Die Neue Ästhetik - Köln Stadt Anzeiger

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 * GARTEN Die neue Ästhetik VON INA SPERL E ine Spinne hat ihr feines Netz zwisc hen den stach eligen Köpfen der distel ähnlic hen Kardegezog en.Sonnenlichtbricht sich in Wedeln von Gräsern. As- tern und Eisenkraut setzen letzte Fa rba kze nte im Dic kic ht aus schon braunen Stauden. Ein ge- schwungener Pfad führt vorbei an zweiTeichen, die während des tro- ckenen Sommers verlandet sind, dannöffnetsichdasDickichtzuei- ner Wiese. Ein schmalerWeg win- det sich durch ein Meer trockener Blütenstände, die auf eine reiche Flora schlie ßen la ss e n. Ba ld steht die jährli - che Mahd an. „Wildgarten“ ne nn t No el Kingsbur y die- senTeil seines Grundstücks. Der britis che Pflanz enexpe rte und Gartenautor lebt in Hereford- shire an der walisischen Grenze. „Wild“ ist hier nicht nur ästhetisch gemeint – etwa in dem Sinne, dass hier mehr Wildformen von Pflan- zen als hochgezüchtete Hybriden zu finden sind. Vielmehr bilden die Pflanzen tatsächlich ein dyna- misches Gleichgewicht, in das der Gärtner nur minimal lenkend ein- greift.Ake leietwasamtsichselber aus, auf der Wiese darf und soll sich an Wildpf lanzen ansiedeln, wassichwohlfühl t.So entste htBe- wegung, der Garten befindet sich in einem Prozess und sieht nie gleich aus. Karden und Gräse r, Schafga rbe und Wies enkerbe l:  Noch vor wenigen Jahrzehnten wären sie als „Unkraut“ aus dem Beet verbannt worden. Heute set- zenvieleGärtnerlieberdie„natür- lich“ aussehenden Pflanzen, zie- hen einfac he Wildformen den  pompösen Neuzüchtungen vor. Ausgeblühtes darf stehenbleiben, Stauden werden erst im Frühjahr zurückgeschnitten. EineneueÄsthetikbestimmtdie Gärten , doch ist es mehr als das: Meist steckt ein neuer Anspruch hinter dieser Art der Gestaltung. Ein Blumenbeet soll nicht nur schön aussehen, es soll auch öko- logisch nachhaltig sein und Tiere anlocken. Bienen können in einfa- c he n B lü t e n  besser Nektar finden. Andere kleine Lebewe- sen finden im Winte r Unter - schlupf in tro- ckenem Blattwerk und Laubhau- fen. Chemie kommt selten zum Einsatz, eher Nützlinge. „Naturnahes“ oder gar „natürli- ches“Gärtnernwirddiesgernege- nannt. Es entstammt meist dem Wunsch, sich ein Stück „Natur“ ans Haus zu holen – das, was au- ßerhalb der Gärten in der Land- schaft zu finden ist: Büschel von Gräse rn, scheinbar willkür liche Pflanzenkombinationen,Hagebut- ten, trockene Samenstände, sanfte Übergänge statt scharfer Beetkan- ten. Diese „Natur“ ist allerdings in der Regel mensc hengemacht. Ackerränder,Hecken,Wälder–al- les entstand durch menschliche s Wirken. Auch das Gärtnern selbst ist nicht „natürlich“, ist es doch an sich eine kulture lle Handlung. Naturnahes Gärtnern liegt im Trend – Ein Besuch im „Wildgarten“ von Noel Kingsbury „Wa swir voneinemFleckchenEr- de wollen und was die Natur damit machen würde, wenn wir sie lie- ßen, liegt weit auseinander“, sagt  Noel Kingsbury. „Stilisierte Natur“ nennt Kings-  bury das, wasim Garteng eschieht. Als „Gärtnern im natürlichen Stil“ kann das bezeichnet werden, was im Trend zu liegen scheint, und doch eigentlic h gar nicht neu ist. Der Ire William Robinson schrieb schon 1870 sein Buch „The Wild Garde n“,einStandardwerkfür alle diejenigen, für die Gärtnern etwas anderes bedeutet als akkurate Ra- senflächenundBeetevollerbunter Einjähriger. In Deutschland war es Karl Foerster, der seit dem frühen 20. Jahrhundert in Potsdam Wild- stauden und Gräser züchtete und sie somit verfügbar machte für Gärte n.RichardHansenerforsc hte seit den 1950er Jahren Stauden in Wei henste phanundstellte1972 ei- ne Übersicht über die Lebensbe- reich e von Staude n zusammen: Pflanzen sollten nicht nur nach Aussehen, sondern nach Eignung für den Standort ausgewählt wer- den.WiesolchePrinzipi enim Gar- ten umgesetzt werden können, ist inden Schau-undSichtungsgä rten Weihenstephan und Hermannshof in Weinhe im zu sehen und im Wes tpark München. „New Ger- man Garden Style“ wurde diese Bewegung, die pflegeleicht, öko- logisc h und obendrein ästhet isch anspre chend ist, von verbl üfften Gärtnern in England getauft.  Noel Kingsbury, der traditionel- len britisc hen Cottag e-Gärt en überdrü ssig, schaute sich in den 1990er Jahren in Europa um und war von dieser Art des Gärtnerns fasziniert. Seitdem erforscht er, ähnlich wie Cassian Schmidt am Herma nnshof, Pflanz engeme in- schaften.Sofindensichindirekter  Nachbarschaftzu seinemWildgar- ten Versuchsfelder mit Stauden- kombinationen – Ziel ist es, ideale Zusammenste llungen von Pflan- zen zu finden, die ohne großen Aufwa nd,Düngungund Pflegeein Prärien Prärien bestimmten einst die Land- schaft im Mittleren Westen der USA, im Garten kann dies nur be- dingt nachgeahmt werden. Eine Präriebepflanzung setzt sich etwa im Verhältnis 3:1 aus Gräsern und Stauden zusammen, es gibt sogar fertige Saatmischungen. Wichtig ist, dass sich die Stauden selber aus- samen – etwa Arten der Königsker- ze (Verbascum sinuatum), Finger- hut (Digitalis) und Akelei. Lavendel, Zistrosen oder Riesenehrenpreis (Veronicastrum virginicum) bilden Akzente. Die ersten Jahre sollte Un- kraut gejätet werden, nach etwa drei Jahren sollte sich ein ökologi- sches Gleichgewicht einstellen. Die Zahl der blühenden Pflanzen wird mit der Zeit zugunsten der Gräser abnehmen. Wichtig: Eine „Prärie“ muss anders angelegt werden als ein klassisches Staudenbeet, gibt Ein Prär iebee t anleg en Kingsbury zu bedenken: Gräser brauchen zum Beispiel Licht von hinte n.Ambestenerschlie ßtsichei- ne „Prärie“ durch schmale gewun- dene Pfade, die durch das Beet füh- ren. Was tun im schattigen Garten? Ein Waldspaziergang kann Anre- gungen geben für den Entwurf ei- nes Schattengartens unter hohen Bäumen,rät Kingsbury.Hier wächst die Vegetation in verschiedenen La- gen: Bodendecker, Sträucher, Bäu- me. Ist der Boden nicht zu trocken, fühlen sich hier Farne, Prachtspie- ren (Astilbe), Funkien (Hosta) oder Christophskräuter (Actaea) wohl. Seggen (Carex) tragen zum natur- ähnlichen Bild bei. Zwiebelpflanzen wie Schneeglöckchen (Galanthus), unter Laubbäume gesetzt, berei- chern den Garten im Frühling. Doch nichtnurBäume,auchNachb arhäu - ser können ein Grundstück be- schatten. So sind die Bedingungen inengenstädtis chenGärtenähnl ich wie in solchen mit hohen Bäumen. Ein Tipp: Mauern hinter Kletter- pflanzen verstecken.  HelleGräser unddunkle Blütenständeim Hermannshof,Weinheim Das Auge schulen:  Die Schönheit von Wildpflanzen liegt oft nicht in einer auffälligen Blüte, sondern im Ganzen: in Textur und Form der Blätter, in der Anordnung der Stän- gel und in ihrer Erscheinung wäh- rend der verschiedenen Jahreszei- ten. Überlegt handeln: Nachhaltigkeit spielt für die meisten Gärtner eine entscheidende Rolle. Größere Pflan- zen und Materialien sollten keine  Vor ausse tzunge n für Gärtner n im „natür liche n Stil“ langen Transportwege benötigen, um in den Garten zu gelangen. Mit- unter stellen sich schwierige Fra- gen, etwa bei der Entfernung von nicht gewünschtem „Unkraut“ bei der Vorbereitung des Beetes: Ist es ökologischer, die Fläche mit Plastik- folie, die hinterher weggeworfen wird, abzudecken oder einmalig Chemie einzusetzen? Sich informieren: Was die Beschaf- fenheit des Gartens und die Anfor- derungen der Pflanzen angeht, ist es ganz entscheidend, die Pflanzen wirklich nur an die Stellen zu set- zen, an die sie auch gehören – dazu muss genau geklärt werden, wel- ches Kleinklima im Garten vor- herrscht und wie der Boden be- schaffen ist. Für fast alle Szenari- en gibt es geeignete Pflanzen- kombinationen, lediglich trocke- ner Schatten unter Nadelgehölzen wirft bisweilen Probleme auf. möglichst stabiles Gleichgewicht  bilden. ImBuch„NaturalGardenStyle“ fasst er alles Wichtige über das „Gärtnern im natürlichen Stil“ zu- sammen. „Die Natur ist Inspirati- on“, sagt Kingsbury und rät allen, Spinn ennet z aneinerstachelig enKardein Noel  KingsburysGarten  BILDER: SPERL  Ein Hingucker: tr ockene Mohnkapselnin winterlichem Sonnensc hein Buchtipps Noel Kingsbury:  „Natural Gar- den Style: Gar- dening inspired by Nature“. Merrell Pub- lishers, 191 Sei- ten, ca. 38 Euro. Vom gleichen Autor ist kürz- lich erschienen:  „Gärten! Gar- tengestal teraus aller Welt zei- gen ihre priva- ten Paradiese“. Deutsche Ver- lags-Anstalt, 224 S., 39,95 Euro. Außerdem:  „Traumgärten: Internationale Gartenarchitek- ten präsentie- ren ihre Meis- terwerke“. Deutsche Verlags-Anstalt, 2005, 224 Seiten, 39,90 Euro. diesichfür dieseArtdesGärtnerns interessieren, sich draußen umzu- schaue n.Etwaauf sichselbstüber- lasse ne Wiesen, auf denen sich Wildpflanzen ansiedeln konnten. Oder in Gärten wie dem Her - mannshof inWeinheim. Die Natur ist Inspiration Noel Kingsbury  NoelKingsbu- rywilldieidea- le Zusammen-  stellung von  Pflanzen finden. 08  MAGAZIN  09 Diens tag, 29. Nov ember 201 1 Nr. 277

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*GARTEN

Die neue ÄsthetikVON INA SPERL

Eine Spinne hat ihr feines Netzzwischen den stacheligenKöpfen der distelähnlichen

Kardegezogen.Sonnenlichtbrichtsich in Wedeln von Gräsern. As-tern und Eisenkraut setzen letzteFarbakzente im Dickicht ausschon braunen Stauden. Ein ge-schwungener Pfad führt vorbei anzweiTeichen, die während des tro-ckenen Sommers verlandet sind,dannöffnetsichdasDickichtzuei-ner Wiese. Ein schmalerWeg win-det sich durch ein Meer trockener Blütenstände, die auf eine reicheFlora schließenlassen. Baldsteht die jährli-che Mahd an.„Wildgarten“n en nt N oe lKingsbury die-senTeil seines Grundstücks.

Der britische Pflanzenexperteund Gartenautor lebt in Hereford-shire an der walisischen Grenze.„Wild“ ist hier nicht nur ästhetischgemeint – etwa in dem Sinne, dasshier mehr Wildformen von Pflan-zen als hochgezüchtete Hybridenzu finden sind. Vielmehr bildendie Pflanzen tatsächlich ein dyna-misches Gleichgewicht, in das der Gärtner nur minimal lenkend ein-greift.Akeleietwasamtsichselber aus, auf der Wiese darf und sollsich an Wildpflanzen ansiedeln,wassichwohlfühlt.So entstehtBe-wegung, der Garten befindet sichin einem Prozess und sieht niegleich aus. Karden und Gräser,Schafgarbe und Wiesenkerbel: Noch vor wenigen Jahrzehnten

wären sie als „Unkraut“ aus demBeet verbannt worden. Heute set-zenvieleGärtnerlieberdie„natür-lich“ aussehenden Pflanzen, zie-hen einfache Wildformen den pompösen Neuzüchtungen vor.Ausgeblühtes darf stehenbleiben,Stauden werden erst im Frühjahr zurückgeschnitten.

EineneueÄsthetikbestimmtdieGärten, doch ist es mehr als das:Meist steckt ein neuer Anspruchhinter dieser Art der Gestaltung.Ein Blumenbeet soll nicht nur schön aussehen, es soll auch öko-logisch nachhaltig sein und Tiereanlocken. Bienen können in einfa-

chen Blüten besser Nektar finden. Anderekleine Lebewe-sen finden imWinter Unter-schlupf in tro-

ckenem Blattwerk und Laubhau-fen. Chemie kommt selten zumEinsatz, eher Nützlinge.

„Naturnahes“ oder gar „natürli-ches“Gärtnernwirddiesgernege-nannt. Es entstammt meist demWunsch, sich ein Stück „Natur“ans Haus zu holen – das, was au-ßerhalb der Gärten in der Land-schaft zu finden ist: Büschel vonGräsern, scheinbar willkürlichePflanzenkombinationen,Hagebut-ten, trockene Samenstände, sanfteÜbergänge statt scharfer Beetkan-ten. Diese „Natur“ ist allerdings inder Regel menschengemacht.Ackerränder,Hecken,Wälder–al-les entstand durch menschlichesWirken. Auch das Gärtnern selbstist nicht „natürlich“, ist es doch ansich eine kulturelle Handlung.

Naturnahes Gärtnern liegt im Trend – Ein Besuch im „Wildgarten“ von Noel Kingsbury „Waswir voneinemFleckchenEr-de wollen und was die Natur damitmachen würde, wenn wir sie lie-ßen, liegt weit auseinander“, sagt Noel Kingsbury.

„Stilisierte Natur“ nennt Kings- bury das, wasim Garteng eschieht.Als „Gärtnern im natürlichen Stil“

kann das bezeichnet werden, wasim Trend zu liegen scheint, unddoch eigentlich gar nicht neu ist.Der Ire William Robinson schriebschon 1870 sein Buch „The WildGarden“,einStandardwerkfür allediejenigen, für die Gärtnern etwasanderes bedeutet als akkurate Ra-

senflächenundBeetevollerbunter Einjähriger. In Deutschland war esKarl Foerster, der seit dem frühen20. Jahrhundert in Potsdam Wild-stauden und Gräser züchtete undsie somit verfügbar machte für Gärten.RichardHansenerforschteseit den 1950er Jahren Stauden inWeihenstephanundstellte1972 ei-ne Übersicht über die Lebensbe-reiche von Stauden zusammen:Pflanzen sollten nicht nur nachAussehen, sondern nach Eignungfür den Standort ausgewählt wer-den.WiesolchePrinzipienim Gar-ten umgesetzt werden können, istinden Schau-undSichtungsgärtenWeihenstephan und Hermannshof in Weinheim zu sehen und imWestpark München. „New Ger-man Garden Style“ wurde dieseBewegung, die pflegeleicht, öko-logisch und obendrein ästhetischansprechend ist, von verblüfftenGärtnern in England getauft.

 Noel Kingsbury, der traditionel-len britischen Cottage-Gärtenüberdrüssig, schaute sich in den1990er Jahren in Europa um undwar von dieser Art des Gärtnernsfasziniert. Seitdem erforscht er,ähnlich wie Cassian Schmidt amHermannshof, Pflanzengemein-

schaften.Sofindensichindirekter  Nachbarschaftzu seinemWildgar-ten Versuchsfelder mit Stauden-kombinationen – Ziel ist es, idealeZusammenstellungen von Pflan-zen zu finden, die ohne großenAufwand,Düngungund Pflegeein

PrärienPrärien bestimmten einst die Land-schaft im Mittleren Westen derUSA, im Garten kann dies nur be-dingt nachgeahmt werden. EinePräriebepflanzung setzt sich etwaim Verhältnis 3:1 aus Gräsern undStauden zusammen, es gibt sogarfertige Saatmischungen. Wichtigist, dass sich die Stauden selber aus-samen – etwa Arten der Königsker-ze (Verbascum sinuatum), Finger-hut (Digitalis) und Akelei. Lavendel,Zistrosen oder Riesenehrenpreis(Veronicastrum virginicum) bildenAkzente. Die ersten Jahre sollte Un-kraut gejätet werden, nach etwadrei Jahren sollte sich ein ökologi-sches Gleichgewicht einstellen. DieZahl der blühenden Pflanzen wirdmit der Zeit zugunsten der Gräserabnehmen. Wichtig: Eine „Prärie“muss anders angelegt werden alsein klassisches Staudenbeet, gibt

EinPräriebeet anlegen           •           • •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •

Kingsbury zu bedenken: Gräserbrauchen zum Beispiel Licht vonhinten.Ambestenerschließtsichei-ne „Prärie“ durch schmale gewun-dene Pfade, die durch das Beet füh-ren.

Was tun im schattigen Garten?Ein Waldspaziergang kann Anre-gungen geben für den Entwurf ei-nes Schattengartens unter hohenBäumen,rät Kingsbury.Hier wächstdie Vegetation in verschiedenen La-gen: Bodendecker, Sträucher, Bäu-me. Ist der Boden nicht zu trocken,fühlen sich hier Farne, Prachtspie-ren (Astilbe), Funkien (Hosta) oderChristophskräuter (Actaea) wohl.Seggen (Carex) tragen zum natur-ähnlichen Bild bei. Zwiebelpflanzenwie Schneeglöckchen (Galanthus),unter Laubbäume gesetzt, berei-chern den Garten im Frühling. DochnichtnurBäume,auchNachbarhäu-

ser können ein Grundstück be-schatten. So sind die BedingungeninengenstädtischenGärtenähnlich

wie in solchen mit hohen Bäumen.Ein Tipp: Mauern hinter Kletter-pflanzen verstecken.

 HelleGräser und dunkle Blütenständeim Hermannshof,Weinheim

Das Auge schulen: Die Schönheitvon Wildpflanzen liegt oft nicht ineiner auffälligen Blüte, sondern imGanzen: in Textur und Form derBlätter, in der Anordnung der Stän-gel und in ihrer Erscheinung wäh-rend der verschiedenen Jahreszei-ten.Überlegt handeln: Nachhaltigkeitspielt für die meisten Gärtner eineentscheidende Rolle. Größere Pflan-zen und Materialien sollten keine

 Voraussetzungen fürGärtnern im„natürlichenStil“           •           • •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •           •

langen Transportwege benötigen,um in den Garten zu gelangen. Mit-unter stellen sich schwierige Fra-gen, etwa bei der Entfernung vonnicht gewünschtem „Unkraut“ beider Vorbereitung des Beetes: Ist esökologischer, die Fläche mit Plastik-folie, die hinterher weggeworfenwird, abzudecken oder einmaligChemie einzusetzen?Sich informieren: Was die Beschaf-fenheit des Gartens und die Anfor-

derungen der Pflanzen angeht, istes ganz entscheidend, die Pflanzenwirklich nur an die Stellen zu set-zen, an die sie auch gehören – dazumuss genau geklärt werden, wel-ches Kleinklima im Garten vor-herrscht und wie der Boden be-schaffen ist. Für fast alle Szenari-en gibt es geeignete Pflanzen-kombinationen, lediglich trocke-ner Schatten unter Nadelgehölzenwirft bisweilen Probleme auf.

möglichst stabiles Gleichgewicht bilden.

ImBuch„NaturalGardenStyle“fasst er alles Wichtige über das„Gärtnern im natürlichen Stil“ zu-sammen. „Die Natur ist Inspirati-on“, sagt Kingsbury und rät allen,

Spinnennetz aneiner stacheligenKardein Noel  Kingsburys Garten BILDER: SPERL

 Ein Hingucker:trockeneMohnkapseln in winterlichem Sonnenschein

Buchtipps

Noel Kingsbury: „Natural Gar-den Style: Gar-dening inspiredby Nature“.Merrell Pub-lishers, 191 Sei-

ten, ca. 38 Euro.

Vom gleichenAutor ist kürz-lich erschienen:

 „Gärten! Gar-tengestalterausaller Welt zei-gen ihre priva-

ten Paradiese“. Deutsche Ver-lags-Anstalt, 224 S., 39,95 Euro.

Außerdem: „Traumgärten:InternationaleGartenarchitek-ten präsentie-ren ihre Meis-terwerke“.

Deutsche Verlags-Anstalt, 2005,

224 Seiten, 39,90 Euro.

diesichfür dieseArtdesGärtnernsinteressieren, sich draußen umzu-schauen.Etwaauf sichselbstüber-lassene Wiesen, auf denen sichWildpflanzen ansiedeln konnten.Oder in Gärten wie dem Her-mannshof inWeinheim.

Die Natur istInspiration

Noel Kingsbury

 NoelKingsbu-rywilldieidea-

le Zusammen- stellung von

 Pflanzen finden.

08 MAGAZIN 09Dienstag, 29. November 2011 Nr. 277