Die Entführung

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Die Entführung Junges Musiktheater nach der Oper von Wolfgang Amadeus Mozart Zusätzliche Musik von Claas Sandbothe Materialien

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Die Entführung

Junges Musiktheater nach derOper von Wolfgang Amadeus Mozart

Zusätzliche Musik von Claas Sandbothe

Materialien

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Liebe Lehrerinnen und Lehrer,liebe Pädagoginnen und Pädagogen,liebe Leserinnen und Leser,

Erleben Sie Mozarts Oper „Entführung aus dem Serail“ in einem neuen Gewand: Die Handlung der Oper bleibt grundsätzlich erhalten, wird aber ins Hier und Jetzt verlagert, die Darsteller sprechen Alltagssprache, um die Oper für jungen Zuschauer besser erfahrbar zu machen.

Es gibt Fragen, die uns heute wie zu Zeiten Mozarts beschäftigen. Sie betreffen zwischenmenschliche Beziehungen genauso wie das Leben in einer Gesellschaft, die von den Einflüssen verschiedener Kulturen und Traditionen geprägt ist. Solche Fragen könnten sein: Wann wird Traditionsliebe zu Engstirnigkeit, wann Stolz auf die eigene Kultur zu Arroganz? Wo wird Treue und Loyalität zu Abhängigkeit – und wo geht Liebe in Machtausübung und Gewalt über?

In unserer Lüneburger Inszenierung treffen die klassisch gesungenen Arien der Oper auf Rapund Pop. Gesungen und gesprochen wird in deutscher als auch in arabischer Sprache.Die beiden Darsteller des Bassa Selim und des Osmin stammen aus Syrien.Dem klassischen Musikstück verleiht dies eine neue Farbe, die nicht etwas auf die Diskrepanz zwischen den Kulturen aufzeigen soll, sondern vielmehr die Tatsache, dass es nicht eines gemeinsamen Vokabulars bedarf, um sich zu verständigen. Obwohl die arabischen Parts nicht übersetzt werden, wird das Publikum den Inhalt über die Emotionen verstehen. Es spielen die Lüneburger Symphoniker, dazu wird ein DJ live auf der Bühne performen.

Innerhalb des Landkreises Lüneburg bieten wir gerne Einführungen an. Bitte melden Sie sich bei Interesse bei Sabine Bahnsen ([email protected]).

Wir wünschen allen Zuschauern einen spannenden Theaterbesuch.

Herzlich,Ihr Team Junges Theater T3

Lüneburg, den 07.04.2018

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InhaltsverzeichnisSeite

Zur InszenierungBesetzung 2Das Regieteam 3-5

HintergründeDie Komponisten 6-7Die Handlung 8Die Musik 9Die Themenfelder 10

Vor- und NachbereitungOperndetektive 11Im Chor mit den Texten der Oper spielen 11-14Mein Lieblingsmoment 14Einmal Kostümbildner/in sein! 15Kulturelle Vielfalt in Beziehungen 16-17

Impressum:Herausgeber: Theater Lüneburg GmbHAn den Reeperbahnen 321335 Lüneburg Intendant: Hajo FouquetLeiterin Junges Theater: Sabine BahnsenRedaktion & Gestaltung: Petra FlindtFotos: Andreas TammeRedaktionsschluss: 07.04.2018Änderungen vorbehalten

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Besetzung

„Die Entführung“ - Junges Musiktheater nach derOper von Amadeus Wolfgang Mozart

Zusätzliche Musik von Claas Sandbothe

Darsteller:

Konstanze Franca Kraneis

Blondchen Sarah Hanikel

Belmonte Marcus Elsäßer

Pedrillio Alexander Tremmel

Osmin Maxim Yaghi

Bassa Selim Siar Amrico

Jugendliche Nike Just, Lillian Matern, Anton Frederick von Mansberg, Jakob Linus Ort, sowie Schüler/innender Oberschule am Wasserturm

Inszenierung Friedrich von Mansberg

Musikalische Leitung Phillip Barczewski

Bühnen- und Kostümbild Barbara Bloch

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Das Regieteam:

Friedrich von Mansberg

Der Lüneburger Friedrich von Mansberg studierte Anglistik und Germanistik an der Georg-August-Universität in Göttingen. Er absolvierte ein Auslandsstudium in Santa Barbara, CA, USA und nahm parallel ein Gesangsstudium bei Sterling Branton auf. In Deutschland setzte er sein Gesangsstudiumbei Prof. Charlotte Lehmann in Hannover und Würzburg sowie bei Dr. Ernst Huber-Contwig an der Musikhochschule Bremen fort. Gastverträge führten ihn unter anderem an die Theater Lüneburg, Heidelberg, Göttingen und Trier, zu den Göttinger Händelfestspielen, an die Stadtoper Soest sowie zum Bodenseefestival.

Von 2007 bis 2010 war Friedrich von Mansberg Dramaturg für das Musiktheater und Schulkontakteam Theater Lüneburg. Zu den wichtigsten Projekten dieser Zeit zählen unter anderem Reaching Out– Theater und junge Menschen, Leonard Bersteins Mass in der St. Johanniskirche, die Neukomposition eines Musicals mit Studierenden der Leuphana Universität Lüneburg sowie die Theater-Flatrate für Schulen und Kindergärten. Seit 2010 ist Friedrich von Mansberg Chefdramaturg am Theater Lüneburg und seit 2011 außerdem Stellvertreter des Intendanten. Zudemist er Mit-Initiator des Semestertickets Kultur.

Neben seiner Tätigkeit als Chefdramaturg trat er bereits mehrfach als Regisseur am Theater Lüneburg in Erscheinung. Er inszenierte in den vergangenen Spielzeiten unter anderem Die weiße Rose, Orpheus und Eurydike, Dracula, Julius Caesar, Die letzten fünf Jahre, Dreizehn, Werther, Hänsel und Gretel, Fame und Babytalk. Darüber hinaus schrieb er, gemeinsam mit Nilufar K. Münzing den Text der Musical-Uraufführung Tod im Turm (Musik von Thilo Wolf). In der Spielzeit 2015/16 zeichnete er für die Inszenierung von Fast normal (Next to Normal) und für die Inszenierung sowie das Manuskript von Sterntaler und Rabenhexe.

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Phillip Barczewski

Phillip Barczewski wurde 1988 geboren und war von 2008 bis 2015 beim IMPULS-Festival für neue Musik in Sachsen-Anhalt als Musikalischer Leiter der Musiktheater-Jugendprojekte engagiert und dirigierte verschiedene Konzerte mit Solisten wie Carmen-Maja Antoni, Axel Prahl und Jaecki Schwarz.Als Gast stand Barczewski unter anderem am Pult der Anhaltischen Philharmonie Dessau, der Kammerakademie Halle, des Philharmonischen Kammerorchesters Wernigerode, der Lüneburger Symphoniker, der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie Schönebeck, des Orchesters des Nordharzer Städtebundtheaters und der Staatskapelle Halle.Im Sommer 2013 und 2014 assistierte und dirigierte er bei den Operncamps der Wiener Philharmoniker im Rahmen der Salzburger Festspiele Falstaff, Die Meistersinger von Nürnberg, Il Trovatore und Fierrabras in Fassungen für Kinder.Am Theater Lüneburg studierte er die Opern Neues vom Tage sowie Die Zauberflöte als Assistent mit ein und übernahm die musikalische Leitung von Stravinskys Die Geschichte vom Soldaten in einer Produktion des Theater-Konglomerats Lüneburg.Phillip Barczewski studierte Musikwissenschaft und Geschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Am Institut für Musik arbeitete er dort für Prof. Tomi Mäkelä. Am Conservatorium Maastricht schloss er sein Studium im Fach Dirigieren bei Enrico Delamboye, Thomas Dorsch und Jan Stulen im Sommer 2016 ab. Barczewski ist Richard-Wagner-Stipendiat.

Seit August 2016 ist er Chordirektor mit Dirigierverpflichtung und stellvertretender Studienleiter am Theater Lüneburg, seit der Spielzeit 2017/18 Chordirektor und 2. Kapellmeister.

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Barbara Bloch

Barbara Bloch stammt aus München und studierte Bühnen- und Kostümbild am Salzburger Mozarteum, an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, bei den Professoren H. B. Galleeund H. Kapplmüller. Während ihres Studiums sammelte sie erste Erfahrungen im Bereich Bühnen- und Kostümbild an den Münchner Kammerspielen und bei den Salzburger Festspielen und realisierte erste eigene Entwürfe für ein Projekt mit George Tabori in Zusammenarbeit mit der Oper Leipzig. Es folgten Arbeiten für die Kreuzgangspiele Feuchtwangen unter Imo Moszkowicz.

Seit 1995 ist Barbara Bloch für das Theater Lüneburg in den Sparten Schauspiel, Ballett und Musiktheater als Bühnen- und Kostümbildnerin tätig und leitet die künstlerischen Werkstätten. Darüber hinaus führten sie seit 2000 Arbeiten zu den Burgfestspielen Jagsthausen, ans Theater Lübeck, Theater Regensburg, Stadttheater Bremerhaven sowie ans Theater Chemnitz. 2014 arbeitete sie für das Staatstheater Braunschweig in der Sparte Musical.

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Die Komponisten

Wolfgang Amadeus Mozart wurde am 27. Januar 1756 als Sohn des Komponisten und Musiktheoretikers Leopold Mozart in Salzburg, Österreich geboren.

Er gilt neben Haydn und Beethoven als wichtigster Vertreter der Musikepoche Wiener Klassik. Schon als kleiner Junge, mit gerade einmal fünf Jahren, trat er gemeinsam mit seiner Schwester Maria Anna (genannt Nannerl) das erste Mal öffentlich auf. Aufgrund seines hervorragenden Instrumentalspiels auf dem Cembalo und der Violine, aber auch aufgrund seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten als Komponist, galt er als „Wunderkind“.

Immer auf der Suche nach Auftrittsmöglichkeiten und Festanstellungen war Mozart insgesamt über zehn Jahre, also fast ein Drittel seines Lebens, auf Reisen.Auf einer dieser Reisen lernte er auch Constanze Wagner, seine spätere Frau kennen.

Zeit seines Lebens hatte Mozart Probleme mit der Obrigkeit, welche oft seine Arbeitgeber darstellte. Daher entschied sich Mozart dazu, als freier Musiker und Komponist in Wien zu arbeiten.Das Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“ entstand im Jahr 1782. Es gibt Vermutungen, dass Mozart der Figur Belmonte aus der „Entführung aus dem Serail“ deswegen so viele Arien geschrieben hatte, weil auch er, genau wie die Opernrolle, eine Constanze liebte. Bewiesen ist diese Vermutung jedoch nicht.

Obwohl andere Werke Mozarts wie „Die Zauberflöte“ heute viel bekannter sind als die „Enführung aus dem Serail“, war dieses Singspiel zu seinen Lebzeiten sein größter Erfolg. Es gilt als erste deutsche Oper und ermöglichte Mozart den lang ersehnten Start in eine Existenz als unabhängiger Künstler.

Für die damaligen Verhältnisse verdiente Mozart sehr gut. Nur leider überstieg sein Lebensstil seine Einnahmen, weswegen er ständig Geldprobleme hatte.Mozart starb schließlich im Alter von nicht ganz 36 Jahren am 5. Dezember 1791,

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vermutlich an Herz- und Organversagen. Er selbst war allerdings der Meinung, vergiftet worden zu sein.

Er hat in seinem kurzen Leben 22 Opern, 18 Messen, rund 60 Sinfonien, 23 Klavierkonzertesowie zahlreiche andere musikalische Werke verfasst. Sein Gesamtwerk umfasst etwa 170 CDs, was einer Spieldauer von ca. 185 Stunden, bzw. fast 8 Tagen entspricht.Dass Mozart ein Theaterpraktiker war bemerkt man vor allem daran, dass beispielsweise Belmontes erste Arie zwar beeindruckend klingt, jedoch noch keine großen Anforderungen an den Sänger stellt. Die stimmlichen Herausforderungen kommen erst im Laufe der Oper. Mozart wusste genau, dass ein Stimme sich erst einmal „warm machen“ muss.

Claas Sandbothe, Berufsmusiker und Musikpädagoge, spielt seit seinem 9. Lebensjahr Schlagzeug und Percussion. Seit 20 Jahren ist er außerdem als DJ aktiv. Der Autodidakt ist sowohl als Instrumentalist wie auch als DJ in vielen Stilrichtungen zuhause. Funk, Jazz, Rock, HipHop u.v.m. Seit 13 Jahren beschäftigt er sich mit unterschiedlichen Folkrichtungen, seit 5 Jahren vor allem auch mit Klezmermusik. Hierbei hat er das Löffelspiel für sich entdeckt. Damit sorgte er bereits bei den Bands Trillke Trio (Hildesheim), Ayassa (Hannover), Trio Radio Marelli (Italien) und anderen für Aufsehen und -horchen.

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Die Handlung der Oper von Mozart

Erster Akt

Piraten haben das Schiff des Spaniers Belmonte überfallen und seine Braut Konstanze, ihre Dienerin Blondchen und deren Freund Pedrillo gefangen genommen. Alle drei sind an BassaSelim als Sklaven verkauft worden und leben nun in dessen Serail (Palast). Der schlaue Pedrillo hat Bassa Selims Vertrauen gewonnen und ist Aufseher der Gärten geworden. Auf diese Weise ist es ihm gelungen, Belmonte eine Nachricht zu schicken. Belmonte findet das Anwesen, wird aber vom Aufseher Osmin abgewiesen.Bassa Selim wirbt um Konstanze, sie bleibt jedoch standhaft und sehnt sich nach ihrem geliebten Bräutigam. Schließlich gelingt es Pedrillo, Belmonte als Baumeister im Serail einzuführen. Osmin, der Fremde grundsätzlich nicht mag, ist dagegen.

Zweiter Akt

Osmin hat ein Auge auf Blondchen geworfen, sie wehrt jedoch seine plumpen Annäherungsversuche gekonnt ab. Auch Bassa Selim hat bei Konstanze keinen Erfolg – lieber würde sie „Martern aller Art“ (Arie) ertragen, als Belmonte untreu zu werden.Inzwischen bereiten Pedrillo und Belmonte die Entführung ihrer Mädchen vor.Pedrillo verleitet Osmin, Wein zu trinken (in den er ein Schlafmittel gemischt hat!). Anfangsweigert sich Osmin zwar – die islamische Religion verbietet den Genuss von Wein -, aber schließlich kommt er auf den Geschmack. Der Wein tut bald seine Wirkung.

Dritter Akt

Ein nächtliches Ständchen von Pedrillo soll das Zeichen für die Entführung sein. Belmonte und Konstanze, Pedrillo und Blondchen werden jedoch bei ihrem Fluchtversuch von einem Sklaven ertappt, der dies sofort Osmin meldet. Dieser wird langsam aus seinem „Weinschlaf“ wieder wach und schwelgt in Rache. Zu allem Unglück stellt sich noch heraus, dass Belmonte der Sohn eines Spaniers ist, der Bassa Selim einst aus dem Land vertrieben und ihn um sein Vermögen gebracht hat! Belmonte und Konstanze rechnen mit dem Schlimmsten und bereiten sich auf den Tod vor.Zum Erstaunen aller erweist sich Bassa Selim schließlich als großmütig: Er will das erlitteneUnrecht nicht wieder mit Unrecht vergelten und gibt den Paaren die Freiheit – auch Konstanze lässt er gehen, die er gerne zur Frau hätte.In einem Schlusschor loben alle Bassa Selims edle Gesinnung.

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Die Musik

Mozarts Werk „Die Entführung aus dem Serail“ enthält Merkmale eines Singspiels und einer Oper: bei einem Singspiel wird gesprochener Text kombiniert mit Duetten, Terzetten und Arien mit liedhaften Melodien, ebenso sind Tänze enthalten und am Schluss ein Chor. Ineiner Oper überwiegt der Musikanteil, Texte werden als Rezitative gesungen und die Melodien der Arien sind kunstvoller und ausdrucksstärker.

Rap (englisch „Plauderei, Unterhaltung“, englisch to rap: „plaudern, schwatzen“) ist ein schneller, rhythmischer und markanter Sprechgesang in der populären Musik und Teil der Kultur der HipHop Szene. To rap (deutsch auch „klopfen bzw. pochen“) deutet die Art der Musik und des Sprechgesangs an. Heute hat sich der Rap teilweise von seinen Wurzeln gelöst und wird auch in anderen Musikstilen eingesetzt, z.B. im Pop, Eurodance, Crossover, Digital Hardcore und Nu-Metal. Besonders im Bereich unkommerzieller Rap-Musik, wie dem sogenannten Untergrund-Rap, ist eine deutliche Abgrenzung zur ursprünglichen Hip-Hop-Musik erkennbar.

Quelle: Wikepedia

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Die Themenfelder

In unserer Inszenierung werden menschliche Themen im Zusammenhang mit den Problemender interkulturellen Verständigung verhandelt. Der zeitliche Rahmen der Inszenierung ist in die Gegenwart verlagert, um die Aktualität der Themen in einen für alle Zuschauer erfahrungsnahen Kontext zu bringen. Es geht um subtile Formen der Machtausübung und Abhängigkeit, Treue und Verrat, die durch den Konflikt wie Verständigungsversuche zwischen Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergrund bestimmt werden. Wir wollen die Interpretation von Mozarts zeitlosem Werk zum Anlass nehmen, Möglichkeiten der gegenseitigen Annäherung zu entdecken und beziehen dabei auch die arabische Sprache und arabische Darsteller mit ein.

Eines der wichtigsten Themen ist das Thema der Treue, das als Treue zu traditionellen, religiösen und kulturellen Werten in der Figur des Osmin am stärksten ausgeprägt ist. Blondeist der Meinung, dass jeder Mensch eine persönliche Freiheit des Willens und Handels hat. Außerdem ist sie von der Gleichheit der sozialen Schichten und Geschlechter überzeugt. Die Auseinandersetzung beider hierüber führt zu Streitszenen, die durchaus komische Züge tragen und die Problematik auf augenzwinkernde Weise und ohne moralischen Zeigefinger darlegen. Konstanzes Treue zu Belmonte wiederum ist so groß, dass sie bereit ist, auch in größter existientieller Bedrängnis zu ihrem Geliebten zu stehen.

Unterschiedliche Formen von Abhängigkeit sind ein weiteres wichtiges Thema: Im der Inszenierung geht es vordergründig um konkrete Macht, aber auch um emotionale Abhängigkeiten, wie zum Beispiel Selims Faszination für eine Frau, die zwar äußerlich von ihm abhängig ist, der er aber emotional komplett verfallen ist. Die „sklavische“ Abhängigkeit eines Pedrillo oder einer Blonde wiederum setzen sich heute für viele Menschen auf der ökonomischen Ebene fort.

Schließlich geht es hier auch um Verständigungsbereitschaft, Ehrlichkeit, Offenheit, Respektund Vergebung: So begehrt Osmin Blonde und versucht, sie zur Liebe zu zwingen. Blonde versucht dagegen, ihm zu verstehen zu geben, dass man so mit europäischen Mädchen nicht umspringt. Konstanze steht offen und kompromisslos zu Belmonte, obwohl sie Selim respektiert.

Selim ist derjenige, für den das Dilemma zwischen persönlicher Liebe und dem Zwang, entsprechend den traditionellen Werten zu handeln, am deutlichsten hervortritt. Zwar ist er von äußerlichen Zwängen frei, muss sich aber auch gleichzeitig vor seinen Landsleuten verantworten. Sein Dilemma kommt den kulturellen Konflikten der Generation von jungen, in Deutschland aufgewachsenen Türken vielleicht am nächsten. Er liebt Konstanze, aber trifft schließlich aus freien Stücken die Entscheidung, sie und Belmonte trotz des misslungenen Entführungsversuches und entgegen seinen persönlichen Wünschen und Neigungen gehen zu lassen – und das, obwohl sein muslimischer Glaube ihm nicht nur die Legitimation verschafft, sondern auch Druck auf ihn ausübt, sich Konstanze zu unterwerfen und sich zu rächen. Am Ende trifft er eine über sich selbst hinausweisende Entscheidung zugunsten der Anderen und widersteht der Versuchung, von seiner Macht Gebrauch zu machen.

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Vorschläge zur Vor- und Nachbereitung des Stückes

Operndetektive

Ziel: Schärfung der Wahrnehmung während des Opernbesuches

Teilen Sie die Schüler/innen in Kleingruppen auf und geben Sie jeder Gruppe einen Beobachtungsauftrag. Die Beobachtung soll aber ohne Zettel und Stift geschehen, denn das Wissen allein, dass auf verschiedene Dinge geachtet werden soll, schärft die Wahrnehmung des Stückes.

Beispiele für Beobachtungsaufgaben:- aufregende Augenblicke- Gruselige Augenblicke- Leise/Laute Augenblicke- Traurige Augenblicke- Spannende Augenblicke- Lustige Augenblicke- wird nur gesungen oder auch gesprochen?- Wie sieht das Bühnenbild aus?- Welche Kostüme tragen die Darsteller?

In der Nachbereitung können Sie die Eindrücke der Gruppen sammeln und diskutieren. Dabei gilt: jeder nimmt ein Geschehen auf unterschiedliche Weise wahr, es gibt als kein richtig oder falsch.

Im Chor mit Texten der Oper spielen

Ziel: Annäherung an den Text, erfahren, wie unterschiedlich etwas klingt, wenn es in unterschiedlichen Stimmungen gesprochen wird, erleben, wie sich die Energie durch einen Chor verstärkt, kennenlernen, wie es ist, einen Text zu singen

Mögliche Vorübungen für das chorische Sprechen:

a) AnkommenRaumgehen: zunächst jeder für sich ohne Blickkontakt zu anderen, dann mit „Weitwinkelblick“ gehen, Tempo zügig, Gehrichtungen wechseln. Dann verstohlener Blickkontakt, dann offenere und direkte bis „unverschämte“ Blickkontakte mit herausgestreckter Zunge oder Grimassen. Dann bei Begegnung für einen kurzen Moment vor dem anderen stehenbleiben mit ruhigen Blickkontakt ansehen, dann bei Begegnung dem anderen seinen Namen ins Ohr flüstern und schließlich in einem gemeinsamen Impuls hochspringen und dabei HOI! Ausrufen.

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b) Alle gegen einenZur Musik bewegen sich alle schnell im Raum. Auf Zuruf einer Zahl zwischen 1 und 10 bilden sich ganz schnell und spontan zwei Chorformationen, deren TN alle mit Blick auf die andere Gruppe fokussiert sind. Der eine Chor muss genau die zugerufene TN-Zahl haben, alle anderen gehören zum zweiten Chor.

c) Chorischer DialogZwei etwa gleichstarke Gruppen stehen einander auf etwa 5 m Distanz gegenüber. Einer gehtauf die andere Gruppe zu, nimmt eine spontane Pose ein, dazu zunächst mit einem Laut (später können auch ein Wort mit einer bestimmten Emotion dazukommen). Blickenergie und Körperspannung sind auf die Gegengruppe fokussiert und werden gehalten, bis die anderen der eigenen Gruppe in einem gemeinsamen Impuls Körperausdruck und Stimme chorisch verstärken. Dann zieht sich die Gruppe mit einem gemeinsamen Impuls wieder zurück und die andere Gruppe „antwortet“. Es soll sich ein schneller „Dialog“ entwickeln. Wichtig: nicht nachdenken, keine Absprache, sondern spontane Aktionen (der Körper ist hier kreativer als der Kopf).

Möglichkeiten mit dem Text der Oper zu arbeiten:

1. Wieder stehen sich zwei etwas gleichgroße Gruppen auf 5 m Distanz gegenüber. Die eine Gruppe bekommt den Text der klassischen Arie von Konstanze, die andere den Rap von Bassa Selim. Die Gruppen rufen sich den Text Zeile für Zeile oder Vers für Vers in verschiedenen Gefühlslagen und Ausdrucksmöglichkeiten zu:

Neutral – verliebt – wütend – geheimnisvoll – überdeutlich betonend – verbissen – fanatisch – konkurrierend – mit übertriebenen Gesten (große italienische Oper) – im Slang oder Dialekt – lispelnd oder lallend – mit Wiederholungen oder Pausen

2. Die eine Gruppe bekommt den Auftrag (mit Hilfe der Lehrkraft), die Arie der Konstanze auf der Melodie eines einfachen Volksliedes zu singen. Die andere Gruppe bekommt die Aufgabe, den Text von Bassa Selim zu rappen (evtl. mit Hilfe eines Schlaginstruments, das den Rhythmus vorgibt).

3. Die Aufgabe kann auch umgekehrt werden: Die Arie der Konstanze soll gerappt werden und der Text von Bassa Selim wird auf der Melodie eines Volksliedes gesungen.

4. Wenn es Schüler/innen in der Klasse gibt, deren Muttersprache Arabisch ist, können diese die Texte ins Arabische übersetzen und die Lieder auf Arabisch singen oder rappen. Die anderen Schüler/innen hören genau hin: wie klingen die Lieder in dieser Sprache, ist der Rhythmus beim Rappen ein anderer als in der deutschen Sprache?

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Liedertexte

Konstanze ist von Bassa Selim entführt worden. Er möchte ihre Liebe gewinnen, doch sie leidet unter der Trennung von ihrem Freund Belmonte und kann ihn nicht vergessen, was Bassa Selim wütend und traurig macht.

Konstanze: (klassische Arie)

Ach ich liebte, war so glücklich,kannte nicht der Liebe Schmerz;schwur ihm Treue, dem Geliebten,gab dahin mein ganzes Herz.

Doch wie schnell schwand meine Freude,Trennung war mein banges Los;und nun schwimmt mein Aug' in Tränen,Kummer ruht in meinem Schoss.

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Bassa Selim: (Rap)

Immer noch traurig, geliebte Konstanze,Immer noch Angst, voller Sorgen, Konstanze.Immer noch blass dein Gesicht voller Tränen.Immer noch lass ich für all mein Sehnen.

Weine doch nicht, weine nicht immer.Das macht mich fertig, macht’s viel schlimmer.Bettel doch nicht, bettel nicht immer.Das macht mir nur zornig; nie und nimmer!

Mein Lieblingsmoment

Ziel: Reflexion und Einordnen des Gesehenen, Erinnerung an das Stück körperlich präsent machen, Bühnenszenen selbst nachempfinden

Die Schüler/innen werden im Kreis nach ihren Lieblingsmomenten in der Oper gefragt. Jede/r soll dazu eine kurze, klare Bewegung mit einem Satz oder einem Geräusch finden. Wenn alle eine Aktion zu ihrem Moment gefunden haben, positionieren sich fünf Schüler/innen auf der „Bühne“. Die anderen sind das Publikum. Nacheinander werden die Momente vorgespielt. Die Zuschauer bringen nun die Momente in die Reihenfolge des Stückes.

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Einmal Kostümbildner/in sein!

Stell dir vor, du hast dich an einem Theater um die Stelle eines/einer Kostümbildner/in beworben und bekommen. Deine erste Aufgabe ist es, die Kostüme der Hauptpersonen von „Die Entführung“ zu entwerfen. Du kannst historische oder moderne Kostüme wählen. Du kannst die Figuren bemalen oder bekleben. Also los, zeig, was du kannst!

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Kulturelle Vielfalt in BeziehungenArbeitsaufgaben für die Schüler/innen

1. Woher kommst du?Ihr können eure Herkunft in einer kreativen und unterhaltsamen Form darstellen z.B. als Collage, Geschichte oder Gedicht. Zur Vorbereitung beantwortet folgende Fragen:

– Woher kommt deine Familie?– In welchen Städten und Ländern hast du bisher gelebt?– Welche Sprachen kannst du sprechen und welche Sprachen können deine Eltern und

Großeltern sprechen?– Welche Sprache sprecht ihr zuhause?– Beschreibe in Stichworten das Heimatland deiner Familie und zwar das, was dir am

wichtigsten ist und was dir am besten gefällt.

2. Begrüßungsrituale

Vergleicht in euer Klasse: Wie sehen Begrüßungsrituale in Deutschland aus und welche Begrüßungsrituale sind in anderen Ländern üblich? Die Rituale können von euch nachgespielt werden.

Begrüßungen in unterschiedliche Beziehungen– Freunde/Fremde des gleichen Geschlechts treffen sich– Freunde/Fremde unterschiedlichen Geschlechts treffen sich– Dir geht es gerade ganz schlecht/ganz gut und du triffst eine/n gute/n Freund/in– Sohn/Tochter begrüßt Vater/Mutter– Chef/in begrüßt Auszubildende/n– Großmutter/Großvater begrüßt Enkel/in– Lehrer/in begrüßt Schüler/in

3. Dem Fremden begegnen

– Erinnere dich an eine Situation, in der Menschen sich durch Merkmale wie Kleidung, Haarfarbe, Haartracht oder Verhalten so sehr von dem bisher gewohnten

unterschieden, dass du erschrocken, irritiert, abgestoßen, ängstlich oder misstrauisch warst?

– Beschreibe die Situation so genau wie möglich.– Beschreibe deine spontanen Gefühle und Gedanken.– Erzählt euch in Kleingruppe eure Situationen. Haben sich deine Gefühle und

Gedanken im Laufe der Begegnung geändert? Wodurch haben sie sich geändert?

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4. Checkliste BeziehungWas ist dir in einer Freundschaft/Liebesbeziehung wichtig?

– Schönheit– Musikgeschmack– Freizeitinteressen– Rauchen/Nichtrauchen– zuhören können– Religion– Herkunft– Umgang mit Konflikten– Führerschein/Auto– gemeinsame Ziele/Erwartungen

Hängt das, was jemanden in einer Beziehung wichtig ist, von seiner/ihrer Herkunft ab?

Diskutiert in euer Klasse:– Welche Arten der Beziehung kennst du?– Wie kommt es zu einer Beziehung?– Welche Regeln und Erwartungen gibt es in einer Beziehung?– Wodurch kommt es zu Konflikten in einer Beziehung?– Was macht eine gute Beziehung aus?– Was macht eine schlechte Beziehung aus?– Kann man auch mit jemanden zusammen sein, der eine andere Herkunft/Religion hat?– Kann man Zuneigung erzwingen?– Was wirkt sich Gewalt auf eine Beziehung aus?– Was passiert, in einer Beziehung, wenn die Machtverhältnisse unausgeglichen sind? – Seid ihr schon mal zurückgewiesen worden? Hattet ihr Rachegedanken?

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