Die Wirtschaft 03-2014

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Das Magazin für Bayreuth und die Region Die Wirtschaft Inlineskates von Powerslide: In der Nische Weltklasse Seite 4 Schals von Fraas: Keiner verkauft weltweit mehr Seite 18 Richter Messtechnik: Die messen ganz genau Seite 14 #03.2014

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Magazin für die regionale Wirtschaft. Ausgabe 03-2014

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Das Magazin für Bayreuth und die Region

Die Wirtschaft

Inlineskates von Powerslide: In der Nische WeltklasseSeite 4

Schals von Fraas: Keiner verkauft weltweit mehr Seite 18

Richter Messtechnik: Die messen ganz genau Seite 14

#03.2014

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Die Wirtschaft

Inhaltsverzeichnis

IMPRESSUMSonderveröffentlichung: Die Wirtschaft

Nordbayerischer Kurier GmbH & Co.

Zeitungsverlag KG, Theodor-Schmidt-

Straße 17, 95448 Bayreuth

V.i.S.d.P.: Joachim Braun;

Redaktion: Stefan Schreibelmayer;

Gestaltung: Matthias Schäfer;

Titelfoto: Ronald Wittek; Verantwort-

lich für Anzeigen: Alexander Süß.Seite 9 Seite 18 Seite 21

Inlineskates von Powerslide:In der Nische Weltklasse Seite 4

Energiezellen von Easykraft: Wärmeund Strom aus zwölf Zylindern Seite 7

IBC Solar kombiniert Photovoltaikmit Speichertechnik Seite 9

Auf das richtige Maß kommt es an –Messtechnik Richter Seite 14

V. Fraas beliefert die weite Modeweltmit Millionen Schals Seite 18

Interview: Professor Herz über dieGefahren des billigen Geldes Seite 21

Zwei Jungunternehmer auf der Suchenach dem perfekten Fahrrad Seite 24

Textilien mit Silberfäden sollen beiHautkrankheiten helfen Seite 26

Mediaspro beschallt berühmte Bauwerkeauf der ganzen Welt Seite 28

Hertel Kartonagen: Die packen sogarWeltstars ein Seite 30

Alle bisherigen Ausgaben im Internet unterwww.nordbayerischer-kurier.de/die-wirtschaft

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Die Wirtschaft

In der Nische WeltklassePowerslide macht Inlineskater rasend schnell – Viele Stars der Szene unter Vertrag

E s scheint eine Punktlandung zuwerden. Als die Bindlacher vonPowerslide im Jahr 2011 beim

Innovationspreis des NordbayerischenKuriers und der Sparkasse BayreuthZweite wurden, hofften die Geschäfts-führer Matthias Knoll und Stefan Göhl,den Umsatz binnen drei Jahren um 25Prozent auf 20 Millionen Euro steigernzu können. Jetzt sagen sie, dass sie aufein Rekordjahr zusteuern und mit In-lineskates, Skateboards und der dazu-gehörigen Ausstattung eben diese Mar-ke wohl knacken werden. Das vor dreiJahren brandneue Schuhverschlusssys-tem Virus, das beim Innovationspreisprämiert wurde, trägt dabei heute schon

ein Zehntel zu den Erlösen bei. Nochviel wichtiger für ein gutes Jahr aber istdas Wetter im Frühjahr und im frühenSommer – und das war diesmal gut, derHandel hat ordentlich geordert.

Richtig gut ist Powerslide in der Ni-sche. Natürlich sind auch „normale“ In-lineskates im Programm, preislich geht

es bei 29 Euro für einfache, in Lizenz ge-baute Kindermodelle los – mit der Hoff-nung, hier neue Käuferschichten zu ge-nerieren, die später auch einmal bei derMarke Powerslide zugreifen und dannmehr Geld ausgeben. 79 bis rund 150 Eu-ro kann hier ein Paar im Handel kosten.

Das ist das Brot-und-Butter-Geschäftder Bindlacher, hier belegen sie welt-weit Platz drei hinter den US-Platzhir-schen K2 und Rollerblade. Doch richtigstark, teils sogar Weltmarktführer, sindsie in den Spezialdisziplinen Speedska-ting, Aggressive Skating und Nordic Ska-ting, dem Skilanglauf auf Rollen. Fürdie, die möglichst schnell Rennen be-streiten oder tollkühn über Rampen und

„In der Szene wissensie, dass man weiß,wovon man spricht.“

Matthias Knoll,Powerslide-Geschäftsführer

Die Powerslide-Chefs Stefan Göhl (links) und Matthias Knoll mit Inline- und Nordic-Skate. Fotos: Wittek

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Hindernisse fahren, geht an Powerslideeigentlich kein Weg vorbei. Das gilt fürWelt- und Europameister ebenso wie fürambitionierte Hobbysportler.

Viele der Besten stehen bei Power-slide unter Vertrag. Der Belgier BartSwings etwa, mehrfacher Skate-Welt-und Europameister sowie zweimal Olym-piavierter im Eisschnelllauf in Sotschi.Oder Felix Rijhnen, der als derzeit bes-ter deutscher Speedskater schon Euro-pa-undVizeweltmeisterwar.SolcheStarsbekommen ihre bis zu 1800 Euro teurenSpezialanfertigungen kostenlos, bedan-ken sich aber unter anderem mit wert-vollen Tipps für die Entwickler, die dannwiederum auch den normalen Modellenzugutekommen. Eine aktuelle Innovati-on ist etwa der Wandel bei Speedskatesvon vier zu drei, aber dafür größeren Rol-len. Der Vorteil: Mehr Laufruhe undFahrkomfort, weniger Gewicht, niedri-gerer Schwerpunkt und dadurch dieMöglichkeit zu höherem Tempo.

Der Neuseeländer Scott Arlidge, einstselbst Weltklasseläufer und immer noch

Inhaber des 1000-Meter-Weltrekords,kümmert sich für Powerslide um dieStars. Wobei sich auch GeschäftsführerKnoll nicht verstecken muss. Nach län-gerer Wettkampfpause begann er vor ei-nigen Jahren wieder mit dem Trainingund wurde gerade erst Vizeeuropa-meister in seiner Altersklasse. „Das hilftnatürlich. In der Szene wissen sie, dassman weiß, wovon man spricht“, sagtKnoll, während Mit-GeschäftsführerGöhl grinst, wenn er sagt: „Ich kann zwarskaten, aber ich tu’s nicht.“ Er kümmertsich ja im Unternehmen vorrangig auch„nur“ um die Zahlen.

Vor 20 Jahren haben sich die Beidenzusammengetan und Powerslide ge-gründet, nachdem Knoll schon fünf Jah-re vorher begonnen hatte, auf entspre-chenden Events Skates zu verkaufen:„Quasi aus dem Kofferraum meines Au-tos heraus.“ Das ist heute natürlich ganzanders. Beide haben gut 35 Mitarbeiter,die sich um Entwicklung, Design, Mus-terherstellung, Marketing, Vertrieb undLogistik kümmern, während die Pro-

Auch Skateboards gehören zum Ange-bot von Powerslide.

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duktion bei Partnern in China stattfin-det. „Unter unserer Kontrolle“, wie Knollbetont.

Verkauft wird mittlerweile in über 50Länder mit Schwerpunkt EU, Russland,USA und China. Erst in letzter Zeit ge-lang der Sprung nach Südamerika, in Ar-gentinien, Peru und vor allem Brasilienlaufen die Geschäfte gut. Göhl und Knollführen das vor allem auf die Sport-Groß-ereignisse Fußball-WM 2014 und Olym-pia 2016 zurück.

Aber nicht nur neue Märkte fordernPowerslide. Vor allem der Siegeszug desDistanzhandels, also des Internets, unddie damit verbundenen Veränderungendes Käuferverhaltens erfordern Flexibi-lität. „Man muss überall gelistet sein, vorallem bei den Großen der Branche. Zu-gleich aber müssen wir darauf achten,dass Marke und Preis nicht leiden“, sa-gen die Geschäftsführer. Die Planungenwürden dadurch jedes Jahr schwieriger.

Ebenfalls nicht zu unterschätzen seidie immer höhere Regulierungsdichte.„Natürlich ist Sicherheit bei einem Sport-

gerät oberstes Gebot“, sagt Knoll, abermittlerweile werde es immer umfang-reicher: „Wir geben heute pro Jahr mehrals 100 000 Euro aus, um neue Produk-te zu testen und die für die verschiede-

nen Märkte nötigen Zertifikate zu be-kommen.“ Oder die Vorschrift, jedemProdukt einen umfangreichen „Bei-packzettel“ in allen möglichen Sprachenbeizulegen – egal, ob es sich um einenteuren Inlineskate oder einen Arm-schützer für vielleicht fünf Euro han-delt. „Wie so ein Zettel aussieht, wennsie in über 50 Märkte weltweit liefern,

kann man sich denken“, sagt Göhl. Wasnichts daran ändert, dass Powerslideweiter wachsen und neue Geschäftsfel-der erschließen will.

Den Bereich der Radschuhe etwa, „beidem der Preisdruck nicht ganz so hochist wie bei den Skates“, so Göhl. Hinzukommen neue Lizenzen von Disney, al-so die Erlaubnis, entsprechende Figurenauf Skates und Boards zu drucken. Imkommenden Jahr kommt Star Wars da-zu. „Das ist etwas fürs preiswertere Seg-ment. Aber es gibt auch Fans, die so et-was auf ihren hochwertigeren Produk-ten haben wollen“, sagt Göhl.

Erst im vergangenen Jahr ist das Un-ternehmen umgezogen, hat innerhalbBindlachs größere Räumlichkeiten über-nommen, die durchdenUmzugdesReweFoodservice in den Bayreuther Logistik-park frei wurden. Platz ist also genugda, um in Zukunft noch mehr als300 000 Paare Inlineskates, 100 000Skateboards und drei Millionen Stück Si-cherheitsausrüstung pro Jahr zu ver-kaufen. Stefan Schreibelmayer

„Wir geben heutepro Jahr mehr

als 100 000 Euro aus,um neue Produkte

zu testen.“Matthias Knoll,

Powerslide-Geschäftsführer

Normale Inlineskates machen bei Powerslide die Menge. Besonders stark aber ist das Unternehmen in mehreren Nischen.

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Energie aus zwölf ZylindernEasykraft bietet passgenaue Module zur Produktion von Wärme und Strom

Manfred Dollinger ist Überzeugungstä-ter. Er gab einen gut dotierten Ge-schäftsführerposten bei der ABM-

Greiffenberger Antriebstechnik in Marktredwitzauf, um selber ein Unternehmen zu gründen – zu-sammen mit starken Partnern und mit dem Ziel,zum Gelingen der Energiewende beizutragen. Seiteinem guten Jahr gibt es Easykraft in Bayreuthjetzt, und das junge Unternehmen ist mit seinemAngebot, unter anderem Firmen sogenannte Ener-giezellen zur eigenen Strom- und Wärmeproduk-tion zur Verfügung zu stellen, so etwas wie eineKampfansage an das bestehende System der Ener-gieversorgung. Auch wenn Dollinger das so nichtformulieren will. Er spricht lieber davon, „dass wirin Zukunft dezentrale Lösungen brauchen, egalwer das umsetzt. Das System, Strom irgendwo zuproduzieren und ihn dann über weite Streckenzum Verbraucher zu transportieren, kann zumin-dest nicht mehr die alleinige Lösung sein.“ Das gel-te für Kohlestrom genauso wie für solchen aus

Windkraft oder Photovoltaik. Allein schon wegender hohen Transportverluste, aber nicht zuletztauch wegen der Bürgerproteste gegen neue Lei-tungen, wie es sie ja gerade auch in unserer Regi-on derzeit massiv gibt.

Dollinger ist kein grüner Träumer, er weiß ganzgenau,worumes in derWirtschaft geht –Kosten sen-ken. Schließlich kennen die Energiepreise derzeitnur den Weg nach oben. Und hier verspricht er mitden Energiezellen, die Easykraft in Form eines Con-tractings gegen Gebühr zur Verfügung stellt, eini-ges. 25 bis 50 Prozent der Energiekosten könntengespart werden, je nach Größe der Anlage. Dabeimehr als nur ein Nebeneffekt: Bis zu 50 Prozent we-niger Einsatz von Primärenergie und sogar bis zu75 Prozent weniger CO2-Ausstoß, verspricht Dol-linger – und das hört sich richtig grün an.

Grundbaustein der Energiezellen ist ein 12-Zy-linder-Motor von MAN, der mit Bio-Methan oderErdgas betrieben werden kann und nach dem Prin-zip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) für die

Das Herzstückder Energiezellenvon Easykraftist ein Gas-Ver-brennungsmotor.Foto: red

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Die Wirtschaft

Grundlast zum Einsatz kommt. Hinzu kommt einSpitzenlastmodul, um kurzzeitig erhöhten Ener-giebedarf abfangen zu können. Vor allem bei klei-neren Anlagen kann auch ein mit nahezu CO2-neut-ralen Pellets betriebener Brenner ergänzt werden.Der Clou: Das KWK-Modul kommt auf einen im-mens hohen Wirkungsgrad von 90 Prozent, beste-hend aus 55 Prozent nutzbarer Wärme und 35 Pro-zent über einen Generator gewonnenen Strom.Strom aus der Steckdose kommt im Schnitt nur aufeinen Wirkungsgrad von etwa 40 Prozent der ein-gesetzten Energie. Allerdings: Durch den hohen An-teil an Wärmeenergie ist der Kundenkreis einge-schränkt. Dollinger: „Unternehmen, die weder Pro-zesswärme noch über einen Wärmetauscher ge-wonnene Kühlleistung in nennenswertem Umfangbrauchen, sind bei uns eher fehl am Platze.“

Von denen, die Wärme brauchen, sind allerdingsschon einige auf Easykraft aufmerksam geworden.Namen darf Dollinger nicht nennen, aber es sind be-kannte und zum Teil auch große Unternehmen ausdem näheren und weiteren Umkreis dabei, die dasAngebot aus Bayreuth in die engere Wahl genom-men haben. Interessant ist, dass die Energiezellen,die Easykraft bei einem Industriepartner in Mittel-franken fertigen lässt, überhaupt für Unternehmenverschiedener Größen in Betracht kommen – we-gen des modularen Baukastensystems. Von gut 100Kilowatt bis zu einem Megawatt Leistung könnenso bereits abgedeckt werden. Später seien auch biszu fünf Megawatt möglich, so Dollinger: „Das sinddann die ganz Großen.“ Für alle gleich: Die Ener-giezellen sind eine kompakte Einheit, voll ver-schweißt, wärme- und schallisoliert. Rund 100 000Euro kostet die kleinste Anlage, rund achtmal soviel die größte. Zwischen zwei und dreieinhalb Jah-

re beträgt laut Dollinger die Zeit, bis sich so eine In-vestition amortisiert hat.

Easykraft ist zwar noch ein Start-up, stand erst2013 im Finale des Businessplanwettbewerbs Nord-bayern, sieht sich aber dennoch als Teil eines Fir-menverbundes, der schon viele zumindest ähnlicheAnlagen aufgestellt hat. So gehören mit Schwender(Thurnau) und Schimmel (Hof) zwei erfahrene Fir-men aus der Energiebranche zu den Gesellschaf-tern und Partnern, die auch die Montage und War-tung der Energiezellen übernehmen. Mit Jöna(Kulmbach) gehört außerdem ein Immobilienun-ternehmen dazu, was laut Dollinger deshalb inte-ressant ist, weil sich die Energiezellen auch für dieVersorgung größerer Wohneinheiten eignen.

Die Konzeptions- und Finanzierungsphase hat Ea-sykraft auch dank einer nordbayerischen Bank mitSpezialisierung im Sektor Energie und Umwelt hin-ter sich, nungilt es, sich nachhaltig imMarkt zu etab-lieren, auch mehr ins Marketing und den Vertriebzu investieren. Ab 2016 soll dann Geld verdientund ein strategischer Partner ins Boot geholt wer-den, der deutliches Wachstum möglich macht.

Stefan Schreibelmayer

„Strom über weiteStrecken zum Verbraucher

zu transportieren,kann zumindest nicht mehrdie alleinige Lösung sein.“

Manfred Dollinger,Geschäftsführer Easykraft

Überzeugungs-täter: ManfredDollinger will zurEnergiewendebeitragen.Foto: Harbach

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Die Wirtschaft

Das gute Gefühl mit Strom vom DachSolar-Pionier Udo Möhrstedt über moderne Speichertechnologie aus Oberfranken

S tromwird immer teurer, doch dieEinspeisevergütungen sinken.Warum also nicht den selbst pro-

duzierten Strom auch selbst verbrau-chen? Lohnt sich das? Wie lange hält soein Speicher eigentlich und was kosteter? Wir fragten Solar-Pionier UdoMöhrstedt, Chef des Bad StaffelsteinerSolarunternehmens IBC.

Was bringt ein Stromspeicher im Einfa-milienhaus?Udo Möhrstedt: Unabhängigkeit, Auto-nomie, das gute Gefühl, den Strom vomeignen Dach jederzeit nutzen zu kön-nen. Mit einem Speicher können Sie 70Prozent und mehr des von der Photo-voltaikanlage erzeugten Stroms selbstnutzen. Das bringt größere Unabhän-gigkeit vom Energieversorger und die

Möglichkeit, sich vor Stromausfällen zu-mindest zeitweise zu schützen.

Rechnet sich das überhaupt?Möhrstedt: Jede Kilowattstunde Son-nenstrom, die ich direkt selbst verbrau-che, muss ich nicht mehr vom Energie-versorger dazukaufen. Und das lohntsich, denn Photovoltaikanlagen für denHausgebrauch produzieren heute Stromzu Kosten von unter 13 Cent pro Kilo-wattstunde. Mit dem Speicher wird dieKilowattstunde Sonnenstrom momen-tan noch etwas teurer, aber zusammenmit der Einspeisevergütung und der re-duzierten Stromrechnung entsteht un-term Strich schon jetzt ein Plus.

Was kosten die Speicher?Möhrstedt: Da wir als Großhändler überUdo Möhrstedt

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Die Wirtschaft

unsere Fachpartner verkaufen, lässt sichdas nicht so pauschal sagen. Abhängigvom Installationsaufwand kosten beideSpeichertypen (aktueller Bleispeichermit 8 kWh und neuer Lithium-Speichermit 6,5 kWh) den Hausbesitzer unter8000 Euro inklusive Installation.

Wie lange reicht der Speicher-Strom ?Möhrstedt: Unsere aktuellen Speicher-systeme für typische Einfamilienhaus-halte kommen auf eine nutzbare Kapa-zität zwischen vier und fünf Kilowatt-stunden – damit kommt man sehr gutüber die Nacht, kann einen regneri-schen Tag oder einen Stromausfall fürmehrere Stunden überbrücken.

Wer stellt die IBC-Solarspeicher her?Möhrstedt: Unsere Speichersystemewerden nach unseren Vorgaben und un-ter unserer Kontrolle gefertigt – im Fallder Blei-Speicher von der Akkumulato-renfabrik Moll in Bad Staffelstein. IBCSolar tritt als Hersteller und Garantie-geber auf. Das ist für unsere Kundenein großer Vorteil, denn damit sind wirdirekter Ansprechpartner für alle Ser-vicefragen.

Wie lange hält ein Speicher?Möhrstedt: Pro Jahr werden die Batte-rien etwa 270 Mal geladen und entla-den. Eine komplette Ladung wird alsZyklus bezeichnet. Die Lebensdauerhängt von der Technologie ab. Unsere Li-thium-Speicher erreichen 5000 Zyklen,Blei-Gel-Batterien 2700 Zyklen. Dasstaatliche Speicherförderprogrammschreibt für förderfähige Speicher au-ßerdem eine sogenannte Zeitwerter-satzgarantie von sieben Jahren vor, dieunsere Systeme natürlich erfüllen.

Wie viel Platz braucht man?Möhrstedt: Viel weniger als man denkt.Jeder, der einen Hauswirtschaftsraum,

einen Keller oder eine frostsichere Ga-rage hat, kann sich einen Speicher zu-legen. Unser System auf Blei-Basisbraucht etwa soviel Platz wie ein mit-telgroßer Gefrierschrank, der Lithium-speicher ist sogar noch kleiner und nurein bisschen größer als eine Cola-Kiste.

Lithium-Speicher sind Stand der Tech-nik. Was kommt nach Lithium?Möhrstedt: Zunächst muss man fest-stellen, dass es sich bei Lithium nochum eine neue Technologie handelt, diefür Speichersysteme erst seit wenigenJahren eingesetzt wird. Wir gehen da-von aus, dass Lithium-Batterien auf-grund der vielfältigen möglichen Kom-binationmit Eisenphosphat, Titanat oderanderen Stoffen noch sehr viele Ent-wicklungsmöglichkeiten zur Steigerungder Leistungsfähigkeit und Lebensdauersowie zur Senkung des Preises bieten.Wir bringen beispielsweise noch in die-sem Jahr ein Lithium-System auf denMarkt, das erstmals günstiger ist als einvergleichbarer Bleispeicher.

Wie viele Stromspeicher will IBC Solarjährlich verkaufen?

Ein Stromspeicher von IBC Solar.Fotos: red

Der Boom beiPhotovoltaik istvorerst vorbei,die Montageeiner Anlage lohntsich aber lautUdo Möhrstedtimmer noch.

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Möhrstedt: Eines kann ich Ihnen auf je-den Fall sagen: Der Markt wird in demMaße wachsen, wie die Speichersyste-me günstiger werden. Je stärker sich ei-ne Technologie am Markt durchsetzt,desto günstiger wird die Produktion undniedrigere Preise werden an die Kundenweitergegeben. Diesen Effekt, den wirin der Vergangenheit schon bei Photo-voltaikanlagen gesehen haben, sehe ichauch bei Speichern. Ich könnte mir vor-stellen, dass wir dieses Jahr bereits umdie 2000 Speichersysteme verkaufen.

Wer Strom produziert und selbst ver-braucht, muss eine EEG-Umlage zah-len. Nur Kleinverbraucher werden ge-schont. Ein schlechtes Gesetz?Möhrstedt: Natürlich sind wir mit demeinen oder anderen Punkt ganz und garnicht einverstanden, aber unterm Strichstellen wir fest: Die Photovoltaik warund bleibt eine wirtschaftliche Investi-tion und lohnt sich mehr denn je. NeueAnlagen bis zehn Kilowatt zahlen garkeine zusätzliche Umlage – das ist die

gute Nachricht für alle Hausbesitzer. Au-ßerdem darf man sich von den 30 Pro-zent EEG-Umlage nicht verrückt ma-chen lassen. Das sind pro Kilowattstun-de gerade mal 1,8 Cent Mehrkosten. Eslohnt sich nach wie vor, seinen Strom

selbst zu erzeugen. Bei größeren Anla-gen, beispielsweise im Gewerbe, redenwir über Gestehungskosten von zehnoder elf Cent pro Kilowattstunde Solar-strom. Jeder Betrieb zahlt aber für denStrom vom Energieversorger viel mehr.

Wie kommt IBC durch die Solarkrise?Möhrstedt: Auch hier gilt: Nach vorneschauen! Seit 2013 ist der deutsche Pho-tovoltaikmarkt erstmals nicht mehr dergrößte und wachstumsstärkste derWelt.Das deutsche Geschäft war für uns im-mer eine wichtige Säule, insofern hatuns die Entwicklung natürlich getrof-fen. Aber wir haben uns frühzeitig stra-tegisch auf diese Entwicklung einge-stellt und unser Auslandsgeschäft aus-gebaut. Fakt ist: Die Photovoltaik ist dieeinzige Energiequelle, die den Strom amOrt des Verbrauchs und ohne schädli-che Folgen für das Klima erzeugen kann,und sie boomt weltweit. Allein 2014werden weltweit 50 Gigawatt Leistungneu installiert.

Das Gespräch führte Roland Töpfer

SUPER-SPEICHER

DasKarlsruher Institut für Techno-logie (KIT) will die Energiewende

mit einemGroßprojekt beschleunigen:Auf dem Forschungsgelände beiKarlsruhe wurde der nach KIT-Angabengrößte Solarstrom-Speicher-ParkDeutschlands in Betrieb genommen.In der rund 1,5Millionen Euro teuren1-Megawatt-Anlage kann Sonnenstromgespeichert und ständig verfügbar ge-macht werden. Die Anlage umfasst102 Photovoltaikmodule auf einer Flä-che von der Größe zweier Sportfelder.Die Entwicklung technischer Verfah-ren, umÖkostrom zu speichern, gilt alseine der größten Herausforderungender Energiewende. töp

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Anlagetipps:Mit Zertifikaten die Chancen unterschiedlicher Marktphasen nutzen

Neue Depotimpulse für eine optimierte Vermögensanlage

Finanzwissen – einfach erklärt: Zertifikate

Ausgangslage: Zertifikatesind rechtlich gesehenSchuldverschreibungen.

1.

Je nach Marktmeinung investiertder Kunde in ein Zertifikat,das von steigenden, seitwärtslaufenden oder fallendenKursen profitiert.

4.

Mechanismus: Anleger stellen einem Kreditinstitut Geldzur Verfügung und erhalten dafür ein Zertifikat.

2.

Abwägung: Nach der persönlichenChance-Risiko-Neigung wählt derKunde ein entsprechendes Zertifikat aus.

3.

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WielassensichbeiderVermögensanlageunterschiedlicheMarktphasennutzen?

DieAusgangssituationDas allgemeine Zinsniveau ist weiterhin sehr nied-rig. Für Tagesgeld stagniert die durchschnittlicheAusbeute.SelbstwersichmitFestgeld fürvieleJahrebindet, kämpft mit der Eins vor dem Komma. Des-halb fragen sich aktuell viele Anleger, welche Anla-geform ihnen am ehesten Zinsen bietet, die höhersind als die Inflationsrate. Zwar sind viele deutschePrivatanleger in Sachen Geldanlage grundsätzlicheher konservativ eingestellt, doch zeigen sie sich ge-radeaufgrundder aktuellenSituationamZinsmarktdurchausoffenfürWertpapierinvestments.

DieLösungsansätzeZertifikate, also von Banken begebene Schuldver-schreibungen, waren ursprünglich dafür gedacht,die Risiken einer Direktanlage zu verringern. Denndie Preisentwicklung von Zertifikaten hängt vonder Kursentwicklung eines Basiswertes, wie einerAktie oder eines Index’ ab. Vor allem risikoscheueAnleger können auch mit diesen Produkten in un-terschiedlichen Marktphasen Renditechancen derKapitalmärkte nutzen. Bei Investitionen in Zertifi-

kate sollte man sich aber des Marktrisikos, das mitjeder Wertpapierinvestition einhergeht, bewusstsein. Denn dadurch kann sich der Wert der Anlageverringern, es kann sogar zum Totalverlust kom-men. Anleger sind beispielsweise dem Risiko derZahlungsunfähigkeit des Emittenten ausgesetzt.Welcheweiteren konkretenRisikenbestehen, hängtvom jeweiligen Zertifikat ab.

Trotzdem haben sich Zertifikate in den letztenJahren zu einem festen Bestandteil im Auswahl-spektrum vieler privater Anleger entwickelt. DieseEntwicklung habe zu einer Angebotsvielfalt ge-führt, die für jedes individuelle Chance-/Risiko-profil sowie jeden Anlagehorizont das passendeProdukt bereithält.

„Geld allein machtnicht glücklich –

es braucht auch Aktienund Immobilien“.

Baron Rothschild,Mitglied der Banker-Dynastie um 1900

Die Anlagetippsentstehen in engerZusammenarbeitmit der SparkasseBayreuth.

FachwissenZertifikate:Der Name leitetsich vom lat.„certificare“ ab.„Certus“ steht für„sicher“, „facere“für „machen“, also„sicher machen“.

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Durchstarten mit MGS

1) Information zur Kompatibilität mit Mobiltelefonen finden Sie unter www.mazda.de/support. Weitere Informationen erhalten Sie auch über Ihren Mazda Vertragshändler. 2) Barpreis für einen MazdaCX-5 Sondermodell SENDO SKYACTIV-D 150, 110 kW (150 PS) unter Abzug einer Inzahlungnahmeprämie i.H.v. € 2.000 für Ihr Gebrauchtfahrzeug. 3) Preisvorteil gegenüber der UVP der Mazda Motors(Deutschland) GmbH für ein vergleichbar ausgestattetes Serienmodell. 4) Repräsentatives Beispiel: Vorstehende Angaben stellen zugleich das 2/3-Beispiel gem. § 6a Abs. 3 PAngV dar. Mazda VarioOption-Finanzierung, ein Finanzierungsbeispiel der Mazda Finance – einem Service-Center der Santander Consumer Bank AG, Santander-Platz 1, 41061 Mönchengladbach, bei 30.000 km Gesamtlaufleistung.Bonität vorausgesetzt. 5) Barpreis für einen Mazda6 Kombi Prime-Line Sondermodell Cool SKYACTIV-D 150, 110 kW (150 PS) als Tageszulassung. 6) Gegenüber der UVP der Mazda Motors (Deutschland)GmbH für einen vergleichbaren, nicht zugelassenen Neuwagen. Preise jeweils inkl. Überführungs- und zzgl. Zulassungskosten. Angebot ist gültig für Privatkunden bei Kaufvertragsabschluss bis 30.09.2014.Zwischenverkauf und Irrtümer vorbehalten. Abbildungen zeigen Fahrzeuge mit höherwertiger Ausstattung.

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Page 14: Die Wirtschaft 03-2014

Die Wirtschaft

Genauer geht’s kaumBei Messtechnik Richter geht es um das richtige Maß – Größe Stärke sind Spezialanfertigungen

D as können in Deutschland nurdrei – Maßbänder hinbekom-men, die bis auf die dritte Stelle

hinterm Komma genau sind: Die Physi-kalisch-Technische Bundesanstalt inBraunschweig, das Eichamt Zwickau,„und wir“, sagt Erik Richter (25), Junior-chef bei Messtechnik Richter, der das 45-Mann-Unternehmen inSpeichersdorfmitseinem Vater Friedrich (62) leitet. IhrGeschäft sind Messinstrumente in Profi-qualität, die sie vor allem an entspre-chendeGroßhändler, aber auch direkt andie Industrie verkaufen.

Vor allem im Handwerk ist Richter einebekannte Marke, aber auch die Polizeibaut bei der Unfallaufnahme auf die Pro-dukte aus Speichersdorf. Rund 2000 ver-schiedene Artikel sind im Angebot. Stan-dardware sind Maßbänder in Längen von

fünf bis 100Metern,Gliedermaßstäbe, dieder Laie oft fälschlicherweise als Zollstockbezeichnet, und Wasserwaagen. Massen-geschäft, bei dem der Preisdruck hoch istund bei demman gnadenlos kopiert wird.Zum Beweis zeigt Erik Richter zwei Pa-ckungen mit je einem Roll-Maßband. Für

den Laien sind die Produkte kaum zu un-terscheiden, die Packung ist bis zur ehe-maligenBestellnummer des Kunden exaktkopiert. „Den Unterschied merkt der un-bedarfte Käufer erst, wenn das chinesi-sche Plagiat schon nach kurzemGebrauchkaputtgeht“, sagt er.Was die Richters ach-selzuckend hinnehmen könnten. „Aber esbesteht halt doch die Gefahr, dass es aufuns zurückfällt“, sagen sie. Die Konse-quenz für Friedrich Richter: „Ich machekeineGeschäftemit Chinesen.“

Auch so liegt die Exportquote des Un-ternehmens bei rund 60 Prozent, gelie-fert wird in über 60 Länder mit Schwer-punkt Europa, aber auch in die USA, Ko-rea oder Arabien. Und da sind dann auchschon mal Sonderanfertigungen dabei,die alles andere als von der Stange sind.„Da müssen wir dann schon erst mal tüf-

„Wenn sie nicht imBilligbereich unter-wegs sein wollen,müssen sie sich auf

andere Art und Weiseprofilieren.“

Friedrich Richter,Seniorchef Messtechnik Richter

Gliedermaßstäbe sind ein Standardprodukt von Richter. Fotos: Harbach

14 #03.2014

Page 15: Die Wirtschaft 03-2014

Die Wirtschaft

teln und uns überlegen, wie wir es ambesten machen“, sagt Friedrich Richterund verweist auf seine fünfköpfige Ent-wicklungsabteilung.Nur einBeispiel sindda sogenannte Lotbandmaße, mit denensich der Stand in riesigen Flüssigkeits-tanks messen lässt. Oder ähnliche Band-maße für Bergwerke, die dann schonmal1200Meter lang werden können undmitdenen zum Beispiel gefahrlos der Was-serstand inStollen ermitteltwird.

Rund 500 000 Teile verlassen dasWerk im Jahr, der Umsatz ist in den ver-gangenen Jahren stetig leicht gestiegenund hat mittlerweile die Sechs-Millio-nen-Euro-Grenze geknackt. Und: DasUnternehmen ist voll eigenfinanziert.„Kredite brauchen wir seit Jahren nichtmehr“, sagt FriedrichRichter stolz.

Dabei wurde zuletzt ordentlich inves-tiert, eine 700Quadratmeter großeHallegebaut, einiges renoviert, angrenzenderGrund gekauft. „Damit sind wir jetzt inder Lage, bei Bedarf nochmals zu erwei-tern“, sagt der Seniorchef, der trotzdemnicht von seiner vorsichtigen Linie ab-weichenwill. „Wir haben jetzt seit Jahrenrund 45 Mitarbeiter, das ist eine Größe,mit der wir gut zurechtkommen. Wachs-tum um des Wachstums willen strebenwir nicht an.“

Einigen Platz nehmen die verschiede-nen Lager ein. Wird da nicht zu viel Kapi-tal gebunden? „Schon“, räumt Erik Rich-ter ein, „aber es macht uns auch flexibelund schnell“. Man könne auf Kunden-wünsche einfach besser reagieren undschneller liefern. „Wenn sie nicht im Bil-

ligbereich unterwegs sein wollen, wasman gegen die Chinesen sowieso nichtlangedurchhaltenwürde,müssensie sichauf andere Art und Weise profilieren“,sagt FriedrichRichter.

Zu ihren Erfolgsrezepten zählen dieRichters auch die hohe Fertigungstiefeund damit Wertschöpfung. Der Stahl fürMaßbänder etwa kommt auf großen Rol-len,wird vorOrt bedruckt, abgelängt undauf Rollen gezogen. Oder die Wasser-waagen, deren „Leben“ bei Richter als

Aluprofil beginnt. Und schließlich dieGliedermaßstäbe, für die roheHolzlattenangeliefert werden – den Rest machendie Richter-Mitarbeiter. Nur so sei dienötige Qualität zu gewährleisten, sagendie Chefs: „Da wollen wir uns nicht aufandere verlassen.“

Dass ihre analogen Produkte in einerzunehmend digitalisierten Zeit überflüs-sigwerden könnten, glaubendieRichtersnicht – nein, sie sind sich sicher. „UnsereProdukte kann man mit Händen greifen.Dafürwird es immer einenMarkt geben.“

Stefan Schreibelmayer

FriedrichundErikRichter(oben, rechts)stehen auf analoge Messwerkzeuge.Wasserwaagen entstehen aus Aluprofi-len. Richter-Maßbänder können bis aufdie dritte Stelle hinter dem Komma ge-nausein.

„Unsere Produktekann man mit Händengreifen. Dafür wird

es immer einen Marktgeben.“

Friedrich Richter,Seniorchef Messtechnik Richter

15#03.2014

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Page 16: Die Wirtschaft 03-2014

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Die Firma SW color hat in den nun-mehr fast 21 Jahren ihres Bestehens den Weg vom, wie die Inhaber selbst sagen, „No-Name-Existenzgründer“ in ein europaweit operierendes und bran-chenbekanntes Unternehmen mit an-erkanntem Qualitätsstandard zurück-gelegt. Dabei war diese Entwicklung keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis harter Arbeit und kon-kreter Zielsetzungen.

Anfang der 90er Jahre, als die Firma Schwab in Bad Berneck stillgelegt wer-den sollte, hatten ein paar Mitarbeiter die Idee, einen neuen Betrieb zu schaffen. Und ihr Pioniergeist und die Hartnäckig-keit im Umgang mit der Bürokratie sollten belohnt werden: Am 1. Oktober 1993 öffnete die Firma SW color am kleinen Gewerbegebiet am Bindlacher Bahnhof ihre Pforten und elf ehemalige Schwab-

Mitarbeiter hatten damit wieder einen Arbeitsplatz. Gründungskonzept war die Entwicklung, Herstellung und der Ver-trieb hochwertiger Industrielacke für die Beschichtung von Metall und Kunststoff. Firmengründer waren der Maschinen-bautechniker Helmut Suckfüll und der Kaufmann Berthold Weißflach, die Kür-zel ihrer Nachnamen gaben dem jungen Unternehmen schließlich auch seinen Namen. Suckfüll und Weißflach sind bis heute die geschäftsführenden Gesell-schafter von SW color.

Mit einer Startinvestition von damals rund drei Millionen Mark, von denen alleine 700.000 Mark in Umweltinvestitionen flossen, gingen die Existenzgründer ein hohes unternehmerisches Risiko ein, das Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber bei einem Besuch im Jahr 1997 honorier-te. Die Blechplatte, auf die der damalige

Landesvater seinen Namen sprühte, hat heute einen Ehrenplatz im Unternehmen.Gefolgt von turbulenten Anfangsjahren stellte sich schließlich der Erfolg ein. Mit innovativen und umweltfreundlichen Produkten verschaffte sich SW color Rang und Namen in seiner Branche. „Wir haben schon damals auf Nachhaltigkeit gesetzt und tun das bis heute“, sagt Helmut Suckfüll und Berthold Weißflach ergänzt: „Nachhaltigkeit war für uns noch nie ein Modewort – bereits mein Vater und mein Großvater haben so gearbeitet“.

Im Jahr 2003 schließlich fand die Er-folgsgeschichte des Lackherstellers SW color mit der Inbetriebnahme des neu-en Produktionsgebäudes am Bindlacher Berg einen weiteren Höhepunkt. 2004 folgte eine zusätzliche Lagerhalle, das Produktionsgebäude wurde 2007 er-weitert. Und weil Kundenservice für SW

color an erster Stelle steht, investierte das Unternehmen 2013 erneut, diesmal in die Vergrößerung der Laborräume. Heute verzeichnet die inzwischen 60 Mitarbeiter zählende Firma einen Jahres-umsatz von 15 Millionen Euro.

Hohe Qualitätsansprüche

Auch bei den jüngsten Investitionsmaß-nahmen stand und steht die Sparkasse Bayreuth dem Bindlacher Unternehmen als starker Partner zur Seite: „Wir sind stolz darauf, dass wir ein vorbildlich ge-führtes und erfolgreiches Unternehmen wie SW color zu unseren Kunden zählen dürfen“ sagt Thomas Schmidt, Leiter des Firmenkundencenters. „Wir schätzen be-sonders die vertrauensvolle Zusammen-arbeit und das hohe Maß an gegenseitiger Zuverlässigkeit.“

SW color beliefert heute weltweit ca. 250 Kunden aus 18 unterschiedlichen Bran-chen der kunststoff- und metallverarbei-tenden Industrie. Die Pasten und Lacke finden sich in vielfältigen Bereichen des täglichen Lebens wieder, egal ob in der

„Außenhülle“ von Wohnmobilen, Lastwä-gen oder Tankzügen oder in Haushaltswa-ren und Autos vieler bekannter Marken. Mit ihren Einfärbe-Pasten ist die Firma SW color Marktführer in Europa.

Dabei liegt die Stärke der Firma in der Erfüllung des Kundenwunsches, die ein eigener Forschungs- und Entwicklungs-bereich mit zehn Mitarbeitern gewähr-leistet. „Wir erfüllen 1000 unterschied-lichste Anforderungen und finden auch für die 1001ste eine Lösung“, führt Hel-mut Suckfüll aus. „Qualität und Solidität sind uns wichtig. Wir leben von Kunden, mit denen wir ein Leben lang zusammen-arbeiten.“

Eine klar definierte Unternehmens-strategie ist Teil des Erfolges. Für das Qualitätsversprechen von SW color gibt es verbindliche Grundsätze, die für alle Geschäftsbereiche gelten: Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit, Qualitätsver-antwortung, partnerschaftliche Zusam-menarbeit mit den Lieferanten und Wettbewerbsfähigkeit der Leistungen. „Unsere Unternehmensstrategie haben

auch unsere Mitarbeiter verinnerlicht“, sagt Berthold Weißflach. „Die Identifika-tion der Mitarbeiter mit dem Unterneh-men sichert den hohen Qualitätsstandard und den langfristigen Erfolg“, so Helmut Suckfüll.

Die nächste Generation

Der Unternehmergeist ist bereits auf die möglichen Nachfolger in der Firmenlei-tung übergegangen. Die Söhne der ge-schäftsführenden Gesellschafter, André Suckfüll und Stefan Weißflach, arbeiten schon heute im Unternehmen und werden das Fortbestehen der Firma SW color in der nächsten Generation gewährleisten.

Fakten• 1993 Unternehmensgründung in

Bindlach• 2003/2007 Neubau Produktions-

und Lagerhalle/Lageranbau• 2014 Fertigstellung Neubau

Verwaltungsgebäude, Erweiterung Labor

• 60 Mitarbeiter• Ca. 15 Millionen Euro Jahresumsatz

„Die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen sichert den hohen Qualitätsstandard

und den langfristigen Erfolg.“Helmut Suckfüll Geschäftsführer

SW color: Farben sind ihr Leben

Gemeinsames Ziel „Kundenzu-friedenheit“ (von links): Thomas Schmidt, stv. Vorstands-mitglied Spar-kasse Bayreuth, Berthold Weißflach und Helmut Suckfüll, Geschäftsführer SW color und Firmenkunden-berater Edwin Persau, Sparkasse Bayreuth

Hohe Qualität bei SW color: Im Produktions-prozess werden laufend die Lackeigenschaf-ten geprüft und somit auch die Produktionskos-ten für den Kun-den minimiert.

„Maßgeschneiderte“ Farben aus Bindlach

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Die Wirtschaft

Schals für die weite ModeweltMit V. Fraas sitzt im kleinen Wüstenselbitz ein Weltmarktführer, der noch in Deutschland produziert

Was hat Wüstenselbitz zu bie-ten? Gut 550 Einwohner hatder Ort, der zur Stadt

Helmbrechts gehört. Es gibt keinenBahnhof mehr, aber immerhin einenHaltepunkt, einen Badeweiher, einenachtklassigen Fußballverein, jede Men-ge schöne und hügelige Frankenwald-Landschaft rundherum – und einenWeltmarktführer. Denn mitten im Ortist der Sitz von V. Fraas – und keiner pro-duziert mehr Schals, als das 1880 ebenin Wüstenselbitz von Valentin Fraas ge-gründete Unternehmen. Das natürlichnicht nur an seinem Stammsitz und ei-nem zweiten deutschen Produktions-standort in Helmbrechts aktiv ist.

Die Ideen für die Schals und Acces-soires etwa kommen von festen und frei-en Mitarbeitern an den Mode-Hotspotsdieser Welt: New York, London, Tokio,Mailand, Paris aber auch Berlin und Düs-

seldorf. „Entworfen und gefertigt wirdauch für zahlreiche nationale und in-ternationale Unternehmen und derenMarken“, sagt Alexander Schmidt, derdas Familienunternehmen zusammenmit seinem Bruder Andreas und VaterRobert bereits in fünfter Generationführt.

Doch zunächst zurück nach Wüsten-selbitz. Nicht weit von der Durch-gangsstraße und doch ein wenig ver-steckt liegt das noch aus den Firmen-anfängen stammende Verwaltungsge-bäude, daneben die modernen Produk-tionshallen. „Und das ist etwas Beson-deres“, sagt Alexander Schmidt, „dassnämlich Mode-Textilien noch inDeutschland hergestellt werden“. Rund250 der insgesamt mehr als 600 Fraas-Mitarbeiter arbeiten in Wüstenselbitzoder dem benachbarten Helmbrechts,davon 60 in Verwaltung und Entwick-

Aufgerollt: Aus diesen Stoffbahnen werden Schals geschnitten. Fotos: Wittek

„Das ist etwasBesonderes, dass

Mode-Textilien nochin Deutschland

hergestellt werden“.

„Wir haben diegesamte

Wertschöpfungskettevon der Faser bis zum

Schal im Haus.“Alexander Schmidt,

Geschäftsführer von V. Fraas

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Page 18: Die Wirtschaft 03-2014

Die Wirtschaft

lung der Gruppe, 190 in der Produkti-on. Etwa 300 weitere gibt es in China,wo ebenfalls produziert wird – auch umden dortigen Markt zu versorgen.

Tücher, Mützen, Handschuhe, Capesund Ponchos – auch das gibt es von Fraas.„Unser Hauptgeschäft aber sind dieSchals“, sagt Schmidt, der in Bayreuthwohnt. Zehn bis zwölf Millionen Stückkommen jedes Jahr zusammen. Undlängst nicht auf allen steht Fraas. Zwarwurde 2006 eine Eigenmarke gegrün-det, die mittlerweile weltweit gut ein-geführt ist und einen nennenswertenBeitrag zum Umsatz von zuletzt 68 Mil-lionen Euro beiträgt – bei auskömmli-chemGewinn, so Schmidt. Viel läuft aberauch über Fremdproduktion in Zusam-menarbeit und nach Vorgaben von Part-nern. Dann steht eben Hugo Boss, Joop,Marco Polo oder Paul Smith auf dem Ein-näher oder eine Eigenmarke von Kar-stadt, Kaufhof oder Tchibo – „drin“ istaber immer Fraas. Wobei Schmidt be-tont: „Bei den Edelmarken sind meistdie Anforderungen an die Materialien

höher. Die Qualitätsmaßstäbe aber un-terscheiden sich nicht. Auch Tchibo willQualität.“

Wie in der Modebranche üblich, istauch Fraas seiner Zeit weit voraus. In die-sen Tagen ist für das Unternehmen dieKollektion für Frühjahr/Sommer 2015aktuell, gedacht wird längst an den da-rauf folgendenWinter. Dabei werden fürden Sommer pro Jahr rund 400 neue ei-gene Designs und Farbkombinationenentworfen, für den Winter sind es sogar900. Hinzu kommen rund 2000 Ent-wicklungen für Kunden. Immer min-destens ein halbes Jahr im Voraus denTrend zu treffen, ist eine Herausforde-rung, weiß Schmidt. Es gelingt aber of-fenbar. ZDF-Moderatorin Kathrin Mül-ler-Hohenstein etwa trug bei Übertra-gungen von der Fußball-WM in Brasili-en ein Tuch von Fraas. Auch am Halsvon Bundestrainer Joachim Löw oder beiKomiker Hape Kerkeling wurden schonProdukte aus Wüstenselbitz entdeckt.Nur bei der Kanzlerin biss man auf Gra-nit. Schmidt: „Angela Merkel haben wir

StilechtmitSchal:Fraas-Geschäftsfüh-rerAlexanderSchmidt.

19#03.2014

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Page 19: Die Wirtschaft 03-2014

Die Wirtschaft

mal einen Schal geschickt. Aber der kamzurück. Mit herzlichem Dank und der Er-klärung, dass sie keine Reklame für ein-zelne Unternehmen machen kann.“ Den-noch ist die Chance groß, dass auch dieKanzlerin etwas von Fraas besitzt –schließlich hält das Unternehmen welt-weit hohe Marktanteile. 40 Prozent deszuletzt stetig gestiegenen Umsatzes wer-den in Europa gemacht, 25 Prozent welt-weit, der Rest in Deutschland.

Ist bei einer so internationalen Aus-richtung der Standort Wüstenselbitz mitZweigwerk in Helmbrechts nicht zu ab-gelegen? „Ganz im Gegenteil“, sagtSchmidt: „Wir haben die gesamte Wert-schöpfungskette von der Faser bis zumfertigen Schal im eigenen Haus. Dasmacht uns unabhängig, flexibel und esrechnet sich.“ Außerdem gebe es imFrankenwald traditionell ein hohes tex-tiles Know-how. Hinzu komme die Stär-ke der eigenenMarke mit eigenen Shopssowie das Angebot, den Partnerunter-nehmen die komplette Logistik abzu-nehmen. „Wir machen denen die Shops

voll“, beschreibt es Schmidt etwas sa-lopp. Dadurch sei Fraas breit und sicheraufgestellt, was angesichts der zuneh-menden Konkurrenz auch in der Nischeder Schals und Accessoires unabding-bar sei.

Nicht zuletzt deshalb wollen Alexan-der Schmidt und sein Bruder Andreasder Gruppe mit der 2008 gegründetenTochter Fraas Solutions ein weiteresStandbein schaffen. Rund vier MillionenEuro haben sie in den Geschäftsbereichtechnischer Textilien bereits investiert,erste Produkte sind im Markt oder kurzvor der Marktreife. Es handelt sich umGewebe, die am Bau statt Stahl den ver-wendeten Beton verstärken sollen. Vor-teil: weniger Gewicht und dadurch un-ter anderem die Möglichkeit zu filigra-neren Konstruktionen. Eine bislang nochkleinere Produktion mit bis zu sechs Mit-arbeitern wurde in Hof aufgebaut. Denn:Der Durchbruch der Technologie wirdwohl noch zwei bis drei Jahre auf sichwarten lassen, so Alexander Schmidt.

Stefan Schreibelmayer

SchalsüberSchals:Fraasentwirft jedesJahreinevierstelligeZahlanDesigns.

Diese Webstuhl steht in Wüstenselbitz. V. Fraas produziert noch in Deutschland und nicht nur in Fernost.

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Die Wirtschaft

„Geld ist dann gut,wenn es knapp ist“

Der Bayreuther Professor Bernhard Herz über die Risiken des billigen Geldes

S parer schimpfen, Schuldner ju-beln: Geld ist billig wie nie. Kanndas so bleiben? Wo liegen die Ri-

siken des billigen Geldes? Wir sprachenmit dem Bayreuther VWL-ProfessorBernhard Herz.

Der Kredit für die Wohnung in der Stadtoder das Häuschen im Grünen ist billigwie nie. Eine feine Sache, oder?Prof. Bernhard Herz: Auf den ersten Blickschon. Auf den zweiten Blick gibt es dochernste Zweifel. Mit den niedrigen Zin-sen werden mehr Immobilien nachge-fragt und deren Preise steigen. Die Fi-nanzierung ist also billig, die Immobi-lien aber teuer. Des Weiteren sehen dieZinsen vordergründig niedriger aus, alssie real tatsächlich sind. Wer einen Kre-dit aufnimmt, kann wegen der niedri-gen Inflation nicht erwarten, dass sichseine Schuldenlast durch Inflation we-sentlich verringert.

Die niedrigen Zinsen lassen Immobilienboomen. Sind die Preise nicht auch inBayreuth schon viel zu hoch?Herz: Eine Reihe neuerer Untersuchun-gen, unter anderem von der DeutschenBundesbank, kommt zu dem Ergebnis,dass die Immobilienpreise in Regionenwie Nordbayern noch vertretbar sind.Anders sieht das in einigen Großstädtenaus. Auch im internationalen Vergleichsind Immobilien in Deutschland noch re-lativ günstig. Bei uns sind die Preise inder letzten Dekade relativ stabil geblie-ben und steigen erst jetzt. Aber die Luftnach oben ist auch in Städten wie Bay-reuth dünner geworden.

Die deutsche Wirtschaft brummt undwürde höhere Zinsen gut vertragen?Herz: In einem Währungsgebiet kann esimmer nur eine Geldpolitik und damitein Zinsniveau geben. Das war in

Deutschland zu Zeiten der D-Mark so,und das gilt natürlich jetzt auch für dasEurogebiet. Da Deutschland derzeitboomt, wären aus deutscher Sicht hö-here Zinsen angemessen. So könntenÜbertreibungen etwa auf den Immobi-lien- und Aktienmärkten verhindert wer-den. Anders sieht es in den Krisenlän-dern des Eurogebietes aus. Dort ist diewirtschaftliche Lage zwar noch immerschlecht, sie scheint sich aber langsamzu stabilisieren. Niedrige Zinsen könnendabei helfen, dass wieder mehr inves-tiert wird. Interessant ist dabei, wie sichdie Zeiten doch geändert haben. Zu Be-Bernhard Herz

Fotos: Harbach

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büro könig

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Die Wirtschaft

ginn der Währungsunion galt Deutsch-land als kranker Mann Europas und dieUnternehmen hatten niedrigere Zinsengefordert. Im Gegensatz dazu wären fürdie damals boomenden Länder im Sü-den deutlich höhere Zinsen besser ge-wesen.

Ein „politischer Zins“ soll hoch ver-schuldete Staaten retten?Herz: Die Niedrigzins-Politik der Euro-päischen Zentralbank (EZB) kommt al-len Regierungen entgegen. Generellprofitieren hoch verschuldete Länderaber besonders von den niedrigen Zin-sen. Dennoch – Finanzminister Schäub-le hat sich dafür feiern lassen, dass ererstmals seit 40 Jahren einen ausgegli-chenenHaushalt vorgelegt hat. Ohne dieNiedrigzinsen wäre es aber statt der sogenannten schwarzen Null ein tiefrotesDefizit gewesen. Die Staatsfinanzen se-hen also besser aus, als sie es in Wirk-lichkeit sind.

Ist die EZB noch unabhängig?Herz:Notenbanken treffen wichtige Ent-scheidungen, die uns unmittelbar be-

treffen. Es kann daher nicht überra-schen, dass sie unter enormem politi-schen Druck stehen. Deshalb ist es auchso wichtig, dass die Notenbanken un-abhängig entscheiden können. Dabei istdas Problem der EZB nicht so sehr, dassetwa Regierungschefs bei EZB-ChefDraghi anrufen und niedrigere Zinsenverlangen.

Viel gefährlicher für die EZB ist es,dass Regierungen undParlamente nichtsgegen die maroden Staatsfinanzen tun.Sollte es dann wieder zu einer Schul-denkrise kommen, so wäre die EZB dieeinzige Institution, die schnell Geld zurVerfügung stellen könnte, um einen Kol-laps des Finanzsystems zu verhindern.Solche Rettungsaktionen könnten dannlangfristig die Stabilität des Euro, das ei-gentliche Ziel der EZB, gefährden. DieEZB könnte also nicht mehr unabhän-gig entscheiden, sondern wäre imSchlepptau der schlechten Fiskalpolitikder Schuldnerländer.

Wenn Geld fast nichts mehr kostet, wer-den notwendige Reformen wieder aufdie lange Bank geschoben?

ZUR PERSON

Bernhard Herz studierte in Tübingenund in Frankreich Volkswirtschafts-lehre. 1987 promovierte er mit derSchrift «Geldpolitik bei finanziellenInnovationen» in Tübingen. 1993folgte die Habilitation „Währungspo-litische Asymmetrie im EuropäischenWährungssystem“. Seit 1996 istHerz Professor für Volkswirtschafts-lehre an der Universität Bayreuth.

„Bei niedrigenZinsen bleibt mehr

Geld in denstaatlichen Kassen,und der Druck zusparen lässt nach.“

Bernhard Herz,Volkswirtschaft-Professor

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Page 22: Die Wirtschaft 03-2014

Die Wirtschaft

Herz: Spare in der Zeit, dann hast Du inder Not, so heißt es im Volksmund. Den-noch passiert das häufig gerade nicht.Politiker verhalten sich meist so wie wir,ihre Wähler. Auch wir neigen dazu, un-angenehme Dinge aufzuschieben. Solange noch Geld da ist, wollen weder un-sere Politiker noch wir Wähler die Ver-antwortung für unangenehme Ent-scheidungen übernehmen. Erst wenn dasGeld knapp wird, steigt die Bereitschaftzu unpopulären Maßnahmen, etwa Sub-ventionen zu streichen und Rentenge-schenke wieder zurückzunehmen. Beiniedrigen Zinsen bleibt mehr Geld in denstaatlichen Kassen, und der Druck zusparen lässt nach.

Wird sich das rächen?Herz: Das rächt sich schon heute. Je spä-ter die Reform der Staatsfinanzen undder Arbeitsmärkte angegangen wird,desto mehr Schulden werden in der Zwi-schenzeit angehäuft und desto größerwird der Reformbedarf. Je früher mit Re-formen begonnen wird, umso schonen-der können die notwendigen Verände-rungen umgesetzt werden.

Billiges Geld setzt viele falsche Anrei-ze?Herz: Geld ist dann gut, wenn es knappist. Wenn, wie jetzt, die Märkte mit bil-ligem Geld überschwemmt werden, kön-nen Unternehmen, Staat und privateHaushalte auf Abwege geraten. Mancheleben nur noch imHier und Jetzt und ver-schulden sich, Kredit ist ja billig. Anderebefürchten eine Inflation und flüchtenin Sachwerte, also Gold, Aktien und Im-mobilien. Es kommt zu Preisblasen aufden Finanzmärkten.

Wie kommen die Notenbanken aus derZinsfalle?

Herz: Das Besondere an der heutigen Si-tuation ist, dass die Zinsen so lange soniedrig gehalten wurden. Haushalte undUnternehmen scheinen sich an die nied-rigen Zinsen als Normalfall zu gewöh-nen, und das ist gefährlich. Diese Aus-nahmesituation darf nicht zum Dauer-zustand werden. Technisch ist der Aus-stieg aus der Niedrigzinsphase relativeinfach. So wie die Notenbanken die Zin-sen gesenkt haben, so können sie die Zin-sen auch wieder erhöhen. Je frühzeiti-ger und transparenter der Kurswechseleingeleitet wird, desto weniger Proble-me wird es geben.

Ihre ganz persönlicheEinschätzung:Wiegeht das Ganze aus? Neuer Crash odersanfte Landung?Herz: Wahrscheinlich wird es – wie sooft – eine unsanfte Landung, aber kei-nen Absturz geben. Was mich mehr be-unruhigt, ist die Zeit danach. Wir habenseit dem Lehman-Desaster enorme Alt-lasten in Form hoher Schulden ange-häuft. Der Abbau dieser Altlasten wirduns noch sehr lange beschäftigen und be-lasten. Es ist so ähnlich wie beim Aus-stieg aus der Atomenergie. Es ist eine Sa-che Atomkraftwerke abzuschalten. Eineganz andere Herausforderung ist es aber,die Altlasten des atomaren Mülls dau-erhaft und sicher zu entsorgen.

Das Gespräch führte Roland Töpfer

„Manche lebennur noch im

Hier und Jetzt undverschulden sich,Kredit ist ja billig.“

Bernhard Herz,Volkswirtschaft-Professor

23#03.2014

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Page 23: Die Wirtschaft 03-2014

Die Wirtschaft

Auf der Suche nach dem perfekten RadZwei Informatiker werden mit einem Messprogramm zu Jungunternehmern – Die Uni hilft

S tudenten gründen während desStudiums ein Unternehmen. Be-ratungsstellen an der Uni unter-

stützen die Jungunternehmer. StefanKuhn und Johannes Völkel haben denSchritt in die Selbstständigkeit gewagt.

Stefan Kuhn hat Spaß am Mountain-biken und an Informatik. Da liegt es na-he, beides miteinander zu verbinden unddamit auch noch Geld zu verdienen. Der36-Jährige hat vor zwei Jahren, wäh-rend seiner Promotion in Informatik ander Universität Bayreuth, das Unter-nehmen „IT-Systems & Services“ ge-gründet. Es gibt immer wieder Studen-ten, Doktoranden oder Mitarbeiter derHochschule, die eine Idee haben, diesein die Praxis umsetzenwollen und zu die-sem Zweck ein Unternehmen gründen.„Es ist die Freiheit, die man hat. Mankann selbst entscheiden“, sagt Kuhn, wa-rum er den Sprung gewagt hat.

Stefan Kuhn arbeitet zusammen mitseinem Geschäftspartner Johannes Völ-kel. Der 26-Jährige ist auch Informati-ker. Sie kommen beide aus Himmel-kron. Man kannte sich vom Studium undunternahm gemeinsame Fahrradtouren.

Kuhn und Völkel haben ein Messsystemfür Fahrradgeschäfte entwickelt. DerKunde wird im Fahrradgeschäft ver-messen, damit das Fahrrad von der Grö-ße und den Einstellungen passt.

Auf einem Tablet kann sich der Kun-de zwischen verschiedenen Fahrradmo-dellen entscheiden. „Es ist wie ein Ka-talog, auf demman alle Fahrräder sieht“,sagt Völkel. Erwählt für denTest ein voll-gefedertes, aus Carbon bestehendesMountainbike aus. Danach gibt er die ge-wünschte Preisklasse ein. Diese ist ab-hängig vomModelltypund fängt bei rund500 Euro an. Danach kann der Kundedie Rahmengröße wählen.

Und so geht´s: Anhand einer Säule,auf der ein Monitor steht, wird der Kun-de vermessen. Im Gehäuse befinden sichauf der rechten und linken Seite zwei Lö-cher. Darin ist jeweils eine Kamera ein-gebaut. Der Kunde stellt sich nun in rundzwei Metern Entfernung vor den Moni-tor. Mit einem Marker berührt der Fahr-radverkäufer nun verschiedene Stellendes Körperswie Fußballen, Knöchel, Knie,Hüftknochen, Finger und Schulter. Zu-

„Es ist die Freiheit,die man hat.

Man kann selbstentscheiden.“

Stefan Kuhn,Jungunternehmer

Auf dem Tablet lassen sich alle für das Einstellen des Fahrrades maßgebliche Werte ablesen. Foto: red

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Page 24: Die Wirtschaft 03-2014

Die Wirtschaft

nächst wird die rechte Seite vermessen,dann die linke Seite. Die fixierte Stellewird nun dreidimensional von den Ka-meras erfasst. Die Verknüpfung von Ka-mera und Marker überträgt die Informa-tion auf den Monitor. Damit lassen sichgenau die Schulterbreite, Oberschenkel-und Unterschenkellänge, Rumpflängeund Armlänge berechnen. Die Vermes-sung erfolgt auch noch einmal im Sitzen,um die Innenbeinlänge auszurechnen.Das Ergebnis ist anschließend auf demTablet sichtbar, wobei die Fahrräder, diegenau zum Kunden passen, herausgefil-tert werden. Der Kunde kann sich nunnach seinen Maßen das Fahrrad richtigeinstellen lassen.

Bis zur Umsetzung der Idee ist ein lan-ger Entwicklungsprozess vorausgegan-gen. Unterstützung bekamen die jungenUnternehmer von Andreas Kokott. Der48-Jährige ist Gründungsberater an derTechnologietransferstelle der Universi-tät Bayreuth. „Wir unterstützen Grün-dungsinteressierte auf unterschiedlicheArt und Weise“, sagt Kokott. Man biete

Seminare an, die Gründungswissen ver-mitteln, helfe bei der Suche nach Team-mitgliedern oder unterstütze die Jung-unternehmer bei der Erstellung von

Businessplänen und bei der Akquise vonFördergeldern. „Wir betreuen nicht nurin derVorgründungsphase, sondern auchdarüber hinaus“, sagt Kokott.

Die Idee zur Unternehmensgründunghat sich bei Kuhn während der Dokto-randenzeit entwickelt. In seiner Dok-torarbeit befasste er sich mit Kamera-systemen, die in der Zusammenarbeitzwischen Menschen und Robotern dafürsorgen, dass sich dieMenschen nicht ver-letzen. Kuhn erhielt ein Exist-Gründer-stipendium vom Bundeswirtschaftsmi-nisterium, das Studenten, Absolventenund Wissenschaftler aus Hochschulenund außeruniversitären Forschungsein-richtungen in der Gründungsphase un-terstützt. Für zwölf Monate werden ma-ximal 2500 Euro vergeben.

Kuhn und Völkel sind von ihrem Pro-duktüberzeugt. „NichtderVerkäufer sagteinem, ob das Fahrrad passt, sonderndas System“, sagt Kuhn. Kuhn und Völ-kel sind mittlerweile schon so weit, dassdas Messsystem an Pilotkunden getestetwird. Martina Bay

Stefan Kuhn (links) und Johannes Völ-kel wollen, dass das Fahrrad mög-lichst perfekt zumFahrer passt.Foto: Bay

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Die Wirtschaft

Silber auf der HautDie Bayreuther Firma Binamed kommt nach einer langen Durststrecke

mit ihren Spezialtextilien gut ins Geschäft

S ieben mageren Jahren folgen sieben besse-re – der biblische Zyklus scheint sich auchbei der Bayreuther Binamed Moll GmbH zu

bewahrheiten. Im November 2007 begann die klei-ne Firma mit der Produktion von Silbertextilien.Ein mit Silber ummantelter Faden wird so ver-strickt, dass er auf der Innenseite der Textilie an-liegt. Das Silber soll Hautkrankheiten lindern, denJuckreiz bei Neurodermitis bekämpfen. Auch beiSchuppenflechte, Allergien, Ekzemen soll Silberheilend wirken.

Dass dies tatsächlich so ist, wurde dem Ge-schäftsführenden Gesellschafter Michael Moll (56)von einer Hersbrucker Hautklinik bestätigt. Die me-dizinische Silbertextilie wurde nach Angaben desUnternehmens an 125 Patienten untersucht. Bei81 Prozent der Neurodermitiker sei das Ergebnis

als gut oder sehr gut bewertet worden. Doch eshalf alles nichts. Bis zum Mai dieses Jahres hatte Bi-named „eine ganz schwierige Zeit“, sagt Moll. Seit1. Juni ist vieles anders. Binamed hat einen Ver-trag mit einem holländischen Medizinprodukte-Vertrieb, der den Absatz der Bayreuther Silber-textilien sprunghaft in dieHöhe schießen lässt.Wur-den früher im Jahr nur rund 700 Teile verkauft,sind es nun 12 000. Geliefert werden Hosen, Shirts,Socken, Knie- und Armstulpen, Handschuhe für Ba-bys, Kinder und Erwachsene. „Die kleineren Teilestricken wir in Bayreuth“, sagt Sabine Moll (51),die zusammen mit ihrem Mann die Geschäfte führtund zur Hälfte Miteigentümerin ist. Größere Sa-chenwie Baby-Bodys, Leggins, Shirts und Shorts fer-tigt ein Lohnpartner in Ostdeutschland. Der Auf-schwung der kleinen Firma mit fünf Beschäftig-

So sieht es aus,wenn Textilienvon Silberfädendurchzogen sind.Foto: Harbach

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Die Wirtschaft

ten hatte sich 2013 zart angekündigt, als Bina-med mit der Lieferung antibakterieller Fingerlin-ge zur Reinigung von Babyzähnen an die Droge-riemarktkette Rossmann begann. „Da können wirüberleben“, dachte sich Michael Moll damals. DasGeschäft mit den Holländern ist eine neue Di-mension. Interessant vor allem deshalb, weil inden Niederlanden im Gegensatz zu Deutschlandund vielen anderen Ländern die Krankenkassen dieKosten für die Silbertextilien übernehmen. Weildas so ist, wird Neurodermitis in Deutschland lie-ber mit Salben, die die Kassen zahlen, als mit Sil-ber behandelt, sagt Moll. Ein zweiteiliger Anzugfür ein Kleinkind koste rund 120 Euro.

Moll hofft nun, dass gemeinsam mit den Hol-ländern weitere Exportschritte in andere Ländermöglich werden. Auch in England etwa würdendie Kassen die Kosten für das Bayreuther Medi-zinprodukt mit kleinen Einschränkungen über-nehmen. Ein zweiter Stricker und eine zusätzli-che Maschine wären dann denkbar. Zwei Strick-maschinen für zusammen über 300 000 Euro ha-ben die Molls schon zur Binamed-Gründung an-schaffen müssen. Michael Moll freut sich über denaktuellen Geschäftserfolg, bleibt aber auf dem Bo-den der Realität. „Das lass‘ ich wachsen und beizehn Leuten ist Schluss.“

Die Geschäftsidee mit Silbertextilien war aus derNot geborenworden. 1998 hatten die Eltern vonMi-chael Moll ihrem Sohn die Strickwarenfabrik Mal-lani übergeben, die in der Spitze einmal rund 200Beschäftigte zählte. Eine Zeit, in der Kostenstei-gerungen und Preisverfall viele deutsche Textil-betriebe scheitern ließen, die Produktion zuneh-mend nach Osteuropa und Fernost verlagert wur-de. Mallani hatte im Jahr 2000 noch 140 Be-schäftigte, doch auch die Probleme mit dem Fach-handel wurden größer. Der Bayreuther Betrieb ge-rät in Schieflage, meldet 2003 „vorsorgliche In-solvenz“ an, nachdem eine Restrukturierung imletzten Moment scheitert. „Das war eine ganzschwierige Geschichte.“

Moll sucht nach einer neuen Geschäftsidee, be-sucht 15 Veranstaltungen des Verbands, in denengemeinsam darüber nachgedacht wird, wie sichdie Branche neu aufstellen kann. „Da ist die Ideemit den Silbertextilien entstanden.“ Der Unter-nehmer lässt die Wirksamkeit von Silber auf derHaut untersuchen, macht Marktanalysen, schalteteinen Berater und ein Textilforschungsinstitut ein.Dann, 2006, fertigt Moll die ersten Probegestri-cke und stellt auch gleich einen Patentantrag. „Sohaben wir neu angefangen. Ich hatte keine Um-sätze, nur Kosten.“

Nun soll das Silber nicht nur erkrankte Haut, son-dern auch ein über die Jahre sehr angespanntes Un-ternehmerehepaar beruhigen. Sabine Moll: „Ichhoffe, dass der Alltag nun entspannter wird.“

Roland Töpfer

„Ich hatte keine Umsätze,nur Kosten.“

Michael Moll,Binamed-Geschäftsführer,

über die Anfänge des Unternehmens

INFO

Die kleine Bayreuther Firma Binamed produ-ziert mit fünf Beschäftigten Textilien mit Sil-

berauflage. Das Silber soll bei Hauterkrankungenwie Neurodermitis, Ekzemen oder Allergien dieHeilung unterstützen und den Juckreiz lindern.Seit Juni fertigt Binamed ein Vielfaches von früher,nachdem die Firma einen Vertrag mit einem hollän-dischen Medizinprodukte-Vertrieb eingegangenist. In den Niederlanden werden die BayreutherSpezialtextilien, anders als in Deutschland, vonder Krankenkasse übernommen. töp

Sabine undMichael Mollhatten die Ideemit dem Silberim Stoff.Foto: Töpfer

27#03.2014

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Page 27: Die Wirtschaft 03-2014

Die Wirtschaft

Konzertsaal auf KnopfdruckMediaspro hat große Sportarenen und weltberühmte Musiktempel mit Beschallungstechnik ausgestattet

I nder Fertigung bei Mediaspro stehtein Schaltschrank für Tontechnik,der in Kürze an ein Hallenbad aus-

geliefert wird. Ebenso hat Mediaspro dieAudiotechnik für den Dhammakaya-Tempel in Thailand mit entwickelt undgeliefert. Dort kommen bis zu einer Mil-lion buddhistische Gläubige zusammen,die im Notfall über ein absolut zuver-lässiges Durchsagesystem informiertwerden müssen, sollte der Tempel eva-kuiert werden. „Egal, was da passiert,die Anlage läuft immer“, verspricht Ge-schäftsführer Joachim Schwarz. So siehtdas breite Leistungsspektrum desEckersdorfer Unternehmens mit seinen25 Mitarbeitern aus.

Auch auf ein neues Marktsegment hatMediaspro ein Auge geworfen. Audio-technik ist ein Begriff, der Geschäfts-führer Joachim Schwarz schon zu kurzgreift. „Es gibt eigentlich keine reine Au-

diotechnik mehr“, sagt der Mann, derdas Unternehmen 1999 gemeinsam mitMichael Vößing gegründet hat. „Es istwirklich Medientechnik.“ Bei Mediasproverkauft man nicht nur Gerätschaftenzur Ausstattung von Räumen und Ge-bäuden. Ein gutes Stück weit geht esauch um Beratung für Ingenieurbüros,die die entsprechende technische Aus-stattung planen. „Das kann sehr kom-plex werden“, sagt Joachim Schwarz.„Ingenieure kommen auf uns zu und for-dern unsere Hilfe an.“

Wie komplex die Leistung von Me-diaspro sein kann, zeigt sich am Beispielder Liste der Projekte, an denen das Un-ternehmen mitgewirkt hat. Dazu zählendiverse deutsche Fußballarenen, wie dasBerliner Olympiastadion oder das We-serstadion in Bremen. Es hat sich viel ge-tan in der Beschallung der Sportarenen.Mittlerweile können einzelne Bereichein den Stadien punktuell mit Durchsa-gen angesteuert werden. Schwarz ver-gleicht das mit dem Lichtstrahl einer Ta-schenlampe. Auch eine lange Liste vonFlughäfen, unter anderem Frankfurt,Köln/Bonn und Nürnberg, befindet sichauf der Referenzliste. Warnhinweise,Fluggastinformationen und Aufrufe –„das läuft alles vollautomatisch“, erklärtJoachim Schwarz. Erdacht werden dieseflexiblen Systeme in Eckersdorf und anden beiden weiteren Mediaspro-Stand-orten in München und Bad Vilbel.

„Egal, was dapassiert. Die Anlage

läuft immer.“Joachim Schwarz

über die Beschallung im gigantischenDhammakaya-Tempel

JoachimSchwarz bietet als Gründer undGeschäftsführer vonMediaspro Lösungen für außergewöhnlicheHerausforderungen in der Au-diotechnik. Für das Marketing auf dem Nischenmarkt sorgt Monika Brauer. Foto: Andreas Harbach

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Page 28: Die Wirtschaft 03-2014

Die Wirtschaft

So richtig ins Schwärmen gerät derFirmengründer allerdings, wenn es umdas Thema Akustik geht. Raumakustik,um genauer zu sein. Nicht die Akustikvon irgendwelchen Räumen. Schwarzspricht von der Berliner Philharmonie,von der Oper in Tel Aviv und besondersgerne über das Bolschoi-Theater in Mos-kau. Besser gesagt vom Tschaikowski-Saal, in den das Orchester während derRenovierung des Theaters umziehenmusste. Von einer „miesen Akustik“ er-zählt Schwarz. Bis Mediaspro kam. Ar-chitektonische Veränderungen in demdenkmalgeschützten Haus waren aus-geschlossen. Also erarbeitete man einKonzept mit mobilen akustischen Re-flektoren und einem Deckensegel. Wei-tereAnpassungenkannMediasprodurchversteckte Lautsprecher und Mikrofonevornehmen. Solche Einstellungen wer-den gespeichert und können dann aufKnopfdruck wieder abgerufen werden.

So wird selbst aus einer Multifunkti-ons-Sporthalle ein Opernsaal. Dass dasfunktioniert, haben die EckersdorferSpezialisten im vergangenen Jahr inBayreuth bewiesen, als sie die Ober-frankenhalle fit gemacht hatten für Wag-ner-Opern. „Unsere Techniker haben dasgeplant“, sagt Joachim Schwarz nichtohne Stolz. Die Freude über das Gelin-gen eines so anspruchsvollen Projektesist ihm auch ein Jahr danach noch deut-

lich anzumerken. Lob für die Akustik seiselbst von Stardirigent Christian Thie-lemann gekommen, der mit der Sächsi-schen Staatskapelle einen gefeiertenGastauftritt hatte.

Natürlich lässt sich Raumakustik mes-sen. Aber auch der Erfolg von Medias-pro lässt sich in Zahlen ausdrücken. Ameinfachsten vielleicht mit den zehn Mil-lionen Euro Umsatz, die das Unterneh-men pro Jahr macht. Aber noch besseram Beispiel der Kongresshalle in Prag.Eine 50 Meter breite Bühne, Platz für3600 Zuschauer. Dort hat Mediaspro dieakustischen Parameter so eingestellt,dass die Halle nun in einem weltweitenRanking für Konzertsäle auf Platz 13 ran-giert. Das funktioniert nicht alleine mitMesstechnik. Dafür braucht es erfahre-ne Leute. Deshalb legt Joachim Schwarzgroßen Wert darauf, gute Mitarbeiterlange im Unternehmen zu halten.

Das Feld, auf dem Mediaspro tätig ist,bezeichnet Schwarz als „Nischenmarkt“.Nicht, dass er damit unzufrieden wäre.Aber die Wachstumsmöglichkeiten sindbegrenzt. Doch zum Unternehmen ge-hört auch Bittner Audio. Mit der Firmageht Schwarz seit Kurzem einen neuenWeg. Und der führt in den absolutenHigh-End-Bereich der Audioverstärker.Für ein Gerät wie den TonMeister 500wird ein Kaufpreis im fünfstelligen Be-reich aufgerufen. Etwas für Liebhaberaußergewöhnlicher Technik, die es sichleisten können. Doch dafür versprichtGeschäftsführer Schwarz auch einiges anQualität: „Es gibt nur wenige auf derWelt, die da mithalten können.“

In Eckersdorf werden die fertigen Ein-zelteile zu Schaltschränken zusam-mengebaut. Foto: Harbach

„Es gibt nur wenigeauf der Welt, die damithalten können.“

Joachim Schwarzüber die Verstärker von Bittner Audio

Jedes Licht ein Mensch: Im Dhammakaya-Tempel in Thailand kommen bis zu eine Million buddhistische Gläubige zusammen. Die Be-schallungstechnik vonMediaspro hilft entscheidendmit, diese gigantischeMenschenansammlung zu koordinieren. Foto: Mediaspro

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Page 29: Die Wirtschaft 03-2014

Die Wirtschaft

Rasend schnell gehen die Kartons über die Maschine. Fotos: Wittek

Die packen Weltstars einHertel Kartonagen beliefert vor allem die Konsumgüterindustrie – Pudelwohl in der Nische

Wen interessiert schon dieVerpackung?“, sagt Gun-ther Hertel und lacht. Denn

er weiß ganz genau, dass vor allem hoch-wertige Produkte auch eine hochwerti-ge Verpackung brauchen. Schließlich le-ben er und seine 50 Mitarbeiter bei Her-tel Kartonagen davon. Über 16 Millio-nen Verpackungen verschiedenster Grö-ßen vor allem für die Konsumgüterin-dustrie gingen im vergangenen Jahr ausdem 2011 bezogenen Bayreuther Fir-mensitz an Kunden in ganz Deutschlandund das benachbarte Ausland. Hört sichviel an, ist es aber nicht. „Wir sind ein Ni-schenanbieter“, sagt Gunther Hertel, derdas 1951 von seinem Vater Friedrich ge-gründete Unternehmen mit seiner FrauGerlinde und Sohn Andreas führt.

Natürlich stellen sie bei Hertel aucheinfache Produkte her, glatte Schach-

teln, einfacher Druck, nichts Besonde-res. Aber stolz sind sie auf die anderen,die aufwendigen, die besonderen. Mitverschachteltem Innenleben für edleParfums zum Beispiel, mit besonderenLackierungen, mit Folien oder mit auf-wendiger Prägung.

Besondere Produkte für namhafteKunden aus verschiedensten Branchen –Kosmetik, Spielzeug, Spiele und auchnoch Porzellan. Noch, weil Hertel denStrukturwandel in der Porzellan- undauch der Glasindustrie 1:1 hat nachvoll-

ziehen müssen. Drehte sich früher dieMehrzahl der Verpackungen des Unter-nehmens umdasweißeGold, sind es heu-te keine 20 Prozent mehr. In die Breschesprangen unter anderem Medien, Schall-platten, dann CDs und DVDs.

Kundennamen will Hertel nicht nen-nen, die Markenhersteller haben es nichtso gerne, wenn neben ihrem Namen an-dere genannt werden. Tatsächlich zurVerschwiegenheit verpflichten musste ersich aber bei einem ganz besonderenProdukt: hochwertige Verpackungen fürdie Spezialausgaben von CDs und Vi-nylplatten gleich mehrerer berühmterRockgruppen – wirklich berühmterRockgruppen, Weltstars, ChampionsLeague. „Da kommt dann schon mal ei-ner aus London und steht drei Tage ne-benderMaschine und achtet darauf, dassauch jede einzelne Verpackung den ho-

Knifflige Aufträge sindihm fast die liebsten,„da kann man tüfteln,

ist gefordert“.

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Page 30: Die Wirtschaft 03-2014

Die Wirtschaft

hen Anforderungen entspricht“, erzähltHertel und wirkt dabei so, als könne eres gar nicht richtig glauben. Und seineFrau Gerlinde erzählt, wie sich plötzlichdie Mitglieder einer deutschen Pop-gruppe ankündigten, einfach, um malmitzuerleben, wie ihre Plattenverpa-ckung produziert wird.

Bei hochwertigen Produkten mussdann auch mal Hand angelegt werden.Ansonsten vertraut Hertel auf seine 20Maschinen – ein paar alte, vor allem aberviele neue – und die dazugehörigen rund4000 verschiedenen Werkzeuge. „Manmuss in unserer Branche sein Geld zu-sammenhalten, um immer wieder in-vestierenzukönnen, sonst istmanschnellweg vom Fenster“, sagt Gerlinde Hertel.In der Verpackungsbranche mit rund1500 Betrieben in Deutschland fressenicht der Große den Kleinen, sondernder Schnelle den Langsamen.

Und Hertel will zu den Schnellen ge-hören, individuelle Kundenwünschetechnisch und optisch umsetzen, kaummal etwas von der Stange liefern. Kniff-lige Aufträge sind ihm fast die liebsten,„da kannman tüfteln, ist gefordert“. Des-wegen gibt es eine eigene Entwicklung,eine eigene Mustermacherei, einen ei-genen Formenbau. Doch das Angebotder Bayreuther geht noch weiter. Wenngewünscht, übernehmen sie auch dasEinpacken der Produkte in die Verpa-

ckungen, zumindest aber liefern sie ihreVerpackungen über Speditionen denKunden oft bis ans Band – just in time.Die Größe eines Auftrags kann dabei ex-klusive 500 Stück genauso umfassen wie500 000 – mit Produktionsspitzen vor al-lem vor dem Weihnachtsgeschäft.

Um optimale Produktions- und Ar-beitsbedingungen zu bekommen, habensich die Hertels vor einigen Jahren ent-schieden, ihren Firmensitz komplett neuauf der grünen Wiese zu bauen. Her-ausgekommen ist ein Bau mit 6000Quadratmetern Nutzfläche, der von derFraunhofer-Projektgruppe an der Unidurchgeplant und 2011 bezogen wurde.Eines lag den Hertels bei aller Funktio-nalität besonders am Herzen – eine mög-lichst hohe ökologische Verträglichkeit.Und so steht auf dem Dach eine Photo-voltaikanlage, Wärmetauscher sorgendafür, dass auf fossile Brennstoffe ganzverzichtet werden kann. „Nur Strom fürunsere Maschinen müssen wir zukau-fen“, sagt Gunther Hertel sichtlich stolz.

6,5 Millionen Euro hat die Investitionim Gewerbepark Oschenberg gekostet.Viel Eigenkapital ist in das Projekt ge-flossen, es gab auch öffentliche Förde-rung und ein Förderdarlehen, aber kei-ne klassische Bankenfinanzierung. Dasversteht Hertel unter Beständigkeit. Undso will er auch nicht auf Teufel kommraus wachsen. 50 Mitarbeiter sind fürihn eine gute Zahl. Spitzen fängt er mitLeiharbeitern auf, von denen er schon ei-nigeübernommenhat,wennStellen trotzgeringer Fluktuation frei wurden. DerUmsatz wächst über die Jahre stetig, beistets schwarzen Zahlen. Auch eine guteVerpackung. Stefan Schreibelmayer

Gunther Hertel auf einer Maschine:„Man muss ständig investieren.“

Bei hochwertigen Verpackungen, wie dieser für eine Platten- und CD-Sammlung für eine berühmte Rockgruppe, muss alles stim-men und deshalb auch Hand angelegt werden.

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