Die Gera – ein Fluss für Mensch und FischFotos: Wolfgang Schmalz, Falko Wagner, Lubomír Hlásek...

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Herausgeber: Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie Göschwitzer Straße 41 07745 Jena Telefon: (03641) 684-0 Telefax: (03641) 684-222 E-Mail: [email protected] Internet: www.tlug-jena.de Fotos: Wolfgang Schmalz, Falko Wagner, Lubomír Hlásek , TLUG Flyer: TLUG/ThLG/WA Kleine Arche GmbH, Erfurt Stand: Juni 2015 WELCHE FISCHE SIND IN DER GERA HEIMISCH ? WAS BRAUCHEN DIE FISCHE ? Fische brauchen im Laufe ihres Lebens und in den verschiedenen Jahreszeiten unterschiedliche Lebensräume. Viele der einheimi- schen Fischarten müssen zur Erhaltung ihrer Art wandern und legen dabei Strecken von hunderten Metern bis zu mehreren hundert Kilometern zurück. Dafür brauchen sie durchgängige Gewässer. Durchgängig ist ein Fließgewässer dann, wenn es flussauf und flussab durchwandert werden kann und die Fische auch die Seiten- gewässer und Auenbereiche erreichen können. Wichtig sind auch vielfältige und natürliche Gewässerstrukturen, die den Fischen Verstecke bieten, als Laich- und Aufwuchshabitate dienen und ausreichend Nahrung zur Verfügung stellen. WAS FINDEN DIE FISCHE IN DER GERA VOR ? Die Gera ist, wie viele andere Gewässer auch, vielerorts durch den Menschen stark überprägt. Auf verhältnismäßig kleine Eingriffe in das Gewässerbett und die Ufervegetation folgten im Laufe der Zeit die Befestigung der Ufer, Gewässerbegradigung und die Trocken- legung der Aue. Zudem wurden zahlreiche Querbauwerke, wie Wehre, Sohlschwel- len, Verrohrungen und Abstürze errichtet. Diese sind für die Fische häufig unüberwindbare Wanderhindernisse. Sie erreichen ihre Laichhabitate nicht mehr oder nur so geschwächt, dass sie sich nicht erfolgreich vermehren können. Die Gera ist nördlich von Erfurt stark eingedeicht und begradigt. Durch den einheitlichen Verlauf sind die Ufer aber auch die Gewäs- sersohle sehr monoton. Das Wasser fließt gleichförmig und oft viel zu schnell. Hier dominieren anspruchslose Arten wie Barsch und Plötze. Es fehlen tiefe Stellen, seichte Ufer, Kiesbänke und baum- bestandene schattige Bereiche, um allen in der Gera heimischen Fischen einen Lebensraum zu bieten. Forellenregion Äschenregion gute Gewässerstrukturen im Oberlauf der Gera Eindeichungen in der nördlichen Geraaue Papierwehr in der Gera in Erfurt Plötze Bachforelle Hasel Bachforelle Bachforelle Groppe Gründling Elritze Döbel Döbel Barbenregion Bachneunauge Groppe Äsche Äsche Gründling Barbe Schmerle Schmerle Hasel Die Gera – ein Fluss für Mensch und Fisch

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Page 1: Die Gera – ein Fluss für Mensch und FischFotos: Wolfgang Schmalz, Falko Wagner, Lubomír Hlásek , TLUG Flyer: TLUG/ThLG/WA Kleine Arche GmbH, Erfurt Stand: Juni 2015 WELCHE FISCHE

Herausgeber:

Thüringer Landesanstalt fürUmwelt und GeologieGöschwitzer Straße 4107745 Jena

Telefon: (03641) 684-0Telefax: (03641) 684-222E-Mail: [email protected]: www.tlug-jena.de

Fotos: Wolfgang Schmalz, Falko Wagner, Lubomír Hlásek , TLUGFlyer: TLUG/ThLG/WA Kleine Arche GmbH, ErfurtStand: Juni 2015

WELCHE FISCHE SIND IN DER GERA HEIMISCH ?

WAS bRAuCHEN DIE FISCHE ?Fische brauchen im Laufe ihres Lebens und in den verschiedenen Jahreszeiten unterschiedliche Lebensräume. Viele der einheimi-schen Fischarten müssen zur Erhaltung ihrer Art wandern und legen dabei Strecken von hunderten Metern bis zu mehreren hundert Kilometern zurück. Dafür brauchen sie durchgängige Gewässer. Durchgängig ist ein Fließgewässer dann, wenn es flussauf und flussab durchwandert werden kann und die Fische auch die Seiten-gewässer und Auenbereiche erreichen können. Wichtig sind auch vielfältige und natürliche Gewässerstrukturen, die den Fischen Verstecke bieten, als Laich- und Aufwuchshabi tate dienen und ausreichend Nahrung zur Verfügung stellen.

WAS FINDEN DIE FISCHE IN DER GERA voR ?Die Gera ist, wie viele andere Gewässer auch, vielerorts durch den Menschen stark überprägt. Auf verhältnismäßig kleine Eingriffe in das Gewässerbett und die Ufervegetation folgten im Laufe der Zeit die Befestigung der Ufer, Gewässerbegradigung und die Trocken-legung der Aue. Zudem wurden zahlreiche Querbauwerke, wie Wehre, Sohlschwel-len, Verrohrungen und Abstürze errichtet. Diese sind für die Fische häufig unüberwindbare Wanderhindernisse. Sie erreichen ihre Laichhabitate nicht mehr oder nur so geschwächt, dass sie sich nicht erfolgreich vermehren können.

Die Gera ist nördlich von Erfurt stark eingedeicht und begradigt. Durch den einheitlichen Verlauf sind die Ufer aber auch die Gewäs-sersohle sehr monoton. Das Wasser fließt gleichförmig und oft viel zu schnell. Hier dominieren anspruchslose Arten wie Barsch und Plötze. Es fehlen tiefe Stellen, seichte Ufer, Kiesbänke und baum-bestandene schattige Bereiche, um allen in der Gera heimischen Fischen einen Lebensraum zu bieten.

Forellenregion

Äschenregion

gute Gewässerstrukturen im Oberlauf der Gera

Eindeichungen in der nördlichen Geraaue

Papierwehr in der Gera in Erfurt

Plötze

Bachforelle

Hasel

Bachforelle

Bachforelle

Groppe

Gründling

Elritze

Döbel

Döbel

Barbenregion

Bachneunauge

Groppe

Äsche

Äsche

Gründling

Barbe

Schmerle

Schmerle

Hasel

Die Gera – ein Flussfür Mensch und Fisch

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WELCHEN StAND HAbEN DIE MASSNAHMEN zuR HERStELLuNG DER DuRCHGäNGIGkEIt DER GERA ?

Bedeutende Wanderhindernisse bestehen noch im Stadtgebiet von Erfurt mit dem Wehr am Nettelbeckufer und dem Papierwehr, deren Umbau sich als kompliziert erweist. Die Querbauwerke im Stadt-gebiet von Arnstadt stellen die Ingenieure aufgrund der engen Orts-lage, des tief eingeschnittenen Flussbetts und der Anforderungen an den Hochwasserschutz vor besondere Herausforderungen.

Der Rückbau des Wehres Teichmannshof 4 zu einer aufgelösten Sohlgleite soll 2018 begonnen werden.

Zahlreiche Querbauwerke müssen im Stadtgebiet Erfurt für die Fische und andere Wasserorganismen durchwanderbar werden. Einige Querbauwerke wurden bereits zurückgebaut, so auch die Sohl-stufe „Venedig“ im Breitstrom 5 und der Absturz an der Kartäuser-mühle im Walkstrom 6 .

In den letzten Jahren wurden die Ufer der Gera im Erfurter Norden an mehreren Stellen abgeflacht und für die Bevölkerung zugänglich ge-macht. Die Gera wurde aufgeweitet und ist nun in diesen Bereichen für Fisch und Mensch ein wertvolles Gewässer.

Durch die Beseitigung der Sohlstufen in Hochheim 7 und Ichters-hausen 8 ist die Gera inzwischen wieder auf einer Länge von etwa 13 km für Fische durchgängig. Damit werden auch die Mündungs- bereiche der Apfelstädt und Wipfra eingebunden. Mit den derzeit laufenden Vorhaben zur Beseitigung von drei Wanderhindernissen in Ichtershausen wird sich die Strecke weiter verlängern.

Fischaufstieg in „Venedig“ (l.) und raue Sohlgleite an der Kartäusermühle (r.)

Umgehungsgerinne am Wehr Kühnhausen

aufgeweitetes Gewässer in Erfurt Nord

nicht durchgängiges Wehr Teichmannshof

nicht durchgängiges Wehr Gispersleben

geplanter Zustand der nördlichen Geraaue

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WAS HAbEN WIR bISHER ERREICHt ?An der Gera wurde bisher viel getan, um die Lebensbedingungen der Fische zu verbessern. Besonders in den besiedelten Gebieten soll die Gera aber auch für uns Menschen ein Ort der Erholung und des Erle-bens sein. Nachfolgend wird eine kleine Auswahl der Maßnahmen vor-gestellt. Im Jahr 2011 wurde die Sohlschwelle in Walschleben 1 durch eine Sohlgleite ersetzt. Zuvor ist im nördlichen Erfurter Stadtgebiet das Wehr Kühnhausen 2 mit einer Fischaufstiegsanlage versehen worden. Hierdurch ist die Gera auf einer Länge von etwa 16 km von der Mündung in die Unstrut aufwärts bis nach Erfurt-Gispersleben durchgängig.

WAS WoLLEN WIR NoCH SCHAFFEN ?Es gibt noch viel zu tun. Momentan ist die Gera durch die Eindei-chung in der nördlichen Geraaue sehr strukturarm. Zwischen Kühn-hausen und Gebesee sollen Deiche zum großen Teil rückverlegt, ei-nige saniert werden.Durch das Abrücken der Deiche entsteht nicht nur Retentionsfläche für den Hochwasserschutz, sondern auch Raum für eine naturnahe Gewässerentwicklung. Derzeit befindet sich das Projekt in der Ge-nehmigungsplanung. Mit dem Bau des ersten Bauabschnittes wurde bereits im März 2015 begonnen.

Das Wehr Gispersleben 3 soll bis 2017 zurück gebaut werden. Dabei wird auch der Lauf der Gera über das ehemalige Kraft-werksgelände verlängert. Die technischen Anlagen in Höhe des ehemaligen Kraftwerks werden zurückgebaut, die Ufer werden abgeflacht und die Uferlinie wird aufgelockert. Der Bereich wird an das Gelände des Kilianiparks angeschlossen und soll 2021 Bestandteil des BUGA-Geländes werden.

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