Die Charité – Universitätsmedizin Berlin implementierte 2010 mit dem Modellstudiengang ein...

1
Die Charité – Universitätsmedizin Berlin implementierte 2010 mit dem Modellstudiengang ein patientenbezogenes Curriculum, in dem ein kontinuierlicher Patientenkontakt der Studierenden vom ersten Tag an gewährleistet wird. Dieser frühe Patientenkontakt und die damit verbundene Konfrontation mit dem Krankenhausalltag hilft Studierenden das Gelernte in einen realen Kontext zu setzen und sich professionell zu sozialisieren 1 . Im Rahmen einer Delphi-Studie werden „Entrustable Professional Activities“ 2 (EPAs) als übergreifende Outcomes für den Modellstudiengang Medizin bzw. die daraus hervorgehenden weiterbildungsbefähigten Ärzte (Core EPAs) ermittelt, um das patientenbezogene Curriculum sowohl für die Studierenden als auch für die Fakultät transparent zu strukturieren. EPAs im Medizinstudium: eine Delphi-Studie Ylva Holzhausen, Asja Maaz & Harm Peters Charité – Universitätsmedizin Berlin, Dieter Scheffner Fachzentrum Die Studie zielt darauf ab EPAs zu identifizieren, die Assistenzärzte/innen in den ersten Tagen ihrer ärztlichen Weiterbildung ohne direkte Supervision beherrschen sollten. Zu jeder EPA wird eine Beschreibung entwickelt, der Schwierigkeitsgrad eingeschätzt sowie das nötige Wissen und die nötigen Haltungen und Fertigkeiten identifiziert. Es wurden praktizierende Ärzte aus verschiedenen Fachrichtungen der Charité eingeladen, an der online gestützten Delphi-Studie mit drei Runden teilzunehmen. Voraussetzungen für die Teilnahme waren Expertise in der curricularen Planung und aktive Mitgestaltung des Modellstudiengangs. Vorab erhielten die Teilnehmenden in einer Informationsveranstaltung eine Einführung in das Konzept der EPAs. Die erste Runde der Delphi-Studie läuft von August bis Ende September 2014. Die Probanden erhalten in der ersten Runde den Titel und eine kurze Beschreibung von 12 EPAs. Zur Ergebnisvalidierung werden zwei weitere Runden durchgeführt. In einer Fokusgruppe werden im Anschluss Wissen, Haltungen und Fertigkeiten bestimmt, die für die jeweilige EPA relevant sind. Stichprobenbeschreibung: Statistische Analyse: Es wurde ein Content Validity Index (CVI) bestimmt 3 , der die eingeschätzte Relevanz der EPAs wiedergibt. Ein CVI von 80% repräsentiert eine ausreichende Inhaltsvalidität. Item Antwortmöglichkeit Relevanz der EPA Verständlichkeit des Titels Vollständigkeit der Beschreibung trifft nicht zu / trifft eher nicht zu / trifft eher zu / trifft zu Akzeptanz des Titels Akzeptanz der Beschreibung akzeptieren /ergänzen/verändern Freitext Schwierigkeitsgrad der EPA schwer / angemessen / einfach Hinzufügen weiterer (fehlender) EPAs Freitext Hintergrund Zielstellung Methode Die Bewertung der Relevanz der EPAs zeigt, dass neun EPAs den CVI von 80% überschreiten. Nur drei EPAs werden als nicht relevant eingeschätzt. Einschätzung der Relevanz: n 20 / 40 (50 %) Geschlecht = 60% Fachrichtung 12 / 22 (55 %) Alter M = 44.6 (SD = 8) Arbeitserfahrung (Jahre) M = 18.11 (SD =7.3) Supervisionserfahrung (Jahre) M = 14 (SD = 6.1) Vorläufige Ergebnisse EPA CVI (Mittelwer t) 1 Anamnese erheben, körperliche Untersuchung durchführen und strukturierte Problemliste erstellen 95 (3.65) 2 Diagnostischen Aufarbeitungsplan erstellen und umsetzen 90 (3.3) 3 Untersuchungsergebnisse interpretieren und darauf reagieren 80 (3.3) 4 Behandlungsplan erstellen und umsetzen 80 (3.15) 5 Krankengeschichte eines Patienten vorstellen 80 3.53) 6 Beste Evidenz für besondere Fragestellungen zusammenstellen und auf den individuellen Patienten anwenden 65 (2.9) 7 Einverständnis für Untersuchungen und Prozeduren einholen 90 (3.6) 8 Ärztliche Prozeduren durchführen 90 (3.45) 9 Patienten informieren, beraten und schulen 60 (2.94) 10 Patientenübergabe vornehmen und entgegennehmen 90 (3.6) 11 Patientenbericht verfassen 80 (3.25) 12 Notfallsituationen erkennen und handeln 75 (3.3) Zusammenfassung und Ausblick Referenzen 1. Dornan T, Littlewood S, Margolis SA, Scherpbier A, Spencer J, Ypinazar V. How can experience in clinical community settings contribute to early medical education? A BEME systematic review Med Teach 2006; 28 (1):3–18. 2. ten Cate O. Entrustability of professional activities and competency-based training. Med Educ. 2005 Dec;39(12):1176-7. 3. Lynn MR. Determination and quantification of content validity. Nurs Res. 1986;35(6):382–385. 4. Core entrustable professional´activities for entering residency (CEPAER). Available at https://www.mededportal.org/icollaborative/resource/887 ylva.holzhausen@charite. de Die Identifikation und Charakterisierung von Core EPAs als übergreifende Outcomes für den Modellstudiengang dienen dazu, das patientenbezogene Curriculum der Charité zu verdeutlichen und transparent darzustellen. Die Liste der bislang formulierten EPAs zeigt eine große Übereinstimmung mit international identifizierten EPAs für das Medizinstudium 4 und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Validierung von internationalen Core EPAs. Die Delphi-Methode erlaubt es, dass die Fakultätsmitglieder aktiv in den Prozess der EPA- Definition mit einbezogen werden und gleichzeitig innerhalb der Charité eine größtmögliche Akzeptanz der Outcomes für den Modellstudiengang gewährleistet wird. This project has received funding from the European Union’s Seventh Framework Programme for research, technological development and demonstration under grant agreement no 619349.

Transcript of Die Charité – Universitätsmedizin Berlin implementierte 2010 mit dem Modellstudiengang ein...

Page 1: Die Charité – Universitätsmedizin Berlin implementierte 2010 mit dem Modellstudiengang ein patientenbezogenes Curriculum, in dem ein kontinuierlicher Patientenkontakt.

Die Charité – Universitätsmedizin Berlin implementierte 2010 mit dem Modellstudiengang ein patientenbezogenes Curriculum, in dem ein kontinuierlicher Patientenkontakt der Studierenden vom ersten Tag an gewährleistet wird. Dieser frühe Patientenkontakt und die damit verbundene Konfrontation mit dem Krankenhausalltag hilft Studierenden das Gelernte in einen realen Kontext zu setzen und sich professionell zu sozialisieren1. Im Rahmen einer Delphi-Studie werden „Entrustable Professional Activities“2 (EPAs) als übergreifende Outcomes für den Modellstudiengang Medizin bzw. die daraus hervorgehenden weiterbildungsbefähigten Ärzte (Core EPAs) ermittelt, um das patientenbezogene Curriculum sowohl für die Studierenden als auch für die Fakultät transparent zu strukturieren.

EPAs im Medizinstudium: eine Delphi-StudieYlva Holzhausen, Asja Maaz & Harm Peters

Charité – Universitätsmedizin Berlin, Dieter Scheffner Fachzentrum

Die Studie zielt darauf ab EPAs zu identifizieren, die Assistenzärzte/innen in den ersten Tagen ihrer ärztlichen Weiterbildung ohne direkte Supervision beherrschen sollten. Zu jeder EPA wird eine Beschreibung entwickelt, der Schwierigkeitsgrad eingeschätzt sowie das nötige Wissen und die nötigen Haltungen und Fertigkeiten identifiziert.

Es wurden praktizierende Ärzte aus verschiedenen Fachrichtungen der Charité eingeladen, an der online gestützten Delphi-Studie mit drei Runden teilzunehmen. Voraussetzungen für die Teilnahme waren Expertise in der curricularen Planung und aktive Mitgestaltung des Modellstudiengangs. Vorab erhielten die Teilnehmenden in einer Informationsveranstaltung eine Einführung in das Konzept der EPAs.Die erste Runde der Delphi-Studie läuft von August bis Ende September 2014. Die Probanden erhalten in der ersten Runde den Titel und eine kurze Beschreibung von 12 EPAs. Zur Ergebnisvalidierung werden zwei weitere Runden durchgeführt. In einer Fokusgruppe werden im Anschluss Wissen, Haltungen und Fertigkeiten bestimmt, die für die jeweilige EPA relevant sind.

Erhebungsinstrument (Auszug):

Stichprobenbeschreibung:

Statistische Analyse:Es wurde ein Content Validity Index (CVI) bestimmt3, der die eingeschätzte Relevanz der EPAs wiedergibt. Ein CVI von 80% repräsentiert eine ausreichende Inhaltsvalidität.

Item AntwortmöglichkeitRelevanz der EPAVerständlichkeit des TitelsVollständigkeit der Beschreibung

trifft nicht zu / trifft eher nicht zu /trifft eher zu / trifft zu

Akzeptanz des TitelsAkzeptanz der Beschreibung

akzeptieren /ergänzen/verändernFreitext

Schwierigkeitsgrad der EPA schwer / angemessen / einfach

Hinzufügen weiterer (fehlender) EPAs Freitext

Hintergrund

Zielstellung

Methode

Die Bewertung der Relevanz der EPAs zeigt, dass neun EPAs den CVI von 80% überschreiten. Nur drei EPAs werden als nicht relevant eingeschätzt.

Einschätzung der Relevanz:

n 20 / 40 (50 %)

Geschlecht ♂ = 60%

Fachrichtung 12 / 22 (55 %)

Alter M = 44.6 (SD = 8)

Arbeitserfahrung (Jahre) M = 18.11 (SD =7.3)

Supervisionserfahrung (Jahre) M = 14 (SD = 6.1)

Vorläufige Ergebnisse

  EPA CVI (Mittelwert)

1 Anamnese erheben, körperliche Untersuchung durchführen und strukturierte Problemliste erstellen

 95(3.65)

2 Diagnostischen Aufarbeitungsplan erstellen und umsetzen  90(3.3)

3 Untersuchungsergebnisse interpretieren und darauf reagieren  80(3.3)

4 Behandlungsplan erstellen und umsetzen  80(3.15)

5 Krankengeschichte eines Patienten vorstellen  803.53)

6 Beste Evidenz für besondere Fragestellungen zusammenstellen und auf den individuellen Patienten anwenden

 65(2.9)

7 Einverständnis für Untersuchungen und Prozeduren einholen  90(3.6)

8 Ärztliche Prozeduren durchführen 90(3.45)

9 Patienten informieren, beraten und schulen  60(2.94)

10 Patientenübergabe vornehmen und entgegennehmen  90(3.6)

11 Patientenbericht verfassen  80(3.25)

12 Notfallsituationen erkennen und handeln  75(3.3)

Zusammenfassung und Ausblick

Referenzen1. Dornan T, Littlewood S, Margolis SA, Scherpbier A, Spencer J, Ypinazar V. How can experience in clinical community settings contribute to early medical education? A BEME systematic review Med Teach 2006; 28 (1):3–18. 2. ten Cate O. Entrustability of professional activities and competency-based training. Med Educ. 2005 Dec;39(12):1176-7.3. Lynn MR. Determination and quantification of content validity. Nurs Res. 1986;35(6):382–385.4. Core entrustable professional´activities for entering residency (CEPAER). Available at https://www.mededportal.org/icollaborative/resource/887

[email protected]

Die Identifikation und Charakterisierung von Core EPAs als übergreifende Outcomes für den Modellstudiengang dienen dazu, das patientenbezogene Curriculum der Charité zu verdeutlichen und transparent darzustellen. Die Liste der bislang formulierten EPAs zeigt eine große Übereinstimmung mit international identifizierten EPAs für das Medizinstudium4 und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Validierung von internationalen Core EPAs.Die Delphi-Methode erlaubt es, dass die Fakultätsmitglieder aktiv in den Prozess der EPA-Definition mit einbezogen werden und gleichzeitig innerhalb der Charité eine größtmögliche Akzeptanz der Outcomes für den Modellstudiengang gewährleistet wird.

This project has received funding from the European Union’s Seventh Framework Programme for research, technological development and demonstration under grant agreement no 619349.