Die alte Dame des Mordes - Jeegels Hoob (HA) Von Zotts-Zoths-Zutts.pdf · Da kann man das...

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KULTUR IN KÜRZE Junge Künstler stellen aus In den Räumen des Benzolhochhauses der Dortmunder Kokerei Hansa zeigen seit diesem Wochenende zehn junge Künstler ihre Arbeiten. „Im Duett oder im Duell“ treffen auf jeweils einer Etage des Hochhauses die Werke zweier Künstler aufeinander, wie die Stiftung Industriedenkmal- pflege und Geschichtskultur mitteilte. Zu den Künstlern der bis 10. Oktober zu sehenden Ausstellung „Hochhaus Hansa: One on one“ zählen den Angaben zufolge Michael Sistig, Ro- bert Seidel, So-Young Park, Amely Spötzl, Cole Sternberg, Rebecca Lowry, Taka Kagitomi, Satoshi Kojima, Matthias Galvez und Natasha Schmitten. Das Denkmal Kokerei Han- sa ist Teil der Route Industriekultur. Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 12 bis 17 Uhr geöffnet. (epd) Historische Daten 2009 Ein Geschäftsmann, der sich schützend vor vier Kin- der stellt, wird in München am S-Bahnhof Solln von zwei Ju- gendlichen brutal zusammengeschlagen und erliegt im Krankenhaus seinen Verletzungen. 1960 Die DDR-Volkskammer schafft das Präsidentenamt ab, bildet einen Staatsrat und wählt Walter Ulbricht zum Staatsratsvorsitzenden. Er bleibt bis zu seinem Tod 1973 im Amt. Geburtstage Oliver Kalkofe (44), deutscher Moderator und Komiker (*1965) Lore Lorentz, deutsche Kabarettistin (1920–1994) KALENDERBLATT 12. 9. Sonntag, 12. September 2010 7 Kultur Nicht selten zeitigt die Na- mendeutungskunst nur küm- merliche Ergebnisse. Manch- mal erweist sich der Name als undeutbar, manchmal gibt es mehrere gleich wahrscheinli- che Deutungsmöglichkeiten. Im ersten Fall ist das halt so, und man lebt damit (man kann es auch ganz gut). Den zweiten Fall empfinde ich eigentlich als viel unangenehmer, weil dabei leicht der Eindruck entsteht, dass Namendeutungen letzt- lich beliebig und an den Haa- ren herbeigezogen sind (und leider ist das auch manchmal so). Aus diesem Grund habe ich eine Reihe von Anfragen lange vor mir hergeschoben – in der vagen Hoffnung, doch noch ei- ne für die Lösung hilfreiche In- formation zu finden. An einem Beispiel sollen die Schwierig- keiten einmal musterhaft vor- geführt werden. Von Zotts, Zoths und Zutts So eröffnet sich bei der An- frage von Matthias Diehl aus Biskirchen nach der Bedeutung des Geburtsnamens seiner Frau – einer geborenen Zutt – eine ungewöhnliche Bandbrei- te an Deutungsmöglichkeiten. Betrachten wir zuerst das Vor- kommen des Namens und sei- ner Varianten. Von allen Zutts (knapp 300) lebt die Hälfte im Lahn-Dill-Kreis, von ca. 150 Zuths die Hälfte im Kreis Lim- burg-Weilburg. Die in Hessen verbreitete Variante Zoth (et- wa 250 Namensträger) hat ei- nen Schwerpunkt im Wester- waldkreis, während die mit über 1000 Namensträgern häu- figste Form Zott hauptsächlich in Schwaben zwischen Neckar und Lech verbreitet ist. Die Na- menvarianten gehören be- stimmt zusammen, der Wech- sel von o und u ist in den Dia- lekten nicht ungewöhnlich. Aber schon die räumliche Ver- breitung ist merkwürdig und nicht recht erklärlich. Noch viel merkwürdiger wird es, wenn wir uns den Deu- tungsangeboten zuwenden. Die nächst liegende, die auch Herr Diehl ins Auge fasst, ist die Verbindung mit der Zotte als dem Ausgießende von Kan- nen. Ob das aber als namenge- bendes Motiv für einen Töpfer (einen „Kannenbäcker“) hin- reicht, ist zumindest fraglich. Zumal im Hessischen früher auch z.B. das Ende des Brun- nenrohrs und das Rohrende, aus dem der Laternendocht he- rausgedreht wird, so hieß. Etwas weiterführender ist der Blick ins Mittelhochdeut- sche Wörterbuch. Da finden wir zote, zotte erklärt als etwas „was zotticht herabhangt, Zot- te, Flausch“. Das ist nun aber auch nicht so richtig verständ- lich. Gemeint ist, dass es sich meist um strähnige Haarbü- schel handelt. Der erste Na- mensträger wäre also ein Mensch mit „zotteligen“ Haa- ren gewesen. Aus der Bedeu- tung „Flausch, Strähnen von Geweben“ kann man aber auch auf die Berufsbezeichnung für einen Wollweber kommen. Daneben gibt es aber das mittelhochdeutsche Wort zo- ten, später zotteln. Es bedeutet „schlendern, langsam trotten, zockeln“ und gibt natürlich auch ein ansprechendes Be- nennungsmotiv für einen he- rumzottelnden Menschen ab. So jemand würde aber wahr- scheinlich eher *Zottler hei- ßen. Im Englischen werden kleine Kinder, die gerade lau- fen gelernt haben, zärtlich-ko- send toddler genannt, was laut- lich *Zottler entspricht ... Als letzte Erklärung können wir noch den altdeutschen Per- sonennamen Zotto/Zutto an- führen. Dass aus solchen alten Rufnamen später leicht Famili- ennamen werden konnten, ha- ben wir schon sehr häufig gese- hen. Wenn man das so zusam- menstellt, kann man zwar das eine oder andere Motiv aus- schließen. Es gibt aber keine begründbaren Gesichtspunk- te, um zu entscheiden, welches der angeführten Wörter sprachliche Grundlage für den Familiennamen wurde – oder ob nicht doch vielleicht der Personenname der Ausgangs- punkt ist. Da kann man das zot- telige Haar für das wahrschein- lichste Benennungsmotiv hal- ten, aber ob nicht doch die Geh- weise verantwortlich war: Wer will das wissen, wer entschei- den? In eigener Sache Liebe Leserinnen und Leser, im vergangenen Jahr haben Sie an dieser Stelle fast jeden Sonntag einen Beitrag zu den Familiennamen in Mittelhes- sen gefunden. Inzwischen schreibt Professor Dr. Hans Ramge nur noch im Abstand von einigen Wochen über sol- che Namen. Gerne können Sie ihm per Mail (namen@mittel- hessen.de) oder Post (Presse- haus Wetzlar, Kennwort „Na- men“, Elsa-Brandström-Straße 18, 35578 Wetzlar) ihren Fami- liennamen zur Deutung vor- schlagen, vor allem, wenn es sich um einen einheimischen Namen handelt. Alle Beiträge werden wei- terhin nur sonntags und nur auf dieser Seite erscheinen. Die bisherigen Kolumnen fin- den Sie nach Erscheinungsda- tum sortiert im Internet unter www.mittelhessen.de/hes- sen_und_welt/kultur/was_be- deutet_ihr_name/. (ka) B u e n o s A i r e s. Ein kalter Wind fegt Staub durch Santa Catali- na. Leonardo Cruz hat bereits das Brot für das Dorf gebacken. Jetzt, kurz vor elf Uhr, eilt er Richtung Dorfplatz, schließt das Vor- hängeschloss an einem kleinen Haus auf und hisst die hellblau- weiße Nationalflagge neben der Tür: Argentiniens nördlichste und auf 3800 Metern höchstgelegene Bibliothek hat geöffnet. „Ich bin Bäcker, kein Biblio- thekar,“ stellt Cruz klar. Der 39- Jährige versteht sich mehr als Verwalter: „Alles gut geord- net“, sagt er und zeigt auf die knapp 18 Meter Regale in dem Raum. Auf 7000 Bücher schätzt er den Bestand. Genau weiß er es nicht. Aber er ist ein biss- chen stolz auf seine Bücherei. Schließlich ist Argentinien, Gastland der Frankfurter Buch- messe, ein Literaturland. Das älteste Buch stammt von 1892 und erzählt die Geschichte des argentinischen Nationalhel- den San Martín. Das neueste ist ein dickes Englisch-Spa- nisch-Wörterbuch von 2009. Es gibt Romane, Wörterbücher, Schulbücher für Mathematik und Naturwissenschaften, Re- ligion und Sport. Die Bücherei lebt von Schenkungen, über ei- nen Etat verfügt sie nicht. Santa Catalina liegt in der Puna, einer kargen aber vieler- orts farbenprächtigen steppen- oder wüstenartigen Hochebe- ne im Grenzland zu Bolivien. Im Dorf leben rund 400 Men- schen. Das Leben in dem Ort ist beschaulich. Kein Kino, kein Theater, kein Restaurant, kei- ne Kneipe stört die Ruhe. Inter- net-Café? Fehlanzeige. Trotz- Wo der Bäcker die Bücherei leitet Argentiniens nördlichste Bibliothek liegt im Grenzland auf 3800 Metern Höhe dem ist Santa Catalina ein jun- ges Dorf. Wer die Grundschule besucht, ist eines von 115 Kin- dern. Wer in die weiterführen- de Schule geht, hat 75 Schulka- meraden. Nur wenige Leseratten Gegründet wurde die Biblio- thek offiziell 1872. In den 1930er Jahren erlebte sie eine Blütezeit. Damals gab es sogar einen Bibliothekar, der im Dorf wohnte. Es folgten wechselhaf- te Jahrzehnte zwischen Schlie- ßung und Wiedereröffnung. Seit 1998 ist die Bibliothek wie- der in Betrieb. „Aber dem da- mals Beauftragten hatte die Ar- beit nicht gefallen,“ erzählt Cruz. Er habe bald wieder auf- gehört. Am Morgen liegt die Biblio- thek im Schatten. Eine Hei- zung oder eine Toilette gibt es nicht. Weil wenig los ist, lehnt sich Cruz an das Mäuerchen ge- genüber der Bibliothek und wärmt sich auf. „Vielleicht kommen die Leute wegen der Kälte – wenn überhaupt – erst am Nachmittag“, überlegt er. Den Strom für die Bücherei be- zahlt die Provinzverwaltung. Wer in der Bibliothek liest, zahlt nichts. Wer ein Buch aus- leiht, muss umgerechnet 30 Cent aufbringen. Gefragt sind vor allem Nachschlagewerke und Wörterbücher. „Was fehlt, ist ein zweiter Raum zum Lesen und Arbeiten“, sagt Cruz. Im Mai 2000 übernahm der Bäcker die Bibliothek. In den ersten Jahren bekam er noch ein bescheidenes Gehalt aus den Sozialhilfefonds der Ge- meinde. Seit zwei Jahren erhält er keinen Peso mehr. Weil er nicht auf der politischen Linie des neuen Ortvorstehers liegt, fühlt er sich geschnitten. Cruz hofft auf die Zeit nach ihm. In die Bibliothek kommen vor al- lem Schüler: „Aber oft nur, wenn Prüfungen anstehen.“ Oder sie werden von Lehrern geschickt, um für eine Arbeit über Geschichte oder Natur- kunde zu recherchieren. Knapp 30 Schüler kommen so pro Woche in die Bibliothek. „Freiwillig kommt jedoch fast niemand“, räumt Cruz ein. „Die Kids gehen nach der Schu- le lieber auf den Bolzplatz.“ Auch Erwachsene kommen kaum noch. Der Grund: Vor gut einem Jahr wurde die kostenlo- se Lieferung der Tageszeitung „Pregón“ aus der Provinzhaupt- stadt eingestellt. „Das hatte noch den einen oder anderen angelockt.“ Dennoch will Cruz weiter Lesestoff bereithalten. VON JÜRGEN VOGT Die alte Dame des Mordes Düsseldorf. Sie machte „den Mord zum Kunstwerk“, urteilt Laura Thompson in ihrer neuen Biografie über die wohl berühmteste Kriminalautorin der Welt: Agatha Christie (1890–1976). Vor 120 Jahren wurde Agatha Christie geboren Ihrer Fantasie verdanken Le- ser und Zuschauer Detektive wie Hercule Poirot und Miss Marple. Weltweit wurden nach Angaben des Fischer Verlages bisher mehr als zwei Milliar- den ihrer Bücher verkauft. Ihre Theaterstücke sind noch im- mer erfolgreich und die Verfil- mungen ihrer Werke wie „Tod auf dem Nil“, „Mord im Orient- Express“ oder „Zeugin der An- klage“ gehören zu den Klassi- kern. Vor 120 Jahren, am 15. September 1890, wurde Agatha Christie geboren. Sie entstammte einer rei- chen Familie und wuchs im Seebad Torquay an der engli- schen Südküste auf. Während des Ersten Weltkrieges arbeite- te sie als Krankenschwester. Ihren ersten Kriminalroman veröffentlichte Agatha Christie dann rund ein Jahr nach der Geburt ihrer Tochter im Jahr 1920. Der Titel: „Das fehlende Glied in der Kette“, es ermittel- te der belgische Detektiv Her- cule Poirot. Britin schrieb 73 Kriminalromane, 19 Theaterstücke und über 100 Kurzgeschichten Das Muster dieses ersten Krimis behielt sie auch später bei: Zunächst deuten alle Indi- zien auf einen Täter, der es aber aus bestimmten Gründen nicht gewesen sein kann, bis am Ende die wirklichen Zusam- menhänge klar werden. Insgesamt schrieb Agatha Christie 73 Kriminalromane, 19 Theaterstücke und mehr als 100 Kurzgeschichten, die in 44 Sprachen übersetzt wurden. Zu den bekanntesten zählt der erste Roman mit Jane Marple als Detektivin: „Mord im Pfarr- haus“ von 1930. Viele ihrer Kri- mi-Ideen bekam die Schriftstel- lerin auf ihren zahlreichen Rei- sen ins In- und Ausland. 1928 reiste sie mit dem „Orient-Ex- press“ nach Istanbul, dann wei- ter mit dem „Taurus-Express“ bis nach Bagdad. Zwei Jahre später lernte sie auf einer weiteren Reise ihren späteren zweiten Mann Max Mallowan kennen, der sie auf Exkursionen in den Orient und nach Griechenland begleitete. Insgesamt 46 Jahre lebte die Autorin mit dem Archäologen zusammen. Über das Leben an den verschiedensten Ausgra- bungsstätten schrieb sie das Buch „Erinnerung an glückli- che Tage“ (1946). Christies Romane spielen mal in der Welt der Reisenden, mal in der Enge des kleinen Dorfes St. Mary Mead, wo sich die wunderliche, verschrobene Miss Marple gemeinsam mit dem stets um sie besorgten Mr. Stringer an die Aufklärung di- verser Verbrechen macht. Viel Mühe gab sie sich bei der Ge- staltung ihrer Figuren. Es seien „Menschen mit ihren kleinen Schrullen und ihren großen Passionen, für die die Autorin in ihren Werken leidenschaftli- che Plädoyers hält“, urteilt der Kölner Krimi-Experte Rudolf Meier. Im August berichtete der Düsseldorfer Literaturwis- senschaftler Michael Heinze von der Heinrich-Heine-Uni- versität von einem Christie- Manuskript, das fast 80 Jahre lang als verschollen galt. Das Theaterstück trägt den Titel „Chimneys“ und handelt nicht nur von Mord, sondern auch von diplomatischen Ränke- spielen. Der slowakische Prinz Michael Obolovitch lebt im englischen Exil und will in sei- nem Heimatland wieder an die Macht gelangen. Laut Heinze war die Uraufführung des Dra- mas für 1931 in London vorge- sehen, wurde dann aber aus dem Spielplan gestrichen. Während ihr Mann im Zwei- ten Weltkrieg in Kairo als Nah- ost-Experte tätig war, half Aga- tha Christie freiwillig in einem Londoner Krankenhaus. Vier Jahre lang hatte das Ehepaar nur brieflichen Kontakt. Nach dem Krieg setzte die Autorin ih- re Romanarbeiten fort, feierte zugleich Erfolge mit ihren Theaterstücken. 1952 lief in London die West-End-Produkti- on „Die Mausefalle“ an, die bis zum heutigen Tag ununterbro- chen gespielt wird. „Die Mau- sefalle“ ist damit das am längs- ten gespielte Theaterstück der Welt. Vielfach ausgezeichnet und 1971 als „Dame of the British Empire“ geehrt, starb die Schriftstellerin am 12. Januar 1976 im Alter von 85 Jahren. Drei Jahre zuvor hatte sie ei- nen Schlaganfall erlitten. (epd) VON ANDREAS REHNOLT Ein letztes Mal „Supergirl“, ein letztes Mal „Josephine“ – und dann ist für Reamonn erst mal Schluss. Nach dem Tour- nee-Abschlusskonzert in Sie- gen wollen die fünf Musiker der deutsch-irischen Pop-Rock- Band eine „kreative Pause“ ein- legen, wie es so schön heißt in der Branche. Wenn er zurück- blicke, ja klar, werde er weh- mütig, „weil Reamonn so ein Riesenkapitel in meinem Le- ben ist“. 1998 war Garvey mit 50 Mark in der Tasche nach Deutschland gekommen, im „Stockacher Anzeiger“, einem badischen Mini-Blatt, suchte er per Annonce eine Band. Es fan- den sich Mike Gommerringer (Drums), Sebastian Padotzke (Keyboard, Saxofon), Uwe Bos- sert und Philipp Rauenbusch (beide Gitarre) – bis heute die Besetzung. Durchbruch mit „Supergirl“ Schicksalhaft war „Super- girl“, der Song mit dem der Durchbruch kam: „Der Mo- ment, als ich wirklich Erfolg ge- spürt hab', war der erste Ein- stieg mit „Supergirl“ in die Charts. Da war ich so begeis- tert, dass ich rumgehüpft bin wie ein Kind“, erzählt Garvey. Heute ist Garvey „wahnsinnig stolz“ auf Reamonn. Barack Obama ist sogar Band-Ehren- mitglied. Als sie vor dem Auf- tritt des damaligen US-Präsi- dentschaftskandidaten 2008 vor 250 000 Leuten an der Sie- gessäule auftraten, überreich- te Garvey ihm einen Silberring mit Band-Logo. Und Obama fragte: „Das heißt also, dass ich jetzt ein Bandmitglied bin?“ Weshalb denn eigentlich nun die Pause? Garvey erklärt: „Sinn dahinter war, dass wir uns nicht vorstellen konnten, wieder ins Studio zu gehen und eine Platte aufzunehmen. So warten wir, bis diese Zeit wie- der kommt.“ Sänger wohnt bei Limburg Ob er jetzt auf Solo-Pfaden wandeln will, verrät Garvey noch nicht, es klingt aber da- nach: „Ich fühl mich immer noch jung, so dass da noch mehr draußen ist und ich will es auch haben.“ Zuletzt trat er im Juli solo auf der Hochzeit von Nationalspieler Philipp Lahm auf. Garvey selbst hat seiner damaligen Freundin und heutigen Frau einst einen Song geschrieben: „Josephine“. Das Paar wohnt inzwischen mit seiner vierjährigen Tochter bei Limburg an der Lahn, wo Jose- phine aufgewachsen ist – im 12 000-Einwohner-Ort Hada- mar. Garvey genießt das Leben dort. Die Leute dort machten „kein großes Ding daraus, dass ich da bin“. Und die Landschaft erinnere ihn sehr an zu Hause. Er sei zwar immer noch ein stolzer Ire. „Aber ich fühl' mich extrem wohl in Deutschland. Das ist ein Land, das ich auch liebe. Ich habe hier ein Leben gefunden, das ich zu Hause nicht finden würde.“ (dpa) Reamonn mag Hessen und pausiert Frankfurt. Nach elf erfolg- reichen Jahren macht die deutsch-irische Band Reamonn eine „kreative Pause“. Am Frei- tag hat die Gruppe um Front- mann Rea Garvey in Siegen ihr vorläufiges Abschiedskonzert gegeben. VON INGA RADEL 111--07-V1 13.09.2010 19:36:40 kultur Das älteste Buch der der nördlichsten Bibliothek Argentiniens stammt aus dem Jahr 1892 und erzählt die Geschichte des argen- tinischen Nationalhelden San Martín. (Foto: epd) Agatha Christie, die Schöpferin der berühmten Detektiv-Figuren Miss Marple und Hercule Poirot, ist vor 120 Jahren geboren worden. (Foto: dpa) Reamonn-Sänger Rea Garvey ist 1998 nach Deutschland ge- kommen. (Foto: Archiv)

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KULTUR IN KÜRZE

Junge Künstler stellen ausIn den Räumen des Benzolhochhauses der Dortmunder

Kokerei Hansa zeigen seit diesem Wochenende zehn jungeKünstler ihre Arbeiten. „Im Duett oder im Duell“ treffen aufjeweils einer Etage des Hochhauses die Werke zweierKünstler aufeinander, wie die Stiftung Industriedenkmal-pflege und Geschichtskultur mitteilte. Zu den Künstlern derbis 10. Oktober zu sehenden Ausstellung „Hochhaus Hansa:One on one“ zählen den Angaben zufolge Michael Sistig, Ro-bert Seidel, So-Young Park, Amely Spötzl, Cole Sternberg,Rebecca Lowry, Taka Kagitomi, Satoshi Kojima, MatthiasGalvez und Natasha Schmitten. Das Denkmal Kokerei Han-sa ist Teil der Route Industriekultur. Die Ausstellung istdienstags bis sonntags von 12 bis 17 Uhr geöffnet. (epd)

Historische Daten■ 2009 Ein Geschäftsmann, der sich schützend vor vier Kin-der stellt, wird in München am S-Bahnhof Solln von zwei Ju-gendlichen brutal zusammengeschlagen und erliegt imKrankenhaus seinen Verletzungen.■ 1960 Die DDR-Volkskammer schafft das Präsidentenamtab, bildet einen Staatsrat und wählt Walter Ulbricht zumStaatsratsvorsitzenden. Er bleibt bis zu seinem Tod 1973 imAmt.

Geburtstage■ Oliver Kalkofe (44), deutscher Moderator und Komiker(*1965)■ Lore Lorentz, deutsche Kabarettistin (1920–1994)

KALENDERBLATT 12. 9.

Sonntag, 12. September 2010 7Kultur

Nicht selten zeitigt die Na-mendeutungskunst nur küm-merliche Ergebnisse. Manch-mal erweist sich der Name alsundeutbar, manchmal gibt esmehrere gleich wahrscheinli-che Deutungsmöglichkeiten.Im ersten Fall ist das halt so,und man lebt damit (man kannes auch ganz gut). Den zweitenFall empfinde ich eigentlich alsviel unangenehmer, weil dabeileicht der Eindruck entsteht,dass Namendeutungen letzt-lich beliebig und an den Haa-ren herbeigezogen sind (undleider ist das auch manchmalso). Aus diesem Grund habe icheine Reihe von Anfragen langevor mir hergeschoben – in dervagen Hoffnung, doch noch ei-ne für die Lösung hilfreiche In-formation zu finden. An einemBeispiel sollen die Schwierig-keiten einmal musterhaft vor-geführt werden.

■ Von Zotts,Zoths und Zutts

So eröffnet sich bei der An-frage von Matthias Diehl ausBiskirchen nach der Bedeutungdes Geburtsnamens seinerFrau – einer geborenen Zutt –eine ungewöhnliche Bandbrei-te an Deutungsmöglichkeiten.Betrachten wir zuerst das Vor-kommen des Namens und sei-ner Varianten. Von allen Zutts(knapp 300) lebt die Hälfte imLahn-Dill-Kreis, von ca. 150Zuths die Hälfte im Kreis Lim-burg-Weilburg. Die in Hessenverbreitete Variante Zoth (et-wa 250 Namensträger) hat ei-nen Schwerpunkt im Wester-waldkreis, während die mitüber 1000 Namensträgern häu-figste Form Zott hauptsächlichin Schwaben zwischen Neckarund Lech verbreitet ist. Die Na-menvarianten gehören be-stimmt zusammen, der Wech-sel von o und u ist in den Dia-lekten nicht ungewöhnlich.Aber schon die räumliche Ver-breitung ist merkwürdig undnicht recht erklärlich.

Noch viel merkwürdigerwird es, wenn wir uns den Deu-tungsangeboten zuwenden.Die nächst liegende, die auchHerr Diehl ins Auge fasst, istdie Verbindung mit der Zotteals dem Ausgießende von Kan-

nen. Ob das aber als namenge-bendes Motiv für einen Töpfer(einen „Kannenbäcker“) hin-reicht, ist zumindest fraglich.Zumal im Hessischen früherauch z.B. das Ende des Brun-nenrohrs und das Rohrende,aus dem der Laternendocht he-rausgedreht wird, so hieß.

Etwas weiterführender istder Blick ins Mittelhochdeut-sche Wörterbuch. Da findenwir zote, zotte erklärt als etwas„was zotticht herabhangt, Zot-te, Flausch“. Das ist nun aberauch nicht so richtig verständ-lich. Gemeint ist, dass es sichmeist um strähnige Haarbü-schel handelt. Der erste Na-mensträger wäre also einMensch mit „zotteligen“ Haa-ren gewesen. Aus der Bedeu-tung „Flausch, Strähnen vonGeweben“ kann man aber auchauf die Berufsbezeichnung füreinen Wollweber kommen.

Daneben gibt es aber dasmittelhochdeutsche Wort zo-ten, später zotteln. Es bedeutet„schlendern, langsam trotten,zockeln“ und gibt natürlichauch ein ansprechendes Be-nennungsmotiv für einen he-rumzottelnden Menschen ab.So jemand würde aber wahr-scheinlich eher *Zottler hei-ßen. Im Englischen werdenkleine Kinder, die gerade lau-fen gelernt haben, zärtlich-ko-send toddler genannt, was laut-lich *Zottler entspricht ...

Als letzte Erklärung könnenwir noch den altdeutschen Per-sonennamen Zotto/Zutto an-führen. Dass aus solchen altenRufnamen später leicht Famili-ennamen werden konnten, ha-ben wir schon sehr häufig gese-hen.

Wenn man das so zusam-menstellt, kann man zwar daseine oder andere Motiv aus-schließen. Es gibt aber keinebegründbaren Gesichtspunk-te, um zu entscheiden, welchesder angeführten Wörtersprachliche Grundlage für denFamiliennamen wurde – oderob nicht doch vielleicht derPersonenname der Ausgangs-punkt ist. Da kann man das zot-telige Haar für das wahrschein-lichste Benennungsmotiv hal-ten, aber ob nicht doch die Geh-weise verantwortlich war: Werwill das wissen, wer entschei-den?

In eigener Sache

Liebe Leserinnen und Leser,im vergangenen Jahr habenSie an dieser Stelle fast jedenSonntag einen Beitrag zu denFamiliennamen in Mittelhes-sen gefunden. Inzwischenschreibt Professor Dr. HansRamge nur noch im Abstandvon einigen Wochen über sol-che Namen. Gerne können Sieihm per Mail ([email protected]) oder Post (Presse-haus Wetzlar, Kennwort „Na-men“, Elsa-Brandström-Straße

18, 35578 Wetzlar) ihren Fami-liennamen zur Deutung vor-schlagen, vor allem, wenn essich um einen einheimischenNamen handelt.

Alle Beiträge werden wei-terhin nur sonntags und nurauf dieser Seite erscheinen.Die bisherigen Kolumnen fin-den Sie nach Erscheinungsda-tum sortiert im Internet unterwww.mittelhessen.de/hes-sen_und_welt/kultur/was_be-deutet_ihr_name/. (ka)

Buenos Aires. Ein kalter Wind fegt Staub durch Santa Catali-na. Leonardo Cruz hat bereits das Brot für das Dorf gebacken.Jetzt, kurz vor elf Uhr, eilt er Richtung Dorfplatz, schließt das Vor-hängeschloss an einem kleinen Haus auf und hisst die hellblau-weiße Nationalflagge neben der Tür: Argentiniens nördlichsteund auf 3800 Metern höchstgelegene Bibliothek hat geöffnet.

„Ich bin Bäcker, kein Biblio-thekar,“ stellt Cruz klar. Der 39-Jährige versteht sich mehr alsVerwalter: „Alles gut geord-net“, sagt er und zeigt auf dieknapp 18 Meter Regale in demRaum. Auf 7000 Bücher schätzter den Bestand. Genau weiß eres nicht. Aber er ist ein biss-chen stolz auf seine Bücherei.Schließlich ist Argentinien,Gastland der Frankfurter Buch-messe, ein Literaturland. Dasälteste Buch stammt von 1892und erzählt die Geschichte desargentinischen Nationalhel-den San Martín. Das neuesteist ein dickes Englisch-Spa-nisch-Wörterbuch von 2009. Esgibt Romane, Wörterbücher,Schulbücher für Mathematikund Naturwissenschaften, Re-ligion und Sport. Die Büchereilebt von Schenkungen, über ei-nen Etat verfügt sie nicht.

Santa Catalina liegt in derPuna, einer kargen aber vieler-orts farbenprächtigen steppen-oder wüstenartigen Hochebe-ne im Grenzland zu Bolivien.Im Dorf leben rund 400 Men-schen. Das Leben in dem Ort istbeschaulich. Kein Kino, keinTheater, kein Restaurant, kei-ne Kneipe stört die Ruhe. Inter-net-Café? Fehlanzeige. Trotz-

Wo der Bäcker die Bücherei leitetArgentiniens nördlichste Bibliothek liegt im Grenzland auf 3800 Metern Höhe

dem ist Santa Catalina ein jun-ges Dorf. Wer die Grundschulebesucht, ist eines von 115 Kin-dern. Wer in die weiterführen-de Schule geht, hat 75 Schulka-meraden.

■ Nur wenigeLeseratten

Gegründet wurde die Biblio-thek offiziell 1872. In den1930er Jahren erlebte sie eineBlütezeit. Damals gab es sogareinen Bibliothekar, der im Dorfwohnte. Es folgten wechselhaf-te Jahrzehnte zwischen Schlie-ßung und Wiedereröffnung.Seit 1998 ist die Bibliothek wie-der in Betrieb. „Aber dem da-mals Beauftragten hatte die Ar-beit nicht gefallen,“ erzähltCruz. Er habe bald wieder auf-gehört.

Am Morgen liegt die Biblio-thek im Schatten. Eine Hei-zung oder eine Toilette gibt esnicht. Weil wenig los ist, lehntsich Cruz an das Mäuerchen ge-genüber der Bibliothek undwärmt sich auf. „Vielleichtkommen die Leute wegen derKälte – wenn überhaupt – erstam Nachmittag“, überlegt er.Den Strom für die Bücherei be-

zahlt die Provinzverwaltung.Wer in der Bibliothek liest,zahlt nichts. Wer ein Buch aus-leiht, muss umgerechnet 30Cent aufbringen. Gefragt sindvor allem Nachschlagewerkeund Wörterbücher. „Was fehlt,ist ein zweiter Raum zum Lesenund Arbeiten“, sagt Cruz.

Im Mai 2000 übernahm derBäcker die Bibliothek. In denersten Jahren bekam er nochein bescheidenes Gehalt ausden Sozialhilfefonds der Ge-meinde. Seit zwei Jahren erhälter keinen Peso mehr. Weil ernicht auf der politischen Liniedes neuen Ortvorstehers liegt,fühlt er sich geschnitten. Cruzhofft auf die Zeit nach ihm. Indie Bibliothek kommen vor al-

lem Schüler: „Aber oft nur,wenn Prüfungen anstehen.“Oder sie werden von Lehrerngeschickt, um für eine Arbeitüber Geschichte oder Natur-kunde zu recherchieren.Knapp 30 Schüler kommen sopro Woche in die Bibliothek.„Freiwillig kommt jedoch fastniemand“, räumt Cruz ein.„Die Kids gehen nach der Schu-le lieber auf den Bolzplatz.“

Auch Erwachsene kommenkaum noch. Der Grund: Vor guteinem Jahr wurde die kostenlo-se Lieferung der Tageszeitung„Pregón“ aus der Provinzhaupt-stadt eingestellt. „Das hattenoch den einen oder anderenangelockt.“ Dennoch will Cruzweiter Lesestoff bereithalten.

VON JÜRGEN VOGT

Die alte Dame des Mordes

Düsseldorf. Sie machte„den Mord zum Kunstwerk“,urteilt Laura Thompson in ihrerneuen Biografie über die wohlberühmteste Kriminalautorinder Welt: Agatha Christie(1890–1976).

Vor 120 Jahren wurde Agatha Christie geboren

Ihrer Fantasie verdanken Le-ser und Zuschauer Detektivewie Hercule Poirot und MissMarple. Weltweit wurden nachAngaben des Fischer Verlagesbisher mehr als zwei Milliar-den ihrer Bücher verkauft. IhreTheaterstücke sind noch im-mer erfolgreich und die Verfil-mungen ihrer Werke wie „Todauf dem Nil“, „Mord im Orient-Express“ oder „Zeugin der An-klage“ gehören zu den Klassi-kern. Vor 120 Jahren, am 15.September 1890, wurde AgathaChristie geboren.

Sie entstammte einer rei-chen Familie und wuchs imSeebad Torquay an der engli-schen Südküste auf. Währenddes Ersten Weltkrieges arbeite-te sie als Krankenschwester.Ihren ersten Kriminalromanveröffentlichte Agatha Christiedann rund ein Jahr nach derGeburt ihrer Tochter im Jahr1920. Der Titel: „Das fehlendeGlied in der Kette“, es ermittel-te der belgische Detektiv Her-cule Poirot.

■ Britin schrieb 73Kriminalromane,19 Theaterstückeund über 100Kurzgeschichten

Das Muster dieses erstenKrimis behielt sie auch späterbei: Zunächst deuten alle Indi-zien auf einen Täter, der esaber aus bestimmten Gründennicht gewesen sein kann, bisam Ende die wirklichen Zusam-menhänge klar werden.

Insgesamt schrieb AgathaChristie 73 Kriminalromane, 19Theaterstücke und mehr als100 Kurzgeschichten, die in 44Sprachen übersetzt wurden.Zu den bekanntesten zählt dererste Roman mit Jane Marpleals Detektivin: „Mord im Pfarr-haus“ von 1930. Viele ihrer Kri-mi-Ideen bekam die Schriftstel-lerin auf ihren zahlreichen Rei-sen ins In- und Ausland. 1928reiste sie mit dem „Orient-Ex-press“ nach Istanbul, dann wei-ter mit dem „Taurus-Express“bis nach Bagdad.

Zwei Jahre später lernte sieauf einer weiteren Reise ihrenspäteren zweiten Mann MaxMallowan kennen, der sie aufExkursionen in den Orient undnach Griechenland begleitete.Insgesamt 46 Jahre lebte dieAutorin mit dem Archäologenzusammen. Über das Leben anden verschiedensten Ausgra-bungsstätten schrieb sie dasBuch „Erinnerung an glückli-che Tage“ (1946).

Christies Romane spielenmal in der Welt der Reisenden,mal in der Enge des kleinenDorfes St. Mary Mead, wo sichdie wunderliche, verschrobeneMiss Marple gemeinsam mitdem stets um sie besorgten Mr.Stringer an die Aufklärung di-verser Verbrechen macht. VielMühe gab sie sich bei der Ge-staltung ihrer Figuren. Es seien„Menschen mit ihren kleinen

Schrullen und ihren großenPassionen, für die die Autorinin ihren Werken leidenschaftli-che Plädoyers hält“, urteilt derKölner Krimi-Experte RudolfMeier. Im August berichteteder Düsseldorfer Literaturwis-senschaftler Michael Heinzevon der Heinrich-Heine-Uni-versität von einem Christie-Manuskript, das fast 80 Jahrelang als verschollen galt. DasTheaterstück trägt den Titel„Chimneys“ und handelt nichtnur von Mord, sondern auchvon diplomatischen Ränke-spielen. Der slowakische PrinzMichael Obolovitch lebt imenglischen Exil und will in sei-nem Heimatland wieder an dieMacht gelangen. Laut Heinzewar die Uraufführung des Dra-mas für 1931 in London vorge-sehen, wurde dann aber ausdem Spielplan gestrichen.

Während ihr Mann im Zwei-ten Weltkrieg in Kairo als Nah-ost-Experte tätig war, half Aga-tha Christie freiwillig in einemLondoner Krankenhaus. VierJahre lang hatte das Ehepaarnur brieflichen Kontakt. Nachdem Krieg setzte die Autorin ih-re Romanarbeiten fort, feiertezugleich Erfolge mit ihrenTheaterstücken. 1952 lief inLondon die West-End-Produkti-on „Die Mausefalle“ an, die biszum heutigen Tag ununterbro-chen gespielt wird. „Die Mau-sefalle“ ist damit das am längs-ten gespielte Theaterstück derWelt.

Vielfach ausgezeichnet und1971 als „Dame of the BritishEmpire“ geehrt, starb dieSchriftstellerin am 12. Januar1976 im Alter von 85 Jahren.Drei Jahre zuvor hatte sie ei-nen Schlaganfall erlitten. (epd)

VON ANDREAS REHNOLT

Ein letztes Mal „Supergirl“,ein letztes Mal „Josephine“ –und dann ist für Reamonn erstmal Schluss. Nach dem Tour-nee-Abschlusskonzert in Sie-gen wollen die fünf Musikerder deutsch-irischen Pop-Rock-Band eine „kreative Pause“ ein-legen, wie es so schön heißt inder Branche. Wenn er zurück-blicke, ja klar, werde er weh-mütig, „weil Reamonn so einRiesenkapitel in meinem Le-ben ist“. 1998 war Garvey mit50 Mark in der Tasche nachDeutschland gekommen, im„Stockacher Anzeiger“, einembadischen Mini-Blatt, suchte erper Annonce eine Band. Es fan-den sich Mike Gommerringer(Drums), Sebastian Padotzke(Keyboard, Saxofon), Uwe Bos-sert und Philipp Rauenbusch(beide Gitarre) – bis heute dieBesetzung.

■ Durchbruch mit„Supergirl“

Schicksalhaft war „Super-girl“, der Song mit dem derDurchbruch kam: „Der Mo-ment, als ich wirklich Erfolg ge-spürt hab', war der erste Ein-stieg mit „Supergirl“ in dieCharts. Da war ich so begeis-tert, dass ich rumgehüpft binwie ein Kind“, erzählt Garvey.Heute ist Garvey „wahnsinnigstolz“ auf Reamonn. BarackObama ist sogar Band-Ehren-mitglied. Als sie vor dem Auf-tritt des damaligen US-Präsi-dentschaftskandidaten 2008vor 250 000 Leuten an der Sie-gessäule auftraten, überreich-te Garvey ihm einen Silberringmit Band-Logo. Und Obamafragte: „Das heißt also, dass ichjetzt ein Bandmitglied bin?“Weshalb denn eigentlich nundie Pause? Garvey erklärt:„Sinn dahinter war, dass wiruns nicht vorstellen konnten,wieder ins Studio zu gehen undeine Platte aufzunehmen. Sowarten wir, bis diese Zeit wie-der kommt.“

■ Sänger wohntbei Limburg

Ob er jetzt auf Solo-Pfadenwandeln will, verrät Garveynoch nicht, es klingt aber da-nach: „Ich fühl mich immernoch jung, so dass da nochmehr draußen ist und ich willes auch haben.“ Zuletzt trat erim Juli solo auf der Hochzeitvon Nationalspieler PhilippLahm auf. Garvey selbst hatseiner damaligen Freundinund heutigen Frau einst einenSong geschrieben: „Josephine“.Das Paar wohnt inzwischen mitseiner vierjährigen Tochter beiLimburg an der Lahn, wo Jose-phine aufgewachsen ist – im12 000-Einwohner-Ort Hada-mar. Garvey genießt das Lebendort. Die Leute dort machten„kein großes Ding daraus, dassich da bin“. Und die Landschafterinnere ihn sehr an zu Hause.Er sei zwar immer noch einstolzer Ire. „Aber ich fühl' michextrem wohl in Deutschland.Das ist ein Land, das ich auchliebe. Ich habe hier ein Lebengefunden, das ich zu Hausenicht finden würde.“ (dpa)

Reamonnmag Hessenund pausiert

Frankfurt. Nach elf erfolg-reichen Jahren macht diedeutsch-irische Band Reamonneine „kreative Pause“. Am Frei-tag hat die Gruppe um Front-mann Rea Garvey in Siegen ihrvorläufiges Abschiedskonzertgegeben.

VON INGA RADEL

111--07-V113.09.2010 19:36:40 kultur

Das älteste Buch der der nördlichsten Bibliothek Argentiniensstammt aus dem Jahr 1892 und erzählt die Geschichte des argen-tinischen Nationalhelden San Martín. (Foto: epd)

Agatha Christie, die Schöpferin der berühmten Detektiv-Figuren Miss Marple und Hercule Poirot,ist vor 120 Jahren geboren worden. (Foto: dpa)

Reamonn-Sänger Rea Garveyist 1998 nach Deutschland ge-kommen. (Foto: Archiv)