Die Legende: Selmer „Mark VI” Tenor - Klaus · PDF file„Mark VI”...

1
SERIE VINTAGE SAXOPHONE 4. Die Intonation ist bei den meisten „Mark VI” Hörnern sehr gut, aber es gibt auch schlecht into- nierende. 5. Das Instrument von Selmer ist kein Spezialist wie manch andere Hörner, aber ein fantastisches All-Round-Talent, das in vielen musikalischen Situationen einsetzbar ist. Das „Mark VI” gab es in vielen Versionen. Mit Hoch-Fis und ohne (das sind die besonders gesuchten), lackiert, vernickelt, versilbert, vergol- det und im so genannten Two-Tone-Design, also goldfarben lackierter Korpus und versilberte Mechanik. Zudem gibt es französische und ame- rikanische „Mark VI” Saxophone. Die Saxophone wurden ungraviert und unlackiert in Einzelteilen aus dem französischen Werk in die USA geliefert. Dort wurden sie montiert, lackiert und mit einer Gravur versehen. Falls noch der Originallack sichtbar ist, erkennt man den Unterschied leicht am etwas dunkleren amerikanischen Lack. Der französische Lack ist etwas heller. Die Gravur der französischen Instrumente soll größer sein und bis auf das Saxophonknie herunterreichen. Außerdem ziert die Exportinstrumente der so ge- nannte Doppelstempel, der sie als Exportware erkennbar macht. Besonders teuer sind die Instrumente ohne Hoch-Fis mit einer Serien- nummer unter 100 000. Diese Instrumente werden aufgrund der fünfstel- ligen Seriennummer auch Five-Digits genannt. Michael Brecker spielt ein solches „Mark VI”. Das allein mag der Grund sein, warum Preise in astronomischer Höhe verlangt und gezahlt wer- den.Ab 1965 wurde das Design der Mechanik ein wenig geändert, die Klappendeckel sind ein wenig eckiger als vorher und außerdem änderte man die Messinglegierung möglicherweise etwas. Aber das sind Vermutungen, denen man mit Vorsicht begegnen sollte. Wahr ist nur: Es gibt großartige „Mark VI” Instrumente und mittelmä- ßige und sogar einige schlechte. Also nicht nur nach Seriennummer gehen, sondern anspielen und ausprobieren. Es gibt viel zu entdecken! Das von 1954 an hergestellte Modell „Mark VI” ist das wohl meistkopierte Saxophonmodell der Welt. Das Tenor- und Altmodell wurden bis zum Jahre 1974 gebaut und durch das Nachfolge- modell „Mark VII” abgelöst. Die anderen Bau- größen, also Sopranino (54-85), Sopran, Bariton und Bass (54-81) wurden noch länger gebaut, da sie nie als Mark VII-Modelle hergestellt wurden. Unzählige Jazz-Größen spielten und spielen das „Mark VI” Tenor: John Coltrane, Dexter Gordon, Stan Getz, Sonny Rollins und Michael Brecker; um nur ein paar zu nennen. Aber auch im klassi- schen Bereich wurde und wird viel „Mark VI” gespielt, schließlich war an der Entwicklung die- ses Modells die Legende des klassischen Saxophons in Frankreich Marcel Mule beteiligt. Wieso der Mytrhos „Mark VI” bis heute ungebro- chen ist und sich in astronomisch hohen Preisen für gute Exemplare niederschlägt kann nur gemutmaßt werden. 1. Die Ergonomie des „Mark VI” ist sehr gut und für die meisten Spieler optimal. 2. Die Mechanik ist leicht und doch sehr robust. 3. Die Klangfarbe ist oft sehr gut: farbig, strah- lend und mit guter Projektion. Von Rainer Müller-Irion JUPITER SOPRANSAX „JPS-747 GL“ Der Himmel hat mal wieder unser Flehen erhört. Seit den 90er Jahren wurde die Klappenkoppe- lung der Jupiter Sopransaxophone vom Autor die- ser Zeilen mehrmals moniert. Sie basierte in einem Punkt, auf dem Selmer Mk 6-Prinzip. Dies bedeutet: Bei dem gebrochenen Dreiklang Fis- Dur konnte der rechte Mittelfinger beim Cis leider nicht liegen bleiben. Diese bei allen Alt-, Tenor- und Baritonsaxophonen mögliche Griff-Folge war bei älteren Sopransaxophonen nicht möglich. Die Firma Yamaha baute im Jahre 1979 mit dem YSS-62 das erste Sopransaxophon, das hinsicht- lich der Klappenkoppelung in sämtlichen Punk- ten den Alt- und Tenorsaxophonen entsprach. Diese Bauweise wurde bald von allen namhaften Herstellern übernommen; bislang mit Ausnahme von Jupiter. Für das Saxophonquartett „Die Saxo- phoniker“ ließen wir ein Sopransaxophon ent- sprechend umbauen und zu dem Hersteller KHS nach Taiwan senden. Im Juli erhielten wir den Prototyp des neuen, verbesserten Modells. Zu Neues Jupiter Sopransax „JPS-747 GL“ Von Klaus Dapper unserer Freude besitzt das neue Modell endlich die zeitgemäße Klappenkoppelung. Darüber hinaus überrascht das „JPS-747 GL“ mit weiteren neuen Bestandteilen: - das neue Jupiter Sax hat eine Hoch-G-Klappe - die Oktavmechanik lässt sich dank neuartiger Schraubeinsätze so gut justieren, dass sie prak- tisch frei von Spiel („lost motion“) ist. Diese Schraubeinsätze sind eine interessante Eigenent- wicklung und bislang exklusiv bei dem neuen Jupiter Sopransax zu finden. - Mikro-Rollen in der Oktavklappe beider Hälse (nach Vorbild der Selmer Serie III Sopransaxo- phone) sorgen für reibungsarme Funktion der Oktavmechanik - es gibt ein neues ultra-stabiles, aber leider sehr schweres Etui (mit Inhalt hat es ein Gewicht von beinahe 6 kg) Das „JPS-747“ ist seit August serienmäßig ver- fügbar. KURZINFO 14 5.2003 Dank neuartiger Schraubeinsätze arbeitet die Oktavmechanik ohne Spiel Mikrorollen sorgen für reibungsarme Übertragung der Bewegung Die Legende: Selmer „Mark VI” Tenor

Transcript of Die Legende: Selmer „Mark VI” Tenor - Klaus · PDF file„Mark VI”...

Page 1: Die Legende: Selmer „Mark VI” Tenor - Klaus · PDF file„Mark VI” Tenor: John Coltrane, Dexter Gordon, Stan Getz, Sonny Rollins und Michael Brecker; um nur ein paar zu nennen.

SERIE VINTAGE SAXOPHONE

4. Die Intonation ist bei den meisten „Mark VI”Hörnern sehr gut, aber es gibt auch schlecht into-nierende.5. Das Instrument von Selmer ist kein Spezialistwie manch andere Hörner, aber ein fantastischesAll-Round-Talent, das in vielen musikalischenSituationen einsetzbar ist.

Das „Mark VI” gab es in vielen Versionen. MitHoch-Fis und ohne (das sind die besondersgesuchten), lackiert, vernickelt, versilbert, vergol-det und im so genannten Two-Tone-Design, alsogoldfarben lackierter Korpus und versilberteMechanik. Zudem gibt es französische und ame-rikanische „Mark VI” Saxophone. Die Saxophonewurden ungraviert und unlackiert in Einzelteilenaus dem französischen Werk in die USA geliefert.Dort wurden sie montiert, lackiert und mit einerGravur versehen. Falls noch der Originallacksichtbar ist, erkennt man den Unterschied leichtam etwas dunkleren amerikanischen Lack. Derfranzösische Lack ist etwas heller. Die Gravur derfranzösischen Instrumente soll größer sein undbis auf das Saxophonknie herunterreichen.Außerdem ziert die Exportinstrumente der so ge-nannte Doppelstempel, der sie als Exportware

erkennbar macht. Besonders teuer sind dieInstrumente ohne Hoch-Fis mit einer Serien-nummer unter 100 000.Diese Instrumente werden aufgrund der fünfstel-ligen Seriennummer auch Five-Digits genannt.Michael Brecker spielt ein solches „Mark VI”.Das allein mag der Grund sein, warum Preise inastronomischer Höhe verlangt und gezahlt wer-den.Ab 1965 wurde das Design der Mechanik einwenig geändert, die Klappendeckel sind einwenig eckiger als vorher und außerdem änderteman die Messinglegierung möglicherweiseetwas. Aber das sind Vermutungen, denen manmit Vorsicht begegnen sollte. Wahr ist nur: Es gibtgroßartige „Mark VI” Instrumente und mittelmä-ßige und sogar einige schlechte. Also nicht nurnach Seriennummer gehen, sondern anspielenund ausprobieren. Es gibt viel zu entdecken! ❚

Das von 1954 an hergestellte Modell „Mark VI”ist das wohl meistkopierte Saxophonmodell derWelt. Das Tenor- und Altmodell wurden bis zumJahre 1974 gebaut und durch das Nachfolge-modell „Mark VII” abgelöst. Die anderen Bau-größen, also Sopranino (54-85), Sopran, Baritonund Bass (54-81) wurden noch länger gebaut, dasie nie als Mark VII-Modelle hergestellt wurden.Unzählige Jazz-Größen spielten und spielen das„Mark VI” Tenor: John Coltrane, Dexter Gordon,Stan Getz, Sonny Rollins und Michael Brecker;um nur ein paar zu nennen. Aber auch im klassi-schen Bereich wurde und wird viel „Mark VI”gespielt, schließlich war an der Entwicklung die-ses Modells die Legende des klassischenSaxophons in Frankreich Marcel Mule beteiligt.Wieso der Mytrhos „Mark VI” bis heute ungebro-chen ist und sich in astronomisch hohen Preisenfür gute Exemplare niederschlägt kann nurgemutmaßt werden.

1. Die Ergonomie des „Mark VI” ist sehr gut undfür die meisten Spieler optimal.2. Die Mechanik ist leicht und doch sehr robust.3. Die Klangfarbe ist oft sehr gut: farbig, strah-lend und mit guter Projektion.

Von Rainer Müller-Irion

JUPITER SOPRANSAX „JPS-747 GL“

Der Himmel hat mal wieder unser Flehen erhört.Seit den 90er Jahren wurde die Klappenkoppe-lung der Jupiter Sopransaxophone vom Autor die-ser Zeilen mehrmals moniert. Sie basierte ineinem Punkt, auf dem Selmer Mk 6-Prinzip. Diesbedeutet: Bei dem gebrochenen Dreiklang Fis-Dur konnte der rechte Mittelfinger beim Cis leidernicht liegen bleiben. Diese bei allen Alt-, Tenor-und Baritonsaxophonen mögliche Griff-Folge warbei älteren Sopransaxophonen nicht möglich. DieFirma Yamaha baute im Jahre 1979 mit demYSS-62 das erste Sopransaxophon, das hinsicht-lich der Klappenkoppelung in sämtlichen Punk-ten den Alt- und Tenorsaxophonen entsprach.Diese Bauweise wurde bald von allen namhaftenHerstellern übernommen; bislang mit Ausnahmevon Jupiter. Für das Saxophonquartett „Die Saxo-phoniker“ ließen wir ein Sopransaxophon ent-sprechend umbauen und zu dem Hersteller KHSnach Taiwan senden. Im Juli erhielten wir denPrototyp des neuen, verbesserten Modells. Zu

Neues Jupiter Sopransax „JPS-747 GL“Von Klaus Dapper

unserer Freude besitzt das neue Modell endlichdie zeitgemäße Klappenkoppelung. Darüber hinaus überrascht das „JPS-747 GL“mit weiteren neuen Bestandteilen: - das neue Jupiter Sax hat eine Hoch-G-Klappe- die Oktavmechanik lässt sich dank neuartigerSchraubeinsätze so gut justieren, dass sie prak-tisch frei von Spiel („lost motion“) ist. DieseSchraubeinsätze sind eine interessante Eigenent-wicklung und bislang exklusiv bei dem neuenJupiter Sopransax zu finden. - Mikro-Rollen in der Oktavklappe beider Hälse(nach Vorbild der Selmer Serie III Sopransaxo-phone) sorgen für reibungsarme Funktion derOktavmechanik- es gibt ein neues ultra-stabiles, aber leider sehrschweres Etui (mit Inhalt hat es ein Gewicht vonbeinahe 6 kg)

Das „JPS-747“ ist seit August serienmäßig ver-fügbar. ❚

KURZINFO

14 5.2003

Dank neuartiger Schraubeinsätze arbeitet dieOktavmechanik ohne Spiel

Mikrorollen sorgen für reibungsarme Übertragungder Bewegung

Die Legende:

Selmer „Mark VI” Tenor