Die Jahre 1980 bis 1987 - choriner-musiksommer.de · PKW Getränke, Broiler, Würste und Schrippen...

2
Mit Aussicht auf jeweils ein kräftiges Pausenessen, ein Bad im Amtssee und als Prämie neue Musikinstrumente wurde das Kabel im Frühling 1982 von den Mitgliedern des Blasorche- sters der sowjetischen Streitkräfte, Standort Bernau verlegt. Fast drei Wochen lang transportierten der Leiter des Kreiskulturhauses Ge- org Wolf, oder Günter Kämpfe, Ab- teilung Kultur des Rates mit privaten PKW Getränke, Broiler, Würste und Schrippen zur Klosterbaustelle. Als 1982 der Musiksommer seine Pforten öffnete, hatte die Firma Gus- ke den Sicherungsschrank installiert, die Anschlüsse verkabelt, und die An- lage bestand ihre Bewährungsprobe hervorragend. 1983 erhielt die Arbeitsgruppe „Choriner Musiksommer“, vom Institut für Forstwissenschaften mit Herrn Breitkopf, Herrn Dr. Flöhr, Herrn Dr. Kerner, Frau Vahl und Herrn Dr. Wolff und Herrn Kämpfe vom Rat des Kreises, den Heinrich von Kleist - Kunstpreis des Bezirkes Frankfurt Oder für 20 Jahre Arbeit für die Musik. 1984 vollendete sich die mehrere Jahre umfassende Ausstattungs- phase des Kirchenschiffs. Es stan- den nunmehr 1100 Sitzplätze mit Lehne, 400 Plätze ohne Lehne und 1000 Rasenplätze zur Verfügung. Die Eintrittspreise konnten zwischen 10,5 und 6,05 in der teuersten Kate- gorie variieren, weniger stark fiel der Unterschied in den anderen Kate- gorien aus. Annerose Schmidt spielte auf dem neuen Förster-Flügel sicher schon mit klammen Fingern Beethovens 4. Klavierkonzert, doch nach der Pause ging nichts mehr: trotz Heizung und Windfangplanen kam es am 23.6.1984 mit Sturm und 13 °C zum Abbruch. In diesem Jahr wurde das Konzert mit der Staatskapelle Berlin unter Ottmar Suitner zum Höhe- punkt, ein Jahr später das Konzert mit Peter Schreier und dem Kammer- orchester der Deutschen Staatsoper. Zwischen 1980 und 1987 fanden 8 bis 11 Konzerte je Saison ein. Der Choriner Musiksommer war von Beginn an eine besondere Schöp- fung: ...“wir haben insgesamt davon auszu- gehen, daß der Choriner Musiksom- mer ein Gemeinschaftsvorhaben ist, das nicht an eine kulturelle Einrich- tung gebunden ist, also auch nicht in einen Plan der Aufgaben eingeord- net ist. Es muß sich als solches, also im Wesentlichen selbst tragen. Hinzu kommt, (...) daß alle damit verbun- denen künstlerischen und organisa- torisch-technischen Vorbereitungen sowie die Durchführung ausschließ- lich mit ehrenamtlichen Kräften durchgeführt werden. (...) Wir gehen davon aus, daß der Choriner Musik - sommer eine Initiative des Territori- ums für das Territorium ist.“ Ende 1979 verabschiedete der Rat des Kreises Eberswalde eine mit dem Institut für Forstwissen- schaften und der Musiksschule beratene „Konzeption zur Ent- wicklung des Musiklebens unter besonderer Berücksichtigung der inhaltlichen Ausgestaltung des Choriner Musiksommers (...)“. Diese Arbeitsgrundlage ermöglichte dem Rat die in den 80iger Jahren stark gewachsenden Aufgaben bei der Pro- filierung des „Choriner Musiksommers“ zu bewältigen. Der Rat bestätigte die Eintrittspreise für die Konzerte, war Anlaufstel- le für Eingaben und Beschwerden, verhandelte mit der Bezirkshygien- einspektion um Sondergenehmigungen trotz der kritischen Toiletten- situation, beantragte immer wieder Investitionsmittel zum Ausbau der Toilettenkapazität und setzte sich mit den Wünschen des BSO-Besucher- dienstes auseinander. Die Konzeption sah auch vor, das Reper- toire in Chorin um Kompositionen von DDR-Komponisten und um die Musik der sozialistischen Länder zu erweitern, das Pu- blikum zu „internati- onalisieren“ und neue Ensembles auftreten zu lassen, wobei auch an Volkskunstkollek - tive gedacht wurde. Hier lag bereits der Blick auf den Arbeiter- festspielen, die lang- fristig geplant, jedes Jahr in einem anderen Bezirk der DDR statt- fanden. 1986 begannen die Vorbereitungen für die 22. Arbeiterfestspiele im Bezirk Frankfurt Oder. Es sollten die letzten Arbeiterfestspiele sein. Zunächst galt es, das temperaturmäßig als Open Air zu bezeichnende Fe- stival „wetterfester“ zu machen. Die Situation war kritisch. Auch 1980 brach das Berliner Sinfonie-Orchester ein Konzert nach der Pause wegen Kälte ab. Der Einbau von Heizungen war im denkmalgeschützten Gebäu- de ausgeschlossen. Mit einer Sondergenehmigung konnten 30 elektrische S-Bahn-Heizkörper beschafft werden. Die benötigte 40 KW Leitung gab es nicht. Der technische Leiter des Berliner Sinfonieorchester, der das Vorhaben Wiederaufbau des Konzerthauses am Gendarmenmarkt zwi- schen 1979 und 1984 in Berlin betreute, veranlasste die Lieferung von 2 Kabeltrommeln nach Chorin. Wachstum und Erfolg Die Jahre 1980 bis 1987 Initiative des Territoriums für das Territorium - und „Schweißtropfen für die Musik“ Quellen: Kreisarchiv Eberswalde: 00219 D.I.R, 22. Sitzung des Rates des Kreises Eberswalde-Finow 7. November 1979, Umlaufvorlage 39/79 Konzeption zur Entwicklung des Musiklebens unter besonderer Berücksichtigung der inhaltlichen Ausgestaltung des Choriner Musiksommers und der Entwicklung des Staatlichen Unterhal- tungsorchesters Eberswalde Archiv Choriner Musiksommer: Foto Rasenbesucher 1986, Konzertsituation mit Windfangplane, Peter Schreier in Chorin: Fotograf Sieglinde Plank; Dokumente: (aus Schreiben des Rates des Kreises Ebersalde Abt. Kulur an das Berliner Sinfonie-Orchester. vom 25.3.1980), Eintrittskarte, Einladung Kreishygieneinspektion Archiv Günther Kämpfe: Foto Kämpfe, Iwanow, Wolf während der Kabelaktion; „Schweißtropfen für die Musik“ Über die Verkabelung mit einer Starkstromleitung, - Erinnerungen Günter Kämpfe Oben: 1986 Konzertsituation mit Windfangplanen im Hintergrund Untern: 1986 Peter Schreier in Chorin Foto: Günter Kämpfe; Boris Ivanow und Georg Wolf während der Kabelarbeiten am Amtsee Chorin

Transcript of Die Jahre 1980 bis 1987 - choriner-musiksommer.de · PKW Getränke, Broiler, Würste und Schrippen...

Page 1: Die Jahre 1980 bis 1987 - choriner-musiksommer.de · PKW Getränke, Broiler, Würste und Schrippen zur Klosterbaustelle. Als 1982 der Musiksommer seine Pforten öffnete, hatte die

Mit Aussicht auf jeweils ein kräftiges Pausenessen, ein Bad im Amtssee und als Prämie neue Musikinstrumente wurde das Kabel im Frühling 1982 von den Mitgliedern des Blasorche-sters der sowjetischen Streitkräfte, Standort Bernau verlegt.Fast drei Wochen lang transportierten der Leiter des Kreiskulturhauses Ge-org Wolf, oder Günter Kämpfe, Ab-teilung Kultur des Rates mit privaten PKW Getränke, Broiler, Würste und Schrippen zur Klosterbaustelle.Als 1982 der Musiksommer seine Pforten öffnete, hatte die Firma Gus-ke den Sicherungsschrank installiert, die Anschlüsse verkabelt, und die An-lage bestand ihre Bewährungsprobe hervorragend.

1983 erhielt die Arbeitsgruppe „Choriner Musiksommer“, vom Institut für Forstwissenschaften mit Herrn Breitkopf, Herrn Dr. Flöhr, Herrn Dr. Kerner, Frau Vahl und Herrn Dr. Wolff und Herrn Kämpfe vom Rat des Kreises, den Heinrich von Kleist - Kunstpreis des Bezirkes Frankfurt Oder für 20 Jahre Arbeit für die Musik.

1984 vollendete sich die mehrere Jahre umfassende Ausstattungs-phase des Kirchenschiffs. Es stan-den nunmehr 1100 Sitzplätze mit Lehne, 400 Plätze ohne Lehne und 1000 Rasenplätze zur Verfügung. Die Eintrittspreise konnten zwischen 10,5 und 6,05 in der teuersten Kate-gorie variieren, weniger stark fiel der Unterschied in den anderen Kate-gorien aus.

Annerose Schmidt spielte auf dem neuen Förster-Flügel sicher schon mit klammen Fingern Beethovens 4. Klavierkonzert, doch nach der Pause ging nichts mehr: trotz Heizung und Windfangplanen kam es am 23.6.1984 mit Sturm und 13 °C zum Abbruch. In diesem Jahr wurde das Konzert mit der Staatskapelle Berlin unter Ottmar Suitner zum Höhe-punkt, ein Jahr später das Konzert mit Peter Schreier und dem Kammer-orchester der Deutschen Staatsoper.Zwischen 1980 und 1987 fanden 8 bis 11 Konzerte je Saison ein.

Der Choriner Musiksommer war von Beginn an eine besondere Schöp-fung:...“wir haben insgesamt davon auszu-gehen, daß der Choriner Musiksom-mer ein Gemeinschaftsvorhaben ist, das nicht an eine kulturelle Einrich-tung gebunden ist, also auch nicht in einen Plan der Aufgaben eingeord-net ist. Es muß sich als solches, also im Wesentlichen selbst tragen. Hinzu kommt, (...) daß alle damit verbun-denen künstlerischen und organisa-torisch-technischen Vorbereitungen sowie die Durchführung ausschließ-lich mit ehrenamtlichen Kräften durchgeführt werden. (...) Wir gehen davon aus, daß der Choriner Musik-sommer eine Initiative des Territori-ums für das Territorium ist.“

Ende 1979 verabschiedete der Rat des Kreises Eberswalde eine mit dem Institut für Forstwissen-schaften und der Musiksschule beratene „Konzeption zur Ent-wicklung des Musiklebens unter besonderer Berücksichtigung der inhaltlichen Ausgestaltung des

Choriner Musiksommers (...)“. Diese Arbeitsgrundlage ermöglichte dem Rat die in den 80iger Jahren stark gewachsenden Aufgaben bei der Pro-filierung des „Choriner Musiksommers“ zu bewältigen.

Der Rat bestätigte die Eintrittspreise für die Konzerte, war Anlaufstel-le für Eingaben und Beschwerden, verhandelte mit der Bezirkshygien-einspektion um Sondergenehmigungen trotz der kritischen Toiletten-situation, beantragte immer wieder Investitionsmittel zum Ausbau der Toilettenkapazität und setzte sich mit den Wünschen des BSO-Besucher-dienstes auseinander.

Die Konzeption sah auch vor, das Reper-toire in Chorin um Kompositionen von DDR-Komponisten und um die Musik der sozialistischen Länder zu erweitern, das Pu-blikum zu „internati-onalisieren“ und neue Ensembles auftreten zu lassen, wobei auch an Volkskunstkollek-tive gedacht wurde. Hier lag bereits der Blick auf den Arbeiter-festspielen, die lang-fristig geplant, jedes Jahr in einem anderen Bezirk der DDR statt-

fanden. 1986 begannen die Vorbereitungen für die 22. Arbeiterfestspiele im Bezirk Frankfurt Oder. Es sollten die letzten Arbeiterfestspiele sein.

Zunächst galt es, das temperaturmäßig als Open Air zu bezeichnende Fe-stival „wetterfester“ zu machen. Die Situation war kritisch. Auch 1980 brach das Berliner Sinfonie-Orchester ein Konzert nach der Pause wegen Kälte ab. Der Einbau von Heizungen war im denkmalgeschützten Gebäu-de ausgeschlossen. Mit einer Sondergenehmigung konnten 30 elektrische S-Bahn-Heizkörper beschafft werden. Die benötigte 40 KW Leitung gab es nicht. Der technische Leiter des Berliner Sinfonieorchester, der das Vorhaben Wiederaufbau des Konzerthauses am Gendarmenmarkt zwi-schen 1979 und 1984 in Berlin betreute, veranlasste die Lieferung von 2 Kabeltrommeln nach Chorin.

Wachstum und Erfolg

Die Jahre 1980 bis 1987

Initiative des Territoriums für das Territorium - und „Schweißtropfen für die Musik“

Quellen:Kreisarchiv Eberswalde: 00219 D.I.R, 22. Sitzung des Rates des Kreises Eberswalde-Finow 7. November 1979, Umlaufvorlage 39/79Konzeption zur Entwicklung des Musiklebens unter besonderer Berücksichtigung der inhaltlichen Ausgestaltung des Choriner Musiksommers und der Entwicklung des Staatlichen Unterhal-tungsorchesters EberswaldeArchiv Choriner Musiksommer: Foto Rasenbesucher 1986, Konzertsituation mit Windfangplane, Peter Schreier in Chorin: Fotograf Sieglinde Plank; Dokumente: (aus Schreiben des Rates des Kreises Ebersalde Abt. Kulur an das Berliner Sinfonie-Orchester. vom 25.3.1980), Eintrittskarte, Einladung Kreishygieneinspektion

Archiv Günther Kämpfe: Foto Kämpfe, Iwanow, Wolf während der Kabelaktion; „Schweißtropfen für die Musik“ Über die Verkabelung mit einer Starkstromleitung, - Erinnerungen Günter Kämpfe

Oben: 1986 Konzertsituation mit Windfangplanen im HintergrundUntern: 1986 Peter Schreier in Chorin

Foto: Günter Kämpfe; Boris Ivanow und Georg Wolf während der Kabelarbeiten am Amtsee Chorin

Page 2: Die Jahre 1980 bis 1987 - choriner-musiksommer.de · PKW Getränke, Broiler, Würste und Schrippen zur Klosterbaustelle. Als 1982 der Musiksommer seine Pforten öffnete, hatte die

Nach Gorzow, der Partnerstadt Eberswaldes, bestanden bereits seit 1973 intensive künstlerische Kontakte, in die Prof. Dr. Jozef Stan-ski, in Polen durch seine Bildhau-erarbeiten und Medaillen für sein Lebenswerk ausgezeichnet, und Lehrbeauftragter an der Kunst-hochschule Poznan, involviert war. Er schuf die Medaille, die an 100 Mitwirkende für ihre langjährigen Verdienste um den Musiksommer verliehen wurde.Auftragsvergabe an einen pol-nischen Künstler und der Trans-port der Medaillen, letztere im Privat-PKW des Beauftragten des Kreisrates Günter Kämpfe über die

polnische Grenze, waren zu dieser Zeit ein Wagnis und zogen dann auch Disziplinarmaßnahmen nach sich. Der Hintergrund: Zwischen der DDR und Polen bestand Visapflicht, der individuelle Reiseverkehr war seit der Verhängung des Kriegsrechts in Polen 1981 von seiten der DDR einge-stellt. Die verbotene Gewerkschaftsbewegung Solidarność meldete sich Anfang 1988 mit Streiks in der polnischen Politik zurück. Sie erzwang die Aufnahme offizieller Gespräche mit der Regierung, die schließlich am beispielgebenden „Runden Tisch“ zu gesellschaftlichen Veränderungen führten.

Mit 17 Konzerten und mehr als 35 Tausend Besuchern, die oft keinen Platz mehr im inneren Klosterglände fanden, sondern im Außenbereich am Ostchor und am Friedhof durch die glaslosen Fenster den Konzerten lauschten, war das Konzertjahr 1988 nicht mehr zu übertreffen.

Eins der großen Konzerte war Smetanas Moldau aus „Mein Vaterland“ und Dvoracs „Aus der neuen Welt2“, gespielt vom Berliner Sinfonie-Or-chester, dessen langjähriger Dirigent Hans-Peter Frank damit seinen Ab-schied gab.

1989, vergleichsweise ruhig, kam zwischen dem 6. Juni und dem 20. August mit 10 Konzerten aus, unter anderem spielten die Staatskapelle Berlin mit Dirigent Teruatsu Nakadate, das Große Rundfunkorchester Berlin mit Robert Hanell, sang der Radiokinderchor Japan und der Kam-merchor des Musikgymnasiums Wien unter Leitung von Friedrich Less-ky. Es war bunter, und tatsächlich internationaler in Chorin geworden.Für höchstens 10,05 M Eintritt für Plätze mit Lehne, günsigstenfalls 3,05 M für einen Rasenplatz erlebten die Zuhörer Interpreten erster Klasse.

Das Jahr 1989 schloss mit der Abrechnung vom 31.1.1990 die einen Überschuss von 38.084,25 M auswies. Die ersten Angebote für 1991 lagen vor, als die gesellschaftlichen Umbrüche in der DDR bereits zu

Veränderungen im Umfeld führten. Der seit 1969 in der Ab-teilung Kultur tätige Günter Kämpfe, der den Choriner Mu-siksommer auf viel-fältige Weise auch über seine Arbeits-aufgaben hinaus-unterstützt hatte, verließ den Rat des Kreises, um wieder in seinem ursprüng-lichen Beruf zu ar-beiten.

Wachstum und Erfolg

1988 bis 1989

25 Choriner Musiksommer, 22 Arbeiterfestspiele und 1 Abschied

Bereits 1987 konkretisierten sich die Pla-nungen für die 22. Arbeiterfestspiele im Bezirk Frankfurt Oder. Ein Festspielort sollte das Kloster Chorin mit seiner Kon-zerttradition werden. Eine Abordnung des Rates begleitete den Besuch des Di-plomatischen Corps im Kloster Chorin. In Auswertung der Begehnung wurde vom Sekretär der SED Bezirksleitung die dringende Empfehlung ausgesprochen, die Organisation dieses Festivals künftig in die Hände von 3 Festangestellten des Rates zu legen, idealerweise Kulturwis-senschaftler, Museologe und Techniker. Der Rat der Kreises konnte die nötigen Arbeitsplätze hierfür nicht schaffen, bat seinerseits den Bezirksrat zur Bereit-stellung der Planstellen zu 1988. An dieser Stelle hätte die Arbeitsgruppe Choriner Musiksommer ihre Tätigkeit beenden müssen, doch nichts geschah. Geld für die neue Ver-waltung in Chorin gab es nicht und der Choriner Musiksommer plante, eingebettet in das Großvorhaben Arbeiterfestspiele, seine 25. Saison.Dieses republikweite Großvorhaben machte Investitionen möglich, um die zuvor jahrelang ergebnislos gerungen wurde.Für die Ausstattung des Konzertortes Chorin standen 51 Tausend M be-reit. Aufträge wurden vergeben zur Erweiterung und Bebohlung des Konzertpodiums, für die Errichtung des Toilengebäudes samt Wasser-zufuhr über Pump- und Rohrleitungen vom Amtsse. Die Meliorations-genossenschaft setzte 160 Bohrungen zum Einlassen von Tonrohren für Fahnenmaste, 40 Gruppen mit je 2 Flaggen.Am 23.6.1988 war für die Bauarbeiten Endabnahme. Der Chroiner Musik-sommer hatte bereits begonnen, als an den beiden Tagen 25. und 26.Juni 1988 mit 4 Konzerten das Kloster Chorin zum Spielort der Arbeiterfest-spiele wurde. Die Vorbereitung und Organisation für alle Konzerte vor Ort lag in den Händen der Arbeitsgruppe. In Anerkennung auch dieser Leistungen beschloss der Rat des Kreises zum 25. Choriner Musiksom-mer, für alle Mitwirkenden eine Medaille in Auftrag zu geben.

Quellen

Kreisarchiv Eberswalde: D.I. R. 10666 Antrag auf 3 Planstellen für Kloster Chorin an den Rat des Bezirkes vom 25.9.1987; D.I.R. 10368 Vorbereitung und Durchführung der Arbeiterfestspiele 1988; D.I.R. 10369 Vorbereitung und Durchführung der Arbeiterfestspiele 1988; D.I.R. 10666 Volkswirtschafts- und Haushaltsplan der Abteilung Kultur 1987-1988Archiv Choriner Musiksommer: Foto: Konzert 22. Arbeiterfestspiele: Fotograf Klaus-Dieter Dewitz; Foto: Instrumentenwache in Chorin: Foto: Klaus-Dieter Dewitz; Foto Parksituation an der B 2 und Parksituation auf dem Rasen des Wirtschaftshofen in Chorin 1979- 1988: Fotograf: Günter Rinnhofer; Dankes-Medaille/Urkunde zum 25 jährigen Bestehen des Chroiner Musik-sommers: Leihgabe Gerd Müller

Der Förster-Flügel, eingepackt in Decken und Matratzen, mußte einen Tag vor sei-nem Einsatz aus dem Kreiskulturhaus Eberswalde angeliefert werden und stand auf der Bühne im Kloster bereit für das Konzert mit Annerose Schmidt am 18. Juni.Bei solchen Anlässen wurde eine Klavier-bewachung organisiert. Sehr zur Freude vor allem der Kinder, übernachtete man dabei doch abenteuerlich im Zelt auf dem Klosterrasen.

Oben: Parksituation 1979; Bei 2500 zu erwartenden Besuchern pro Konzert entsteht ein Verkehrsproblem. Bild unten ohne Jahrangabe.Der Choriner Oberförster, Herr Gaffron, gab Teile seiner Wirtschaftsflächen auf dem Klo-stergelände als Parkwiese frei. Die Volkspolizei regelte den Verkehr an der B 2.

Mit Schmucketui und Urkunde wurde diese von Prof. Dr. Jozef Stanski geschaffene Bron-ceplakette „In Anerkennung der hervorragenden Verdienste um die Entwicklung und Ge-staltung des Choriner Musiksommers“ jedem der 100 Beteiligten überreicht. Unterzeich-nende waren H. Schmidt, Vorsitzender des Rates des Kreises Eberswalde und Prof. Dr. sc. K. Kindermann, Oberforstmeister, Hauptdirektor des Institutes für Forstwissenschaften Eberswalde.

Mitten in dieser Saison 1989 veränderte sich die politische Lage in der DDR rasant. Wahlbeobachter deckten bei den Kommunalwahlen am 7. Mai 1989 überall im Land Unregelmäßigkeiten auf. In Folge der Wahlmanipiulation fanden an jedem Monatssiebten Protestaktionen auf dem Berliner Alexanderplatz und an anderen Orten in der DDR statt. Am 27. Juni 1989 zerschnitten der ungarische Außenminister Gyula Horn und sein österreichischer Kollege Alois Mock in einem symbolischen Akt den Stacheldrahtzaun an der gemeinsamen Grenze. Eine Reisewelle von DDR-Bürgern, später massenhafte Grenzübertritte über Ungarn war die Folge. Seit dem 8 August 1989 „besetzen“ DDR Bürger, um ihre Ausreise in die BRD zu erlangen , Botschaften in Budapest und Prag, mehrere Wellen von Botschaftsbesetzungen folgten. Die Ausreisen wurden gewährt Am 4. September begannen die Montagsdemonstrationen in Leipzig. Die Dynamik zwischen Flucht und offenem Protest, zwischen Gewalt gegen Demonstranten und friedlichen Demonstrationen bis hin zur Großdemonstrati-on am 4. November 1989 in Berlin offenbarte die in Auflösung bestehenden Machtstrukturen. Die Regierung trat zurück und versuchte sich neu zu bilden, am 9. November fiel die Mauer. Runde Tische konstituierten sich, teils mit dem Vorhaben, das Bestehende zu reformieren, doch reellere Einschätzungen gaben den Ausschlag. In Verantwortungsgemeinschaften saßen die neuen demokratischen Kräfte mit den nicht legitim gewähltenen Volksvertretern auch in den örtlichen Gremien, sicherten das gewaltfreie Funktionieren in den Gemeinden und bereiteten neue Wahlen und den Übergang in ein anderes System vor. In Eberswalde tagte ein Runder Tisch zwischen 19. Dezember 1989 und dem 2. Mai 1990.