Die Heimkehr des Krieges

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A m Morgen des 21. Oktober 1944, über der ostpreußischen Morä- nenlandschaft lag noch der Früh- nebel, rasselten Tanks des 2. Ba- taillons der 25. sowjetischen Panzerbrigade die Chaussee von Gumbinnen herunter. Sie walzten die Pferdefuhrwerke der Bau- ernfamilien platt, die sich auf der Flucht vor der Roten Armee auf einem Damm vor der Brücke über den Fluss Angerapp stauten. Dann rückten die Russen, jenseits des Wasserlaufs, in Nemmersdorf ein. Die meisten der 637 Einwohner hatten den Ort schon verlassen. Unter denen, die ge- blieben waren, richteten die Rotarmisten ein Blutbad an. 26 Menschen wurden er- schossen oder erschlagen. „Hier ist es nun, das verfluchte Deutschland“, malte ein russischer Sol- dat auf ein Schild und stellte es neben einem niedergebrannten Wohngebäu- de auf. Der Krieg, der von Deutschland ausgegangen war, kehrte nach Hause zurück. Fünf Jahre lang hatten deutsche Solda- ten auf polnischem und russischem, ukrai- nischem und lettischem Boden den von Adolf Hitler angezettelten Vernichtungs- krieg einer selbsternannten „Herrenras- se“ gegen die slawischen „Untermen- schen“ geführt – jetzt waren sie auf dem Rückzug. Am 16. Oktober hatten sowjetische Soldaten die Reichsgrenze überschritten, erstmals waren Josef Stalins Truppen in Ostpreußen auf deutsches Siedlungsgebiet SPIEGEL SPECIAL 2/2005 6 Die Heimkehr des Krieges Der von Hitler entfesselte blutigste Waffengang der Geschichte mit rund 60 Millionen Toten ging vor 60 Jahren zu Ende. In den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges erfuhren auch die Deutschen im Reich, was es bedeutet, wenn ein Land besiegt und besetzt wird. Amerikanische Truppen beim Überqueren des Rheins bei Worms (im Frühjahr 1945): Deutsche Soldaten ließen sich einfach überrollen und

Transcript of Die Heimkehr des Krieges

Amerikanische Truppen beim Überqueren des Rheins bei Worms (im Frühjahr 1945): Deutsche Soldaten ließen sich einfach überrollen und

Am Morgen des 21. Oktober 1944,über der ostpreußischen Morä-nenlandschaft lag noch der Früh-nebel, rasselten Tanks des 2. Ba-

taillons der 25. sowjetischen Panzerbrigadedie Chaussee von Gumbinnen herunter.Sie walzten die Pferdefuhrwerke der Bau-ernfamilien platt, die sich auf der Flucht vorder Roten Armee auf einem Damm vor derBrücke über den Fluss Angerapp stauten.

Dann rückten die Russen, jenseits desWasserlaufs, in Nemmersdorf ein. Die

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meisten der 637 Einwohner hatten den Ort schon verlassen. Unter denen, die ge-blieben waren, richteten die Rotarmistenein Blutbad an. 26 Menschen wurden er-schossen oder erschlagen.

„Hier ist es nun, das verfluchteDeutschland“, malte ein russischer Sol-dat auf ein Schild und stellte es neben einem niedergebrannten Wohngebäu-de auf. Der Krieg, der von Deutschland ausgegangen war, kehrte nach Hausezurück.

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Fünf Jahre lang hatten deutsche Solda-ten auf polnischem und russischem, ukrai-nischem und lettischem Boden den vonAdolf Hitler angezettelten Vernichtungs-krieg einer selbsternannten „Herrenras-se“ gegen die slawischen „Untermen-schen“ geführt – jetzt waren sie auf demRückzug.

Am 16. Oktober hatten sowjetische Soldaten die Reichsgrenze überschritten,erstmals waren Josef Stalins Truppen inOstpreußen auf deutsches Siedlungsgebiet

Die Heimkehr des KriegesDer von Hitler entfesselte blutigste Waffengang der Geschichte mit rund 60 Millionen Toten ging vor 60 Jahren zu Ende. In den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges erfuhren auch die Deutschen im Reich, was es bedeutet, wenn ein Land besiegt und besetzt wird.

SCHICKSALSJAHR 1945

gefangen nehmen

Hitler bei Frontbesuch*: „Das deutsche Volk hat sich als das schwächere erwiesen“

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vorgedrungen. Nemmersdorf lag schonetwa 50 Kilometer im Land.

Das dort angerichtete Massaker war derAnfang eines sich zäh hinziehenden En-des. Zwar gelang es der Wehrmacht nocheinmal, die Rotarmisten aus Ostpreußenherauszudrängen – vorübergehend. Sowurden auch die Toten in Nemmersdorfgefunden. Propagandaminister Joseph Goebbels schwor in den gleichgeschalte-ten deutschen Zeitungen, „die bestialischeBluttat“ werde „die Bolschewisten teuerzu stehen kommen“, und ließ die Lei-chen für die Wochenschau extra schauer-lich herrichten, die Frauen mit entblöß-tem Unterleib, obschon hier wohl noch keine Vergewaltigungen stattgefunden hatten.

Bald darauf, im Januar 1945, rückte dieRote Armee wieder vor und war nunnicht mehr aufzuhalten. In den folgendenMonaten wurden vor allem Ostpreußen,

* Lagebesprechung im Quartier der 9. Armee an derOder, am 11. März 1945.

Pommern und Schlesier Zielscheibe ei-nes Hasses, den die Deutschen gesät hat-ten. Brandschatzend und plündernd, ver-gewaltigend und mordend rächten sichStalins Kämpfer für die Greuel, die imdeutschen Namen in ihrer Heimat be-gangen worden waren.

Nun erfuhren auch die Deutschen imReich, was es bedeutet, wenn Soldatenein Land besetzen und dabei das Kriegs-recht brechen – so wie es zuvor dieWehrmacht und die SS getan hatten.

Und auch im Westen stand der Kriegs-gegner bereits im eigenen Land. Kurz bevor die Russen nach Ostpreußen ka-men, hatten die Amerikaner, im Septem-ber 1944, die Westgrenze des DeutschenReiches überquert. Monschau in der Eifel war die erste besetzte Stadt, Mitte Ok-tober eroberten amerikanische Truppen Aachen.

1945 wurde zum Schicksalsjahr derdeutschen Geschichte. „Wir können unter-gehen“, hatte Hitler zu Beginn dieses entscheidenden Jahres verkündet, „aberwir werden eine Welt mitnehmen.“

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Und so geschah es. Von Januar bis Mai1945 starben mehr Deutsche als in denfünf Kriegsjahren zuvor; allein 300 000Kinder verloren ihre Eltern. Wehrmacht-rekruten, die in der Endphase noch an dieFront mussten, hatten im Durchschnitteine Lebenserwartung von vier Wochen.

Millionen Menschen ergriffen dieFlucht vor den Rotarmisten. Fast jedefünfte Frau im Osten wurde geschändet.Und mindestens 100000 Deutsche brach-ten sich um – sie fürchteten die Rache derSieger, schämten sich nach erlittener Ver-gewaltigung oder verzweifelten am Unter-gang Deutschlands, der unausweichlichschien.

Rund 500000 Tonnen Bomben wurden1945 noch über Deutschland abgeworfen,allein in Dresden starben in der Feuers-brunst vom 13. bis 15. Februar etwa 25000Menschen.

Während Hitler und seine Paladinenoch immer vom „Endsieg“ phantasier-ten, vollzog sich der Untergang eines aufnationalistische Hybris gegründeten Rei-ches, das tausend Jahre währen sollte,

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SCHICKSALSJAHR 1945

rdnete an: „Keine Verstärkungppen im Osten – dort kann ichoden verlieren, im Westen nicht.“

aber schon nach zwölf kläglich zu-sammenbrach.

Das „Großdeutsche Reich“, das der„Führer und Reichskanzler“ ausgerufenhatte, als es von der Maas bis an die Me-mel reichte, war schon beinahe wieder aufVorkriegsformat geschrumpft. Die Wehr-macht, die mal fast ganz Europa vomNordkap bis Nordafrika unterjocht hatte,kannte nur noch eine Richtung: zurück.

Der deutsche Luftraum wurde längstvon den alliierten Bomberflotten be-herrscht. Hermann Göring hatte einst ge-tönt, er wolle „Meier heißen, wenn je einfeindliches Flugzeug deutsches Territoriumerreicht“.

Unterdessen sanken immer mehr deut-sche Städte in Schutt und Asche, viele wa-ren nur noch schwelende Trümmerfelder.Ein britischer Bomberpilot sah beim Flugüber Hamburg unter sich „eine Art ,Dan-tes Inferno‘, eine Fläche voller Weißglut“– „genau so muss die Hölle aussehen“. Einen dänischen Reporter erinnerten dieBilder ausgebrannter Ruhrstädte an „Luft-aufnahmen von Pompeji“.

Im Sommer 1944 hatten die Westalli-ierten mit ihrer Operation „Overlord“ be-gonnen, der größten kombinierten See-,Luft- und Landoperation aller Zeiten.Mehr als drei Millionen Soldaten, größ-tenteils Amerikaner und Briten, aber auchKanadier, Franzosen, Polen, Tschechen,Belgier, Niederländer und sogar einigeExildeutsche in britischer Uniform hattenvon Südengland aus den Kanal überquert.

Mitte Juli erwies sich die in der Nor-mandie gelandete Übermacht als so er-drückend, dass der legendäre General-feldmarschall Erwin Rommel dem Führerdie Kapitulation nahe legte.

Die westlichen Verbündeten sahen sichdeshalb im Herbst 1944 fast am Ziel, als

Nürnberg2. Januar20. Februar

München7. Januar

Han6. Ja

Wangerooge25. April

Dortmund12. März

Essen11. März

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Wilhelmshaven30. März

Schwere Bomben-angriffe 1945 mitmehr als 2000 TonnenBombenlast

Vormarschder Alliierten15. Dezember 1944bis 21. März 194522. März bis 18. April 194519. April bis 7. Mai 1945Gegen Kriegsendevon deutschen Truppengehaltene Gebiete

Der Krieg inDeutschland

Staatsgrenzen 1937

DEUTSCHES REICH

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das Reichsgebiet offen vor ihnen lag. Hit-ler aber glaubte, einmal müsse doch „ander Westfront dem Gegner die Puste aus-gehen“. In völliger Verkennung der Lagedes Dritten Reiches befahl der Diktatoreinen Angriff in den Ardennen, der dieKriegswende erzwingen sollte.

Bedenken der Militärs wischte Hitlerbeiseite. Der von der Wehrmachtführungerwartete Großangriff der Roten Armeesei doch „der größte Bluff seit DschingisKhan“, höhnte er und ordnete an: „KeineVerstärkung der Truppen im Osten – dortkann ich noch Boden verlie-ren, im Westen nicht. DerOsten muss sich allein hel-fen!“

Zwei Panzerarmeen mit600 schweren Tanks stießenam 16. Dezember 1944 aus den Wäldernvor und trieben die überrumpelten Ame-rikaner vor sich her. Schlechtes Wetterhinderte die Alliierten, ihre Flugzeuge auf-steigen zu lassen.

Doch Hitlers Rechnung ging nicht auf.Die deutschen Panzer erreichten die rie-sigen amerikanischen Treibstofflager beiStavelot nicht, sie blieben liegen. Als nachWeihnachten der Himmel aufklarte, zer-störte die alliierte Luftwaffe die deutschenNachschubwege. Hitlers letzte Großof-fensive brach zusammen.

Durch das von Anfang an aussichtsloseUnternehmen wurde lediglich eine Ver-längerung des Krieges erkauft. „Nüchternbilanziert“, meint der an der Offizier-schule der Luftwaffe in Fürstenfeldbrucklehrende Militärhistoriker John Zimmer-mann, „bezahlte die Wehrmacht dieArdennenoffensive mit schweren, mit ent-scheidenden Verlusten. Sie hatte nun end-gültig die Kraft verloren, die Initiativenoch einmal an sich zu reißen.“

Hitler oder Trunoch B

Dresden13. Februar

Berlin3. Februar26. Februar18. Märznover

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lnd 14. April

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Doch anders als 1918, als einsichtige Generäle Wege zu einem Waffenstillstandsuchten, kam für Hitler eine Kapitulationauch nach diesem Fehlschlag nicht in Fra-ge. Der „größte Feldherr aller Zeiten“ ließseine Männer lieber bis zum bitteren Endeim Mai 1945 weitersterben – entschlosse-ner denn je, alles mit sich in den Unter-gang zu reißen.

Von Oktober 1944 bis Januar 1945 ver-harrte die Rote Armee an der ostpreußi-schen Grenze. Doch es war nur die Ruhevor dem Sturm, um die Kräfte zu sam-

meln: 2,2 Millionen Soldaten, 33500 Ge-schütze und 7000 Panzer standen kurznach Neujahr bereit für den entscheiden-den Vorstoß nach Berlin.

Am 11. Januar hielt GeneraloberstHeinz Guderian einen entschlüsseltenFunkspruch der Sowjets in Händen: „Esbleibt bei alter Einladung. Festbeginn 13.früh. Musik komplett, Tänzer ausgeruhtund unternehmungsfreudig.“

Das Konzert der „Stalinorgeln“ und Ge-schütze – bis zu 200 nebeneinander proKilometer – begann dann schon am 12. Ja-nuar, mit einem stundenlangen Trommel-feuer. Die Wehrmacht konnte der bis zu20-fachen Überlegenheit der Rotarmistennicht lange standhalten, die schon fünfTage später in der Nähe von Königsbergstanden.

In Panik floh die deutsche Bevölkerung,die bis dahin unter Strafandrohung darangehindert worden war, Vorbereitungen füreine geordnete Evakuierung zu treffen.Mit Pferdewagen, Schlitten oder zu Fußversuchten Frauen, Kinder und Alte – die16- bis 60-jährigen Männer waren, sofernsie nicht ohnehin in der Wehrmacht die-nen mussten, seit September 1944 zumVolkssturm eingezogen – bei eisiger Kälteüber die verschneite Ebene im NordostenDeutschlands zu entkommen. Hundert-tausende verloren dabei ihr Leben.

Als die Rote Armee nahe dem im west-lichen Ostpreußen gelegenen Elbing dieOstsee erreichte, war ein Großteil der Pro-vinz vom Reichsgebiet abgeschnitten. Alsletzter Fluchtweg blieb das Frische Haff,das in jenem Winter von einer dicken Eis-schicht bedeckt war.

Endlose Trecks zogen zur Nehrung, einer langgestreckten Landzunge. DieFlüchtlinge hofften, mit Schiffen über dieOstsee gebracht zu werden. Für Tausendewurde die Schiffspassage aber zur töd-lichen Falle. Am 30. Januar versenkten so-wjetische Torpedos den ehemaligen „Kraftdurch Freude“-Dampfer „Wilhelm Gust-loff“, später wurden auch die „Steuben“,die „Goya“ und die „Karlsruhe“ auf Grund

Sowjetischer Sturmangriff im Oderbruch (1945): Mühsam Stadt für Stadt erobert

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Gefangennahme eines deutschen Soldaten (1945): Endgültig die Kraft verloren

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gesetzt. Mindestens 33000 Menschen er-tranken oder erfroren in der Ostsee.

Als die Front von Osten her immer nä-her kam, wurden auch die Konzentra-tionslager geräumt. Der zügige Vormarschder Roten Armee stoppte zwar die Mord-maschinerie in Auschwitz, doch befreienkonnten die Soldaten nur noch wenigmehr als 8000 Menschen. Die meisten derbis dahin Überlebenden waren kurz zuvorauf Transporte und Todesmärsche genWesten geschickt worden.

Überall in Ostdeutschland wurden diehungernden Häftlinge in klirrender Kältein dünner Sträflingskleidung über dieStraßen getrieben. Die Bewacher schlu-gen mit ihren Peitschen zu, wenn einernicht mehr weiter konnte; sie ließen dieEntkräfteten im Straßengraben krepierenoder erschossen sie kurzerhand.

Viele Deutsche, durch deren Dörfer dieausgemergelten Gestalten zogen, wurdenin der letzten Kriegsphase erstmals direktmit den Verbrechen konfrontiert, die siebis dahin nicht hatten wahrhaben wollen.

Hitler hatte sein Hauptquartier „Wolf-schanze“ nahe dem ostpreußischen Ras-tenburg schon Ende November 1944 ver-lassen und ein neues, „Adlerhorst“ beiBad Nauheim in Hessen, bezogen. Vondort kehrte er nach der gescheitertenArdennenoffensive am 16. Januar 1945 mitdem Zug nach Berlin zurück. Bald könneman mit der Straßenbahn von der West-an die Ostfront fahren, soll ein AdjutantHitlers unterwegs gescherzt haben.

Seine Amtsräume waren schon von Bom-bentreffern gezeichnet, und die vielen Luft-angriffe zwangen Hitler immer häufiger inden Bunker unter der Reichskanzlei, wes-halb er bald ganz dorthin umzog.

Anfang Januar 1945, die Ardennen-offensive stockte bereits, bestärkte Rüs-tungsminister Albert Speer Hitler in des-sen Wahn, den Krieg doch noch gewinnenzu können. Man habe, sagte Speer zuGoebbels, genug „nationale Kraft“, ummit den zu erwartenden „Schwierig-keiten“ im sechsten Kriegsjahr fertig zuwerden. Er sehe „vertrauensvoll in dieZukunft“.

Das musste er wohl auch. Denn Speer,der einst für Hitler die „WelthauptstadtGermania“ erbauen sollte, hatte vieleBauvorhaben in den Konzentrationslagerngenehmigt. Dass es ihm nach dem Krieggelingen würde, sich als halber Hitler-Geg-ner darzustellen, der im Frühjahr 1945 dasSchlimmste verhindert habe, konnte Speerdamals noch nicht ahnen.

„Die ungeheure Dimension der Ver-brechen erklärt“ für den FreiburgerHistoriker Heinrich Schwendemann, „wa-rum Speer und Goebbels, beide die Intel-ligentesten innerhalb der NS-Führung, seitStalingrad so vehement auf die Totali-sierung des Krieges drangen, auf das ,un-bedingt gewinnen Müssen‘.“

Deshalb setzte Speer auch in den letz-ten Kriegsmonaten alles daran, den Nach-schub an die Fronten zu sichern. Er ord-nete an, dass die Rüstungsindustrie biszum letzten Moment arbeiten müsse, erstunmittelbar vor dem Eintreffen des Fein-des sollten die Produktionsanlagen „ge-lähmt“ werden.

Noch Mitte März, als der Beginn deralliierten Offensive aus den Brücken-köpfen am Rhein bevorstand und dieRote Armee sich an der Oder zum Sturm auf Berlin anschickte, schlug Speer demDiktator in einer Denkschrift vor, alleWehrmachtverbände samt Volkssturm anRhein und Oder zu konzentrieren: „Einzähes Durchhalten an der jetzigen Frontfür einige Wochen kann dem GegnerAchtung abgewinnen und vielleicht dochnoch das Ende des Krieges günstig be-stimmen.“

Hitler reagierte auf Speers illusorischeHoffnung mit dem berüchtigten „Nero-Befehl“ vom 19. März 1945, bei weiterenRückzügen verbrannte Erde zu hinterlas-

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sen. Er sagte zu Speer: „Wenn der Kriegverloren geht, wird auch das Volk verlorensein. Es ist nicht notwendig, auf dieGrundlagen, die das deutsche Volk zuseinem primitivsten Weiterleben braucht,Rücksicht zu nehmen. Im Gegenteil, es istbesser, selbst diese Dinge zu zerstören.Denn das deutsche Volk hat sich als dasschwächere erwiesen, und dem stärkerenOstvolk gehört ausschließlich die Zukunft.Was nach diesem Kampf übrig bleibt, sindohnehin nur die Minderwertigen, denndie Guten sind gefallen.“

Am Tag vor dem Nero-Befehl war daspommersche Kolberg, wie viele andereStädte im Osten zur „Festung“ erklärt,von den Russen eingenommen worden.Hier hatten preußische Truppen einstNapoleon lange erfolgreich Widerstandgeleistet. Das historische Geschehen hat-te der Regisseur und Goebbels-GünstlingVeit Harlan zu einem Durchhaltefilm ver-zerrt, der nun, termingerecht, in den letz-ten Kriegsmonaten den Soldaten vorge-führt wurde.

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Siegesparade der Wehrmacht in Warschau 1939: Der erste Blitzkrieg der Geschichte

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Den realen Fall Kolbergs ließ Goebbelsim Wehrmachtbericht allerdings vertu-schen: „Wir können das“, begründete erdie Zensur, „angesichts der starkenpsychologischen Folgen für den Kolberg-Film augenblicklich nicht gebrauchen.“

Nur wenig später stürmte die britischeArmee durch die norddeutsche Tiefebene,nachdem ihr bei Wesel die zügige Über-querung des Rheins gelungen war. US-Truppen drangen tief nach Süddeutsch-land ein. Fast ungehindert, oft als Befreierbegrüßt, marschierten sie rasch vorwärts.Viele Soldaten ließen sich einfach über-rollen und gefangen nehmen. Groß-deutschland wurde von Tag zu Tag kleiner.

In den frühen Morgenstunden des 16.April – die Westalliierten hatten zu diesemZeitpunkt schon die Elbe überschritten –setzte die Rote Armee zum Sturm auf dieSeelower Höhen an der Oder an. Die Erdebebte unter den Artillerieschlägen, undnoch in den östlichen Vororten Berlins zit-terten die Fensterscheiben.

„Mit unseren Siegen, aber auch mit un-serem Blut haben wir das Recht erkämpft,Berlin zu stürmen und als Erste die Stadtzu betreten“, hatte Marschall Georgij

Der Weg in dieKatastrophe193330. Januar Reichspräsident Hindenburgernennt Adolf Hitler zum Kanzler

193516. März Deutschland führt die allgemeineWehrpflicht ein und rüstet massiv auf

193812. März Deutsche Truppen marschieren inÖsterreich ein29. September In München einigen sich Hitler,Mussolini, Chamberlain und Daladier darauf,dass die Tschechoslowakei die sudetendeut-schen Gebiete an Deutschland abtreten muss

Schukow seine Männer vor dem Angriffmotiviert.

Im Raum Halbe, südöstlich von Berlin,kesselten die Sowjets die deutsche 9. Ar-mee ein. Bei den Versuchen, aus dem Kessel auszubrechen, starben schätzungs-weise 60000 Mann. Es war die letzte gro-ße Schlacht des Zweiten Weltkrieges in Europa.

Der russische Schriftsteller KonstantinSimonow sah später, als er durch jene Ge-gend fuhr, „Fahrzeuge aller Art ineinan-der verkeilt, übereinander geschoben, aufdem Rücken liegend, in die umstehendenBäume geschoben. In all diesem Gewirrvon Metall und Holz eine schrecklicheMasse verstümmelter menschlicher Kör-per. Und dieses Bild längs der Schneise bisin die ferne Unendlichkeit“.

Am 28. April kämpften sich SchukowsRotarmisten schließlich zum Reichstagvor. In seinem Bunker hoffte Hitler der-weil immer noch auf – nicht mehr exis-tente – deutsche Armeen, die das Blattwenden würden.

Auch die Wehrmachtberichte blende-ten, allerdings bewusst, die Realität aus.„In dem heroischen Kampf der Stadt Ber-

193923. August Abschluss des deutsch-sowjeti-schen Nichtangriffspakts („Hitler-Stalin-Pakt“)

1. September Deutschland überfällt Polen;Großbritannien und Frankreich erklären demDeutschen Reich zwei Tage später den Krieg

17. September Einmarsch der Roten Armeein Ostpolen

19409. April Deutsche Truppen besetzenDänemark und Norwegen10. Mai Deutschland beginnt den Angriffauf Belgien, die Niederlande, Luxemburgund Frankreich22. Juni Waffenstillstand zwischenDeutschland und Frankreich

lin kommt noch einmal vor der Welt derSchicksalskampf des deutschen Volkes ge-gen den Bolschewismus zum Ausdruck“,meldete das Militär an jenem 28. April.„Während in einem, in der neuen Ge-schichte einmaligen grandiosen Ringen die Hauptstadt verteidigt wird, haben unsere Truppen an der Elbe den Ameri-kanern den Rücken gekehrt, um von au-ßen her im Angriff die Verteidiger vonBerlin zu entlasten.“

Den Selbstmord Hitlers am 30. Aprilverklärte der Wehrmachtbericht zwei Tagespäter zur Heldentat: „Von dem Willen beseelt, sein Volk und Europa vor der Vernichtung durch den Bolschewismus zuerretten, hat er sein Leben geopfert.“

Am selben Tag erließ der letzte Kampf-kommandant von Berlin, General Hel-muth Weidling, den Kapitulationsbefehl:„Am 30.4.45 hat sich der Führer selbstentleibt und damit uns, die wir ihm dieTreue geschworen hatten, im Stich gelas-sen … Jeder, der jetzt noch im Kampf umBerlin fällt, bringt seine Opfer umsonst.“

Deutschlands Reichskanzler Adolf Hit-ler hatte den totalen Krieg gewollt – unddas von ihm entfesselte Inferno kam dem

194111. Februar Die ersten Einheiten des „DeutschenAfrika-Korps“ treffen in Tripolis ein

6. April Beginn des Feldzugs gegen Jugoslawienund Griechenland. Beide Länder kapitulieren nachwenigen Wochen

22. Juni Deutschland überfällt die Sowjetunion

7. Dezember Japanischer Angriff auf den amerika-nischen Flottenstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii

11. Dezember Deutschland und Italien erklärenden USA den Krieg

DeutscheSoldatenin derSowjet-union

1943. JuNord

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19431. Die

10. alliiland

28. bis KonChuStalTeilu

SCHICKSALSJAHR 1945

die Kampfhandlungen n in den knapp sechs Jahrenivilisten als Soldaten.

so nahe wie kein anderer Waffengang inder Geschichte der Menschheit. 110 Milli-onen Soldaten – darunter auch Hundert-tausende Frauen in Uniform – waren zwi-schen Shanghai und San Francisco, Mel-bourne und Leningrad, zwischen dem Ríode la Plata und der Wolga mobilisiert wor-den; zwei Drittel aller Staaten, in denendrei Viertel der Weltbevölkerung lebten,beteiligten sich an dem Schlachten. AmSchluss befand sich das Dritte Reich mit 54Staaten im Kriegszustand, nicht alle habenallerdings auch wirklich gegen Hitler ge-kämpft (siehe Grafik Seite 14).

Wenn in Konflikte involvierte ParteienKriegsrecht und Kriegsbrauch missachten,sprechen Wissenschaftler voneiner Entgrenzung der Gewalt– die des Zweiten Weltkriegswar schon bald ohne Beispiel.

Durch die eskalierendenKampfhandlungen starben inden knapp sechs Jahren mehr Zivilistenals Soldaten – unter den rund 60 MillionenEuropäern, Asiaten, Amerikanern undAustraliern, die den Tod fanden, über-wiegen Frauen, Alte und Kinder. Alleinder Holocaust kostete rund sechs Millio-nen Menschen das Leben.

Zurück blieb eine Spur der Verwüs-tung, die in Europa vom Atlantik fast bisan den Ural reichte. Nie zuvor wurden ineinem vergleichbaren Ausmaß Werte zer-stört: moderne Fabriken und Industrie-anlagen, unersetzliche historische Stadt-kerne, kostbare Gemäldesammlungen –und Millionen Häuser und Wohnungen.

Experten schätzten den Gesamtscha-den auf umgerechnet 15 Billionen Dollar;das entspricht dem 2003 erwirtschaftetengemeinsamen Bruttoinlandsprodukt derUSA, der Bundesrepublik und Großbri-tanniens.

Der lange Weg in die Katastrophe hat-te im Januar 1933 begonnen. Schon weni-ge Tage nach seiner Machtübernahme ver-kündete Hitler der Reichswehrspitze, dasser eine „Frist von 6 bis 8 Jahren“ brauche,um in Deutschland „den Marxismus voll-

Durch starbemehr Z

2li Der deutsch-italienische Vormarsch inafrika kommt bei al-Alamein zum Stehen

November In Stalingrad wird die 6. Armee sowjetischen Verbänden eingekesselt

3Januar bis 2. Februar6. Armee kapituliert

Juli Die West-ertenen auf Sizilien

November1. Dezemberferenz in Teheran mitrchill, Roosevelt undin: Einigung über dieng Deutschlands

19446. Juni Alliierte Truppen la

22. Juni Beginn der sowjeRote Armee die Heeresgru

20. Juli Ein von Oberst Claverübtes Attentat auf Adol

22. bis 25. Oktober In debesiegt die US-Marine die

16. Dezember In den ArdOffensive, die schon nach

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ständig auszurotten“. Danach werde er„mit bewaffneter Hand“ den „Lebens-raum des deutschen Volkes“ ausweiten.

Alles, was der Diktator von Stund anunternahm, war auf die Vorbereitung ei-nes Krieges ausgerichtet. Er ordnete 1935die Wehrpflicht an und rüstete massiv auf.Er besetzte das entmilitarisierte Rhein-land und marschierte 1938 in Österreichein, wo ihn die Menschen begeistertbegrüßten. Obwohl er mit jedem dieserSchritte den Friedensvertrag von Versail-les brach, gaben die späteren Sieger-mächte klein bei.

Die USA hatten sich nach dem ErstenWeltkrieg aus den europäischen Verstri-

ckungen zurückgezogen. In London undParis forderten nur Einzelne wie der da-malige Oppositionelle Winston Churchilldie nötige und kostspielige Aufrüstung,mit der Hitler in Schach zu halten gewe-sen wäre. Die Westmächte erlaubten ihmsogar, 1938 das Sudetenland zu annektie-ren, das zur Tschechoslowakei gehörte.

Auch Stalin kooperierte zunächst mitdem Nazi-Kanzler – der Kreml-Cheffürchtete, der entfesselte Machtmenschkönne sich andernfalls mit den westlichenDemokratien zu einem antikommunisti-schen Kreuzzug verbünden. 1939 schlos-sen die Diktatoren einen Nichtangriffs-pakt. In einem streng geheimen Zusatz-protokoll vereinbarten sie, Polen untersich aufzuteilen; Stalin erhielt zudem diebaltischen Staaten.

Obwohl die Deutschen Hitler umjubel-ten, stellten ihn seine ohne Blutvergießenorganisierten Landnahmen keineswegs zu-

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nden in der Normandie („D-Day“)

tischen Sommeroffensive, während der dieppe Mitte zerschlägt

us Schenk Graf von Stauffenbergf Hitler scheitert

r bisher größten Seeschlacht der Geschichtejapanische Flotte im Golf von Leyte, Philippinen

ennen beginnt die letzte deutsche wenigen Tagen stecken bleibt

Brennendes Hamburg nach Bombenangriffen (1943)

frieden. Noch im Frühjahr 1945 bereuteer, nicht eher losgeschlagen zu haben:„Ich konnte ja nichts machen, da die Eng-länder und Franzosen alle meine Forde-rungen akzeptierten.“

Erst als die Wehrmacht im Morgen-grauen des 1. September 1939 in Poleneinfiel, erklärten London und Paris demDritten Reich den Krieg. Doch die Polenwaren damit nicht mehr zu retten. In we-niger als sechs Wochen überrollte diehochgerüstete Wehrmacht den technolo-gisch rückständigen Nachbarn, dem auchnoch die Rote Armee in den Rücken fiel, wie es Hitler und Stalin vereinbarthatten.

Es war der erste sogenannte Blitzkriegder Geschichte. Von Kampffliegern unter-stützte Panzerkeile durchstießen die pol-nischen Linien und zerstörten die Kom-munikationsmöglichkeiten. Die nachfol-genden Divisionen nutzten das Chaos, umden überraschten Gegner einzukesseln.

Schon kurz nach dem Angriff auf denöstlichen Anrainer wurde deutlich, dassdieser Krieg ein besonderer sein würde.Die Luftwaffe warf Brandbomben überWarschau ab, denen Tausende Zivilistenzum Opfer fielen. Zugleich begann dasMorden am Boden. Deutsche Einheitenexekutierten – nach polnischen Angaben –allein im ersten Kriegsmonat 16 000Menschen.

Nazi-Funktionär Hans Frank prahlte im„Völkischen Beobachter“, dass die Wäl-der des überrannten Landes für die Pa-pierproduktion „nicht ausreichen wür-den“, wenn man auch nur jede siebenteHinrichtung auf Plakaten bekannt gebenwolle. Die Empörung über solche Äuße-rungen hielt sich in Grenzen. WilliamShirer, amerikanischer Korrespondent inBerlin, notierte: „Ich muss den Deutschenerst noch finden – selbst unter denen, diedas Regime nicht mögen –, der irgend-etwas schlecht findet an der ZerstörungPolens.“

Hitler annektierte Teile des Staates undbefahl, die polnische Intelligenz auszurot-

9457. Januar Die Rote Armee befreit dasernichtungslager Auschwitz

. bis 11. Februar Konferenz von Jalta:oosevelt, Churchill und Stalin vereinbaren,ass auch Frankreich Besatzungsmacht

n Deutschland wird

3./14. Februar Durch alliierteuftangriffe wird Dresden zerstört

5. April Amerikanische und sowjetischeerbände treffen sich bei Torgau an der Elbe

0. April Selbstmord Hitlers in Berlin

. bis 9. Mai Unterzeichnung der deutschenapitulation in Reims, „Ratifikation“ in Berlin-arlshorst, Waffenruhe in Europa

. August/9. August Abwurf amerikanischertombomben auf Hiroschima und Nagasaki

. September Japan kapituliert

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BELGIEN

500 km

Mittelmeer

Schwarzes Meer

Schätzungen

KANADA

38000

USA

405000

Staatsgrenzen 1939

* sofern bekannt** bezogen auf das

Staatsgebiet von 1938

Neutrale Staaten

SCHICKSALSJAHR 1945

ten. Allein bis Ende 1939 wurden 67000Zivilisten ermordet. Und das war nur der Anfang.

Mit den frühen Verbrechen verstelltesich das NS-Regime von Beginn an denWeg zurück an den Verhandlungstisch.„Wir dürfen einfach den Krieg nicht ver-lieren“, notierte Goebbels bereits am 16.Januar 1940 weitsichtig.

Doch noch stand dem deutschen Dik-tator das Glück zur Seite. Obschon erwährend des Polenfeldzugs den WestenDeutschlands von Truppen entblößt hatte,traute sich Paris einen Angriff nicht zu.Eine solche Attacke hätte dem braunenExpansionsdrang womöglich ein frühesEnde bereitet.

Erstaunlicherweise überschätzten auchdie deutschen Militärs ihre Gegner. AlsHitler nach dem Sieg über Polen befahl,Frankreich anzugreifen, erhob die BerlinerGeneralität immer wieder Einwände.

Der Führer indes gab sich zuversicht-lich, den großen Nachbarn im Westen insechs Wochen unterwerfen zu können. ImMai 1940 marschierte die Wehrmacht inden Niederlanden und Belgien ein und ver-leitete Briten und Franzosen dazu, einenGroßteil ihrer Streitmacht nach Belgien zuverlegen.

Danach rollten die Deutschen mit Panzern durch die Ardennen, in denen die Strategen in Paris einen natürlichenSchutzwall gesehen hatten. Sie stießen imRücken der überraschten Briten und Fran-zosen bis zum Ärmelkanal vor und schnit-ten die Truppen der westlichen Demo-kratien von ihrer Ausgangsbasis ab. Eswar, so Hitler-Biograf Ian Kershaw, ein„Projekt von genialer Kühnheit“, das tat-sächlich wie prophezeit funktionierte.

Wohl kein Erfolg stärkte Adolf HitlersPopularität in einem solchen Maße wieder Feldzug gegen den vermeintlichenErbfeind, den die Deutschen im ErstenWeltkrieg vier Jahre lang vergebens zubesiegen versucht hatten.

Der Publizist Sebastian Haffner hat dar-auf verwiesen, dass das Geheimnis derfrühen Triumphe Hitlers in der Schwächeseiner Gegner zu suchen sei. 1940 traf der Diktator erstmals auf einen mindes-tens ebenbürtigen Widersacher – den in-zwischen zum Premierminister aufge-stiegenen konservativen Briten WinstonChurchill.

Dabei war die Lage Großbritanniens fastschon aussichtslos: Frankreich besiegt unddie Sowjetunion mit Hitler verbündet,während sich die USA neutral verhieltenund Japan in Asien auf dem Vormarschwar. Der 65-jährige Premier ahnte zudem,dass sein Empire einen Waffengang gegenBerlin nicht überstehen würde. Und dochwollte Churchill lieber auf den Stufen sei-nes Amtssitzes in der Downing Street „imeigenen Blut ersticken“, als vor dem Reichdes Bösen zu kapitulieren.

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Hitler blieb bis zu seinem Freitod un-begreiflich, warum die Briten sich nichtmit ihm arrangieren mochten – obwohl erihnen praktisch eine Teilung der Welt an-geboten hatte. Dabei verkannte er Chur-chills Entschlossenheit und Realitätssinnund blieb in seinem krankhaften Wahnvon Größe und Bedeutung befangen. Alser Stalins Sowjetunion bereits überfallenhatte, gestand der Krieger Hitler einmalseinem Außenminister Joachim von Rib-bentrop: „Wissen Sie, Ribbentrop, wennich mich heute mit Russland einige, packeich es morgen wieder an – ich kann haltnicht anders.“

Neben seiner Kriegslüsternheit be-stimmte die Vorstellung vom Lebensraumim Osten das Denken Hitlers. Dass er sich1941 – und nicht später – gegen seinenKomplizen Stalin wandte, hatte strategi-sche Gründe. Ein Sieg über die Sowjet-union, so glaubte Hitler, werde die Britenzum Frieden zwingen: „Englands Hoff-nung ist Russland und Amerika. Ist aberRussland zerschlagen, dann ist Englandsletzte Hoffnung getilgt. Der Herr Europasist dann Deutschland.“

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Im Morgengrauen des 22. Juni 1941flogen seine Sturzkampfbomber unternervenzerfetzendem Geheul Angriffe aufdie sowjetischen Stellungen. Der Bodenerbebte vom Dröhnen der Geschütze,tauchfähige Panzer durchpflügten das vierMeter tiefe Wasser des Bug. Drei Mil-lionen deutsche Soldaten, dazu 600 000Kroaten, Finnen, Rumänen, Italiener, Un-garn, Slowaken und Spanier brachen Rich-tung Osten auf.

Zunächst lief alles so, wie im Plan fürden „Fall Barbarossa“ vorgesehen – eineAnspielung auf Kaiser Friedrich I., der im12. Jahrhundert einen Kreuzzug gegen die„Ungläubigen“ angeführt hatte. LangeZeit fand der völlig überrumpelte Stalingegen die Blitzkriegsstrategie kein Mittel,obwohl er über ausreichend Truppen undGerät verfügte.

Die Wehrmacht machte in der Ukraine,in Weißrussland und im Baltikum riesigeGeländegewinne. Millionen sowjetischeSoldaten starben oder wurden in giganti-schen Kesselschlachten gefangen genom-men und verhungerten dann in deutschenLagern.

Panzergrenadiere der Wehrmacht an der Ostfront bei der Fahrt durch ein brennendes Dorf (1944): Wachsender Hass auf die Deutschen

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nlose Gegenwehr der acht kostete Stalins Truppeninmal über eine Million Tote.

Panik machte sich breit – selbst Moskauschien in Gefahr. In der Nacht zum 17.Oktober 1941 stürmten 150000 Menschendie Züge in Richtung Osten, während dersowjetische Diktator vor einem Nerven-zusammenbruch stand. Er fürchtete eineVerhaftung und versicherte treuherzig ei-nem Mitarbeiter, dass „der Genosse Stalinkein Verräter“ sei.

Hitler plante für den 7. Novemberbereits eine Siegesfeier in der Haupt-stadt der UdSSR. Doch nicht der deut-sche Kriegsherr, sondern sein Rivale nahman jenem Tag dort eine Parade ab. Denndie Soldaten – darunter der FähnrichRichard von Weizsäcker und der Reser-veleutnant Helmut Schmidt – kamen nurbis zu den Moskauer Außen-bezirken.

Entgegen allen deutschenAnnahmen vom tönernenKoloss Sowjetunion war esStalin nämlich gelungen, al-lein bis November über 1500 wichtigeIndustrieanlagen vor den anstürmendenTruppen der Wehrmacht aus dem Westenseines Reiches in den Ural und darüberhinaus zu verlagern – eine „kriegsent-scheidende Leistung“, wie der HistorikerManfred Hildermeier analysiert hat. Mehrals 100 Flugzeugfabriken ließ der Kreml-Chef abbauen, auf 10000 Eisenbahnwag-gons verladen und in sicheren Regionenneu errichten.

Und während in Russland selbst Halb-wüchsige jeden Tag bis zu zwölf Stundenin den Rüstungsfabriken schuften muss-ten, zögerte Hitler, alle Reserven im Reichzu mobilisieren. Er fürchtete, die Deut-schen würden dann rebellieren.

Mit den neuen Waffen rüstete die RoteArmee ihre in Sibirien stationierten Divi-sionen aus und schickte sie Anfang De-

Die sinWehrmnoch e

zember 1941 gegen die deutschen Einhei-ten, die bei minus 40 Grad in Sommer-uniformen zu überleben versuchten. DieWehrmacht musste erstmals zurückwei-chen – womit sich Hitlers Hoffnung zer-schlug, auch die Sowjetunion in einemBlitzkrieg zu bezwingen.

Bis heute streiten Historiker, ob der gi-gantische Waffengang für ihn überhauptzu gewinnen war. Immerhin scheint Stalinzeitweise erwogen zu haben, für einenFriedensschluss Teile der westlichenSowjetunion anzubieten. Andererseitsbrachte Hitlers perverser Traum von ei-nem reinrassigen Imperium selbst jeneKräfte in der Ukraine und anderswo gegenihn auf, die die Wehrmacht zunächst als

Befreier vom Stalinschen Joch begrüßthatten.

Schon kurz nach dem Überfall hattenSS-Einsatzgruppen zunächst jüdischeMänner und später auch Frauen und Kin-der erschossen. Viele Osteuropäer ver-hungerten, weil sich die Wehrmacht ausden besetzten Gebieten ernährte. Dawerden, hatte Hitler vorab prognostiziert,eben „Millionen sterben“.

Auf der Jagd nach Partisanen, die im-mer größeren Zulauf hatten, branntenEinheiten der SS, aber auch der Wehr-macht, Dörfer nieder, liquidierten dieEinwohner oder verschleppten sie zurZwangsarbeit ins Reich. In Weißrusslandetwa überlebte jeder sechste die Besat-zung nicht.

Der wachsende Hass auf die Deut-schen ließ die Rotarmisten ihre Heimat

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mit ungeahnter Selbstaufopferung ver-teidigen.

Beide Seiten kämpften nun mit einerseit Jahrhunderten nicht mehr erlebtenBrutalität. Die deutsche Wehrmacht bela-gerte Großstädte wie Leningrad – übereine Million Menschen kamen dort um –und brannte Tausende Dörfer in Osteu-ropa nieder. Russen, Ukrainer, Polen undviele andere mussten Zwangsarbeit leis-ten. Etwa zehn Millionen Menschen star-ben allein in der Sowjetunion an Hunger,Krankheit und Erschöpfung.

Ähnlich brutal gingen die Japaner vor. In Südostasien, vor allem in China, ver-wüsteten sie ganze Landstriche und mas-sakrierten die Bauern.

Gegen das moderne Barbarentum setz-ten sich die Alliierten mit Flächenbom-bardements deutscher und japanischerStädte zur Wehr und nahmen dabei ih-rerseits den massenhaften Tod Unschul-diger in Kauf.

Nach wie vor rätselhaft bleibt, was Hit-ler dazu trieb, den Vereinigten Staatenden Krieg zu erklären. Die Deklaration er-folgte wenige Tage nachdem sein japani-scher Verbündeter am 7. Dezember 1941die amerikanische Pazifikflotte in PearlHarbor, Hawaii, bombardiert und damitden Weltkrieg auf den Pazifik ausgedehnthatte.

Das deutsche Ostheer kam nicht voran –und dennoch forderte Hitler die weltweitführende Wirtschaftsmacht heraus. Warder Diktator zum Untergang entschlossen?Oder hielt er nur einen Zusammenstoß mitden USA für unausweichlich und wollteden Amerikanern aus psychologischenGründen zuvorkommen?

Präsident Franklin D. Roosevelt hattezu diesem Zeitpunkt bereits angeord-net, den Bau einer Atombombe zu be-

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US-Soldat nach der alliierten Landung in der Normandie (1944): Erdrückende Übermacht

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Deutsche Delegation bei der Kapitulation*Hanteltraining mit Marschallstab

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schleunigen; Hitlers Kriegserklärung ent-band ihn nun von der Notwendigkeit, dieeher unwilligen Amerikaner für einenWaffengang gegen „Transsylvanien“ zugewinnen – wie US-Offiziere das feind-liche Nazi-Deutschland in Anspielung auf Graf Draculas Heimat intern verspot-teten.

Die Vereinigten Staaten produziertenbald mehr Waffen und Material als Ja-pan, das Dritte Reich und Italien zusam-men. Gut 70 000 Schiffe und Boote liefenvom Stapel amerikanischer Werften(zum Vergleich: Nippons Marine verfüg-te 1941 über nicht einmal 300 Kriegs-schiffe). Die USA lieferten beinahe alleLokomotiven und Güterwaggons, die dieRote Armee einsetzte, und Stalin bezogüber die Hälfte seines Bedarfs an Flug-benzin, Kupfer und Sprengstoff aus demWesten.

Dennoch vermochten die deutschenTruppen im Frühjahr 1942 abermals vor-zustoßen. Im August wehte die Reichs-kriegsflagge sogar auf dem Elbrus, demhöchsten Berg im Kaukasus. Doch derMarsch zu den Ölfeldern im Süden über-forderte das bereits um eine Million tote,verwundete oder vermisste Soldaten dezi-mierte Ostheer. Das besetzte Territoriumallein in der Sowjetunion war nun mehrals dreimal so groß wie Frankreich.

Am 19. November 1942 geschah, waseinige hochrangige deutsche Militärs vor-ausgesehen hatten. Sowjetische Einheiten

Im Krieg mit dem Dritten Reich19391. SeptemberPolen1

3. SeptemberGroßbritannienAustralienIndienNeuseelandFrankreich

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6. SeptemSüdafrikaUnion10. SeptemKanada

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durchstießen die ausgedünnten Linienund begannen mit der Einkesselung der 6.Armee, die in Stalingrad einen erbittertenHäuserkampf führte. Hitlers starrsinnigeDurchhaltebefehle verhinderten einenAusbruch der größten Formation derWehrmacht; viele Soldaten starben. Von250000 Mann gingen rund 90000 in Ge-fangenschaft, die nur wenige überlebten.

Der symbolträchtige Triumph im Fe-bruar 1943 markierte den psychologischenWendepunkt des Krieges. Die Wehrmachtverlor ihren Nimbus der Unbesiegbarkeit,der bis dahin eine kaum einzuschätzendemagische Wirkung entfaltet hatte.

Dass im gleichen Monat Kaiser Hiro-hito seine Truppen von Guadalcanal nordöstlich Australiens evakuierte, hobdie Stimmung der Alliierten zusätzlich.

An allen Fronten mussten die Achsen-mächte nun weichen. Dem rohstoffarmenJapan mangelte es bald an Rohöl undMetallen. Alliierte Bomber zerstörten To-kio, Osaka und Yokohama.

Auch die Innenstädte von Hamburg,Köln, Darmstadt oder München fielendem Bombenhagel zum Opfer. Die mitden Terrorangriffen verbundenen Hoff-nungen Londons auf eine Rebellion derDeutschen erfüllten sich zwar nicht – aberdass der Führer sie vor den Sprengsätzen

* Generaloberst Hans-Jürgen Stumpff, Generalfeld-marschall Wilhelm Keitel und Admiral Hans-Georg vonFriedeburg am 8. Mai 1945 in Berlin-Karlshorst.

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19409. AprilNorwegenDänemark10. MaiNiederlandeBelgienLuxemburg

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19416. AprilJugoslawienGriechenland22. JuniUdSSR

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und Phosphorkaskaden nicht zu schützenvermochte, raubte dem Gros der Volks- genossen die letzten Illusionen. Der Kriegwar entschieden und offen nur noch dieFrage, wie lange er dauern würde.

Die vorrückenden amerikanischen Sol-daten empfanden es oft als widerwärtig,wenn Deutsche behaupteten, die GIs her-beigesehnt zu haben. Sie hielten dies fürreinen Opportunismus. Doch die Men-schen in Köln, Aachen oder Frankfurt amMain hatten genug vom Krieg – und vonden US-Boys erwarteten sie mehrheitlichGutes.

Die Rote Armee dagegen musste müh-sam beinahe Stadt für Stadt erobern. Diesinnlose Gegenwehr der Wehrmacht kos-tete Stalins Truppen noch einmal über eine Million Tote und fast vier MillionenVerwundete.

Und doch ersparten ausgerechnet dieSowjets den Deutschen den Einsatz derschrecklichsten Waffe der Menschheit. Im-mer wieder trieb Stalin seine Generäle an,ohne Rücksicht auf Verluste nach Berlinvorzustoßen, weil er sich seinen Teil derBeute sichern wollte.

Als die USA im Mai 1945 die Ziele füreinen Atombombeneinsatz berieten, hat-te die Rote Armee Hitlers Metropole be-reits erobert. Der Diktator war tot unddie „geschäftsführende Reichsregierung“am Ende. Statt für Frankfurt oder Mün-chen entschieden sich die US-Planer fürHiroschima und Nagasaki, wo dann imAugust 1945 mehr als 200000 Menschenunter den Atompilzen umkamen.

Am Himmel über Brandenburg aberherrschte am 8. Mai große Freude. Alssich die Maschinen mit der britischen undder amerikanischen Delegation Berlin nä-herten, drehten sowjetische Jagdflugzeu-

11. DezemberUSAKubaDominikan. Rep.GuatemalaNicaraguaHaitiCosta Rica

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12. DezemberHondurasEl Salvador16. DezemberTschecho-slowakei(Exilregierung)

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. Dezemberhina

Chungking-egierung)

rankreichDe-Gaulle-omitee)

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1919Pa22M25Br1.Ät

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Sowjetsoldaten auf dem Reichstag 1945: Den Deutschen die Atombombe erspart

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ge Loopings und donnerten in wenigenMeter Entfernung an den Flügeln der Douglas vorbei. Über den Außenbezirkender Reichshauptstadt bildete das Jagd-geschwader eine Formation, während die alliierten Gäste zur Landung an-setzten.

Unten, auf dem Vorfeld des Tempelho-fer Flughafens, hatte den ganzen Vormit-tag ein kleiner dicker sowjetischer Oberstmit der Ehrenkompanie die Begrüßunggeübt. Als die Verbündeten den Bodenbetraten, nahmen die Rotarmisten Hal-tung an.

Bald darauf rollte auch die Maschinemit Abgesandten der „geschäftsführendenReichsregierung“ aus, welche – mit Sitz inFlensburg – noch von Hitler testamenta-risch ernannt worden war. Russische Sol-daten brachten die Deutschen auf einemUmweg zu den bereitgestellten Wagen –des Führers Generäle durften nicht die Ehrenformation abschreiten. Schließlichsollte der Chef des Oberkommandos derWehrmacht, Wilhelm Keitel, die Kapi-tulation „ratifizieren“, die in leicht ab-gewandelter Form bereits am Tag zuvorrangniedrigere Offiziere in Reims unter-zeichnet hatten.

Es war später Vormittag, als sich Siegerund Besiegte ihren Weg durch die Ruinenzum Kasino der Festungspionierschule inKarlshorst bahnten, in der heute dasDeutsch-Russische Museum residiert. Esstank nach verwesendem Fleisch, zer-schossene Panzer säumten den Weg. DieSzenerie erinnerte einen amerikanischenJournalisten an einen Science-Fiction-Ro-man von H. G. Wells:Über viele Meilen standen da die hage-ren, abgedeckten, ausgehöhlten Häuser-gerippe, schweigend und wie Skelette.Es gab keinen Verkehr in den Straßenaußer russischen Militärfahrzeugen.Über der ganzen toten Hauptstadt wardie Luft dick mit Rauch gemischt, undman konnte Rauchsäulen erkennen, diesich aus brennenden Gebäuden träge inden stillen Himmel über der Stadt hin-aufschraubten.

Keitel und Begleitung mussten in einerVilla warten. Die Zeremonie sollte amNachmittag erfolgen, doch in der sowje-tischen Ausfertigung der Kapitulations-urkunde fehlten die letzten vier Zeilen.Die Moskauer Zentrale hatte es ver-säumt, den Text vollständig zu übermit-

42. Januarnama. Maiexiko. Augustasilien Dezemberhiopien

194316. JanuarIrak7. AprilBolivien9. SeptemberIran

13. OktoberItalien(Badoglio-Regierung)

27. NovemberKolumbien

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teln. Es dauerte Stunden, bis die Pannebehoben war. Erst gegen Mitternacht riefMarschall Schukow, der Eroberer Ber-lins, die Deutschen in den weißgetünch-ten Saal, in dem sich alliierte Offiziere,Diplomaten und Journalisten versammelthatten.

Keitel hatte seinen Untergebenen be-fohlen, militärisch zu grüßen, also nichtdie Hand zum deutschen Gruß zu heben.Er selbst schob den Marschallstab zackignach vorn. Einer der Russen erzählte spä-ter, die Geste habe ihn an Hanteltrainingerinnert.

Schukow beorderte den Generalfeld-marschall und die beiden Vertreter von Marine und Luftwaffe an den breiten

194427. JanuarLiberia21. AugustSan Marino25. AugustRumänien8. SeptemberBulgarien

19452. FebruarEcuador8. FebruarParaguay12. FebruarPeru15. FebruarUruguay

31. DezemberUngarn(Gegenregierung)

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Tisch, an dem die Repräsentanten der Sie-germächte saßen. Keitel zog den Leder-handschuh von der rechten Hand und setz-te das Monokel auf. Nachdem die AdlatenHitlers ihren Namen unter die drei engli-schen, die russische und die deutsche Aus-fertigung der Kapitulationsurkunde gesetzthatten, verwies Schukow sie des Raumes:„Die deutsche Delegation kann den Saalverlassen.“

Ungefähr 15 Minuten hatte der Akt ge-dauert. Er beendete in Europa denschrecklichsten Krieg der Geschichte. InSüdostasien ging das Töten noch einigeMonate weiter, bis sich am 2. Septemberauch Japan ergab. Norbert F. Pötzl,

Klaus Wiegrefe

16. FebruarVenezuela26. FebruarÄgyptenSyrien27. FebruarLibanon

28. FebruarSaudi-Arabien1. MärzTürkei

3. MärzFinnland(rückwirkend ab15. Sept. 1944)

27. MärzArgentinien

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