DieStile derStadt E -...

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37 2010 SONNABEND / SONNTAG, 11. / 12. SEPTEMBER 2010 E in bisschen peinlich ist es schon, aber manch- mal grüße ich Menschen, die ich gar nicht ken- ne. Grundsätzlich kann das natürlich nicht schaden, in jedem Fall besser als umgekehrt, das Problem dabei: Auf den ersten Blick denke ich halt, dass wir bekannt sind. Denn es ist viel- mehr die Art der Kleidung, die mich irreleitet, die „Sorte“. Zum Beispiel am Neuen Wall: Fla- nellhose, gestreiftes Oberhemd, blaues Sakko, Armanibrille, Haare zurückgekämmt, bis sie sich hinten über Ohr und Hemdkragen kringeln. Meistens grüßen die fremden Herren freundlich zurück, wobei ihnen die Verwirrung anzusehen ist. Sind sie es, weil eine fremde (nicht mehr ganz junge) Frau sie einfach grüßt, oder fragen sie sich auch gerade, ob sie mich nicht irgendwoher kennen? Schon deswe- gen wechsle ich öfter mal mein Outfit. Die beschriebene Situation ist allerdings nicht das, was man mit Streetstyle bezeichnet. Der „Look der Straße“ ist vielmehr ein Kind der digitalen Welt. Selbstverständlich lassen sich Designer und Künstler schon immer von dem inspirieren, was sie auf Reisen und in den Metro- polen sehen. Doch mit dem Einzug der Blogger in den medialen Alltag und in soziale Netzwerke haben die Kleidung und der Stil-Mix von harm- losen Passanten einen neuen Stellenwert bekommen. Denn die Blogger machen Fotos, stellen sie ins Netz und schon sind die „Straßen-Models“ in der ganzen Welt zu sehen. Auch in der Mode hat der Multikulti-Ge- danke längst Einzug gehalten. Es geht kaum noch um den Total-Look eines Designers, sondern um das Stylen, das Interpretieren und Arran- gieren von unterschiedlichen Labels. Streetstyle ist eine Momentaufnahme auf dem Laufsteg Straße, die aber durchaus einen länger andauernden Effekt auslöst. „Die Mode menschelt“, nennt das Marcus Luft, Modechef bei „Gala“ und selbst Blogger (http://tooposhtopush.twoday.net). Heißt: Der Mensch ist die Mode. From runway to reality – dieser Satz gilt nicht mehr, hat Luft be- obachtet. „Längst beeinflusst umgekehrt die Wirklichkeit, was auf den Laufstegen der großen Designhäuser zu sehen ist.“ Der amerikanische Fotograf Scott Schuman hat mit „The Sartorialist“ den Maßstab gesetzt. Er zeigte, zunächst auf New York beschränkt, gut und/oder interessant angezogene Leute, die ihm auffielen. Inzwischen ist die Welt sein Terrain und eine Erwähnung in seinem Blog erscheint in der Modeszene als Ritterschlag. An den Streetstyle-Blogs wird sichtbar, dass die Globalisierung von Marken nicht zum befürchteten Einheitslook weltweit geführt hat. Äh- neln tun sich allerdings die Codes der Gesellschaftsgruppen. Sylt, Capri, Hamptons, Knokke – kleidungsmäßig wird an diesen Orten eine sehr ähnliche Sprache gesprochen. Die Bewohner vom Prenzlauer Berg fin- den ihre Pendants durchaus auf der Schanze. Es gilt also, etwas überspitzt, der Satz: Sage mir, wie du dich anziehst, und ich sag dir, wo du wohnst. Zum Beispiel in Hamburg. Schanze/Lange Reihe: Der übergeordnete Begriff wäre wohl Weltver- besserungsmode. Wichtig ist „Derbe“, das FC-St.-Pauli-Fan-Label. Rich- tig sind hier auch die preiswerten Skandinavier wie Monki, Cheap Mon- day oder Weekday. Oder der T-Shirtstoff-Schick von American Apparel, ein amerikanischer Filialist, der erfolgreich auf der Anständigen-Welle reitet. Selbstverständlich gibt es auch eine „Eco friendly“-Linie. Billig muss es dabei nicht sein. Ganz wichtig auch der Ethno-Ansatz: India- Label sind immer richtig, „Himalaya“-Filialen finden sich auf der Schan- ze, in der Langen Reihe wie in Berlin. Unverwüstlich scheint die Begeis- terung für die Messenger-Taschen aus Lastwagenplanen von Freitag. Jetzt wirbt die Schweizer Firma: „Sie sind nicht mehr hip, sind nicht pop. Sie sind nicht ironisch, postmodern oder sonst irgendetwas post. Sie sind fucking serious.“ Allzeit bereit trägt der Schanzenbewohner gern Jazz- Schuhe mit Gummikreppsohle im Repetto-Stil. Genauso praktisch ist der Layer-Look. Drunter und drüber ist dabei nicht politisch zu verstehen. Eppendorf/Mühlenkamp: „Lagen“ zählen in Eppendorf nicht nur im Immobiliensektor, sondern werden auch gern getragen von den „Epilet- ten“, wie die schönen, erfolgreichen und/oder erfolgreich verheirateten Frauen aus der Region um Isemarkt und Klosterstern liebevoll-ironisch genannt werden. Allerdings sind die Materialien der Schichten wahr- scheinlich meist etwas kostbarer als auf der Schanze. Ein Blick ins Schaufenster bei Linette am Eppendorfer Baum verführt: Twinset mit Gürtel und Manteljacke drüber. Oder raffiniert gewickelte Fellweste über Cashmerepullöverchen. Es darf auch ruhig schlabbrig wirken: Leg- gins mit Strickmantel, Poncho und, ganz wichtig: Tücher und Schals. Auf dem Weg zu Butter Lindner ist sie richtig angezogen mit Woolrich-Jacke, Closed oder True-Religion-Jeans, Bottega-Tasche oder Louis Vuitton Neverfull und Tod’s, Prada-Flachflitzern oder -Chucks. Oder jetzt zum Herbst wieder mit Belstaff-Stiefeln. Passend auch das Sortiment von Ka- ren Millen. Die Haare lang wie die Töchter und gesträhnt, an den Hand- gelenken viel Marjana von Berlepsch. Kashmir immer, Iris von Arnim, Cucinelli, Gosche und überhaupt alles, was man in den Hohen Bleichen bei Hops und Nachbarn kaufen kann. Es muss aber nicht immer Label sein. Schon gar nicht sichtbar. „Aus London“ ist eine gute Referenz. Auch wenn man Pringle und Burberry eher in Blankenese – zu Recht – vermu- tet, haben beide Marken auch „edgy“ Produkte. Wobei die, wie Stella Mc- Cartney, vielleicht doch besser in die HafenCity passen? So wie Anna Fuchs, Hugo Boss, Massimo Dutti oder das Sortiment von Tom Reimer. Schließlich ist die HafenCity das neue „Arbeiter-Viertel“ mit all den schi- cken Bürogebäuden von Unilever, der Neumann-Gruppe und anderen. Ein Stück weiter, die Region Blankenese, bleibt es modisch vertraut. Bessergestellt, besser gekleidet. Alles, was es bei Ladage & Oelke oder Konrad Hasselbach gibt, trägt sich gut. Jil Sanders Klassiker, Akris, das Sortiment von Loro Piana, und immer gern Blusen. Seven-Jeans, Unüt- zer-Ballerinas, Aigle-Gummistiefel, Barbour-Jacken, alles von Hermès und Bettina Schoenbach, Schmuck von Wilm und Hansen. Das Prinzip „Da weiß man, was man hat“ ist ein guter Stilberater entlang der Elbe. Und sonst? Neulich sah ich einen Herrn, der zwei andere überholte. Während er an den ihm offenbar Bekannten vorbeizog, wendete Herr Eins kurz den Kopf, lupfte den Hut und nickte. Formvollendete Höflich- keit. Die sieht man leider immer seltener auf der Straße. S. 4/5 – „Style of HH“. Neue Mode von Designern aus Hamburg für die Herbst/Winter-Saison 2010/11. Unterwegs: Ostsee-Perle Usedom Stadtgespräch: Ballett-Impresario John Neumeier Titel-Thema: Hamburger Mode für den Herbst Lokal-Termin: „Die Bank“ – Sterneküche ohne Stern Gestern & Heute: Das ModeCentrum in Schnelsen Rätsel: 3-mal scharf denken Der Streetstyle Hamburgs ist universell. Ob in Barmbek oder Blankenese, jeder Stadtteil hat seinen Look und kleidet sich anders. Lifestyle-Expertin INGA GRIESE über modische Vielfalt an Alster und Elbe. Die Stile der Stadt ILLUSTRATION: MATZ MAINKA

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SONNABEND / SONNTAG, 11. / 12. SEPTEMBER 2010

E in bisschen peinlich ist es schon, aber manch-mal grüße ich Menschen, die ich gar nicht ken-ne. Grundsätzlich kann das natürlich nicht schaden, in jedem Fall besser als umgekehrt, das Problem dabei: Auf den ersten Blick denke ich halt, dass wir bekannt sind. Denn es ist viel-mehr die Art der Kleidung, die mich irreleitet, die „Sorte“. Zum Beispiel am Neuen Wall: Fla-nellhose, gestreiftes Oberhemd, blaues Sakko,

Armanibrille, Haare zurückgekämmt, bis sie sich hinten über Ohr und Hemdkragen kringeln. Meistens grüßen die fremden Herren freundlich zurück, wobei ihnen die Verwirrung anzusehen ist. Sind sie es, weil eine fremde (nicht mehr ganz junge) Frau sie einfach grüßt, oder fragen sie sich auch gerade, ob sie mich nicht irgendwoher kennen? Schon deswe-gen wechsle ich öfter mal mein Outfit.

Die beschriebene Situation ist allerdings nicht das, was man mit Streetstyle bezeichnet. Der „Look der Straße“ ist vielmehr ein Kind der digitalen Welt. Selbstverständlich lassen sich Designer und Künstler schon immer von dem inspirieren, was sie auf Reisen und in den Metro-polen sehen. Doch mit dem Einzug der Blogger in den medialen Alltag und in soziale Netzwerke haben die Kleidung und der Stil-Mix von harm-losen Passanten einen neuen Stellenwert bekommen. Denn die Blogger machen Fotos, stellen sie ins Netz und schon sind die „Straßen-Models“ in der ganzen Welt zu sehen. Auch in der Mode hat der Multikulti-Ge-danke längst Einzug gehalten. Es geht kaum noch um den Total-Look eines Designers, sondern um das Stylen, das Interpretieren und Arran-gieren von unterschiedlichen Labels.

Streetstyle ist eine Momentaufnahme auf dem Laufsteg Straße, die aber durchaus einen länger andauernden Effekt auslöst. „Die Mode menschelt“, nennt das Marcus Luft, Modechef bei „Gala“ und selbst Blogger ( http://tooposhtopush.twoday.net). Heißt: Der Mensch ist die Mode. From runway to reality – dieser Satz gilt nicht mehr, hat Luft be-obachtet. „Längst beeinflusst umgekehrt die Wirklichkeit, was auf den Laufstegen der großen Designhäuser zu sehen ist.“

Der amerikanische Fotograf Scott Schuman hat mit „The Sartorialist“ den Maßstab gesetzt. Er zeigte, zunächst auf New York beschränkt, gut und/oder interessant angezogene Leute, die ihm auffielen. Inzwischen ist die Welt sein Terrain und eine Erwähnung in seinem Blog erscheint in der Modeszene als Ritterschlag.

An den Streetstyle-Blogs wird sichtbar, dass die Globalisierung von Marken nicht zum befürchteten Einheitslook weltweit geführt hat. Äh-neln tun sich allerdings die Codes der Gesellschaftsgruppen. Sylt, Capri, Hamptons, Knokke – kleidungsmäßig wird an diesen Orten eine sehr ähnliche Sprache gesprochen. Die Bewohner vom Prenzlauer Berg fin-den ihre Pendants durchaus auf der Schanze.

Es gilt also, etwas überspitzt, der Satz: Sage mir, wie du dich anziehst, und ich sag dir, wo du wohnst. Zum Beispiel in Hamburg.

Schanze/Lange Reihe: Der übergeordnete Begriff wäre wohl Weltver-besserungsmode. Wichtig ist „Derbe“, das FC-St.-Pauli-Fan-Label. Rich-tig sind hier auch die preiswerten Skandinavier wie Monki, Cheap Mon-day oder Weekday. Oder der T-Shirtstoff-Schick von American Apparel, ein amerikanischer Filialist, der erfolgreich auf der Anständigen-Welle reitet. Selbstverständlich gibt es auch eine „Eco friendly“-Linie. Billig muss es dabei nicht sein. Ganz wichtig auch der Ethno-Ansatz: India-Label sind immer richtig, „Himalaya“-Filialen finden sich auf der Schan-ze, in der Langen Reihe wie in Berlin. Unverwüstlich scheint die Begeis-terung für die Messenger-Taschen aus Lastwagenplanen von Freitag. Jetzt wirbt die Schweizer Firma: „Sie sind nicht mehr hip, sind nicht pop. Sie sind nicht ironisch, postmodern oder sonst irgendetwas post. Sie sind fucking serious.“ Allzeit bereit trägt der Schanzenbewohner gern Jazz-Schuhe mit Gummikreppsohle im Repetto-Stil. Genauso praktisch ist der Layer-Look. Drunter und drüber ist dabei nicht politisch zu verstehen.

Eppendorf/Mühlenkamp: „Lagen“ zählen in Eppendorf nicht nur im Immobiliensektor, sondern werden auch gern getragen von den „Epilet-ten“, wie die schönen, erfolgreichen und/oder erfolgreich verheirateten Frauen aus der Region um Isemarkt und Klosterstern liebevoll-ironisch genannt werden. Allerdings sind die Materialien der Schichten wahr-scheinlich meist etwas kostbarer als auf der Schanze. Ein Blick ins Schaufenster bei Linette am Eppendorfer Baum verführt: Twinset mit Gürtel und Manteljacke drüber. Oder raffiniert gewickelte Fellweste über Cashmerepullöverchen. Es darf auch ruhig schlabbrig wirken: Leg-gins mit Strickmantel, Poncho und, ganz wichtig: Tücher und Schals. Auf dem Weg zu Butter Lindner ist sie richtig angezogen mit Woolrich-Jacke, Closed oder True-Religion-Jeans, Bottega-Tasche oder Louis Vuitton Neverfull und Tod’s, Prada-Flachflitzern oder -Chucks. Oder jetzt zum Herbst wieder mit Belstaff-Stiefeln. Passend auch das Sortiment von Ka-ren Millen. Die Haare lang wie die Töchter und gesträhnt, an den Hand-gelenken viel Marjana von Berlepsch. Kashmir immer, Iris von Arnim, Cucinelli, Gosche und überhaupt alles, was man in den Hohen Bleichen bei Hops und Nachbarn kaufen kann. Es muss aber nicht immer Label sein. Schon gar nicht sichtbar. „Aus London“ ist eine gute Referenz. Auch wenn man Pringle und Burberry eher in Blankenese – zu Recht – vermu-tet, haben beide Marken auch „edgy“ Produkte. Wobei die, wie Stella Mc-Cartney, vielleicht doch besser in die HafenCity passen? So wie Anna Fuchs, Hugo Boss, Massimo Dutti oder das Sortiment von Tom Reimer. Schließlich ist die HafenCity das neue „Arbeiter-Viertel“ mit all den schi-cken Bürogebäuden von Unilever, der Neumann-Gruppe und anderen.

Ein Stück weiter, die Region Blankenese, bleibt es modisch vertraut. Bessergestellt, besser gekleidet. Alles, was es bei Ladage & Oelke oder Konrad Hasselbach gibt, trägt sich gut. Jil Sanders Klassiker, Akris, das Sortiment von Loro Piana, und immer gern Blusen. Seven-Jeans, Unüt-zer-Ballerinas, Aigle-Gummistiefel, Barbour-Jacken, alles von Hermès und Bettina Schoenbach, Schmuck von Wilm und Hansen. Das Prinzip „Da weiß man, was man hat“ ist ein guter Stilberater entlang der Elbe.

Und sonst? Neulich sah ich einen Herrn, der zwei andere überholte. Während er an den ihm offenbar Bekannten vorbeizog, wendete Herr Eins kurz den Kopf, lupfte den Hut und nickte. Formvollendete Höflich-keit. Die sieht man leider immer seltener auf der Straße.

S. 4/5 – „Style of HH“. Neue Mode von Designern aus Hamburg für die Herbst/Winter-Saison 2010/11.

Unterwegs: Ostsee-Perle Usedom › Stadtgespräch: Ballett-Impresario John Neumeier › Titel-Thema: Hamburger Mode für den HerbstLokal-Termin: „Die Bank“ – Sterneküche ohne Stern › Gestern & Heute: Das ModeCentrum in Schnelsen › Rätsel: 3-mal scharf denken

Der Streetstyle Hamburgs ist universell. Ob in Barmbek oder Blankenese, jeder Stadtteil hat seinen Look und kleidet sich anders. Lifestyle-Expertin INGA GRIESE über modische Vielfalt an Alster und Elbe.

Die Stile der Stadt

ILLUSTRATION: MATZ MAINKA

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Ostsee

Naturpark Usedom

Schloonsee

500 m

Gothensee

Ahlbeck

Heringsdorf

Bansin

Naturpark Usedom

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Am Dienstag geht’s zum Gemüsehöker auf den Isemarkt, am Donnerstag auf eine Wurst zum Goldbekmarkt. Und am Sonn-

abend wird „Der.Die.Sein-Markt“ unsicher gemacht. Was ein bisschen klingt wie der alte Sesamstraßen-Song, ist tatsächlich eine echte Innovation in der tra-ditionsversessenen Hansestadt: Hamburgs erster re-gelmäßiger Design-Markt.

Hier kann man kühne Kreationen bestaunen und auch gleich mit nach Hause nehmen – ob nur eine Kleinigkeit am Kunstkiosk oder gleich ein Hafen-Gemälde der Künstlerin Lotte Lehmann. „Ein solcher Markt war lange überfällig“, sagt Joana Leder von der Veranstaltungsagentur Inferno Events. „‚Der.Die.Sein-Markt‘ zeigt die Schaffenskraft von Hamburger Designern.“ Immerhin gilt die Stadt deutschlandweit als Kreativ-Metropole mit über 2200 Künstlern und Agenturen und einem reichen Spektrum an Textil-, Produkt-, Industrie- und Interior-Design.

Wie groß die Nachfrage ist, zeigte die Premiere am 14. August, zu der 23 Aussteller und rund 5000 Besu-cher kamen. Dieses Wochenende haben sich bereits 50 Aussteller angekündigt. Vorbild waren ähnliche Märkte wie „Holy Shit Shopping“ in Berlin oder Camden Markets in London. Dort hatte Inferno-Ge-

Das Schmuckkästchen der Ostsee: Am Strand von Usedom reihen sich die drei eleganten Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck aneinander wie eine Perlenkette und locken mit Bäderarchitektur, breiten Stränden und Bernstein.

Die imposanten kaiserzeitlichen Villen mit ihren aufwendig gestalteten Fassaden signalisieren Luxus. In der Luft liegt das Flair des frühen 20. Jahrhunderts, als der Kaiser hier zum Tee einkehrte und Schriftsteller wie Thomas und Heinrich Mann,Theodor Fontane und Maxim Gorki das milde Klima genossen. Vorbei am 70 Meter breiten Sandstrand führt die mit 8,5 Kilometern längste Promenade Europas, im Vorbeiflanieren lassen sich die vergangenen Epochen nachvollziehen, die die drei Seebäder seit ihrer Gründung erlebt haben. In der 1818 angelegten Fischerkolonie Heringsdorf begann der Badebetrieb bereits 1925. Oberforstmeister Georg Bernhard von Bülow (ein Vorfahre von Loriot) ließ das Weiße Schloss bauen, das erste Gäste-quartier. Seine Ländereien an der Ostsee verkaufte er Stück für Stück als Villengrund-stücke an Adlige und gut betuchte Berliner. Die historische Bäderarchitektur dominiert den Ort bis heute. Ahlbeck ist das östlichste der drei Seebäder, benannt nach einem aalreichen Bach, der den Ort heute unterirdisch durchläuft. Mitte des 19. Jahrhun-derts nahm Johann Koch, der Lehrer und Kantor, in seinem Haus die ersten zahlenden Urlauber auf. Die Hartgesottenen gehen seit 1995 am Valentinstag zum Eisbaden,wer das Wasser gerne wärmer mag, zieht die Ostseetherme vor. Bansin wurde anno 1897 gegründet, damit war die Riege der „drei Kaiserbäder“ komplett.Zu Kaiserzeiten wurde das Trio auch „Badewanne Berlins“ genannt, sie waren und blieben ein Promi-Hotspot, die Gäste wollten sehen und gesehen werden. Aber nicht nur Bernstein, den meist goldgelben und bis zu 55 Millio-nen Jahre alten Baumharz kann man hier nach wie vor an den Stränden finden – sondern auch Beschaulichkeit und Erholung: „… man hat Ruhe und frische Luft und diese beiden Dinge wirken Wunder und erfüllen Nerven, Blut,Lungen mit einer stillen Wonne“, schrieb Theodor Fontane 1863 in einem Brief an seine Frau Emilie.

TIPPS & TERMINE

1 WOCHE DER BÄDERARCHITEKTUR Weder Stilrichtung noch spezifische Baugattung ist die Bäderarchitektur – der Begriff steht vielmehr für die mit Loggien,Brüstungen, Veranden, Erkern, Türmchen und Säulen reich verzierten Villen, die hier in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg entstanden sind und den drei Seebädern ihren mondänen Charakter geben. Die wohlhabenden Bauherren konnten ihren architektonischen Wünschen freien Lauf lassen, die Som-merresidenzen übertrafen sich gegenseitig in Gestaltung und Glanz – und tun es heute noch. In der „Woche der Bäderarchitektur“ gibt es Führungen und Vorträge.» Woche der Bäderarchitektur, 12.–19.9., Programm bei den Tourist-Informationen.Programm-Beispiel: „Entdecken Sie die Besonderheiten der Bäderarchitektur bei Abenddämmerung“, geführte Wanderung, Treffpunkt: Heringsdorf, Seebrücke/ Kugelbrunnen, Fr, 17.9., 20 Uhr, www.baederarchitektur.de

2 SEEBRÜCKE IN AHLBECK Mit ihrem roten Dach und den vier grün behelmten Türmen ist die 1898 errichtete Ahlbecker Seebrücke eine wahre Augenweide. Das wusste auch Loriot, dessen Vorfahren hier lebten, als er die historische Rarität als Drehort für seinen Film „Pappa ante Portas“ auswählte.» Die Seebrücken, die weit in die Ostsee ragen – die Ahlbecker ist 280 Meter lang,die Heringsdorfer ist mit 508 Metern die längste Westeuropas –, waren ursprüng-lich nicht nur ins Meer verlängerte Flaniermeilen, sondern Landungsstege für die eintreffenden Seebadgäste. Urlauber konnten so direkt per Schiff an ihre Ferienziele gelangen, ohne vorher in kleine, wackelige Boote umsteigen zu müssen.

3 VILLA IRMGARD „Und dennoch und trotz alledem werden die Menschen eines Tages wie Brüder leben“, schrieb Maxim Gorki ins Gästebuch. Der russische Schriftsteller verbrachte 1922 einen Sommer in der Villa mit den Jugendstilele-menten, er wollte seine erneut ausgebrochene Tuberkuloseerkrankung hier kurieren.Seit 1948 ist das Haus eine Gedenkstätte für Gorki, „Museum für Literatur- und Regionalgeschichte“ und Ort für Kulturveranstaltungen.» Villa Irmgard, Maxim-Gorki-Str. 13, Heringsdorf. Öffnungszeiten: bis Ende September Di–So 14–18 Uhr, Oktober–April Di–So 12–16 Uhr.

4 HANS-WERNER-RICHTER-HAUS Der Schriftsteller und Initiator der Gruppe 47 ist wohl der berühmteste Sohn der Gemeinde. In seiner Autobiografie „Spuren im Sand“ beschrieb Hans-Werner Richter seine Kindheit und Jugend auf Usedom. Nach seinem Tod 1993 hat er große Teile seines Nachlasses dem Ort Bansin vermacht und ist auch hier auf dem Friedhof beigesetzt. Das alte Bansiner Feuerwehrhaus wurde 2000 zum Literaturhaus umgebaut, wo man Richters Arbeitszimmer und seine Bibliothek besichtigen kann. Seit dem Tod der in Ahlbeck gebürtigen Schriftstellerin und Publizistin Carola Stern 2006 erinnert eine kleine Ausstellung auch an sie.» Hans-Werner-Richter-Haus, Waldstraße 1, Bansin. Öffnungszeiten: bis Ende September Di–So 10–12 und 14–18 Uhr, Oktober–April Di–So 12–16 Uhr.

5 NORDIC WALKING Die lange Strandpromenade ist ein Paradies für Nordic Walker.Sieben fortlaufend ausgeschilderte Strecken wurden konzipiert, das Wegenetz ist 60 Kilometer lang. Start und Ziel ist der Strandaufgang der Heringsdorfer Seebrücke.

6 TOURIST-INFORMATION: » Seeheilbad Ahlbeck, Dünenstr. 45, Tel. 038378/49 93 50.» Seeheilbad Heringsdorf, Kulmstr. 33, Tel. 038378/2451.» Seeheilbad Bansin, An der Seebrücke, Tel. 038378/47 050.Gemeinsame Web-Site: www.drei-kaiserbaeder.de

„Der.Die.Sein-Markt“ imUnilever-Haus ist der neue

Shoppingtreff für bunte Vögel.FOTO: RICHARD WISTRACH

Service» The Baseballs, So 12.9., 19 Uhr,Stadtpark (S Alte Wöhr),Saarlandstraße, Eintritt um 32 Euro,www.thebaseballs.com

Design oder Nichtsein… das ist hier die Frage: „Der.Die.Sein-Markt“ im Unilever-Haus ist von nun an die neue Hochburg der Hamburger Kreativen. Auf dem Trödelmarkt ohne Trödel bieten sie jeden Sonnabend schmucke Eigenentwürfe – von Malerei über Mobiliar bis Mode.

TEXT: VERA ALTROCK

Ab nach Usedom

Über 20 000 Musiker rocken in Hamburgs Proberäumen, und nicht anders ist es in Ber-lin. Trotzdem war es reiner Zufall, dass sich

mit Sven „Sam“ Budja, Rüdiger „Digger“ Brans und Sebastian „Basti“ Raetzel drei Gleichgesinnte in der Hauptstadt trafen. Schließlich gehört die Leiden-schaft des Trios dem Rock ’n’ Roll der 50er-Jahre. Da-mit waren sie in der Berliner Szene Exoten, denn so stark Elvis, Eddie Cochran oder Jerry Lee Lewis die Popkultur bis heute prägen, so gestrig ist der Sound der alten Helden. Und so hörten die 2007 gegründe-ten Baseballs bald auf, nur „Jailhouse Rock“ oder „Blue Suede Shoes“ nachzuspielen und machten sich Gedanken darüber, wie man den Rock ’n’ Roll genera-tionenübergreifend präsentieren könnte.

Die Antwort gaben The Baseballs 2009 mit dem Al-bum „Strike“. Darauf rocken sie zwar ihren Elvis-Tol-len entsprechend im analogen Sound aus Großvaters Zeiten, die Songs aber stammen von Rihanna („Um-brella“), Jennifer Lopez („Let’s Get Loud“) oder Bey-oncé („Crazy In Love“) – Pop-Hits von heute durch den Memphis-Wolf gedreht. „Strike“ feierte einen Top-Ten-Homerun durch Deutschland und halb Eu-ropa, das Kalkül dahinter war jedoch offensichtlich, schließlich eroberten bereits Sasha alias Dick Brave oder The BossHoss so die Charts. Aber wer kürzlich im TV die glänzenden Augen von Sam, Digger und

Tolle rückwärts: Digger, Basti und Sam (v. l.) bürsten Songs wie Jennifer Lopez’ „Let’s Get Loud“ gegen den Strich.FOTO: PR

Wenn bei Heringsdorf die rote Sonne im Meer versinkt ...FOTOS: ISTOCKPHOTO, PICTURE-ALLIANCE

5 AUSFLÜGEAN DIE OSTSEEDie Insel der Dichter und Kaiser

Thái Công

Pop-Hits von Rihanna und Beyoncé im Rock-’n’-Roll-Stil von Elvis: The Baseballs feiern im Stadtpark den Hüftschwung.

TEXT: TINO LANGE

schäftsführer Alexander Schulz auch die Idee für den Design-Markt. Okay, mit den 500�000 wöchentlichen Besuchern der Kultveranstaltung an der Themse kann man an der Elbe noch nicht mithalten. Aber man steht auch erst am Anfang.

In der etwas angestaubten, doch sonst sehr shop-pingwütigen Flohmarktszene setzt die überdachte und beheizte Marktfläche im Unilever-Haus in der HafenCity jedenfalls moderne Akzente – bisher galt die Flohschanze an der Feldstraße als Nonplusultra zum Stöbern und Feilschen. Aber Trödel und Self-made sind eben nicht jedermanns Sache. Dann doch lieber den letzten Schrei an der Wand oder gleich am Körper haben, von der ausgefallenen Tapete bis zum Designer-Mantel. „Eigentlich ist es ein Markt zum Stöbern für die ganze Familie“, sagt Joana Leder. „Be-sonders für Mütter gibt es eine Menge zu entdecken, etwa schöne Babykleidung. Aber auch Leute, die ein-fach Lust haben auf Neues, werden hier fündig.“

Viele der Objekte sind Einzelstücke, gefertigt in liebevoller Handarbeit. Zur Erfrischung geht’s ent-weder in die Betriebskantine, mit einem Eis auf die Sonnenterrasse oder man flaniert durch die Hafen-City und guckt sich die „AIDAaura“ am Cruise-Ter-minal an. Kinder können sich auf dem Spielplatz mit Namen „Schatzinsel“ austoben – während die Älteren auf ihrer ganz eigenen Schatzsuche sind.

Basti gesehen hat, als sie das Sun-Studio in Memphis besuchten – dort spielten Elvis, Johnny Cash und vie-le weitere ihre ersten Hits ein –, der nimmt ihnen ab, mehr zu wollen als schnellen Reibach.

Aber wenn das Gesangstrio am 12.9. mit Band in den Stadtpark kommt, wird es natürlich anders zuge-hen als in den 50ern. Es dürften keine Saalschlach-ten, Polizisten auf der Bühne und hysterische Frauen zu erwarten sein. Die Klänge, die Hüftschwünge, die vor 60 Jahren die Gemüter erregten, kommen bei den Baseballs doch sehr brav daher. Wild? Ja. Feiern? Gern. Aber die welterschütternde Kraft des Rock ’n’ Rolls ist längst aufgegangen in Nostalgie.

Die Sehnsucht nach den einfachen, aber enorm eingängigen Sounds der Elvis-Ära ist dennoch stark. Wie wird es weitergehen für Sam, Digger und Basti? Setzen sie demnächst wie die Berliner Country-Kol-legen von The BossHoss verstärkt auf Eigenkomposi-tionen? Haben sie einen weiteren Strike auf Lager? Enden sie in weißen Glitzeranzügen in Las Vegas? Sie werden schon das Richtige tun, frei nach Elvis: „That’s all right now mama, anyway you do“.

KULTUR ERLEBEN

Vorwärts in die 50er

DER GRÜNE PUNKT Zu Besuch bei Galloways und Burenziegen: Beim Forschervormittag für Familien am 12.9. beim Haus der Wilden Weiden Weidelandschaften können „Weidedetektive“ erkunden,wie Tritt, Biss und Dung der Ziegen Artenvielfalt fördern. Von 10 bis 12 Uhr, Eichberg 63, Rahlstedt.

STADTLEBEN

866 Euro brutto verdienen Hamburgs Männer mehr im Monat als Frauen (3337 Euro). Dabei geben sie viel weni-ger für Mode aus: Ein Single-Mann inves-tiert im Schnitt nur 28 Euro pro Monat in Kleidung, eine Single-Frau dagegen 49 Euro für Mode.

Der 38-jährige Fotokünstler und Designer führt seine Hündin Coco an die Elbe aus und geht ins Ballett.

Service» Der.Die.Sein-Markt am Samstag, Unilever-Haus,Strandkai 1, jeden Sonnabend,11 – 20 Uhr, www.derdiesein.de

FOTO

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Sonnabend / Sonntag, 11. / 12. September 2010

8.30 Uhr Gemeinsam stehe ich mit meiner sechsjährigen Weimaraner-Hündin Coco auf, um mit ihr an der Alster zu joggen. Danach bekommt sie ihr Frühstück, und ich esse etwas Müsli mit Obst und trinke Kaffee und frisch gepressten Orangensaft.

10.30 Uhr Im Massage-Zimmer meiner Wohnung bekomme ich von meinem persönlichen thailändischen Masseur eine Relax-Massage. Anschließend nehme ich ein Bad und bin entspannt für den Tag.

12.30 Uhr Höchste Zeit für ein Frühstück, besser gesagt Lunch! Den gibt es im Café Paris am Rathausmarkt. Am liebsten esse ist dort Spiegeleier mit Baguette und dazu ein Entrecôte.

14 Uhr Für Inspirationen und um die Seele baumeln zu lassen, bin ich gerne in der Galerie der Gegenwart oder im Haus der Fotografie in den Deichtorhallen und sehe mir eine Ausstellung über Foto-grafie oder moderne Kunst an.

15.30 Uhr Wenn es das Hamburger Wetter zulässt, steuere ich meinen 54 Jahre alten Mercedes 190 SL in Richtung Elbe. Coco liebt die Fahrt mit dem Oldtimer. Gemeinsam gehen wir am Wasser oder im Jenischpark spazieren und kehren auf eine Tasse Tee im Jenisch Haus oder auf dem Süllberg ein.

16.30 Uhr Nur am Sonntag lege ich mich am Nachmittag auf die Couch und höre dabei klassische Musik – am liebsten Chopin oder was am Abend in der Oper läuft, um mich auf den Abend einzustimmen – oder lese ein Buch, zur Zeit gerne Werke des buddhistischen Mönchs Thich Nhat Hanh aus Vietnam, zum Beispiel „Ich pflanze ein Lächeln: Der Weg der Achtsamkeit“.

18 Uhr Langsam mache ich mich für die Hamburger Staatsoper fertig. Am liebsten schaue ich mir Ballettauffüh-rungen von John Neumeier an. Davor bin ich bei dem Vietnamesen Thanh Long an der Grindelallee, um meine Lieblings-Nudelsuppe Pho zu essen. Dort ist sie wirklich authentisch.

22.30 Uhr Um mit Freun-den über die Inszenierung zu diskutieren, sind wir gerne nebenan in meinem Stamm-Restaurant Tarantella in der Spielbank Hamburg am Stephansplatz.

24 Uhr Zu Hause trinke ich noch eine Tasse grünen Tee von Fauchon, bevor es ins Bett geht.

Mein perfekterSonntag

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N E W O P E N I N GHohe Bleichen 11. 20354 Hamburg

visit

Sonnabend / Sonntag, 11. / 12. September 2010

Tanz des Lebens

meine Lebensarbeit archiviert, soll Sicherheit ha-ben und einen Ort, der öff entlich zugänglich ist.

MAGAZIN: Sollten Sie jemals aufh ören – wäre es Ihnen lieber, wenn das Hamburg Ballett neue Wege geht, oder sollte es Ihr Lebenswerk bewahren?NEUMEIER: Das ist eine sehr ketzerische Frage.

MAGAZIN: Ich weiß …NEUMEIER: Das ist die König-Lear-Frage. Man kann die Compagnie ja nicht aufgeben und sie behalten. Das Hamburg Ballett kann nur lebendig bleiben, wenn irgendwann ein neuer Ballett-Chef macht, was er will. Wenn er aus Überzeugung Vergange-nes vergessen will, muss es so sein. Es soll ja kei-ner stöhnen: „Jetzt müssen wir schon wieder die ‚Kleine Meerjungfrau‘ machen ...“ Andererseits: Das hier ist eine Epoche wie die von Marius Petipa in Petersburg oder von George Balanchine in New York. Ich bin sicher, meine Choreografi en werden noch lange nachgefragt. Dann wäre es gut, wenn man sagen könnte: Die Quelle der Neumeier-Bal-lette ist in Hamburg.

MAGAZIN: Ihr Lebensmotto lautet …?NEUMEIER: Künstler zu sein ist eine Berufung. Man sollte sie mit Demut betrachten und versuchen, sie mit Ehrlichkeit auszufüllen. Das ist vielleicht kein Motto, aber es sind Vorsätze. Zum Beispiel, wenn jemand in der Probe einen Fehler macht, muss ich es korrigieren. Ich habe die ständige Pfl icht, nach einer Wahrheit zu arbeiten, die nicht variabel ist, auch wenn sie unbequem ist.

MAGAZIN: Wie gehen Sie mit Kritik um?NEUMEIER: Unterschiedlich. Als Künstler versucht man sensibel zu bleiben. Deswegen kann das ge-schriebene Wort sehr verletzend sein. Wenn ich weiß: Was da steht, ist nicht wahr, bleibt trotzdem eine Verletzung. Am Ende: Ich ärgere mich über Worte, aber ich verstehe mehr von meiner Kunst und meinem Beruf und weiß innerlich: Mein Weg ist der richtige.

MAGAZIN: Was ärgert Sie noch?NEUMEIER: Verletzung von Vertrauen.

MAGAZIN: Wie werden Sie den Ärger wieder los?NEUMEIER: Ich spreche ihn direkt aus, ich gehe nicht dran vorbei.

MAGAZIN: Gibt es in Ihrem Charakter Verhaltenswei-sen, die Sie gern loswürden?NEUMEIER: Ich bin ein sehr emotionaler Mensch. Als ich jung war, hab ich das auch nach außen gezeigt – schreien oder so. Nicht, weil ich jemandem böse war, sondern um etwas klarzustellen, emphatisch zu erklären. Ich wünsche mir, immer das richtige Wort zu fi nden, ohne lauter werden zu müssen. Es funktioniert nicht immer, denn Emotionen sind die Basis meiner Arbeit. Vielleicht werde ich ja mal erwachsen, dann kommt das (lacht).

MAGAZIN: Wie ändert sich das Verhältnis eines ehe-maligen Tänzers zum Körper, wenn er älter wird?NEUMEIER: Es ist geheimnisvoll, immer irgendwie eine Überraschung. Bei mir ging das sehr orga-nisch. Man merkt, dass man gewisse Dinge nicht mehr machen kann. Der Drang, mich zu bewegen, ist aber ungebrochen. Wenn ich ein Ballett anfan-ge, sitze ich nicht da und diktiere etwas. Sondern ich zeige etwas mit meinem Körper. Das kann der Tänzer dann noch viel schöner und größer und besser machen als ich. Dieser Dialog – das ist Cho-reografi e für mich.

MAGAZIN: Als was fühlen Sie sich – als Amerikaner, Deutscher oder Hamburger?NEUMEIER: Ich würde nicht sagen, dass ich Hambur-ger bin. Nicht um die Hamburger zu ärgern, ich bin hier sehr gern. Ich würde sagen: Ich bin Ame-rikaner, aber ich bin auch Deutscher. Ich glaube, dass man seine Wurzeln nicht verleugnen kann – die 21 Jahre in Amerika haben meinen Kern ge-formt. Andererseits habe ich viel länger in Deutschland gelebt, mir war auch die deutsche Staatsangehörigkeit wichtig: Ich wollte mitwählen und mitreden können – als Deutscher.

MAGAZIN: Was mögen Sie an Hamburg?NEUMEIER: Das viele Grün, die Großstadt mit der Nähe zum Wasser, off en, mit dem Hafen-Charak-ter. Und das Licht von Hamburg. Es ist deutsch, aber auch nicht-deutsch, deutsch-skandinavisch, deutsch-englisch. Es hat etwas, das nicht zuge-schlossen deutsch ist.

MAGAZIN: Sie fördern in Hamburg viele Projekte.NEUMEIER: Seit vielen Jahren Hamburg Leuchtfeuer, dann das universitäre Herzzentrum, und die Stif-

Vortänzer, Visionär, Vaterfi gur: John

Neumeier, 68, im großen Saal seines

Ballettzentrums.

Hans-Juergen Fink trifft John Neumeier

Ballett-Chef John Neumeier zumSaisonstart über Momente des Glücks und Kunst für die Ewigkeit.

Kurz-Biografi e» John Neumeier kam am 24. Februar 1942 in Milwaukee/Wisconsin auf die Welt. Eine Biografi e über den russischen Tänzer Vaslav Nijinsky fesselte ihn so sehr, dass er selbst Tänzer werden wollte.Neumeier nahm Ballettunterricht, stu-dierte in Kopenhagen und London. 1963 engagierte ihn Ballett-Chef John Cran-ko in Stuttgart, 1969 wechselte er als Ballettdirektor nach Frankfurt/Main. Von dort holte ihn August Everding 1973 nach Hamburg. 1978 gründete Neumeier seine Ballettschule, 1989 konnte sie in das Ballettzentrum in der Caspar-Voght-Straße einziehen. Seit 1975 veranstaltet Neumeier die Hamburger Ballett-Tage. Er hat in seiner HamburgerZeit über 130 Choreografi en geschaffen. Seine internationalen Tourneen machtenNeumeier und das Hamburg Ballett zu gefeierten Botschaftern der Hansestadt. 2007 wurde Neumeier Ehrenbürger von Hamburg. Er erhielt viele Preise und Auszeichnungen – darunter das Bundes-verdienstkreuz, Legion d’honneur, Deutscher Tanzpreis, Prix Diaghilev.

tung „Transition“, eine neue Organisation für den Übergang von Tänzern in das Leben nach dem Tanzen. Ganz wichtig ist unsere eigene Schule – wir haben viele Schüler, die das Schulgeld nicht aufb ringen können. Und, ganz am Ende, meine ei-gene Stiftung.

MAGAZIN: Wann sagen Sie: „Das ist schön!“?NEUMEIER: Das ist sehr komplex. Es sind Dinge, die einen berühren, aufregen – und wo man sagt: Es macht die Zeit, die man damit verbringt, diesen Moment wertvoller.

MAGAZIN: Was muss passieren, damit Sie von sich selbst mal sagen: „Jetzt bin ich zufrieden …“?NEUMEIER: Das ist die Kernfrage, Sie haben es getroff en – und ich weiß es nicht. Ich sehe nur, dass die Reise immer weitergeht. Man sieht kein Ende, und man sucht …

MAGAZIN: Sind Sie denn nach einem Premierenap-plaus glücklich?NEUMEIER: Eine Premiere heißt ja nicht, dass das Werk fertig ist. Sondern es beginnt sein öff entli-ches Leben, ich muss es noch begleiten. Die Glücksmomente liegen eher in der Arbeit, oft so-gar ziemlich am Anfang. Bei einer ersten Probe, wenn etwas Neues entsteht, oder wenn man die verschiedenen geprobten Teile eines Balletts zum ersten Mal zusammensetzt und spürt, dass die ei-gene Vision funktioniert.

MAGAZIN: Und wie lange halten diese Glücksmomente vor?NEUMEIER: Jeder Mensch muss wissen, dass das Glück, das man erlebt, kurz ist. Dass nichts bleibt. Alles ist immer in Bewegung.

MAGAZIN: John Neumeier, Sie haben vieles erreicht – was von all dem ist Ihnen am wichtigsten?JOHN NEUNMEIER: Ich wollte meine künstlerischen Ideen durchsetzen – also choreografi sche Visio-nen realisieren und weiterentwickeln. In Ham-burg hat man mir die Möglichkeit dazu gegeben, Compagnie und Schule immer weiter aufzubauen. Darüber bin ich sehr froh.

MAGAZIN: Sie haben viele Freiheiten, aber auch große Verantwortung. Wie fi nden Sie die Balance?NEUMEIER: Ich sehne mich manchmal nach dem Mo-ment, wo ich die Last und die Verantwortung für kreative Menschen nicht mehr habe und mich nur auf meine kreativen Ideen konzentrieren kann. Aber wenn ich das abwäge, ist die ehrliche Antwort: Wenn ich Raum für die Kunst gewinnen und gestal-ten will, ist das eine nicht ohne das andere zu haben.

MAGAZIN: Was wünschen Sie sich? Was fehlt Ihnen?NEUMEIER: So wie ein Maler vor der leeren Leinwand steht, stehe ich immer wieder vor dem leeren Bal-lettsaal, wenn etwas Neues beginnt. Was daraus wird, ist nie sicher. Ich wünsche mir also, dass der kreative Strom immer weiterfl ießt. Dann wünsche ich mir eine zweite junge Compagnie, damit die jungen Menschen, die aus unserer Schule als gute Tänzer hervorgehen, eine Chance bekommen, ihre Kreativität zu zeigen. Und die Stiftung John Neumeier, die meine Sammlung ausstellt und

FOTO: THOMAS LEIDIG

J ohn Neumeier kann sehr ungnädig sein – wenn’s bei einer Probe hart-näckig hakt, wenn ihn jemand ärgert oder etwas ganz anders läuft, als er das will. Dann sinkt die gefühlte Umgebungstemperatur um mehrere

Grad, und strenge Anspannung ist mit Händen zu greifen. Wenn alles perfekt funktioniert, ist John Neumeier der liebenswürdigste Mensch der Welt – wenn seine vielen Pläne gut vorwärts-kommen, wenn er übers Tanzen spricht, über seine Choreografi en oder über sein Lebens-thema, das russische Tanz-Genie Vaslav Nijinsky. Dann wirkt der 68-Jährige ruhig und zugewandt, strahlt eine in sich gekehrte, fast schüchterne Konzentration aus. Der Ballettintendant der Staatsoper ist Ideen-Zentrum, Motor und Vater-fi gur des Hamburg Balletts. Und das seit 37 Jahren – länger als jeder andere Ballett-Chef der Welt. Er hat jeden Tänzer, jede Tänzerin seiner Compagnie in das Ensemble hineinwachsen sehen, manche kennt er seit ihren Kinderjahren in der Ballettschule. Seine Schülerinnen und Schüler kommen aus der ganzen Welt, um in Hamburg tanzen zu lernen. Neumeier wird mit dem Hamburg Ballett auf vielen Tourneen rund um den Erdball gefeiert. Zum diesjährigen Saisonauftakt präsentiert sein Ensemble am 23. September in der Hamburgischen Staatsoper „Illusionen – wie Schwanensee“.

› STADTGESPRÄCH

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Scharf geschnittene Silhouetten, Patch-work-Elemente aus geflochtenen Lurex-fäden und Material-kompositionen aus Seide bestimmen dieKollektion 2010/11.

Style of HH

REDAKTION: YASMINA FOUDHAILI

Der Stoff, aus dem Träume werden – die MODE-KREATIONEN von Designern aus Hamburg für die Herbst/Winter-Saison zeigen Schönheit mit Stil, Kreativität mit Klasse und Trends mit Tradition.

Kathrin Müller & Ullinca Schröder Der Anspruch hinter der Mode der beiden Hamburger Designerinnen Kathrin Müller und Ullinca Schröder ist klar definiert: klassisch, schlicht und sachlich. Schröder und Müller lernten sich während des Studiums kennen und erkannten bald, wie gut sie zusammenarbeiten können. 1997 gründeten sie ihr Label Garment und mauserten sich schnell vom Geheimtipp zur Institution. Seither fertigen sie Lieblingsstücke. Ihre zeitlosen unaufgeregten Designs zeichnen sich durch klare Eleganz und klassische Schnitte aus. In ihrem Ladenatelier im Karoviertel entstehen Damen-, Herren- und Accessoire-Kollektionen.

» Garment, Marktstraße 25, Tel. 41 08 403, Mo–Fr 11–19, Sa 11–17 Uhr, www.garment-online.de

Bent Angelo JensenEigentlich wollte Bent Angelo Jensen 1998 mit Herr von Eden einen Second-hand-Herrenausstatter eröffnen und seine eleganten Fundstücke nur zum Verleih anbieten. Doch Jensen beugte sich schnell dem Wunsch der Kunden und entwarf eigene Anzüge für Großstadt-Dandys. Mittlerweile erscheinen jedes Jahr zwei Kollektionen mit rund 50 Herren- und 30 Damenmodellen.Künstler wie Jan Delay und Bela B flanieren in seinen Anzügen, die durch gu-te Schnittführung, beste Materialien und Verarbeitung überzeugen. Erhältlich sind die Anzüge in eigenen Boutiquen in Hamburg, Berlin, Köln und München.

» Herr von Eden, Marktstraße 33, Tel. 43 90 057, Mo–Fr 11–20,Sa 11–18 Uhr, www.herrvoneden.com

1 Wie würden Sie Ihre Mode in einem Satz beschreiben? Anna Fuchs ist feminine, elegante und zugleich tragbare Mode für den Alltag, für Frauen, die es sich wert sind.

2 Was ist den Frauen, die Sie einkleiden, wichtig? Einen eleganten und dennoch beque-men Schutz für den Alltag sowie für den „großen Auftritt“ bei mir zu finden. In jedem Fall einen ästhetischen Code vorzufinden, der international als „nonchalante Eleganz“ akzeptiert wird.

3 Was war die Inspiration für Ihre aktuelle Kollektion? Meine Lebensumstände: mein Leben als Geschäftsfrau, Designerin und Mutter. Das stete Streben nach „der perfekten Uniform“, die mich gut aussehen, aber nicht frieren lässt. Zudem der aktuelle modische Zeitgeist und meine kleine Vision darüber hinaus.

4 Welcher Trend in der H/W-Saison 2010/11 ist verzichtbar und welcher unverzichtbar. Für Frauen verzichtbar: Leggings und Minirock für Frauen über 30, Logo-taschen und klobiges Schuhwerk.

Unverzichtbar: Mantelkleider, Overalls, Stehkragen und moderne Schulterpar-tien, die Akzente setzen und eine selbst-bewusste Attitüde demonstrieren.

5 Was möchten Sie mit Ihrer Mode erreichen? Frauen femininer, eleganter aussehen und mit einer einzigartigen Passform sich herrlich wohlfühlen lassen.

6 Steht ausgefallenes Design über Alltagstauglichkeit und Funktionalität? Design und Alltagstauglichkeit schlie-ßen einander auf keinen Fall aus. Das gelingt mir, wie ich finde, auch ganz gut. Gesetzt den Fall, Eleganz ist nicht nur für die Frauen etwas, die sich nur für besondere Anlässe so kleiden möchten. Das Wort „Funktionalität“ im Bezug auf Mode ist wirklich ein sehr deutscher Gedanke: Natürlich könnten Sie in einem Seidenkleid einen Baum fällen. Warum auch nicht. Technischen Anfor-derungen wie extreme Nässe oder Kälte oder starke Beanspruchung wie z.�B. durch Bau arbeiten wird meine Mode aber sicher nicht mehr gerecht.

7 In welches Kleidungsstück sollte man investieren?

Auf jeden Fall in einen eleganten und hochwertigen Anna-Fuchs-Mantel. Dazu noch ein passendes Kleid/Overall für den „Wow“-Effekt und der Herbst/ Winter 2010/11 ist gerettet.

8 „Mode ist vergänglich, Stil ewig“, hat Yves Saint Laurent einmal gesagt. Was zeichnet Stil aus? Zu wissen, wer man ist und was einem steht, und trotzdem noch empfänglich für Verführungen sein. Das Bekenntnis zur Eleganz.

9 Welche anderen Designer schätzen Sie – und warum?Das sind zu viele, um sie alle aufzuzäh-len. Es gab und gibt immer noch viele Pioniere. Im Moment finde ich Gareth Pugh ganz interessant, weil er die Leute nicht verschont, sich neuen, ungewöhn-lichen Silhouetten gegenüber zu öffnen.

10 Welcher Trend überlebt die nächsten zehn Jahre? Es werden mehr und mehr Trends ne-beneinander existieren, und das tun sie bereits. Mode ist inzwischen demokra-tisch geworden, Stil wird es niemals sein. Insofern wird es auch nie einen Trend für alle geben.

Anna FuchsAnna Fuchs gründete 2000, nach einer Schnei-derlehre in einem der letzten Haute-Couture-Salons der Stadt, ihr eigenes Modelabel. Die gebürtige Hamburgerin gehört mittlerweile zu den bekanntesten Designern im Norden. Edel fließende Stoffe, hervorragende Passform und Verarbeitung ziehen sich wie ein roter Faden durch ihre Kollektionen. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf dem Kleid, das sie als Pendant zum Anzug subtil-sexy und zeitlos-elegant gestaltet.Zu ihren Kunden zählen Schauspielerinnen genauso wie Geschäftsfrauen.

» Anna Fuchs, Karolinenstraße 27,Tel. 40 18 54 08, Mo 10–19, Di–Fr 12–19,Sa 11–17 Uhr, www.annafuchs.de

Stefan Eckert Nach Schneiderlehre und Modedesignstudium in Hamburg zog es den 1978 in Nürnberg geborenen Stefan Eckert nach London. Dort arbeitete er für Alexander McQueen, besuchte den Meisterlehrgang am renommierten Central Saint Martins College of Art & Design und fasste Mut für sein eigenes Label. Im März 2009 eröffnete er in Pöseldorf einen Mode-Salon.Seine von Hand gefertigten Arbeiten prägen Raffinesse, Detailgenauigkeit und Exklusivität.

» Stefan Eckert, Mittelweg 19,Tel. 63 70 89 15, Mo–Fr 11–19, Sa 11–16 Uhr,www.stefaneckertdesign.com

1 Wie würden Sie Ihre Mode in einem Satz beschreiben?Die Klassik beherrschen, um gekonnt aus ihr auszubrechen.

2 Was ist den Frauen und Männern, die Sie einkleiden, wichtig?Stilsicherheit. Und dem faden Einheits-brei entkommen zu können.

3 Was war die Inspiration für Ihre aktuelle Kollektion?Jeder einzelne Tag – und zwar seit meiner Kindheit.

4 Welcher Trend in der H/W-Saison 2010/11 ist verzichtbar und welcher unverzichtbar.

a) Für Frauen verzichtbar: dieser Hand-taschen-Wahnsinn – unverzichtbar: Capes und besonders schöne Mäntel.b) Für Männer verzichtbar: kurze Sakkos – unverzichtbar: qualitativ hoch-wertige und geschmackvolle Schuhe.

5 Was möchten Sie mit Ihrer Mode erreichen?Dem Träger bzw. der Trägerin ein allzeit gutes Gefühl geben.

6 Steht ausgefallenes Design über Alltagstauglichkeit und Funktionalität?Nein.

7 In welches Kleidungsstück sollte man investieren?

In die Umarmung eines geliebten Menschen (Yves Saint Laurent).

8 „Mode ist vergänglich, Stil ewig“, hat Yves Saint Laurent einmal gesagt. Was zeichnet Stil aus?Ein gepflegtes Verhalten.

9 Welche anderen Designer schätzen Sie – und warum?Bless, Jil Sander, Wunderkind, Lanvin und andere – weil ihre Looks und die Qualität der Kleidung auf hohem Niveau gehalten werden.

10 Welcher Trend überlebt die nächsten zehn Jahre?Der Mut zum Hut.

1 Wie würden Sie Ihre Mode in einem Satz beschreiben?Der FKK-Look ist ohne Anstrengung stylish.

2 Was ist den Frauen und Männern, die Sie einkleiden, wichtig?Das FKK-Kleid sollte die wichtigsten Anforderungen unserer Zeit erfüllen. Lässig im Styling, einfach in der Pflege und sexy, ohne vordergründig zu sein.

3 Was war die Inspiration für Ihre aktuelle Kollektion?Wir wollten einen entspannten Celebrity-Look für die freiheitsliebende Städterin entwickeln. Edel und lässig, liebevoll und alltagstauglich – mit einer Prise Humor.

4 Welcher Trend in der H/W-Saison 2010/11 ist verzichtbar und welcherunverzichtbar?De-stressed!, denn die Mode spiegelt das Bedürfnis nach Entspannung und

Befreiung von überflüssiger Konfektion. Dieser Trend ist unverzichtbar!

5 Was möchten Sie mit Ihrer Mode erreichen?Unseren Kunden ein Stück Orientie-rung bieten und ihnen mit unserer Mode Beständigkeit und damit Wertig-keit und Individualität verleihen.

6 Steht ausgefallenes Design über Alltagstauglichkeit und Funktionalität?FKK steht für sinnliche Alltagstauglich-keit, die auffällig, aber nicht aufdringlich ist, für Tragekomfort und Funktionalität.

7 In welches Kleidungsstück sollte man investieren?Für alle, die aufs Oktoberfest „müssen“: das „Hamburger Deerndl“ von FKK!

8 „Mode ist vergänglich, Stil ewig“, hat Yves Saint Laurent einmal gesagt. Was zeichnet Stil aus?

Stil ist vor allem eine Sache des Geschmacks.

9 Welche anderen Designer schätzen Sie – und warum?Raf Simons für Jil Sander wegen der großen Sensibilität für das Haus und der bescheidenen Töne.

10 Welcher Trend überlebt die nächsten zehn Jahre?Das große Thema ist Nachhaltigkeit. Wir wollen ein Kleidungsstück, welches das Prädikat „authentisch“ auch wirk-lich verdient.

Stefan Harm & Tobias JoppDas Designer-Duo Stefan Harm und Tobias Jopp arbeitet seit Studientagen zusammen. Ihren ersten Laden eröffneten sie 1999 im Schanzenviertel,bevor sie vor zehn Jahren nach Eppendorf zogen. Einmal FKK, immer FKK: Ihre Kunden, meist selbst Kreative, halten ihnen die Treue, denn ihre Mode ist auffällig, aber nicht aufdringlich. Harm und Jopp entwerfen Klassiker,die sie längst weit über Hamburg hinaus bekannt gemacht haben.

» FKK, Hegestraße 21, Tel. 46 00 90 41,Mo–Fr 11–19, Sa 11–17 Uhr, www.fkk-fashion.com

1 Wie würden Sie Ihre Mode in einem Satz beschreiben?Das geht nur in zwei Sätzen: Wir versu-chen „Klassiker“ zu schaffen, Teile, die zeitlos, aber auch sehr besonders sind, zurückhaltend, aber markant. Wie ein Möbel, das auch Jahrzehnte später noch als schön und zeitgemäß empfunden wird. Insofern machen wir eigentlich keine „Mode“.

2 Was ist den Frauen und Männern, die Sie einkleiden, wichtig?Funktionalität, Stil, Eleganz.

3 Was war die Inspiration für Ihre aktuelle Kollektion?Am Anfang war der Stoff …

4 Welcher Trend in der H/W-Saison

2010/2011 ist verzichtbar und welcher unverzichtbar?Da wir nicht trendorientiert arbeiten, fühlen wir uns für diese Frage nicht zuständig.

5 Was möchten Sie mit Ihrer Mode erreichen?Wir möchten nachhaltig Begeisterung auslösen.

6 Steht ausgefallenes Design über Alltagstauglichkeit und Funktionalität?Für uns bilden Alltagstauglichkeit und Funktionalität ebenso wie fertigungs-technische Aspekte das Spielfeld, inner-halb dessen wir „designen“.

7 In welches Kleidungsstück sollte man investieren?

In eines, von dem man sich vorstellen kann, dass man es in 10 Jahren noch schön findet.

8 „Mode ist vergänglich, Stil ewig“, hat Yves Saint Laurent einmal gesagt. Was zeichnet Stil aus?Qualität, Charakter und das Bekenntnis zur eigenen Persönlichkeit.

9 Welche anderen Designer schätzen Sie – und warum?Coco Chanel: Sie hat nicht nur mit dem „Kleinen Schwarzen“ und dem Chanel-Kostüm die Kleidermode revolutioniert.

10 Welcher Trend überlebt die nächsten zehn Jahre?Bleiben wird der Trend zum individu-ellen Kleidungsstil.

1 Wie würden Sie Ihre Mode in einem Satz beschreiben?Meine Mode steht für sinnliches Design, Wertigkeit und Individualität und ist eine Hommage an die moderne, weltgewandte Frau.

2 Was ist den Frauen, die Sie einkleiden, wichtig?Dass ich keines meiner Designs exakt reproduziere, kommt sehr gut an. Es gibt von jedem Modell Variationen, die sich in Material, Farbe oder Details unterscheiden und jedes Stück zum Unikat machen. Dadurch habe ich eine wirtschaftliche Brücke zwischen Prêt-à-porter und Haute Couture gebildet.

3 Was war die Inspiration für Ihre aktuelle Kollektion?Die Kollektion „beauty of the danger signs“ ist inspiriert von der Anzie-hungskraft konträrer Tendenzen. Die Kollektion reflektiert dies in einem Spannungsverhältnis zwischen scharf geschnittenen Silhouetten, metalli-schen Patchwork-Elementen und flie-ßenden Materialien.

4 Welcher Trend in der H/W-Saison 2010/11 ist verzichtbar und welcher unverzichtbar.Ich halte Trends für sehr verzichtbar.

5 Was möchten Sie mit Ihrer Mode erreichen?Mode ist ein Dokument der Zeit, in der sie entsteht. Nach einigen Jahren auf

Kollektionen zurückzublicken und zu sehen, dass man seine Zeit verstanden und mitgestaltet hat, motiviert mich.

6 Steht ausgefallenes Design über All-tagstauglichkeit und Funktionalität?Design muss Kraft besitzen. Wodurch diese Energie entsteht, ist sekundär. Prêt-à-porter kann daher genauso eine klare Vision aufweisen wie aufwendigs-te Modelle in der Haute Couture.

7 In welches Kleidungsstück sollte man investieren?Der Begriff „investieren“ spricht mir sehr aus der Seele. In meinem Fall wäre das ein Anzug aus der Savile Row und natürlich Santoni-Schuhe.

8 „Mode ist vergänglich, Stil ewig“, hat Yves Saint Laurent einmal gesagt. Was zeichnet Stil aus?Leute mit Stil zeichnet aus, dass sie sich für etwas entschieden haben und ihr Ding konsequent durchziehen. Stil haben setzt voraus zu wissen, wer man ist.

9 Welche anderen Designer schätzen Sie – und warum?Alexander McQueen. Weil meine Zeit in seinem Studio die prägendste war. Ich sah, was entstehen kann, wenn man eine Vision hat und den Mut besitzt, diese kompromisslos umzusetzen.

10 Welcher Trend überlebt die nächsten zehn Jahre?Keiner natürlich.

Schlichte Eleganz und feine Details unterstreichen den femininen Look von FKK.

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› THEMA DER WOCHE

IV VSonnabend / Sonntag, 11. / 12. September 2010

Camel und Korall sind ihre Farbtöne, wie Handstrickweste, Schurwoll-Mantel und Dreiecksschal zeigen.

N E W O P E N I N GHohe Bleichen 11. 20354 Hamburg

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1 Wie würden Sie Ihre Mode in einem Satz beschreiben?Wir wollen die Idee einer sich immer wieder neu generierenden Frau in Klei-dung umsetzen, insofern ist die DFM-Kollektion modern und wandelbar.

2 Was ist den Frauen, die Sie einkleiden, wichtig?Gott sei Dank vieles! Außerhalb modi-scher Aspekte, die den Ausdruck be-stimmen, überraschen uns die Kunden immer wieder mit der Vielfalt ihrer Unternehmungen.

3 Was war die Inspiration für Ihre aktuelle Kollektion?Das relaxte Sein zwischen Mann und Frau. Chacun à son goût!

4 Welcher Trend in der H/W-Saison

2010/11 ist verzichtbar und welcher unverzichtbar.Krawatten für alle!!

5 Was möchten Sie mit Ihrer Mode erreichen?Der Weg ist das Ziel: die ewige Wechsel-wirkung zwischen mir und der Welt …

6 Steht ausgefallenes Design über Alltagstauglichkeit und Funktionalität?Frauen sind höchst anspruchsvoll! Sie leben komplex unter wechselnden Be-dingungen: Sie halten Vorträge, holen Kinder aus der Schule ab, haben roman-tische Dinner oder Geschäftsbespre-chungen (in Wirklichkeit gehen sie noch zum Sport, regeln den Haushalt und bilden sich fort ...). Die Funktionalität der Kleidung oder ihr Sex-Appeal sind also jeden Tag aufs Neue verhandelbar.

7 In welches Kleidungsstück sollte man investieren?In den Anzug (wenn schon, denn schon).

8 „Mode ist vergänglich, Stil ewig“, hat Yves Saint Laurent einmal gesagt. Was zeichnet Stil aus?Stil beschreibt immer eine Sehnsucht nach Ganzheitlichkeit. Deshalb lieben wir Bilder einer Jackie Kennedy, Char-lotte Gainsbourg oder auch Vivienne Westwood. Stilikonen versuchen immer eine Idee ihrer selbst zu gestalten.

9 Welche anderen Designer schätzen Sie – und warum?Wir sind Fans von Jonathan Johnson.

10 Welcher Trend überlebt die nächsten zehn Jahre?Keiner.

Dörthe F. MeyersDörthe F. Meyers, die als Designerin hinter dem Label DFM steckt, möchte, dass ihre Mode mit dem Tempo ihrer Kundinnen Schritt hält und wandelbar ist. So lässt sich ihr Kleid mit einem strengen Kragen und V-Ausschnitt im Rücken schnell drehen und wandelt sich tief dekolletiert von alltags- zu abendtauglich. Ihre Kollektion fertigt sie in kleinen Serien in ihrem Hamburger Atelier. Ihren Kundinnen ist perfekte Passform und Eleganz mit einem Twist wichtig. Damit jede ihr Atelier im Portugiesen-Viertel mit einem perfekten Kleid verlässt, werden die Schnitte individuell angepasst.

» DFM, Stubbenhuk 38, Tel. 37 42 712, Mo–Fr 11–19, Sa 11–16 Uhr, www.dfm-hamburg.de

Garment bleiben ihrem klassischen Stil treu und zeigen unaufgeregtesDesign in satten Farben.

Herbstliches für den Herrn: Die Klassiker-Kombi aus Hose und Weste wird erst mit Wolltweed winter-fest – in gestreifter und karierter Ausführung.

Modern, uniform und sachlich-elegant: Diese Trinität vereint die Hamburger Designerin Anna Fuchs raffiniert in ihrer Herbst/ Winter-Kollektion.

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Scharf geschnittene Silhouetten, Patch-work-Elemente aus geflochtenen Lurex-fäden und Material-kompositionen aus Seide bestimmen dieKollektion 2010/11.

Style of HH

REDAKTION: YASMINA FOUDHAILI

Der Stoff, aus dem Träume werden – die MODE-KREATIONEN von Designern aus Hamburg für die Herbst/Winter-Saison zeigen Schönheit mit Stil, Kreativität mit Klasse und Trends mit Tradition.

Kathrin Müller & Ullinca Schröder Der Anspruch hinter der Mode der beiden Hamburger Designerinnen Kathrin Müller und Ullinca Schröder ist klar definiert: klassisch, schlicht und sachlich. Schröder und Müller lernten sich während des Studiums kennen und erkannten bald, wie gut sie zusammenarbeiten können. 1997 gründeten sie ihr Label Garment und mauserten sich schnell vom Geheimtipp zur Institution. Seither fertigen sie Lieblingsstücke. Ihre zeitlosen unaufgeregten Designs zeichnen sich durch klare Eleganz und klassische Schnitte aus. In ihrem Ladenatelier im Karoviertel entstehen Damen-, Herren- und Accessoire-Kollektionen.

» Garment, Marktstraße 25, Tel. 41 08 403, Mo–Fr 11–19, Sa 11–17 Uhr, www.garment-online.de

Bent Angelo JensenEigentlich wollte Bent Angelo Jensen 1998 mit Herr von Eden einen Second-hand-Herrenausstatter eröffnen und seine eleganten Fundstücke nur zum Verleih anbieten. Doch Jensen beugte sich schnell dem Wunsch der Kunden und entwarf eigene Anzüge für Großstadt-Dandys. Mittlerweile erscheinen jedes Jahr zwei Kollektionen mit rund 50 Herren- und 30 Damenmodellen.Künstler wie Jan Delay und Bela B flanieren in seinen Anzügen, die durch gu-te Schnittführung, beste Materialien und Verarbeitung überzeugen. Erhältlich sind die Anzüge in eigenen Boutiquen in Hamburg, Berlin, Köln und München.

» Herr von Eden, Marktstraße 33, Tel. 43 90 057, Mo–Fr 11–20,Sa 11–18 Uhr, www.herrvoneden.com

1 Wie würden Sie Ihre Mode in einem Satz beschreiben? Anna Fuchs ist feminine, elegante und zugleich tragbare Mode für den Alltag, für Frauen, die es sich wert sind.

2 Was ist den Frauen, die Sie einkleiden, wichtig? Einen eleganten und dennoch beque-men Schutz für den Alltag sowie für den „großen Auftritt“ bei mir zu finden. In jedem Fall einen ästhetischen Code vorzufinden, der international als „nonchalante Eleganz“ akzeptiert wird.

3 Was war die Inspiration für Ihre aktuelle Kollektion? Meine Lebensumstände: mein Leben als Geschäftsfrau, Designerin und Mutter. Das stete Streben nach „der perfekten Uniform“, die mich gut aussehen, aber nicht frieren lässt. Zudem der aktuelle modische Zeitgeist und meine kleine Vision darüber hinaus.

4 Welcher Trend in der H/W-Saison 2010/11 ist verzichtbar und welcher unverzichtbar. Für Frauen verzichtbar: Leggings und Minirock für Frauen über 30, Logo-taschen und klobiges Schuhwerk.

Unverzichtbar: Mantelkleider, Overalls, Stehkragen und moderne Schulterpar-tien, die Akzente setzen und eine selbst-bewusste Attitüde demonstrieren.

5 Was möchten Sie mit Ihrer Mode erreichen? Frauen femininer, eleganter aussehen und mit einer einzigartigen Passform sich herrlich wohlfühlen lassen.

6 Steht ausgefallenes Design über Alltagstauglichkeit und Funktionalität? Design und Alltagstauglichkeit schlie-ßen einander auf keinen Fall aus. Das gelingt mir, wie ich finde, auch ganz gut. Gesetzt den Fall, Eleganz ist nicht nur für die Frauen etwas, die sich nur für besondere Anlässe so kleiden möchten. Das Wort „Funktionalität“ im Bezug auf Mode ist wirklich ein sehr deutscher Gedanke: Natürlich könnten Sie in einem Seidenkleid einen Baum fällen. Warum auch nicht. Technischen Anfor-derungen wie extreme Nässe oder Kälte oder starke Beanspruchung wie z.�B. durch Bau arbeiten wird meine Mode aber sicher nicht mehr gerecht.

7 In welches Kleidungsstück sollte man investieren?

Auf jeden Fall in einen eleganten und hochwertigen Anna-Fuchs-Mantel. Dazu noch ein passendes Kleid/Overall für den „Wow“-Effekt und der Herbst/ Winter 2010/11 ist gerettet.

8 „Mode ist vergänglich, Stil ewig“, hat Yves Saint Laurent einmal gesagt. Was zeichnet Stil aus? Zu wissen, wer man ist und was einem steht, und trotzdem noch empfänglich für Verführungen sein. Das Bekenntnis zur Eleganz.

9 Welche anderen Designer schätzen Sie – und warum?Das sind zu viele, um sie alle aufzuzäh-len. Es gab und gibt immer noch viele Pioniere. Im Moment finde ich Gareth Pugh ganz interessant, weil er die Leute nicht verschont, sich neuen, ungewöhn-lichen Silhouetten gegenüber zu öffnen.

10 Welcher Trend überlebt die nächsten zehn Jahre? Es werden mehr und mehr Trends ne-beneinander existieren, und das tun sie bereits. Mode ist inzwischen demokra-tisch geworden, Stil wird es niemals sein. Insofern wird es auch nie einen Trend für alle geben.

Anna FuchsAnna Fuchs gründete 2000, nach einer Schnei-derlehre in einem der letzten Haute-Couture-Salons der Stadt, ihr eigenes Modelabel. Die gebürtige Hamburgerin gehört mittlerweile zu den bekanntesten Designern im Norden. Edel fließende Stoffe, hervorragende Passform und Verarbeitung ziehen sich wie ein roter Faden durch ihre Kollektionen. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf dem Kleid, das sie als Pendant zum Anzug subtil-sexy und zeitlos-elegant gestaltet.Zu ihren Kunden zählen Schauspielerinnen genauso wie Geschäftsfrauen.

» Anna Fuchs, Karolinenstraße 27,Tel. 40 18 54 08, Mo 10–19, Di–Fr 12–19,Sa 11–17 Uhr, www.annafuchs.de

Stefan Eckert Nach Schneiderlehre und Modedesignstudium in Hamburg zog es den 1978 in Nürnberg geborenen Stefan Eckert nach London. Dort arbeitete er für Alexander McQueen, besuchte den Meisterlehrgang am renommierten Central Saint Martins College of Art & Design und fasste Mut für sein eigenes Label. Im März 2009 eröffnete er in Pöseldorf einen Mode-Salon.Seine von Hand gefertigten Arbeiten prägen Raffinesse, Detailgenauigkeit und Exklusivität.

» Stefan Eckert, Mittelweg 19,Tel. 63 70 89 15, Mo–Fr 11–19, Sa 11–16 Uhr,www.stefaneckertdesign.com

1 Wie würden Sie Ihre Mode in einem Satz beschreiben?Die Klassik beherrschen, um gekonnt aus ihr auszubrechen.

2 Was ist den Frauen und Männern, die Sie einkleiden, wichtig?Stilsicherheit. Und dem faden Einheits-brei entkommen zu können.

3 Was war die Inspiration für Ihre aktuelle Kollektion?Jeder einzelne Tag – und zwar seit meiner Kindheit.

4 Welcher Trend in der H/W-Saison 2010/11 ist verzichtbar und welcher unverzichtbar.

a) Für Frauen verzichtbar: dieser Hand-taschen-Wahnsinn – unverzichtbar: Capes und besonders schöne Mäntel.b) Für Männer verzichtbar: kurze Sakkos – unverzichtbar: qualitativ hoch-wertige und geschmackvolle Schuhe.

5 Was möchten Sie mit Ihrer Mode erreichen?Dem Träger bzw. der Trägerin ein allzeit gutes Gefühl geben.

6 Steht ausgefallenes Design über Alltagstauglichkeit und Funktionalität?Nein.

7 In welches Kleidungsstück sollte man investieren?

In die Umarmung eines geliebten Menschen (Yves Saint Laurent).

8 „Mode ist vergänglich, Stil ewig“, hat Yves Saint Laurent einmal gesagt. Was zeichnet Stil aus?Ein gepflegtes Verhalten.

9 Welche anderen Designer schätzen Sie – und warum?Bless, Jil Sander, Wunderkind, Lanvin und andere – weil ihre Looks und die Qualität der Kleidung auf hohem Niveau gehalten werden.

10 Welcher Trend überlebt die nächsten zehn Jahre?Der Mut zum Hut.

1 Wie würden Sie Ihre Mode in einem Satz beschreiben?Der FKK-Look ist ohne Anstrengung stylish.

2 Was ist den Frauen und Männern, die Sie einkleiden, wichtig?Das FKK-Kleid sollte die wichtigsten Anforderungen unserer Zeit erfüllen. Lässig im Styling, einfach in der Pflege und sexy, ohne vordergründig zu sein.

3 Was war die Inspiration für Ihre aktuelle Kollektion?Wir wollten einen entspannten Celebrity-Look für die freiheitsliebende Städterin entwickeln. Edel und lässig, liebevoll und alltagstauglich – mit einer Prise Humor.

4 Welcher Trend in der H/W-Saison 2010/11 ist verzichtbar und welcherunverzichtbar?De-stressed!, denn die Mode spiegelt das Bedürfnis nach Entspannung und

Befreiung von überflüssiger Konfektion. Dieser Trend ist unverzichtbar!

5 Was möchten Sie mit Ihrer Mode erreichen?Unseren Kunden ein Stück Orientie-rung bieten und ihnen mit unserer Mode Beständigkeit und damit Wertig-keit und Individualität verleihen.

6 Steht ausgefallenes Design über Alltagstauglichkeit und Funktionalität?FKK steht für sinnliche Alltagstauglich-keit, die auffällig, aber nicht aufdringlich ist, für Tragekomfort und Funktionalität.

7 In welches Kleidungsstück sollte man investieren?Für alle, die aufs Oktoberfest „müssen“: das „Hamburger Deerndl“ von FKK!

8 „Mode ist vergänglich, Stil ewig“, hat Yves Saint Laurent einmal gesagt. Was zeichnet Stil aus?

Stil ist vor allem eine Sache des Geschmacks.

9 Welche anderen Designer schätzen Sie – und warum?Raf Simons für Jil Sander wegen der großen Sensibilität für das Haus und der bescheidenen Töne.

10 Welcher Trend überlebt die nächsten zehn Jahre?Das große Thema ist Nachhaltigkeit. Wir wollen ein Kleidungsstück, welches das Prädikat „authentisch“ auch wirk-lich verdient.

Stefan Harm & Tobias JoppDas Designer-Duo Stefan Harm und Tobias Jopp arbeitet seit Studientagen zusammen. Ihren ersten Laden eröffneten sie 1999 im Schanzenviertel,bevor sie vor zehn Jahren nach Eppendorf zogen. Einmal FKK, immer FKK: Ihre Kunden, meist selbst Kreative, halten ihnen die Treue, denn ihre Mode ist auffällig, aber nicht aufdringlich. Harm und Jopp entwerfen Klassiker,die sie längst weit über Hamburg hinaus bekannt gemacht haben.

» FKK, Hegestraße 21, Tel. 46 00 90 41,Mo–Fr 11–19, Sa 11–17 Uhr, www.fkk-fashion.com

1 Wie würden Sie Ihre Mode in einem Satz beschreiben?Das geht nur in zwei Sätzen: Wir versu-chen „Klassiker“ zu schaffen, Teile, die zeitlos, aber auch sehr besonders sind, zurückhaltend, aber markant. Wie ein Möbel, das auch Jahrzehnte später noch als schön und zeitgemäß empfunden wird. Insofern machen wir eigentlich keine „Mode“.

2 Was ist den Frauen und Männern, die Sie einkleiden, wichtig?Funktionalität, Stil, Eleganz.

3 Was war die Inspiration für Ihre aktuelle Kollektion?Am Anfang war der Stoff …

4 Welcher Trend in der H/W-Saison

2010/2011 ist verzichtbar und welcher unverzichtbar?Da wir nicht trendorientiert arbeiten, fühlen wir uns für diese Frage nicht zuständig.

5 Was möchten Sie mit Ihrer Mode erreichen?Wir möchten nachhaltig Begeisterung auslösen.

6 Steht ausgefallenes Design über Alltagstauglichkeit und Funktionalität?Für uns bilden Alltagstauglichkeit und Funktionalität ebenso wie fertigungs-technische Aspekte das Spielfeld, inner-halb dessen wir „designen“.

7 In welches Kleidungsstück sollte man investieren?

In eines, von dem man sich vorstellen kann, dass man es in 10 Jahren noch schön findet.

8 „Mode ist vergänglich, Stil ewig“, hat Yves Saint Laurent einmal gesagt. Was zeichnet Stil aus?Qualität, Charakter und das Bekenntnis zur eigenen Persönlichkeit.

9 Welche anderen Designer schätzen Sie – und warum?Coco Chanel: Sie hat nicht nur mit dem „Kleinen Schwarzen“ und dem Chanel-Kostüm die Kleidermode revolutioniert.

10 Welcher Trend überlebt die nächsten zehn Jahre?Bleiben wird der Trend zum individu-ellen Kleidungsstil.

1 Wie würden Sie Ihre Mode in einem Satz beschreiben?Meine Mode steht für sinnliches Design, Wertigkeit und Individualität und ist eine Hommage an die moderne, weltgewandte Frau.

2 Was ist den Frauen, die Sie einkleiden, wichtig?Dass ich keines meiner Designs exakt reproduziere, kommt sehr gut an. Es gibt von jedem Modell Variationen, die sich in Material, Farbe oder Details unterscheiden und jedes Stück zum Unikat machen. Dadurch habe ich eine wirtschaftliche Brücke zwischen Prêt-à-porter und Haute Couture gebildet.

3 Was war die Inspiration für Ihre aktuelle Kollektion?Die Kollektion „beauty of the danger signs“ ist inspiriert von der Anzie-hungskraft konträrer Tendenzen. Die Kollektion reflektiert dies in einem Spannungsverhältnis zwischen scharf geschnittenen Silhouetten, metalli-schen Patchwork-Elementen und flie-ßenden Materialien.

4 Welcher Trend in der H/W-Saison 2010/11 ist verzichtbar und welcher unverzichtbar.Ich halte Trends für sehr verzichtbar.

5 Was möchten Sie mit Ihrer Mode erreichen?Mode ist ein Dokument der Zeit, in der sie entsteht. Nach einigen Jahren auf

Kollektionen zurückzublicken und zu sehen, dass man seine Zeit verstanden und mitgestaltet hat, motiviert mich.

6 Steht ausgefallenes Design über All-tagstauglichkeit und Funktionalität?Design muss Kraft besitzen. Wodurch diese Energie entsteht, ist sekundär. Prêt-à-porter kann daher genauso eine klare Vision aufweisen wie aufwendigs-te Modelle in der Haute Couture.

7 In welches Kleidungsstück sollte man investieren?Der Begriff „investieren“ spricht mir sehr aus der Seele. In meinem Fall wäre das ein Anzug aus der Savile Row und natürlich Santoni-Schuhe.

8 „Mode ist vergänglich, Stil ewig“, hat Yves Saint Laurent einmal gesagt. Was zeichnet Stil aus?Leute mit Stil zeichnet aus, dass sie sich für etwas entschieden haben und ihr Ding konsequent durchziehen. Stil haben setzt voraus zu wissen, wer man ist.

9 Welche anderen Designer schätzen Sie – und warum?Alexander McQueen. Weil meine Zeit in seinem Studio die prägendste war. Ich sah, was entstehen kann, wenn man eine Vision hat und den Mut besitzt, diese kompromisslos umzusetzen.

10 Welcher Trend überlebt die nächsten zehn Jahre?Keiner natürlich.

Schlichte Eleganz und feine Details unterstreichen den femininen Look von FKK.

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› THEMA DER WOCHE

IV VSonnabend / Sonntag, 11. / 12. September 2010

Camel und Korall sind ihre Farbtöne, wie Handstrickweste, Schurwoll-Mantel und Dreiecksschal zeigen.

N E W O P E N I N GHohe Bleichen 11. 20354 Hamburg

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1 Wie würden Sie Ihre Mode in einem Satz beschreiben?Wir wollen die Idee einer sich immer wieder neu generierenden Frau in Klei-dung umsetzen, insofern ist die DFM-Kollektion modern und wandelbar.

2 Was ist den Frauen, die Sie einkleiden, wichtig?Gott sei Dank vieles! Außerhalb modi-scher Aspekte, die den Ausdruck be-stimmen, überraschen uns die Kunden immer wieder mit der Vielfalt ihrer Unternehmungen.

3 Was war die Inspiration für Ihre aktuelle Kollektion?Das relaxte Sein zwischen Mann und Frau. Chacun à son goût!

4 Welcher Trend in der H/W-Saison

2010/11 ist verzichtbar und welcher unverzichtbar.Krawatten für alle!!

5 Was möchten Sie mit Ihrer Mode erreichen?Der Weg ist das Ziel: die ewige Wechsel-wirkung zwischen mir und der Welt …

6 Steht ausgefallenes Design über Alltagstauglichkeit und Funktionalität?Frauen sind höchst anspruchsvoll! Sie leben komplex unter wechselnden Be-dingungen: Sie halten Vorträge, holen Kinder aus der Schule ab, haben roman-tische Dinner oder Geschäftsbespre-chungen (in Wirklichkeit gehen sie noch zum Sport, regeln den Haushalt und bilden sich fort ...). Die Funktionalität der Kleidung oder ihr Sex-Appeal sind also jeden Tag aufs Neue verhandelbar.

7 In welches Kleidungsstück sollte man investieren?In den Anzug (wenn schon, denn schon).

8 „Mode ist vergänglich, Stil ewig“, hat Yves Saint Laurent einmal gesagt. Was zeichnet Stil aus?Stil beschreibt immer eine Sehnsucht nach Ganzheitlichkeit. Deshalb lieben wir Bilder einer Jackie Kennedy, Char-lotte Gainsbourg oder auch Vivienne Westwood. Stilikonen versuchen immer eine Idee ihrer selbst zu gestalten.

9 Welche anderen Designer schätzen Sie – und warum?Wir sind Fans von Jonathan Johnson.

10 Welcher Trend überlebt die nächsten zehn Jahre?Keiner.

Dörthe F. MeyersDörthe F. Meyers, die als Designerin hinter dem Label DFM steckt, möchte, dass ihre Mode mit dem Tempo ihrer Kundinnen Schritt hält und wandelbar ist. So lässt sich ihr Kleid mit einem strengen Kragen und V-Ausschnitt im Rücken schnell drehen und wandelt sich tief dekolletiert von alltags- zu abendtauglich. Ihre Kollektion fertigt sie in kleinen Serien in ihrem Hamburger Atelier. Ihren Kundinnen ist perfekte Passform und Eleganz mit einem Twist wichtig. Damit jede ihr Atelier im Portugiesen-Viertel mit einem perfekten Kleid verlässt, werden die Schnitte individuell angepasst.

» DFM, Stubbenhuk 38, Tel. 37 42 712, Mo–Fr 11–19, Sa 11–16 Uhr, www.dfm-hamburg.de

Garment bleiben ihrem klassischen Stil treu und zeigen unaufgeregtesDesign in satten Farben.

Herbstliches für den Herrn: Die Klassiker-Kombi aus Hose und Weste wird erst mit Wolltweed winter-fest – in gestreifter und karierter Ausführung.

Modern, uniform und sachlich-elegant: Diese Trinität vereint die Hamburger Designerin Anna Fuchs raffiniert in ihrer Herbst/ Winter-Kollektion.

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TEXT: MANU SUTTER • FOTOS: THOMAS LEIDIG

Karte oder Bar?Das Restaurant bietet moderne Klassiker, der Tresen mehr als 40 Whiskeys.

Kurz-BiografieDirk von Haeften, 52,

wurde in Wien geboren, lebt aber in Hamburg, seit er

denken kann. Er arbeitete in einer PR-Agentur, bei der

Warburg Bank und gründete eine Computer-Firma – bis er mit rund 30 Hamburger

Prominenten und Unterneh-mern wie Reeder Bertram Rickmers einen Fonds und

2005 „Die Bank“ ins Leben rief. Von Haeften ist immer für seine Gäste da, außer

montags, da nimmt er sich Zeit für seine Kinder

Josefa, 15, und Verus, 12.

Eine sichere Bank

Es gibt nicht viele Orte, wo Hamburg wirklich weltstädtisch wirkt – „Die Bank“ ist einer von ihnen. In der früheren Kassenhalle der Hypo-

thekenbank sieht die Neustadt ein wenig aus wie Manhattan, weil zwischen den imposanten Säulen ein wahrhaft babylonisches Stimmengewirr wabert. Aus aller Herren Länder kommen die Geschäftsleute, die hier mittags schnell ein Zwei-Gänge-Menü na-mens Schalterpause (19,50 Euro) bestellen und abends Klassiker wie Gänsestopfleber (21 Euro) oder Steak Frites (23 Euro). Dann sitzen sie da, beraten über Ak-tien und loben den Wein. Dazu haben sie auch allen Grund: Über 450 Positionen hat die Getränkekarte, diverse offene Champagner, allein zehn Martini-Cocktails. Dennoch ist die Bar Beiwerk.

In „Die Bank“ geht man zum Essen. Küchenchef Thomas Fischer, 39, ist gaultmillauhaubenverwöhnt, über zehn Jahre arbeitete er im „Gogärtchen“ auf Sylt, wo Bank-Inhaber Dirk von Haeften ihn kennen-lernte. Sternambitionen haben die beiden jedoch nicht. „Wir möchten in erster Linie einen entspann-ten Service bieten und die Küche ohne Druck weiter-entwickeln. Wenn dann ein Stern dabei heraus-kommt, freuen wir uns“, sagt der Spitzenkoch.

Dabei schmecken die hauchfeinen Tuna-Sashimi (16,50 Euro) preisverdächtig, einfach und frisch, rund abgeschmeckt mit einer Sesammarinade und biss-fest-scharfem Wasabi-Gurkensalat. Oder auch das Salzwiesenlamm (32 Euro), schön gefärbt von tiefrot bis zartrosa. Dazu passt der 2007er Recher Herren-

berg von Jean Stodden (7,50 Euro/0,1 l), ein Spätbur-gunder von der Ahr, der auch aus dem Burgund stam-men könnte, so wuchtig breit ist er. Die Direktoren dieser Bank sind eben keine Spekulanten, sondern investieren treffsicher, gern in deutsche und europä-ische Gewächse. Und in regionale Zutaten. Das drei Finger dicke Steak stammt von einem Weideochsen aus Holstein. Es ist so saftig, dass es der Béarnaise gar nicht bedarf – in die tauchen wir lieber die Frites, die in einer mit Zeitungslettern bedruckten Tüte in ei-nem grazilen Ständer serviert werden. Schön ist das. Das finden auch die Damen am Nebentisch, die ausse-hen wie die Freundinnen von Carrie Bradshaw. Sie wählen dann doch lieber das gedünstete Filet vom Nordseesteinbutt (32 Euro), nicht nur wegen seiner zarten Hummerstreifen, sondern weil es so leicht ist, dass es über dem Teller zu schweben scheint.

Thomas Fischer kann beides: Filigran-Deftiges und Lean Cuisine. Es ist trotzdem nicht nur die Küche, sondern das Ganze, das die Brasserie auszeichnet: die eleganten Lederstühle, die Lüster, die alles in ein wei-ches, fast surreales Licht tauchen – und die Gäste, die hier ein wenig großstädtischer wirken als andernorts. Die Loungemusik legt sich wie eine Decke über die Stimmen, manchmal bis morgens um vier. Dann ist die Bank ein Paralleluniversum in der sonst toten In-nenstadt, eines, das in jeder anderen Großstadt be-heimatet sein könnte. Und das ist ein Lob.

» Die Bank, Hohe Bleichen 17, Tel. 23 80 030,Küche Mo–Sa 11.30–23 Uhr, sonn- und feiertags geschlossen (außer Weihnachten), www.diebank-brasserie.de

Wo Steinbutt und Steak Frites die beste Investition sind: die Brasserie „Die Bank“ in den Hohen Bleichen.

Sonnabend/Sonntag, 11./12. September 2010

LOKAL-TERMIN

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REZEPT VON THOMAS FISCHERVariation vom Sylter SalzwiesenlammFür 4 Personen:Lammfarce:50 g schieres Lammfleisch50 g Sahne20 g getrocknete Tomaten 20 g gehackte Pinienkerne½ TL gehackter RosmarinLammkoteletts:4 Lammkoteletts1 Aubergine ½ TL gehackter Knoblauch 10 ml Olivenöl

100 g SchweinenetzLammrückenmedaillons:240 g Lammrücken 20 g schwarze Oliven20 g getrocknete Tomaten1 TL gehackter Rosmarin Basilikum½ TL gehackter Knoblauch 40 g Butter 1 Eigelb40 g geriebenes Weißbrot

1 Farce: Lammfleischmit Salz und Pfefferwürzen,fein pürieren, Sahne zugeben.Mit Trockentomaten,Pinienkernen und Rosmarin abschmecken.

2 Koteletts: Aubergine halbieren, in dünne Scheibenschneiden. ImÖlmit Knoblauch, Salz und Pfefferanschwitzen. Koteletts würzen,mit Farce bestreichenundmit Auberginenscheiben fächerförmig belegen.Koteletts ins gewässerte Schweinenetz wickeln, kurzanbraten, imOfenbei 130°C ca. 4–5Min. fertig garen.

3 Lammrückenmedaillons würzen, beidseitig kurzanbraten, imOfen bei 130 °C ca. 4Min. garen.

4 Oliven-Tomaten-Kruste: Butter schaumig rühren,mit EigelbundWeißbrot binden.MitTrockentomaten,Oliven, Rosmarin undKnoblauch abschmecken.Me-daillonsmitKruste belegen, untermGrill gratinieren.

5 Anrichten: z.B.mitGemüse undKartoffelpäckchen.

Samurai-Sudoku

Lösungsweg:Beim Samurai-Sudoku sind vier Eck-Sudokus so um ein Zentral-Sudoku angeordnet, dass jedes der vier Eck-Sudokus sich je

einen Block mit dem Zentral-Sudoku teilt! Dabei gelten für jedes der 5 Sudoku-Diagramme die klassischen Spielregeln: Alle Diagramme sind mit den Zahlen

1 bis 9 aufzufüllen. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile und jeder Spalte sowie in jedem 3 x 3 - Feld nur einmal vorkommen.Lösung: siehe unten …

Irgendwo in Hamburg. Nur wo?Die sechs Athletenfiguren von Karl Opfermann an der Fassade fallen schon von Weitem auf, ebenso der Bronze-Elefant mit Reiter von Ludwig Kunst-mann. Hamburgs damals höchstes Profangebäude und Deutschlands erster Stahlskelettbau im Stil der US-Wolkenkratzer wurde von 1919 bis 1931 errichtet und ist reich geschmückt. Manches entdeckt man erst, wenn man genau hinsieht – wie die Wappen an der Decke der Arkaden, die an Provinzen erinnern, die dem Deutschen Reich durch den Versailler Vertrag verloren gingen.

Für scharfe Denker

Waagerecht:1 Ein kurzer Sippentrip und alle kommen mit.16 Dieses Aminobenzol-Produkt macht die Welt etwas bunter. 17 Kopflose Hornfäden, die aus der Haut wachsen. 18 Auerochse mit schriftstelleri-schen Ambitionen. 19 In Staats- und Kirchenfra-gen brauchte Karl der Große diesen Berater. 20 In den USA ist es neben psi die weitaus gängigste Druckeinheit, jedoch nicht für Drucksachen. 21Krächzt auch im Rückwärtsgang. 22 Ultima Ra-tio für eingefleischte Junggesellen. 23 Einer aus dem Land der tausend Seen. 26 Caesars Sterbe-tag – original. 28 Bloß, aber nicht nackt. 30 In Kürze hat hier ein außerschulischer Lernort zu er-scheinen. 32 Weichtier mit einer Schraubenspi-rale. 41 Mit einem Wort tarnen sich unser aller Ahnen. 42 Steht’s vorm Laden, fühlen sich Na-turfreunde angezogen. 43 Hier erholt man sich im Bayerischen Wald. 44 Mit Fliehkraft stabilisiert er die Drehzahl der Dampfmaschine. 45 Der alten Griechen Schicksalsgöttin. 46 Koalition der Far-ben Rot und Blau. 47 Hier steht eine Öffnung oh-ne Eröffnung. 48 Kurz erbost könnte es auch ein endloser Nachlass sein. 49 Könnten wir hier ein-mal kurz abrechnen? 50 Baldur ja, Helios nein. 51Polnische Anrede.

Senkrecht:1 Man hat sie in der Kleidung und im Gesicht.2 Pluspolwanderer, immer negativ drauf.3 Daran sollt ihr euren Bischof erkennen!4 Mit diesem Eisen schaben die Kammmacher.5 Ehemalige Urlaubsdevise am Mittelmeer.6 Von Selbstlauten umspülter Ouse-Zufluss.7 In dieser Organisation wird in Europa kurz fair gehandelt. 8 Im Stillen Ozean findet sich diese In-selrepublik an. 9 „Atrecht“ wäre auch richtig.10 Sie ist der Maulwurf des öffentlichen Verkehrs (Kw.). 11 Hier fehlt der Psyche das Herz. 12 Er sitzt gerne auf Nagelspitzen und verblüfft die Zu-schauer mit Tricks. 13 Für Lateiner ist sie die „Lorbeergeschmückte“. 14 Überbringer eines fa-talen Briefes. 15 Er muss sich nie schämen, kann sich immer gut benehmen. 24 Eine Langspiel-platte hat nur eine, aber auf jeder Seite. 25 Mit einem Beil macht dieses Jungtier Kleinholz. 27Der Mediziner meint damit die Haut. 29 Wurde als „Der letzte der Mohikaner“ bekannt. 31 Bei Er-schütterungen gibt sie der Richter vor. 32 Die ihm Glauben schenken, nennen ihn auch Lama. 33„Gegenstück“ zur Enite. 34 Besser zu viele zum Ziele als gar keine. 35 Von gutem Benehmen kei-ne Spur. 36 Bei ihm ist das Brett vor dem Kopf aus Teakholz. 37 Faser der Kokosnuss mit der man spinnen kann, ist sie jung genug. 38 Sie war mit Zeus verheiratet, die Lind jedoch nicht. 391897 gelang Clément Ader hiermit ein 300-m-Flug. 40 Mit ihm sitzen Schreiber in der Klemme.

Irgendwoin Hamburg: BrahmsKontor,Pilatuspool (Arkaden)

IMPRESSUMChefredaktion: Claus Strunz (V.i.S.d.P.)Redaktion: Anika Riegert (verantwortlich)Art Direction: Julia WagnerMitarbeiter dieser Ausgabe: Vera Altrock,Albrecht Barke, Jörg Block, Hans-Juergen Fink,Yasmina Foudhaili, Inga Griese, Oliver vom Hofe,Karola Kostede, Tino Lange, Thomas Leidig, Karin Lübbe, Peter Maus, Julia Marten, Joachim Mischke,Norman Raap, Kirsten Rick, Vanessa Seifert,Manu Sutter, Anne ThiesenKonzeption & Realisation:mar10 media GmbHGeschäftsführer: Nikolas MartenAnzeigen (verantwortlich): Dirk Seidel,Tel. 040/34 72 25 56Verlag & Druck: Axel Springer AG,Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg

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› BROT & SPIELE

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BAR

Molotow BarDie Meanie-Bar gibt es nicht mehr.Aber sie hat einen würdigen Nachfolger: die Molotow Bar. Die leuchtet rot und hat statt Recyclinghof-Mobiliar nun Lounge-Interieur. Das erinnert zwar an eine Chill-out-Bar, aber die Molotow Bar ist nicht zu verwechseln – schließlich geht es noch immer um die Musik: Punk,Funk, Rock und Sixties schwappen aus den Boxen, ab und zu wird live gejammt.» MOLOTOW BAR, Spielbudenplatz 5,Tel. 43 01 110, tägl. 20–7 Uhr,www.molotowclub.com

CAFÉ

ElbgoldDirekt neben der Bullerei ist an der Schanze die Elbgold-Rösterei eingezo-gen, die Kaffeeliebhaber schon vom Mühlenkamp kennen. Ein Probatröster von 1930 und eine Espressomaschine namens Slayer sind hier im Einsatz – und vor allem Annika Taschinski und Thomas Kliefoth, die ihre Leidenschaft für gute Bohnen zum Beruf gemacht haben.

» ELBGOLD RÖSTEREI UND CAFÉ,Lagerstr. 34c, Tel. 23 51 75 20,Mo–Fr 8–20, Sa 8–19, So 10–19 Uhr,www.elbgoldkaffee.de

Essen und ausgehen

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2 HUMMER FÜR 2 EUR 38,00

1 GANZER HUMMER EUR 19,50

1 HALBER HUMMER EUR 9,50

Brasserie Flum | Rothenbaumchaussee 10 | 20148 Hamburg | Tel.: 040/41 41 27 23 | Täglich geöffnet 12:00–23:30 Uhr

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ab 15. September

Center eingerichtet. Tür an Tür werden die hier aktuellen Trends für Mode, Wäsche, Schuhe, Acces-soires und Schmuck präsentiert. Betrieb ist das ganze Jahr über, Hochsaison herrscht während der „First Fashion“ Mitte Juli, bei der „Hamburger Orderpre-miere“ Anfang August sowie bei den „Pronto Moda“-Tagen im Oktober.

Die Historie des ModeCentrum Hamburg liest sich wie eine Erfolgs-Story am laufenden Band. So berich-ten Zeitungen aus dem Jahr 1974 vom Wirtschafts-faktor Textilhandel, der zu Beginn 560 Arbeitsplätze, darunter viele Schnelsener Frauen und deren Kinder, versorgen wird – zum Start des Betriebs wurde ein hauseigener Kindergarten eröffnet. Der damalige Wirtschaftssenator der Hansestadt, Helmuth Kern, sagte in seinem Grußwort zur Eröffnung, er sähe in dieser Institution Möglichkeiten der Kooperation und der Rationalisierung im Bereich der Textilwirtschaft, die nicht nur den Firmen, sondern auch ihren Kunden im norddeut-schen Raum zugute kommen würden.

Das Ambiente der Gründerzeit hat sich bis heute gehalten. Und so scheint es auf den ersten Blick fast, als hätten

die Macher des ModeCentrum Hamburg (bitte nicht Schnelsen!) ein wenig die Zei-chen der Zeit verschlafen. Die Flure sind mit schmucklosen weißen Kacheln versehen. Statt Fashion-Shows gibt es hier noch „Vor-führdamen“, die die Frauenmode präsentie-ren. Das Restaurant verdient seinen Namen Catwalk nicht, denn zu bestaunen gibt es hier kaum etwas. Kaufhaus-Atmosphäre statt Metropolen-Flair. „Die Einkäufer wissen ganz genau, wie die Teile sitzen und welche Modelle sie für ihr Geschäft brauchen“, sagt Strecker. „Wir brauchen keine Modenschau-en.“ Obwohl: Schön wäre das natürlich, nicht nur für Schnelsen, sondern für Hamburg als Modestandort insgesamt. Die Akademie JAK habe auch schon angefragt, ob die Abschluss-klassen hier ihre Entwürfe zeigen dürfen. Darüber wird man noch in der Vorstands-etage entscheiden.

Auf den zweiten Blick ist es vielmehr so, dass Strecker und seine Mitstreiter, Vor-stand Andreas Kristandt, Vermögensverwal-

In Schnelsen liegt einer der größten UmschlagplätzeEuropas für Kleidung: das ModeCentrum Hamburg.VERA ALTROCK fand dort eine Institution im Umbruch.

ter Joachim Luserke und Assistent Martin Keyser, nicht viel Wind machen um ihr Business – etwas, das auch so völlig untypisch ist für diese Branche. „Mo-dernisiert haben wir im Laufe der Zeit immer wie-der“, sagt Joachim Luserke, Sohn des Gründers Harro Luserke. 2009 wurden 40 Sky-Lofts gebaut. Dem-nächst sollen die tristen Häuserfassaden aus den 70er-Jahren mit einer grauen Gaze verkleidet wer-den. „Wir wissen, dass wir uns verjüngen müssen“, sagt Luserke. „Nur gehen wir nicht mit jeder Ände-rung oder Neuvermietung an die Presse.“

Ein Seitenhieb auf die Speicherstadt? Seitdem in der HafenCity alte Speicher zu modernen Show-rooms ausgebaut werden, zieht es Modefirmen wie Marc O’Polo oder Timberland dorthin, insbesondere aus dem Bereich Sportswear. Jüngster Coup: Die Marke Brax will 2011 in den „Modespeicher“ gehen. Die junge Avantgarde zieht es aus Imagegründen in die Speicherstadt, dafür bleiben die etablierten La-bels Schnelsen treu. Die Auslastung der Räume liegt bei 90 Prozent. Was fehlt, sind die Premium-Marken. „Firmen wie Max Mara etwa würden nie nach Schnel-sen gehen“, sagt Strecker (und fast hört man ein leises ‚Bitte schön, wenn sie nicht wollen‘ hinterher). Dass das ModeCentrum sich langsam öffnet, hat auch mit dem kleinen Konkurrenten aus der HafenCity zu tun: Der Block Q am St. Annenufer bietet 6000 Quadrat-meter Fläche in historischen Gemäuern, insgesamt belegen 125 Modefirmen Showrooms in der Speicher-stadt. Zehn Kunden hat Schnelsen an den „Mode-speicher“ verloren. Aber es gibt auch den umgekehr-ten Weg: So sind die Firmen Garcia, Zagora, H.I.S, Grey stone und Sportalm aus der Speicherstadt wie-der zurückgekommen.

Einzelhändler scheuen den komplizierten Weg in die Innenstadt – möge das Umfeld noch so attraktiv sein. Denn die klassische Vororder im Rhythmus Frühjahr/�Sommer und Herbst/�Winter löst sich im-mer mehr auf. Die meisten Firmen bieten mittlerwei-le zwölf kleinere Kollektionen jährlich an. „Viele Ein-käufer kommen jeden Monat, um die kurzfristigen Trends mitzunehmen“, sagt Martin Keyser, Assistent im Center-Management. „Und da ist es entscheidend, eine schnelle und unkomplizierte Anfahrt zu haben.“

S chnelsen, das ist Ikea, das ist der Ge-burtsort von Schauspieler Jürgen Vogel – und es ist auch das ModeCen-trum Hamburg. Vielleicht nicht so, wie man sich die typische Modewelt vorstellt: mit glamourösen Schauen, superdürren Models und zickigen Stylisten. Am Modering, direkt an

der Autobahnabfahrt A7, werden Geschäfte gemacht: 90 Prozent der Kleidung, die es in Hamburg und Um-gebung zu kaufen gibt, werden hier geordert. Jährli-cher Umsatz: eine Milliarde Euro. Ästheten dürfte das Hochhaus-Ensemble aus den 70er-Jahren an der Grenze zu Niendorf eher abschrecken. Verkehrstech-nisch ist die Lage unschlagbar: Die rund 8000 Händ-ler, die aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Berlin, Brandenburg und Skandinavien anreisen, um Kinder-, Damen- und Herrenmode, Taschen, Schmuck und Schuhe für Boutiquen und Kaufhäuser zu bestellen, schätzen die direkte Anbindung und 1800 Parkplätze. „Mit 72 000 Quadratmetern Präsentationsfläche, 270 festen Mietern, 150 Gastausstellern und 1200 Kol-lektionen pro Jahr sind wir eins der größten Mode-zentren Deutschlands, wenn nicht sogar Europas“, sagt Klaus Strecker, 65, Center-Manager und Diplom-Ingenieur für Textiltechnik. Dass das kaum jemand weiß, liegt einerseits an der hanseatischen Zurück-haltung der Verantwortlichen. Und an der eisernen Haltung, dass der Endverbraucher hier eher nichts zu suchen hat. Schließlich ist es Sache der Anbieter, wie viel Marge sie auf die Artikel schlagen.

Und so ist das ModeCentrum Hamburg in seiner 36-jährigen Geschichte zu einer kleinen Stadt im Stadtteil geworden: mit elektrischen Schranken, Pförtnern, die das Areal bewachen, und einer Fashion-ID Card, die den Zugang reglementiert und gleichzei-tig Qualitätskontrolle für die Einkäufer garantiert.

Davon war man zu Beginn der 70er-Jahre, als erste Pläne für ein Modezentrum entstanden, noch weit

entfernt. Der Hamburger Diplom-Ingenieur Harro Luserke hatte zu der Zeit zwar mit Bauen, aber bis da-hin praktisch nichts mit Mode am Hut. Auf einer Sil-vesterfeier 1971/72 kam er mit dem bekannten Her-renmode-Hersteller Konsul Bäumler ins Gespräch, der von großen Erfolgen bereits bestehender Mode-zentren in Amsterdam und Sindelfingen berichtete. Schnell war die Idee geboren, ein solches Haus auch für den norddeutschen Fachhandel zu etablieren. Et-wa zur gleichen Zeit kam auch der Kaufmann Richard Arff (Trumpf-Blusen) auf ähnliche Gedanken. Ge-meinsam mit seinem Chef Walter Girgner schmiede-te er Pläne für ein Modezentrum in Hamburg.

Klar, dass ein solches Projekt in der Hansestadt nicht lange Geheimsache bleibt. Und so erfuhren die Herren Luserke und Arff von ihren gleichzeitigen Be-mühungen. Anstatt zu konkurrieren, setzten sie sich an einen gemeinsamen Tisch. Mit dem Ergebnis, dass Harro Luserke mit Arffs Unterstützung im Frühjahr 1972 den Bau des Hamburger Projekts fest planen konnte. Im Sommer war auch das erforderliche Grundstück in idealer Lage direkt an der Autobahn gefunden. Am 1. September 1974 zogen die ersten 47 Mieter ins fertiggestellte Haus A. Mit dem Slogan „Mode unter einem Dach“ wurde am 23. September das nagelneue ModeCentrum Hamburg (MCH) mit seinen 18�000 Quadratmetern Fläche feierlich eröff-net. Schnell sprachen sich die Vorteile des zeitsparen-den Vororderns, der bequemen Absortierung und des Direktkaufs bei den Sofortlägern in der Branche her-um. Und so musste sich das ModeCentrum über die Jahre hinweg stetig vergrößern. Nach den Häusern B und C folgte 1983 eine Messehalle, 1990 kamen ein Orderhaus sowie ein Parkhaus hinzu. Überhaupt brach mit den 90er-Jahren ein regelrechter Bauboom aus: Das exklusive Orderhaus M�11 wurde im moder-nen Stil erbaut und zog namhafte Kunden wie Escada, Marc Aurel und Basler an. Außerdem wurden das Kindermoden-Order-Center und das Schuh-Order-

Sonnabend / Sonntag, 11. / 12. September 2010

OUTLETS

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» Tom Tailor Outlet Store Sportliche Mode für Damen,Herren u. Kinder, von Wäsche bis Mantel. Garstedter Weg 14,Tel. 58 95 61 90, Mo–Fr 10–20,Sa 10–18 Uhr, www.tom-tailor.com

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Allesunter einemDach

SEIT 1974 MODECENTRUM

Large: Das ModeCentrum Hamburg heute – wenig Glamour, dafür aber72 000 m² Präsentationsfläche.

Medium: Das ModeCentrum 1974 nach der Eröffnung – kleiner, aber praktisch in Schnelsen an der A 7 gelegen.

Extra Large: Center-Manager Klaus Strecker, 65, konkurriert heute mit dem „Modespeicher“ in der HafenCity.FOTOS: MODECENTRUM HAMBURG E.V. (2),

THIES RAETZKE

› GESTERN & HEUTE

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Sonnabend / Sonntag, 11. / 12. September 2010

Die Wochenvorschau 13.–19. SEPTEMBER

ERINNERUNG: Mit „Coco – Ein Abend für Gisela Trowe“ gedenken Hannelore Hoger, Dietmar Mues u.a.einer der bedeutendsten Schauspie-lerinnen des letzten Jahrhunderts.Hamburger Kammerspiele, 20 Uhr.

KONZERT: Samy Deluxe, Brixton Boogie und Y’akoto sind zu Gast bei „Hamburg Sound“ in den Fliegenden Bauten, 20 Uhr.

VERNISSAGE: In „Die Form ist weiblich – die Form ist Yin“ zeigen Keramikerinnen aus Ost und West traditionelle und moderne Objekte aus Stein und Porzellan. Museum für Völkerkunde, 19 Uhr, bis 16.10.

KURS: „Die teuersten Gewürze der Welt“, Safran und Vanille, wer-den von Sternekoch Heinz Wehmann verarbeitet. Gewürzmuseum, 18.30 Uhr, Anmeldung: www.spicys.de

PREMIERE: In „Rufmord“ wacht ein Theaterkritiker an einen elektri-schen Stuhl gefesselt auf. Aber das ist nicht sein größtes Problem …Imperial Theater, 20 Uhr.

LESUNG: Kann man 40 und zufrieden sein? Ildikó von Kürthy erörtert das Thema ihres Romans „Endlich!“ in einer Lesung mit Jörg Thadeusz. St. Pauli Theater, 20 Uhr.

VORTRAG: „Kino für den Frie-den“ – Markus Vetter zeigt Teile seiner Doku über ein Kino in Paläs-tina und stellt sich Claus Friedes Fragen. KörberForum, 19.30 Uhr.

DISKUSSION: Peer Steinbrück,früherer Bundesfinanzminister,analysiert mit Miriam Meckel den Sozialstaat. Er ist gefährdet, sagt er in seinem Buch „Unterm Strich“.Fischauktionshalle, 19.30 Uhr.

MUSIK: 100 Jahre Feuerwehr-musik aus Hamburg – das Jubiläumskonzert des Musikkorps der Freiwilligen Feuerwehr von Bramfeld wird ein bunter Reigen der Blas musik. Laeiszhalle, 20 Uhr.

MUSICAL: „Mamma Mia“, das erfolgreichste Musical aller Zei-ten, gastiert im englischsprachigen Original in der O² World. 20 Uhr.

EVENT: „Es werde Licht“ ist das Motto der 7. „Nacht der Kirchen Hamburg“. 140 Gemeinden bringen mit Licht, Geschichten und Musik ihre Gotteshäuser zum Leuchten: St. Petri wird von Michael Batz mit 400 rot- und orangefarbenen Neon-röhren illuminiert, es gibt Ausstel-lungen, Tanz und Konzerte. Wer die Skyline vom Wasser aus bewundern will, entert den kostenlosen Shuttle der Alsterdampfer. 19 – 24 Uhr.

FUSSBALL: Das Nordderby FC St. Pauli gegen HSV wird ab 15.30 Uhr im Millerntorstadion ausgetragen.

MOTOR: Chevrolet Corvette,Trabi Armee-Kübelwagen, Opel Kadett und die schöne Isabella ver-sammeln sich beim 5. TÜV Hanse Oldtimertreffen am Großmoor-damm 61 in Harburg. 10 – 17 Uhr.

MISCHKESSTADTGEFLÜSTER

D ie kleine Dosis täglicher, sinnlo-ser Luxus muss ja gar nicht teuer sein. Schon eine Handvoll Euros

genügen für eine Hängematte, in die man den Hamster seines Herzens set-zen kann. Da kann er am Feierabend nach seiner täglichen Hektik im Hams-terrad gemütlich abhängen. Man könn-te tierisch neidisch werden. Hunde-freunde können für ähnlich kleines Geld in einem exquisiten Fachgeschäft in der City handgefertigte Leberwurstkekse fürs wählerische Verwöhn-Hundilein erstehen: feinster Mürbeteig aus einer Konditorei, die milde Wurst natürlich ohne böse Konservierungsstoffe.

Vor einigen Wochen erst hat der da-malige Bürgermeister der Herzen noch das neureiche Protzen und Posen man-cher Hanseaten mit dem rheinländi-schen Kreditkartengewedel auf der Düsseldorfer Kö verglichen. Der Preis dafür: Ihn hat das – und anderes – we-nig später seinen Job gekostet, wäh-rend die Hau-drauf-is-Tango-Hansea-ten immer noch in ihren Sportwagen durch die Stadt kacheln, in denen man vor lauter Einkaufstaschen kaum noch die maßgeschneiderte Blondine erken-nen kann. Genüsslich ausgelebter Lu-xus, von dem es in den Komfortzonen dieser reichen Stadt reichlich gibt, hat eben gern mit mal mehr, mal weniger liebenswürdigem Wahnsinn zu tun.

Doch es geht auch viel einfacher und sympathischer. Etliche Nummern klei-

ner. Der Spaß der kleinen Dinge, darauf kommt es an. Die meisten gibt es, wenn man sich nur ein wenig um sie bemüht, sogar umsonst.

Man muss nur etwas Glück haben. Ein stressbefreiter Moment, ganz für mich allein, in der noch wärmenden Septembersonne. Beim „Tatort“ end-lich einmal, völlig ohne fremde Hilfe, den Täter rausbekommen, bevor der Kommissar vom Dienst es kriminologi-schen Rohrkrepierern wie mir erklärt. Ein Sonntagmorgen auf dem Balkon, der – obwohl mitten in der Stadt – so ruhig ist, dass man sich vorkommt wie in Astrid Lindgrens Bullerbü.

Dann möchte man leise ein so in die Jahre gekommenes Wort wie „Ach ...“ seufzen, dann kann man diesen einen Moment lang glücklich sein. Und sollte dafür sorgen, dass möglichst bald der nächste kommt.

Rad und Tatort

ANNE THIESEN, 46, ging 2005 für ein zunächst sechsmonatiges Pro-jekt der Deutschen Auslandshandels-kammer nach Hongkong und blieb als selbstständige Unternehmerin.

Gleichzeitig mit einem Taifun traf ich hier ein – und trotzdem war es Liebe auf den ersten Blick. Aus dem Angebot, sechs Monate für die Deutsche Handelskammer in Hongkong zu arbeiten, wurde die Chance zu bleiben. Vor andert-halb Jahren habe ich meinen Traum der Selbstständigkeit wahr-gemacht und berate heute deut-sche Firmen beim Markteintritt in Hongkong und China und ver-trete sie zum Teil auch vor Ort.

Die Stadt am Südchinesischen Meer ist eine der faszinierendsten

Metropolen der Welt. Mit ca. sieben Mio. Einwohnern

auf einer Fläche von 1098 km2 zählt Hongkong zu den am dichtesten besiedelten Orten der Erde, trotzdem fühle

ich mich hier sehr sicher. Die Stadt ist sauber und effi-

zient, es gibt kaum Kriminalität, die Menschen sind freundlich und zuvorkommend. Was mich begeistert, sind die Kontraste: Tor zwischen Ost und West.

Trotz allem Fortschritt sind die Menschen Traditionen verhaftet. Feng Shui bestimmt, wo man wohnt und wie man sich einrich-tet. Juli ist der Monat, in dem die Geister aus den Gräbern kommen, so glaubt man hier. Um sie zu beschwichtigen, schickt man ihnen schöne Dinge wie Essen, Häuser, Geld und was man sonst im Jenseits braucht. Dazu kauft oder bastelt man kleine Papiermodelle, z.B. ein Auto, und verbrennt siein kleinen roten Blecheimern auf der Straße. Also bitte niemals mit einem Mülleimer verwechseln! Kürzlich geriet ich in leichte Panik, als es vom Balkon zwei Wohnun-gen tiefer qualmte – eindeutig kein BBQ! Es war kein Brand – nur eine chinesische Familie, die beim Einzug mit einer „Moving in“-Zeremonie und einem Feuer-chen auf dem Balkon böse Geister vertrieben hat.

Ob ich Hamburg vermisse? Ja, natürlich. Vor allem Freunde und Familie, aber auch Brot mit einer knackigen Kruste, frische klare Luft, strahlend blauen Himmel und Wolken mit Konturen. Beide Städte sind faszinierend – und wo immer ich bin, vermisse ich die andere. In Hongkong alt werden will ich eher nicht. Irgendwann geht es zurück – nach Hamburg.

MADE IN HAMBURGTimo Röpcke, kreativer Kopf von Look54 und als DJ Ultimo erfahrener Nachtschwärmer und Globetrotter, hat das definitive Shirt für den partyfreudigen Welten-bummler: Bei Auffinden bitte wieder zurück nach Hamburg schicken.

T-Shirt von Look54, Große Bleichen 21,Galleria Passage,um 20 Euro,www.look54.de

Hongkong

Snowboard Salomon Special Magnum All-Mountain/Free-ride-Wideboard, bei „Hai Q“,Hegestr. 27, um 500 Euro.

Bildband „South Africa“ von Michael Poliza & Friends,teNeues, 75 Euro, gesehen bei Thalia, Große Bleichen 19.

Damenlederschuhe von Anniel, gesehen bei „vau“,Hegestr. 44, um 70 Euro.

MEIN STYLE-TRIO

Wo relaxen Sie am besten – im Winter- oder Sommerurlaub?Am besten erhole ich mich im Winterurlaub – klare Luft, viel Bewegung, gutes Essen. Während ich als Kind jeden Som-mer am Strand verbracht habe, stand ich erst mit Anfang 20 auf einem 2000er-Alpengipfel, schneebedeckt! Am ge-schmeidigsten komme ich die Berge runter, wenn ich mich vorher schon in der Skihalle Bispingen warm-snowboarde.

Sie müssen viel stehen: Was macht einen guten Schuh aus?Abends auf der Party kann es auch ein „Sitz“-Stiletto sein, doch da ich viel zu Fuß unterwegs bin, müssen meine Schuhe vor allem bequem sein. Das Modell von Anniel fühlt sich an, als würde ich eine zweite Haut tragen – fast wie barfuß!

Die Arbeit mit Texten gehört zum Beruf einer Moderatorin: Was lesen Sie privat?Ich liebe Südafrika – und die Bücher von Michael Poliza, dessen Herz für den Kontinent schlägt. Ich kann stunden-lang in Bildbänden versinken, am liebsten schmöker’ ich in Psychothrillern und Familiengeschichten mit historischem Hintergrund. Geschichtsunterricht im Vorbeigehen.

Moderatorin Susanne Böhm, 33, („Guten Abend RTL“) liebt standfeste Schuhe, rasantes Snowboarden und Bücher zum Beinehochlegen.

Mit Hand und Fuß

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Charmant wickelt sie jede Frau ein. In feinste Seide. Denn Designerin Dünya Yildiz Can, die die exklu-siven Kreationen ihres Labels „Millions & Milli-

ons“ seit knapp anderthalb Jahren in ihrer Boutique an der Eppendorfer Landstraße zeigt und verkauft, hat das Wickel-kleid zum Herzstück ihrer Herbst-Kollektion erkoren. „Ein Kleid, aus dem sich zehn verschiedene machen lassen“, wie die temperamentvolle 36-Jährige begeistert sagt.

Das Wickelkleid, dessen Schnitt übrigens im Metropoli-tan Museum of Art in New York ausgestellt wird, ist ein Alleskönner – vorausgesetzt, Frau hat den Knoten raus. Wie sie das Tuch brav, lässig, frech, offenherzig oder römisch an-legen, bringt Dünya Yildiz Can ihren Kundinnen in Kursen bei (mittwochs 18–20 Uhr). „Jede Frau wickelt die zehn Quadratmeter Seide ganz individuell. So wird das Kleid unverwechselbar – und das macht guten Stil aus“, erklärt die taffe Single-Frau, die auch Prominente wie TV-Modera-torin Nandini Mitra und Natalie Klitschko, Ehefrau des Box-Champions Vitali, für glamouröse Galas einkleidet.

Die in Hamburg produzierten Seidenkleider, die die türkischstämmige Designerin in 22 verschiedenen Trend-farben – von ozeanblau bis karminrot – anbietet, sind wahre Figurschmeichler: „Jede Frau entscheidet selbst, wie sie das Kleid schnürt und welche Körperteile sie betonen oder kaschieren möchte.“ Durch die verschiedenen Wickel-Stile eignet sich ein und dasselbe Kleid, das in der kurzen Vari-ante 459 Euro kostet und als bodenlange Robe etwa 1600 Euro, sowohl für das Büro wie auch als Outfit für eine Strandparty oder ein nobles Dinner.

Ihr 120 Quadratmeter großes Geschäft hat Dünya Yildiz Can, die Star-Designer Marc Jacobs und Karl Lagerfeld als Vorbilder nennt, eingerichtet „wie einen Store an der Fifth Avenue“. Große Spiegel, geräumige Umkleidekabinen und die etwa 120 Kleider, die an den Stangen hängen, werden von Hollywood-Spots ins rechte Licht gesetzt. Für einen freundlichen Empfang sorgt einer der mehrsprachigen Mit-arbeiter, die viel mehr Berater als Verkäufer sind. Denn sie

EleganzmeterweiseDesignerin Dünya Yildiz Can hat den Knotenraus: Aus 10 Quadratmetern Seide schneidert sie Wickelkleider, die echte Figurschmeichler sind.

TEXT: VANESSA SEIFERT • FOTOS: THOMAS LEIDIG

statten die Kundinnen mit den zum Kleid passenden Acces-soires aus – von Schmuck über Handtasche bis hin zu den Pumps. „Wir verstehen uns als Susi-Sorglos-Geschäft, in dem Frau alles bekommt – eine Strumpfhose, die den Po drei, vier Zentimeter nach oben schiebt, und Tipps für Make-up und Hochsteckfrisur inklusive“, sagt Dünya Yildiz Can, die als 17-Jährige nach Deutschland gekommen ist.

Sechs Jahre lang arbeitete sie erfolgreich als Operations-spezialistin bei dem Gesundheitsfürsorge-Unternehmen Johnson & Johnson in Norderstedt. Nebenbei schneiderte sie für sich und ihre Freundinnen Kleider. „Mit Mitte 30 ha-be ich mir dann meinen Lebenstraum von einem eigenen Label verwirklicht.“ Ihr Markenzeichen: die kleine, goldene Lotusblüte, die jedes ihrer Teile ziert. „Sie steht für Glück, Liebe, Gesundheit – die wichtigen Dinge im Leben.“

In manchen Momenten gehört wohl auch das richtige Kleid dazu. Früh morgens, zwischen fünf und acht Uhr, ar-beitet Dünya Yildiz Can an ihren Skizzen. Sie brauche dafür die Stille, sagt sie. „Und ein Glas Wasser mit Limette.“ Mitt-

HANDGEMACHT

lerweile beschäftigt sie schon 22 Mitarbeiter, von denen ei-nige die Maßanfertigungen in den drei Hamburger Ateliers und die „Express-Änderungen“ übernehmen. „Es gibt Kun-dinnen, die möchten ihr Kleid noch am selben Abend ein paar Zentimeter kürzer tragen. Darum kümmern wir uns umgehend“, sagt die Selfmade-Unternehmerin.

Die Kundin ist bei Dünya Yildiz Can Königin. „Wissen Sie“, sagt sie lachend, „ich arbeite nach dem Katzen-Prinzip. Katzen kehren an den Ort zurück, an dem sie sich wohl-fühlen.“ So kommen jeden Monat etwa 60 Käuferinnen zu „Millions & Millions“ in die Eppendorfer Landstraße, darunter viele Stammkundinnen. Häufig seien Frauen stark belastet durch Beruf und Familienleben. „Bei mir haben sie Zeit für die eigenen Bedürfnisse“, sagt die Designerin. Sie lebt eine Mode-Philosophie, die sie an ihre Kundinnen weitergibt: „Ich möchte Frauen in ihrer Individualität unterstützen und ihnen dabei helfen, das Design zu finden, in dem sie sich in ihrer Mitte fühlen.“ Und dafür gibt es Millionen von Möglichkeiten.

Kontakt» Millions & Millions, Eppendorfer Landstraße 106, Tel. 43 26 71 78,Mo – Fr 10 – 19, Sa 10 – 16 Uhr,www.millionsandmillions.de

Bunt betucht: Dünya Yildiz Can, 36, verkauft in ihrer Boutique „Millions & Millions“ Mode und Wickelkleider von 460 bis 1600 Euro.

Richtig gewickelt: Kurse zeigen, wie vielfältig sich die Seidenkleider knoten lassen, von elegant bis offenherzig.

Kolumnen-Buch» Hier schreiben im wöchentlichen Wechsel Maike Schiller und Joachim Mischke. Ausgewählte Kolumnen aus dem „magazin“ und der „Welt“ erscheinen in dem Band Hamburger Momente, 9,95 Euro.www.abendblatt.de/shop oder über Tel. 34 72 65 66.

› STIL & LEBEN

VIII

MONTAG DIENSTAG MITTWOCH DONNERSTAG FREITAG SONNABEND SONNTAG