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IWIM - Institut für Weltwirtschaft und Internationales Management IWIM - Institute for World Economics and International Management Die Hoffnung auf anhaltendes Wachstum in Afrika. Karl Wohlmuth Berichte aus dem Weltwirtschaftlichen Colloquium der Universität Bremen Nr. 61 Hrsg. von Alfons Lemper, Axel Sell, Karl Wohlmuth Universität Bremen

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IWIM - Institut für Weltwirtschaft undInternationales Management

IWIM - Institute for World Economicsand International Management

Die Hoffnung auf anhaltendesWachstum in Afrika.

Karl Wohlmuth

Berichte aus dem Weltwirtschaftlichen Colloquiumder Universität Bremen

Nr. 61

Hrsg. vonAlfons Lemper, Axel Sell, Karl Wohlmuth

Universität Bremen

Die Hoffnung auf anhaltendesWachstum in Afrika

Karl Wohlmuth

Alfons Lemper, Axel Sell, Karl Wohlmuth (Hrsg.):

Berichte aus dem Weltwirtschaftlichen Colloquiumder Universität Bremen, Nr. 61, April 1999,ISSN 0948-3829

Bezug: IWIM - Institut für Weltwirtschaftund Internationales ManagementUniversität BremenFachbereich WirtschaftswissenschaftPostfach 33 04 40D- 28334 BremenTelefon: 04 21 / 2 18 - 34 29Telefax: 04 21 / 2 18 - 45 50E-mail: [email protected]: www.wiwi.uni-bremen.de/iwim

Die Hoffnung auf anhaltendes Wachstumin Afrika

Karl Wohlmuth

I. Einleitung

Viele Berichte von internationalen Organisationen stellenseit 1995/96 einen positiven Wachstumstrend auf dem afrikani-schen Kontinent fest. Dieser Wachstumstrend wird sehr aufmerk-sam beachtet, weil der afrikanische Kontinent über Jahrzehnte hin-weg durch eine weithin unbefriedigende Wachstumsleistung ge-kennzeichnet ist und daher von anderen Wirtschaftsregionen zu-nehmend abgekoppelt worden ist. Diese Berichte finden sich nichtnur in den Publikationen der großen internationalen Finanzorgani-sationen und der Entwicklungsorganisationen der Vereinten Natio-nen, sondern auch die afrikanischen Regionalorganisationen habendiesen Trend in ihren Studien ausgemacht. Es finden sich Argu-mente, die Hoffnung auf dauerhaftes Wachstum ausdrücken: DerAufschwung verbreitere sich; der Aufschwung gewinne an Kraft;Afrika sei auf dem Weg zu dauerhaftem Wachstum; Afrika könnedie Wachstumsleistung steigern, wenn nur die Reformen durchge-halten würden. So und ähnlich lauten die Befunde. Oft sind dieBerichte wenig differenziert, und unkritisch wird auf einigeWachstumszahlen rekurriert.

Besonderes Interesse findet die Tatsache, daß im Jahr 1996die magische Zahl von 6 Prozent Wachstum des Bruttosozialpro-duktes in weiten Teilen Afrikas erreicht werden konnte (5 Prozenterrechnet als Wert für den ganzen Kontinent), denn erst diese 6Prozent garantieren eine Entwicklung der Pro-Kopf-Einkommen,die deutlich über dem Bevölkerungswachstum liegt. Erst bei einemanhaltenden Wachstum von 6 Prozent über viele Jahre hinweg sei

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mit positiven Struktureffekten, mit einem tiefgehenden sektoralenStrukturwandel, mit positiven sozialen Effekten des Wachstums,mit dem Verbreitern der sogenannten “Trickle-Down-Effekte” aufdie Haushalte der ärmsten Bevölkerungsschichten und auf Regio-nen mit ungünstiger Ressourcenausstattung zu rechnen. Erst diese 6Prozent garantierten jene sektoralen Strukturwandlungen und Ver-teilungseffekte, die in die Richtung eines dauerhaften Wachstumswiesen.

Was zeigt nun die Geschichte des Wachstums in den afrika-nischen Ländern, auf dem afrikanischen Kontinent? Wir könnenjedenfalls feststellen, daß diese 6 Prozent nur in kurzen Periodenerreicht wurden (vgl. ADB 1996). In den 60er Jahren konnte einWachstum von 4 Prozent erreicht werden, also knapp über der Ratedes Bevölkerungswachstums. In der langen Periode von 1970-1995konnte aber nur ein durchschnittliches Wachstum von 2 Prozent aufdem afrikanischen Kontinent erreicht werden, wobei jedoch be-rücksichtigt werden muß, daß in der zweiten Hälfte der 70er Jahreein deutlich höheres Wachstum erreicht wurde.

Mit den 5-6 Prozent Wachstum im Jahr 1996 und einer Ab-schwächung des Wachstums in Afrika seither zeigt sich aber, daßnur in wenigen Jahren – nur in einer kurzen Periode in den 70erJahren – die Zielwachstumsrate von 6 Prozent erreicht worden ist,eine Wachstumsrate, die in allen Plänen und Projektionen der afri-kanischen Regionalorganisationen immer eine große Rolle spielte(vgl. ADB 1996). Über Dekaden ist Afrika aber nur mit einemDrittel dieser Zielwachstumsrate gewachsen, also unterhalb derRate des Bevölkerungswachstums. Diese Zielwachstumsrate von 6Prozent findet sich nicht nur in alten Dokumenten und Deklaratio-nen zur afrikanischen Entwicklung wie dem Lagos Plan of Action,sondern auch in den neuen internationalen Kontrakten zwischenAfrika und der internationalen Gemeinschaft (z.B. UN/ NADAF).

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Diese 6 Prozent haben daher auch eine hohe symbolischeBedeutung, denn diese zu erreichen bedeutet Annäherung an dieEntwicklungsperspektiven und Wachstumspläne von ECA, ADBund OAU, und dies bedeutet auch, daß die Richtung der Reformund der Veränderung auf dem afrikanischen Kontinent stimmenmag.

Sicherlich wird aber von keinem Beobachter in und außer-halb von Afrika die Ansicht vertreten, daß Wachstum unabhängigvon Lebensstandard, Verteilung und Grundbedürfnissicherung be-trachtet werden könnte. Dennoch, eine langanhaltende positiveWachstumsentwicklung gilt als Chance, Verteilungsspielräume zunutzen, Diversifizierungen von Produktion und Export einzuleiten,Armutsbekämpfungs-programme zu initiieren, und dadurch auchzu vermeiden, daß Staatszerfall und innere Konflikte das sozialeGefüge in Afrika weiter aushöhlen.

In den folgenden drei Abschnitten geht es daher erstens umdie Grundlagen des neuen Wachstumsoptimismus in Bezug aufAfrika; zweitens um die Determinanten der mittel- und langfristi-gen Wachstumsentwicklung in Afrika, und drittens um wachstum-stheoretische- und politische Begründungen für die Differenz zwi-schen aktueller und potentieller Wachstumsleistung afrikanischerLänder. Zum Abschluß geht es dann um Perspektiven und Projek-tionen der längerfristigen Wachstumsentwicklung in Afrika.

II. Die Grundlagen des neuen Wachstumsoptimismus

Wenn wir auf die Situation Afrikas in den 60er Jahren zu-rückblicken, dann sehen wir, daß die Entwicklungspläne und Ent-wicklungsprozesse in diesen Jahren von einem Wachstumsopti-mismus getragen waren, den wir hier den alten Wachstumsopti-mismus nennen wollen. Die Grundlagen des alten Wachstumsopti-mismus waren: erstens die Vorstellung, gleichzeitig einen bedeu-tenden staatswirtschaftlichen Sektor aufbauen und die erste Stufe

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der Importsubstitutionsindustrialisierung erreichen zu können; Zielsollte es sein, die Rohstoffproduktion und -vermarktung durch an-dere marktbezogene Aktivitäten zu ergänzen und die Wirtschaft zudiversifizieren. Der Aufbau eines staatswirtschaftlichen Sektors alsFührungssektor und der Aufbau von konsumnahen Industrien alsBasis für eine umfassende Industrialisierung sollten relativ schnellstrukturgestaltend wirken. Neben dieser Hoffnung auf einen funkti-onsfähigen Führungssektor und auf eine erfolgreiche Industriali-sierung gab es einen zweiten Faktor für die Begründung des altenWachstumsoptimismus, nämlich die Hoffnung auf panafrikanischeIdentität und neue Chancen auf regionale Zusammenarbeit. Damitverbunden war die Erwartung, daß die politische Unabhängigkeitder afrikanischen Länder durch eine politische Zusammenarbeitdieser Länder und durch eine wachsende ökonomische Unabhän-gigkeit ergänzt werden könnte. Drittens war die Bildungsexpan-sion in den afrikanischen Ländern mit der Ausdifferenzierung desHumankapitalsektors ein weiterer Faktor, der zu neuen Hoffnungenberechtigte. Humankapitalbildung und Teilhabe am technischenFortschritt sollten die anderen Wachstumsfaktoren grundlegendstimulieren. Das eher unbefriedigende Wachstumsergebnis von nur4 Prozent in dieser Periode belegt aber, daß viele der Ziele undErwartungen nicht erreicht werden konnten, die mit diesen dreiElementen des alten Wachstumsoptimsmus verbunden waren.

Ein zunehmender Wachstumspessimismus setzte in den70er Jahren ein. Es waren nicht so sehr die weltwirtschaftlichenVeränderungen, die dazu beitrugen – wie die Ölkrise, der Zusam-menbruch des Brettonwoods-Systems – inflationäre Entwicklungenin der Weltwirtschaft und Rezessionstendenzen, sondern drei Fako-ren, die eher interne Prozesse betrafen. Erstens wurde die Skepsisgegenüber staatswirtschaftlichen Entwicklungs- und Industrialisie-rungsmodellen immer größer, nachdem unzureichende Effizienz,unzureichende Vernetzungs- und Verbreitungseffekte, und eineunzureichende wirtschaftliche Führungsfähigkeit dieser Sektorenzunehmend bemerkbar wurden. Dahinter stand auch die Erkennt-

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nis, daß ein Defizit an Ordnungspolitik, an Wettbewerbspolitik,und an grundlegender Ausgestaltung der marktwirtschaftlichenOrdnung in Afrika die Wachstumsgrundlagen aushöhlte.

Zweitens wurde die zunehmende Marginalisierung Afrikasauf den Weltmärkten immer deutlicher und als Problem der Wirt-schaftspolitik erkannt. Die Marginalisierung zeigte sich bei allenrelevanten Indikatoren – abnehmende Handels- und Investitions-anteile, einseitige Wanderungen von qualifizierten Arbeitskräftenaus Afrika und unzureichende Technologietransfers in RichtungAfrika. In dieser ganzen Periode 1970-1995 stand der Marginalisie-rung in allen weltmarktbezogenen produktiven Bereichen nur dieZunahme der öffentlichen Entwicklungshilfe gegenüber. Nur indieser Hinsicht gab es keine Marginalisierung, sondern eine drasti-sche Zunahme der Entwicklungshilfeabhängigkeit der meisten afri-kanischen Länder mit allen bekannten Folgen für Effizienz, Res-sourcenmobilisierung und -verwendung, Sparen, Investieren, Ex-port, Wachstum, und vor allem mit der Folge einer zunehmendenFremdbestimmung der Entwicklungsplanung und Entwick-lungspolitik.

Wenn heute die Forderung nach eigenen Programmen derLänder in Entwicklungspolitik und Strukturanpassungspolitik dasThema auf allen wichtigen Konferenzen über Afrika ist, dann wa-ren diese Jahrzehnte in Afrika gekennzeichnet durch die Tendenzzu fremdbestimmten Programmen.

Drittens ist die Skepsis gegenüber den Ende der 70er Jahreeinsetzenden Strukturanpassungsprogrammen (SAPs) für Afrikaals Ausweg aus der Wachstumskrise immer größer geworden. Im-mer neue Generationen von SAPs sollten das grundlegende Defizitdieser Reformansätze wettmachen, daß viele Länder diese nicht alsChance für die Durchsetzung eigener Programme sahen, sondernals Vehikel, um internationale Entwicklungshilfemittel zu aquirie-ren und internationale Renten national umzuverteilen.

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Das Ergebnis für diese Periode von im Durchschnitt nur 2Prozent Wachstum ist sicherlich auch ein Ergebnis, das mit derunzureichenden Agrarproduktion in Afrika (weit unter dem an-visierten Minimum von 3-3,5 Prozent Wachstum dieses Sektors)und mit einer niedrigen Investitionsquote (von weit unter den an-visierten 25 Prozent des BSP ) zu tun hatte, denn in dieser langenPeriode ist nie der Anschluß an die notwendige Agrarsektorent-wicklung und an die international vorherrschenden Investitions-quoten in dynamischen Entwicklungsregionen wie in Asien oderauch in Lateinamerika gelungen.

Der neue Wachstumsoptimismus seit etwa 1995/96 ist nunwieder von mehreren Faktoren getragen, die näher beleuchet wer-den müssen, vor allem auf dem Hintergrund der beobachtbarenmittel- und längerfristigen Wachstumstrends in Afrika. Der neueWachstumsoptimismus basiert auf drei wesentlichen Annahmen.Erstens sei in Afrika ein Prozess der sich vertiefenden und verbrei-ternden Reform des Wirtschafts- und Sozialsystems eingeleitetworden – und kein Land könne sich dem Reformdruck auf Dauerentziehen, und keine Regierung könne auf Reformschritte unter denBedingungen globalen Wettbewerbs verzichten. Zweitens ist derneue Wachstumsoptimismus getragen von der Erwartung, daß dieÖffnung Südafrikas gegenüber der Weltwirtschaft Sog-, Schub-und Polwirkungen in weiten Teilen Afrikas hervorrufen werde, daßalso durch ein umfassendes Wirtschaftsreformprogramm in Süd-afrika deutliche ökonomische Wirkungen auf die Nachbarregionenund bis weit in andere afrikanische Wirtschaftsregionen hinein ein-treten würden. Eine umfassende Chance für regionale afrikanischeUmstrukturierungen wird gesehen, und insbesondere auch dieMöglichkeit, daß die Nachbarländer Südafrikas Exportüberschüsseauf der Basis von neuen Exportproduktionen für Südafrika erzielenkönnten, mit positiven Wachstumswirkungen auf die ganze Region.Drittens wird der neue Wachstumsoptimismus getragen von neuenEinstellungen und Erwartungen hinsichtlich der Einbindung Afri-kas in die Welthandels- und Weltinvestitionsordnung, in die WTO-

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Ordnung. Dabei geht es vor allem um eine neue Politik der WTOfür die ärmsten Länder, die weniger auf Handelspräferenen setzt,sondern auf aktive Exportunterstützung und eine schnelleMarktöffnng zugunsten dieser Länder. Die Erkenntnis der schnel-len Erosion von Handelsvorteilen durch Zollpräferenzen u.a. In-strumente seit der Uruguay-Runde des GATT hat auch in Afrikaschon längst den Weg bereitet für neue Formen der Welthandel-sintegration – über mehr Intrahandel in Afrika einerseits, und übermehr unverzerrten, marktkonformen und kompetitiven Handel die-ser Länder mit überseeischen Märkten andererseits. Dies betrifftauch die Verhandlungen mit Präferenzgebern wie der EU, währenddie USA traditionell stärker auf wechselseitige Marktöffnung, dieFörderung von Direktinvestitionen und auf Marktgestaltung setzen.Komplementär dazu wird nun auch in Afrika die weitere Öffnungfür Direktinvestitionen als neuer Wachstumsmotor und als Integra-tionshilfe in den Weltmarkt gesehen.

Diese drei Grundlagen des neuen Wachstumsoptimismusmüssen mit sehr viel Vorsicht und auch einer gewissen Skepsisbetrachtet werden, denn sowohl die Zukunft der Reformpolitik inAfrika, als auch die Perspektiven der Entwicklung in Südafrika undder neuen Weltmarktintegration Afrikas werfen viele Fragen auf,die oft nicht deutlich genug gestellt werden. Keineswegs kann voneiner Unumkehrbarkeit der Reformpolitik in Afrika ausgegangenwerden. Keineswegs kann bisher von quantitativ bedeutsamenSog-, Schub- und Polwirkungen der Transformation in Südafrikaausgegangen werden. Keineswegs kann von einer sich breit entfal-tenden und deutlich erkennbaren neuen Integrationspolitik der ärm-sten Länder in den Weltmarkt ausgegangen werden.

Es ist daher notwendig, zunächst die mittel- und langfristi-gen Wachstumstrends zu analysieren, die Aufschluß darüber gebenkönnen, was wachstumspolitisch machbar ist, welche Determinan-ten wirksam sind, und welche Projektionen als plausibel geltenkönnen. Andererseits ist es aber sehr wichtig, zu fragen, wie der

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neue Wachstumsoptimismus stabilisiert, ja fundiert werden kann,denn alle Investitionen haben letztlich mit positiven Erwartungenzu tun, und in Afrika ist nach Jahrzehnten des Wachstumspessi-mismus erstmals nach langer Zeit eine Wende eingetreten, die nurdurch dauerhafte Veränderungen in Bezug auf das Investitions-klima und bei den Politikgrundlagen gestützt werden kann.

III. Die Determinanten der lang-, mittel- und kurzfristigenWachstumsentwicklung

Die zentrale Frage, ob Afrika dauerhaftes Wachstum vonüber 5 Prozent oder um die 6 Prozent erzielen kann, ist nur zu be-antworten, wenn es gelingt, die Determinanten des kurz-, mittel-und langfristigen Wachstums in Afrika zu ergründen. Es ist dahernotwendig, sehr deutlich zu unterscheiden zwischen langfristigen,mittelfristigen und kurzfristigen Wachstumsdeterminanten in ein-zelnen afrikanischen Ländern und in der Region insgesamt. DieseUnterscheidung findet sich in den meisten Berichten über dieWachstumsaussichten Afrikas nicht.

Wenn wir uns zunächst den langfristigen Wachstumstrendin Afrika ansehen, dann sehen wir, daß es immerhin eine Reihevon Studien gibt, die Afrikas Wachstumsentwicklung über längerePerioden betrachten (vgl.z. B.Barro/ Lee 1994; Easterly/ Levine1997; Sen 1994), und dies im internationalen Vergleich (als Beob-achtungszeiträume gelten 1960-1985;1965-1985 oder 1960-1995).Diese Analysen zeigen uns schnell, daß es nur eine kleine, aber inder Zusammensetzung stabile Gruppe von Ländern in Afrika gibt,die langfristig, also dauerhaft, hohe Wachstumsraten halten konn-ten. Über mittel- und kurzfristige Beobachtungszeiträume zeigt sichdann eine immer größere Variabilität bei den Ländern, denen esgelingt, hohes Wachstum zu realisieren.

In der langfristigen Beobachtung sehen wir nur wenigedauerhafte Wachstumsgewinner, aber viele Wachstumsverlierer in

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Afrika. Die Erklärungsansätze für diesen langfristigen Befund kannman in drei wesentliche Gruppen unterteilen. Erstens wird in diver-sen Studien davon ausgegangen, daß die Malaise Afrikas, also dieTatsache, daß es nur eine kleine Zahl von Wachstumsgewinnernüber eine längere Periode gibt, mit dem Rentenansatz zu erklärenist (vgl. etwa Langhammer 1996). Zweitens wird auf die besondershohe ethnolinguistische Diversität in Afrika verwiesen, die zu Kon-flikten und Allokationsproblemen Anlaß geben kann (vgl. Easterly/Levine 1997). Drittens wird von kritischen Engpaßfaktoren ausge-gangen(vgl. z.B. Barro/ Lee 1994, Otani/ Villanueva 1990, oderSavvides 1995), um die unbefriedigende Leistung zu erklären (mitFaktoren wie unzureichender Humankapitalaufbau, politische In-stabilität, unzureichende Spar- und Investitionsneigung, etc.).

Der Rentenansatz als erster Ansatz zur Erklärung der afri-kanischen Malaise geht davon aus, daß es in den meisten afrikanis-chen Ländern Bedingungen gibt, die Investitionen in den unpro-duktiven Sektor des Landes besonders lukrativ machten, so daßunternehmerisches Handeln auf unproduktive Sektoren der Wirt-schaft und auf kurzfristige und spekulative Tätigkeiten orientiertwerde, bis hin zu Schwarzmarktgeschäften, Schmuggel und Kor-ruption. Dies alles läßt sich auch nachweisen, etwa durch Datenüber die explizite und die implizite Besteuerung der Landwirt-schaft, der Klein- und Mittelunternehmen und des informellenSektors, und auch durch Daten, die die Entmutigung von Investo-ren im Exportsektor belegen. Andere Studien zeigen wieder, daßdie Reformpolitik seit den 80er Jahren nicht notwendigerweise hierwesentliche Veränderungen bewirkt hätte – ganz im Gegenteil, dieÄnderungen betrafen nur die Struktur der Rentenökonomie. Diesehabe sich fundamental verändert, denn internationale Renten ausder Entwicklungshilfe und der Strukturanpassungsfinanzierungwürden statt der nationalen Renten aus der Besteuerung produk-tiver Sektoren genutzt und verteilt (vgl. z.B. Langhammer1996).Statt expliziter Besteuerung dominierten zudem stärker indirekteund implizite Formen der Besteuerung der produktiven Sektoren.

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Die Folge sei, daß unternehmerisches Handeln auf Bereiche ge-lenkt werde, die für die Strukturveränderung und das Wachstumnicht maßgeblich seien. Es fehle nicht an unternehmerischem Ver-halten und an unternehmerischer Kompetenz, aber die Unternehmerorientierten sich an den Chancen, die die Rentenökonomie biete.Weltbankanalysen der Effektivität der SAPs seit den 80er Jahren inAfrika bestätigen letztlich auch, daß es nicht nachhaltig gelungenist, Landwirtschaft, Industrie, Bergbau und Plantagenwirtschaft,produktive Dienstleistungsproduktionen und informelle Sektorenvon exzessiver Besteuerung auszunehmen, und daß es auch nichtgelungen ist, den staatswirtschaftlichen Sektor und die Bürokratienachhaltig zu refomieren, oder aber das für Rentenökonomien sobedeutsame Außenhandelsregime wirksam zu verändern.

Ein zweiter Ansatz zur Erklärung der Wachstumsmisere vonAfrika geht davon aus, daß politische Instabilität, verzerrte staatli-che Ausgaben- und Steuerpolitik und ein unzureichendes Niveaubzw. eine unzureichende Effektivität von Investitionen (heimischewie auch ausländische) mit einem besonders hohen Grad der ethno-linguistischen Fragmentierung und Diversität in Afrika zu tunhätten (Easterly/ Levine 1997). Argumentiert wird, daß direkt überdiese Diversität Wachstum negativ beeinflußt werde, weil ethnis-che Konflikte zu politischer Instabilität führten und dadurch zuWachstumshemmnissen werden, und daß auch indirekt diese Fak-toren der hohen ethnolinguistischen Diversität zu Wachstumspro-blemen führen, weil die öffentlichen Politiken verzerrt würden,wenn eine Ausgaben-und Steuerpolitik an ethnischen Interessen-gruppen ausgerichtet werden muß, statt die staatliche Fiskalpolitikam Anspruch der allgemeinen Versorgungsbedarfe auszurichten.Die Ausgaben- und Einnahmenpolitiken des Staates würden nach-haltig gestört, und letztlich würden Wachstums- und Verteilungs-ziele verfehlt. Offensichtlich erklärt die ethnolinguistische Diver-sität Afrikas einen erheblichen Teil der Wachstumsdifferenzen ge-genüber asiatischen Wachstumsökonomien, und auch die Wachs-

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tumsunterschiede zwischen afrikanischen Ländern können so bes-ser erklärt werden.

Ein dritter Ansatz zur Erklärung von langfristigen Wachs-tumsentwicklungen und -differenzen geht von gewichtigen “crucialfactors” im Entwicklungsprozeß aus, die in Afrika fehlten, so daßes zu keiner Konvergenz im Wachstumsprozeß komme (Savvides1995, ADB 1996). Die für eine Konvergenz so wichtigen Faktorenwürden blockiert, so die Humankapitalentwicklung, die Investition-sentwicklung, die Außenorientierung der Wirtschafts–politik etc.Internationale Vergleichsstudien über die langfristigen Wachs-tumsgewinner in Afrika zeigen, daß diese wenigen Länder, wieBotswana, Kamerun, Kongo, Ägypten, Gabun, Lesotho, Ruanda,und Tunesien, entweder Ölexportländer sind, an der südafrikani-schen Peripherie angesiedelt sind oder aber im nord–afrikanischenWirtschaftsraum (und damit an der europäischen Peripherie) liegen(vgl. Barro/Lee 1994). Nur Ruanda fällt aus dieser Klassifizierungheraus (die Ereignisse der letzten Jahre geben hier zu denken), undnur Botswana ist es auch gelungen, aus dem Status eines Least De-veloped Countries (LDC) deutlich herauszuwachsen. Wichtig ist,daß es offensichtlich auch Länder sind, die es vermochten, exzes-sive Staatswirtschaftssektoren, exzessive Marktverzerrungen, undein hohes Maß an politischer Instabilität zu vermeiden, gleichzeitigaber in der Lage waren, deutlich höhere Investitionsquoten als Ver-gleichsländer über längere Perioden zu realisieren, bzw. vonSpillovereffekten von Südafrika bzw. von Europa zu profitieren.Diese Analysen sind aber in den Ergebnissen durchaus mit denbeiden anderen Ansätzen, dem Rentenansatz und dem ethnolingui-stischen Diversitätsansatz, kompatibel. Als “crucial factors” füreine Konvergenz im Wachstumsprozeß erweisen sich demnach dieFähigkeit, ein exzessives Wachstum des Staatssektors und eineexzessive Zunahme von Marktverzerrungen zu vermeiden, gleich-zeitig aber ein Mindestmaß an politischer Stabilität zu garantierenund dauerhaft eine im internationalen Vergleich relativ hohe Inve-stitionsquote aufrechtzuerhalten, um eine Erosion des Kapitalbe-

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standes der Volkswirtschaft zu vermeiden. Andererseits muß derStaat aber über eine ausreichende Führungskompetenz gegenüberWirtschaft und Interessengruppen verfügen. Die kleine Gruppe vonWachstumsgewinnern in Afrika (im internationalen Vergleich)zeigt, daß diese Bedingungen in der Realität äußerst schwer zu im-plementieren und zu stabilisieren sind.

Komplementär zu diesen Analysen sind die Untersuchun-gen über die langfristige Position von Regressorländern, d.h. vonLändern, die über lange Perioden hin fallende Pro-Kopf-Einkom-men aufwiesen und aus dem Gefüge negativer Wachstumsratennicht herauskommen könnten (vgl. Sen 1994, UNCTAD 1997). Dieinternationalen Vergleichsstudien zeigen, daß nicht nur die Zahlder Länder, die als Wachstumsgewinner zu betrachten sind, kleinist, und die Zahl der Wachstumsverlierer in Afrika groß ist, sonderndaß auch die Zahl der Regressorländer in Afrika sehr groß ist. DasRegressorphänomen von langfristig fallenden Pro-Kopf-Einkom-men ist aber im Wesentlichen auf Afrika konzentriert (Sen 1994,UNCTAD 1997). Gleichzeitig weisen die Untersuchungen aberauch darauf hin, daß die Regressorländer nicht notwendigerweiseauch Verlierer bei den Werten für die “human development indi-cators (HDI)” sein müssen (Sen 1994). Das Gegenteil ist offen-sichtlich der Fall. Gemessen an der Veränderung der Sterblichkeitvon Kindern unter 5 Jahren sind die Wachstumsverlierer in denmeisten Fällen keine Verlierer in Bezug auf diesen so wesentlichen“human development indicator”. Wir sehen aber, daß diverse afri-kanische Länder mit positivem Pro-Kopf-Wachstum über eine Pe-riode von 25 Jahren vielfach durch eine Verschlechterung von“human development indicators” wie dem eben Erwähnten zukennzeichnen sind.

Auch dieses Ergebnis ist mit dem Rentenansatz und demDiversitätsansatz durchaus kompatibel, denn einseitige ökonomis-che Analysen von Wachstumsperspektiven unter Vernachlässigungvon sozialen und ethnischen Faktoren verbieten sich. Gegenläufige

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Entwicklungen sind möglich, denn Länder mit einem ungünstigenWachstumstrend können durch eine geeignete öffentliche Politikdazu beitragen, ”human development indicators” gezielt und lang-fristig wirksam zu verbessern, und umgekehrt. Entscheidend istwohl die Fähigkeit, eine öffentliche Ausgabenpolitik, eine Wachs-tums- und Investitionspolitik und eine grundbedürfnisorientierteEntwicklungspolitik durchzusetzen in einem Umfeld von externenSchocks, internen politischen Konfikten und bei hoher ethnolin-guistischer Fragmentierng.

Besondere Aufmerksamkeit verdienen aber Länder, die so-wohl in ökonomischer Hinsicht als auch bei den “human devel-opment indicators” als Regressorländer anzusehen sind, Länderalso wie Somalia, die Zentralafrikanische Republik, Mosambik undMali (Sen 1994). Es wird daher zunehmend notwendig, Wachs-tumskonzepte für diese Ländergruppe und für verschiedene Kate-gorien von Regressorländern zu entwickeln (vgl. dazu UNDP 1996und UNCTAD 1997).

Während internationale Vergleichsstudien eine Vielzahl vonwichtigen Determinanten des langfristigen Wachstums benennen,gehen die drei genannten Ansätze (Rentenansatz, Diversitätsan-satz, Crucial Factors-Ansatz) so weit, Ursachen für das Wachs-tumsdilemma Afrikas zu benennen, also auf systemische Ursachenzu verweisen. Allerdings ist diese Arbeit erst in den Anfängen.Schon jetzt zeigt sich aber, daß schlichte Schlußfolgerungen für dieWirtschaftsreformpolitik und für die Entwicklungshilfepolitik un-angebracht sind. All diese Befunde geben wenig Grund für Op-timismus, denn es zeigt sich offensichtlich in Afrika die fatale Ten-denz, nationale Renten durch internationale Renten aus der Ent-wicklungshilfe zu ersetzen, die Diversität und Fragmentierung derafrikanischen Gesellschaften und die Zerfallstendenz der Staatsge-füge im Reformkontext zu ignorieren, und schließlich die Chancenauf Investitionen und Wachstum angesichts der ständigen Politik-wechsel, der politischen Instabilität und der externen und internen

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Riskofaktoren aller Art zu überschätzen. Zudem steigt offensicht-lich die Zahl der Regressorländer mit negativen Wachstumsratendes Pro-Kopf-Einkommens und u.U. auch sinkenden Werten fürwichtige “human development indicators” weiter an. Und für dieseLändergruppe gibt es bisher keine brauchbaren Wachstumskon-zepte.

Werden die mittelfristigen Determinanten des Wachstumsin Afrika betrachtet - auch diesbezüglich liegen zahlreiche Studienvor -, dann zeigt sich eine sehr große Variabilität bei der Zahl derLänder und bei der Zuordnung von Ländern, die in mittelfristigenPerioden von 5-10 Jahren als Wachstumsgewinner oder -verlierergelten können (vgl.z.B. United Nations 1987 und UNCTAD 1992).Dies ist auch durchaus plausibel, denn auf mittlere Frist ist auch dieVeränderlichkeit der Einflußfaktoren größer als in der langen Peri-ode. Offensichtlich zeigen sich für Länder, die auf mittlere FristErfolge aufweisen, zwei Schlüsselfaktoren: erstens die Notwendig-keit einer langfristig angelegten Agrarpolitik, und zweitens dieNotwendigkeit einer umfassenden Devisenerlössicherungspolitik,also einer kohärenten Exportpolitik (die ein kontinuierliches De-visenaufkommen durch Eigenerwirtschaftung sichert), einer ent-sprechenden Importpolitik, einer Schuldenabbaupolitik und eineroffensiven Entwicklungshilfepolitik. Eine mittelfristig angelegteAgrarpolitik und eine planvolle Devisensicherungspolitik setzenaber eine konsequente Durchsetzung einer neuen Schuldenstrate-gie voraus, aber auch eine neue Exportförderungspolitik und einezukunftsorientierte Importsubstitutionspolitik. Diese Faktoren er-weisen sich demnach als Hebel für mittelfristige Wachstumser-folge, und diesbezüglich konnten nur wenige Länder diese Positiondurchhalten. Diese Einsichten machen eine Schuldenpolitik fürAfrika “aus einem Guß” und in Verbindung mit eigenständig ge-planten Strukturreformen zugunsten des Agrarsektors und einerDiversifizierung der Exportstruktur so wichtig. Ohne eine neueSchuldenstrategie läßt sich das Wachstum auf mittlere Frist in Af-rika nicht stabilisieren. Die diesbezüglichen Initiativen aller Art,

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insbesondere auch die HIPC-Initiative, reichen nicht aus, denn dieDevisenerlössicherung wird dadurch nicht nachhaltig unterstützt.Ohne einen Neuanfang in dieser so wichtigen Frage wird es nichtgelingen, das mittelfrisige Wachstum zu stabilisieren. Ganz im Ge-genteil, die Variabilität bei den Wachstumsgewinnern und -ver-lierern könnte noch zunehmen. Da mittel- und langfristigeWachstumsperspektiven in einem engen Zusammenhang stehen,werden auch die Chancen für langfristig anhaltendes Wachstumgeschmälert.

Die kurzfristigen Determinanten des Wachstums in Afrika,wie vor allem die Entwicklung der Rohstoffpreise, die Klima- undWetterbedingungen, oder aber abrupte ökonomische und politischeÄnderungen im Land (z.B. durch Zustrom von Flüchtlingen) oderin der Weltwirtschaft (z.B. in Folge der Asienkrise), haben deutli-chen dämpfenden Einfluß etwa auf die Wachstumsentwicklung inAfrika nach 1996 gehabt, doch darf auf der Basis dieser kurzfristi-gen Faktoren nicht auf Wachstumspotentiale und Wachstums-chancen geschlossen werden. Oft wird aber mit Wachstumsratenargumentiert, die das Ergebnis von kurzfristigen Veränderungensind, während wichtig vor allem die langfristigen Wachstums-chancen sind. Für eine differenzierte Diskussion der Wachstums-perspektiven ist daher auch eine Differenzierung und Periodisie-rung in diesem Sinne notwendig.

IV. Wachstumstheoretische Begründungen und wachstumspolitische Interventionen

Erstaunlich ist die Tatsache, daß die Diskussion überWachstumsperspektiven in Afrika so geführt wird, als gäbe es nichteine lange Tradition in der Entwicklungsliteratur, die sich mit ver-schiedenen Wachstumstheorien und diversen wachstumspolitischenKonzeptionen und Interventionen befaßt hat. Fünf wesentlichetheoretische Ansätze haben hier Relevanz und finden leider zu we-

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nig Bezug in der afrikabezogenen Entwicklungsliteratur. Auf dieRelevanz für die anstehende Diskussion wird kurz eingegangen.

Erstens ist auf den klassischen Ansatz der Wachstumstheo-rie (im Kontext des Harrod-Domar-Modells) zu verweisen, einerTheorie, die das Wachstum als Ergebnis von Investitionsquote und(marginaler) Kapitalproduktivität interpretiert. Wachstum kanndurch eine hohe Investitionsquote bei hoher Effektivität des Kapi-taleinsatzes sehr beschleunigt werden. Die Überprüfung dieses An-satzes für afrikanische Länder wird aber kaum versucht. Es gibtwohl Daten über die Investitionsquoten afrikanischer Länder, dochzeigen sich diese Quoten als sehr variabel, als oft niedrig und überviele Jahre abnehmend, als stark schwankend, als abhängig voninternen und externen Einflußgrößen, auch stark abhängig von derGefahr des Poltikwechsels, und von vielfältigen politischen undweltwirtschaftlichen Risikofaktoren, die das Investitionsverhaltenbeeinflussen. Die Identifizierung der Gründe für niedriges Niveauund Variabilität der Investitionsquoten steht aber aus.

Wachstumspolitisch wird in diesem Zusammenhang verwi-esen auf die Notwendigkeit, die Investitionen zu stabilisieren, etwadurch sogenannte “agencies of restraint”, also Institutionen, die dieGlaubwürdigkeit der Wirtschaftspolitik erhöhen können. SolcheInstitutionen sind etwa die Einbindung afrikanischer Länder inHandels- und Währungszonen, wie etwa die Franczone, oder derWTO-Vertrag, oder das Lome´-Abkommen. Modell ist dabei dieErfahrung der europäischen Schwellenländer nach der Integrationin die Europäische Union, wenn wir an die Durchsetzung einerHartwährungspolitik in Irland, in Spanien und in Portugal denken(Griechenland war diesbezüglich aber weniger erfolgreich). Wei-tergehende Konzepte zur Analyse der Änderungen und der Änder-barkeit der Investitionsquote und zur Stabilisierung der Investiti-onsquote auf hohem Niveau fnden sich aber in den Reformvor-schlägen, auch der Strukturanpassungsprogramme, aber nicht.

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Entsprechend dürftig sind die Befunde für die Kapitalpro-duktivität. Es zeigt sich aber, daß gerade die kapitalarmen Ländermit Kapital wenig sparsam umgehen, daß also die Kapitalaufwen-dungen für eine Einheit Output dort besonders hoch sind, wesent-lich höher als bei Kapitalknappheit zuträglich(vgl. etwa auchLanghammer 1996). Es zeigt sich zudem eine starke Variabilitätdieser Produktivitäten in Abhängigkeit von weltwirtschaftlichenFaktoren und wirtschaftspolitischen Interventionen, doch eine er-staunliche Unabhängigkeit gegenüber dem Verschuldungsgrad desLandes. Dieser klassische Ansatz berücksichtigt aber auch nur un-zureichend die Rolle der komplementären Faktoren für dasWachstum, so etwa das Humankapital oder den technischen Fort-schritt in seinen endogenen und exogenen Formen. Nur wenigeafrikanische Länder verfügen über einigermaßen stabile Investi-tionsquoten auf hohem Niveau und über Möglichkeiten und Me-chanismen für einen effizienten Einsatz von Kapital. Mauritius,Botswana, Tunesien, potentiell auch Südafrika, können hier ge-nannt werden. Für die anderen Länder gilt, daß sowohl die Bedin-gungen für den Einsatz von Kapital als auch für dessen Verwen-dung unzureichend sind. Auch von daher ist für die meisten afri-kanischen Länder nicht von besonders günstigen Wachstumsbe-dingungen auszugehen, da insbesondere die “agencies of restraint”noch fehlen oder noch nicht wirken, um einen effizienten Einsatzvon Kapitel zu ermöglichen.

Der zweite Ansatz geht von den Annahmen der neuenWachstumstheorie aus. Wachstum hängt zunächst von der Kom-plementarität von Sach- und Humankapital ab. Der Aufbau vonSach- und Humankapital muß in jedem Sektor und in jeder Un-ternehmung synchronisiert erfolgen. Zudem besteht eine wesentli-che Komplemen-tarität zwischen Humankapitalinvestitionen undF&E-Aufwendungen in den Unternehmen. Weiterbildung undAusbildung in den Unternehmen lohnt sich besonders dann, wenndie F&E-Ausgaben über Innovationen die Wertschöpfungsbasiserweitern. Drittens sind die Möglichkeiten des grenzüberschreiten-

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den technischen Lernens “parallel zum internen” technischen Ler-nen in einer Volkswirtschaft zu nutzen, was vor allem ein offenes(nicht notwendigerweise aber ein völlig liberalisiertes) Außenhan-delsregime voraussetzt, und auch eine Nutzung von allen verfügba-ren Kanälen für den Technologietransfer.

Wir wissen, daß alle drei Bedingungen in den meisten afri-kanischen Ländern nicht existieren. Die Komplementarität vonHuman- und Sachkapital ist nicht zuletzt durch die wachsendeEntwicklungshilfeabhängigkeit weitgehend untergraben worden.Investitionsprojekte und Ausbildungsprojekte der Entwicklungs–hilfe sind zu oft nicht komplementär gewesen, und eineentsprechende Politik zur Sicherung dieser Komplementariät findetsich allenfalls in wenigen Ländern Afrikas. Die Komplementaritätvon Humankapitalinvestitionen und von F&E-Aufwendungen inden privatwirtschaftlichen Sektoren ist nicht gegeben, wasinsbesondere mit dem nach wie vor hohen Anteil vonStaatsunternehmen, aber auch mit einer qualitativ unzureichendenPrivatisierungspolitik, mit der weiterhin feststellbaren Vernach–lässigung der Förderung des Privatwirtschaftssektors und dertotalen Vernachlässigung von Innovations und Forschungs–förderung in Unternehmen und in staatlichen Einrichtungen zu tunhat (dies betrifft nicht nur die Industrie, sondern auch alle anderenproduktiven Sektoren einschließlich der Landwirtschaft, derPlantagenwirtschaft, der öffentlichen Versorgungswirtschaft unddes Bergbausektors). Eklatant ist etwa das Versagen imAgrarsektor: gute Forschungseinrichtungen im Agrarbereich inmanchen afrikanischen Ländern (etwa im Sudan) wurden nichtgenutzt für das Effektivieren des landwirtschaftlichen Beratungs-und Ausbildungssystems, und auch nicht für eine Verbesserung desAgrarkreditsystems. Zudem hat ein bis heute recht geschlossenesAußenwirtschafts-system in vielen afrikanischen Länderngrenzüberschreitendes technisches Lernen durch Know-howtransfer oft unmöglich gemacht. Die anstehende und oft geforderteumfassende Privatisierungspolitik kann nun diese Komple-mentaritäten nur dann fördern, wenn die gesamtwirtschaftlichen

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Rahmenbedingungen stimmen und wenn die Unternehmen für ihreHumankapitalinvestitionen und F&E-Aufwendungen durch denMarkt auch belohnt werden. Dies setzt aber kompetitive Bedingun-gen voraus, die weitgehend nicht existent sind. Nur wenige Länderwie Mauritius, Südafrika, Tunesien und potentiell vielleicht Bot-swana und Kenia kommen diesem Modell der Komplementaritätenin Ansätzen nahe. Eine entscheidende Schwachstelle ist auch dasFehlen einer wettbewerbspolitischen Konzeption, um Wachstums-prozesse zu stimulieren und Innovationen durch Anreize und Sank-tionen zu ermöglichen.

Drittens kann der Schumpeterische Innovations- undWachstumsansatz hier herangezogen werden. Determinanten desWachstums bei Schumpeter und den Neo-Schumpeterianern sinddie innovativen Unternehmer, die als Gestalter des Wachstumsneue Märkte, neue Produkte und neue Technologien erschließenund durchsetzen. Entscheidend sind aber auch die innovativenRahmenbedingungen, die von den Neo-Schumpeterianern so be-zeichneten Nationalen Innovationssysteme der Länder, d.h. die Artund Weise der Interaktion und Vernetzung von Wirtschaft, Wissen-schaft, Bildungssystem, Weiterbildung in betrieblichen und über-betrieblichen Einrichtungen, staatlicher Forschungsförderung, undvon staatlicher und privater Finanzierung von Innovationen. Dienotwendigen Institutionen und Anreize für diese Vernetzungen sinddann auch Gegenstand einer Ausgestaltung Schumpeter–ianischerWirtschaftspolitik. In Bezug auf Afrika sind diese Diskussionennoch nicht angelaufen - auch wieder erstaunlich, weil in Asien imZuge des „Catching-Up-Prozesses“ die Rezeption dieses Gedan-kengutes schon in den 60er Jahren erfolgte.

Beide Voraussetzungen des Wachstums durch Innovationensind in Afrika weithin nicht gegeben, da offensichtlich nationaleInnovationssysteme nicht geschaffen werden (wie wir dies am Bei-spiel der oft isoliert vorgenommenen Agrarforschung, Agrarbera-tung, Agrarfinanzierung und Agrarausbildung in afrikanischen

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Ländern nur zu gut kennen), und zudem die durchaus innovativenUnternehmer auf Felder abgedrängt werden, die mehr mit Renten-umlenkung zu tun haben als mit produktiver unternehmerischerTätigkeit, so daß dadurch Ressourcen von den produktiven Sekto-ren zusätzlich abgezogen werden. Produktiv sind die Unternehmerin Afrika z.B auch im informellen Sektor, der zur Sicherung desökonomischen Überlebens auf innovative Marktstrategien ange-wiesen ist. Auch hier zeigen aber nur wenige Länder Ansätze, dieSchumpeterischen Bedingungen, wie oben beschrieben, zu schaf-fen. Nur wenige afrikanische Länder können genannt werden, diediesen Bedingungen in Ansätzen nahekommen, so Mauritius, Tu-nesien, potentiell und partiell Südafrika, ansatzweise Kenia undÄgypten, aber für die letztgenannten Länder bleiben Zweifel, wiebreit innovative Rahmenbedingungen verankert sind und in wel-chen Bereichen innovative Faktoren gestärkt werden (eventuellPlantagen–wirtschaft, Tourismuswirtschaft, etc.).

Die Privatisierung von Staatsunternehmen ist noch nichtidentisch mit Schumpeterianischer Wirtschaftspolitik - mehr, weitmehr, ist erforderlich, nämlich die Schaffung innovativer Systeme,in die Unternehmen, der Staat, die Banken, die Aus- und Weiter-bildungseinrichtungen, und die Universitäten so integriert sind,daß die Unternehmen einen innovativen Beitrag zur Umstrukturie-rung von Produktion und Exportwirtschaft durchsetzen können. Esist aber offensichtlich, daß die wachsende Entwicklungshilfeab-hängigkeit seit den 60er Jahren diesbezüglich viel an Chancen ver-tan hat. Weder das Wachstumsmodell der neuen Wachstumstheorienoch das Schumpeterische Wachstums-modell haben bei steigenderEntwicklungshilfe-abhängigkeit in Afrika eine Chance auf wachs-tumspolitische Implementation.

Zu erwähnen sind viertens raum- und außenwirtschaftlicheWachstumsansätze. Diese Ansätze gewinnen auch auf Grund deroben erwähnten Determinanten des langfristigen Wachstums anRelevanz.

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Raumwirtschaftliche Wachstumsansätze gehen von Schub-und Sogeffekten aus, die innerhalb von Regionen wirken. So wirdder Republik Südafrika nach dem Ende der Apartheid zugeschrie-ben, Schub- und Sogwirkungen für regionale ökonomische Um-strukturierungen und Wachstumswirkungen auf den Außenhandelund auf die Direktinvestitionstätigkeit im weiteren südafrikani-schen Wirtschaftsraum auszulösen. Sogeffekte ergeben sich für dieNachbarländer Südafrikas auf Grund des großen Binnenmarktes,der Arbeitsnachfrage und der Chancen für neue Exportmärkte.Schubwirkungen ergeben sich dann, wenn ein Land wie Südafrikazu Auslagerungen der Produktion durch Direktinvestitionen ge-zwungen wird, um seine Weltmarktposition durch günstige Importevon Rohstoffen, von Vorprodukten bzw. von leichtindustriellenProdukten zu sichern, um so komparative Vorteile bei anspruchs-volleren Produkten durchzusetzen.

Bisher konnte Südafrika aus mehreren Gründen diese Sog-und Schubwirkungen aber nicht entfalten, da einerseits hohe Ar-beitslosigkeit und ein relativ niedriges Wachstum die regionalenUmstrukturierungen und die Exporttätigkeit anderer Länder in derRegion nicht nachhaltig fördern konnten, und andererseits die un-zureichende Öffnung Südafrikas den Nachbarländern nicht ausrei-chend Exportmöglichkeiten eröffnete. Südafrika ist bisher auchweit entfernt von der Vorstellung, ähnlich wie Japan, in einer„Wildgänseformation” den anderen Ländern in der Region außen-wirtschafts- und wachstumspolitisch dominant voranzueilen.

Außenwirtschaftliche Wachstumsansätze hingegen habengroße Relevanz für afrikanische Länder, denn für die meisten Län-der stellt sich die Frage, wie eine höhere Stufe der Importsubstitu-tion mit einer höheren Stufe der Exportsubstitution und der Export-diversifizierung so verbunden werden kann, daß eine Integration inden Weltmarkt gelingen kann. In manchen afrikanischen Ländernder frühen Industrialisierungsgruppe (Ägypten, Nigeria, Simbabwe,

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und Südafrika) zeigt sich das Dilemma, daß nicht konsequent ge-nug und auch zu spät versucht wurde, von der ersten Phase der Im-portsubstitution im Leichtindustriebereich zu einer neuen Phase derEntwicklung und Integration in den Weltmarkt überzugehen. Esgalt, eine Festlegung auf die teure zweite Phase der Importsubstitu-tion im Grundstoff- und Produktionsgüterbereich zu vermeiden undauf eine Phase der Exportsubstitution umzustellen, die die Welt-marktfähigkeit einer breiteren Palette von Gütern hätte sichernkönnen (vergleichbar der ostasiatischen Exportsubstitutionsstrate-gie). Die Unfähigkeit zu einer Transformation von Handels- undProduktionsstrukturen hat daher auch mit der wirtschafts- und ent-wicklungspolitischen Zementierung der ersten Phase der Im-portsubstitution zu tun, was aber zum erheblichen Teil demWachstumsmodell auf der Basis der zunehmenden Entwicklungs-hilfeabhängigkeit geschuldet ist. Diese hat bis heute bewirkt, daßeindeutige Richtungsentscheidungen im Wachstumsprozeß nichtgefällt werden. Nur wenige afrikanische Länder haben bisher sol-che Richtungsentscheidungen getroffen und durchgehalten (Tune-sien, Marokko, Botswana, Mauritius, Kenya). In Nigeria, in Ägyp-ten, und in der Republik Südafrika stehen solche Richtungsent-scheidungen dringend an.

Fünftens kann von einem sich formierenden wachstum-stheoretischen Ansatz ausgegangen werden, der die Realität derRegressorländer aufgreift und versucht, die etablierten Wachs-tumskonzepte durch neue Verknüpfungen von Wachstum und“menschlicher Entwicklung” realitätsnäher zu gestalten (vgl.UNDP 1996), um so insbesondere die Lage in den Ländern mitnegativen bzw. sehr niedrigen Wachstumsraten so zu gestalten, daßeinerseits die Bedingungen für menschliche Entwicklung verbessertwerden können, andererseits aber auch dauerhafte Wachstumsge-winne möglich werden, die wiederum die Chancen auf schnelleFortschritte in Bezug auf die menschlichen Entwicklunsindikatorenzu verbessern in der Lage sind. Diese Wachstumsmodelle basierenauf Postulaten und Konstrukten, die in Forderungen nach struk–turierten Märkten, selektiver Protektion, Nutzung von Komp-

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erten Märkten, selektiver Protektion, Nutzung von Komp-lementa-ritäten von öffentlichen und privaten Investitionen, der Identifizie-rung von strategischen Entwicklungssektoren und der Förderungvon agroindustriellen Verflechtungen und Verflecht-ungen zwi-schen formellen und informellen Wirtschaftssektoren resultieren.Dem Staat als Regulator und als Führungsinstitution kommt hiereine besondere Rolle zu. Burkina Faso ist ein Land, das diesenWeg relativ erfolgreich geht (wenn auch die Wachstums-erfolgebisher nicht überzeugen konnten). In vielen anderen Ländern mitgeringem Wachstum bzw. in den Regressorländern vermag derStaat diese Führungsrolle aber nicht zu übernehmen.

Wir sehen, daß auch die wachstumstheoretischen und politi-schen Begründungen und Konzeptionen, wenn diese auf Afrika alsRegion und auf die einzelnen afrikanischen Länder bezogen wer-den, nicht viel Grund zum Optimismus geben, um einen dauerhaf-ten Wachstumstrend projizieren zu können.

Wachstumsstabilisierung in Afrika setzt voraus, daß erstensInvestitionsquoten und Kapitalproduktivitäten durch Maßnahmenzur Reduzierung des Investitionsrisikos optimiert werden, zweitensdie Komplementarität zwischen Sachkapital einerseits und Human-kapitalinvestitionen und F&E-Aufwendungen andererseits wirt-schaftspolitisch betont wird, was vor allem den Abbau der Ent-wicklungshilfeabhängigkeit und andererseits aber die Schaffungvon wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungenfür Wachstum und Innovationen voraussetzt, und daß drittens na-tionale und regionale Innovationssysteme durch die Vernetzungvon innovativen Akteuren möglich gemacht werden, und dann eineUmlenkung von innovativen Unterehmerkompetenzen auf produk-tive Bereiche und Sektoren stattfinden kann, und viertens die Sog-und Schubwirkungen regionaler Wirtschaftspole in einer langfristi-gen regionalen Öffnungs- und Investitionsstrategie genutzt werden(dies betrifft Länder wie die Republik Südafrika, Ägypten, Nigeria,Kenia, Simbabwe, u.a.), und daß schließlich auch die notwendigen

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Richtungsentscheidungen hinsichtlich der Außen–handelsstrategieschnell und konsequent getroffen werden. Schließlich bedarf esfünftens insbesondere auch für die ärmsten Länder mit besondersungünstigen langfristigen Wachstumstrends der Entwicklung einesneuen Modells des Wachstums, in dem Maßnahmen zur Verbesse-rung der Lage in Bezug auf menschliche Entwicklungsindikatorenund staatlich gestützte Wachstums–politiken neben einer Politikzur privatwirtschaftlichen Entfaltung von Wachstumsdynamik ste-hen, ein Modell also, das insbesondere für die Regressorländerwichtig ist.

V. Perspektiven und Projektionen

Wir haben gezeigt, daß der neue Wachstumsoptimismus aufwenig überzeugenden Fundamenten ruht, und daß die Lehren ausdem alten Wachstumsoptimismus nur unzureichend gezogen wur-den. Wir haben gezeigt, daß die aktuelle Interpretation vonWachstumstrends in Afrika ungenügend differenziert erfolgt, unddass insbesondere eine klare Unterscheidung nach lang-, mittel-und kurzfristigen Determinanten des Wachstums notwendig ist. Inden meisten Berichten über Afrika`s Wachstumsaussichten wirddies leider nicht getan. Wir haben gezeigt, daß in Bezug auf Afrikadie dominierenden Wachstumstheorien und die darauf aufbauendenWachstumspolitiken zu keinen entsprechenden wirtschaft-politi-schen Interventionen, Entscheidungen, Institutionen-änderungenund Verhaltensanpassungen führten, schon gar nicht bei den zahl-reichen Ländern mit extrem hoher Entwicklungs-hilfeabhängigkeit.Wirtschaftspolitik wurde zu lange von stabilisierungspolitischenImperativen dominiert, wobei auch die Strukturanpassungspro-gramme der neuesten Generation auf direkte wachstumspolitischeInterventionen verzichten.

Alle Projektionen zu den Wachstumsaussichten in Afrikasind daher hinsichtlich der zugrundeliegenden Annahmen, Zeit-horizonte und der länderspezifischen historischen Entscheidungs-

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muster zu überprüfen. Die Diskussion über nachhaltiges Wachstumin Afrika hat allerdings jetzt begonnen, und es ist zu erwarten, daßneue wachstumspolitische Entscheidungsmuster, Rahmenbeding-ungen und Programme für Afrika folgen werden, um die über-kommenen Struktur-anpassungsprogramme abzulösen.

Bereits jetzt ist aber erkennbar, daß dynamische Ansätze derWachstumssteuerung und der Innovationsförderung, der regionalenPolbildung und der Exportstrukturanpassung einerseits und Ansätzeder Neudefinition staatlicher Interventionsbedarfe andererseits anGewicht gewinnen werden.

Es ist ebenfalls erkennbar, daß dieser Wandel im ökonomi-schen Denken einhergehen wird mit der Erkenntnis, daß Friedens-politik und Entwicklungspolitik mit einer neuen Wachstumsorien-tierung der Reformpolitik zu verknüpfen sind, um die Staats- undSozialgefüge in Afrika zu stabilisieren und zu rekonstruieren.

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