Grüner Freund -...

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SONNABEND / SONNTAG, 13. / 14. AUGUST 2011 32 2011 Unterwegs: Zehn Ausflüge in die blühende Heide Stadtgespräch: Dora Heldt Titel-Thema: 20 Hamburger Bäume mit Geschichte Rezept: Frittiertes Soja-Hähnchen Gestern & Heute: Botanischer Garten seit 1821 Markenmacher: Baumschule Lorenz von Ehren U nglaubliche Geständnisse hören wir dieser Tage: Es gibt Menschen, die weiterhin die Atomkraft befürworten, noch immer auf den Sommer 2011 hoffen oder unverzagt an die Meisterschaft des HSV glauben. Jeder hat eben so seine Macken. Ich bekenne: Ich mag einen Schlager der Hamburgerin Doris Treitz, besser bekannt als Alexandra, aus dem Jahr 1968. Ich mag den Schlager „Mein Freund der Baum ist tot“. Ich fand das Lied schon als Sechsjähriger zum Heulen, weil es so schrecklich schön war. Als Dreikäsehoch mag man geschmacklich wenig gefestigt sein, aber man entwickelt früh ein un- trügliches Gespür für Wahrheit. Dieses Lied ist wahr. Es erzählt von einem Baum, dem „alten Freund aus Kindertagen“, der für einen Neubau weichen muss. Da sang diese rauchige Stimme: „Als kleines Mädchen kam ich schon zu dir mit all den Kindersorgen, ich fühlte mich bei dir geborgen, und aller Kummer flog davon.“ Erwachsene mögen das kitschig finden, Heranwachsende fühlen es. Als ich den Alexandra-Song entdeckte, hatte es mir ein Baum ganz besonders angetan – in unserem Nachbardorf stand eine „1000-jährige Eiche“. Allein sein Alter, wenn auch um einige Jahrhunderte frisiert, schickte meine Phantasie auf eine Zeitreise, doch noch beeindruckender war seine Größe. Dieser Baum war einfach nicht zu fassen – gleich fünf meiner Klassenkameraden waren in Kindertagen vonnöten, den Baum zu umarmen. 1980 brachte ein Sturm der Eiche den Tod, geblieben ist ein Caspar-David-Friedrich-artiger Torso. Bäume rühren uns an – weil sie Leben verströmen und dabei un- aufdringlich bleiben, weil sie fest verwurzelt sind und sich doch täglich wandeln, weil sie stumm sind und ihre Jahresringe zugleich Geschichte erzählen. „Bäume sind für mich immer die eindringlichsten Prediger gewesen“, hat Hermann Hesse einst geschrieben. In jedes Menschen Leben stehen Bäume am Wegesrand, die für ihn immer etwas Besonderes bleiben. Ich erinnere mich an eine Eiche, die am Rande unseres Spielplatzes stand – während uns der städtische Spielplatz mit seinen Schaukeln, Karussells und pädagogischen Sand- kästen rasch langweilig wurde, war das Gehölz dahinter ein echter Platz zum Spielen. Hier lagen die besten Unterschlupfe zum Verstecken, hier lagerten wir als Räuber und Gendarmen, hier tauchten wir ab, tauchten ein in eine fremde Zauberwelt. Der höchste Baum des Hains war eben jene Eiche, Königin der Bäume und die Herausforderung für uns Jungs. Wer dabei sein wollte, musste den Baum erklimmen. Während sich die Sportler in katzenartiger Ge- wandtheit an einem der Äste hochzogen, um dann den Stamm empor zu klettern, mühten sich die Nichtsportler mehr oder minder kläglich ab. Wer scheiterte, konnte weder auf Verständnis noch ein Antidiskriminie- rungsgesetz hoffen. Es galt das Leistungsprinzip: entweder rauf – oder raus. Dementsprechend groß war der Ehrgeiz auch für wenig Leibes- geübte, die ersten eineinhalb Meter ohne Kletterhilfe zu überwinden. Ich musste verdammt lange üben, aber selten bin ich so stolz gewesen wie in dem Moment, als ich endlich in der Krone saß. Jahre später, dem Kurze-Hosen-Alter langsam entwachsen, stand ein anderer Baum am Rande des Lebensweges. Wenn sich zwei schüchterne Jugendliche ihrer Liebe versichern wollten, benötigten sie ein Taschen- messer und einen Baum: In den Jahren vor Facebook ging es diskreter zu – wer den Nachnamen als zweites Initial mit in die Rinde ritzte, galt schon als geschwätzig. Das größere Problem als die Holzschnitzkunst blieb, die Angebetete überhaupt zu einem Spaziergang auf den alten Stadtwall zu überreden – dorthin, wo schon unsere Väter mit dem Messer Rinden malträtiert hatten. Wie wild schlug das Herz, wie feucht waren die Hände, wie stotternd stellten wir die erste Frage: „Wollen wir ein Eis essen gehen?“ Es kam ein Eis, der erste Kuss, die erste Liebe. Geblieben sind von alledem nur zwei Buchstaben, verwittert, verwach- sen, in einer Buche am Wall. Ich hoffe, der Baum hat mir verziehen. Liebe darf das. Zumal statistisch gesehen für jeden Deutschen in Wäl- dern und Auen, Gärten und Parks, auf Wiesen und Feldern 85 Bäume bereitstehen, insgesamt – so lauten Schätzungen – wachsen in der Bun- desrepublik sieben Milliarden Bäume. Was wäre Deutschland ohne sie? Schon der römische Geschichtsschreiber Tacitus sprach recht abfällig vom Waldvolk im Norden. Die Christianisierung dieses Waldreichs ist ohne einen Baum schwer vorstellbar, war es doch der Missionar Bonifa- tius, der eine heilige Donar-Eiche fällte, um die Überlegenheit des Chris- tentums über die Götzen der Germanen zu demonstrieren. Die deutschen Dichter und Denker sind nicht nur auf Wald gedruckt, sondern äußern sich mit Vorliebe auch über ihn. Es zieht sich ein grüner Faden durch die Kulturgeschichte; die deutsche Romantik, die deutsche Mythologie, die deutschen Märchen, auch die deutschen Debatten sind im Wald zu Hause – von der Nibelungensage über Hänsel und Gretel bis zum Freischütz, von Hermann dem Cherusker über den Wandervogel bis zur sehr deutschen Waldsterben-Hysterie. Weil wir vom Wald nicht genug bekommen können, holen wir uns ihn zu Weihnachten als Tannenbaum gar ins Haus. Jeder Baum, den wir in Gärten und an Straßen pflanzen, schenkt uns ein kleines Stück Wild- nis. Stetig tun wir es der knienden Frau auf dem seligen 50-Pfennig- Stück gleich, jüngst in Hamburg mit der verbindenden Aktion „Mein Baum, meine Stadt“. Hamburg wird grüner, noch grüner. Es gab schon Ausländer, die Hamburg den Namen „Stadt im Wald“ verliehen haben, weil die Metropole aus der Luft so zugewachsen erscheint. Auch ich habe in meinem Leben einige Bäume gepflanzt, den letzten erst vor wenigen Wochen. Freunde überreichten mir zum Einzug ins neue Heim eine Checkliste, auf der zwei Punkte bereits abgehakt waren. Nach Sohn und Haus folgte dann die dritte „Großtat“, die der Volksmund nach alter Tradition verlangt. Der geschenkte Kirschbaum wurde noch in der Nacht eingepflanzt. Ich bin mir sicher, Alexandra hätte sich gefreut. S. 4 / 5 – Mächtig und prächtig, mit Geschichte und Charakter: die 20 schönsten Hamburger Bäume Über 300 000-mal wächst er in Hamburg – betrachten wir den Baum deshalb als selbstverständlich? MATTHIAS IKEN schaut genau hin Behütet vom Naturdenkmal: „Stadt im Wald“ wird Hamburg von seinen ausländischen Gästen auch genannt FOTO: PLAIN PICTURE/JOHNER Grüner Freund

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  • SONNABEND / SONNTAG, 13. / 14. AUGUST 2011

    322011

    Unterwegs: Zehn Ausflüge in die blühende Heide › Stadtgespräch: Dora Heldt › Titel-Thema: 20 Hamburger Bäume mit Geschichte Rezept: Frittiertes Soja-Hähnchen › Gestern & Heute: Botanischer Garten seit 1821 › Markenmacher: Baumschule Lorenz von Ehren

    U nglaubliche Geständnisse hören wir dieser Tage: Es gibt Menschen, die weiterhin die Atomkraft befürworten, noch immer auf den Sommer 2011 hoffen oder unverzagt an die Meisterschaft des HSV glauben. Jeder hat eben so seine Macken. Ich bekenne: Ich mag einen Schlager der Hamburgerin Doris Treitz, besser bekannt als Alexandra, aus dem Jahr 1968. Ich mag den Schlager

    „Mein Freund der Baum ist tot“. Ich fand das Lied schon als Sechsjähriger zum Heulen, weil es so schrecklich schön war. Als Dreikäsehoch mag man geschmacklich wenig gefestigt sein, aber man entwickelt früh ein un-trügliches Gespür für Wahrheit. Dieses Lied ist wahr. Es erzählt von einem Baum, dem „alten Freund aus Kindertagen“, der für einen Neubau weichen muss. Da sang diese rauchige Stimme: „Als kleines Mädchen kam ich schon zu dir mit all den Kindersorgen, ich fühlte mich bei dir ge borgen, und aller Kummer flog davon.“ Erwachsene mögen das kitschig finden, Heranwachsende fühlen es.

    Als ich den Alexandra-Song entdeckte, hatte es mir ein Baum ganz besonders angetan – in unserem Nachbardorf stand eine „1000-jährige Eiche“. Allein sein Alter, wenn auch um einige Jahrhunderte frisiert, schickte meine Phantasie auf eine Zeitreise, doch noch beeindruckender war seine Größe. Dieser Baum war einfach nicht zu fassen – gleich fünf meiner Klassenkameraden waren in Kindertagen vonnöten, den Baum zu umarmen. 1980 brachte ein Sturm der Eiche den Tod, geblieben ist ein Caspar-David-Friedrich-artiger Torso.

    Bäume rühren uns an – weil sie Leben verströmen und dabei un-aufdringlich bleiben, weil sie fest verwurzelt sind und sich doch täglich wandeln, weil sie stumm sind und ihre Jahresringe zugleich Geschichte erzählen. „Bäume sind für mich immer die eindringlichsten Prediger gewesen“, hat Hermann Hesse einst geschrieben.

    In jedes Menschen Leben stehen Bäume am Wegesrand, die für ihn immer etwas Besonderes bleiben. Ich erinnere mich an eine Eiche, die am Rande unseres Spielplatzes stand – während uns der städtische Spielplatz mit seinen Schaukeln, Karussells und pädagogischen Sand-kästen rasch langweilig wurde, war das Gehölz dahinter ein echter Platz zum Spielen. Hier lagen die besten Unterschlupfe zum Verstecken, hier lagerten wir als Räuber und Gendarmen, hier tauchten wir ab, tauchten ein in eine fremde Zauberwelt.

    Der höchste Baum des Hains war eben jene Eiche, Königin der Bäume und die Herausforderung für uns Jungs. Wer dabei sein wollte, musste den Baum erklimmen. Während sich die Sportler in katzenartiger Ge-wandtheit an einem der Äste hochzogen, um dann den Stamm empor zu klettern, mühten sich die Nichtsportler mehr oder minder kläglich ab. Wer scheiterte, konnte weder auf Verständnis noch ein Antidiskriminie-rungsgesetz hoffen. Es galt das Leistungsprinzip: entweder rauf – oder raus. Dementsprechend groß war der Ehrgeiz auch für wenig Leibes-geübte, die ersten eineinhalb Meter ohne Kletterhilfe zu überwinden. Ich musste verdammt lange üben, aber selten bin ich so stolz gewesen wie in dem Moment, als ich endlich in der Krone saß.

    Jahre später, dem Kurze-Hosen-Alter langsam entwachsen, stand ein anderer Baum am Rande des Lebensweges. Wenn sich zwei schüchterne Jugendliche ihrer Liebe versichern wollten, benötigten sie ein Taschen-messer und einen Baum: In den Jahren vor Facebook ging es diskreter zu – wer den Nachnamen als zweites Initial mit in die Rinde ritzte, galt schon als geschwätzig. Das größere Problem als die Holzschnitzkunst blieb, die Angebetete überhaupt zu einem Spaziergang auf den alten Stadtwall zu überreden – dorthin, wo schon unsere Väter mit dem Messer Rinden malträtiert hatten. Wie wild schlug das Herz, wie feucht waren die Hände, wie stotternd stellten wir die erste Frage: „Wollen wir ein Eis essen gehen?“ Es kam ein Eis, der erste Kuss, die erste Liebe.

    Geblieben sind von alledem nur zwei Buchstaben, verwittert, verwach-sen, in einer Buche am Wall. Ich hoffe, der Baum hat mir verziehen.

    Liebe darf das. Zumal statistisch gesehen für jeden Deutschen in Wäl-dern und Auen, Gärten und Parks, auf Wiesen und Feldern 85 Bäume bereitstehen, insgesamt – so lauten Schätzungen – wachsen in der Bun-desrepublik sieben Milliarden Bäume. Was wäre Deutschland ohne sie? Schon der römische Geschichtsschreiber Tacitus sprach recht abfällig vom Waldvolk im Norden. Die Christianisierung dieses Waldreichs ist ohne einen Baum schwer vorstellbar, war es doch der Missionar Bonifa-tius, der eine heilige Donar-Eiche fällte, um die Überlegenheit des Chris-tentums über die Götzen der Germanen zu demonstrieren.

    Die deutschen Dichter und Denker sind nicht nur auf Wald gedruckt, sondern äußern sich mit Vorliebe auch über ihn. Es zieht sich ein grüner Faden durch die Kulturgeschichte; die deutsche Romantik, die deutsche Mythologie, die deutschen Märchen, auch die deutschen Debatten sind im Wald zu Hause – von der Nibelungensage über Hänsel und Gretel bis zum Freischütz, von Hermann dem Cherusker über den Wandervogel bis zur sehr deutschen Waldsterben-Hysterie.

    Weil wir vom Wald nicht genug bekommen können, holen wir uns ihn zu Weihnachten als Tannenbaum gar ins Haus. Jeder Baum, den wir in Gärten und an Straßen pflanzen, schenkt uns ein kleines Stück Wild-nis. Stetig tun wir es der knienden Frau auf dem seligen 50-Pfennig-Stück gleich, jüngst in Hamburg mit der verbindenden Aktion „Mein Baum, meine Stadt“. Hamburg wird grüner, noch grüner. Es gab schon Ausländer, die Hamburg den Namen „Stadt im Wald“ verliehen haben, weil die Metropole aus der Luft so zugewachsen erscheint.

    Auch ich habe in meinem Leben einige Bäume gepflanzt, den letzten erst vor wenigen Wochen. Freunde überreichten mir zum Einzug ins neue Heim eine Checkliste, auf der zwei Punkte bereits abgehakt waren. Nach Sohn und Haus folgte dann die dritte „Großtat“, die der Volksmund nach alter Tradition verlangt. Der geschenkte Kirschbaum wurde noch in der Nacht eingepflanzt.

    Ich bin mir sicher, Alexandra hätte sich gefreut.

    S. 4 / 5 – Mächtig und prächtig, mit Geschichte und Charakter: die 20 schönsten Hamburger Bäume

    Über 300 000-mal wächst er in Hamburg – betrachten wir den Baum deshalb als selbstverständlich? MATTHIAS IKEN schaut genau hin

    Behütet vom Naturdenkmal: „Stadt im Wald“ wird Hamburg von seinen ausländischen Gästen auch genanntFOTO: PLAIN PICTURE/JOHNER

    GrünerFreund

  • 7

    71

    5 km

    Schneverdingen

    Soltau

    Amelinghausen

    Uelzen

    Lüneburg

    Bad Bevensen

    Buchholz

    Hanstedt

    2093

    752094

    4

    250

    NaturschutzparkLüneburger Heide

    Egestorf

    Bispingen

    Salzhausen

    Undeloh

    Jesteburg

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    5

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    4 6

    7

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    10

    3

    Trommelschläge schallen durch die Luft. Lange Boote durchpfl ügen das Wasser, an ihren Bugspitzen prächtige Drachenköpfe, goldfarben, mit roten und grünen Verzierungen. Dicht an dicht sitzen die Ruderer in den Booten, ste-chen im Takt ihre kurzen Paddel ins Wasser und las-sen die Gischt spritzen. „Enter the Dragon“, bezwinge den Drachen, heißt es an diesem Wochenende, wenn auf der Binnenalster das Internationale Drachen-bootfestival ausgetragen wird.

    Bereits zum achten Mal veranstaltet das Drachen-boot Zentrum Hamburg das bunte Spektakel im Her-zen der Hansestadt. Erwartet werden über 30�000 Fans, die vom Ufer aus verfolgen, wie sich rund 1000 Teilnehmer in 20-köpfi gen Teams ins Zeug legen. 250 Meter gilt es zurückzulegen – zunächst in Qualifi zie-rungsläufen, später im Wettstreit, der in diversen Rennklassen ausgetragen wird. Und damit die Zu-schauer im Trubel den Überblick behalten, wird alles vom Wasser aus kommentiert und moderiert.

    „Die Binnenalster ist eine tolle Arena“, sagt Jan Biedler vom Drachenboot Zentrum. Das Rennen wird auf sechs Bahnen zwischen Alsterpavillon und Lom-bardsbrücke ausgetragen. Die Atmosphäre ist fröh-lich, denn viele Teams kommen verkleidet – das chi-

    Die Heide blüht – was die Region südlich von Hamburg mit Lampionumzügen und Krönung der neuen Heidekönigin traditionell feiert. Zudem laden uralte Totenstätten, Tier- und Barfußparks zu einem ursprünglichen Wochenende ein

    Die Lüneburger Heide genoss nicht immer den allerbesten Ruf: „Der Boden … ist eine ungeheure Sandwüste, die von Natur aus ganz nackt ist oder Heidekraut oder dürre stechende Halme hervorbringt“, schreib ein Reisender 1804. Überbeanspruchung durch Ackerbau und Heidschnucken hatten die Wälder verdrängt und Platz geschaf-fen für das Heidekraut, das in diesen Tagen blüht und einem purpurnen Wellenmeer gleicht. Romantische Dichter und Maler entdeckten die reizvolle Einsamkeit – und heute pilgern jährlich vier Millionen Besucher in die Region mit ihren mehr als tausend steinzeit lichen Hügelgräbern, dem 1130 km2 großen Naturpark, dem Naturschutz-gebiet mit seltenen Tieren wie Birkhuhn und Schwarzstorch sowie dem Wildpark.

    TIPPS & TERMINE

    1 62. HEIDEBLÜTENFEST AMELINGHAUSEN Die Mitglieder des Männerchors wählten bei einem Sängerfest 1949 die erste Heidekönigin – so entstand das Hei-deblütenfest, das heute neun Tage lang gefeiert wird. „Der See brennt“ heißt der Auftakt mit Feuerwerk, es folgen kulturelle und musikalische Veranstaltungen, bis am Sonntag die neue Heidekönigin gewählt wird, begleitet vom großen Festumzug. » 13. – 21.8.2011, 21385 Amelinghausen, Tel. 04132 / 92 09 43,www.heidebluetenfest.com

    2 HEIDEBLÜTENFEST SCHNEVERDINGEN Mit einem Dämmerschoppen in der Rathauspassage beginnen die Festtage, zu denen 40 000 Gäste erwartet werden. Höhepunkte: das Festspiel „Das Wirtshaus im Spessart“ (Fr), die Krönung derHeidekönigin und der Lampionumzug (Sa) sowie der Große Festumzug (So).» 25. – 28.8.2011, Freilichtbühne, Höpental, 29640 Schneverdingen,www.heidebluetenfest.de

    3 WILSEDE UND DER WILSEDER BERG 169,2 Meter hoch über der Heide: Vom Wilseder Berg hat man einen wunderbaren Blick – zur Blütezeit ein Traum. Dane-ben liegt das beschauliche Museumsdorf Wilsede, das nur zu Fuß, mit dem Rad oder der Kutsche er-reichbar ist. Im Heimatmuseum „Dat ole Huus“ gibt’s Einblicke in das Leben der Heidebauern um 1900, in der „Milchhalle“ deftige Heidschnucken-Gerichte und selbstgebackenen Buchweizen- und Apfelkuchen.» Dat ole Huus, Wilsede 9 b, 29646 Bispingen, Tel. 05198 / 98 70 30, tägl. 10 – 16 Uhr, 3 Euro

    4 ISERHATSCHE Das Heidekastell ist ein Hingucker: Aus dem 23 Hektar großen Landschaftspark und der 1913 erbauten Jagdvilla hat Uwe Schulz-Ebschbach ein gewaltiges Gesamtkunstwerk geschaffen. Das Kuriosum fasziniert mit dem „Montagnetto“, einem ökologischen Multifunktionsbau mit Burgfassade, baro-ckem Eisenpark, Glasbläserei und der weltgrößten Bier & Phillumenie-Sammlung. » Nöllestr. 40, 29646 Bispingen, Tel. 05194 / 1206, 10 – 18 Uhr, Eintritt: 12 Euro,www.iserhatsche.de

    5 BARFUSSPARK EGESTORF In Norddeutschlands größtem Naturerlebnispark bleibt kein Fuß trocken: Schuhe und Strümpfe müssen draußen bleiben, man läuft durch Wasser und Schlamm, über Steine, Mulch, Lehm, Holz, Moor und sogar Glas. Baumtelefon, Riechkästen und Kriechtunnel runden die sinnliche Erlebnis ab.» Ahornweg 9, 21272 Egestorf, Tel. 04175 / 1423, tägl. 9 – 18 Uhr, Eintritt: 4 Euro, www.barfusspark-egestorf.de

    6 GREIFVOGELGEHEGE BISPINGEN Auge in Auge mit Adler & Co.: Mit Liebe und Humor stellt Frau Steinmann-Lange 40 Vögel bei der 90-minütigen Führung vor.» An der B209, Kilometerstein 29,1, 29646 Bispingen, Tel. 05194 / 7888, tägl. 15 Uhr (bis 30.9.), www.greifvogel-gehege.de

    7 HEIDE-ERLEBNISZENTRUM UNDELOH Warum kann man im Naturschutzge-biet Lüneburger Heide nicht alles sich selbst überlassen? Wie sieht ein Hügelgrab von innen aus? Antworten gibt’s im Erlebniszentrum, dem „Schlüssel zur Heide“. » Wilseder Str. 23, 21274 Undeloh, Tel. 04189 / 81 86 48, tägl. 10 – 17 Uhr,www.heide-erlebniszentrum.de

    8 WILDPARK LÜNEBURGER HEIDE Elche, Bären und auch ein Tiger-Paar: Auf dem hügeligen Gelände des Wildparks leben mehr als 1000 Tiere. In den großen Freigehegen lässt sich das Damwild aus der Hand füttern.» Am Wildpark, 21271 Nindorf-Hanstedt, Tel. 04184 / 893 90, 8 – 19 Uhr, Eintritt: 9 Euro, www.wild-park.de

    9 ARCHÄOLOGISCHES MUSEUM / OLDENDORFER TOTENSTATT „Wohnun-gen für die Ewigkeit – 5700 Jahre Oldendorfer Totenstatt“ heißt die Ausstellung, in der das Archäologische Museum über Grabfunde und die Großsteingräber infor-miert, die rund 1,5 Kilometer von der Ortsmitte entfernt liegen.» Amelinghausener Str. 16 b, 21385 Oldendorf / Luhe, Di – Sa 10 – 12 u. 14 – 17 Uhr, So u. feiertags 10 – 16 Uhr, Familienkarte 5 Euro, www.oldendorf-luhe.de/museum

    10 EUROPAMEISTERSCHAFT DER VIELSEITIGKEITSREITER In Luhmühlen werden Ross und Reiter gefordert: Die EM der Vielseitigkeitsreiter verlangt bei der Dressur, beim Springen und im Gelände Ausdauer und Geschicklichkeit.» Turniergelände Luhmühlen, Turnierplatz 1, 21376 Salzhausen, 25. – 28.8.2011, Karten: 6 – 35 Euro, Ticket-Tel. 04172 / 98 77 71, www.luhmuehlen.de

    Trommelfest: Beim Drachenbootfestival geht es Schlag auf Schlag

    FOTO: SD-SERVICES.DE

    Service» Anna Calvi beim Internationalen Sommerfestival Hamburg 2011,So, 14.8., 20 Uhr, Kampnagel (Bus 172/173), Jarrestr. 20 – 24, Karten: 20 – 23 Euro, über Tel. 27 09 49 49 oder www.kampnagel.de

    Die Drachen sind los!Am Ufer feiern über 30 000 Fans, während Hunderte Ruderer in ihren Langbooten das Wasser peitschen: Das „Internationale Drachenbootfestival Hamburg“ bringtan diesem Wochenende die Binnenalster und die Stimmung zum Überschäumen

    TEXT: FRIEDERIKE ULRICH

    Ab in die Heide

    Kampnagel gilt schon seit langem nicht mehr nur als Hort hehrer Avantgarde aus Perfor-mance und Tanz. Auch die Musik ist hier zu Hause. Natürlich nicht irgendein Geschrammel. Hierher kommen erlesene Stilkönner, Grenzgänger und Künstler, die sich in besonderer Weise, gerne mit Orchester, inszenieren. Klangliche Opulenz verbrei-tet auch die britische Songschreiberin Anna Calvi. Derzeit verzaubert sie Zuhörer weltweit mit ihrer waidwunden dunklen Stimme, einer schwülen Rock-gitarre und Liedern ihres schlicht „Anna Calvi“ beti-telten Debütalbums, die direkt aus einer schwefel-durchtränkten Blues-Hölle zu stammen scheinen.

    Am heiligen Sonntag bringt Anna Calvi sie beim Internationalen Sommerfestival auf Kampnagel zu Gehör. Ihr Auftritt als Einheizerin bei Grindermann, der Nebenband von Nick Cave, vor einigen Monaten im Docks war bereits vielversprechend. In nacht-blaues Licht getaucht, besang sie „The Devil“ und ließ dabei in ihren Akkordfolgen keinen Zweifel, dass sie dem Ungeheuerlichen direkt ins Auge geschaut hat. Oder sie säuselte gefühlte einhundert Mal mit lasziver Zunge „Oh my love“ und streichelte ihr Instrument dabei wie beim Flamenco. Gerne trägt sie Bolero-Jäckchen und legt dazu fl ammend roten Lippenstift auf. Kein Zweifel, Anna Calvi ist weniger auf der lichten Seite des Lebens zu Hause. Eher ist sie

    Dunkle Stimme und düstere Sounds: Anna Calvi gilt schon jetzt als die Amy Winehouse für Akademiker und NachtgewächseFOTO: PICTURE-ALLIANCE/ABACA

    Schnuckelig: Kastell Iserhatschein der Lüneburger HeideFOTOS: ISTOCKPHOTO, PR

    10 AUSFLÜGEKöniginnen, Gräber und Gelehrte

    MareikeFell

    Warte, bis es dunkel ist: Londons neue Pop-Diva Anna Calvi zelebriert auf Kampnagel die Schönheit des Morbiden

    TEXT: ANNETTE STIEKELE

    nesische etwa trägt stets silberne Perücken. Drachen-bootrennen hat wenig vom üblichen „höher, schnel-ler, weiter“ – ist aber dennoch „ein Mannschaftssport, der Teamgeist und Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt“, wie Biedler sagt. Besetzt wiege das 250 Kilo-gramm schwere Drachenboot schon mal zwei Ton-nen. „Das wird nur dann richtig schnell, wenn alle im selben Rhythmus paddeln“, erklärt Biedler, selber Wassersportler. Der auch Schlag genannte Takt wird von den beiden Ruderern in der ersten Reihe vorge-geben. Der Trommler nimmt ihn auf – sozusagen als Übersetzer für die anderen 18 Paddler.

    Oft sind es Firmen, die den Drachenboot-Sport als Teambuilding-Maßnahme aufgreifen. Und so sind beim Festival nicht nur Nationalmannschaften, Vereine und Privatpaddler am Start, sondern auch Unternehmen wie Hapag Lloyd, die HHLA oder die Reederei Cosco – selbst der Hamburger Senat prä-sentiert sich dieses Jahr mit zwei Mannschaften.

    Natürlich besteht das Drachenboot Festival nicht nur aus Wettkampf, es wird auch gefeiert. Tagsüber gibt es ein Rahmenprogramm, entlang des Neuen Jungfernstiegs sind Stände aufgebaut. Nach der Sie-gerehrung am Sonnabend steigt abends in der Zelt-stadt neben der Lombardsbrücke die große Afterrace-Party – bevor die Paddler bei den Finalrennen am Sonntag die Alster erneut zum Schäumen bringen.

    eine Drama-Queen, deren Texte über die Desaster des Lebens nach einer Aura von Zigarettenqualm und Finsternis und dosiertem Schmutz verlangen.

    Kritiker rühmen sie als größte Neurosenritterin seit PJ Harvey und loben ihren Mut zum Gitarren solo. Unter Rock-Göttinnen eine absolute Rarität. Calvi, Londonerin mit italienischen Wurzeln, erlernte zu-erst das Violinenspiel, mit 13 Jahren entdeckte sie die Gitarre, später studierte sie Musik. Django Reinhardt und Jimi Hendrix nennt sie als Einfl üsse. Gelegent-lich recycelt sie in ihren Konzerten auch Edith-Piaf- und Elvis-Hits. Ihr Album hat sie ausschließlich mit dem Drummer Daniel Maiden-Wood und der Multi-Instrumentalistin Mally Harpaz eingespielt. Produ-ziert hat Rob Ellis, der schon PJ Harveys Klangfolgen veredelte. „Ich mag Geheimnisse und Musik, die nicht alles preisgibt“, sagt Anna Calvi.

    Das gefi el auch ihrem ersten Gönner Brian Eno, der sie auf Youtube entdeckte, zum Lunch einlud und die Karriere anschob. Ihr Spiel changiert zwischen Ennio Morricones Westernmusik und dem Mini-malismus eines Ry Cooder. Wenn sie in „Love Won’t Be Leaving“ von Gesichtern singt, die sie verfolgen, wähnt man sich bei den morbiden Frauen der David-Lynch-Serie „Twin Peaks“, den sich im Wind biegen-den Douglastannen und den bedrohlichen Geistern. Wo zwischen Natur und Zwischenwelt eine fi ebrige Leidenschaft lodert. Das Inszenierte, Künstliche, bei Anna Calvi wirkt es echt. Und ganz schön cool.

    KULTUR ERLEBEN

    Engel aus der Blues-Hölle

    DER GRÜNE PUNKT Steinzeit-Werkstatt, mobiles Experimentierlabor, Naturerfahrungsspiele, Eiscreme und Bio-Bratwurst machen das Sommerfest am Duvenstedter Brook von NABU und NAJU zu einem Vergnügen für die ganze Familie: 14.8., 10�–�17 Uhr, Naturschutz-Infohaus, Duvenstedter Triftweg 140.

    STADTLEBEN

    Die 36-jährige Schauspielerin stellt fest, wie wenig sie braucht zum Glück: etwas Latte und die Lieben

    Service» Internationales Drachenboot-festival auf der Binnenalster, 13. August, 9 – 18 Uhr: Qualifi -kationsläufe und Vorläufe in allen Klassen, Langstrecke. Ab 19 Uhr Afterrace-Party; 14. August, 9 – 17 Uhr: Hoffnungs-, Zwischen- und Finalläufe;www.enter-dragon.de

    FOTO

    : THO

    MAS

    LEI

    DIG

    Sonnabend / Sonntag, 13. / 14. August 2011

    6.30 Uhr Ich stehe nicht auf – damit ist der Sonntag schon perfekt! Denn dieses Wochenende sind Oma und Opa zu Besuch! Ich drehe mich also wieder um …

    9.30 Uhr Ich wache end-gültig auf – nicht vom „Maaa-ma!“, sondern dem Kaff eeduft am Bett. Herrlich! Die Kinder sind mit den Großeltern beim Entenfüttern. Wir wissen kaum, was wir mit der Zeit machen sollen: Schwimmen? Wellness? Shoppen in Otten-sen, das wär’s! Ich liebe diesen Stadtteil mit all seinen Läd-chen und Cafés! Aber heute ist zum Glück Sonntag.

    11 Uhr Elmar und ich sitzen mit den Füßen im Sand und Zeitungen in der Hand bei der Strandperle – Ruhe. Ein Latte Macchiato, Bilder gucken in den bunten Blättchen – herr-lich! Für dicke Bücher fehlt mir meistens die Zeit – es sei denn, es sind Drehbücher.

    13 Uhr Auf der Suche nach einem Kuchen wollen wir „was Neues“ ausprobieren – und landen wie immer im „Sha“ in Ottensen. Was soll’s! Einfach lecker da …

    15 Uhr Freunde von uns sind im „Sha“ aufgetaucht! Nun können vor allem wir Mädels noch mal ausgiebig klönen. Eine andere Qualität von Gespräch, deren Kunst sich den Männern einfach nicht erschließt … Telefonat mit Oma: Sie schippert mit Opa und den Kindern auf der HVV-Fähre über die Elbe! Et-was, das ich vor den Kindern auch gerne mal gemacht habe.

    18.30 Uhr Abendbrot. Die Kinder erzählen aufgeregt von ihrem Tag, und an einem perfekten Sonntag ist das Ins-Bett-Bringen ein Kinderspiel. Im Dunkeln darf Carlotta noch drei Stichworte nennen, zu denen ich eine Geschichte erfi nde – ein großer Spaß!

    20.15 Uhr Wenn ich am nächsten Tag drehe, überfällt mich spätestens jetzt eine schöne Mischung aus Neugier und Aufregung und ich gehe noch einmal über den Text, überlege mir das eine oder andere und kriege so eine kribbelige Vorfreude. Aber heute ist Ruhe und Elmar und ich gucken noch – ja, ja – den „Tatort“! Ich stelle fest, dass ich zu einem perfekten Sonn-tag gar nicht viel brauche: Eine erholsame Nacht, hier und da einen Kaff ee und meine Lieben drum rum. Ein gutes Zeichen, fi nde ich.

    Mein perfekterSonntag

    KART

    E: G

    RAFI

    KANS

    TALT

    TEXT: KIRSTEN RICK

    Karten gibt es in allenHamburger Abendblatt-Ticketshops(zzgl. Bearbeitungsgebühr)Hamburger Abendblatt-Ticket-Hotline040/30 30 98 98(zzgl. Versandkosten)Mo.–Fr. 8–19 Uhr, Sa. 8–13 Uhr

    11. und 12. Mai 201220 UhrCCH, Saal 2Karten€ 44,13 bis € 75,88

    Diegroße

    › WOCHENENDEII

  • Sonnabend / Sonntag, 13. / 14. August 2011

    Ein offenes Buch

    beitet hat, kommt man ja doch etwas abgewrackt an. Mit 30 war das noch anders, da war ich immer kern-frisch. Das ist vorbei. Und bei einer Lesung muss ich das Gefühl haben: Ich bin jetzt komplett neu. Und die Leute zahlen Eintritt. Die müssen schon das Gefühl haben, man hat echt was für die getan, auch bevor man aufkreuzt. Das gehört sich so. Und auch nicht in dem Tempo zu lesen, in dem ich normalerweise rede.

    MAGAZIN: Man kommt sich ja beim Vorlesen …HELDT: … auch immer leicht doof vor. Aber das hat mir meine Sprech-Trainerin genommen. Sie liest auch viel selber aus meinen Büchern vor und dann denke ich: Ach, das ist ja eigentlich ein super Text.

    MAGAZIN: Vorlesen lernen ist also eine eigene Kunstform, die man weiter üben muss?HELDT: Klar, normalerweise schlucke ich auch mal Sil-ben runter oder sage: „Tach! – Schön’n gud’n Tach!“

    MAGAZIN: Das passt doch!HELDT: Ja, wenn Papa das im Buch sagt, aber nicht, wenn Dora Heldt die Leute begrüßt.

    MAGAZIN: Haben Sie beim Schreiben jemanden im Kopf ?HELDT: Ich muss über die Sachen selber lachen können. Beim nächsten Buch ist es noch ein bisschen extre-mer. Das geht ja übers 50-werden. Ich werde am 10. November 50 und finde das ja wirklich grauenhaft. Das Buch kommt im Oktober. Ich habe versucht, mir damit eine Beruhigung zu schreiben: Eigentlich ist es gar nicht so schlimm, eigentlich ist es total komisch …

    MAGAZIN: Warum finden Sie die 50 so schlimm?HELDT: Es ist über die Hälfte. Bei 30 habe ich gedacht, ich habe noch 100 Jahre Zeit. Jetzt ist es der erste Ge-burtstag, wo sich sowohl Körper als auch Kopf verän-dern. Ich habe im Moment ein Problem mit meinem linken Knie, denn auch das Knie ist 50 Jahre alt und kommt nicht mehr gut die Treppe hoch. Dann diese ganzen Geschichten mit den Wechseljahren, das ist ja nur theoretisch komisch. Man sitzt beim Kunden, be-kommt plötzlich einen mörderischen Schweißaus-bruch und denkt: Hoffentlich sieht das keiner! Dann sehe ich meine Oma vor mir, die mit einem Tuch we-delt oder mit Servietten fummelt. Und das macht man dann plötzlich selber. Mit Speisekarten fä- cheln – das fand ich früher immer entsetzlich!

    MAGAZIN: Sind Frauen über 50 anders?HELDT: Ich kann nur sagen, wie es mir geht: Ich bin in vielen Bereichen gelassener als vor zehn Jahren. Auf der anderen Seite bin ich ungeduldiger geworden. Ein ganz banales Beispiel, ich mag keine Gespräche mehr führen wie: „Du kümmerst dich gar nicht mehr um mich!“ Das hat Christel Rode schon in der Grundschulklasse zu mir gesagt.

    MAGAZIN: Gibt es noch mehr, was Sie heute nicht mehr ertragen wollen?HELDT: Gezicke um nichts. Machtspielchen. Manipula-tionen. Ich möchte, dass man sagt, was man will. Man kann ja oder nein sagen, und dann darüber reden.

    MAGAZIN: Sie sind Sylterin, die in Hamburg lebt. Ist ei-gentlich Hamburg für Sylt wichtiger oder umgekehrt?

    HELDT: Sylt ist für die Hamburger wichtiger. Sylt braucht nicht unbedingt Millionen Hamburger Besucher.

    MAGAZIN: Dass es in den Sommerferien knallvoll ist, kann man erwarten, wann sind Sie am liebsten dort?HELDT: Mai und September. Dann sind auch andere Leute da. Du hast ja im Sommer auch viele Leute, die dann gerne mal mit dem geleasten Porsche hochfah-ren und den Polohemdkragen hochklappen …

    MAGAZIN: Was machen die Sylter im Winter?HELDT: Sie atmen auf. Und man kann auf Sylt mitten auf der Straße spazieren oder Fahrrad fahren.

    MAGAZIN: Man ist im Einklang mit der Natur.HELDT: Im Winter ist es um fünf dunkel. Dann machst du irgendwas für dich. Hier in der Stadt ist im Winter bis zwölf überall Licht. Auf Sylt gehe ich im Winter um zehn ins Bett. Man hat einen natürlichen Rhyth-mus. Es geht nicht mehr um dich.

    MAGAZIN: Worum geht es dann?HELDT: Ich bin auf Sylt geboren – Hausgeburt. Meine Mutter, hochschwanger, hat damals gesagt: „Ich glau-be, es geht los.“ Meine Oma hat die Hebamme ange-rufen und gesagt: „Es geht los!“ Da sagt die Hebam-me: „Quatsch, wir haben doch erst um halb sieben Hochwasser.“ Selbst Kinder halten sich daran: Fünf nach halb sieben war ich da. Kinder kommen bei auf-laufendem Wasser, bei Hochwasser sind sie da. Wenn man sich da bei ablaufendem Wasser meldet, das ist Anstellerei, kann doch nicht sein. Das finde ich toll.

    MAGAZIN: Die Natur kümmert sich.HELDT: Genau. Und ich kann gucken, wie ich das so hin-kriege, muss aber die Entscheidung nicht treffen. Ebbe und Flut sind immer sechs Stunden.

    MAGAZIN: Auf dem Festland muss bei Ihnen sonst immer alles zack, zack gehen?HELDT: Ich bin eher ungeduldig. Ich fahre ja jeden Tag auf der Autobahn, und ich gehöre auch zu den Leu-ten, die laut pöbeln – bei geschlossenem Fenster.

    MAGAZIN: Nicht gerade hanseatisch. Wie würden Sie eine typische Hamburger Frauenfigur beschreiben?HELDT: Eine sympathische oder eine unsympathische?

    MAGAZIN: Sie können auch gerne zwei beschreiben.HELDT: Also, für mich gibt es da so eine Frauenfigur, ich lasse jetzt mal offen, ob sympathisch oder unsympa-thisch – 1,70 Meter groß, 53 Kilo, blonde Haare mit Strähnen, kurz über die Schulter, leicht gestuft. Wei-ße Hüftjeans, Größe 27, braune Stiefel, auch im Som-mer. Auf dem Weg vom Isemarkt in die Eppendorfer Altbauwohnung holt sie noch das Kind ab, von der schwedischen Sprachförderung. Und einen Hund hat sie: Golden Retriever.

    MAGAZIN: Und ihr Mann hat eine heimliche Geliebte?HELDT: Nee, das war sie ja, bevor sie seine zweite Gattin wurde. Er ist Steuerberater oder Anwalt oder Apo-theker, die verdienen auch ganz gut.

    MAGAZIN: Und Sie lassen jetzt mal offen, ob das eine sym-pathische oder unsympathische Figur ist?

    Beim Schreiben denke ich immer: Du bist so patent! Du hast ja für alles eine Lösung!

    Im echten Leben habe ich das nicht.

    Barfuß und aufgeschlossen: Dora Heldt alias Bärbel Schmidt, 49, in ihrer

    neuen Wohnung auf der Uhlenhorst

    Kirsten Rick trifft Dora Heldt

    Hausbesuch bei der Star-Autorin: ein Gespräch über Sylt, die typische Hanseatin und geleaste Porsche

    Kurz-Biografie» Dora Heldt alias Bärbel Schmidt, geboren am 10.11.1961 auf Sylt, wird demnächst 50 – genau wie die Haupt-figur in ihrem neuen Buch „Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt“, das im Oktober erscheint. Der gelernten Buch-händlerin und Verlagsvertreterin gelang 2006 mit der Trennungsgeschichte „Ausgeliebt“ der Sprung auf die Best-sellerlisten. Ihr Durchbruch wurde „Urlaub mit Papa“ (2008) mit über 600 000 verkauften Exemplaren, ein Familienroman mit herrlich trockenem Humor. Es folgten „Tante Inge haut ab“ und „Kein Wort zu Papa“, in denen man die Figuren wiedertrifft. Dora Heldt liest am 1.9. auf ihrer Heimat-insel Sylt im Kaamp-Hüs, Hauptstr. 12, 25999 Sylt, 20.30 Uhr, Vorverkauf: 15 Euro. Und am 23.9. in Hamburg beim Harbourfront Festival im Theater Kehrwieder, Kehrwieder 6, 20 Uhr, Eintritt: 15 Euro.

    HELDT: Ganz offen! Die Frau kann ja auch wahnsinnig nett sein.

    MAGAZIN: Sie hat ja auch noch kein Wort gesagt. HELDT: Gar nichts. Okay, sie trägt Stiefel im Sommer und fährt mit einem schwarzen Touareg unterm Hin-tern durch Hamburg.

    MAGAZIN: Ganz sicher hat sie ihre Gründe. HELDT: Ja! „Schatz, ich fühle mich einfach so unsicher in meinem Seat …“ Genau.

    MAGAZIN: Gibt es einen Gegenentwurf ? HELDT: Ja, das sind so ältere Damen, um die 65, mit on-duliertem Haar und Perlenkette. Die Männer waren Lotsen. Und sie haben ihre drei Kinder großgezogen, die sind alle was geworden: „Gott sei Dank! Bei dem Lütten habe ich nicht gedacht, dass das noch mal was wird!“ Hier in Uhlenhorst, Barmbek, Wandsbek woh-nen sie seit 60 Jahren, haben ihr Haus, die Kinder sind groß, sie gehen immer noch auf den selben Wo-chenmarkt und gehen „konditorn“.

    MAGAZIN: Ein schönes Wort!HELDT: Ja, ein tolles Wort! Das ist so ein bestimmter Typ, dieser Heidi-Kabel-Verschnitt. Davon gibt es ganz viele. Sie kannten diese Stadt schon, als noch keine Yuppies in St. Georg rumliefen, als es noch keine HafenCity gab, auch keine Elbphilharmonie. Schauspielhaus und Oper hätten gereicht. So. Nor-mal bleiben in einer Stadt, die so explodiert wie Hamburg im Moment. Die ihre Normalität vertei-digen, ihren alten Freundeskreis haben. Das ist so etwas Gerades. So etwas gibt es nur im Norden.

    MAGAZIN: Überraschen Sie sich beim Schreiben selber?HELDT: Ja, beim Schreiben denke ich immer: Du bist so patent! Du hast ja für alles eine Lösung! Im echten Leben nicht. Ich glaube, ich erkläre mir beim Schrei-ben manchmal selber die Welt.

    MAGAZIN: Loriot ist Ihr Vorbild …HELDT: … nein, das ist mein Gott! Ein Vorbild nimmt man sich, wenn man glaubt, man kommt da ran. Lo-riot ist für mich uneinholbar. Ich versuche nicht, wie Loriot zu schreiben. Das geht gar nicht. Aber ich schreibe so lange an einer Szene, bis ich selber da-rüber lachen kann.

    MAGAZIN: Sie treffen diesen Ton in Ihren Büchern selber sehr gut.HELDT: Loriot ist ja Preuße, und ich komme auch aus einem preußischen Haushalt. Loriot ist jemand, mit dem ich gerne mal essen gegangen wäre. Und ich glaube, ich hätte nichts sagen können. Umpf. Loriot ist da! Ich hätte kein Wort herausbekommen.

    MAGAZIN: Sie sind gerade auf die Uhlenhorst in eine schi-cke Neubauwohnung gezogen, schon eingelebt?DORA HELDT: Noch nicht so richtig. Ich habe ja keine Zeit!

    MAGAZIN: Als Verlagsvertreterin und Bestseller-Autorin sind Sie viel unterwegs.HELDT: Ja, und es läuft zu viel parallel. Ich hätte gerne pro Tag nur einen Job. Ich aber habe drei Jobs!

    MAGAZIN: Drei?HELDT: Einmal die Vertreterreise. Dazu schreibe ich noch eine Weihnachtsgeschichte. Und dann kann ich bei meiner Vertretertour noch eine Lesung haben. So komme ich als Verlagsfrau Bärbel Schmidt ins Hotel rein und als Schriftstellerin Dora Heldt wieder raus …

    MAGAZIN: Wie verwandelt sich Bärbel Schmidt in Dora Heldt?HELDT: Mit Make-up … Also, das geht so: Ich dusche, ich ziehe mir komplett was anderes an und ich schminke mich richtig. Und statt eines Laptops nehme ich eine kleine Handtasche mit – und die Bücher.

    MAGAZIN: Dora Heldt ist eine Art Maske?HELDT: Naja, abends, wenn man den ganzen Tag gear-

    FOTO: THOMAS LEIDIG

    L asst euch mal nicht so hän-gen“, muntert Dora Heldt ihre Balkonpflanzen auf. Barfuß führt sie durch ihr neues Heim auf der Uhlen-horst, die Innenausstattung

    haargenau wie in der Musterwohnung des Möbelhändlers vorgefunden, schnell und entschlossen ausgewählt. „Wollen Sie sich das nicht noch mal überlegen?“, fragte der Verkäufer. „Nö, wieso? Ich finde das alles schön.“ Aus dem Altbau in St. Georg musste sie ausziehen, weil das Haus saniert wurde. Als der Handwerker fachmännisch ur -teilte: „Das ist aber auch ’ne Bruchbude“, war sie leicht beleidigt. „Das war doch mein Zuhause.“ Doch nun genießt sie die neuen, hellen Räume. Im Winter sah das noch ganz anders aus: „Da standen nur ein ganz kleiner Bagger und zwei ältere Herren auf dem leeren Grundstück. Ich dachte, das wird nie was.“ Man ahnt es schon: Dora Heldt ist nicht der geduldige Typ, sondern direkt und geradeheraus. Dora Heldt heißt im echten Leben Bärbel Schmidt, das Pseudonym hat sie sich von ihrer Großmutter geliehen. Bärbel Schmidt arbeitet seit etwa 30 Jahren in der Buchbranche, zuerst als Händlerin, seit 1992 als Verlagsvertreterin. Das bedeutet, mehrere Monate des Jahres viel unterweg zu sein – und Zeiten, in denen man fast nur zu Hause ist. Mit Anfang 40 begann sie mit dem Schreiben, um ihren freien Tagen Struktur zu geben und nicht aus Verlegenheit Fenster zu putzen oder schon mittags vier Folgen „Bonanza“ im Fernsehen zu gucken. „Du wirst doch für diese Albernheit nicht den Job aufgeben!“, war der Kommentar ihres Vaters, Vorbild der Hauptfigur in ihrem größten Erfolg „Urlaub mit Papa“. Die Eltern leben auf Sylt, dort ist sie auch geboren. Die Insel ist ihre Heimat, ihr liebster Ort – wenn die Hamburger keine Ferien haben.

    › STADTGESPRÄCHIII

  • Stammbäume

    REDAKTION: JULIA MARTEN, SEBASTIAN MARTINEZ, KIRSTEN RICK, HARALD VIETH

    Sie sind die wahre High Society Hamburgs: die größten und ältesten, mächtigsten und prächtigsten der 243 000 Straßen- und 60 000 Parkpersönlichkeiten unserer Stadt. 20 BÄUME MIT CHARAKTER stellen sich vor – und laden zum Besuch im Grünen ein

    Maiboomsche Liebesbuche

    Art: Blutbuche (Fagus sylvatica f. purpurea)Alter: ca. 100 JahreUmfang: 3,50 mOrt: Eckgrundstück Eilenau 20 / Ecke Lessingstraße

    Auf einem gut einsehbaren Eckgrundstück in Hohenfelde macht ein stattlich gewachsener Baum mit seinem rötlichen Blätterwerk auf sich aufmerksam: die „Maiboomsche Liebesbuche“. Und nur Blutbuchen – auch Purpurbuchen ge-nannt – tragen rote Blätter. Das verdanken sie dem Fehlen eines Enzyms, das die eigentlich nur in der Epidermis junger Blätter vorkommenden Anthocyane (Pfl anzenfarbstoff e) abbaut. Die gemeine Rotbuche hat dagegen grüne Blätter.

    Diese rund 100 Jahre alte Blutbuche besticht nicht nur wegen ihrer Schönheit. Sie steht zudem im Mittelpunkt einer Legende: Während der napoleonischen Besatzung Hamburgs Anfang des 19. Jahrhunderts und insbesondere aufgrund der in dieser Zeit verhängten Kontinentalsperre drohte dem Hamburger Kauf-mannshaus Maiboom der Ruin. Zu dieser Zeit verliebte sich der Kaufmannssohn Clemens Maiboom unsterblich in Clothilde, die Tochter eines französischen Ge-sandten. So ist es nachzulesen in dem Historien-Roman „Die Tochter des fran-zösischen Gesandten“ von Thomas Einfeldt (Piper Verlag, 512 Seiten, 2004). In Erinnerung an jene besondere Liebesbeziehung soll diese Blutbuche gepfl anzt worden sein. Weitere Einzelheiten erfährt man auf einer am Zaun angebrachten Informationstafel. Dort können auch persönliche Liebeswünsche eingetragen werden. Ob die dann in Erfüllung gehen – das sei dahingestellt.

    Holländischer Freund

    Art: Haager Ulme (Ulmus pumila „Den Haag“)Alter: rund 55 JahreUmfang: knapp 4 MeterOrt: Altona, vor dem Haus Schomburgstr. 35

    Bei dieser holländischen Züchtung handelt es sich um einen Hybrid aus Feld-, Bergulme und Sibirischer Ulme. Ziel der niederländischen Gärtner war es vor 75 Jahren, eine Ulme zu züchten, die Ver-kehrsbelastung, hohe Grundwasserstän-de, das schwierige Stadtklima aushalten und dazu noch schön anzusehen sein soll-te. Die Häuser auf der Schomburgstraße wurden 1955 auf Trümmergrundstücken gebaut – was auch als das Geburtsjahr die-ses Baumes gelten kann. Dank seiner aus-nehmend schönen Krone und imposan-ten Gestalt wurde dieses Exemplar 2007 zur „Ulme des Jahres“ ernannt.

    Tibarger Doppeleiche

    Art: Stiel-Eiche (Quercus robur)Alter: 120 JahreOrt: Niendorf, Tibarg 52, an der Ecke vom Biergarten des Restaurants „Porto Marina“

    Zwei junge Eichenbäume wurden hier 1898 dicht nebeneinander gepfl anzt und an einer Stammstelle so eng zusammen-gebunden, dass sie im Lauf der Jahre zu-sammenwuchsen. Die Doppeleiche stellt ein Symbol für die Erhebung der Schles-wig-Holsteiner gegen die Dänen-Herr-schaft im Jahr 1848 dar. Ein Stamm ver-körpert Schleswig, der andere symboli-siert Holstein. Mit der Pfl anzung wurde die 50-jährige Wiederkehr der Erhebung gefeiert. „Up ewig ungedeelt“ steht auf dem Gedenkstein direkt vor der Eiche.

    Klopstock-Linde

    Art: Linde (Tilia)Alter: 270 – 300 JahreUmfang: 3 MeterOrt: Ottensen, Christianskirche, Klopstockplatz

    Rund um die bis 1738 erbaute und nach dem dänischen Landsherrn König Christian VI. benannte Christianskirche wurde 1759 ein Friedhof eingerichtet. Sein bekanntestes Grab gehört dem Dich-ter Friedrich Gottlieb Klopstock (1724�–� 1803), der zu Lebzeiten ganz Deutschland begeisterte. Er hatte bereits 1759 seine Grabstätte für 21 Mark erworben und wollte dort unter der Linde „wo wir länger nicht träumen“ für ewig ruhen. Die Klop-stock-Linde ist nicht nur unübersehbares Wahrzeichen dieses Friedhofs, sondern bereits auf dem 1871 für Ottensen geschaf-fenen Stadtwappen verewigt.

    Innige Liebe ungleicher Bäume

    Art: Birke (Betula) in Stiel-Eiche (Quercus robur)Alter: ca. 90 JahreOrt: Jenischpark, 100 m vom Ausgang Holztwiete

    In die breite Stammöff nung dieser Stiel-Eiche im Jenischpark muss vor rund 90 Jahren ein Birkensamen geweht sein, der dort einen idealen Nährboden fand und Wurzeln schlug. Ein Park-Gärtner hatte dieses „Naturwunder“ bereits 1926 notiert. Und das „Hamburger Tageblatt“ vermerkte mit einer Zeichnung in einem 1942 zusammengestellten Büchlein das „Baumkuriosum vom Jenischpark“. Heute ist die aus dem Eicheninneren dem Licht entgegenstrebende Birke eines der belieb-testen Fotomotive der Park-Besucher.

    Weißer Blütenzauber

    Art: Taschentuchbaum (Davidia involucrata)Alter: ca. 25 JahreOrt: Planten un Blomen, Alter Botanischer Garten, 50 m nach Eingang U-Stephansplatz

    Eigentlich ist das Hamburger Klima für diesen spektakulären Exoten aus der chinesischen Provinz Sichuan zu kalt und unwirtlich. Aber der Taschentuchbaum – auch Taubenbaum genannt –, der im Win-ter eher einen kläglichen Eindruck ver-mittelt, wird im Mai eines jeden Jahres wieder zum Star. Zur Blütezeit verdecken die wunderbaren weißen Blüten und sein Laub barmherzig den tristen Stamm. Der volkstümliche Name Taschentuchbaum geht auf die auff älligen weißen herunter-hängenden Blüten zurück, die das Bild eines über und über mit weißen Taschen-tüchern behängten Baumes vermitteln.

    Migges skurriles Vermächtnis

    Art: Wein(blatt)-Ahorn (Acer circinatum)Alter: ca. 80 JahreOrt: Reemtsma-Park, südlich vom Teich

    In Reemtsmas Auftrag wurde 1930 der berühmte Gartenarchitekt Leberecht Migge mit der Neugestaltung des bereits 1865 vom Senat angelegten Landschafts-gartens in Othmarschen beauftragt. Dem populären Architekten („Keine feine Bil-dung ohne Knigge, kein guter Garten oh-ne Migge“) ist wohl auch ein besonderes Baum-Exponat zu verdanken. Denn der Weinahorn fällt durch seine ungewöhn-liche Position auf: Zahlreiche armdicke Äste und Wurzelausläufer kriechen über den Boden. Besonders schön: die dekora-tive Herbstfärbung in Gelb, Orange, Rot.

    Älteste Ulme Hamburgs

    Art: Flatterulme (Ulmus laevis, auch: Flatterrüster)Alter: 450 JahreUmfang: ca. 6 MeterOrt: Hamburg-Moorwerder – Stillhorner Hauptdeich, Moorwerder Westerdeich

    Dieses mehrstämmige Riesenexemp-lar einer Flatterulme befi ndet sich im 100 Hektar großen Naturschutzgebiet Heu-ckenlock, einem der letzten Tide-Auen-wälder Europas und mit mehr als 700 verschiedenen Pfl anzenarten das arten-reichste Naturschutzgebiet der Metropol-region, das sich auf 300 bis 400 Meter Breite über eine Länge von rund drei Kilo-metern am Nordufer der Süderelbe er-streckt. Die rund 450 Jahre alten Flatter-ulme wächst am großen Priel, ungefähr auf der Höhe, wo der Moorwerder Wester-deich an den Süderdeich stößt. Der Baum ist nicht nur Hamburgs älteste Ulme, son-dern zählt auch zu den zehn Bäumen, die die meisten Jahresringe aufweisen.

    Tausendjährige Eibe

    Art: Eibe (Taxus) Alter: 850 – 1000 JahreUmfang: ca. 3 MeterOrt: HH-Neuland – Neuländer Elbdeich 198, Bushaltestelle „Alte Schule“ (Linie 149)

    Mit Superlativen soll man vorsichtig sein, aber dieser vitale Baumgreis wird von Experten auf 800 bis über 1000 Jahre geschätzt. Wahrscheinlich stammt diese Eibe aus der Zeit der ersten Elb-Eindei-chungen im 12. Jahrhundert. Der urige Veteran wurde 1936 zum „Naturdenkmal“ („ein König unter den Eibenfürsten“) er-klärt und 1970 saniert. Die noch intakten Stammteile wurden mit einer Innenkons-truktion stabilisiert, so dass von der Eibe nur noch der äußere Rindenteil steht. Da die nährstoff - und wasserleitenden Teile (Kambium, Bast, Rinde) unbeschädigt sind, kann der Baum lange weiterleben.

    Ältester Ginkgo im Norden

    Art: Ginkgo (Ginkgo biloba)Alter: ca. 200 JahreUmfang: 3,5 MeterOrt: Jenischpark, Arboretum im Nordteil, 100 m vom Eingang Hochrad an einer Weggabelung

    Karl Baedeker kürte 1962 den Baum als „größten und schönsten Ginkgo Deutsch-lands“. Und auch wenn Stürme ihm zu-gesetzt haben, diese Baumart ist mit 150 Millionen Jahren die älteste auf Erden be-kannte – und auch eine besonders robus-te. So ist er in Manhattan (New York) der meist gepfl anzte Baum. Der Autor Hans Leip („Lili Marleen“) schrieb 1938 „Der Ginkgobaum“, eine Liebesgeschichte zwi-schen einer deutschen Studentin und ei-nem japanischen Arzt, die genau unter diesem Baum im Jenischpark beginnt.

    Zum Fressen schön

    Art: Esskastanie (Castanea sativa)Alter: 180 – 200 JahreUmfang: 3 und 3,5 MeterOrt: Jenischpark, 40 m nordöstlich vom Jenischhaus gegenüber dem Barlach-Museum

    Auff ällig ist die Esskastanie vor allem durch die Teilung dicht über der Erde in zwei Einzelstämme, die jeweils über drei Meter dick sind. Ein Ast muss bereits mit einer Eisenstange (s. Foto) gestützt wer-den. Es ist zu vermuten, dass dieses – be-sonders im goldenen Herbst-Ornat – prächtige Exemplar seiner Gattung vom Unternehmer James Godfrey Booth An-fang des 19. Jahrhunderts oder etwas spä-ter anläßlich des Baus des Jenischhauses im Jahr 1833 gepfl anzt wurde. Und im Herbst kann man unter ihm wieder – lei-der meist leere – Maronen aufsammeln.

    Besuch aus Asien

    Art: Japanischer Schnurbaum (Sophora japonica)Alter: ca. 140 JahreUmfang: 5,5 MeterOrt: US-Generalkonsulat, Alsterufer 27 / 28

    Die Heimat des Baumes, der auch Ho-nigbaum oder Perlschnurbaum genannt wird, ist nicht Japan, sondern China und Korea. Als Straßenbäume sind nur wenige Exemplare in Hamburg registriert. Her-vorstechend sind seine hübsch gefi eder-ten Blätter und im August�/�September die weißen Schmetterlingsblüten in 15�–�25�cm langen Rispen. Dieser mächtige Schnur-baum wurde wohl 1882�/�83 gepfl anzt, als die Villen Alsterufer 27 und 28 nach den Plänen des bekannten Architekten Mar-tin Haller erbaut wurden, die seit dem Vereinigungs-Umbau im Jahr 1951 als „Weißes Haus an der Alster“ das General-konsulat der USA beherbergen.

    Kalifornischer Riese

    Art: Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum)Alter: 130 JahreUmfang: 5,5 MeterOrt: Großhansdorf, Wöhrendamm 13

    Inmitten einer ruhigen Wohnstraße in Großhansdorf überragt ein Baumgigant alle Gewächse. Ein ortsansässiger Kapitän hatte 1880 einen aus Nordamerika mitge-brachten Sämling eines Mammutbaums gepfl anzt, der heute nicht nur eine Attrak-tion für die Gemeinde ist, sondern auch ein „Naturdenkmal“, das besonderen Schutz erhält: Er darf weder gefällt noch beschädigt werden. Zwar steht er auf ei-nem Privatgrundstück, doch vor dem Ein-gang befi ndet sich eine Informationstafel über die Mammutbäume, die in ihrer kali-fornischen Heimat in 4000 Lebensjahren bis zu 100 Meter hoch wachsen können …

    Verwundete Pappel

    Art: Pappel (Populus)Alter: 180 – 220 JahreUmfang: 7,5 MeterOrt: Wandse-Brücke / Holzmühlenstraße

    Im Sommer sind die umherfl iegenden weißen Flocken – im Volksmund auch „Sommerschnee“ genannt – ein sicheres Indiz, dass hier in Wandsbek eine Pappel stehen muss. Ein mächtiger Ast fehlt die-ser „dicksten“ Pappel (7,5 Meter Stamm-umfang) der Stadt – der untere Teil off en-bart die frische Wunde des Baumes, der bereits Ende des 19. Jahrhunderts am Ein-gang der beliebten „Neuen Badeanstalt“ an der Wandse als „großer Baum“ von Chronisten vermerkt wurde. Als Bade-stelle war der Ort schon seit 1843 bekannt.

    Kletterbaum für Kinder & Kobolde

    Art: Sal-Weide (Salix caprea, auch bekannt als: Palm-Weide, Kätzchen-Weide)Alter: ca. 60 JahreAreal: bedeckt eine Fläche von 200 m2 Ort: HH-Marmstorf, Verlängerung der Straße Elfenwiese (links am Wegesrand)

    Dieser ungewöhnlich gewachsene Baum wäre bei einem Schönheitswettbe-werb zweifelsohne chancenlos. Aber durch seine zahlreichen Stämme und Äste, die sich kreuz und quer in alle Richtungen ausstrecken, fällt er allen Spaziergän-gern sofort ins Auge. Die Kinder nutzen diesen skurril anmutenden Äste-Dschungel, der immerhin etwa 200 Quadratmeter bedeckt, nur zu gern als Klet-terparadies. Einzelne Stämme liegen auf dem sumpfi gen Erdboden auf, haben dort gewurzelt und ihrerseits neue Baumpfl anzen entstehen lassen.

    In dem Buch „Hamburger Sehenswürdigkeiten: Bäume“ (Vieth-Verlag, 2010, 207 Seiten) kommt die Marmsdorfer Sal-Weide selber zu Wort:

    „Bin ich ein alter, krummer Baum? Vielleicht. Den Joggern und Radfahrern, die an mir vorbeihasten, scheine ich ziemlich gleichgültig zu sein. Aber die Mütter mit ihren Kindern bleiben bei mir stehen. Die Kinder sind meine Freunde, und ich bin ihr Freund. Auf sie übe ich eine starke Anziehungskraft aus. Und ich verrate ihnen nur hinter vorgehaltenen Blättern: Ich bin ein Märchenbaum! Nachts, wenn hier kein Mensch mehr vorbeigeht, dann kommen aus den Sträuchern und aus dem Röh-richt hinter mir die Nymphen und Kobolde hervor und setzen sich auf meine Äste und auf dem Feld gegenüber tanzen die Elfen. Deshalb heißen die Straßen in meiner Umgebung doch Nymphenweg, Koboldweg und Elfenwiese …“

    Die dickste Eiche

    Art: Stiel-Eiche (Quercus robur)Alter: rund 450 JahreUmfang: über 8 MeterOrt: Niendorf Markt, Garstedter Weg 9

    Am Rand des Parkplatzes der Evan -ge lischen Familien-Bildungsstätte Nien-dorf, die in der ehemaligen Lippertschen Villa residiert, ist der dickste Stamm der Stadt hinter dichten Efeu-Ranken den-noch bestens zu erkennen. Über acht Meter misst der Umfang dieser kraft-strotzenden Eiche, die auf dem Gebiet des ehemaligen Hofes Nr. 6 steht, der 1550 erstmals erwähnt wurde. Danach gab es 42 Besitzerwechsel. Letzter Privateigen-tümer war der Stifter Alwin Lippert (1846�–�1902), nach dem der gegenüber-liegende Weg benannt wurde.

    Nienstedtener Top-Model

    Art: Bergahorn (Acer pseudoplatanus)Alter: 200 – 220 JahreUmfang: 6,5 MeterOrt: Höhe Elbchaussee 499, Nienstedtener Hirschpark, am östlichen Ende der Lindenallee

    Wahrscheinlich hat der hanseatische Kaufmann Jean Cesar IV. Godeff roy, der 1786 die Besitzung des damals größten Landguts der Gegend erworben hatte, auf dem Areal des heutigen Hirschparks den Baum gepfl anzt. Ist Hamburgs über 200 Jahre alter Bergahorn auch der schönste Baum der Stadt? Die Frage kann ohne Erröten bejaht werden, wenn von sehr alten Bäumen die Rede ist. Hat man im Hirschpark den mächtigen Säulengang der engen und schönen Lindenallee pas-siert und betritt die Parkwiese, kann man ihn nicht mehr verfehlen. Auf dem öst-lichen Areal der Parkwiese thront der Bergahorn, der von einer niedrigen kreis-förmigen Eisenmarkierung eingegrenzt wird. Es ist sein gleichmäßiger Wuchs, die gewaltige Krone, die wie eine schön geformte Halbkugel erscheint. Von der Ferne betrachtet mag dieser Baum manche Betrachter auch an einen Pilz erin-nern. Tritt man näher heran, wird der Stamm zum Blickfang: wenige Meter über der Erde entfalten sich die einzelnen starken Äste wie ein gewaltiger Blumen-strauß. Besonders im Herbst verwöhnt der Baum die Besucher mit dem kräftigen Farbenspiel seiner Blätter. Dem Bergahorn gegenüber befi ndet sich das Dam-wildgehege, in dessen unmittelbarer Umgebung weitere bemerkenswerte Bäu-me, z.�B. alte Eichen, anzutreff en sind. Und für die standesgemäße Rast im Hirsch-park ist dank des heimeligen „Witthüs“ (www.witthues.com) auch gesorgt.

    Summende Augenweide

    Art: Trompetenbaum (Catalpa bignonioides)Alter: ca. 70 JahreUmfang: 2,5 MeterOrt: Schlump, gegenüber Grindelalle 188

    Die eindrucksvolle Krone dieses Trom-petenbaums misst im Durchmesser knapp 20 Meter. Insbesondere zur Blütezeit im Juni ist der Baum ein Blickfang – auch für die Passagiere des an ihm vorbeifahren-den Metrobusses 5. Jede einzelne glo-cken- oder trompetenförmige Blüte ist mit purpurfarbenen Flecken und zwei gelben Streifen gezeichnet. Bienen und Hummeln schätzen das. Im Herbst hän-gen am Baum bis zu 40 cm lange brech-bohnenähnliche, leicht giftige Früchte.

    Verkehrsresistente Kastanie

    Art: Rosskastanie (Aesculus hippocastanum)Alter: ca. 160 JahreUmfang: 4,5 MeterOrt: Lombardsbrücke / Ferdinandstor

    Auf der Verkehrsinsel der Lombards-brücke stadteinwärts und gegenüber der Galerie der Gegenwart steht eine mächti-ge Rosskastanie, deren Stamm sich nach 2,5 Metern in sieben Stämmlinge gabelt. Dieser 160-jährige Baumveteran mit ei-nem Kronendurchmesser von knapp 25 Metern hat eine Tapferkeitsmedaille für seine Standhaftigkeit verdient, wird er doch vielspurig von allen Seiten rund um die Uhr vom Verkehr umtost. Die stets im Oktober zu Tausenden fallenden Kastani-en dieses Baumes sind bei Fußgängern, Fahrrad- und Autofahrern gleichermaßen gefürchtet. Davor auf dem Bild zu sehen ist ein blühender Trompetenbaum.

    Apfelbaum als Plantage

    Art: Spindelbaum (als Pfropfunterlage)Alter: 25 JahreOrt: Norderstedt , Gorch-Fock-Weg 11

    Ein Norderstedter Reihenhausgarten ist Standort für zwei ganz außergewöhn-liche Apfelplantagen in Miniaturform. Günter Ansorge (Foto o.�r.) hat auf zwei niedrigen Bäumen (Roter Gravensteiner und Roter Finkenwerder Herbstprinz als „Spindelbäume“) mehr als 100 unter-schiedliche alte und neue Apfelsorten gezüchtet. Damit ist für ihn von Juli bis November die kontinuierliche Apfelernte diverser Geschmacksrichtungen gewähr-leistet. 1985 begann der ehemalige Lehrer die ersten Sorten auf zwei Spindelbäume zu pfropfen: „Da ich auf meinem Grund-stück nur Platz für wenige Obst-Bäume habe, kam ich auf die Idee, mehrere Sor-ten auf einem Baum zu züchten“, erklärt Ansorge sein geniales Konzept.

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    TERMINE BAUMFÜHRUNGENHarald Vieth, 73, (Foto rechts), Baumexperte und Buchautor („Hamburger Sehenswürdig-keiten: Bäume“, Vieth Verlag, 2011, s. Seite VIII: „Made in Hamburg“) organisiert bis Mitte Oktober drei spannende und lehrreiche Baumführungen, die jeweils ca. 1,5 Stunden dauern und kostenfrei sind.

    » Park am Weiher: 7. September, 18 Uhr, Treffpunkt: vor der Nabu-Geschäftsstelle in der Osterstr. 58» Alter Botanischer Garten: 5. Oktober, 17.30 Uhr, Treffpunkt: vorm Haupteingang Stephansplatz gegenüber der ehem. Post» Stadtpark: 12. Oktober, 18 Uhr, Treffpunkt: U-Bahn Saarlandstraße, unten

    » Planetarium: 28. Oktober, 19.30 Uhr, Harald Vieth hält einen Sondervortrag mit dem Titel „Interessante Hamburger Bäume“. Dabei werden Fotos und Geschichten zu zahlreichen Hamburger Bäumen vorgestellt.Weitere Infos: www.viethverlag.de

    AKTION „MEIN BAUM – MEINE STADT“ Mit der Aktion will Hamburg versuchen, die rund 2500 Lücken zu schließen, die zuletzt durch das Fällen kranker und brüchiger Bäume an den Straßen entstanden sind. 2011 Bäume fi nanziert die Stadt im Umwelt-hauptstadtjahr selbst, für jeden weiteren Baum können die Hamburger spenden. Jeder so viel, wie er möchte. 1000 Euro kostet ein Straßenbaum im Schnitt. Sind 500 Euro an Spenden für einen Baum an einem bestimm-ten Standort eingegangen, legt die Um-weltbehörde die fehlenden 500 Euro drauf

    und lässt den Baum im Herbst einpfl anzen. Unterstützt und begleitet wird die Aktion von der Loki Schmidt Stiftung, der Hamburger Volksbank und dem Abendblatt. Bis 9. August konnten bereits 284 Bäume neu gepfl anzt werden. Nach Beendigung der Aktion werden die Namen aller Spender veröffentlicht

    » Spendenbaum wählen: alle Pfl anzorte (und die Standort-Zahlen) stehen in den Listen aller Hamburger Volksbankfi lialen und auf: www.meinbaum-meinestadt.de» Spenden an: Loki Schmidt Stiftung: Mein Baum – Meine Stadt, Kontonummer: 201103, BLZ: 201 900 03 (Hamburger Volksbank), als Verwendungszweck bitte die Baumstandort-Zahl angeben.

    » Aktiv werden: Nabu-Baumschutzgruppe, Tel. 697 08 90, www.hamburg.nabu.de

    Baumschule

    › THEMA DER WOCHEIV VSonnabend / Sonntag, 13. / 14. August 2011

  • Stammbäume

    REDAKTION: JULIA MARTEN, SEBASTIAN MARTINEZ, KIRSTEN RICK, HARALD VIETH

    Sie sind die wahre High Society Hamburgs: die größten und ältesten, mächtigsten und prächtigsten der 243 000 Straßen- und 60 000 Parkpersönlichkeiten unserer Stadt. 20 BÄUME MIT CHARAKTER stellen sich vor – und laden zum Besuch im Grünen ein

    Maiboomsche Liebesbuche

    Art: Blutbuche (Fagus sylvatica f. purpurea)Alter: ca. 100 JahreUmfang: 3,50 mOrt: Eckgrundstück Eilenau 20 / Ecke Lessingstraße

    Auf einem gut einsehbaren Eckgrundstück in Hohenfelde macht ein stattlich gewachsener Baum mit seinem rötlichen Blätterwerk auf sich aufmerksam: die „Maiboomsche Liebesbuche“. Und nur Blutbuchen – auch Purpurbuchen ge-nannt – tragen rote Blätter. Das verdanken sie dem Fehlen eines Enzyms, das die eigentlich nur in der Epidermis junger Blätter vorkommenden Anthocyane (Pfl anzenfarbstoff e) abbaut. Die gemeine Rotbuche hat dagegen grüne Blätter.

    Diese rund 100 Jahre alte Blutbuche besticht nicht nur wegen ihrer Schönheit. Sie steht zudem im Mittelpunkt einer Legende: Während der napoleonischen Besatzung Hamburgs Anfang des 19. Jahrhunderts und insbesondere aufgrund der in dieser Zeit verhängten Kontinentalsperre drohte dem Hamburger Kauf-mannshaus Maiboom der Ruin. Zu dieser Zeit verliebte sich der Kaufmannssohn Clemens Maiboom unsterblich in Clothilde, die Tochter eines französischen Ge-sandten. So ist es nachzulesen in dem Historien-Roman „Die Tochter des fran-zösischen Gesandten“ von Thomas Einfeldt (Piper Verlag, 512 Seiten, 2004). In Erinnerung an jene besondere Liebesbeziehung soll diese Blutbuche gepfl anzt worden sein. Weitere Einzelheiten erfährt man auf einer am Zaun angebrachten Informationstafel. Dort können auch persönliche Liebeswünsche eingetragen werden. Ob die dann in Erfüllung gehen – das sei dahingestellt.

    Holländischer Freund

    Art: Haager Ulme (Ulmus pumila „Den Haag“)Alter: rund 55 JahreUmfang: knapp 4 MeterOrt: Altona, vor dem Haus Schomburgstr. 35

    Bei dieser holländischen Züchtung handelt es sich um einen Hybrid aus Feld-, Bergulme und Sibirischer Ulme. Ziel der niederländischen Gärtner war es vor 75 Jahren, eine Ulme zu züchten, die Ver-kehrsbelastung, hohe Grundwasserstän-de, das schwierige Stadtklima aushalten und dazu noch schön anzusehen sein soll-te. Die Häuser auf der Schomburgstraße wurden 1955 auf Trümmergrundstücken gebaut – was auch als das Geburtsjahr die-ses Baumes gelten kann. Dank seiner aus-nehmend schönen Krone und imposan-ten Gestalt wurde dieses Exemplar 2007 zur „Ulme des Jahres“ ernannt.

    Tibarger Doppeleiche

    Art: Stiel-Eiche (Quercus robur)Alter: 120 JahreOrt: Niendorf, Tibarg 52, an der Ecke vom Biergarten des Restaurants „Porto Marina“

    Zwei junge Eichenbäume wurden hier 1898 dicht nebeneinander gepfl anzt und an einer Stammstelle so eng zusammen-gebunden, dass sie im Lauf der Jahre zu-sammenwuchsen. Die Doppeleiche stellt ein Symbol für die Erhebung der Schles-wig-Holsteiner gegen die Dänen-Herr-schaft im Jahr 1848 dar. Ein Stamm ver-körpert Schleswig, der andere symboli-siert Holstein. Mit der Pfl anzung wurde die 50-jährige Wiederkehr der Erhebung gefeiert. „Up ewig ungedeelt“ steht auf dem Gedenkstein direkt vor der Eiche.

    Klopstock-Linde

    Art: Linde (Tilia)Alter: 270 – 300 JahreUmfang: 3 MeterOrt: Ottensen, Christianskirche, Klopstockplatz

    Rund um die bis 1738 erbaute und nach dem dänischen Landsherrn König Christian VI. benannte Christianskirche wurde 1759 ein Friedhof eingerichtet. Sein bekanntestes Grab gehört dem Dich-ter Friedrich Gottlieb Klopstock (1724�–� 1803), der zu Lebzeiten ganz Deutschland begeisterte. Er hatte bereits 1759 seine Grabstätte für 21 Mark erworben und wollte dort unter der Linde „wo wir länger nicht träumen“ für ewig ruhen. Die Klop-stock-Linde ist nicht nur unübersehbares Wahrzeichen dieses Friedhofs, sondern bereits auf dem 1871 für Ottensen geschaf-fenen Stadtwappen verewigt.

    Innige Liebe ungleicher Bäume

    Art: Birke (Betula) in Stiel-Eiche (Quercus robur)Alter: ca. 90 JahreOrt: Jenischpark, 100 m vom Ausgang Holztwiete

    In die breite Stammöff nung dieser Stiel-Eiche im Jenischpark muss vor rund 90 Jahren ein Birkensamen geweht sein, der dort einen idealen Nährboden fand und Wurzeln schlug. Ein Park-Gärtner hatte dieses „Naturwunder“ bereits 1926 notiert. Und das „Hamburger Tageblatt“ vermerkte mit einer Zeichnung in einem 1942 zusammengestellten Büchlein das „Baumkuriosum vom Jenischpark“. Heute ist die aus dem Eicheninneren dem Licht entgegenstrebende Birke eines der belieb-testen Fotomotive der Park-Besucher.

    Weißer Blütenzauber

    Art: Taschentuchbaum (Davidia involucrata)Alter: ca. 25 JahreOrt: Planten un Blomen, Alter Botanischer Garten, 50 m nach Eingang U-Stephansplatz

    Eigentlich ist das Hamburger Klima für diesen spektakulären Exoten aus der chinesischen Provinz Sichuan zu kalt und unwirtlich. Aber der Taschentuchbaum – auch Taubenbaum genannt –, der im Win-ter eher einen kläglichen Eindruck ver-mittelt, wird im Mai eines jeden Jahres wieder zum Star. Zur Blütezeit verdecken die wunderbaren weißen Blüten und sein Laub barmherzig den tristen Stamm. Der volkstümliche Name Taschentuchbaum geht auf die auff älligen weißen herunter-hängenden Blüten zurück, die das Bild eines über und über mit weißen Taschen-tüchern behängten Baumes vermitteln.

    Migges skurriles Vermächtnis

    Art: Wein(blatt)-Ahorn (Acer circinatum)Alter: ca. 80 JahreOrt: Reemtsma-Park, südlich vom Teich

    In Reemtsmas Auftrag wurde 1930 der berühmte Gartenarchitekt Leberecht Migge mit der Neugestaltung des bereits 1865 vom Senat angelegten Landschafts-gartens in Othmarschen beauftragt. Dem populären Architekten („Keine feine Bil-dung ohne Knigge, kein guter Garten oh-ne Migge“) ist wohl auch ein besonderes Baum-Exponat zu verdanken. Denn der Weinahorn fällt durch seine ungewöhn-liche Position auf: Zahlreiche armdicke Äste und Wurzelausläufer kriechen über den Boden. Besonders schön: die dekora-tive Herbstfärbung in Gelb, Orange, Rot.

    Älteste Ulme Hamburgs

    Art: Flatterulme (Ulmus laevis, auch: Flatterrüster)Alter: 450 JahreUmfang: ca. 6 MeterOrt: Hamburg-Moorwerder – Stillhorner Hauptdeich, Moorwerder Westerdeich

    Dieses mehrstämmige Riesenexemp-lar einer Flatterulme befi ndet sich im 100 Hektar großen Naturschutzgebiet Heu-ckenlock, einem der letzten Tide-Auen-wälder Europas und mit mehr als 700 verschiedenen Pfl anzenarten das arten-reichste Naturschutzgebiet der Metropol-region, das sich auf 300 bis 400 Meter Breite über eine Länge von rund drei Kilo-metern am Nordufer der Süderelbe er-streckt. Die rund 450 Jahre alten Flatter-ulme wächst am großen Priel, ungefähr auf der Höhe, wo der Moorwerder Wester-deich an den Süderdeich stößt. Der Baum ist nicht nur Hamburgs älteste Ulme, son-dern zählt auch zu den zehn Bäumen, die die meisten Jahresringe aufweisen.

    Tausendjährige Eibe

    Art: Eibe (Taxus) Alter: 850 – 1000 JahreUmfang: ca. 3 MeterOrt: HH-Neuland – Neuländer Elbdeich 198, Bushaltestelle „Alte Schule“ (Linie 149)

    Mit Superlativen soll man vorsichtig sein, aber dieser vitale Baumgreis wird von Experten auf 800 bis über 1000 Jahre geschätzt. Wahrscheinlich stammt diese Eibe aus der Zeit der ersten Elb-Eindei-chungen im 12. Jahrhundert. Der urige Veteran wurde 1936 zum „Naturdenkmal“ („ein König unter den Eibenfürsten“) er-klärt und 1970 saniert. Die noch intakten Stammteile wurden mit einer Innenkons-truktion stabilisiert, so dass von der Eibe nur noch der äußere Rindenteil steht. Da die nährstoff - und wasserleitenden Teile (Kambium, Bast, Rinde) unbeschädigt sind, kann der Baum lange weiterleben.

    Ältester Ginkgo im Norden

    Art: Ginkgo (Ginkgo biloba)Alter: ca. 200 JahreUmfang: 3,5 MeterOrt: Jenischpark, Arboretum im Nordteil, 100 m vom Eingang Hochrad an einer Weggabelung

    Karl Baedeker kürte 1962 den Baum als „größten und schönsten Ginkgo Deutsch-lands“. Und auch wenn Stürme ihm zu-gesetzt haben, diese Baumart ist mit 150 Millionen Jahren die älteste auf Erden be-kannte – und auch eine besonders robus-te. So ist er in Manhattan (New York) der meist gepfl anzte Baum. Der Autor Hans Leip („Lili Marleen“) schrieb 1938 „Der Ginkgobaum“, eine Liebesgeschichte zwi-schen einer deutschen Studentin und ei-nem japanischen Arzt, die genau unter diesem Baum im Jenischpark beginnt.

    Zum Fressen schön

    Art: Esskastanie (Castanea sativa)Alter: 180 – 200 JahreUmfang: 3 und 3,5 MeterOrt: Jenischpark, 40 m nordöstlich vom Jenischhaus gegenüber dem Barlach-Museum

    Auff ällig ist die Esskastanie vor allem durch die Teilung dicht über der Erde in zwei Einzelstämme, die jeweils über drei Meter dick sind. Ein Ast muss bereits mit einer Eisenstange (s. Foto) gestützt wer-den. Es ist zu vermuten, dass dieses – be-sonders im goldenen Herbst-Ornat – prächtige Exemplar seiner Gattung vom Unternehmer James Godfrey Booth An-fang des 19. Jahrhunderts oder etwas spä-ter anläßlich des Baus des Jenischhauses im Jahr 1833 gepfl anzt wurde. Und im Herbst kann man unter ihm wieder – lei-der meist leere – Maronen aufsammeln.

    Besuch aus Asien

    Art: Japanischer Schnurbaum (Sophora japonica)Alter: ca. 140 JahreUmfang: 5,5 MeterOrt: US-Generalkonsulat, Alsterufer 27 / 28

    Die Heimat des Baumes, der auch Ho-nigbaum oder Perlschnurbaum genannt wird, ist nicht Japan, sondern China und Korea. Als Straßenbäume sind nur wenige Exemplare in Hamburg registriert. Her-vorstechend sind seine hübsch gefi eder-ten Blätter und im August�/�September die weißen Schmetterlingsblüten in 15�–�25�cm langen Rispen. Dieser mächtige Schnur-baum wurde wohl 1882�/�83 gepfl anzt, als die Villen Alsterufer 27 und 28 nach den Plänen des bekannten Architekten Mar-tin Haller erbaut wurden, die seit dem Vereinigungs-Umbau im Jahr 1951 als „Weißes Haus an der Alster“ das General-konsulat der USA beherbergen.

    Kalifornischer Riese

    Art: Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum)Alter: 130 JahreUmfang: 5,5 MeterOrt: Großhansdorf, Wöhrendamm 13

    Inmitten einer ruhigen Wohnstraße in Großhansdorf überragt ein Baumgigant alle Gewächse. Ein ortsansässiger Kapitän hatte 1880 einen aus Nordamerika mitge-brachten Sämling eines Mammutbaums gepfl anzt, der heute nicht nur eine Attrak-tion für die Gemeinde ist, sondern auch ein „Naturdenkmal“, das besonderen Schutz erhält: Er darf weder gefällt noch beschädigt werden. Zwar steht er auf ei-nem Privatgrundstück, doch vor dem Ein-gang befi ndet sich eine Informationstafel über die Mammutbäume, die in ihrer kali-fornischen Heimat in 4000 Lebensjahren bis zu 100 Meter hoch wachsen können …

    Verwundete Pappel

    Art: Pappel (Populus)Alter: 180 – 220 JahreUmfang: 7,5 MeterOrt: Wandse-Brücke / Holzmühlenstraße

    Im Sommer sind die umherfl iegenden weißen Flocken – im Volksmund auch „Sommerschnee“ genannt – ein sicheres Indiz, dass hier in Wandsbek eine Pappel stehen muss. Ein mächtiger Ast fehlt die-ser „dicksten“ Pappel (7,5 Meter Stamm-umfang) der Stadt – der untere Teil off en-bart die frische Wunde des Baumes, der bereits Ende des 19. Jahrhunderts am Ein-gang der beliebten „Neuen Badeanstalt“ an der Wandse als „großer Baum“ von Chronisten vermerkt wurde. Als Bade-stelle war der Ort schon seit 1843 bekannt.

    Kletterbaum für Kinder & Kobolde

    Art: Sal-Weide (Salix caprea, auch bekannt als: Palm-Weide, Kätzchen-Weide)Alter: ca. 60 JahreAreal: bedeckt eine Fläche von 200 m2 Ort: HH-Marmstorf, Verlängerung der Straße Elfenwiese (links am Wegesrand)

    Dieser ungewöhnlich gewachsene Baum wäre bei einem Schönheitswettbe-werb zweifelsohne chancenlos. Aber durch seine zahlreichen Stämme und Äste, die sich kreuz und quer in alle Richtungen ausstrecken, fällt er allen Spaziergän-gern sofort ins Auge. Die Kinder nutzen diesen skurril anmutenden Äste-Dschungel, der immerhin etwa 200 Quadratmeter bedeckt, nur zu gern als Klet-terparadies. Einzelne Stämme liegen auf dem sumpfi gen Erdboden auf, haben dort gewurzelt und ihrerseits neue Baumpfl anzen entstehen lassen.

    In dem Buch „Hamburger Sehenswürdigkeiten: Bäume“ (Vieth-Verlag, 2010, 207 Seiten) kommt die Marmsdorfer Sal-Weide selber zu Wort:

    „Bin ich ein alter, krummer Baum? Vielleicht. Den Joggern und Radfahrern, die an mir vorbeihasten, scheine ich ziemlich gleichgültig zu sein. Aber die Mütter mit ihren Kindern bleiben bei mir stehen. Die Kinder sind meine Freunde, und ich bin ihr Freund. Auf sie übe ich eine starke Anziehungskraft aus. Und ich verrate ihnen nur hinter vorgehaltenen Blättern: Ich bin ein Märchenbaum! Nachts, wenn hier kein Mensch mehr vorbeigeht, dann kommen aus den Sträuchern und aus dem Röh-richt hinter mir die Nymphen und Kobolde hervor und setzen sich auf meine Äste und auf dem Feld gegenüber tanzen die Elfen. Deshalb heißen die Straßen in meiner Umgebung doch Nymphenweg, Koboldweg und Elfenwiese …“

    Die dickste Eiche

    Art: Stiel-Eiche (Quercus robur)Alter: rund 450 JahreUmfang: über 8 MeterOrt: Niendorf Markt, Garstedter Weg 9

    Am Rand des Parkplatzes der Evan -ge lischen Familien-Bildungsstätte Nien-dorf, die in der ehemaligen Lippertschen Villa residiert, ist der dickste Stamm der Stadt hinter dichten Efeu-Ranken den-noch bestens zu erkennen. Über acht Meter misst der Umfang dieser kraft-strotzenden Eiche, die auf dem Gebiet des ehemaligen Hofes Nr. 6 steht, der 1550 erstmals erwähnt wurde. Danach gab es 42 Besitzerwechsel. Letzter Privateigen-tümer war der Stifter Alwin Lippert (1846�–�1902), nach dem der gegenüber-liegende Weg benannt wurde.

    Nienstedtener Top-Model

    Art: Bergahorn (Acer pseudoplatanus)Alter: 200 – 220 JahreUmfang: 6,5 MeterOrt: Höhe Elbchaussee 499, Nienstedtener Hirschpark, am östlichen Ende der Lindenallee

    Wahrscheinlich hat der hanseatische Kaufmann Jean Cesar IV. Godeff roy, der 1786 die Besitzung des damals größten Landguts der Gegend erworben hatte, auf dem Areal des heutigen Hirschparks den Baum gepfl anzt. Ist Hamburgs über 200 Jahre alter Bergahorn auch der schönste Baum der Stadt? Die Frage kann ohne Erröten bejaht werden, wenn von sehr alten Bäumen die Rede ist. Hat man im Hirschpark den mächtigen Säulengang der engen und schönen Lindenallee pas-siert und betritt die Parkwiese, kann man ihn nicht mehr verfehlen. Auf dem öst-lichen Areal der Parkwiese thront der Bergahorn, der von einer niedrigen kreis-förmigen Eisenmarkierung eingegrenzt wird. Es ist sein gleichmäßiger Wuchs, die gewaltige Krone, die wie eine schön geformte Halbkugel erscheint. Von der Ferne betrachtet mag dieser Baum manche Betrachter auch an einen Pilz erin-nern. Tritt man näher heran, wird der Stamm zum Blickfang: wenige Meter über der Erde entfalten sich die einzelnen starken Äste wie ein gewaltiger Blumen-strauß. Besonders im Herbst verwöhnt der Baum die Besucher mit dem kräftigen Farbenspiel seiner Blätter. Dem Bergahorn gegenüber befi ndet sich das Dam-wildgehege, in dessen unmittelbarer Umgebung weitere bemerkenswerte Bäu-me, z.�B. alte Eichen, anzutreff en sind. Und für die standesgemäße Rast im Hirsch-park ist dank des heimeligen „Witthüs“ (www.witthues.com) auch gesorgt.

    Summende Augenweide

    Art: Trompetenbaum (Catalpa bignonioides)Alter: ca. 70 JahreUmfang: 2,5 MeterOrt: Schlump, gegenüber Grindelalle 188

    Die eindrucksvolle Krone dieses Trom-petenbaums misst im Durchmesser knapp 20 Meter. Insbesondere zur Blütezeit im Juni ist der Baum ein Blickfang – auch für die Passagiere des an ihm vorbeifahren-den Metrobusses 5. Jede einzelne glo-cken- oder trompetenförmige Blüte ist mit purpurfarbenen Flecken und zwei gelben Streifen gezeichnet. Bienen und Hummeln schätzen das. Im Herbst hän-gen am Baum bis zu 40 cm lange brech-bohnenähnliche, leicht giftige Früchte.

    Verkehrsresistente Kastanie

    Art: Rosskastanie (Aesculus hippocastanum)Alter: ca. 160 JahreUmfang: 4,5 MeterOrt: Lombardsbrücke / Ferdinandstor

    Auf der Verkehrsinsel der Lombards-brücke stadteinwärts und gegenüber der Galerie der Gegenwart steht eine mächti-ge Rosskastanie, deren Stamm sich nach 2,5 Metern in sieben Stämmlinge gabelt. Dieser 160-jährige Baumveteran mit ei-nem Kronendurchmesser von knapp 25 Metern hat eine Tapferkeitsmedaille für seine Standhaftigkeit verdient, wird er doch vielspurig von allen Seiten rund um die Uhr vom Verkehr umtost. Die stets im Oktober zu Tausenden fallenden Kastani-en dieses Baumes sind bei Fußgängern, Fahrrad- und Autofahrern gleichermaßen gefürchtet. Davor auf dem Bild zu sehen ist ein blühender Trompetenbaum.

    Apfelbaum als Plantage

    Art: Spindelbaum (als Pfropfunterlage)Alter: 25 JahreOrt: Norderstedt , Gorch-Fock-Weg 11

    Ein Norderstedter Reihenhausgarten ist Standort für zwei ganz außergewöhn-liche Apfelplantagen in Miniaturform. Günter Ansorge (Foto o.�r.) hat auf zwei niedrigen Bäumen (Roter Gravensteiner und Roter Finkenwerder Herbstprinz als „Spindelbäume“) mehr als 100 unter-schiedliche alte und neue Apfelsorten gezüchtet. Damit ist für ihn von Juli bis November die kontinuierliche Apfelernte diverser Geschmacksrichtungen gewähr-leistet. 1985 begann der ehemalige Lehrer die ersten Sorten auf zwei Spindelbäume zu pfropfen: „Da ich auf meinem Grund-stück nur Platz für wenige Obst-Bäume habe, kam ich auf die Idee, mehrere Sor-ten auf einem Baum zu züchten“, erklärt Ansorge sein geniales Konzept.

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    TERMINE BAUMFÜHRUNGENHarald Vieth, 73, (Foto rechts), Baumexperte und Buchautor („Hamburger Sehenswürdig-keiten: Bäume“, Vieth Verlag, 2011, s. Seite VIII: „Made in Hamburg“) organisiert bis Mitte Oktober drei spannende und lehrreiche Baumführungen, die jeweils ca. 1,5 Stunden dauern und kostenfrei sind.

    » Park am Weiher: 7. September, 18 Uhr, Treffpunkt: vor der Nabu-Geschäftsstelle in der Osterstr. 58» Alter Botanischer Garten: 5. Oktober, 17.30 Uhr, Treffpunkt: vorm Haupteingang Stephansplatz gegenüber der ehem. Post» Stadtpark: 12. Oktober, 18 Uhr, Treffpunkt: U-Bahn Saarlandstraße, unten

    » Planetarium: 28. Oktober, 19.30 Uhr, Harald Vieth hält einen Sondervortrag mit dem Titel „Interessante Hamburger Bäume“. Dabei werden Fotos und Geschichten zu zahlreichen Hamburger Bäumen vorgestellt.Weitere Infos: www.viethverlag.de

    AKTION „MEIN BAUM – MEINE STADT“ Mit der Aktion will Hamburg versuchen, die rund 2500 Lücken zu schließen, die zuletzt durch das Fällen kranker und brüchiger Bäume an den Straßen entstanden sind. 2011 Bäume fi nanziert die Stadt im Umwelt-hauptstadtjahr selbst, für jeden weiteren Baum können die Hamburger spenden. Jeder so viel, wie er möchte. 1000 Euro kostet ein Straßenbaum im Schnitt. Sind 500 Euro an Spenden für einen Baum an einem bestimm-ten Standort eingegangen, legt die Um-weltbehörde die fehlenden 500 Euro drauf

    und lässt den Baum im Herbst einpfl anzen. Unterstützt und begleitet wird die Aktion von der Loki Schmidt Stiftung, der Hamburger Volksbank und dem Abendblatt. Bis 9. August konnten bereits 284 Bäume neu gepfl anzt werden. Nach Beendigung der Aktion werden die Namen aller Spender veröffentlicht

    » Spendenbaum wählen: alle Pfl anzorte (und die Standort-Zahlen) stehen in den Listen aller Hamburger Volksbankfi lialen und auf: www.meinbaum-meinestadt.de» Spenden an: Loki Schmidt Stiftung: Mein Baum – Meine Stadt, Kontonummer: 201103, BLZ: 201 900 03 (Hamburger Volksbank), als Verwendungszweck bitte die Baumstandort-Zahl angeben.

    » Aktiv werden: Nabu-Baumschutzgruppe, Tel. 697 08 90, www.hamburg.nabu.de

    Baumschule

    › THEMA DER WOCHEIV VSonnabend / Sonntag, 13. / 14. August 2011

  • 7 2 35 2 74 5 2 9 6

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    2 38 5 9 1 7

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    TEXT: GENEVIÈVE WOOD • FOTOS: THOMAS LEIDIG

    Das Beste aus zwei Welten: Im Zipang sorgen Sake und Fusion-Küche für Völker-verständigung

    Kurz-BiografieKüchenchef Toshiharu

    Minami, 40, stammt aus dem japanischen Kobe

    und steht bereits seit mehr als 22 Jahren am Herd und

    Sushi-Tresen. In seiner Heimat sammelte er einige

    Jahre lang Praxis und beschloss dann, seinen Horizont zu erweitern.

    Minami ging nach Deutsch-land, wo er in bekannten

    Lokalen wie der japanischen Restaurantkette „Daitokai“ zu seinem Stil fand. Dabei kombiniert er traditionelle

    japanische Küche mit modernen Einflüssen aus ganz Europa – und kreiert dabei neue Gerichte, die

    zugleich überraschend sind und innovativ.

    Genuss ohne Grenzen

    Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn man beim Essen in der „Taverne Akropolis“ neben sich auch einige Griechen entdeckt, wenn im französischen Spezialitätenrestaurant auch Franzo-sen einkehren. Wenn also diejenigen, die aufgrund ihrer Herkunft Kenner sein sollten, es sich bei ihren Landsleuten munden lassen. Japaner sind im „Zi-pang“ im Generalsviertel stets anzutreffen. Mittags bei gedämpftem Schweinefleisch mit pikanter Sauce oder gebratenen Garnelen, jeweils für acht Euro und einschließlich Miso-Suppe, kleiner Vorspeise sowie Dessert. Und auch am heutigen Abend sitzen hier am Eppendorfer Weg, neben dem laut diskutierenden Paar rechts, viele japanische Gäste.

    Schön, dass dieser Asiate ohne kitschiges Porzel-lan und Papierschirme auskommt: „Nouvelle Cuisine Japonaise“ steht groß über dem Eingang, und dem trägt auch das Ambiente Rechnung – dezentes Licht, dunkle Holztische, gold-silbern schimmernde Wän-de, an denen kunstvolle Schwarz-Weiß-Fotos hängen. Die Tische stehen eng, aber nicht zu eng, was den Blick auf die Teller der Nachbarn erleichtert – und die Auswahl aus der Speisekarte, die naturgemäß mit reichlich Fisch und Sushis bestückt ist.

    Da Küchenchef Toshiharu Minami seine Kunst als „Fusion Style“ beschreibt, einen Mix aus japanischen, regional-deutschen und europäischen Zutaten, ent-scheiden wir uns gegen Reisröllchen. Experimentier-freudig fällt die Wahl auf das Menü Wagyu – mit 63,80 Euro das teuerste der Karte. Als Appetitanreger wer-den uns marinierte Krebse in Seetang gereicht, wobei Letzterer deutlich dominiert. Das Kingfish Carpaccio liegt angenehm weich am Gaumen. Es folgt ein schau-miger Misocreme-Cappuccino mit Garnelenspieß, bei dem Sahne für die Cremigkeit sorgt. Es schmeckt

    süßlich – ungewohnt, aber überraschend gut und be-lebend. Das anschließende Sushi mit geröstetem Aal ist vorzüglich. Die gebratenen Jacobsmuscheln wä-ren geschmacklich ein Hauch von Nichts, wären sie nicht, in eine Aubergine gewickelt, mit einer delikat-rauchigen Akamiso-Sauce aromatisiert.

    Höhepunkt des Abends ist jedoch der kurz geräu-cherte Lachs „Label Rouge“. Die liebenswürdige Be-dienung serviert das gute Stück unter einem Glas, das sie vor unseren staunenden Augen hebt und so den Räucherprozess beendet – selbst das Paar nebenan unterbricht kurz seine Diskussion. Das Wagyu-Steak mit dem Namen „Rossini fliegt nach Zipang“ ist schön kross, dabei exakt medium und kommt mit einem Stück Gänsestopfleber. Wagyu ist ein japanisches Rind mit besonders zartem und fein marmoriertem Fleisch – „der absolute Hammer!“, lautet denn auch der Kommentar der Begleitung. Zum Nachtisch gibt es Grüner-Tee-Eis, allerdings mit Mascarpone – und damit süßer als die klassische Variante, die für den europäischen Gaumen doch ein wenig gewöhnungs-bedürftig ist. Noch köstlicher ist das Sorbet von saiso-nalen Früchten, in diesem Fall mit Brombeeren.

    Das goldene Land – so nannte der venezianische Handelsreisende Marco Polo die ostasiatische Insel Japan Ende des 13. Jahrhunderts. Die verdankt ihren Namen wiederum den chinesischen Nachbarn, die sie „Zipang“ tauften, was so viel wie „Das Reich der auf-gehenden Sonne“ bedeutet. Nach den Erzählungen des Marco Polo muss man sich Zipang als mystisches Paradies vorstellen, in dem ein Überfluss an Gold und Silber herrschte. Im Zipang am Eppendorfer Weg fühlt man sich nach dem Sieben-Gänge-Menü wie im Land, in dem Milch und Honig fließen.

    » Zipang, Eppendorfer Weg 171, Tel. 43 28 00 32, Mo – Sa 12 – 15 und 18 – 22.30 Uhr, So Ruhetag, www.zipang.de

    Wo Asien und Europa sich zur „Nouvelle Cuisine Japonaise“ vereinen: das „Zipang“ im Eppendorfer Weg

    Sonnabend / Sonntag, 13. / 14. August 2011

    LOKAL-TERMIN

    FOTO

    : GRA

    FIKA

    NSTA

    LT

    1 Die Hähnchenschenkel in Würfel (ca. 5 cm × 5 cm) schneiden, anschließend salzen und pfeffern.

    2 In einer Schüssel alle Zutaten – bis auf das Kartof-felmehl – miteinander vermischen. Die diversen Zutaten sollten gut in das Hähnchenfleisch einmas-siert werden.

    3 Das Kartoffelmehl hinzugeben und es noch weiter in das Fleisch einmassieren.

    4 Öl bis 170 Grad erhitzen und darin die Hähnchen-schenkel frittieren.

    Samurai-Sudoku

    Lösungsweg: Beim Samurai-Sudoku sind vier Eck-Sudokus so um ein Zen tral-Sudoku angeordnet, dass jedes der vier Eck-Sudokus sich je

    einen Block mit dem Zentral-Sudoku teilt! Dabei gelten für jedes der 5 Sudoku-Diagramme die klassischen Spielregeln: Alle Diagramme sind mit den Zahlen

    1 bis 9 aufzufüllen. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile und jeder Spalte sowie in jedem 3 × 3 - Feld nur einmal vorkommen.Lösung: siehe unten …

    Irgendwo in Hamburg. Nur wo?Nicht rein und schnell wieder raus – sondern ein-tauchen, sich auf eine mystische Reise begeben, mit der Hoffnung: Es gibt Licht am Ende des Tunnels. Das signalisiert über den Einfahrten der leuchtend orangerote Schriftzug, der sich auf die Lage des Tunnels entlang der alten Wallanlagen bezieht, die hier bis Mitte des 19. Jahrhunderts die Stadt begrenzten. Eigentlich habe er dem Tunnel nur einen Namen geben wollen, sagt der 1965 in Hamburg geborene Künstler Pfelder. Aber seit 2003 macht er die Autofahrer zu Pilgernden.

    Für scharfe Denker

    Waagerecht:1 Balsam für die Seelen von besseren Kehlen (Mz.). 10 Das Raubtier zählt Kredithaie und Blut-sauger zu seinen Freunden. 16 Ist sie gelungen, erweist sie sich als entwicklungsfähig. 17 Es muss an der Wurzel gefasst werden. 18 Eine Blumenfülle als dünnes Gewebe. 19 Straßen be-fahrende Untugend. 20 Ein Krustentier fehlt uns hier. 21 Auf Französisch gehört sie zu den Spiel-leuten. 22 Papierdeutscher Veranschlagungs-begriff. 23 Alias „Land des ruhigen Morgens“. 24 Ein Weißer und ein Blauer bringen viel Was-ser. 26 ... und Trug. 27 Sie wurde mit Wieden-brück zusammengeschlossen. 30 Was hat ein Kommando zum Kläffen mit dem Telefon zu tun? 32 Alias Bouillon und Fond, auch als Würfel zu haben. 35 Er war der Sage nach Chef von Elis. 39 Reduzierte Soforthilfeabgabe. 41 Stand-punkte für Burgfräuleins mit Weitblick. 43 Eine Sitzung auf übersinnlicher Ebene. 44 Klausel im Gerangel um Seetransportkosten (Abk.). 45 Reichen Sie bitte von rechts ein Kurzangebot ein. 46 Einst eine mit edlem Gemüt. 47 Bloßer Schein in Bangkok. 48 Der Lichtkreis umgibt Sonne und Mond. 49 Das (einzige) Adjektiv ge nau zwischen den Extremen. 50 Kurze Um-setzung. 51 Gilt unter den Franzosen als Königin. 52 Zeus und Heras Gemeinschaftsprodukt.

    Senkrecht:1 Das ist nie geschlossen. 2 Ist es so, geht nichts mehr. 3 Kleine Tierchen bauen so etwas im tropi-schen Meer. 4 Zwei gibt es mindestens in jedem Fußballspiel. 5 Eine handwarme, kurze Interes-sengemeinschaft. 6 Die Frucht, die so ist, wie sie heißt. 7 Maßnahme, durch die Wassermänner ihr Gesicht wahren. 8 Das Herz einer Brieftaube (Abk.). 9 Besser eine ziehen als eine sein! 10 Mehrere Kammern für häufig nur einen Schatz. 11 Das bringt Sie vielleicht auf die Palme. 12 Mit einem Wort: „Sauerstoff zum Leben brauchend“. 13 Borstentiere mit Holzgewächs. 14 Aus ihm entsteht, rückblickend betrachtet, das Dasein! 15 Ihr begegnen wir im Gospelsang und Wagner-klang. 25 Die Friedliche unter den Slawinnen. 26 Er dichtete in Österreich bis 1844 und war doch kein Klempner. 28 Die Krempe unterschei-det sie von Mützen. 29 Ferdinand hat diesen französischen Ort ins Herz geschlossen. 31 So ein Geck! 32 Verweisvariante im prägnantesten Behördendeutsch. 33 Ai, ai, was fault denn da? 34 Faradayscher Käfig mittelalterlicher Gedan-kenblitze. 36 Gekoste Gabriele. 37 In den Bergen hat nicht nur ein Fluss diesen Namen. 38 Kain und Abel hatten noch einen Bruder. 40 „Bad news are good news.“ Aber nicht für diesen Propheten! 42 Sieht man an jedem Fahrzeug, das aus Neumünster kommt.

    REZEPT VON TOSHIHARU MINAMIIn Sojasauce mariniertes frittiertes Hähnchen

    Irgendwo in Hamburg: Wallringtunnel

    Auflösungen:

    672439581598621743413857296136795824785214639249368175851973462964182357327546918

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    OVATIONENHYAENEFOTOGRAFIEUEBELFLORLASTERKREBSELLEANSATZKOREANILLUGRHEDABELLBRUEHEAUGIASSHAZINNENSEANCECIFGNAALMUTBAHTHOFLAUUMSREINEHEBE

    Für 4 Personen:1 kg Hähnchenschenkel10 g geriebener Knoblauch10 g Honig30 ml Sojasauce30 ml Sesamöl1 Ei60 g Kartoffelmehl

    IMPRESSUMChefredaktion: Lars Haider (V.i.S.d.P.)Redaktion: Anika Riegert (verantwortlich)Art Direction: Julia WagnerMitarbeiter dieser Ausgabe: Vera Altrock, Albrecht Barke, Jörg Block, Oliver vom Hofe, Matthias Iken, Hanna Kastendieck, Susanne Klein, Thomas Leidig, Karin Lübbe, Julia Marten, Sebastian Martinez, Peter Maus, Joachim Mischke, Katja Möhl, Norman Raap, Kirsten Rick, Jürgen Senkpiel, Annette Stiekele, Friederike Ulrich, Harald Vieth, Geneviève WoodKonzeption & Realisation: mar10 media GmbH Geschäftsführer: Nikolas MartenAnzeigen (verantwortlich): Dirk Seidel,Tel. 040/34 72 25 56Verlag & Druck: Axel Springer AG, Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg

    Ausgezeichnet mit fünf „European Newspaper Awards 2010“

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    Taparia EmiliaHesham El Sayed El Tahlawy und Stefanie Doss interpretieren Tapas orientalisch-mediterran – und zwar sehr gekonnt: Hesham, in Alexan dria ge boren, hat ein Faible für Gewürze. Mittags bereitet er Ziegenkäse-Ecken mit karamellisierten Birnen oder Zitro-nenhuhn zu, abends Lamm-Dattel-Häppchen. Dazu gibt’s Kaffee aus Wien, Wein aus Navarra, Bier aus Barcelona.» TAPARIA EMILIA, Emilienstr. 22 – 24, Tel. 0172 / 176 06 44, Mo – Fr 12 – 23, Sa 17 – 23 Uhr

    RESTAURANT

    EchtasienDer Schriftzug lässt mehr an eine Spielhalle auf dem Kiez denken als an sehr gutes Sushi. Doch das gibt es hier, akkurat und originell zubereitet von Santosh Lama, der in Steffen Hensslers „Ono“ für den Fisch zuständig war, aber auch Fleisch und scharfe Suppen. Im Eröffnungsmonat spendieren die Inhaber allen Gästen, die mindestens zu viert kommen, eine Flasche Wein.» ECHTASIEN, Alsterdorfer Str. 85,Tel. 53 00 88 76, Mo – Fr 12 – 15 u. 18 – 23, Sa / So 16 – 23 Uhr

    Essen und ausgehen

  • Grünpark & Gründer: der alte Botanische Garten um 1900 (gr. Foto);

    Johann Georg Christian Lehmann, 1792 – 1860 (Bild r.)

    FOTOS: ULLSTEIN BILD, STAATSARCHIV HAMBURG

    trem kurzer Zeit unter Einsatz von 1800 Langzeit-arbeitslosen soll die Effi zienz der Diktatur vor Augen führen. Und sie schuften im Akkord, sprengen die alten Gräber, schaff en 5400 Kubikmeter Mutter-boden und 40 Waggons Stalldünger heran. Sie setzen Hunderttausende Pfl anzen, 73�000 Stauden, 35�000 Nelken, 10�000 Gladiolen, 40�000 Calluna, 1600 Iris, 276�000 Sonnenblumen und 1000 Kakteen.

    Aber die Jahreszeit ist zu ungünstig, um zur Er-öff nung der Niederdeutschen Gartenschau Blüten-pracht präsentieren zu können. 1984 erinnert sich der damals 80-jährige Architekt Plomin in einem Interview: „Mit der Vegetation klappte es natürlich nicht so, wie wir das gerne gehabt hätten. Da musste schon ganz schön improvisiert werden. Ich wollte einen Garten für alle Hamburger schaff en und dem Menschen die Pfl anze nahebringen.“ Doch das Kon-zept geht auf: Im ersten Jahr kommen 1,2 Millionen Besucher. Sie ahnen nicht, dass nicht viel später Hunderte KZ-Häftlinge aus Neuengamme hier ihr Leben lassen werden, weil sie im Winter bei eisiger Kälte auf dem Parkgelände Zementsteine herstellen müssen. Und dass dort, wo heute die Messehallen sind, 1941 zwei Zwangsarbeiterlager entstehen, in denen 600 ausländische Rüstungsarbeiter und 900 Zwangsarbeiter untergebracht werden. Ein Stück Geschichte, das eher selten erzählt wird. Vielmehr geht es um die schönen Seiten, die Planten un Blomen der Stadt und seinen Besuchern beschert.

    1953 will man sich mit der IGA als ein erfolg-reiches, gastfreundliches Deutschland präsentieren. Der Park, den fünf Millionen Besucher stürmen, wird zum Symbol für den Wiederaufb au. Vom Philips