DGSm-NewSle TTer Narkolepsie braucht mehr Forschung, · PDF fileNarkolepsie ist eine seltene...

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Professor Geert Mayer, Schlafmedizinisches Zentrum Schwalmstadt: Die Inzidenz steigt Professor Birgit Högl, Univer- sitätsklinik für Neurologie, Innsbruck: Ist Narkolepsie vererbbar? Dr. Ulf Kallweit, Institut für Schlafmedizin der HELIOS Klinik Hagen-Ambrock: Nicht nur für Tagesfitness sorgen Professor Peter Young, Klinik für Schlafmedizin und Neuromus- kuläre Erkrankungen, Münster: Partielle Kataplexien erschwe- ren die Diagnose Dr. Peter Geisler, Universitäres Schlafmedizinisches Zentrum Regensburg-Donaustauf: Geht es nur um Schlaf? 24. JAHRESTAGUNG DER DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FüR SCHLAFFORSCHUNG UND SCHLAFMEDIZIN 2. Dezember 2016, Dresden Narkolepsie – über den Tellerrand hinaus betrachtet Narkolepsie braucht mehr Forschung, mehr Wissen und mehr Aufmerksamkeit. Ein Blick auf die Erkrankung unter gene- tischen, psychosozialen und immunologi- schen Gesichtspunkten hat zu zahlreichen neuen Erkenntnissen geführt, die jetzt im Praxisalltag umgesetzt werden müssen. DGSM-NEWSLETTER LESEN SIE IN DIESER AUSGABE Mit direkten Links zum CME-Webcast. Z E R T I F I Z I E R T E CME F O R T B I L D U N G

Transcript of DGSm-NewSle TTer Narkolepsie braucht mehr Forschung, · PDF fileNarkolepsie ist eine seltene...

Professor Geert Mayer, Schlafmedizinisches Zentrum Schwalmstadt: Die Inzidenz steigt

Professor Birgit Högl, Univer-sitätsklinik für Neurologie, Innsbruck: Ist Narkolepsie vererbbar?

Dr. Ulf Kallweit, Institut für Schlafmedizin der HELIOS Klinik Hagen-Ambrock: Nicht nur für Tagesfitness sorgen

Professor Peter Young, Klinik für Schlafmedizin und Neuromus-kuläre Erkrankungen, Münster: Partielle Kataplexien erschwe-ren die Diagnose

Dr. Peter Geisler, Universitäres Schlafmedizinisches Zentrum Regensburg-Donaustauf: Geht es nur um Schlaf?

24. JahreSTaGuNG Der DeuTScheN GeSellSchafT für SchlafforSchuNG uND SchlafmeDIzIN

2. Dezember 2016, Dresden

Narkolepsie – über den Tellerrand hinaus betrachtet

Narkolepsie braucht mehr Forschung,

mehr Wissen und mehr Aufmerksamkeit.

Ein Blick auf die Erkrankung unter gene-

tischen, psychosozialen und immunologi-

schen Gesichtspunkten hat zu zahlreichen

neuen Erkenntnissen geführt, die jetzt im

Praxisalltag umgesetzt werden müssen.

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Mit direkten Links zum CME-Webcast.

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Narkolepsie ist eine seltene Erkrankung. Doch die Inzidenz steigt. Sie hat bei Kindern und Jugendlichen nach der H1N1-In-fluenza-Pandemie um das 3,6-Fache zugenommen. Aufmerk-samkeit und Diagnostik haben sich zwar verbessert, doch liegt

meist jungen Menschen brauchen rechtzeitig Unterstützung, um ihren Alltag mit den Einschränkungen, die diese chronische Erkrankung mit sich bringt, zu meistern und Lebensperspekti-ven entwickeln zu können.

Die Inzidenz steigt Diagnoselatenz liegt im Mittel bei vier Jahren

Gerade weil die Häufigkeit von Neuerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zunimmt, muss es möglich werden, die Diagnose deutlich früher zu stellen.

FAZIT

Prof. Dr. med. Geert Mayer, Schwalmstadt

DGSM – 24. JAHRESTAGUNG iN DRESDEN, 2. DEzEMbER 2016

• DieInzidenzderNarkolepsiehatnachder H1N1-Pandemie bei Heranwachsenden signifikant zugenommen

• NochliegtdieDiagnoselatenzimMittelbeivierJahren

• DerzeitigesZielsolltesein,dieDiagnoselatenzaufeinJahr zu senken

Prof. Geert Mayer

SiGNiFiKANtE StEiGEruNG DEr iNziDENz BEi HErANWACHSENDEN(2)

CME-WEBiNAr zuM NArKoLEPSiE-SyMPoSiuM

Das Symposium „Narkolepsie – über den Tellerrand hinaus betrachtet“ steht auch als zertifizierte CME-Fortbildung online zur Verfügung. In dem Webinar geben die Referenten einen komprimierten Überblick zu Diagnostik, Therapie und Erkrankungsbegleitung. Der DGSM-Newsletter kann bei der Beantwortung der Lernkontrollfragen hilfreich sein.

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die Diagnosestellung im Mittel immer noch bei vier Jahren, so der Vorsitzende des diesjähri-gen UCB-Symposiums Prof. Ge-ert Mayer, Schwalmstadt. (1)

„Wir müssen daran arbeiten, die Diagnose noch viel früher stellen zu können, gerade bei Neuerkrankungen.“ Denn die

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zertifiziert mit 4 CME-Punkten

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Der plötzliche Verlust des Muskeltonus (Kataplexie) ist neben Tagesschläfrigkeit, verkürzter Schlaflatenz (<8 min) und vorzei-tigen REM-Schlafphasen (SOREMPs) eines der Hauptsymptome der Narkolepsie. Auslöser können unterschiedliche affektive Stimuli sein, neben Lachen auch Stress oder negative Emoti-onen. Nicht selten sind von den wenigen Sekunden bis einige Minuten dauernden Kataplexien jedoch lediglich einzelne Mus-kelgruppen betroffen. Diese partiellen Kataplexien zu identifi-zieren, ist eine große Herausforderung, be-tonte Prof. Peter Young, Münster. Äußern sie sich sehr unauffällig, etwa nur in einem Augenzwinkern oder einem Schwächege-fühl, fällt es den Patienten oft schwer, dies zu beschreiben oder einer Kataplexie zuzuordnen. Zur diffe-renzialdiagnostischen Abgrenzung von Kataplexien gegenüber epileptischen fokalen Anfällen, Absencen und Synkopen ist es wichtig, den Aspekt der Bewusstseinseintrübung genau zu erfragen.

In der schlafmedizinischen Diagnostik sollten früh auftretende REM-Phasen aufhorchen lassen, betonte Young. Ihr Auftreten sei recht spezifisch für Narkolepsie. Ein MSLT gehöre daher zum diagnostischen Vorgehen dazu. Man muss jedoch sicherstellen,

dass die vorhergehende Nacht unter adäquaten Schlafbedin-gungen durchgeführt wird.

Gerade dann, wenn Kataplexien nicht gut amnestiziert wer-den können, macht es Sinn, eine Liquorpunktion vorzunehmen. Liegt der Hypocretinwert unter 110 pg/ml, kann man von einer Narkolepsie Typ1ausgehen, soYoung. Zusätzlich kanneineHLA-Typisierung hilfreich sein. Hierbei muss beachtet werden,

dass die HLA-Bestimmung dem Gendia-gnostikgesetz unterliegt und der Patient entsprechend aufgeklärt werden muss. Während 20–25 % der Normalbevölke-rung Träger des Haplotyps DQB1*06:02

sind, gelte dies für mehr als 95 % der Patienten mit Narko-lepsie. Bei Narkolepsie ohne Kataplexien sind andere Erkran-kungen auszuschließen. So können bei immunvermittelten Enzephalitiden Narkolepsie-artige Symptome auftreten. An idiopathische Hypersomnien sollte bei kurzen Einschlaflatenzen ohne SOREMPs im MSLT gedacht werden. Auch wenn zahlrei-che neurologische oder internistische Erkrankungen mit einer exzessiven Tagesschläfrigkeit einhergehen, weisen diese an-sonsten keine mit der Narkolepsie assoziierten Symptome auf, fasste Young zusammen.

woran noch denken? Differenzialdiagnostik der Narkolepsie

Die Narkolepsie gilt nach iCSD-3 als „zentrale Störung mit tagesschläfrigkeit“. Sie tritt sowohl mit als auch ohne Kataplexie (typ 1 und 2) auf. Partielle Kataplexien erschweren nicht selten die Diagnose.

FAZIT

„Die Kunst besteht darin, auch partielle Kataplexien zu erkennen.“

Prof. Dr. med. Peter Young, Münster

DGSM – 24. JAHRESTAGUNG iN DRESDEN, 2. DEzEMbER 2016

• TagesschläfrigkeitistLeitsymptomderNarkolepsie• NarkolepsietrittmitundohneKataplexieauf

(Narkolepsie Typ I und Narkolepsie Typ II)• BewusstseinbleibtwährendderKataplexieerhalten• SymptomatischeFormensindmitinflammatorischen

Hirnerkrankungen assoziiert• IdiopathischeHypersomnien:wichtigeDifferenzial-

diagnose zu Narkolepsie ohne Kataplexie

Prof. Peter Young

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FAZIT

Neben genetischen Faktoren spielen auch Umweltein-flüsse eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Erkran-kung, die mit einem Untergang hypocretinerger Neurone im Hypothalamus einhergeht. Es gibt derzeit keine Hinweise da-rauf, dass Narkolepsie vererbt wird, betonte Prof. Birgit Högl, Innsbruck.EineiigeZwillingezeigteneinesehrgeringeKonkor-danz. Dennoch ist eine gewisse familiäre Häufung zu beobachten. Vermutlich ist dies auf eine erhöhte Suszeptibilität zu-rückzuführen.

Der HLA-Haplotyp DQB1*06:02 steht mit einem hohen Risiko für das Auftreten einer Narkolepsie in Verbindung. Daneben konnten aber auch protektive Allele des HLA-Haplotyps nach-gewiesen werden, erläuterte Högl.

Hinweise darauf, dass Narkolepsie eine Autoimmunerkrankung ist, verdichten sich. Assoziationsstudien haben Varianten in Genen der Immunregulation gezeigt. Dazu zählen Gene des T-Rezeptor α (TCRα) Locus. Es wird angenommen, dass Inter-aktionen zwischen TCRα und HLA für das organspezifische Au-toimmuntargeting verantwortlich sind.

Demnach spielt die Antigenpräsentation bei der Entstehung der Narkolepsie eine Rolle, erklärte Högl. Eine aktuelle Studie

ist Narkolepsie vererbbar? Es ist damit zu rechnen, dass die Frage bedingt durch die gestiegene inzidenz bei Kindern und Jugendlichen in zukunft häufiger gestellt wird. Denn bei Diagnosestellung haben diese jungen Patienten die Lebensphase der Familienplanung noch vor sich.

konnte am Mausmodell zudem die von CD8+-T-Zellenvermit-telteZerstörungvonHypocretin-Neuronenzeigen. (3)

Weitere Ursachen für eine ErkrankungAuch stattgefundene Infektionen z. B. durch Streptokokken werden als Auslöser für die Entstehung einer Narkolepsie an-

gesehen. Bei neu erkrankten Patienten konnten erhöhte Antistreptolysin- und An-tistreptoDNAse-Titer nachgewiesen wer-den, berichtete Högl.

Demnach scheint nach derzeitigen Kenntnissen eine Kombina-tion von HLA-Assoziation, genetischen Polymorphismen in Im-mungenen und eine Auslösung durch Impfen oder Infektion für die Entstehung der Narkolepsie verantwortlich zu sein.

Narkolepsie als Impfschaden?Die Anerkennung einer Narkolepsie als Impfschaden ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich. „Derzeit versucht das Robert-Koch-Institut die Lage zu vereinheitlichen“, berich-teteProf.GeertMayer.DerZusammenhangzwischenImpfungmit bestimmten Impfstoffen und Narkolepsie gilt als gesichert.

„Das Wichtigste ist, dass diese Patienten beim Paul-Ehrlich-Institut gemeldet werden.“

Vererbung ist nicht alles Genetik und ätiologische Aspekte der Narkolepsie

Prof. Dr. med. Birgit Högl, Innsbruck

DGSM – 24. JAHRESTAGUNG iN DRESDEN, 2. DEzEMbER 2016

• KeinHinweisaufVererbungderErkrankung• ErhöhteSuszeptibilität• DieSuszeptibilitätistdurchdieHLAAssoziationgegeben• HinweiseaufAutoimmunerkrankung• AuslösungdurchInfektionoderImpfungmöglich

„Es gibt verschiedene Ur-sachen für die Entstehung der Narkolepsie.“

Prof. Birgit Högl

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FAZIT

„Wenn sie jemals 48 Stunden nicht geschlafen haben, haben Sie die Schläfrigkeit erlebt, mit der ein Narkolepsie-Patient jeden Tag lebt“, zitierte Dr. Peter Geisler, Regensburg, den Schlafforscher Jerry Siegel. Und um die Patienten zu verste-hen, müsse man berücksichtigen, dass die Schläfrigkeit auch mit Medikamenten nicht völlig beseitigt werden kann. Das hat deutlichen Einfluss auf ihre kognitive Leistungsfähigkeit. Die Patienten haben oft Angst, dement zu werden, da sie Kon-zentrations- und Abrufstörungen feststellen. „Studien zeigen, dass dem nicht so ist“, betonte Geisler. Allerdings können Auf-gaben, bei denen Daueraufmerksamkeit gefordert ist und die mit Monotonie einhergehen, schwer bewältigt werden. Der Grund: „Es werden zusätzliche Hirnregionen rekrutiert, um das Wachbleiben zu ermöglichen“, erklärte Geisler. Dadurch

Narkolepsie hat Auswirkungen in vielerlei Hinsicht. Kognitive, soziale, somatische und psychische Einschrän-kungen führen zu deutlich verminderter Lebensqualität.

scheinen weniger Ressourcen für andere Aufgaben zur Verfügung zu stehen. (4) Narkolepsie-Patienten sind zudem auch körperlich weniger leistungsfähig als Ge-sunde. (5)

Soziale Facetten Einschränkungen durch Tagesschläfrig-keit oder Kataplexien münden nicht sel-ten in sozialen Rückzug. Viele Patienten haben mit Gereiztheit zu kämpfen, die aufgrund der Müdigkeit oder als Neben-wirkung der Medikamente auftritt. Der Alltag ist oft geprägt von Konflikten. Sei es in der Schule, am Arbeitsplatz oder in der Partnerschaft.

Somatische und psychische KomorbiditätenDie bei Narkolepsie auftretenden Komorbiditäten sind vielfäl-tig. Viele Patienten leiden unter Adipositas. Sie essen häufiger, um sich wachzuhalten, und bewegen sich aufgrund der Mü-digkeit weniger. Teilweise wird der Appetit auch durch Medi-kamente gesteigert, berichtete Geisler. Assoziiert damit ist ein erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus, Hypercholesterinämie, Hypertonie und Schlafapnoe.

„Dieses ganze Bündel an Problemen mit dem die Patienten zu kämpfen haben, wirkt sich auch auf ihre Psyche aus“, weiß Geisler. Essstörungen, Angsterkrankungen, soziale Ängste und Depressionen sind häufig zu finden. Insgesamt schränkt Narko-lepsie die Lebensqualität deutlich ein (Abb. 1). (6)

Geht es nur um Schlaf? Andere Aspekte der Narkolepsie

Dr. med. Peter Geisler, Regensburg

DGSM – 24. JAHRESTAGUNG iN DRESDEN, 2. DEzEMbER 2016

• NarkolepsiehatmultidimensionaleAuswirkungen• LebenssituationistoftgeprägtdurchKonflikte• Multimorbiditätisthäufig• EingeschränkteLebensqualität

Dr. Peter Geisler

NArKoLEPSiE FÜHrt zu MESSBArEr EiNSCHräNKuNG DEr LEBENSquALität(6) (Short Form-36 (SF-36))

Körperliche

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Narkolepsie (n = 75)Durchschnittsbevölkerung

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FAZIT

Option für drei KernsymptomeMit Natriumoxybat (Xyrem®) steht ein Wirkstoff zur Verfügung, der bei Narkolepsie mit Kataplexie bei erwachsenen Patienten zur Behandlung aller Kernsymptome geeignet ist. Er reduziert die

Häufigkeit von Kataplexien und führt zu einer Verbesserung der Tagesschläfrigkeit.(7) In der aktuellen zwölfwöchigen mul-tizentrischen Studie von Mamelak et al. berichtete die Mehrzahl der Patienten be-reits nach der sechsten Woche über eine

Verbesserung der Narkolepsiesymptome (Abb. 2). (8) Demnach kam es sowohl zu einer Abnahme der Kataplexien als auch der Einschlafattacken während des Tages. Daneben berichteten die Patienten über eine Verbesserung schlafbezogener Symptome. Dass Natriumoxybat zu einer signifikanten Verbesserung der

Die Hauptmedikation in der Behandlung der Narkolepsie richtet sich in den meisten Fällen gegen die tagesschläfrigkeit. Doch nicht immer steht diese für den Patienten im Vordergrund.

Aus Erfahrung weiß Dr. Ulf Kallweit, Hagen, dass bei der Pla-nung der medikamentösen Behandlung die subjektive Symp-tom-Wahrnehmung der Patienten im Mittelpunkt stehen muss. Patienten, die viel Umgang mit Menschen haben, fühlen sich mitunter vor allem durch Kataplexien be-einträchtigt. Andere leiden besonders un-ter dem gestörten Nachtschlaf. Patienten mit Narkolepsie wachen nachts etwa drei- bisviermalöfteralsGesundeauf.Zudemgibt es einen häufigen Wechsel zwischen den Schlafstadien. „Tendenziell tritt etwas weniger Tiefschlaf und mehr oberflächlicher Schlaf auf. Der Schlaf ist fragmentiert und dadurch weniger erholsam“, erläuterte Kallweit. Auch ko-morbide Schlafstörungen wie REM-Schlafstörungen, RLS/PLMS oder ein Schlafapnoe-Syndrom haben Einfluss auf den Schlaf.

Therapie der Narkolepsie: Nicht nur für Tagesfitness sorgen

Schlafarchitektur beiträgt, konnten Roth et al. kürzlich mit Ihrer Post-hoc-Analyse der Daten von 159 Patienten zeigen. (9) Die nächtli-chen Wachzeiten reduzierten sich, häufige Wechsel zwischen den Schlafphasen wurden vermindert. Die Patienten berichteten von einer verbesserten Schlafqualität und einer Abnahme der Tagesschläf-rigkeit. Natriumoxybat wird im allgemeinen gut vertragen. Die am häufigsten gemeldeten Nebenwir-kungen sind Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen. (7, 10)

Additive EffekteNicht immer lassen sich die Symptome der Narkolepsie mit einem einzigen Medikament wirkungsvoll behandeln. „Häu-fig müssen wir verschiedene Wirkstoffe kombinieren, um den gewünschten Effekt zu erreichen“, betonte Kallweit. Die Stu-die von Black et al. weist darauf hin, dass sich durch die zu-sätzliche Gabe von Natriumoxybat zu Modafinil eine additive Wirksamkeit erreichen lässt. (11) Die Patienten berichteten von einer signifikanten Verbesserung der ausgeprägten Ta-gesschläfrigkeit.ZudemwachtendiePatientennachtsseltenerauf, ihre Non-REM-Schlafdauer verlängerte sich. (12,13)

Dr. med. Ulf Kallweit, Hagen

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• TherapienichtnuranTagesschläfrigkeitorientieren• FokusauchaufKataplexienundgestörtenNachtschlaf

richten• KomorbideSchlafstörungenadäquatbehandeln

„Die subjektive Symptom-wahrnehmung der Patien-ten muss bei der Therapie im Vordergrund stehen.“

Dr. Ulf Kallweit

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Kataplexien

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einschlaf-attacken am tag

6972

tagessschläf-rigkeit

73 71

erwachen in der nacht

6568

hypnagoge halluzinationen

6670

schlaf- paralysen

6167

Woche 6 (n=163)Woche 12 (n=176)

dosisbereich 4,5-9 g/tagzurück zur Übersicht

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IMPRESSUMxyrem® 500 mg/ml Lösung zum Einnehmen. Wirkstoff: 4-Hydroxybutansäure-Natriumsalz (Natriumoxybat). zus.: 1 ml Xyrem® enth. 500 mg 4-Hydroxy-butansäure-Natriumsalz (Natriumoxybat). Sonst. Bestandt.: Gereinigtes Wasser, Äpfelsäure (zur pH-Wert-Einstellung), Natriumhydroxid (zur pH-Wert-Einstellung). Anwend.: Narkolepsie mit Kataplexie b. erwachsenen Pat. Gegenanz.: Überempfindl. gg. d. Wirkstoff od. einen d. sonst. Bestandteile. Succinatsemialdehydde-hydrogenase-Mangel, schwere Depression, gleichzeit. Behandl. m. Opioiden od. Barbituraten. Schwangerschaft u. Stillzeit. Kind. u. Jugendl. Anwend. b. Pat. m. Epilepsie od. Porphyrie nicht empfohlen. Nebenw.: Sehr häufig: Schwindel, Kopfschmerz., Nausea (Inzidenz b. Frauen höher). Häufig: Nasopharyngitis, Sinusitis, Anorexie, vermind. Appetit, Depression, Kataplexie, Angst, abnorme Träume, Verwirrtheitszustand, Desorientiertheit, Alpträume, Schlafwandeln, Schlafstör., Schlaflosigk., Durchschlafstör., Nervosität, Schlaflähmung, Somnolenz, Tremor, Gleichgewichtsstör., Aufmerksamkeitsstör., Hypästhesie, Parästhesie, Sedierung, Dysgeusie, verschwomm. Sehen, (Dreh-)Schwindel (Vertigo), Palpitationen, Hypertonie, Dyspnoe, Schnarchen, nasale Kongestion, Erbrechen, Diarrhöe, Ober-bauchschmerz., Hyperhidrosis, Hautausschlag, Arthralgie, Muskelspasmen, Rückenschmerz., Enuresis nocturna, Harninkontinenz, Asthenie, Müdigk., Gefühl d. Betrunkenseins, periph. Ödeme, erhöhter Blutdruck, Gewichtsabnahme, Stürze. Gelegentlich: Hypersensitivität, Suizidversuch, Psychose, Paranoia, Halluzination, abnormes Denken, Agitiertheit, Einschlafschwierigk., Myoklonus, Amnesie, Restless-Legs-Syndrom, Stuhlinkontinenz. Häufigk. nicht bekannt: Dehydratation, Ap-petitsteigerung, Suizidgedanken, Tötungsgedanken/Mordgedanken, Aggression, euphorische Stimmung, schlafbezogene Essstör., Panikattacke, Manie/bipolare Stör., Wahnvorstellung, Bruxismus, Reizbark., Konvulsion, Bewusstseinsverlust, Dyskinesien, Tinnitus, Atemdepression, Schlafapnoe, Mundtrockenh., Urtikaria, Angioödem, Pollakisurie/Harndrang. Mit Beendig. d. Therapie kann Kataplexie in höherer Frequenz zurückkehren, was jedoch auf d. normale Variabilität d. Erkrank. zurückgeführt werden kann. In seltenen Fällen wurden nach GHB-Abbruch Insomnie, Kopfschmerz., Angstzustände, Schwindel, Schlafstör., Somnolenz, Halluzinationen u. psychot. Stör. beobachtet. Warnhinw.: Natriumoxybat hat ein bekanntes Missbrauchspotential. Fälle v. Abhängigk. traten nach illegaler An-wend. auf. Nach Einnahme v. Xyrem® darf mind. für 6 Stunden kein Auto gefahren, schwere Maschinen bedient od. Tätigkeit. ausgeübt werden, d. gefährlich sind od. volle geistige Aufmerksamk. erfordern. Enth. pro Tagesdosis 0,82-1,6 g Natrium, diätet. Empfehl. zur Redukt. d. Natrium-Aufnahme bei Pat. mit. Herzinsuff., Hypertonie od. eingeschränkt. Nierenfunkt. beachten. Arzneimittel f. Kinder unzugänglich aufbewahren. Weitere Angaben s. Gebrauchs- u. Fachinformation. Verschreibungspflichtig. BtM. Stand: Januar 2017. UCB Pharma Ltd, 208 Bath Road, Slough, Berkshire, SL1 3WE, Vereinigtes Königreich. Kontakt in Deutsch-land: UCB Pharma GmbH, Alfred-Nobel-Straße 10, 40789 Monheim. www.ucb.de

quELLEN

1. UCB-Symposium „Narkolepsie – über den Tellerrand hinaus betrachtet“, 24. Jahrestagung der DGSM, 2. Dezember 2016, Dresden

2. Oberle D et al., Incidence of Narcolepsy in Germany. SLEEP, Vol. 38, No. 10, 2015: 1619-1628

3. Bernard-Valnet R et al: CD8 T cell-mediated killing of orexinergic neurons induces a narcolepsy-like phenotype in mice. In: Proceedings of the National Academy of Sciences, September 2016, 113(39): 10956-10961

4. Naumann A et al.: Cognitive deficits in narcolepsy. J Sleep Res 2006; 15(3): 329-338

5. Kovalska P et al.: Narcolepsy with cataplexy in patients aged over

60 years: a case-control study. Sleep Med 2016, doi: 10.1016/j. sleep.2016.05.011

6. Dodel R et al.: Health-related quality of life in patients with narcolepsy. Sleep Med 2007; 8(7-8): 733-741

7. Xyrem® Fachinformation, August 2016 8. Mamelak M et al.: 12-week open-label, multicenter study evaluating

the safety and patient-reported efficacy of sodium oxybate in patients with narcolepsy and cataplexy Sleep Med. 2015; 16(1): 52-58

9. Roth T. et al.: Effect of sodium oxybate on disrupted nighttime sleep in patients with narcolepsy. JSR 2016: DOI: 10.1111/jsr.12468

10. Xyrem International Study Group: A double-blind, placebo-controlled

study demonstrates sodium oxybate is effective for the treatment of excessive daytime sleepiness in narcolepsy. J Clin Sleep Med, 2005; 1: 391-397

11. Black J et al.: Impact of sodium oxybate, modafinil, and combination treatment on excessive daytime sleepiness in patients who have nar-colepsy with or without cataplexy. Sleep Med 2016; 24: 57-62

12. Black et al.: Sodium Oxybate Improves Excessive Daytime Sleepiness in Narcolepsy. Sleep 2006; 29 (7):939-946

13. Black et al.: The nightly administration of sodium oxybate results in significant reduction in the nocturnal sleep disruption of patients with narcolepsy. Sleep Med. 2009; 10: 829-835

DGSM – 24. JAHRESTAGUNG iN DRESDEN, 2. DEzEMbER 2016

Herausgeber: UCB Pharma GmbHAlfred-Nobel-Str. 10, 40789 Monheimwww.ucb.de

Redaktion: Dr. Ulrich Ney, Joachim Kratz, UCB Pharma GmbH, Sabine Schneider, signum[pr, Köln

Titelfoto: seqoya, fotolia.de