Die Avizönose einer Streuobstwiese am Schönbuch...

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Klaus Vowinkel, Zehnthofstr. 36, 71083 Herrenberg, E-Mail: [email protected] © Ornithologische Gesellschaft Baden-Württemberg e.V. – www.ogbw.de Ornithol. Jh. Bad.-Württ. 33: 45–57 (2017) Einleitung Baden-Württemberg besitzt mit 116.000 ha ca. 30 % aller Streuobstwiesen Deutschlands (Küpfer & Balko 2010). Auf die ökologische Bedeutung und Verantwortung Baden-Würt- tembergs für diesen Lebensraum hat v.a. Ullrich (1987) hingewiesen. Die größten Flächenanteile dieses teilweise landschaftsprägenden Lebens- raums liegen in den klimatisch begünstigten Räumen wie dem Neckartal mit seinen Nebentä- lern, Albvorland, Bodensee, Oberrheintal sowie den Schwarzwaldvorbergen. Mit geschätzten 5000 Arten (Zehnder & Weller 2016) verfügen sie über einen großen Artenreichtum. Auch für die Vogelwelt sind sie von großer Bedeutung. Nach Rösler (1996) sind aus Streuobstwiesen bis zu 70 Brutvogelarten bekannt. In Baden- Württemberg ist je nach Größe der Probefläche mit ca. 25 bis 40 Arten zu rechnen (Straub et al. Die Avizönose einer Streuobstwiese am Schönbuch: Ergebnisse einer Siedlungsdichte-Untersuchung 2016 im Vergleich mit 1993 Klaus Vowinkel 2016 wurde am Schönbuch bei Herrenberg-Kayh auf einer 65,2 ha großen Streuobstfläche eine Siedlungsdichte-Untersuchung durchgeführt (39 Arten, 373 Reviere). Die dominanten Arten waren Kohlmeise (Parus major), Star (Sturnus vulgaris), Feldsperling (Passer monta- nus), Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus), Blaumeise (Parus caeruleus), Halsband- schnäpper (Ficedula albicollis), Sumpfmeise (Parus palustris) und Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla). Gartenrotschwanz und Halsbandschnäpper erreichten mit 4,6 bzw. 4,0 RP/10 ha landesweit bemerkenswert hohe Dichten. Der Vergleich mit einer bereits 1993 untersuchten Teilfläche (35 ha) ergab bei diesen Arten eine deutliche Zunahme. Bemerkenswert ist 1993 das vollständige Fehlen der Sumpfmeise. Auf der Gesamtfläche entfallen auf Höhlen- bzw. Halbhöhlenbrüter 32 von 39 Arten (82,1 %) bzw. 310 von 373 Revieren (83,1 %). Mit 9 Arten und 158 Revieren (42,4 %) ist nahezu jedes zweite Vogel-Revier einer Art der Roten Liste Deutschlands bzw. Baden-Württembergs (inkl. Vorwarnliste) zuzuordnen, woraus die Bedeu- tung der Streuobstwiesen als Lebensraum für gefährdete Vogelarten deutlich wird. 2011). In den Obstgärten des schweizerischen Kantons Thurgau, die allerdings im Vergleich zu unseren Obstwiesen deutlich weniger klein- räumig strukturiert sind und auch intensiver ge- nutzt werden, brüten nach Zwygart (1983) rund 40 Vogelarten, davon jedoch nur 10–15 regel- mäßig. Wichtige Gründe für die vergleichsweise hohe Artenzahl sind der halboffene Charakter mit seinen Übergängen von Wald und Grün- land, das meist vielfältige Nutzungsmosaik des Unterwuchses sowie der Höhlenreichtum (Ullrich 1987). Zahlreiche charakteristische bzw. typische Arten der Streuobstwiesen haben in den letzten Jahrzehnten jedoch einen starken Rückgang erfahren (Rösler 2009). Umso mehr verwun- dert es, dass Untersuchungen zur Vogelwelt auf Streuobstwiesen in Baden-Württemberg

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Klaus Vowinkel, Zehnthofstr. 36, 71083 Herrenberg, E-Mail: [email protected]

© Ornithologische Gesellschaft Baden-Württemberg e.V. – www.ogbw.de

Ornithol. Jh. Bad.-Württ. 33: 45–57 (2017)

EinleitungBaden-Württemberg besitzt mit 116.000 ha ca. 30 % aller Streuobstwiesen Deutschlands (Küpfer & Balko 2010). Auf die ökologische Bedeutung und Verantwortung Baden-Würt-tembergs für diesen Lebensraum hat v.a. Ullrich (1987) hingewiesen. Die größten Flächenanteile dieses teilweise landschaftsprägenden Lebens-raums liegen in den klimatisch begünstigten Räumen wie dem Neckartal mit seinen Nebentä-lern, Albvorland, Bodensee, Oberrheintal sowie den Schwarzwaldvorbergen. Mit geschätzten 5000 Arten (Zehnder & Weller 2016) verfügen sie über einen großen Artenreichtum. Auch für die Vogelwelt sind sie von großer Bedeutung. Nach Rösler (1996) sind aus Streuobstwiesen bis zu 70 Brutvogelarten bekannt. In Baden-Württemberg ist je nach Größe der Probefläche mit ca. 25 bis 40 Arten zu rechnen (Straub et al.

Die Avizönose einer Streuobstwiese am Schönbuch: Ergebnisse einer Siedlungsdichte-Untersuchung 2016 im Vergleich mit 1993Klaus Vowinkel

2016 wurde am Schönbuch bei Herrenberg-Kayh auf einer 65,2 ha großen Streuobstfläche eine Siedlungsdichte-Untersuchung durchgeführt (39 Arten, 373 Reviere). Die dominanten Arten waren Kohlmeise (Parus major), Star (Sturnus vulgaris), Feldsperling (Passer monta-nus), Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus), Blaumeise (Parus caeruleus), Halsband-schnäpper (Ficedula albicollis), Sumpfmeise (Parus palustris) und Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla). Gartenrotschwanz und Halsbandschnäpper erreichten mit 4,6 bzw. 4,0 RP/10 ha landesweit bemerkenswert hohe Dichten. Der Vergleich mit einer bereits 1993 untersuchten Teilfläche (35 ha) ergab bei diesen Arten eine deutliche Zunahme. Bemerkenswert ist 1993 das vollständige Fehlen der Sumpfmeise. Auf der Gesamtfläche entfallen auf Höhlen- bzw. Halbhöhlenbrüter 32 von 39 Arten (82,1 %) bzw. 310 von 373 Revieren (83,1 %). Mit 9 Arten und 158 Revieren (42,4 %) ist nahezu jedes zweite Vogel-Revier einer Art der Roten Liste Deutschlands bzw. Baden-Württembergs (inkl. Vorwarnliste) zuzuordnen, woraus die Bedeu-tung der Streuobstwiesen als Lebensraum für gefährdete Vogelarten deutlich wird.

2011). In den Obstgärten des schweizerischen Kantons Thurgau, die allerdings im Vergleich zu unseren Obstwiesen deutlich weniger klein-räumig strukturiert sind und auch intensiver ge-nutzt werden, brüten nach Zwygart (1983) rund 40 Vogelarten, davon jedoch nur 10–15 regel-mäßig. Wichtige Gründe für die vergleichsweise hohe Artenzahl sind der halboffene Charakter mit seinen Übergängen von Wald und Grün-land, das meist vielfältige Nutzungsmosaik des Unterwuchses sowie der Höhlenreichtum (Ullrich 1987).

Zahlreiche charakteristische bzw. typische Arten der Streuobstwiesen haben in den letzten Jahrzehnten jedoch einen starken Rückgang erfahren (Rösler 2009). Umso mehr verwun-dert es, dass Untersuchungen zur Vogelwelt auf Streuobstwiesen in Baden-Württemberg

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relativ selten sind (Ullrich 1975, 1987, Seitz 1989, Rösler 2007 u.a.). Auch für Mittel- und Norddeutschland weist Flade (1994) auf gro-ße Kenntnislücken und einen großen Bedarf an quantitativen Erhebungen hin. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Das von der Europäischen Union geförderte LIFE+ Projekt „Vogelschutz in Streuobstwiesen des Mittleren Albvorlandes und des Mittleren Remstals“ entwickelte zwar für ausgewählte Arten ein Leitbild mit Handlungsempfehlungen, führ-te aber keine eigenen Bestandserhebungen zur Vogelwelt durch (Regierungspräsidium Stuttgart 2013). Für die Streuobstwiesen des Schönbuchs liegen nur einzelne stichproben-hafte Zählungen im Rahmen der Bearbeitung der Kreis-Avifauna von Böblingen (Schubert 1983, 1992) bzw. Tübingen (Kratzer 1991), jedoch keine Siedlungsdichte-Untersuchungen mit Erfassung ganzer Vogelgemeinschaften, vor. Erst Stadelmaier (1993) hat eine solche als Auftragsarbeit für die damalige Bezirksstelle für Naturschutz (BNL Tübingen) erstellt. 20 Jahre später kam es durch die Bearbeitung des Managementplans für das Vogelschutzgebiet Schönbuch zu weiteren großflächigen Erhebun-gen (Regierungspräsidium Tübingen 2015), bei denen insgesamt 1389 ha Streuobstwiesen in allerdings nur drei Begehungen kartiert wurden. Berücksichtigt wurden mit Grauspecht, Wende-hals und Halsbandschnäpper jedoch nur ausge-wählte Arten des Anhangs I der Vogelschutz-Richtlinie. Nahezu zeitgleich hat das von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg geförderte Projekt „Struktur und Biodiversität von Streuobstwiesen als Nahrungsgrundlage für Wendehals und Grauspecht“ zahlreiche über das Land verteilte Probeflächen untersucht, darunter auch eine bei Herrenberg-Kayh.

Die vorliegende Arbeit legt somit 23 Jahre nach der letzten Siedlungsdichte-Erfassung an Vogelarten in Streuobstwiesen der Schönbuch-Hänge (Stadelmaier 1993) eine aktuelle Kar-tierung vor. Da die Hälfte der 65,2 ha großen Probefläche auch bereits 1993 erfasst wurde, bot sich zudem die interessante Möglichkeit, beide Erhebungen miteinander zu vergleichen.

Untersuchungsgebiet und ProbeflächeDas Untersuchungsgebiet liegt in der Keu-perlandschaft des Schönbuchs zwischen Her-renberg und Tübingen inmitten ausgedehnter Streuobstflächen. Die 65,2 ha große Probe fläche erstreckt sich östlich von Herrenberg-Kayh bis Ammerbuch-Breitenholz. Auf den im Landkreis Böblingen gelegenen Ortsteil Kayh entfallen 31,5 ha. Die im Landkreis Tübingen gelege-nen Gemarkungen von Altingen (28,5 ha) und Breitenholz (5,2 ha) nehmen mit zusammen 33,7 ha nahezu vergleichbare Flächenanteile ein. Im Norden wird die Probefläche durch das Waldgebiet des Schönbuchs begrenzt, öst-lich und westlich liegen weitere ausgedehnte Streuobstwiesen, die südliche Grenze markiert die Kreisstraße 1036b (Abb. 1). Die gesamte Probefläche ist Bestandteil des FFH- und Vo-gelschutzgebietes Schönbuch, große Teile sind 1995 auch als Naturschutzgebiet „Schönbuch-Westhang/Ammerbuch“ ausgewiesen worden.

Das im Regenschatten des Schwarzwaldes g e l e g e n e G e b i e t g e h ö r t m i t e i n e r Jahresmitteltemperatur von 8,8ºC (1982–2012) und einer Niederschlagsmenge zwischen 789 und 811 mm (vgl. AM Online Projects 2017) zu den wärmebegünstigten und niederschlagsarmen Gebieten Baden-Württembergs. Die Höhenlage liegt zwischen 425 und 525 m üNN. Die oberen Hangbereiche sind bis zu 30o steil und laufen in Richtung Ammertal flach aus. Charakterisiert wird die Probefläche durch Streuobstwiesen (88,2 %). In den oberen, steilen, an den Wald angrenzenden Hangbereichen kommt es infolge von Nutzungsaufgabe vermehrt zur Ausbildung von Sukzessionsflächen. Die Hanglagen werden aktuell ein bis dreimal pro Jahr mit dem Balkenmäher gemäht, zunehmend auch mit Schafen in Koppelhaltung beweidet. In der Ebene wird vorwiegend zwei- bis dreimal gemulcht. Die Viehhaltung – und damit das Interesse an der Heunutzung – ist in den letzten 20 Jahren deutlich zurückgegangen. Kleingartennutzung tritt nur an sehr wenigen Stellen auf. Das Nistplatzangebot wird durch 40 Hütten zur Lagerung von Gerätschaften

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bzw. Holz erweitert. Spritzungen erfolgen beim Mostobst ein- bis zweimal, beim seltener verwendeten Tafelobst bis zu dreimal (H. Noppel, mdl. Mitt.). Die Nutzung des Unterwuchses wechselt im Realteilungsgebiet kleinräumig. Zusammen mit den über das gesamte Gebiet verteilten Feldgehölzen nehmen Sukzessionsflächen 1,2 ha (1,8 %) ein. Weitere Nutzungsstrukturen (6,5 ha, 10 %) kommen vor allem im südlichen Teil mit eingestreuten Ackerflächen (Raps, Wintergetreide) hinzu.

Der Obstbaumbestand setzt sich aus ca. 50 % Apfel (Malus domestica), 25 % Zwetschge (Prunus domestica), 20 % Kirsche (Prunus avium), 3 % Birne (Pyrus communis) und 2 % Walnuß (Juglans regia) zusammen (eigene Er-hebungen mit Ergänzungen durch M. Nuber, mdl. Mitt.). Die durchschnittliche Anzahl der Bäume liegt nach 300 repräsentativ im Gebiet verteilten Stichproben bei 120 Bäume/ha, kann aber kleinräumig zwischen 70 und 170 Bäumen/ha wechseln (eigene Erhebungen). Im Vergleich mit dem landesweiten Durchschnittswert von ca. 80 Bäumen/ha (Küpfer & Balko 2010) wird

somit ein für Streuobstwiesen sehr hohe Baum-dichte erreicht. Nach M. Nuber (mdl. Mitt.) wer-den 70 % der Obstbäume gepflegt (30 % sehr gut, 40 % regelmäßig). Im Landesdurchschnitt weisen hingegen nur 53 % einen vergleichba-ren Pflegezustand auf (Küpfer & Balko 2010), sodass die untersuchten Streuobstwiesen am Schönbuch im Vergleich zu denen anderer Lan-desteile deutlich besser gepflegt werden. Die Al-tersstruktur zeigt folgende Verteilung: 0–10 Jah-re: 10 %, 10–60 Jahre: 50 %, 60 Jahre und älter: 40 % (M. Nuber, mdl. Mitt.).Totholzbäume sind aktuell in einer Dichte von ca. 4 Bäumen/ha vor-handen. Vor ca. 20 Jahren fehlten diese nahezu völlig, was auf ein gestiegenes Bewusstsein für ihre ökologische Bedeutung hinweist. Im Naturschutzgebiet ist es verboten, Hochstamm-Obstbäume zu beseitigen ohne innerhalb von zwei Jahren ersatzweise Hochstamm-Setzlinge zu pflanzen. Nach eigenen im Winter 2015/2016 durchgeführten Erhebungen wird das natürliche Höhlenangebot durch 20 Nistkästen (17 Holz, 3 Holzbeton), konzentriert auf 11 Flurstücke, ergänzt.

Abbildung 1. Blick in südlicher Richtung über einen Teil der Probefläche vom Schönbuchrand bei Herrenberg-Altingen in das Ammertal mit seinen zunächst steilen, dann flach auslaufenden Streuobstwiesen. Im Bildhinter-grund die Höhenzüge von Schönbuch, Rammert und Schwäbischer Alb (Foto: Klaus Vowinkel, 29.09.2016).

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Material und MethodeZwischen Mitte März und Mitte Juni 2016 erfolgten insgesamt 31 Begehungen (März: 7, April: 10, Mai: 12, Juni: 2). Die Erfassungszeit im Gelände betrug 83 Stunden (1,3 h/ha), da-von entfielen 77 % auf die Monate April und Mai. Insbesondere in den Monaten mit zahl-reichen Registrierungen und damit höherem Zeitaufwand wurde bei 23 von 31 Begehungen jeweils nur die Hälfte der Probefläche kartiert. Damit sollte gewährleistet werden, dass die Erhebungen nicht zu lange andauern und mög-lichst auf Zeiten hoher Gesangsaktivität fallen. Jede Teilfläche wurde im Untersuchungszeit-raum mind. 15mal aufgesucht. 18 Kontrollen erfolgten am Spätnachmittag/frühen Abend (ca. 16.30–18.30 Uhr) bzw. 13 morgens (ca. 6:00–10.00 Uhr). Der Zeitaufwand pro Kartierung entspricht somit in etwa der von Bauer (2005) angegebenen Spanne von durch-schnittlich 7 Std. pro Begehung bei einer 100 ha großen Probefläche im Siedlungsbereich bei Erfassung des gesamten Artenspektrums. Die Begehungszahl von 15 pro Teilfläche liegt deut-lich über den 6 bis 10 von Fischer et al. (2005) geforderten. Besonderer Wert wurde auf die gleichzeitige Registrierung revieranzeigender Merkmale bei benachbarten Revieren gelegt, um Doppelzählungen weitgehend auszuschlie-ßen. Klangattrappen kamen nicht zum Einsatz. Die Untersuchungen erfolgten ausschließlich bei gutem Wetter (kein starker Wind, kein Re-gen) und starteten an jeweils unterschiedlichen Punkten. Die Probefläche wurde unter Nutzung des vorhandenen Wegenetzes flächendeckend begangen. Das standardisierte Vorgehen (Bauer & Mitschke 2005) wurde leicht modifiziert, in-dem statt der Abkürzungen und Verhaltenssym-bole jeweils durchnummerierte Beobachtungen eingetragen und diese auf einem Beiblatt nach Art der Beobachtung (akustisch, optisch), sowie Verhalten, Geschlecht und Anzahl separat doku-mentiert wurden. Die Zuordnung zu Revieren erfolgte nahezu ausschließlich durch die Fest-stellung von mindestens zwei revieranzeigenden Verhaltensweisen (i.d.R. Gesang) im Abstand von mindestens 7 Tagen (Brutverdacht). Gerade

bei ausgewählten und in großer Anzahl brüten-den Arten wie Wendehals, Gartenrotschwanz und Halsbandschnäpper gelangen bis zu sechs Registrierungen pro Art und Revier. Insgesamt kamen 1842 Nachweise zur Auswertung. Die Langstreckenzieher Gartenrotschwanz und Halsbandschnäpper konnten 2016 bereits am 10.04. beobachtet werden. Dies bedeutet ge-genüber „normalen Jahren“ eine Verfrühung von mindestens einer Woche. Verantwortlich hierfür dürfte eine kräftige Südströmung über dem Mittelmeerraum Anfang April sowie starke Sandstürme über Teilen der Sahara in Nordafri-ka sein (König et al. 2016). Eine die Kartierung negativ beeinträchtigende nass-kalte Witterung war erst im Juni nach Abschluss der Erhebungen festzustellen.

Stadelmaier (1993) kartierte im Rahmen eines Werkvertrages für die Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Tübingen die Vogelwelt der Obstwiesen zwischen Tübin-gen und der Gemeindegrenze bei Herrenberg-Kayh, die zugleich die Grenze zwischen den Regierungs bezirken Tübingen und Stuttgart bildet (Abb. 2). Überschneidungen mit der ei-genen 65,2 ha großen Probefläche ergaben sich auf 35 ha (53,7 %). Die Kontrollen fanden 1993 zwischen Anfang März und Anfang Juni je nach Kartenblatt 10 bzw. 11 Mal statt. Die beiden Erhebungen, welche im zeitlichen Abstand von 23 Jahren erfolgten, bieten trotz verschiedener Kartierer und den damit zwangsläufig verbun-denen Fehlerquellen sowie der 1993 etwas geringeren Bearbeitungsintensität interessante Vergleichsmöglichkeiten.

Ergebnisse2016 konnten auf der 65,2 ha großen Probeflä-che insgesamt 39 Arten in 373 Revierpaaren (58,3 RP/10 ha) ermittelt werden. Unter den Bewohnern der Sukzessionsflächen sind v.a. Buchfink und Goldammer zahlreich vertreten. Hausrotschwanz und Bachstelze konzentrieren sich auf die vorhandenen Geräteschuppen und Brennholz-Lagerplätze (Tab. 1).

Vergleicht man die Vogelgemeinschaft auf der 35 ha großen Teilfläche, die 1993 von Sta-

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delmaier und 2016 von Vowinkel untersucht wurde, fällt auf, dass v.a. Feldsperling, Hals-bandschnäpper, Sumpfmeise, Star, Kohlmeise, Mönchsgrasmücke, Blaumeise und Gartenrot-schwanz im Bestand deutlich zugenommen haben (Tab. 2). Beim Neuntöter, dessen Bestand als einzige Art im Jahre 2016 mit drei Brutpaa-ren niedriger war als 1993 (sechs Brutpaare), bewegt sich der Rückgang im Bereich normaler jährlicher Schwankungen.

1993 konnten lediglich 23 Arten und somit 13 Arten weniger als 2016 nachgewiesen wer-den. Auffallend ist, dass bei der früheren Erhe-bung kein einziger Nachweis der Sumpfmeise gelang, die Art 2016 dagegen mit 22 Revieren auf der gesamten Probefläche den dominanten Arten zuzurechnen ist. Nach Haffer in Glutz von Blotzheim & Bauer (1993) bevorzugt sie feuchte, grenzlinienreiche Altholzbestände mit borkiger Rinde und großer Diversität an Laub-holzarten. In Streuobstwiesen ist sie ein eher unregelmäßiger Brutvogel. Bemerkenswert ist weiterhin, dass der Stieglitz, eine für diesen

Lebensraum typische Art, 2016 in nur einem einzigen Brutpaar kartiert wurde, 1993 auf der Teilfläche sogar fehlte. Auch der Grauschnäp-per, eine Art lichter und älterer Baumbestände, konnte 2016 in nur einem einzigen Revierpaar beobachtet werden. Nach Scheurig et al. (1999) haben Streuobstwiesen für ihn eine hohe, aber keine herausragende Bedeutung. Weitere 1993 nicht nachgewiesene Arten betreffen Bewohner von Feldgehölzen und Sukzessionsflächen wie Elster, Rabenkrähe, Ringeltaube, Singdrossel und Heckenbraunelle. Diese Bestandsverände-rungen kann überwiegend durch die fortschrei-tende Gehölzentwicklung der letzten 23 Jahre erklärt werden. Bachstelze und Hausrotschwanz sind vermutlich erst mit der Zunahme von Ge-räteschuppen und Holz-Lagerplätzen in das Gebiet eingewandert. Mittelspecht und Kle-inspecht sind im Bereich des Schönbuchs v.a. Bewohner des Waldes und kommen in den vor-gelagerten Streuobstwiesen nur vereinzelt als Brutvögel vor. Deutlicher als bei den Arten sind jedoch die Veränderungen im Revierbestand.

Abbildung 2. Die 65,2 ha große Probefläche (2016) zwischen Herrenberg-Kayh und Ammerbuch-Breitenholz sowie die 1993 von Stadelmaier bearbeitete Teilfläche (35 ha). Kartengrundlage: Landesamt für Geoinfor-mation und Landentwicklung Baden-Württemberg (LGL), www.lgl-bw.de, Az.: 2851.9-1/19.

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Tabelle 1. Artenbestand, Dominanzanteile und Abundanz (Reviere/10 ha) in einer 65,2 ha großen Streuobst-Probefläche am Schönbuch im Jahre 2016 mit Angaben zum Gefährdungsgrad nach der Roten Liste Baden-Württembergs (Bauer et al. 2016) bzw. Deutschlands (D; Grüneberg et al. 2015). Einteilung der Dominanz-klassen nach Oelke (1980).

Arten Reviere % Reviere/10 ha GefährdungsgradDominant (>5 %)Kohlmeise (Parus major) 45 12,1 6,9Star (Sturnus vulgaris) 44 11,7 6,8 Gefährdet (D)Feldsperling (Passer montanus) 42 11,3 6,5 VorwarnlisteGartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) 30 8,1 4,6 VorwarnlisteBlaumeise (Parus caeruleus) 27 7,3 4,1Halsbandschnäpper (Ficedula albicollis) 26 7,0 4,0 GefährdetSumpfmeise (Parus palustris) 22 5,9 3,4Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) 17 5,1 2,6Subdominant (2-5 %)Kleiber (Sitta europaea) 15 4,1 2,3Buchfink (Fringilla coelebs) 13 3,5 2,0Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla) 10 2,7 1,5Goldammer (Emberiza citrinella) 10 2,7 1,5 VorwarnlisteAmsel (Turdus merula) 8 2,2 1,2Influent (1-2 %)Bachstelze (Motacilla alba) 7 1,9 1,1Zilpzalp (Phylloscopus collybita) 6 1,6 0,9Dorngrasmücke (Sylvia communis) 6 1,6 0,9Heckenbraunelle (Prunella modularis) 5 1,4 0,8Rotkehlchen (Erithacus rubecula) 5 1,4 0,8Neuntöter (Lanius collurio) 4 1,1 0,6Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros) 4 1,1 0,6Rezedent (< 1 %)Wendehals (Jynx torquilla) 3 0,8 0,5 Stark gefährdetSingdrossel (Turdus philomelos) 3 0,8 0,5Ringeltaube (Columba palumbus) 2 0,5 0,4Buntspecht (Dendrocopos major) 2 0,5 0,4Elster (Pica pica) 2 0,5 0,4Rabenkrähe (Corvus corone) 2 0,5 0,4Turmfalke (Falco tinnunculus) 1 0,2 0,2Grauspecht (Picus canus) 1 0,2 0,2 Stark gefährdetGrünspecht (Picus viridis) 1 0,2 0,2Mittelspecht (Dendrocopus medius) 1 0,2 0,2Kleinspecht (Dryobates minor) 1 0,2 0,2 VorwarnlisteSchwanzmeise (Aegithalos caudatus) 1 0,2 0,2Gartengrasmücke (Sylvia borin) 1 0,2 0,2Klappergrasmücke (Sylvia curruca) 1 0,2 0,2 VorwarnlisteZaunkönig (Troglodytes troglodytes) 1 0,2 0,2Grauschnäpper (Musciapa striata) 1 0,2 0,2Kernbeißer (Coccothraustes coccothraustes) 1 0,2 0,2Grünfink (Carduelis chloris) 1 0,2 0,2Stieglitz (Carduelis carduelis) 1 0,2 0,2Summe Arten 39 9Summe Revierpaare 373 58,3 158

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Der Revierbestand hat sich auf der gemein-sam bearbeiteten 35 ha großen Teilfläche um 171 Revierpaare (+65 %) erhöht. Entscheiden-den Anteil an dieser Zunahme haben die ver-schiedenen Meisenarten, Star und Feldsperling, aber auch seltenere Arten wie Halsbandschnäp-per und Gartenrotschwanz (Tab. 2). Werden die Arten und Revierbestände hinsichtlich ihrer ökologischen Brutgilden analysiert, wird er-sichtlich, dass auf der Teilfläche zwischen 1993 und 2016 die deutlichsten Unterschiede bei den freibrütenden Arten zu verzeichnen sind, die von 6 auf 15 Arten zugenommen haben. Die Anzahl höhlenbrütenden Arten erhöhte sich geringfügig von 11 auf 14 Arten. Bodenbrüter sind in beiden Vergleichsjahren mit Revier-anteilen von 11,8 bzw. 7,2 % jeweils nur in geringer Anzahl vertreten. Mit über 80 % des Arten- und Revierbestandes überwiegen auf der Gesamtfläche die Höhlen- und Halbhöhlenbrü-ter deutlich (Abb. 3). Unter den 39 nachgewie-senen Brutvogelarten konnten nur vier Arten mit zusammen 54 Revierpaaren (14,5 %) festgestellt werden, deren Nahrung während der Brutzeit vorwiegend aus Sämereien besteht: Feldsperling (42 RP), Goldammer (10 RP), Grünfink (1 RP) und Stieglitz (1 RP).

Der mittlerweile als stark gefährdet einge-stufte Baumpieper (Anthus trivialis) hat 1993 noch auf der Probefläche gebrütet, ist aber zwischenzeitlich nicht mehr als Brutvogel nachzuweisen. Dieser Negativ-Befund konnte 2015 durch eigene Erhebungen auch auf einer 500 ha großen Untersuchungsfläche zwischen Herrenberg und Ammerbuch-Breitenholz bestä-tigt werden. Unter Einbeziehung der Vorwarn-liste sind auf der Probefläche 8 Arten (20,5 %) der Roten Liste Baden-Württembergs mit 114 Revieren (30,6 %) vertreten. Nimmt man den deutschlandweit als gefährdet eingestuften Star mit einem Revierbestand von 44 Revieren hinzu, erhöht sich der Anteil an Rote Liste-Arten am Brutbestand auf 158 Reviere (42,4 %). Dies bedeutet, dass fast die Hälfte des Revierbestan-des der Probefläche einer Art der Roten-Liste Baden-Württembergs bzw. Deutschlands zu-zuordnen ist.

Vogelart Reviere Differenz 2016 1993

Feldsperling 30 3 +27Halsbandschnäpper 19 1 +18Sumpfmeise 17 0 +17Star 30 13 +17Kohlmeise 30 15 +15Mönchsgrasmücke 17 3 +14Blaumeise 17 5 +12 Gartenrotschwanz 17 7 +10Kleiber 12 3 +9Heckenbraunelle 5 0 +5Rotkehlchen 5 1 +4Goldammer 8 4 +4Zilpzalp 6 3 +3Gartenbaumläufer 8 5 +3Singdrossel 3 0 +3Ringeltaube 2 0 +2Buntspecht 2 4 +2Dorngrasmücke 2 0 +2Bachstelze 3 1 +2Buchfink 7 5 +2Wendehals 3 2 +1Mittelspecht 1 0 +1Kleinspecht 1 0 +1Elster 1 0 +1Rabenkrähe 1 0 +1Schwanzmeise 1 0 +1Grauschnäpper 1 0 +1Hausrotschwanz 1 0 +1Zaunkönig 1 0 +1Stieglitz 1 0 +1Turmfalke 1 1 0Grauspecht 1 1 0Grünspecht 1 1 0Gartengrasmücke 1 1 0Amsel 5 5 0Neuntöter 3 6 -3Baumpieper 0 3 -3Summe Arten 36 23 +13Summe Revier-paare

264 93 +171

Tabelle. 2. Vergleich der Streuobstwiesen-Avizönose einer 35 ha großen Teilfläche des Untersuchungsge-bietes bei Herrenberg zwischen 2016 (eigene Erhe-bungen) und 1993 (Stadelmaier 1993), angeordnet in der Reihenfolge der absoluten Differenzen im Revierbestand. Die wissenschaftlichen Artnamen sind Tab. 1 zu entnehmen.

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Diskussion

Aus dem Verlauf der Arten-Areal-Kurve für Streuobstwiesen des Landes Baden-Württem-berg (33 Probeflächen, 0,5–86 ha; ø 25 ha) lässt sich ableiten, dass zur vollständigen Erfassung des Artenbestandes Probeflächen möglichst eine Größe zwischen 40 und 80 ha aufweisen sollten (Straub et al. 2011). Für Revierkartierungen in halboffenen, parkartigen Landschaften wird in den Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands eine Flächengröße zwischen 30 und 60 ha empfohlen (Fischer et al. 2005). Dies wird auch durch die Ergebnisse von Bitz (1993) aus Rheinland-Pfalz bestätigt, wo-nach ab einer Flächengröße von 40 ha ca. 80 % des Artenbestandes einer Streuobstwiese erfasst werden können. Die Größe der gewählten Pro-befläche am Schönbuch ist mit 65,2 ha somit ge-eignet, repräsentative Aussagen zum Vogelbe-stand einer Streuobstwiese zu machen. Wird der entsprechende Kurvenverlauf der Arten-Areal-Kurve für Baden-Württemberg herangezogen (Straub et al. 2011), ist festzustellen, dass die 39 nachgewiesenen Brutvogelarten geringfügig über dem bei der entsprechenden Flächengröße anzunehmenden „Erwartungswert“ von 36 Ar-ten liegen. Im Falle der 23 Arten des Jahres 1993 wären entsprechend den zwischen 2000–2009

gewonnenen Daten der Arten-Areal-Kurve so-gar 32 Arten zu erwarten gewesen.

Vergleicht man den Revierbestand der Schönbuch-Probefläche von zusammen 373 Re-vierpaaren (57,2 Rev./10 ha) im Jahre 2016 mit denen anderer Streuobst-Untersuchungen vergleichbarer Größe, wird deutlich, dass sich dieser eher an deren Untergrenze orientiert. So wurden zwischen 1970 und 1980 auf einer 150 ha großen Probefläche im Albvorland an der Limburg bei Weilheim/Teck zwischen 45,2 und 97,7 Reviere (ø 68,2 Rev./10 ha) erfasst (Ullrich 1987). Im Hegau ermittelte Werner & Werner (2005) auf einer 61 ha großen Streuobstfläche mit lichtem Baumbestand 360 Revierpaare (59,0 Rev./10 ha). In ausgewählten Streuobstflä-chen des Landes Rheinland-Pfalz erreichten die Revierzahlen zahlreicher Probeflächen Werte zwischen 47,9 und 106,2 Rev./10 ha (Bitz 1992).

Legt man das für Streuobstwiesen des Landes typische Arteninventar zugrunde, wie es Seitz (1989) bzw. Scheurig et al. (1999) beschrieben haben, fällt v.a. das weitgehende Fehlen von Steinkauz (Athene noctua) und Stieglitz auf. Vom Steinkauz existiert ledig-lich eine einzelne Beobachtung eines rufenden Tieres in der Nähe des 0,7 km von der Probe-fläche entfernten Steinbruch Altingen aus dem Jahre 2014 (W. Seitz, schriftl. Mitt). Wie die Untersuchung von Glück (1983) zeigt, kann

0.00

0.25

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1993 TF 2016 gesamt2016 TF

Erfassungsjahr

BodenbrüterFreibrüter

Halbhöhlenbrüter

Höhlenbrüter

1993 TF 2016 gesamt2016 TF

(a) Anzahl Arten (b) Anzahl Reviere

Pro

porti

on

Abbildung 3. Prozentuale Veränderungen im Arten- (a) bzw. Revierbestand (b) hinsichtlich brutökologischer Gilden (Höhlen- und Halbhöhlenbrüter, Frei- bzw. Bodenbrüter) auf der Teilfläche (TF; 1993, 2016) bzw. der Gesamtfläche (2016). Die Größe der Felder ist proportional zur Anzahl Arten bzw. Reviere pro Gilde.

53Vowinkel: Brutvogelgemeinschaft einer Streuobstwiese

der Stieglitz als ursprüngliche Charakterart lichter Wälder in extensiv bewirtschafteten Streuobstbeständen höchste Siedlungsdichten erreichen. Der kleinflächigen Nutzung der Gras-vegetation kommt eine besondere Bedeutung zu (Glück 1980). Während die Zunahme des Arteninventars zwischen 1993 und 2016 vor allem auf Veränderungen in der Sukzession (Gehölze) zurückgeführt werden können, lohnt aber auch der Blick in die vorangegangenen Jahrzehnte (bis 1960), da daraus deutlich wird, dass eine Reihe von ehemals typischen Arten aus dem Streuobstgürtel zwischen Herrenberg und Tübingen verschwunden sind. So waren bis in die 1960er Jahre Rotkopfwürger (Lanius senator) und Raubwürger (Lanius excubitor) fester Bestandteil der Vogelgemeinschaft einer Obstwiese am Schönbuch (Schubert 1992). Die Bestände beider Arten sind 1973 erloschen (Schubert 1983). In den sonnenexponierten Südwesthängen des Schönbuchs oberhalb der Obstwiesen war der Berglaubsänger (Phyllosco-pus bonelli) bis ca. Mitte der 1960er Jahre ein regelmäßiger, nicht seltener Brutvogel (Schu-bert 1992). Nachweise der Heidelerche (Lullula arborea) gelangen letztmalig zwischen 1973 und 1977 auf den kurzrasigen Flächen zwischen Herrenberg-Kayh und Ammerbuch-Breitenholz (Schubert 1992). Auch der Baumpieper war in den 1970er Jahren noch regelmäßiger Brutvo-gel in den Streuobstwiesen des Schönbuchs (Schubert 1992). Stadelmaier (1993) konnte die Art 1993 auf der Probefläche bei Kayh noch in einem einzelnen Brutpaar nachweisen. Mittlerweile ist die Art aus den Obstwiesen des Schönbuchs zwischen Herrenberg und Ammerbuch-Breitenholz verschwunden, wie umfangreiche eigene Erhebungen aus dem Jahr 2015 bestätigten.

Auffallend sind auch die Unterschiede in der Häufigkeit einzelner Arten im Vergleich zu denen in anderen Naturräumen des Lan-des. Hervorzuheben ist der Mittelspecht, der in den Obstwiesen des Landkreises Esslingen Dichten von bis zu 14,3 Reviere/100 ha er-reicht (Gatter & Mattes 2008), in den Hängen des Schönbuchs zwischen Herrenberg und Ammerbuch-Breitenholz (ca. 500 ha Streuobst)

hingegen nur ein vereinzelter Brutvogel ist, die Streuobstflächen insbesondere im Winter aber regelmäßig zur Nahrungssuche aufsucht. Im angrenzenden Wald des Schönbuchs erreicht er Dichten in einer Größenordnung zwischen 0,2–0,5 Rev./10 ha (Gatter & Mattes 2008). Besonders deutlich sind die Unterschiede zwischen 1993 und 2016 bei der Sumpfmeise (Abb. 4). Während 1993 auf der Probefläche bei Kayh und auch darüber hinaus in den an-grenzenden Streuobstflächen keine Nachweise gelangen, erreicht sie aktuell mit der Blaumeise vergleichbare Bestandszahlen und zählt sogar zu den dominanten Arten der Probefläche. Nach Hölzinger (1987) kommt sie in Streuobstwiesen bei ausreichend altem Baumbestand zwar vor, hat ihren eindeutigen Vorkommensschwerpunkt aber in einem breiten Spektrum von Laub- und Mischwäldern (v.a. Eichen-Hainbuchenwälder). Schubert (1993) erwähnt die Sumpfmeise für den Landkreis Böblingen als Brutvogel der Mis-chwälder, Streuobstwiesen werden hingegen nicht als Brutgebiet erwähnt. Kratzer (1991) notierte, dass Stopper im Jahre 1977 auf einem 10 km langen Transekt in einem Obstfeld am Rande des Rammerts zwischen Derendingen und der Weilerburg (Rottenburg am Neckar) 8 Brutpaare (0,8 Paare/km) feststellen konnte. Für Streuobstwiesen in Baden-Württemberg wird die bislang höchste Abundanz auf einer allerdings nur 15 ha großen Fläche bei Lautern/Schwäbisch Gmünd mit 3,3 Rev/10 ha mitge-teilt (Keicher in Hölzinger 1997). Dieser Wert wird mit 3,4 RP/10 ha auch auf der mit 65 ha deutlich größeren Probefläche im Bereich der Schönbuch-Hänge erreicht. Es wäre interessant zu untersuchen, ob die Sumpfmeise auch in anderen Naturräumen des Landes Streuobst-wiesen in größerer Dichte besiedelt, ggf. damit auch zu den dominanten Arten zu rechnen ist. Rösler (2003) führt sie für Streuobstwiesen des Bodenseekreises nicht als Leitart (vgl. Flade 1994) auf.

Festzuhalten ist, dass die Artenzahl der Schönbuch-Probefläche als eher „durchschnitt-lich“, der Revierbestand sogar als vergleichs-weise niedrig einzustufen ist. Wird jedoch der Gefährdungsgrad (inklusive Arten der Vorwarn-

54 Ornithol. Jh. Bad.-Württ. 33 ● Heft 1/2 ● 2017

liste) mit einbezogen, ist nahezu jedes zweite erfasste Vogelrevier als eine nach der Roten Liste Baden-Württembergs bzw. Deutschlands gefährdeten Art zuzuordnen. Dies unterstreicht die große Bedeutung dieses Lebensraumes für gefährdete Vogelarten.

Hervorzuheben sind die hohen Dichten von Halsbandschnäpper und Gartenrotschwanz. Der Revierbestand des gefährdeten Halsband-schnäppers (Abb. 5) hat auf der Vergleichs-fläche zwischen 1993 und 2016 von einem auf 19 Reviere deutlich zugenommen. Da die Anzahl an aufgehängten Nistkästen auf der Fläche recht gering ist und diese vorwiegend einen Öffnungsdurchmesser aufweisen, die dem konkurrenzkräftigeren Star dient, ist ein ursächlicher Zusammenhang der Bestandszu-nahmen mit einem künstlich erhöhten Brutange-bot eher unwahrscheinlich. Die 2016 ermittelte Dichte beträgt 4,0 RP/10 ha. Dieser Wert liegt deutlich über den Dichteangaben des Manage-mentplanes zum Vogelschutzgebiet Schönbuch (Regierungspräsidium Tübingen 2015). Hier wurden 2013 auf 1389 ha Streuobstwiesenflä-chen bei drei Begehungen lediglich 124 Reviere erfasst, was einer Dichte von 0,9 Reviere/10 ha

Abbildung 4. Die Sumpfmeise (Parus palustris) hat die Streuobstwiesen am Schönbuch erst in den letzten Jahrzehnten in größerer Zahl besiedelt und zählt hier mittlerweile zu den häufigsten Brutvogel-Arten (Foto: Johannes Mayer, 19.10.2010, Aichtal-Grötzingen).

entspricht. Zwischen Herrenberg und Tübin-gen wird der Bestand im Managementplan auf einer kleineren Teilfläche von 872 ha mit 45 Revieren (0,5 RP/10 ha) angegeben. Die Dichten bewegen sich demnach nach den Er-hebungen zum Managementplan zwischen 0,5 und 0,9 Rev./10 ha. Eigene Erhebungen aus dem Jahr 2015 auf 500 ha Streuobstfläche zwi-schen Herrenberg und Ammerbuch-Breitenolz bestätigen die eigenen 2016 auf der Probeflä-che ermittelten Abundanzen. Nach aktuellem Kenntnisstand müssen die im Managementplan formulierten Werte daher erheblich nach oben korrigiert werden.

Auch der Gartenrotschwanz, eine Art der Vorwarnliste, erreicht auf der Probefläche mit 4,6 RP/10 ha außerordentlich hohe Dichten. Die Abundanz im Gebiet ist ca. doppelt so hoch wie es im Durchschnitt für eine Streuobstwiese dieser Größenordnung in Baden-Württemberg zu erwarten gewesen wäre (vgl. Vowinkel & An-thes 2012). Vergleichbare Abundanzen werden in Streuobstwiesen nach bisheriger Kenntnis lediglich ausnahmsweise im Stromberg erreicht (Vowinkel 2010). Die an den Schönbuch-Hän-gen ermittelten Dichten des Gartenrotschwanzes

55Vowinkel: Brutvogelgemeinschaft einer Streuobstwiese

Abbildung 5. Baden-Württemberg hat für den überwiegend in Süddeutschland verbreiteten Halsbandschnäp-per (Ficedula albicollis) eine hohe Verantwortung. In den Streuobstwiesen am Schönbuch erreicht die Art landesweit bemerkenswert hohe Dichten (Foto: Johannes Mayer, 20.05.2009 bei Ofterdingen).

zählen somit zu den höchsten in Streuobstwie-sen Baden-Württembergs bekannt gewordenen Werten.

Ob insbesondere die Zunahme von Star und Feldsperling auf ein zwischenzeitlich höheres Höhlenangebot zurückzuführen ist, kann auf-grund fehlender Höhlen-Kartierungen nicht beantwortet werden. Das Nistkasten-Angebot hat sich in den letzten 15 Jahren zwar erhöht, ist aber im Gegensatz zum weiträumigen Verbreitungsbild beider Arten nur auf wenige Parzellen beschränkt, dürfte somit als ursäch-liche Erklärung für die deutliche Zunahme zwischen 1993 und 2016 eher unwahrscheinlich sein. Über eine positive Bestandsentwicklung des Halsbandschnäppers in den Streuobstwi-esen des Landes wird auch von Gatter (2007) berichtet. Der Gartenrotschwanz zeigt zwar nach dem bundesweiten Monitoring häufiger Brutvogelarten zwischen 1990 und 2009 eine leichte Bestandszunahme (Wahl et al. 2011), verbleibt aber aufgrund seiner langfristigen Bestandsabnahmen in der aktuellen Roten Liste Baden-Württembergs (Bauer et al. 2016) bzw. Deutschlands (Grüneberg et al. 2015) in der „Vorwarnliste“.

Vom Regierungspräsidium Stuttgart (2013) wird als Zielgröße für eine artenreiche Vogel-welt ein Baumbestand von 50–70 Bäumen/ha vorgeschlagen. In den untersuchten Streu-obstwiesen des Schönbuchs werden jedoch bei einem nahezu doppelt so dichten Baumbestand (Durchschnitt 120 Bäume/ha!) für einzelne Arten wie Gartenrotschwanz und Halsband-schnäpper Dichten erreicht, die zu den höch-sten in ganz Baden-Württemberg zählen. Einer unkritischen und pauschalen Anwendung ei-nes Zielwertes sollte daher mit entsprechen-der Vorsicht begegnet werden. Im Landkreis Böblingen sind mit Verweis auf dieses Leitbild bereits mehrfach Forderungen nach einer Hal-bierung des bisherigen Baumbestandes erhoben werden (D. Schmidt, Landratsamt Böblingen, mdl. Mitt.).

Die hier vorgelegte Untersuchung soll dazu anregen, auch in anderen Naturräumen des Lan-des gezielt Vogelgemeinschaften der Streuobst-flächen zu erheben, wobei die Probeflächen eine Mindestgröße von 30–40 ha aufweisen sollten. Um die Ergebnisse miteinander vergleichen zu können ist es darüber hinaus wichtig, jeweils genaue Flächenbeschreibungen vorzunehmen.

56 Ornithol. Jh. Bad.-Württ. 33 ● Heft 1/2 ● 2017

Danksagung

Manfred Nuber danke ich für wertvolle Hinwei-se zum Obstbaumbestand. Hartwig Stadelmai-er gab bereitwillig Auskunft über seine 1993 durchgeführten Erhebungen. Nils Anthes und Ann-Marie Ackermann erstellten das Summa-ry. Nils Anthes und Paul Mann gaben kritische Hinweise zum Manuskript. Christine Mödinger erstellte die Karte des Untersuchungsgebietes. Johannes Mayer bereicherte den Aufsatz durch Bilder von Halsbandschnäpper und Sumpfmei-se. Ihnen allen sei herzlich gedankt.

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The breeding bird community of an orchard meadow in the Schönbuch area: comparison of 2016 with 1993

The breeding bird community of a 65.2 ha orchard meadow at the southern Schönbuch slope near Herrenberg-Kayh was mapped in 2016 (39 species, 373 territories). Dominant species included Great Tit (Parus major), Common Starling (Sturnus vulgaris), Tree Sparrow (Passer montanus), Common Redstart (Phoenicurus phoenicurus), Blue Tit (Parus caeruleus), Collared Flycatcher (Ficedula albicollis), Marsh Tit (Parus palustris) and Blackcap (Sylvia atricapilla). Comparably high densities were found for Common Redstart (4.6 territories per 10 ha) and Blackcap (3.99 territories per 10 ha). These two species also showed a particularly pronounced increase in population size compared to a similar survey in 1993, when Marsh Tits were entirely lacking. Cavity-nesting birds made up 32 of 39 species (82.1 %) and 310 of 373 territories (83.1 %). Nine species, with 158 territories (42.4 %), are referenced in the current Red List of threatened bird species in Germany or the federal state of Baden-Württemberg (incl. category near-threatened), emphasizing the value of orchard meadows as a habitat for endangered bird species.