Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

41
197 4. D4e 24m4emhafte Absorpt6om der ChromaZaunkr4staZCe; vom Ham8 Sazcerl) (Hleren Tafel I) I. Einleitnnq Die Absorptionsspektra fester Korper sind im allgemeinen theoretisch vie1 weniger zugknglich als die der Gase, da bei ihnen die Wechselwirkung der Atome untereinander in ganz anderem MaBe zur Geltung kommt als im gasformigen Zustand. Dem entspricht die Tatsache, daB die meisten Kristalle im sicht- baren und ultravioletten Spektralgebiet nur breite, verwaschene, wenig gut definierte Absorptionsstreifen besitzen. Scharfe, mehr linienhafte Absorption zeigen die Salze der seltenen Erden und die Uranyl- und Uranylalkalidoppelsalze, die man aus diesem Grunde meist zur Untersuchung der Kristallspektren heran- gezogen hat (1, 2). Leider stoBt man aber bei allen diesen Salzen auf erhohte Schwierigkeiten, weil es sich bei ihnen um Elemente aus den letzten Reihen des periodischen Systems handelt, bei denen die Elektronenterme schon hochst kompli- ziert gebaut sind, und die zudem noch in recht komplizierten Gittern von niederer Symmetrie kristallisieren. Der Zweck dieser Arbeit sollte daher sein, an einem mog- lichst einjachen Objekt zu untersuchen: 1. inwieweit die LuSersten Elektronenterme eines Atoms oder Molekiils im Kristallgitter von den anderen Gitterpartnern beeinflufit werden, 2. wie sich die Gitterschwingungen im Spektrum bemerk- bar machen (20), (3). Als einfachstes Objekt bot sich da der Chromalaun2), der vor den seltenen Erden und Uranylsalzen folgende Vorzuge hat : 1) Jenaer Dissertation. 2) Die meisten Kristalle mit einfacher , kristallographisch und cbemisch gut durchforschter Strnktur, wie z. B. die Alkalihalogenide, liefern uns keine charakteristischen Absorptionslinien, da diese (wohl fast immer vom Kation herruhrend), meist weit im U.V. liegen und

Transcript of Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

Page 1: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

197

4. D 4 e 24m4emhafte Absorpt6om der ChromaZaunkr4staZCe;

vom Ham8 Sazcerl ) (Hleren Tafel I)

I. Einleitnnq Die Absorptionsspektra fester Korper sind im allgemeinen

theoretisch vie1 weniger zugknglich als die der Gase, da bei ihnen die Wechselwirkung der Atome untereinander in ganz anderem MaBe zur Geltung kommt als im gasformigen Zustand. Dem entspricht die Tatsache, daB die meisten Kristalle im sicht- baren und ultravioletten Spektralgebiet nur breite, verwaschene, wenig gut definierte Absorptionsstreifen besitzen. Scharfe, mehr linienhafte Absorption zeigen die Salze der seltenen Erden und die Uranyl- und Uranylalkalidoppelsalze, die man aus diesem Grunde meist zur Untersuchung der Kristallspektren heran- gezogen hat (1, 2). Leider stoBt man aber bei allen diesen Salzen auf erhohte Schwierigkeiten, weil es sich bei ihnen um Elemente aus den letzten Reihen des periodischen Systems handelt, bei denen die Elektronenterme schon hochst kompli- ziert gebaut sind, und die zudem noch in recht komplizierten Gittern von niederer Symmetrie kristallisieren.

Der Zweck dieser Arbeit sollte daher sein, an einem mog- lichst einjachen Objekt zu untersuchen:

1. inwieweit die LuSersten Elektronenterme eines Atoms oder Molekiils im Kristallgitter von den anderen Gitterpartnern beeinflufit werden,

2. wie sich die Gitterschwingungen im Spektrum bemerk- bar machen (20), (3).

Als einfachstes Objekt bot sich da der Chromalaun2), der vor den seltenen Erden und Uranylsalzen folgende Vorzuge hat :

1) Jenaer Dissertation. 2) Die meisten Kristalle mit einfacher , kristallographisch und

cbemisch gut durchforschter Strnktur, wie z. B. die Alkalihalogenide, liefern uns keine charakteristischen Absorptionslinien, da diese (wohl fast immer vom Kation herruhrend), meist weit im U.V. liegen und

Page 2: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

198 H. Sauer

a) er kristallisiert regular, b) die Elektronenterme bei Cr sind gegenuber denen des

c) er ermoglicht einen Vergleich der Beeinflussung durch Urans und der seltenen Erden noch relativ einfach gebaut,

eine groBe Zahl verschiedenartiger Partner im Kristallgitter.

II. Die Chromalaune 1.

Die Chromalaune sind eine isomorphe Reihe von Doppel- salzen des Chromisulfats oder Chromiselenat>s mit der all- gemeinen Forrnel:

RICr( SO,),. 12 H,O bzw. RICr( SeO,),. 12H,O und kristallisieren regular-dyakisdodekaedrisch. RI kann dabei durch eines der Alkalimetalle Na, K, Rb, Cs, ferner TP, (NH,), (NH,OH), (NH,NH,) und verschiedene einwertige organische Radikale vertreten sein. Die Glieder jeder der beiden Reihen sind einmal unter sich isomorph, dann aber auch die beiden Reihen von Sulfat- bzw. Selenatdodekahydraten untereinander. Der Gehalt von 12 Molen Kristallwasser ist nicht nur fur den Alauncharakter der Verbindungen charakteristisch, sondern, wie sich aus Untersuchungen uber die Kristallstruktur (4, 5 , 6 , 7, 8) ergibt, eine notwendige Bedingung fur die Stabilitat des Kris tallgit ters.

Die Chromalaune kristallisieren aus ihrer in der Kalte be- reiteten, frischen, blauvioletten Losung a110 als auBerlich fast schwarze Oktaeder aus, bis auf den NaCr-Alaun, der sich nur als warzenformiger Korper abscheidet und deshalb von der Untersuchung ausgeschlossen werden muBte. In dunner Schicht sind die Kristalle rubinrot durchsichtig.

2. Die Darstellung der Chromalaune A. A l l g e m e in e V o rb e m e rk un g e n

Zur Darstellung der Chromalaune wurden im allgemeinen zwei Verfahren verwandt :

a) es wurde eine schwefelsaure oder selensaure Losung des entsprechenden Bichromats mit Alkohol reduziert . Damit sich

durch die kontinuierliche Absorption des Anions iiberdeckt werden. Man ist daher gen6tigt, geeignete Salze mit Kationen aus der Reihe der Ubergangselemente zu suchen, wie bereits von JoOs(3) niiher aus- gefiihrt wurde.

Page 3: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

Die linienhajte Absorption der Chromalaunkristalle 199

dabei keine grune Losung bildete, mul3te eine Erwarmung durch Eiskuhlung vermieden werden ;

b) es wurde eine violette Chromisulfat- bzw. Selenatlosung mit der aquivalenten Menge des Alkalisulfats oder Selenats versetzt und auskristallisiert, wobei ebenfalls eine Erwarmung uber etwa 20-25O C moglichst zu vermeiden war.

Bei dem zweiten Verfahren bildete zunachst eine Haupt- schwierigkeit die Darstellung eines reinen violetten Chromi- sulfates. Es wurden die verschiedensten Verfahren angewandt (Literatur vgl. Abegg IV, 1 sowie Wein land und K r e b s (9). Am geeignetsten erwies sich die Darstellung durch direktes Ausfallen aus einer konzentrierten Chrominitratlosung mit konzentrierter Schwefelsaure. Die Reinigung erfolgte durch 7-8 maliges Auswaschen mit Alkohol und scharfem Absaugen auf der Nutsche (das letzte Filtrat war vollkommen klar). Proben auf HNO, fielen nach dieser wochenlang dauernden Reinigung negativ aus. Die Ausbeute an violettern Chromi- sulfat war bei diesem Verfahren relativ hoch, sie betrug bis zu 70 Proz. Nach den anderen Verfahren ging meist ein grofier Teil des Chromisulfates in die grune Modifikation uber, deren Losungen nach Mischung mit den Alkalisulfaten nicht aus- kristallisieren, sondern allmahlich immer mehr Wasser ver- lieren, um schliel3lich zu einer grunen Schmiere zu erstarren.

Die Zuchtung der Kristalle erfolgte durch langsame Ver- dunstung der Losung bei Zimmertemperatur. Da ein Teil der Salze, vor allem die Sulfate und Bichromate von Rb, Cs und T1, sehr schwer loslich ist, bei der Kristallisation also groI3e Mengen Wasser verdunstet werden mussen, andererseits aber auch eine Erwarmung wegen der Umwandlung in die grune Losung nicht moglich war, wurde bei diesen schwerloslichen Alaunen die Ver- dunstung im Valruum vorgenommen (etwa 25 mrn Hg). Diese Beschleunigung der Verdunstung erwies sich auch deswegen vorteilhaft, weil bei einigen Alaunen die Umwandlung in die grune Modifikation schon bei Zimmertemperatur erfolgt, so daB die Vakuumverdunstung dann eine Erhohung der Ausbeute zur Folge hat.

Wesentlich fur den Erfolg der Arbeit war die Gewinnung optisch homogener, in der Durchsicht vollkommen klarer Kristalle, aus denen sich zur 'Untersuchung geeignete Pliittchen vgn 1-6 mm Dioke herauaschneiden liefien. Die Bedingung

Page 4: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

200 H. Sauer

dafiir war die Verwendung reiner Losungen (mehrfache Um- kristallisation) und vor allem moglichste Konstapz der Tempe- ratur, richtiger eigentlich die Wachstumsgeschwindigkeit, jedoch war selbst bei grol3ter Sorgfalt in dieser Hinsicht der Erfolg nicht immer gewiB. Inhomogene Stiicke konnten nicht nur wegen ihrer geringen Durchlassigkeit nicht verwandt werden, sondern auch, weil sie bei Abkiihlung auf - 190° C zersprangen. Bis auf das Ammoniumchromselenat lieBen sich jedoch von jedem Alaun Stiicke finden, die selbst eine mehrmalige Ab- kuhlung auf diese Temperatur vertrugen. An der Luft waren einige der Alaune nur schlecht haltbar, da sie durch Wasser- abgabe zerfielen; sie wurden dann in einem Esxikkator iiber ihrer Losung aufbewahrt oder durch einen Kollodiumiiberzug bis zur Verwendung geschutzt.

Die herausgesagten klaren Stiicke wurden mittels Schmirgel und wenig Wasser zu planparallelen Plattohen der gewiinschten Dicke geschliffen und auf einem Polierleder, auf das eine geringe Menge Polierrot aufgetragen war, kurz nachpoliert. In- folge der geringen Harte eriibrigte sich der Polierrotzusatz in den meisten Fallen.

B. Ubereicht iiber die Daretellung der Sulfate 1. I~eliumchromabau?z (Suljat) ; a) Aus kauflichen Kristallen klare Stiicke herausgesucht

b) kauflicher Chromalaun mehrere Male umkristallisiert

c) zur Kontrolle Kristalle verschiedenster Herkunft, z. B.

2. Ammoniumchromeluun (Sulfat) : wie 1. 3. Rubidium-Chromalaun (Sulfat) : Einen brauchbaren Kri-

stall verdanke ich Hrn. Prof. Spangenberg-Kiel, dem ich an dieser Stelle meinen ergebensten Dank aussprechen mochte.

4. Ciisium-Chromuluun (Sulfut) : Einige Kristalle erhielt ich von dem Kristallziichter C. Goldbach-Zell (Bad), die leider optisch nicht sehr homogen waren infolge der geringen Loslich- keit der Casiumsalze; sie konnten daher nur in diinnen Schichten untersucht werden.

5. Thallium-ChromeZaun (Sulfat): selbst dargestellt und geziichtet ; eine violette Chromisulfatlosung wurde mit der aquivalenten Menge von Thalliumsulfat versetat und aus-

und herausgesagt ;

(selbst geziichtet) ;

Kristalle aus Chromsaureelementen, verwandt.

Page 5: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle 201

kristallisiert (Tl,SO, von Kahlbaum). Die Hauptschwierigkeit bestand in der Darstellung eines reinen violetten Chromisulfates. Zur Beschleunigung der Kristallisation Verdunstung bei Unter- druck.

6. Hydroxylamin-Chromalaun (Sulfat) : Selbst dargestellt durch Mischung der Komponenten unter Verwendung des Hydroxylaminsulfats von Mer c k. Schwierigkeiten in der Er- zielung genugend groBer Kristalle.

7. MethyZamin-ChromaZaun (Sulfat) : Selbst dargestellt durch Mischung der Komponenten. Genugend groBe Kristalle ver- heltnismai3ig leicht zu erzielen, diese springen aber bei der Temperatur der flussigen Luft.

8. Athylamin-Chromalaun (Sulfat) : Versuch der Darstellung durch Mischung der Komponenten. Es gelang nicht, zur Unter- suchung geeignete Kristalle zu erzielen.

9. Hydrazirz-Chromalaun (Sulfat) : Versuch der Darstellung durch Mischung der Komponenten, dabei zuniichst Darstellung des Hydrazin-(1)-sulfates aus kauflichem (11)-Sulfat nach dem Verfahren von F. Sommer und K. Weise (10). Es gelang nicht, zur Untersuchung geeignete Kristalle zu erzielen.

10. Natrium-Chromalaun (Sulfat) : Versuch der Darstellung a) durch Reduktion einer Na-Bichromatlosung mit der ent- sprechenden Menge Schwefelsaure mit Alkohol bei sorgfiiltiger Vermeidung einer Erwarmung uber 200 C ; b) durch Mischung der Losungen der Komponenten. Die schon fruher mehrfach vergeblich versuchte Darstellung gelang nicht (Literatur vgl. Abegg IV, 1). Ebensowenig gelang es durch Zusatz von Kaliumchromalaun brauchbare Mischkristalle zu erzielen, es kristallisierten stets die reinen Kaliumchromalaunkristalle aus, die auch in ihrem Absorptionsspektrum genau mit den nach 1. dargestellten K-Alaunen ubereinstimmten.

C. u b e r e i c b t iiber die Usrste l lung der Selenate 1. Kalium-Chromalaun (Selenat) : Darstellung durch Re-

duktion einer mit Selensaure (Merck) versetzten Kalium- bichromatlosung mit Alkohol unter guter Eiskuhlung. Zurn Teil Beschleunigung der Kristallisation durch Vakuumverdunstung, dabei leicht Ubergang in die griine Modifikation.

2. Ammoniumchromalaun (Selenat) : Darstellung wie unter 1. beschrieben. Schone Kristalle leicht zu erhalten, diese springen aber bei Abkuhlung auf Temperatur der flussigen Luft. Auf-

Page 6: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

202 H . Sauer

nahmen waren daher nur moglich bei der Temperatur der C0,- Schnee-Athermischung (- 78O C).

3. Rubidium-Chromalaun (Selenat) : Darstellung durch Re- duktion des Bichromats. Das Rubidiumbichromat wurde zu- nachst aus Rb-Hydroxyd und Chromtrioxyd (beide von Mere k) dargestellt.

4. Thallochromalaun (Selenat) : Zunachst Darstellung von TI-Selenat aus T1-Carbonat (Merck) und Selensaure (Merck), ebenso von Chromiselenat (violett) aus Chromtrioxyd und Selen- saure unter guter Eiskuhlung, darauf wurden die Losungen ge- mischt und der Alaun auskristallisiert. Der bequemere Weg uber das Bichromat konnte nicht gewahlt werden, da dieses zu schwer loslich ist. Wegen der Schwerloslichkeit wurde die Ver- dunstung im Valruum vorgenommen.

5. Natriumchromalaun (Selenat) : Die Darstellung wurde versucht auf dem Wege uber das Natriumbichromat, es waren keine Kristalle zu erzielen.

6. Methyhminchromaluun (Selenat) : Die Darstellung er- folgte durch Mischung der Komponenten (Chromiselenat wie unter 4. beschrieben hergestellt), es gelang nicht, brauchbare Kristalle zu erzielen.

111. Die Versnehsanordnung

1. Spektroskop : Nach Absorptionsstreifen wurde zunachst mit einem kleinen Handspektroskop gesucht, da bei Zimmer- temperatur die breiten, verwaschenen Linien mit einem stark dispergierenden Spektralapparat subjektiv kaum wahrzunehmen sind. Die eigentlichen Absorptionsaufnahmen erfolgten mit einem kleinen Rowlandgitter von 180 ern Radius und einem Auflosungsvermogen von 28400 in der 1. Ordnung. Die Dis- persion betrug in der 1. Ordnung etwa 9,38 AE pro Milli- meter; sie erwies sich als gerade geeignet fur die vorliegende Untersuchung. Die 2. Ordnung wurde nur noch zur speziellen Untersuchung einiger besonders scharfer Liniengebilde ver- wandt. Der Vorteil des Arbeitens in der 1. Ordnung war, da13 das ganze Linienspektrum eines Alauns zusammen mit den Intensitatsmarken auf einer Platte erhalten wurde, und da13 der Charakter der Banden auf den Aufnahmen schon subjektiv zu erkennen war. Das Gitter war montiert in der Eagleschen Aufstellung. Die Abweichung von der Proportionalitat trat

Page 7: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalb 203

kaum storend in Erscheinung, da genugend Vergleichslinien vorhanden waren, zwischen denen mit Sicherheit interpoliert werden konnte. In der 1. Ordnung konnte bei linearer Inter- polation zwischen zwei Linien, die einen Abstand von 10 mm (etwa 94 BE) haben, ein groDter Fehler von 0,009 mm = 0,103 BE auftreten, es standen jedoch stets enger benachbarte Vergleichslinien zur Verfugung oder es wurde - vor allem in der 2. Ordnung - die Differenz 6 zwischen dem linear inter- polierten A, und seinem wahren Wert aus der Naherungsformel

6 = a (Al - I,) - b (Al - A , ) 2 berechnet, die jedoch nur unwesentliche Korrekturen ergab.

Geister : Wie sich aus Aufnahmen von Emissionslinien ergab, waren die Geister so schwach, daD durch sie keine Storung

Schema des Strahlengangw (Aufsicht) Fig. 1

der wahren Intensitatsverteilung befurchtet zu werden brauchte. Hinzu kommt noch, daB das Intensitatsverhaltnis zwischen kontinuierlichem Untergrund und Bandenmaximum 1 : 10 bis 1 : 20 bei der Gradation der verwandten Platten nicht uber- steigen durfte, damit die Schwarzung sich in photometrisch gut erfal3baren Grenzen hielt. I n der 2. Ordnung (von dieser war nur die eine Seite gut brauchbar) waren die Geister der Emissions- linien zwar wesentlich starker, es machten sich jedoch an Photo- metrierungen der starken Hauptlinien noch keine Unterschiede gegen Photome trierungen derselben Bande aus Aufnahmen in der 1. Ordnung bemerkbar.

2. Der StraMengang ist aus der schematischen Fig. 1 er- sichtlich. Der Kohlebogen B wurde durch einen aplanatischen Kondensor L, auf den Kristall abgebildet, und dieser wiederum mit der Linse L, auf den Spalt Sp des Gitters. Die Blenden BZ, und B1, verhinderten, daB seitlich am Kristall vorbeigehende Strahlen den Spalt treffen konnten.

Page 8: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

204 H. S a w

3. Lichtquelle : Als kontinuierliche Lichtquelle diente eine Zeiss'sche automatisch regulierende Bogenlampe (B) , die rnit etwa 6 Amp. brannte. Verwandt wurden gewohnliche Homogen- kohlen, die im Bereich von 6200-6800 AE ein genugend kontinuierliches Spektrum liefern.

4. Einschaltung der zu untersuchenden Kristalle : Fur die Untersuchung bei verschiedenen Temperaturen wurden die Kristallplattchen in kleine Fiberrahmchen eingekittet - be- sonders brauchbar erwies sich hierfur der in der Zahntechnik gebriiuchliche Zinkoxyd-Phosphorsaurekitt - und dann zwi- schen zwei Quarzprismen gebracht, die etwa zur Htilfte in ein

Fig. 2 Fig. 3

Dewarsches GefaB rnit flussiger Luft oder rnit einer Kalte- mischung hineintauchten (vgl. Fig. 2). Dalj hierbei die Kristalle wirklich die Temperatur der flussigen Luft annahmen, wurde wiederholt durch eingefuhrte Thermoelemente kontrolliert. Das DewargefaB war oben gut zugedeckt, ein Beschlagen der oberen Prismenflachen wurde durch Anblasen mit dem warmen Luft- strom eines ,,Fon" vermieden.

Als das eine der Quarzprismen zersprang, nachdem es mehrere hundert Male die Abkuhlung auf - 190° C vertragen hatte, wurden die Kristalle in ein besonderes kleines Dewar- gefal3 mit planparallelen Fenstern gebracht, wo sie direkt mit der flussigen Luft in Beruhrung kamen (vgl. Fig. 3). Das GefaB war bis auf die Fenster innen chemisch versilbert, gut evakuiert

Page 9: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

Die linienhafte Absorption der Chromalaunhristdle 205

und dann abgeschmolzen worden, es trat dann kein storendes Beschlagen der Fenster auf, der Verbrauch an flussiger Luft hielt sich in sehr maBigen Grenzen. Die Absorption durch die flussige Luft storte in dem untersuchten Spektralbereich nicht, sie wurde auBerdem dadurch berucksichtigt, daB bei der Auf- nahme des kontjnuierlichen Untergrundes das Licht eine gleich dicke Schicht der flussigen Luft durchlaufen muBte. Beide Verfahren erwiesen sich als ungefahr gleich zweckmaBig.

5. Vergleichswellenlungen : Als Vergleichsspektren dienten die Bogenspektren von Ca und Ba, die mittels einer im Institut gebauten Salzbogenlampe (XB) [ahnlich der von Salb (11) be- schriebenen] erzeugt wurden. Durch ein in den Strahlengang etwa am Ort der horizontalen Brennlinie einzuschaltendes Pentaprisma konnte der Bogen dieser seitlich stehenden Lampe ebenfalls auf den Spalt abgebildet werden.

6. Intensitatsmessung : Zum Zwecke der Bestimmung der Intensitat der Absorptionslinien und der kontinuierlichen Ab- sorption wurden 1. auf jeder Platte der Untergrund (das kon- tinuierliche Spektrum des Kohlebogens) aufgenommen, 2. auf jede Platte seitlich noch Intensitatsmarken mit einer Hansen- schen Stufenblendenanordnung (12) aufgedruckt. Um Un- abhangigkeit von den Plattenkonstanten zu erzielen, wurden die Belichtungszeiten fur alle drei Aufnahmen, das eigentliche Absorptionsspektrum sowohl ale auch fiir die beiden Vergleichs- intensitaten durch geeignete Filter gleich gemacht, fur deren Uberlassung ich Hrn. Dr. H. Kessler von der Firma C. Zeiss (Jena) zu Dank verpflichtet bin; aus dem gleichen Grunde muBte fur die Intensitatsmarken ein Farbfilter angewandt werden, als solches diente die Losung eines Chromalauns, die bei genugender Konzentration ebenfalls nur ein eng begrenztes Gebiet im Rot durchliiBt. Die benutzte Stufenblende ist be- reits von Schachtschabel (14) beschrieben, ihre Blendenaus- schnitte und damit die Intensitaten variieren im Verhaltnis 1 :50.

7. Platten und Belichtung, Entwicklung : Fur die Aufnahmen wurden nach einigen Vorversuchen ausschlieBlich die ,,Agfa"- Panchromatischen Platten verwandt, die in dem hauptsachlich in Betracht kommenden Interval1 von 6200-6700 bE ge- nugend empfindlich sind und sich vor allem fur die Photo- metrierung infolge ihrer GleichmaBigkeit geeigneter erwiesen wie z. B. selbstsensibilisierte Platten.

Page 10: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

206 H . Sauer

Die Belichtungszeit betrug, unter der Voraussetzung ge- nugend klarer und grol3er Kristalle, 5 Minuten, so dab die Schwankungen der Zimmertemperatur praktisch zu vernach- lassigen waren. I n Ausnahmefallen, sei es, daB nur sehr kleine brauchbare Kristalle zu erzielen waren oder Aufnahmen von Banden im Breiche zunehmender kontinuierlicher Absorption versucht wurden, stieg sie bis auf eine Stunde.

Die Entwicklung erfolgte in einem normalen Rodinal- entwickler vollstandig im Dunkeln, rnit einer fur samtliche Aufnahmen konstanten Entwicklungszeit von 5 Minuten.

Die Bestimmung der kontinuierlichen Absorption in dem roten Durchlassigkeitsgebiet, in dem die untersuchten Banden liegen, erfolgte aus den mit der oben beschriebenen Anordnung gewonnenen Aufnahmen. Um jedoch einen ungefahren Uber- blick uber deren Verlauf im ganzen sichtbaren Bereich zu ge- winnen, wurde die Untersuchung erganzt durch die Messung der kontinuierlichen Absorption des KCr( SO,),. 12 H,O bei Zimmertemperatur mit einem Spektralphotometer nach Kon ig und M a r t e n s (13), fur dessen leihweise Uberlassung ich an dieser Stelle Hrn. Geheimrat Prof. Dr. Zenneck , Technische Hochschule Munchen, meinen warmsten Dank aussprechen mochte. Die auf 1-2 mm Dicke vorgeschliffenen Plattchen wurden, da nur mit sehr geringen Dicken gearbeitet werden konnte, mit Kanadabalsam auf Objekttrager aufgekittet, weiter abgeschliffen und mit einem Deckglas versehen, urn einen zu raschen Zerfall eu verhuten. Um den Reflexionsverlust nach Moglichkeit auszuschalten, wurden in die zu vergleichenden Strahlengange je 2 Plattchen verschiedener Dicke gebracht und die Absorption der Differenz ihrer Dicken gemessen.

IV. Gang einer Anfnabme

Vor jeder Aufnahmereihe wurde die Justierung des Gitters okular nachgepruft ; darauf wurde der Kristall nochmals nach- poliert, seine Dicke mit einem Zeissschen Mikrometer ge- messen und das Plattchen dann mit einem schnell erstarrenden Kitt in ein Fiberrahmchen eingekittet. Nachdem das Dewar- gefal3 rnit fliissiger Luft oder einer Kaltemischung gefullt war, wurde der Kristall langsam in dieses eingefuhrt und zunachst wieder okular beobachtet. I n vielen Fallen war der Kristall dann schon so stark gesprungen, daI3 eine Aufnahme zwecklos

Page 11: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

Die 2iniennhafte Absorption der Chromalaunkristalle 207

erschien und der Versuch mit einem anderen Kristall wieder- holt werden muBte. Bisweilen sprang auch der Kristall, aber es blieb ein groBeres Stuck von Sprungen frei, das dann auf den Spalt abgebildet wurde. Dann wurde die Kassette ein- geschoben, erst eine Aufnahme des Vergleichsspektrums ge- macht, dann die. des Absorptionsspektrums, darauf wieder das Vergleichsspektrum usf. Zwischendurch muljte verschiedene Male flussige Luft nachgefullt werden. Dann wurde der Kristall wieder herausgezogen und der kontinuierliche Untergrund auf- genommen, eventuell unter Vorsatz eines Filters zur Erzielung der gleichen Belichtungszeit. Zuletzt wurden dann noch die Intensitatsmarken aufgedruckt. Falls mit dem gleichen Kristall noch eine weitere Aufnahmereihe hergestellt werden sollte, wurde er bis zum Einlegen einer neuen Platte in der flussigen Luft behalten, da eine Erwarmung und darauffolgende wieder- holte zweite Abkuhlung Veranlassung zu weiteren Sprungen gab. Wenn durch vorhergegangene Aufnahmen festgestellt war, daJ3 keine der Linien des Vergleichsspektrums mit einer der interessierenden Banden zusammenfiel und sicher stand, daB der Vergleichsbogen keine kontinuierliche Emission aufwies, wurden bisweilen auch die Aufnahmen des Vergleichsspektrums direkt auf das Absorptionsspektrum aufgedruckt ohne Ver- schieben der Kassettenfuhrung.

V. Die Answertnng der Aufnahmen

A. Zur Bestimmung der Wellenlangen der Absorptionslinien : Eine direkte Ausmessung der Abstande der Linienmaxima von den Vergleichslinien unter dem Komparator war infolge deren Breite nicht moglich. Fur einen vorlaufigen O'berblick wurden daher die Orte der Linienmaxima unter einer binokularen Lupe schwacher VergroBerung punktiert und dann unter dem Kom- parator ausgemessen. Die endgultige Ausmessung erfolgts mit einem Zeissschen Registrierphotometer, das sich durch die Moglichkeit der Wahl beliebiger Obersetzungsverhaltnisse, Ver- wendung schmaler, langer Spalte bei gleichzeitig hoher Emp- findlichkeit und Konstanz fur diesen Zweck besonders eignete. Die Photometrierung erfolgte auf Platten im Format 9 x 18 em, die dann unter einem groljen Komparator auf etwa lllo0 mm genau ausgemessen wurden. Da bei einigen Aufnahmen stets dem Absorptionsspektrum das Vergleichsspektrum iiberlagert

Page 12: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

208 H. Sauer

wurde (vgl. ,,Gang einer Aufnahme"), die Vergleichslinien also gleich mitphotometriert wurden, war es meist moglich, auf die Abstandsmessung von spater angebrachten Marken aus eu ver- eichten, die zudem leicht eine neue Fehlerquelle bei der Be- stimmung der absoluten Wellenliinge (wenn auch nicht bei der Bestimmung der Abstande der Banden untereinander) bilden. Durch Photometrierung von Aufnahmen mit verschiedenen Kristalldicken und deren Auswertung zu verschiedenen Zeiten wurde versucht, einen personlichen Faktor bei der Messung unter dem Komparator nach Moglichkeit auszuschalten.

B. Zur Bestimmung der Intensittitswerhtiltnisse wurden bei der Photometrierung die auf jeder Platte befindlichen Inten- sitatsmarken in einem Zuge mitphotometriert. Zur Kontrolle der Konstanz der Photometerausschliige wurde die Bewegungs- richtung kommutiert. Eine weitere Kontrolle war die wieder- holte Photometrierung ein und derselben Aufnahmen zu ver- schiedenen Zeiten und zum Teil auch mit verschiedenen Photo- metern, die das gleiche Ergebnis lieferte. Die mittels des Komparators ermittelten Ordinaten der Registrierkurven wurden nach dem von Schach t schabe l (14) beschriebenen Verfahren in Intensitiitsverhaltnisse umgerechnet und daraus die Ab- sorptionskoeffizienten fur eine groBere Zahl von Kurven- punkten ermittelt.

Fur die charakteristischen Linjen (I, 11) wurden dann die Absorptionskoeffizienten auf Millimeterpapier aufgetragen in Abhiingigkeit von v (see-l) als Abszisse und deren Flache mit einem Polarplanimeter ausgewertet, fur dessen Uberlassung ich Hrn. Prof. Dr. M. Winkelmann- Jena zu groatem Danke

verpflichtet bin. Das Integral J k (v) d v lieferte dann mittels der

Beziehung (vgl. Joos, Hdb. d. Experimentalphysik XXI, 102) :

0

00

oo

die Zahl 3 der klassischen Ersatzoszillatoren pro Kubikzenti- meter. Aus der bekannten Dichte folgte dann auch das Ver- haltnis %/N (wo N die Zahl der Molekule bzw. Chromatome im Kubikzentimeter ist).

Page 13: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

Die linknhafte Absorption der Chrornahunkristalle 209

VI. Fehlerqnellen nnd MeWgenanigkeit A. Wel lenlangenbest immung

Da die Ausmessung photometrisch erfolgte, so kommen nur die Fehler bei der Photometrierung in Frage. Die Spalt- breite bei der Photometrierung wurde im allgemeinen so eng gewahlt, daB dadurch eine Verlagerung des Maximums der zum Teil unsymmetrischen Linien nicht zu befurchten war. Durch eine genugende Lange des Photometerspaltes konnte die durch- leuchtete Flache jedoch meist noch so groB gehalten werden (0,l-0,2 qmm), dal3 die Storungen durch das Plattenkorn ziemlich unterdruckt wurden.

Die Strichbreite der Registrierkurven betrug in der oberen Halfte der starkeren Linien etwa 0,l mm; das ubersetzungs- verhaltnis wurde so gewahlt, daB die Registrierungen des Haupt- dubletts Kurven mit einem Abszissenmakistab von 0,25 AE pro Millimeter, die der ubrigen Linien solche von etwa 3 A.-E pro Millimeter ergaben. Die wiederholte Photometrierung ein und derselben Aufnahmen zu ganz verschiedenen Zeiten und deren Ausmessung ergab dann Werte, die nicht nur unter sich, sondern auch mit denen anderer Aufnahmen auf f 0,l bzw. f 0,3 All ubereinstimmten. Wie nebenbei bemerkt sei, ent- spricht dies einer MeBgenauigkeit von etwa yl0 bis 1/20 der Halbwertsbreite der betreffenden Linien. Eine weitere Er- hohung der Genauigkeit der Ausmessung, die mit Hilfe des Registrierphotometers durchaus moglich gewesen ware, war einesteils wegen der relativ groBen Breite der Banden, anderer- seits wegen der durch das Auflosungsvermogen des Gitters ge- zogenen Grenze als zwecklos unterlassen worden.

Dublettabstand : Der EinfluB des Trubungs-, Entwicklungs- und AbstoBungseffekts ist nach allem bis jetzt Bekanntem so gering, daB er weit unter der oben betrachteten MeBgenauigkeit liegt. Ein groBer Teil der Linien wird bei der Temperatur der flussigen Luft bereits in symmetrische, manch- ma1 auch unsymmetrische Dubletts aufgelost, teils in eine be- ginnende Auflosung auch nur angedeutet. Da die Aufspaltung auch in gunstigen Fallen nur ungefiihr von gleicher GroBe wie die Halbwertsbreite ist, wird die Intensitatsverteilung jeder Komponente durch die der anderen beeinflukit werden, und die photometrisch allein erfaBbare Summationskurve der beiden Absorptionskoeffizienten liefert uns dann im allgemeinen einen

Annalen der Physik. IV. Folge. 87. 14

Page 14: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

210 H. Sauer

zu kleinen Wert fur den Dublettabstand (Schrumpfungs- effekt). Unter der Voraussetzung, daB die ungestorten Einzel- linien selbst symmetrisch sind, 1aBt sich an den gemessenen Werten eine Korrektur anbringen, fur die H a n s e n (15) eine Tabelle aufgestellt hat. Da bei den untersuchten Linien diese Voraussetzung im allgemeinen wohl nicht erfullt ist, wurden die unkorrigierten Werte angegeben.

B. I n t en e i t at sve r h a1 t ni s s e

1. der Absorpt ionsbanden : Der Genauigkeit der Bestimmung der Flache des Absorptionskoeffizienten ist eine Grenze dadurch gesetzt, da13 diese Flache begrenzt wird durch die Kurve des Absorptionskoeffizienten der kontinuierlichen Absorption, deren Verlauf nur durch eine ziemlich grobe zeichnerische Verbindung der Absorptionsminima angenahert werden konnte. Wie sich aus dem Vergleich verschiedener voneinander unabhangiger AUS- messungen ergibt, durfte die Angabe iiber die GroBe des Inte-

grals J k (v) d Y mit einem groBten Fehler von & 10 Proz. be-

haftet sein. Die ubrigen Fehler sind demgegenuber zu vernach- lassigen, wie Fehler bei der Photometrierung, Schwankungen der Lichtquelle, Plattenfehler, Fehler der Stufenblende usw.

2. der kont inuierl ichen Absorpt ion : Die Bestimmung der kontinuierlichen Absorption war auf dem beschriebenen photo- graphisch-photometrischen Wege nur groBenordnungsmaBig mog- lich, da das bei der Abkuhlung auf tiefere Temperaturen stets mehr oder weniger erfolgende Zerspringen der Kristalle eine exakte Ermittelung des Verhaltnisses der hindurchgegangenen Intensitat zur aufgefallenen ausschloB ; eine Eliminierung des Re- flexionsverlustes durch Bildung der Differenz der Absorptionen zweier verschieden dicker Plattchen war ebenfalls nicht moglich, da das dickere Plattchen stets auch in stiirkerem MaBe zersprang. Bei der Messung der kontinuierlichen Absorption mit dem Spek- tralphotometer , bei der der Reflexionsverlust ausgeschaltet wurde, durfte die Fehlergrenze etwa & 10 Proz. betragen.

0

Do

VII. Ergebnisse A. Kontinuierl iche Absorption

Die festen Chromalaune absorbieren im sichtbaren Gebiet nahezu vollstandig bis auf eine relativ kleine Stelle im Rot

Page 15: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

Die linierthafte Absorption der Chromalaunkristalle 21 1

von etwa 6300-6800 AE. Das Ergebnis der Ausmessung der kontinuierlichen Absorption mit dem Konig - Martens - Photo- meter ist zusammengestellt in Kurve 23; die Ordinaten der Kurve sind direkt die Absorptionskoeffizienten k (v) in (em-l), wo k (v) definiert ist durch J = J , e-K(v) . z und J , die auf- gefallene Intensitat, J die hindurchgefallene Intensitat, z die Dicke der Kristalle in Zentimetern bedeutet.

Die Absorption erreicht ein erstes Maximum etwa bei 5700 hE., geht dann bei 4750 AE durch ein flaches Minimum, um nach kurzeren Wellenlangen erneut stark anzusteigen bis

<W I 1 +( 540 350 6;10 65z, , Z23,V-TS@

6 W bXW 6000 a500 5000 wed WOOA.€

Kontinuierliche Absorption dee KCr(SO4),.l2H,O bei 2 = +18 C Kurve 23

zur Grenze der Sichtbarkeit. Bemerkenswert ist die genaue Obereinstimmung dieser Kurve mit der des Absorptions- koeffizienten des Ions (Cr(H20)6)**m in der Losung (16), sowohl in bezug auf Lage des Maximums und Minimums als auch deren Intensitatsverhiiltnis. Die Absolutwerte der Absorptionskoeffi- zienten sind allerdings bei dem festen Kristall etwa 50 Proz. hoher. Das Durchlassigkeitsgebiet im Rot ist nun von Ab- sorptionsstreifen durchzogen, denen die Untersuchung in erster Linie galt.

B. Linienhafte Absorption 1. Allgemeines: Die Ergebnisse der Ausmessung sind zu-

sammengestellt in Tab. 1-3, die die Wellenlangen in Luft der bei den verschiedenen Alaunen gefundenen Absorptionslinien bei den drei Temperaturen - 190° C, - 780 C und + 18O C enthalten.

Die Intensitiiten sind in der iiblichen Weise durch die Zahlen 1-10 ausgedruckt, wobei 10 der starksten Link zu- kommt, und sind fur das Spektrum des RbCr-Selenats exakt durch Ausplanimetrieren der Flachen des Absorptionskoeffi-

14 *

Page 16: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

21 2 H. Sauer

Ta Wellenl~n~enverzeichnis der Absorptions

NH,Cr( SO,), -12aq

t = t 18OC

6865 6804

--_ ___

6711.7

t = - 1900

6732

t = - 78OC

6857 6794

t = - 19ooc

5726,7

5708,67 3702,4 6697,85 6693,8 6691,6

6643,3

6624,3

6613,9

1* a* I a I1 b

1 2

3 4 5 ( 5 4 6 6a 7 8

C

( 2 4

6700,2 6697,71

6693,2! 6701,6

6672,8

6633,3

6610,O

6678,O

6619,2 6628,9

6571,3

9 10

11/12

6592,O

6551,s

6590,7

6552,O

0,5

7

6597,O

6561,7

6457,6

13 14 15 16

17/18

6500,9 6490,5 6481,9 6467,8 646 1,8 6452,6

6481,9 6466,O 6454,4

6435,2

6420,7

3 -

19 20 21 22 23 24 28 29 30 31

6421,2

Page 17: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

Dic Einienhafte Absorption der Chromalaunkristalle 213

belle 1 inien der Chromalaune (Sulfate)

TlCr( SO,), .12aq

(NH,OH)Cr( SO,), * 12aq

BbCr( SO,), .12aq

- 19ooc t = i -7-

t = + 18O C

6800

t = - 1900 c

-__-

6712,SO 6707,98 6702,60

t = - 1900 c

6704,O

6691,77

6690,87

1* a* I

I1 b

a

C

6704,2

6693,OO

6691,95 6708,O I 7

6679,3 6668,4 6662,5 6645,7 6638,5 6627,3 6625,5 6620,3 6612,9 6605,O 6601,O

6584,5 6574,3 6547,7

6685,s 6675,3 6662,l 6654,8 6644,s 6639,s 6636,O 6626,7 6618,O

---

6592,4 6562,2

6668,O 6663,O 6649,6 6640,l 6628,7 6621,O 6615,4 6606,O 6601,s

\ j6623,O 10

3 1 0

6585,l 6574,s 6548,6

3 1 0 6567,O 6 -

13 14 15 16

17/18

19 20 21 22 23 24 28 29 30 31

___

6515,6 6501,4 6491,7 6468,2 6462,O 6458,l

6495,O 6477,7 6462,s 6449,4

1 1,6 194 7

6495,8 6478,6 6464,3 6450,7

6437,O

6418,9

6363,6 6344,6

6446,9

6428,7

6435,7 6427,8 6417,3

6362,3 6343,3 6308 6296 6275 6253

Page 18: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

214

0 3 0,s 0,3 1.3

H. Sam-

6675,3 6660,9 6651.3

-

4* 3* 2* 1*

I I1

1 2 3 4 5 6 7 8

9 10 11 12

13 14 15 16

17/18

19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29

__

-

-

7

1,9 0 3

'OYo

130 1,3 1,3 039

KCr(SeO,),. 12H,O

6595,O 6586,5 6561,6 6556,5

6545,4 6511,3 6484,8 6470,s

I

t =- 1900

192 0 8

099 1 ,o 1,0 0,s 0,4 0.

0,3

6761 6751 6735 6725

6436,4 6430,6

6367,5 (6349,s)

6710,19 6708,37

6694,6 6683,O 6670,7 6660,O 6644,7 6638,O 6627,9

6606,3 6595,5 6570,5 6564,9

6554,6 6519,5 6494,2 6478,2 6464,O

6442,7 6438,O

6379,l 6361,s 6347,s 6342,3

6308,6 6291,3

Ta - Wellenlhgenverzeichnis der Absorptione-

RbCr(SeO,),* 12H,O 1 TICr( SeO,),. 12

t =- 1900 c

6752

6728

6701,03 6699,04

6686,4 6675,s 6660,3 6650,s 6635,s 6630,7 6616,6 6614,5

6595,O 6585,2 6561,l 6557,O

6545,2 6511,l 6485,2 6470,9 6456,O

6435,5 6429,4

6387,5 6369,Z 6350,4 6339,2 6334,4 6315 6302,O 6284,l

-_

t =- 1900 c 1 -1 _r____?

6701,27 791 1 6699,14

0;9 0,7 1

Page 19: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

Die lirtienhafte Absorption der Chromalaunkristalk 21 5

bel le 2 linien der Chromalaune (Selenate)

10 u1

RbCr( SeO,), TlCr( SeO,), (NH,)Cr( SeO,), .12 H,O .12HzO 1 -12H,O

3 4 5 6 7 8

- 78" C

6,3

2,5

I} 6706,9

} 6568,8

6462,7

6684,2

6658,O

} 6625,O

I 6602,5 1) 6569,2

I 6462,6

- 78' C

0,5

0,5 1,0 6799

6730

5 I} 6706,9 I

6684,2 6667,3 6658,2 6643,O

i y I} 6623,3

6803

I} 6711,4

6690,4

6665,5

RbCr( SeO,), * 12 H,O

--

t = + 18O C '

6864 6804

6716,O

6635,5

6579,s

-I- 5 2*

i

1

11

12 6

13 14 15 16

17/18

Page 20: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

21 6 H. Sauer

6908 6886 6873 6862 6846,4 6836 6825 6803

Tabelle 3 Wellenliingenverzeichnis der Absorptionslinien der Chromalaune (Sulfate)

von CIsium und Methylamin

I CsCr(SO4),.12H,O I (CH,NH,)Cr(S0,)2.12H,0 I 6897,5 10 s

1 O d 1

6835 4 s (6823) 2 (6806) O d 6794 O d

--I- l

a b

d e f 6 h i k 1 m n

P q r

C

0

S

6777 6753

6670 6650 6644 6625 6527 6485 6450

6745 6684 6662

I 6644

O d 1 d o a

' I 2 d '13 d

o a O d O d

O d o c l

zienten ermittelt, fur die der ubrigen Alaune dagegen an Hand der Photorneterkurven geschatzt. In Tabelle 2 sind die Inten- sitaten der Absorptionslinien der anderen Selenate nicht einzeln aufgefuhrt, da sie innerhalb der Genauigkeit der Schatzung mit denen d es RbCr - Selena ts ubereins tirnmen .

Kurve 1. KCr(SO,), 12H,O, t = - 190° C, Dicke des Kristalls 4,85 mm

Page 21: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

Die linienhafte Absorption der Chromalaulzkristalb 21 7 -

I I I

6500 6600 6700 6800 69UQAL Kurve 2. KCr(S0,k * 12H,O, t = - 7 8 0 C, Dicke des Kristalls 5,20 mm

-*---- I 1 I.--I- TO@ #OO 6800 G7oD 6600 ;pt!-

Kurve 3. KCr(S0,A- 12H,O, t = f 18O C, Dicke des Kristslls 4,20 mm

76 9 6

19 7 7 m

7/81. a? 77m

ILT qrW?j Kurve 4. (NH,)Cr(SO,&- 6700 12K0, 6600 t= -190" C, Dicke 6500 des Kristalls 5,70mm Kurve 4. (NH,)Cr(SO,&. 12K0, t = - 190" C, Dicke des Kristalls 5,70 mm

Page 22: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

218 H. Sawr

I . 6700 6600 6500 6WU 6300 A€.

Kurve 5. RbCr(S03,. 12H,O, t = - 190° C, Dicke des Kristalls 2,27 mm

II

I I

6700 6600 6600 6WU AL Kurve 6. TICr(SO,), 12 H,O, 1 = - 190 C, Dicke dee Kristalls 2,77 mm

I I I I , BUUAf 6700 6600 6500 64UUAf

Kurve 7. (NH,OH)Cr(SO,),- 12H,O, t = - 1908 C, Dicke dee Kristalls 2,20 mm

Page 23: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

Die linienhafte Absorption der Chromalaurtkristalk 219

f7m)

1 1 I I

6800 671pO 6600 6.0 64002L. Kurve 9. RbCr(SeO,),- 12H,O, t = - 190° C, Dicks des Kriatalls 4,30 mm

/ . .-

I I I I

68017 6700 6600 690 \ Kurve 10. RbCr(SeO,), * 12H20, t = - 78O C, Krietalldicke 4,70 mm

6800 6700 6600 & \ Kurve 11. RbCr(SeO,),. 12H,O, t = + 1 8 O C, Kristalldicke 3,95 mm

Page 24: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

220 H. Sauer

6400 6500 6600 6700

1 em = 3.814 B E Kurve 12. TICr(SeO,), - 12 H,O, 1 = - 190° C, Kristalldicke 3,15 mm

II - Kurve 13. Dublett (I, 11) von KCr(S04k.12&0, Kristalldicke 5 3 0 mm

1 om = 3.823 AE

- II Kurve 14.

Dublett (I, 11) von (NH,)Cr(SO,), * 1 2 Q O Kristalldicke 5,70 mm

Page 25: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

Die linienhajte Absorption der Chromabaunkristalb 221

1 om = 4.023 AE

Kurve 15. Dublett (I, 11) von ( NH3OH)Cr(SOJp * 12 H,O

Kristalldicke 2,20 mm

rot-+ - 1 cm = 4,007 BE

1 cm = 4,078 AE 7

Kurve 17. Kurve 18. Dublett (I, 11) von Dublett (I, 11) von TICr(SO,),- 12H,O, KCr(SeO,), e l 2 H,O,

Kriatalldicke 2,54 mm Kristalldicke 1,57 mm

1 cwz = 4,027 AE vz-- Kurve 16. Dublett (I, 11) von BbCr(SO,), * 12 H,O,

Kriatalldicke 1,80 mm

1 em = 3,782 BE

4 I

f -

Kurve 19. Dublett (I, 11) von RbCr(SeO,),. 12H,O,

Kristalldicke 4,15 mm

Zur weiteren Kennzeichnung einzelner Linien sol1 in der Spalte hinter den Wellenlangen und Intensitatsangaben be- deuten : s scharf d diffus u unsymmetrisch, ul unsymmetrisch mit nicht getrennter K.omponente(n) nach

uk unsymmetrisch mit nicht getrennter Komponente nach langeren Wellen,

kurzeren Wellen.

Page 26: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

222 H. Sauer

I cm = 3,786 B E

23

2z4 26

27

28 rot --+

29 63pO su,oodk

Kurve 20. Dublett (I, 11) Kurve 21. Endbanden an der kurzwelligen Grenze der kon- von TICr(SeO,),. lZH,O

Kristalldicke 3,15 mm tinuierlichen Absorption von KCr(Se04)* . 12 H,O , Kristsll-

x{ dicke 4,30 mm

L :-*#I4 6 Kurve 22. Definition der Balbwertsbreiten der Komponenten

des Dubletts (I, 11) des RbCr(SeO,),* lZH20

Da jedoch auch hiermit nur schwer ein klarer Eindruck von dem Charakter der Banden zu vermitteln ist, wird von den Aufnahmen bei - 1900 C j e eine Photometerkurve beigefugt (mit Ausnahme des Casium- und Methylaminalauns, von denen auf den Photometerkurven infolge der Schwache der Banden wenig zu erkennen ist). Von den Aufnahmen bei - 78O C und + 1 8 O C wurde nur je eine Photometerkurve eines Sulfats und eines Selenats wiedergegeben, da bei diesen Temperaturen der Charakter der Linien der anderen Sulfate bzw. Selenate mit dem der angegebenen im wesentlichen ubereinstimmt (vgl. Kurven 1-12).

Page 27: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

Die linknhajte Absorption der Chromdaunkristalle 228

Fur alle Alaune charakteristisch ist nun das Auftreten eines scharfen, intensiven Dubletts oder eines ahnlichen Linien- gebildes etwa bei 6700 AE. Das Dublett sei im folgenden als ,,charakteristisches Dublett", in den Tabellen und auf den Kurven auch kurz mit (I, 11) bezeichnet. Da bei Einfuhrung anderer einwertiger Kationen RI das Absorptionsspektrum seinen Charakter im allgemeinen behalt, war es moglich, die in den verschiedenen Alaunen korrespondierenden Linien in den Tabellen jeweils in einer Horizontalreihe anzuordnen. Sie wurden vom charakteristischen Dublett aus nach kurzeren Wellen zu mit den Zahlen 1, 2 . . ., nach langeren Wellen zu rnit 1*, 2* . . . bezeichnet und der Ziihlung das Spektrum des KCr- Selenats wegen der Scharfe seiner Linien zugrunde gelegt. Eine Ausnahme bilden hier die Absorptionslinien des Casium- und des Methylaminalauns, die, wie schon die Tab. S zeigt, wohl unter sich, aber nicht mit denen der anderen Alaune korrespondieren. Ebensowenig sind sie in bezug auf Scharfe und Intensitat mit diesen zu vergleichen.

Auf den Kurven 1-12 wird das charakteristische Dublett (I, 11) infolge seiner Scharfe bei der Temperatur der fliissigen Luft nur ungenugend wiedergegeben. Zur Ergiinzung ist daher noch je ein Beispiel einer Registrierung des Dublett,s allein mit einem wesentlich grol3eren Ubersetzungsverhaltnis (etwa 1 : 40) in den Kurven 15-20 beigefugt. Allgemein sei zu den Kurven noch bemerkt, daB die Absorption bei Zimmertemperatur und auch noch bei - 78O C recht wenig charakteristisch ist; bei Zimmertemperatur stimmen die Absorptionsstreifen aller Cr- Alaune - abgesehen von kleinen Lageverschiedenheiten - praktisch vollig iiberein, bei - 78O C tritt zwar schon eine deutliche Differenzierung zwischen einzelnen Sulfaten und Selenaten ein, aber erst bei der Temperatur der flussigen Luft werden die einzelnen Linien so intensiv und wharf, daB die Beeinflussung durch die verschiedenen einwertigen Kationen und Anionen als Gitterpartner gut zu erkennen ist.

In besonders guter ubereinstimmung finden wir auch bei t =- 1900 C noch die Spektren des RbCr- und des TlCr- Sulfates sowie die der entsprechenden Selenate. Abgesehen von sehr geringfugigen Lage- und Intensitiitsdifferenzen unter- scheidet sich der Rb(SO,),. 12H,O vom TlCr-Sulfat nur durch das fast vollstandige Verschwinden der Linie 1 *. Entsprechend

Page 28: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

224 H . Sauer

finden wir als den bemerkenswertesten Unterschied des TlCr(SeO,),. 12 H,O vom RbCr- Selenat das Verschwinden der Linie (6).

Im folgenden sollen nun zunachst die Ergebnisse der Aus- messung einiger besonders auffalliger Liniengebilde, die bei der Temperatur der flussigen Luft erhalten wurden, bet,rachtet werden.

2. Gesetzmafligkeiten der Lage der Linien. A. Das charakteristische Dublett in den verschiedenen Alaunen. Wie man an Hand der Kurven 13-20 sieht, scheint bei

der Mehrzahl der Alaune das mit (I, 11) bezeichnete Linien- gebilde ein ziemlich symmetrisches Dublett aus zwei nahezu gleich starken Komponenten zu sein, deren Abstand je nach Art der Gitterpartner in gewissen Grenzen variiert. Nur bei dem KCr- und dem (NH,)Cr-Sulfat trcten groBere Abweichungen davon auf. Bei dem Kaliumchromalaun ist die nach kurzeren Wellen zu gelegene Komponente (11) wesentlich starker als die rotseitige (I), und hat aul3erdem noch nach langeren Wellen zu einen und nach kurzeren zwei schmale und feine Begleiter. Bei dem Ammoniumchromsulfat hat umgekehrt die schwachere rot- seitige Komponente (I) einen Begleiter nach langeren Wellen zu.

Im folgenden sollen nun die Veranderungen, denen das charakteriktische Dublett in den einzelnen Alaunen unter- worfen ist, eingehender besprochen werden. Die Ergebnisse der Ausmessung des Dubletts sind zu diesem Zweck in Tab. 4 zu- sammengestellt .

a ) Lage : Die absolute Wellenlange des charakteristischen Dubletts

schwankt bei den verschiedenen Alaunen im Maximum um etwa 20 bE. Die Tab. 4 zeigt, daB es mit den Alkalimetallen als Gitter- partner mit zunehmendem Atomgewicht nach kurzeren Wellen- langen verlagert wird, und zwar gleichm&Big bei Sulfaten und Selenaten. Bei Thallium tritt dagegen, obwohl es mehr als das doppelte Atomgewicht des Rb besitzt, wieder eine schwache ent- gegengesetzte Bewegung ein, und fur den Ammoniumalaun liegt das Dublett zwischen denen des Kalium- und Rubidiumalauns. Auffallig ist es nun, daB wir einen gleichen Gang auch bei den Aquivalentvolumina der Alaune feststellen konnen, die ja ein Ma13 fur die Dichte der Packung darstellen. Auch bei diesen erfolgt eine regelmafiige Zunahme in der Richtung K-RE,

Page 29: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

b E! F a.

~~

R'

k

Tab

elle

4

K

F b D

aten

des

cha

rakt

eris

tisch

en D

nble

tts

bei

t = - 1900 C

!g

--

- -

a a

2,4.

10-8

1 :

l,04

3 2,

8.10

-8

6,0.

10-8

1 3,

0.10

-8

1 2,3.1

0-8

1 2,3

.10-

8

1,03

: 1

I

1,07

: 1

I

1,06

: 1

I 1

,04 :

1

e. - 3

I 1 : l,

l6

m-

I --1

I

I

A i

(AE

) K

orre

ktio

n AE

A

Y [c

m-l]

24

(AE)

4,

60

2 a,,

(BE

) 1- 5,O

I-

I I

+: ;3

Sulfa

te:

R1C

r(S0

4),.1

2H20

I

Sele

nate

: R

Tr(

SeO

,),.

12 aq

2.

Rb

6691

,77

6690

,87

____

_ __

__

0,90

2,oo

0,

24

1,68

1,

42

5,8.

1013

2,7

10-8

1 : 1,

Ol

__

3 P

TI

3 66

93,O

O

1 6697

,78

' 6712,

SO

6691

,95

, 669

3,22

I 67

02,6

0 1 670

8,37

I 66

99,0

4 [

6699

,14

6710

,19

' 6701,

03

' 6701

,27

b

w

o3

h

I I

I I

I 3

I I

I I

Page 30: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

226 H. Sauer

wBhrend die Werte fur den TlCr- nnd (NH,)Cr-Alaun zwischen denen fur K- und Rb-Alaun liegen.

274,6 280,3 278,O 278,O Sulfate

*) 288,3 Selenate

*) Dichtebestimmung unsicher.

#?) Abstand der Dublettkomponenten : Der Abstand der Dublettkomponenten d R in PIE oder

dv in em-l (vgl. Tab. 4) schwankt je nach Art des Alauns in ziemlich weiten Grenzen. Wenn man von den etwas heraus- fallenden KCr- und NH,-Cr-Sulfaten zunachst absieht, ist der -4bstand bei den RbCr- und TlCr-Sulfaten am kleinsten, nimmt d a m bei den Selenaten in der Reihenfolge K-Rb--T1 zu, bis schlieblich bei dein Hydroxylsrninchromsulfat die Komponenten vollkommen getrennt sind. Nur bei letzterem ist daher der auf den Registrierkurven direkt gemessene Abstand frei von den1 ,,Schrumpfungseffekt". Bei den ubrigen ware die Voraussetzung fur eine Ermittlung. des wahren Dublettabstandes eine voll- liommene Symmetrie der beiden Komponenten. Da diese Voraussetzung jedoch bei den Selenaten sowie dem RbCr- und T1Cr-Sulfat nicht erfullt ist, wurden in die Tabelle die direkt gemessenen (unkorrigierten) AbstBnde aufgenommen und in einer zweiten Zeile der geschgtzte Schrumpfungseffekt (Korrek- tion) in hE eiiigetragen. Ebenso ist dort dv der unkorrigierte hbstand in [em-l].

Bei dem Kaliumchromsulfat werden die Begleiter der Komponente (11) (Kurve 13) auf der Photometerkurve nicht getrennt, obwohl sie okular bereits recht gut zu erkennen sind. Da die beiden Komponenten (I) und (11) bei diesem Alaun aber ziemlich symmetrisch sind, war es moglich, durch Zusammen- setxung mehrerer symmetrischer Kurven (deren Summations- knrve wiederum die Kurve 13 ergeben mubte), die wahren Ab stande der Begleiter von der Hauptlinie (11) bis auf eine Un- sicherheit von & 10 Proz. zu ermitteln. In gleicher Weise wurde der Abstand des einen rotseitigen Begleiters der Kom- poneiite (I) des (NH,)Cr-Sulfates gefunden.

Page 31: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

Die linienhajte Absorption der Chronzalaunkristalle 227

y ) Halbwertsbreite: Die ganzen Halbwertsbreiten der Kurven des Absorptions-

koeffiaienten der beiden Dublettkomponenten (I) und (11) sind im folgenden mit 26, bzw. 26,, bezeichnet (vgl. Tab. 4). Sie konnten nur bei dem Dublett des (NH3OH)Cr(SO,),.12H,O direkt aus der Kurve des Absorptionskoeffiaienten entnommen werden, da nur bei diesem Alaun die Komponenten genugend weit getrennt und annahernd symmetrisch sind. In allen anderen Fallen sind dann die Halbwertsbreiten erst dann exakt zu bestimmen, wenn es gelingt, die Komponenten, die zu der gemessenen Intensitatsverteilung beitragen, analytisch zu trennen. Bei den Dubletten der untersuchten Selenate er- scheint dies in erster Naherung ziemlich einfach moglioh durch Spiegelung der AuBenseiten an den Ordinaten durch die (korrigierten) Maxima, unter der Berucksichtigung der Tat- sache, daD die Summe der gespiegelten Ordinaten stets die experimentell gefundene Summationskurve ergeben muB. Es ergab sich jedoch dann, daB der Abfall an einer der auBeren Seiten stets langsainer erfolgt, als es der resultierenden Inten- sitat im Innern des Dubletts entspricht, und es bleibt ungewiB, ob die daraus folgende Unsymmetrie der Komponenten einer unsymmetrischen Linienverbreiterung im Kristall oder einer weiteren, im Innern des Dubletts liegenden schwachen Kom- ponente zuzuschreiben ist. Bei der nicht willkurfrei moglichen Zerlegung wurde daher als MaB fur die Halbwertsbreite der doppelte Wert des in halber Hohe gemessenen Abstandes der Ordinate durch das Komponentenmaximum von der AuBen- begrenzung gewahlt (vgl. Kurve 22). Dieser Definition, die den Vorteil hat, daB sie experimentell jederzeit nachzuprufen ist, entsprechen die in Tab. 4 angegebenen Halbwertsbreiten der Selenate und des RbCr- und TlCr-Sulfats. Die wahren Werte der Halbwertsbreiten werden stets etwas kleiner sein; grol3en- ordnungsmaBig ist die Differenz zwischen 2 6 und seinem wahren Wert gleich dem geschataten Schrumpfungseffekt.

Bei dem Liniengebilde (I, 11) des Kaliumchromsulfats (Kurve 13) wurde die Halbwertsbreite der Komponente I direkt aus der Absorptionskurve ermittelt, da die Intensitatsverteilung dieser Komponente durch die andere fast nicht gestort wird. Die angegebenen Werte fur die Breiten der Komponente (11) und ihrer Eegleiter wurden den Kurven, in die die Registrier-

15*

Page 32: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

228 H. Sauer

kurve 13 analytisch zerlegt wurde, entnommen und sind daher mit einer gro13eren Unsicherheit behaftet. Dasselbe gilt auch fur die Angabe uber die Halbwertsbreite des Dubletts vom Ammoniumohromsulf at.

S) Intensitatsverhaltnisse : Das riohtige MaB fur die Intensitat der Absorptionslinien

ist die Flache der Absorptionskurve, d. h. das Integral J k ( Y ) ~ Y .

Diesem proportional ist die Zahl 8 der klassischen Ersatz- oszillatoren im Kubikzentimeter (vgl. S. 208). Dementsprechend sind in Tab. 4 als Ma13 fur die Intensitaten des Gesamt- dubletts die Zahlen !XI + II eingetragen. Bis auf das Dublett des Hydroxylaminchromsulfats (Kurve 1 5 ) , das etwa die doppelte Intensitat des Durchschnitts besitzt, stimmeii die so gefundenen Werte fur !X in ziemlich engen Grenzen uberein. In analoger Obereinstimmung steht damit auch das Verhaltnis '$/A7 der Zahl der absorbierenden Oszillatoren zur Zahl N der im Kubikzentimeter vorhandenen Chromatome (bzw. -komplexe), da sich das Verhaltnis M/d (Molekulargewicht : Dichte) bei den verschiedenen Alaunen nur in geringem MaBe andert.

Infolge der nicht willkurfrei moglichen Zerlegung des Dubletts gelang es dagegen nicht, das Verhaltnis der Inten- sitaten der beiden Komponenten exakt zu bestimmen. Bei dem Dublett des (NH3OH)Cr(SO,),-12H,O konnte die Lage und GroBe der zwischen den Komponenten liegenden schwachen Linie einigermaBen genau geschatzt werden, und dann ergab sich das Intensitatsverhaltnis = 1,07 mit einem wahrscheinlichen Fehler von -f 2 Proz. Bei dem Kaliumchrom- sulfat ergab sich groBenordnungsgemaB das Verhaltnis der Komponenten 2 = 1 : 2, wenn von vorher die geschatzte GroBe der Begleiter a, b und c abgezogen wurde mit diesen Begleitern ergibt ein Verhaltnis 1 : 3 !).

Bei allen anderen Alaunen ist das Intensitatsverhaltnis der Dublettkomponenten nahezu gleich 1 : 1 ; wahrscheinlicli ist bei den untersuchten Selenaten vielleicht eine etwas groBere Intensitat der langerwelligen Komponente, die Abweichung von dem Verhaltnis 1 : 1 kann aber nur von der GroBen- ordnung der Flache sein, mit der dams Dublett von einer

00

0

r37 %I

% m,,

Page 33: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle 229

vollkommen symmetrischen Form abweicht, d. h. im Maximum 6-8 Proz.

Zur weiteren Charakterisierung der Dublettkomponenten wurden in Tab. 4 schlieBlich noch die Verhaltnisse der Ab- sorptionskoeffizienten in den Komponentenmaximis (kI/kII) an- gegeben, die allerdings auch nur einen groBenordnungsmlBigen SchluB auf das Intensitatsverhaltnis erlauben.

E ) Verhaltnis der Intensitat der Linien zur Intensitat der

Wie Tab. 4 zeigt, ist das Verhaltnis %/N fur das charakte- ristische Dublett auBerordentlich klein, im Durchschnitt gleich 2,4- lo-*, doch scheint dies ganz allgemein fur alle Absorptions- Zinien von Kristallen zuzutreffen. Um nun die Frage zu ent- scheiden, ob vielleicht die Zahl % der der kontinuierlichen Absorption entsprechenden Ersatzoszillatoren wenigstens an- iiahered mit der Zahl der vorhandenen Cr- Atome zusammen- fallt, wurde die Flache der Absorptionskurve der kontinuier- lichen Absorption im sichtbaren Spektralgebiet ermittelt und

daraus -- = 2,4.10-4 gefunden.

Aus Messungen fruherer Beobachter (17) ist bekannt, daS im Ultraviolett bei 3600 AE die kontinuierliche Absorption wieder geringer und allmahlich Null wird. Man darf daher wohl annehmen, daB der noch zur kontinuierlichen Absorption ge- horende, im Ultraviolett gelegene Teil der Flache des Integrals

f k (v) d v den dreifachen Betrag der im sichtbaren gemessenen

Flache nicht ubersteigt. Im Maximum wird daher das Verhaltnis der absorbierenden Oszillatoren zur Zahl der vorhandenen Cr- Atome auch fur das kontinuierliche Spektrum nur den Wert

annehmen konnen. Naturlich ist es nicht ausgeschlossen, daB die starkste Absorption im fernen Ultraviolett unterhalb 2200 AE liegt.

kontinuierlichen Absorption:

%kontin.

Do

0

B. Die 6quidistante Linienfolge. Charakteristisch fur die Mehrzahl der Cr-Alaune ist ferner

das Auftreten einer Reihe von Linien mit innerhalb der MeBgenauigkeit gleiohen Abstanden , die in dem Bereich zwischen 6400 und 6300 AE liegen, also gerade dem Gebiet, in dem die kontinuierliche Absorption stark zunimmt. In

Page 34: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

230 H. Sauer

den Tabellen und auf den Kurven tragen diese Linien die Bezeichnung 21-30.

Besonders deutlich tritt die aquidistante Linienfolge bei dem KCr-Selenat auf, bei dem sich auf den Originalplatten etwa 12 Linien verfolgen lassen. Kurve 21 zeigt einen Aus- schnitt aus einer Registrierung der Linienfolge, auf der man auch erkennt, dalj der 5. Linie nochmals ein Dublett uber- lagert ist. Genau meBbar sind insgesanit 8 Linien mit einem konstanten Wellenzahlenabstand A v = 43 cm-l (entsprechend einem mittleren A 1 von 17,4 AE). Die starke linderung der kontinuierlichen Absorption macht die Messung der Intensitat und der Halbwertsbreite dieser Linien sehr un- sicher, schatzungsweise betragt die Intensitat etwa lJl0 der des Dubletts (11, I) und die Halbwertsbreite etwa 1/4 des Linienabs t andes.

In gleicher Weise konnte die aquidistante Linienfolge bei dem RbCr-Selenat ausgemessen werden, bei dem die Wellen- zahlendifferenz 44,2 cm-l (entsprechend einem A 3, von 17,85 AE.) betragt.

Bei dem RbCr- und dem TlCr-Sulfat sind diese Linien in- folge der zunehmenden kontinuierlichen Absorption nur sehr schwach, so daB die Wellenliingenangaben in Tab. 1 mit einem Fehler von & 1 BE behaftet sein kijnnen, und bei dem KCr-, NH4Cr- und (NH,OH)Cr-Sulfat ist aus dem gleichen Grunde nichts mehr von ihnen zu erkennen.

C. Sonstige Regelma&keiten. Bemerkenswert sind ferner noch die starkeren Linien-

gebilde (7, 8), (11, 12), (17, IS), (19, 20) sowie 24, 25 (vgl. z. B. Kurve 8). (11, 12) und (19, 20) stimmen in ihrem Typus ziem- lich uberein und sind vielleicht zusammen mit (24, 25) als Wiederholungen des Dubletts (I, 11) anzusehen. Die Abstande zwischen je zweien nehmen dabei nach kurzeren Wellen zu ab (beim KCr-Selenat 321-301-236 cm-l). Die Linie (7,s) des KCr-Selenats besteht, wie schon die Photometerkurve vermuten lafit, aus mehreren Komponenten, die in den Spektren des RbCr- und TlCr-Sulfats getrennt werden; sie lost sich auf in eine Hauptlinie (7) und je eine schwiichere Koinponente nach langeren und kiirzeren Wellen (6a und 8). Umgekehrt erscheint dagegen das Dublett (11, 12) des KCr-Selenats in den Spektren dieser beiden Sulfate nicht mehr getrennt. Die starke Linie

Page 35: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

Die linienhafte Absorption der Chromalauizkristalle 231

(17, 18) tritt fast imnier als Einfachlinie auf, bei der Photo- metrierung mit groBeren Ubersetzungsverhaltnissen macht sich jedoch eine Unsymmetrie bemerkbar, die auf eine schwiichere, nicht getrennte Komponente nach kurzeren Wellen zu schlieBen laat.

Konstante Wellenzahlendifferenzen waren - abgesehhn von der oben erwahnten aquidistanten Linienfolge - nicht festzustellen.

3. Einjlub der Temperatur. A. auf die Lage der G n i e n . Wenn man von den Aufnahmen bei der Temperatur der

flussigen Luft ausgeht, werden mit zunehmender Temperatur die Spektren der verschiedenen Alaune einfacher und einander ahnlicher, wie bereits bei der Besprechung der Registrier- kurven kurz ausgefuhrt wurde. Die einzelnen Linien werden breiter und flieBen allmahlich in mehrere Absorptionsstreifen zusammen, die an die Stelle der Liniengebilde (I, 11) , (7, 8), (11, 12) und (17, 18) des bei - 190° C erhaltenen Spektrums treten. AuBerdem kommen aber auch nach langeren Wellen noch einige sehr verwaschene , schwache Absorptionsstreifen neu hinzu .

Aus diesem Grunde ist bei der Mehrzahl der Linien der EinfluB der wirklichen Temperaturverschiebung nicht exakt von einer durch Verschmelzung mehrerer Komponenten hervor- gerufenen Verlagerung des Maximums zu trennen. Allein mit dem Dublett (I, 11) und den Linien (11, 12) scheinen sich keine weiteren Linien zu verschmelzen, so daB wir deren Ver- lagerung als wahre Temperaturverschiebung ansehen konnen. Vor allem bei den Selenaten unterscheidet sich die Verschiebung der anderen Linien nur sehr wenig von der des charakteristischen Dubletts. In allen Fallen trat mit zunehmender Temperatur eine Verschiebung nach langeren Wellen ein, die bei den Alaunen vom Typus (R1Cr(Se0,),-12qO) beim Sprung von - 190° auf - 78O C 7,O AE und von - 78O C bis + 180 C 10 hE betragt. Bei den Sulfaten stimmen die entsprechenden Werte nicht so gut iiberein. Es besteht anscheinend keine ein- fache gesetzmaBige Abhangigkeit der Verschiebung von der Temperatur.

Page 36: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

232 H. Sauer

B. Auf die Lage des kontinuierlichen Spektrums. Die kontinuierliche Absorption wird mit zunehmender

Temperatur wesentlich starker nach langeren Wellen zu ver- schoben, ungefahr um 150 BE beim Ubergang von t = - 190° zu t =+ 180 C. Sie uberdeckt daher mit zunehmender Tempe- ratur immer mehr die kurzwelligeren Absorptionslinien, so daB bei Zimmertemperatur unterhalb (17) keine Linien mehr beob- achtbar sind.

C. Auf die Breite der Linien. Mit zunehmender Temperatur tritt anscheinend ausnahms-

10s eine Verbreiterung der Absorptionsli,nien ein. Die genaue Ermittelung der Halbwertsbreiten stoBt aber mit zunehmender Temperatur auf immer groBere Schwierigkeiten, einmal, weil durch ZusammenflieBen mehrerer Linien ein Komplex entsteht, dessen Trennung in die Komponenten nicht willkurfrei moglich ist (vgl. z. B. die Liniengruppe 6, 7, 8, 9 in Kurve 9, 10 und ll), dann aber auch, weil die starke Rotverschiebung der kontinuier- lichen Absorption eine fur alle Temperaturen ubereinstimmende Definition des Liniengrundes unmoglich macht (vgl. Kurve 2 und 3 bzw. 10 und 11).

EinigermaBen vergleichbar sind nur die Messungen der Halbwertsbreiten an Aufnahmen bei t = - 190° und t = - 78O C.

T a b e l l e 5 EinfluS der Temperatur auf Linien des RbCr(Se0,

Linie

(I + 11)

- ______ - 1900 c

6700,03 4,8- 1013 2,3 * 3,85 591

6,5.1013

199

_____ 6615,5

3,1* 15,6

6559,O 6,7. 1013 3,2 - lo-* 12,s 198

- 78" C ~ _ _ _ _____

6706,9

2,1* 10-8 7,3 2,1

4,5- 1013

6625,O w 9.1013 x 4,3 - 10-8

29,O 193

6569,2 5,7.1013

1,3

2,7. 15,6

;.12H,O

+ 18" C

6716,O

% 1,6*10-8 w l l ,o w 0,88

______

% 3,3.1013

6635,5

6579,s

Page 37: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle 233

Bei diesen Temperaturen ergab sich als VerhUtnis der Halb- wertsbreiten der Linie (11, 12) im Mittel 1,2, so daB fur diese Linie die Zunahme der Linienbreite ziemlich genau proportional YTgeht , u'o T die absolute Temperatur ist. Fur die anderen starkeren Linien erscheint eine gleiche Abhangigkeit von der Temperatur (nach Zerlegung in die. Komponenten bei - 190°) als sehr wahrscheinlich. Es gilt also fur die Linie (11, 12) genau und fur die Halbwertsbreiten aller ubrigen Linien mit groBer Wahrscheinlichkeit das gleiche YFGesetz, das Becquerel(18) an den Absorptionsbanden der seltenen Erden experimentell gefunden und Herzfeld (19) theoretisch begrundet hat.

Als Beispiel ist in Tab. 5 der EinfluB der Temperatur auf die Bestimmungsstucke der Linien (I, 11)) (7, 8) und (11, 12) des RbCr-Selenats zusammengestellt. 2 4 ist dabei die game Halbwertsbreite der Linie und k der Absorptionskoeffizient in [cm-11 im Maximum.

D. Auf die Intensitat der Linien. Die Ausmessung der Photometerkurven fur die Bestimmung

der Intensitat der Linien wird bei hoheren Temperaturen eben- falls unsicherer, da, wie unter C ausgefuhrt, der Liniengrund,

also die untere Begrenzung des Integrals f k ( v ) d v bei hoheren

Temperaturen nur ungenau definiert ist. Bei vorsichtiger Schatzung des Liniengrundes ergibt sich, daB die Intensitat der Linien (I, 11) und (11, 12) fast konstant bleibt, wiihrend die des Liniengebildes (7, 8) zunimmt mit wachsender Temperatur.

Als Beispiel fur die Veranderung der Linienintensitat mit der Temperatur ist in Tab. 5 fur die starksten Linien des RbCr-Selenats die Zahl % der klassischen Ersatzoszillatoren eingetragen. Die GroBe der Zunahme der Linie (7, 8) kann dabei zum Teil auf die bei dieser Linie in besonders hohem MaBe willkurliche Abschatzung des Liniengrundes zuruckzufuhren sein. Die Linie (17, 18) wird bei allen Alaunen sehr rasch schwiicher mit zunehmender Temperatur, da sie immer mehr von der kontinuierlichen Absorption uberdeckt wird.

m

0

MII. Diskuseion der Resultate A. D i e Frage nach dem Trtiger der Abeorptionslinien Wie sich aus der Tab. 1-3 ergibt, haben m e i Alaune

mit wesentlich ubereinstimmendem Spektrum, wie z. B. CrRb-

Page 38: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

234 H. Sauer

Sulfat und CrK-Selenat nun nichts anderes gemeinsam als das Cr, das Kristallwasser und wahrscheinlich auch das Kristall- gitter. DaB das Cr." Trager ist, erscheint ziemlich ausgeschlossen, da dessen Spektrum wohl weit im Ultraviolett liegen durfte, und da ein reines Elektronenspektrum wohl kaum solche starken Veranderungen (Starkeffekte) erfahren konnte, wie wir sie wiederum bei den Sulfaten gesehen haben. Es erscheint des- halb die Annahme gerechtfertigt, da8 die Hauptbanden auf die Elektronenterme eines nicht elektrostatisch gebundenen, homoo- polaren Chromkomplexes zuruckzufuhren sind. Dafur spricht auch noch die Tatsache, dal3 die violette Losung der Chrom- alaune ebenfalls die Hauptbande bei 670 pp aufweist, wenn auch wesentlich breiter und verwaschener.

Nun erhebt sich noch die Frage, ob es sich bei dem Trager der Banden um Chromkomplexe handelt, die normale Gitter- bestandteile sind, oder um sogenannte Fehl- oder Locker- stellen. Die Moglichkeit, da8 irgendwelche Verunreinigungen, also im Gitter vagabundierende Bestandteile die Ursache zu den Banden geben, erscheint ziemlich ausgeschlossen wegen der Obereinstimmung der Intensitaten bei Kristallen von so ver- schiedener Herkunft und Zusammensetzung. Eine Entscheidung daruber, ob es sich bei dem Trager um normale Gitterbestand- t,eile oder um in jedem Gitter in gesetzmafliger Zahl vorhandene Lockerstellen handelt, erscheint zurzeit nicht moglich. - Fur die Annahme von Lockerstellen spricht jedenfalls an sich die Kleinheit des Verhaltnisses %/N bei allen Linien von Kristallen, doch muBten diese Lockerstellen in gesetzmaBiger Anzahl vor- handen sein. In gleicher Weise unentschieden bleibt diese Frage auch noch fur die kontinuierliche Absorption, obwohl fur djese %/N groBenordnungsmal3ig immerhin schon gleich ist. Doch wird dieses Argument wieder aufgehoben durch die Tatsache, daB auch in der wal3rigen Losung, wo von Fehlstellen keine Rede sein kann, die Intensitat der verbreiterten Linien gleich gering ist. Es sei darauf hingewiesen, daB auch die Intensitat der bekannten schmalen Absorptionsstreifen der seltenen Erden in der Losung auBerordentlich gering ist. Wir neigen daher zu der Ansicht, daB es sich um normale Gitter- molekule handelt.

Wenn wir dies annehmen, so ist, wie bereits von JOOS (3) im AnsohluB an E h r e n f e s t (20) naher ausgefuhrt wurde, eine

Page 39: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

Die linienhafte Absorptiolz der Chromalaunkristalle 235

einfache Deutung der aquidistanten Linienfolge durch die uber- lagerung der Gitterschwingungen auf einen Elektronen- und vielleicht auch einen Molekulschwingungssprung moglich. Der Wellenzahlendifferenz A Y = 43 (em-1) des KCr-Selenats ent- sprache dann eine Reststrahlenwellenlange von 232 p. Bis jetzt liegen leider noch keine direkten Messungen und auch keine zur Berechnung ausreichenden Daten uber die elastischen Eigenschaften der Chromalaune vor, so daD eine Bestatigung unserer Annahme von dieser Seite her zunachst noch nicht moglich ist. B. Das Heransfal len des CLsium- und Xethylaminchromalauns

Die Tatsache, daB die Absorptionslinien des CsCr- und des {NH,CH,)Cr-Alauns nur unter sieh, aber nicht denen aller anderen untersuchten Alaune korrespondieren, ist wohl durch die Annahme zu erklaren, daB diese beiden ein unter sich gleiches, aber von dem der ubrigen Alaune verschiedenes Raumgitter be- sitzen. Diese Annahme gewinnt vor allem dadurch an Wahr- scheinlichkeit, daD die Casiumsalze in homologen Reihen ver- schiedentlich herausfallen; so wurde z. B. bei CsC1, CsBr und CsJ ein eigener, von dem Steinsalztyp der iibrigen Alkali- halogenide abweichender Gittertyp gefunden. Ebenso ist es wahrscheinlich, daB das gerade durch seine Unempfindlichkeit gegenuber isomorphem Ionenersatz ausgezeichnete Raumgitter der Alaune bei Einfuhrung komplizierter organischer Radikale (wie hier des Methylamins) schlieBlich doch einmal in ein anderes Gitter ubergeht. In Obereinstimmung damit steht, daS T r a u b e (21) an Hand der Atzfiguren den Coniinalann nur der regular- tetraedrischen Klasse zuordnen konnte, wahrend sonst die Alaune allgemein dyakisdodekaedrisch, also hoher symmetrisch sind.

IX. Znsammenfaesnng 1. Es wurde untersucht die linienhafte Absorption der

Chromalaune vom Typ RICr(SO4),-12H,O mit K, Rb, Cs, T1, (NH,), (NH,OH) und (NH,CH,) als einwertiges Kation und vom TypR1Cr(Se0,),.l2H,O mit K, Rb, TI1 und (NH,), im sichtbaren Gebiet bei den 3 Temperaturen - 190°, - 78O und + 180 C, sowie die kontinuierliche Absorption des KCr-Alauns bei Zimmertemperatur.

2. Der verschiedenartige EinfluB der einwertigen Kationen als Gitterpartner sowie der Ersatz des Anions (SO,)-- durch

Page 40: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

236 H . Sauer

(Se0,)-- 6uI3ert sich im allgemeinen in Lage- und Intensitats- anderungen der Absorptionslinien unter Beibehaltung des Grundcharakters des Spektrums, so daB die in den einzelnen Alaunen korrespondierenden Linien einander zugeordnet werden konnten. Eine Ausnahmestellung nehmen die CsCr- und (NH,CH,)Cr-Alaune ein, deren Absorptionslinien nur unter sich, aber nicht denen der anderen Alaune korrespondieren, was ver- mutlich dem EinfluB einer Anderung des Raumgitters zu- zuschreiben ist.

3. An der Grenze der kontinuierlichen Absorption nach kurzeren Wellen zu wurde eine aquidistante Linienfolge mit einem Abstand von dv = 43 0m-l festgestellt, die unter der Annahme, da13 die Triiger normale Gitterbestandteile sind, durch die fjberlagerung von Gitterschwingungen zu erklaren sind, welche einer Reststrahlenwellenlange von 232 p ent- sprachen.

4. Der EinfluB zunehmender Temperatur BuBert sich uber- einstimmend in einer Verschiebung der Linien und der kon- tinuierlichen Absorption nach langeren Wellen zu. Die Linien werden gleichzeitig breiter und fliel3en allmBhlich in mehrere verwaschene, unscharfe Absorptionsstreifen zusammen. Die Lageanderung scheint in keinem gesetzmaBigen Zusammenhang mit der Temperatur zu stehen, fur die Halbwertsbreiten da- gegen ist eine Zunahme proportional V T z u erkennen. Die Intensitat der Linien wird dmch Temperaturanderung nur in geringem MaBe beeinfluBt.

5. Eingehend untersucht wurde ein als charakteristisches Dublett bezeichnetes intensives und scharfes Liniengebilde nahe 6700 AE.

6. Die Zahl 8 der absorbierenden Zentren ist auBerordent- lich klein, aber in den einzelnen Chromalaunen nahezu konstant, Das Verhaltnis %/N, der Zahl der absorbierenden zur Zahl der vorhandenen Chromkomplexe ist fur das charakteristische Dublett 3 - lO-*, fur die kontinuierliche Absorption im sicht- baren und nahen Ultraviolett maximal

7. Als Triiger der linienhaften Absorption wird ein nicht elektrostatisch gebundener, homoopolarer Cr-(H,O)-Komplex wahrscheinlich gemacht.

Page 41: Die linienhafte Absorption der Chromalaunkristalle

Die linienhajte Absorption der Chromalaunkristable 237

Diese Arbeit wurde vom Mai 1926 bis Juni 1928 im Physi- kalischen Institut der Universitat Jena auf Anregung von Hrn. Prof, Dr. G. Joos ausgefuhrt.

Es sei mir gestattet, Hrn. Prof. Dr. J o o s fur die Anregung und seine dauernde freundliche Unterstutzung und Beratung meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Ebenso herzlich danke ich dem Direktor des Instituts, Hrn. Geh. Hofrat Prof. Dr. M. Wien fur sein stetes Interesse und die Unterstutzung der Arbeit mit den Mitteln des Instituts, und Hm. Geh. Hofrat Prof. Dr. G. Linck fur die Bereitstellung eines Kristallisier- kellers. Der Firma Carl Zeiss in Jena bin ich fur verschiedent- liche Hilfe, insbesondere f i n . Dr. G. Hansen fur die Moglich- keit, die Auswertung mit einem der neuen Zeissschen Re- gistrierphotometer vornehmeh zu konnen sowie fur mannigfache Ratschlage zu groBtem Denke verpflichtet.

Literatnrverzeidnis 1) H. d n Boia u. Elias, Ann. d. Phys. 27. S. 248. 1908 und

2) J. Becquerel, Kamerlingh-Onnes-Festschrift S. 268, Leiden 1922. 3) G. Joos, Phys. Ztschr. 29. S. 117. 1928.

4a) L. Vegard u. H. Schelderup, Ann. d. Phys. 64. S. 145. 1917. 4b) L. Vegard, Ann. d. Phys. 63. S. 753. 1920. 4c) L. Vegerd u. E. Esp , Ann. d. Phys. 86. S. 1152. 1928.

36. S. 617. 1911.

6 ) J. M. Cork, Phil. Mag. 4. S. 688. 1927, 6) P. Niggli, Phys. Ztschr. 19. S. 225. 1918. 7) R. W. G. Wyckoff, Am. Journ. of Sciences 6. S. 146. 1917. 8) C1. Schaefer u. M. Schubert, Ann. d. Phys. 66. S. 397. 1918

9) Weinland u. Krebs, Ztschr. f. anorg. Chem. 49. S. 157. 1906. 10) F. Sommeru. K. Weise, Ztschr. f. anorg. Chem. 94. S. 70. 1916. 11) A. Salb, Phys. Ztschr. 24. S.375. 1923. 12) G. Hanaen, Ztschr. f. Phys. 29. S. 356. 1924. 13) F. F. Marten5u.F. Griinbaum,Ann. d. Phys. 12. S. 984. 1903. 14) K. Schachtschabel, Ann. d. Phys. 51. S. 929. 1926. 15) 0. Hansen, Ann. d. Phys. 78. S. 558. 1925. 16) Bjerrum, Ztschr. f . anorg. Chem. 63. S. 140. 1909. 17) Byk u. Jaffe, Ztschr. f. phys. Chem. 68. S. 323. 1909. 18) J. Becquerel, Phys. Ztschr. 8. S. 929. 1907. 19) K. F. Herzfeld, Phys. Ztschr. 29. S. 544. 1921. 20) P. Ehrenfest , Kamerlingh-Onnes-Festschrift, S.362. Leiden 1922. 21) Traube, N. Jahrb. der Mineral. Bei1.-Bd. 9. S. 626. 1895.

und 69. S. 583. 1919.

(Eingegmgen 6. Juli 1928) --