Dissertation Zur Erlangung des akademischen …...doctor medicinae (Dr. med.) vorgelegt dem Rat der...
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EINFLUSS DER IMRT - BESTRAHLUNGSTECHNIK AUF DIE
PERIPHERE DOSIS UND DAS RISIKO FÜR
STRAHLUNGSINDUZIERTE ZWEITTUMOREN
–
UNTERSUCHUNGEN MIT EINEM ANTHROPOMORPHEN
PHANTOM AM BEISPIEL VON KOPF - HALS - TUMOREN
Dissertation
Zur Erlangung des akademischen Grades
doctor medicinae (Dr. med.)
vorgelegt dem Rat der medizinischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität
von Alexander Voigt geboren am 20.05.1979 in Mühlhausen (Thür.)
Gutachter: 1. Prof. Dr. T. Wendt, Jena
2. Prof. Dr. J. Reichenbach, Jena 3. PD Dr. K.-H. Kloetzer, Gera Tag der öffentlichen Verteidigung: 08.09.2008
Abkürzungsverzeichnis
3D- CRT 3- dimensional conformal radiotherapy,
3- dimensionale konformale Strahlentherapie
bzgl. bezüglich
bzw. beziehungsweise
ca. circa
Co60 Kobalt- 60, radioaktives Element
CT Computertomographie, Computertomogramm
DEGRO Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e.V.
DVH Dosis- Volumen- Histogramm
FSU Friedrich- Schiller- Universität
Gy Gray, physikalische Einheit der Energiedosis
IMRT intensity- modulated radiotherapy,
intensitätsmodulierte Strahlentherapie
Komp. Kompensator
LiF Lithiumfluorid
MeV Mega- Elektronenvolt: Energieeinheit für Photonenstrahlung
min Minute
MLC multi- leaf- collimator, Multileaf- Kollimator
MU monitor units, Monitoreinheiten
MV Megavolt, physikalische Einheit der Beschleunigungsspannung bei
Linearbeschleunigern
NCRP National Council on Radiation Protection and Measurements
PD periphere Dosis
PTV planning target volume, Planungszielvolumen
s.o. siehe oben
s.u. siehe unten
Sv Sievert, physikalische Einheit der Äquivalentdosis
TLD Thermolumineszenzdosimetrie, Thermolumineszenzdosimeter
UKJ Universitätsklinikum Jena
usw. und so weiter
vgl. vergleiche
z.B. zum Beispiel
2
Inhaltsverzeichnis
ZUSAMMENFASSUNG ..................................................................................................... 4
1. EINLEITUNG ........................................................................................................... 6
1.1. Konformale Strahlentherapie........................................................................ 6
1.2. Intensitätsmodulierte Strahlentherapie ......................................................... 6
1.3. Periphere Dosis ............................................................................................ 9
1.4. Strahlungsinduzierte Malignome ................................................................ 10
1.5. Zweitmalignome in der Strahlentherapie .................................................... 12
2. ZIELE DER ARBEIT ................................................................................................ 13
3. METHODIK ........................................................................................................... 14
3.1. Phantom ..................................................................................................... 14
3.2. Bestrahlungsgerät ...................................................................................... 15
3.3. Bestrahlungsplanung.................................................................................. 15
3.3.1. Planungssystem.................................................................................. 15
3.3.2. Planungsvorbereitung ......................................................................... 16
3.3.3. Zielgebiet............................................................................................. 17
3.3.4. IMRT- Bestrahlungspläne.................................................................... 17
3.4. Thermolumineszenzdosimetrie (TLD)......................................................... 18
3.5. Messungen................................................................................................. 20
4. ERGEBNISSE........................................................................................................ 23
4.1. Bestrahlungspläne...................................................................................... 23
4.2. MLC- Standardbestrahlungsplan................................................................ 26
4.3. Vergleich zwischen MLC- und Kompensatortechnik................................... 28
4.4. Einfluss der Photonenenergie .................................................................... 29
4.5. Einfluss der Segmentanzahl....................................................................... 31
4.6. Einfluss der Anzahl der Monitoreinheiten ................................................... 33
5. DISKUSSION ........................................................................................................ 35
5.1. Bestrahlungspläne...................................................................................... 35
5.2. MLC- Standardbestrahlungsplan................................................................ 36
5.3. Vergleich zwischen MLC- und Kompensatortechnik................................... 39
5.4. Einfluss der Photonenenergie .................................................................... 40
3
5.5. Einfluss der Segmentanzahl....................................................................... 41
5.6. Einfluss der Anzahl der Monitoreinheiten ................................................... 41
5.7. Zweittumorrisiko in Abhängigkeit von der Bestrahlungstechnik.................. 42
6. SCHLUSSFOLGERUNGEN....................................................................................... 48
ABBILDUNGSVERZEICHNIS............................................................................................ 50
TABELLENVERZEICHNIS................................................................................................ 52
LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS........................................................................ 53
ANHANG ..................................................................................................................... 57
Danksagung.......................................................................................................... 57
Lebenslauf............................................................................................................. 58
Ehrenwörtliche Erklärung ...................................................................................... 59
Dissertation Alexander Voigt Zusammenfassung
4
Zusammenfassung
Ziele: Die intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT) ist eine relativ neue
Bestrahlungsmethode, mit der sich im Vergleich zu den herkömmlichen
Bestrahlungstechniken in vielen Fällen eine verbesserte Dosisverteilung im
Zielgebiet erreichen lässt. Sie lässt sich mittels verschiedener technischer Methoden
realisieren. Ein Nachteil der IMRT ist die erhöhte periphere Dosisbelastung
außerhalb der primären Bestrahlungsfelder, welche wahrscheinlich mit einem
erhöhten Zweittumorrisiko einhergeht. Ziel der Arbeit ist es, unter möglichst
praxisnahen Bedingungen den Einfluss verschiedener IMRT- Bestrahlungstechniken
auf die periphere Dosisbelastung und somit das Zweittumorrisiko zu untersuchen.
Methodik: Die verschiedenen an der Klinik für Strahlentherapie des
Universitätsklinikums Jena (UKJ) derzeit anwendbaren IMRT- Bestrahlungstechniken
wurden am Beispiel eines realistischen Zielgebietes aus dem Bereich der Kopf- Hals-
Tumoren mit typischer IMRT- Indikation untersucht. Insgesamt wurden sechs
verschiedene Bestrahlungspläne erstellt: Zunächst ein Plan mit statischer MLC-
Technik bei 6 MeV nomineller Photonenenergie und mittlerer Anzahl von Segmenten
und Monitoreinheiten, wie er als IMRT- Standardplan derzeit im UKJ routinemäßig für
derartige Zielgebiete verwendet wird. Davon ausgehend wurden bei vier weiteren
Bestrahlungsplänen mit statischer MLC- Technik die Photonenenergie sowie die
Anzahl von Monitoreinheiten und Segmenten variiert. Zudem wurde ein
Bestrahlungsplan mit Kompensatortechnik erstellt. Die Bestrahlungen wurden am
Siemens ONCOR Linearbeschleuniger der Klinik für Strahlentherapie des UKJ
durchgeführt. Für jede IMRT- Technik wurde die periphere Dosis mit LiF-
Thermolumineszenzdosimetern an verschiedenen Orten außerhalb der primären
Bestrahlungsfelder in einem anthropomorphen Alderson- RANDO®- Phantom
gemessen.
Ergebnisse: Die periphere Dosis liegt in einem Dosisbereich, in dem das Risiko für
strahlungsinduzierte Zweittumoren linear von ihr abhängig ist. Die geringste
periphere Dosis wurde bei dem IMRT- Standardplan mit statischer MLC- Technik bei
6 MeV nomineller Photonenenergie und mittlerer Anzahl von Monitoreinheiten und
Segmenten gemessen. Die Anzahl der Segmente hatte keinen messbaren Einfluss
auf die periphere Dosis. Eine um 40% erhöhte Anzahl von Monitoreinheiten führte
Dissertation Alexander Voigt Zusammenfassung
5
unabhängig vom Feldabstand zu einer geringen Erhöhung der peripheren Dosis um
etwa den Faktor 1,2. Die Verwendung von 15 MeV Photonenenergie hatte keinen
Einfluss auf die periphere Photonendosis, führte aber zu einer zusätzlichen
Neutronenbelastung in einem für das Zweittumorrisiko durchaus relevantem
Ausmaß. Bei der Kompensatortechnik wurde die höchste periphere Dosis gemessen.
Abhängig vom Feldabstand ist sie hier bis zu 2,8-mal so hoch wie beim IMRT-
Standardplan. Die Ursachen für die gemessenen Unterschiede der peripheren Dosis
liegen hauptsächlich bei der Leckstrahlung des Strahlerkopfes und der Streuung der
Primärstrahlung am Kompensatormaterial. Insgesamt ist das Risiko für
strahlungsinduzierte Zweittumoren deutlich geringer als das entsprechende
Tumorrisiko der Allgemeinbevölkerung. Die vorrangigste Einflussgröße ist dabei der
Abstand von den primären Bestrahlungsfeldern.
Schlussfolgerungen: Das Risiko für strahlungsinduzierte Zweittumoren ist bei der
Auswahl der Bestrahlungstechnik gegenüber der Dosisverteilung im Zielgebiet ein
eher nachrangiges Kriterium. Die statische MLC- Technik mit 6 MeV nomineller
Photonenenergie und mittlerer Monitoreinheiten- und Segmentanzahl, wie sie derzeit
routinemäßig an der Klinik für Strahlentherapie des UKJ angewandt wird, ist nicht nur
ein guter Kompromiss zwischen gewünschter Dosisverteilung und niedrigem
Bestrahlungsaufwand sondern auch bezüglich des Zweittumorrisikos vergleichsweise
günstig. Wenn im Einzelfall eine bessere Dosisverteilung erforderlich ist, so sollte
dies in Hinblick auf das Zweittumorrisiko eher mit einer erhöhten Anzahl von
Monitoreinheiten bei der MLC- Technik erreicht werden als mit der Verwendung von
Kompensatoren. Da die Ursachen für die hier gemessenen Unterschiede vom
Material und Aufbau des Linearbeschleunigers abhängen, sind Übertragungen der
Ergebnisse auf andere Bestrahlungsgeräte nur unter Vorbehalt möglich.
Dissertation Alexander Voigt Einleitung
6
1. Einleitung
1.1. Konformale Strahlentherapie
Neben der Chirurgie und der Chemotherapie stellt die Strahlentherapie eine der drei
klassischen Säulen der Therapie maligner Neoplasien dar. Die perkutane
Strahlentherapie erfolgt heutzutage zum Großteil mit Photonenstrahlung im
Energiebereich von einigen Mega- Elektronenvolt (MeV), welche üblicherweise
mittels so genannter Linearbeschleuniger produziert wird. Das Ziel der
Strahlentherapie ist es, im zu behandelnden Tumor eine letale Strahlungsdosis zu
erreichen, während gleichzeitig das umgebende gesunde Gewebe möglichst
geschont werden soll, um die Nebenwirkungen der Behandlung zu minimieren. Bei
der dreidimensionalen konformalen Strahlentherapie (3D- CRT) wird dies erreicht,
indem das Zielvolumen mit mehreren Bestrahlungsfeldern aus verschiedenen
Richtungen bestrahlt wird. Dabei wird die Form der Felder mittels aus vielen
einzelnen Lamellen bestehender Blenden (MLC: multi- leaf- collimator) entsprechend
des Umrisses des Zielgebietes geometrisch angepasst (DEGRO 2005).
1.2. Intensitätsmodulierte Strahlentherapie
Die intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT) ist eine relativ junge
Bestrahlungstechnik. Die ersten theoretischen Grundlagen wurden Anfang der
1980er Jahre gelegt (Brahme et al. 1982). Die ersten klinischen Anwendungen
datieren auf Mitte der 1990er Jahre (Webb 2003).
In Abbildung 1 werden die Prinzipien von 3D- CRT und IMRT gegenübergestellt. Die
IMRT stellt praktisch eine Weiterentwicklung der 3D- CRT dar, bei der zusätzlich die
Photonenfluenz der Bestrahlungsfelder moduliert wird. Auf diesem Wege lassen sich
auch dann noch die gewünschten Dosisverteilungen erreichen, wenn die konformale
Strahlentherapie bereits an ihre Grenzen stößt, insbesondere wenn Risikoorgane
besonders nahe am Zielgebiet liegen und / oder das Zielgebiet Konkavitäten
aufweist.
Dissertation Alexander Voigt Einleitung
Abb. 1: Vergleich der Prinzipien von 3D- CRT (a) und IMRT (b) (Richter 1998).
Zur Berechnung der benötigten Photonenfluenzverteilungen wird bei der IMRT ein
leistungsfähiges Bestrahlungsplanungssystem benötigt. Im Gegensatz zur
konventionellen 3D- Planung erfolgt die Planung hier invers, also rückwärts gerichtet.
Das heißt, nach Festlegung von Anzahl und Einstrahlrichtung der Felder werden für
Zielgebiet und Risikoorgane jeweils minimale und maximale akzeptable Dosen mit
unterschiedlicher Gewichtung angegeben. Anhand dieser Daten werden daraufhin
iterativ die optimalen Fluenzverteilungen der einzelnen Felder berechnet.
Praktisch lässt sich die Modulation der Photonenfluenz durch verschiedene
technische Ansätze erreichen. In der klinischen Praxis sind derzeit überwiegend
folgende Techniken gebräuchlich:
1) Kompensatortechnik
2) Statische MLC- Technik („step & shoot“)
3) Dynamische MLC- Technik („sliding- window“)
Kompensatoren sind im Prinzip unregelmäßig geformte Absorber aus Schwermetall,
die in den Strahlengang der Felder eingebracht werden. Je nach Materialdicke wird
an verschiedenen Feldpunkten mehr oder weniger Strahlung absorbiert und somit
die Photonenfluenz moduliert. Abhängig von der Dichte des Kompensatormaterials
lässt sich so die berechnete Dosisverteilung sehr gut umsetzen (Salz et al. 2005).
Kompensatoren müssen für jedes Bestrahlungsfeld einzeln angefertigt werden.
Das Prinzip der MLC- Techniken besteht darin, das Bestrahlungsfeld mittels eines im
Strahlerkopf integrierten Multileaf- Kollimators (MLC) in mehrere kleine Subfelder 7
Dissertation Alexander Voigt Einleitung
(Segmente) aufzuteilen, deren Summe das modulierte Feld ergibt. In Abbildung 2
werden die beiden gebräuchlichsten MLC- Techniken veranschaulicht. Bei der
statischen „step & shoot“- Technik werden die einzelnen Segmente nacheinander
bestrahlt, während bei der dynamischen „sliding- window“- Technik die
Feldbegrenzung während der Bestrahlung fortlaufend variiert wird.
Abb. 2: Statische (a) und dynamische (b) MLC- Technik zur Photonenfluenzmodulation der
Bestrahlungsfelder bei der IMRT (Richter 1998).
Neben verbesserten Möglichkeiten im Bereich der erreichbaren Dosisverteilung
bringt die IMRT im Vergleich zu den herkömmlichen Bestrahlungstechniken aber
auch Nachteile mit sich. In der klinischen Praxis steigt der Aufwand für
Bestrahlungsplanung und Verifikation erheblich. Zudem führen die IMRT- Techniken
außerhalb des Bestrahlungsgebietes zu einer insgesamt höheren Dosisbelastung
des Patienten (s.u.). Nicht zuletzt aus diesen Gründen stellt die IMRT derzeit keine
Ablösung der konventionellen und konformalen Bestrahlungstechniken dar, sondern
vielmehr eine Ergänzung, die in speziellen Fällen eine verbesserte Tumorkontrolle
und / oder eine bessere Schonung gesunden Gewebes ermöglicht (DEGRO 2005).
In der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie (im Folgenden kurz Klinik für
Strahlentherapie genannt) des Universitätsklinikums Jena (UKJ) wird die IMRT
routinemäßig seit 2001 zunächst mit Kompensatortechnik und seit 2005 mit
statischer MLC- Technik durchgeführt. Insgesamt wurden hier bisher 249 Patienten
mit IMRT behandelt. Den Hauptanteil der behandelten Tumoren bilden dabei Kopf-
Hals- Tumoren und Prostatatumoren. 8
Dissertation Alexander Voigt Einleitung
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1.3. Periphere Dosis
Der Begriff periphere Dosis (PD) ist im Zusammenhang mit der Strahlentherapie
definiert als die Dosisbelastung des Patienten außerhalb der therapeutischen
Bestrahlungsfelder (Fraass und van de Geijn 1983). Diese eigentlich unerwünschte
Dosisbelastung gesunden Gewebes lässt sich in der Strahlentherapie praktisch nicht
vermeiden.
Die Ursachen der peripheren Dosisbelastung liegen einerseits außerhalb und
andererseits innerhalb des Körpers des Patienten. Durch den Strahlerkopf des
Linearbeschleunigers tritt trotz Abschirmung immer ein kleiner Anteil von Strahlung
als so genannte Leckstrahlung nach allen Richtungen aus. Zudem wird an
verschiedenen Bauteilen, wie z. B. Primär- und Sekundärblenden aber auch an
Kompensatoren, welche sich im Strahlengang befinden, eine so genannte äußere
Streustrahlung erzeugt. Diese äußeren Ursachen sind vom Material und der
Bauweise des Linearbeschleunigers abhängig. Außerdem trägt noch die so genannte
Patientenstreuung (bzw. auch Phantomstreuung bei Messungen mit Phantom) zur
peripheren Dosis bei. Sie entsteht dadurch, dass im bestrahlten Gewebe ein
gewisser Strahlungsanteil nach lateral gestreut wird und so auch benachbartes
Gewebe erreicht, das sich eigentlich außerhalb jeglicher Bestrahlungsfelder befindet.
Die Patientenstreuung ist abhängig von der Energie der verwendeten Strahlung und
der Anzahl, Größe und Intensität der Bestrahlungsfelder.
Wie oben schon angedeutet, führt die IMRT im Vergleich zur 3D- CRT zu einer
höheren peripheren Dosisbelastung des Patienten. Sowohl die Verwendung einer
größeren Anzahl von kleineren Feldern bei den MLC- Techniken als auch die
Absorption eines Teils der Strahlung bei Verwendung von Kompensatoren führen bei
der IMRT zu einer größeren Anzahl von benötigten Monitoreinheiten (MU). Das
bedeutet praktisch, der Linearbeschleuniger muss für eine längere Zeit angeschaltet
bleiben, wodurch sich die periphere Dosis erhöht, da Leckstrahlung und äußere
Streustrahlung länger einwirken. Bisherige Abschätzungen des mit der peripheren
Dosis verbundenen Risikos für strahlungsinduzierte Zweittumoren (s.u.) mehrerer
Autoren ergaben weitgehend übereinstimmend eine wahrscheinliche Erhöhung der
peripheren Dosis für IMRT- Methoden im Vergleich zur 3D- CRT bis auf etwa das
doppelte (Followill et al. 1997, Kry et al. 2005, Hall und Wuu 2003, Hall 2006).
Dissertation Alexander Voigt Einleitung
10
Dosimetrische Untersuchungen mit verschiedenen IMRT- Technologien und
vereinfachten Zielgebieten in der Abteilung für medizinische Physik der Klinik für
Strahlentherapie des UKJ bestätigten diesen Trend ebenfalls (Metzger 2007).
1.4. Strahlungsinduzierte Malignome
Eine Nebenwirkung von ionisierender Strahlung ist aufgrund ihrer Mutagenität die
Induktion von Tumoren. Dabei ist die kanzerogene Wirkung jedoch relativ schwach
ausgeprägt im Vergleich zur starken zytotoxischen Wirkung (Dörr et al. 2000).
Die Zeitdauer zwischen Strahlenexposition und Tumorentstehung liegt im Bereich
von vielen Jahren. Der Grund hierfür ist, dass die Kanzerogenese im Allgemeinen ein
sehr komplexer Vorgang ist und eine Zelle dabei zahlreiche Zellzyklen durchlaufen
muss. So liegt etwa das Maximum der Inzidenz von Leukämien nach
Strahlungsexposition im Bereich von etwa 10 Jahren, während solide Tumoren auch
nach bis zu 30 Jahren noch auftreten können. (Dörr et al. 2000).
Die Tumorinduktion ist eine statistische Nebenwirkung, das heißt von der Höhe der
erhaltenen Dosis ist die Wahrscheinlichkeit der Tumorentstehung, nicht aber der
Schweregrad des induzierten Tumors abhängig. Aus zellbiologischer Sicht steigt mit
steigender Dosis auch die Wahrscheinlichkeit, kanzerogene Transformationen zu
induzieren, bis diese bei höheren Dosen schließlich aufgrund der zytotoxischen
Strahlungswirkung wieder abnimmt, da dann die zunächst transformierten Zellen
abgetötet werden (Gray 1965). Ein Großteil des Wissens über strahlungsinduzierte
Malignome beim Menschen kommt von den Daten der Überlebenden von
Atombombenexplosionen, von Strahlungsunfällen und von medizinisch exponierten
Personen. Aus diesen Daten kann eine Dosis- Wirkungs- Beziehung für die
Tumorinduktion abgeschätzt werden, wie sie in Abbildung 3 dargestellt ist. Die
meisten Daten existieren von den Atombombenüberlebenden für einen Dosisbereich
von etwa 0,1 bis 2,5 Sievert, in dem annähernd eine lineare Dosis- Wirkungs-
Beziehung angenommen werden kann (Pierce und Preston 2000, Chomentowski
et al. 2000). Für niedrigere und höhere Dosen herrscht aufgrund der Datenlage mehr
Unsicherheit. Bezüglich einer Fraktionierung der Dosis oder der Art der Strahlung
verhält sich die relative biologische Wirksamkeit für die Induktion von Tumoren in
etwa gleichsinnig zur zytotoxischen Wirkung (Dörr et al. 2000).
Dissertation Alexander Voigt Einleitung
Abb. 3: Illustration der geschätzten Dosis- Wirkungs- Beziehung für die strahlungsinduzierte
Karzinogenese (Hall 2006).
Das Risiko für strahlungsinduzierte Malignome ist zudem abhängig vom exponierten
Gewebe, wie in Tabelle 1, angelehnt an den NCRP- Report 116, dargestellt ist.
Dabei muss beachtet werden, dass diese Schätzung zwar auf allen zu diesem
Zeitpunkt vorhandenen Daten basiert, aber dennoch viele Unsicherheiten beinhaltet,
wie etwa epidemiologische Unterschiede, Dosimetriefehler usw. (NCRP 1993).
Organ Lebenszeit- Risiko für die Entwicklung eines strahlungsinduzierten Malignoms in (% / Sv)
Blase 0,30
Knochenmark 0,50
Brust 0,20
Ösophagus 0,30
Kolon 0,85
Leber 0,15
Lunge 0,85
Ovarien 0,10
Haut 0,02
Magen 1,10
Tabelle 1: Geschätztes Lebenszeit- Risiko für die Entwicklung eines Malignoms nach
Strahlungsexposition in Abhängigkeit von der Dosis für verschiedene Organe (NCRP 1993).
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Dissertation Alexander Voigt Einleitung
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1.5. Zweitmalignome in der Strahlentherapie
Eine genaue Abschätzung des Risikos für speziell durch die Strahlentherapie
verursachte Zweitmalignome ist im Allgemeinen recht schwierig, da meist gleichzeitig
noch weitere Risikofaktoren, wie z.B. genetische Disposition, hormonelle Faktoren
oder Chemotherapie eine Rolle spielen. Die besten Daten liegen hier in Form von
Studien für die Strahlentherapie des Cervixkarzinoms (Boice et al. 1988) und des
Prostatakarzinoms (Brenner et al. 2000) vor. Auch bei der Behandlung von Hodgkin-
Lymphomen wurden strahlungsinduzierte Zweitmalignome beobachtet (Nyandoto
et al. 1998). Dabei traten hauptsächlich Karzinome im Niedrigdosisbereich außerhalb
oder nahe des primär bestrahlten Gewebes auf. Zudem entstanden auch Sarkome,
allerdings vorwiegend im Hochdosisbereich (Hall 2006). In einer größeren Studie von
Dörr und Herrmann befand sich ein Großteil der Zweittumoren in einem mit ≤ 6 Gy
belastetem Gebiet in der Nähe des Randes der Primärfelder und trat durchschnittlich
16 Jahre nach der ersten Strahlentherapie auf (Dörr und Herrmann 2002).
Mit der Einführung neuer Bestrahlungstechniken wie der IMRT rückt das
Zweittumorrisiko wieder etwas mehr in den Blickpunkt. So erreichen durch eine
verbesserte Tumorkontrolle mehr Patienten Überlebenszeiten, bei denen das
Auftreten eines Zweittumors zunehmend wahrscheinlich wird. Zudem erhält speziell
bei der IMRT außerhalb der primären Bestrahlungsfelder ein größeres Volumen eine
niedrige Dosisbelastung als bei konventionellen Bestrahlungstechniken (s.o.).
Gerade in diesem Bereich entsteht aber ein großer Teil der Zweittumoren. Insgesamt
ist durch die IMRT wahrscheinlich mit einer erhöhten Inzidenz von Zweittumoren in
der Strahlentherapie zu rechnen (Hall 2006, Kry et al. 2005, Schneider et al. 2006).
Letztendlich ist für die strahlentherapeutischen Überlegungen jedoch immer eine
individuelle Risiko- Nutzen- Abwägung entscheidend. So sind beispielsweise die
Vorteile der IMRT im Kopf- Hals- Bereich bzgl. Tumorkontrolle oder Verringerung
akuter Nebenwirkungen erwiesen (Grégoire et al. 2007, Abbasi-Senger 2006) und
rechtfertigen ihren Einsatz bei entsprechender Indikation trotz potentiell erhöhten
Zweittumorrisikos.
Dissertation Alexander Voigt Ziele der Arbeit
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2. Ziele der Arbeit
Die intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT) stellt eine relativ neue
Bestrahlungstechnik dar, die in der Klinik für Strahlentherapie des UKJ seit 2001
routinemäßig eingesetzt wird. Im Vergleich zu den konventionellen und konformalen
Bestrahlungstechniken kann mit der IMRT in vielen Fällen eine bessere
Tumorkontrolle und eine Verringerung der akuten Nebenwirkungen erreicht werden.
Dafür wird allerdings eine Erhöhung der peripheren Dosis in Kauf genommen, das
heißt, ein größeres Volumen gesunden Gewebes erhält eine geringe
Strahlungsbelastung, was schließlich ein erhöhtes Risiko für strahlungsinduzierte
Zweitmalignome bedeutet. Für die Auswahl der jeweils geeigneten IMRT- Technik
spielen in der klinischen Praxis im Universitätsklinikum der FSU Jena in erster Linie
die Realisierbarkeit der gewünschten Dosisverteilung im Zielgebiet und der
praktische Planungs- und Bestrahlungsaufwand eine Rolle. Die Höhe der peripheren
Dosis wird bisher, auch aufgrund fehlender Datenlage, kaum berücksichtigt.
Vorausgegangene Untersuchungen der Abteilung für medizinische Physik der Klinik
für Strahlentherapie des UKJ haben mit Messungen im Plexiglasphantom für
vereinfachte IMRT- Bestrahlungspläne bereits eine Abhängigkeit der Höhe der
peripheren Dosis von der IMRT- Bestrahlungstechnik gezeigt (Metzger 2007,
Schwahofer 2007).
Ziel dieser Arbeit ist es, unter möglichst praxisnahen Bedingungen zu untersuchen,
wie sich die verschiedenen IMRT- Bestrahlungstechniken auf die periphere Dosis
und somit auf das Zweittumorrisiko des Patienten auswirken. Es sollen alle in der
Klinik für Strahlentherapie des UKJ praktisch anwendbaren IMRT- Techniken mittels
Dosismessungen am Phantompatienten untersucht werden. Dabei wird als
Grundlage ein realistisches Zielvolumen mit typischer IMRT- Indikation aus dem
Bereich der Kopf- Hals- Tumoren verwendet, da diese Tumoren im UKJ den
Hauptanteil der IMRT- Anwendungen darstellen. In erster Linie wird auf eine
Quantifizierung der Unterschiede zwischen den verschiedenen Techniken abgezielt.
So soll die Bedeutung der peripheren Dosisbelastung für die Auswahl der IMRT-
Technik in der klinischen Praxis in Zukunft besser eingeordnet werden können.
Dissertation Alexander Voigt Methodik
3. Methodik
3.1. Phantom
Um die Dosisbelastung eines Patienten möglichst realistisch bestimmen zu können,
wurde für die dosimetrischen Messungen ein so genanntes anthropomorphes
Alderson- RANDO®- Phantom des Herstellers Phantom Laboratory Inc., Greenwich,
NY (ehemals Alderson Research Laboratories Inc., Stamford, CT) verwendet. Dieses
Phantom besteht aus einem menschlichen Skelett, welches in ein radiologisch
gewebeäquivalentes synthetisches Isocyanatgummi eingebettet ist (Shrimpton et al.
1981). Auch die Lungen bestehen aus einem Material, das sich radiologisch ähnlich
dem menschlichen Lungengewebe verhält. Die oberen Luftwege sind ausgespart.
Das hier verwendete Phantom repräsentiert einen 175 cm großen und 73,5 kg
schweren Mann, aus praktischen Gründen ohne Arme und Beine. Es ist in Scheiben
von 2,5 cm Dicke unterteilt, zwischen denen Filme zur Dosimetrie eingebracht
werden können. Wie in Abbildung 5 dargestellt, enthält jede Scheibe kleine
Bohrungen im Abstand von je 1,5 cm für die Aufnahme von zylindrischen
Thermolumineszenzdosimetern (TLD) (technisches Datenblatt zum RANDO®-
Phantom, www.phantomlab.com).
Abb. 4: Alderson RANDO®- Phantom mit Vakuummatratze.
Für eine stabile und reproduzierbare Lagerung des Phantoms wurde eine
Vakuummatratze individuell angepasst. Abbildung 4 zeigt das auf der Matratze
gelagerte Phantom.
14
Dissertation Alexander Voigt Methodik
Abb. 5: Ein 2,5 cm dickes Segment des RANDO®- Phantoms mit den Bohrungen für TLDs.
3.2. Bestrahlungsgerät
Sämtliche Bestrahlungen wurden am Siemens ONCOR Linearbeschleuniger der
Klinik für Strahlentherapie des UKJ durchgeführt, an dem auch die meisten
routinemäßigen IMRT- Bestrahlungen vorgenommen werden. Dieser
Linearbeschleuniger kann hochenergetische Photonen mit den Beschleunigungs-
spannungen 6 MV und 15 MV erzeugen und enthält einen im Strahlerkopf
integrierten Multileaf- Kollimator (MLC). Kompensatoren können über einen Einschub
am Strahlerkopf in den Strahlengang eingebracht werden.
3.3. Bestrahlungsplanung
3.3.1. Planungssystem
Die Bestrahlungsplanung für die Experimente erfolgte in allen Schritten analog zur
klinischen Praxis der IMRT in der Klinik für Strahlentherapie des UKJ. Alle
Arbeitsschritte zur Bestrahlungsplanung wurden an einem COHERENCETM-
Onkologie- Arbeitsplatz von Siemens durchgeführt. Zur eigentlichen Berechnung des
IMRT- Bestrahlungsplanes wurde das in COHERENCETM integrierte Planungssystem
KonRad verwendet.
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Dissertation Alexander Voigt Methodik
3.3.2. Planungsvorbereitung
Zunächst wurde ein Planungs-CT des kompletten Phantoms in Bestrahlungslagerung
mit 5 mm Schichtdicke angefertigt. In Abbildung 6 sind davon zwei Schichtbilder und
die koronare Rekonstruktion beispielhaft dargestellt. Für die weitere
Planungsvorbereitung wurden dann in diesen Schichtbildern die Phantomaußenlinie
und die wichtigsten inneren Organe konturiert. Da das Weichteilgewebe im Phantom
durch ein homogenes Material repräsentiert wird, wurden dabei die Phantom- CT-
Schichtbilder, wie in Abbildung 7 zu sehen, mit CT-Schichtbildern eines reellen
Patienten ähnlicher Konstitution fusioniert. So konnte eine bezüglich Größe und Lage
realistische Darstellung der inneren Organe erreicht werden.
Abb. 6: Planungs- CT des Alderson- Phantoms: koronare Rekonstruktion und je ein
Schichtbild aus dem Kopf- und Thoraxbereich.
Abb. 7: Zwei Beispiele zur Fusionierung der Planungs- CT- Schichtbilder des Phantoms mit
entsprechenden CT- Schichtbildern eines realen Patienten ähnlicher Konstitution.
Im weiteren Verlauf der Bestrahlungsplanung erfolgten schließlich die Einzeichnung
des Zielgebietes und die Berechnung der verschiedenen IMRT- Bestrahlungspläne
(s.u.).
16
Dissertation Alexander Voigt Methodik
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3.3.3. Zielgebiet
In der klinischen Praxis unterscheiden sich alle Zielgebiete voneinander, da sie für
jeden Patienten individuell festgelegt werden. An jedem einzelnen Zielgebiet den
Einfluss der IMRT- Bestrahlungstechnik ausführlich zu untersuchen, ist im Rahmen
dieser Arbeit daher kaum möglich. Da die Kopf- Hals- Tumoren derzeit den Großteil
der IMRT- Anwendungen in der Klinik für Strahlentherapie des UKJ repräsentieren,
wurde für die Untersuchungen ein typisches Zielgebiet aus diesem Bereich gewählt.
Es umfasst einen hypothetischen Oropharynxtumor mit beidseitigen für Kopf- Hals-
Tumoren typischen Lymphabflusswegen. Nach aktuellen Therapieempfehlungen sind
die Lymphknoten der Level II bis IV nach Robbins- Klassifikation sowie die
retropharyngealen Lymphknoten im Zielgebiet eingeschlossen (Grégoire et al. 2000).
Aufgrund der Form des Zielgebietes und anatomisch benachbarter Risikoorgane
ergibt sich eine typische IMRT- Indikation. Besonders gefährdete Risikoorgane sind
in erster Linie das Rückenmark und die Parotiden.
3.3.4. IMRT- Bestrahlungspläne
Ein typischer IMRT- Bestrahlungsplan für den Kopf- Hals- Bereich besteht aus
neun Feldern. Die Dosis im Zielgebiet soll etwa 66 Gy betragen. Mit diesen
Parametern wurde zunächst ein Standardplan erstellt, wie er in etwa auch
routinemäßig in der klinischen Praxis der Klinik für Strahlentherapie des UKJ für ein
entsprechendes Zielgebiet erstellt werden würde. Es wird dabei die statische MLC-
Technik verwendet mit einer nominellen Photonenenergie von 6 MeV und einer
mittleren Segmentanzahl von höchstens 7 Segmenten pro Feld. Dieser Standardplan
stellt einen Kompromiss zwischen gewünschter Dosisverteilung im Zielgebiet und
Planungs- bzw. Bestrahlungsaufwand dar. Von diesem Plan ausgehend wurde dann
die Bestrahlungstechnik wie im Folgenden dargestellt variiert.
Ein Plan wurde mit Kompensatortechnik erstellt. Die dabei verwendeten
Kompensatoren bestehen aus der Bleilegierung MCP96, die in computergestützt
gefräste Gussformen aus Polyurethan gegossen wird. MCP96 besteht aus 32% Blei,
52% Wismut und 16% Zinn (Metzger 2007). Im UKJ ist mit dem Planungssystem
KonRad derzeit nur die Berechnung von Kompensatorplänen mit einer nominellen
Photonenenergie von 6 MeV möglich.
Dissertation Alexander Voigt Methodik
18
Für die MLC- Technik wurde zum Einen die nominelle Photonenenergie zwischen
6 MeV und 15 MeV variiert. Des Weiteren wurden durch Variation verschiedener
Parameter im Berechnungsalgorithmus von KonRad (Intensitätslevel / Sequenzer
und Glättungsfilter / „smoothing profile“) aufwendigere MLC- Bestrahlungspläne
sowohl mit erhöhter Segmentanzahl als auch mit erhöhter Anzahl von
Monitoreinheiten erstellt. Eine vorherige genaue Festlegung von Segmentanzahl und
Anzahl der Monitoreinheiten ist bei der inversen Planung allerdings nicht möglich.
Für die Vergleichbarkeit wird für alle zu untersuchenden Bestrahlungspläne - wie am
UKJ auch für einen realistischen IMRT- Bestrahlungsplan des Kopf- Hals- Bereiches
- die Erfüllung der Dosiskriterien aus der RTOG- 0022- Studie (RTOG 2004)
gefordert. Dies sind vorrangig folgende:
- ≥ 99% des Zielgebietsvolumens erhalten ≥ 93% der Zieldosis
- ≤ 20% des Zielgebietsvolumens erhalten > 110% der Zieldosis
- ≤ 1% des Volumens außerhalb des Zielgebietes erhalten > 110% der
Zieldosis
Eine weitere zentrale Forderung an die Bestrahlungspläne ist eine Dosisbelastung
des wichtigsten Risikoorgans Rückenmark von weniger als 40 Gy.
3.4. Thermolumineszenzdosimetrie (TLD)
Die periphere Dosis wurde in den Messungen mittels Thermolumineszenzdosimetrie
bestimmt. Thermolumineszenzdosimeter (TLD) sind Halbleiterkristalle, die einen Teil
der Strahlungsenergie, der sie ausgesetzt sind, speichern. Werden sie später
erwärmt, so geben sie die gespeicherte Energie in Form von Licht wieder ab. Aus der
abgegebenen Lichtmenge lässt sich dann indirekt auf die zuvor absorbierte
Strahlungsdosis schließen. Dieses Phänomen ist etwa seit dem 17. Jahrhundert
bekannt und wird etwa seit den 1940er Jahren in größerem Umfang wissenschaftlich
und technisch genutzt (Horowitz 1984, McKeever 1985). Die technische Optimierung
der Dosimetriemethode für die Anwendung in der Strahlentherapie ist zu großen
Teilen H. Feist in München zu verdanken (Feist 1992).
Dissertation Alexander Voigt Methodik
19
Für diese Arbeit wurden die LiF- Thermolumineszenzdosimeter TDL- 600 und TLD-
700 des Herstellers Harshaw in Form von zylindrischen so genannten Rods
verwendet. Insgesamt standen je Typ bis zu 50 TLDs zur Verfügung. Mit ihrem
Durchmesser von etwa 1 mm und der Länge von etwa 6 mm können diese TLDs
genau in die dafür vorgesehenen Bohrungen des Alderson- Phantoms eingebracht
werden. Die wichtigsten Vor- und Nachteile dieser Dosimeter bezüglich der
Anwendung in der Strahlentherapie sind in Tabelle 2 aufgelistet. Im Vordergrund
stehen dabei die Möglichkeit der Dosimetrie im Phantom mit hoher Ortsauflösung bei
annähernd gewebeäquivalentem Detektormaterial und der große Dosismessbereich.
Zudem ist die Bestimmung von Photonen- und Neutronendosis möglich. In der
Abteilung medizinische Physik der Klinik für Strahlentherapie des UKJ wurde die
Eignung der Dosimetriemethode mit TLD- 600 und TLD- 700 für die hier gestellten
Anforderungen im Vorfeld dieser Arbeit bereits nachgewiesen und die Methode
speziell hierfür optimiert (Voigt 2005, Metzger 2007). Für ausführlichere
Informationen über die Dosimetriemethode sei hiermit darauf verweisen.
Dosimetrie mit TLD-600 und TLD-700:
Vorteile Nachteile
- hohe Ortsauflösung durch geringe
Detektorgröße
- bzgl. ionisierender Strahlung annähernd
gewebeäquivalentes Detektormaterial
- Messungen über einen großen Dosisbereich
von ca. 10-5 bis 10 Gy (Kohlrausch 1996)
möglich
- integrative Dosismessung
- separate Bestimmung von Photonen- und
Neutronendosis möglich
- keine absolute Dosimetrie, stets
Kalibrierung notwendig
- relativ aufwendige Handhabung
- zeitaufwendige Messung
- nur einmaliges Auslesen der Dosis
möglich
Tabelle 2: Die wichtigsten Vor- und Nachteile der Dosimetrie mit TLD- 600 und TLD- 700.
Ein Nachteil der Thermolumineszenzdosimetrie ist die vergleichsweise aufwendige
Handhabung und die zeitaufwendige Messung. Im Normalfall kann deswegen
höchstens eine Messung pro Tag stattfinden. Die zeitliche Abfolge einer TLD-
Messung ist schematisch in Abbildung 8 dargestellt. Die thermischen Behandlungen
der TLDs, also das Tempern und das Ausheizen, erfolgten mit einem TLD- Ofen Typ
1321 der Firma PTW Freiburg. Das Tempern dient dabei der Stabilisierung des TLD-
Dissertation Alexander Voigt Methodik
Signals und das Ausheizen ist zur Vorbereitung einer erneuten Bestrahlung
notwendig. Das Auslesen der TLDs erfolgte automatisiert durch den TLD- Reader
5500 der Firma Harshaw mit zugehöriger Software TLDSHELL zur weiteren
Auswertung der TLD- Signale (Voigt 2005).
Bestrahlung
Tempern (Erhitzen der TLD auf 100°C für 10 min)
Auslesen (Erhitzen bis 350°C, dabei Registrierung der Lichtemission)
Ausheizen (1 h bei 400°C, anschließend 2 h bei 100°C)
Abb. 8: Schematische Darstellung der zeitlichen Abfolge einer TL-Dosimetriemessung.
Da die Thermolumineszenzdosimetrie keine absolute Dosimetriemethode ist, musste
eine Kalibrierung der TLDs gegenüber einer Referenzstrahlung bekannter Dosis
erfolgen. Als Referenzstrahlungsquelle wurde die Co60- Quelle des Telekobaltgerätes
(Hersteller: Philips) der Klinik für Strahlentherapie des UKJ verwendet. Die
Referenzdosis wurde dabei mit Ionisationskammern bestimmt. Zur Vorbereitung der
Messungen mussten sämtliche TLDs mehrfach kalibriert werden und bei den
Messungen selbst jeweils ein Teil der TLDs. (Voigt 2005, Metzger 2007)
3.5. Messungen
Das Phantom wurde unter gleichen Bedingungen mit jedem der erstellten IMRT-
Pläne mehrfach bestrahlt. Um die periphere Dosis mit möglichst geringem Fehler im
optimalen Dosismessbereich der TLDs zu bestimmen, wurde nur mit 1/5 der
Gesamtdosis der Bestrahlungspläne bestrahlt und die Ergebnisse später auf die
Gesamtdosis hochgerechnet. Für die Messungen standen jeweils 32 TLDs zur
20
Dissertation Alexander Voigt Methodik
21
Verfügung, da immer ein Teil der Dosimeter für die Kalibrierung gebraucht wurde. Es
wurde also die periphere Dosis innerhalb des Phantoms an 32 verschiedenen Orten
je Bestrahlung gemessen.
Wenn nicht anders bezeichnet, ist im Folgenden mit dem Begriff Dosis die Photonen-
Energiedosis gemeint. Zusätzlich wurden mit der verwendeten TLD- Methode auch
die bei höheren Photonenenergien entstehenden Neutronen detektiert. Ist die
Neutronendosis gemeint, so wird dies im Folgenden explizit so genannt. Die Angabe
der Neutronendosis erfolgt dabei aufgrund zur Kalibrierung fehlender
Neutronenquellen in Kobaltäquivalent. Das bedeutet, die detektierten Neutronen
führen zur gleichen Energieabsorption im Detektor wie es Co60- Strahlung der
genannten Dosis tun würde.
Für die Messungen wurden die TLDs jeweils in dafür vorgesehene Bohrungen in den
Phantomsegmenten eingebracht. Die Messpunkte wurden dabei zum einen in der
Mittellinie des Phantoms in bestimmten Abständen zwischen 0 und 40 cm vom
Feldrand und jeweils in ca. 1,5 cm Tiefe nahe der Phantomoberfläche und in ca.
8 cm Tiefe nahe der Phantommitte gewählt. Somit konnte eine Feldabstand- Dosis-
bzw. eine Tiefen- Dosis- Abhängigkeit untersucht werden. Zusätzlich wurde die
periphere Dosis in den im Planungs- CT bereits konturierten Risikoorganen, wie in
Tabelle 3 dargestellt, bestimmt.
Um bei den Ursachen der peripheren Dosis zwischen Phantomstreuung und
Ursachen außerhalb des Phantoms unterscheiden zu können, wurde jede Messung
zusätzlich nur mit einem Teil des Phantoms durchgeführt. Die Phantomsegmente,
welche im Zielgebiet liegen wurden dabei weggelassen, so dass der Effekt der
Phantomstreuung weitestgehend ausgeschaltet werden konnte. Auf diese Weise
wurden zum einen die gesamte periphere Dosis und zum anderen nur die periphere
Dosis gemessen, welche ihre Ursachen in der Leckstrahlung und der äußeren
Streustrahlung hat. Der durch Phantomstreuung verursachte periphere Dosisanteil
konnte dann durch Differenzbildung aus beiden Ergebnissen ermittelt werden.
Dissertation Alexander Voigt Methodik
22
Organ Anzahl der Messpunkte Durchschnittlicher
Abstand vom Feldrand in cm
Durchschnittliche Tiefe ab Phantomoberfläche
in cm
Augen 2 3 1,5
Lunge
6
6
6
3
10,5
18
5,5
5,5
5,5
Herz 4 18 7
Leber 2 28 5,5
Magen 2 28 7
Nieren 6 35,5 6
Kolon 5
5
38
43
4
4
Harnblase 3 55 7,5
Rektum 5 55 6,5
Tabelle 3: Anzahl und Lage der Messpunkte in den untersuchten Risikoorganen.
Dissertation Alexander Voigt Ergebnisse
23
4. Ergebnisse
4.1. Bestrahlungspläne
Es sind insgesamt sechs verschiedene IMRT- Bestrahlungspläne erstellt worden. Die
technischen Einzelheiten dieser Pläne sind in Tabelle 4 zusammengefasst. Dabei
sind jeweils die wichtigsten Veränderungen im Vergleich zum MLC- Standardplan fett
hervorgehoben. Die Anzahl der Monitoreinheiten und die Bestrahlungszeit beziehen
sich auf die Gesamtdosis von 66 Gy. Bei Plan 4 wurde die Anzahl der
Monitoreinheiten um den maximal möglichen Wert gesteigert. In Abbildung 9 ist die
berechnete Dosisverteilung des Standardplanes stellvertretend für alle
Bestrahlungspläne veranschaulicht. Das Zielgebiet ist dabei schwarz umrandet.
Jeweils am linken Bildrand befindet sich die Dosis- Farbskala.
Standardplan Plan 2 Plan 3 Plan 4 Plan 5 Plan 6
Anzahl der Felder 9
Zieldosis 66 Gy
IMRT- Methode MLC Komp. MLC MLC MLC MLC
Nominelle
Photonenenergie 6 MeV 6 MeV 15 MeV 6 MeV 6 MeV 6 MeV
Segmentanzahl 54 - 60 71 80 135
Anzahl der
Monitoreinheiten 16.650 14.150 19.450 23.085 16.590 16.750
Gesamte
Bestrahlungszeit 95 min 105 min 75 min 120 min 100 min 110 min
Zielvolumenanteil
mit > 93% Zieldosis 99,1 % 99,7 % 98,8 % 99,7 % 99,1 % 99,1 %
Zielvolumenanteil
mit > 110% Zieldosis 1,5 % 0,6 % 8 % < 0,5 % 0,6 % < 0,5 %
peripherer
Volumenanteil
mit > 110% Zieldosis
< 0,5 % < 0,5 % 1 % < 0,5 % < 0,5 % < 0,5 %
Tabelle 4: Technische Spezifikationen der erstellten IMRT- Bestrahlungspläne.
Dissertation Alexander Voigt Ergebnisse
Abb. 9: Errechnete Dosisverteilung des MLC- Standardbestrahlungsplanes.
In den Abbildungen 10 bis 12 sind die Dosis- Volumen- Histogramme (DVH) der
einzelnen Bestrahlungspläne dargestellt. Sie zeigen die Dosisbelastung des
Zielvolumens (PTV: planning target volume) und der konturierten Organe.
24
Dissertation Alexander Voigt Ergebnisse
Abb. 10: DVHs des MLC- Standardplanes (links) und von Plan 2 (Kompensator, rechts).
Abb. 11: DVHs von Plan 3 (15MV, links) und Plan 4 (erhöhte MU- Anzahl, rechts).
Abb. 12: DVHs der Pläne mit erhöhter Segmentanzahl (Plan 5: links, Plan 6: rechts).
25
Dissertation Alexander Voigt Ergebnisse
4.2. MLC- Standardbestrahlungsplan
Für den MLC- Standardplan ist die periphere Dosis nahe der Phantomoberfläche in
Abhängigkeit vom Feldabstand in Abbildung 13 dargestellt. Gut zu erkennen ist in
dieser Darstellung der hohe Dosisgradient am Feldrand. Die Dosis sinkt dort sehr
schnell auf unter 4 Gy ab und verläuft dann ab etwa 5 cm Abstand sehr flach. Aus
Gründen der besseren Darstellbarkeit ist deswegen in allen folgenden Abbildungen
ein entsprechend kleinerer Dosisbereich gewählt worden.
Abb. 13: Periphere Dosis in Abhängigkeit vom Feldabstand für den MLC- Standardplan.
26
Um den Einfluss der Tiefe der Messpunkte zu verdeutlichen, sind in Abbildung 14 die
Dosis- Feldabstand- Kurven für die Messungen in 1,5 cm und in 8 cm Tiefe
gemeinsam dargestellt. Beide Kurven zeigen nur im Bereich zwischen etwa 5 bis
15 cm Feldabstand eine geringe Abweichung voneinander und verlaufen ansonsten
annähernd gleich. Das gleiche Verhalten ist auch bei allen anderen untersuchten
Bestrahlungsplänen zu finden gewesen. Aufgrund der insgesamt sehr geringen
Abhängigkeit von den beiden hier untersuchten Messpunkttiefen werden bei den
vergleichenden Untersuchungen der folgenden Abschnitte nur die Ergebnisse mit
1,5 cm Messpunkttiefe explizit dargestellt. Die Ergebnisse mit 8 cm Messpunkttiefe
sind prinzipiell gleich und werden aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht zusätzlich
dargestellt.
Dissertation Alexander Voigt Ergebnisse
Abb. 14: Periphere Dosis in Abhängigkeit vom Feldabstand für Messpunkte in
verschiedenen Tiefen beim MLC- Standardplan.
Abb. 15: Vergleich der Ursachen der peripheren Dosis für den MLC- Standardplan mit
Messpunkten in verschiedenen Tiefen.
27
Dissertation Alexander Voigt Ergebnisse
In Abbildung 15 ist die periphere Dosis für beide untersuchten Messpunkttiefen
entsprechend ihrer Ursachen innerhalb und außerhalb des Phantoms getrennt
dargestellt. Hier zeigt sich, dass der geringe Unterschied zwischen beiden
Messpunkttiefen hauptsächlich bei der durch die Phantomstreuung verursachten
peripheren Dosis zu finden ist. Die durch Ursachen außerhalb des Phantoms, wie
Leckstrahlung des Strahlerkopfes und äußere Streustrahlung, verursachte periphere
Dosis ist insgesamt höher als die durch Phantomstreuung verursachte.
4.3. Vergleich zwischen MLC- und Kompensatortechnik
Die periphere Dosisbelastung bei Verwendung der Kompensatortechnik ist im
Vergleich zur MLC- Technik mit dem Standardbestrahlungsplan in Abbildung 16
dargestellt. Im gesamten gemessenen Abstandsbereich, vor allem aber im Bereich
zwischen etwa 5 und 25 cm, besteht eine höhere periphere Dosisbelastung bei der
Kompensatortechnik. Zudem ist hier der Abfall der Kurve flacher als bei der MLC-
Technik.
Abb. 16: Vergleich der peripheren Dosis bei MLC- Technik und bei Kompensatortechnik.
28
Dissertation Alexander Voigt Ergebnisse
Abbildung 17 zeigt den Vergleich der beiden Techniken bezüglich der Ursachen der
peripheren Dosis. Der Unterschied in der peripheren Dosis hat demnach seine
Ursachen hauptsächlich außerhalb des Phantoms. Der Anteil der Phantomstreuung
hingegen ist bei beiden Techniken in etwa gleich groß.
Abb. 17: Vergleich der Ursachen der peripheren Dosis bei MLC- Technik und bei
Kompensatortechnik.
4.4. Einfluss der Photonenenergie
Der Einfluss der nominellen Photonenenergie auf die periphere Dosis ist in
Abbildung 18 dargestellt. Dort wird der 6 MeV MLC- Standardplan mit dem MLC-
Plan bei 15 MeV verglichen. Beide Kurven unterscheiden sich kaum voneinander.
Zusätzlich wurden jedoch bei 15 MeV nomineller Photonenenergie Neutronen
detektiert, die hier in Kobaltäquivalentdosis angegeben sind.
29
Dissertation Alexander Voigt Ergebnisse
Abb. 18: Vergleich der peripheren Dosis bei MLC- Technik mit 6 MeV und mit 15 MeV
nomineller Photonenenergie.
Abb. 19: Vergleich der Ursachen der peripheren Dosis bei MLC- Technik mit 6 MeV und mit
15 MeV nomineller Photonenenergie.
30
Dissertation Alexander Voigt Ergebnisse
Werden die Ursachen der peripheren Dosis im Vergleich der MLC- Techniken mit
6 MeV und mit 15 MeV betrachtet, wie in Abbildung 19 dargestellt, so zeigt sich bei
15 MeV eine niedrigere periphere Dosis durch Phantomstreuung, aber eine höhere
durch äußere Ursachen. Beide Unterschiede heben sich hier insgesamt auf.
In Abbildung 20 werden schließlich die Ursachen der gemessenen
Neutronenbelastung dargestellt. Hier kommen nahezu alle Neutronen von außerhalb
des Phantoms, nur in großer Feldnähe konnten Neutronen aus dem Phantom
detektiert werden.
Abb. 20: Die Ursachen der peripheren Neutronendosis bei der MLC- Technik mit 15 MeV
nomineller Photonenenergie.
4.5. Einfluss der Segmentanzahl
Um den Einfluss der Segmentanzahl auf die periphere Dosis zu untersuchen, wurden
neben dem Standardplan zwei weitere Bestrahlungspläne mit jeweils unterschiedlich
hoher Segmentanzahl und ansonsten gleichen Parametern verwendet. Die
Messergebnisse für diese drei Pläne sind in Abbildung 21 zusammengefasst. Die
31
Dissertation Alexander Voigt Ergebnisse
Kurve des Standardplanes mit 54 Segmenten unterscheidet sich praktisch nicht von
der Kurve des Planes mit 80 Segmenten. Die Werte des Planes mit 135 Segmenten
weichen lediglich im Bereich zwischen 5 und 15 cm Abstand minimal von den
anderen beiden Kurven ab.
Abb. 21: Vergleich der peripheren Dosis bei MLC- Techniken mit jeweils unterschiedlicher
Segmentanzahl.
Der Vergleich der Ursachen der peripheren Dosis bei diesen drei
Bestrahlungsplänen in Abbildung 22 zeigt lediglich bei der Phantomstreuung kleine
Unterschiede. Diese treten vor allem in Feldnähe auf. Die durch äußere Streuung
und Leckstrahlung verursachte periphere Dosis ist bei allen Segmentanzahlen
annähernd gleich.
32
Dissertation Alexander Voigt Ergebnisse
Abb. 22: Vergleich der Ursachen der peripheren Dosis bei MLC- Techniken mit jeweils
unterschiedlicher Segmentanzahl.
4.6. Einfluss der Anzahl der Monitoreinheiten
Um den Einfluss der Anzahl der Monitoreinheiten zu veranschaulichen, werden in
Abbildung 23 die Dosis- Feldabstand- Kurven von Plan 5 und Plan 4, welche sich
hauptsächlich in der Anzahl der Monitoreinheiten unterscheiden, miteinander
verglichen. Zum Vergleich wurde hier zunächst nicht der MLC- Standardplan
herangezogen, da dieser sich auch in der Segmentanzahl etwas deutlicher von
Plan 4 unterscheidet. Es ist in der Abbildung nur eine leicht erhöhte periphere Dosis
bei dem Plan mit erhöhter Anzahl von Monitoreinheiten zu erkennen, am deutlichsten
zwischen etwa 5 und 20 cm Feldabstand.
Der Vergleich der Ursachen der peripheren Dosis in Abbildung 24 zeigt, dass der
Unterschied nur bei den äußeren Ursachen besteht. Die Phantomstreuung ist
unabhängig von der Anzahl der Monitoreinheiten gleich groß.
33
Dissertation Alexander Voigt Ergebnisse
Abb. 23: Vergleich der peripheren Dosis bei MLC- Techniken mit jeweils unterschiedlicher
Anzahl von Monitoreinheiten.
Abb. 24: Vergleich der Ursachen der peripheren Dosis bei MLC- Techniken mit jeweils
unterschiedlicher Anzahl von Monitoreinheiten.
34
Dissertation Alexander Voigt Diskussion
35
5. Diskussion
5.1. Bestrahlungspläne
Alle erstellten Bestrahlungspläne erfüllen die gestellten Anforderungen an die
Dosisverteilung. Sie würden also diesbezüglich in der klinischen Praxis in der Klink
für Strahlentherapie des UKJ zugelassen werden.
Am besten wird das Zielgebiet dabei mit der Kompensatortechnik und mit dem MLC-
Bestrahlungsplan mit erhöhter Anzahl von Monitoreinheiten erfasst. Hier erhalten
jeweils mehr als 99,7% des Zielvolumens mehr als 93% der Zieldosis. Gleichzeitig ist
mit ca. 0,5% der Volumenanteil des Zielgebietes mit einer Überdosierung von mehr
als 110% der Zieldosis vergleichsweise gering. Dies liegt daran, dass mit diesen
beiden Techniken wohl die beste Photonenfluenzmodulation der Felder möglich ist.
Mit dem Kompensator lässt sich die Fluenz praktisch stufenlos modulieren. Bei der
MLC- Technik erlaubt eine höhere Anzahl von Monitoreinheiten die Einteilung in
kleinere Subfelder, wodurch ebenfalls eine feinere Fluenzmodulation erreichbar ist.
Am schlechtesten wird das Zielgebiet mit dem MLC- Bestrahlungsplan mit 15 MeV
nomineller Photonenenergie erfasst. Hier werden die Anforderungen nur ganz knapp
erfüllt und es liegt mit 8% ein vergleichsweise hoher Überdosierungsanteil im
Zielgebiet vor. Im untersuchten Fall ist also der Plan mit 15 MeV den Plänen mit
6 MeV Photonenenergie bezüglich der Dosisverteilung unterlegen. Dies liegt
wahrscheinlich daran, dass ein hoher Volumenanteil des Zielgebietes nahe der
Phantomoberfläche liegt, bei höherer Photonenenergie das Dosismaximum durch
Aufbaueffekte aber in einer größeren Tiefe liegt als bei niedrigerer Photonenenergie.
Deswegen wird im Kopf- Hals- Bereich im Allgemeinen auch mit niedrigeren
nominellen Photonenenergien bestrahlt. Die Untersuchung mit 15 MeV hat in diesem
speziellen Fall also mehr wissenschaftlichen Charakter als klinischen Bezug.
Eine möglichst kurze Bestrahlungszeit ist ein wichtiger Faktor für die klinische Praxis.
Es wurde jeweils die gesamte Bestrahlungszeit aufgrund der durchgeführten
Bestrahlungen mit 1/5 der Gesamtdosis abgeschätzt. Hier hat neben dem 15 MeV-
MLC- Bestrahlungsplan mit ca. 75 min der MLC- Standardplan mit insgesamt ca.
95 min den geringsten Wert. Die höchste Bestrahlungszeit hat mit ca. 120 min der
Dissertation Alexander Voigt Diskussion
36
MLC- Plan mit erhöhter Anzahl von Monitoreinheiten. Dies begründet sich darin,
dass hier der Linearbeschleuniger während der Bestrahlung länger angeschaltet sein
muss. Die anderen Pläne haben Bestrahlungszeiten zwischen 100 und 110 min und
liegen damit ebenfalls über dem MLC- Standardplan. Durch eine erhöhte
Segmentanzahl steigt die gesamte Bestrahlungszeit, da jeweils eine gewisse Zeit zur
Einstellung eines jeden Segmentes notwendig ist. Bei der Kompensatortechnik
schließlich wird mehr Zeit benötigt, um die Kompensatoren für jedes Feld einzeln
manuell zu installieren.
Zusammenfassend ist zu konstatieren, dass der MLC- Standardplan für die klinische
Praxis den besten Kompromiss zwischen kurzer Bestrahlungszeit und guter
Dosisverteilung bietet. Eine bessere Zielgebietserfassung gelingt mit der
Kompensatortechnik oder mit einer erhöhten Anzahl von Monitoreinheiten bei der
MLC- Technik, beides aber auf Kosten längerer Bestrahlungszeiten bzw. größeren
technischen Aufwandes. Durch eine Erhöhung der Segmentanzahl bei der MLC-
Technik lässt sich die Zielgebietserfassung hingegen nur in geringerem Ausmaße
verbessern, allerdings ebenfalls auf Kosten längerer Bestrahlungszeiten. Eine
Erhöhung der nominellen Photonenenergie verschlechtert im untersuchten Fall die
Dosisverteilung und käme daher in der Praxis nicht als Alternative in Frage.
5.2. MLC- Standardbestrahlungsplan
Die gemessene periphere Dosis liegt beim MLC- Standardplan zwischen etwa
0,05 Gy in 40 cm Abstand und 3,5 Gy in 2,5 cm Abstand vom Feldrand. Damit liegt
sie genau in dem Dosisbereich, in welchem nach Literaturangaben eine lineare
Dosis- Wirkungs- Beziehung bezüglich der Induktion von Zweittumoren zu erwarten
ist (vgl. Hall 2006). Deswegen soll im Folgenden bei der Betrachtung des
Zweittumorrisikos in Zusammenhang mit den gemessenen peripheren Dosiswerten
eine solche Abhängigkeit angenommen werden. Da die Grundlage für die
Abschätzungen in der Literatur hauptsächlich von den Daten der
Atombombenüberlebenden gebildet wird (vgl. Pierce und Preston 2000,
Chomentowski et al. 2000), besteht für die hier gemessenen Dosen diesbezüglich
sicherlich eine gewisse Unsicherheit aufgrund der unterschiedlichen
Dosisfraktionierung und Dosisleistung. Dennoch ist die vereinfachte Annahme einer
linearen Abhängigkeit im hier gemessenen Dosisbereich bei derzeitiger Datenlage
Dissertation Alexander Voigt Diskussion
immer noch die bestmögliche Abschätzung einer Dosis- Wirkungs- Beziehung für die
Tumorinduktion durch ionisierende Strahlung.
Dass hier kaum ein Einfluss der Messpunkttiefe auf die periphere Dosis festgestellt
werden konnte, begründet sich am wahrscheinlichsten durch die untersuchten
Tiefen. Aus ähnlichen Messungen peripherer Dosisbelastungen in der Abteilung für
medizinische Physik der Klinik für Strahlentherapie des UKJ geht hervor, dass die
Dosis an der Oberfläche eines Phantoms recht rasch abgeschwächt wird, und dann
in der Tiefe nahezu ein Plateau bildet bzw. sogar wieder leicht ansteigen kann, wie in
Abbildung 25 gezeigt wird (Metzger 2007). Dies wird darauf zurückgeführt, dass die
in der Tiefe zunehmende Abschwächung der von außen kommenden Streustrahlung
durch die Phantomstreuung praktisch ausgeglichen wird. Bei der hier gewählten
Tiefe von 1,5 cm ab Phantomoberfläche befindet sich die Dosis offensichtlich schon
im Plateaubereich, so dass im Vergleich zu 8 cm Tiefe kaum ein Unterschied
gemessen werden konnte. Näher als 1,5 cm an der Oberfläche, wären höhere
periphere Dosiswerte als die hier gemessenen zu erwarten, die meisten
Risikoorgane für die Entwicklung eines strahlungsinduzierten Tumors liegen jedoch
im untersuchten Bereich.
0,000
0,500
1,000
1,500
2,000
2,500
3,000
0 20 40 60 80 100 120 140 160
Tiefe in mm
norm
iert
e K
obal
täqu
ival
entd
osis
in % MLC 6MV
MLC 15MV
Abb. 25: Abhängigkeit der peripheren Dosis von der Tiefe im Plexiglasphantom in ca. 18 cm
Entfernung vom Feldrand bei einem einfachen IMRT- Bestrahlungsplan mit MLC- Techniken
unterschiedlicher Photonenenergien (Metzger 2007)
37
Dissertation Alexander Voigt Diskussion
Bei der Betrachtung der Ursachen der peripheren Dosis fällt zunächst auf, dass der
größere Anteil durch Ursachen außerhalb des Phantoms bedingt ist. In Abbildung 26
sind „äußere“ und “innere“ Ursachen relativ zueinander aufgetragen. Abhängig vom
Feldabstand ist der Dosisanteil der Leckstrahlung und der äußeren Streustrahlung
zwischen 2- und 10-mal so hoch wie der der Phantomstreuung. Dies hat praktische
Bedeutung, da die „äußeren“ Ursachen der peripheren Dosis im Gegensatz zu der
Phantom- / Patientenstreuung von der Bauweise des Linearbeschleunigers abhängig
und somit besser beeinflussbar sind. Dadurch sind die Ergebnisse dieser Arbeit aber
auch stärker abhängig vom verwendeten Linearbeschleuniger und somit schwerer
auf andere Geräte übertragbar. Der relative Anteil der durch Phantomstreuung
verursachten peripheren Dosis ist abhängig vom Feldabstand und von der Tiefe der
Messpunkte. Er ist geringer, je größer der Feldabstand ist, da die Streustrahlung im
Phantommaterial geschwächt wird und er ist größer je tiefer gemessen wird, da mit
zunehmender Tiefe im Primärstrahl auch mehr Streustrahlung erzeugt wird.
Abb. 26: Relativer Anteil der äußeren PD- Ursachen im Vergleich zur Phantomstreuung in
Abhängigkeit vom Feldabstand für verschiedene Messpunkttiefen.
38
Dissertation Alexander Voigt Diskussion
39
5.3. Vergleich zwischen MLC- und Kompensatortechnik
Im hier untersuchten Fall führt die Verwendung der Kompensatortechnik im Vergleich
zur MLC- Technik zu einer höheren peripheren Dosisbelastung. Dieses Ergebnis
stimmt prinzipiell mit den Ergebnissen von Metzger (Metzger 2007) bei
vorangegangenen Messungen überein, wo am selben Linearbeschleuniger für
vereinfachte IMRT- Pläne bei Verwendung von Kompensatoren eine um den Faktor
1,1 bis 1,5 höhere periphere Photonendosisbelastung gemessen werden konnte.
Jedoch beträgt der Faktor bei dem hier untersuchten Bestrahlungsplan etwa 2,1 bis
2,8.
Der Grund für die erhöhte periphere Dosisbelastung ist offensichtlich die erhöhte
äußere Streustrahlung, die durch das zusätzlich in den Strahlengang gebrachte
Kompensatormaterial entsteht. Die Leckstrahlung des Strahlerkopfes wirkt sich
hingegen beim Kompensatorplan geringer aus, da dieser nur etwa 85% der
Monitoreinheiten des MLC- Standardplanes benötigt und demzufolge eine kürzere
reine Bestrahlungszeit hat. Dieser Effekt ist aber offenbar wesentlich geringer, als die
erhöhte Streustrahlung. Die äußere Streustrahlung als Ursache der erhöhten
peripheren Dosis kann auch den hier im Vergleich zu den Messungen von Metzger
deutlich größeren Faktor der Dosiserhöhung erklären. Da die hier untersuchten
Bestrahlungspläne wesentlich komplexer sind als die von Metzger untersuchten
einfachen IMRT- Pläne, kann sich die Erhöhung der äußeren Streustrahlung bei den
längeren Bestrahlungszeiten und der größeren Feldanzahl relativ betrachtet auch
stärker auswirken.
Die durch Phantomstreuung verursachte periphere Dosis ist bei beiden Techniken
nahezu gleich. Nur sehr nahe am Feldrand konnte ein Unterschied gemessen
werden. Allerdings ist dort die Interpretation schwierig. Die Phantomstreuung hängt
vor allem in der Nähe der Felder prinzipiell von deren Größe und Form bzw. von der
Größe und Form der einzelnen Segmente ab. Bei komplexen IMRT- Plänen, wie den
hier untersuchten, mit hohen Segmentanzahlen sind diese Parameter aber sehr
variabel und bei der inversen Planung nicht vorgebbar, wodurch eine systematische
Untersuchung schwierig ist. Bei den Messungen im Rahmen dieser Arbeit konnte
insgesamt diesbezüglich auch kein eindeutiges Ergebnis erzielt werden. Zudem
wirken sich kleine Schwankungen bei der Phantompositionierung auf dem
Dissertation Alexander Voigt Diskussion
40
Bestrahlungstisch umso stärker auf die gemessene Dosis aus, je näher am Feld
gemessen wird, so dass in Feldnähe die Unsicherheit der Ergebnisse am größten ist.
5.4. Einfluss der Photonenenergie
Es konnte bei den hier untersuchten Bestrahlungsplänen kein Einfluss der
nominellen Photonenenergie auf die periphere Photonendosis gemessen werden.
Dies weicht von den Ergebnissen der Messungen mit einfachen IMRT- Plänen
(Metzger 2007, Schwahofer 2007) insofern ab, dass dort generell für höhere
Photonenenergien niedrigere periphere Dosisbelastungen gemessen wurden. Eine
Erklärung für die Abweichung findet sich bei Betrachtung der Ursachen der
peripheren Dosis. Hier zeigt sich bei 15 MeV wie erwartet weniger Phantomstreuung.
Jedoch wird dies durch die höhere periphere Dosis von außerhalb des Phantoms
ausgeglichen. Diese kann zum Teil mit der leicht erhöhten Anzahl von
Monitoreinheiten bei dem Bestrahlungsplan mit 15 MeV erklärt werden. Allerdings ist
die Erhöhung der peripheren Dosis hier viel ausgeprägter, als bei der Untersuchung
mit einer noch höheren Anzahl von Monitoreinheiten bei 6 MeV (s.u.).
Wahrscheinlich wird die höhere Photonenenergie also am Strahlerkopf weniger gut
abgeschirmt und führt zu einer erhöhten Leckstrahlung.
Der wesentliche Unterschied ist die zusätzliche Neutronenbelastung bei 15 MeV
Photonenenergie. Die Energiegrenze für die Neutronenproduktion liegt etwa bei
8 MeV (Krieger und Petzold 1992). Dementsprechend konnten hier auch nur bei
15 MeV und nicht bei 6 MeV Neutronen nachgewiesen werden. Eine genaue Analyse
der erzeugten Neutronen und eine genaue Dosisangabe sind jedoch schwierig. Mit
der verwendeten Dosimetriemethode werden vor allem thermische, nicht aber
höherenergetische Neutronen nachgewiesen (Voigt 2005). Es ist also tatsächlich
sogar von einer höheren Neutronenbelastung als von der gemessenen auszugehen.
Aufgrund einer fehlenden Neutronenquelle zur Kalibrierung kann die Dosis auch nur
in Kobaltäquivalent angegeben werden. Dies erlaubt aber zumindest einen groben
Vergleich mit der Photonendosis bezüglich der biologischen Effekte.
Die gemessene Neutronendosis ist im Gegensatz zur Photonendosis über alle
Abstandsbereiche auf einem annähernd gleich hohen Niveau. Die Neutronen
kommen fast ausschließlich von außerhalb des Phantoms, da die im Phantom
Dissertation Alexander Voigt Diskussion
41
erzeugten Neutronen offensichtlich nur eine geringe Reichweite im Phantommaterial
haben. Aufgrund der hohen biologischen Wirksamkeit der Neutronen kann bei den
gemessenen Werten von einer im Vergleich zur Photonendosis relevanten
Neutronenbelastung ausgegangen werden. Durch die geringe Abhängigkeit vom
Feldabstand ist hier die gemessene Neutronendosis bei Abständen von mehr als
15 cm sogar höher als die Photonendosis. Genauere Untersuchungen zur Wirkung
der peripheren Neutronenbelastung in der Strahlentherapie im Vergleich zur
Photonendosis sind in der Literatur bisher aber nicht zu finden.
5.5. Einfluss der Segmentanzahl
Die Anzahl der Segmente hatte bei den hier untersuchten Bestrahlungsplänen
praktisch keinen Einfluss auf die periphere Dosis. Äußere Streustrahlung und
Leckstrahlung waren unabhängig von der Segmentanzahl gleich groß, da die Anzahl
der Monitoreinheiten jeweils gleich war und auch jeweils kein zusätzliches Material
im Strahlengang vorhanden gewesen ist, an dem die Strahlung gestreut werden
könnte. Kleine Unterschiede konnten lediglich bei der Phantomstreuung und da vor
allem in Feldnähe gemessen werden. Diese verhielten sich jedoch nicht
systematisch, eine Erhöhung auf 80 Segmente brachte keinen Unterschied mit sich,
während eine weitere Erhöhung auf 135 Segmente in einer leicht erniedrigten
Phantomstreuung resultierte. Hier spielen wahrscheinlich die Form und die Größe
der einzelnen Segmente, aber auch der in Feldnähe größere Messfehler (s.o.) eine
Rolle.
5.6. Einfluss der Anzahl der Monitoreinheiten
Durch die Erhöhung der Anzahl der Monitoreinheiten um ca. 40% wurde die
periphere Dosis hier nur vergleichsweise gering um den relativen Faktor 1,1 bis 1,2
erhöht. Diese höhere periphere Dosis resultiert dabei wie erwartet fast ausschließlich
aus der Leckstrahlung. Diese erhöht sich, da der Linearbeschleuniger bei der
höheren Anzahl von Monitoreinheiten länger angeschaltet ist. Auf die
Phantomstreuung hat die Anzahl der Monitoreinheiten offenbar keinen Einfluss.
Dissertation Alexander Voigt Diskussion
5.7. Zweittumorrisiko in Abhängigkeit von der Bestrahlungstechnik
Ziel der Arbeit war der Vergleich der IMRT- Bestrahlungstechniken bezüglich der
peripheren Dosisbelastung. Zu diesem Zweck ist die relative periphere Dosis der
untersuchten Bestrahlungspläne im Vergleich zum MLC- Standardplan in
Abbildung 27 auf Grundlage der Ergebnisse der Dosis- Abstands- Messungen und
unter Einbeziehung der Messpunkte in den Risikoorganen dargestellt. Werte größer
als 1 bedeuten dabei eine um den entsprechenden Faktor höhere und Werte kleiner
als 1 eine niedrigere periphere Dosis als beim MLC- Standardplan. Da im hier
untersuchten Bereich der peripheren Dosis eine lineare Beziehung zwischen der
Dosis und der Wahrscheinlichkeit der Tumorinduktion angenommen wird (s.o.),
entspricht die dargestellte relative periphere Dosis jeweils auch dem relativen Risiko
für strahlungsinduzierte Zweittumoren im Vergleich zum MLC- Standardplan.
Letzteres ist in Abbildung 28 noch einmal unter Berücksichtigung der Lage der
untersuchten Risikoorgane dargestellt. In Tabelle 5 sind entsprechend der
durchschnittlichen Messwerte in den untersuchten Risikoorganen die jeweiligen
relativen Risiken gegenüber dem MLC- Standardplan zusammengefasst.
Abb. 27: Relative periphere Dosis der untersuchten IMRT- Bestrahlungspläne im Vergleich
zum MLC- Standardplan in Abhängigkeit vom Feldabstand.
42
Dissertation Alexander Voigt Diskussion
Abb. 28: Relatives Risiko für einen strahlungsinduzierten Zweittumor bei den untersuchten
Bestrahlungsplänen im Vergleich zum MLC- Standardplan in Abhängigkeit vom Feldabstand.
Relatives Zweittumorrisiko gegenüber MLC- Standardplan
Feldabstand
der
Messpunkte
in cm
Plan 2 mit
Komp.
Plan 3 mit
15 MeV
Plan 4 mit um
40% erhöhter
MU- Anzahl
Plan 5 mit um
48% erhöhter
Segmentanzahl
Plan 6 mit um
150% erhöhter
Segmentanzahl
3 1,22 1,32 1,20 1,22 1,09
10,5 2,44 0,95 1,11 1,04 1,04 Lunge
18 2,47 1,01 1,13 1,05 1,02
Magen 28 2,71 1,13 1,19 1,06 1,05
Leber 28 2,71 1,13 1,19 1,06 1,05
38 2,50 1,24 1,18 0,94 0,98 Kolon
43 2,21 1,36 1,21 0,96 0,98
Rektum 55 1,86 1,41 1,31 0,97 1,02
Harnblase 55 1,80 1,44 1,24 0,95 0,96
Tabelle 5: Durchschnittlich gemessenes Relatives Risiko für strahlungsinduzierte
Zweittumoren gegenüber dem MLC- Standardplan für die untersuchten Bestrahlungspläne
und Risikoorgane. 43
Dissertation Alexander Voigt Diskussion
44
Der Standardbestrahlungsplan mit MLC- Technik verursacht von den untersuchten
Bestrahlungsplänen die geringste periphere Dosisbelastung und demzufolge im
Vergleich auch das geringste Risiko für einen strahlungsinduzierten Zweittumor.
Das mit Abstand größte relative Risiko besteht hier bei Verwendung der
Kompensatortechnik trotz geringerer Anzahl von Monitoreinheiten. Es ist abhängig
vom Abstand bis zu 2,8-mal höher als beim MLC- Standardplan. Das Maximum liegt
zwischen etwa 15 und 40 cm Feldabstand. Der Hauptgrund für diese Erhöhung liegt
in der zusätzlichen Streuung der Primärstrahlung am Kompensatormaterial. Eine
vom Feldabstand hingegen weitgehend unabhängige, geringere Erhöhung des
relativen Risikos um etwa den Faktor 1,2 verursachte die um 40% erhöhte Anzahl
von Monitoreinheiten bei der MLC- Technik. Hierfür ist im Wesentlichen das längere
Einwirken der Leckstrahlung verantwortlich. Sowohl die Kompensatorstreuung als
auch die Leckstrahlung sind primär von Material und Aufbau des Strahlerkopfes und
der sonst verwendeten Bauteile im Strahlengang abhängig. Eine Übertragung der
Ergebnisse auf andere Linearbeschleuniger ist deshalb schwierig. Unter den hier
untersuchten Bedingungen hat die Kompensatorstreuung offensichtlich einen
deutlich größeren Einfluss auf die periphere Dosis als die durch mehr
Monitoreinheiten erhöhte Leckstrahlung des Strahlerkopfes, welche in der Literatur
zumeist als Hauptgrund für die Erhöhung des Zweittumorrisikos bei der IMRT
angegeben wird (Hall und Wuu 2003, Kry et al. 2005).
Die Verwendung der höheren Photonenenergie von 15 MeV führte vor allem in
größerem Feldabstand ebenfalls zu einer bis zu 1,4-fach erhöhten peripheren Dosis.
Allerdings werden bei dieser Energie noch zusätzlich Neutronen produziert, die auch
detektiert wurden. Die Neutronenbelastung war dabei weitgehend unabhängig vom
Feldabstand. Da mit der Dosimetriemethode vorwiegend nur thermische Neutronen
erfasst werden und aufgrund fehlender Kalibriermöglichkeiten, sind genauere
Dosisangaben der Neutronen leider nicht möglich. Die Energieübertragung der
Neutronen auf das Phantommaterial ist jedoch von der Größenordnung der
gemessenen Photonendosis. Bei größeren Feldabständen ist sie sogar höher.
Aufgrund der hohen biologischen Wirksamkeit der Neutronen ist im Vergleich zur
Verwendung von 6 MeV nomineller Photonenenergie deshalb vor allem bei größeren
Dissertation Alexander Voigt Diskussion
45
Feldabständen von einem wahrscheinlich deutlich erhöhten Risiko für
strahlungsinduzierte Tumoren auszugehen.
Die alleinige Erhöhung der Segmentanzahl bei der MLC- Technik hatte hier keinen
eindeutig messbaren Einfluss auf die periphere Dosis. Nur in unmittelbarer Nähe der
primären Bestrahlungsfelder wurde bei der 48- prozentigen Erhöhung eine leicht
erhöhte periphere Dosis gemessen, was sich bei der weiteren Erhöhung der
Segmentanzahl auf 150 Prozent allerdings nicht bestätigte. Die Ursache für diese
Unterschiede lag hier hauptsächlich in der Phantomstreuung, die vor allem von der
Größe aber auch von der Form der Segmente abhängig ist. Allerdings können bei
der inversen Planung die Größe und Form der Segmente nicht vorgegeben werden
und variieren praktisch bei jeder Planberechnung. Eine systematische Untersuchung
der Abhängigkeit von Segmentgröße und Segmentform ist deswegen auf diese
Weise nur schwer möglich.
Diese Ergebnisse stimmen prinzipiell mit den vorangegangenen ähnlichen
Untersuchungen der Abteilung für medizinische Physik der Klinik für Strahlentherapie
des UKJ an vereinfachten IMRT- Plänen (Metzger 2007, Schwahofer 2007) überein.
Allerdings ist bei den hier untersuchten komplexen Bestrahlungsplänen der
Unterschied der peripheren Dosis zwischen Kompensator- und MLC- Technik viel
größer und bei 15 MeV konnte keine geringere periphere Photonendosis gemessen
werden, als bei 6 MeV. Dies legt nahe, dass der relative Anteil der verschiedenen
Ursachen der peripheren Dosis zum Teil auch von der Komplexität der
Bestrahlungspläne, wie etwa der Feld- und Segmentanzahl, sowie der Form des
Zielgebietes abhängig ist und die Ergebnisse von Untersuchungen mit einfachen
IMRT- Plänen nicht ohne weiteres auf komplexere IMRT- Pläne übertragbar sind.
Um die Bedeutung des Risikos für strahlungsinduzierte Zweittumoren für die
Bestrahlungsplanung besser beurteilen zu können, ist neben der Untersuchung der
relativen Unterschiede zwischen den IMRT- Techniken auch die Betrachtung des
absoluten Risikowertes notwendig. In Tabelle 6 sind für den MLC- Standardplan die
in den Risikoorganen gemessenen durchschnittlichen Dosiswerte und das jeweils
daraus mittels der Werte aus Tabelle 1 (NCRP 1993) abgeschätzte Risiko für die
Entwicklung eines strahlungsinduzierten Zweittumors dargestellt. Die Risikowerte
Dissertation Alexander Voigt Diskussion
46
sind allerdings nur als Schätzungen zu werten, da schon den Werten des NCRP-
Reports große Unsicherheiten bezüglich Epidemiologie, Dosimetriefehlern usw.
zugrunde liegen. Sie können aber die Größenordnung des Risikos wiedergeben.
Zum Vergleich ist zusätzlich das ungefähre Lebenszeitrisiko der
Allgemeinbevölkerung für die Entwicklung eines Tumors im entsprechenden Organ
nach Werten des Jahresberichtes für das Jahr 2000 des Gemeinsamen
Krebsregisters (GKR 2004) aufgeführt.
Risikoorgan Lunge Magen Leber Kolon Rektum Blase
Anzahl der
Messpunkte 6 6 6 4 4 5 5 5 3
Feldabstand der
Messpunkte in cm 3 10,5 18 28 28 38 43 55 55
Durchschnittliche Dosis
an den Messpunkten
in mGy
3.559 689 325 125 125 59 50 30 30
Messwertebereich
in % der
Durchschnittsdosis
75 15 13 4 4 3,3 10 13 13
Geschätztes Risiko für
strahlungsinduzierten
Tumor in %
(nach Tab. 1)
3,0 0,59 0,28 0,14 0,02 0,05 0,04 0,03 0,01
Lebenszeitrisiko für die
Entwicklung eines
Tumors in %
(nach GKR 2004)
6,19 2,31 0,92 3,47 2,25 2,4
Tabelle 6: Gemessene Dosiswerte in den untersuchten Risikoorganen bei Anwendung des
MLC- Standardplanes und daraus abgeschätztes Risiko für strahlungsinduzierte Tumoren.
Auffällig ist zunächst die starke Schwankung der in der Lunge gemessenen
Dosiswerte in der Nähe der Bestrahlungsfelder. Die Messpunkte waren in den
Risikoorganen in unterschiedlichen Abständen von der Phantommittellinie
positioniert, so dass sich die unregelmäßige Form des Zielgebietes vor allem in
kurzem Abstand auf die Messwerte auswirkte. Bei Abständen von mehr als 10 cm
Dissertation Alexander Voigt Diskussion
47
hatte die Abweichung der Messpunkte von der Phantommittellinie kaum mehr einen
Einfluss auf die gemessenen Dosiswerte.
Das Risiko für die Entwicklung eines durch den MLC- Standardbestrahlungsplan
induzierten Zweittumors ist sehr stark vom Feldabstand abhängig und liegt
vorwiegend im Bereich unter 1 Prozent. Damit ist es zum Teil deutlich geringer, als
das Risiko der Allgemeinbevölkerung für die Entwicklung eines entsprechenden
Tumors. Dies deckt sich mit den Ergebnissen der großen Studien von Boice und
Brenner (Boice et al. 1988, Brenner et al. 2000), bei denen das bestehende
Zweittumorrisiko ebenfalls nur vergleichsweise leicht durch die Strahlentherapie
erhöht wurde. Der Feldabstand ist offensichtlich die wichtigste Einflussgröße für das
Zweittumorrisiko, da die periphere Dosis, von den Neutronen abgesehen, mit
wachsendem Abstand sinkt. Analog hierzu fand sich schon in der Studie von Dörr
und Herrmann (Dörr und Herrmann 2002) der Großteil der Zweittumoren in der Nähe
des Feldrandes.
Dissertation Alexander Voigt Schlussfolgerungen
48
6. Schlussfolgerungen
Obwohl die intensitätsmodulierte Strahlentherapie im Vergleich zur konformalen
Strahlentherapie zu einer erhöhten peripheren Dosisbelastung führt, ist das Risiko für
die Entwicklung eines strahlungsinduzierten Zweittumors dabei insgesamt
wahrscheinlich immer noch deutlich geringer als das entsprechende Tumorrisiko in
der Allgemeinbevölkerung. Deswegen kann das Zweittumorrisiko bei der Auswahl
der Bestrahlungstechnik etwa gegenüber der Dosisverteilung im Zielgebiet durchaus
als nachrangiges Kriterium betrachtet werden. Hier wurden die verschiedenen an der
Klinik für Strahlentherapie des UKJ anwendbaren IMRT- Techniken an einem
realistischen Zielgebiet aus dem Kopf- Hals- Bereich untersucht. Dabei konnten
Unterschiede bei der peripheren Dosis und entsprechend dem Zweittumorrisiko
gemessen werden.
Das geringste Risiko wurde bei der in der Klinik für Strahlentherapie des UKJ
routinemäßig angewandten statischen MLC- Technik mit einer nominellen
Photonenenergie von 6 MeV und mittlerer Anzahl von Monitoreinheiten und
Segmenten ermittelt. Diese Bestrahlungstechnik stellt also nicht nur einen guten
Kompromiss zwischen Dosisverteilung und technischem Bestrahlungs- und
Planungsaufwand dar, sondern ist auch bezüglich des Risikos für
strahlungsinduzierte Zweittumoren als vergleichsweise günstig zu bewerten.
Wenn es im Einzelfall notwendig sein sollte, so kann mittels der Kompensatortechnik
oder durch eine erhöhte Anzahl von Monitoreinheiten bei der statischen MLC-
Technik eine verbesserte Dosisverteilung im Zielgebiet erreicht werden. Beide
Techniken führen jedoch zu einer erhöhten peripheren Dosis und somit erhöhtem
Risiko für strahlungsinduzierte Zweittumoren. In dieser Hinsicht wäre aber die MLC-
Technik zu bevorzugen, da im untersuchten Fall durch die erhöhte Anzahl von
Monitoreinheiten das Risiko vergleichsweise gering um etwa den Faktor 1,2 erhöht,
bei der Kompensatortechnik hingegen mehr als verdoppelt wurde. Die Erhöhung der
peripheren Dosis hat dabei ihre Ursachen in der Leckstrahlung des Strahlerkopfes
bzw. in der erhöhten Streuung der Primärstrahlung am Kompensatormaterial. Beide
Effekte sind stark abhängig von Material und Aufbau des Linearbeschleunigers und
der zugehörigen Komponenten, so dass eine Übertragung der Ergebnisse auf
andere Bestrahlungsgeräte nur unter Vorbehalt möglich ist.
Dissertation Alexander Voigt Schlussfolgerungen
49
Die Verwendung von 15 MeV nomineller Photonenenergie führte zu einer
zusätzlichen Neutronenbelastung. Diese ist im untersuchten Fall im Vergleich zur
peripheren Photonendosis vor allem bei größeren Feldabständen deutlich relevant.
Bezüglich des Zweittumorrisikos ist aus diesem Grunde nach Möglichkeit die
Verwendung von Photonenenergien unter 8 MeV zu empfehlen, bei denen keine
zusätzlichen Neutronen produziert werden.
Die Auswirkungen der IMRT- Technik auf die periphere Dosis sind wahrscheinlich
auch bis zu einem gewissen Grade von der Komplexität der Bestrahlungspläne
abhängig, also beispielsweise von der Feld- bzw. Segmentanzahl oder von der Form
und Größe des Zielgebietes. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind deswegen vorrangig
auf Fälle mit ähnlich komplexen Bestrahlungsplänen übertragbar. Um den Einfluss
von Größe und Form des Zielgebietes auf die periphere Dosis genauer zu
untersuchen, müssten beispielsweise zusätzliche Messungen mit einer Vielzahl von
verschiedenen Zielgebieten durchgeführt werden.
Dissertation Alexander Voigt Abbildungsverzeichnis
50
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Vergleich der Prinzipien von 3D- CRT (a) und IMRT (b) (Richter 1998). .... 7
Abb. 2: Statische (a) und dynamische (b) MLC- Technik zur
Photonenfluenzmodulation der Bestrahlungsfelder bei der IMRT
(Richter 1998). ............................................................................................ 8
Abb. 3: Illustration der geschätzten Dosis- Wirkungs- Beziehung für die
strahlungsinduzierte Karzinogenese (Hall 2006). ..................................... 11
Abb. 4: Alderson RANDO®- Phantom mit Vakuummatratze.................................. 14
Abb. 5: Ein 2,5 cm dickes Segment des RANDO®- Phantoms mit den
Bohrungen für TLDs. ................................................................................ 15
Abb. 6: Planungs- CT des Alderson- Phantoms: koronare Rekonstruktion und
je ein Schichtbild aus dem Kopf- und Thoraxbereich................................ 16
Abb. 7: Zwei Beispiele zur Fusionierung der Planungs- CT- Schichtbilder des
Phantoms mit entsprechenden CT- Schichtbildern eines realen
Patienten ähnlicher Konstitution. .............................................................. 16
Abb. 8: Schematische Darstellung der zeitlichen Abfolge einer TL-
Dosimetriemessung. ................................................................................. 20
Abb. 9: Errechnete Dosisverteilung des MLC- Standardbestrahlungsplanes........ 24
Abb. 10: DVHs des MLC- Standardplanes (links) und von Plan 2 (Kompensator,
rechts)....................................................................................................... 25
Abb. 11: DVHs von Plan 3 (15MV, links) und Plan 4 (erhöhte MU- Anzahl,
rechts)....................................................................................................... 25
Abb. 12: DVHs der Pläne mit erhöhter Segmentanzahl (Plan 5: links, Plan 6:
rechts)....................................................................................................... 25
Abb. 13: Periphere Dosis in Abhängigkeit vom Feldabstand für den MLC-
Standardplan. .......................................................................................... 26
Abb. 14: Periphere Dosis in Abhängigkeit vom Feldabstand für Messpunkte in
verschiedenen Tiefen beim MLC- Standardplan....................................... 27
Abb. 15: Vergleich der Ursachen der peripheren Dosis für den MLC-
Standardplan mit Messpunkten in verschiedenen Tiefen. ....................... 27
Abb. 16: Vergleich der peripheren Dosis bei MLC- Technik und bei
Kompensatortechnik. ................................................................................ 28
Abb. 17: Vergleich der Ursachen der peripheren Dosis bei MLC- Technik und
bei Kompensatortechnik. .......................................................................... 29
Dissertation Alexander Voigt Abbildungsverzeichnis
51
Abb. 18: Vergleich der peripheren Dosis bei MLC- Technik mit 6 MeV und mit
15 MeV nomineller Photonenenergie........................................................ 30
Abb. 19: Vergleich der Ursachen der peripheren Dosis bei MLC- Technik mit
6 MeV und mit 15 MeV nomineller Photonenenergie................................ 30
Abb. 20: Die Ursachen der peripheren Neutronendosis bei der MLC- Technik
mit 15 MeV nomineller Photonenenergie.................................................. 31
Abb. 21: Vergleich der peripheren Dosis bei MLC- Techniken mit jeweils
unterschiedlicher Segmentanzahl............................................................. 32
Abb. 22: Vergleich der Ursachen der peripheren Dosis bei MLC- Techniken mit
jeweils unterschiedlicher Segmentanzahl. ................................................ 33
Abb. 23: Vergleich der peripheren Dosis bei MLC- Techniken mit jeweils
unterschiedlicher Anzahl von Monitoreinheiten. ....................................... 34
Abb. 24: Vergleich der Ursachen der peripheren Dosis bei MLC- Techniken mit
jeweils unterschiedlicher Anzahl von Monitoreinheiten............................. 34
Abb. 25: Abhängigkeit der peripheren Dosis von der Tiefe im Plexiglasphantom
in ca. 18 cm Entfernung vom Feldrand bei einem einfachen IMRT-
Bestrahlungsplan mit MLC- Techniken unterschiedlicher
Photonenenergien (Metzger 2007) ........................................................... 37
Abb. 26: Relativer Anteil der äußeren PD- Ursachen im Vergleich zur
Phantomstreuung in Abhängigkeit vom Feldabstand für verschiedene
Messpunkttiefen........................................................................................ 38
Abb. 27: Relative periphere Dosis der untersuchten IMRT- Bestrahlungspläne
im Vergleich zum MLC- Standardplan in Abhängigkeit vom
Feldabstand.............................................................................................. 42
Abb. 28: Relatives Risiko für einen strahlungsinduzierten Zweittumor bei den
untersuchten Bestrahlungsplänen im Vergleich zum MLC-
Standardplan in Abhängigkeit vom Feldabstand. .................................... 43
Dissertation Alexander Voigt Tabellenverzeichnis
52
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Geschätztes Lebenszeit- Risiko für die Entwicklung eines Malignoms
nach Strahlungsexposition in Abhängigkeit von der Dosis für
verschiedene Organe (NCRP 1993). ..................................................... 11
Tabelle 2: Die wichtigsten Vor- und Nachteile der Dosimetrie mit TLD- 600 und
TLD- 700. ............................................................................................... 19
Tabelle 3: Anzahl und Lage der Messpunkte in den untersuchten
Risikoorganen. ....................................................................................... 22
Tabelle 4: Technische Spezifikationen der erstellten IMRT- Bestrahlungspläne. ... 23
Tabelle 5: Durchschnittlich gemessenes Relatives Risiko für
strahlungsinduzierte Zweittumoren gegenüber dem MLC-
Standardplan für die untersuchten Bestrahlungspläne und
Risikoorgane. ......................................................................................... 43
Tabelle 6: Gemessene Dosiswerte in den untersuchten Risikoorganen bei
Anwendung des MLC- Standardplanes und daraus abgeschätztes
Risiko für strahlungsinduzierte Tumoren................................................ 46
Dissertation Alexander Voigt Literatur- und Quellenverzeichnis
53
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Dissertation Alexander Voigt Anhang
57
Anhang
Danksagung
Ich bedanke mich bei meinem Doktorvater Prof. Dr. med. T.G. Wendt, der diese
Arbeit ermöglicht hat und mir stets mit gutem Rat zur Seite stand.
Mein besonderer Dank gilt Dr. Ing. T. Wiezorek, der mich bei allen physikalisch-
technischen Aspekten der Arbeit unterstützt hat und mit dem ich viele fruchtbare
Diskussionen geführt habe.
Schließlich bedanke ich mich bei allen Mitarbeitern der Klinik für Strahlentherapie
und Radioonkologie des Universitätsklinikums Jena, die mich bei der Erstellung
dieser Arbeit in irgend einer Weise unterstützt haben, im Speziellen Dr. H. Salz aus
der Abteilung für medizinische Physik und dem MTRA- Team.
Nicht zuletzt danke ich ganz herzlich meiner kleinen Familie. Annika, die mir im
Privaten oft den Rücken frei gehalten und sich besonders beim Korrekturlesen
hervorgetan hat. Und meinem kleinen Sohn Johannes, der fast immer so lieb war,
dass sein Papa gut arbeiten konnte.
Dissertation Alexander Voigt Anhang
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Lebenslauf
Persönliche Daten Name:
Geburtsdatum:
Geburtsort:
Familienstand:
Alexander Voigt
20.05.1979
Mühlhausen (Thür.)
Ledig, 1 Kind
Abitur 07/ 1997
Carl Zeiss Gymnasium, Jena
Abschluss: Abitur mit der Gesamtnote sehr gut (1,0)
Wehrdienst 11/ 1997 – 08/ 1998
Grundwehrdienst
Studium 10/ 1998 – 08/ 2005
Studium der Physik an der FSU- Jena
Abschluss: Diplom mit der Gesamtnote sehr gut (1,5)
Thema der Diplomarbeit:
Entwicklung eines Thermolumineszenzdosimetrie-
verfahrens für Photonen und Neutronen zur Anwendung im
Niedrigdosisbereich außerhalb der primären
Bestrahlungsfelder in der klinischen Strahlentherapie
10/ 2001 – 11/ 2007
Studium der Humanmedizin an der FSU- Jena
Abschluss: Staatsexamen mit der Gesamtnote gut (2,5)
Berufliche Erfahrung seit 01/2008
Assistenzarzt in der Klinik für Strahlentherapie und
Radioonkologie, Universitätsklinikum Jena
Jena,
Alexander Voigt
Dissertation Alexander Voigt Anhang
59
Ehrenwörtliche Erklärung
Hiermit erkläre ich, dass mir die Promotionsordnung der Medizinischen Fakultät der
Friedrich-Schiller-Universität bekannt ist,
ich die Dissertation selbst angefertigt habe und alle von mir benutzten Hilfsmittel,
persönlichen Mitteilungen und Quellen in meiner Arbeit angegeben sind,
mich folgende Personen bei der Auswahl und Auswertung des Materials sowie bei
der Herstellung des Manuskripts unterstützt haben:
Prof. Dr. med. T.G. Wendt, Dr. Ing. T. Wiezorek
die Hilfe eines Promotionsberaters nicht in Anspruch genommen wurde und dass
Dritte weder unmittelbar noch mittelbar geldwerte Leistungen von mir für Arbeiten
erhalten haben, die im Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten Dissertation
stehen,
dass ich die Dissertation noch nicht als Prüfungsarbeit für eine staatliche oder
andere wissenschaftliche Prüfung eingereicht habe und
dass ich die gleiche, eine in wesentlichen Teilen ähnliche oder eine andere
Abhandlung nicht bei einer anderen Hochschule als Dissertation eingereicht habe.
Jena,
Alexander Voigt