander

t,es

ist i

hre

Bew

egun

g,d

isi

eve

rrät

,und

ihre

Spu

r,di

esi

ebe

nenn

t.E

sg

eht

wen

iger

dar

um

,zu

defi

nier

en,

zuer

klär

en,

zuv

erst

ehen

,al

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elm

ehr

dar

um

,si

chm

itde

mD

enk-

geg

enst

and

zum

esse

n,in

dem

man

indi

eser

Ko

nfr

onta

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jene

sT

erri

tori

um

entd

eckt

,in

das

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gesi

chei

nsch

reib

t,ih

reR

icht

igke

it.

Des

halb

kehr

enin

Der

rida

sS

prac

hedi

e„G

renz

e“,

die

„Sch

wel

le“,

der

„Sch

ritt

üb

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ese

Sch

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le“

imm

erw

iede

r,al

sob

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Unm

ögli

chke

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rAb

gre

nzu

ng

eine

sst

abil

enT

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ums,

ind

emsi

chda

sD

enken

etab

lier

enkönnte

,ei

neP

rovokat

ion

des

Den

ken

sse

lbst

wär

e.E

rfr

agt

sich

:„M

ußm

an,

um

Gas

tfre

un

dsc

haf

tzu

gew

ähre

n,v

on

eine

rges

icher

ten

Ble

ibe

ausg

ehen

oder

ersc

hlie

ßtsi

chdi

ew

ahre

Gas

tfre

un

dsc

haf

tnu

rau

sgeh

end

vo

nde

rA

uflö

sung

des

Ort

es(d

islo

catio

n)im

Ob

dac

hlo

sen

,im

feh

len

den

Zuh

ause

?V

iell

eich

tkan

nn

ur

derj

enig

eG

ast

freu

nd

sch

aft

gew

ähre

n,der

die

Erf

ahru

ng

auf

sich

ni.tn

mt,

des

Hau

ses

ber

aubt

zuse

in.“

„Wo“

,da

sbe

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,da

ßdi

eer

ste

Fra

geni

cht

die

näch

dem

Sub

jekt

als

„pse

“is

t,so

nder

n,g

run

dsä

tzli

cher

un

dra

dika

ler,

die

nach

der

Bew

egun

gde

rF

rage

sdlb

st,

vo

nder

das

Sub

jekt

sein

enA

usga

ngn

imm

t.

Die

seF

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bri

ng

tdi

eU

nmög

lich

keit

zum

Au

sdr

uck,

ein

best

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tes

Ter

rain

für

sich

zube

sitz

en,

den

ndi

eF

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keh

rtzu

dem

Ort

zurü

ck,

den

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für

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ges

icher

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Ausg

angsp

unkt

hiel

t,u

mv

on

do

rtau

szu

spre

chen

zube

ginn

en.

Sie

stel

ltdi

eF

rage 12

3

4

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nac

hdem

An

fan

goder

vie

lmeh

rnac

hd

erU

nm

ög

lich

keit

des

Anf

angs

, ein

esunbes

trit

tenen

erst

enU

rsp

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s,dem

der

logo

sei

nbes

chri

eben

wär

e.E

inge

wis

ses

Um

her

irre

nka

nnab

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chS

chw

inde

lau

slös

en,

als

ob

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Tat

sach

e,si

ch(v

iaIn

tern

etu

nd

and

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Tel

etec

hnol

ogie

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mat

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llen

Wu

rzel

nab

zusc

hnei

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,o

der

—an

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sbzw

mit

Der

rid

asW

ort

enau

sged

rück

t —‚„d

enA

bst

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der

uns

von

der

Sch

wel

letr

ennt,

nic

ht m

ehr

über

win

den

zub

rauch

en“,

uns

eine

nS

inna

ufsc

hub

aufz

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gen

wür

de. D

enn

der

gege

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tige

Irrl

auf

kann

ein

sub

tile

rK

öd

erse

in.

Es

han

del

tsi

chum

eine

nIr

rlau

f,der

uns

inW

irkl

ichk

eit

zubru

tale

nund

wil

den

Zu-

wei

sung

enve

rurt

eilt

,in

den

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wie

Der

rid

abe

tont —

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Rück

keh

rd

erN

atio

nal

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Fu

nd

am

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enin

ihre

nbl

utig

sten

Form

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Ers

chei

nu

ng

trit

t.N

un

kan

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erG

astf

reu

nd

sch

aft

nu

rhi

erund

heut

e,an

irgen

dei

nem

Ort

,g

ewäh

rtw

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n.D

ieG

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reu

nd

sch

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rwei

stdi

ese

schw

ieri

ge,am

biv

ale

nte

Bez

iehu

ngzu

mO

rtal

sin

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r„N

acht“

unge

dach

t.A

lso

bder

.Ort

, um

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esin

der

Gas

tfre

un

dsc

haft

geh

t,ei

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äre,

der

urs

prü

ng

lich

wed

erzu

mG

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eber

noch

zum

Gas

tgeh

ört

e,so

nd

ern

zuei

ner

Ges

te, d

urc

hdi

eder

eine

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ren

em

pfa

ngt

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gar

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dvor

alle

mda

nn,

wen

ner

selb

sto

hn

eB

leib

eis

t,von

der

aus

dies

erE

mpfa

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ge

dac

ht

wer

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könn

te.

Das

ist

eine

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reA

rtund

Wei

se,

die

subt

ilen

Fo

rmen

anzu

zeig

en,

inden

endi

eE

thik

schl

ießl

ich

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enZ

wec

ken

als

den

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ndi

ent.

Es

sche

int

so,

als

wür

dehe

ute

das

bunte

Du

rch

ein

and

ervo

nW

ese

ntli

chem

und

Unw

esen

tlic

hem

für

unse

reG

esel

lsc

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dse

isie

dem

okra

tisc

h-

eine

uner

träg

lich

eG

efah

rda

rste

llen

.A

lsm

üß

teal

les

mit

min

dest

ens

eine

rE

thik

zure

chtf

erti

gen

sein

.Als

wür

defü

rei

neG

esel

lsch

aft,

die

sich

der

Qua

ntif

izie

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des

Nütz

lich

enu

nd

Eff

izie

nte

nw

idm

et,

die

grö

ßte

Gef

ahr

imN

utz

lose

n,

Zie

llos

en,

ind

erab

solu

ten

Wil

lkür

lich

keit

bes

tehen

,und

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würd

em

itd

erW

eige

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,di

eW

illk

ürli

chke

it, d

as„f

ür

nich

ts“

zure

chtf

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gen,

das

ganz

eG

ebäu

de

der

Wer

ted

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ffiz

ienz

dem

aski

ert.

Dah

eris

tdi

ev

on

Der

rid

av

on

Anf

ang

anein

gef

üh

rte

Unte

rsch

eidung

zwis

chen

dem

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etz

der

unbe

ding

ten

Gas

tfre

undsc

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t un

dde

nG

eset

zen

der

Gas

tfre

un

dsc

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tw

esen

tlic

h.D

enn

die

unbe

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teG

astf

reu

nd

sch

aft

stel

ltfü

rei

neG

esel

lsch

aft,

die

ind

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ransp

aren

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nM

itte

lgef

unden

hat,

die

Mac

htdurc

hF

rag

men

tier

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gd

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twort

ung

zuto

tali

sier

en,

eine

Bed

roh

un

gda

r.D

ennoch

muß

dies

esG

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zder

Gas

tfre

undsc

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tw

eite

rhin

ged

acht

wer

den,

un

dzw

aral

sei

neM

agne

tisi

erun

g(a

iman

ta—

tion)

,die

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See

lenr

uhe

der

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etze

der

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tfre

und

scha

ft„i

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rage

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lt“.

Auf

dies

eW

eise

zuge

stat

ten,

daß

esof

fene

Ort

egi

bt,

die

der

„Nut

zlos

igke

it“

der

phil

oso

phis

chen

Red

eei

nen

Pla

tzei

nräu

men

,ste

llt b

erei

tsei

nepoli

tisc

heG

este

dar,

die

sym

boli

sch

eine

nR

aum

schü

tzt,

indem

das

Wes

entl

iche

gesa

gtw

erde

nu

nd

herv

or

tret

enka

nn.

124

125

Page 60: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

‘,[..

.jU

nd

die

Fra

ge,d

iede

rF

rem

de

ansi

eri

chte

nw

ird,

um

dies

egro

ße

Deb

atte

(dib

az‘)

zuer

öff

nen

,di

eau

chei

ngro

ßer

Kam

pf

(com

baz)

sein

wir

d,w

ird

kein

eger

inger

eal

sdi

eF

rage

des

Pol

itik

ers

sein

,di

eF

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nac

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mM

ensc

hen

als

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mpo

liti

sche

nW

ese

n“,

sagt

eD

ernda

zuB

egin

nde

sS

emin

ars.

‘4

Die

Fra

gen

ach

dem

Pol

itik

erer

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eint

hie

ral

sei

neF

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,di

evom

Ander

en,

vom

Fre

mden

her

kom

mt.

Wen

ngle

ich

der

Pol

itik

erei

ned

erpr

inzi

piel

len

ph

ilo

sophis

chen

Fra

gen

dars

tell

t,di

eb

erei

tsv

on

den

er

sten

Pla

ton

isch

enD

ialo

gen

anam

Wer

kis

t,so

ist

die

Fra

gein

der

Wei

se, w

ieD

erri

da

sie

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sem

Sem

inar

eins

chre

ibt,

den

noch

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igne

u,w

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sie

uns

vo

mO

rtde

sA

nd

eren

,vom

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der

holt

en,

beh

arrl

ichen

Ein

bru

chse

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ge

aus

zuges

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t wir

d.V

ondem

aus,

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inih

rzu

rA

ntw

ort

vo

rläd

t.Z

uan

two

rte

n,w

iem

anim

Duel

lfü

rse

inW

ort

einst

eht,

den

nes

han

del

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um

einen

Kam

pf.

Ich

ver

steh

edi

ese

Fra

ge,

die

der

Fre

md

ean

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rich

tet,

als

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„Uto

pie

“im

Sin

nede

sgr

iech

isch

enW

orte

sto

pos

(der

Ort

).D

ieU

topie

,di

eses

von

Thom

asM

oru

spro

phet

isch

ged

achte

„Nir

gen

dw

o“,

wär

eheu

teda

s„A

ußer

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b-d

es-O

rtes

“,von

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aus

uns

eine

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gezu

ges

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tw

ird.

Nun

wir

kt

aber

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Dar

stel

lun

gde

sM

ensc

hen

als

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poli

tisc

hes

Wes

enheu

tein

sofe

rnu

ner

rt,

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sere

Kult

ur

auf

dem

bes

ten

Weg

ezu

sein

sche

int,

das

Pol

itis

che

als

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nB

ühnen

effe

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beis

eite

zusc

hie

ben

—ic

hsa

geni

cht:

die

poli

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he

Ref

lexi

on,

sonder

nd

enda

sP

olit

isch

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lbst

ko

nst

itu

iere

nd

enA

kt,

der

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An

fan

gan

der

einz

ige

Akt

ist,

durc

hd

enei

neoder

meh

rere

Per

son

enau

fgru

nd

126

eine

rM

acht,

die

ihnen

von

ander

enve

rlie

hen

wur

de,

um

sie

zure

prä

senti

eren

,ei

nen

ökonom

isch

enP

roze

ßei

nlei

ten,

voll

enden

od

erau

sset

zen

können

,in

dem

sie

ihn

auf

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re, n

ich

t-q

uan

tifi

zier

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eW

erte

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ehen

. Hat

aber

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poli

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heU

topie

im20

.Jah

rhunder

tnic

ht

gen

ug

Unhei

lan

ger

ichte

t,u

msi

chnunm

ehr

vor

ihr

inA

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zune

hmen

?!In

der

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sich

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Uto

pie

,in

dem

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inId

eolo

gie

ver

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delt

e,ei

neS

prac

hegeg

eben

,di

esi

ean

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un

er

bitt

lich

eL

ogik

der

ök

on

om

isch

en„e

ffic

ien

y“

ban

d,

die

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zub

ekäm

pfe

nvo

rgab

.In

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Uto

pien

,v

om

Mar

xism

usbi

szu

mF

asch

ism

us,

indi

eR

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täte

ines

Ort

es,e

ines

Lan

des,

eine

rM

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einge

schri

eben

hab

en,

sind

sie

gen

audort

zusa

mm

eng

e

bo

ch

en,

wo

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inder

Seh

nsu

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nac

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ner

zeit

lose

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esti

gkei

tk

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stit

uie

rth

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n,

die

üb

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eM

itte

lih

rer

Ver

wir

klic

hung

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füg

enw

ürde

.D

asP

olit

isch

eh

atsi

chvor

unse

ren

Augen

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esu

btil

en

Fäd

ende

sneu

enökonom

isch

enW

erts

der

Eff

izie

nz

aufg

elöst

un

dn

ut

ihm

alle

Spure

nu

nd

Prä

gungen

ausg

elös

cht.

Wär

ees

—au

sgeh

end

vo

nder

radi

kale

nU

nv

ertr

auth

eit

der

Spr

ache

un

dde

sT

odes

inder

Fre

mde,

wie

Der

nda

od

erL

vin

as

sie

den

ken

—‚heu

tenic

ht

ang

ebra

cht,

inder

poli

tisc

hen

Uto

pie

eine

„Ort

losi

gke

it“

zuver

neh

men

, die

die

Mög

lich

keit

des

men

sch

lich

en„G

emei

nw

esen

s“er

öff

net

?D

aßdi

ese

„U

topi

e“fü

runs

heu

teunhörb

aris

t,w

eil

sie

vo

mA

nde

ren,

die

sem

uner

war

tete

nu

nd

stet

sb

eun

ruh

igen

den

Gas

th

erher

einbri

cht,

ist

eine

sder

„Ges

pen

ster

“—

imD

erri

das

chen

Sin

ne‘

5—

un

sere

sF

indc

sicl

e. 127

‚4 4

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Wen

nim

Heb

räis

chen

„Zei

tsc

haff

en“

gle

ich

be

deu

ten

dis

tmit

„ein

lade

n“, w

orin

bes

teh

t dan

ndi

ese

selt

sam

-bef

rem

dlic

heIn

tell

igen

zde

rS

prac

he,d

iedo

ku

men

tier

t,da

ßm

an, u

mZ

eit

zusc

haff

en,

zuzw

eit

sein

muß,

oder

vie

lmeh

r,daß

esei

nen

Ander

enbra

uch

t,ei

nen

urs

prü

ngli

chen

Ein

bru

chde

sA

nde

ren?

Die

Zu

ku

nft

ist

als

das

gege

ben,

was

uns

vo

mA

nder

enh

erzu

kom

mt,

von

dem

her,

was

abso

lut

über

rasc

ht.

Die

Spr

ache

heb

tal

sodi

eD

ista

nz

zwi

sche

nm

irund

dem

An

der

enni

cht a

uf;s

on

der

nhöhlt

sie

aus.

Eben

die

slä

ßtden

Rau

mde

sP

olit

isch

envo

nin

nen

her

als

Erl

ösu

ng

vo

nei

ner

Unm

ensc

hlic

hkei

tw

irke

n,di

est

ets

ber

eit i

st,s

ich

um

ihre

Obse

ssio

nen

her

um

abzu

schl

ieße

n.D

ieE

rmo

rdu

ng

des

and

eren

Men

sch

enis

tdi

eU

nmög

lich

keit

für

ihn,

„ich

bin

“zu

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n,in

sofe

rnal

sdi

eses

„ich

bin“

ein

„hie

rsi

ehm

ich“

ist

(Lev

inas

),u

nd

zwar

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‚hie

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des

Gas

tes,

der

auft

auch

tund

trau

mat

isie

rt“,

wie

Der

rida

den

Ged

anken

aufn

imm

t

Hyper

bel

n

Zum

Sch

luß

möch

teic

hnun

noch

vers

uche

n,di

eD

ernda

eige

neA

rtu

nd

Wei

sezu

bele

ucht

en,

eine

noder

meh

rere

Beg

riff

e„b

isan

die

Gre

nze

zufü

hre

n“.

Um

dies

eH

yper

bel

nzu

erke

nnen

,w

erde

ich

sein

eR

ede

bisw

eile

nbe

inah

eW

ortf

ürW

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ransk

rib

iere

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üsse

n.Ic

hw

erde

zwei

Bei

spie

leau

fgre

ifen

,di

eic

hab

sich

tlic

hnic

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den

indi

esem

Ban

dvorg

e

legt

enS

emin

axsi

tzun

gen

entn

ehm

e,u

mde

mL

eser

den

susp

ense

der

phil

oso

phis

chen

Erz

ählu

ng

zula

sse

n.D

aser

ste

Bei

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lhan

del

tvom

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nsin

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szw

eite

vo

mG

espen

st.

Der

nd

agi

btzu

näc

hst

der

Erf

ahru

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des

„im

mer

“al

sT

reue

gege

nübe

rde

mA

nd

eren

un

dsi

chse

lbst

in‘d

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hest

att.

„Wel

che

Fo

rmen

das

Exi

lau

chan

neh

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mag

“,so

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ieS

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heis

tda

s,w

asm

anbe

isi

chbe

hält

.“E

rzi

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tH

annah

Are

nd

t,di

eau

fdi

eF

rage

eine

sJo

urna

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en, w

arum

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trot

zde

sN

azis

mus

derdeut

sche

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hetr

euge

blie

ben

sei,

folg

ende

An

two

rtga

b:„W

asso

llm

and

enn

mac

hen?

Es

ist j

ani

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die

deut

sche

Spr

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gew

esen

,di

ev

errü

ckt

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orde

nis

t.“

Und

sie

fügt

ehi

nzu:

„Es

gibt

kein

enE

rsat

zfü

rdi

eM

utt

ers

pra

ch

e“

16.

.]als

hätt

eH

annah

Are

ndt s

ich

nich

tvor

stel

len

nn

en, d

aßder

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nsin

ndi

eS

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hehe

imsu

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nn

te“,

bem

erk

tD

erri

da.

Ein

Ers

taunen

od

erei

neA

rtÜ

berr

asch

ung,

die

bere

its

eine

ner

sten

Gre

nz

gang

(pas

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dlim

ite)

voll

zieh

t.E

ris

tin

der

Tat

erst

aunt,

daß

Han

nah

Are

nd

tsi

chni

chtv

orst

elle

nka

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aßdi

eS

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he,d

asIn

tim

ste,

aber

auch

All

gem

eins

te,

was

wir

hab

en,

daß

eine

Spr

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,di

eun

sere

Bez

iehu

ngzu

mA

nd

eren

un

dzu

rW

elt

steu

ert,

und

der

enG

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zun

sder

Roh

eit

eine

sge

wis

sen

Sch

wei

gens

entr

eißt

,da

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ese

Spr

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eine

Kom

pliz

ind

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arba

rei

sein

könn

e.„A

lsob

das

zerb

rech

lich

eG

ebäu

dede

rA

rend

tsch

en

4

128

129

Page 62: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

An

twort

anges

ichts

des

abso

lut

Böse

ndi

eM

ögli

chke

itei

ner

Erl

ösu

ng

bew

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nw

ollt

e“,

fah

rtD

erri

da

fort

, ind

emer

uns

zud

emh

infü

hrt

, was

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nd

t nic

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.U

nd

ertu

tdi

es,

indem

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iedeu

tsch

eS

pra

che“

inR

ich

tun

gder

Mutt

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he(l

angu

em

re)

zusp

itzt

un

dda

sA

dje

kti

v„v

errü

ckt“

auf

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Sei

teder

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igen

Ver

rück

thei

t,de

sW

ahn

sin

ns

mit

allse

inen

Sch

reck

enund

Ver

ble

nd

ungen

zieh

t.E

rze

igt

uns,

daß

Are

nd

tg

enau

dort

Zw

eife

lsä

t,w

osi

esi

chG

ewiß

hei

tv

ersc

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fen

chte

,so

wie

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Ver

nei

nung

gen

auda

sjen

ige

her

vorh

ebt,

des

sen

Spur

sie

ausl

ösc

hen

wilL

Den

nD

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da

lausc

ht

inbei

nah

ean

alyt

isch

erM

anie

r,w

enn

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enä

chtl

iche

Fla

nke

aufd

eckt,

die

den

räts

elh

afte

nO

rtd

erF

rage

träg

t.N

ach

dem

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ser

Gre

nzg

ang

einm

alvoll

zogen

ist,

bet

rach

tet D

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da

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Neu

hei

t des

Ter

rito

riu

ms,

das

sich

ihm

dar

bie

tet;

die

Spr

ache

,di

eal

sO

rtd

erV

er

rück

thei

tse

lbst

ersc

hien

.„E

sgib

tei

neV

errü

ckth

eit d

erB

ezie

hung

zurM

ut

ter,

die

uns

indi

eR

ätse

lhaf

tigk

eit

des

Zu

hau

ses

ein

führt

.D

ieV

errü

ckth

eit

der

Mu

tter

bed

roht

das

Zu

haus

e.D

ieM

utt

eral

sei

nzig

und

un

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tzb

ar,

als

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der

Spr

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,is

tda

s,w

asdi

eV

errü

ckth

eitm

ög

lich

mac

ht,

als

dies

eim

mer

off

ene

Mög

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keit

der

Ver

rück

thei

t.“

Die

geh

eim

e,in

tim

eR

eali

tät

der

Sp

rach

e,di

eA

ren

dt

ver

teid

igte

,di

ese

Mu

tter

spra

che,

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sie

als

„uner

setz

bar

“bez

eich

net

e,bi

rgt

Unver

nunft

, Tra

um

ata,

Haß

insi

ch.

Sie

istd

asE

ben

bil

dd

er„e

inzi

gen

und

uner

setz

bar

en“

Mu

tter

,beh

arrt

Der

rida,

die

ser

Mu

tter

,in

der

sich

die

nah

e,b

egeh

ren

de,

lieb

ende

130

Wel

tin

Sch

reck

enver

wan

del

nka

nn;

eine

rM

utte

r,di

eun

verz

ügli

chd

emW

ahns

inn

anhe

imfa

llen

kann

.A

usdem

Ver

trau

test

enhe

raus

ents

teh

tpl

ötzl

ich

die

Beu

nru

hig

ung,

daß

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du

rch

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erg

egeb

ene

Wel

tauf

ersc

hütt

ernde

un

dbe

inah

eun

denk

bare

Art

un

dW

eise

durc

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nunver

nünft

iges

Un

iver

sum

er

setz

tw

ird.

„Wir

müss

enin

den

Ges

tad

endi

eses

unkontr

ol

lier

bar

enA

usb

ruch

sgeg

enüber

dem

All

ern

äch

sten

das

Wes

ende

sW

ahns

inns

mit

dem

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ender

Gast

freu

nd

sch

aft

verg

leic

hen.

“A

nsc

hli

eßen

dvoll

zieh

tD

erri

da

einen

wei

tere

nG

renzg

ang,

als

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mütt

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chen

Wah

nsin

nsa

gt,

daß

erun

set

was

vom

Wes

ende

sW

abns

inns

erah

nen

läßt

.E

rlä

ßtuns

die

Mu

tter

Spr

ache

als

Met

apher

für

das

„Bei

m-A

nder

n-Z

uhau

se“

(cbe

-soi

cbe

l‘aut

re)

den

ken

—ei

nort

lose

rO

rt,

der

sich

der

Gas

tfre

un

dsc

haf

töff

net

—‚di

eal

sso

lche

einen

Win

kbe

zügl

ich

des

W7e

sens

der

Gas

freu

ndsc

baft

gibt

.D

iese

Gre

nzg

änge

mac

hen

die

Konta

rnin

atio

nde

rG

astf

reu

nd

sch

aft i

m„u

nkontr

oll

ierb

aren

Ausb

ruch

geg

enüber

dem

All

ernäc

hst

en“

für

uns

lesb

ar,w

enn

die

Näh

edurc

hden

Ein

bru

chei

ner

Gew

alt

erse

tzt

wir

d,di

ebe

imW

ahns

inn

des

Mütt

erli

chen

Anl

eihe

nni

mm

t.D

ernda

bem

erkt,

wie

eine

„int

ime“

Gew

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glei

cher

Art

auch

inE

reig

nis

sen

wie

Gei

selk

rieg

enoder

anZ

ivil

iste

nver

übte

nT

erro

rak

ten

inE

rsch

einung

trit

t,d

och

geh

ter

hie

rv

or

alle

mder

Fra

genac

h,

wie

die

Gas

tfre

un

dsc

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t(h

ospi

lal.i

ti)au

sge

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dv

on

der

imm

erm

ögli

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Per

ver

tier

un

gde

sG

esef

tes

inF

eindsc

haf

t(b

ostil

it6)

umsc

hläg

t.

131

i t [

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„Die

Ver

rück

thei

td

erM

utt

erS

prac

he“,

sosa

gter

,„b

rin

gt

uns

auf

die

Spur

einer

Mu

tter

,di

ev

om

Ort

eine

sA

erh

alb

-des

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etze

sh

erda

sG

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zvorg

ibt.

“7

Mütt

erli

che

Inst

anz,

die

Der

rida

indi

eN

ähe

des

Ödip

us

rück

t,„d

eres

ver

steh

t,von

ein

ervor

sein

enT

öch

tern

geh

eim

geh

aken

enG

rab

stät

teau

sm

itH

ilfe

des

dem

Thes

eus

anv

ertr

aute

nG

eh

eim

nis

ses

das

Ges

etz

vo

rzu

geb

en“.

„Vie

llei

cht

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ieh

ltun

sda

sG

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zd

erre

inen

Gas

tfre

un

dsc

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tal

sG

erec

hti

gkei

t,di

eG

astf

reundsc

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ber

die

Fam

ilie

hina

uszu

öffn

en?“

,fr

agte

r.D

ieF

amil

ie(u

ndsä

mtl

iche

Str

uk

ture

n,i

nden

ensi

esi

chfo

rtse

tzt:

die

bürg

erli

che

Ges

ells

chaf

t,der

Sta

at,

die

Nat

ion

)zu

rück

zuw

eise

n,h

eiß

tab

er,d

iere

ine

Gas

tfre

un

dsc

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tin

ihre

rU

nm

ög

lich

kei

tzu

bes

täti

gen

.M

anm

ußsi

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sovon

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sem

Par

adox

her

den

ken

.U

nd

ersc

hli

eßt:

„Das

wär

e,in

Euro

pa,

der

Rau

mal

ler

Käm

pfe

,di

ezu

führe

nsi

nd“.

Indie

sem

letz

ten

Gre

nzg

ang

legt

uns

Der

nda

nic

ht

nur

die

Pro

ble

mat

ikde

sG

eset

zes

un

dse

iner

Per

ver

tier

bar

kei

tvor,

son

der

nau

chda

s,w

asdi

eB

ezie

hung

zur

Spr

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imD

enken

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iert

,inso

fern

sie

eine

univ

erse

lle

Str

uktu

rbes

chre

ibt.

Als

erv

er

schie

den

eS

chri

ftst

elle

ru

nd

Den

ker

nen

nt,

für

die

„die

Spra

che

eine

erru

ngen

eund

kein

em

ütt

erli

che

Ver

trau

thei

t“w

ar,

ziti

ert

Der

rida

den

schönen

Sat

zv

on

L&

inas

,„d

aßda

sW

esen

der

Sp

rach

eF

reu

nd

sch

aft

und

Gas

tlic

hkei

tis

t“8,

und

fügt

hinz

u:„D

erv

on

Are

nd

tv

erte

idig

ten

Hei

ligk

eit

des

Boden

sal

sra

dik

alem

Sin

nst

ifte

rst

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vin

as

oder

Ro

sen

-Z

wei

gdi

eH

eili

gkei

tde

sG

eset

zes

geg

enüber

.“

132

Spä

ter,

wen

ner

die

unau

flösb

are

Ver

bin

dung

zw

i

schen

dem

Mütt

erli

chen

un

dd

emT

od

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ters

uch

t,w

ird

Der

rida

auf

dies

eB

ezie

hu

ng

zwis

chen

der

Ver

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thei

t,der

Mu

tter

un

dder

Spr

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zurü

ck

kom

men

.K

ann

man

sein

eei

gene

Spr

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,w

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sie

Ver

ratü

bte

,ver

ges

sen

wie

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sein

eT

ote

nve

rgiß

t?

Wir

ssen

uns

frag

en,

„was

beim

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des

Fre

mden

ges

chie

ht,

dann

,w

enn

der

Um

her

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der

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ein

frem

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Erd

eru

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‚diip

lace

dper

sons

‘,E

xili

erte

n,D

epo

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rten

,V

ertr

ieben

en,

Entw

urz

elte

n,

Nom

a

den

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Seu

fzer

,zw

eiw

ehm

üti

ge

Eri

nneru

ngen

gem

eins

am:

ihre

To

ten

un

dih

reS

pra

che.“

9S

ost

ark

ist

die

ser

Ausd

ruck

des

nom

adis

iere

nden

To

des

20,

des

sen

,w

asun

sD

erri

da

als

die

Zer

bre

chli

chk

eit

des

Ban

des

zeig

t,da

sda

sIn

tim

eu

nd

das

Ephem

ere

der

Subje

kti

vit

ät(d

iean

geb

ore

ne

Spr

ache

)m

itd

emL

esbar

sten

,M

anip

uli

erbar

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,A

usg

ehö

hk

este

nd

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eerd

igu

ng

(dem

Lei

chna

m)

ver

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det

.D

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ote,

der

uns

nic

ht

meh

rg

ehö

rt,

der

wed

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chse

lbst

noch

irgen

dje

man

dem

geh

ört

,der

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inunse

ren

Ku

ltu

ren

zual

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Zei

ten

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ut

lich

eife

rsüch

tiger

beh

üte

tw

urd

eal

sir

gen

dei

nL

e

ben

der

,der

Tote

also

erm

ögli

chtd

enA

kt

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Pro

fani

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g.D

erP

rofa

nie

run

g,

die

ein

Ver

bre

chen

ist,

das

sich

andi

eA

dre

sse

der

Über

leben

den

,ih

res

Ge

däc

htn

isse

su

nd

der

un

lösb

aren

Ver

bin

dung

rich

tet,

die

dies

esG

edäc

htn

iszu

sein

enT

ote

nunte

rhäl

t.D

och

heu

tew

ird

die

Inti

mit

ätdi

eses

Geh

eim

nis

ses,

das

Ödi

pus

nu

rd

emT

hes

eus

enth

üll

enu

nd

sein

en

Töch

tern

vo

ren

thal

ten

möch

te,au

fden

Mar

ktp

latz

hin

ausp

osa

unt.

Inunse

rer

Ges

ells

chaf

tmit

ihre

rob

-

133

k

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sess

iven

Seß

haft

igke

itund

Fix

iert

heit

,di

eab

ervon

Tag

zuT

agst

arke

reN

om

adis

ieru

ng

sten

den

zen

zeig

t—

wie

um

die

Unvorh

erse

hbar

kei

tde

sL

eben

dige

n,di

eje

der

von

uns

insi

chtr

ägt,

bes

ser

„mim

en“

zukönnen

—‚

inunse

rer

Ges

ells

chaf

tal

sow

erde

ndi

eZ

eite

nu

nd

Ort

ed

erM

etax

norp

hose

als

pote

ntie

llge

fähr

lich

wah

rgen

om

men

,si

ebi

lden

jene

Fu

rten

,an

den

endi

ep

lötz

lich

sten

Um

keh

run

gen

stat

tfin

den

nnen

,ic

hm

eine

die

Geb

urt

und

die

„Stu

nde

des

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es“,

wie

Bla

ncho

t sie

nann

te.D

ieV

erfü

hrun

g(u

ndw

isse

nsch

aftl

iche

Gül

tigk

eit)

der

Tec

hnol

ogie

n,di

esi

chder

Eli

rnie

rung

des

Lei

dens

un

dd

erV

erb

esse

run

gde

sD

asei

nsve

rsch

reib

en, i

stdi

esel

bew

iedi

e,di

eheu

tezu

mB

eisp

iel

säm

tlic

heE

tap

pen

eine

rS

chw

ange

rsch

aft

begl

eite

t,au

fdi

eG

efah

rhi

n,au

sd

emU

teru

sei

nen

voll

stän

dig

„ver

öffe

ntli

chte

n“,

für

alle

Unte

rsuch

ungen

off

enen

Rau

mzu

mac

hen,

ei

nen

„all

gem

eine

nP

latz

/Gem

ein

pia

tz“

(lie

ico

mm

un),

um

den

die

Med

izin

sich

küm

mer

t.F

ür

den

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gilt

dass

elbe

:B

eisi

chzu

Hau

sezu

ster

ben,

wir

dd

erar

tun

zulä

ssig

,da

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ansc

hwer

eV

erst

öße

gege

ndi

em

ediz

inis

che

Ver

antw

ortu

ngin

Kau

fn

ehm

enm

uß,

wen

nm

anm

itdem

Ste

rben

den

alle

inbl

eibe

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öch

te,

ohne

wei

tere

„Zeu

gen

“al

sse

ine

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ehör

igen

.ic

hb

etra

chte

dies

nic

ht v

onei

nem

eth

isch

enS

tand

pu

nk

tau

s,so

nd

ern

von

dem

eine

rse

ltsa

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Topo

logi

eoder

To

po

gra

ph

ie,

die

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inti

mst

en,

geh

eim

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Mo

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tede

sD

asei

nsau

sdem

„Zuhau

se“

ver

trei

bt.

Inder

Zurü

ckw

eisu

ng

des

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esu

nd

der

Geb

urt

, die

beid

ein

ein

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tvon

der

Woh

nung

od

er

Ble

ibe

entf

ern

tes

Exi

lv

erb

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tu

nd

von

der

Ärz

te-

scha

ftko

nfis

zier

tw

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rbir

gtsi

chei

neL

eug

nung

des

Übe

rgan

gs.

Wir

wer

den

dess

enber

aubt,

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uns

eben

nic

htg

ehö

rt,

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nhi

eris

td

erO

rtde

r

chst

enG

efah

r.W

asw

irni

cht

besi

tzen

un

dw

o

vo

nw

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sess

ensi

nd,i

stvi

elle

icht

ein

un

dda

ssel

be,

viel

ev

on

dene

n,di

esc

höpf

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chtä

tig

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,m

edli

tier

enoder

Kin

der

erw

arte

n,rs

sen

das.

Der

rida

lädt

uns

ein,

Sch

wel

len

zuüb

ersc

hrei

ten:

von

der

Mut

ters

prac

hezu

mE

xil,

vo

nei

nem

umhe

r-

irre

nden

Tod

wie

dem

des

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pus

zum

Eid

üb

er

di

Geh

eim

hal

tun

gei

nes

Gra

bs.

Und

als

erau

fde

nE

idzu

spre

chen

kom

mt—

„Was

is;e

inE

id?

Trä

gter

nich

tnot

wen

dige

rwei

sedi

eM

ög

lich

keit

des

Eid

bru

chs

insi

ch?“

—‚

nim

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eruns

auf

ein

enan

der

enG

renzg

ang

mit

,der

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inb

este

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eben

jenen

exak

ten

Mom

ent

zud

enk

en,

and

emei

n

Ere

igni

sw

ieei

nV

ersp

rech

eno

der

ein

Eid

sich

um-

keh

rto

der

zers

chlä

gt,w

obei

esab

erd

enn

och

irge

nd

etw

asv

om

Wes

ende

ssen

bew

ahrt

,wor

ines

bes

tan

den

hatt

e.„D

erli

ebst

eF

rem

deod

erG

ast,

der

lieb

ste

The

seus

,

ande

nsi

chÖ

dip

us

auf

dies

eW

eise

imM

om

ent

sein

esle

tzte

nW

ille

nsw

endet

—in

dem

Aug

enbl

ick,

der

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dies

edo

ppel

deut

ige

Mah

nu

ng

und

Fest

legu

ngse

iner

Ble

ibe,

die

vert

raul

iche

Mit

teil

ung

vom

Geh

eim

nis

sein

erK

ryp

taan

ver

trau

t—

‚der

soer

wäh

lte

Gas

tal

sois

tei

neG

eise

l,di

edurc

hei

nen

Eid

geb

und

enis

t.A

ber

nich

tet

wa

durc

hei

nen

Eid

,de

ner

spon

tan

gele

iste

thät

te,

son

der

ndurc

hei

nen

Eid

,

&

134

135

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ind

emer

sich

as,y

mm

etri

sch

geb

unden

fand

.D

emG

ott

ver

pfl

ich

tet,

durc

hda

sei

nfac

heW

ort

des

Öd

ip

us

fest

gele

gt“

21.

Die

Kry

pta

erin

ner

tan

die

ver

sieg

elte

nG

ewö

lbe

(voz

3tes

)der

Ver

zau

ber

un

g(e

nvol

1em

enl)

.D

ort

,w

oder

Zau

ber

(enc

hant

emer

n)di

eE

rzäh

lung

inG

esan

g(c

ham

‘)ver

wan

del

t,gle

icht

die

Ver

zau

ber

un

gdem

Ver

schl

ieße

nin

ein

emG

rab.

Wäh

rend

zuB

egin

nde

s17

. Jah

rhunder

tsdi

eW

elt

entz

aub

ert

wu

rde,

indem

sie

sich

un

ter

alld

enZ

eich

enver

lore

nfü

hlte

wie

Do

nQ

uij

ote

inei

nem

Univ

ersu

m,

das

ernic

ht

meh

rzu

entz

iffe

rnver

moch

te,

kam

esim

20.J

ahr

hu

nd

ert

inei

nem

viel

leic

htnoch

rad

ikal

eren

Sin

nezu

ein

erE

ntz

auber

ung

der

Spr

ache

dip

us

läßt

Th

eseu

sei

nen

Eid

able

gen.

Ist

aber

seit

der

Shoah

ein

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üb

erh

aup

tnoch

mög

lich

?Z

um

erst

enm

alhat

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Spra

che

(par

ole)

nic

ht

nur

daz

ug

edie

nt,

die

Ausl

ösc

hu

ng

eine

sV

olke

sra

tion

alzu

beg

ründen

,so

nder

nda

zu,den

Sin

nde

sE

ides

,de

sdem

An

der

eng

egeb

enen

Wort

s(p

arol

edo

nrn!

e),

zuze

rstö

ren,

den

Sin

ndes

sen,

was

dies

esW

ort

ind

erm

ensc

hli

chen

Spr

ache

anH

eili

gem

träg

t.Ü

ber

dies

enunden

kbar

enM

om

ent

der

Ges

chic

hte

ist

alle

sge

sagt

, ges

chri

eben

und

bez

eug

tw

ord

en.

Wir

wol

len

hie

rn

ich

tau

fda

sT

raum

ade

sK

rieg

eszu

rück

kom

men

,so

nder

nzu

ver

steh

env

ersu

chen

, war

um

die

radi

kale

Entz

aube

run

g,

die

erbe

wir

kte,

etw

asin

unse

rer

Men

sch

lich

keit

bes

chäd

igte

(und

das

viel

leic

htfü

rim

mer

),in

dem

,w

asuns

dem

Ander

en„v

ersp

rich

t“.

War

dies

nich

tda

ser

stem

alim

Ab

end

lan

d,

daß

die

Spr

ache

inih

rer

Mög

lich

keit

,di

eD

imen

sio

nde

sV

ersp

re

chen

sun

dde

sE

ides

zuer

öff

nen

,d

erar

tb

esch

ädig

t

wur

de?

Mit

dem

Naz

ism

us

wurd

eei

nga

nzes

Vol

k,

wurd

enga

nze

Nat

ionen

un

dA

ber

tau

sen

de

von

Indi

vid

uen

vo

nei

ner

Spr

ache

„ver

zauber

t“,

der

enZ

iel

esw

ar,

die

Spr

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selb

stzu

ents

tell

en.

Der

Depor

tier

tek

on

nte

dies

eS

prac

henic

ht

meh

rsp

rech

en,

man

üb

erze

ugte

ihn,

vo

nse

lbst

un

dim

Vor

aus

auf

sie

zuver

zich

ten,

daer

alle

rM

ensc

hlic

hkei

tber

aubt

war

.Nu

nis

tab

erdi

eS

prac

hedi

eei

nzig

em

ensc

hlic

he

Eig

ensc

haf

t,di

edurc

hnic

hts

and

eres

als

durc

hsi

ch

selb

sten

tste

lltw

erde

nka

nn—

man

schw

örtM

eine

ide,

indem

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spri

cht—

,und

sie

istt

atsä

chli

chvon

inn

en

her

ents

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tword

en,v

on

ein

erR

atio

nali

sier

ung

au

s

geh

end,d

iesi

chzu

einer

unvors

tell

bar

enP

erv

ersi

on

entw

icke

lte.

Kei

ne

Bar

bare

i,ke

inG

ewak

ausb

ruch

,

kein

no

chso

radi

kale

rT

erro

rak

that

tedi

era

dika

le

Lüg

eder

Spr

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selb

stam

Beg

inn

syst

emat

isie

rt.

Ich

bet

rach

tedi

ep

hän

om

enal

eE

ntw

ick

lun

gde

s

Bil

des

un

dder

Med

ien

als

Nac

hw

irkung

des

geb

ro

chen

enP

akts

mit

der

Spr

ache

.„A

disb

e/.ie

f‘,w

iedi

e

Englä

nder

sage

n,der

die

Wur

zeln

unse

rer

Bez

iehu

ng

zur

Spr

ache

un

dgl

eich

zeit

igau

chzu

mA

nd

eren

be

trif

ft,

dies

emD

ritt

en,

der

bisl

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Gar

ant

des

Ver

spre

chen

sw

ar,

das

dem

Mit

men

schen

,dem

Näch

sten

imE

idgeg

eben

wur

de,

ind

iese

rw

ieder

holt

en

Anr

ede,

die

ich

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Sub

jekt

auss

prec

heu

nd

empf

ange

.

Ind

emdi

eT

echnik

die

durc

hdi

eA

bw

esen

hei

tdes

gro

ßen

And

eren

(nie

man

dis

tda,

um

für

den

Ander

en

die

Ver

antw

ort

ung

zuü

ber

neh

men

,au

chnic

ht

für

1; .1 1

136

.413

7

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mic

h,so

nder

nw

irbeg

ründen

uns

beid

ein

dies

erB

ezie

hung

zum

Dri

tten

:S

prac

he,

Eth

ik,

Tra

nsz

ende

nzst

ruktu

rier

teB

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hung

zur

Wel

t)ve

rwan

delt

,er

öffn

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edi

eM

ögli

chke

itei

ner

Sim

ulat

ion

des

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ale

n.D

iein

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end

lich

enS

pieg

eisp

iele

nw

iede

rhol

teL

ogik

des

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ben.

Wen

nV

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uber

ung

(env

oi2t

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t)di

eE

insc

hli

eßu

ng

inei

nG

ewöl

be(v

oi2t

e)be

deut

et,

dort

,w

ohin

die

grö

ßte

Sch

wer

kra

ftden

rper

hin

abzi

eht,

sosc

hein

enw

irun

sh

eute

wir

klic

hda

vo

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befr

eien

.D

ieK

om

munik

atio

n, d

ieIn

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ati

k,di

eE

ntm

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sier

ung

alle

rA

usta

usch

edeu

ten

auf

eine

neue

Flu

idit

ätde

sR

eale

nhi

n,da

ssi

chau

fde

ner

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Bli

ckvon

sein

erS

chw

erkr

aft

gelö

stha

t.N

un

gibt

esab

erin

dies

emS

chei

nei

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s-G

ewöl

be-

einsc

hli

eßen

(envaü

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,ei

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-der-

Kry

pta

vers

chli

eßen

(en

yp

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.Ic

hgl

aube

,da

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irbis

lang

no

chni

eso

plu

mp

mat

erie

llw

aren

,so

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der

Gn

ade

des

Obje

kts

ausg

elie

fert

—se

i es

nun

sich

tbar

oder

grei

fbar

—‚so

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imM

oras

t des

Rea

len

fest

ge

fahr

en.

Wir

flü

chte

nun

snur

desh

alb

indi

eN

etze

des

Web

,um

inei

nen

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geg

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enO

rtund

eine

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eing

esch

rieb

ene

Zei

tei

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ebun

den

zuse

in.

Ich

möch

teal

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ewei

sau

chda

sS

chic

ksal

der

Nom

aden

-vö

lker

und

alle

sN

omad

isie

rens

üb

erhau

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ren.

Nom

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völk

eru

nd

no

mad

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ren

de

Po

pu

lati

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engi

btes

heu

tenur

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rkr

iegs

bedi

ngt,

wen

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ein

sE

xil

gez

wu

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enw

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n.D

aßhi

ngeg

enei

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div

idu

um,

eine

Fam

ilie

oder

ein

Cla

nvon

sich

aus

das

Lan

d,di

eG

eset

zeoder

Geb

räuch

ew

echs

eln

möch

te,

das

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heut

e,an

der

Sch

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lezu

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uro

pa

ohne

Gre

nze

n,

abso

lut

ver

bote

n,

den

nih

reG

e

schi

chte

,Id

enti

tät

un

dS

chul

den

wer

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sie

ver

fol

gen

und

eben

soge

wiß

einh

olen

wie

auf

eine

mglä

serf

len

Sch

achb

rett

.

Die

seÜ

berl

egun

gen

stel

len

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Fra

gena

chde

mE

xil,

das

notw

endi

gis

t,da

mit

„das

Selb

sjal

sei

nA

nder

er“

wer

de,

um

den

sch

ön

enA

usd

ruck

Pau

lR

icu

rs

aufz

ugre

ifen

.N

ur,

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dau

sei

nem

Den

ken

,

wen

nes

von

Anf

ang

anv

on

sein

enW

urze

lnab

ge

sch

nit

ten

ist,

ohne

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esei

neS

inn-

Übe

rmit

tlun

g

gäbe

?U

nd

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dau

sd

emM

ensc

hen,

wen

nm

an

ihm

nic

htD

inge

od

erse

inH

aus,

son

der

nge

nau

das

raub

t,w

asih

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itde

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nerl

ichk

eitv

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ndet

?W

enn,

wie

Der

rida

denk

t,G

rab

un

dS

prac

heuntr

ennbar

mit

eina

nder

ver

bu

nd

ensi

nd,w

eilw

irso

woh

luns

ere

Wor

te(m

ots)

,al

sau

chun

sere

To

ten

(mor

ts)

stet

sm

it

uns

trag

en,

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wir

dd

ann

aus

den

Grä

ber

n,

wen

n

man

sie

Ric

htun

gK

lini

kve

rsch

iebt

,w

enn

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die

Geb

urt

un

dde

nT

od,g

ehei

me

un

dun

verä

ußer

lich

e

Räu

me

des

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mer

zes

und

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Fri

eden

s,au

sde

m

„Zuhau

se“

verb

annt

?S

ovi

ele

Fra

gen,

die

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bes

ag

ten

Gre

nzg

ange

aufw

erfe

n.D

iese

Gre

nzg

änge

od

ervi

elm

ehr

dies

eh

yp

erb

oli

sche

nG

änge

über

die

Gre

nze

nhi

naus

lehr

enun

s

eben

sovi

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ieda

sD

enk

ense

lbst

.Sie

besc

here

nun

s

die

Erg

riff

enh

eit

des

Ent

deck

ens.

Do

rt,

wo

der

ge

schr

iebe

neT

ext

die

Zäs

ure

nu

nd

Dis

son

anze

nde

s

Dis

kurs

esau

fheb

t,um

den

kont

inui

erli

chen

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sein

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ge

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die

139

138

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ges

pro

chen

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ede

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dem

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haf

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rei

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eine

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enF

rau

oder

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ander

enK

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tfre

un

dsc

haf

tgew

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n,b

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also

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ihm

eine

Tie

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wie

jede

and

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zum

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en.

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mli

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Men

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nic

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erau

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n,

Pfl

anze

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nG

astf

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nd

sch

aft

gew

ähre

nka

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Die

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tzu

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des

Denkba

ren,

bet

ritt

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mli

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,zu

neu

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iezu

mB

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der

Ber

ner

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„Wen

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Gas

tfre

un

dsc

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tgeg

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rn

ich

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ibt,

dan

nsc

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ch

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iese

rbei

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Der

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nic

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lem

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Bez

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dem

Pro

fanen

und

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lige

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llt

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,da

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zwis

chen

dem

Wes

ende

sT

iers

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ddem

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ende

sG

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lich

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.W

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wir

die

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hen

Ziv

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atio

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elös

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ssen

wir

da

den

Ort

einer

gli

chen

Gas

tfre

un

dsc

haf

tgeg

enüber

dem

Tie

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ht

die

sem

140

141

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Ver

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da

fügt

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wei

ter

geh

enu

nd

auch

die

Gas

tfre

undsc

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tgeg

enüber

dem

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denk

en.

Es

gib

tke

ine

Gas

tfre

undsc

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tohne

Eri

nner

ung.

Nun

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erei

neE

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ung,

die

sich

nic

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des

Ver

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enen

und

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Ste

rbli

chen

erin

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,kei

neE

rin

ner

un

g.

Was

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eei

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reu

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die

nic

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eit

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e,dem

To

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Wie

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gän

ger

gew

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erun

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uch

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cre)

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da

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sich

der

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tgeg

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dem

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dem

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,in

der

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dem

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erK

om

tur

wir

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Ein

lad

un

gD

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Juan

sn

achkom

men

,„d

och

nur,

um

ihn

sein

erse

its

zusi

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nzu

laden

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ht

Der

rid

a.„E

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Her

ausf

ord

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wir

dm

itei

ner

Her

ausf

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ntw

ort

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Gab

ede

sT

ode

sg

egen

Gab

ede

sT

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.“D

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enst

ersc

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ner

ver

sch

lei

erte

nF

rau:

„Ich

chte

wis

sen,

wer

das

ist.

..“,fr

agt

Do

nJu

an,

bere

it,

für

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sen

den

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zuri

skie

ren.

„Don

Juan

istw

ieH

amle

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and,

der

sich

nich

tdra

nkri

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läßt“

,m

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Der

rida

ironis

chan

.„G

ibm

irde

ine

Han

d!“

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tih

nd

erK

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hera

us.

„Die

erb

eten

e,g

egeb

ene

Han

dsy

mbo

lisi

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übli

cher

wei

seei

neH

ilfe

leis

tung

od

erei

neH

eira

t.

Hie

rw

ird

esdi

eH

and

des

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esse

in“,

fährt

Der

rida

fort

.D

asD

reie

ck,

das

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zwis

chen

der

Hil

fe,

der

Hei

ratu

nd

dem

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chte

t,sc

hre

ibt

die

Fra

ge

der

Gas

tfre

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t eb

enje

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Ern

stei

n,de

nm

an

ihr

für

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öh

nli

chv

erw

eig

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Gas

tfre

un

dsc

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t

unte

rder

Bed

roh

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gder

Endli

chkei

tun

dder

Lie

be

zud

enk

en.

Er

brin

gt,w

iem

irsc

hein

t,au

chdi

edi

ssem

inat

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Log

ikde

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odes

zum

Vor

sche

in.

Dez

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nim

mt

mit

sich

,w

aser

ber

ührt

,er

„bes

uch

t“eb

enni

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Die

Gas

tfre

undsc

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t,di

evon

ihm

erw

ider

t/zu

rück

geg

eben

wir

d,is

tde

fini

tiv

un

dfü

rim

mer

.E

sis

t wie

Orp

heu

sau

fder

Suc

henac

hE

uryd

ike;

als

ersi

e

dem

Tod

entr

eißen

wil

l,w

ird

erse

lbst

mit

ge

no

mm

en.

Der

rid

ag

eht

noch

eine

nS

chri

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eite

r:„E

ben

dies

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ogik

der

erw

ider

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Ein

ladung,

der

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gabe

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Über

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e,is

tdie

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ikder

Enk

lave

einge

schri

eben

.“D

ash

eiß

tdi

eL

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eine

sO

rtes

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sein

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ging

.Ein

esge

spal

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eilt

enO

rtes

,ei

nes

Ort

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andem

essp

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Sp

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Der

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r,„i

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Das

Ges

pen

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im,

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oh

ne

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hin

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ck,

wo

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sges

chlo

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seW

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en

Der

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asn

och

einm

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rF

rage

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Ort

esal

sje

ner

nic

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üb

ern

om

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enB

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hung

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rbli

chen

zurü

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Auss

chli

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ßu

ng

her

hei

msu

cht.

Wei

tab

von

jen

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elen

,

wo

die

Men

schen

aus

Go

ldgef

loch

tene

Tie

re,

in

142

143

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See

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ckke

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zusi

chzu

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uns

zubed

enken

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irdi

eei

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Be

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ung,

die

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tda

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llt,

inde

rS

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hei

tun

sere

sT

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viel

leic

htve

rges

sen

und

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Wun

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Wis

sen

wom

ögli

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unse

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schl

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Ich

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eJa

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den

bisw

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Gef

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eG

astf

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t ein

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gew

ährt

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en,

die

sich

nic

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fürc

hte

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ster

ndi

eS

tirn

zubi

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und

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rweg

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aver

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erkungen

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Anm

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Fre

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144

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che,

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Spra

chen

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Spra

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die

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das

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che

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dah

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eS

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nungen

,di

ev

irtu

elle

noder

indir

ekte

n,

erk

lärt

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esc

hoben

enK

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ikte

usw

.].

10E

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EN

VE

NIS

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n.W

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chat

z,G

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hg

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ME

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nkfu

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New

York

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is:

Cam

pus

1993

,S.

77(A

.d.Ü

.).

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us

bed

eute

th

ier

und

imF

olge

nden

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gin

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.d.Ü

.).

12V

gl.

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KA

NT

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ru

nte

n,

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53]

(A.d

.Ü.)

13V

gl.

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E,

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che

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nen,

a.a.

O.,

5.77

A.d

.Ü.)

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RO

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III,

39;

dt.

Ges

chic

hten

und

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chic

hte,

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nch

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ch:

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97

3,

5.2

45

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.d.Ü

.).

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and

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16Im

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loi,

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wei

se„g

eset

zlos“

,„v

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lich

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wir

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.d.Ü

.).

17S

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setz

tvon

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1996

,5.

9-11

.

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V.

87

-90

,10

9-11

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a.a.

O.,

5.13

-15.

19V

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von

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SS

EN

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wo

hlt

1966

,S.

126;

das

Wo

rtct

ans,

das

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du

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geb

rau

cht

wir

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,„i

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s,zu

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nn

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(A.d

.Ü.)

.20

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S,

Ödi

pus

auf

Kol

onos

,V.

51

0-5

48

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a.O

.,S.

33-3

6

[die

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setz

ung

wu

rde

bis

wei

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nac

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von

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und

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itio

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(A.d

.Ü.)

].

21Im

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l.w

eite

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(A.d

.Ü.)

.

22

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tion

d‘itr

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asA

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vdr

ange

,das

„se

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nder

bar

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efre

md

lich

“bed

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rück

wie

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wir

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“o

der

dem

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tsam

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rem

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wie

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geg

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(A.d

.Ü.)

.

23V

gl.

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L,

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ien

der

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and

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.v

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-

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UE

Ru

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lM

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MIC

HE

L,

Fra

nkfu

rtam

Mai

n:

Suhrk

amp

1986

,S.

29

2-5

12

(A.d

.Ü.)

.

24

Ver

bre

itet

esa

tiri

sche

Wo

chen

zeit

un

gin

Fra

nk

reic

h(A

.d.Ü

.).

25M

itdem

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z.cb

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i,das

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lich

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tet,

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des

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von

„Sel

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“und

„Sel

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hei

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n,

was

imF

olg

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gel

egen

tlic

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urc

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ibw

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ei-s

ich

-Z

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se“

nac

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zogen

bzw

.bes

onder

sher

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ehoben

wir

d(A

.d.Ü

.).

26Im

Ori

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e.r

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der

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isch

en

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eich

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ng

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.d.Ü

.).

27V

gl.

Imm

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elK

AN

T,

Zum

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iede

n.E

inph

iloso

phis

cher

En

twu

Ja.

a.O

.,S.

213

(A.d

.Ü.)

.

146

147

Page 71: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

28Im

man

uel

KA

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echt

aus

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ders

.,W

erka

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be,a

.a.O

.,B

and

8,S.

637-

643

(A.d

.Ü.)

.29

Ben

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inC

on

stan

t(1

767-

1830

),fr

anz.

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itik

eru

nd

Sch

rift

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ler;

eine

Bem

erkung

aus

sein

erS

chri

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him

Jah

r17

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echst

esS

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,N

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wir

dvo

nK

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inÜ

ber

ein

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esR

echt

..

.zi

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tu

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als

Bez

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sein

erA

ntw

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gen

om

men

(A.d

.Ü.)

.

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der

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freu

ndsc

hafr

1Im

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hosp

italit

i,w

asre

ing

ram

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ikal

isch

bet

rach

tet

auch

als

Ver

nei

nung

(pas

de)

gel

esen

wer

den

könnte

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eine

Gas

tfre

un

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t“(A

.d.Ü

.).

2Im

Ori

gl‘

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rgew

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bed

eute

t;di

ber

setz

un

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hie

ru

nd

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nort

sab

erd

erA

us-

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eren

zier

ung

inl‘b

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den

„Gas

t“,k

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,den

„Bes

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un

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invi

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den

„Ein

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aden

en“

(A.d

.Ü.)

.3

ImO

rig.

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nac

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emG

esch

lech

td

iffe

ren

zier

t:hö

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.d.Ü

.).

4V

gl.

dazu

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ues

DE

RR

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nce

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entm

me

dans

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uvra

gem

evo

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,in:P4y

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e,

Par

is:

Gal

ilhe

1987

; dt.

„Eben

indie

sem

Mo

men

tin

die

sem

Wer

kfi

ndes

tdu

mic

h“,

über

setz

tvon

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sabet

hW

EB

ER

,in

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arab

elL

jvin

as,S

chri

ften

rei

he

des

Evan

gel

isch

enS

tud

ien

wer

ks

Vif

ligs

t,B

and

12,

Gie

ßen:

Focu

s19

90,

S.42

-83,

insb

eso

nd

ere

S.52

f.(A

.d.Ü

.).

5Im

Ori

g.gr

acic

use,

was

neb

en„a

nm

uti

g“

usw

.al

led

reian

geg

ebe

nen

Bed

eutu

ngen

hab

enkan

n(A

.d.Ü

.).

6Z

ur

Log

ikei

nes

solc

hen

Engag

emen

ts,

ein

er„P

flic

ht“

ohne

Sch

uld

od

ero

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eP

flic

ht,

sieh

ezu

mB

eisp

iel

Jacq

ues

DE

RR

IDA

,Pa

ssio

ns,

Par

is:

Gal

ilee

1993

,S.

88f.,

dt.:

Pas

sio

neu,

üb

ers

etz

tvon

Mar

kus

SE

DL

AC

ZE

K,

in:

Jacq

ues

DE

RR

IDA

berd

enN

amen

.D

rei E

ssqy

s,W

ien:

Pas

sage

n20

00,

S.59

.E

sg

eht

also

,w

enn

man

rich

tig

lese

nw

ill,

wed

erh

ier

no

chdo

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um

,da

sK

anti

sche

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um

ent

bezü

glic

hd

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nzu

wie

der

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n,

was

„pfl

ichtm

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“se

i,so

nder

nim

Gegen

teil

,g

egen

un

dohne

Kan

t,dar

um

,si

chje

nsei

tsv

on

Sch

uld

un

dP

flic

ht,

un

dal

soau

chje

nsei

tsdes

sen

zubeg

eben

,w

asau

sre

iner

Pfl

icht

ges

chie

ht.

Fo

rtse

tzu

ng

folg

t.

7P

ierr

eK

LO

SS

OW

SK

I,„H

eute

aben

d,

Rober

te“,

in:

Die

Ges

etze

derG

asfr

eund

scba

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setz

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Sig

rid

von

MA

SS

EN

BA

CH

,

Rei

nbek

bei

Ham

burg

:R

ow

oh

lt1966,

S.1

23

-18

7,

hie

rS.

125

ff.

[die

Über

setz

ung

folg

t,w

ofü

rD

erri

das

Au

s

führu

ngen

erfo

rder

lich

,m

ög

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stn

ahd

emO

rig

inal

un

d

wei

cht

dah

erbi

swei

len

ab]

(A.d

.Ü.)

.

8Im

Ori

g.qu

cun

in

‘est

cens

id‘

tgno

rer,

wo

mit

eine

fest

eju

rist

isch

e

Wen

dung

aufg

egri

ffen

wir

d(N

utn

‘est

cens

id‘z

gnor

erla

ioi:

Un

ken

ntn

isde

sG

eset

zes

schütz

tnic

ht

vor

Str

afe)

,di

ehie

rzu

nac

hst

inei

ner

wört

lich

enV

aria

nte

wie

der

geg

eben

wir

d

(A.d

.Ü.)

.9

ImO

rig.

heu

degh

vce;

man

kann

indi

esem

Konte

xtg

lace

inse

iner

Doppel

bed

eutu

ng

vo

n„E

is“

un

d„G

las(

Sch

eibe

)“ak

tivi

ert

sehe

n(A

.d.Ü

.).

10V

gLw

eite

ro

ben

,V

iert

eS

itzu

ng[S

.31

f.](A

.d.Ü

.).

11Im

Ori

g.de

rnii

rede

meu

rebed

eute

tal

sW

endu

ngin

der

Reg

el

„let

zte

Ru

hes

tätt

e“,

alle

rdin

gsk

ann

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dem

eure

hie

r—

wie

imF

olg

end

en—

auch

inse

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Gru

ndbed

eutu

ng

als

„Ble

ibe,

Wohnung,

usw

.“le

sen

(A.d

.Ü.)

.12

Vgl

.Jac

ques

DE

RR

IDA

,L

eMon

olin

guis

me

dcl‘

autr

e,P

aris

:G

alil

ee

1996

,S.

100

fL,

dt.

Ein

spra

cbig

keit

ber

setz

tvon

Mic

hael

WE

TZ

EL

,ers

chei

nt

dem

näc

hst

imF

ink-

Ver

lag,

nch

en,

[vgl

.H

annah

AR

EN

DT

,F

ern

seh

ges

prä

chm

itG

ünte

rG

aus

(196

4),

in:

dies

.,Ic

hw

ill

vers

tehe

n.S

eibs

taus

kinf

teu

Leb

enun

d

W7erk

,hg

.von

Urs

ula

LU

DZ

,M

ünch

en:

Pip

er19

96,

S.59

(A.d

.Ü.)

].13

ImO

rig.

lang

ue,w

as„Z

unge“

sow

ohl

ko

nk

ret

als

auch

imü

ber

trag

enen

Sin

nev

on

„Spra

che“

bed

eute

t(A

.d.Ü

.).

14Im

Ori

g.in

amov

ible

,das

etym

ol.

auf

irr.

amov

ere

(,‚w

egbe

weg

en“)

zurü

ckg

eht,

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eute

tim

adn

tin

istr

ativ

-ju

rid

isch

enK

onte

xt

„un

nd

bar

,u

nab

setz

bar

,nic

ht

ver

setz

bar

“(A

.d.Ü

.).

15„T

elef

on“

isth

ier

imA

nsc

hlu

ßan

sein

egr

iech

isch

eE

tym

olog

ie,

als

„Fer

n-S

pre

cher

“zu

lese

n(A

.cL

Ü.)

.

16Z

us‘

entc

ndre

-par

ier

(wör

tl.

„Sic

h-s

pre

chen

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ren

“)al

s„S

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Aff

ekti

on

“vg

LJa

cques

DE

RR

IDA

,D

ieSt

imm

eun

dda

sP

hän

o

men

,über

setz

tvon

Joch

enH

ÖR

ISC

H,

Fra

nkfu

rtam

Mai

n:

Suhrk

amp

1979

,S.

135

ff.

(A.d

.Ü.)

.

1 1 1 r 4 4 1 4

148

149

Page 72: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

17Im

Ori

g.

dfa

ire

leur

deld

ild.

sde

uil;

unte

rB

ezugnah

me

auf

die

Red

ewen

du

ng

Jair

esa

nde

uild

eqc

(,‚s

ich

abfi

nd

enm

itd

emV

er

lust

von

etw

.“)

nn

tem

anh

ier

auch

lese

n:

„sie

zuverp

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h

ten

,si

chm

itdem

Ver

lust

der

Tra

uer

abzu

fin

den

“(A

.d.Ü

.).

18A

m8.

1.19

96(a

lso

9T

age

vo

rder

hie

rd

okum

enti

erte

nS

emi

nar

sitz

un

g)

star

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ehem

alig

efr

anzö

sisc

he

Sta

atsp

räsi

den

t

Fra

nois

Mit

tera

nd

(Prä

sid

entv

on

1981

-95)

;na

chei

nem

feie

rli

chen

Req

uie

min

der

Kat

hed

rale

vo

nN

otr

e-D

ame

inP

aris

wu

rde

erin

sein

emG

eburt

sort

Jarn

acin

der

Ch

aren

tebeig

ese

tzt

(A.d

.Ü.)

.19

ImO

rig.

hapa

c(z

Hap

axle

gom

enon),

Ter

min

us

aus

der

Lin

gu

isti

k:ei

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ort

,ei

ne

Fo

rmoder

ein

Geb

rauch

,die

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hal

bei

nes

Ko

rpu

sn

ur

ein

einzi

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Mal

bel

egt

sind

(A.d

.Ü.)

.20

SO

PH

OK

LE

S,

Ödj

pus

auf

Kol

onos

,V

.1518-1

521,

a.a.

O.,

S.76

(A.d

.Ü.)

.21

Eb

d.,

V.

1522-1

532,

a.a.

O.,

S.76

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Page 73: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

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91,

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2).

152

153

Page 74: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

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Page 75: Derrida Gastfreundschaft - vd. · PDF fileJ acques Derrida Von der Gastfreundschaft Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle Übertragung ins Deutsche von Markus Sedlaczek

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