Digital Public Affairs in der "Politik & Kommunikation"

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  • 8/8/2019 Digital Public Affairs in der "Politik & Kommunikation"

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    Ok busemann(cdu) hat ne smsbekommen leute :)also kein zweiterwahlgang

    Heute zweiter TagKlausurtagung CDU Hessen,gleich werde ich meinKonzept zum freiwilligenZivildienst vorstellen.

    RT: @christiansoeder

    Ich finde, dass Schwarz-Gelb insgesamt einegute Wahlwerbung fuerdie SPD ist :-)

    StarkesGruwort vonJoachim #Gauckauf dem #bpt10

    Sprecht mirnach: Yes!We! Can!

    Daumendrcken fr#Lena!!!!

    Ihr kauftmir denSchneid nichtab!

    Messagematters

    Siggi Pop

    dreht amMikro geradedurch

    Gauck forPresident!

    Und alle so:yeahhh!

    Mit d.Haushaltsentwurf 2011sind wir auf dem Wegzu wirklich stabilenStaatsfinanzen.

    ROFL Followme!

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    11politik&kommunikation | Oktober 2010

    Foto:Xxx

    Titel

    Nchste Wochefindet das Government2.0 Camp 2010 in Berlinstatt wer kommt?

    Das Internetist ein Gehirnaus vielenGehirnen

    Informieren!Involvieren!Mobilisieren!Anhrung des BMJ

    zum #UrheberrechtGerade Diskussion umpauschale Vergtung

    PrsidiumssitzungTag II: Heutebeginnen wir mit derIntegrationsdebatte!

    Ich bindagegen!

    Dontbe evil!

    Nach der Wahlhaben unsberblick undDemut gefehlt.

    StreetView: Vorab-Widerspruchsfristauf acht Wochenverdoppelt

    #ArbeitgeberpraesidentDr. Dieter #Hundt:

    #Arbeit ist der besteSchutz vor Armut

    Den Sturm entfachenDas Web 2.0 hat die politische Kommunikation massiv verndert. Jetzt wollen auch

    Lobbyisten das Potenzial der Netzwerke fr sich nutzen.

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    3/812 politik&kommunikation | Oktober 2010

    Im Berliner Bro der CSU-Abgeord-

    neten Dorothee Br steht auf dem

    Tisch eine langstielige Lilie, die

    einen dezenten Duft verstrmt. An derWand hngt ein Bild der Tochter undeins der Abgeordneten mit Microsoft-Grnder Bill Gates. Wer hier mit derPolitikerin sprechen mchte, muss mitdem Vorzimmer einen Termin verein-baren, und zwar mglichst fr die Sit-zungswoche, dann zur gegebenen Zeitzum Jakob-Kaiser-Haus fahren, amPfrtner vorbei und an der Broleiterin eigentlich. Eigentlich aber ist der Auf-wand auch nicht ntig, denn es gibt einenschnelleren Weg: den ber Facebook.Dort kommentiert Br in Echtzeit Ple-numsdebatten und lsst ihre Fans wissen,dass der unsgliche Siggi Pop am Mikrogerade durchdreht oder dass Merkelsupergut drauf sei.

    Wie hoch der Erkenntnisgewinn dabeiauch immer sein mag: Brs Fans mgendas, zumal die Abgeordnete aus Bam-

    berg im Netz aktiv mitdiskutiert, wasnicht jeder ihrer Kollegen tut. Und wennim Sozialen Netzwerk zwar der Blumen-duft fehlt und das Bild der Tochter, soerffnet die Politikerin doch einen direk-ten Zugang. Einen so direkten, dass einParteifreund sie schon fragte, ob sie dieLeute nicht zu dicht an sich heranlasse.Jo mei die CSU ist halt eine konserva-tive Partei.

    Potenzial erkannt

    Den Direktkontakt, den Facebook, Twit-ter und Co. ermglichen, gab es vor nurfnf Jahren noch nicht. In dieser kurzenZeitspanne hat das Web 2.0 den politi-schen Diskurs massiv verndert, wennnicht revolutioniert. Es hat Resonanz-rume geschaffen, in denen mitunterStrme entstehen, wie Peter Krusesagt, einer der Vordenker der deutsch-sprachigen Web-Community. Der Pro-fessor und Inhaber einer Beratungsfirmameint damit, dass sich Diskussionen inBlogs und Sozialen Netzwerken binnenkrzester Zeit hochschaukeln und hand-feste Folgen im echten Leben habenknnen etwa, wenn ber 130.000 Men-schen eine Online-Petition gegen Netz-

    Untersttzer mit digitalen Tools aktivam Wahlkampf zu beteiligen, wurde inFachkreisen zwar schon bis zum Geht-nicht-mehr diskutiert; doch bei allemzwischenzeitlichen Hype ist das Potenzi-al des Web 2.0 als Mittel der politischenKommunikation heute unbestritten.

    Lobbyist als Reputationsmanager

    Und daher bemhen sich inzwischen

    auch Interessenvertreter, es fr ihreZwecke zu nutzen: So propagiert Gun-nar Bender, Lobbyist beim Mobilfunk-unternehmen E-Plus, eine onlinegesttz-te Form von Public Affairs: Digital Pu-blic Affairs nennt er, was bislang eherunter dem Schlagwort E-Lobbyinglief. Bender und seine Kollegen in der E-Plus-Hauptstadtreprsentanz gehen seitApril im Netz in die Vollen: Sie bespielenunter dem Namen UdL-Digital einenBlog, eine Facebook-Seite, einen Youtu-be- und einen Twitter-Kanal; die Abkr-zung steht fr Unter den Linden, wo sichder Sitz der Reprsentanz befindet.

    Bender, der schon die FDP im Bun-destagswahlkampf beraten und mitFreshfields-Anwalt Lutz Reulecke einen Gra

    fik:MarcelFranke;Fot

    os:re:publica2010/www.fl

    ickr.com;www.m

    arco-urban.d

    e;Archiv

    sperren unterzeichnen, mit der sich dannder Bundestag befassen muss.

    Frei nach der Marxschen Formel,nach der das Sein das Bewusstsein be-stimmt, hat die neue Technik eine neueIdee hervorgerufen, der besonders Di-gital Natives, also mit dem Internet auf-gewachsene Nutzer, anhngen: die Ideeeiner freien Netz-Gesellschaft, in der alleeinen offenen Diskurs fhren, in der sichGleichgesinnte nach Belieben zusam-

    menschlieen und gemeinsam fr ihreZiele kmpfen knnen ob es sich umdie Wahl von Joachim Gauck zum Bun-desprsidenten handelt oder blo dasvon Spavgeln in Facebook propagier-te Ziel, den TV-Schuldnerberater PeterZwegat nach Griechenland zu schicken.

    Parteien und Politiker nutzen dasInternet seit ber zehn Jahren zur po-litischen Kommunikation, wenn auchnicht immer so interaktiv, wie mancher Anhnger sich das wnscht. Seit demPrsidentschafts-Wahlkampf von BarackObama vor zwei Jahren spricht die Po-litszene gerne von dessen vorbildlichemGraswurzel-Wahlkampf im Netz und vonden Communitys, die es zu pflegen undzu mobilisieren gelte. Obamas Ansatz,

    Die Social Software desWeb 2.0 ist ein Angriff aufdie etablierten Regeln derMacht und erzwingt eingrundlegendes Umdenken.Peter Kruse

    Titel

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    13politik&kommunikation | Oktober 2010

    Lobbyisten-Ratgeber verfasst hat, um-reit seinen Ansatz beim Gesprch inden Rumen der in einem gediegenenAltbau gelegenen Reprsentanz so: Wirmachen unseren Job an der Schnittstel-le zwischen klassischem Lobbying undffentlichkeitsarbeit. Der digitale Lob-byist betreibe vor allem Agendasetting,er sei ein Wahrnehmungs- oder Repu-tationsmanager also jemand, der eineBotschaft in den Resonanzraum des Web

    einspeist und hofft, dass daraus vielleichtein Sturm im Sinne von Peter Kruse ent-steht. Oder wenigstens eine steife Brise.

    So erscheint es passend, dass E-Plusfr seinen neuen Lobby-Ansatz eigens ei-nen Blogger eingestellt hat, der den Auf-

    ohnehin nie trennscharf, sagt der Poli-tikwissenschaftler Christoph Bieber, derden Blog Internet und Politik schreibt.Bei digitalen Public Affairs handelt essich nicht selten um eine zeitgemeVariante dessen, was frher entlang desBegriffs Corporate Social Responsibilitydiskutiert wurde, sagt Bieber. Entschei-dend fr die politische Effektivitt desLobbyings im Netz sei, dass es dem Un-ternehmen gelinge, die richtige Zielgrup-pe fr seine Themen zu mobilisieren.Fr einen Mobilfunkanbieter wie E-Pluskme es demnach darauf an, da anzuset-zen, wo seine Interessen sich mit denenvon Verbrauchern decken. Gunnar Ben-der verweist darauf, dass E-Plus sich frmehr Wettbewerb auf dem Mobilfunk-markt einsetze, was auch im Interesseder Verbraucher sei. Ob diese sich abertatschlich vor den Karren eines Mobil-funkkonzerns spannen lassen?

    Politiker haben Respekt

    In den USA ist es schon seit 20 Jahrenblich, dass Grounternehmen Kundenund Mitarbeiter mobilisieren, zum Bei-spiel fr Volksabstimmungen, sagt derauf Public Affairs spezialisierte Politik-wissenschaftler Marco Althaus. Warumsollten europische Unternehmen nichtauch Netzwerke aufbauen und Stimmenfr E-Petitionen sammeln? Lobbyingim Netz msse nicht blo eine nette

    Dialog-Geschichte sein, meint Althaus:Politiker haben enormen Respekt vorOrganisationsfhigkeit. Denn wenn sienicht mehr nur ein Lobbyist im feinenAnzug bedrnge, sondern 100.000 Wh-ler, so wrde sie das sehr wohl veranlas-sen, Positionen noch einmal zu berden-ken. So wie es im vorigen Jahr geschah,als der Bundestag Bekanntschaft mit denPaintball-Spielern machte. Damals kipp-ten die deutschen Paintballspieler einvon den Regierungsfraktionen geplantesVerbot der Sportart, indem sie binnenkurzer Zeit eine schlagkrftige Kampa-gne starteten (Kasten Seite 16).

    Dass Online-Lobbying tatschlichTausende von Menschen mobilisierenkann, und das hufig sogar ohne den

    Wir machen unseren Job an

    der Schnittstelle zwischenklassischem Lobbying undffentlichkeitsarbeit.Gunnar Bender

    tritt in den Sozialen Netzwerken pflegt:Sachar Kriwoj heit der und hat zuvorals Pressesprecher bei einer Online-Lernplattform gearbeitet das politischeGeschft allerdings ist neu fr ihn. EinLobbyist, der keiner ist? Bender sagt, ermache lieber einen Blogger zum Lobby-isten als umgekehrt. Denn, und da wirder dann grundstzlich: Social Media seieine Geisteshaltung.

    Wenn aber die Kommunikationsform

    in den Vordergrund rckt, tritt der Inhaltwomglich zurck, und es stellt sich dieFrage, ob ein so verstandener digitalerLobbyismus nicht vor allem PR unter ei-nem trendigen Namen ist. Die Abgren-zung zwischen Public Affairs und PR ist

    Wer sich im richtigen Lebenvon Lobbyisten nicht ber-zeugen lsst, wird sich auchdurch Facebook nicht um-stimmen lassen.Dorothee Br

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    Berliner Caf verrt der grogewachseneehemalige Basketballprofi, wie es Avaazgelingen konnte, sechseinhalb MillionenMenschen als Mitglieder zu gewinnen.

    Avaaz ist eher ein Schnellboot alsein groer Tanker, sagt van de Laar.

    Dennoch knnen wir mit unseremMail-Verteiler in Deutschland in nurwenigen Stunden 465.000 Untersttzermobilisieren. Als Bundeskanzlerin An-gela Merkel im vorigen Herbst zgerte,ob sie persnlich zum Klimagipfel nachKopenhagen reisen solle, bombardiertendie Aktivisten sie mit personalisiertenE-Mails. Merkel hatte aber auch vorherschon Bekanntschaft mit Avaaz gemacht:Demonstranten mit grnen Helmen be-gleiteten sie auf ihrer Wahlkampf-Zug-reise durch Deutschland. Avaaz stellteonline die Daten der Reise zur Verfgungund erreichte ber das Netzwerk, dassbei jedem Halt Grnhelme Merkel anihre Klimaversprechen erinnerten. DieNGO gab den Ansto, und die dezentralzerstreuten Aktivisten organisierten sichdaraufhin selbst. Sozialwissenschaftlerbezeichnen das als Empowerment: DieAktivisten werden in die Lage versetzt, inEigenregie etwas zu unternehmen.

    Mit Kritik klarkommen

    Attraktiv an einer solchen Organisationist fr die Aktivisten vor allem, dass sieniemandem eine langfristige Bindungabverlangt. Sich bei Avaaz zu engagieren,bedeutet nicht, Mitglied in einem Vereinzu werden. Es gibt unterschiedliche Stu-fen des Engagements, sagt van de Laar,die niedrigste ist, eine Petition zu unter-schreiben, das ist eine Sache von drei Mi-nuten. Spenden oder Demonstrationenvor Ort wren die nchsten Stufen.

    Die Unverbindlichkeit einer Online-Community hat jedoch auch ihren Preis:den Verlust von Kontrolle, denn die mo-dernen Netzwerke kennen keine Kader.Moderne Online-Kampagnen leben voneiner Botschaft, die so stark ist, dass derSturm im Netzwerk sie bereitwillig wei-tertrgt. Message matters, die Bot-schaft zhlt, das ist denn auch das Credo,das van de Laar aus dem US-Wahlkampfmitgebracht hat. Obamas Yes, we canwar eine solche Botschaft. Die Botschaftist manchmal aber auch die Personselbst, wie der Hoffnungstrger JoachimGauck. Von der Zugkraft dieser Kam-pagnen drften Unternehmenslobbyis-ten, die Communitys fr sich gewinnenwollen, aber nur trumen: Die Fallhhe Fo

    to:www.b

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    e

    organisatorischen Unterbau eines Un-ternehmens oder Verbands, das demons-trieren tglich Kampagnennetzwerke wieMove-On oder Avaaz. Bei diesen handeltes sich um Nichtregierungsorganisatio-nen (NGOs) neuen Typs: Move-On istquasi die Mutter derartiger Netzwerke,

    eine 1998 gegrndete US-Organisation,die keine 20 Mitarbeiter hat und onlinefr die Untersttzung progressiver Politikwirbt. Ihre Mittel sind Petitionen, Anzei-gen und per Youtube verbreitete Videos.Avaaz ist internationaler aufgestellt undkmpft vor allem fr Menschenrechteund Klimaschutz. Der deutsche Vertre-

    ter der Organisation hat na, wo wohl sein Handwerk in der Wahlkampagnevon Barack Obama gelernt.

    Julius van de Laar ist selbstndigerKampagnenberater und erst 28 Jah-re alt. Trotzdem ist er schon ziemlichgefragt, seit er als Obamas deutscher

    Wahlkmpfer mediale Aufmerksam-keit erlangte. Er leitete 2007 und 2008den Jugendwahlkampf des damaligenSenators und verinnerlichte dessen Stra-tegien. Nun stellt er sein Wissen in denDienst des Avaaz-Netzwerks, dessen Na-me vom persischen und Hindi-Wort frStimme kommt. Beim Treffen in einem

    Mit unserem Verteilerknnen wir in nur

    wenigen Stunden 465.000Untersttzer in Deutschlandmobilisieren. Julius van de Laar

    Paintball-Attacke auf den BundestagWie die Spieler einer wenig bekannten Sportart deren Verbot verhinderten

    Titel

    Nach dem Amoklauf von Winnenden im Mrz

    2009 fhlten sich die Politiker unter Zugzwang:

    Die schockierten Brger sollten sehen, dass sie

    nicht tatenlos bleiben, und so beriet der Bundes-

    tag ber eine Verschrfung des Waffenrechts.

    Der Innenausschuss einigte sich auf eine Reihe

    von Gesetzesnderungen, darunter ein Verbot der

    Sportart Paintball, bei der Spieler sich gegenseitig

    mit Farbkugeln beschieen. Nur: Mit Vertretern

    der Sportart hatte zuvor kein Ausschussmitglied

    gesprochen, und dass die Sportart erst ab 18

    Jahren erlaubt und die jugendlichen Amoklufer

    der vergangenen Jahre meist jnger und keine

    Paintball-Spieler waren, hatte anscheinend auch

    niemand reflektiert. Die Hersteller von Paintball-

    Ausrstung sahen durch das Verbot ihr Geschft

    bedroht und initiierten kurzerhand den ersten

    Paintball-Interessenverband, das Forum Pro

    Paintball. In kurzer Zeit stellte der Verband mit

    Untersttzung der Agentur Edelman eine Kampa-

    gne auf die Beine: Es gelang, viele der 100.000

    deutschen Paintballspieler zu mobilisieren. Edel-

    man verpasste dem Verband eine Lobby-Strategie,

    die klassische Mittel wie Anrufe, persnliche

    Gesprche und Medienarbeit mit digitalem Lob-

    bying kombinierte. Letzteres beinhaltete, dass die

    Agenturleute in Internetforen den Paintballspie-

    lern aufzeigten, wie sie ihren Bundestagsabge-

    ordneten erreichen und wo sie die Online-Petition

    gegen das Verbot unterzeichnen knnen, was am

    Ende 35.800 Menschen taten. Die Regierungs-

    fraktionen sahen schlielich von dem Verbot ab.

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    the next henri nannen search

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  • 8/8/2019 Digital Public Affairs in der "Politik & Kommunikation"

    7/816 politik&kommunikation | Oktober 2010

    Titel

    Jahres deckte die Transparenz-Initiati-

    ve Lobbycontrol den Schwindel auf.Dann also lieber gleich beim klas-

    sischen Vieraugen-Gesprch bleiben,um Einfluss auf die Politik zu nehmen?Darauf mchte ohnehin kein Lobbyistverzichten, denn wer wrde schon einGesprch mit der Kanzlerin ablehnen,weil er ja auch an ihre Facebook-Pinn-wand schreiben kann? Dass Themen verstrkt ber die ffentlichkeit ge-spielt werden, ist ein anhaltenderTrend der politischen Kommunikation,doch bleibt das Gesprch mit Abge-ordneten und Ministerialen die Basisdes Lobbyings. Nach einer Studie derinternationalen PR-Agentur Edelmanunter knapp 400 Abgeordnetenmitar-beitern in Washington, Brssel, Lon-don, Paris und Berlin ist fr diese daspersnliche Gesprch immer noch derbeste Weg, zu kommunizieren: ber90 Prozent der Befragten bezeichnetenes als effektives Mittel.

    Ungeahnte Kontakte

    Zurck ins Bro von Dorothee Br:Die Abgeordnete nimmt sich Zeit frein persnliches Gesprch. Ja, sagt sie,die Sozialen Netzwerke seien fr sieein ernstzunehmender Kommunika-tionskanal geworden: Hier kann ichmir ein vollstndigeres Bild ber dieMeinungen zu einem Thema verschaf-fen. Auch entstnden Kontakte, dieganz neue Sichtweisen ermglichten.Ein Anhnger der Grnen aus dem

    niederrheinischen Kleve habe krzlichan einer Wanderung teilgenommen,die sie in ihrem bayerischen Wahlkreisveranstaltete der Kontakt kam berFacebook zustande. Dank der Netzwer-ke berschneiden sich pltzlich Kreise,die sich sonst niemals berschneiden,erffnen sich Zugnge, die sonst ver-schlossen bleiben wrden. Also guteZeiten auch fr Lobbyisten? Das Vor-zimmer mag sich ber Facebook um-gehen lassen, und dennoch: Wer sichim richtigen Leben von Lobbyistennicht berzeugen lsst, wird sich auchdurch Facebook nicht umstimmen las-sen, sagt Br. Message matters aufdie Botschaft kommt es an.

    Sebastian Lange Foto:Archiv

    von den idealistischen Botschaften

    Obamas (Hope) oder dem Aufrufzur Rettung des Weltklimas hinunterzur Freiheit des Mobilfunkwettbe-werbs ist gro. Immerhin: Ein Zeichender Offenheit ist die Entscheidung frLobbying in den Weiten des Web 2.0schon. Politikwissenschaftler Althausattestiert E-Plus-Mann Bender dennauch Mut: Sein Public-Affairs-Ansatzdrfte ihn im eigenen Haus berzeu-gungskraft gekostet haben. Denn werseine Themen von den Internetnutzernoffen diskutieren lsst, muss mit Kritikumgehen knnen; wenn die Kommuni-kation zum Dialog wird, funktionierenklassische PR-Strategien nicht mehr.Die Unterdrckung kritischer Kom-mentare kommt in Blogs und bei Face-book gar nicht gut an.

    Digitaler Lobbyismus ein Schritthin zu mehr Transparenz? Christi-an Humborg, der Geschftsfhrer von Transparency International inDeutschland, ist skeptisch: Wirklichtransparent wre es, wenn Lobbyisten

    ihre gesamte Arbeit online dokumen-tieren wrden. Wenn sie lckenlosihre Finanzierung im Netz darlegenund smtliche Positionspapiere onlinestellen wrden, dann knne sich dieffentlichkeit ein Bild machen, sagtHumborg. Fr den digitalen Lobby-ismus sollten dieselben Regeln geltenwie fr den Offline-Lobbyismus.

    Lobbying auf dem Kunstrasen

    Vielleicht birgt die so schnelle und di-rekte Kommunikation im Netz sogardie Gefahr grerer Intransparenz, desAstroturfings: Aus den USA stammtdie Strategie, Graswurzelkampagnen vorzutuschen der Begriff beziehtsich auf eine Kunstrasenmarke. Beim Astroturfing stellen UnternehmenWebseiten vermeintlicher Brgerbe-wegungen ins Netz und lassen gezieltEintrge in Internetforen und Kom-mentare auf Medienseiten schreiben.

    Die Deutsche Bahn erlitt mit sol-chen Methoden Achsbruch, als der vor-dergrndig unabhngige Think-TankBerlinpolis fr sie ttig wurde undverdeckte PR zu Gunsten einer Bahn-privatisierung betrieb. Im Mai vorigen

    Supertools undSoziale Netzwerke

    Praxistipps fr digitale Interessenvermittlung

    Facebook hat weltweit 500 Millionen Nutzer, 145

    Millionen Menschen sind bei Twitter angemeldet doch mancher Kommunikationsprofi setzt gar

    nicht so sehr auf die Sozialen Netzwerke, etwa die

    Nichtregierungsorganisation Avaaz: Alle reden

    ber Facebook und Twitter, doch das Supertool

    bleibt die E-Mail, sagt der Avaaz-Vertreter in

    Deutschland, Julius van de Laar. Eine E-Mail wer-

    de mit einer 95 mal hheren Wahrscheinlichkeit

    wahrgenommen als eine Twitter-Meldung, sagt er.

    Auch sei der richtige Aufbau der Nachricht enorm

    wichtig, verrt der Kampagnen-Profi: Wenn die

    NGO zum Beispiel eine Mail versendet, in der

    sie ihre Aktivisten bittet, eine Protestmail gegen

    den Atomkompromiss der Regierung an Bundes-

    kanzlerin Angela Merkel zu senden, entscheiden

    zunchst die Klarheit und Krze des Betreffs ber

    die Wahrnehmungschancen. Dann enthlt die

    Mail wiederum einen Link, der unbedingt freiste-

    hend sein sollte, also nicht im Flietext verborgen.

    Das erhht die Wahrscheinlichkeit stark, dass er

    angeklickt wird. Klickt der Leser den Link an, ge-

    langt er zu einem Web-Formular, mittels dessen er

    eine Nachricht an die Kanzlerin versenden kann.

    Ein editierbarer Mustertext ist bereits vorformu-

    liert ihn abzuwandeln, erwnscht. So vermeidet

    Avaaz erfolgreich Spam-Mailings: Eine hohe Zahl

    unserer Mails an Bundestagsabgeordnete wird

    tatschlich beantwortet, sagt van de Laar, etwa

    zwei Drittel bis 80 Prozent.Ob nun die Mail das Instrument der Wahl ist, ob

    Twitter oder Facebook: Eine ausgewogene digi-

    tale Strategie bercksichtigt alle Kanle. Daher

    sollten politische Interessenvermittler immer ein

    intensives Monitoring der Diskussionen im Web

    2.0 betreiben. Wenn politische Entscheider sich

    in Facebook, Blogs oder bei Abgeordnetenwatch

    prsentieren, mssen sie auch auf die Diskussi-

    onen dort reagieren, sagt Bernd Buschhausen,

    Public-Affairs-Chef der Agentur Edelman in Berlin.

    Daher sollten Public-Affairs-Verantwortliche sich

    in den Diskurs einbringen. Fr Unternehmen

    seien die Sozialen Netzwerke aber in erster Linie

    eine passive Ressource, die es zu beobachten

    gelte, und die helfen knne, Allianzpartner zu

    identifizieren.

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    8/8

    Kann man mitaltem Frittenfetteine ganzeStadt beleuchten?MAN kann.

    Engineering the Future since 1758.MAN Gruppe

    Klingt unglaublich, aber unsere Gro-

    dieselmotoren knnen aus fast allem

    wertvolle Energie gewinnen auch

    aus altem Speisefett. Wir haben das

    bewiesen: In dem kleinen Ort Fritzens

    in sterreich. Hier sammeln Fritten-

    budenbesitzer, Kneipenwirte und auch

    Hausfrauen ihr altes Speisefett in

    Plastikbehltern. 1.800 Tonnen jedes

    Jahr. Und unser 1.120 kW starkerGrodieselmotor macht daraus Energie

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