Die Zukunft im Blick - K-UTEC · Unternehmertum – Digitalisierung – Künstliche Intelligenz ......

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Das Wirtschaftsmagazin für Thüringen www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com Nr. 04.2019 ı 15. Jg. ı 78363 ı 4,50 EUR Die Zukunft im Blick Unternehmertum – Digitalisierung – Künstliche Intelligenz Landtagswahl 2019 Wahlprüfsteine der Wirtschaft Luft- und Raumfahrt Thüringen will hoch hinaus RegioSpecial Perspektive Nordthüringen

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Das Wirtschaftsmagazin für Thüringen www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com Nr. 04.2019 ı 15. Jg. ı 78363 ı 4,50 EUR

Die Zukunft im BlickUnternehmertum – Digitalisierung – Künstliche Intelligenz

Landtagswahl 2019 Wahlprüfsteine der Wirtschaft

Luft- und Raumfahrt Thüringen will hoch hinaus

RegioSpecial Perspektive Nordthüringen

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Editorial

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Ist das Glas halb voll oder halb leer? Das ist die Frage, die Optimisten von Pessimisten unterscheidet, sagt man. Betrachten wir erst einmal die Nachrichtenlage. Demnach steuert die deutsche Wirtschaft auf schlimme Zeiten zu. Ist das so? Bei näherer Betrachtung habe ich den Eindruck, dass es sich zunächst um eine Konsolidierungsphase handelt. Sicher: Der Brexit, der Handelsstreit zwischen den USA und China und nicht zuletzt auch mit der EU hinterlassen auch Bremsspuren in Thüringen. Gleiches trifft für die Probleme im Transformationsprozess in der Automobil-Zulieferindustrie zu. Gleichwohl lohnt ein Blick auf die Daten und Fakten, die Thüringen betreffen. Die Zahl der Arbeitslosen sinkt, die Wirtschaft wächst – zugegeben nicht mehr so stark wie zu-vor. Aber in Gänze betrachtet, scheint es mir, dass die veröffentlichte Meinung schlim-mer ist als die Lage. Aus vielen Gesprächen mit Thüringer Unternehmern haben meine Redaktion und ich den Eindruck gewonnen, dass die Unternehmen im Freistaat durch-aus für die Zukunft gewappnet sind. Allerdings hat die Thüringer Wirtschaft Forderungen an die Landespolitik – gerade im Vorfeld der anstehenden Landtagswahlen. Wir dokumentieren sie in dieser Ausgabe. Genau deshalb empfehle ich Ihnen die Lektüre dieses Hefts: Finden Sie Anregungen für die Entwicklungen Ihres Unternehmens und beteiligen Sie sich an der politischen Diskussion über die wirtschaftlichen Perspektiven Thüringens. Ich glaube, die Thüringer Unternehmer haben die Zukunft im Blick. Herzlichst, Ihr Jürgen Meier

Was bringt die Zukunft?

Thüringen 04 .... Thüringer

00 .... Wirtschaftsnachrichten

06 .... Forderungen vor der

00 .... Landtagswahl

10 .... Forschungsinstitute

00 .... unterstützen Gründer

11 .... Guter Zugang zu Risikokapital

12 .... 55 neue Arbeitsplätze

00 .... bei Indu-Sol

14 .... Qualifizierung steht

00 .... hoch im Kurs

15 .... Qualitätsinitiative für

00 .... Berufsschulen

16 .... Büro als Management-Tool

18 .... Rechtzeitige

00 .... Nachfolgeplanung

20 .... Neues zur Grundsteuerreform

22 .... Chatbots – Mitarbeiter

00 .... der Zukunft

41 .... Aus den Netzwerken

42 .... Köpfe & Karrieren

RegioSpecial Nordthüringen 23 .... Drei Landkreise schauen

05 .... gemeinsam in die Zukunft

24 .... Zukunftsmöglichkeiten

05 .... aufzeigen

26 .... Unternehmen, Tourismus

05 .... und Region verbinden

28 .... Ritmo unterstützt mit

05 .... Alltagshelden auf Zeit

29 .... Know-how aus Thüringen

05 .... weltweit gefragt

30 .... Qualität ist Chefsache

32 .... Nordthüringen braucht

05 .... wieder Berggeschrei

34 .... Nicht nur für Naturliebhaber

05 .... attraktiv

Luft- und Raumfahrt 36 .... Hauptsache, es geht aufwärts

38 .... Der Blick von oben

Foto: WS

Jürgen Meier, Herausgeber Wirtschaftsspiegel

Aus dem Inhalt

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Thüringen

4 Fotos: Artalis/fotolia, Torsten Laudien

REGIONALE WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN

Kurzarbeit erwartet Die deutsche Industrie rechnet mit ei-nem Anstieg der Kurzarbeit. Das geht aus der neuesten Umfrage des ifo Instituts hervor. Demnach erwarten 8,5 Prozent der Unternehmen im Ver -arbeitenden Gewerbe Kurzarbeit in den kommenden drei Monaten. Das ist der höchste Wert seit Anfang 2013. Vor einem Jahr waren es noch 2,6 Pro -zent. (tl) Digitale Kompetenzen Digitale Kompetenzen nehmen in der deutschen Industrie zu. Das zeigt eine neue Studie, die das ifo Institut ge-meinsam mit dem LinkedIn Economic Graph Team auf Basis von Daten des beruflichen Netzwerks LinkedIn durch geführt hat. Seit 2016 geben im-mer mehr Mitarbeiter in der Industrie digitale Kompetenzen in ihren Le -bens läufen an. (tl) Patente Thüringer Thüringen ist bei den Patentanmel -dungen weiter auf einem Spitzenplatz im Osten. Wie die IHK Erfurt mitteilte, erreichte der Freistaat im Jahr 2018 mit 25 Patenten pro 100.000 Ein woh -ner den ersten Platz vor Sachsen und Brandenburg. Thüringen liegt damit aber noch deutlich unter dem Bundes -schnitt mit 56 Anmeldungen. (tl) Mehr Umsatz Das Medizintechnik-Unternehen Carl Zeiss Meditec in Jena rechnet mit et-was besseren Geschäften. Wie der Kon zern mitteilte, hält er nun einen Jahresumsatz leicht über den bisher angepeilten 1,3 bis 1,4 Milliarden Euro für möglich. (tl)

Medaillen für Altenburger Gold und Silber hieß es dieses Mal bei der Verleihung des Meininger’s In ter -national Craft Beer Award in Neustadt. Die Altenburger Brauerei schaffte es erneut, in dem anspruchsvollen Wett -bewerb unter die besten Biere zu kom men. So konnte sich das Festbier in der Kategorie „Märzen/Festbier“ die Goldmedaille sichern. Das Bockbier der Altenburger Brauerei konnte in der Kategorie „Bock“ seinen Siegeszug der letzten Jahre fortsetzen und holte die Silbermedaille. (tl) Breitband in Hildburghausen Alle Unternehmen in Hildburghausen haben inzwischen einen Breitband -anschluss für schnelles Internet. Nach Angaben von Bürgermeister Holger Obst seien alle Industriegebiete der Stadt angeschlossen. Dafür habe die Telekom rund 15 Millionen Euro in-vestiert. Seit 2017 wurden etwa 270 Kilometer Glasfaserkabel verlegt. Auch rund 3.000 Haushalte erhielten demnach schnelle Anschlüsse. (tl) Förderung beschlossen Das Bundeskabinett hat weitere Maß -nahmen zur steuerlichen Förderung der Elektromobilität beschlossen. Wer in den kommenden zehn Jahren ein Elektrofahrzeug als Dienstwagen an-schafft, kann sicher sein, dass er nur die Hälfte des Listenpreises versteu-ern muss. Weiterhin wurden eine Son -derabschreibung für Elektroliefer -fahrzeuge, die Fortschreibung der Steuervorteile für das elektrische Aufladen beim Arbeitgeber und Er -leich terungen bei der Gewerbesteuer beschlossen. (tl)

Spatenstich für Messehotel An der Messe Erfurt fand der symbolische erste Spatenstichh für das neue Messehotel statt. Das aus Wiesbaden stammende Familienunternehmen Fibona GmbH investiert hier rund 16,5 Millionen Euro. Das Hotel soll 145 Zimmer haben und im Jahr 2021 eröff-net werden. Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee sieht die Investition als Meilenstein für die Entwick -lung des Messestandorts Erfurt. Aufsichtsratsvor -sitzende Valentina Kerst unterstrich, dass das Land in den kommenden Jahren selbst 28 Millionen Euro in die Modernisierung der Messe stecken will. (tl) Niedrige Einkommen Die Einkommen in Thüringen liegen weiterhin deut-lich – nämlich rund 23 Prozent – unter dem Bundes -durchschnitt. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit gehören Vollzeitbeschäftigte im Altenburger Land sowie in den Kreisen Greiz, Saale-Orla und Un -s trut-Hainich zu den am schlechtesten bezahlten im bundesweiten Vergleich. (tl) Wettbewerb gestartet In Nordthüringen hat ein Wettbewerb um die besten Geschäftsideen begonnen. Veranstalter ist das „Busi -ness and Innovation Center“ (BIC), das junge Firmen unterstützt und von mehreren Nordthüringer Kommu -nen getragen wird. Die Teilnehmer können ihre Ideen einer Expertenjury präsentieren. Die besten drei erhal-ten Geldpreise bis zu 500 Euro. Anmelden kann man sich im Internet bis Ende Oktober. (tl)

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WIR VERSICHERN DEN MITTELSTAND.

Thüringen

5Foto: Silbitz

Verkauf gestartet Jenoptik hat den Verkauf für seine Mechatronik-Sparte begonnen. Der Bereich produziert mit 790 Mitar bei -tern Produkte unter anderem für die Rüstungs- und Luftfahrtindustrie und steuerte zuletzt etwa ein Fünftel zum Umsatz des Konzerns bei. Jenoptik will sich in Zukunft noch stärker auf das Optik- und Photonik-Geschäft konzen-trieren. (tl) Förderung für CATL Der Bau des chinesischen Batterie-Herstellers CATL am Erfurter Kreuz wird mit 7,5 Millionen Euro gefördert. Das Geld komme aus Mitteln der Ge -meinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW), sagte Wirtschaftsstaats sekre tärin Va -len tina Kerst. CATL will im Herbst mit dem Bau seiner Batteriezellen-Fabrik für Elektroautos beginnen. In den kom menden fünf Jahren plant der chi-nesische Konzern Investitionen von 1,8 Milliarden Euro in Thüringen. Mit -telfristig sollen in der Fabrik 2.000 Mit arbeiter beschäftigt werden. (tl)

Konjunktur eingetrübt Die konjunkturelle Entwicklung im Landkreis Nordhausen hat sich etwas eingetrübt. Gegenüber dem Jahres be -ginn 2019 fällt der Konjunktur klima -index von 121 auf 111 von 200 mög-lichen Prozentpunkten. Damit liegt er noch oberhalb des langjährigen Durch schnitts von 106 Prozent. Dies geht aus der letzten Konjunktur um -frage der IHK Erfurt hervor. (tl) Medaillen für Saalfelder Bei einem der größten Biertasting Wettbewerbe der Welt mit über 3500 teilnehmenden Bieren, dem World Beer Award in London, gewann das Saal felder Dunkel Gold in der Kate -gorie „Dunkle Lagerbiere“. In der Kate -gorie „Lagerbier International“ errang das Saalfelder Jubiläumsbier eine Sil -ber medaille. Das Saalfelder Premium Pils und der Saalfelder Bock erhielten im gleichen Wettbewerb je eine Bron -zemedaille. (tl)

EINFACH SCANNEN MIT SMARTPHONE-KAMERA

WIRTSCHAFTS-SPIEGEL

NEWS-APP

Beteiligung erworben Die Silbitz Group GmbH hat eine Beteiligung an der Meuselwitz Guss Eisengießerei GmbH erworben. Dazu hat sie die Anteile des bisherigen geschäftsführenden Gesellschafters Herbert Werner gekauft. Zur Silbitz Group mit Hauptsitz im thüringischen Silbitz gehören außerdem die drei Gießereien in Silbitz, Zeitz und im slowakischen Košice sowie ein mechanischer Bear -beiter in Staßfurt. (tl) Gütesiegel Die Stadt Zella-Mehlis hat erstmals das Gütesiegel „Unternehmerfreundliche Verwaltung im Thüringer Wald“ erhalten. Wie die IHK Suhl mitteilte, wurden da-zu zum einen Unternehmer befragt, wie wirtschafts-freundlich die Stadtverwaltung ist. Dabei seien kaum Defizite genannt worden. (tl)

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Am 27. Oktober 2019 wird im Freistaat Thüringen ein neuer Landtag gewählt. Damit wird auch die Richtung für die wirtschaftliche Entwicklung auf Landesebene für die nächsten fünf Jahre neu ab-gesteckt. Von der Bildungspolitik, dem Bürokratieabbau über die regionale Energie- und Klimapolitik bis hin zur mittelstandsfreundlichen Verwaltung – die politisch Verantwortlichen im Freistaat tragen wesentlich zur Attraktivität des Standorts und letztlich zum wirtschaftlichen Erfolg Thüringens bei. Nur mit einer unternehmensfreundlichen, aktiven Standortpolitik kann es der Landespolitik gelin-gen, vorhandene Wachstumspotenziale zu erschließen und das Fundament für eine kontinuierliche Prosperität des Bundeslandes zu legen.

Forderungen der Wirtschaft vor der Landtagswahl

.WIRtschaft für Thüringen.

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Thüringen

7Foto: Animaflora PicsStock - stock.adobe.com

In ihrer Veröffentlichung „For de -rungen der Wirtschaft im Vor -

feld der Thüringer Landtagswahl 2019“ formuliert die Initiative „WIRtschaft für Thüringen“ ihre Ansprüche und Vor -schlä ge an die im Thüringer Landtag vertretenen Parteien sowie die FDP. Bereits frühzeitig – nicht erst in der hei-ßen Phase des Wahlkampfes – möchte die Wirtschaft die Politik für ihre Be -lange sensibilisieren. Die Initiativ part -ner identifizierten die nachfolgend aufgeführten Themen als wichtige Kern be reiche für das politische Handeln und nutzten sie als Diskussions grund -lage bei einer Veranstaltung mit den Vorsitzenden der Parteien. Die Vertreter der Thüringer Wirtschaft bekräftigen mit diesem Forderungs -papier das Angebot an die Entschei -dungsträger des Landes zur konstrukti-ven Zusammenarbeit. In erster Linie wird von der Politik Verlässlichkeit und Planbarkeit bei der Gestaltung der wirt-schaftspolitischen Rahmenbedin gun -gen erwartet. Bildungspolitik Eine leistungsstarke duale Ausbildung ist die Grundsäule der Fachkräfte ge -winnung in den Unternehmen. Sie trägt entscheidend zur Innovations- und Wett bewerbsfähigkeit der Wirtschaft bei und muss deshalb als Erfolgsmodell attraktiv und leistungsstark bleiben. Die demografischen Veränderungen sind in Thüringen wesentliche Ursache dafür, dass zunehmend Ausbildungsplätze un-besetzt bleiben. Mit steigenden Alters -abgängen in den Betrieben und der un-gebrochenen Orientierung vieler junger Menschen zu einem Studium wird es für die Unternehmen immer schwieriger, Nachwuchs zu finden. Zudem sind im Bildungsbereich zusätz-liche Anstrengungen erforderlich, um mit der technologischen Entwicklung Schritt zu halten. Positionen und Forderungen der Wirtschaft:

Lehrer sollten für die Themen Un -ternehmertum, Selbständigkeit und Existenzgründung stärker sensibili-siert werden. Zur Vermittlung des unternehmeri-

schen Alltags sollten Lehrer in der unterrichtsfreien Zeit Praktika in Betrieben absolvieren. Die Berufsorientierung ist als Quer -schnittsthema in die Lehreraus- und Fortbildung aufzunehmen. Die hohen Unterrichtsausfallzeiten durch fehlende Pädagogen in allen Schulformen und den Berufsschulen sind zu stoppen. Die Stärkung des MINT-Bereiches sollte das naturwissenschaftlich-tech nische Wissen der Schüler ver-bessern. Mehr Mädchen und Frauen sind für digitale, technische und naturwis-senschaftliche Fächer zu gewinnen. Theoretischer Unterricht und unter-nehmerische Praxis sollten besser verknüpft werden, um für die Schüler die Herstellung eines Praxisbezugs zu erleichtern. Moderne IT-Ausstattung, digitale Lern formen sowie Medien- und IT-Kompetenz muss in den Schulen und Berufsschulen verstärkt etabliert wer-den. Experimente zulasten der Leis tungs -fähigkeit der Schüler werden abge-lehnt. Leistungseliten müssen stärker geför-dert werden. Bereits beim Übertritt von Grund- zu weiterführendem Schulsystem soll-ten Informationen über die Durch läs -sigkeit des Bildungssystems und die Aufstiegschancen auch ohne Abitur erfolgen. Zudem ist die Publizierung der Entwicklungsperspektiven durch das berufliche Aus- und Weiterbil -

dungssystem im Vergleich zum Stu -dium zu verstärken. Die Verteilung von Praxiszeiträumen innerhalb einzelner Schulen sollte besser organisiert werden, um mög-lichst viele Interessenten in den Be -trieben aufnehmen zu können. Um die Attraktivität der dualen Aus bildung zu steigern, ist die Instal -la tion eines flexiblen Berufsschul -netzes mit wohnortnahen Berufs -schul angeboten notwendig. Wirtschaft und Politik sollten ver-stärkt bei der Erstellung nachhaltig relevanter Bildungspläne und Curri -cula für Thüringen zusammenarbei-ten. Gefordert wird ein Konzept zur digi-talen Bildung für jede Schule. Dazu gehört, dass jeder Lehrer über eine schulische E-Mail-Adresse verfügt. Es muss eine ehrliche Bilanz des Sa -nierungsstaus in Schulgebäuden, von Investitionslücken in der sächlichen Schulausstattung und in der digitalen Anbindung vorgelegt werden.

Landeshaushalt Gute Wirtschaftspolitik für einen attrak-tiven Standort Thüringen ist ohne soli-de Haushaltsführung und Konsoli -dierung nicht denkbar. Bei einem jährlichen Haushaltsvolumen von mehr als 10 Milliarden Euro hatte Thüringen zum Ende des Haushaltsjahres 2017 15,2 Milliarden Euro Schulden, wofür ei-ne jährliche Zinslast von ca. 415 Mil -lionen Euro aufgewendet werden muss. Die Pro-Kopf-Verschuldung in Thürin -gen beläuft sich auf mehr als 7.300 Euro

.WIRtschaft für Thüringen.

INGENIEURKAMMERTHÜRINGENKörperschaft öffentlichen Rechts

2017 haben sich in Thüringen unterschiedliche Wirtschaftsinstitutionen und -verbände zur Initiative „WIRtschaft für Thüringen“ zusammengeschlossen, um sich gemeinsam und gebün-delt in die wirtschaftspolitische Entwicklung auf Landes- und Bundesebene einzubringen.

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Thüringen

8Foto: Henry Czauderna - stock.adobe.com

je Einwohner. Nur etwa 61,8 Prozent des Haushaltsvolumens sind 2018 durch ei-gene Steuereinnahmen gedeckt, wäh-rend der Rest der Gelder vom Bund bzw. von der EU aufgebracht wird. Dabei ist zu beachten, dass Thüringen durch den Einwohnerrückgang 2009 bis 2020 jähr-lich 50 Millionen Euro an Einnahmen verliert. Die Solidarpaktmittel gehen bis zum Jahr 2020 auf Null zurück und auch die Zuweisungen aus EU-Programmen werden reduziert. Die Ausgestaltung des Steuerrechts und die Höhe der Steuern sind wichtige Standortfaktoren für die Wirtschaft. Leitbild der Steuerpolitik sollte ein ein-faches, bürokratiearmes und investi -tionsfreundliches Steuerrecht mit ziel-genauen Bemessungsgrundlagen und wettbewerbsfähigen Steuersätzen sein. Positionen und Forderungen der Wirtschaft:

Die in der Thüringer Landeshaus -halts ordnung verankerte enger ge fasste Regelung einer Schulden -brem se ist in die Thüringer Landes -verfassung aufzunehmen.

(Gemäß § 18 ThürLHO ist der Haus -haltsplan grundsätzlich ohne Ein -nahmen aus Krediten auszugleichen. Ausnahmen sind demnach nur bei besonderen Konjunkturein brü chen, Naturkatastrophen oder außerge-wöhnlichen Notsituationen zulässig. In all diesen Fällen ist mit der Kredit -aufnahme jedoch gleichzeitig ein 5-jähriger, verbindlicher Tilgungsplan festzulegen.)

Haushaltsüberschüsse und Steuer -mehr einnahmen müssen zur konse-quenten und deutlichen Reduzierung der Verschuldung bis zum Erreichen des Entschuldungsziels eingesetzt werden. Bei der Festlegung eines Schulden -abbaupfades sind der Gesamtschul -den stand, der bestehende Inves ti -tionsbedarf sowie die demografische Entwicklung Thüringens zu berück-sichtigen. Angestrebt werden sollte eine möglichst geringe Pro-Kopf-Verschuldung. Antizyklische Haus -halts politik ist zulässig. Der Personalabbauplan des Landes muss konsequent fortgeschrieben werden. Insbesondere in den wert-schöpfungsfernen Bereichen Minis -terialbürokratie sind Stellenpläne zu überprüfen und signifikante Stellen -reduzierungen anzustreben. Lehrer und Polizei stehen nicht im Fokus der Einsparbemühungen. Doppelstrukturen sind zu vermeiden. Der Staat und seine landeseigenen Gesellschaften sollten sich aus den Aufgaben zurückziehen, die in Selbst -verwaltung bzw. durch die freie Wirtschaft erledigt werden können. Die Landesgesellschaften dürfen nicht als Auffangbecken für Personal des Landes genutzt werden. Insgesamt müssen Aufgaben redu-ziert werden, um Ausgaben einsparen zu können. Deshalb muss die Frage nach den Kriterien für staatliche Aufgaben zukünftig stärker in den Fokus gestellt werden. Aufgrund der guten Steuereinnahme -

situation sollte sich der Freistaat für eine Reduzierung der Steuerbelas -tung einsetzen, um die Wettbewerbs -fähigkeit der regionalen Wirtschaft zu unterstützen.

Energie und Umwelt Der Umbau der Energielandschaft im Zuge der Energiewende hat in Thürin -gen in den letzten Jahren zu einem star-ken Strukturwandel geführt. Es erfolgte eine Neuausrichtung im Strommix hin zu einem wachsenden Anteil regenera-tiver Energien. Die regionale Wirtschaft schätzt aller-dings die Auswirkungen der Energie -wende auf ihre Wettbewerbsfähigkeit im Bundesvergleich besonders negativ ein. Der stetige Anstieg staatlicher und regional erhobener Strompreisbestand -teile erhöht die Kosten und stellt einen wachsenden Standortnachteil im natio-nalen und internationalen Vergleich dar. Die Vielzahl regulatorischer Eingriffe in Markt und Wettbewerb sowie unzählige Richtlinien, Gesetze und Verordnungen im Energiesektor erfordern darüber hi-naus einen verstärkten bürokratischen Aufwand und leisten Rechtsunsicher -heit Vorschub. Positionen und Forderungen der Wirtschaft:

Als geeignete Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung der Energie -wende wird eine bundeseinheitliche Strategie in Verbindung mit einer transparenten Kommunikation ange-sehen. Es gilt, die Energiewende durch eine stärkere Marktorientierung bei größt-möglicher Versorgungssicherheit kos-tengünstig zu gestalten und den regulatorischen Rahmen im Energie - recht zu verschlanken. Die staatlich induzierten Belastungen des Strompreises sind zu reduzieren, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu stärken. Der Zugang zu Rohstoffen wie Gips und Salzen sollte weiter möglich sein. Die Forschung und Entwicklung im Bereich Energie und Rohstoffe ist auszubauen. Die Ziele Thüringens hinsichtlich der Erhöhung des Anteils Erneuerbarer

.Der stetige Anstieg staatlicher und regional erhobener Strompreisbestand teile.

.stellt einen wachsenden Standortnachteil dar..

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Thüringen

9Foto: Daniel Ernst - stock.adobe.com

Energien dürfen nicht über die Ziele des Bundes hinausgehen. Das geplante Thüringer Klimagesetz wird von der Wirtschaft abgelehnt. Bereits bestehende Regelungen bie-ten genügend Spielraum für eine lan-desspezifische Klimapolitik. Bei der Festlegung von Klimaschutz -strategien sind auch mögliche Aus -wir kungen auf die Wertschöp fungs -ketten, das Investitionsverhalten und die Wirtschaftsentwicklung angemes-sen zu berücksichtigen.

Bürokratieabbau – moderne Verwaltung – Digitalisierung Die Attraktivität eines Wirtschafts stand -ortes ist heute mehr denn je von einer modernen, leistungsfähigen Verwaltung abhängig. Orts- und Sachnähe bei gleichzeitig straffer Verwaltungs struk -tur, die Nachvollziehbarkeit von Ent -scheidungen und die Dauer von Ge nehmigungen sind wichtige Rahmen -bedingungen für unternehmerisches Wirken. Zudem haben die Verwaltungs -strukturen in ihrer Organisation, aber auch in ihrer kostenseitigen Belastung unmittelbare Auswirkungen auf die Wirtschaft. Bereits seit vielen Jahren for-dert die Thüringer Wirtschaft qualitativ hochwertige, effiziente und bezahlbare Verwaltungsstrukturen. Thüringens Klein- und Mittelständler stehen immer neuen bürokratischen Hürden gegenüber. Sie werden täglich mit einer Fülle von Vorgaben, Auflagen sowie Dokumentations- und Melde -pflichten konfrontiert. Jede überflüssige Regelung, jedes zu komplizierte Ver -fahren verursacht unnötige Zeitauf -wände und Kosten für die Wirtschaft. Der spürbare Abbau von Bürokratie muss daher ein wichtiges Element wirt-schaftsfreundlicher Politik sein. Entlastungen für die Wirtschaft wären dabei durch die Nutzung der Digita li -sierung in großem Umfang möglich. Positionen und Forderungen der Wirtschaft: Bürokratieabbau

Für jede gesetzliche Neuregelung muss ein nachvollziehbares Rege -lungsbedürfnis bestehen. Erhöhte Bü -rokratie und aufwendige Genehmi -

gungsverfahren sollten vermieden werden. Dazu gehört auch, eine klare Kosten- und Folgeabschätzung zu je-dem Vorhaben durchzuführen. Gesetzliche Regelungen im Interesse des Landes dürfen nicht zu Lasten der Wirtschaft erfolgen. Negativ bei -spiele sind: Thüringer Bildungsfrei -stellungsgesetz, Thüringer Laden öff -nungsgesetz, Regelungen zur Sonn- und Feiertagsarbeit, Einführung eines zusätzlichen Feiertages.

Die Landesregierung sollte bei der Gesetzgebung Gestaltungsspielräu -me so nutzen, dass sie nicht über Re -gelungen von Bund oder EU hinaus-gehen. Bei der Vergabegesetzgebung ist eine bundesweite Einheitlichkeit anzu-streben. Vergabefremde Aspekte soll-ten nicht Bestandteil von Vergabe -regelungen sein. Die vorhandenen Förderprogramme müssen mittelstandsfreundlich aus-gestaltet werden.

Moderne Verwaltung Durch schnelle Verwaltungs- und Genehmigungsverfahren kann der Standort weiter voran gebracht wer-den. Verwaltungsleistungen sind zur Entlastung von Bürokratiekosten, zur Beschleunigung von Verwaltungs -prozessen und für eine leistungsfähi-ge und serviceorientierte Verwaltung nutzerorientiert zu digitalisieren. Die Unternehmen benötigen transpa-rente Verwaltungsentscheidungen. Kleine Firmen sollten von Melde- und

Berichtspflichten ausgenommen wer-den. Die thüringenweit einheitliche elek-tronische Akte ist zeitnah in der Landesverwaltung und kompatibel in den nachgeordneten Behörden ein-zuführen. Alle Verwaltungsdienstleistungen soll ten elektronisch verfügbar sein.

Digitalisierung Das Thema Digitalisierung erfordert mehr Transparenz, insbesondere bei

der Umsetzung der Digitalisie rungs -strategie des Landes. Darüber hinaus sind die Zuständigkeiten möglichst weitgehend zu bündeln und dies entsprechend zu kommunizieren. Dies gilt ebenso für die digital zur Ver fügung stehenden Verwaltungs -dienstleistungen. Ein zügiger und ausreichender Aus -bau der digitalen Infrastruktur ist für Ansiedlungen und Investitionen in den nächsten Jahren dringend nötig. Der Breitbandausbau muss mit dem Ziel der flächendeckenden Versor -gung von mehr als 50 Mbit/s voran-getrieben werden. Der Ausbau und die Sicherung des schnellen Internets in allen Landes -teilen als Grundlage für mobile An -gebote im gewerblichen Bereich (E-Government), im Gesundheitswesen (Telemedizin, mobile Sprechstunde), im Handel (Bestellungen), im Nahver -kehr (Rufbus) und bei öffentlichen Diensten (Online-Amt) sollten ge-währleistet sein. (em/tl)

.Der spürbare Abbau von Bürokratie muss ein wichtiges Element.

.wirtschaftsfreundlicher Politik sein..

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10 Foto: Thomas Wellhöfer

Thüringen öffnet seine wirtschaftsnahen Forschungseinrichtungen für innovative Gründer. Im Rahmen des Gründerwettbewerbs „GetStarted2gether“ („Gemeinsam loslegen“) können sich Start-ups mit ihren Projekten um eine sechsmonatige Nutzung von Laboren, Technik und Geräten einschließlich kompetenter Unterstützung durch Wissenschaftler bewerben, um ihre Produkte und Verfahren weiterzuentwickeln und zur Marktreife zu bringen.

Thüringer Forschungsinstitute unterstützen Gründer600.000 Euro Förderung für erfolgreiche Start-ups

.GetStarted2gether.

Die Kosten dafür trägt das Land. Sechs Fördermittelbescheide über insgesamt 594.800 Euro hat Thüringens Wirt -schafts- und Wissenschaftsminister Wolf gang Tiefensee bereits an die Ge -winner der ersten GetStarted-Wett be -werbsrunde vom Mai 2019 übergeben. „‚GetStarted2gether‘ ist ein wichtiger Baustein für ein erfolgreiches, innova -tionsorientiertes Gründungsumfeld, wie wir es in Thüringen anbieten“, sagte Tiefensee. Damit werde der Weg von der Forschung zur Anwendung weiter verkürzt. „Mit dem Wettbewerb wollen

wir jungen innovativen Start-ups deshalb die Möglichkeit bieten, die Infra struktur und Expertise ei-ner etablierten Forschungseinrichtung zu nutzen, um damit das eigene Produkt oder Ver fah ren weiterzuent-wickeln und sich langfristig erfolgreich am Markt zu positionieren.“ Nach dem erfolgreichen Auftakt von „GetStarted2gether“ in diesem Jahr werde bereits Anfang 2020 die zweite Wettbewerbsrunde beginnen. Auch dafür stehen wieder rund 600.000 Euro zur Verfügung. Der Gründerwettbewerb „GetStarted 2gether“ ist eine gemeinsame Initiative des Thüringer Wissenschafts -ministe riums und des Forschungs- und Techno logie -verbunds Thüringen e.V. (FTVT). Dessen Vorsit zender

Dr. Peter Miethe würdigte die Grün -dungs vorhaben als „hochinnovativ und zukunftsfähig“: „Die Vielfalt und techni-sche Reife der vorgestellten Ideen hat alle Beteiligten überzeugt. Als Verband unterstützen wir die Gründer nun dabei, die Ideen auf die Straße zu bringen und sie zügig und markt wirksam umzuset-zen.“ Miethe ist zugleich Geschäftsführer des For schungs zentrums für Medizin -technik und Biotechnologie (fzmb) in Bad Lan gensalza, das zwei der Start-ups mit ihren Projekten betreuen wird. (em/tl)

.Übergabe der Zuwendungsbescheide durch Minister Wolfgang Tiefensee.

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11Foto: Andreas Beetz

.100 Millionen Euro für Start-ups und Unternehmen.

Thüringen bietet Gründern und Start-ups einen guten Zugang zu Risikokapital. Allein im Jahr 2018 wurden über die Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH (bm-t) gemeinsam mit ihren Co-Investoren mehr als 100 Millionen Euro in 29 innovative Thüringer Start-ups und Wachstumsunternehmen investiert. Die Firmen kamen überwiegend aus den Branchen IT, Biotechnologie, Werkstofftechnik und Finanzdienstleistungen.

Guter Zugang zu Risikokapital in ThüringenInverstor Days Thüringen haben über die Landesgrenzen hinaus einen guten Ruf

„Gründer brauchen Geld, Marktzugänge und Partner – Thüringen bietet gute Rahmenbedingungen, um ein innovati-ves Start-up oder eine überzeugende Geschäftsidee zu finanzieren und zu vernetzen“, heißt es dazu von Thürin -gens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee. Dazu trügen seit vier Jahren insbesondere auch die „Investor Days“ in Erfurt bei, über die Gründer schnell und effektiv Risikokapital für ihre Unter neh -men einwerben könnten. Mit zuletzt mehr als 500 Teilnehmern, darunter 70 Inv estoren, sind die zweitägigen „Inves -tor Days Thüringen“ eine der größten

Veranstaltungen für innovative Gründer, Investoren und Wachstumsunter neh -men in Deutschland. Start-ups und Wachs tumsunternehmen werden dabei einem großen Kreis an Investoren be-kannt gemacht. Die Investor Days sind laut Tiefensee ei-ne echte Erfolgsgeschichte, die sich weit über die Grenzen Thüringens hi-naus herumgesprochen hat. Das zeige nicht zuletzt der steigende Inter na tio -nalisierungsgrad der Veranstaltung. Wa -ren bereits im vergangenen Jahr Teil -nehmer aus Israel und Indien zu den

Investorentagen nach Thüringen ge-kommen, so gab es in diesem Jahr Gäste aus den USA, der Schweiz, Österreich, Tschechien, Peru und der Ukraine. (em/tl)

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Nach dem Motto „Alles Gute kommt von oben“ verkündete gleich zu Beginn der Einweihungsfeier des neuen Gebäudeteils ein Flugzeug mit Hilfe eines Spruchbandes die frohe Botschaft: „Indu-Sol wächst weiter“.

Indu-Sol weiht neues Gebäude mit 55 Arbeitsplätzen einAußerdem: FuE-Projekt zu künstlicher Intelligenz mit Westsächsischer Hochschule

Das Schmöllner Technologie-Unter neh -men wurde vor über 17 Jahren in Gera gegründet und versteht sich auf die Pla -nung, Ab- und Inbetriebnahme sowie die Wartung von industriellen Netz wer -ken. Begannen die heutigen Geschäfts -führer Karl-Heinz Richter und René Heidl einst ihre Mission noch zu zweit, wissen sie heute eine 135 Mitarbeiter starke Truppe hinter sich. Das Unterneh -men ist mittlerweile zu einem Global Player mit Partnerfirmen in knapp 30 Nationen herangewachsen. Höchste Zeit also, dem Wachstum im wahrsten Sinne des Wortes Raum zu ge-

ben und die Basis für eine Fortführung des Aufwärts -trends zu legen. Dazu konnte nun, fast auf den Tag ge-nau zwei Jahre nach der Grundsteinlegung, am 27. Juni 2019 ein neues Büro- und Technologiegebäude einge-weiht werden. Es erweitert das Bestandsgebäude um 848 m2 Büro- und Veranstaltungsfläche, auf denen sich unter anderem 55 Arbeitsplätze verteilen. Die Gesamtkosten dafür belaufen sich auf etwa drei Millionen Euro. Karl-Heinz Richter, Geschäftsführer Marketing & Ver -trieb bei Indu-Sol, verglich die Einweihungsfeier mit der Geburtsstunde eines Kindes und hob die Bedeutung der Betreuer in der „Schwanger schafts -phase“ hervor – gemeint waren einerseits die beteilig-ten Baugewerke und andererseits die finanziellen

Unterstützer des Projekts. Außerdem richtete er seinen Dank für das bisher Erreichte an die Belegschaft, verbunden mit dem Appell, sich nicht darauf auszu-ruhen: „Wir müssen täglich etwas dafür tun, dass wir wachsen.“ Arbeitskräftenachwuchs im Fokus Dazu gehört es bei Indu-Sol traditionell, den Arbeitskräftenachwuchs im eigenen Haus auszubilden. Den Jugendlichen und jungen Erwachsenen bietet Indu-Sol jede Menge spannende Aufgaben und Projekte sowie einige interessante Einblicke hinter die Kulissen namhafter

.Symbolische Eröffnung: Die Indu-Sol Gründer und heutigen Geschäftsführer Karl-Heinz Richter (links, mit Frau Marion) und.

.René Heidl (rechts, mit Frau Yvonne) durchschneiden das Eröffnungsband und.geben den Erweiterungsbau symbolisch frei..

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Industrie-Unternehmen; etwa aus den Bereichen Automobil, Papier, Stahl, Lo -gistik oder Lebensmittel. Das Angebot dafür reicht vom eintägigen Schnup -perkurs über Praktika bis hin zur Aus -bildung als Elektroniker/in für Auto ma -tisierungstechnik. Aber auch „fertige“ Arbeitskräfte sind bei Indu-Sol gern ge-sehen. Nicht das Alter ist das Kriterium, sondern die fachliche Kompetenz. Die Basis für weiteres Wachstum wäre da-mit gelegt. Und dieses Wachstums -potenzial sieht man bei Indu-Sol nicht zuletzt in einer Zukunftstechnologie, die in aller Munde ist. Zukunftstechnologie künstliche Intelligenz Ob wir es merken oder nicht – künstli-che Intelligenz (KI) hat längst Einzug in unseren privaten und beruflichen Alltag erhalten. Egal ob es sich um die umstrit-tenen sprachgesteuerten Assistenten zu Hause, maschinelle Accounts in sozialen Netzwerken (Chatbots) oder automati-sches Verhalten von Produktions anla -gen handelt – der „IQ“ technischer Geräte in unserem Umfeld wächst kon-tinuierlich. Die Industrie verspricht sich hiervon vor allem Kosteneinsparungen durch Effi -zienzgewinn: Kürzere Rüstzeiten von Maschinen, optimierte Prozessketten und nicht zuletzt die vorausschauende Wartung durch die fortlaufende Über -wachung des Maschinenzustands mit Hilfe von Daten machen KI attraktiv. Vor allem im letztgenannten Bereich gelten die Schmöllner Netzwerkspezialisten der Indu-Sol GmbH seit der Unter neh -mensgründung als Erfahrungsträger. Zahlreiche erfolgreich realisierte For -schungs- und Entwicklungsprojekte des Technologieunternehmens wurden in der Vergangenheit bereits mit Aus -zeichnungen und Preisen bedacht.

„Nun wagen wir einen neuen Schritt im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI)“, kündigt Indu-Sol Entwick -lungsleiterin Anne Satzke an. „Maschinelles Lernen als Bereich in den Forschungsfeldern der künstlichen Intelligenz wird von der Fachpresse bereits vielfach als die Zukunft in der Automation betrachtet. Wir kön-nen dabei auf unsere jahrelange Erfahrung in der Datenanalyse und -auswertung, die einen voraus-schauenden Produktionsbetrieb ermöglichen, aufbau-en. Mittlerweile untersuchen wir seit zwei Jahren mit Hilfe von KI-Forschern und Studenten sinnvolle Algorithmen.“ Erste Forschungsergebnisse für Thüringer Innovationspreis eingereicht Erste Ergebnisse dieser Forschungsaktivitäten möchte das Unternehmen nun mit der nächsten Generation teilen und strebt dazu eine Kooperation mit der Westsächsischen Hochschule Zwickau an. Im Rahmen einer Lehrveranstaltung am Lehrstuhl für Informatik und intelligente Systeme werden den Studenten die aktuellen angewandten Ergebnisse des maschinellen Lernens demonstriert. Die Praxisdaten von Indu-Sol und die aktuellen Ansätze der Wissenschaft sollen in der Symbiose zu neuen Pionierprojekten führen, die

die Innovationsfähigkeit des Standortes Ost deutschland stärken. Außerdem werden die ersten For -schungs ergebnisse gleich einem „Kon -kurrenztest“ unterzogen, indem sie beim jährlich verliehenen Innovationspreis Thüringen eingereicht wurden. Das Unternehmen hofft, mit dem nächsten Schritt bei der Auswertung industrieller Netzwerkdaten durch künstlich intelli-gente Algorithmen Jury und Publikum überzeugen können.

.Technik zum Anfassen: Junge Leute lernen bei Indu-Sol praxisorientiert.

.den Umgang mit der Technik..

.Dmitrii Lekomtsev aus der Entwicklungsabteilung von Indu-Sol präsentierte zur.

.Auftaktveranstaltung der Zusammenarbeit den aktuellen Stand der Technik bei.

.Analysemethoden zur Bewertung von Kommunikationsanomalien in industriellen.

.Netzwerken vor den Studierenden der Westsächsischen Hochschule Zwickau..

Indu-Sol GmbH Blumenstraße 3 04626 Schmölln www.indu-sol.com

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In Thüringen gibt es branchenübergreifend einen hohen Bedarf an unternehmerischer Qualifizierung. Zu diesem Ergebnis kommen die Mitarbeitenden der Thüringer Qualifizierungsentwicklung. Das Team steht thüringenweit im engen Kontakt mit Bildungsunternehmen. Deshalb wissen die Teammitarbeiter auch, wie die Weiter bildungs -bedarfe in den Unternehmen aussehen.

Qualifizierung steht in Thüringer Unternehmen hoch im Kurs

.Weiterbildung.

So berichtet Jana Kummer von der GFAW, die das Team koordiniert, „dass oftmals die Weiterbildungsbedarfe nicht bedient werden. Immer wieder fehlt es an Geld oder dem passenden Bildungsangebot. Hinzu kommt häufig auch ein hoher Auftragsdruck, der das Personal oder die Chefs von erforderli-chen Qualifizierungsmaßnahmen ab-hält. Auch Sprachhemmnisse wirken sich hinderlich aus.“ Deutlich ist in der Praxis ein Trend zu-rück zu klassischen Qualifizierungs for -maten zu erkennen. Zwar ist die Di -

gitalisierung zweifellos eine wichtige Herausfor de -rung für die Zukunft der Thüringer Unter nehmen, die viele Chancen eröffnet. Nicht ohne Grund stellen Webi nare und Lernvideos bei kurzen theoretischen Lerninhalten eine gute zeitsparende Alternative dar. „Geht es jedoch um komplexere Themen, dann wollen viele Kursteilnehmer lieber den Dozenten zum An fas -sen“, so Jana Kummer. Themenbezogen sind auch Kombinationen aus virtuellen und klassischen Klas -sen zimmern sinnvoll. Aufgrund der zunehmenden Lücke zwischen dem Fachkräftebedarf und eingehenden Bewerbungen ge-winnt das Marketing für viele Unternehmen an Be -deutung. Gerade in Verbindung mit Social Media muss

dafür oft erst das im Unternehmen vor-handene Perso nal geschult werden. Die Anforderungen im Arbeitsleben ha-ben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Auch die gesellschaftli-chen Werte haben sich zu Gunsten der eigenen Familie und der individuellen Lebenspläne verschoben. Neben den ei-gentlichen „harten“ Arbeitsinhalten rü-cken ganz klar „weiche“ Faktoren, inter-kulturelle Kommunikation und eine aus geglichene Work-Life-Balance im-mer mehr in den Vordergrund. (em/tl)

.Teamkoordinatorin Jana Kummer von der GFAW.

14 Foto: GFAW

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Thüringen

15Foto: IHK

Die Thüringer Industrie- und Handelskammern, die Handwerkskammern und das Bildungsministerium starten gemeinsam eine Initiative zur Qualitäts -steigerung an den Thüringer Berufsschulen. Eine entsprechende Vereinbarung haben für ihre jeweiligen Arbeitsgemeinschaften der Präsident der Industrie- und Handelskammer Erfurt, Dieter Bauhaus, der Präsident der Handwerks -kammer Erfurt, Stefan Lobenstein, und Thüringens Bildungsminister Helmut Holter unterzeichnet.

Qualitäts initiative für Berufsschulen

.Ausbildung.

dings können die vorhandenen Aus bildungs plätze trotz großer Anstrengungen der Wirtschaft oft nicht besetzt werden. Daher bedarf es zusätzlicher Maßnahmen, um die berufliche Bildung wieder attrak-tiver für junge Leute zu machen. Dafür müssen wir un-ter anderem die Berufsschulen stärken. Sie vermitteln das wichtige Grundwissen, um den praktischen Teil in den Betrieben zu unterstützen. Beides muss Hand in Hand gehen. Ich freue mich, dass wir dazu in Zukunft noch enger mit den Kammern zusammenarbeiten.“ „Die Thüringer Wirtschaftskammern sind durch das

Berufsbildungsgesetz und die Hand -werksordnung für die Qualität der Be -rufsausbildung zuständig. Im dualen System arbeiten die Betriebe und die Berufsschulen eng zusammen und sind von einer bestmöglichen Vermittlung der Kenntnisse abhängig. Daher liegen den Unternehmen aus Industrie und Handwerk die Berufsschulen mit ihren Angeboten besonders am Herzen. Umso wichtiger ist, dass Land und Wirtschafts -kammern nun den Arbeitsplan gemein-sam umsetzen und effektiv für die Thüringer Wirtschaft weiterentwickeln“, unterstreicht Dieter Bauhaus, Präsident der Industrie- und Handelskammer Er -furt, das Anliegen der Thüringer Indus -trie- und Handels kam mern sowie der Handwerkskammern. Zur Optimierung und Weiterentwicklung des bestehenden Systems enthält das gemeinsame Arbeitsprogramm sieben Handlungsschwerpunkte: 1. Unterrichtsausfall vermeiden 2. Praxisnähe des Lehrpersonals verbessern 3. Steuerung des Berufsschulnetzes optimieren 4. Digitalisierung der Berufsschulen vorantreiben 5. Inklusion und Integration fördern und ermöglichen 6. Eigenverantwortung stärken 7. Qualitätsmanagement an berufsbildenden Schulen ausbauen Um dies umzusetzen, wird eine Steuer -gruppe aus Vertreterinnen und Vertre -tern der Kammern, des Thüringer Bil -dungsministeriums und des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehr -plan entwicklung und Medien erforder-liche Maßnahmen ausarbeiten und den Prozess der Anpassung eng begleiten. (em/tl)

.Dieter Bauhaus, Helmut Holter und Stefan Lobenstein (v.l.).

Durch die demografische Entwicklung und den wachsenden Wettbewerb zwi-schen dualer und akademischer Bildung sinkt seit Jahren der Zuspruch für den klassischen Weg der Berufsausbildung. Gemeinsames Ziel ist es, das System der dualen Ausbildung in Thüringen wieder zu stärken. Bildungsminister Holter dazu: „Die dua-le Ausbildung bietet die optimale Ver -bin dung von Theorie und Praxis. Aller -

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16 Foto: rawpixel - stock.adobe.com

Zeige mir dein Büro – und ich sage Dir, wie Du arbeitest. Neuste Studien und Zahlen belegen, was immer mehr Unternehmen auch in Deutschland umsetzen: Investitionen in Arbeitswelten sorgen nicht nur für zufriedenere und motivierte Mitarbeiter, sondern sind vor allem ein Hebel für Effizienz. „Schöne Arbeitsumgebungen zahlen sich im wahrsten Sinn des Wortes aus, weil sie bei den Mitarbeitern Kreativität und Agilität fördern. Zudem iden-tifizieren sich Mitarbeiter mehr mit dem Unternehmen und haben mehr Spaß an ihren Tätigkeiten“, erklärt Sven Bietau, Partner bei der CSMM GmbH in München, die sich auf Konzeption und Ausbau von Arbeitswelten spezia-lisiert hat.

Das Büro als Management-Tool

.Die Arbeitsumgebung ist ein Hebel für mehr Effizienz..

Raumkosten machen bei Dienst leis -tungs unternehmen nur rund acht Pro -zent der Kosten aus. Bietau: „Im Unter -nehmensalltag lassen sich mit acht Prozent Raumkosten die Ergebnisse des Personals, das rund 80 Prozent der Kos -ten verursacht, deutlich steigern. Ver -gleichsweise geringfügige Investitio nen in die Arbeitsbedingungen haben über-proportionale Effekte auf die Motivation und damit auf die Produktivität des Personals.“

Unternehmensstrategie durch Bürokonzepte unterstützen Nach Worten des Experten lässt sich die Unter -nehmensstrategie durch Bürokonzepte unterstützen. „Der Ansatz, beim Thema Bürogestaltung oder -umzug die Belegungsdichte zu erhöhen und damit Flächen -kosten einzusparen, ist in Zeiten, in denen der Kampf um den besten Mitarbeiter härter geführt wird denn je, nicht mehr zeitgemäß. Der Fokus sollte deshalb auf der Akquise von Mitarbeitern liegen. Selbst die Füh -rungs ebene traditioneller Branchen wie dem Bank -wesen oder Kanzleien hat längst wie die IT- oder

Kreativbranche das Büro als Manage -ment-Werkzeug erkannt“, erklärt Bietau. Die aktuelle „Office Analytics“-Studie des Fraunhofer-Instituts gibt dem Ansatz Recht. Belegungsdichte, Mitar -bei terzufriedenheit und Erfolgsfaktoren sind bei der modernen Bürogestaltung ein kausales Geflecht. Die Ergebnisse der Studie belegen die positive Wech -selwirkung zwischen der Zufriedenheit mit der Büroumgebung und verschiede-

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nen Erfolgs-Indizes. Demnach lassen sich signifikante Zusammenhänge zwi-schen Wohlbefinden, Motivation, Mitar -beiter bindung sowie der Performance am Arbeitsplatz verzeichnen, wenn Per -sonen mit ihrer Büroumgebung zufrie-den sind. Ein zufriedener Mitarbeiter arbeitet demnach motivierter und hat mehr Spaß am Job. Das Büro und seine Gestaltung bleiben trotz rasant fort-schreitender Digitalisierung essentieller Ankerpunkt für jeden Mitarbeiter. Das Büro ist laut ISF München, dem Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung, Treffpunkt und Kommunikationsort aber auch gleichzeitig soziale Heimat für je-den Arbeitnehmer. Zufriedenheit als Basis für den Unternehmenserfolg Vor allem zeigt sich mittlerweile, dass

die Zufriedenheit mit der Büro umge bung einen we-sentlich stärkeren Einfluss auf diese Erfolgs-Indizes ausübt als die Möglichkeit des autonomen Arbeitens. Das bedeutet: Unternehmen, die auf Well-Being und Social Happiness achten, indem sie Orte der Bewegung und des Austausches anbieten, sind auf Dauer erfolgreicher. „Die agilsten Unterneh men einer Branche sind im Zehn-Jahres-Vergleich erfolgreicher als ihre Wettbewerber“, zitiert der Architekt Bietau eine Untersuchung von Capgemini Consulting. In Folge gibt es weniger Personalrotation und weniger krankheits-bedingte Ausfälle. Agile Methoden erfordern ohnehin die Neugestaltung von Arbeitswelten. Häufige Besprechungen und der Austausch von Informationen dominieren den Arbeitsalltag zunehmend auf allen Ebenen. Die früher vorherrschende Routine der Informationsverarbeitung, die sogenannte Sachbearbeitung, ist weitgehend au-tomatisiert und abgelöst durch kreative Informations -verarbeitung. Hier kommt es mehr auf die Arbeit mit Menschen und ihre Interaktion an. Bietau: „Einerseits steigen dadurch die Anteile an Teamarbeit und Kom -

mu nikation, die Störungen verursachen. Andererseits wächst der Umfang an kon zentrierter Einzelarbeit, die Unge -störtheit erfordert, um produktiv zu sein. Der rasche Wechsel dieser beiden Tätig -keitsformen charakterisiert alle Arbeits -plätze und prägt die grundlegenden und zugleich widersprüchlichen Anfor -de rungen der Bürogestaltung für das Nebeneinander von Konzentration und Kommunikation.“ Mitarbeiter einbeziehen Bei allem stellt sich nicht nur die Wahl zwischen höchst unterschiedlichen Bü -ro konzepten, sondern auch der Unter -neh menskultur, die verschiedene Ziele der Organisationsentwicklung fördern oder behindern können. „Bei Verände -rungsprozessen sollten in jedem Fall die Mitarbeiter frühzeitig einbezogen werden“, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter Sven Bietau. (em/tl)

.Experten warnen vor „zu hoher Mitarbeiterdichte in Büros“..

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Thüringen

18 Foto: cirquedesprit - stock.adobe.com

Unbestritten stellt ein Wechsel in der Führung eines mittelständischen Unternehmens einen großen Einschnitt für den Firmeninhaber und die Entwicklung des Unternehmens dar. Eine neue Führung bringt oft eine neue Unternehmens- und Führungskultur mit sich. Die internen Prozesse müssen dementsprechend neu adaptiert wer-den. Aber ohne eine Verjüngungskur verlieren viele Familienbetriebe, die nicht an die nächste Generation weiter-gegeben werden können, irgendwann ihre Zukunftsfähigkeit. Ein Gastbeitrag von Maritza Cataldo, Partner bei SELECTEAM Deutschland GmbH.

Nachfolgeplanung erfolgt nie zu früh, aber oft zu spät

Je älter der Unternehmer ist, umso älter sind in der Regel auch die Mitarbeiter. Sie scheuen sich oftmals, langfristige Investitionen zu tätigen. Das führt wie-derum dazu, dass die Attraktivität des Unternehmens sinkt und die noch jün-geren Leistungsträger das sinkende Schiff verlassen. Nur wenn der Firmeninhaber bei Zeiten den Fortbestand seines Unternehmens durch eine professionelle Nachfolge -regelung langfristig gesichert hat, wer-den die hochqualifizierten Mitarbeiter und Führungskräfte ihre Zukunft wei-terhin im Unternehmen sehen. Wer in einem Familienunternehmen arbeitet,

möchte die Sicherheit, dass er auch morgen noch in Lohn und Brot steht. Potenzielle Nachfolger stehen nicht Schlange Gerade wenn in der eigenen Familie kein potenzieller Nachfolger zur Ver -fügung steht, ist die sorgfältige Planung des Übergangs entscheidend für das er-folgreiche Fortbestehen. Denn poten-zielle Nachfolger stehen vor der Fir -mentür nicht Schlange. In diesem Fall sollte der Firmeninhaber rechtzeitig die professionelle Hilfe eines Headhunters in Anspruch nehmen, der den Prozess der Nachfolgeregelung im Sinne aller Beteiligten begleitet. So kann der

Firmenübergang erfolgreich gestaltet und das Lebenswerk des Firmenin ha -bers bewahrt werden. Coach und Steigbügelhalter Ein versierter Headhunter wird in jedem Fall erst einmal ein konkretes Anfor -derungsprofil des Nachfolgers ausarbei-ten. Findet sich im Mitarbeiterstamm kein Kandidat, der dem Anforde rungs -profil gerecht wird, profitiert der Firmeninhaber von der Branchen kennt -nis und dem Netzwerk des Headhun -ters. Denn entsprechend des Anforde -rungsprofils wird der Headhunter zu den aus seiner Sicht und Erfahrung pas-senden Nachfolgern Kontakt aufneh-

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Thüringen

19Foto: Selecteam

men. Der Personalberater dient dabei dem Inhaber als Coach und Berater bei dessen Ausstieg. Zusätzlich ist er auch Steigbügelhalter des externen Nachfol -gers. Denn er kennt aufgrund seiner Erfahrung die mit der Nachfolge rege -lung verbundenen Fallstricke. Ein Immer-weiter-so ist nicht zielführend Generell gilt: Wenn aus Altersgründen ein Nachfolger für das Unternehmen gesucht werden soll, kann man nicht früh genug damit anfangen. Denn Pla -nung und Umsetzung kosten Zeit. Eine wichtige Grundvoraussetzung ist dabei, dass der Firmeninhaber bereit ist, loszu-lassen und zu akzeptieren, dass neue Besen gut fegen. Um die Zukunfts fähig -keit des Unternehmens zu gewährleis-ten, muss der Senior sich zurückneh-men, auch wenn der Nachfolger neue und frische Ideen einbringt. Ein Immer-weiter-so wie gehabt, ist nicht zielfüh-rend und einem Nachfolger auch nicht zumutbar. Nur mit den nötigen Freihei -ten ausgestattet, kann der Nachfolger den oft ebenfalls nötigen frischen Wind ins Unternehmen bringen. Moderator mit psychologischem Fingerspitzengefühl Diese Situation bereits im Vorfeld der Nachfolgeregelung zu thematisieren und anschließend zu moderieren, gehört sicherlich zu den anspruchs-vollsten Aufgaben des involvierten Personal beraters. Weit im Vorfeld der eigent lichen Suche muss der Coach nicht nur gemeinsam mit dem Firmen -inhaber anhand der Unternehmensziele und der Unternehmenskultur ein Kom -petenzprofil für den Nachfolger erarbei-ten. Mit viel psychologischem Finger -spitzengefühl muss er den Senior darauf vorbereiten, dass eine Nach fol -geregelung nur dann erfolgreich ist, wenn er seinem Nachfolger alle not-

wendigen Freiheiten einräumt. Statt den Übergang dadurch zu torpedieren, dass er nach wie vor das Heft in der Hand behalten und den Kurs des Unter -nehmens bestimmen will, muss er seine Rolle auch wirklich annehmen wollen. Eine Rolle, die darin besteht, sein Wissen zu teilen und dem Nachfolger optimalerweise ein, zwei oder sogar drei Jahre mit Rat und Tat zur Seite zu ste-hen – wenn es vom Nachfolger ge-wünscht wird. Bereicherung im Sinne des Firmeninhabers Im Rahmen eines sorgfältigen Auswahl -verfahrens obliegt es dem Headhunter, den richtigen Nachfolger zu finden. Er kennt die Sorgen und Nöte des mittel-ständischen Unternehmens sehr genau. Deshalb kann er das Unternehmen bei der Suche nach einem geeigneten Kandidaten, der bereit ist, in der Firma die Verant wortung zu übernehmen, ide-al unterstützen. Dabei muss er beson-ders darauf achten, ob der Nachfolger ins Unternehmen passt, ob er mit der

bestehenden Mannschaft klar kommt und er im Sinne des Firmenin habers ei-ne Bereicherung für das Unternehmen ist. Gerade in der Übergangszeit wird der Personalberater hier auch als Coach fungieren. Er begleitet den Nachfolger durch die neue Situa tion. Konkreten Fahrplan erarbeiten Den Firmeninhaber kostet es Überwin -dung, sein Lebenswerk in fremde Hände zu geben. Zusätzlich treibt ihn oft auch der Gedanke um, dass der Fortbestand des Unternehmens bedroht sein könnte, für das man so hart gearbeitet hat. Hier ist der Berater gefordert, einen konkre-ten Fahrplan zu erarbeiten, in dem die Vorstellungen beider Seiten berücksich-tigt werden. Er sollte den Eintritts zeit -punkt des künftigen Unternehmers und Angaben zur zukünftigen Rolle des Altinhabers sowie dessen endgültigen Austrittszeitpunkt enthalten. Ferner sollte der Plan Aufgaben, Kompetenzen, Verantwortungsbereiche des Nachfol -gers wie des Seniors exakt festlegen. Keine leichte Aufgabe Unterstützung bei der Nachfolge rege -lung ist keine leichte Aufgabe. Denn es gilt, die verschiedenen Erfahrungen und Temperamente unter einen Hut zu be-kommen. Von dem Berater verlangt das ein hohes Maß an Offenheit, Einfüh -lungs vermögen und Kommunikations -fähigkeit. Darüber hinaus sollte der Berater auch über eine ausgeprägte Fach kompetenz in der jeweiligen Bran -che und hinsichtlich der Funktionen und Rollen verfügen. Denn sie müssen die beruflichen Herausforderungen er-kennen und bewerten können, um den geeigneten Nachfolger zu finden, der neben seiner persönlichen und fachli-chen Eignung auch der Verantwortung für den Erhalt und die Entwicklung des Unternehmenswertes gerecht wird. (mc)

Ein guter Personalberater ist Coach für den Firmeninhaber und Steigbügelhalter für den Nachfolger.

.Maritza Cataldo.

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20 Foto: Alexander Hein

Monatelang wurde in der Großen Koalition darum gerungen, jetzt wird der Kompromiss greifbar: Die Grund steuer wird zum Jahreswechsel reformiert. Die finanzpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Antje Tillmann, hat maßgeblich an der Reform mitgewirkt. Im Interview mit dem WIRTSCHAFTSSPIEGEL erklärt die aus Erfurt kommende Abgeordnete, was die Reform beinhaltet und was Unternehmer jetzt wissen müssen.

Grundsteuerreform: Das müssen Unternehmer jetzt wissen

.CDU-Finanzexpertin Antje Tillmann im WIRTSCHAFTSSPIEGEL-Interview.

Frau Tillmann, warum muss die Grund steuer reformiert werden? Die Reform der Grundsteuer ist notwen-dig, weil das Bundesverfassungsgericht 2018 entschieden hat, dass die Erhe -bung der Grundsteuer in der aktuellen Form verfassungswidrig ist. Der Gesetz -geber wurde verpflichtet, bis zum 31. Dezember 2019 eine verfassungs-konforme Neuregelung der Grundsteuer zu beschließen. Wer ist von der Neuregelung betrof-fen? Die Grundsteuer betrifft alle, da die

Grundsteuer zwar vom Eigentümer eines Grundstücks zu zahlen ist, aber über die Betriebskosten auf die Mieter umgelegt werden darf. Neben Wohngrund stü -cken unterliegen auch gewerblich genutzte Grund -stücke und Flächen in der Land- und Forstwirtschaft der Grundsteuer. Die durch die Grundsteuer erzielten Einnahmen fließen den Gemeinden zu. Sie machte 2017 rund 14,8 Milliarden Euro aus. Erklärtes Ziel der Reform ist, sie aufkommensneutral zu gestalten, also ohne zusätzliche Belastungen. Ende Juni wurden vom Finanzminister die Gesetz -entwürfe zur Grundsteuerreform in den Bundestag eingebracht. Warum ist zusätzlich eine Änderung des Grundgesetzes erforderlich?

Das Grundgesetz erlaubt eine Änderung der Grundsteuer durch den Bund nur, soweit das bestehende System unange-tastet bleibt. Der nunmehr gefundene Kompromiss geht über die zulässige „ein fache“ Änderung des bestehenden Gesetzes hinaus. Die deshalb notwendi-ge Grundgesetzänderung bedarf einer qualifizierten Mehrheit im Bundestag, d.h. mehr als zwei Drittel der Bun des -tagsabgeordneten müssen der Grund -gesetzänderung zustimmen und damit mindestens zwei Oppositionsfraktionen. Ebenso ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundesrat notwendig.

.Die finanzpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. .im Finanzausschuss im Gespräch mit ihrem Kollegen Uwe Feiler..

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Was würde passieren, wenn bis zum 31. Dezember keine Regelung mehr-heitsfähig ist? Hat der Gesetzgeber bis zum 31. De -zem ber 2019 kein verfassungsgemäßes Grundsteuergesetz geschaffen, kann die Grundsteuer ab diesem Zeitpunkt nicht mehr erhoben werden. Es gäbe Steuer -ausfälle in Höhe von 14,8 Milliarden Euro bei den Kommunen. Wie genau sieht die Neuausgestaltung bei Wohngrundstücken nach dem Ver -ständnis des Finanzministers aus? Der Finanzminister sieht ein stark wert-abhängiges Modell vor, da sich die Höhe der Grundsteuer am Grundstückswert bemisst. Die Ermittlung erfolgt in einem dreistufigen Verfahren. Zunächst wird ein Grundsteuerwert auf der Grundlage von Boden- und Gebäudewerten und der durchschnittlichen Jahresmiete er-mittelt, der anschließend mit der bun-deseinheitlichen Steuermesszahl und danach mit dem kommunalen Hebesatz multipliziert wird. Als Bewertungs para -meter spielen hierbei zahlreiche Krite -rien eine Rolle: Lage, Baujahr, Wohn- und Grundstücksfläche sowie in Miets -häusern die Anzahl der Wohnungen. Zusätzlich werden die im Mikrozensus für das jeweilige Bundesland ermittel-ten Durchschnittsmieten und die in der Wohngeldverordnung für jede Gemein -de festgelegten Mietniveaustufen in die Berechnung einbezogen. Was stört Sie an dem Modell? Gerade in den Stadtstaaten, deren Viel -fältigkeit sehr hoch ist, werden alle Stadt teile, ob arm oder reich, gleich be-handelt: Dort gibt es – wie in kleinen Städten – nur eine Mietniveaustufe. In weniger werthaltigen Lagen könnten die Durchschnittsmieten zu hoch sein. Diese Höherstufung lässt sich auch nicht durch einen niedrigeren kommu-nalen Hebesatz ausgleichen, da der Hebesatz in der gesamten Stadt ein-heitlich gilt. Mit der Anknüpfung an Bodenrichtwerte und Durchschnitts mie -ten wird aus der für den Einzelnen heu-te relativ statischen Grundsteuer in Zu -kunft eine dynamische Steuer: Zu jedem Hauptfeststellungszeitpunkt alle 7 Jahre steigt die Grundsteuer, ohne dass die Hebesätze verändert werden müssen.

Darüber hinaus wird der bürokratische Aufwand im ersten Jahr sehr hoch sein. Denn jede(r) Steuer pflich -tige muss ab dem neuen Hauptfeststellungszeitpunkt 2022 alle sieben Jahre eine Steuererklärung abgeben. Dies gilt für 35 Millionen Grundstücke in Deutschland. Hierfür wird sehr viel mehr Personal gebraucht, das die Angaben der Steuerpflichtigen prüft und innerhalb angemessener Zeit verbescheidet. Wie kommen die Steuerpflichtigen an die Flächen- und Mietenberechnungen? Die Flächen ergeben sich aus dem Kaufvertrag zur Immobilie oder aus der Teilungserklärung zum Wohn -eigentum. Das sogenannte „boris“-Portal (s. Link am Ende des Beitrags – d. Red.) wirft bei Eingabe der Adresse den Bodenrichtwert aus. Die anzusetzenden Durchschnittsmieten des jeweiligen Bundeslandes las-sen sich aus Anlage 39 zum Gesetz ermitteln. Dauer -haft ist eine technische Unterstützung geplant, die bei Eingabe der Adresse des Grundstücks automatisch die Miethöhe zusteuert. Welche Besonderheiten sind bei gewerblich genutz-ten Immobilien zu beachten? Bei gewerblich genutzten Immobilien soll nach dem Entwurf künftig ausschließlich das Sachwertverfahren anzuwenden sein. Das Sachwertverfahren war bisher nur anzuwenden, wenn keine Jahresrohmiete ermittelt werden konnte, z.B. wenn die Immobilie selbst genutzt wird. Gegenüber dem bisherigen Sachwertverfahren sieht das „neue“ Verfahren eine Reduzierung der für die Ermittlung maßgebenden Parameter vor. Wir hal-ten dennoch das Ertragswertverfahren als alternativ

anzuwendendes Modell für das richtige Verfahren, sofern Mieten ermittelbar sind. Wir werden deshalb in der öffent-lichen Anhö rung noch intensiv darüber sprechen. Die Berechnung der Grundsteuer im Sachwertverfahren ergibt sich aus dem Schaubild. Welches Modell hätten Sie vorge-schlagen? Ein Flächenmodell hätte zu erheblichen Erleichterungen und Bürokratieabbau beigetragen. Zum Beispiel wäre die oben dargestellte Ermittlung der durch-schnittlichen Jahresmiete nicht mehr erforderlich und damit keine automati-schen Steuererhöhungen. Für den Über -gang in das neue System wird nun eine Übergangsfrist von fünf Jahren gelten, so dass das neue Recht erst ab 2025 greift. Vorgesehen sind eine Steuerer -klä rungspflicht im Laufe des Jahres 2022 und eine möglichst automations-gestützte und zügige Versendung der Bescheide. Wir werden in dieser Über -gangszeit sehr genau hinsehen, ob es überhaupt möglich ist, in so kurzer Zeit 35 Millionen Grundstücke zu erfassen. Auch ist zu fragen, warum das Verfahren überhaupt dreistufig sein muss. Wäre ein Flächenmodell denn weiter-hin denkbar? Der nun vorgelegte Kompromiss sieht auf Initiative von CDU/CSU eine umfas-sende Öffnungsklausel für die Bun des -länder vor. Sie ermöglicht den Ländern passgenaue Lösungen für die unter-schiedlichen Gegebenheiten zwischen Stadtstaaten und Flächenländern, Bal -lungszentren und ländlichen Räumen. Dies bedeutet konkret, dass die Länder vom Bundesgesetz in Teilen oder im Ganzen abweichen dürfen und ein eige-nes Gesetz zur Erhebung der Grund -steuer verabschieden können. Auch das Flächenmodell kann so umgesetzt wer-den. Mit dieser Abweichungs möglich -keit stärken wir den Föderalismus, ohne dass es bei (unbeweglichen) Grund stü -cken zu Verwerfungen kommen könnte.

Interview: Torsten Laudien

tinyurl.com/y4oz48q5

.Vereinfachtes Sachwertverfahren.

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Thüringen

22 Foto: Voll GmbH

Die Digitalisierung schreitet immer weiter voran. Schon heute lassen sich viele Prozesse, die bislang Personal ge-bunden haben, durch digitale Lösungen ersetzen. Für manche Dinge werden aber immer noch Menschen benötigt. Nämlich immer dann, wenn es Absprachen zu treffen gilt oder Termine vereinbart beziehungsweise verschoben werden sollen. Tim Brettschneider ist Experte für Social Media und Online-Marketing. Der 29-Jährige Geschäfts -führer der Voll GmbH in Jena beschreibt in seinem Gastbeitrag eine technische Lösung, die auch diesen Bereich in Zukunft revolutionieren kann.

Chatbots – die Mitarbeiter der Zukunft?

.Expertentipp.

Stellen Sie sich die folgende Situation vor: Es ist Sonntagabend und Sie berei-ten Ihre nächste Woche vor. Im Kalen -der fällt Ihnen eine Terminkollision für Donnerstag auf: Das geliebte Golftrai -ning und ein Gesprächstermin mit Ihrem A-Kunden überschneiden sich um 20 Minuten. Sie greifen zum Telefon, um den Termin im Golfclub auf einen ande-ren Tag zu verschieben. Erfolglos an ei-nem Sonntagabend. Unter der Woche versuchen Sie es erneut, leider sind die Mitarbeiter aber entweder auf dem Green unterwegs oder zur Mittags -pause. Anrufbeantworter Fehlanzeige.

Der Versuch, die Terminverschiebung per E-Mail zu organisieren, scheitert, denn diese landet versehentlich im SPAM-Ordner des Clubs und wird über-sehen. Donnerstagnachmittag nehmen Sie am Meeting teil, Ihr Trainer wartet verärgert auf der Driving Range. Mal da-von abgesehen, dass Sie Ihr Handicap so nicht verbessern, ist schlechte Stim -mung vorprogrammiert und der Kopf nicht frei für die wirklich wichtigen Dinge. Die Problemlösung? Chatbots. Mit diesem Tool können Terminan fra -gen oder Änderungen zu jeder Tages- und Nachtzeit beantwortet werden. Facebook und WhatsApp dienen dabei als Kommunikationsplattform. Chatbots übernehmen Anfragen, Terminverände -rungen, liefern Informationen. Wenn ei-ne Frage über Standardanfragen hi-nausgeht, leiten sie sie zur jeweiligen Abteilung oder einem Mitarbeiter wei-ter. Das Tool hat Zugriff auf Kalender, kann Zeiten empfehlen und diesen Vor -schlag ins System einpflegen. Der Chat -bot informiert den Betreiber umgehend über Änderungen. So werden die Be -dürfnisse beider Seiten erfüllt. Auf Ihr Problem übersetzt: Sie schreiben beispielsweise eine WhatsApp-Nach -richt an den Golfclub. Hier antwortet der Chatbot und dankt Ihnen zunächst mal für die Information und schlägt Ihnen so lange einen Termin vor, bis es zu Ihrem Kalender passt. Der Termin wird im Kalender des Clubs vermerkt.

Das Potenzial von Chatbots ist enorm groß. Sie können neben den Termin -verein barungen auch vielfältigere Auf -gab en übernehmen wie: Onboarding von Kunden und Mitarbeitern, Be -schwer demanagement, Produktvor stel -lungen, Auskünfte über Liefer- und Zah -lungsmodalitäten und vieles mehr. In Werkshallen ist der Einsatz von Auto -mation durch Roboter schon Routine. Im digitalen Bereich nutzen allerdings erst 20 Prozent der Unternehmen einen Chatbot zur Erledigung wiederkehren-der Aufgaben. Chatbots und digitale Assistenten finden auch beim End nut -zer eine immer höhere Akzeptanz. Google Home, Alexa und andere Assis -tenten unterstützen bereits im Alltag. Der Bedarf an Chatbots ist enorm, nicht selten sprechen wir von mangelndem Service oder Unflexibilität. Wes halb wird dieses Tool nicht öfter eingesetzt? Die Gründe dafür sind vielfältig, meist werden Aufwand und Kosten für Chat -bots viel zu hoch eingestuft oder das Automationspotenzial von Aufga ben nicht erkannt. Um Serviceleistungen effizienter zu ge-stalten, Leerläufe zu verhindern oder schlicht, um den perfekten Kunden ser -vice zu liefern, sollten wir dieser neuen Form des Dialogsystems Beachtung schenken. Damit bietet sich zudem die Chance, die technischen Möglichkeiten einer Zukunftstechnologie in die Ge -gen wart zu holen. Für Ihre Kunden. (tb)

.Tim Brettschneider ist Experte für Social Media. .und Online-Marketing..

www.voll-gmbh.de

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Foto: Tino Sieland

Der Unstrut-Hainich-Kreis, der Kyffhäuserkreis und der Landkreis Nordhausen wollen die Heraus -forderungen der Zukunft gemeinsam angehen. Dazu haben sie sich und ihre Potenziale in einem Regionalmanagement gebündelt. Auf den folgenden Seiten stellt der WIRTSCHAFTSSPIEGEL die Region und ihre Akteure näher vor. (tl)

Drei Landkreise schauen gemeinsam in die Zukunft

.RegioSpecial Nordthüringen.

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Seit 2017 vernetzt das Regionalmanagement Nordthüringen unter dem Titel „Perspektive Nordthüringen“ drei Landkreise und zahlreiche Unternehmen. Die fünf Regionalmanager arbeiten im Unstrut-Hainich-Kreis, im Kyffhäuserkreis und im Landkreis Nordhausen für die Zukunft der Region. Der WIRTSCHAFTSSPIEGEL sprach mit Projektleiterin Dörte Suberg über Arbeitsschwerpunkte, Herausforderungen und Chancen der Region.

Es geht uns darum, Zukunfts -möglichkeiten aufzuzeigen

.Regionalmanagement Nordthüringen.

Frau Suberg, in Thüringen gibt es schon länger Regionalmanagements. Dennoch sind Sie das Erste in dieser Ausprägung. Was ist anders? Bisher waren solche Managements auf den jeweiligen Landkreis bezogen. Das Budget und die Projekte waren häufig auf den Tourismus ausgerichtet und die Wirtschaft spielte weniger eine Rolle. Bei uns geht es darum, die Unter neh -men zu stärken und eine Region zu ent-wickeln. Uns ist vor allem die Vernet -zung der Landkreise untereinander wichtig.

24 Foto: Paul-Philipp Braun

Dennoch war die Entstehung gar nicht so leicht … Der Landkreis Nordhausen und der Kyffhäuserkreis ar-beiten ohnehin schon eng zusammen und wollten dies auch beim Regionalmanagement. Doch auch zu -sammen haben sie nicht die Bedingung der Mindest -einwohnerzahl von 200.000 erfüllt. Die ist aber wichtig, damit das Landesprogramm das Regional -management fördern kann. Man ist also auf die Suche gegangen, welcher Landkreis von den Strukturen und Voraussetzungen her passen würde und so kam der Unstrut-Hainich-Kreis dazu. Es entstand das Regional -wirtschaftliche Entwicklungskonzept, das für uns eine gute Arbeitsgrundlage ist.

Damit sind wir auch schon bei der Frage nach den genauen Aufgaben ei-nes Regionalmanagements. Letztendlich legt das die Region in wei-ten Teilen selber fest. Wir haben zum Beispiel für das Entwicklungskonzept verschiedene Akteure aus den drei Kreisen zusammengeholt und daraus Ziele entwickelt. Wir haben uns über-legt, wie wir die Region insgesamt stär-ken wollen und welche Maßnahmen dafür nötig sind. Dabei war die klare Vorgabe, dass es vorrangig um die Stärkung der hiesigen Wirtschaft geht.

.Dörte Suberg leitet das Regionalmanagement Nordthüringen..

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www.perspektive- nordthueringen.de

Und dann entstanden Themen? Genau! So kamen die Fragen nach der Unterstützung für Ansiedelungen oder auch bei der Fachkräftegewinnung auf. Im Grunde sind wir eine Art Wirt schafts -förderung – aber eben auf regionaler Ebene. Wie unterstützen Sie beispielsweise bei der Fachkräftegewinnung? Das Thema des Fachkräftemangels be-schäftigt ja derzeit ganz Deutschland. Aber eben auch Nordthüringen. Und für uns stellt sich dabei zum Beispiel die Frage, wie wir uns als Region vermark-ten. Wenn sich ein Landkreis irgendwo – auf einer Messe oder einer anderen Veranstaltung vorstellt, dann ist das nicht so schlagkräftig wie zu sagen: „Wir sind Nordthüringen!“ Das ist gleich ein ganz anderes Bild, das sich zeichnet. So haben wir ganz viele und wertvolle Synergieeffekte. Und abgesehen von diesem Außen -werbe-Aspekt. Wie unterstützen Sie ganz konkret? Wir haben verschiedene Projekte auf den Weg gebracht, bei denen es darum geht, Fachkräfte zu gewinnen und zu si-chern. So wollen wir zum einen Menschen an-sprechen, die schon hier sind. Bei spiels -weise Schüler, für die sich die Frage stellt, ob sie zum Studium nach Berlin oder zur Ausbildung nach Nordhausen gehen. Zum anderen geht es uns darum, Rück -kehrer ganz gezielt anzusprechen. Dafür wollen wir die Menschen erreichen, die aus der Region stammen, hier noch Fa -milie und Freunde haben und sowieso regelmäßig zurückkommen. Diese Leute haben so einen ganz konkreten Grund, wieder zurückzukommen.

Wie schaffen Sie das, die Schüler für die Region zu begeistern? Mit „Schule trifft Wirtschaft“ haben wir dafür ein Pro -jekt etabliert, das vor allem im Kyffhäuserkreis sehr gut angenommen wird. Dabei sammeln wir Unterneh -men der Region, die sich aktiv in den Schulen vorstel-len. Es geht nicht darum, sich wie auf einer Messe mit einem Stand zu präsentieren, sondern den Schülern etwas zum Anfassen und Mitmachen zu bringen. Am besten kommen die aktuellen Azubis noch mit und be-richten den Schülern, wie ihr Alltag in dem Unter -nehmen abläuft. Das Regionalmanagement ist für drei Landkreise zuständig. Was eint diese drei, was unterscheidet sie? Im Grunde sind die strukturellen Voraussetzungen bei allen dreien sehr ähnlich. Die Wirtschaft ist sehr klein-teilig und vor allem durch mittelständische Unterneh -men geprägt. Und auch unsere zentrale Lage inner-halb Deutschlands verbindet uns. Unterschiede kann man wiederum in der Verkehrs -anbindung sehen. Während der Kyffhäuserkreis und Nordhausen durch die Autobahn 38 eine gute Mög -lich keit haben, ist diese im Unstrut-Hainich-Kreis nicht unbedingt gegeben. Dennoch sind Leipzig, Erfurt, Kas -sel für alle drei recht nahe. Und von der Struktur abgesehen, worin bestehen die Vorteile der drei Kreise? Wir haben hier eine sehr hohe Lebensqualität. Es gibt bezahlbaren Wohnraum, Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und auch Gewerbeflächen sind in großer Zahl und zu guten Konditionen vorhanden. Aber drei Kreise zusammenzubringen, das ist doch sicher auch eine gewisse Herausforderung? Ja, natürlich ist es das. Aber wir meistern diese. Wir sind so strukturiert, dass jeder Landkreis seinen eige-nen Regionalmanager hat und ich koordiniere die Arbeit in der Geschäftsstelle. Alle sitzen im jeweiligen Landratsamt und bringen in dem gemeinsamen Pro -jekt die Belange der einzelnen Kreise unter. So hat je-der seinen individuellen Fokus und wir sind näher an den Unterneh men und anderen Akteuren dran. Am Ende setzen wir die Projekte um, die zur Stärkung der

Wirtschaftsregion Nord thüringen insge-samt am meisten beitragen. Um es genauer zu erklären: Wenn wir ein Workshop-Projekt mit Bürger meis -tern planen, dann gibt es eine allgemei-ne Einladung, dennoch lassen wir in je-dem Kreis einen Workshop stattfinden. Dann muss keiner zu weit fahren und alle können sich einbringen. Wenn man das Regionalmanagement im Internet und den Sozialen Medien sucht, dann findet man das Stichwort „Perspektive Nordthüringen“. Was ist das für eine Perspektive? Wir verstehen es sowohl als die Pers -pektive für Nordthüringen als auch Nord thüringen als Perspektive. Es geht uns darum, Zukunftsmöglichkeiten für Menschen, für Unternehmen, für die Region aufzuzeigen. Zuletzt noch eine etwas persönliche Frage: Sie sind diplomierte Human -geografin. Wie passt ein solcher Ab -schluss zu einer solchen Aufgabe? In der Humangeografie beschäftigt man sich damit, wie Menschen in Räumen wirken. Letztendlich geht es um die Menschen, die hier leben und arbeiten und um die Auswirkung ihres Handelns auf unseren Lebensraum und damit auch auf die Region. Und umgekehrt. Dabei ist die Geografie ja sehr interdis-ziplinär und beleuchtet wirtschaftliche, gesellschaftliche, ökologische und poli-tische Aspekte, die alle zur Prägung des Raumes beitragen. Vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Paul-Philipp Braun

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Der Nordthüringer Unternehmerverband (NUV) ging 2004 aus dem Zusammenschluss des Industriellen Stamm -tischs und des Verbands der Wirtschaft hervor. In diesem Jahr feierten die beiden Nordthüringer Verbände ihre Kristallhochzeit. Doch von Ehemüdigkeit ist nichts zu spüren. Stattdessen spricht man über neue Projekte und eine beispiellose Erfolgsgeschichte.

Unternehmen, Tourismus und Region verbinden

.Nordthüringer Unternehmerverband (NUV) .

Für Niels Neu ist es klar: „Nur wenn wir gemeinsam anpacken, können wir et-was bewegen.“ Und von diesem Gemein -samen kann er einiges erzählen. Seit 2014 führt der Geschäftsführer der TiRo Tief- und Rohrleitungsbau Neu GmbH Nordhausen den NUV im Ehrenamt an. Rund 200 Unternehmen gehören zu dem branchenübergreifenden Verband. Vom einzelnen Handwerksunter neh men über Wohnungsgesellschaften bis zum Global Player aus der Industrie. Und alle verfolgen das gleiche Ziel, so Neu: „Wir wollen die Region voranbrin-gen.“ Acht Hauptveranstaltungen richtet

der Nordthüringer Unternehmerverband jedes Jahr aus. Dabei gehe es darum, so Neu, Fachthemen zu besprechen, vor al-lem aber das persönliche Netzwerk zu pflegen. Höhepunkt ist dabei das Som -merfest, bei dem das Miteinander zwar im Vordergrund stehe, das dennoch im-mer wieder Anlass für geschäftliche Gespräche und strategische Absprachen biete. „Unsere Stärke ist die Vernetzung von Dienstleistern in unserer Region“, so Neu, und erklärt dabei den Begriff der „Region“ als grenzüberschreitend: „Wir haben Mitglieder aus Thüringen, Nie -der sachsen und Sachsen-Anhalt, die ei-

nander kennen und durch den NUV mit-einander in Kontakt sind. Wenn dann ein Unternehmer nach Unterstützung sucht, so können wir ihn immer wieder aus unserem eigenen Kreis heraus – wenn auch manchmal über Länder -grenzen hinweg – unterstützen.“ Auch dadurch ist der Verband eine Beson -derheit, die in Thüringen einmalig ist. Doch nicht nur Netzwerkarbeit steht auf den Fahnen des NUV, wie Vorstands -mitglied André Materlik berichtet: „Der Nordthüringer Raum ist besser als sein Ruf. Und das müssen auch wir nach au-

26 Foto: Mario Hochhaus

.Die Vorstandsmitglieder des NUV: v.l.n.r. Claudia Rheinländer Wirtschaftskoordinatorin Nordthüringen (NUV). .und Vorstandsmitglieder André Materlik, Dr. Dirk Vetter, Niels Neu, Carina Schmidt und Hans-Joachim Junker (v.l.).

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ßen kommunizieren.“ Ein Ruf, mit dem die örtlichen Unternehmen immer wie-der zu kämpfen hätten, schließlich geht der Fachkräftemangel auch an Nordthü -ringen nicht spurlos vorbei. „Dabei ha-ben wir hier viele Vorteile“, so Materlik, der als Werksleiter für die Knauf Deut -sche Gipswerke KG arbeitet. Diese gelte es allerdings nach außen zu tragen. Ein Ansatz dafür: Die aktuelle 100-Prozent-Kampagne des NUVs. Mit Schlag worten wie „100% Provinz. 100% Lebensqualität“ nimmt man sich zwar selbstironisch auf die Schippe, regt da-mit aber auch zum Nachdenken an. Für den Ehrenvorsitzenden Hans-Joachim Junker ist die Strategie ganz klar: „Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass es hier mehr gibt als provinzielle Verhältnisse. Dank der Autobahnen ha-ben wir eine hervorragende Anbindung, dank der geografischen Lage passt die Lebensqualität.“

2018 warb der Verband mit seiner Kampagne bereits auf der Expo Real, Europas größter Investitionsmesse in Mün chen, für die Region. „Wir hatten dort wirklich gute Gespräche und stie-ßen auf ein großes Interesse“, freut sich Niels Neu und sieht den NUV darin be-stätigt, auch in Zukunft für die Region Nordthüringen zu werben. Dann vielleicht auch für das Industrie -gebiet Goldene Aue, das neben dem Fachkräfte-Problem ein weiterer Ar -beits schwerpunkt des Verbandes ist. Direkt an die Autobahn 38 angeschlos-sen, bietet das Industriegebiet mit sei-nen 100 Hektar Fläche einen großzügi-gen Rahmen für jegliche Industrie an- sied lungen. Und auch wenn sich die Suche nach einem Investor derzeit noch recht schwierig gestaltet, ist Niels Neu sicher, dass sich jemand findet: „So eine große Fläche an einer so hervorragen-den Ost-West-Tangente findet man

sonst nirgends in Deutschland.“ „Das sind so viele Potenziale, die unsere Region hat und die wir einfach nutzen müssen“, sagt Niels Neu. Dabei seien dem NUV auch die direkte Verknüpfung von Unternehmen, Kultur und Touris -mus wichtig. Nur wenn auch diese Soft-Faktoren harmonieren würden, kann man die Möglichkeiten der Region aus-schöpfen und damit den Ruf Nord -thürin gens verbessern. (ppb)

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Nordthüringer Unternehmerverband e.V. Uthleber Weg 12, 99734 Nordhausen Telefon (03631) 65 19 850 Telefax (03631) 65 19 851 [email protected]

www.nuv-nordthueringen.de

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Heizung, Sanitär, Elektro: Der Fachkräftemangel macht sich auch in diesen Branchen zunehmend bemerkbar. Azubis sind immer schwerer zu finden, die Zahl der Gesellen reicht bei Weitem nicht aus, die Meister fallen nicht vom Himmel. Immer wieder kommt es bei Fachfirmen zu personellen Engpässen. Die Ritmo Zeitarbeitsagentur GmbH unterstützt Gewerke mit hochqualifizierten und hervorragend ausgestatteten Mitarbeitern.

Ritmo unterstützt mit Alltagshelden auf Zeit

Andreas Schreiber ist stolz auf sein Thü -ringer Unternehmen. Erst 2016 gegrün-det, etablierte sich die Ritmo Zeit ar -beits agentur GmbH schnell am Markt und ist inzwischen für viele Handwerks- und Industrieunternehmen ein wichti-ger Partner. „Wir vermitteln ausschließ-lich Fachkräfte aus den Bereichen Elek -tro, Sanitär und Heizung. Das jedoch bundesweit“, erklärt Andreas Schreiber den Ansatz des Unternehmens mit Stammsitz in Niederdorla im Unstrut-Hainich-Kreis. Dabei ist Ritmos Unternehmens philo -sophie eine einfache. Es geht um ge-genseitige Zufriedenheit und Verläss -lich keit. „Wir bieten unseren Kunden einen schnellen, professionellen und unkomplizierten Service, bei dem es wichtig ist, dass der Kunde und unsere Mitarbeiter zusammenpassen. So brin-gen wir den richtigen Kunden mit der

richtigen Fachkraft zusammen und das jeweilige Bauprojekt zum Erfolg.“ Seine mehr als 100 Mitarbeiter, das sind für Andreas Schreiber alles „Alltags -helden“. „Sie sind es, die im Alltag immer wieder Heldentaten vollbringen. Bei ih-rer Arbeit und im Privaten. Manche unserer Leute fahren mit unseren Mer -ce des Firmenfahrzeugen Hunderte Kilometer auf Montage, um ihre Fa -milien zu Hause zu unterstützen und machen beim Kunden einen hervorra-genden Job“, erklärt Schreiber und ver-weist auf die Internationalität seines Unternehmens. So arbeitet die Ritmo Zeitarbeitsagentur GmbH nicht nur mit deutschen Arbeitnehmern zusammen. Auch polnische und ungarische Fach -kräfte sind es, die im Auftrag des Thü -ringer Unternehmens aktiv sind. Alle mehrsprachig, alle vom Ritmo-Koope -rationspartner Würth ausgestattet und

immer wieder von VIESSMANN weiter-gebildet. „Unsere Facharbeiter, Meister und In -genieure liefern dem Kunden höchste Qualität, sind zuverlässig und wissen, worauf es ankommt“, so Schreiber. Die Ritmo Zeitarbeitsagentur GmbH wurde 2019 wiederholt mit dem Cre -ditreform-Bonitätszertifikat für seine sehr gute Bonität ausgezeichnet.

Ritmo Zeitarbeitsagentur GmbH Mahllindenweg 13–14, 99986 Vogtei / OT Niederdorla www.ritmo24.de

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Egal ob die Auftraggeber im fernen Asien, Nord- und Südamerika, in den rus-sischen Weiten oder in Australien, Af -rika, Indien, im Iran oder „nur“ in Europa sitzen, schon seit vielen Jahren sind die Experten aus Sondershausen internatio-nal unterwegs, um für Kunden der Kali- und Steinsalzindustrie Lagerstätten zu erkunden und zu bewerten, um Kon -zepte und Anlagen zur Gewinnung und Aufbereitung von Salzen und Salz lö sun -gen bis hin zur Nachnutzung bergmän-nischer Hohlräume zu finden. Mit E r folg. Die K-UTEC wurde 1992 als For -schungs- und Ingenieurgesellschaft aus dem Kali-Forschungsinstitut der Mit -teldeutschen Kali privatisiert und 2008 im Zuge einer Initiative zur Mitar bei -terbeteiligung in eine nicht börsenno-tierte Aktien gesellschaft überführt. Die Belegschaft ist von anfänglich 35 Mitarbeitern auf mehr als 100 gewach-

sen und die K-UTEC hat seit der Aus -gründung noch nie rote Zahlen ge-schrieben, sondern fortlaufend Erfolgs -ge schichte. Standen nach der Wende vor allem Projekte zur Sanierung von Altberg -baustandorten mit Versatz tech nik und Haldenrekultivierung im Focus, ist die K-UTEC heute mit innovativen Pro jek -ten weit aufgestellt, nicht nur auf den Gebieten Bergbau, Geophysik und Geo -mechanik, sondern bietet auch umfäng-liche Lösungen auf den Feldern che-misch-physikalische Analytik, der Ent - sorgungs- und Versatztechnik oder bei Aufbe rei tungstechnologien für eine Vielzahl von technischen Salzen und Mineralien an. Dabei geht es zuneh-mend auch um die Gewinnung von Sal -zen zur Her stellung sogenannter Ener -giemetalle wie Lithium, Cobalt oder Kupfer.

Mit diesen Aufgaben beschäftigen sich bei der K-UTEC hochkarätige Fach -kräfte, welche nicht nur deutschland-weit, sondern auch international nach Sonders hausen geholt worden sind. Zur frühzeitigen Nachwuchsgewinnung und Fach kräftesicherung pflegt die K-UTEC auch enge Beziehungen zu einigen Hoch schulen. Die weltweite Nachfrage nach dem Expertenwissen der K-UTEC macht das mittelständische Unter neh -men in Sondershausen zu einem „Hid -den Cham pion“.

K-UTEC AG SALT TECHNOLOGIES Am Petersenschacht 7 99706 Sondershausen www.k-utec.de

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Im Outback Australiens, im sogenannten Niemandsland des 5. Kontinents, entsteht aktuell über einer riesigen Salzlagerstätte mit dem Expertenwissen der Kaliforscher, Entwicklungsingenieure und Verfahrenstechniker der K-UTEC AG SALT TECHOLOGIES in Sondershausen das erste Kaliwerk Australiens zur Gewinnung von Premium-Kaliumsulfatdünger. Das industriereife Know-how aus Thüringen ist rund um den Globus gefragt. Der weltweit größte Lithium-Produzent in den USA hat die Sondershäuser Experten als Ingenieurpartner „ins Boot“ geholt, um in Nord- und Südamerika weiter zu wachsen. Für den bolivianischen Staat realisiert die K-UTEC ein Großprojekt zur Lithiumgewinnung am weltweit größten Salzsee Salar de Uyuni. Für Laos hat die K-UTEC Verfahren und Anlage zur innovativen schachtlosen Salzgewinnung geplant.

Know-how aus Thüringen ist auf allen Kontinenten gefragt

.K-UTEC AG SALT TECHNOLOGIES schreibt die Erfolgsstory der Kaliforschung in Sondershausen weltweit fort.

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Sauerkirschen, Apfelmus, Blumenkohlsalat, Erdbeerkonfitüre und Rote Grütze: Mehr als 100 verschiedene Konservenprodukte sind es, die im Unstrut-Hainich-Kreis hergestellt werden und deren Fans nicht nur in Nordthüringen zu Hause sind. Seit Mitte des Jahres führen Susanne Michel und Dr. Karen Seeling die Hainich Konserven GmbH mit Sitz in Niederdorla. Beide sind schon seit einigen Jahren im Unternehmen, beide haben ihren Job „von der Pike auf gelernt“.

Qualität ist Chefsache

„Ich hab mir das eigentlich nie träumen lassen, dass ich einmal dieses Unternehmen leite“, sagt Susanne Michel, während sie in wei-ßem Kittel und mit Baretthaube an der Produktionslinie für Sauerkonserven steht und einer Mitarbeiterin bei deren Qualitäts -kontrolle über die Schulter sieht. Gerade laufen grüngedeckelte Gläser mit Gurkensticks über das Band – ein Klassiker. Susanne Michel ist 39, hat zwei Kinder und studierte in Jena Betriebs wirt -schaft. Als sie 2005 zu Hainich Konserven kam, kümmerte sie sich zunächst um buchhalterische Aufgaben, unterstützte den Vertrieb und gestaltete das Marketing der regionalen Marke zunehmend mit. Auch Karen Seeling ist seit mehr als zehn Jahren bei Hainich. Die pro-movierte Ernährungswissenschaftlerin und Mutter dreier Töchter

kam 2007 nach mehreren beruflichen Stationen in die Vogtei. Und sie blieb. Seitdem zählen Qualitätskontrolle und Produktions -überwachung zu ihren Aufgabengebieten. Wie Susanne Michel über-nahm auch die 40-jährige Seeling bereits vor einigen Jahren die Prokura für das 50 Mitarbeiter starke Unter nehmen. Stückweise wur-den sie so Teil der Unternehmensführung. Seit April führen die Frauen die Hainich Konserven GmbH als finale Doppelspitze und er-gänzen sich dabei in Wissen und Aufgaben. „Es ist eine Herausforderung, die uns beiden Spaß macht“, sagt Karen Seeling. Susanne Michel ergänzt, dass es Verantwortung, Pro duk -tions planung und Mitarbeiterführung seien, die einen abwechslungs-reichen Arbeitsalltag gestalten würden.

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Und abwechslungsreich, das ist es bei der Hainich Konserven GmbH. Im Juni beginnt die Konserven-Saison mit der Verarbeitung frischer Stachelbeeren, fast zeitgleich müssen die Gurken ins Glas. Die Verarbeitung der Kirschen schließt sich an, wird dann von Pflaumen, Apfelmus und Kraut abgelöst, bevor in den Winter- und Frühjahrs -monaten tiefgefrorene Erdbeeren und Heidelbeeren zu köstlichen Aufstrichen werden. Bis zu 20 Millionen Gläser – 826 volle LKW-Landungen – verlassen jedes Jahr den Betrieb im Unstrut-Hainich-Kreis, um in ganz Mitteldeutschland verkauft zu werden. Mehr als 12.000 Tonnen Obst und Gemüse werden dafür verarbeitet, zumeist stammen sie aus deutschem Anbau. Einmal pro Woche werden die aktuellen Erzeugnisse verkostet. Auch Susanne Michel und Karen Seeling sind dann dabei – schließlich ist Qualität bei Hainich Chefsache. Und dieser Wunsch nach heimischer Qualität zeigt sich auch beim Kunden. Die Nachfrage nach Thüringer Sauerkonserven, süßen Brotaufstrichen und eingelegtem Obst ist groß. So groß, dass alle namhaften Einzelhandelsketten die Hainich Produkte gelistet haben. Kleinere Unternehmen können direkt im Werk ihren Bedarf an Konserven decken. „Man ist schon stolz, wenn man in einen Markt kommt und dort seine Produkte stehen sieht“, sagt Susanne Michel. Vor allem in Thüringen ist die Marke Hainich sehr gut vertreten. „Regional muss man das einfach im Regal stehen haben“, erklärt Karen Seeling, die aus der eigenen Produktion am liebsten den Blumenkohlsalat mag.

Karen Seeling (40) ist seit 2007 bei Hainich Konserven. Die promovierte Ernährungswissenschaftlerin kümmert sich um Qualitäts -management, Produktion und Produktentwicklung.

Hainich Konserven GmbH

Langulaer Weg 2, 99986 Vogtei OT Niederdorla www.hainichkonserven.de

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Susanne Michel (39) ist seit 2005 im Unternehmen. Sie studierte BWL und kümmert sich um Controlling, Marketing und Vertrieb.

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32 Foto: Dieter Lücke

Dr. Heiner Marx, Vorstandvorsitzender der K-UTEC AG SALT TECHNOLOGIES in Sondershausen, sieht große und realistische Chancen für eine moderne Reaktivierung des Kalibergbaus in Nordthüringen und hat dafür eine Zukunftsvision: „Eine aufblühende bergmännische Landschaft mit viel Berggeschrei“. Denn Dr. Marx ist überzeugt und kann das sogar wissenschaftlich belegen: In Nordthüringen schlummern Potenziale aus der bergmännischen Vergangenheit.

Nordthüringen braucht wieder „Berggeschrei“!

Der Niedergang der Kaliindustrie zur Wendezeit ist also kein Schlusspunkt, sondern ein Irrtum? Es gibt konkrete Zukunftschancen. Mein Unternehmen hat jüngst für einen aus -tralischen Auftraggeber hier in Nord -thü ringen eine der größten Kalilager -stät ten Mitteleuropas definiert. Die Aus tra lier wollen diese zur Pro duk -tionsreife entwickeln. Die Industrie und Zulieferer dafür drumherum sind vor-handen: Schachtbau oder die Unterneh -mensgruppe Schmidt, Kranz & Co. in Nordhausen etwa. Eine konkrete Zukunft für das Süd -harz-Kalirevier? Ist das realistisch? Es geht um die Kalireservefelder des früheren Kali-Kombinates. Das ist alles konkret vorhanden, kein Hirngespinst. Die Australier haben sich dafür bereits Bergbaurechte in der Region gesichert. Wenn wir diese Industrie hier wieder beleben wollen, dann geht das unter ganz anderen Bedingungen als zu DDR-

Zeiten. Modern, nachhaltig, ohne das Aufhalden fester Rückstände, ohne das Einleiten flüssiger Rückstände. Und wir können heute die Extraktionsraten unter Tage bis auf ein Maß von 90 Prozent pro Flächeneinheit er-höhen. Wie soll das funktionieren? Qualifizierte bergmän-nische Arbeitskräfte und die erforderlichen Mil -lionen-Investitionen? Es sind Milliarden-Investitionen! Ich bezeichne das als DIE Aufgabe für die nächste Generation hier in Nord -thüringen. Solange wird es dauern, bis wir wieder or-dentliches Berggeschrei in der Region haben. Die künf tigen Fachkräfte können über existierende Aus -bildungsinitiativen qualifiziert werden. Ich kann mir auch vorstellen, dass wir Bergleute aus anderen Regionen wie etwa den Braunkohlerevieren, wo Berg -bau abgebaut oder gar eingestellt wird, hierher holen, umschulen und für den Kalibergbau qualifizieren. Einmal Bergmann, immer Bergmann. Geht das so einfach? Nein, natürlich nicht. Für den Kali- und Salzabbau sind zusätzliche Qualifizierungen erforderlich, die sind an-ders als für Braun- oder Steinkohle. Und für die Inves -

titionen sind Projektfinanzierungen nötig, es könnten aber auch Mittel aus Koh le ausstiegsprogrammen des Bundes sinnvoll verwendet werden. Bergleute aus anderen Regionen mit starkem Struk turwandel könnten hier in Nord -thürin gen eine echte Zukunfts pers pek -tive in einer attraktiven Landschaft be-kommen. Unsere Region würde so langfristig stabilisiert, wirklich Auf -schwung nehmen. Und die Fachkräfte dafür kommen einfach so zu uns? Daran müssen wir arbeiten. Das Kali-Know-how aus Sondershausen ist welt-weit gefragt, meine Mitarbeiter sind da-für auf allen Kontinenten unterwegs. Wir haben es all die Jahre geschafft, gut ausgebildete Fachkräfte deutschland-weit und international nach Sonders -hausen zu holen. Die Menschen gehen dorthin, wo es gute Arbeit gibt!

Interview: Dieter Lücke

.Interview mit Dr. Heiner Marx, Vorstandsvorsitzender der K-UTEC AG SALT TECHNOLOGIES in Sondershausen.

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Foto: Tino Sieland

Die Welterberegion Wartburg Hainich verbin-det Natur- und Kulturgenuss. Seit 2012 ver-markten sich mehr als 160 Unternehmen und Gebietskörperschaften gemeinsam. Das Er -gebnis: Steigende Übernachtungszahlen und ein spürbares Plus an Qualität. So entwickelt sich der Hainich zunehmend zum „Naher ho -lungsgebiet für Städter“. Der WIRTSCHAFTS-SPIEGEL sprach mit Geschäftsstellenleiterin Anne-Katrin Ibarra Wong über die Schönheit und den Mehrwert der Region.

Nicht nur für Naturliebhaber attraktiv

Wer ihn zu finden versucht, der stößt schnell an Grenzen. Nicht nur sprich-wörtlich. Denn die Ermittlung des Mit -tel punkts Deutschlands ist gar nicht so einfach. Verbindet man etwa den west-lichsten und den östlichsten Punkt mit-einander und den südlichsten und den nördlichsten, so liegt die Mitte nahe der hessischen Ortschaft Besse. Wer das Staatsgebiet zu Land als Grundlage der Ermittlung nutzt, der kommt im Gut Landstreit bei Eisenach raus. „Trotzdem haben wir den einzig Richtigen“, meint Anne-Katrin Ibarra Wong und hat damit nicht ganz unrecht. Nutzt man nämlich das international anerkannte System der Längen- und Breitegrade als Grund -lage, so ist der Mittelpunkt Deutsch -lands unweit des Opfermoors in der Vogtei – im Unstrut-Hainich-Kreis. Und da es zu den Aufgaben Anne-Katrin Ibarra Wongs gehört, ihre Heimat ins beste Licht zu rücken, weiß sie natür-lich, wo „der richtige Mittelpunkt“ liegt. Von Weberstedt aus lenkt die 32-jährige Thüringerin als Geschäftsstellenleiterin die Geschicke des Welterberegion Wart -burg Hainich e.V. So überblickt sie eine Region, die von Menteroda im Norden bis Eisenach im Süden geht und die sich von der thüringisch-hessischen Grenze

.Wartburg-Hainich-Region.

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35Foto: Paul-Philipp Braun

im Westen bis nach Bad Tennstedt er-streckt. „Wir haben hier eine Menge zu bieten – für Touristen und für Ein hei -mische“, erklärt Ibarra Wong und ver-weist auf die noch junge Geschichte der Welterberegion. Im Jahr 2013 neu fir-miert, vermarktet der Verein mit der Wartburg und dem Nationalpark Hai -nich gleich zwei der vier Thüringer Unesco-Welterbestätten. So gehen Ku l -tur- und Naturerbe Hand in Hand. Ein Marketingvorteil, von dem am Ende alle profitieren. „Wir sind als Koordinator tä-tig und unterstützen unsere Mitglieder zum einen in der Vernetzung und Infra -struktur, zum anderen bieten wir ihnen inhaltliche Unterstützung rund um das Thema der touristisch geprägten Welt -erberegion Wartburg Hainich.“ 160 Mitglieder gehören derzeit zum Verein. Darunter Gastronomie- und Be -her bergungsbetriebe, Campingplätze, touristische Unternehmen, Unstrut-Hai -nich- und Wartburgkreise sowie Kom -munen. Für Anne-Katrin Ibarra Wong ei-ne attraktive Mischung, die auch die neue Qualitätsinitiative der „Komfort -denker-Region“ beflügeln soll. „Komfort -denker schließt all jene ein, bei denen es um Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit und Qualität in ihren Angeboten geht“, erklärt Ibarra Wong den Ansatz, der den Zeitgeist zu treffen scheint. Schließlich steige die Nachfrage bei hochwertigen Angeboten. Touristische Ausflugsziele stehen dabei ebenso im Fokus wie Gastronomie und Beherbergung. „Es

gibt bereits jetzt in vielen Bereichen einen hohen Qualitätsanspruch, der sich zum einen durch die Unesco-Titel bei den Besuchern, zum anderen aber auch durch das Empfinden der Menschen von hier aus-drückt“, erklärt Ibarra Wong. Kein Wunder also, dass das hervorragend ausgebaute Wanderwegenetz durch den Hainich, der Kletterwald, das Wildkatzendorf Hütscheroda und auch der Baumkronenpfad auf Qualität im Angebotenen setzen.

Wir haben den einzig richtigen Mittelpunkt.

.Anne-Katrin Ibarra Wong,.Geschäftsstellenleiterin.

.der Welterberegion Wartburg Hainich.

„So schaffen wir es, nicht nur für Besucher von außerhalb attraktiv zu sein, sondern auch die Menschen aus der Region nach Nord- und West thü -ringen zu locken“, erklärt sie. Schon jetzt sei der Hainich mit seiner malerischen Waldlandschaft, den pittoresken Dörf -chen und kulturreichen Kleinstädten auch für viele Thüringer ein Ausflugs -ziel. „Wir bieten natürliche Naherholung für die Städter“, scherzt Ibarra Wong. Für sie sei es wichtig, dass eine Welt -erberegion eine ansprechende und aus-gleichende Abwechslung bietet. „Wir ha-ben zugleich Angebote für die, die den Wald spüren und aktiv werden möchten, für die, die über seine Kronen schauen wollen und für die Wildkatzenfans“, fasst die Geschäftsstellenleiterin allein die Angebote des Nationalpark Hainich zusammen. Hinzu kommen mehr als 200 Kilometer gut ausgebaute Wander -wege und ein attraktives Radwegenetz. Und auch der Öffentliche Personen -nahverkehr in der Region entwickle sich immer mehr zu seinem Vorteil. Soge -nannte „Landesbedeutsame Buslinien“ verbinden Eisenach und Mühlhausen bis nach Sondershausen oder Bad Lan -gen salza und Eisenach. „Das ist ein ech-ter Vorteil, nicht nur für den Tourismus“, erklärt Anne-Katrin Ibarra Wong. Jeden Tag verbinden die Linien mehrfach die Mittel- und Oberzentren miteinander und tragen so zur Attraktivität Nord -thüringens erheblich bei. (ppb)

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36 Fotos: LIFT AIR

Thüringen als Standort der Luftfahrtindustrie? In der breiten Masse löst dieser Gedanke sicher Stirnrunzeln aus. Aber wer etwas tiefer in die Thüringer Wirtschaft blickt, der entdeckt dort gleich mehrere Unternehmen. N3 zum Beispiel, die am Erfurter Kreuz Flug zeug -turbinen warten. Oder einige Kunststoffunternehmen, die Teile für Airbus herstellen. Diverse Zulieferer und Serviceunternehmen. Wer sich direkt für einen Flugzeugbauer interessiert, wird am Eisenacher Flugplatz Kindel fündig.

Hauptsache, es geht aufwärts

.Eisenacher Unternehmer Sven Lindig investiert in moderne Luftfahrtkonzepte.

Der Eisenacher Unternehmer Sven Lin -dig gilt als Innovator. Wenn man über Digitalisierung oder über New Work re-den will, kommt man in Thüringen nicht an ihm vorbei. Vor einigen Jahren, so sagt er, habe er sich die Frage gestellt, wie er sich unternehmerisch weiterent-wickeln wolle. Wie der Schuster bei sei-nen Leisten bleiben, oder lieber neue Herausforderungen in Angriff nehmen? Er entschied sich für Letzteres. Da rauf -hin gründete er 2014 die LIFT Holding, in der er seine neuen unternehmeri-schen Aktivitäten gebündelt hat. Wirft man einen Blick auf das Portfolio der Unternehmensgruppe, fallen einem

Dinge ins Auge, die auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen scheinen: ne-ben dem Kerngeschäft der LINDIG För -dertechnik GmbH mit Produkten und Dienstleistungen rund um Intralogistik und Höhenzugangstechnik neuerdings auch die Bereiche Energie- & Umwelt -technik sowie Luftfahrt. Hier werden unter der Dachmarke LIFT Air verschie-dene Luftfahrtprojekte gebündelt. Dazu gehören mit Flight Design der Welt -markt führer für einmotorige Leicht flug -zeuge, der Tragschrauber-Hersteller Rotorvox und Horten Aircraft, der Ent -wickler und Produzent des ersten zivi-len Nurflügel-Flugzeugs.

Wir müssen die Zukunft der Luftfahrt auch als Treiber für alternative Antriebe begreifen.

.Sven Lindig, Geschäftsführer von LIFT AIR.

.Auf dem Eisenacher Flugplatz Kindel soll sich. .ein Cluster für die Luftfahrtindustrie entwickeln..

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Luft- und Raumfahrt

37Fotos: LIFT AIR

Das erste Patent auf Nurflügel ist über 100 Jahre alt. Wegen seines geringeren Luftwiderstands kann er weiter und schneller fliegen als vergleichbare Flug zeuge mit konventionellem Rumpf und Leitwerk. Nach drei Jahren Ent -wicklungszeit konnten Lindig und sein Team den ersten bereits flugerprobten Prototypen vorstellen. Die HORTEN HX-2 ist ein hochmodernes, wirtschaftli-ches, zweisitziges Leichtflugzeug. Die Weltpremiere fand auf der AERO 2019 in Friedrichshafen statt. Wegen seiner speziellen Konstruktion ließen sich in ihm künftig auch alterna-tive Kraftstoffe verwenden – in erster Linie Wasserstoff. Darin sieht er auch für die Luftfahrt die Zukunft, schließlich verfügt er über eine dreifach höhere Ener giedichte als Kerosin und erzeugt in einer Brennstoffzelle weder Treib -hausgase noch Stickoxide. Mit diesen nachhaltigen Antrieben er-geben sich auch Möglichkeiten für neue Mobilitätskonzepte. Es gäbe in Deutsch -land über 400 Verkehrslandeplätze, rechnet Sven Lindig vor. Die meisten von ihnen befänden sich im ländlichen Raum. Ähnlich wie Bahnhöfe könne man sie zu Mobilitätszentren ausbauen, mit Anbindung an die jeweilige Region. Und bestenfalls an neuralgischen Punk -ten mit Wasserstofftankstellen ausstat-ten, die auch für das Umland mit ge-nutzt werden können. „Während das

Thema Wasserstoff für PKW derzeit noch viel debattiert wird – in der Luft -fahrt wird das Thema mit Blick auf Ge -wicht und Energiedichte auf jeden Fall fliegen.“ Dass er sich die erste Wasser -stofftankstelle eines Verkehrslande -platzes in Deutschlands Mitte wünscht, versteht sich von selbst. Doch von Ausblicken in die Zukunft geht es schnell wieder in die Gegen -wart. Der Leichtflugzeug-Hersteller Flight Design ist die größte Luftfahrt -aktivität der Gruppe. Die Flieger der CT-Baureihe wurden bisher 2000 mal ver-kauft. Der ebenfalls auf der AERO 2019 neu vorgestellte Zweisitzer F2 wird nicht nur mit Verbrennungsmotor ange-

boten sondern fliegt batteriebetrieben auch schon elektrisch. Der elektrische Antrieb, ob mit Batterie oder Brennstoffzelle, wird der Allge mei -nen Luftfahrt durch Senkung der Be -triebskosten weiter Aufwind verschaf-fen. Auch wenn es bis zum autonomen Fliegen noch Jahre dauern wird, gehen Studien von zukünftigen Milliar den -märkten aus. Mit VUEjet gibt es in der Gruppe auch ein Projekt, das sowohl auf heutige Möglichkeiten für den Be trieb durch Piloten als auch für autonomes Fliegen ausgelegt ist. Hierfür sind aller-dings weitere Investoren notwendig. Mit dem zweiten Blick auf das Portfolio der Gruppe wird deutlich, dass die schweren Flurförderzeuge und die leich ten Fluggeräte ebenso wie der Bereich Erneuerbare Energien doch Gemeinsamkeiten aufweisen: Das The -ma Energiespeicher (Akku/Wasser stoff) spielt überall eine zentrale Rolle, eben-so wie digitale Komponenten. So wird der strategische Rahmen hinter den zu-erst zufällig zusammengestellt wirken-den Produktkategorien klar. Es geht um die zentrale Rolle des Wandels des Antriebs samt digitaler Intelligenz. In diesem Jahr feiert das Familien unter -nehmen die Gründung im Jahr 1899, al-so vor 120 Jahren. Von Hufeisen und Blattfedern über Gabelstapler, Arbeits -bühnen und Fluggeräte: Hauptsache, es geht aufwärts! (tl)

.Der Leichtflugzeug-Hersteller Flight Design ist die größte Luftfahrtaktivität. .von LIFT AIR. Die Flieger der CT-Baureihe wurden bisher 2000-mal verkauft..

.Die HORTEN HX-2 ist ein hochmodernes, wirtschaftliches,. .zweisitziges Leichtflugzeug. Die Weltpremiere fand.

.auf der AERO 2019 in Friedrichshafen statt..

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38 Foto: Fraunhofer IOF

Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF in Jena hat sich international einen Ruf als Schlüsselpartner für die Entwicklung optischer Systeme erarbeitet. Zu seinen Kernkompetenzen gehört insbeson-dere die Forschung auf dem Gebiet der optischen Komponenten und Systeme für Raumfahrt und Astronomie. Mit seiner Mitgliedschaft in der Fraunhofer-Allianz Space steht dem Institut ein schlagkräftiges Netzwerk an Part nern und Kompetenzen zur Verfügung. Mit der Forschergruppe SpaceOptics ist zudem ein eigenes Spezialis tenteam zur Entwicklung von Fügetechniken für spektroskopische Weltraumanwendungen ins Leben gerufen worden.

Der Blick von oben – Optiken für Luft- und Raumfahrtanwendungen

Die Raumfahrt stellt eine der wichtigs-ten Schlüsseltechnologien der moder-nen Industriegesellschaft dar. Ob Wet ter vorhersage, Navigation, Direkt -über tragungen im Satellitenfernsehen oder globale Internetverfügbarkeit; aus dem täglichen Leben eines Jeden sind Raumfahrt, ihre Anwendungen oder Dienste nicht mehr wegzudenken. Um diese Bedarfsfelder zu adressieren, ent-wickelt das Fraunhofer IOF in Jena in-novative optische Systeme zur Kontrol -le von Licht – von der Erzeugung bis hin zu dessen Anwendung. Insbesondere auf dem Feld der Raumfahrt- und Astro -nomie-Anwendungen ist das Institut seit vielen Jahren aktiv und kann auf ei-ne Vielzahl erfolgreicher Koopera tions -projekte zurückblicken. Neben Kompetenzen im Bereich Design und Simulation bietet das Fraunhofer

IOF seinen Kunden langjährige Exper tise in den Bereichen Ultrapräzisions bearbei tung, Mikro- und Nanostrukturierung, Systeminte gration, Aktive Optiken und Faserlasersysteme. Um die gesamte Prozesskette von der Entwicklung erster Prototypen bis hin zur Systemanwendung zu realisieren, ist das Institut mit hochmodernen Einrichtungen für mikrooptische Technologien, Ultrapräzisions ferti gung, Fein werk -technik und Montage ausgestattet. Außerdem bietet es den neuesten Stand der Technik hinsichtlich Beschichtungsmaschinen, Verfahren zur Oberflächen- und Optikcharakterisierung sowie spezieller Softwares für optische und mechanische Ausführungen. Hochpräzise und leistungsstarke Raumfahrtinstrumente In den vergangenen Jahren kamen eine Vielzahl von Optiken und optischen Systemen des Fraunhofer IOF in Weltraummissionen zum Einsatz. Beispielsweise un-tersucht derzeit das Infrarot-Messinstrument MERTIS die Merkur-Oberfläche im Rahmen der ESA-Mission „BepiColombo“ und für die „Sentinel 4“-Erdbeobach -

tungsmission (ebenfalls ESA) wurde ein spektroskopisches Gitter vom Fraun -hofer IOF eingesetzt. Ein weiteres Beispiel ist das DLR-Ins -trument „Earth Sensing Imaging Spec -trometer“ (kurz: DESIS), mit dessen Hilfe die Erde seit Sommer 2018 von der Internatio nalen Raumstation ISS mit ei-ner Hyper spektraloptik aus 235 spektra-len Kanä len beobachtet wird. Durch na-hezu alle Fachabteilungen des Instituts hindurch wurde für DESIS eine gesamte Techno logiekette, vom Design über Mus terbau, ultrapräziser Fertigung, Be -schichtung und Messung bis hin zur Systeminte gration, „inhouse“ realisiert. Bei dem abteilungsübergreifenden Großprojekt arbeiteten über 18 Monate lang mehr als 12 Fraunhofer IOF-Mit -arbeiter und Mitarbeiterinnen an der

.Infrarotspektrometer „MERTIS“.

.Fraunhofer IOF.

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Luft- und Raumfahrt

39Fotos: Fraunhofer IOF

www.iof.fraunhofer.de

Entwicklung des optischen Systems, be-stehend aus Teleskop und Spektro me -ter. Damit wurde erstmalig die Optik eines kompletten Instrumentes am Frau n hofer IOF entwickelt und gebaut. Gebündelte Kompetenz: Fraunhofer-Allianz Space Das Fraunhofer IOF ist weiterhin Mit -glied der Fraunhofer-Allianz Space, einem Zusammenschluss von 16 Insti -tuten, die im Bereich Raumfahrt tech -nologie angewandte Forschung für den Weltraum betreiben. In der Allianz Space bündeln die Institute ihre tech-nologischen Kompetenzen, um der Raumfahrt-Industrie und Zuwendungs -gebern wie der ESA oder der Euro -päischen Kommission einen zentralen Ansprechpartner zu bieten. Fraunhofer tritt dadurch vor Kunden als System -anbieter auf, der verschiedenartige Komponenten auf höchster Qualitäts -stufe entwickelt und zu einem Gesamt -system integriert an den Kunden übergibt. Durch das vielfältige techno -logische Know-how der beteiligten Institute bietet die Fraunhofer-Allianz Space ihren Kunden ein einzigartiges Spektrum an. Das Fraunhofer IOF adres-

polymerfreie Bonden von Glas-Glas-Baugruppen mit optischen Be schich -tungen. Neben der grundlegenden Erforschung von Fügeverfahren, welche bisher in der Halbleitertechnik für mikroelektroni-sche Anwendungen entwickelt wurden, soll im Rahmen der Forschergruppe zu-dem eine Technologieplattform für den Aufbau komplexer optischer Strahlteiler mit der Qualifizierung für spezielle Weltraum missionen (Astronomie, Erd -er kundung) entstehen. Es werden au -ßer dem Mach barkeitsstudien zu Hoch -leis tungs an wen dungen im Bereich inno vativer Lasertechnik des Fraun -hofer IOF durchgeführt. Ziel ist es, die fertigen optischen Baugruppen Made in Thüringen international bereitzustellen. Gefördert wird die Forschergruppe über die Thüringer Aufbaubank durch das Bundesland Thüringen. Die Mittel dafür stammen aus dem Europäischen Sozialfonds. Bei dem Projekt handelt es sich um einen Zusammenschluss von Technikern und Wissenschaftlern ver-schiedener Disziplinen. Beteiligt sind die Thüringer Landessternwarte Tauten -burg (TLS) und Unternehmen wie Carl Zeiss Jena GmbH, LensTec Jena GmbH, JenaOptronik, OpticsBalzers sowie das Max-Planck-Institut für extraterrestri-sche Physik (MPE) in Garching. (em)

.Optisches System bestehend aus.

.einem Teleskop und Spektrometer.

.für die DESIS-Mission..

.Spektroskopisches Gitter für die Sentinel-4 Erdbeobachtungsmission. Nanooptische.

.Gitter sind ein Schlüsselelement in der Instrumentierung von Weltraummissionen..

siert dabei insbesondere Geschäfts felder wie Kom -munikation und Navi gation, Oberflächen und optische Sys te me sowie Sensorsysteme und Analyse. Weltraumtaugliche Fügeverfahren – Made in Thüringen Mit seiner Forschergruppe SpaceOptics verfügt das Fraunhofer IOF zudem über ein besonderes Kompe -tenz team, um auf dem Gebiet der Fügeverfahren neue innovative Lösungen zu generieren. Hintergrund der Forschungsarbeit ist die große Bedeutung von Auf -bau- und Verbindungstechniken für opto-mechanische Baugruppen und Systeme der modernen Optik, die auch in der Astrophysik zum Einsatz kommen. Um den dortigen Anforderungen zu begegnen, entwickelt die Forschergruppe SpaceOptics die Grundlagen für das

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41Fotos: MAR, Constanze Koch, peshkova, gena96 (beide stock.adobe.com)

Termine & Veranstaltungen

02.09. 10. Weimarer Wirtschaftsforum 03.09. 3. Businesslounge Bad Frankenhausen 03.09. Kunststofftechnik für die Medizintechnik HS Schmalkalden 03.09. Thüringer Forum Mobilität 2019 Nohra 09.09. 17. Symposium des Thüringer Verfassungsschutzes IHK Erfurt 10.09. Netzwerktag LRA Nordhausen 12.09. Sprechtag für Existenzgründer und Unternehmer Artern 12.09. IAA Frankfurt/Main (bis 22.09.) 16.09. EAST Energie And Storage Technologies Erfurt (bis 17.09.) 18.09. 11. Mitteldeutscher Exporttag Suhl 18.09. 10 Jahre Fachgebiet Kunststofftechnik TU Ilmenau 18.09. HIVOLTEC Leipzig (bis 20.09.) 19.09. VDU Unternehmerinnentag und Verleihung Emily-Roebling-Preis 24.09. THORWARTHs Businesslounge Oberhof 25.09. Mitteldeutscher Immobilientag Leipzig (bis 26.09.) 25.09. Thüringer Umwelttag Erfurt 26.09. Business Lounge Thüringen „Innovations- management im Mittelstand“ ThEx Erfurt 26.09. 3. Workshop Hybrides Fügen Fa. EDAG Eisenach 01.10. Sprechtag für Existenzgründer und Unternehmer Heiligenstadt 07.10. EXPO REAL München (bis 09.10.) 15.10. Azubis als Energiescouts Erfurt 22.10. WIRtschaft für Thüringen Erfurt 22.10. IHK-Netzwerktag Heilbad Heiligenstadt 24.10. IHK-Netzwerktag Artern

.September.

.Oktober.

Aus den Netzwerken

Branchenverbände kooperieren Ostdeutsche Wirtschaftsverbände kooperieren ab sofort enger und verzahnen sich branchenübergreifend, um den Herausforderungen einer sich wandelnden Wirtschaftswelt besser zu begegnen. Hierfür gingen der ACOD Automotive Cluster Ostdeutschland e.V., der Cluster IT Mitteldeutschland e.V. und der Netzwerk Logistik Mitteldeutsch -land e.V. offiziell eine Kooperation ein. (tl) Wirtschaftsnetzwerk in Südthüringen Der Bundesverband Mittelständischer Wirtschaft BVMW und die Schmalkalder Telesystems Thorwarth GmbH laden am 24. September 2019 ein zur THORWARTHs Businesslounge im Berghotel Oberhof ein. Gast des Netzwerkabends ist Top-Speaker und Biathlon-Olympia -sieger Sven Fischer. Unter dem Motto „Mit Leidenschaft an die Spit -ze!“ sind Unternehmer eingeladen, ins Gespräch zu kommen und Wirtschaftskontakte anzubahnen. (tl) Anmeldungen inklusive VIP-Tickets unter:

tinyurl.com/y3ayvchf

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Thüringen

42 Fotos: Fraunhofer IDMT, Ha-Beck, HS Schmalkalden, PolymerMat, Garant

Impressum

www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com

Herausgeber/Verleger FVT Fachverlag Thüringen UG (haftungsbeschränkt) Geschäftsführer: Jürgen Meier Verlagsorganisation und Finanzen: Juliane Keith Josef-Ries-Str. 78 D-99086 Erfurt Tel.: 0361 663676-0 Fax: 0361 663676-16 [email protected] Sitz der Gesellschaft: Erfurt Amtsgericht Jena HRB 509051 St.-Nr.: 151/108/07276

Redaktion Torsten Laudien (tl) - V.i.S.d.P. Tel.: 0361 663676-17 [email protected] Weitere Autoren dieser Ausgabe Paul-Philipp Braun (ppb), Tim Brettschneider (tb), Maritza Cataldo (mc), Dieter Lücke, externe Mitteilung (em) Redaktionsschluss: 20.08.2019 Vertrieb Verlagsrepräsentant Südthüringen Andreas Lübke Tel.: 0173 6825207 [email protected]

Verlagsrepräsentant Nordthüringen Manuela Wilhelm Tel.: 0151 40412122 [email protected] Titelbild: HQUALITY - stock.adobe.com Layout Susanne Stader, Kommunikations- und Mediendesign www.susanne-stader.de

Druck PRINTEC OFFSET medienhaus Inh. M. Faste e.K. Ochshäuser Straße 45 34123 Kassel

Nachdruck nur mit schriftlicher Ge nehmigung des Verlages. Der Verlag übernimmt keine Haf tung für unver langt eingesandte Manuskrip te, Fotos und Illustrationen. Einzelpreis: 4,50 Euro Jahresabonnement: 27,00 Euro ISSN: 2190-409X Die nächste Ausgabe erscheint in der 40. Kalenderwoche 2019. Druck unterlagen schluss: 11.09.2019

Weitere Verlagsprodukte

Prof. Dr.-Ing. Dr. rer. nat. h.c. mult. Karlheinz Brandenburg Nach fast 20 Jahren am Fraunhofer IDMT verabschiedete sich Karl -heinz Brandenburg zum 30.6.2019, kurz nach seinem 65. Geburtstag, aus der Institutsleitung. Zur Ruhe setzt er sich allerdings nicht. Er steht dem Fraunhofer IDMT und dem geschäftsführenden Institutsleiter Prof. Dr.-Ing. Udo Bechtloff weiterhin beratend zur Seite. (tl)

Köpfe & Karrieren in Thüringen

Matthias Hasecke Der Geschäftsführer der Ha-Beck GmbH aus Wutha-Farnroda hat mit Ablauf des diesjährigen Branchentages des automotive thüringen e.V. den Vorstandsvorsitz des Branchenverbandes angetreten. (tl)

Prof. Dr. Gundolf Baier wird neuer Präsident der Hochschule Schmalkalden. Er tritt zum 17. Januar 2020 die Nachfolge des altersbedingt ausscheidenden Rektors Prof. Dr. Elmar Heinemann an. (tl)

Matthias Düngen & Peter Schmuhl Stabwechsel auch beim PolymerMat e.V.: Matthias Düngen (links im Bild) übernimmt den Vorstandsvorsitz des Kunststoffclusters vom langjährigen Vorstandschef Peter Schmuhl. (tl)

Dirk Frankenberger Bereits Mitte März übernahm Dirk Frankenberger die Position des Kaufmännischen Bereichsleiters bei der GARANT Türen und Zargen GmbH. Vor seinem Eintritt bei GARANT hatte er die Verantwortung als Leiter Finanzen und Controlling bei einem Thüringer Automobil -zulieferer inne. (tl)

EINFACH SCANNEN MIT SMARTPHONE-KAMERA

WIRTSCHAFTS-SPIEGEL

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