Die Senatswahlkreise in Südtirol

23
Oskar Peterlini Die Senatswahlkreise in Südtirol Teil I Überlegungen zur Durchführung der Maßnahmen 111 des Paketes über die Neueinteilung der Senatswahlkreise in der Region Trentino Südtirol, Mai 1988 Teil II (Entwurf) Analysen aufgrund des Gesetzentwurfes Gava, Vasallli, Maccanico, Nr 1163, vom 28. Juni 1988, Südtiroler Volkspartei (SVP) Bozen 1988

description

Überlegungen zur Durchführung der Maßnahme 111 des Südtirol-Paketes

Transcript of Die Senatswahlkreise in Südtirol

Page 1: Die Senatswahlkreise in Südtirol

Oskar Peterlini

Die Senatswahlkreise in Südtirol

Teil I

Überlegungen zur Durchführung der Maßnahmen 111 des Paketes über die Neueinteilung der Senatswahlkreise in der Region Trentino Südtirol, Mai 1988

Teil II (Entwurf)

Analysen aufgrund des Gesetzentwurfes Gava, Vasallli, Maccanico, Nr 1163, vom

28. Juni 1988,

Südtiroler Volkspartei (SVP) Bozen 1988

Page 2: Die Senatswahlkreise in Südtirol

1

Oskar Peterlini

Die Senatswahlkreise in Südtirol

Teil I

Überlegungen zur Durchführung der Maßnahmen 111 des Paketes über die Neueinteilung der Senatswahlkreise in der Region Trentino Südtirol, Mai 1988

Teil II (Entwurf)

Analysen aufgrund des Gesetzentwurfes Gava, Vasallli, Maccanico, Nr 1163, vom

28. Juni 1988,

Südtiroler Volkspartei (SVP) Bozen 1988

Page 3: Die Senatswahlkreise in Südtirol

2

Inhaltsverzeichnis

Vorwort ................................................................................................................................................ 3

I. Teil .................................................................................................................................................... 4

Die derzeitige Einteilung ..................................................................................................................... 4

Der Wortlaut des Paketes ..................................................................................................................... 5

Die Regierungsvorschläge ................................................................................................................... 5

Der Regierungsvorschlag in Zahlen ..................................................................................................... 7

Wie organisch ist der Wahlbezirk Bozen zusammengesetzt? .............................................................. 9

Die Gefahr eines neuen Regierungsvorschlages .................................................................................. 9

Ein Senator für den MSI? ................................................................................................................... 10

Die Vorschläge Dragogna .................................................................................................................. 11

Abänderungsvorschläge der SVP ....................................................................................................... 12

Das heutige Sprachgruppenverhältnis in Bezug auf die drei Hypothesen ......................................... 14

Schlussfolgerungen ............................................................................................................................ 15

Vorschlag ........................................................................................................................................... 15

Teil II.................................................................................................................................................. 17

II. Teil................................................................................................................................................. 18

Die Ausgangslage .............................................................................................................................. 18

Das neue Konzept .............................................................................................................................. 18

Der neue Gesetzentwurf GAVA ........................................................................................................ 19

Die neuen Senatswahlkreise ............................................................................................................... 19

Das Bevölkerungsverhältnis im Kreis Bozen-Unterland ................................................................... 20

GAVA-SVP-Entwurf bezogen auf die Wahlen 1987 ........................................................................ 21

Die Begünstigungsnorm ..................................................................................................................... 22

Page 4: Die Senatswahlkreise in Südtirol

3

Vorwort

Der Art. 57 der Verfassung bestimmt, dass "keine Region (außer Aosta und Molise)

weniger als sieben Senatoren haben darf". In der Region Trentino Südtirol gibt es derzeit

(1988) vier Wahlkreise für das Trentino und zwei für Südtirol; ein Sitz ist fluktuierend, d.h.

er wird aufgrund der Reststimmen verteilt. Diese Einteilung widerspricht dem Sinn des Art.

57 der Verfassung, der für die Regionen eine Verteilung im Verhältnis zur

Bevölkerungsstärke vorsieht. Die Einwohner der Provinzen Bozen und Trient sind nämlich

ungefähr gleich hoch. Deshalb sah die Maßnahme 11 des Südtirol-Paketes vor, dass

Südtirol einen dritten Wahlkreis erhalten sollte, „um so die Teilnahme der Vertreter der

italienischen und der deutschen Sprachgruppen der Provinz Bozen im Parlament im

Verhältnis zur zahlenmäßigen Stärke der Gruppen zu begünstigen“.

Parteiobmann Dr. Silvius Magnago hat bei seiner Aussprache mit dem neuen

Ministerpräsidenten Ciriaco De Mita am 26. April 1988 in Rom, neben dem Erlass der

offenen Durchführungsbestimmungen, auch jene Paket- Maßnahmen urgiert, die mit

einfachem Staatsgesetz zu erlassen sind. De Mita hat deren Vorlage im Parlament

zugesichert. Zu diesen gehört auch die Maßnahme 111 des Paketes. Diese Maßnahme ist

nicht nur für alle betroffenen Gemeinden des Bozner Raumes und speziell des Südtiroler

Unterlandes, sondern für die gesamte SVP und ihre Koalitionspartner von Bedeutung.

Die Frage, mit der sich die Studie auseinandersetzt, besteht darin, wie dieser Wahlkreis

gebildet werden soll, um dem verfassungsrechtlichen Anspruch und dem Paket zu

entsprechen.

Keywords

Senatswahlkreise, Senat, Südtirol, Wahlrecht, Wahlsysteme, Südtirol Paket, Maßnamen

zugunsten der Bevölkerung Südtirols, Maßnahme 111

Collegi senatoriali, Alto Adige, Senato, Südtirol, Misure a favore delle popolazioni alto

atesine, Pacchetto, misura 111

Page 5: Die Senatswahlkreise in Südtirol

4

Dr. Oskar Peterlini

DIE SENATSWAHLKREISE IN SÜDTIROL

I. Teil

Überlegungen zur Durchführung der Maßnahme 111 des Pakets über die Einteilung

Senatswahlkreise in der Region

Parteiobmann Dr. Silvius Magnago hat bei seiner Aussprache mit dem neuen

Ministerpräsidenten Ciriaco De Mita am 26. April 1988 in Rom neben dem Erlass der

offenen Durchführungsbestimmungen auch jene Paket- Maßnahmen urgiert, die mit

einfachem Staatsgesetz zu erlassen sind. De Mita hat deren Vorlage im Parlament

zugesichert.

Zu diesen gehört auch die Maßnahme 111 des Paketes. Diese Maßnahme ist nicht nur für

alle betroffenen Gemeinden des Bozner Raumes und speziell des Südtiroler Unterlandes.

sondern aufgrund folgender Überlegungen für die gesamte SVP und ihre Koalitionspartner

von Bedeutung.

Die derzeitige Einteilung

Art. 57 der Verfassung bestimmt, dass "keine Region (außer Aosta und Molise) weniger

als sieben Senatoren haben darf". In unserer Region gibt es derzeit vier Wahlkreise für

das Trentino und zwei für Südtirol; ein' Sitz ist fluktuierend, d.h. er wird aufgrund der

Reststimmen verteilt. Diese Einteilung widerspricht dem Sinn des Art. 57 der Verfassung,

der für die Regionen eine Verteilung im Verhältnis zur Bevölkerungsstärke vorsieht.

Page 6: Die Senatswahlkreise in Südtirol

5

Das Bevölkerungsverhältnis zwischen den beiden Provinzen sieht derzeit folgendermaßen

aus:

Südtirol % Trentino % %

Laut Volkszählung 1981 430.568 49,3 442.845 50,7 873.413 100

Laut Meldeamt 436.604 49,5 445.381 50,5 881985 100

Der Wortlaut des Paketes

Die Maßnahme 111 des Paketes besagt:

"Abänderung der Wahlkreise für die Senatswahlen, um so die Teilnahme der Vertreter der

italienischen und deutschen Sprachgruppe der Provinz Bozen im Parlament im Verhältnis

zur zahlenmäßigen Stärke der Gruppen zu begünstigen (Abänderung des Gesetzes Nr. 64

vom 27.2.1958).“

Im italienischen Wortlaut:

“Modifica delle circoscrizioni elettorali per le elezioni del Senato, allo scopo di favorire la

partecipazione al Parlamento dei rappresentanti die gruppi linguistici italiano e tedesco

della provincia di Bolzano, in proporzione alla consistenza die gruppi stessi (modifica della

legge 27 febbraio 1958, n. 64)“.

Zur Verwirklichung dieser Maßnahme hat das Ministerratspräsidium in Rom bisher

verschiedene Vorschläge ausgearbeitet, die bis zum Einbau einer Klausel reichten,

wonach der italienischen Sprachgruppe der Provinz Bozen ein Senatssitz garantiert

werden sollte. Diese Vorschläge waren für die SVP unannehmbar. Die Partei hat bereits

im Jahre 1975 auch aufgrund der Einwohnerzahlen der Provinzen Bozen und Trient laut

Volkszählung 1971 auf eine diesen Zahlen entsprechende Aufteilung der Wahlkreise der

Region bestanden und zwar drei Wahlkreise für die Provinz Bozen, drei Wahlkreise für die

Provinz Trient und einen innerhalb der Region fluktuierenden Sitz.

Die Regierungsvorschläge Die Regierung hat 1976 (Cossiga) und 1979 (Rognoni) Gesetzentwürfe vorgelegt, die

nach einstimmiger Meinung der Parteileitung die Forderungen der SVP bezüglich der

Aufteilung der Senatswahlkreise zwischen den Provinzen Bozen und Trient zwar

Page 7: Die Senatswahlkreise in Südtirol

6

berücksichtigen – aber: "die territoriale Einteilung der Wahlkreise der Provinz Bozen

allerdings ist unannehmbar und widerspricht jeder logischen Überlegung sowie territorialen

Einheit“. (Dieser Satz stammt aus einem damaligen Papier der SVP Parteileitung vom

17.10.1975).

Der Zweck der Regierung nämlich liegt klar auf der Hand: Es soll die Wahl eines

italienischen Senators nicht nur ermöglicht, sondern garantiert werden.

Die Gesetzentwürfe der Regierung bestehen aus zwei Artikeln und einer Tabelle über die

territoriale Einteilung der sechs Wahlkreise der Region:

„Art. 1. – Die Wahlkreise für die Wahl des Senates der Republik in der Region Südtirol

sind gemäß dem Gesetze beigegebener Tabelle abgegrenzt und festgelegt.

„Art. 2. – Dieses Gesetz tritt am Tage nach seiner Veröffentlichung im Amtsblatt der

Republik in Kraft.“.

Die dem Gesetzesentwurf beigegebenen Tabellen sehen für die Provinz Bozen einen

Wahlkreis Bozen, einen Wahlkreis Meran-Überetsch und einen Wahlkreis Brixen vor.

Der Wahlkreis Bozen umfasst die Gemeinde Bozen sowie die Gemeinden Leifers,

Branzoll, Auer, Montan, Neumarkt, Altrei. Truden und Salum am linksseitigen Etschufer

des südlichen Etschtales und die Gemeinden Pfatten, Margreid und Kurtinig am

rechtsseitigen Etschufer.

Der Wahlkreis Meran umfasst die Gemeinden Kurtatsch, Tramin, KaItern. Eppan und alle

Gemeinden des Etschtales von Andrian, Terlan, Jenesien. Mölten. Vöran und Hafling bis

Graun im Vinschgau und Taufers-Münster, mit allen Gemeinden der Nebentäler Ulten,

Passeier, Schnals. Martell und den deutschen Gemeinden des Nonsberges

Der Wahlkreis Brixen umfasst die Gemeinden Aldein. Deutschnofen, Ritten und Sarnthein

sowie alle Gemeinden des Schlerngebietes, Puster-, Gröden-, Abtei- und Gadertales.

Welschnofen. des Eisack-, Puster-, Gröden-, Abtei- und Gadertales.

Page 8: Die Senatswahlkreise in Südtirol

7

Der Regierungsvorschlag in Zahlen (a) Nachstehend die dem Regierungsvorschlag entsprechende Wahlhypothese aufgrund

der Ergebnisse aus dem Jahre 1972(wie sie auch der Regierung vorlagen):

Wahlkreis Abgegeb.

Gült.Stimmen

SVP % SVP-Tirol

(Dietl)

% DC %

BOZEN 73.968 15.650 21 19.007 26 23.022 31

MERAN 69.003 40.465 59 53.108 77 6.915 10

BRIXEN 70.374 45.911 65 58.366 83 7.571 11

(MSI fiel 1972 nicht ins Gewicht)

Dieses Bild ergibt wohl eine gleichmäßige Aufteilung der Stimmen der Provinz Bozen auf

die drei Wahlkreise, doch ist auch die Absicht des Gesetzgebers nicht zu verkennen. dass

man den Wahlkreis Bozen der italienischen Volksgruppe zuspielen will, während in den

beiden anderen Wahlkreisen speziell in Brixen - von uns das Quorum von 65 % der

Stimmen erreicht werden soll. um das Überfließen von Reststimmen auf unseren

Kandidaten des Wahlkreises Bozen zu verhindern.

Aufgrund der Parlamentswahlen 1987 ergäbe sich für den Wahlkreis Bozen folgendes

Bild:

Der alte Regierungsvorschlag (a) bezogen auf die Wahlen 1987

Senatswahlkreise PCI % SVP % MSI % LAICI PSI-PR-PSDI Verdi

% DC %

Brixen

Meran

1.276

2.229

1,4

2,7

69.126

59.109

74,7

70,8

2.982

4.685

3,2

5,6

3.479

4.100

3,8

4,9

4.969

3.731

5,4

4,5

Reststimmen Quorum 2x erreicht - - - -

BOZEN

RIVA

ROVERETO

TRIENT

9.412

8.900

11.942

12.089

11,2

11,9

12,8

11,2

20.143

5.979

9.160

9.809

23,9

8,0

9,8

9,1

19.602

2.403

3.787

4.281

23,2

3,2

4,0

4,0

12.505.

8.344

13.203

17.054

14,8

11,1

14,1

15,8

12.709

36.067

38.871

44.644

5,1

48,1

41,6

41,3

Summe

(geteilt durch

1,2,3, usw nach

d’Hondt)

:1

:2

:3

:4

42.343

21.166

14.111

10.583

8*

45.091

22.545

15.030

11.273

6*

30.073

15.036

10.024

7.518

10*

51.106

25553

17.035

12.776

5*

132.291

66.145

44.097

33.072

3*

4*

7*

9*

(* = Zahl und Rangfolge der zu verteilenden Senatssitze)

Page 9: Die Senatswahlkreise in Südtirol

8

Im Wahlkreis Brixen und Meran wurde der Quotient erreicht. Damit gehen zwei volle

Senatssitze an die SVP. Gleichzeitig fallen damit alle Reststimmen weg. Unser

Überschuss wird annulliert.

Die restlichen fünf Sitze werden folgendermaßen zugeteilt: Die Summe der Stimmen der

Parteien aus den verbliebenen Wahlkreisen wird durch 1, 2, 3, 4, usw. dividiert. Die Sitze

(Restsitze) werden nach dem Hondt'schen System den Parteien mit den höchsten

Quotienten der Reihe nach zugeteilt. Damit .ergäbe sich folgende Sitzverteilung: drei SVP,

drei DC. einen an die gemeinsame laizistische Liste.

Tatsächlich würde der SVP also ein dritter Sitz zufallen, allerdings ganz knapp. nämlich

der sechste Sitz. Mit nur 2.759 SVP-Stimmen weniger (einschließlich Trentino) würde der

Sitz an den PCI gehen~ Auch die DC erhält nur ganz knapp den siebten (fluktuierenden)

Sitz. Bei nur 1.764 PCI Stimmen mehr würde ihn die DC an den PCI verlieren.

Nach Zuteilung an die Parteien erfolgt die Verteilung der Sitze auf die verschiedenen

Wahlkreise in der Reihenfolge der Individualziffern (gültige Stimmen jeder Partei

gebrochen durch die Wähler des Wahlkreises x 100). Die Partei erhält den Sitz dort wo sie

den höchsten Prozentsatz erreicht hat. Die Regierungsvorlagen Cossiga/Rognoni ergeben

bezogen auf 1987 folgendes Bild:

1. Brixen - SVP 74,70%

2. Meran - SVP 70,75%

-------------------------------------------------

3. Riva - DC 48,12%

4. Rovereto - DC 41,63%

5. Trient - LAICI 15,79%

6. Bozen - SVP 23,89%

7. Trient - DC 41,34%

Die knappe vermeintlich günstige Position für die SV? ergibt sich nur deshalb, weil die

italienischen Stimmen aus Südtirol sich durch die Zunahme des MSI in großem Umfang

aufteilen.

Der Zusammenschluss der laizistischen Parteien verhindert weiters, dass der Sitz dem

PCI zufällt. Noch etwas fällt schwer ins Gewicht: Durch die Neueinteilung, die einen

Senatswahlkreis weniger dem Trentino zugesteht, verliert die SVP jede Chance (die sich

Page 10: Die Senatswahlkreise in Südtirol

9

in der Vergangenheit zweimal ergeben hatte), einen Sitz für die Trentiner Tiroler zu

erhalten. auch weil der Überfluss von Reststimmen aus dem Wahlkreis Meran wegfällt

(Quorum!). Die vermeintliche knappe Vorzugsposition der SVP ist damit eindeutig in Frage

gestellt:

� Mit nur 2.759 Stimmen weniger ist der dritte Sitz weg;

� wenn der MSI-Erfolg abklingt und auch nur ein kleiner Teil wieder dem PCI und der

DC zurückfließt ist der dritte SVP-Sitz weg. Den Sitz erhält der PCI;

� ein Trentiner Tiroler SVP-Senator ist nie mehr erreichbar.

Wie organisch ist der Wahlbezirk Bozen zusammengesetzt?

In den Begleitberichten der beiden Gesetzesentwürfe an den Senat heißt es. "dass bei der

Einteilung de Wahlkreise das Kriterium der geographischen Kontinuität und der

Gleichartigkeit (Homogenität) der geo-wirtschaftlich -sozialen Struktur berücksichtigt

wurde.“

In Wirklichkeit steht die Spaltung des Unterlandes in drei verschiedene Wahlkreise in

krassem Widerspruch zu diesen Kriterien.

Die Parteileitung hat sich - wie bereits angedeutet - in der Vergangenheit in verschiedenen

Sitzungen mit den beiden Gesetzesentwürfen befasst.

Bereits damals wurde klar erkannt. dass bei Annahme der Regierungsvorschläge die

Stimmen unserer Wähler im Wahlkreis Bozen-Unterland von vorneherein ohne Aussicht

auf Erfolg wären. Gerade in den kulturell und sprachlich gefährdeten Gebieten würden

sich die SVP-Wähler von der Partei verlassen und aufgegeben fühlen.

Die Gefahr eines neuen Regierungsvorschlages

Mit den Gesetzentwürfen Cossiga und Rognoni hätte die italienische Volksgruppe

(nämlich die DC) in Südtirol laut den Wahlergebnissen 1972 einen sicheren Sitz in Südtirol

erzielt (vergleiche Tabelle auf Seite 3).

Page 11: Die Senatswahlkreise in Südtirol

10

Durch die Dreiteilung der italienischen Stimmen auf DC, MSI und laizistischer Liste (vor

allem aber durch den MSI—Erfolg würde trotz dieser künstlichen Aufteilung des

Unterlandes, der Sitz, wenn auch knapp, trotzdem der SVP zufallen.

Damit wäre das Ziel der Maßnahme 111 für die Italiener nicht erreicht. Wie wird die

Regierung dieser neuen Situation begegnen? Es ist nahe liegend, dass eine neue

Einteilung vorgeschlagen wird. die den Wahlkreis Bozen noch viel enger auf das

italienische Wählerpotential eingrenzt und das nur aufgrund einer momentan

unglücklichen Situation für die Italiener in Südtirol.

Damit würde ein dritter SVP-Sitz (sei es in Südtirol, als im Trentino) von vornherein und für

immer wegfallen, obwohl er uns proportional im Verhältnis zu den Stimmen in der Region

zustehen würde.

Parteistimmen in der Region (Wahlen 1981 - bezogen auf die gültigen Stimmen)

Insgesamt :

SVP 173.326 = 34.6 %

DC 140.991 = 28.1 %

LAICI 58.685 = 11.7 %

PCI 45.838 = 9,1 %

MSI 37.740 = 7,5 %

( Insgesamt gültige Stimmen 501.123 = 100 %)

Nur die künstlich-benachteiligende Abgrenzung (Quorum in Brixen und meran, sowie ital.

Wahlkreis Bozen), verhindert eine gerechte Verteilung.

Ein Senator für den MSI?

Je mehr man den Wahlkreis Bozen auf die italienische Bevölkerung eingrenzt, desto

stärker fallen die italienischen Stimmen aus Südtirol ins Gewicht, zumal dadurch weitere

Reststimmen (aus den vergrößerten Wahlkreisen Brixen und Meran) vernichtet werden.

Schon laut Vorschlag Cossiga/Rognoni sieht für 1987 die Verteilung der italienischen

Stimmen im Wahlkreis Bozen folgendermaßen aus:

MSI : 23,2%

Page 12: Die Senatswahlkreise in Südtirol

11

DC : 15,1%

LAICI : 14,8%

PCI : 11,2%

Es besteht damit tatsächlich die Gefahr, dass der italienische Senatssitz aus Südtirol dem

MSI zufallen könnte.

Die Vorschläge Dragogna

Der Bozner Rechtsanwalt Sergio Dragogna hat laut eigenen Angaben und Bericht des Alto

Adige (Alto Adige vom 14. Mai 1988 - Seite 10) vom Kabinettchef den Auftrag erhalten,

Vorschläge zur Verwirklichung der Maßnahme 111 des Paketes auszuarbeiten. Der

Auftrag war sehr klar: Er möge Vorschläge erarbeiten, die die Wahl eines italienischen

Senators aus Südtirol garantieren. Rechtsanwalt Dragogna hat zwei Vorschläge vorgelegt:

1) Während die Senatswahlkreis-Einteilung im Trentino bleibt wie sie ist (also vier)

wird für Südtirol ein einziger Senatswahlkreis geschaffen, innerhalb dessen drei

Senatoren gewählt werden sollen. Die Wahl in Südtirol erfolgt in ähnlicher Weise

wie es das Verfassungsgesetz aus dem Jahr 1962 (Gesetz Nr. 1651 vom 25.

November1962) für die Senatswahlen im Wahlkreis von Trieste vorsieht. Die

drei der Provinz Bozen reservierten Senatoren werden aufgrund von

„Individualkandidaturen“ im reinen Proporzsystem gewählt, ohne eine

Listenverbindung zwischen den Listen zuzulassen. Die Kandidaten müssen bei

der Aufstellung ihre Sprachgruppenzugehörigkeit erklären. Sollten alle drei

Senatssitze der gleichen Sprachgruppe zufallen, so muss der letztgewählte

zugunsten desjenigen Kandidaten der anderen Sprachgruppe Platz machen, der

die höchste Wahlziffer erreicht hat.

Dieses System garantiert auf jeden Fall die Wahl eines Italieners, bedingt aber

folgendes: Zum einen müsste - laut Dragogna - ein eigenes Verfassungsgesetz

erlassen werden; (die Notwendigkeit eines Verfassungsgesetzes ist nicht

einsichtig, zumal auch das Triestgesetz Nr. 1651/62 nur ein einfaches

Staatsgesetz ist); zum anderen beruht dieser Vorschlag auf der ungerechten

Aufteilung der Senatswahlkreise, nämlich drei für Bozen und vier für Trient ohne

Page 13: Die Senatswahlkreise in Südtirol

12

dem Bevölkerungsverhältnis zwischen den beiden Provinzen Rechnung zu

tragen.

2) Der Vorschlag 2) Dragogna baut im Wesentlichen auf den bisherigen

Regierungsvorlagen (Cossiga7rognoni) auf, indem er einen noch stärker

italienischsprachig zusammengesetzten dritten Senatswahlreis Bozen schafft.

Laut Dragogna soll dieser Wahlkreis nur mehr die Städte Bozen und Leifers

sowie die Gemeinden Branzoll und Pfatten umfassen. Offen lässt Dragogna die

Möglichkeit evtl. Salum, Kurtinig und die Fraktion Laag mit einzubeziehen. Die

wahlwerbenden Parteien müssten in allen drei Wahlkreisen kandidieren, "um

Wahlabsprachen zu vermeiden". Ähnlich für die Wahl eines Ladiners in den

Regionalrat bzw. Landtag sieht Dragogna dann eine Garantieklausel zugunsten

der italienischen Sprachgruppe vor.

Auch dieser Vorschlag belässt vier Wahlkreise für das Trentino und schafft drei

für Südtirol.

Gegen beide Vorschläge muss eingewandt werden, dass die Garantieklausel wesentlich

über das Ziel der Maßnahme 111 des Paketes hinausgeht, die eine proporzmäßige Wahl

begünstigen aber nicht garantieren sollte. Beide Vorschläge widersprechen weiters einer

gerechten Einteilung der Senatswahlkreise gemäß der Bevölkerungsanzahl, die fast

genau zur Hälfte auf die Provinz Bozen und auf die Provinz Trient entfällt.

Im Dragogna Vorschlag 2} bewahrheitet sich die vorher geäußerte Befürchtung, dass die

Regierung bei einer Neuvorlage den Wahlkreis Bozen noch einmal enger fasst, um fast

ausschließlich mehrheitlich italienische Gemeinden in den Wahlkreis einzubinden. In

beiden Hypothesen wäre die Wahl eines MSI –Senators wahrscheinlich. Die Dragogna

Vorschläge 1) und 2) würden bei ihrer Realisierung die Garantieklausel zugunsten jenes

italienischen Wahlwerbers auslösen, der die höchste individuale Wahlziffer erreicht hat,

Sogar im weitergefassten Wahlkreis des Regierungsvorschlages Cossiga/Rognoni wäre

das ein MSI-Kandidat, weil kein Überlauf von Stimmen aus anderen Wahlkreisen des

Trentino in den Dragogna Vorschlägen möglich wäre.

Abänderungsvorschläge der SVP

Die Parteileitung machte bereits im Jahre 1975 den Vorschlag, eine Abänderung der

Einteilung der Senatswahlreise zu fordern. Parteiobmann Magnago stellte diese

Page 14: Die Senatswahlkreise in Südtirol

13

Forderung mit Brief vom 17.10.1975 an den Präsidenten der Sechser- und

Zwölferkomnission, Alcide Berloffa. Die zeitlich darauf folgenden Regierungsvorlagen

0976/1979-5.0.-) haben diese Forderung aber nicht berücksichtigt. Der

Abänderungsvorschlag der SVP für den Wahlbezirk Bozen (b) lautete wie folgt:

(b) Dem Wahlkreis Bozen die Gemeinden Kurtatsch, Tramin, Aldein, Deutschnofen,

Welschnofen, Karneid, Ritten und Sarnthein anzuschließen.

Die Partei vertrat die Meinung. dass diese Einteilung auch wirklich die „geo-wirtschaftlich-

soziale Gleichartigkeit der Wahlkreise“ berücksichtigt. Dieser Wahlkreis (b) würde

sozusagen den Großraum Bozen umfassen.

Würde die Regierung diese Alternative annehmen. dann ergäbe sich folgendes Bild (zum

Vergleich ebenfalls auf die Parlamentswahlen 1972 bezogen):

Wahlkreis Abgegeb.

Gült.Stimmen

SVP % SVP + Tirol

% DC %

BOZEN 85.584 24,.676 29 29.899 35 23.398 27

MERAN 66.407 38.462 58 50.683 76 6.825 10

BRIXEN 61.354 38.888 63 49.899 81 7.284 12

Aufgrund der jüngsten Wahlen im Jahre 1987 sähe es hingegen im Bezirk Bozen

folgendermaßen aus:

Wahlkreis Abgegeb.

Gült.Stimmen

SVP % DC

% MSI %

BOZEN 94.235 32.336 34 12.914 14 19.738 21

Diese Lösung (b) würde also die Wahl eines SVP-Senators ermöglichen.

Für den Fall. Dass dieser Abänderungsvorschlag nicht angenommen werden sollte, hatte

die Parteileitung damals folgende Abänderungsvariante (c)

vorgeschlagen:

(c) Dem Regierungsvorschlag für den Wahlkreis Bozen sollten mindestens die

Unterlandler und Überetscher Gemeinden zugefügt werden. Die Gemeinden Kurtatsch.

Page 15: Die Senatswahlkreise in Südtirol

14

Tramin, Kaltem und Eppan. Auch diese Variante (c) berücksichtigt die "geo-wirtschaftlich-

soziale Gleichartigkeit" der Wahlkreise, weist jedoch nicht eine so natürliche

geographische Abgrenzungslinie wie die vorherige Alternative mit dem Großraum Bozen

auf. Der Wahlkreis würde die Stadt Bozen, die Überetscher und Unterlandler Gemeinden

umfassen.

Die Variante ergäbe folgendes Bild:

(Zum Vergleich ebenfalls zunächst auf 1972 bezogen}

Wahlkreis Abgegeb.

Gült.Stimmen

SVP % SVP + Tirol

% DC %

BOZEN 84.245 23.0333 27 28.165 3 23.498 28

MERAN 58.726 33.082 56 43.950 75 6.439 11

BRIXEN 70.374 45.911 65 58.366 83 7.571 11

Aufgrund der jüngsten Wahlen im Jahre 1987 sähe es hingegen im Bezirk Bozen

folgendermaßen aus:

Wahlkreis Abgegeb.

Gült.Stimmen

SVP % DC

% MSI %

BOZEN 92.997 30.548 33 13.012 14 19.877 21

Das heutige Sprachgruppenverhältnis in Bezug auf die drei

Hypothesen

Die Maßnahme 111 des Paketes verlangt eine Abänderung der \Wahlkreise, um eine

proporzmäßige Beteiligung der Sprachgruppen im Parlament entsprechend ihrer Stärke zu

begünstigen. Dazu ist einmal zu unterstreichen, dass das Wort "begünstigen" (favorire)

nicht als Garantie verstanden werden darf, und zum anderen muss unabhängig von den

momentan Kräfteverhältnissen zwischen den Parteien der Wahlkreis so eingeteilt werden,

dass er mehrheitlich eine italienische Bevölkerung umfasst. Dieser Forderung wird in allen

Page 16: Die Senatswahlkreise in Südtirol

15

drei Hypothesen, also auch in beiden Hypothesen (b) und (c) der SVP in weitem Ausmaß

entsprochen;

a) Regierungsvorschlag: Ital. 68% - Dt. 30%

b) Großraum Bozen Ital. 58% - Dt. 39%

c) BZ, Unterland-Überetsch ital 60% - Dt. 38%

Quelle: Statistisches Jahrbuch 1987, Seite 70 ff. über die Bevölkerung über 18 Jahren,

Stand 31.12.1986!

Der Vorschlag (a) der Regierung erreicht eine Mehrheit von 68 % Italienern. Zu diesem

Zwecke wird versucht einseitig ein vorwiegend italienischsprachiges Gebiet

zusammenzufassen ohne die geographischen Gegebenheiten zu berücksichtigen, und

indem man die deutschsprachigen Gemeinden des Unterlandes ausklammert.

Die Vorschläge (b) und (c) ergeben immer noch eine italienische Mehrheit der

Bevölkerung, aber in einem geographisch zusammenhängenden Gebiet.

Schlussfolgerungen

Eine künstliche Einteilung des Wahlkreises Bozen, wie sie die Regierung bereits 1976 und

'79 vorgeschlagen hatte, kann aus all den genannten Gründen, nicht akzeptiert werden.

Absolut unakzeptabel wäre es, wenn ein neuer Regierungsvorschlag den Wahlkreis Bozen

noch weiter einengen würde.

Deshalb muss eine Einteilung aufgrund der natürlichen geographischen Gegebenheiten

gewählt werden. Neben den aufgezeigten Alternativen des Großraumes Bozen (b) oder

der Stadt Bozen mit dem Überetsch und Unterland (c) könnte auch eine weitere Variante,

nämlich die gesamte Bezirksgemeinschaft Überetsch-Südtiroler Unterland mit Bozen in

Erwägung gezogen werden.

Vorschlag (von der Parteileitung am 30. Mai 1988 so genehmigt und am 6. Juni erneut bestätigt)

Aber - wo bleibt die proportionale Vertretung der Italiener aus Südtirol im Parlament? Für

die Erfüllung der Paketmaßnahme 111 sollte erwogen werden, den fluktuierenden siebten

Page 17: Die Senatswahlkreise in Südtirol

16

Senatssitz zu verwenden und durch einen besonderen Mechanismus bei der

Reststimmenverteilung die Wahl eines Italieners aus der Provinz Bozen zu begünstigen. In

diesem Falle könnte sich im Bezirk Bozen die Wahl eines dritten SVP-Senators ruhig auf

natürliche Weise ergeben. Für die Italiener könnte eine Garantieklausel eingebaut werden,

welche den siebten Senatssitz der italienischen Sprachgruppe vorbehält, falls kein

Italiener aus der Provinz Bozen gewählt wird. Zum Unterschied von den Vorschlägen

Dragogna bezieht sich diese Garantieklausel auf eben den siebten Sitz und nicht auf den

dritten Sitz der Provinz Bozen. Diese Garantieklausel geht sogar über den Text der

.Maßnahme 111 hinaus. Die Klausel würde die Italiener aus Südtirol doppelt absichern

und mit den bisherigen Privilegien der Provinz Trient endgültig aufräumen. Zumal sich das

Bevölkerungsverhältnis zwischen. den beiden Provinzen immer mehr auf ein. Verhältnis

50 zu 50 hinentwickelt, scheint es wohl gerecht und logisch zu sein, den .siebten Sitz für

diese Sondermaßnahme zum Schutz der Italiener in Südtirol zu verwenden.

Sen. Dr. Oskar Peterlini/GD/mf/wt

Bozen, im Mai 1988

Page 18: Die Senatswahlkreise in Südtirol

17

Dr. Oskar Peterlini Juni 1988

DIE SENATSWAHLKREISE IN SÜDTIROL (Maßnahme 111 des Paketes)

Teil II Analysen aufgrund des Gesetzentwurfes GAVA, VASSALLI, MACCANICO, Nr. 1163, vom 28. Juni 1988

Page 19: Die Senatswahlkreise in Südtirol

18

II. Teil

Die Ausgangslage

Dieser 2. Teil der Analyse zu Maßnahme 111 des Paketes baut auf der Studie Die

Senatswahlkreise in Südtirol des Unterfertigten vom Mai 1988 auf, ohne deren Inhalte zu

wiederholen. Zum Verständnis der nachstehenden Analyse wird die Kenntnis des 1. Teils

vorausgesetzt.

Dieser zweite Teil untersucht die Auswirkungen des neuen mit Regierung ausgehandelten

Gesetzentwurfes GAVA Nr. 1163 vom 28. Juni 1988

Die Gefahr eines überwiegend italienischen Wahlkreises

Die Maßnahme 111 des Paketes verlangt eine Neueinteilung der Senatswahlkreise, um

eine proporzmäßige Teilnahme der italienischen und der dt. Sprachgruppe der Provinz

Bozen im Parlament“ (Z) zu begünstigen“.

Daraus lässt sich ableiten, dass der Wahlkreis Bozen-Unterland bevölkerungsmäßig

vorrangig italienisch zusammengesetzt sein muss, um zumindest theoretisch die Wahl

eines italienischen Senators zu „begünstigen“.

Die Gefahr war, dass der Wahlkreis so eng um Bozen und die vorrangig italienischen

Gemeinden des Unterlandes "geschnallt"' würde, sodass die Wahl eines deutschen

Senators auf immer ausgeschlossen war. Beim derzeitigen Stimmenverhältnis wäre dabei

ein MSl-Senator die Folge gewesen.

Das neue Konzept Die Parteileitung der SVP hat diesen Standpunkt zur Maßnahme 111 des Paketes auf

dieser Sitzung vom 30. Mai 1988 beschlossen und denselben Beschluss nach der

Überprüfung von Einwänden des Abgeordneten Riz, am 06. Juni 1988 einstimmig

bestätigt.

Die Parteileitung machte sich die Schlussfolgerungen und den Vorschlag der ob

genannten Studie (Seite 8) zu Eigen:

- kein künstlich zusammengesetzter italienischer Wahlkreis Bozen- Unterland,

sondern "nach natürlichen geographischen Gegebenheiten“: Unterland und

Großraum Bozen;

Page 20: Die Senatswahlkreise in Südtirol

19

- "Für die Erfüllung der Maßnahme 111 (italienischer Senator)" den fluktuierenden

siebten Senatssitz zu verwenden und durch einen besonderen Mechanismus bei

der Reststimmenverteilung (Z) zu begünstigen. Falls also kein italienischer Senator

aus der Provinz Bozen gewählt wird, den siebten Sitz der italienischen

Sprachgruppe vorbehalten (und nicht den dritten Sitz in Bozen);

- mit den Privilegien der Provinz Trient aufräumen und durch die Senatswahlkreise in

Bozen und drei in Trient dem neuen Bevölkerungsverhältnis Rechnung tragen.

Der neue Gesetzentwurf GAVA

Der neue, mit der Regierung De Mita ausgehandelte Gesetzentwurf GAVA zur

Verwirklichung der Maßnahme 111 des Paketes entspricht voll den Forderungen, die die

Parteileitung auf ihrer Sitzung vom 8. Mai 1988 beschlossen und auf der darauf folgenden

Sitzung vom 06. Juni 1988 bestätigt hat. Die Untersuchung und die Verhandlungen der

Parlamentarier Willeit/Rubner mit Staatssekretär Postal haben sich gelohnt.

Die neuen Senatswahlkreise

Die neue Einteilung trägt dem Bevölkerungsverhältnis zwischen den Ländern Bozen und

Trient Rechnung: drei Wahlkreise für Bozen und drei für Trient, ein Sitz bleibt fluktuierend.

Der neue Wahlkreis Bozen-Unterland:

Aldein, Andrian, Altrei, Eppan a.d.Weinstr., Bozen, Branzoll, Kaltern a.d.Weinstr., Karneid,

Kurtatsch a.d.Weinstr., Kurtinig a.d.Weinstr., Neumarkt, Leifers, Margreid a.d.Weinstr.,

Mölten, Montan, Welschnofen, Deutschnofen, Auer, Ritten, Salurn, Jenesien, Sarntal,

Terlan, Tramin a.d.Weinstr., Truden, Pfatten.

Der neue Wahlkreis Meran:

Hafling, Kuens, Kastelbell-Tschars, Tscherms, Graun im Vinschgau, Gargazon, Glurns,

Latsch, Algund, Lana, Laas, Laurein, Mals, Marling, Marte1l, Meran, Moos in Passeier,

Nals, Naturns, Partschins, Plaus, Burgstall, Prad am Stilfser Joch, Proveis, Riffian, St.

Page 21: Die Senatswahlkreise in Südtirol

20

Leonhard in Passeier, St. Martin in Passeier, St. Pankraz, Schenna, Schnals, Senale San

Felice, Schlanders, Schluderns, Stilfs, Tisens, Tirol, Taufers im Münstertal, Ulten, Vöran.

Der neue Wahlkreis Brixen:

Abtei, Barbian, Prags, Brenner, Brixen, Bruneck, Freienfeld, Sand in Taufers, Kastelruth,

Kiens, Klausen, Corvara, Toblach, Pfalzen, Völs am SchIern, Franzensfeste, Villnöß, Gais,

Lajen, La Valle, Lüsen, Enneberg, Welsberg, Natz-Schabs, St. Ulrich, Percha, Waidbruck,

Prettau, Ratschings, Rasen-Antholz, Mühlbach, Rodeneck, lnnichen, St. Lorenzen, St.

Martin in Thurn, St. Christina in Gröden, Mühlwald, Wolkenstein in Gröden, Sexten,

Terenten, Tiers, Olang, Pfitsch, Ahrntal, Gsies, Vintl, Vahrn, Feldthurns, Niederdorf,

"Villanders, Sterzing.

Das Bevölkerungsverhältnis im Kreis Bozen-Unterland

Das Bevölkerungsverhältnis im neu geschaffenen Wahlkreis (laut GAVA-Gesetzentwurf)

kommt der SVP-Forderung voll und ganz entgegen. Die SVP-Vorstellung war eine

italienische Mehrheit zwischen 55 und maximal 60 Prozent. Tatsächlich ist die italienische

Mehrheit noch viel knapper.

Page 22: Die Senatswahlkreise in Südtirol

21

GAVA-SVP-Entwurf bezogen auf die Wahlen 1987 Senatswahlkreise PCI % SVP % MSI % LAICI

PSI-PR-PSDI Verdi

% DC %

Brixen Meran

1.099 2.021

14, 3,0

57.543 45.223

73,9 67,9

2.632 4.316

3,4 6,5

3.023 3.534

3,9 5,3

4.592 3.349

5,9 5,0

Reststimmen Quorum 2x erreicht - - - -

BOZEN TRIENT ROVERETO PERGINE

9.696 13.825 13.346 5.760

8,6 11,1 14,6 9,6

43.798 11.443 5.960 7.545

38,8 9,2 6,5 12,6

20.098 4.543 3.831 2.097

17,8 3,6 4,2 3,5

13.334 18.022 13.122 7.457

11,8 14,4 14,3 12,5

13.244 54.326 38.921 26.335

11,7 43,5 42,5 44,0

Summe (geteilt durch 1,2,3, usw. nach d’Hondt)

:1 :2 :3 :4

42.627 21.313 14.209 10.657

68.746 34.373 22.915 17.186

4*

30.569 15284 10.190 7.642

51.935 25.967 17.312 12.984

6*

132.826 66.413 44.275 33.206

3* 5* 7* *

(* = Zahl und Rangfolge der zu verteilenden Senatssitze)

Im Wahlkreis Brixen (73,9 %) und Meran (67,9%) würde die SVP das Quorum erreichen,

in Meran allerdings recht knapp. Bei Nichterreichen des Quorums (65%) in Meran würde

sich die Lage für die SVP allerdings nur verbessern. Die SVP würde auf der Grundlage der

Wahlen von 1987 also zwei volle Senatssitze erreichen.

Die restlichen fünf Sitze werden folgendermaßen zugeteilt: Die Summe der Partei-

Stimmen aus den vier übrigen Wahlkreisen, werden durch 1, 2, 3 usw. dividiert. Die Sitze

(Restsitze) werden (nach d'Hondt) den Listen mit den höchsten Quotierten der Reihe nach

zugeteilt.

Damit ergäbe sich folgende Sitzverteilung:

3 SVP (1., 2. und 4. Sitz)

3 DC (3., 5. und 7. Sitz)

1 LAICI (6. Sitz)

Die SVP hätte damit einen gut abgesicherten 3. Senator. Die Voraussetzungen dafür sind,

dass:

- keine Zersplitterung der SVP erfolgt;

- bzw. keine Einheitsliste der Italiener möglich wird;

Page 23: Die Senatswahlkreise in Südtirol

22

- der Beitrag von ca. 25.0000 Stimmen aus dem Trentino (Trentiner Tiroler) erhalten

bleibt.

Die DC erhält ebenfalls drei Sitze, allerdings nur knapp (7. Sitz). Würde beispielsweise der

PCI mit der DP (Democrazia Proletaria = 8.824 Reststimmen) zusammengehen, würde

der siebte Sitz an den PCI gehen (42.627 + 8.824 = 51.451).

Allerdings ist umgekehrt festzuhalten, dass der 6. Sitz an die LAICI nur durch die

vereinigte Liste von PSI, PR, PSDI und Grüne möglich war.

Die Begünstigungsnorm Sollten in den Wahlkreisen der Provinz Bozen nicht Vertreter der italienischen und der

deutschen Sprachgruppe gewählt werden, tritt folgende „Begünstigungsnorm“ in Kraft:

Sollte eine Sprachgruppe nicht vertreten sein, wird der Kandidat ehe dieser Sprachgruppe

als gewählt erklärt, der in einem Wahlkreis der Provinz Bozen die meisten Stimmen

erhalten hat und einer Liste angehört, die mindestens einen Sitz in der Region erhalten

hat. Bedeutungsvoll ist hervorzuheben, dass Landeshauptmann Magnago bei der

entscheidenden Ministerratssitzung erreicht hat, dass die ursprüngliche Garantieklausel

(„al fine di consentire l’elezione di rappresentanti dei gruppi linguistici italiano e tedesco

Z“) durch den wesentlichen flexibleren Begriff „favorire“ ersetzt wurde. Dieser Terminus

entspricht genau der Maßnahme 111 des Paketes.