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Die Familie in der vorindustriellen und industriellen Gesellschaft

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Die Familie in der vorindustriellen und industriellen

Gesellschaft

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Methode: Think-Pair-Share

Überlegen Sie, was Familie bedeutet!

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Definition laut BROCKHAUS:

„Kleinste gesellschaftliche Einheit, die ab derIndustrialisierung meist aus Eltern und ihrenKindern bestand“

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Wortherkunft und Bedeutung:

• Familie setzt sich erst im 18. Jahrhundert durch• abgeleitet vom lateinischen familia →

wirtschaftende Hausgemeinschaft/ Hausgenossenschaft

• die deutsche Entsprechung für das Wort familia ist Haus bzw. Hus

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In der vorindustriellen Zeit:• Geschichtswissenschaft: „Ganzes Haus“ (Otto

Brunner)• ist nicht mit der Familie von heute gleichzusetzen

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Ganzes Haus

= große Haushaltsfamilie

+Kernfamilie

(Vater, Mutter, Kinder)

Weitere Hausmitglieder

(Verwandte, Mägde, Knechte, Lehrlinge,

Gesellen)

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• erfüllt alle zentralen gesellschaftlichen Funktionen (Recht, Ausbildung, Kranken- und Altenpflege)

• vereinigt vor allem Produktion und Familienleben• alle Familienmitglieder (verwandt oder nicht)

wurden als Arbeitskräfte betrachtet• alle Familienmitglieder unterstanden der Gewalt

des Hausherrn/Hausvaters• die Kernfamilie (Vater, Mutter, Kinder) stellte dabei

keine gesonderte Einheit dar

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Mythos Großfamilie

• Größe abhängig von Reichtum und Stand• eher geringe Kinderzahlen (hohe

Säuglingssterblichkeit, hohes Heiratsalter, geringere Lebenserwartung)

• geschlossene, ungeteilte Gütervererbung; Eltern gehen ins Ausgedinge

→ Drei-Generationen-Haushalten waren in der vorindustriellen Gesellschaft Ausnahmen

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Beziehungen innerhalb der Familie

• Vorwiegend ökonomische Beziehungen• Zweckehen• Kinder als Arbeitskräfte• Mutterschaft vornehmlich zu physischen Versorgung

der Kleinkinder→ aber auch Kinderliebe nachgewiesen

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Alltag im Ganzen Haus

Hausvater: Kontroll- und Weisungsbefugnisse, Eigentümer des Grunds, FamilienoberhauptHausmutter: dem Hausvater untergeordnet

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Paul Münch, Historiker, über die Rolle von Hausvater und Hausmutter im „Ganzen Haus“

Die Frau, die im System des „Ganzen Hauses“ nicht nur im Haushalt,sondern oft auch im Betrieb tätig war, sich also nicht weniger als der Mannan der Existenzsicherung des Hauses beteiligte, besaß Aufgabenfelder, diesie weitgehend unabhängig vom Mann zu bewältigen hatte. (…) Ohne Fragelagen die Aufgabenbereiche der Frau in erster Linie im Haus – ihr war dieSorge um Nahrung, Wohnung und Kleidung anvertraut -, doch ^sie hatte oftauch Anteil am außerhäuslichen Tun. Zu ihren Pflichten zählten dieBesorgung des Gartens und des Viehs, die Mithilfe bei der Ernte und derGang zum Markt. (…) Im Falle von Heimarbeiterfamilien ist sogar,beispielsweise beim Weben und Spinnen, von einer weitgehenden Identitätder Tätigkeiten auszugehen.

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Handwerkerfrau und AdligeIn den Handwerkerfamilien hingegen wurden die Frauen nichtso stark in den Arbeitsprozess eingebunden. Eine Ehefrau einesHandwerkers stand zwar für Hilfsleistungen zur Verfügung(Warenverkauf, Auftragsentgegennahmen), ihre eigentlicheAufgabe war jedoch die Ernährung der Familie (Kinder undGesellen) sowie die Kindererziehung. In Adelsfamilien musstesich die Frau strikt dem Mann unterordnen(…). IhreZuständigkeit lag ausschließlich in der Leitung des Haushaltes,wobei sie dabei im Gegensatz zu anderen Familienkonzeptenvon manuellen Arbeiten befreit war. Diese wurden vomPersonal erledigt.

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Wandel der Familienstrukturen

Beamtenfamilien und Großbürgertum1. Intimisierung und Emotionalisierung2. Polarisierung der Geschlechterrollen3. Romantische Liebe und Kindheit4. Strikte Trennung von Arbeitswelt und Privatsphäre → Unterscheidung: bürgerliche (Klein)-Familie

und Arbeiterfamilie

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Großbürgerlicher Salon in der Villa Sophia in Berlin um 1880

Kleinbürgerliche Familie um 1919

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Wohnverhältnisse einer Arbeiterfamilie: Inneres einer sogenannten Laube, die von fünf Personen bewohnt wird, Berlin, circa 1910

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Q1: Liesl Karlstadt (1892-1960), war die Tochter eines Münchner Bäckers mit italienischen Vorfahren. Ab 1913 trat sie als Kabarettistin in München an der Seite Karl Valentins auf:Liesl Karlstadt kam als fünftes von neun Kindern zur Welt. Ihr Vater war 25 Jahre lang als Brotschießer1 in der Dombäckerei Ringler am Münchner Frauenplatz tätig. Obwohl er hart arbeitete, lebte die Familie in großer Armut. Nur selten gab es ein Fleischgericht oder eine süße Mehlspeise, stattdessen Kartoffeln und trockenes Brot. Da der Vater sehr früh aufstehen musste, schlief er am Tag. Darauf hatte die Familie Rücksicht zu nehmen. Die Mutter hielt ihre Kinder dazu an, den Vater nicht zu stören. Als es für ihre Mutter immer schwieriger und schließlich unmöglich wurde, die vielen Kinder vom geringen Verdienst ihres Mannes zu ernähren, kaufte sie einen kleinen Milchladen auf der Schwanthaler Höh2. Liesl Karlstadt musste von Anfang an mithelfen und frühmorgens Milch austragen. Aber der Laden rentierte sich nicht und wurde schließlich wieder geschlossen. Es gab so gut wie keine Perspektive, dass es der Familie jemals besser gehen würde. Die Familie wohnte in einer einzigen Stube, die gleichzeitig Küche, Wohn-, Schlaf- und Kinderzimmer war.

Stellen Sie die Rolle von Vater, Mutter und Kindern in einer armen Handwerkerfamilie um 1900 dar!

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Q2: Oskar von Miller (1855-1934) war das vierzehnte Kind eines Erzgießers. Der studierte Ingenieur konzipierte ein deutschlandweites Stromnetz und war Mitbegründer des Deutschen Museums in München. Aus seiner Biografie (2005):Die Ehepartner waren ein ungleiches Paar. Während Oskar ein kraftstrotzender, lebenslustiger Mensch war, der Empfänge und Einladungen liebte, war Marie eine zarte, zurückgezogene Frau, die Zeit ihres Lebens mit gesundheitlichen Problemen (Asthma) zu kämpfen hatte. Aus diesem Grund konnte sie häufig nicht an den Reisen ihres Mannes teilnehmen. Ihr Mann war ihr zu lebhaft, wie dies schon seine Lehrer festgestellt hatten. In seiner dominanten Art griff er ständig in das Leben der Familie ein. Ohne Vorankündigung kam er mit Geschäftsfreunden in die Wohnung zum Mittagessen, was bei der überraschten Dame des Hauses nicht immer Vergnügen auslöste, wie sie ihren Tagebüchern anvertraute. Zum 70. Geburtstag seiner Frau lud Miller, gegen den ausdrücklichen Wunsch Maries, die im engsten Familienkreis feiern wollte, 70 Gäste ein, die dem Geburtstagskind dann viel Arbeit verursachten. Er selbst kleidete sich an diesem Tag in einem Frack und legte seine sämtlichen Orden an, um Marie seine Referenz zu erweisen. Selbst die Tagebücher seiner Frau waren vor Miller und seiner Art nicht sicher. An einer Stelle kann man erkennen, dass er nicht nur ihr Tagebuch las, sondern darin auch Sätze durchstrich, um eigenhändig seine Version hinzuzufügen! Marie von Miller nahm dies widerspruchslos hin. Die Ehe mit Oskar scheint trotzdem sehr harmonisch gewesen zu sein. Miller schrieb an Marie zahllose Briefe und Ansichtskarten, nicht nur während der Verlobungszeit und in den ersten Ehejahren. Auf seinen Reisen schickte er fast täglich einen kurzen Gruß nach München. Der Beginn „Mein liebes Weiberl“ wurde zur Standardanrede. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor. Aus persönlichen Gesprächen wird deutlich, dass der Vater so verehrt und bewundert wurde, dass die Kinder nicht wagten, den unnahbaren Vater anzusprechen. Die Kinder hatten vor seiner Strenge Angst, obwohl er sie wohl nie geschlagen hat. Sein Sohn Walther hat ihn mit einem Satz charakterisiert: „Miller ist ein Patriarch, im eigenen Hause wie im Büro.“

Charakterisieren Sie die Eheleute und ihr Verhältnis.Leiten Sie zeittypische Merkmale der Männer- und Frauenrolle im städtischen Bürgertum ab.

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