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Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Hirndoping Warum wir nicht alles schlucken sollten Univ.-Prof. Dr. Klaus Lieb Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsmedizin Mainz

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Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

HirndopingWarum wir nicht alles schlucken sollten

Univ.-Prof. Dr. Klaus Lieb

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Universitätsmedizin Mainz

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Erklärung von Interessenkonflikten

� Ab 2007 keinerlei persönliche Annahme mehr von Geldern oder anderen Zuwendungen der Industrie

� Als Klinikdirektor Letztverantwortung für die Annahme von Honoraren für die Durchführung klinischer Studien im Studienzentrum unserer Klinik

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Neurotechnologien

Hirndoping

Brain-Machine-Interface

Pharmakotherapie

Tiefe Hirn-stimulation+ andere Verfahren

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Was ist Hirndoping?

� Von „Hirndoping“ spricht man, wenn ein gesunder Mensch verschreibungspflichtige Medikamente oder illegale Substanzen einnimmt, um die Leistungsfähigkeit seines Gehirns zu steigern.Leistungsfähigkeit seines Gehirns zu steigern.

� vs. (neuropharmakologisches) Cognitive Enhancement

� vs. Drogenkonsum

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Individuelle Ziele von Hirndoping

� Vigilanzsteigerung, Aufheben von Müdigkeit

� Verbesserung von Aufmerksamkeit und Konzentration

� Gedächtnisverbesserung, Vorbeugung Gedächtnisabbau

� Stimmungsaufhellung, Verbesserte „Schwingungsfähigkeit“

� Aufheben sozialer Hemmungen in Gesellschaft

� Vergessen negativer Erlebnisse

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Gesellschaftliche Motive für Hirndoping

Gesellschaftlicher Wandel bedarf zunehmend geistiger Leistungen/ Fähigkeiten:

� Verbesserung schulischer Leistungen

� Verbesserung der Leistungsfähigkeit im Beruf

� Längerer Erhalt der Arbeitskraft im Alter

� Volle Ausschöpfung des „mentalen Kapitals“

� Hirndoping beim Militär

Beddington et al., Nature 2008:The Foresight Project on Mental Capital and Wellbeing

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Zum Hirndoping eingesetzte Substanzen

� (Psycho-) Stimulantien � Amphetamine

� Methylphenidat

� Modafinil� Modafinil

� Antidementiva (z.B. Acetylcholinesterase-Inhibitoren, NMDA-Rezeptor-Antagonisten)

� Antidepressiva (z.B. SSRI)

� ß-Blocker

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(Psycho-) Stimulantien

� Methylphenidat (Ritalin®, Concerta®, Equasym®, Medikinet®)� Indikation: ADHS im Kindes-/ Jugendalter (teilw. auch Narkolepsie)

� unterliegt dem BtM-Gesetz

� Amphetaminsalz/ -e (Adderall®)� Amphetaminsalz/ -e (Adderall®)� Indikation: ADHS im Kindes-/ Jugendalter (keine Zulassung in

Deutschland)

� (Dextro-) Amphetamin

� Ecstasy (illegale Droge)

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D1-R. und D2.-R. = Bindungsstellen (Rezeptoren) für Dopamin ( )α-R. und β–R. = Bindungsstellen (Rezeptoren) für Noradrenalin ( )

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(Psycho-) Stimulantien zum Hirndoping

� Gute Effekte auf Vigilanz, Reaktionszeit und Aufmerksamkeit, v.a. nach Schlafentzug: Amphetamine >> Ritalin®

Substanz (Dosis)

Anzahl derRCTs

Schlaf-entzug

Anzahl derProbanden

Alter MüdigkeitVigilanz &Aufmerk-samkeit

Reaktionszeit SubjektiveSelbstein-schätzung

MPH(5 – 40 mg)

6 nein 205 18 – 40 k.A. ↑ (↓) o – (↑)

MPH(20 mg)

1 ja 20 20 – 31 k.A. k.A. k.A. o – (↑)

D-Amph.(10 – 20

mg)6 nein 154 18 – 44 (↓) ↑↑ ↓ ↑

D-Amph.(20 mg)

6 ja 331 18 – 36 ↓↓ ↑↑ ↓↓ o

Franke, Fellgiebel, Lieb (2009)

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Methylphenidatverordnungen in Deutschland

Aktuelle Prävalenzrate von ADHS bei Kindern:

� 6-jährige � 2,0%

� 9-jährige � 6,6%

Methylphenidatverordnungen in Deutschland

35

40

45Methylphenidat

� 9-jährige � 6,6%

� 12-jährige � 6,3%

� 15-jährige � 6,1%

� 17-jährige � 5,4%

0

5

10

15

20

25

30

1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008

Jahr

Mio

. T

ag

esd

osen

Schwabe U. & Paffrath D. (Hrsg.): Arzneiverordnungs-Report 2008

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Modafinil (Vigil ®)

Indikationen:

� Narkolepsie

� chronisches Schichtarbeitersyndrom mit exzessiver Tagesschläfrigkeit

� Schlafapnoesyndrom mit exzessiver Tagesschläfrigkeit

NW bei kurzzeitiger Einnahme:

� Übelkeit, Schwindel, Hypertonie, Tachykardie, „Herzklopfen“, Tremor, Mundtrockenheit, Kopfschmerzen

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Modafinil (Vigil ®)

Wirkmechanismus� Unspezifisches Wirkprofil� Einwirkung auf Transporter des

dopaminergen und noradrenergen Systems mit gewisser Selektivität für Striatum und ThalamusStriatum und Thalamus

� Zusätzlich: Eingriffe in zentrale GABA-erge und glutamaterge Neurotransmittersysteme

Therapeutische Dosierung:� 2x tgl.; ges. 200 – 400 mg/ d

Missbrauch:� Jetlag, Wachmacher

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Modafinil zum Hirndoping?

� Gute Effekte auf Vigilanz, Reaktionszeit und Aufmerksamkeit, v.a. nach Schlafentzugnach Schlafentzug

Franke, Fellgiebel, Lieb (2009)

Substanz(Dosis)

SchlafentzugAnzahl derRCTs

Anzahl derProbanden

Alter derProbanden

MüdigkeitVigilanz &Aufmerksamkeit

Reaktionszeit

Modafinil (200 –600mg)*

nein 6 218 19 – 67 o – (↓) (↑) ↓

ja 11 467 18 – 54 ↓↓ ↑↑ ↓↓

* Therapeutische Dosis 200-400mg/Tag

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Antidementiva

Inhibition der Acetylcholinesterase(ACh-I):

� Donepezil (Aricept®)� Rivastigmin (Exelon®)� Galantamin (Reminyl®)

Partieller Antagonismus am glutamatergen N-Methyl-D-Aspartat- (NMDA-) Rezeptor(NMDA-Antagonisten):

� Memantine (Axura®/ Ebixa®)� Galantamin (Reminyl®)� Tacrin (Cognex®)

� Indikation: leichte bis mittelschwere Alzheimer-Demenz

� NW: gastro-intestinale Symptome (z.B. Diarrhoe, Übelkeit, Erbrechen) Kopfschmerzen, Tremor, Appetitlosigkeit.

� Indikation: mittelschwere bis schwere Alzheimer-Demenz

� NW: Hypertonie, Kopfschmerzen, Schwindel, Schläfrigkeit und Obstipation

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Antidementiva zum Hirndoping?

� Keine konsistenten Effekte auf Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Reaktionszeit

Donepezil

Substanz(Dosis)

Anzahl derRCTs

Anzahl derProbanden

Alter derProbanden

Aufmerksamkeit Reaktionszeit Gedächtnis

Donepezil(5 – 10 mg)

5 122 25 – 85 (↓) ↑ – ↓ o – ↑ – ↓

Rivastigmin(3 mg)

1 16 60 – 75 k.A. (↓) o – ↑ – ↓

Memantine(30 mg)

3 88 20 – 35 o o o – (↓)

Franke, Fellgiebel, Lieb (2009)

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Antidepressiva zum Hirndoping?

� Keine konsistenten Effekte auf die Stimmung oder soziale Fertigkeiten bei Gesunden

Franke, Fellgiebel, Lieb (2009)

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Antidepressiva zum Hirndoping?Therapeutische Dosierungen:� Fluoxetin: 20 – 60 mg/ d� Fluvoxamin: 100 – 300 mg/ d� Citalopram: 20 – 60 mg/ d� Escitalopram: 10 – 20 mg/ d� Paroxetin: 20 – 60 mg/ d� Sertraline: 50 – 200 mg/ d

� Wirkung von Antidepressiva bei Gesunden in klinischen, randomisierten, Placebo-� Wirkung von Antidepressiva bei Gesunden in klinischen, randomisierten, Placebo-kontrollierten, doppelblinden Studien:

Franke, Fellgiebel, Lieb (in Vorbereitung)

Substanz(Dosis)

Anzahl derStudien

Anzahl derProbanden

Alter derProbanden

Stimmung Selbsteinschätzung

Fluoxetin (20 mg) 3 42 21 – 45 o ↓

Fluvoxamin (50 – 100 mg) 3 30 21 – 50 o k.A.

Citalopram (20 – 40 mg) 7 161 19 – 59 o o

Escitalopram (10 – 20 mg) 2 39 19 – 36 o o

Paroxetin (10 – 40 mg) 8 169 21 – 85 o o

Sertraline (50 – 100 mg) 5 215 30 – 64 o k.A.

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Hirndoping – Nichts Neues?

Die wirksamen Substanzen sind schon lange bekannt und wirken unselektiv auf Neurotransmitter-Systeme

� Amphetamine – Anwendung und Missbrauch seit 1930 (z.B. als Benzedrin)

� Methylphenidat – Erstbeschreibung 1944, seit Jahrzehnten auf dem Markt

� Modafinil – seit den 1980er Jahren bekannt

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Potential neuer Substanzen: Spezifischer Ansatz an molekularen Zielstrukturen

Substanz/ -klasse Hersteller Wirkung Stand der Entwicklung

Calcium-Regulatoren (MEM 1003)

Roche (früher Memory Pharmaceuticals)

Regulation des Calcium-Einstroms

Phase I

CREB-Modulatoren (MEM 1414, Rolipram)

Roche (früher Memory Pharmaceuticals),

Helicon Therapeutics

G-Protein gekoppelte PDE-4-Blockade folgende Modulation des cAMP response element binding protein (CREB)

Phase II

protein (CREB)

AMPA-kine (Farampator, CX-717, )

Cortex Pharmaceuticals Modulation am glutamatergen AMPA-Rezeptor

Phase III

Acetylcholinrezeptor-Agonisten (MEM 3454/ R 3487, MEM 63908/ R 4996, ABT-089, ABT-418, SPD-503)

Roche (früher Memory Pharmaceuticals), Abbott, Shire

Agonistische Modulation am nikotinergen Acetylcholinrezeptor (insbes. α-7-Subtyp und α-2A-Subtyp)

Phase II

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Energy Drinks

� 1 Dose Red Bull ® (250 ml) = 80 mg Koffein, 1000 mg Taurin, 5,25 mg Glukose, 21,5 g Saccharose, 600 mg Glucuronolakton, Aromastoffe

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Tut es Koffein auch?

� Modafinil (400 mg) = D-Amphetamin (20 mg) = Koffein (600 mg)

� 40 – 100 mg Modafinil = 1 Tasse Kaffee� 40 – 100 mg Modafinil = 1 Tasse Kaffee

� „At the doses tested, caffeine, dextroamphetamine, and modafinil are equally effective for approximately 2–4 h in restoring simple psychomotor performance and objective alertness.“ (Wesensten NJ et al., J Sleep Res 2005)

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Prävalenzvergleich USA – Deutschland

8%

niemals jemals

� Repräsentativer Internet-/Online Survey unter 4600 20-jährigen College-Studenten

� Lebenszeitprävalenz für Amphetamine und Modafinil: 8%

92%

� Nicht repräsentative Befragung an 20.000 berufstätigen Erwachsenen

� Rücklauf ca. 15%

� Hohe Bereitschaft, Substanzen einzunehmen, wenn sicher

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Prävalenz unter Lesern der Zeitschrift „Nature“

B. Maher et al., Nature 2008

„20% used substances for cognitive enhancement“

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Wissenschaftliche Befragung von Schülern/Studierenden

� Volljährige Schüler (Gymnasien + Berufsschulen): 1.035 Probanden

� Studierende (alle drei Fakultäten): 512 Probanden

� Insgesamt 1.547 Probanden� Insgesamt 1.547 Probanden

Haben Sie jemals von Hirndoping gehört?

(Schüler)

26,0

9

1,5

16,1

8

1,5

18,8

4

2,9

72,4

182

,32

78,2

6

020406080

100

ja nein k.A.

%

männl.

weibl.

alle

Haben Sie jemals von Hirndoping gehört? (Studenten)

13,6

4

1

11,4

6

2,2

12,3

1,8

86,3

6

88,5

4

87,7

0

20

40

60

80

100

ja nein k.A.

%

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Was wird eingenommen & Prävalenzen

Lebenszeit-Prävalenz für Hirndopingmittel

(Schüler + Studenten)

46,3

951,0

4 55,6

8

39,0

2

53,8

1

50

60

%

2,25 4,

49

11,7

2

0,65 1,3

9,62

38,3

1,29 2,

58

39,0

2

10,4

7

0

10

20

30

40

Stim

ulan

tien

Kaf

fee

illeg

ale

Drogen

Kof

fein

table

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Ene

rgy

Dri

nks

männl.

weibl.

alle

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Voraussetzungen der eigenen Einnahme

Welche Voraussetzungen müsste ein

Hirndopingmittel erfüllen, damit Sie

selbst eines einnehmen würden?

82,5

60,5

20

6,5

67,5 80

,5

12

60,9

5,3 6,3 9,

9

60,7

6,3

83,8

10,6

85,5

83,6

85,8

84,6

78,3

10,1

020406080

100

%

Würden Sie Hirndopingmittel

einnehmen, wenn andere es tun?

29,5 33

21,5

12

3,5

33,5

31,8

29,6

4,3

0,4

32,1

32,1

26,9

6,8

1,5

05

10152025303540

niem

als

wah

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einlic

h nic

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öglic

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eise

wah

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männl. weibl. alle

0

kein

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frei

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pfiehlt.

..

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einen

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den

männl. weibl. alle

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Hirndoping ist assoziiert:

� Mit männlichem Geschlecht

� Mit schlechteren Schulleistungen

� Mit erhöhtem Alkoholmissbrauch

� Mit häufigerer Einnahme von Kokain

Franke, Lieb et al., (in Vorbereitung)

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Ist die Gehirnleistung unbegrenzt steigerbar?Hirndoping-Effekt in Abhängigkeit vom Ausgangsniveau

Hirndoping

Le

istu

ng

sn

ive

au

Hirndoping

Aktivierungsniveau

Le

istu

ng

sn

ive

au

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Kognitive Top-Leistungen gehen mit Nachteilen in anderen Bereichen einher

� Savants, Autismus� Hat sich genetisch nicht durchgesetzt� Evolutionäre Grenze?

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Auslösung psychischer Erkrankungen und Abhängigkeitsgefahr

� Abhängigkeitsgefahr v.a. bei dopaminergen Substanzen und tonischer DA-Freisetzung

Applikation Applikation Applikation ApplikationZeit

Substanz-konzentration

Dopamin-freisetzung

� Auslösung von Manien und Psychosen

Zeit

Applikation

Zeit

Substanz-konzentration

Zeit

Dopamin-freisetzung

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Weitere Grenzen und potentielle Gefahren

� Gesetzeslage verbietet Gebrauch bei Gesunden – aber: Die Grenze zwischen gesund und krank ist unscharf

� Unklare Sicherheitslage bei Gesunden und v.a. bei Kindern

� Verantwortung: Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, Kontrollverlust

� Veränderung der Persönlichkeit?

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Ethische Aspekte

� Biokonservative vs. Transhumanisten

� Unvereinbarkeit mit unserem Menschenbild und dem � Unvereinbarkeit mit unserem Menschenbild und dem Sinngehalt von Leistung

� Schlechtes Beispiel für Kinder und Heranwachsende

� Unfairness im Wettbewerb

� Verteilungsungerechtigkeiten

� Gesellschaftlicher Druck zur Einnahme

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Beispiele für wirksame Alternativen

� Gute Ausbildung und frühzeitige Behebung von Lernproblemen

� Zeitplanung und (rechtzeitiges) Lernen

� Ausreichender Schlaf

� Gesunde Ernährung und Sport

� Kaffeekonsum

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Fazit und Ausblick

� Es gibt wirksame Substanzen zum Hirndoping

� Die Nutzen-Schaden-Relation ist aber (noch) nicht positiv und es gibt wirksame und unschädliche Alternativen

� Die Gesetzeslage lässt einen Gebrauch nicht zu� Die Gesetzeslage lässt einen Gebrauch nicht zu

� Ärzte als „Gatekeeper“

� Die Gesellschaft muss sich heute der Frage stellen, welche Rahmenbedingungen sie dem Phänomen Hirndoping in Zukunft geben will (contra vorschnelle Liberalisierung)

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Normality, Normalization and Enhancementin the Neurosciences:Ethical, Sociocultural and Neuropsychiatric Aspects ofCognitive Enhancement

� Kognitives Enhancement aus neuropsychiatrischer Perspektive

� Andreas Franke� Andreas Fellgiebel� Caroline Bonertz� Michaela Christmann� Isabell Heinz� Ulrike Hahn� Nadja Schlich� Svea Hilgendorf� Klaus Lieb

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Artemis und Winkler, 2010

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Artemis und Winkler, 2010Klaus LiebHirndoping

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