Die Esskultur spaltet sich

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Iwan: Laut der zweiten großen Ernährungsstudie 2008 in Deutschland gelten zwei Drittel der Männer und rund die Hälfte der Frauen als übergewichtig, 20 Prozent davon werden als fettleibig eingestuft. Essen wir uns langsam aber sicher zu Tode? Groeneveld: Zu Tode, das ist etwas übertrieben. Allerdings steigt die Zahl übergewichtiger Menschen stetig. Doch ist nicht der Durchschnitt der Gesamtbevölkerung zu dick, sondern innerhalb der unterschiedlichen Bevölke- rungsschichten variieren die Prozentzahlen. Bedenklich ist, dass bei Kindern und Jugendlichen der Anteil an Übergewichtigen stark zunimmt. Iwan: Die Generation nach uns leidet also besonders an Übergewicht. Ist dafür ihre Fehlernährung verantwortlich? Groeneveld: Übergewicht würde ich nicht nur auf falsche Ernährung zurück- führen, sondern auf den gesamten Lebensstil. Bewegung ist ebenso wichtig. Baldacci: Heute fehlt das gesunde Mittelmaß. Mangelnde Bewegung ist ein Grund, zudem werden vermehrt Fertiggerichte und Fastfood konsumiert. Die Kombination von schlechten Kohlenhydraten und Fetten nimmt zu, mit eben diesen Folgen. Iwan: War denn früher alles besser? Hirschfelder: Nein. Wir müssen im Auge behalten, dass wir Essen und Trinken nicht verteufeln dürfen. Heute haben wir zumindest in den Industrieländern eine brillante Nährstoffversorgung. In früheren Zeiten des Mangels haben die Menschen versucht, Versäumtes nachzuholen. Verschiedene Errungenschaf- ten führten dazu, dass zu bestimmten Zeiten gegessen und getrunken wurde. Diese Chronologie haben wir aufgehoben. Wir suchen wie die Steinzeit- menschen permanent nach Nahrung, essen direkt und zu viel, und das führt zu den erwähnten Problemen. Iwan: Die Nahrung der Steinzeitmenschen war anders zusammengesetzt. Mit Ackerbau und Viehzucht änderte sich das Essverhalten. Ist diese Entwick- lung im Endeffekt für uns ein Nachteil? Hirschfelder: Das würde ich nicht so sehen. Dadurch war gesichert, dass der Mensch gleichmäßiger mit Nahrung versorgt wurde. Es ist auch nicht so, dass Getreidekost und Kohlenhydrate letztendlich schädlich sind. Es ist alles eine Frage von Energieaufnahme und Energieverbrauch. Das Verhältnis stimmt nicht mehr. Viele Leute essen nicht mehr bewusst und wir müssen uns nicht mehr wie früher bewegen, um unser Essen zu bekommen. Mitze: Eine Rolle spielt auch die Erziehung. Heute gibt es zudem die typischen Tageszeiten nicht mehr, zu denen sich die Familie um den Tisch versammelt. Und es wird alles gegessen, ob gesund oder ungesund. Problematisch ist, dass viele Leute über die Sättigung hinaus essen. | SPEZIAL 23 >>DIE ESSKULTUR SPALTET SICH<< Immer mehr Menschen sind übergewichtig. Ist unser moderner LEBENSSTIL die Ursache? TV-Moderatorin Alexa Iwan diskutiert darüber mit vier Experten. TEXT: MARION FISCHER | FOTOS: JAN LAUER

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Immer mehr Menschen sind übergewichtig. Ist unser moderner Lebensstil die Ursache? TV-Moderatorin Alexa Iwan diskutiert darüber mit vier Experten

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Page 1: Die Esskultur spaltet sich

Iwan: Laut der zweiten großen Ernährungsstudie 2008 in Deutschland geltenzwei Drittel der Männer und rund die Hälfte der Frauen als übergewichtig,20 Prozent davon werden als fettleibig eingestuft. Essen wir uns langsam abersicher zu Tode?Groeneveld: Zu Tode, das ist etwas übertrieben. Allerdings steigt die Zahlübergewichtiger Menschen stetig. Doch ist nicht der Durchschnitt derGesamtbevölkerung zu dick, sondern innerhalb der unterschiedlichen Bevölke-rungsschichten variieren die Prozentzahlen. Bedenklich ist, dass bei Kindernund Jugendlichen der Anteil an Übergewichtigen stark zunimmt.

Iwan: Die Generation nach uns leidet also besonders an Übergewicht. Istdafür ihre Fehlernährung verantwortlich?Groeneveld: Übergewicht würde ich nicht nur auf falsche Ernährung zurück-führen, sondern auf den gesamten Lebensstil. Bewegung ist ebenso wichtig.Baldacci: Heute fehlt das gesunde Mittelmaß. Mangelnde Bewegung ist einGrund, zudem werden vermehrt Fertiggerichte und Fastfood konsumiert. DieKombination von schlechten Kohlenhydraten und Fetten nimmt zu, mit ebendiesen Folgen.

Iwan: War denn früher alles besser?Hirschfelder: Nein. Wir müssen im Auge behalten, dass wir Essen und Trinkennicht verteufeln dürfen. Heute haben wir zumindest in den Industrieländerneine brillante Nährstoffversorgung. In früheren Zeiten des Mangels haben dieMenschen versucht, Versäumtes nachzuholen. Verschiedene Errungenschaf-ten führten dazu, dass zu bestimmten Zeiten gegessen und getrunken wurde.Diese Chronologie haben wir aufgehoben. Wir suchen wie die Steinzeit-menschen permanent nach Nahrung, essen direkt und zu viel, und das führtzu den erwähnten Problemen.

Iwan: Die Nahrung der Steinzeitmenschen war anders zusammengesetzt.Mit Ackerbau und Viehzucht änderte sich das Essverhalten. Ist diese Entwick-lung im Endeffekt für uns ein Nachteil?Hirschfelder: Das würde ich nicht so sehen. Dadurch war gesichert, dass derMensch gleichmäßiger mit Nahrung versorgt wurde. Es ist auch nicht so, dassGetreidekost und Kohlenhydrate letztendlich schädlich sind. Es ist alles eineFrage von Energieaufnahme und Energieverbrauch. Das Verhältnis stimmtnicht mehr. Viele Leute essen nicht mehr bewusst und wir müssen uns nichtmehr wie früher bewegen, um unser Essen zu bekommen.Mitze: Eine Rolle spielt auch die Erziehung. Heute gibt es zudem die typischenTageszeiten nicht mehr, zu denen sich die Familie um den Tisch versammelt.Und es wird alles gegessen, ob gesund oder ungesund. Problematisch ist, dassviele Leute über die Sättigung hinaus essen.

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>>DIE ESSKULTUR SPALTET SICH<<Immer mehr Menschen sind übergewichtig. Ist unser moderner LEBENSSTILdie Ursache? TV-Moderatorin Alexa Iwan diskutiert darüber mit vier Experten.

TEXT: MARION FISCHER | FOTOS: JAN LAUER

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Hirschfelder: Aber wir dürfen sie nicht anklagen. Essen ist für viele Men-schen eine Ersatzhandlung. Natürlich hat es mit Erziehung zu tun, aber auchmit Bedürfnisbefriedigung. Wir haben isolierte Kinder, es entsteht eine emo-tionale Leere, die gefüllt werden muss. Essstil ist ein Resultat von Lebensstil. Inunserer Gesellschaft zählt nur als vollwertiges Mitglied, wer konsumiert. DieMedien verkaufen eine Wertorientierung und Lebensstile, die sich nicht jederleisten kann. So ist Essen nicht nur eine emotionale Ersatzhandlung, sondernauch eine Konsumersatzhandlung.Baldacci: Lebensmittel sind in meinen Augen qualitativ schlechter geworden.In der Ackerbaugesellschaft gab es hochwertiges Getreide, heute haben wirhoch raffiniertes Mehl.Groeneveld: Allerdings gibt es auch hochwertige Vollkornprodukte. Das Ange-bot ist da, wird aber zu wenig wahrgenommen.

Iwan: Wir haben zwei Probleme: zum einen die zunehmende Anzahl anFertigprodukten, andererseits der finanzielle Aspekt. Kann man sich vomDiscounter auch gesund ernähren?Groeneveld: Ich finde, dass manches Biogemüse besser schmeckt, aber esmuss nicht gesünder sein. Es kommt auf die Zusammensetzung an. Wer vielGemüse und Obst statt vorgefertigter Produkte auf den Speiseplan setzt, kannsich auch von preiswerten Lebensmitteln vernünftig ernähren.Mitze: Wir geben im Vergleich relativ wenig Geld für Lebensmittel aus, auchdie Kreise, die es sich leisten könnten. Zudem steigt der Marktanteil an Fertig-produkten stetig.Hirschfelder: Andere Länder zeigen, dass auch Halbfertigprodukte gut seinkönnen. Wir müssen davon Abstand nehmen, dass die Struktur, in der wirgroß geworden sind, in die Zukunft transformierbar ist. Wir haben bald eineüberalterte Gesellschaft, eine hohe Mobilität, Außer-Haus-Verzehr, andereFamilienkonstellationen. Das Kochen, wie wir es gerne hätten, wird es inZukunft nicht mehr geben.

Iwan: Das heißt, Herr Mitze steht auf verlorenem Posten, weil er die Leutewieder an den Herd bringen möchte?Hirschfelder: Nein, die Esskultur spaltet sich. Auf der einen Seite gibt esMenschen, denen Wissen um gutes Essen wichtig ist, andererseits sind dadie Problemkandidaten. Wir haben aber keine Qualitätskrise, wir haben eineVertrauenskrise, die dazu führt, dass Markenprodukte gefragter werden.

Groeneveld: Ich merke, dass bei den Verbrauchern sehr große Unsicherheitvorherrscht. Viele wissen nicht, wie Lebensmittel in der Industrie verarbeitetwerden und wie sie zu Hause damit umgehen sollen.Mitze: Da greifen die Medien, die zeigen, wie es gemacht wird. Und ich beob-achte bei den Leuten, die zu mir kommen, dass sie mit Freude lernen und mit-kochen. Gerade Kinder fühlen sich wohl, sie finden es schön, mal selbst etwaszuzubereiten.

Iwan: In unserer Gesellschaft gibt es also die Interessierten, die sich mitLebensmitteln beschäftigen, und die Gleichgültigen, die lieber eine Packungaufmachen.Baldacci: Das kann ich bestätigen. Es kommt vor, dass Diabetes-Patienten beimir zum ersten Mal etwas über Kohlenhydrate hören. Der Erkrankung könntevorgebeugt werden, wenn sich die Menschen vernünftiger ernährten undüber die Zusammensetzung der Nahrungsmittel Bescheid wüssten. Das ist einManko, das nicht früh genug im Rahmen der Bildung behoben wird.Groeneveld: Information gehört dazu, aber Aufklärung funktioniert auch überFaszination. Es ist spannend, dass der Körper zum Beispiel aus einem GlasMilch und einem Käsebrot Energie gewinnen und Körpersubstanz aufbauenkann. Diese Faszination kann man in den Kindern wecken.Mitze: Auch bei uns fangen wir klein an. Viele Kinder kennen keine Kräuter, sobetreiben wir hier oft erst einmal Warenkunde. Für uns ist es ein Erfolg, wennsie ein Gefühl für gesunde Produkte entwickeln und ihren Eltern sagen „wirmöchten zuhause auch frische Sachen kochen“.Groeneveld: Auch zu mir kommen viele Leute, die nicht mehr wissen, wiefrischer Spinat aussieht, sie kennen ihn nur in quadratischer Form. Vieles gehtheutzutage verloren.

Iwan: Also ist Ernährung auch Erziehung in der Familie?Hirschfelder: Wir reden über unsere Vorstellungen, die nicht mehr in unsereGegenwartsgesellschaft passen. Ein Großteil der Kinder lebt heute gar nicht inFamilien, daher nimmt die Bedeutung an Schulernährung zu, Essen und Trin-ken müsste Unterrichtsgegenstand werden.Groeneveld: Über den aid können Kinder im Grundschulalter einen Ernäh-rungsführerschein machen. In sechs bis sieben Doppelstunden bereiten sieleckere Salate und andere kleine Gerichte zu. Das Interesse ist groß, jetzt wirddas Konzept überarbeitet und dann auch für ältere Kinder angeboten.

Iwan: Doch was bringen Empfehlungen, wenn sie in der Wirklichkeit schei-tern, da keiner zu Hause ist, der für die Kinder kocht und keine gemeinsamenMahlzeiten mehr eingenommen werden?Hirschfelder: Es braucht lange Zeit, bis das umgesetzt wird. Das liegt auchdaran, dass unsere Gesellschaft vieles verlernt hat und wieder erlernen

>> WENN MENSCHEN, DIE BEHAUPTEN, VIEL GEMÜSE UNDOBST ZU ESSEN, EIN PROTOKOLLFÜHREN, SEHE ICH, DASS SIENUR EINMAL PRO WOCHE GEMÜSE UND ZWEI BANANENGEGESSEN HABEN. <<DR. MAIKE GROENEVELD

HINTERGRUNDDIE TEILNEHMER DER GESPRÄCHSRUNDE

• Dr. Arnaldo Baldacci, Facharzt für Allgemein-medizin, Ernährungs- und Sportmediziner, führtgemeinsam mit einer Kollegin eine Praxis in Kölnund bietet unter anderem Ernährungsberatungenan• Dr. Maike Groeneveld, Ernährungswissenschaft-lerin und Ernährungsberaterin in eigener Praxis,Fachautorin, betreut unter anderem die Verbrau-cherseite des aid-infodienstes• Dr. Gunther Hirschfelder, Ernährungshistorikerund Kulturwissenschaftler an der RheinischenFriedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Autor undVorstandsmitglied der „Deutschen Akademie fürKulinaristik“• Rainer Mitze, Koch und Inhaber von RainerMitzes Koch College International in Deutschland(Leverkusen), Japan, Malta und Thailand• Die Gesprächsrunde führte Alexa Iwan, Diplom-Ökotrophologin, Journalistin und Moderatorin,unter anderem für vigo TV

>> ESSEN IST EIN RESULTAT VON LEBENSSTIL.IN UNSERER GESELLSCHAFT ZÄHLT NUR,

WER KONSUMIERT – UND ESSEN IST EINE KONSUMERSATZHANDLUNG. <<

DR. GUNTHER HIRSCHFELDER

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muss. Stattdessen wird die Esskultur in unserem Land oft „ökotropho-logisiert“. Es wird gesagt, dies ist gesund, dies ungesund. Der Effekt ist häufig,dass Essen mit schlechtem Gewissen belegt wird. Und Essen, das Bedürfnisseund Emotionen befriedigt, wird heimlich konsumiert.Groeneveld: Die Zeit der Zeigefinger-Pädagogik ist aber schon lange vorbei.Wir Ernährungswissenschaftler nutzen heute andere Zugänge, etwa über dieSinne, über Schmecken, Riechen, Fühlen.

Iwan: Viele Ernährungsempfehlungen kommen aber schon ein wenig Spaßverderbend daher.Groeneveld: Natürlich sagen wir, dass zu viel Schokolade ungesund ist, aberauch, dass ein Stück nichts schadet. Die Leute neigen vielmehr dazu, uns ihrschlechtes Gewissen zuzuschieben. Es kommt stets auf das richtige Maß an.Baldacci: Ich beobachte in meiner Praxis, dass Empfehlungen häufig zu nichtsführen. Möglicherweise wäre die Besteuerung besonders ungesunder Lebens-mittel ein Weg.Hirschfelder: Wir brauchen schnell umsetzbare Lösungen. Der Handel ist dieNahtstelle zwischen Produktion und Verbraucher. Er muss moderate Verpa-ckungsgrößen anbieten. XXL-Formate sind kontraproduktiv für den natürli-chen Umgang mit Essen und Trinken. Kennzeichnungspflicht, Ampellösungen,Packungsgrößen muss man diskutieren, aber das sind ganz kleine Prozesse.Zur Ernährungsberatung möchte ich noch ergänzen, dass Ernährung von derVernunft gesteuert wird, Essen von Gefühlen. Das muss man berücksichtigen.Baldacci: Daher brauchen wir Bildung in der Schule, Beratungen, Ernährungs-sprechstunden. Ich versuche, den Leuten in kleinen Schritten einen bewusstenUmgang zu vermitteln.

Iwan: Die Hersteller bewerben ihre Produkte mit extra viel Vitaminen oderextra Calcium. Kann der Verbraucher, salopp gesagt, gute und schlechteLebensmittel noch voneinander unterscheiden?Groeneveld: Die EU ist gerade dabei, das zu regulieren. Lebensmittel dürfennur noch mit gesundheitlichen Botschaften beworben werden, wenn die Wir-kungen nachweisbar sind.Mitze: Keiner schaltet Werbung, wenn er nicht im Nachhinein daran verdient.Die Konzerne wollen in erster Linie ihre Produkte verkaufen. Und was da allesdrin versteckt ist ...

Iwan: Ist es tatsächlich so, dass viele Menschen nicht realistisch einschätzenkönnen, wie sie sich ernähren?Groeneveld: Am Anfang einer Beratung nennen viele Menschen diegewünschten Lebensmittel, behaupten, viel Gemüse und Obst zu essen. Sieführen dann Protokoll und ich sehe, dass sie einmal pro Woche Gemüse undzwei Bananen gegessen haben. Bei manchen hapert es schon an der Herstel-lung einer Salatsoße. Ich gebe schnelle Rezepte an die Hand, zeige, dass manauch in 20 Minuten ein vernünftiges Gericht zubereiten kann.Mitze: Oft erlaubt es aber auch der Tagesablauf nicht, regelmäßig zu essen.

Groeneveld: Und auch die Bedürfnisse sind ganz individuell. Das sind Punkte,die in der Beratung berücksichtigt werden können. Wo besteht wann die Mög-lichkeit, etwas zu essen? Wie viel tut dem Körper gut? Wie viel braucht er?Baldacci: Das fängt mit der Flüssigkeit an, setzt sich bei Obst und Gemüsefort. Ernährungsprotokolle sind daher wichtig, geben Aufschluss über das tat-sächliche Verhalten und erleichtern die Planung.Hirschfelder: Wir essen in der Tat anders, als wir es uns selber vorstellen, underfinden unsere Essbiografien. Dabei ist die Realität total anders. Neu ist, dasswir unsere Lebensqualität höher einschätzen, wenn Dinge, auch das Essenund die Zubereitung, schnell gehen. Das ist die Zukunft. Ob das gut oderschlecht ist, sei dahingestellt, aber das ist der Trend.

Iwan: Sie sind sich also einig, dass Erziehung und Bildung wichtig sind. Dabeimüssen wir berücksichtigen, dass sich Lebensumstände geändert haben ...Hirschfelder: Wir haben neue Formen des Essens, wir haben in Zukunft neueFormen des Zusammenlebens, von Mobilität und Einkaufsgelegenheiten. Esgeht darum, die Zukunft zu gestalten, und das geht nur, wenn jeder EinzelneVerantwortung für sich selbst, die Umwelt und Nachhaltigkeit übernimmt.Wichtig ist, glaubhaft zu vermitteln, dass ein verantwortliches, maßvollesLeben mehr Positives, mehr Spaß und mehr Genuss mit sich bringt.Groeneveld: Es geht auch um die Einstellung. Ich beobachte, dass wir unsimmer weniger Zeit fürs Essen nehmen. Wir setzen heute andere Prioritäten.Wer will, nimmt sich genug Zeit für die Zubereitung und das Essen, dieserhöht gleichzeitig die Lebensqualität.Mitze: Die Wertigkeit muss wieder in die Köpfe der Menschen. Allerdingsglaube ich, dass die Ernährungsempfehlungen individueller gehandhabt wer-den müssen.Baldacci: Schon von Kind an sollte Basiswissen vermittelt werden. Wer weiß,was Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette sind und dass Gemüse ein Ballast- undMineralstoffträger ist, kann seine Ernährung bewusst daran orientieren. Í

>> VIELE KINDER KENNEN KEINE KRÄUTER. ALSO BETREI-BEN WIR OFT ERST EINMALWARENKUNDE. FÜR UNS ISTES EIN ERFOLG, WENN SIE ZU HAUSE AUCH FRISCH GEKOCHT HABEN WOLLEN. <<RAINER MITZE

>> DIE HERSTELLER BEWERBEN IHRE PRODUKTE

MIT VIEL VITAMINEN ODEREXTRA CALCIUM. KANN

DER VERBRAUCHER NOCHGUTE VON SCHLECHTEN

LEBENSMITTELN UNTERSCHEIDEN? <<

ALEXA IWAN

>> IN DER ACKERBAUGESELLSCHAFTGAB ES HOCHWERTIGES GETREIDE.HEUTE HABEN WIR NUR HOCH RAFFINIERTES MEHL. <<DR. ARNALDO BALDACCI