Die Rolle von Roche in der Onkologie Wert von Forschung ... · system angebunden und anschließend...
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Die Rolle von Roche in der OnkologieWert von Forschung,Innovationen und Fortschritten
Vorwort
Für viele Krebserkrankungen stehen heute innovative Behandlungsmöglich-
keiten und –konzepte zur Verfügung. Inzwischen können viele Behandlungen
zielgerichtet auf den Tumor und auf den Patienten abgestimmt werden.
Mit der Krebsimmuntherapie hat zweifellos eine neue, vielversprechende Ära in
der Onkologie begonnen. Wir bei Roche sind fest davon überzeugt, dass diese
Strategie dazu beitragen wird, das Leben von Menschen mit Tumorerkrankungen
weiter zu verbessern und/oder zu verlängern.
Grundlage der Krebsimmuntherapie ist ein immer tieferes Verständnis der
molekularen Mechanismen sowohl der Tumorentstehung als auch der Antwort
des Immunsystems. So verstehen wir immer besser, wie es dem Krebs gelingt,
das körpereigene Immunsystem außer Kraft zu setzen. Wir wissen heute, dass
Tumorzellen zahlreiche Signalwege nutzen, um sich der natürlichen Immunab-
wehr zu entziehen. Entsprechend breit ist das Forschungs- und Entwicklungs-
programm von Roche in der Krebsimmuntherapie aufgestellt.
Roche erforscht in der Krebsimmuntherapie aktuell mehr als 20 unterschiedliche
Substanzen gegen eine Vielzahl von Krebsarten. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf
Kombinationstherapien. Wir erforschen derzeit mehr als 50 Kombinationen. Wir
sind überzeugt davon, dass Kombinationen von sich ergänzenden und verstär-
kenden Wirkstoffen dazu beitragen werden, dass künftig noch mehr Patienten
von einer Krebsimmuntherapie profitieren werden.
Dr. Stefan FringsMedizinischer Leiter Roche Pharma AG
Die Behandlungsmöglichkeiten bei Krebs haben sich durch kontinuierliche Forschung und rasante Fortschritte in der Entwicklung von Diagnostika und Arzneimitteln deutlich verbessert. So haben Krebspatienten in vielen Bereichen heute bessere Heilungschancen und leben zudem deutlich länger als noch vor einigen Jahren.
3
4
5
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 3
Wir investieren in die Zukunft 6
Erweiterte Therapieoptionen in der Onkologie 7
Fortschritte in der Onkologie 8
Der Wert von innovativen Arzneimitteln 10
Krebsimmuntherapie – Die Bremse des Immunsystems lösen 14
Forschung für die Behandlung von morgen 16
Biomarker 17
Entwicklung der Personalisierten Medizin 19
Gemeinsam lernen 20
Engagement für Patienten 21
Quellenverweis 22
6
Innovation liegt in unseren Genen.
Zukunft
Roche in der Onkologie
Es gibt mehr als 200 verschiedene Krebsarten
und bedeutender medizinischer Fortschritt ist
weiterhin nötig, um diese Krankheit zu besiegen.
Dabei wollen wir auch in Zukunft eine führende
Rolle einnehmen. Roche investiert kontinuierlich
in Forschung und Entwicklung (F&E), um gezielt
wirkende Medikamente und Diagnostika der
nächsten Generation zu entwickeln und offene
Forschungsfragen rund um die personalisierte
Medizin zu adressieren.1
WIR INVESTIEREN IN DIE ZUKUNFT
Als Weltmarktführer in der Onkologie sind wir bestrebt, die Behandlung von Krebs mit neuen Ansätzen voranzubringen. Denn Krebszellen sind «erfinderisch», suchen Wege, um einer Therapie auszuweichen, und oft beginnen sie sich irgendwann wieder zu vermehren.
7
Therapieoptionen
Wert von Forschung, Fortschritten und Innovationen
Die Fortschritte in der molekularen Analyse des Erbguts und des Immunsystems haben entscheidend zu neuen,
präzisen Therapiekonzepten in der Onkologie beigetragen. Sie erlauben zunehmend eine für den einzelnen Patienten
maßgeschneiderte medikamentöse Therapie. Dies bedeutet für den Patienten größere Heilungschancen oder zumin-
dest eine Verbesserung der Lebensqualität.
Die fünf Säulen der Krebstherapie umfassen Stahl (Operation), Strahl (Bestrahlung), Chemotherapie, zielgerich-tete Therapien und in jüngster Zeit auch immunonkologische Therapieansätze ( Abb. 1). Sie werden häufig
aufeinanderfolgend bzw. in Kombination eingesetzt.2
ERWEITERTE THERAPIEOPTIONEN IN DER ONKOLOGIE
Operation Bestrahlung Chemo-therapie
Die fünf Säulen der Krebstherapie
Zielge-richtete
Therapien
Krebsimmun-therapie
Therapeutische Optionen in der Onkologie
Abb. 1 | Erweiterung der Therapieoptionen in der Onkologie. Adaptiert nach2
8
FortschritteRoche in der Onkologie
FORTSCHRITTE IN DER ONKOLOGIE
Infolge der Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten konnte Krebs in vielen Fällen von einer tödlichen in eine chronische Erkrankung überführt werden. Bei bestimmten Krankheitsformen ist inzwischen bereits eine dauerhafte Verminderung der Krankheitssymptome und sogar Heilung möglich.
Die Zahl der krebsbedingten
Todesfälle blieb in den letzten
40 Jahren mit ca. 223.000 pro Jahr nahezu konstant, während
die Zahl der Neuerkrankungen
im gleichen Zeitraum aufgrund der
demografischen Entwicklung um
gut 75 % auf etwa 480.000 pro Jahr anstieg.
Ein ähnliches Bild ergibt sich für
die 5-Jahres-Überlebensraten
bei vielen Krebsarten, die sich
im Vergleich zu den 1970er Jah-
ren deutlich verbessert haben
( Abb. 2 / S. 9).
Seit Mitte der 1980er Jahre ist für
die meisten Krebsarten die Sterbe- rate gesunken – mit Ausnahme
von Bauchspeicheldrüsenkrebs bei
Männern und Frauen sowie Lun-
genkrebs bei Frauen.2
9
Wert von Forschung, Fortschritten und Innovationen
57%
94%
Melanom
27%
47%
Harnblase
65%62%
38%
52%
32%40%
16%17%7%
96%91% 91%
77%
62%57%59%
30%
15%
65%
35%33%
13%12%
88%77%
63%
33%
20%
Lunge
1970-74
2013-14
Magen Leukämie Harnblase Darm Niere Melanom Prostata Hoden
Lunge Magen Darm Niere Brust
Männer
1970-74
2013-14
Frauen
22%
58%
Leukämie
72%79%
Gebärmutter
Abb. 2 | Die 5-Jahres-Überlebensraten sind bei vielen Krebsarten in Deutschland seit 1970 signifikant gestiegen2,3
10
InnovationRoche in der Onkologie
DER WERT VON INNOVATIVEN ARZNEIMITTELN
Innovative Arzneimittel haben signifikant zur Verbesserung der Über-lebensraten von Krebspatienten beigetragen. In den vergangenen 20 Jahren wurden 14 neue Medikamente von Roche zur Krebstherapie zugelassen.Bei bestimmten Krebserkrankungen konnte inzwischen eine deutlich längere krankheitsfreie Zeit, teilweise sogar Heilung erzielt werden.
BRUSTKREBS
Etwa 15-20 % der Brustkrebspatientinnen haben ein
HER2-positives Mammakarzinom. Dies ist durch eine stark
erhöhte Anzahl an sogenannten HER2-Rezeptoren auf der
Oberfläche der Tumorzellen gekennzeichnet.
Dies führt zu einem gesteigerten Tumorwachstum. Daher
war das HER2-positive Mammakarzinom lange Zeit mit
einer schlechten Prognose verbunden.
HER2-positiver Brustkrebs – was ist das?
Circa jede fünfte Brustkrebs patientin
hat einen HER2-positiven Tumor: Bei
diesen Patientinnen kommt der soge-
nannte HER2-Rezeptor vermehrt auf
der Oberfläche der Krebszellen vor. Er
regt den Tumor durch das Zusam men-
spiel mit anderen Rezeptoren zu einem
besonders schnellen Wachstum an. Von
Roche ent wickelte Antikörper blockieren
gezielt die Signale, die das Wachstum
des Tumors anregen.
11
Wert von Forschung, Fortschritten und Innovationen
Infolge der Einführung der HER2-gerichteten Therapien
ist die Diagnose eines HER2-positiven Mammakarzinoms
heute mit einer vergleichsweise guten Prognose verknüpft.
Wird der HER2-positive Brustkrebs im frühen Stadium
erkannt und adäquat behandelt, haben Frauen heute eine
höhere Chance auf Heilung.
Ob eine HER2-Positivität vorliegt, wird vor Therapiebeginn
anhand einer Tumorprobe bestimmt. Eine akkurate HER2-
Diagnostik ist Voraussetzung für eine adäquate Therapie-
entscheidung und damit von entscheidender Bedeutung
für die weitere Prognose der Patientin.
Beim HER2-positiven Brustkrebs kommen verschiedene
Antikörper zum Einsatz. Zur Therapie des Brustkrebs im
frühen sowie fortgeschrittenen Stadium nutzt man einen
Antikörper, der an die HER2-Rezeptoren auf der Oberflä-
che der Tumorzelle bindet und dort die Übertragung von
Wachstumssignalen ins Zellinnere blockiert. Die körperei-
genen Abwehrzellen des Immunsystems erkennen darüber
hinaus die von den Antikörpern markierten Tumorzellen
als schädlich und können sie zerstören.
Für das metastasierte Stadium steht ein weiterer Anti-
körper zur Verfügung, der die Wirkung des ersten HER2-
Antikörpers verstärkt. Dieser Wirkstoff bindet an einer
anderen Stelle an den HER2-Rezeptor. Er verhindert die
Paarbildung der HER2-Rezeptoren. Durch die Wirkstoff-
kombination kann die Behandlung verbessert werden.
Dadurch wird das Risiko für das Fortschreiten der Erkran-
kung deutlich reduziert. Diese Kombination beider Anti-
körper kann, abhängig von der jeweiligen Situation der Pa-
tientin, auch beim frühen Brustkrebs vor einer Operation,
also im Rahmen einer neoadjuvanten Behandlung, sowie
nach der Operation in der Adjuvanz eingesetzt werden.
Darüber hinaus steht für das fortgeschrittene Brustkrebs-
Stadium noch ein weiteres Medikament, ein sogenanntes
Antikörper-Wirkstoff-Konjugat zur Verfügung. An den
Antikörper ist ein hochwirksames Zytostatikum gebunden.
Der Antikörper transportiert das Zytostatikum gezielt zu
den HER2-positiven Tumorzellen, das Zytostatikum wird
in die Zelle geschleust und zerstört diese. Somit werden
weniger gesunde Zellen beeinträchtigt und die Therapie
ist besser verträglich als eine Chemotherapie.
Für die Therapie des metastasierten Brustkrebses ist auch
ein Angiogenesehemmer zugelassen.
Mit dem Begriff „Angiogenese“ wird der Prozess beschrie-
ben, bei dem sich neue Blutgefäße im Körper bilden.
Blutgefäße transportieren Sauerstoff und Nährstoffe zu
den Zellen. Damit ein Tumor wachsen kann, benötigt er
Zugang zu einem ihn versorgenden Blutgefäß. Aus diesem
Grund sendet er Botenstoffe aus, u.a. die Wachstumsfakto-
ren VEGF. Vereinfacht dargestellt: Empfängt ein Blutgefäß
ein solches Signal, entwickelt es neue Blutgefäße in Rich-
tung des Absenders. So wird der Tumor an das Blutgefäß-
system angebunden und anschließend darüber versorgt.
Mit speziellen Antikörpern (Angiogenesehemmer) ist es
möglich, diesen Vorgang zu beeinflussen. So fangen diese
z.B. das vom Tumor gebildete VEGF-Signal ab und vermin-
dern somit die Blutgefäßneubildung. Bereits bestehende
Blutgefäße zu den Tumorzellen bilden sich zurück.
Angiogenesehemmer werden in Kombination mit einer
Chemotherapie eingesetzt, um den Krebs gleich zweifach
anzugreifen: Während die Chemotherapie die sich teilen-
den Krebszellen zerstört, vermindern die Angiogenese-
hemmer die Blutversorgung des Tumors und sorgen für
eine Normalisierung der Blutgefäßstruktur.
Dieses Wirkprinzip hat sich auch bei fünf anderen Krebs-
arten (Darm-und Enddarmkrebs, Lungenkrebs, Nieren-
krebs, Eierstockkrebs, Gebärmutterhalskrebs) als erfolg-
reich erwiesen.
12
Roche in der Onkologie
NON-HODGKIN-LYMPHOM (NHL) UND CHRONISCH LYMPHATISCHE LEUKÄMIE (CLL)
Roche entwickelt seit über 20 Jahren Medikamente, die
neue Behandlungsmaßstäbe in der Hämatologie setzen.
Die Entwicklungen von therapeutischen Antikörpern sind
entscheidende Meilensteine auf diesem Weg bei den
Non-Hodgkin-Lymphomen.
Die monoklonalen Antikörper, die in der Regel mit einer
Chemotherapie kombiniert werden, binden an das Pro-
tein CD20 auf der Oberfläche von (malignen) B-Zellen
(Immunzellen, die für die Bildung von Antikörpern verant-
wortlich sind) und induzieren deren Absterben. Seit der
Einführung eines solchen innovativen Arzneimittels ging
die Sterblichkeit bei NHL in den USA um ca. 25 % zurück.2
Diese Ergebnisse konnten beim Follikulären Lymphom
(FL) und bei CLL durch eine innovative Weiterentwicklung,
einen ebenfalls gegen CD20 gerichteten Antikörper, noch
verbessert werden. Das bedeutet z.B. für FL Patienten eine
mögliche Verlängerung des progressionsfreien Überlebens
um weitere 3 Jahre.
HAUTKREBS
Beim Malignen Melanom konnten 2012 erstmals seit über
30 Jahren Therapiefortschritte mithilfe einer Arzneimittel-
therapie erreicht werden, die auf dem Nachweis einer spe-
zifischen Mutation in Melanomzellen mit einem diagnosti-
schen Begleittest (companion diagnostic) und dem Einsatz
des zielgerichteten Arzneimittels basieren.
DARMKREBS
Ein von Roche entwickeltes Chemotherapeutikum, das
1962 als erstes Medikament zur Hemmung des Zellwachs-
tums synthetisiert wurde und die DNA-Synthese hemmt,
hat die Darmkrebstherapie und anschließend auch die
Brustkrebstherapie revolutioniert. Es folgten Forschungs-
erfolge in Form von Kombinationstherapien dieses Che-
motherapeutikums mit anderen chemisch-synthetischen
Molekülen, die das Überleben auf bis zu ca. 21 Monate
erhöhten.
Die Ergänzung dieser Chemotherapie-Kombination durch
verschiedene in den 2000er Jahren neu zugelassene
Biopharmazeutika (darunter auch ein Angiogenesehem-
mer von Roche) führte schließlich zu Überlebensraten von
über 30 Monaten.1,2
Die kombinierte Anwendung mit einem anderen zielge-
richteten Arzneimittel von Roche führte 2015 zu einer
weiteren Verbesserung der Überlebenszeit.
13
Wert von Forschung, Fortschritten und Innovationen
LUNGENKREBS
Zielgerichtete Therapien haben die Prognose von
Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem
Bronchialkarzinom (NSCLC) entscheidend verbessert.
Diagnostische Methoden ermöglichen heute, genetische
Eigenschaften von nicht-kleinzelligen Lungentumoren
zu charakterisieren. Sie werden daher auf Grund
typischer Veränderungen im Erbgut (Mutationen) in
weitere Unterformen eingeteilt: So liegt bei ca. 15 %
eine EGFR (Epidermal Growth Factor Receptor) - Muta-
tion vor. Gegen diese steht bereits seit mehr als einem
Jahrzehnt eine zielgerichtete Therapie zur Verfügung.
Seit Februar 2017 ist eine neue personalisierte Therapie für
Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC zugelassen, die
angewendet wird, wenn es sich um einen Anaplastische-
Lymphomkinase (ALK)-positiven NSCLC handelt. ALK-
positiv bedeutet, dass auf DNA Ebene eine Translokation
stattgefunden hat, welche die Krebszellen unkontrolliert
teilen und wachsen lässt. Diese Therapie mit einem ALK-
Hemmer vermindert das Wachstum und die Ausbreitung
des Tumors (progressionsfreies Überleben im Median
von mehr als zwei Jahren).4 Zudem kann das Arzneimittel
sowohl vor dem Entstehen von Hirnmetastasen schützen
als auch bereits bestehende wirksam bekämpfen.
Ein weiterer hochinnovativer Ansatz zur Verbesserung des
Überlebens von Patienten mit NSCLC ist die Krebsimmun-
therapie ( siehe S. 14) mit einem Krebsimmuntherapeuti-
kum, das seit September 2017 in der EU verfügbar ist.
Bei Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasiertem
NSCLC war die Behandlung mit dem Krebsimmunthera-
peutikum im Hinblick auf die Verlängerung der Lebenszeit
der Patienten nachweislich wirksamer als die bisher beste
Behandlung (sogenannter Goldstandard).
BLASENKREBS
Nachdem es seit über 30 Jahren keine wesentlichen
Weiterentwicklungen bei der Behandlung von Blasenkrebs
gegeben hat, eröffnet die Krebsimmuntherapie jetzt neue
Chancen.
Im September 2017 wurde in der EU ein Krebsimmun-
therapeutikum für die Behandlung von fortgeschrittenem
Blasenkrebs zugelassen. Für die Patienten stellt dies einen
großen Fortschritt dar.
14
Roche in der Onkologie
KrebsimmuntherapieKREBSIMMUNTHERAPIE – DIE BREMSE DES IMMUNSYSTEMS LÖSEN
Ob sich ein Tumor im Körper bildet, hängt unter anderem wesentlich davon ab, ob das Immunsystem die entarteten Zellen als potentielle Gefahr erkennt und angreift. Ein Modell, das beschreibt, wie das Im- munsystem Krebszellen bekämpfen kann, ist der Krebsimmunzellzyklus.
Am Anfang dieses mehrstufigen Prozesses stehen die
Krebszellen selbst. Sie setzen die sogenannten Krebs-
Antigene frei. Bestimmte Zellen des Immunsystems
greifen diese Antigene auf, transportieren sie in die
Lymphknoten und präsentieren sie dort den T-Zellen.
Entscheidend ist nun, ob die T-Zellen die Krebszel-
len auch als Gefahr erkennen. Ist dies der Fall, wer-
den sie aktiviert: Die T-Zellen vermehren sich und
wandern über den Blutkreislauf zum Tumor. Anhand
der Krebs-Antigene spüren sie die Krebszellen auf,
greifen sie an und zerstören sie im günstigsten Fall.
Jedoch ist das Immunsystem im Kampf gegen den Krebs
nicht immer erfolgreich. Denn manchen Krebszellen
gelingt es, sich zu „tarnen“ und so der körpereigenen
Infiltration von T-Zellen in den Tumor
T-Zellen erkennen Tumorzellen
Abtötung von Tumorzellen
Freisetzung von Tumor-Antigenen
Antigen-Präsentation
T-Zell-Priming
1
2
4
5
6
7
T-Zelle
APC
Tumor-Zelle
Tumor-zelle
Tumormikromilieu
Lymphknoten
T-Zelle
Wanderung von T-Zellen zum Tumor
3
Abb. 3a | Der Krebsimmunzellzyklus Das Zusammenspiel von Immunsystem und Tumor
T-Zelle
APC
Tumor-Zelle
Tumor-zelle
Tumormikromilieu
Lymphknoten
T-Zelle T-Zell-Priming
Abtötung von Tumorzellen 7
Tumore nutzen Immun-Checkpoints, um sich der Zerstörung durch das Immunsystem zu entziehen
Immun-Checkpoints können eine T-Zell-Aktivierung im Lymphknoten verhindern
3
15
Wert von Forschung, Fortschritten und Innovationen
Infiltration von T-Zellen in den Tumor
T-Zellen erkennen Tumorzellen
Abtötung von Tumorzellen
Freisetzung von Tumor-Antigenen
Antigen-Präsentation
T-Zell-Priming
1
2
4
5
6
7
T-Zelle
APC
Tumor-Zelle
Tumor-zelle
Tumormikromilieu
Lymphknoten
T-Zelle
Wanderung von T-Zellen zum Tumor
3
Abb. 3b | Der Krebsimmunzellzyklus & Immuncheckpoints Der Tumor entzieht sich dem Zugriff des Immunsystems
Immunabwehr zu entkommen. Dafür manipulieren sie
bestimmte Schaltstellen – sogenannte Checkpoints –
des Immunsystems und setzen so die Abwehrreaktion
des Körpers außer Kraft. So produzieren beispielsweise
verschiedene Tumorarten den „Programmed Death
Ligand 1“, kurz PD-L1. Dieser blockiert das Immunsys-
tem und die Krebszellen können sich vermehren.
Gleichzeitig ist PD-L1 aber auch ein vielversprechendes
Ziel für die Krebsimmuntherapie. Roche hat ein Krebsim-
muntherapeutikum entwickelt, das gezielt an PD-L1 bindet.
Dadurch löst es die Bremsen des Immunsystems. Dieses
erkennt die Tumorzellen und zerstört sie im Idealfall. Dieses
Krebsimmuntherapeutikum ist bei fortgeschrittenem Lun-
gen- und Blasenkrebs zugelassen. (Abb. 3, modifiziert nach5)
16
Roche in der Onkologie
ForschungFORSCHUNG FÜR DIE BEHANDLUNG VON MORGEN
Innovationen kommen Patientinnen und Patienten zugute.
Roche hat im Jahr 2017 10,4 Milliarden Schweizer
Franken in Forschung und Entwicklung investiert.
Mehr als 295.000 Patientinnen und Patienten nah-
men an klinischen Studien teil.1
Im Bereich der Krebsimmuntherapie befinden
sich etwa 20 Substanzen in der Forschung und
Entwicklung, 12 davon bereits in der klinischen
Phase. Mehr als 50 unterschiedliche Kombinati-
onen mit Chemotherapien, zielgerichteten Thera-
pien und anderen Krebsimmuntherapien werden
aktuell in Studien geprüft.
Bispezifische Antikörper
Von jeder künstlichen Intelligenz wird es irgendwann eine weiter-
entwickelte Version geben. Und auch bei monoklonalen Antikörpern
wächst eine neue Generation weiter heran, die so genannten bi-
spezifischen Antikörer. Sie besitzen zwar die gleiche Struktur wie die
„normalen“ Versionen, haben aber verschiedene Bindungsstellen, die
an zwei unterschiedliche Oberflächenproteine verschiedener Zellen
binden können. Der Zusatznutzen ist immens: zum Beispiel für die
Krebsimmuntherapie. Dabei könnte sich der Antikörper mit einem
Arm an die Krebszelle und mit dem anderen an eine gegen diese
gerichtete Immunzelle heften.
17
Wert von Forschung, Fortschritten und Innovationen
BiomarkerBIOMARKER
BIOMARKER - WAS GENAU IST DAS?
Ein Biomarker ist ein biologisches Merkmal, das objektiv
gemessen und bewertet werden kann als Anzeiger für
normale biologische Prozesse im Körper – oder auch für
krankhafte Prozesse oder Reaktionen des Körpers auf
eine medikamentöse Therapie.6 Als bekannte Beispiele
für Biomarkerbestimmungen können die Messung des
Blutdrucks oder die Bestimmung des Blutzuckerspiegels
dienen.
Manche Gene oder Genprodukte können ebenfalls als
Biomarker dienen und helfen, die beste Therapie für
Krebspatienten zu finden („Krebsmarker“).
DIE BEDEUTUNG VON BIOMARKERN IN DER ONKOLOGIE
Grundlage zielgerichteter Therapien sind moderne Diag-
nosemethoden wie etwa molekular-genetische Analysen
von Tumorgewebe oder Blut. Welche Veränderungen
liegen in den Tumorzellen vor? Welche charakteristischen
Merkmale weisen diese Zellen auf? Wie unterscheiden sie
sich von gesunden Zellen? Die objektiv messbaren biolo-
gischen Eigenschaften von Zellen, Genen oder Molekülen
können über Biomarker beschrieben werden.
In der Onkologie spielen Biomarker seit geraumer
Zeit eine wichtige Rolle, da in vielen Fällen zielgerichtete
Therapien an das Vorhandensein (oder auch die Abwesen-
heit) von bestimmten Biomarkern gebunden sind.
Ziel ist es, aussagekräftige Biomarker zu finden. Oft lässt
sich die Tumorzelle an genau dieser veränderten Stelle
angreifen. Biomarker erlauben eine Vorhersage darüber,
ob eine bestimmte Behandlungsmethode wirkt (prädiktive
Biomarker) oder geben Auskunft über den Verlauf der
Erkrankung (prognostische Biomarker).
18
Roche in der Onkologie
Abb. 4 | Aufteilung der klinischen Studien mit Biomarkern
auf Krankheitsgebiete7
Onkologie
Herz-Kreislauf
Muskel / Skelett
Endokrinologie
Immunologie
Psychiatrie
Andere
50%4%4%
6%6% 7%
23 %
Onkologie
Herz-Kreislauf
Muskel / Skelett
Endokrinologie
Immunologie
Psychiatrie
Andere
50%4%4%
6%6% 7%
23 %
Onkologie
Herz-Kreislauf
Muskel / Skelett
Endokrinologie
Immunologie
Psychiatrie
Andere
50%4%4%
6%6% 7%
23 %
Onkologie
Herz-Kreislauf
Muskel / Skelett
Endokrinologie
Immunologie
Psychiatrie
Andere
50%4%4%
6%6% 7%
23 %
Die Onkologie hält mit 50 Prozent den größten Anteil an Studien mit Prüfung auf einen passenden Biomarker. Mehr als jede dritte onkologische Studie (37 Prozent) bezieht einen oder mehrere Bio-marker ein. Weitere wichtige Indikationen für Biomarker-Studien sind Herz-Kreislauf- und Muskelerkrankungen sowie die Immunologie.
Onkologie
Herz-Kreislauf
Muskel / Skelett
Endokrinologie
Immunologie
Psychiatrie
Andere
50%4%4%
6%6% 7%
23 %
19
Wert von Forschung, Fortschritten und Innovationen
Besseres Verständnis der Krebsbiologie
Möglichkeiten den Tumor besser zu charakterisieren
Nutzung molekularer Informationen
Nachweis von Zusatznutzen
Neue Datenquellen werden erschlossen und bringen neue Chancen Daten zu erheben, aggregieren und zu analysieren
TREIBER IN DER ONKOLOGIE
Personalisierte Medizin heute
Zielgerichtet auf eine Patientengruppe
Personalisierte Medizin der Zukunft
IndividualisierteTherapie
Der Nutzen der Personalisierten Medizin besteht darin, dass ein Patient das für ihn am besten geeignete Medikament erhält. Dadurch können wirkungslose oder unverträgliche Therapien vermieden werden.
Patienten mit scheinbar gleicher Diagnose können je nach den genetischen und biologischen Gegebenheiten ihrer
Erkrankung unterschiedliche Medikamente erhalten. Diagnostische Tests bilden hierbei die Basis für die Therapie-
entscheidung, um den bestmöglichen Behandlungserfolg erzielen zu können. Während die Personalisierte Therapie
heute auf Patientengruppen ausgerichtet ist, wird die Zukunft dahin gehen, jede Person individuell zu therapieren.
Die umfassende molekulare Diagnostik bereitet hierfür den Boden.
EntwicklungENTWICKLUNG DER PERSONALISIERTEN MEDIZIN
Abb. 5 | Entwicklung der Personalisierten Medizin
20
Roche in der Onkologie
LernenGEMEINSAM LERNEN
Roche hat viel investiert, um die Diagnostik, klinische Studien und Daten aus der medizinischen Praxis zu verbinden, mit deren Hilfe sich Forschung und Praxis gegenseitig inspirieren. Es ist das Ziel, die Personalisierung in der Krebstherapie voranzutreiben und sie speziell auf die Charakteristiken der Tumore in einzelnen Patientengruppen abzustimmen.
Mit einer vielversprechenden Pipeline erwartet Roche in
den nächsten zehn Jahren bedeutende Fortschritte in die-
sem Bereich. Darüber hinaus entwickeln Experten aus dem
klinischen, diagnostischen und technologischen Bereich
eine Plattform, die mit modernster Bildgebung sichtbar
macht, wie neue Wirkstoffe im Inneren von Tumoren wir-
ken. Die dabei digitalisierten Ergebnisse ermöglichen fun-
diertere Entscheidungen in der Medikamentenentwicklung.
Bei all diesen komplexen Forschungsfragen hat sich
Roche die Aufgabe gestellt, Behandlungsergebnisse bei
komplexen Erkrankungen auch in Zukunft weiter zu ver-
bessern. Da die Ansprüche an Forschungs- und Entwick-
lungsaktivitäten immer höher gesetzt werden, resultiert
letztlich nur ein Teil der Arbeit in konkreten Produkten.
Studien sind jedoch auch dann erkenntnisreich, wenn
sie nicht in einer Zulassung enden. Nur so lassen sich
Geheimnisse von Krankheiten Schritt für Schritt aufklären.
Trotz aller Herausforderungen sind zukünftige Investiti-
onen und Risiken notwendig, um unermüdlich nach
innovativen Therapien und Diagnostika zu suchen, die
die Prognose für Patienten deutlich verbessern.
21
Wert von Forschung, Fortschritten und Innovationen
EngagementENGAGEMENT FÜR PATIENTEN
Roche hat sich das Ziel gesetzt, Krebspatienten und deren Angehörige bei der Bewältigung der Krankheit zu unterstützen. Unser Anspruch ist es, in Zusammenarbeit mit Fachkreisen, Patientenorganisationen sowie Betroffenen unser Informationsangebot kontinuierlich weiter-zuentwickeln und dabei stets die Bedürfnisse von Patienten in den Mittelpunkt zu stellen.
Dies spiegelt sich auch in unseren vielfältigen Informa-
tionsangeboten für Krebspatienten wider: Dazu zählen
Webseiten für spezifische Themen- und Therapiegebiete,
Broschüren oder auch Newsletter. Betroffene erhalten
dabei nicht nur aktuelle Informationen aus der Krebsfor-
schung und zu Therapien, sondern auch viele Tipps für
das Leben mit einer Krebserkrankung.
Unser Informationsangebot im Überblick:
www.brustkrebszentrale.de
www.darmkrebszentrale.de
www.der-zweite-atem.de
www.eierstockkrebszentrale.de
www.leben-mit-lymphom.de
www.info-blasenkrebs.de
www.info-hautkrebs.de
www.wissen-immuntherapie.de
22
Roche in der Onkologie
1 Roche Geschäftsbericht 2017
2 BCG und vfa bio: Biotech-Report. Medizinische Biotechnologie in Deutschland 2017
Biopharmazeutika: Neue Therapiekonzepte in der Onkologie, 2017
3 Robert Koch Institut: Krebs in Deutschland für 2013/14, 11. Ausgabe, 2017
4 Peters S et al., N Engl J Med 2017; 377: 829-838
5 Chen DS, Mellman I.: Oncology meets immunology: the cancer-immunity cycle.
Immunity. Jul 25; 39(1): 1-10. doi: 10.1016/j.immuni.2013.07.012., 2013
6 https://www.fda.gov/ucm/groups/fdagov-public/@fdagov-drugs-gen/documents/
document/ucm533161.pdf. Abgerufen am 31.1.2018
7 von Holleben M et al.: Medizinische Biotechnologie in Deutschland 2011, 06, 2010
QUELLENVERWEIS
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