Die Organisation der Digitalität: Zwischen grenzenloser Offenheit und offener Exklusion

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Die Organisation der Digitalität Zwischen grenzenloser Offenheit und offener Exklusion Leonhard Dobusch Professor für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Organisation Institut für Organisation und Lernen Antrittsvorlesung Universität Innsbruck, 24. Jänner 2017 Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International License

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Die Organisation der Digitalität Zwischen grenzenloser Offenheit und offener Exklusion

Leonhard Dobusch Professor für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Organisation

Institut für Organisation und Lernen

Antrittsvorlesung Universität Innsbruck, 24. Jänner 2017

Dieses Werk steht unter der LizenzCreative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International License

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[E]rst heute, wo die Faszination für die Technologie abgeflaut ist und ihre Versprechungen hohl klingen, wird die Kultur und Gesellschaft in einem umfassenden Sinne durch Digitalität geprägt.

Felix Stalder, (2016), "Kultur der Digitalität", S. 20

Bild: Ziko van Dijk, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2010-09_CPOV_IMG_3260.JPG, Lizenz: CC-BY-SA 3.0 generic, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de

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1996

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Wir erschaffen eine Welt, in der jeder Einzelne an jedem Ort seine oder ihre Überzeugungen ausdrücken darf, wie individuell sie auch sind, ohne Angst davor, im Schweigen der Konformität aufgehen zu müssen.

Übersetzung: https://www.heise.de/tp/features/Unabhaengigkeitserklaerung-des-Cyberspace-3410887.html

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Bei freier Software geht es um Redefreiheit, nicht um Freibier.“

Richard Stallman

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• Freiheit 0: Das Programm zu jedem Zweck auszuführen.

• Freiheit 1: Das Programm zu studieren und zu verändern.

• Freiheit 2: Das Programm zu verbreiten. • Freiheit 3: Das Programm zu verbessern

und diese Verbesserungen zu verbreiten, um damit einen Nutzen für die Gemeinschaft zu erzeugen.

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„Universelles Band des

Teilens, das alles Menschliche verbindet�

Bild: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Former_Ubuntu_logo.svg

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Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-09/cdu-union-sexismus-debatte-jenna-behrends-frank-henkel-peter-tauber?cid=9138920#cid-9138920

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the popular claim that negative word-of-mouth in social media is mainly caused by commen-ters’ anonymity. In contrast, the results support the idea that non-anonymous aggressive sanc-tions are more effective. Non-anonymity helps to gain recognition [78], increases one’spersuasive power [74], and mobilizes followers [85]. The result is also in line with public voicesthat observe an increasing social acceptance of non-anonymous digital hate speeches [99].

This study also has practical implications. First, it can be expected that in the future, digitalnorm enforcement will intensify. The growing digital civil society adapts to the digital environ-ment that transforms interactions. Social media offer great opportunities for individuals whohave the intrinsic desire to enforce norms and contribute to the formation of latent interestgroups. Second, the regularly demanded abolition of online anonymity and the introduction ofreal-name policies do not necessarily prevent online aggression in social media. Our view is inline with findings from a natural experiment in South Korea where the enacting of a RealName Verification Law in 2007 only reduced aggressive comments for a particular user groups,but not for others [73]. There is, however, no doubt that the battle over online anonymity willintensify over time, particularly when aggressive norm enforcement by the civil society notonly addresses low status, but increasingly high status, actors such as states or corporations.

This study has several limitations that should be kept in mind when interpreting the results.First, the findings are only generalizable to direct, explicitly abusive online aggression but notto indirectly formulated aggression such as cynicism. Also, while we qualitatively checked com-ments in our large dataset, it was not feasible to identify all comments. The amount of aggres-sion in some comments may be therefore wrongly classified.

Fig 6. Online aggression dependent on anonymity of commenters (random-effects). Predictions ofTable 1, Model 1.

doi:10.1371/journal.pone.0155923.g006

Digital Norm Enforcement in Online Firestorms

PLOSONE | DOI:10.1371/journal.pone.0155923 June 17, 2016 18 / 26

non-anonymous individuals are more aggressive compared to anonymous individuals

Rost et al. (2016): Digital Social Norm Enforcement: Online Firestorms in Social Media, http://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0155923

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Bild: http://www.snopes.com/2016/01/14/fake-news-sites/

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Euphorie und Angst

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Euphorie und Angst

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Öffentlichkeit

„Old Media“

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„New Media“

Öffentlichkeit

Aus

wah

l/Filt

er

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Management von Offenheit: Praktizierte vs. intendierte Offenheit

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1997

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2001

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2002

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2003

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Was erklärt den Hype?

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Der (unwahrscheinliche) Erfolg von »Open Source Software«

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Digitales Gemeingut (»Wissensallmende«)

Kein direkt-reziproker Austausch von Gegenleistungen

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Bilder: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Encyclopedia_Britannica_series.JPG?uselang=de / http://coverlib.com/pub/Archiv/01910000/01909138.JPG

Umsatz

Reichweite, Breite, Qualität (?)

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<2>"

Offenheit von »Open«

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Whittington et al. (2011, S. 531, Übersetzung L.D.)

Offene Formen der Strategiefindung mit mehr nach innen und Außen sowie mehr von internen und externen AkteurInnen.

“ TransparenzInklusion

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Umfrage Dialog WertungInformation

Transparenz Inklusion

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Bomis

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Markenrechte Serverinfrastruktur Softwareentwicklung

Erstellung von Inhalten Löschung von Inhalten

Arbeitsteilung Foundation/Community

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Nutzungsrechte in der deutschen Wikipedia

keine

alle

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Quelle: http://www.taz.de/!5127514/

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Quelle: http://derstandard.at/2000022296889/Studie-Wikipedia-wird-vom-reichen-Westen-dominiert

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The average Wikipedian on the English Wikipedia is (1) a male, (2) technically inclined, (3) formally educated, (4) an English speaker (native or non-native), (5) aged 15–49, (6) from a majority-Christian country, (7) from a developed nation, (8) from the Northern Hemisphere, and (9) likely employed as a white-collar worker or enrolled as a student rather than being employed as a laborer.

Wikipedia:Systemic Bias,https://en.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Systemic_bias

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Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/Der-Schwarm-bei-Wikipedia-schrumpft/story/11486176

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Fehlende Vielfalt trotz radikaler Offenheit?wegen

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Spiegelbild gesellschaftlicher (Geschlechter-)Verhältnisse?

Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wikipedia_Zero_1_Mumbai_Guy_on_phone.jpg

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Spiegelbild gesellschaftlicher (Geschlechter-)Verhältnisse?

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Being_any_Gender_is_a_drag_-_World_Pride_London_2012_(7527764372).jpg

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Usability: Wiki-Syntax

Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Editing_Wikipedia_p_11,_wiki_markup_illustration_1.png

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Quelle: David Lerner, https://en.wikipedia.org/wiki/File:Internet_troll.jpg, http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/

Wenn Deine Gruppe aus neun hilfreichen und höflichen Mitgliedern und einem unhöflichen, sexistischen und lauten Mitglied besteht, dann werden die meisten Frauen wegen dieses einen Mitglieds fernbleiben.

Valeria Aurora (2002), http://tldp.org/HOWTO/Encourage-Women-Linux-HOWTO/ (Übersetzung L.D.)

Exkludierende Kommunikation

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Wikipedia-spezifisch

Gesamt-gesellschaftlich

Offenheit

Geschlossenheit

Offenheit für exkludierende

Kommunikation

Spiegelbild der (Geschlechter-)Verhältnisse

Usability

Gründe für Exklusion in Wikipedia

Zugang zum Internet

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Offenheit für exkludierende

Kommunikation

Wikipedia-spezifisch

Gesamt-gesellschaftlich

Spiegelbild der (Geschlechter-)Verhältnisse

Gründe für Exklusion in Wikipedia

?Zugang

zum Internet

Offenheit

Geschlossenheit

Usability

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Markenrechte Serverinfrastruktur Softwareentwicklung

Erstellung von Inhalten Löschung von Inhalten

Arbeitsteilung Foundation/Community

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Comunity-ManagerInnen?

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*

* who doesn't violate basic rules of human decency

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Fazit

Management von Offenheit ist zentral für die Organisation der Digitalität.

Informale Grenzen können undurchlässiger als formale sein.

Inklusive Offenheit erfordert organisationale Grenzziehung.

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Kontakt

E-Mail: [email protected] "Twitter: @leonidobusch "

Web: http://bit.ly/LD_UIBK (Uni Innsbruck)http://www.dobusch.net "Blog der Organization Studies Innsbruck Community: http://osconjunction.net "Momentum Kongress und Zeitschrift: http://momentum-kongress.org http://momentum-quarterly.org