Die temporäre Epiphysiodese des Kniegelenkes : ein ...€¦ · Da eine pathologische Belastung des...

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Orthopädische Universitätsklinik Direktor: Dr. med. J. Krämer St. Josef-Hospital Bochum Die temporäre Epiphysiodese des Kniegelenkes: Ein Verfahren zur Behandlung von Achsenkorrekturen und Beinlängendifferenzen - Eine klinische Studie - Inaugural - Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr–Universität Bochum vorgelegt von Cornelia Monsé aus Bochum - 2001 -

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Orthopädische Universitätsklinik Direktor: Dr. med. J. Krämer

St. Josef-Hospital Bochum

Die temporäre Epiphysiodese des Kniegelenkes:

Ein Verfahren zur Behandlung von Achsenkorrekturen

und Beinlängendifferenzen

- Eine klinische Studie -

Inaugural - Dissertation

zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen

Medizinischen Fakultät der Ruhr–Universität Bochum

vorgelegt von

Cornelia Monsé

aus Bochum

- 2001 -

Dekan: Prof. Dr. med.G. Muhr

Referent: Prof. Dr. med. J. Grifka

Coreferent:

Tag der mündlichen Prüfung:

2

Für meinen Vater

3

Inhaltsangabe

I Einleitung ..........................................................................................6

II Allgemeine Grundlagen und Problemstellung ..............................7

II.1 Funktionelle Anatomie........................................................................7

II.2 Wachstum und Reifung.....................................................................14

1. Das Skelettwachstum.....................................................................14

2. Entwicklung der Beinachse...........................................................16

3. Osteogenese...................................................................................18

4. Schluß der Epiphysenfuge.............................................................23

5. Wachstumsanteil der einzelnen Epiphysenfugen..........................25

II.3 Belastung des Kniegelenkes..............................................................26

II.4 Die pathologische Achsenabweichung..............................................33

III Temporäre Epiphysiodese .............................................................39

III.1 Die Geschichte der Temporären Epiphysiodese................................39

III.2 Technik..............................................................................................41

III.3 Komplikationen.................................................................................45

III.4 Alternativen.......................................................................................45

III.5 Operationsplanung.............................................................................46

III.6 Auswirkung der Temporären Epiphysiodese auf den Knorpel..........54

IV Material, Methode ...........................................................................56

IV.1 Befunderhebung.................................................................................56

IV.2 Patientenkollektiv..............................................................................58

IV.3 Spezielle Anamnese...........................................................................58

IV.4 Anamnesebogen.................................................................................59

IV.5 Untersuchungsbogen..........................................................................62

IV.6 Verschiedene Scores..........................................................................66

4

V Ergebnisse........................................................................................70

VI Diskussion und kritische Beurteilung der Ergebnisse................101

VII Zusammenfassung..........................................................................109

VIII Danksagung.....................................................................................112

IX Lebenslauf........................................................................................113

X Literaturverzeichnis.......................................................................114

5

I Einleitung

Wachstum und Reifung verändern Form und Größe des Knochens vom Beginn der

Entwicklung bis zur Adoleszens. Dieser während der Kindheit erfolgende Prozeß

kann als „Trakt“ angesehen werden. Unsere Kenntnisse von den

Wachstumsvorgängen sind leider unvollständig [47].

Das Leitsymptom der während dieser Zeit auftretenden Erkrankungen und

Verletzungen des Skelettsystems ist daher die generalisierte oder lokalisierte

Wachstumsstörung. Für die Diagnose und Therapie von Wachstumsstörungen

müssen die allgemeinen und lokalen Wachstumsprozesse bekannt sein [51].

Schon der überaus komplizierte Aufbau des Kniegelenkes läßt erwarten, daß

Entwicklungsstörungen in diesem Bereich nicht selten sind. Die noch als Varietäten

verständlichen Formschwankungen, die sich in der Gestalt der Gelenkkörper, in der

wechselnden Ausbildung von Bandhaften, Schleim- beuteln und Sehnenansätzen

äußern, gehen sozusagen lückenlos über in pathologische Zustände, denen wir den

Charakter von Mißbildungen zuerkennen müssen. Ihre Entstehung liegt meist im

Dunkeln. Erbgut und Umwelteinflüsse sind daran beteiligt. Doch sind weder der

Anteil noch der Weg ihrer Entstehung bisher deutlich gemacht worden [25].

Viele Kinder haben während ihres Wachstums physiologische Achsendeformitäten.

Und die Frage, bis zu welchem Grad diese noch normal sind, ist schwierig zu

beantworten, besonders, da sich viele auch stärkere Achsendeformitäten im

Wachstum spontan zurückentwickeln. Eine erhoffte spontane Korrektur trifft

manchmal nicht ein. Genauso kann ein zuerst „normal aussehendes“ Kniegelenk eine

starke Achsendeformität im Sinne eines Genu varum oder Genu valgum entwickeln

[55].

Da eine pathologische Belastung des Knies bei einem Genu varum und Genu valgum

zweifellos einen ungünstigen Faktor hinsichtlich einer Arthroseentwicklung darstellt,

sollte man bestrebt sein, diese operativ zu behandeln. Zur Wachstumsbremsung an

der unteren Extremität bei Beinlängendifferenzen und an der konvexen Seite bei

Achsendeformitäten steht die Methode der Temporären Epiphysiodese zur

Verfügung [13].

6

II Allgemeine Grundlagen und Problemstellung

II.1 Funktionelle Anatomie des Kniegelenks

Der Articulatio genu, das größte aller Körpergelenke, ist dadurch besonders

ausgezeichnet, daß seine Bewegung mehr oder weniger unabhängig von der üblichen

Knochenführung, hauptsächlich vom Bandapparat geleitet und beschränkt wird [25].

Die genaue Kenntnis der Anatomie des Kniegelenks ist die Voraussetzung für das

Verstehen der Gelenkfunktionen, der Pathophysiologie, das Erstellen einer exakten

Diagnose und der adäquaten Behandlung besonders der Kapsel – Band - Läsionen.

Die Anatomie ist somit der „ Schlüssel zum Kniegelenk“. Das Kniegelenk

ermöglicht Rotations- und Verschiebebewegung (Abb.1).

Abb.1. Mögliche Rotations- und Verschiebebewegungen im Kniegelenk [57]

7

Die drei Rotationsbewegungen sind: Beugung/Streckung, Abduktion/Adduktion und

Innen-/Außenrotation des Unterschenkels. Die drei Verschiebungsbewegungen

erfolgen im Sinne der vorderen/hinteren Schublade, Distraktion-/Kompressions-

bewegung der Gelenkoberfläche und medialer/lateraler Seitverschiebung.

All diesen Gelenkbewegungen wirken muskuläre, ligamentäre und durch

Gelenkkontakt bedingte Widerstandskräfte entgegen. Die aktiven, muskulären

Widerstandskräfte werden durch willkürliche und unwillkürliche Muskel-

kontraktionen erzeugt. Die ligamentären Widerstandskräfte sind durch die Kapsel-

Band-Strukturen gegeben. Der Widerstand durch die tibiofemorale Kontaktfläche an

der Gelenkoberfläche ist durch die Form des Knochens und durch die

Gelenkgeometrie bestimmt. Die Kontaktkräfte resultieren aus der axialen

Körperbelastung und dem Muskeltonus. Aus funktioneller Sicht kann man die

Kapsel-Band-Struktur und die das Gelenk umspannenden Muskeln und Sehen in vier

Kompartimente einteilen. Dies sind das mediale, laterale, vordere und hintere

Kompartiment.

Zum medialen Komplex gehören als statische Strukturen das tibiale

Seitenband. Seine Aufgabe liegt in der primären Stabilisierung gegen Valgus-

streß. Es wirkt der Außenrotation des Unterschenkels entgegen und ist

sekundärer Stabilisator gegen die vordere Schublade. Das mediale Kapselband

wirkt zusammen mit dem medialen Seitenband als Stabilisator gegen Valgus-

und Außenrotationskräfte. Das hintere Schrägband stellt eine wichtige

Verstärkung des medialen Kapselbandes im hinteren Drittel dar und steht in

enger Beziehung zu den sehnigen Ausläufern des M. semimembranosus. Es ist

mit dem medialen Meniskus verwachsen und in Streckstellung straff entfaltet.

In Ruhestellung wird es durch den M. semimembranosus gespannt. Es wirkt

Valgus- und Außenrotation entgegen und verhindert die vordere und hinter

Schublade und vermehrte Innenrotation.

Der M. semimembranosus beugt und rotiert nach innen im Kniegelenk. Er

zieht bei Beugung den medialen Meniskus nach dorsal, entlastet dessen

Passivbewegung und verhindert das Einklemmen des Hinterhorns. Gleichzeitig

spannt er das hintere Schrägband und die dorsale Kapsel. Über das Lig.

popliteum obliquum wirkt er als wichtiger Stabilisator des dorsalen

Gelenkabschnittes.

8

Die Mm. vastus medialis und vastus medialis obliquus ziehen bei Kontraktion die

Patella nach medial, tonisieren das mediale Retinakulum und mediale Anteile der

Kapsel, so daß das Kniegelenk gestreckt wird. Zusätzlich wirken sie gegen die

Außenrotation.

Pes anserinus, Ansatzstelle von Mm. satorius, gracilis und semitendinosus, arbeitet

allen Außen-und Rotationskräften entgegen. Er ist Beuger im Kniegelenk und bei

Beugung auch Innenrotator. Pes anserinus kann aufgrund der Ansatzstellen und des

Verlaufes seiner Muskeln als „dynamisches Band“ bezeichnet werden.

Der laterale Komplex:

Der Tractus iliotibialis wirkt dynamisch als Strecker und Beuger im Kniegelenk und

rotiert die Tibia nach außen. Er spannt das laterale Kapselband, unterstützt die

laterale vordere Stabilität und wirkt der Innenrotation entgegen. Das fibulare

Seitenband ist der Hauptstabilisator gegen Varusinstabilität. Unterstützt wird dieses

Band von den Sehnen der Mm. Popliteus und biceps femoris, durch das Lig.

popliteum arcuatum und das laterale Kapselband. Der M. biceps femoris ist Beuger

und Außenrotator der Tibia. Er spannt die dorsale Kapsel, das tibiale Seitenband und

das laterale Kapselband, worüber er auch aktiv den lateralen Meniskus führt.

Der M. popliteus rotiert die Tibia nach innen, bei fixiertem Unterschenkel den Femur

auch nach außen. Er verhindert synergistisch mit dem hinteren Kreuzband eine

Ventralgleitung des Femurs auf der Tibia während der Kniebeugung. Zusätzlich zieht

er den lateralen Meniskus bei Kniebeugung nach dorsal.

Die Mm. vastus lateralis und lateralis obliquus strecken das Knie und ziehen den

Tractus iliotibialis nach dorsal. Sie sind Außenrotatoren des Kniegelenks und

verhindern zu starke Innenrotation.

Die vorderen Strukturen bestehen aus dem M. quadriceps femoris (Mm. rectus

femoris, vastus medialis, lateralis, intermedius und longus und articulare genus) und

zusätzlich aus der Patella, dem Lig. patellae, dem infrapatellaren Fettkörper, dem

medialen und lateralen Retinakulum.

Die vorderen Strukturen bilden den Streckapparat, der für den aufrechten Gang und

Stand eine starke Bedeutung hat.

9

Die Patella trägt zur Erhöhung des Hebelarmes des M. quadriceps femoris bei. Der

M. quadriceps femoris ist der Strecker des Kniegelenkes und kontrolliert auch die

Beugung gegen die Schwerkraft.

Die wichtigste Funktion des Streckapparates ist die sagitale Stabilisierung, um eine

vordere Luxation des Femurs über das Tibiaplateau zu verhindern. Er arbeitet damit

als dynamische Partner mit dem hinteren Kreuzband zusammen und erfüllt

gemeinsam mit der Muskelschlinge, die von den Mm. vastus medialis und lateralis

gebildet wird, eine Stoßdämpferfunktion.

Diese Muskelschlinge wirkt auch Rotationskräften entgegen, bei Streckung aus der

Beugung heraus bei ca. 30°. Der Streckapparat ist Antagonist des vorderen

Kreuzbandes, da er den Schienbeinkopf nach ventral zieht. Dabei benötigt er das

vordere Kreuzband als Widerlager.

Die hinteren Strukturen bestehen aus der dorsalen Kapsel, den Ligg. popliteum

opliquum und arcuatum, den Mm. gastrocnemius, semimembranosus, Muskeln und

Sehnen der Pes anserinus-Gruppe und dem M. biceps femoris.

Gemeinsam mit ihren Verstärkungsbändern wird die dorsale Kapsel in Beugung

durch die Mm. semimembranosus, popliteus und biceps femoris gespannt und trägt

damit zur Seitenstabilität bei und verhindert eine Überstreckung des Gelenks.

Unterstützt wird die dorsale Kapsel durch das Lig. popiteum opliquum und das Lig.

arcuatum, welche zur Stabilität der hinteren lateralen Gelenkecke beitragen.

Die Kreuzbänder sind der zentrale Angelpunkt des Gelenks. Der Schnittpunkt der

beiden Kreuzbänder, der sich in jeder Gelenkstellung mit dem der Seitenbänder

deckt, ist jeweils die Drehachse des Kniegelenks. Die Seitenbänder kreuzen die

Kreuzbänder dabei in unterschiedlichen Winkeln, so daß ein gespanntes, aber

bewegliches System entsteht, das gegen Kräfte, die von ventral, dorsal oder den

beiden Seiten einwirken, sowie gegen Rotationskräfte optimal gesichert ist. Bei

Beugung und Streckung des Kniegelenks bewegt sich das Tibiaplateau als Tangente

um die Femurkondylen, wobei es zu einem Rollen und gleichzeitigen Gleiten

kommt, da die Zirkumferenz der femoralen Kondylengelenkfläche viel länger ist als

die des Tibiaplateaus. Für die Koordination dieses Ablaufs zur Roll-Gleit-Bewegung

sind die Kreuzbänder zuständig.

10

Über den vollen Bewegungsumfang des Kniegelenks sind nicht alle Fasern der

Bänder gespannt, sondern werden nach biomechanischem Bedarf rekrutiert.

Beim vorderen Kreuzband erfolgt die von Flexion zur Extension, beim hinteren

Kreuzband von Extension zur Flexion [22].

Das vordere Kreuzband soll die Subluxation der Tibia nach vorne verhindern. Es

wird dabei von den Menisken und den meniskotibialen Bändern unterstützt, schützt

gegen Innenrotation und maximale Außenrotation bei Beugung, und kontrolliert die

Überstreckung. Es koordiniert die Roll – Gleit - Bewegung und die Schlußrotation.

Die Funktion des hinteren Kreuzbandes ist die Stabilisation des Kniegelenks, indem

es eine Subluxation des Schienbeinplateaus nach dorsal verhindert. Gemeinsam mit

dem Streckapparat blockiert es das Vorwärtsgleiten des Femurs am fixierten

Schienbein während der Standbeinphase, beim Gehen und beim Laufen. Als

sekundärer Stabilisator unterstützt es die mediale und laterale Stabilität.

Die Menisken bilden eine bewegliche, weite Pfanne für die Gleitfläche des Femurs,

wodurch der Gelenkkontakt vergrößert wird. Sie vermindern den Kontaktstress durch

Verteilung des Gewichtes und die Belastung bei Transmission des Gewichtes vom

Femur auf die Tibia: Stoßdämpfereffekt durch die Aufnahme der Energie durch

Verformung. Sie verbessern die Kongruenz der Gelenkflächen und erhöhen die

Stabilität, besonders die Rotationsstabilität. Sie schränken passiv die Hyperextension

und Hyperflexion ein und verbessern die Gelenkschmierung und Ernährung des

Gelenkknorpels.

Nur wenige anatomische Strukturen sind für eine Funktion ganz alleine

verantwortlich. Fast immer spielen Zweit- und Drittstrukturen die Rolle von

Synergisten. Die Gelenkstabilität resultiert aus dem Zusammenwirken des

neuromuskulären Systems, der Kapsel-Band-Struktur und der Gelenkgemetrie. Der

Verlust eines dieser Faktoren kann zu einer funktionellen Instabilität führen, deren

Schweregrad vom Ausmaß der Aktivität des Patienten und von anderen,

individuellen Risikofaktoren abhängig ist [56].

11

Tab.1: Statische Stabilisatoren: VKB = vorderes Kreuzband, HKB = hinteres Kreuzband, FSB = Fibulares Seitenband, TSB = Tibiales Seitenband, MKB = Mediales Kapselband, LKB = Laterales Kapselband [56]

Stabilisieren

gegen

Kniestellung Primärer

Stabilisator

Sekundärer

Stabilisator

Valgußstreß

Flexion

Extension

TSB

TSB

MKB,VKB,

HKB

MKB,VKB

Med.

Kondyle

Varusstreß

Flexion

Extension

VKB,Poplitus

Lig.

Arcuatum

FSB,T.iliotib.

Lig.arcuatum

HKB

Vordere

Schublade

VKB MKB,

hi.Schräg-

band,Lig.fem.

tib.lat.ant.

Hinter

Schublade

HKB

Hyperextension VKB Dorsale

Kapsel,HKB

Innenrotation Flexion

Extension

VKB,HKB

VKB

LKB,

Popliteus,

Lig.fem.tib.

lat. ant.

LKB,

Popliteus,

Lig.fem.tib.

ant.,HKB

Außenrotation Flexion TSB MKB,hi.

Schrägband,

LKB,

Popliteus,

VKB

13

II.2 Wachstum und Reifung

1. Das Skelettwachstum

Das Skelettwachstum verläuft nicht gradlinig, sondern in kleineren und größeren

Schüben und spiegelt damit die Reifung und Entwicklung des Kindes wider

(s.Abb.2).

Abb.2: Jährliches Körperlängenwachstum in cm pro Jahr [19]

14

Von der Geburt bis zur Pubertät haben Kinder ein eigenes „Wachstumsorgan“: die

Epiphysenfuge. Bei der Geburt ist das Bindegewebe besonders dehnbar:

Hypermobile Gelenke (kongenital), dünne Extremitäten. Die Schwerkraft hat noch

keinen formenden Einfluß. Es folgt dann die Kleinkindphase. Hier richtet sich das

Kind erstmals auf und belastet die Beine und die Wirbelsäule axial. Aus dem

physiologischem O-Bein des Säugling wird im dritten Lebensjahr ein X-Bein. Die

Antetorsion der Hüfte wird geringer, und das Wachstum nimmt in dieser Zeit

exponentiell ab. Der erste kleinere Wachstumsschub, die erste Streckung, erfolgt

zwischem dem fünften und siebten Lebensjahr. Hier wächst das Kind unabhängig

vom Geschlecht ca. 8 cm/ Jahr. Vor der Pupertät ist das jährliche Wachstum weniger

stark ausgebildet. Um das zehnte Lebensjahr nimmt das Wachstum zuerst bei den

Mädchen, später mit dem 12. Lebensjahr auch bei den Jungen stark zu. Dieser

puberale Wachstumsschub findet bei den Mädchen ca. um das11. Lebensjahr mit 7

cm jährlichem Wachstum seinen Höhepunkt, bei den Jungen mit dem 14. Lebensjahr

mit 8 cm jährlichem Wachstum. Besonders in dieser Phase ist der Bewegungsapparat

durch die hohe Beanspruchung des schnellen Wachstums gegenüber Deformitäten

und Haltungsfehlern anfällig [19].

15

2.Entwicklung der Beinachse

Im Säuglingsalter sind die Knie– und Hüftgelenke noch gebeugt. Diese Beugung von

ca. 30° kommt im Kniegelenk dadurch zustande, daß das mediale Tibiaplateau in der

Transversalebene um 27° retrovertiert ist. Beim Erwachsenen liegt diese

Retroversion nur noch bei 4° (Abb. 3).

Abb. 3: Entwicklung der Neigung des Tibiaplateaus

Salenius und Vankka (1975) beschrieben anhand einer Longitudinalstudie, an der

1480 gesunden Kindern teilnahmen, die Veränderung des Femur-Tibial -Winkels im

Wachstum.

16

Das Kleinkind hat bis ungefähr zu seinem 3. Lebensjahr ein physiologisches O-Bein

von 15°. Die Traglinie oder mechanische Längsachse (Paulwels 1965, v. Lanz,

Wachsmuth 1972) bzw. Direktionslinie (Mikulicz 1878) ist die Verbindungslinie der

Mittelpunkte des Hüft-, Knie- und oberen Sprunggelenks bei einem normal

entwickeltem Bein (Abb.4).

Abb. 4: Mikulicz-Direktionslinie: Die Linie entspricht der Belastungsachse des Beine [49]

Bei einem Kleinkind schneidet diese Traglinie den Mittelpunkt des Kniegelenks

nicht, sondern befindet sich medial davon. Mit 18 Monaten beginnt sich das Bein

gerade zu stellen [5,13].

Mit dem 2. Lebensjahr wandert diese Traglinie durch die Mitte des Kniegelenkes und

erreicht mit dem 4. Lebensjahr eine Valgusstellung von 12°. Mit 6 Jahren wird diese

Valgusstellung wieder korregiert, und das Bein nimmt dann die physiologisch leichte

X - Beinstellung an (Abb.5) [6].

17

Abb. 5: Oben: Tibio-Femoral-Winkel bei Mädchen bezogen auf das Alter

Unten: Tibio-Femoral-Winkel bei Jungen bezogen auf das Alter [14]

3. Osteogenese

Der Knochen entsteht aus Mesenchymgewebe, dem embryonalen Bindegewebe. Man

kann zwei Arten der Knochenbildung unterscheiden. Bei der ersten Form der

Knochenbildung entsteht das Knochengewebe direkt aus dem Mesenchym, was man

als desmale Ossifikation bezeichnet.

18

Durch desmale Ossifikation entstehen Teile der Schädelkalotte (Ossa frontale und

parietale, Teile des Os temporale und occipitale) sowie des Gesichtes, des

Schlüsselbeines und der Knochenmanschette des mittleren Abschnittes der Diaphyse.

Die übrigen Anteile des Skelettsystems entstehen über den Umweg eines

Knorpelgewebes, der endo– oder enchondralen Ossifikation. Hierbei entsteht zuerst

ein knorpeliges Skelettelement (Primordialskelett), das in seiner Form dem

ausdifferenzierten Knochen gleicht.

Sowohl bei der endochondralen als auch desmalen Osteogenese entsteht ein

Geflechtknochen mit ungeordneten Trabekeln. Diese wandeln sich unter Einfluß der

mechanischen Beanspruchung durch Umbauvorgänge in trajektionell ausgerichtete

Spongiosatrabekel und in den kompakten Lamellenknochen der Kortikalis um.

3.1 Chondrale Osteogenese der unteren Extremität

Die chondrale Osteogenese der unteren Extremitätenanlage beginnt in der 6.

Embryonalwoche. Ihr geht die Bildung hyalinknorpeliger Skelettelemente voraus.

Die spätere Verknöcherung nimmt von Ossifikationspunkten ihren Ausgang. Man

unterscheidet eine endo- oder enchondrale und eine perichondrale Knochenbildung.

Im Bereich der Diaphyse beginnt die Knochenbildung durch Entwicklung einer

perichondralen Knochenmanschette. Diese Manschette entsteht als desmaler

Knochen unmittelbar aus dem Perichondrium (Abb.6) [54].

19

Abb. 6: Schematische Darstellung der chondralen Osteogenese in einem hyalinknorpelig präformierten langen Skelettelement [54]

Es folgt die enchondrale Osteogenese in der Diaphysenmitte. Die Knorpelzellen

nehmen hier an Größe erheblich zu, dehnen sich auf Kosten der Extrazellulärmatrix

aus und werden mineralisiert. Von außen wächst ein Gefäß ein und mit ihm

Bindegewebe, welches sich zu Osteoblasten, Blutbildungszellen, Chrondoklasten

und Osteoklasten differenziert (Abb. 6b).

In dieser Knorpelumbauzone, die auch Eröffnungszone genannt wird, wird die

mineralisierte Extrazellulärmatrix zum Teil abgebaut. Dadurch entstehen Höhlen und

Lakunen, an die sich Osteoblasten anlagern, die eine ossäre Extrazellulärmatrix

bilden. So entsteht ein primärer Knochenkern.

Gleichzeitig entsteht jeweils proximal und distal eine Wachstumszone, die für das

Längenwachstum verantwortlich ist. Der primäre Markraum, der zwischen den

Trabekln des Geflechtknochens liegt, dehnt sich aus und verschiebt die

Wachstumszone. Diese differenziert sich zur Wachstumsfuge, die im Bereich der

Metaphyse liegt. Die Knorpel von Meta- und Epiphyse gehen kontinuierlich

ineinander über. Nun setzt auch im Bereich der Epiphyse die enchondrale

Ossifikation ein, wobei wieder ein Gefäß einwächst und ähnlich wie im

Diaphysenschaft ein sekundärer Knochenkern entsteht (Abb. 6c, d), wobei hier keine

Wachstumsfuge entsteht und der weiter unten beschriebene Blasen- und

20

Säulenknorpel radiär um den Knochenkern liegt. Der sekundäre Knochenkern

entsteht erst nach der Geburt mit Ausnahme des distalen Epiphysenkerns des Femur,

dessen Vorhandensein als Reifezeichen des Neugeborenen gilt. Es können auch

mehrere sekundäre Knochenkerne in einer Epiphyse auftreten. Nun liegt die

Wachstumsfuge zwischen den knöchernen Anteilen der Epi- und Metaphyse.

Der Knorpel der Wachstumsfuge wird von Perichondrium, dem perichondralen

Ranvierschen Ring, umgeben, welcher mechanische Haltefunktion ausübt. Die

Wachstumsfuge kann man in mehrere morphologisch und funktionell

unterschiedliche Zonen einteilen. Schenk beschrieb diese folgendermaßen:

Epiphysenwärts liegt die Ruhezone, die als Reservezone aus hyalinem Knorpel

besteht. Innerhalb der Epiphysenfuge liegt die Proliferationszone, die ihre Zellen aus

der Ruhezone erhält. Die Knorpelzellen in der Proliferationszone teilen sich

mitotisch und verhalten sich dabei so gleichartig, daß sie sich säulenförmig anordnen

(Säulenknorpel). Die lebhafte Teilungstätigkeit dieser Knorpelzellen gewährleistet

das Längenwachstum.

Die Proliferationszone setzt sich zu zwei Dritteln aus Extrazellulärsubstanz und zu

einem Drittel aus Knorpelzellen zusammen. Metaphysär nimmt die

Teilungsfähigkeit des Säulenknorpels ab, und die Zellen hypertrophieren. Der

Durchmesser der Knorpel nimmt dabei um das fünffache zu, so daß diese als

Blasenknorpel beschrieben wurden. Das Volumen der Extrazellulärsubstanz in der

Blasenknorpelzone verdoppelt sich und macht hier ein Drittel des Gesamtvolumens

aus. Der Hauptanteil des Längenwachstums beruht auf der Volumenzunahme der

Blasenknorpelzellen in der Blasenknorpelzone (Abb.7) [11].

21

Abb. 7:Die unterschiedlichen Zonen der Epiphysenfuge [11]

Weiter metaphysär wird die Interzellulärmatrix mineralisiert. Diese Mineralisation

findet aber nicht diffus statt, sondern beginnt an membranumhüllten Vesikeln,

Matrixvesikel, die sich in den longitudinalen Septen, bindegewebige Trennlinien der

Säulen, befinden. Die Membranen platzen bald auf, und es kommt zu weiteren

Anlagerungen von Mineralsalzen, bis die gesamten Septen mineralisiert sind. Diese

Septen bilden die Grundlage der ersten Spongiosabälkchen. Die Steuerung des

Wachstums der Epiphysenfugen ist stark beinflußbar (Tabelle 2) [43].

Tabelle 2: Steuerung des Wachstums der Epiphyse [43]

Steigender Einfluß

Hemmender

Einfluß

Allgemeine

Faktoren

Somatotropin Glukosteroide Organstoff-

wechsel

T3/T4 Prostaglandine UV-Licht

Calcitonin Parathormon Ernährung

Östrogene Genetik

Androgene Blutversorgung

Vitamine D,C,A

22

Nun kommt es zum Einsprossen von Gefäßen, wobei die Blutversorgung von

diaphysär und metaphysär geschieht (Abb.6d). Die Gefäße sind funktionelle

Endarterien und bilden keine Anastomosen durch die Wachstumsfuge, so daß sie

Barrieren für z.B. entzündliche Prozesse bilden. Durch die Kapillarwand dieser

Gefäße gelangen Makrophagen, die die noch nicht mineralisierten longitudinalen

Septen abbauen. Gleichzeitig wird auch ein beträchtlicher Anteil, ungefähr zwei

Drittel, der schon mineralisierten Septen durch Riesenzellen, den Chondroklasten,

abgebaut. Auf den Rest der longitudinalen Septen lagern sich Osteoblasten an,

welche sich aus dem perivaskulärem Bindegewebe differenzieren. Dieser ganze

Prozeß erfolgt synchron auf der ganzen Breite der Epiphysenfuge, und es beginnt die

Knochenbildung [46,29,31]. Die zu diesem Zeitpunkt noch weit offene Fuge ist

insgesamt ein ausgezeichneter Puffer gegenüber axialen Traumen und schützt

dadurch das Gelenk. Aufgrund des überwiegend zellulären Anteils im metaphysären

Teil der Fuge besteht hier vor allem gegenüber Biegungs- und Scherkräften eine

herabgesetzte Widerstandsfähigkeit.

4. Der Schluß der Epiphysenfuge

Bei der Entwicklung einer Fuge können grundsätzlich drei verschiedene Stadien

unterschieden werden :

Zuerst das oben beschriebene Stadium des Wachstums, in dem sich Mineralisations-

und Wachstumvorgänge die Waage halten und die Wachstumsfugen weit offen sind.

Dann folgt eine kurzfristige Ruhepause, in der die Proliferationsvorgänge sistieren,

die Mineralisationvorgänge aber noch nicht aggressiv auf den metaphysären Teil der

Fuge übergreifen. Die Proliferationsphase ist hier noch einmal weckbar.

Erst in der letzten Phase, der eigentlichen Verschlußphase, sistiert die Proliferation

vollständig. Die Mineralisationsvorgänge aus dem metaphysären Grenzbereich

greifen nun sukzessiv auf metaphysären, später auf den diaphysären Fugenanteil

über, bis zur Verschmelzung mit der Epiphyse.

23

Die Fugenreifung beginnt exzentrisch, wahrscheinlich am wichtigsten Punkt der

epiphysären Blutversorgung (Abb.8) [30].

Abb.8: Physiologische Fugenreifung als typisches Bespiel an der distalen Epiphysenfuge der Tibia

[30]

Funktionell ist die Fuge als geschlossen zu betrachten, wenn der Großteil des

metaphysären Anteils mineralisiert, der Großteil des epiphysären Anteils aber noch

frei ist. Radiologisch wäre dies nur an einer dezenten Verschmälerung der Fuge zu

erkennen. Eine sichere radiologische Beurteilung des Reifezustandes der Fuge ist nur

dann möglich, wenn Metaphyse und Epiphysenkern schon miteinander knöchern

verschmolzen sind. Der Zeitpunkt des Fugenschlusses ist genetisch durch hormonelle

und metabolische Einflüsse geregelt, abhängig vom Geschlecht und von der

individuellen Reifung des Kindes [30, 53].

Lokal spielt besonders die Beanspruchung des Skeletts eine große Rolle. Das

perichondrale Wachstum folgt nämlich dem Gesetz der Biomechanik. So richtet sich

die Wachstumsfuge stets senkrecht zu den einwirkenden Kräften aus.

24

4. Wachstumsanteil der einzelnen Epiphysenfugen

Die distale Femurepiphysenfuge und proximale Tibiaepiphysenfuge haben am

Gesamtwachstum der unteren Extremität einen entscheidenden Anteil. 70% der

Länge des Oberschenkels und 55% der Tibia sind auf die Wachstumspotenz der

kniegelenknahen Epiphysenfugen zurückzuführen (Abb. 9) [30].

Abb.9: Anteil der einzelnen Wachstumszonen von Femur und Tibia am Gesamtwachstum der unteren

Extremität [30]

Zu diesen Ergebnissen kamen Forscher auf unterschiedliche Weise. So ermittelte

zum Beispiel Digby (1916) die Rolle der einzelnen Wachstumsfugen am

Längenwuchs der Röhrenknochen aus der Lage des Kanalis nuturicius in Bezug auf

seinen Abstand zu den beiden Epiphysenfugen.

25

Hanson und Mitarbeiter (1968) gewannen durch Markierung mit Oxyterazyklinen

neue Aspekte über Längenwuchs der Röhrenknochen, auch nach

Wachstumsstimulation durch einen operativen Eingriff zum Beispiel einer

Osteotomie.

II.3 Die Belastung des Kniegelenkes

Die Arbeiten von Bragard über das Genu varum sind in der deutschen Literatur wohl

die bekanntesten.Hier beschreibt er, daß das Knie rein axial belastet sei, solange sie

Verbindungslinie zwischen Hüftgelenk und oberem Sprunggelenk genau in der Mitte

der Gelenke getroffen werde. Aus der Abweichung dieser Traglinie nach medial

bzw. lateral leitet er eine Einteilung in Varus- und Valgusdeformitäten mit

Überlastung von medialem bzw. lateralem Gelenkanteil ab. Dies gilt aber nur, wenn

die Belastungsachse des Körpers durch das Hüft- und Sprunggelenk geht ( Abb.10)

[17].

A B C

Abb.10 A-C: Die Traglinie des Kniegelenks A) „gerades Bein“: Hüft-, Knie- und Sprunggelenk auf einer Geraden; B) Genu valgum: Die Kniegelenksmitte liegt medial der Verbindungsgeraden von Hüft- und oberem Sprunggelenk; C) Genu varum: Die Kniegelenksmitte liegt weiter lateral [17]

26

Durch Studien von Pauwels wurde deutlich, daß für die Biomechanik in erster Linie

die Belastung während des Gehens maßgebend ist, da die dynamischen Verhältnisse

deutlich von der Statik im Einbeinstand abweichen.Es stellte sich heraus, daß beim

Gehen das Körpergewicht aus dem Schwerpunkt auf der Unterstützungsfläche, dem

Fuß, wirkt und auf das Hüftgelenk ein Drehmoment ausübt, das bestrebt ist, das

Becken zur Schwungbeinseite abkippen zu lassen, wie es beim positiven

Trendelenburgschen Zeichen der Fall ist. Die Länge des Hebelarmes beträgt mehrere

Zentimeter. Nur mit erheblicher Muskelkraft der Abduktoren wird die Hüfte im

Gleichgewicht gehalten. Pauwels bezieht sich auf in seinen Studien auf Arbeiten von

Fischer (1899), der in einer Gangstudie die topographische Lage eines jeden

Gelenkmittelpunktes während 31 Phasen eines Doppelschrittes dokumentierte.

Fischer hat aus Lageveränderungen des Schwerpunktes seine Beschleunigung und

damit die auf ihn wirkende Kraft mathematisch berechnen können . Die

Durchführung der Konstruktion in allen 31 Gangphasen zeigte, daß die Kräfte fast

nie ganz axial wirkten, wie es bei einem gewöhnlichen umgekehrten Pendel der Fall

wäre, sondern daß ein Drehmoment angriff, wodurch die Belastungsachse von

medial her etwas näher an das Knie heranrückt, allerdings nie bis zur

Gelenkmitte (Abb.11, 12).

27

Abb.11a, b, c Abb.12

Abb. 11: Konstruktion der Kniegelenksbelastung: a) Gangphase 16 nach Fischer, b) Gangphase 20 nach Fischer, c) Gangphase 22, 1mm entspricht 1kg , für die Kniebelastung gilt der von unten nach oben gerichtete Pfeil [17]

Abb. 12: Frontalansicht der Versuchsperson von Fischer in der 16. Gangphase mit eingezeichneten Gelenkmittelpunkten (.), Teilschwerpunkten (x), Resultierenden aller Kräfte aus dem Schwerpunkt und der Ge genkraft des Bodens gegen die Fußsohle [17]

28

Seine Arbeiten wurden betätigt durch Gehstudien der University of California. Hier

wurden über eine Druckplatte Druck, Schwerkräfte und Torsion sowie das Zentrum

der Druckeinwirkung registriert. Aus all diesen Daten geht hervor, daß beim Gehen

in der Regel ein seitliches Biegemoment auf das Knie wirkt im Sinne der

Varusbelastung, so daß man von einem funktionellen Genu varum sprechen kann.

Die Belastung der medialen Femurkondyle wurde u.a. von Bouillet ausgerechnet.

Wenn die Belastungsachse durch die mediale Femurkondyle verläuft, hat diese die

gesamte Körperlast zu tragen. Bei Verlagerungen der Belastungsachse nach medial

z.B. bei einem Abstand von 4 cm vom Knieinnenrand steigt die Belastung auf das

Doppelte. Das Gleichgewicht wird durch den Zug des Tractus iliotibialis erhalten

(Abb.13) [ 25, 22, 49, 5].

Abb.13: Belastung der Femurdiaphyse und des Kniegelenks in der Frontalebene: S6: Schwerpunkt der Gesamtkörpermasse, S7: Schwerpunkt der vom Kniegelenk zu tragenden Körpermasse, Rg: Kniegelenkresultiernede in der Frontalebene, Hüftgelenkresultierende, R´g: Auflagewiderstand der Tibia, Tr: Spannung des Tractus iliotibialis [49]

29

Dieses ist als ein polyvalentes Gebilde anzusehen. Neben seiner Funktion als Extensor bzw.

Flexor bei bestimmten Winkelgeraden ist der Tractus iliotibialis gleichzeitig ein gutes

Beispiel für ein dynamisches Ligament. Diese Aufgabe wird durch die besondere

Verknüpfung der anatomischen Strukturen auf der Außenseite des Beines möglich.

So bestehen von proximal her über den M. tensor fasciae latae und den Tractus

iliotibialis, der als Ausläufer des Septum intermuskulare femorotibiale Bandfasern

inkorporiert, zusätzliche Verspannungen durch viele Bandfasern. Diese münden über

das Tuberkulum de Gerdy direkt in die Aponeurose des M. tibialis anterior. Der M.

tibialis anterior hat von seiner Muskelseite her eine dichte Muskelfaserverbindung zu

dieser Aponeurose. Durch dieses System entsteht eine wichtige laterale Zugurtung

gegenüber im Varussinn einwirkenden Kräfte auf das Kniegelenk. Die aktive Kraft,

die über den Tractus iliotibialis das Kniegelenk stabilisiert, wird von den Mm. tensor

fasciae latae und glutaeus maximus geliefert [Müller 1982]. Solange das System des

Tractus iliotibialis intakt ist, verläuft die Resultierende durch die Kniegelenksmitte

(Abb.14).

Abb.14: Physiologische Beanspruchung des Kniegelenks, die Resultierende R aus dem Körpergewicht K und dem Traktus iliotibialis M verläuft durch die Mitte des Kniegelenkes [49]

Ein Gegenstück zum Tractus iliotibialis gibt es auf der medialen Knieseite nicht. Am

Pes anserinus inserieren reine Schwungfasermuskeln. Der M. semimembranaceus hat

seinen Ansatz zu weit dorsal, um für eine mediale Zugurtung in Betracht zu

kommen. Sein Gegenstück findet er zudem nicht im Tractus iliotibialis, sondern im

M. biceps femoris.

30

Es stellt sich nun die Frage, ob eine Achsenabweichung im Sinne eines Genu varum

schneller zur Arthrose führt als eine Sinne eines Genu valgum. Zu dieser Frage gibt

es in der Literatur unterschiedliche Angaben. Maquet [1980] berechnete, daß im

Einbeinstand die Normalbeanspruchung des Kniegelenks bei 6,3kp/cm² liegt und die

Spannung bei zunehmender Varusdeformität nicht linear, sondern exponentiell

zunimmt. Die Entwicklung, so beschreibt er, einer Gonarthrose ist beim Genu varum

wesentlich ausgeprägter als bei der Valgusdeformität. Durch die beschriebene

Zugurtungswirkung des Tractus iliotibialis wird zwar die Aufdehnung des lateralen

Kniegelenksanteil verhindert, jedoch wird die Gesamtbeanspruchung des

Kniegekenks vergrößert. Diese Wirkung des Tractus iliotibialis wird beim Genu

varum durch die Beobachtung erhärtet, daß häufig beide Kniegelenkflächen - medial

und lateral- arthrotische Veränderungen aufweisen [Debrunner und Seewald 1964].

So bringt das O - Bein grundsätzlich eine Mehrbeanspruchung für das gesamte

Kniegelenk mit sich, insbesondere für den medialen Anteil. Eine zusätzliche

Verringerung der tragenden Kniegelenksflächen führt zu einem weiteren Anstieg der

Druckspannung im Gelenk. Eine weitere Folge der frontalen Achsenfehler ist die

Entwicklung einer Knieinstabilität. Bei einer Varusstellung wird der äußere Kapsel –

Band - Apparat allmählich überdehnt, auf der Knieinnenseite hingegen nimmt

gleichzeitig die Knorpelschichtdicke ab, was zu einer relativen Überlänge des

Innenbandes führt. Durch die seitliche Instabilität und die damit mögliche

Subluxationsstellung der Gelenkkörper wird die Entwicklung einer Arthrose häufig

beschleunigt. Bei geringeren Abweichungen im X – Bein - Sinne kommt es in der

Regel nicht zu derart folgenschweren Veränderungen, wie dies bei leichten O -

Beinstellungen der Fall ist. Dies liegt daran, daß sich hier das

Körperabschnittsgewicht durch Verkürzung des Hebelarmes dem Gelenkzentrum

nähert. Dadurch verbleibt die Resultierende R immer noch im Bereich der

Gelenkmitte, und die geringgradige X - Fehlstellung bleibt ohne folgenschwere

Auswirkungen.

Dagegen wird ein verstärktes X - Bein als präarthrotische Deformität aufgefaßt. So

konnte Bragard [1932] nachweisen, daß man an den Hauptbelastungszonen infolge

einer ungünstigen Verteilung der statisch-dynamischen Beanspruchung schon sehr

früh beim Genu valgum degenerative Veränderungen erkennen konnte.

31

Von Spranger und Breitenfelder [1980] wird eine X - Beinfehlstellung von über 10

Grad als Veränderung angesehen, die zwangsläufig arthrotische Veränderungen des

lateralen Gelenkabschnittes nach sich ziehen soll [49].

In einer Arbeit von J. S. Papadopulos über Gonarthose in Bezug auf

Achsenfehlstellung wurde gezeigt, daß es statistisch keine Unterschiede in der

Häufigkeit oder Lokalisation der Arthrose zwischen Gruppen mit Fehl- und normaler

Statik bzw. X - und O - Beinstatik gibt (Tab. 3).

Tabelle 3: Statistik über „Genua vara“ und „normale Kniegelenke“ hinsichtlich allgemeiner Arthrosehäufigkeit, Arthrosekonformität und Gelenkspaltsymmetrie [40]

Verglichener Faktor

T P

Arthrosehäufigkeit

allgemein

3,26 >0,05

statistisch

nicht

signifikant

Arthrosegrad

innen>außen

0,18 >0,05

statistisch

nicht

signifikant

Arthrosegrad

innen>außen oder

Arthrose nur innen

1,6 >0,05

statistisch

nicht

signifikant

Gelenkspalt

symmetrisch

8,78 <0,01

statistisch

signifikant

Obwohl eine einseitige, pathologische Belastung des Knies einen ungünstigen Faktor

hinsichtlich der Arthroseentwicklung darstellt, erzeugen die Ergebnisse dieser

Untersuchung Zweifel über Penetranz der Varusdeformierung.

32

Die Arthrose trat bei seinen Patienten nicht häufiger bei Kniegelenken mit

Varusverformung als bei Kniegelenken mit normaler Statik auf. Dies ist ein Indiz,

daß die Achsenabweichung nicht der entscheidende Faktor in der Arthroseentstehung

ist. Eine isolierte oder stärker am medialen Kniebereich ausgeprägte Arthrose war

bei den Genua vara nicht häufiger anzutreffen als bei Knien mit normaler Statik.

Dieses verlangt eventuell die Mitwirkung von mehreren ungünstigen Faktoren wie

Nahrung, Traumen, Belastung und Konstitution, um eine Arthrose in Erscheinung

treten zu lassen. Die Achsenabweichung allein könnte auch folgenlos bleiben [40].

II.4 Die pathologische Achsenabweichung

Wie schon oben beschrieben, variiert das Längenwachstum im Kindesalter stark, und

die Streubreite der Norm bei Kindern ist beträchtlich. Auch größere Schwankungen

müssen noch nicht als pathologisch angesehen werden.

Neben den häufigen und harmlosen physiologischen Abweichungen können X -

oder O - Beine pathologische Ursachen haben. Die häufigsten sind:

- kongenitale Deformitäten: Crus varum congenitum, Genu varum (Blount): diese

angeborene Dysplasie ist eine starke Varusdeformität des Knies bei kleinen Kindern.

Das Röntgenbild zeigt als Ursache eine pathologisch veränderte Epiphysenfuge am

Tibiakopf medial, im Gegensatz zum „gewöhnlichen“ O - Bein der kleinen Kindern.

Das Wachstum ist gehemmt, die Ätiologie der Krankheit ist unklar (Abb. 15) [12].

33

Abb.15: Entwicklung des Tibiofemoralwinkels während der Wachstumsphase vom physiologischen O- bis zum X-Bein [12]

Wachstumsstörungen nach Verletzungen der Epiphysenfuge: Grundsätzlich müssen

wir zwei Arten von Wachstumsstörungen voneinander unterscheiden: Störungen mit

Steigerung und mit Hemmung der Fugenfunktion. Beide können eine oder mehrere

Fugen in ihrer Gesamtausdehnung oder auch nur einen Teil der Fuge betreffen.

Die Reparation jeder Fraktur führt zu einer Hyperämie der sie umgebenden Fuge.

Dadurch kommt es zur Funktionssteigerung des jeweiligen Funktionszustandes

dieser hyperämierten Fuge.

Das Ausmaß der Folgen ist abhängig vom Ausmaß des Remodelings und vom

Zeitpunkt und der Häufigkeit späterer Repositionen und Operationen jenseits des 5.

Tages. Nach dem Trauma: Je stärker das Remodeling ist, verspätete Repositionen

und Operationen, desto größer das Ausmaß der Folgen. Fällt das

34

Abb.16: Reaktion der Epiphysenfuge auf eine Fraktur, wtp entspricht Wachstumsphase, rp entspricht Ruhepause, vp entspricht Verschlußphase [30]

Trauma in die eigentliche Phase des Wachstums, so kommt es zur mehr oder weniger

ausgedehnten Längenzunahme des lädierten Skelettabschnittes. Fällt das Trauma in

die prämature Ruhepause, führt die Funktionssteigerung zu passageren

Längenzunahmen. Im Rahmen der Hyperämie kommt es aber dann zum verfrühten

Fugenschluß gegenüber der unbeteiligten Gegenseite, so daß die anfänglich

geringgradige Verlängerung durch diesen vorzeitigen Fugenschluß wieder

ausgeglichen wird. Fällt das Trauma in die eigentliche Verschlußphase, so wird diese

beschleunigt. Die Fugen reifen verfrüht aus mit Verkürzung des betroffenen

Skelettabschnittes (Abb.16) [38, 15].

Die partielle Stimulation einer Wachstumsfuge ist selten und bei

Konsolidationsstörungen anzutreffen. Die protrahierten und verstärkten

Umbauvorgänge im Bereich der Konsolidationsstörungen, der „partiellen“ oder

vollständigen Pseudarthrosen, bewirken eine partielle Stimulation der betroffenen

oder nahegelegenen Fuge mit konsekutiv partiellem Mehrwachstum.

35

Den vollständigen vorzeitigen Verschluß einer Epiphysenfuge trifft man im Rahmen

schwerster Verletzungen an, wobei es durch vollständige Schädigung des

epiphysären Gefäßsystems und damit zum Untergang des gesamten Faserknorpels

gekommen ist.

Der partielle vorzeitige Verschluß einer Wachstumsfuge ist nach metaphysären

Frakturen, Epiphysenlösungen und Epiphysenfrakturen zu beobachten [30].

- Fehlstellung nach Frakturen

- Lähmungen [25]

- generalisierter bzw. lokalisierter Riesenwuchs:

Zwei Patientinnen der vorliegenden retrospektiven Arbeit waren von dem Klippel -

Trenaunay - Weber Syndrom betroffen, wobei sich die Krankheit auf die rechte

Körperhälfte beschränkte. Während des ersten Lebensjahr ist die Entwicklung

unauffällig. Die Gefäßabnormitäten führen zur Obstruktion des tiefen Venensystems

und zur Dilatation der oberflächlichen Gefäße, so daß man auch eine deutliche

Überwärmung und Rötung tasten kann. Durch diese Dilatation der oberflächlichen

Gefäße und des erhöhten venösen Drucks kommt es zur erhöhten Blutzirkulation,

was die Wachstumsfugen stimuliert. Häufig differieren dann die Beinlängen,

und/oder es treten Achsenfehlstellungen auf. Die temporäre Epiphysiodese ist die

Behandlung der ersten Wahl, sowohl zur Korrektur der Beinlänge als auch zur

Korrektur der Achsendeformität, die sich, wenn nötig, an die Behandlung der

Beinlängendifferenz anschließt.

Eine Alternative ist die Ligation der tiefen Beinarterie, welche aber nicht zu so guten

Ergebnissen führt [41].

- Wachstums- und Entwicklungsstörungen von Knorpel- und Knochengewebe

(Achondroplasie, Pseudoachondroplasie)

- Tumoren:

Multiple kartilaginäre Exostosen:

36

Ein Patient dieser Studie litt an multiplen kartilaginären Exostosen an den

Kniegelenken, an den Fersen und Ellenbogengelenken. Die Inzidenz der Exostosen

am Kniegelenk bei multiplen kartilärgen Exostosen beträgt > 90 %, und daß beide

Kniegelenke betroffen sind > 80 %. Eine typische Komplikation dieser Krankheit ist

das genu valgum, das ca. bei 40 % aller Betroffenen vorkommt. In der Literatur

wurden bisher keine Achsenabweichung im Sinne eines O-Beines beschrieben. Im

Wachstumsspurt von 10 bis 14 Jahren manifestiert sich diese Achsenabweichung,

wobei beide Winkel, femoral - metaphysale Winkel und tibial - methaphysale

Winkel, an der Achsenabweichung beteiligt sind. Die Ätiologie dieser Krankheit ist

unbekannt (Abb.17) [37] .

Abb. 17: MFA ist der Winkel zwischen distaler Femurepiphysenfuge und Femurachse, MTA ist der Winkel zwischen proximaler Tibiaepiphyse und Tibiaachse [37]

- Bindegewebsdysplasie:

In einem Fallbericht wurde von einer unilateralen Achsenabweichung im Sinne eines

genu valgus berichtet. Bei einem 18 Monate alten Jungen maß man ein

Tibiofemoralwinkel von 24 Grad, der weiter zunahm und im Alter von 2 Jahren bei

40 Grad lag. Zu diesem Zeitpunkt wurde eine Varusosteotomie durchgeführt und mit

einem externen Fixateur stabilisiert, der nach 2 Monaten bei physiologischer

Beinachse entfernt wurde.

37

15 Monate später maß man wieder ein Tibiofemoralwinkel von 24 Grad. Bei einer

weiteren Operation fand man ein Bindegewebsband von 1.2 cm Länge mal 2 cm

Breite am lateralen

Anteil des distalen Femurs. Die Histologie zeigte ein gut differenziertes

Bindegewebe. Das Gewebe wurde entfernt und die Achse korrigiert. Der Ursprung

dieses Gewebes ist unbekannt. Barret und Beaty, die von 4 anderen Fällen dieser Art

berichteten, können über die Ätiologie nur spekulieren und vermuten ein

subperiostales Fibrom mit intraossärer Ausbreitung. Es wurden in der Literatur

bisher 5 Fälle dieser Achsendeformität aufgrund eines gut differenzierten

Bindegewebsbandes beschrieben [1].

- Enchondrome :

Beim Morbus Ollier z.B. handelt es sich um eine nicht erbliche, überwiegend

halbseitige Knorpelwachstumsstörung, die zu den enchondralen Dysostosen

gerechnet wird, wobei es sich um eine metaphysäre Störung handelt. Oft ist diese

Krankheit mit anderen Veränderungen kombiniert, z.B. mit Hämangiomen [24],

Lymphangiomen [6]. - Infektionen, rheumatoide Arthritis

- physikalische Reize wie Röntgenstrahlung, Ultraschall u.a.

- toxische Schädigungen [51]

- Soffwechselkrankheiten:

- Vitamin D-Mangel: bei wachsendem Skelett: Rachitis

nach Wachstumsschluß: Osteomalazie

- Vitamin D - Überdosierung

- Vitamin C - Mangel : Störung der enchondralen

Ossifikation,Epiphysenlösung

- Hyperparathyreoidismus: Osteodystrophia generalisata

- Morbus Cushing

- Hypo- /Hyperthyreose

- Hypophysärer Riesenwuchs, Akromegalie

- renale Osteopathie [45]

38

III Temporäre Epiphysiodese

III.1 Historie:

Dr. Walter Blount war der erste Chirurg, der starre Klammern über der

Epiphysenfuge einsetze, um das Wachstum zu stoppen. Sein Vorgehen basierte auf

den Arbeiten von Haas, der 1945 das Wachstum von Epiphysenfugen zeitweise

durch Drahtschlingen unterbrechen konnte und das Wachstum nach Entfernung

dieser Schlingen beobachtete. Haas beabsichtigte, durch sein Vorgehen zu zeigen,

daß das Wachstum durch Drähte stimuliert werden kann. Dies gelang ihm nicht, aber

er stellte fest, daß sich das Wachstum durch Druckwirkung unterbrechen läßt [25].

Blount benutzte rostfreie, starre Klammern, deren Stifte er distal und proximal vom

Epiphysenknorpel einhämmerte, um so das Auseinanderweichen von Epiphyse und

Metaphyse zu verhindern. Blount konnte nachweisen, daß nach Entfernung der

Klammern vor Epiphysenfugenschluß das Wachstum erneut einsetzt, so daß eine

gewisse Führung des Längenausgleichs und Korrektur einer Fehlstellung der

Beinachse möglich ist. Diese Klammern wurden von Dr. Robert E. Burns 1945

entwickelt und vorgestellt. Sie bestanden ursprünglich aus 3/32 Zoll Stahl und

wurden in zwei Größen benutzt (Abb.18) [25, 20].

39

Abb. 18: Unterschiedliche Metallfixationen: A) Roux-Lane gebogene Drähte, B) Jacoel-Stahlklammern, C) Schede-Brun-Stahlklammern, D) Lambotte: vergoldete Stahlklammern, E) Lambotte-Schrauben [20]

Zuerst benutzte Blount nur eine Klammer pro Seite. Es stellte sich aber heraus, daß

eine Klammer nicht ausreichte, um das Wachstum zu unterdrücken, da diese verbog

oder sogar durchbrach. Er empfahl daraufhin, drei Klammern pro Seite zu benutzen.

1952 veröffentlichte Blount eine Studie über 117 Temporäre Epiphysiodesen bei 90

Kindern. Er berichtete, daß die besten Ergebnisse zu erzielen wären, wenn die

Klammern mindestens zwei Jahre verblieben und in Erwartung eines anschließenden

Wachstumsschubes entfernt würden. Ebenso fand er heraus, daß Kinder unter acht

Jahren nicht auf diese Weise behandelt werden sollten, da das Wachstumspotential

noch zu groß und damit schlecht kalkulierbar wäre.

1954 führte Blount eine Vitallium Klammer ein, die ebenfalls in zwei Größen

vorhanden war (Abb. 22) [20, 25].

40

Abb. 19: A) Stahlklammern, B) Vitallium®-Stahlklammern 1954 [20]

III.2 Operationstechnik:

Zur Korrektur der Achsenabweichung und der Beinlängendifferenz bietet sich die

Temporäre Epiphysiodese an der konvexen Seite der betroffenen Fuge an. Je nach

Höhenlokalisation der Deformität wird tibial und/oder femoral, bzw. beide Fugen

einer Extremität bei Beinlängendifferenzen geklammert. Der Patient befindet sich in

Rückenlage und erhält eine pneumatische Oberschenkelmanschette.

41

Unter Vollnarkose wird die mediale bzw. laterale Peripherie der Epiphysenfuge

unter Bildwandlerkontrolle aufgesucht und mit einer Keith-Nadel oder

Injektionskanüle markiert. Diese Nadel verbleibt als Markierung während der

gesamten Operation. Nun erfolgt eine 3 bis 4 cm lange, senkrechte Hautinszision

über der markierten Fuge. Die Subcutis wird scharf durchtrennt, und das Periost wird

dargestellt, ohne es zu verletzen. Nun werden unter Bildwandlerkontrolle in zwei

Ebenen drei Klammern, Blount bezeichnet drei Klammern als eine Einheit, über die

Epiphysenfuge eingebracht (Abb.20) [9, 39] .

Abb.20: Operationszugang [9]

42

Dabei muß darauf geachtet werden, daß der Brückenanteil einer Klammer senkrecht

zur Achse der Epiphysenfugen und parallel zur Knochenoberflächeliegt. Die

Schenkel einer Klammer müssen alle denselben Abstand zur Fuge haben und sicher

im Knochen verankert sein (Abb.21)

Abb. 21: Lokalisation der Klammern [9]

Aufgrund der konkaven Fläche der Epiphysenfuge werden die Klammer

fächerförmig angeordnet mit einem Abstand von ca. 1 cm (Abb.22) [26].

Abb. 22 : Schematische Darstelung der Blountklammerung [26]

43

Es sollte darauf geachtet werden, daß die Klammern zur Mitte zentriert werden, und

nicht zu weit ventral oder dorsal angebracht werden, um die Gefahr eines Genu

recurrvatum bzw. Genu reflexum zu vermeiden. In der Frontalebene sollten die

Klammern rechtwinklig zur Knochenoberfläche, jedoch nicht rechtwinklig zur

Knochenlängsachse liegen. Wenn die Achsenabweichung nur im Femur bzw. in der

Tibia lokalisiert ist, wird nur hier geklammert, wenn die Abweichung sowohl Tibia

als auch Femur betrifft werden beide Epiphysen geklammert. Dann werden die

Inzisionen schichtweise verschlossen, die Blutsperre gelöst und ein steriler Verband

angelegt. In den ersten Tagen nach der Operation können Unterarmgehstützen

verwendet, später darf schmerzorientiert voll belastet werden (Abb.23) [55].

Abb.23 A-C: Verlauf einer Temporären Epiphysiodese anhand a.-p.-Aufnahmen [55]

44

III.3 Komplikationen

Auch bei der Klammerung der Epiphysenfugen können Probleme auftreten; diese

können in Brüchen oder Lockerungen der Klammern bestehen, welche nicht selten

sind. Nach Blount kann die mechanischen Längskräfte der Epiphyse bis zu 388,6

kp/cm² betragen. Weitere Komplikationen sind postoperative Gelenkergüsse,

Wundheilungsstörungen, Auftreten von Sekundärveränderungen nach

Epiphysiodese, wie Überkorrektur, das Genu flexum oder recurrvatum, Verletzungen

des N. saphaenus und damit zusammenhängender An- bzw. Paraesthesien und

Infektionen, welche größere Narben verursachen können. Zusätzlich kann es durch

zu starken Druck auf den Epiphysenknorpel zu einem erfrühten Wachstumsstop

kommen [ 34, 52, 10].

III.4 Alternative Operationsverfahren zur Achsenkorrektur

Es gibt auch Alternativen zur Temporären Epiphysiodese.

Im Kindesalter, wenn die Kinder noch zu jung für diese Operation sind (Mädchen

unter 8, Jungen unter 10 Jahren), sowie bei einer Achsenverbiegung, die wegen ihres

Ausmaßes oder zeitlichen Faktoren eine sofortige operative Korrektur erfordert,

werden Supra - oder Infrakondyläre Osteotomien durchgeführt. Beim Kleinkind

bedient man sich der Pendelosteotomie nach Lange mit anschließender Fixation im

Gipsverband [Lange 1962]. Zur Behandlung von Genu valgum nach

Epiphysenverletzungen empfiehlt Schuchart [1977] die Osteotomie mit Einlegen

eines Knochenkeils, um eine Verkürzung zu vermeiden. Beim älteren Jugendlichen

oder Erwachsenen kommt nach heutigen Maßstäben nur eine übungsstabile

Osteosynthese der Osteotomie in Frage [ Frank 1974, Nyga 1972] [25].Die sind alles

operative Techniken die komplizierter und komplikationsreicher sind.

45

III.5 Operationsplanung

Der Zeitpunkt der Operation muß unter der Berücksichtigung des noch zu

erwartenden gesamten Längenwachstums der betroffenen Skelettabschnitte bestimmt

werden. Eine Bestimmung des Skelettalters muß vorliegen. Aus dem Skelettalter und

den Kurven nach Anderson und Green kann das Wachstum von Femur und Tibia

abgeschätzt werden und der Zeitpunkt, die Methode und die Anzahl der zu

bremsenden Wachstumszonen daraus abgelesen werden [13, 21].

Das Skelettalter erscheint als zuverlässiger Maßstab zur Bestimmung des

Entwicklungstadiums bis zum Alter von ca. 20 Jahren. In der Prognose des

Wachstums kommt ihm eine besondere Bedeutung zu. Es sind verschiedene

Kriterien zur Skelettalterbestimmung herbeigezogen worden. Zu beachten ist, daß die

Knochenentwicklung der verschiedenen Teile des Körpers nicht unbedingt parallel

verläuft, so daß eigentlich nur „ regionale“ Altersangaben möglich sind. Eine sehr

häufig benutze Möglichkeit zur Bestimmung des Skelettalters ist die Beurteilung der

Entwicklung des linken Handskeletts [18]. Die Diagnostik basiert auf den genau

bekannten physiologischen Entwicklungsabläufen am Handskelett, welches sich aus

52 Einzelelementen zusammensetzt und damit als repräsentativ angesehen werden

kann. Im Hand- und Fußskelettareal liegen die stärksten Konzentrationen an

Einzelknochen vor. Zur Bestimmung des Knochenalters reicht die Röntgenaufnahme

des linken Handskeletts aus. Dem Nachteil der kleineren Skelettregion stehen die

Vorteile der Strahlenschonung, der leichten technischen Durchführbarkeit und des

geringen Zeit - und Kostenaufwandes gegenüber .An den sekundären

Ossifikationspunkten sind in den verschiedenen Wachstumsphasen drei Kriterien zu

berücksichtigen und für die radiologische Beurteilung wichtig.

Das Auftreten neuer Knochenkerne innerhalb der vorhandenen Knorpelanlagen fällt

vorwiegend in die Fetalperiode und die ersten 12 Lebensjahre.

Die Größenzunahmen der einzelnen Knochen und Knochenkerne vermittelt bis zum

10. Lebensjahr ergänzende, vom 11. bis zum 15. Lebensjahr entscheidende

Aufschlüsse über den Ossifikationsablauf. Jenseits des 15.

46

Lebensjahr werden die Messungen der Knochenkerne wegen der bizarren Formen

ungenau. Die Aussagekraft verliert dann an Wert, weil die Knochenstücke ihre

endgültige Größe annähernd erreicht haben. Die Epiphysenfugen bilden die letzen

Inseln von Wachstumsknorpel. Sie stellen die letzten Wachstumsreserven dar. Ihre

Beurteilung kommt in der Pupertätsphase des Wachstums Bedeutung zu. Da im

Handskelett viele Epiphysenfugen auf relativ engem Raum faßbar sind, reicht auch

zur Beurteilung des Epiphysenschlusses eine Handskelettaufnahme aus.

Die Bestimmung des Knochenalters ist das objektivste Kriterium unter den

Hilfsmitteln zur Feststellung des Entwicklungsstandes.

Entwicklungsaberrationen auf genetischer, endokriner oder exogener Basis sind

damit faßbar (Abb.24) [47].

47

Abb.24: Schema der Handskelettentwicklung (Schwarz: Carpalia und Epiphysenkerne), [48]

Besonders aussagekräftig zur Bestimmung des Knochenalters sind die distalen

Anteile des Handskeletts, die Phalangen und Metacarpi (Kasser, Jenkins 1997). Bei

differierenden Aussagen zwischen den Carpi, Metacarpi und Phalangen soll man das

Alter der Carpi ignorieren und seine Beobachtungen nur auf die weiter distalen

Anteile richten.

Die Bestimmung des Skelettalters auf diese Weise soll nur bei Kindern über dem 10.

Lebensjahr durchgeführt werden, da die Aufnahme der Hand bei jüngeren Kindern

noch nicht aussagekräftig genug ist [27].

48

Zur diagnostischen Auswertung stehen monographische Abhandlungen mit Norm-

und Variationsabweichungen zur Verfügung (z.B. Greulich und Pyle, Schmid und

Moll ).

Eine neue Methode zur Knochenalterbestimmung ist die sonographische

Untersuchung.

Im Rahmen einer prospektiven Studie wurde bei 52 Kindern und Jugendlichen im

Alter zwischen 6 und 18 Jahren die Skelettreife anhand sonographischer

Untersuchungen der Fingergelenke, des Zeigefingers und der Epiphysenfuge von

Radius und Ulna der linken Hand bestimmt. Anamnestisch gab es bei den Kindern

keinen Anhalt für Reifungsstörungen des Gesamtorganismus. Die Untersuchung

wurde mit einem hochauflösenden Ultraschallgerät der neusten Generation mit einer

großen Anzahl von Sektor-, Linear- Convex- und Spezialapplikatoren im

Frequenzbereich von 3,5 MHz bis 10,0 MHz durchgeführt. In Anlehnung an den

Röntgenatlas von Greulich und Pyle wurden morphologische Kriterien entwickelt,

die bei der sonographischen Darstellung der Knochenreifung charakteristisch und

reproduzierbar waren. Die sonographischen Befunde der einzelnen Wachstumsfugen

wurden in ihrer Entwicklung mit Standards des Röntgenatlas verglichen. Aus

ethischen Gründen erfolgte keine gleichzeitige Röntgendiagnostik der linken Hand

zum Vergleich mit der sonographischen Handdiagnostik. Statt dessen wurde die

Übertragbarkeit des Röntgenatlas von Greulich und Pyle auf das Bonner Kollektiv

im Rahmen einer retrospektiven Analyse bei 141 Kindern und Jugendlichen aus dem

Kinderarchiv der Klinik und Poliklinik untersucht. Ein Korrekturfaktor war für keine

Altersgruppe erforderlich. Bei der Untersuchung der Röntgenbilder wurde das

Knochenalter nach der Methode von Greulich und Pyle bestimmt. Ebenso wurde das

Knochenalter der Probanden der Sonographiestudie nach den Kriterien von Greulich

und Pyle bestimmt. Beim t-Test für unverbundene Stichproben wurde die Gleichheit

der Mittelwerte auf dem 5%-Niveau akzeptiert. Die Vorteile der sonographischen

Skelettalterbestimmung liegen in der Vermeidung ionisierender Strahlung und in der

Möglichkeit von Kontrolluntersuchungen in kleinen Intervallen. Nachteile sind der

hohe Zeitaufwand beim Erlernen der Technik und der Komplexität [57].

Nachdem so das Skeltettalter bestimmt worden ist, kann das noch zu erwartende

49

Restwachstum in den Tabellen von Anderson und Green abgelesen werden.

Mageret Anderson und William Green begannen bereits 1946 [4], diese Tabellen zu

entwickeln. 1963 waren ihre Forschungen abgeschlossen und ihre Ergebnisse

veröffentlicht, welche heute noch genutzt werden.

Es wurden 50 Mädchen und 50 Jungen in dem Alter von 8 bis 18 untersucht und

jeweils sowohl das chronologische Alter als auch das Skelettalter bestimmt. Die

gesammelten Daten umfassen die Gesamtgröße, das Wachstum der Tibia und des

Femurs. 51 Kinder hatten keine bekannten Vorerkrankungen, 49 Kinder hatten

Poliomyelitis, welche nur die nicht untersuchte untere Extremität betraf. Die Kinder

wurden einmal pro Jahr nahe dem Geburtstag untersucht, wobei auch

Röntgenaufnahmen sowohl der Hand und des Handgelenkes als auch der unteren

Extremität, welche beide Epiphysenfugen zeigten, angefertigt. Die klinische

Untersuchung umfaßte ebenfalls die gesamte Körper-, Rumpf-, Extremitäten- und

Fußlänge. Die Tabellen umfassen den jährlichen Zuwachs an Gesamt-, Tibia- und

Femurlänge bezogen auf das chronologische Alter. Diese Tabelle soll nicht dazu

dienen abzuschätzen, in wie weit das Kind normal oder anormal wächst. Sie dient

lediglich zur Abwägung der Position eines bestimmten Patienten relativ zu einer

Vergleichsgruppe. Zusätzlich verdeutlicht sie die durchschnittlichen Abweichungen

des Wachstums bis zum ausgereiften Skelett ( Abb.25 ) [ 2, 3, 8, 32, 35, 42].

Abb. 25:Durchschnittlich, jährliche Wachstumsrate [2]

50

Moseley veränderte die Wachstumskurven von Anderson et al. mathematisch,

um sie als Gerade einfacher anwenden zu können (Abb.26) [35].

Abb. 26: A) Wachstumsrate für Femur B) Wachstumsrate für Tibia [35]

Hier zeigt sich, daß der Wachstumszuwachs bei Mädchen ab dem Alter von 11

Jahren und bei Jungen ab dem Alter von 13 so stark variiert, daß eine Schätzung des

noch verbleibenden Wachstums in diesem Alter nur sehr ungenau ist. Kinder im

selben Alter haben eine unterschiedliche Wachstumsdauer. Die Tabellen können bei

jüngeren Kindern durchaus zur Wachstumsprognose zur Hilfe genommen werden,

während der letzen 5 bis 6 Jahre vor dem Epiphysenschluß sollte man zur

Abschätzung das Skelettalter benutzen.

Der Reifungsstatus kann aber auch anhand von anderen Merkmalen festgestellt

werden, wie z.B. sekundäre Geschlechtsmerkmale, Stimmbruch, Menarche, ..., was

aber ungenauer ist.

51

Es ist festgestellt worden, daß die Standardabweichung für das Skelettalter in jedem

Alter mehr als 1 Jahr beträgt. Also ist es für ein Kind völlig normal, mehr als zwei

Jahre weiter bzw. weniger weit entwickelt zu sein bezogen auf das chronologische

Alter.

Zur präoperativen Diagnostik gehört eine genaue klinische Beurteilung der

Achsenabweichung, um zwischen physiologischen und pathologischen

Achsenabweichungen differenzieren zu können. Bei einer pathologischen

Abweichung kommt es häufig im Bereich des Kniegelenks zu einer

„Schubbewegung“. Hierzu dient die Beobachtung des Gangbildes und besonders des

Verhaltens des Standbeines. Wenn die medialen und lateralen Bänder des

Kniegelenks der Achsendeformität keinen ausreichenden Widerstand

entgegensetzen, kommt es unmittelbar nach der Belastung zu einem lateralen Schub

der Femurkondylen auf der Tibiaplateaufläche beim Genu varum oder zu einem

lateralen Schub beim Genu valgum [Netter 1995]. Wichtig ist auch die

Dokumentation des Intermalleolar - bzw. Intercondylarabstandes. Eine Orientierung

über den Schweregrad von X- und O-Beinen wurde von Bragard [1932] geschaffen

(Tabelle 4) [49].

Tabelle 4: Klassifizierung der X- und O-Beine nach Bragard 1932 [49]

Maße

O – Bein

X – Bein

0 Querfinger entsprechen 0,5-1,5 cm

O1

1 Querfinger entsprechen 1,8-2,0 cm

O2 X1

2 Querfinger entsprechen 3,6-4,0 cm

O3 X2

3 Querfinger entsprechen 5,0-5,5 cm

O4 X3

52

Am Kniegelenk sollte besonders auf die Gelenkbeweglichkeit, Gelenkergüsse oder

eine Schwellungen, Schmerzen am Gelenk und deren Lokalisation, die Gehdauer,

Gehstrecke und den Gebrauch von Gehhilfen geachtet werden.

Ebenfalls muß präoperativ eine Ganzbeinaufnahme durchgeführt werden. Eine

wirklich objektive Beurteilungsmöglichkeit der Achsenverhältnisse an den unteren

Extremitäten bietet nur die Ganzaufnahme der Beine im Stand. Sie gibt Auskunft

über den Beinachsenverlauf am Knie unter Belastung. Bei der Auswertung wird

zuerst der Hüftkopfmittelpunkt bestimmt. Dann wird eine Horizontallinie an der

Zirkumferenz der Femurkondylen (Kniebasislinie = KB) sowie eine Horizontallinie

an der oberen Talusbregenzung (TB) eingezeichnet Darauf folgt die Bestimmung der

Kniegelenksmitte und Sprunggelenksmitte. Nun wird die Tibia- (TSA) bzw.

Femurschaftachse (FSA) ermittelt, woraufhin w die mechanische Femurachse

(MFA), die durch die Mitte des Hüftkopfes und der Kniegelenksmitte verläuft,

bestimmt wird. Die mechanische Tibiaachse ist meist mit der Tibiaschaftachse

identisch. Jetzt kann die mechanische Längsachse des Beines (Traglinie = TL ) als

direkte Verbindungslinie zwischen den Mittelpunkten des Hüftkopfes und des oberen

Sprunggelenks eingetragen werden. Sie stellt die wichtigste Information in

therapeutischer Hinsicht dar, da aus ihrem Abstand vom Kniegelenksmittelpunkt

Rückschlüsse hinsichtlich einer Varus - oder Valgusverbiegung im Bereich des

Kniegelenks gezogen werden kann. Die von Spirig [1967] empfohlene Messung der

Winkel Femurschaftachse (TSA) und Kniebasis (KB) (normal 81-81 Grad) Kniebasis

und Tibiaschaftachse (TSA) (normal 93 Grad) Tibiaschaftachse und

Talushorizontalachse (TH) (normal 87 Grad) sowie des CCD-Winkel ermöglicht eine

Beurteilung der Höhenlokalisation einer Achsendeformität in der Frontalebene

(Abb.27) [25, 42, 49, 58].

53

Abb. 27: Achsen- und Winkelwerte des Beines in der Frontalebene, die auf der Röntgenaufnahme zu ermitteln sind [25]

Der Zeitpunkt der Epiphysiodese sollte in allen Fällen so gewählt werden, daß die

Klammern über den Wachstumsabschluß hinaus verbleiben können. Das erfordert

vor allem während des zweiten Wachstumsschubes vor der Pubertät sehr kurzfristige

Kontrollen. Es sollte eine leichte Überkorrektur abgewartet werden, da es nach

Entfernug der Klammern zu einem reaktiven Wachstumschub kommen kann [48,

58].

III.6 Auswirkungen der Temporären Epiphysiodese

Um den Effekt auf die Klammerung der Epiphysenfuge beim Menschen zu

simulieren, wurde in einer Studie Versuche mit 10 Wochen alten New – Zealand -

Kaninchen durchgeführt. In dem Alter von 10 Wochen hat die Tibia eines

Kaninchens dieser Art 82%, im Alter von 20 Wochen 98% der Gesamtlänge

erreicht. Es wurde die Epiphysenfuge der proximalen Tibia ausgewählt, da diese

chirurgisch relativ einfach zu manipulieren ist.

54

Es wurden 8 Kaninchen untersucht, wobei je 2 nach 2 Wochen, 4 Wochen und 6

Wochen getötet wurden. Die übrigen 2 Kaninchen wurden nach 10 Wochen

radiologisch untersucht und dann ebenfalls getötet. Sowohl der proximale Anteil der

operierten Tibia als auch der nicht operierten Tibia wurden histologisch aufgearbeitet

und mit einer Hematoxylin – Eosin -, Van Gieson -, Alkalische –Phosphatase - und

Toluidin - Färbung behandelt [50].

Die radiologische Untersuchung 10 Wochen nach der Operation ergibt, daß das

mittlere prozentuale Wachstum um 8% durch die Klammerung inhibiert werden

kann.

Die histologische Untersuchung ergibt, daß im Vergleich zur nichtoperativ

behandelten Seite die Höhe des Säulenknorpels nach 2 Wochen abnimmt. Nach 4

Wochen sind kaum noch Chondrozyten in der Reservezone vorhanden. Die anderen

Zellschichten reifen weiter aus und hypertrophieren, werden aber nicht ersetzt. Zu

diesem Zeitpunkt kann bereits eine Knochenbrücke im zentralen Anteil der Epiphyse

gesehen werden.

Bei Proben der mit 6 Wochen getöteten Tiere sind Trabekel - Strukturen in der

Epiphyse und Metaphyse vorhanden, und die Epiphysenfuge ist fast komplett

geschlossen. Die 10 Wochen alten Proben unterscheiden sich nur wenig von denen

der 6 Wochen alten. Hier sind keine Chondrozyten mehr vorhanden. Die

Knochenbrücken enthalten mehr Trabekel. Die nichtoperativ behandelte,

kontralaterale Tibia hingegen enthält noch organisierten Säulenknorpel und noch

proliferative Zellen [44].

Eine ähnliche Studie wurde bei deutschen Landschweinen im Alter von 10 Wochen

durchgeführt. Die Temporäre Epiphysiodese wurde rechtsseitig an der medialen,

proximalen Tibiaepiphysenfuge durchgeführt. Die Wachstumsrate nimmt im

medialen operierten Bereich bis zu 10µm /d ab. Der Einfluß der Klammer auf die

Wachstumsrate nimmt mit dem Abstand von der Klammer ab. Ähnlich betrifft dies

auch die Morphologie der Epiphysenfuge. Zuerst verändert sich der mediale Anteil

wie schon oben beschrieben. Hier sind zusätzlich unregelmäßig geformte Zellen der

Eröffnungs- bzw. Hypertrophiezellzone, ausbleibende Reifung der Eröffnungszellen,

verbreitete Longitudinalsepten, abgesprengte Inseln spezifischer

Wachstumsfugenzellen in der metaphysären Spongiosa und eine stärkere

mäanderförmiger Verlauf der metaphysären Fugengrenze gefunden worden [28].

55

IV Material und Methode

IV.1 Befunderhebung

Die relevanten Patientenangaben und –daten wurden anhand von Röntgenaufnahmen

und Anamnesen vor der Epiphysiodese und Untersuchungsbögen, Anamnesebögen

und verschiedene Scores nach Epiphysiodese bzw. nach Klammerentfernung

dokumentiert.

Der Untersuchungsbogen bezieht sich auf die Inspektion, Palpation und Funktion der

Wirbelsäule, Iliosacralgelenke, Fußgewölbe, Hüftgelenke, Kniegelenke,

Sprunggelenke und Überstreckbarkeit von anderen Gelenken. Er beinhaltet die

Untersuchung auf Stabilität der Bänder im Bereich des Kniegelenkes, wobei die

seitliche Aufklappbarkeit der Ligamenta collaterales mediales und laterales bzw. die

vordere und hintere Schublade der Ligamenta cruciates posterius und anterius

überprüft wurden.Um eine übersichtliche Klassifizierung zu schaffen, wird die

folgende Einteilung benutzt.

1. stabiles Knie

2. dekompensierte, einfache Instabilität

3. kompensiert, komplexe Instabilität

4. kompensiert, komplexe Instabilität

Als kompensiert bezeichnet man eine Instabilität dann, wenn sie in der klinischen

Untersuchung eindeutig nachweisbar war, für den Patienten jedoch unter alltäglichen

Beingungen symptomlos bleibt. Eine solche Situation findet sich unter anderen bei

Sportlern mit bestehenden Kapsel-Band-Schaden, der durch eine kräftige,

kniegelenksüberbrückende Muskulatur kompensiert wird.

56

Mit dem Begriff komplex und einfach werden Instabilitäten in einer bzw. mehreren

Ebenen voneinander abgegrenzt [23, 36].

Zusätzlich dokumentiert der Untersuchungsbogen Meniskuszeichen durch Vorgehen

nach Böhler, Payr, Steinmann 1 und Steinmann 2 [16]. Es sind die Muskelumfänge

der Ober- und Unterschenkel, die Beinlänge und je nach Abweichung der

Intermalleolar -bzw. Interkondylarabstand mit Hilfe eines Meßbandes gemessen

worden. Ein Beckenschiefstand ist mit Hilfe von Unterlegbrettern ermittelt worden

[16, 33].

Der Anamnesebogen ist von den Patienten selber oder von Angehörigen ausgefüllt

worden. Er umfaßt Fragen nach entzündlichen Prozessen, Frakturen und Operationen

im Bereich der Epiphysenfuge, nach ähnlichen Achsenabweichungen in der Familie

und nach Art und Lokalisation von Schmerzen der unteren Extremität vor der

Operation. Zusätzlich informiert er über das Alter, wann die Achsenabweichung

zuerst bemerkt wurde und wann das Kind Krabbeln, Stehen und Laufen gelernt hat.

Die verwendeten Scores [60], die sich zum Teil in ihren Inhalten überschneiden,

beziehen sich auf Einschätzungen der Aktivität, Funktion, Belastbarkeit und auf

Symptome wie Schwellungen, Schmerzen etc.

Der Vergleich präoperativer und postoperativer Daten läßt Schlüsse darüber zu,

inwiefern die Temporäre Epiphysiodese nach Schluß der Epiphysenfuge zur

Normalstellung der Beinachse führt, zu welchem Zeitpunkt diese Korrektur bei

Mädchen und Jungen die besten Erfolge erzielt, inwiefern die Korrektur vor

Sekundärschäden der Menisken, Bandinstabilitäten des Kniegelenkes und

skoliotischen Wirbelsäulenveränderungen geschützt hat. Zusätzlich soll der

Vergleich die Zufriedenheit im Bezug auf Schmerz und Belastbarkeit der Patienten

vor und nach der Operation aufzeigen.

57

IV.2 Patientenkollektiv

In der orthopädischen Klinik St. Joseph - Hospital in Bochum wurden von 1989 bis

1999 bei 22 Patienten, im St. Anna - Hospital in Wanne - Eickel von 1989 bis 1999

bei 24 Patienten und in den Städtischen Kliniken Dortmund von 1994 bis 1999 bei 9

Patienten eine Temporäre Epiphysiodese durchgeführt. Im Verlauf der vorliegenden,

retrospektiven Studie konnte von den insgesamt 55 Patienten 33, 12 aus dem St.

Joseph - Hospital, 17 aus dem St. Anna - Hospital und 4 Patienten aus den

Städtischen Kliniken Dortmund nachuntersucht werden.

Die verbleibenden 22 Patienten waren verzogen oder konnten aus anderen Gründen

nicht zur Nachuntersuchung erscheinen. Der jüngste Patient war zum Zeitpunkt der

Operation 6,5 Jahre alt, der älteste Patient war 16 Jahre alt.

Der Altersdurchschnitt bei der Operation lag bei den 21 männlichen Patienten bei

13,8 Jahre, bei den 12 weiblichen Patienten bei 11,5 Jahren. Der Zeitraum zwischen

der Operation und der Nachuntersuchung betrug durchschnittlich 5,2 Jahre.

IV.3 Spezielle Anamnese

Neben einer positiven Familienanamnese, auf die später eingegangen wird, sind bei

vier Patienten Grunderkrankungen diagnostiziert worden. Eine 11 jährige Patientin

leidet an einem Morbus Ollier, ein 12 jähriger Patient wurde bereits mehrmals

sowohl an den Kniegelenken als auch an den Fersen und Ellenbogengelenken wegen

Multipler hereditärer Exostosen operiert. Bei zwei Patientinnen liegt ein Klippel -

Trenaunay - Weber - Syndrom als Grunderkrankung vor.

58

IV.4 Anamnesebogen

Name, Vorname:_____________________ Geburtsdatum:_____________

Anschrift:___________________ Telefonnummer:____________________

Beruf:______________________ Gewicht:_______________________kg

Körpergröße:______________cm Untersuchungstag:__________________

1. Gab es ähnliche Formen von X-oder O-Beinen in Ihrer Familie?

nein [ ] ja [ ] wenn ja, welche ?

X-Bein rechts [ ] X-Bein links [ ] X-Bein beidseits [ ]

O-Bein rechts [ ] O-Bein links [ ] O-Bein beidseits [ ]

2. Hatten Sie eine Entzündung oder Vereiterung am Knochen ?

nein [ ] ja [ ] wenn ja, wann ?_________

wo

rechtes Knie [ ] linkes Knie [ ] beide Knie [ ]

59

3. Hatten Sie Verletzungen im Bereich der Kniegelenke ?

nein [ ] ja [ ]

wenn ja, welche ?_____________________

Knochenbruch rechts [ ] Knochenbruch links [ ] Knochenbruch beidseits [ ]

Bandverletzungen rechts [ ] Bandverletzungen links [ ]

Bandverletzungen beidseits [ ]

Sonstige:_____________________________

4. Hatten Sie vorher schon eine Operation am Knie ?

nein [ ] ja [ ]

wenn ja, welche ?________________________

5. Wann konnten Sie krabbeln ?

nach 6 Monaten [ ] 7 Monaten [ ] 8 Monaten [ ]

sonstige Anzahl:____

6. Wann konnten Sie stehen ?

mit 10 Monaten [ ] 11 Monaten [ ] 12 Monaten [ ]

sonstige Anzahl :____

60

7. Hatten Sie im Kindesalter schon X-oder O-Beine ?

nein [ ] ja [ ]

X-Bein rechts [ ] X-Bein links [ ] X-Bein beidseits [ ]

O-Bein rechts [ ] O-Bein links [ ] O-Bein beidseits [ ]

8.Wann ist die Beinstellung zum ersten Mal aufgefallen ?

mit 4 Jahren [ ] 8 Jahren [ ] 10 Jahren [ ] 12 Jahren [ ]

sonstige Anzahl :___

9.Hatten Sie Schmerzen am Knie, Hüfte und/oder am Fuß vor der Operation ?

nein [ ] ja [ ] wenn ja, welche ?

leicht [ ] bei geringer Belastung [ ] bei starker Belastung [ ]

wo ?

Knie rechts [ ] Knie links [ ] beide Knie [ ]

Hüfte rechts [ ] Hüfte rechts [ ] Hüfte links [ ]

Fuß rechts [ ] Fuß links [ ] Beide Füße [ ]

61

IV.4 Untersuchungsbogen [16, 33] Name, Vorname : Untersuchungstag : 1.Allgemeines :

a) Achsenabweichung vor der Operation : X – Bein [ ] O – Bein [ ]

b) Operationsdatum :

c) Klammerentfernung :

d) Lage der Klammern :

e)Anzahl der Kammern :

f) Mögliche Korrektur der Klammern nein [ ] ja [ ] : wann ?____

2. Bewegungsprüfung und Funktionsprüfung : A) Hüftgelenk : a) Beckenschiefstand : nein [ ] ja [ ] rechts [ ] ___cm links [ ] ___cm b) Abduktion im Liegen bei gestrecktem Knie: rechts [ ] ___° links [ ] ___° Adduktion im Liegen bei gestrecktem Knie : rechts [ ] ___° links [ ] ___° c) Außenrotation bei 90° gewinkeltem Knie: rechts [ ] ___° links [ ] ___° Innenrotation bei 90° gewinkeltem Knie : rechts [ ] ___° links [ ] ___° d) Flexion in Rückenlage bei 90° gewinkeltem Knie : rechts [ ] ___° links [ ] ___° e) Extension in Seitenlage bei gestrecktem Knie : rechts [ ] ___° links [ ] ___° f) Muskelumfang (15 cm cranial des Gelenkspaltes ) : rechts____cm links____cm g) Beinlänge (spina illiaca sup.ant. bis processus malleolaris med. ) rechts :____cm links : ____cm

62

B) Kniegelenke :

a) Interkondylarabstand bei geschlossener Fußstellung : ____cm Intermalleolarabstand bei Kontakt der medialen Kondylen : ____cm b) Lage der Patellae : rechts: medial [ ] lateral [ ] intermedial [ ] links : medial [ ] lateral [ ] intermedial [ ] c) Rotation im Stand : rechts: normal [ ] anormal [ ] ____° medial ____° lateral links : normal [ ] anormal [ ] ____° medial ____° lateral d) Rotation im Liegen bei 90° gebeugetem Knie : Innenrotation : rechts ____° links ____° Außenrotation : rechts ____° links ____° e) Extension, Flexion im Liegen : Extension : rechts ____° links ____° Flexion : rechts ____° links ____°

f) Palpation des Kniegelenkes in Rückenlage :

Schmerzhaft : rechts [ ] medial [ ] lateral [ ] links [ ] medial [ ] lateral [ ]

g) Meniskuszeichen: rechts [ ] medial [ ] lateral [ ]

63

Böhler: positiv [ ] negativ [ ] Steinmann 1: positiv [ ] negativ [ ] Steinmann 2: positiv [ ] negativ [ ] Payr : positiv [ ] negativ [ ] links [ ] medial [ ] lateral [ ] Böhler: positiv [ ] negativ [ ] Steinmann 1: positiv [ ] negativ [ ] Steinmann 2: positiv [ ] negativ [ ] h) seitliche Aufklappbarkeit der Außenbänder bei gestrecktem Kniegelenk : nein [ ] ja [ ] rechts [ ] medial [ ] lateral [ ] links [ ] medial [ ] lateral [ ] i) Schubladenphänomen der Kreuzbänder bei liegendem Patient, Knie 90° gebeugt : nein [ ] ja [ ] rechts [ ] ventral [ ] dorsal [ ] links [ ] ventral [ ] dorsal [ ] j) Muskelumfang ( 15 cm kaudal des Kniegelenkspaltes ) : rechts ____cm links ____cm C) Fußgelenke a) Fußgewölbe normal [ ] anormal [ ] rechts [ ] Plattfuß [ ] Hohlfuß [ ] Spreizfuß [ ] links [ ] Plattfuß [ ] Hohlfuß [ ] Spreizfuß [ ] b) Ferse Knick-Senkfuß nein [ ] ja [ ] rechts [ ] links [ ] Zehen Hallux valgus nein [ ] ja [ ] rechts [ ] links [ ]

64

c) obere Sprunggelenke Dorsalextension : rechts ____° links ____° Plantarflexion : rechts ____° links ____° d) untere Sprunggelenke Pronation : rechts ____° links ____° Supination : rechts ____° links ____° D) Wirbelsäule a) skoliotische Fehlhaltung : nein [ ] ja [ ] linkskonvex [ ] Höhe ____ rechtskonvex [ ] Höhe ____

b)Haltungstyp

physiologisch [ ] Rundrücken [ ] Hohlkreuz [ ] Flachrücken [ ]

c)IS-Gelenke : Mennellsche Handgriff in Bauchlage : schmerzhaft nein [ ] ja [ ] rechts [ ] links [ ]

d) andere Gelenke Überstreckbarkeit der Ellenbogengelenke : nein [ ] ja [ ] rechts ____° links____°

Überstreckbarkeit der Fingergelenke : nein [ ] ja [ ] rechts __ links ____°

65

IV.6 Verschiedene Scores [60]

IV.6.1 Modifizierter Cincinnati Score [Krämer et al. ]

a) Einschätzung der Symptome

Die Tabelle 1 gilt für die Einschätzung der Symptome Schmerz,

partial Giving way und full Giving way in 6 Abstufungen.

Beschreibung Einschätzen der Symptome Punkte Knie normal; ist in der Lage anstregende(n) Arbeit/Sport durchzuführen mit Springen, starker Drehung (hard pivoting = Drehgleitrollbewegung)

10

Ist in der Lage, gemäßigte(n) Arbeiten/Sport durchzuführen mit schnellem Laufen, Wenden, Umdrehen (twisting); Symptome bei anstrengende(r/m) Arbeit/Sport

8

Ist in der Lage, leichte(n) Arbeit/Sport ohne Laufen, Umdrehen Springen durchzuführen; Symptome bei gemäßigte(r/m) Arbeit/Sport

6

Ist nur in der Lage, Aktivitäten des täglichen Lebens durchzuführen; Symptome bei leichte(r/m) Arbeit/Sport

4

Gemäßigte Symptome (häufig, eingeschränkt) bei Aktivitäten des täglichen Lebens

2

Schwere Symptome (konstant, nicht erleichternd) bei Aktivitäten des täglichen Lebens

0

66

IV.6.2 Modifizierter Cincinnati Score (Krämer et al.) b) Einschätzung der Kniefunktion

Aktivität d. tägl. Lebens

Punkte Sport Punkte

Gehen -normal, ohne Einschränkung -einige Einschränkungen -nur 1,5-2 km (3-4 Blocks) -weniger als 500 m (1 Block)

40 30 20 0

Laufen -voll konkurrenzfähig -einige Einschränkungen, vorsichtig -Laufen mit halber Geschwindigkeit -eindeutige Einschränkung -nicht in der Lage zu laufen

100 80 60 40 20

Treppensteigen -normal, ohne Einschränkung -einige Einschränkungen -nur 11 bis 30 Stufen möglich -nur 1 bis10 Stufen möglich

40 30 20 0

Springen/Landen a. betroffenem Bein -völlig konkurrenzfähig -einige Einschränkungen, vorsichtig -eindeutige Einschränkungen, halbe Geschwindigkeit -nicht in der Lage

100 80 60 40 20

Hocken/Knien -normal, ohne Einschränkung -einige Einschränkungen -nur 6 bis 10 mal möglich -nur 0 bis5 mal möglich

40 30 20 0

Starke Drehung/Richtungs- Wechsel -völlig konkurrenzfähig -einige Einschränkung, vorsichtig -eindeutige Einschränkung, halbe Geschwindigkeit -nicht in der Lage

100 80 60 40 20

67

IV.6.3. Score nach Ranawat und Shine ( Hospital for Special Surgery

Score, HSS )

Schmerz ( 30 Punkte )

Zu keiner Zeit Schmerz 30 Keine Schmerzen beim Gehen 15 Wenige Schmerzen beim Gehen 10 Mäßige Schmerzen beim Gehen 5 Starke Schmerzen beim Gehen 0 Keine Schmerzen in Ruhestellung 15 Wenige Schmerzen in Ruhestellung 10 Mäßige Schmerzen in Ruhestellung 5 Starke Schmerzen in Ruhestellung 0

Funktion ( 22 Punkte )

Uneingeschränktes Gehen und Stehen möglich 12 2,5-5 km Gehen und periodisches Stehen 0,5h) fähig 10 0,5-2.5 km Gehen und Stehe (bis zu 0.5h) fähig 8 Gehen weniger als ein Häuserblock 4 Kein Gehen möglich 0 Treppensteigen 5 Treppensteigen mit Unterstützung 2 Übertragungsaktivität 5 Übertragungsaktivität mit Unterstützung 2

Weite der Bewegung ( 18 Punkte )

Ein Punkt für jeweils 8 Grad des Bewegungsbogen bis zu einem Maximum von 18 Punkten

Muskelkraft ( 10 Punkte )

Gut: Quadricepskraft wird nicht unterbrochen 10 Gut:Quadricepskraft wird unterbrochen 8 Mittelmäßig: Bewegung innerhalb des Bewegungsbogen 4 Schlecht: Kein Bewegen innerhalb des Bewegungsbogen 0

Beugungsdeformation (Flexion) (10 Punkte )

Keine Deformität 10 Einige Grade 8 5-10° 5 11° oder mehr 0

Instabilität ( 10 Punkte )

Keine 10 Wenig: 0-5° 8 Mittelmäßig: 6-15° 5 Stark: 0

Abzüge ( Subtraktion )

Ein Stock 1 Eine Gehhilfe 2 Zwei Gehhilfen 3 zurückbleibende Extension von 5° 2 zurückbleibende Extension von 10° 3 zurückbleibende Extension von 15° 5 Jeweils 5° von varus 1 Jeweils 5° von valgus 1

Auswertung 85-100 ausgezeichnet 60-69 mittelmäßig 70-81 gut < 60 schlecht

68

IV.6.4. Aktivitätsscore nach Tegner bzw. nach Wallgren - Tegener

Die Rückkehr (postoperativ) zu einer bestimmten Aktivität und die Ermittlung

eventueller Wechsel des Aktivitätslevels ist bedeutend, da die Abnahme eines

Aktivitätslevels von der Kniefunktion abhängen kann (Einteilung als nicht

knierelevant und knierelevant).

Level

Aktivitätslevel in 11 Abstufungen

0 Krankschreibung oder Behindertenpension (Frührente aufgrund von Knieproblemen)

1 Arbeit: sitzende Tätigkeit, Spaziergänge auf ebenem

Untergrund sind möglich 2 Arbeit: leichte Arbeit, Spaziergänge auf unebenem

Untergrund sind möglich, Waldspaziergänge unmöglich 3 Arbeit: leichte Arbeit, Leistungs - bzw. Freizeitsport:

Schwimmen, Waldspaziergänge sind möglich 4 Arbeit: mittelschwere Arbeit (z.B. Fernfahrer, schwere

Hausarbeit ), Freizeitsport: Fahrradfahren, Skilanglauf, Jogging auf ebenen Untergrund mind. 2 mal/Woche

5 Arbeit: Schwere Arbeit (z.B. Bauwesen, Forstwirtschaft ) Leistungs – Konkurrenzsport: Fahrradfahren, Skilanglauf,

Freizeitsport: Jogging auf unebenem Untergrund mind. 2 mal/Woche

6 Freizeitsport: Tennis, Badminton, Handball, Basketball, Abfahrtski, Jogging min. 5 mal/Woche

7 Leistungs – Konkurrenzsport: Tennis, Leichtathletik (Laufen ), Motorcross, Speedway, Handball, Basketball

Freizeitsport: Fußball, Bandy, Eishockey, Squash, Leichtathletik (Springen ), Cross - Counrty

8 Leistungs – Konkurrenzsport: Bandy, Squash, Badminton, Leichtathletik (Springen ), Abfahrtski

9 Leistungs – Konkurrenzsport: Fußball, schwächere Mannschaften, Eishockey, Wrestling, Gymnastik

10 Leistungs – Konkurrenzsport: Fußball- nationale und internationale Elite

69

V Ergebnisse

V.1 Verteilungen der Achsenabweichungen

In der vorliegenden retrospektiven Arbeit wurden insgesamt 33 Patienten untersucht.

Darunter waren 17 Patienten männlichen Geschlechtes mit einer Achsenabweichung

im Sinne eines Genu valgum beidseits und ein Patient mit einem einseitigen X -

Bein. 4 der Patienten hatten ein genu varum.

Von den 10 weib1ichen Patienten hatten 7 ein X - Bein beidseits und 3 Patientinnen

eine Achsenabweichung im Sinne eines O - Beines beidseits. Einen Patientin litt an

einem einseitigen Genu varum.

Tabelle 1: Verteilung der Achsenabweichung

männlich weiblich

X-Bein links 1 0

X-Bein rechts 0 0

X-Bein beidseits

17 7

O-Bein links

0 1

O-Bein rechts 0 0

O-Bein beidseits

4 3

Grafik 1: Verteilung der Achsenabweichung

70

02468

1012141618

X-Bein

links

X-Bein

recht

s

X-Bein

beids

eits

O-Bein l

inks

männl ich

weiblich

V.2 Ursachen der Achsenabweichung

Im einzelnen lassen sich die Ursachen der Achsenabweichungen in 5 Hauptgruppen

aufteilen, wobei 11 Patienten eine familiäre Disposition angeben, zwei Patientinnen

an einem Klipple – Trenaunay – Weber - Syndrom, eine Patientin an Morbus Ollier

und ein Patient an Multiplen Kartilärginen Exostosen leiden. Bei keinem der hier

befragten Patienten war einen andere Grunderkrankung, Verletzung oder Entzündung

bekannt.

Tabelle 2: Ursachen der Achsenabweichung

Ursachen

Männlich Weiblich

Idiopathisch

16 2

Familiäre Disposition

5 6

Multiple kartilärgine Exostosen

1 0

Klipple – Trenaunay – Weber - Syndrom

0 2

Grafik 2: Prozentuale Verteilung der Ursachen der Achsenabweichung

71

54,5%33%

3,1% 6,1%

idiopathisch

Familiäre Disposition

Exostosen

Trippel-Trenaunay-S.

V.3 Schmerzentwicklung

1. Schmerzen bei leichter Belastung

Auf die Frage nach Schmerzen bei leichter Belastung klagten präoperativ 5

Patienten. Meistens waren diese im Kniegelenk lokalisiert. Postoperativ gaben 2

Patienten leichte Schmerzen im Bereich der Kniegelenke an. 28 der Patienten waren

vor der Operation beschwerdefrei, nach der Operation waren es 31 Patienten.

Tabelle 3 :Schmerzen bei leichter Belastung

Ja Nein

Schmerzen vor Operation

5 28

Schmerzen nach Operation

2 31

Grafik 3: Schmerzen vor und nach der Operation bei leichter Belastung

72

0

5

10

15

20

25

30

35

Schmerzen vor Op Schmerzen nach OP

ja

nein

2. Schmerzen bei schwerer Belastung

Auf die Frage nach Schmerzen bei schwerer Belastung antworteten präoperativ 19

Patienten mit Ja und 14 Patienten mit Nein. Postoperativ wurden von 4 Patienten

Schmerzen bei stärkerer Belastung angegeben. 29 Patienten waren schmerzfrei.

Tabelle 4 : Schmerzen bei schwerer Belastung

Ja Nein

Schmerzen vor Operation

19 14

Schmerzen nach Operation

4 29

Grafik 4: Schmerzen vor und nach der Operation bei starker Belastung

73

0

5

10

15

20

25

30

Schmerzen vorOperation

Schmerzen nachOperation

J a

Nein

3. Veränderung der Schmerzempfindung

Veränderung der Schmerzempfindung bei leichter und starker Belastung vor und

nach der Operation. Die Angaben der Patienten, die keine Schmerzen vor und nach

der Operation angegeben haben, sind in dieser Tabelle nicht enthalten.

Tabelle 5 : Veränderung der Schmerzempfindung

Verbesserung Verschlechterung Konstant

Schmerzen bei leichter und

starker Belastung

22 1 1

Grafik 5: Prozentuale Veränderung der Schmerzempfindung

74

92%

4% 4%

Verbesserung

Verschlechterung

Konstant

Die Beobachtung des Verlaufs der Schmerzempfindung nach der Operation soll dazu

dienen, mögliche Sekundärschäden aufzuzeigen.

In den Gruppen, bei denen die Klammern vor 0-4 Jahren entfernt wurden, werden

keine Schmerzen angegeben. In dem Zeitraum zwischen der Operation und

Nachuntersuchung von 4-10 Jahren geben je 2 Patienten Schmerzen im Bereich der

Kniegelenke an.

Tabelle 5a: Schmerzangaben X Jahren nach der temporären Epiphysiodese

Nachuntersuchung nach:

Schmerzen Keine Schmerzen

0-2 Jahren

0 11

2-4 Jahren

0 7

4-6 Jahren

2 6

6-10 Jahren

2 5

Grafik 5a: Schmerzangaben X Jahre nach der Temporären Epiphysiodese

75

02468

1012

0-2 Ja

hren

2-4 Ja

hren

4-6 Ja

hren

6-10 J

ahren

Schmerzen

Keine Schmerzen

V.4 Stabilität

1. Stabilität vor der Operation

Beurteilung der Stabilität besonders der Kollateralbänder: „seitliche

Aufklappbarkeit“ und Beurteilung besonders der Kreuzbänder,

„Schubladenphänomen“ vor und nach der Operation:

Vor der Operation war bei 2 Patienten am linken Bein eine mediale Aufklappbarkeit

und bei 1 Patient ein laterale Aufklappbarkeit am rechten Bein festzustellen. Bei

einer Patientin zeigte sich 1 vordere Schublade am rechten Bein. Eine hintere

Schublade wurde nicht beschrieben

Tabelle 6 : Stabilität vor der Operation

Ja

Nein

Aufklappbarkeit

3 31

Schublade

1 32

Grafik 6: Stabilität vor der Operation

76

0

5

10

15

20

25

30

35

Ja Nein

Aufklappbarkeit

Schublade

2. Stabilität nach der Operation

Bei der Untersuchung der Patienten zeigte sich bei 3 Patienten eine laterale

Aufklappbarkeit am rechten Bein und 2 Mal eine mediale Aufklappbarkeit am linken

Bein. 1 vordere Schublade konnte beschrieben werden, eine hintere wurde nicht

festgestellt.

Tabelle 7 : Stabilität nach der Operation

Ja Nein

Aufklappbarkeit

5 28

Schublade

1 32

Grafik 7: Stabilität nach der Operation

77

0

5

10

15

20

25

30

35

Ja Nein

Aufklappbarkeit

Schublade

3. Veränderung der Stabilität

Veränderung der Stabilität besonders der Kollateralbänder und Kreuzbänder vor und

nach der Temporären Epiphysiodese und nach Entfernung der Klammern.

Tabelle 8: Vergleich der Stabilität vor und nach der Operation

vor OP nach OP

Aufklappbarkeit

3 5

Schublade

1 1

Grafik 8: Vergleich der Stabilität vor und nach der Operation

78

012345

Aufkla

ppba

rkeit

Schu

blade

vor Op

nach OP

4. Stabilität nach der Operation

Um eine übersichtliche Klassifizierung zu schaffen, wird die Einteilung nach H.

Hackenbruch und W. Müller zur Beurteilung der Stabilität benutzt, welche oben

beschrieben wurde (s.56) [23, 36].

Tabelle 9: Stabilität des Kniegelenkes postoperativ

Stabil

27

dekompensierte, einfache Instabilität

1

kompensierte, einfache Instabilität

4

dekompensierte, komplexe Instabilität

0

kompensierte, komplexe Instabilität

1

79

Grafik 9: Stabilität des Kniegelenkes

Tabelle 9a: Stabilität bzw. Instabilität X Jahre nach der Temporären Epiphysiodese

Nachuntersuchung nach :

Stabil Instabil

1-2 Jahre

9 2

2-4 Jahre

6 1

4-6 Jahre

6 2

6-10 Jahre

6 1

80

3%12%

0%

3%

82%

Stabil

Dekompensierte, einfacheInstabilität

Kompensierte, einfache Instabilität

Dekompensierte, komplexeStabilität

Kompensiert, komlpexe Stabilität

Grafik 9a: Stabilität bzw. Instabilität X Jahre nach der Temporären Epiphysiodese

81

0

2

4

6

8

10

1-2 Ja

hre

2-4 Ja

hre

4-6 Ja

hre

6-10 J

ahre

Stabil

Instabil

V.5 Gehbehinderung und Kniegelenksfunktion

1.Gehbehinderungen vor und nach der Operation

Als Gehbehinderung wurden eine durch Bewegungseinschränkung bedingtes

Streck- oder Beugedefizit sowie Rotationsfehler im Bewegungsbild im

Fuß -, Knie - und Hüftgelenksbereich definiert.

Die Gehbehinderung wurde vor und nach Temporärer Epiphysiodese beurteilt,

welche Behinderung besteht und inwiefern sich diese nach dem Eingriff

verbessert oder verschlechtert hat. Die Kniegelenksfunktion wurde anhand der

Neutral – Null - Methode bewertet und anhand von Scores, die Bewegungen

aus dem Alltag erfassen, beurteilt.

Tabelle 10: Gehbehinderung vor und nach der Operation

Ja

Nein

Vor der Operation

7 26

Nach der Operation

4 29

Grafik 10: Gehbehinderung vor und nach der Operation

82

0

5

10

15

20

25

30

Ja Nein

Vor der OperationNach der Operation

2. Veränderung der Gehbehinderung

Dabei verbesserte sich die Gehbehinderung bei 2 Patienten, hingegen sie sich

bei 4 Patienten verschlechterte. Bei 2 Patienten blieb sie konstant.

Tabelle 11: Veränderung der Gehbehinderung

Verbesserung

2

Verschlechterung

4

Konstanz

2

Grafik 11: Veränderung der Gehbehinderung Präoperativ wurden bei jeweils 1 Patienten eine eingeschränkte Anteversion von 90°

im rechten Hüftgelenk, eine Kniebeugehemmung im linken Knie, eine deutliche

Innenrotation beider Fußgelenke und eine Flexionshemmung von 100° im linken

Hüftgelenk dokumentiert.

Postoperativ konnte während der Untersuchung bei 4 Patienten eine Innenrotation im

Kniegelenk beidseits, eine Dorsalflexionshemmung im linken Fußgelenk, eine

83

25% 25%

50%

Verbesserung

Verschlechterung

Konstant

Flexionshemmung des linken Kniegelenkes von 100 ° und eine Streckhemmung im

linken Kniegelenk von 10°.

3. Postoperative Belastbarkeit bei alltäglichen Funktionen

Postoperativ wurde anhand von Scores [55] die Belastbarkeit der Kniegelenke

beurteilt. Zur Bewertung werden Aktivitäten aus dem täglichen Leben

beurteilt.

Tabelle 12: Postoperative Belastbarkeit bei alltäglichen Funktionen

Keine Einschränk-

ung

Leicht eingeschränkt

Stark eingeschränkt

Nicht möglich

Treppen- Steigen

31 1 1 0

Drehun- Gen

28 5 0 0

Gehen

30 3 0 0

Laufen

27 6 0 0

Springen

31 2 0 0

Hocken

22 10 1 0

84

Grafik 12: Belastbarkeit bei alltäglichen Funktione

85

0

5

10

15

20

25

30

35

Treppe

nsteig

en

Drehung

enGehe

nLau

fen

Springen

Hocken

Keine Einschränkung

Leicht eingeschränkt

Stark eingeschränkt

V.6 Auswertung der Scores 1.Score nach Ranawat und Shine:

Tabelle 14: Ergebnisse der Scores

Bewertung

ausgezeichnet

gut

mittelmäßig

schlecht

Anzahl

der Patienten

29

2

1

1

2. Der modifizierte Score nach Cincinnati A :

Tabelle 15: Ergebnisse der Scores

Beschreibung der

Kniefunktion

Anzahl der Patienten

Knie normal

13

Gemäßigte(r) Arbeiten/Sport

16

Leichte Arbeiten/Sport

3

Aktivitäten des tägl.

Lebens

0

Gemäßigte Symptome

0

Schwere Symptome

1

86

3. Der modifizierter Score nach Cincinnati B

Tabelle 16: Ergebnisse der Scores

Bewertung

sehr gut

gut

mäßig

schlecht

Anzahl

der Patienten

26

4

2

1

4. Aktivitätsscore nach Tegener:

Tabelle 17: Ergebnisse der Scores

Anzahl der Patien- ten

Aktivitätslevel in 11 Abstufungen

0

Krankschreibung, Behindertenpension

0

Sitzende Tätigkeiten, Spaziergänge möglich

0

Leichte Arbeit, Spaziergänge auf unebener Fläche möglich

1

Leichte Arbeit: Leistungs-Freizeitsport, Schwimmen, Waldspaziergang

2

Mittelschwere Arbeit, Freizeitsport

10

Schwere Arbeit, Leistungs-/Konkurrenzsport: Fahrradfahren, Skilanglauf

10

Freizeitsport mind. 5 mal pro Woche

5

Leistungs-/Konkurrenzsport:Tennis, Leichtahletik (Laufen), Motorcross

2

Leistungs-/Konkurrenzsport: Squash, Badminton, Leichtathletik(Springen)

2

Leistungs-/Konkurrenzsport: Fußball, Eishockey (schwächere Mannschaften)

1

Leistungs-/Konkurrenzsport: Fußball- nationale und internationale Elite

88

V.7 Beinlängendifferenzen

Während der Untersuchung wurde die Beinlänge mit einem Maßband bestimmt. Es

wurde von der Spina iliaca superior anterior bis zum Malleolus medialis gemessen:

12 Patienten haben keine Beinlängendifferenzen, 6 Patienten weisen einen

Unterschied von 0,5 cm, 9 Patienten einen von 1 cm, 3 Patienten einen von 1,5 cm

und 1 Patient einen Differenz von 2 cm auf. Bei 2 Patienten, die an einem Klipple –

Trenaunay – Weber - Syndrom leiden, konnte eine Beinlängendifferenz von je 3 cm

gemessen werden. Die beiden Patienten, die mit einer einseitigen Klammerung

versorgt wurden, hatten beide eine Beinlängendifferenz von 0,5 cm.

Tabelle 18: Beinlängendifferenzen

Beinlän-

Gendifferenz [cm]

0

0, 5

1

1,5

2

3

Patienten-

anzahl

12

6

9

3

1

2

Grafik 17: Beinlängendifferenzen

89

1 8 %2 7 %

9 %3 % 6 %

3 7 %

0 c m

0 , 5 c m

1 c m

1,5 cm

2 c m

3 c m

V.8 Muskelumfangdifferenz

Bei allen Patienten wurde mit Hilfe eines Maßbandes der Muskelumfang 15 cm

proximal und 15 cm distal des Gelenkspaltes festgehalten, um eventuelle Schonung

aufgrund eines Knorpel - oder Bandschadens eines Beines festzustellen. Die stärkste

Differenz betraf eine Patientin mit Klipple –Trenaunay – Weber - Syndrom mit

einem Umpfangsunterschied von 3 cm unterhalb und 2,5 cm oberhalb des

Kniegelenkspaltes.

Tabelle 18: Muskelumfangdifferenzen

Cm

0

0,5

1

1,5

2

2,5

3

Proximal

15

6

8

1

2

1

0

Distal

15

3

13

1

0

0

1

Grafik 18: Muskelumfangdifferenzen

90

02468

10121416

0 cm

0,5 cm 1 c

m1,5

cm 2 cm

2,5 cm 3 c

m

proximal

distal

V.9 Sekundärdeformitäten

Durch die Achsenabweichung sind postoperativ bei 10 Patienten Senk - Spreizfüße,

bei je 1 Patient Sichel- und Krallenfuß bedingt. 3 Patienten mit einer X-Bein-

Abweichung erlitten prä- und postoperativ zum Teil schon häufiger eine

Patellaluxation. 5 Patienten haben postoperativ einen Beckenschiefstand, der aber

nicht über 2 cm hinausreicht. 2 Patienten leiden an einer leichten Skoliose im

thorakolumbalen Abschnitt der Wirbelsäule. Bei 1 Patientin war die Skoliose bereits

vor der Operation , bei der anderen Patientin postoperativ festgestellt worden. Bei 4

Patienten war nach der Operation eine deutliche Überstreckbarkeit anderer Gelenke

zu erfassen.

Tabelle 19: Sekundärdeformitäten

Senk-Spreizfuß 10

Sichelfuß 1

Krallenfuß 1

Patellaluxation 3

Beckenschiefstand 5

Skoliose 2

Überstreckbare Gelenke 4

Grafik 19: Sekundärdeformitäten

91

27%

3%

3%8%14%6%

11%

28%

Senk-Spreizfuß

Sichelfuß

Krall fuß

Patellaluxation

Beckenschiefstand

Skoliose

ÜberstreckbareGelenkekeine

V.10 Korrekturergebnis der Temporären Epiphysiodese

1. Die Korrekturergebnisse werden nach Alter bei Operation und Geschlecht

angegeben.Eine starke Überkorrektur ist definiert als Überkorrektur von mehr als

5° Grad.

Tabelle 19: Alter bei Operation: 6 Jahre

Physiologische Achse erreicht

Unvollständige Korrektur

Starke Überkorrektur

männlich

0

0

0

weiblich

0

0

1

Tabelle 20: Alter bei Operation: 9 Jahre

Physiologische Achse erreicht

Unvollständige Korrktur

Starke Überkorrektur

männlich

0

0

0

weiblich

1

0

0

92

Tabelle 21: Alter bei Operation: 11 Jahre

Physiologische Achse erreicht

Unvollständige Korrektur

Starke Überkorrektur

männlich

2

0

0

weiblich

2

0

1

Tabelle 22: Alter bei Operation: 12 Jahre

Physiologische Achse erreicht

Unvollständige Korrektur

Starke Überkorrektur

männlich

2

0

0

weiblich

2

1

0

Tabelle 23: Alter bei Operation: 13 Jahre

Physiologische Achse erreicht

Unvollständige Korrektur

Starke Überkorrektur

männlich

5

0

0

weiblich

1

0

0

93

Tabelle 24: Alter bei Operation: 14 Jahre

Physiologische Achse erreicht

Unvollständige Korrektur

Starke Überkorrektur

männlich

5 3 0

weiblich

1

1

0

Tabelle 25: Alter bei Operation: 15 Jahre

Physiologische Achse erreicht

Unvollständige Korrektur

Starke Überkorrektur

männlich

1

0

0

weiblich

0

1

0

Tabelle 25: Alter bei Operation: 16 Jahre

Physiologische Achse erreicht

Unvollständige Korrektur

Starke Überkorrektur

Männlich

0

3

0

Weiblich

0

0

0

94

2. Korrekturergebnis operationsalter - und geschlechtsunabhängig

Tabelle 26: Korrekturergebnisse

Physiologische Achse erreicht

Unvollständige Korrektur Starke Überkorrektur

22

9

2

Grafik 20: Korrekturergebnisse

95

67%

27%6%

PhysiologischeAchse erreicht

Korrektur erfolgt,ohne physiol. Achsezu erreichen

StarkeÜberkorrektur

2. Korrekturverlust

Der Korrekturverlust ist definiert als Differenz des klinisch gemessenen

Intermaleolar- bzw. Interkondylarabstandes und des klinisch gemessenen Wertes, der

nach Entfernung der Klammern angegeben wurde.

Tabelle 26 a: Korrekturverlust nach X Jahren nach der Temporären Epiphysiodese

Korrekturverlust

Nachuntersuchung

nach:

0-2 cm 2-4 cm > 4 cm

1-2 Jahren

8 3 0

2-4 Jahren

2 4 1

4-6 Jahren

2 4 2

6-10 Jahren

1 5 1

Grafik 20 a: Korrekturverlust X Jahre nach der Temporären Epiphysiodese

96

8

0

2

1

2

4

2

1

1

1-2 Jah

ren

2-4 Jah

ren

4-6 Ja

hren

6-10 Ja

hren

Korrekturverlust > 4cm

Korrekturverlust 2-4cm

Korrekturverlust 0-2cm

V.12 Operationskomplikationen

Postoperativ gab es innerhalb der untersuchten Gruppe insgesamt 9 Komplikationen.

Bei zwei Patienten mußte eine erneute Klammerung durchgeführt werden, da sich

die Klammern gelöst hatten.

Ein Mal wurden die Klammern zu früh entfernt, und eine Reepiphysiodese war nötig,

um die bereits erreichte Korrektur zu erhalten. Die Entfernung der Klammern gegen

den Rat des behandelnden Arztes geschah auf ausdrücklichen Wunsch der Eltern des

Patienten, die beabsichtigten in ihr Heimatland zurück zu kehren. Der Junge war zu

diesem Zeitpukt 13 Jahre alt.

Bei einer Patientin kam es zu einer starken Überkorrektur, die sich nicht wieder

korrigierte, die eine Osteotomie nach Wachstumsabschluß erforderlich machte.

Ein Patient hatte Wundheilungsstörungen, welche eine starke Narbenbildung zur

Folge hatten.

Bei einem Patienten kam es zu einem starken Hämatom, welches punktiert werden

mußte.

Ein Mal verblieb ein Klammerzapfen intraossär, der aber keine Beschwerden

machte und nicht entfernt werden mußte.

3 Patienten klagten über eine Hypästhesie des Versorgungsgebietes des Ramus

infrapatellaris N. sapheni.

Tabelle 27: Komplikationen

Komplikationen

Anzahl

Lockerung der Klammern mit nachfolgender Operation

2

Hämatom

1

Wundheilungsstörung

1

Klammerzapfen intraosseär ohne nachfolgende Operation

1

Hyästhesie

4

Überkorrektur mit nachfolgender Osteotomie

1

Reepiphysiodese

1

Keine

22

Grafik 21: Prozentuale Verteilung der Komplikationen

98

6%

3%

3%

3%

12%

3%

3%67%

Lockerung der Klammern

Hämatom

Wundheilungsstörung

Klammerzapfen intraosseär

Hyästhesie

Überkorrektur mitnachfolgender Osteotomie

Reepiphysiodese

Tabelle 27a: Komplikationen innerhalb der Altersgruppe

OP mit 6-10 Jahre

OP mit 10-12 Jahre

OP mit 12-14 Jahre

OP mit 14-16 Jahre

Lockerung der Klammern mit nachfolgender Operation

1 0 1 0

Hämatom

0 1 0 0

Wundheilungsstörung

0 1 0 0

Klammerzapfen intraossär ohne nachfolgend Operation

0

0

1

0

Hypästhesie

2 0 1 1

Überkorrektur mit nachfolgender Operation

1

0

0

0

Reepiphysiodese

0 1 0 0

99

V.13 Subjektive Zufriedenheit

Auf die Frage nach der Zufriedenheit mit dem Operationsergebnis zeigte sich,

daß 17 Patienten sehr zufrieden waren, 14 Patienten antworteten, daß sie weder

eine Verbesserung noch eine Verschlechterung festgestellt hätten.

2 Patienten waren deutlich unzufrieden und würden diesen Eingriff nicht

wiederholen.

1 Patientin ist bereits mit 6 Jahren an den Epiphysenfugen aufgrund einer starken X –

Beinstellung beidseits geklammert worden. Es wurde eine starke Überkorrektur

abgewartet, die nach Wachstumsschluß durch eine Osteotomie korrigiert werden

mußte.

Der andere Patient litt an sehr starker Narbenbildung aufgrund einer

Wundheilungsstörung, was er kosmetisch als stark störend empfand.

Tabelle 28: Subjektive Zufriedenheit mit dem Operationsergebnis

Zufrieden

18

Nicht zufrieden

2

Neutral

13

Grafik 22: Subjektive Zufriedenheit mit dem Operationsergebnis

100

53%

6%

41%Zufrieden

Nicht zufriedend

Neutral

VI Diskussion und kritische Beurteilung der Ergebnisse

Häufig ist die Ursache für die Störung der Normalentwicklung, die zu einer

pathologischen X– oder O–Beinstellung führt, nicht bekannt [59].

Unter unserem Patientenkollektiv befanden sich 18 Patienten (54,5%), bei denen

weder eine Grunderkrankung noch eine familiäre Disposition bekannt waren.

Auch darf nicht übersehen werden, daß sowohl X–Bein–Familien als auch O–Bein–

Familien bekannt sind, bei denen diese Variationen als konstitionelle Normaltypen

angesehen werden können . Die Weiterbildung des idiopathischen X– oder O–

Beines hängt also eng mit fehlgeleiteten Wachstumsvorgängen zusammen [19].

Eine familiäre Disposition war bei unseren Patienten deutlich festzustellen.

Insgesamt gaben 11 Patienten (33%) in ihrem Annamnesebogen an, daß Vater

oder/und Mutter ebenfalls an einer Achsenabweichung der unteren Extremität leiden.

Leider konnte nicht differenziert werden, ob vermehrt das männliche oder weibliche

Geschlecht diese Achsendeformität vererben.

Bei 3 Patienten (9,2%) war annamnestisch eine Grunderkrankung bekannt, die häufig

zu Achsenabweichungen und Beckenschiefstand führen. Zwei Patienten leiden unter

dem Klippel–Trenaunay–Weber–Syndrom, ein Patient hat Multiple Kartilaginäre

Exostosen.

Zwei Fehlentwicklungen im Skelett des wachsenden Kindes lassen sich durch die

Epiphysiodese korregieren. Dies ist einerseits die Beinlängendifferenz, anderseits

Fehlstellungen im Sinne des Genu valgus oder varus [58]. Während

Beinlängendifferenzen bis zu 0,5 cm keiner Behandlung bedürfen und ab etwa 0,5

cm bis zu 4 cm ohne weiteres mit Schuheinlagen versorgt werden können, empfiehlt

es sich, ab etwa 4 cm operativ vorzugehen [26].

Bei einer starken Valgus- bzw. Varusabweichung zum Schluß der ersten

Pubertätsphase ist davon auszugehen, daß sich diese nicht voll ausgleicht. Als

Indikation zur Klammerung wird ein X– bzw. O-Bein von mehr als 16 Grad

101

im Stehen bei Jugendlichen ab 12 Jahren angegeben [Baumgartl 1982] [49].

Es besteht ein weitgehender Konsens darüber, daß die Planung und der Zeitpunkt der

Klammerung und die postoperative Kontrolle sehr wichtig sind [55, 52].

Allerdings differieren die Meinungen über das Mindestalter bei der Epiphysiodese.

Nach J.R. Kasser und H. Zilch sollte die temporäre Epiphysiodese nach Blount nicht

unbedingt vor dem 10. Lebensjahr durchgeführt werden, da die Vorhersage des

Restwachstums zu ungenau ist. Starke Achsenabweichungen sollten bei jüngeren

Patienten besser mit einer supra– bzw. infrakondylären Osteotomie ,

Kirschnerdrähten und Gibsverbänden versorgt werden. Doch sind diese Verfahren

oft komplizierter durchzuführen und komplikationsreicher [27, 59].

Wegen Unsicherheitsfaktoren der prognostischen Beurteilung von Achsen-

abeichungen geben Morscher [1967] und Müller [1962] sowie Meurer [1885] ein

Alter unter 10 Jahren bei Jungen und ein Alter unter 8 Jahren bei Mädchen sogar als

Kontraindikation zur Epiphysiodese an [49].

Ch. Mielke hingegen berichtete in einer Studie über 22 Kinder mit einem

Durchschnittsalter von 6 Jahren und 4 Monaten zum Zeitpunkt der Operation . Die

Ergebnisse waren äußerst zufriedenstellend. Die mechanische Achse verbesserte sich

bei allen Patienten. In keinem Fall konnte ein frühzeitiger Epiphysenschluß

festgestellt werden. Die oben beschrieben Kirschnerdrähte scheinen seiner Erfahrung

nach der Wachstumskraft nicht standhalten zu können [34].

Wanhivenhaus berichtet wiederum, daß der Zeitpunkt der Epiphysiodese in allen

Fällen so gewählt sein sollte, daß die Klammern über den Wachstumsschluß hinaus

verbleiben könne, da die Planung gegen Wachstumsende korrekter ist. In seiner

Studie kam es in einem Fall durch die hohen Kompressionsspannungen durch die

Klammerung zu einem vorzeitigem Epiphysenschluß. Diese Komplikation bestätigte

ihn, den Eingriff gegen Wachstumsende zu planen [58].

J.R. Kasser und R. Jenkins berichten, daß eine Wachstumsprognose und damit der

geeignete Zeitpunkt für die Klammerung nur dann korrekt sind, wenn

chronologisches Alter und Skelettalter übereinstimmen. Die größten Fehler in der

102

Wachstumsbestimmung umfassen die Vorhersagen des Längenwachstums der

Kinder, bei denen das chronologische Alter und das Skelettalter mehr als 1 Jahr

auseinander liegen [27].

Die in dieser retrospektiven Arbeit untersuchten Mädchen haben ein

Durchschnittsalter von 11 Jahren und 5 Monaten, von denen zwei unterhalb des

diskutierten 10. Lebensjahres operiert worden sind. Die Jungen waren zum Zeitpunkt

der Operation durchschnittlich 13 Jahre und 8 Monate.

Eine Patientin wurde mit 9 Jahren und 6 Monaten operiert. Sie hatte präoperativ ein

genu valgum beidseits mit einem Intermalleolarabstand von 15 cm. Die Klammerung

mußte aufgrund einer Lockerung nach 5 Monaten wiederholt werden. Es wurde eine

leichte Überkorrektur im Sinne eines Genu varus abgewartet, woraufhin die

Klammern nach 12 Monaten entfernt wurden. Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung,

7 Jahre nach Entfernung der Klammern, beträgt der intermalleoläre Abstand 4 cm.

Die Patientin war mit dem Korrekturergebnis zufrieden und gab Beschwerdefreiheit

an.

Die zweite Patientin war bei der Operation 7 Jahre alt und litt ebenfalls an einem

Genu valgum beidseits mit einem Intermalleolarabstand von 20 cm. Es wurde eine

starke Überkorrektur abgewartet, woraufhin dann der interkondyläre Abstand 20 cm

betrug. Dann wurden im Alter von 10 Jahren die medialen Anteile der

Epiphysenfugen auf beiden Seiten geklammert, um das nun entstandene O – Bein

einer physiologischen Achse anzugleichen. Hier gelang nur noch eine Korrektur von

4 cm, da die Epiphysenfugen der inzwischen 11 ½ jährigen Patientin geschlossen

waren. Die Patientin unterzog sich 1999 am rechten Bein und 2000 am linken einer

Umstellungsosteotomie. Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung lag ein

Interkondylarabstand von 2 cm vor. Sowohl die Patientin als auch ihre Mutter waren

mit dem Verlauf der Therapie sehr unzufrieden. Die zum Zeitpunkt der

Nachuntersuchung 17 jährige Patientin ist 157 cm groß. Ihre Eltern sind mit 172 cm

(Mutter) und 187 cm (Vater) deutlich größer.

Es wird deutlich, daß 50% der Komplikationen, die mit einer weiteren Operation

verbunden sind, auf die Altersgruppe der unter 10 Jahre alten Kinder fällt, so daß

anzunehmen ist, daß eine zu früh durchgeführte Temporäre Epiphysiodese nicht zu

optimalen Ergebnissen führt.

103

In der Literatur wird ein leichte Überkorrektur empfohlen, um einen

kompensatorischen Wachstumsschub der betroffenen Seite nach Klammerentfernung

abzufangen [49]. Die starke Überkorrektur bei der letzteren Patientin ist kritisch zu

beurteilen. In der Literatur befinden sich kein Hinweise, die eine solche Korrektur

rechtfertigen.

F. Grill bechreibt, daß Beinlängendifferenzen und Achsendeformitäten unhabhangig

von ihrer Ursache zu schmerzhaften Sekundärdeformitäten im Bereich der unteren

Extremität und der Wirbelsäule führen können. Es können Skoliosen,

Beckenverwringungen, frühzeitige Gonarthrosen und Fußdeformitäten auftreten [26].

Auffallend ist die Tatsache, daß die Kinder, die an einem idiopathischen oder

familiär dispositionierten X – oder O – Bein leiden, anfangs nur in seltene Fällen

über subjektive Beschwerden klagen. Sie werden meist auf Veranlassung von Eltern

oder Hausärzten dem Orthopäden zur Untersuchung vorgestellt [25].

Dies zeigt sich deutlich in der Auswertung der Annamnesbögen. Vor der

Operation gaben bei leichter Belastung lediglich 5 Patienten (15%) Schmerzen an.

Postoperativ klagen noch 2 Patienten (6%) über Schmerzen.

Einer dieser Patienten ist ein Mädchen, die unter einem Morbus Ollier, der am rechte

Kniegelenk lokalisiert ist. Sie gibt eine beschwerdefreie Gehstrecke weniger als 1 km

an, ist vom Schulsport befreit und wird täglich von den Eltern zur Schule gebracht.

Sie gibt an, daß die Schmerzen im rechte Hüft – und Kniegelenk besonders stark

sind. Die Muskeldifferenz im Vergleich zum linken Bein betrifft 1,5 cm 15 cm distal

und cranial des Kniegelenkspaltes, so daß eine Schonung des rechten Beines

angenommen werden kann. Die stärksten Muskeldifferenzen könne bei den beiden

Patientinnen festgestellt werden, die an dem Klippel – Trenaunay – Weber –

Syndrom leiden. Diese betrugen bis zu 3 cm am Unterschenkel im Vergleich zu der

nicht betroffenen Extremität.

Der andere Patient gibt die Schmerzen hauptsächlich beim Hocken und

Treppensteigen nach schon wenigen Stufen an. Er sagt, daß er am Schulsport gut

teilnehmen kann, wenn er starke Beugungen im Knie vermeidet.

Bei starker Belastung klagten nach der Operation 4 Patienten (12%), wobei diese

hauptsächlich im Kniebereich bei starken Hockübungen, beim schnellen

104

Laufen über 1000 m und bei Drehungen lokalisiert sind. Dennoch können auch diese

Kinder am Schulsport teilnehmen und treiben zum Teil auch privat Sport.

Insgesamt kann festgestellt werden, daß sich die Schmerzen bei leichter und starker

Belastung nach der Operation bei 22 Patienten (92 %) verbessert haben. Bei der

Patientin, die unter einem Morbus Ollier leidet, hat die Schmerzsymptomatik

zugenommen. Bei dieser Patientin war eine Korrektur durch die Temporäre

Epiphysiodese nicht zu erreichen.

10 Patienten (30 %) geben an, daß sie leichte Beschwerden beim Hocken hätten.6

Patienten (18 %) sind bei langen Laufstrecken und 5 Patienten (15 %) bei starken

Drehungen leicht eingeschränkt. Diese Einschränkungen sind nach den Aussagen

der meisten Patienten wenig relevant, so daß in der Gesamtbewertung nach dem

Score von Ranwawat und Shine 30 Patienten

(90 %) eine ausgezeichnete Kniegelenksfunktion haben. So ist es möglich, daß 27

Kinder und jungen Erwachsenen (82 %) ohne größere Einschränkungen am

Schulsport und/oder Freizeitsport teilnehmen können. 4 Kinder (12 %) sind

Leistungssportler in Fußball - und Leichtathletikvereinen. Ein Junge ist

Extremsportler. Lediglich 1 Patientin ist aufgrund ihrer Grunderkrankung nicht in der

Lage Sport zu machen.

Es zeigt sich aber, daß die Schmerzangaben bei den Patienten, die 4-10 Jahre nach

Entfernung der Klammern untersucht worden sind, häufiger sind als im 1.-5. Jahr.

Die oben genannten Sekundärdeformäten sind auch bei diesem Patientenkollektiv zu

beobachten.

10 Kinder (30 %) haben Senk – Spreiz – Füße, von denen 85 % bei der X -

Beindeformität vorkommen. Ein Beckenschiefstand kann bei 5 Kindern (15 %)

festgestellt werden, die alle eine Beinlängendifferenz von mehr als 1, 5 cm haben. 2

Patienten (6 %) leiden an einer leichten Skoliose im Bereich der Lendenwirbelsäule.

Beide weisen eine Beinlängendifferenz von 3 cm auf.

Als Gehbehinderung wird eine durch Bewegungseinschränkung bedingtes Streck –

oder Beugedefitzit sowie Rotationsfehler im Bewegungsbild im Fuß -, Knie – und

Hüftgelenksbereich definiert.

105

Bei 4 Patienten (12 %) ist postoperativ eine Gehbehinderung festzustellen.

2 Patienten haben eine Bewegungseinschränkung im Kniegelnek. Ein Patient kann

seit der Klammerung sein linkes Kniegelenk nur noch 100° beugen. Dieser treibt

jedoch Leistungssport und nahm vor 2 Jahren an der Jugendeuropameisterschaft im

Judo teil. Er gibt an, keine Beschwerden zu haben.

Die Patientin mit Morbus Ollier leidet an einer Streckhemmung im Kniegelenk von

10°.

Bei 2 Patienten zeigte sich ungefähr ein ½ Jahr nach der Klammerung eine deutliche

Innenrotation im Kniegelenk, welche das Gangbild auffällig beeinflussen und sich

bisher (3 Jahre nach der Operation) nicht korregiert hat . Diese beiden Patienten

geben keine Beschwerden an.

Man kann festhalten, daß sich innerhalb dieses Patientenkollektives nach der

Temporären Epiphysiodese bei 3 Patienten ( 9 %) eine Gehbehinderung ausgebildet

hat, die bisher keine subjektiven Einschränkungen und bei 1 Patienten sich diese

verschlechtert hat. Es muß jedoch kritisch beurteilt werden, daß die Spätschäden

einer solchen Innenrotation bzw. Flexions – oder Beugehemmung in diesem

Zeitraum – der durchschnittliche Zeitraum zwischen Operation und

Nachuntersuchung dieser Patienten war 4 ½ Jahre – nicht gut beurteilt werden

können, auch wenn zu diesem Zeitpunkt eine Beschwerdefreiheit angegeben wird.

Knop [1987] fand bei einer Nachuntersuchung 6 ½ Jahre nach radiologischen und

klinischen Kriterien in der Mehrzahl am operierten Bein irreversible Schädigungen

der Kniegelenke [49].

Vor der Operation waren bei 5 Patienten (15 %) eine Instabilität im Kniegelenk

bekannt. Es waren 1 dekompensierte, komplexe Instabilität und 3 kompensierte,

einfache Instabilitäten. Postoperativ hatten 6 Patienten (18 %) ein instabiles

Kniegelenk. Die beiden zusätzlichen Patienten leiden an einer dekompensierten,

einfachen Instabilität und an einer kompensierten, einfachen Instabiliät. Eine

dekompensierte, komplexe Instabilität war nicht festzustellen.

27 Patienten (82 %) haben stabile Kniegelenke.

106

Durch die Klammerung wurde versucht eine physiologische Achse im Sinne eines

leichte X – Beines zu erreichen.

Der mittlere Intermalleolarabstand beim Genu valgum vor der Operation betrug 14,5

cm. Er variierte von 8 cm bis 20 cm. Direkt nach der Entfernung der Klammern

betrug dieser 2,5 cm (von 0 cm –7 cm). Der mittlere Interkondylarabstand beim

Genu varum lag vor der Temporären Epiphysiodese bei 13 cm (von 9 cm – 20cm).

Nach der Entfernung konnte ein Abstand von durchschnittlich 2,1 cm gemessen

werden (von 0 cm – 4 cm).

Bei den Kinder, die in dem Zeitraum von 1-2 Jahren nach Entfernung der Klammern

untersucht wurden lag der Korrekturverlust bei durchschnittlich 2,3 cm, nach 2-4

Jahren lag er bei durchschnittlich bei 4,4 cm. Nach 4-6 und 6- 10 Jahren blieb der

durchschnittliche Korrekturverlust von 4,2 cm gleich.

Es konnte festgestellt werden, daß das Korrekturergebnis in den ersten 1-2 Jahren

nach der Klammerentfernung äußerst zufriedenstellend war, und die physiologische

Achse bei 82 % der Kinder erreicht wurde.

In dieser Studie betrug der mittlere Zeitraum zwischen Klammerentfernung und

Operation 5 Jahre und 2 Monate. Nach dieser Zeitspanne zeigt sich, daß die

gewünschte physiologische Achse nur noch bei 22 der 33 Patienten (67 %) erhalten

war. Bei 9 Kinder (27 %) erfolgte eine Korrektur, ohne das leichte X – Bein zu

erreichen. Hier muß hinzugefügt werden, daß die Deformität bei 2 dieser Kinder

äußerst stark entwickelt war, und ein Annähern an die physiologische Achse in

einem Fall schon eine deutliche Verbesserung ergab. Bei der anderen Patientin war

keine Korrektur zu erreichen. Diese leidet an einem Morbus Ollier. 3 Jungen wurden

gegen Ende des 16. Lebensjahren und 1 Mädchen gegen Ende des 15. Lebensjahres

operiert. Bei diese 4 Kindern konnte keine vollständige Korrektur mehr erreicht

werden. Es ist anzunehmen, daß die Epiphysenfugen schon fast geschlossen waren,

und daher das Restwachstum zu gering war. Bei 2 Jungen und 1 Mädchen, alle 14

Jahre alt, kam es nach Entfernung der Klammern zu einem Wachstumsschub, so daß

sich die Achsendeformität wieder ausbildete, allerdings nicht so stark wie vor der

Epiphysiodese.

107

Insgesamt sind 31 Patienten (93 %) mit dem Ergebnis zufrieden oder geben an,

weder Vorteile noch Nachteile durch diese Operation zu haben. 2 Patienten

(6%) waren mit dem Ergebnis der Korrektur nicht einverstanden.

Es konnten insgesamt 55 Patienten eruriert werden, die in dem Zeitraum vom 1989

bis 1999 operiert wurden. Davon konnten lediglich 33 Patienten (60%)

nachuntersucht werden. Die ist nicht ungewöhnlich, da es sich bei diesem

Patientenkollektiv um junge Familien, Jungendliche und junge Erwachsene handelt,

die aus beruflichen Gründe oder wegen einem fernen Studien- bzw.

Ausbildungsplatz verzogen sind.

108

VII Zusammenfassung

In den orthopädischen Kliniken St. Joseph-Hospital in Bochum, St. Anna-Hosipital

in Wanne-Eikel und Städtische Kliniken Dortmund wurden von 1989 bis 1999 bei

55 Patienten eine temporäre Epiphysiodese zur Korrektur von Achsendeformitäten

im Bereich der unteren Extremität durchgeführt. 33 Patienten, davon 22 Jungen und

11 Mädchen konnten in dieser retrospektiven Arbeit untersucht werden. Der

durchschnittlich Zeitraum zwischen der Klammerung und der Nachuntersuchung lag

bei 5,2 Jahre. Bei der Klammerung lag das Durchschnittsalter der Mädchen bei 11,5

Jahren (6 –14 Jahre) der Jungen bei 13,8 Jahren (10 – 16 Jahren). Es wurden

insgesamt 25 Genu valga und 8 Genu vara durch dieses Operationsverfahren

versorgt.

Bei der Nachuntersuchung zeigte sich eine deutliche familiäre Disposition. 11

Patienten (33%) gaben an, daß mindestens ein Elternteil ebenfalls an einer

Achsenabweichung leidet. Bei 3 Patienten (9,1%) war eine Grunderkrankung

bekannt. 2 Patienten leiden an einem Klipple-Trenaunay-Weber-Syndrom, ein

Patient hat multiple kartilärgine Exostosen und eine Patientin leidet an einem Morbus

Ollier am linken Kniegelenk. Bei den übrigen 19 Patienten (58%) war keine

verantwortliche Grunderkrankung für die Achsenabweichung bekannt.

Bei leichter Belastung klagten präoperativ 5 Patienten (15%) bei schwerer Belastung

19 Patienten (58%) über Schmerzen in den Kniegelenken. Nach der Operation hatten

bei leichte Belastung 2 Patienten (6%) bei starker Belastung 4 Patienten (12%)

Schmerzen. 22 Patienten (67%) gaben an, daß sich die Schmerzsituation direkt nach

der Operation verbessert habe. Bei je einem Patient (3%) war die Schmerzsituation

konstant bzw. hat sich verschlechtert. Es war jedoch festzustellen, daß in dem

Zeitraum 4-10 Jahre nach der Klammerentfernung häufiger Schmerzen angegeben

wurden.

Vor der temporären Epiphysiodese konnte bei 4 Patienten (12%) eine Instabilität des

Kniegelenkes im Sinne einer Aufklappbarkeit (3 Patienten, 10%) bzw. einer

Schublade (1 Patient, 3%) festgestellt werden. Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung

109

konnte bei 6 Patienten (18%) eine Instabilität dokumentiert werden, davon waren 4

Kniegelenke (12%) kompensiert, einfach instabil, 1 Gelenk (3%) dekompensiert,

einfach instabil und 1 Gelenk (3%) kompensiert, einfach instabil. Ein

Stabilitätsverlust im Laufe mehrerer Jahre war dabei nicht zu erkennen.

Eine Gehbehinderung- definiert als Streck- Beugedefizit sowie Rotationsfehler im

Bewegungsbild im Hüft-, Knie-, Fußbereich – war präoperativ bei 7 Patienten (21%)

und postoperativ bei 4 Patienten (12%) aufgefallen. Bei 2 Patienten (6%) hat sich die

Gehbehinderung verbessert, bei 4 Patienten (12%) verschlechtert und bei ebenfalls 2

Patienten (6%) ist sie konstant geblieben. Doch sind bis auf 1 Patientin, die an einem

Morbus Ollier leidet, alle Patienten in der Lage am Schulsport teilzunehmen und

auch privat sportlich aktiv zu sein.

Die Patienten gaben an, daß besonders das Hocken Beschwerden bereiten würde. 10

Patienten (30%) konnten diese Position nur eingeschränkt einnehmen. Ebenfalls bei

langem Laufen und schnellen Drehungen gaben die Patienten Schmerzen an.

Beinlängen- und Muskelumfangdifferenzen fielen besonder bei den Patienten auf,

die an einem Klippel-Trenaunay-Weber-Syndrom und an dem Morbus Ollier leiden.

Es konnte häufig (bei 10 Kinder, 30%) festgestellt werden, daß viele Kinder sowohl

zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung als auch vor der Operation eine Senk-

Spreizfuß haben.

Insgesamt konnte durch die Klammerung der Epiphysenfugen im Kniegelnksbereich

bei 22 Patienten (67%) eine physiologische Achse erreicht werden. Bei 9 Patienten

(27%) wurde die Achse verbessert, ohne die physiologische Achse zu erreichen. Bei

2 Patienten (6%) war eine es zu einer starken Überkorrektur gekommen. Die

stärksten Abweichungen von der durch die Klammerung gewonnen Korrektur konnte

bei den Patienten festgehalten werden, die 4-10 Jahre nach der Klammerentfernung

nachuntersucht wurden. Hier betrug der Korrekturverlust bei 12 Patienten (36%)

mehr als 2 cm.

110

Die Komplikationen, die durch eine weitere Operation (Reepiphysiodese,

Umstellungsosteotomie, Lockerung der Klammern) behandelt werden mußte, traten

häufig bei den unter 10 jährigen Kindern auf. Anderen Komplikationen (bei 7

Patienten, 21%) wie Hämatome, Wundheilungsstörungen, intraosseär verbliebende

Klammerzapfen und Hypästhesie konnten gut konservativ behandelt werden bzw.

wurden nicht als störend empfunden.

Insgesamt waren 18 Patienten (53%) mit dem Therapieergebnis sehr zufrieden, 13

Patienten (40%) sahen in der Behandlung weder Vor- noch Nachteil, und 22

Patienten (6%) waren mit der Behandlungsmethode sehr unzufrieden.

111

Dank

Mein Dank gilt vor allem meinen Eltern, die mir durch ihre Unterstützung das

Hochschulstudium und diese Arbeit ermöglicht haben.

Vielen Dank auch an Prof. Dr. med. J. Grifka für die Erstellung des Themas und die

freundliche Unterstützung.

Großen Dank bin ich Dr. med. S. Seitz verpflichtet, der mir als Ansprechpartner und

Betreuer sehr geholfen hat.

Für die Durchsicht meiner Arbeit möchte ich mich bei O. Höffken und C. Schreiner

bedanken.

Vielen Dank auch an meinen Bruder Christian Monsé für die Unterstützung und

Hilfe.

Auch Dr. med. K. Buckup für die Betreuung in den Städtischen Kliniken in

Dortmund bin ich dankbar.

Danke Melli, danke Jennifer, danke Stefan

112

VIII Lebenslauf Name: Monsé Vorname: Cornelia Anschrift: Siedlerweg 1A 44799 Bochum Geburtsdatum: 23.08.1976 Geburtsort: Bochum Konfession: römisch katholisch Schullaufbahn: 1983 – 1987 Grundschule Auf dem Alten Kamp 1987 – 1996 Humanistisches Gymnasium Am Ostring Hochschulstudium: seit 1996 Studium der Humanmedizin an der Ruhr-Universität-

Bochum

113

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