Die Krise – ein Gleichmacher? - Deutsche Bank...Gewerbe gute Chancen hat, die aktuell nei...

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Weitere Studien Studien und Kommentare gibt es (teilweise auch als Audiodatei) im Internet: www.dbresearch.de 3 „Deutsche Industrie: gut gerüstet für schwaches Wachstum“ Ein genauer Blick auf die Daten zeigt, dass das deutsche verarbeitende Gewerbe gute Chancen hat, die aktuell einsetzende Wachstumsschwäche besser zu verkraften als die Industrien in vielen anderen Eurostaaten. 3 „Mehr Wachstum durch Innovation“ Griechenland, Irland und Portugal müssen jetzt ihre Produktivität steigern. Neben allgemeinen Strukturreformen und Privatisierungen gilt es, die Bedin- gungen für Innovationen zu verbessern sowie die Gründung von Hochtech- nologie-Unternehmen zu erleichtern. 3 „Auf der Suche nach Wachstum“ Die Schwächung des Wachstums- potenzials durch die Krise lässt eine Wachstumspolitik vor allem in Japan, der EU und den USA vordringlich werden. Bei richtiger Gestaltung trägt dies zur Haushaltskonsolidierung und zum weltwirtschaftlichen Gleich- gewicht bei. Das Potenzial für wachs- tumsförderliche Reformen ist auch in Zeiten der Konsolidierung vorhanden. FOTO: GETTY IMAGES, TEXT: BORIS BURAUEL Deutsche Bank Research: „Erlöse, Wettbewerb, Wachs- tum: Möglichkeiten der Privatisierung im Eurogebiet“, „Arbeitskräftemobilität in der Eurozone“; beides downloadbar unter www.deutsche-bank.de/results E uropa vereint sich – zumindest, was die Wachstumsraten angeht. Experten von Deutsche Bank Research haben die Zah- len der fünf Jahre vor der Finanzkrise 2007 mit den Prognosen für die kommenden fünf Jahre verglichen. Das Ergebnis zeigt: Die Wachstums- raten bis 2016 unterscheiden sich weit weniger als bisher, die ehemaligen Stars fallen zurück, die Schlusslichter holen auf. Sorgte die Krise dafür, dass fundamentale Un- terschiede ausgeglichen werden? „Keineswegs“, sagt Barbara Böttcher, Leiterin des Teams Wirt- schafts- und Europapolitik bei Deutsche Bank Research, „die Einheitlichkeit täuscht. Die Zahlen zeigen lediglich, dass die Entwicklungs- phasen der europäischen Länder nicht parallel ablaufen.“ So stehe Deutschland jetzt vergleichs- weise gut da, weil es Reformen relativ früh um- gesetzt habe und nun von seiner verbesserten Wettbewerbsfähigkeit profitiere. Den anderen Ländern stehen diese Reformen erst noch bevor. Die zukünftigen Wachstumsaussichten wer- den von ganz unterschiedlichen Faktoren be- stimmt – und diese Faktoren wirken sich in den EU-Ländern auch in unterschiedlicher Stärke aus. Beispiel Export: Während Deutschland und Italien zwischen 1996 und 2008 jeweils um durchschnittlich 1,5 Prozent pro Jahr wuchsen, war der Wachstumstreiber in Italien die Bin- nennachfrage, während für Deutschland der Export eine wichtige Rolle spielte. Beispiel Staatsausgaben: Die Reduzierung öffentlicher Ausgaben ist bei der Krisenbewäl- tigung nicht nur für die Peripheriestaaten wie Griechenland oder Spanien wichtig, sondern be- sonders auch für Deutschlands wichtigsten Part- ner der Eurozone – Frankreich. Beispiel Arbeits- losigkeit: Die ehemaligen Gastarbeiterländer Italien, Spanien und Portugal haben sich in den Boomjahren von traditionellen Auswanderungs- zu Einwanderungsländern gewandelt. Als Folge der hohen Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen geht der Trend nun wieder in die entgegenge- setzte Richtung – auch in Richtung Deutschland. Die Krise – ein Gleichmacher? Die großen Wachstumsunterschiede in der EU sind Vergangenheit: Die Krise sorgt dafür, dass sich die Länder angleichen. Doch fundamentale Unterschiede bleiben bestehen.

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  • Weitere StudienStudien und Kommentare gibt es (teilweise auch als Audiodatei) im Internet: www.dbresearch.de

    3 „Deutsche Industrie: gut gerüstet für schwaches Wachstum“ Ein genauer Blick auf die Daten zeigt, dass das deutsche verarbeitende Gewerbe gute Chancen hat, die aktuell einsetzende Wachstumsschwäche besser zu verkraften als die Industrien in vielen anderen Eurostaaten.

    3 „Mehr Wachstum durch Innovation“ Griechenland, Irland und Portugal müssen jetzt ihre Produktivität steigern. Neben allgemeinen Strukturreformen und Privatisierungen gilt es, die Bedin-gungen für Innovationen zu verbessern sowie die Gründung von Hochtech-nologie-Unternehmen zu erleichtern.

    3 „Auf der Suche nach Wachstum“ Die Schwächung des Wachstums-potenzials durch die Krise lässt eine Wachstumspolitik vor allem in Japan, der EU und den USA vordringlich werden. Bei richtiger Gestaltung trägt dies zur Haushaltskonsolidierung und zum weltwirtschaftlichen Gleich-gewicht bei. Das Potenzial für wachs-tumsförderliche Reformen ist auch in Zeiten der Konsolidierung vorhanden.

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    Deutsche Bank Research: „Erlöse, Wettbewerb, Wachs-tum: Möglichkeiten der Privatisierung im Eurogebiet“, „Arbeitskräftemobilität in der Eurozone“; beides downloadbar unter www.deutsche-bank.de/results

    Europa vereint sich – zumindest, was die Wachstumsraten angeht. Experten von Deutsche Bank Research haben die Zah-len der fünf Jahre vor der Finanzkrise 2007 mit den Prognosen für die kommenden fünf Jahre verglichen. Das Ergebnis zeigt: Die Wachstums-raten bis 2016 unterscheiden sich weit weniger als bisher, die ehemaligen Stars fallen zurück, die Schlusslichter holen auf.

    Sorgte die Krise dafür, dass fundamentale Un-terschiede ausgeglichen werden? „Keineswegs“, sagt Barbara Böttcher, Leiterin des Teams Wirt-schafts- und Europapolitik bei Deutsche Bank Research, „die Einheitlichkeit täuscht. Die Zahlen zeigen lediglich, dass die Entwicklungs-phasen der europäischen Länder nicht parallel ablaufen.“ So stehe Deutschland jetzt vergleichs-weise gut da, weil es Reformen relativ früh um-gesetzt habe und nun von seiner verbesserten Wettbewerbsfähigkeit profi tiere. Den anderen Ländern stehen diese Reformen erst noch bevor.

    Die zukünftigen Wachstumsaussichten wer-den von ganz unterschiedlichen Faktoren be-stimmt – und diese Faktoren wirken sich in den

    EU-Ländern auch in unterschiedlicher Stärke aus. Beispiel Export: Während Deutschland und Italien zwischen 1996 und 2008 jeweils um durchschnittlich 1,5 Prozent pro Jahr wuchsen, war der Wachstumstreiber in Italien die Bin-nennachfrage, während für Deutschland der Export eine wichtige Rolle spielte.

    Beispiel Staatsausgaben: Die Reduzierung öffentlicher Ausgaben ist bei der Krisenbewäl-ti gung nicht nur für die Peripheriestaaten wie Griechenland oder Spanien wichtig, sondern be-sonders auch für Deutschlands wichtigsten Part-ner der Eurozone – Frankreich. Beispiel Arbeits-losigkeit: Die ehemaligen Gastarbeiterländer Italien, Spanien und Portugal haben sich in den Boomjahren von traditionellen Auswande rungs- zu Einwanderungsländern gewandelt. Als Folge der hohen Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen geht der Trend nun wieder in die entgegenge-setzte Richtung – auch in Richtung Deutschland.

    Die Krise – ein Gleichmacher?Die großen Wachstumsunterschiede in der EU sind Vergangenheit:Die Krise sorgt dafür, dass sich die Länder angleichen. Doch fundamentale Unterschiede bleiben bestehen.

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  • DB ResearchEuro-Länder

    results Deutsche Bank 7

    Wachstumsvergleich

    Vor der Krise, nach der KriseErst wachsen, dann wackeln: Die ehemaligen Stars Spanien, Griechenland, Irland und Portugal müssen nach Prognosen von Deutsche Bank Research in den nächsten fünf Jahren deutliche Wachstumseinbußen hinnehmen, andere Länder holen auf – die Krise scheint die bisherigen Unterschiede wegzuschleifen. Doch das stimmt nur auf den ersten Blick.

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    EurozoneDeutschland Deutschland

    2002–2007

    2011–2016

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    6 Reales BIP-Wachstum, in % gegenüber Vorjahr

    Exporte

    Hilfe von China & Co.Italien und Deutschland wuchsen zwischen 1996 und 2008 etwa gleich stark. Doch die Unterschiede sind gewaltig: Während der Außenhandel die Konjunktur in Italien nach unten drückte, ist er in Deutschland ein wichtiger stabilisierender Faktor: Anders als Italien oder die Euroländer profi tiert Deutschland direkt vom Wachstum in anderen Regionen.

    Arbeitslosigkeit

    Jugend auf JobsucheDer Vergleich von Arbeitslosenquote und Jugendarbeitslosigkeit vor und in der Krise zeigt: Während in Deutschland junge Menschen noch Jobs fi nden, haben sie es in Spanien besonders schwer. Eine Folge: Aus den Einwanderungsländern der vergangenen Jahre werden wieder Gastarbeiter-länder. Die Abwanderung in wirtschaftlich erfolgreichere Staaten nimmt zu.

    Öffentliche Ausgaben

    Viel Staat kostetBei den Staatsausgaben ist Frankreich in Europa Spitze. Ein Argument für Sparsamkeit: Dank der relativ niedrigen Verschuldung kommen in Frankreich Ausgabensenkungen direkt dem Wirtschaftswachstum zugute, schätzen Experten. In Griechenland dagegen brach nach Einsparungen die Konjunktur ein und erhöhte wiederum die Staatsverschuldung – ein Teufelskreis.

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    Binnenwirtschaft

    Außenbeitrag

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    2,5Wachstumsbeiträge 1996–2008, Werte in Prozentpunkten

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    Staatsausgaben in % des BIP Arbeitslosenquote unter 25-Jährige in %

    Arbeitslosenquote in Prozent

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    Daten: 1 Januar 2009, 2 März 2011; saisonbereinigt

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