Die Anfange von GroBalmerode · 2020. 1. 22. · volkerung in dem Zeitraurn von 15191z8 nimt...

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'00 Die Anfange von GroBalmerode Von Albrecht Eckhardt Van GroBalmerode, der jiingsten und kleinsten unter den vier Stadten des Kreises Witzenhausen, hat man bisher gemeint, der Ort sei als Dorf erst im Ausgang des Mittelaltecs angelegt worden. Somit hatten wit einen s paten Nadtziigler der -rode-Ortsmaften var un s. H. Rei mer sduieb 1926 1: " Da GroBalmerode erst urn 1.500 entstanden sein soil, wird angenommen, daB sich die alteren Ne nnungen von A(lmerode) auf Kleinalmerode beziehen . . . # GroBalmerode sei "angeblich erst Ende des '5. Jhdts . begriindet worden infolge der Rodungen fur die Glashutlen des Kaufunger Waldes , dach schon 1516 heiBt es daneben Almerode minor . .. 2, 1. 537 ward Almanrode Sitz def GHisnerzunft fUr He ssen, Braunsmweig, Harz, Rhon und weitere Umgegend . . . 3, 1562 find et sich zuerst der Name GrofJ- almerode 4. Es gehorte 1585 . . . 5 zum Amt Kassel. Stadt seit 1775". Ihm folgte weitgehend E. K rug (193 5) ': "Groflalmerode ist s ehr s pat, nach gewohnlicher Annahme erst Ende des 15. Jahrhunderts gegrundet, kommt immerhin wohl smon 14 73 vor 7. Der Grund der Anlage wird in der auf- bliihenden Glasindustrie zu sumen sein, die im Kaufunger Wald in einer stattHchen Anzahl von Hiitten betrieben wurdei so er smeint der Ort vorerst als An siedlungsplatz der Glashiittenarbeiter, urn 1537 zurn Sitz der GHisner- zunft . .. zu werden. Seit 1569 gehorte er zum Kasseler Amt Neustadt". Wie Waldau, Dennhausen und Dittershausen war GroBalmerode ein sogenanntes "einzelnes Dorf " des Neustadter Amtes. Sie hahen nam K rug 8 "sich auBer- halb der sonst bestehenden Einteilung in Smoppenstiihle gewisse Selbstan- digkeiten hewahrt ". Hieraus sch loB der Autor, daB das IIAm t n im t von vorn- herein in seinem Umfang festlag, sondem daB es eine Entwiddung und ein 1. H. Rei mer: Historisme s Ortslexikon fUr Kurhessen (VHKH 1.4, 1.926), S. 9. 2 Nam A. H u y s ken s: Die Kl os ter der land smaft an der We rr30 ... (VHKH 9,1.,191.6), Nr . '1.642 . 3 Nam G. La n d a u: Geschidtte d er Glashiitten in Hessen -+ ZHG 3 ('1.843), S. hier S. 282, vg!. aum S. 339-343; hierzu auBerdem M. Kill i n g : Di e Glasmadterkunst in Hessen (1927, a um Teildru<k vom selben Jahr), sie geht aber kaum auf die Friihgesdtich te GroBalm ero des ein; G. Bra c h m ann : Die Schmelztiege lmacher von GroBalmerode -+ ZHG 72 ('1.961) , S. 1.90-1.95 mit wei- teren Literaturangaben. 4 N am StAM (Staatsarchiv Marburg): GR (Ge neralrepert or ium) Almerode. 5 Dorfbuch von '1.575 /85, gedruckt von 1. Z i m mer m ann : Der Okonomi sche staat landgra! Wilhelms IV. (VHKH '7) 1 ('934) , 5. 77. 6 M. Eis e n t rag e r - E. K rug : Te rritoria lgeschidtte der Kasseler Landsrnaft (Srnr. d. Inst. f. geschicht!. Landeskunde v. Hessen und Na ss au 1.0, 1..935), S. 204. 7 F. Gun d I a ch : Die hessischen Zentralbeho rden von 1.247 bis '1.604 (VHKH 16) 3: Diene rbudt ('1.930, S. :179, nach Bil steiner Rentm eis ter (SchultheiBen)rechn. (= StAM: Redm . I 27) : '1.5 Bohmi sdle dem Kanzler mein er gnadigen Frau ge- geben, wurd e verzehrt , als sie war auf der Glashiitte zu Alme rae de. 8 (wie Anm . 6), S. '1.9 3.

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Die Anfange von GroBalmerode Von Albrecht Eckhardt

Van GroBalmerode, der jiingsten und kleinsten unter den vier Stadten des Kreises Witzenhausen, hat man bisher gemeint, der Ort sei als Dorf erst im Ausgang des Mittelaltecs angelegt worden. Somit hatten wit einen spaten Nadtziigler der -rode-Ortsmaften var uns.

H. Rei mer sduieb 1926 1: "Da GroBalmerode erst urn 1.500 entstanden sein soil, wird angenommen, daB sich die alteren Nennungen von A(lmerode) auf Kleinalmerode beziehen . . . # GroBalmerode sei "angeblich erst Ende des '5. Jhdts. begriindet worden infolge der Rodungen fur die Glashutlen des Kaufunger Waldes, dach schon 1516 heiBt es daneben Almerode minor . .. 2, 1. 537 ward Almanrode Sitz def GHisnerzunft fUr Hessen, Braunsmweig, Harz, Rhon und weitere Umgegend . . . 3, 1562 find et sich zuerst der Name GrofJ­almerode 4. Es gehorte 1585 . . . 5 zum Amt Kassel. Stadt seit 1775".

Ihm folgte weitgehend E. K rug (1935) ': "Groflalmerode ist sehr spat, nach gewohnlicher Annahme erst Ende des 15. Jahrhunderts gegrundet, kommt immerhin wohl smon 1473 vor 7. Der Grund der Anlage wird in der auf­bliihenden Glasindustrie zu sumen sein, die im Kaufunger Wald in einer stattHchen Anzahl von Hiitten betrieben wurdei so ersmeint der Ort vorerst als Ansiedlungsplatz der Glashiittenarbeiter, urn 1537 zurn Sitz der GHisner­zunft . .. zu werden. Seit 1569 gehorte er zum Kasseler Amt Neustadt". Wie Waldau, Dennhausen und Dittershausen war GroBalmerode ein sogenanntes "einzelnes Dorf" des Neustadter Amtes. Sie hahen nam K rug 8 "sich auBer­halb der sonst bestehenden Einteilung in Smoppenstiihle gewisse Selbstan­digkeiten hewahrt". Hieraus schloB der Autor, daB das IIAmt nimt von vorn­herein in seinem Umfang festlag, sondem daB es eine Entwiddung und ein

1. H. Rei mer: Histori smes Ortslexikon fUr Kurhessen (VHKH 1.4, 1.926), S. 9. 2 Nam A. H u y s ken s: Die Kloster der landsmaft an der Werr30 ... (VHKH

9,1.,191.6), Nr. '1.642. 3 Nam G. La n d a u: Geschidtte der Glashiitten in Hessen -+ ZHG 3 ('1.843),

S. 28~353, hier S. 282, vg!. aum S. 339-343; hierzu auBerdem M. Kill i n g : Die Glasmadterkunst in Hessen (1927, aum Teildru<k vom selben Jahr), sie geht aber kaum auf die Friihgesdtichte GroBalmerodes ein; G. Bra c h m ann : Die Schmelztiegelmacher von GroBalmerode -+ ZHG 72 ('1.961) , S. 1.90-1.95 mit wei­teren Literaturangaben.

4 Nam StAM (Staatsarchiv Marburg): GR (Generalrepertorium) Almerode . 5 Dorfbuch von '1.575/85, gedruckt von 1. Z i m mer m ann : Der Okonomische

staat landgra! Wilhelms IV. (VHKH '7) 1 ('934), 5 . 77. 6 M. Eis e n t rag e r - E. K rug : Territorialgeschidtte der Kasseler Landsrnaft

(Srnr. d. Inst. f. geschicht!. Landeskunde v. Hessen und Nassau 1.0, 1..935), S. 204. 7 F. Gun d I a ch : Die hessischen Zentralbehorden von 1.247 bis '1.604 (VHKH 16)

3: Dienerbudt ('1.930, S. :179, nach Bilsteiner Rentmeis ter(SchultheiBen)rechn. (= StAM: Redm. I 27) : '1.5 Bohmisdle dem Kanzler meiner gnadigen Frau ge­geben, wurde verzehrt, als sie war auf der Glashiitte zu Almeraede.

8 (wie Anm. 6), S. '1.93.

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Die Anftinge von Gropalmerode

Wamstum durmgemamt hat. Diese Sonderstellung der 'einzelnen D6rfer' ist unsmwer zu begreifen: der Landgraf hat die betreffenden Orte nimt von Haus aus mit alien Hoheitsrechten allein in seine Hand bringen k6nnen, sondern sim zunamst mit anderen Herren in diese Remte teilen musseni erst nammals setzte er sim als alleiniger Herr durm".

Im Hessischen sl_dlebuch ('957) heiSI es.: "Als Dorf angeblich ersl Ende '5. Jh. begriindel; besland sicher '5,6. GrUndung durch Rodungen fUr Glas­hutten". Das hindert indessen die Verfasser nimt, in anderen Absdmitten ihres Artikels Oaten bis zuriick in das 13. Jahrhundert zu bringen, die sim durmweg n i c h t auf GroBalmerode, sondern meist auf Kleinalmerode beziehen. SchlieBlich finden wir in der Zweitauflage des Handbums der Historischen slatten die Bemerkung: "Angeblich ersl E(nde) '5. Jh. durch Rodung fUr die GlashUllen des Kaufunger Waldes angelegl . . . " '0.

Dagegen hatte W. Kill mer 1906 nom gemeint 11 , GroBalmerode sei zwar junger und urn 1500 nom kleiner als Kleinalmerode gewesen, es sei aber wie dieses im Mittelalter entstanden. Ohne es expressis verbis zu sagen, hat K. wohl an das 13. Jahrhundert wie bei Kleinalmerode gedamt. Er machte auf das Phanomen aufmerksam, daB einige Familiennamen sowohl in GroB- als auch in Kleinalmerode ublich waren, was er vor allem mit dem Zuzug aus dem wust werdenden Hungershausen bei Kleinalmerode zu erklaren versuchte. Ne­ben durchaus rimtigen Beobachtungen findet man allerlei abwegige Mutma­Bungen und unbeweisbare Behauptungen, was aber dom nicht ein v61liges Ubergehen dieser Arbeit in alien obigen Werken redttfertigt. Fur unsere Fragestellung gibt sie ansonsten nicht viel her, da der Autor keinen simeren Beweis fur eine Existenz GroBalmerodes vor 1.500 beizubringen weiB (die Urkunde von '398 beziehl sich auf Almerode bei schnellrode).

Ebenfalls unbeachlel blieb ein kleiner Arlikel von K. A. Eck h a r d I aus dem Jahre 1.950, was aber insofern entschuldbar ist, als diese Zeilen in einer Zeitung erschienen sind 12. Dort werden drei Belege fur das spate 15. Jahr­hundert beigebramt, wov~n einer bereits oben zitiert ist (1473). AuBerdem fan­den sich in den Witzenha.user Schulthei.Benremnungen 13 1472 ein Fricke der Gla.sner von Almerode und 1.484 der T6pfer von Almerode. Es kann, wie mein Vater mit Recht betonte, nur GroBalmerode gemeint sein, wo allein es Glas­hutten und T6pferei gab. Mit dem Eintrag von 1484 haben wir zugleich den

9 D eutsmes Stadtebum 4, '1, hg. v. E. K ey 5 e r ('1957), S. 2.02. H., hier S. 202; die S. 204 Absmn. '19 c zi tierte Literatur konnte zwar nimt herangezogen werden, diirfte aber nimts anderes beinhalten aIs das sie auswertende Stadtebum.

1.0 Handbum der Historismen Statten Deutsmlands 4 : Hessen, hg. v. G. W . 5 ant e ('967'), S . • 8,.

u W. Kill mer : Klein- und GroBalmerode. Ein gesmichtlicher Vergleim -+ Hes­senland, Zeitschr. f. hess. Gesch. u. Literatur 20 (Kassel1.906), S. 202-205.

1.2 Zur Fruhgeschichte von GroBalmerode -+- Niederhessische Zeitung 79, '13 (Ja­nuar 1.950).

1.3 StAM: Redm. I U3/1.l.4.

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bisher friihesten bekannten Namweis fUr die GroBalmeroder Topferei. La n -d a u 14 hatte "die altesten bestimmten Nachrichten iiber den Betrieb der Thon­gruben . . . aus dem Jahre 1503 gefunden".

Wie der Bilsteiner Rentmeister muBte 147, aum sein Kollege in Reimen­bach (bzw. Lichtenau) dem Kanzler der LandgraHn '5 Bohmische zahlen, als sie auf del Glashtitte zu Almeraede war. In denselben Rentmeister- bzw. Rent­sdtreiberredmungen von Reichenbach sind zum Jahre 1494 Auslagen in Hohe von 4 Schilling 4 Pfennig fUr einen Boten eingetragen, del zweimal in Alme­rode Topfe holte 15, Die GroBalmeroder Topferei muE schon im spaten 15. Jahr­hundert eine gewisse Bedeutung gehabt haben, und es ware simer lohnend, nam weiteren Beweisen zu sumen.

Die Kasseler A m t 5 re c h nun g e n smeinen iiberrasmenderweise bis­lang von niemandem, nicht einmal von Eis e n t rag e r und K rug heran­gezogen worden zu sein. Zwar liegen fUr das 15. Jahrhundert nur wenige Biinde vor, die zudem meist unvollsHindig sind. Dennoch erbringen sie wimtiges Ma­terial zur Geschichte der Kasseler Amter und auch fiir Grollalmerode. Schon in dem altesten liberlieferten Band von 1446 finden wir bei den Einnahmen aus Martinszinsen von dem dorffe zu Almerade 8 lb . (danach ist an 2 s. gestri­chen) 16. Da der Eintrag bei den Dorfern des Neustadter Arntes zwischen Nie­derkaufungen und Wolfershausen steht, kann es sich nur um GroBalmerode handeln. Dasselbe gilt auch fUr die iibrigen Nachrichten in den Rechnungen des 15. Jahrhunderts, auch wenn die Reihenfolge der Dorfer wechselt. Almerode korrunt regelmaBig im Arnt Neustadt vor, hat also smon liber ein Jahrhundert friiher, als K rug namweisen konnte, zu diesem Amt gehort. 1461 fielen vom Dorf Almerode an den Kasseler Schultheillen 18 HUhner und '9 Rinderkase, 13 Schilling 2 Pfennig zu Martini als Grundgeld von der Miihle und 8 Pfund von der Gemeinde 11. Die Mimaelszinsen betrugen 1480 und 1484 jeweils 19 Pfennig, '9 Michaelshiihner (bzw. -hahne) und '9 Rinderkase 18. In der Zusammenstellung iiber die Briiche (= Bullen) im Amt kommt Almerode 1480 nimt vor, es wird aber bei den darauf folgenden einzelnen Gerichtsabgaben genannt. Die Kasseler Rentmeisterrechnung von 15641'65 stellt das Riigegerimt zu Almerode gleichberechtigt neben die Amter 19. Das Dorf gehorte also bereits im '5. Jahrhundert verwaltungsmaJlig zurn Amt, war jedoch gerichtlich ziemlich selbstandig. Es ist immerhin auffallig, wie wenige Abgaben an das Amt Helen. In bezug auf Bede, Gescholl und Zehnt scheint der Ort weitgehend be­freit gewesen zu sein und aum spater noch auf steuerlichem und gerichtlichem Gebiet Sonderremte genossen zu haben. Es ware lohnend, die AuBerungen

14 G. L a n cl a u : Die Thongruben zu GroBalmerocle -+- ZHG J (1843), 5. 353-363, hier 5. 3.54.

'5 StAM: Redm. I 87/3 und 8717. 16 Ebd. 6818, SI. 10.

17 Ebd. 6812, SI. 9, 13. 18 Ebd. 68/4 und 6817. 19 StAM : Rechn. 11 Kassel 209.

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Die Anfiinge van GrolJalmerode 103

von K rug Uber die lIeinzelnen Darfer" anhand der GroBalmerOder Entwick­lung zu liberpriifen.

Die Kasseler F rue h t r e g i 5 t e r von 1519 bis 152820 verzeiennen unter dem Amt Neustadt fUr Almerode jeweils 4th Viertel 4 Metzen Hafer, 24 Mi­enaelshahne und 26 Fastnaentshiihner. 1531 nahm der Kasseler Rentmeister 8 Pfund Herbstbede von Almerode und '3 Schilling von dem dortigen Mliller ein 21. Dieselbe Hafergabe findet sien als Hubenhafer noen in der Kasseler Rentmeisterrechnung von 1564/65 19. Inzwischen waren aber zahlreiene andere Lasten, darunter z. B. 35 Viertel Wiesenhafer, hinzugekommen, wlihrend bis zur MUte des 16. Jahrhunderts andere Getreideabgaben nient erwahnt werden. Von 19 Huben wurden 1564/65 19 Hahne entrichtet. Sie weisen auf die schon im spaten 15. Jahrhundert bevorzugte Zahl hin. Die Menge der abgelieferten Huhner hatte sim hingegen inzwisenen verfunffadtt. Die Almerader mwsten nunmehr 104 Rauenhuhner geben, mit Abstand die meisten im ganzen Neu­stadter Amt.

Die Zahl der steuerpflichtigen Hub e n betrug offensichtlich 19. Da die Fastnarnts- oder Rauchhuhner von jedem Haus bzw. Raumfang zu zahlen waren, laBt sich an ihrer Menge die GroBe des Dorfes sml:ltzen. Im 15. Jahr­hundert smeint es etwa 19 Hliuser gegeben zu haben, also ebenso viele wie es Huben waren. Die kleine und unbedeutende Siedlung durfte dernnach vor dem groBen Aufschwung seit dem Ende des '5. Jahrhunderts ungefahr 100 Ein­wohner gehabt haben. In dem Jahrzehnt zwischen '5'9 und 1528 betrug die Zahl der H ii h n e r konstant 26, war also sdton urn etwa tfl haher als die rur das 15. Jahrhundert angenommene. Das heilSt jedoch nicht, daIS sich die Be­volkerung in dem Zeitraurn von 15191z8 nimt verandert haben kann, hinken doch die Abgaben oft der tatsachlichen Lage nach. Zudem kann es kurzfristige Befreiungsprivilegien gegeben haben. Das Aufbliihen der Glasmacherei und die Verlegung des Sitzes des Glasnerbundes in den Kaufunger Wald haben offen­bar einen starken Bevolkerungszuzug bewirkt. lm Dorfbuch des Okonomi­schen Staates Landgraf Wilhelm IV. (1575/85) sind flir AImerodt 118 Haus­gesessene ausgewiesen 5, also 14 mehr, als es 1564/65 RauchhUhner gewesen waren. Die Bevolkerung wird sich auf mindestens 5-600 belaufen haben. Zur selben Zeit existierten in Kleinalmerode 67 Hausgesessene 22. Wenn dieses Dorf im Jahr 1516 erstmals als Almerode minor bezeimnet wird, so muB das andere Almerode es dam.ls bereits liberflligelt haben. Die Kirche in GrolS.lmerode besitzt einen splitgotismen Chor aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts und eine Steinkanzel mit der Jahreszahl1514 23. Die Kirche dUrfte damals emeuert

5 Dorbum von 1..575/85, gedruckt von L. Z i m mer m ann : Der Okonomisme s t.at Landgra! Wilh.lms IV. (VHKH 17) 2 (1934), s . 77.

1..9 StAM : Remn. 11 Kassel 209. 20 Ebd. Kassel 252.

21. Ebd. Kassel14. 22 Z i m mer m ann (Anm. 5), S. 85. 23 G. De h i 0 : Handbum der Deutsmen Kunstdenkmaler: Hessen, bearb. v. M.

Ba eke 5 (1966), S. 330.

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Albrecltt Edchardt

oder wenigstens vergroBert worden sein, was mit def BevOlkerungsvermehrung zusammenhangen mag. Dennoch blieb der Name Almerode his zum friihen 1.7. Jahrhundert in GroBalmerode def vorherrschende, wahrend sim Klein­almerode sdmeller eingebiirgert hat. Den bislang altesten Beleg fUr GrofJ­almerode habe ich zum Jahr 1.558 gefunden 24, dom werden sich simerlidl nom friihere Nennungen ermitteln lassen. Aum aus der erwiihnten Rentmeister­remnung von 1564/65 kann man ersehen, wie stark der Ort in den letzten J ahrzehnten gewachsen sein mug, Statt der sparlichen Angaben def friiheren Zeit finden wir jetzt eine FiiIle von Namen und Leistungen, anstelle von einer nunmehr d rei Miihlen (Ober-, Mittel- und Untermiihle) ".

Die G 1 ash ii t ten (und die Topferei) haben durchaus eine entsmeidende Rolle beim Wachsturn des Dorfes Almerode, aus dem nun ein Groilalmerode wurde, gespielt. Seine Entstehung verdankt es ihnen jedoch nicht, jedenfalls nicht im spaten 1.5. Jahrhundert, da es, wie wir jetzt wissen, bereits 1.446 be­stand und schon damals zum Amt der Kasseler Neustadt gehorte.

Somit wird es unmoglich, bei der Indentifizierung aller Ortsnennungen von Almerode vor dem Ende des 15. Jahrhunderts GroBalmerode von vornherein auszuschlieBen, wie es bisher geschehen ist. Von den alteren Urkunden im Be­stand Generalrepertorium Almerode des Staatsarchivs Marburg diirfte aller­dings keine Groilalmerode betreHen. Zwei (1353, 1361) beziehen sich mit Sicherheit auf Kleinalmerode, andere (1354, 1372, 1398) oHensichtlich auf die Wiistung Almerode bei Schnellrode im Amt Spangenberg. Lediglich eine Main­zer Ablailurkunde von 1385 fur die Pfarrkirche in Almederade lailt sich nicht ohne weiteres einem der Orte zuordnen 25 . Die friiheste Nennung eines Al­merode im westthiiringisch-hessischen Raum datiert von 1228 26. Hierbei ist wahrscheinlich Kleinalmerode gemeint.

Zu Almerode bei Schnellrode stellt Rei mer 1 Niederalmerode : "desertum dictum Nidernalmerode war Lehen Bruns an dem Berge, neben Flasbach, Amts

1 H . Rei m e r: Historisches Ortslexikon flir Kurhessen (VHKH 14, 1926), S. 9. 19 StAM: Rechn. 11 Kassel 209. 24 StAM: Best. 3 (Polit. Archiv d. Landgr. Philipp d. Gr.) Nr. 1622, 81. 443: Rott­

zehnt zu Grossen Almerode, an anderen Stellen (z. B. BI. 309, 581) nur Almerode oder Almenrode. Dagegen nennen die Nm. 1554 und 1619 den Ort lediglich Almerode, nicht GroBalmerode, wie K ii c h rhhtig interpretierend in seinem gedruckten Inventar schreibt. Im Ubrigen hierzu StAM: 17e Ortsreposituren GroB­und Kleinalmerode. Aus den obengen. Akten des Pol. Arthivs (1622) geht hervor, daB die Einktinfte aus dem Rottzehnt von GroBalmerode zwismen dem hessismen und dem braunschweigismen Forster geteilt wurden, ein Hinweis darauf, daB zumindest Teile der Gemarkung zur Gemeinsmaft des Kaufunger Waldes ge­ha rten.

25 Ganz phantastisch ist die Erziihlung bei Kill mer (Anm. 11), wonach die Wilhelmiten daran beteiligt gewesen waren, bei H u y s ken s (Anm. 2), Re­gister findet sich darUber nimts.

26 A. Se h mid t : Urkundenhum des Eichsfeldes 1 (GesdUchtsquellen der Provinz Sachsen u. d. Freistaates Anhalt N. Reihe 13, 1933), Nr. 233, vgl. Rei mer (Anm. 1), S. 9 (nach Do ben e eke r ) .

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Die Anfiinge van Groflalmerode

Witzenhausen, genannt in Ldgr. Hermanns Lehenbum". Dieses Lehn- oder Mannbum TT, das friiheste fur Hessen bekannte, hatte Hermann 11. vermutlim bald nam dem Antrit! der Alleinregierung im Iahre 1376 anlegen lassen; jeden­falls stammen die Haupteintragungen wohl nom aus den 70 er Jahren des 1.4. Jahrhunderts. Auf BI. 4 sind die Lehen Bruns and e m Be r g e zu­sammengestellt. Er hatte zu Burglehen Gefalle und Fismereinutzen in und bei Witzenhausen und [Ober-]Rieden sowie als Mannlehen die Wiistung genannt Nidemalmerode, den halben Wald (nemus) genannt Querinberg, die villa Blas­hach [= Wiistung F I a s b a c h bei der heutigen FlamsbammiihIe oberhalb Wendershausen] mit Iurisdiktion und allem Remt und Zubeh6r. Ahnlim heiSt es in einem etwa gleichzeitigen Kopialbucheintrag 28. Ritter Hermann an dem Berge besaB Iaut Lehn- und Kopialbum 29 zur selben Zeit 2 Huben in Hundels­hausen und 1 'h Huben unter Abterode und Eberolderode [ = Wiistung bei Abterode] . 1.428 erhielten die BrUder Bemd und Brun von Berge aus der Hand Landgraf Ludwigs I. unter anderem Einkiinfte und Besitzungen in und bei Witzenhausen und [Ober-] Rieden, 2 Huben Land zu Rommerode als Burg­lehen sowie als Mannlehen Riickerode, Flasbach mit Zubehor, halb Epterode, Niederalmerode, den Querenberg halb, 2 Huben Land zu Hundelshausen und 1. 112 Huben zu Eberolderode 30. Der vormals auf zwei Linien verteilte Lehns­besitz war inzwischen vereinigt worden, die Halfte von Epterode und ganz Riickerode [das friiher den von Rengelrode gehort hatte] neu hinzugekommen. Diese, in der Folgezeit auch noch andere Lehensgiiter hielten die von Berge bis zum Erlosmen des Mannesstammes 1.623. Im Lehnbuch des Okonomismen Staates sind 1.585 als bergische Lehen unter anderem aufgefiihrt 31: die Burg und Wohnung zu Riickerode, d.s Dorf Flasbam, Epterode (Eherteroda) halb, Nidern Almerodt . . . , Gericht und Bede an 4 Huben zu Carmshausen, der Querenberg halb ... und allerlei vor Witzenhausen, [Ober-]Rieden, Romme-rode, Hundelshausen, Eherteroda [gemeint wohI Eberolderode] und Unter­rieden ...

Ni e d era I mer 0 d e kommt regelmaBig zusammen mit Flasbach und dem halben Querenberg, spater auch mit RUckerode, Hundelshausen, Romme­rode und Epterode vor. Das aHein smon macht eine Lage bei Smnellrode unwahrsmeinlim. Z i m mer m ann hat es in seinem Register 32 zu Klein­almerode gestellt, es also offenbar als identisch mit diesem angesehen. Noch im jiingsten bergischen Lehnsrevers von 1.61.4 33 heiBt das Besitztum Nieder­almerode. Nam dem Tod des Hans von Berge (t 24. 11. 1623) als letztem seines Stammes fiel der gesamte Lehnsbesitz an Hessen-Kassel heim und ge-

27 stAM, L 1.

28 stAM, K " SI. 73 (neu 81). 29 SlAM: L '1, BI. 4 und K 1 , BI. 74 (neu 82). 30 SlAM: K 4, BI. 7; StA Dannstadt (ebenso StAM): Ziegenhainer Repertorium,

Lehen v. Berge. 31. Z i m mer m ann (Anm. 5), S. 5. )2 Ebd. 5. 295. 33 StAM: Hess. Lehnsreverse v. Sergen 1.61.4 Febr. 14 .

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maB einer Wittumsexspektanz des Landgrafen Moritz von 1.621 an dessen zweite Gemahlin Juliane. Ihre Beauftragten nahmen im Dezemher 1623 Riidc.e­rode und die zugehorigen GUter in Besitz. Darunter befanden sich. Truben­h.usen, h.lb Epterode, d.s Niedergut, der h.lbe Querenberg mit der Muhle und einer Glashiitte, der bergische Burgsitz in Witzenhausen und andere im Protokoll'" .ufgefiihrte Stucke. Vergebens suchte die bergische Witwe Ann. von Wehrd. gen. Nodung d.r.uf zu pochen, daB d.s Dorf Trubenh.usen Eigengut sei (womit sie offensichtlich recht hatte, denn kein Lehnsrevers und kein hessismes Lehnbum nennt Trubenhausen) . Landgrafin Juliane setzte zur Verwaltung ihrer Besitzungen einen Vogt nach Riickerode, was dem ehemals bergisdten Patrimonialgericht bald zu def Beziehung "Vogtei Riidc.erode# verh.lf 95.

34 StAM : Best. 70 Nr. 53, vg!. Nr. 52; auSerdem StAM: GR Riickerode 1623-78. 35 AuBer den in Anm. 34 gen. Annivalien auch SlAM: Best. 70 Ne. 38'1, ebd. Vec­

trage mit Hessen-Ph.ilippsthal 1733; ebd. Rechnungen 11 Riickerode; ebd. Proto­kolle 11 Riickerode. Die Vogtei fiel bald darauf an die Rotenburger Quart, wurde 1657 von Hessen-Kassel zuriitkgekauft, dann mehrmals innerhalb des regierenden Hauses vertauscht, kam Ende des 17. Jahrhunderts an die Nebenlinie Hessen­Philippsthal und :t733 im Tausch wieder an Hessen-Kassel. urn seitdem dort zu verbleiben. Die Vogtei unterstand seit 1733 dem hessen-kasseIisrnen Reservaten­kommissar in Witzenhausen, der 1735 aU(n die Verwaltung des damals zur Halfte von den Pfandinhabern des Witzenhauser Wilhelmitenklosters zuriickgekauften Dorfes Kleinalmerode Ubernahm. Die andere Halfte wurde erst 1746 von den Herren von BerJepsch, die sie seit 1361 innehatten, eingelost (StAM: :17e Orts­repositur Kleinalmerode; ebd. Katastervorbesrnreibung Kleinalmerode 17-47). Zu­vor hatte Kleinalmerode, narndem es im 16. Jahrhundert voriibergehend zum Amt ludwigstein bzw. zur Stadt Witzenhausen gerechnet worden war, spatestens wohl seit Einrichtung der Rotenburger Quart 1627128 zum Amt der Kasseler Neustadt gehort. Deshalb bezog die Schleensteinische Karte von etwa 17:10 das Dorf ganz richtig in das Neustadter Ami ein (woriiber S ten gel bei Eis e n t rag e c -K rug (Anm. 6), S. 237 offensichtlich erstaunt war). Kleinalmerode war nie ein Bestandteil der Vogtei Riitkerode (so Rei mer S. 9 i 5 ten gel S. 229, nam dem Dorfbuch von 17-47), sondern wurde von dernselben Beamten wie die Vogtei verwaltet, daher der Einfachheit halber bisweilen in den Dorfbildlern zu Riicke­rode gestellt. Hne Erklarung findet sich in einem Dorfbum des :t8. Jh. (StAM: 5 107, vormals 5 37a): gehort eigentlich nicht zu Vogtei, sondern ist Klosterdorf von Wilhelmi, des Beamten wegen hierher gelcgt. Vg!. auch R. En gel h a r d : Beschreibung der Hessischen Lande Casselischen Antheils 1 (1778), S. 277 und 3 (c. W. Led d e rhos e : Beytrage zur Beschreibung des Kirrnen-Staates der Hes­sen-Casselisrnen Lande, 1780), S. 192 ff.: Klasse Witzenhauseni dabei auch aus­fiihrlich iiber die Vogtei Riickerode. Die Vogtei wurde offenbar im Zuge der Ein­richtung eines besonderen Amtes Gro8almerode im Jahr 1817 (nicht 18:181) auf­geiost. Jedenfalls fielen durch Verordnung vom 28. 8. :t817 vom Reservatenamt Witzenhausen Uengsterode (vormals bodenhausisch), Trubenhausen, Epterode und Niedergut (bisher Vogtei Rilckerode) an dieses Amt, das 1821 zum Kreis Witzenhausen kam. Von den 1.81.7 aus dem aufgehobenen Amt Kaufungen GroB­almerode zugeschlagenen Ortschaften blieben 1.821 nur Witkenrode sowie der

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Die Anfiinge van Gropalmerode

Unter dern Zubehor der Vogtei RUckerode sumen wir den Hof Niederal­rnerode vergeblich. An seine Stelle war die neue Bezeichnung Niedergut ge­treten. DaB die beiden identisdt sind, daran kann kein Zweifel bestehen. Rei­mer wuBte S. 352 zum Niedergut lediglich: "Zur Gerneinde Grossalmerode gehorig. Niederguet 1592 (Mercators Karte), einige HOfe in der Vogtei RUcke-

d " ro e .. . Wenn es urn 1376/80 ein damals wiistes Niederalmerode gab, muBte in seiner

Nahe auch ein hoher gelegenes Almerode existieren. Kleinalmerode smeidet wegen seiner geringeren Meereshohe, Almerode bei Sdmellrode zudem auch wegen seiner Entfemung aus. Vom Niedergut in der heutigen Gemarkung Grogalmerode benotigt man bis zum Stadtzentrum (Kirche) weniger als eine Viertelstunde zu FuB (ca. 1 km). Das friihere Niederalmerode liegt gelster­abwarts unweit des jetzigen Ostbahnhofs etwa in der Mitte zwischen der GroB­almerOder Kirme und dem Forsthaus Querenberg mit der nahen Erbs- und Thomasmiihle, den ehemaligen Quernmiihlen S6.

Niedergut und Niederalmerode sind also dasselbe und ein wimtiges Indiz dafUr, daB 1376/80 das benambarte Almerode, das man seit dem 16. Jahr­hundert GroBalmerode nannte, damals smon bestanden haben muB. DaB es dafUr sogar einen direkten Beweis gibt, wurde bisher allgemein Ubersehen, ob­wohl die Quelle gedruckt ist. Im August 1386 zahlte der Reimenbamer Beamte Geld fUr Wein auf das Haus, du der foid myme junchern hatte wyen gesant in das holez bii Almerodde pobir Roddemanrodde, du her Gerhart von Czappen­felt unde Brz.one von dem Berge bii myme i1mchern da waren 37 . Der Heraus­geber der Reimenbamer Amtsremnungen, Friedrim K U ch, erkliirte den Ort aIs "Almenrode sw. Witzenhausen", smeint also Kleinalmerode gemeint zu haben. Wenn das Holz aber bei Almerode Uber Rommerode lag [wobei sim liber Rommerode vermutlidt auf das Holz, nimt Alrnerode bezieht, jedenfaIls liegt Grogalmerode gemessen an der Meereshohe tiefer], so kann es sim nur urn GroBalmerode handeln, stogen doch die Gemarkungen beider Orte zu­sammen. Zudem ist uns Brun van Berge bereits als Besitzer von Niederalme­rode begegnet. Er war Burgmann in Witzenhausen und Amtmann bzw. Haupt­mann an der Werra 38,

Hof Hesberg mit dem Alaunbergwerk dabei, wiihrend Eschenstruth, Helsa und Oberkaufungen wieder abgetrennt und dem Kreis Kassel angegliedert wurden (Sammlung van Gesetzen, Verordnungen, Aussmreiben und anderen allge­meinen Verfilgungen filr Kurhessen 2 (1817-1.9), S. 74, 3 (1.82~22) S. 72) . 1.879 wurde der Sprengel des nunmehrigen Amtsgerichts GroSalmerode urn die Dorfer Rommerode und Laudenbach (bisher zu Lichtenau) und WeiSenbach (vordem zu Witzenhausen) vergroSert (Gesetz-Sammlung fUr die Koniglichen Preu8ischen Staaten 1.879, S. 536). Das Amtsgericht GroBalmerode bestand bis 1945.

36 Vg!. auch Rei mer (Anm. 1.), S. 1.25. 37 F. K ii ch: 8eitrage zur Geschichte des Landgrafen Hermann 11. von Hessen 11

____ ZHG 29 NF 1.9 (1.894), S. 44, nach Reichenbacher Amtsrechnung [StAM: Rechn. 18712].

38 Vg!. u. a . Gun d 1 a c h (Anrn. 7), S. 1.6; K. A. Eck h a r d t : Quellen zur Rechts· geschichte der Stadt Witzenhausen (VHKH 1.3, 4, 1.954), Register.

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108 Albr.a.t Edchardt

Damit ist unser Material vorerst erschopft, dom konnen WiT vermuten und hoffen, daB bei intensiver FOTsmung nom weitere Belege flir eine friihere Existenz von GroBalmerode gefunden werden. Alle Theorien von einer spa­ten Entstehungszeit des Drtes konnen als erledigt betramtet werden, und man wird in Zukunft jedes Vorkommen des Namens Almerode in unserem Raum genauer priifen miissen, da ein Bezug auf GroBalmerode nun nicht mehr aus zeitlimen Griinden von vornherein ausgeschlossen werden darf.

Wenn GroBalmerode urn :1380 vorhanden war, diirfen wiT annehmen, daB der Ort wahrend der hochrnittelalterlichen Ausbauperiode, also spatestens im 13 . Jahrhundert und jedenfalls vor 1300 entstanden ist. Ob Niederalmerode urspriinglich eine selbstandige Siedlung, von Anfang an ein Hof oder zuerst ein Teil des Dorfes Almerode gewesen ist, kann hier nicht beantwortet werden. Jedenfalls war es urn 1380 wiist und blieb spater ein Hof bzw. Gut. Urn die Wende vorn 13. zurn 14. Jahrhundert war der Landesausbau 50 gut wie abge­schlossen, die Siedlungsdichte die groBte, die jemaIs in Deutschland erreicht worden ist. Dann aber leiteten die Hungersnote von 1309/11. und vollends die erste groBe Pestwelle von 1348/ 49 rnit den durch sie verursachten Dezirnierungen der Bevolkerung die groBe Wiistungsperiode des SpatmitteIalters ein. Sie dauerte mit Unterbrechungen bis zum spaten 15. Jahrhundert 39. Sehr unwahr­scheinlich ist es, daB in dieser Epoche des wirtschaftlichen Riickgangs neue Dorfer begriindet wurden, zumal in einer 50 rauhen und unfrumtbaren Ge­gend wie dem Quellgebiet der Gelster am Rande des Kaufunger Waldes. In einer Zeit, in der Tausende ihre bestellten Felder irn Stich JieBen und in die Stadte zogen, in der die deutsche Bevolkerung urn mehrere Millionen abnahm, hat man wohI kaum in unserer Gegend gerodet, urn neue Siedlungen anzu­legen. Gerade im nordhessischen Raum ist der Schwund an rnittelalterlichen Siedlungen besonders groB gewesen.

So darf man vermuten, daB GroBalmerode vor der Wiistungszeit und spa­testens im 13. Jahrhundert, wahrscheinlich aber auch nicht wesentlich friiher angelegt worden ist. Von den benachbarten Ortschaften tauchen Rommerode zuerst 1109, Wickenrode 1293, Epterode gar erst 1305 auf. Nom spater bezeugt sind Uengsterode (1322) und Trubenhausen (1356) 40.

Rom mer 0 cl e gehorte schon friih zum Arnt ReichenbachlLichtenau 41,

wahrend E p t e rod e erst irn spaten 16. Jahrhundert von den hessischen Ver­waltungsbeamten hierzu geredmet wurde 42. Es war spates tens seit dem

39 Vgl. etwa W. Ab e 1 : Die Wiistungen des ausgehenden Mittelalters (QueUen und Forsm. z. Agrargesm. 1, 19552) , u. a. S. 74 H.; W. Ab e I : Gesmimte der deut­smen Landwirtschaft (Deutsc:he Agrargesm. 2, 1967'), S. 68 H., 113 H.

40 Im Einzelnen bei Rei mer (Anm. 1) zu den jeweiligen Orten. 41 Hierzu G. S i e gel : Geschichte der Stadt Lichtenau in Hessen und ihrer Um­

gebung ... ~ ZHG 32 NF 22 (1897), S. 292 f.; W. K rum m e 1 : Die hessisc:hen Xmter Melsungen, Spangenberg, Limtenau und FeIsberg (Schr. d. Inst. f. ge­smichtl. Landeskunde v. Hessen und Nassau 20, 1941), S. 70 f.

42 K rum m el, S. 75, dort aber in dieser Hinsic:ht nirnt deutlim; vgl. Z i m mer -m ann (Anm. 5), Register.

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Die An/tinge von GroJ1almerode

1.5. Jahrhundert zwischen den Herren von Berge und von Hundelshausen ge­teilt, ein von Hessen zu Lehen gehendes Adelsdorf. U e n g s t e rod e und T rub e n h a use n befanden sich im 1.6. Jahrhundert ebenfalls in der Hand von Adligen, ohne daB eine Lehnsabhangigkeit von Hessen zu erkennen ware. Das eine war bergisch, das andere bodenhausisrn 43. In W i e ke n rod e hat­ten die Herren von Ziegenberg und die Herren von Plesse als ihre Miterben Lehnsgiiter vom Stift Kaufungen, die sie zum Teil 1.293, zum Teil spatestens 1296 an das Stift veraul5erten 44. Fraglich ist es, ob es sirn dabei urn das ganze Dorf lI mit Vogtei und Herrlichkeit" 45 oder nur Teile davon handelte. Im Nord­os ten der Gemarkung von Grol5almerode gibt es einen Ortsteil Giesenhagen. Rei mer Whrt zu diesem Stimwort 46 einerseits einen "Hof in der Gemeinde GroBalmerode mit 9 Bewohnern 1.895 /1, andererseits einen "Hof in der Ober­forsterei Witzenhausen mit 2 Bewohnern 1895" an. Beide liegen nahe beiein­ander; denn der Staatsforst Witzenhausen reicht nom heute bis unmittelbar an Grol5almerode und Giesenhagen heran. Das Amtliche Verzeichnis der Ge­meinden in Hessen von 1.966 nennt als Wohnplatze in GroBalmerode das Forsthaus Giesenhagen und das Gut Giesenhagen. Westlich von Giesenhagen erhebt sich der Giesenberg. Obwohl wir im Reimerschen Ortslexikon keine weiteren Nachrichten finden, konnen wir annehmen, daB es hier urspriinglich eine eigene Siedlung G i e s e n hag e n gab. Schon in der Kasseler Rent­rneisterrechnung von 1564165 kommt unter den GrolSalmeroder Fluren im Gief3enhain oder Giflenhain vor 47.

Die -hagen-Dorfer gehoren im allgemeinen einer jiingeren Siedlungsschicht der mittelalterlichen Ausbauperiode an als die auf -rode und bilden meist deren AbschluB. Zeitliche Oberschneidungen sind natlirlich moglich. Iedenlalls entstanden die meisten -hagen-Dorfer zwischen 1150 und 1300. In der zweiten Halfte des 13. Jahrhunderts begegnen uns bei den Herren von Z i e g e n b erg zwei Trager des Namens Giso 48, und es ware immerhin moglich, dal5 einer da-

43 Rei mer (Anm. 1.), S. 472 und 475 ; Z i m mer m ann (Anm. 5), Register. 44 H. v. R 0 que s : Urkundenbuch des Klosters Ka ufungen in Hessen 1. (1.900),

Nr. 79 und 86. 45 Ei s e n t rag e r - K rug (Anm. 6) , S. 207 . Wickenrode hat nie zum Amt

Lichtenau gehort, vg!. Rei mer, S. 51.4, K rug (Anm. 6), S. :193, rhhtig K rum m e 1 (Anrn. 41.), S. 7 2 Anm. 88. Es handelt sich urn eine Verwechslung mit Wickersrode.

46 (wie Anm. 1.), S. 1.7:1. 47 StAM : Rechn. 11 Kassel :14, z. B. BI. :120.

48 Zu ihnen s. G. La n d a u : Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer 4 (:1839), S. 299-3:10 mit Starnrntafel bei S. 283 ; K. A. K roe s c hell : Hessen und der Kaufungerwald im Hochmittelalter ... (jur. Diss. Gottingen :1953, maschinen­schriftl.), S. 3]-35 ; dagegen u. a. K. A. Eck h a r d t: Quellen zur Rechtsge­schichte (Anm. 38), S. XXXVI; A. Eck h a r d t : Zur Geschichte der Amter Zie­genberg und Ludwigstein -+- Festschrift zum 60. Geburtstag v. K. A. Eckhardt, hg. v. O. Per s t (Beitr. z. Gesch. d. Werralandschaft :12, :196:1), S. 1.:11.-1.44, hier S. 1.29 (ob An£. :14. Jh. tatsachHch nur die Burg Ziegenberg mil den beiden an ihrem FuS gelegenen Dorfern an Hessen karn, ist unsicher).

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110 Albrecht Eckhardt

von das spater wiist gewordene Dorf Giesenhagen gegriindet hat, zumal def ziegenbergische Besitz im nahen Wickenrode am Ende des 1.3. Jahrhunderts nachgewiesen ist. Auch GroBalmerode selbst verdankt vielleicht seine Ent­stehung den Ziegenbergern, in deren Hand sich im spaten 13. Jahrhundert offenbar zumindest ein Teil von Kleinalmerode befunden hat 49, GroBalmerode smeint zum thiiringisdten Archidiakonat Heiligenstadt und nicht zum hessi­smen Fritzlar wie das benachbarte Rommerode gehort Zll haben 50. Ob die erst im 16. Jahrhundert nachgewiesene Filialzugehorigkeit von Epterode und Wik­kenrode uher die Reformationszeit zuriici<:reimt, ist bislang unbekannt und kann hier nimt erertert werden.

Die mittelalterliche Gesdtichte dieses Raumes muBte einmal im grolSeren territorialgeschichtlichen Rahmen neu untersumt werden. Vor allem ware es wimtig, die Herrsmaften der Northeim-Boyneburger, Bilsteiner, Reithenbacher, Ziegenberger, Grafen von Lauterberg und Scharzfels, vielleicht aum von Ever­stein, sowie des Klosters Kaufungen und der Grafen bzw. Landgrafen von Thliringen und Hessen 51 zwischen Meil~ner, Kaufunger Wald und Sohre in den Talern von Gelster und Losse und am ostlimen Rand der Limtenauer Homebene genauer abzugrenzen und die bisherigen Forschungsergebnisse er­neut zu durchdenken. Dann wird man vielleicht exaktere Aussagen liber die dortige Besiedlung und Herrschaftsbildung im Hoch- und Spiitmittelalter mamen konnen.

49 Vg!. u. a . H u y s ken s (Anm. 2), Nr. 1441, 1443, 1444, '1454 usf.; 5 ten gel bei Eisentrager-Krug (Anm. 6), S. 229 f.; A. Eckhardt (Anm.48), 5. 126, Anm. 54; Rei mer (Anm.1.); Kill mer (Anm.1.1.).

50 Vg!. W. CIa s s en: Die kirchliche Organisation Althessens im Mittelalter (5mr. d. Inst. f. geschichtl. Landeskunde v. Hessen und Nassau 8, 1929), 5. 259, 26'1, 206. Zu den Armidiakonatsgrenzen s. vor allem K. A. Eck h a r d t: Esch­wege ats Brennpunkt hessisch-thiiringischer Geschichte (Beitr. z. hess. Gesch. 1, 1.964), 5. 1.5-19; er bezieht allerdings S. 18 GroBalmerode in die Grenzpfarreien des Archidiakonats Heiligenstadt nicht mit ein. S. auBerdem zur Gaugrenze (die in diesem Fall mU der Archidiakonats- und somit auch mU der alten Stammes­grenze zusammenfallen diirfte) K. G. Br u c h m ann: Der Kreis Esmwege. Territorialgesmidtte der Landschaft an der mitlleren Werra (Schr. d. Inst. f. ge­schichtl. Landeskunde v. Hessen und Nassau 9, :193'1), S. 10 (wo er iibrigens ganz im Zuge der Tradition smreibt: "GroBaImerode ... gehort erst dem ausgehenden '15. Jahrhundert anN); Krummel (Anm. 41.), S. 1.0 (er rechnet Epterode zum Hessengau); K rug (Anm. 6), S. 1.59-1.62.

51 Hierzu vor alIem die Arbeiten von K. A. Eck h a r d t (Anm. 38 und 50), auBerdem von demselben: Politisme Geschimte der Landsmaft an der Werra und der Stadt Witzenhausen (Beitr. z. Gesm. d. WerraIandsmaft 1., 1.9282). Seine Werke beriihren jedom den hier interessierenden Raum nur am Rande. S. auBer­dem Eis e n t di g e r - K rug (Anm. 6), Br u c h m ann (Anm. 50), K rum -me 1 (Anm. 41.) , K. E. De m and t: Geschichte des Landes Hessen (1.959), H. Pat z e : Die Entstehung der Landesherrsmaft in Thiiringen '1 ('1962).