DLR Nachrichten No. · PDF fileAndré Gide bringt es in ... Westphals knarzendem Bass...

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ABENTEUER

Die ILA 2004 zieht Luftfahrtfreunde aus aller Welt an. So alltäg-lich Luftfahrt zu sein scheint, auch heute ist sie nach wie vor eineMischung aus gut funktionierender Infrastruktur, Spitzentechno-logie und faszinierendem Abenteuer. Auf unseren Rezensionssei-ten stellen wir deshalb einen Mix vor, der all diesem gerecht wird.Zusätzlich und mit besonderem Blick auf den Nachwuchs präsen-tieren wir ein Buch über das, was dies alles erst ermöglicht: Ma-thematik. Hier aber in einer Form dargestellt, die mehr als unge-wöhnlich und gleichzeitig selbst für „Mathehasser“ gelungen ist.

E ine bislang in dieser Dichtenoch nicht vorliegende

Gesamtdarstellung des Kom-plexes Luftfahrt und Luftver-kehr bietet jetzt der Springer-Verlag/Heidelberg mit dem

Handbuch der Luftfahrt.

Das von Heinrich Mensen ver-fasste Kompendium wendetsich an Studenten aus luft-fahrtspezifischen Fachrichtun-gen wie selbstverständlichauch an Experten und sonsti-ge Interessierte, die in derLuftfahrtbranche tätig sindund damit nun über ein ein-zigartiges Nachschlagewerkverfügen. Breiten Raum wid-met der Autor, Professor ander Fachhochschule Wiesba-den für das Fachgebiet Luft-verkehrswesen, unter ande-rem den Grundlagen der Ver-kehrspolitik, der Struktur desLuftverkehrs in Deutschland,den volkswirtschaftlichen undbetriebswirtschaftlichen As-pekten der Verkehrswirtschaftgenerell wie auch des Ver-kehrsmittels Flugzeug im Be-sonderen. Große Aufmerk-samkeit erfahren dabei dieSchnittstellen zwischen denPartnern, die trotz unter-

schiedlicher Aufgaben dasGesamtsystem Luftverkehr be-treiben und eine reibungsloseAbwicklung verantworten.

Erfreulich ausführlich infor-miert das Handbuch zudemüber die technischen Aspektezur Lenkung und Leitung desLuftverkehrs. Beispielsweisebeleuchtet der Autor mit wis-senschaftlicher Ausführlichkeitunterschiedliche Navigations-verfahren und Flugsicherungs-systeme wie auch die Einrich-tungen der Verkehrsleittech-nik an Flughäfen. Ein größe-res Kapitel widmet sich ab-

schließend Fragen der Luftver-kehrsökologie wie auch desUmweltschutzes.

Zwar sorgen Sätze wie: „EinFlugplatz ist ein definiertesGebiet auf dem Lande oderauf dem Wasser, einschließlichder erforderlichen Gebäude,Anlagen und Ausrüstungen,die ganz oder teilweise fürFlug- und Rollbewegungenvon Luftfahrzeugen bestimmtsind“ nicht immer für höheresLesevergnügen, sie sind aberandererseits im Rahmen einerpräzisen Sachdefinition oderBeschreibung juristischer Rah-menbedingungen wohl auchnicht generell zu vermeiden.Gleichwohl bietet dieser, nichtnur inhaltlich gewichtige Banddem Interessenten genügendMöglichkeiten, sich – vor allemim technischen Teil – immerwieder buchstäblich festzu-lesen. (Hans-Leo Richter)Heinrich MensenHandbuch der LuftfahrtSpringer-Verlag, Heidelberg

Im Zuge des markanten Ju-biläums „100 Jahre Motor-flug“ Ende 2003 präsentierteder Buchmarkt eine Reihe vonNeuerscheinungen, welche

Luftfahrtjournalisten Alexisvon Croy herausgegebeneBand ein wenig aus dem üb-lichen Rahmen. Unter dem Titel

Abenteurer der Lüfte

präsentiert der Autor zwölfbrillant aufbereitete Fliegerge-schichten, die große High-lights der Luftfahrtgeschichtewieder lebendig werden lassen und den Leser quasi alsAugenzeugen mitten ins Ge-schehen versetzen. Selbstver-ständlich werden die bekann-ten Ereignisse, wie zum Bei-spiel der Wrightsche Erstflug,Lindberghs Atlantiküberque-rung oder auch Chuck Yea-ger´s erstmaliger Schallmauer-“Durchbruch“ lebendig ge-schildert. Aber auch wenigerbekannte Großtaten lässt derAutor nochmals Revue pas-sieren, so der wirklich ersteAtlantik-Nonstopflug der bei-den Engländer Alcock undWhitten-Brown, deren Namenheute bestenfalls nur nochLuftfahrthistorikern und ein-gefleischten Fans ein Begriffsind. Ähnlich detailliert schil-dert von Croy den Weltflugder populären amerikanischenPilotin Amelia Earhart undsein bis heute mysteriös ge-bliebenes Ende, aber auch dasSchicksal einer unbekanntenamerikanischen Bomberbesat-zung aus dem zweiten Welt-krieg, die sich aufgrund einesNavigationsfehlers auf demHeimflug erheblich verflogenhatte, weit über der libyschenWüste abspringen musste undelend umkam. Gerade in die-sen Episoden, bei denen derAutor die Geschichte hinterder Story beleuchtet und denAkteuren hinter den teilweiseprominenten Namen eine be-merkenswerte Kontur verleiht,liegt die Stärke dieses hervor-ragenden Buches. Zahlreiche

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Illustrationen sowie eine ta-bellarische Kurzübersicht überdie Höhepunkte der hundert-jährigen (Motor-) Fluggeschich-te runden den sehr lesenswer-ten Band ab. (Hans-Leo Richter)Alexis von Croy; Abenteurer derLüfte; Piper/Malik Verlag

Der legendäre Flieger undPoet Antoine de Saint-Exupérybedarf keiner Vorstellungmehr. Seit Jahrzehnten vermö-gen seine Romane alle diejeni-gen zu begeistern, für dieFliegen immer noch mehr istals nur die schnellste Verbin-dung zwischen zwei Orten,die sich das Staunen für dieunterschiedlichsten Facettender Schöpfung bewahrt ha-ben. Wie ein roter Faden ziehtsich diese Ehrfurcht vor Natur-gewalten und dem Faszino-sum unberührter Landschaf-ten durch Exupérys Werk.Grund genug auch für Hör-buchverlage, die großen Klas-siker des fliegenden Dichtersin ihre Programme aufzuneh-men. Bei unserem punktuellenRückblick auf Klassiker derLuftfahrtliteratur bietet sichExupérys Roman

Nachtflug

aus dem Jahr 1931 an, derjetzt in der Rezitation vonGert Westphal erschienen ist.Der Roman ist sozusagen eineParabel über das außerge-wöhnliche Pflichtbewusstseineines Postfliegers in einer aus-weglosen Situation über denAnden, und die scheinbare

Rücksichtslosigkeit und Ger-adlinigkeit seines Stationslei-ters im fernen Buenos Aires,den Nachtflugbetrieb zwischenSüdamerika und Europa unterallen, selbst dann tragischenUmständen aufrechtzuerhal-ten. André Gide bringt es inseinem Vorwort auf den präg-nanten Nenner, wonach dasGlück des Menschen nicht inder Freiheit besteht, sondernin der Hingabe an eine Pflicht.Der bekannte Rezitator GertWestphal verleiht den Prota-gonisten dieses Werkes einebemerkenswerte Kontur, undbei der Schilderung des allesentscheidenden Zyklons überden Anden vermeint man,selbst hinter dem Piloten Fabienzu hocken, der den furchtba-ren Sturmböen zunächst nochheroisch trotzt. Aber auch dietiefe innere Zerrissenheit des

Stationsleiters Rivière wird lebendig, der seinen Pilotenübermenschliche Größe aufKosten von Privatheit undEmotion abverlangt. Westphalschafft Spannung durch lebendige Dialoge und ein-dringliche Schilderung menta-ler Ausnahmesituationen. Undhört man nur lange genughin, so vermeint man überWestphals knarzendem Bassauch nicht mehr den altenGrafen Stechlin oder andereFontanesche Romanfiguren zuvernehmen, denen Westphalimmer wieder in unerreichterManier seine Stimme geliehenhat. (Hans-Leo Richter) (P) 2000 LITRATON, Hamburg, (3 CD)

Der Autor ist bedeutenderMathematikprofessor, dasBuch gibt eine Einführung indie Welt der modernen Physikund Mathematik, und es istkomisch – ein Widerspruch insich? Nein, wie Ian Stewart in

Flacherland – Die unglaubliche Reiseder Vikki Line durch Raum und Zeit

aufs Schönste zeigt. Und würdesich der Titel der deutschenAusgabe mehr an seinemenglischen Original orientieren– „Flatterland. Like Flatland,Only More So“ – , wäre of-fensichtlich, dass man bei derLektüre dieses Buches mit einem ziemlich eigenwilligenund skurrilen Humor des Au-tors zu rechnen hat. Flacher-land hat seine Vorgeschichte,was ebenfalls am Titel derenglischen Originalausgabebesser abzulesen ist: Im Jahr1884 verfasste Edwin A. Ab-bott, Lehrer und Schulleiter imviktorianischen England, einenKlassiker der populären Wis-senschaftsliteratur: „Flatland.A romance of many dimen-sions.“ Flatland, oder zuDeutsch: Flachland, handeltvon einer zweidimensionaleWelt, deren Bewohner geo-metrische Figuren sind. Die Ti-tel“figur“ ist A. Square, derensimple Vorstellungen durch ei-nen Besucher aus der drittenDimension (Die Kugel), die bisdahin undenkbar war, er-schüttert werden. Stewart hatmit Flacherland eine Fortset-zung vorgelegt. Diesmal ist eseine Protagonistin, die Urenke-lin von A. Square, Vikki Line,die auf seinen Spuren ge-meinsam mit ihrem versiertenFührer, dem Space Hopper(vergleichbar einem orange-farbenen Hüpfball für Kinder,mit zwei Hörnern, aufgemal-ten Augen und einem breitenGrinsen), von einem mathe-matischen Raum zum näch-sten „springt“. Dabei begeg-nen sie so seltsamen Wesen

wie Helge, der Schneeflocke,die im Fraktale-Wald lebt, derTeigmaus und dem WienerWaldhähnchen. In atemberau-bendem Tempo wird der Leserin die Geschichte hineingezogenund „durchfliegt" gemeinsammit den beiden Protagonistenunzählige Dimensionen. Dabeiist er zu Gast im Reich desHawk King, dem Herrscherder schwarzen Löcher, trifft

die Moobius-Kuh und erlebtden Big Bang rückwärts. Zwi-schen all den Ein-ein-viertelDimensionen, Metaräumenund Wurmlöchern schwindelteinem manchmal der Kopf,aber das geht der Protagonis-tin nicht anders. Doch der Autor legt immer wieder kur-ze Pausen ein und kehrt zuVikkis Familie nach Flachlandzurück, die sich die größtenSorgen um ihre spurlos ver-schwundene Tochter macht.Es ist genau dieser Erzähl-rhythmus, kombiniert mit derFähigkeit des Autors, mathe-matische Themen populärwis-senschaftlich zu vermittelnund dabei den Humor nichtzu kurz kommen zu lassen,die den Leser mitreißen undfaszinieren. (Elke Pientka)Ian Stewart: Flacherland. Die unglaubliche Reise der Vikki Linedurch Raum und Zeit. Verlag C.H.Beck, München, 2003

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Astro- und Feinwerktechnik Adlershof GmbHAlbert-Einstein Strasse 12D-12489 BerlinTel.: (030) 63 92-1000Fax.: (030) 63 92-1002e-mail: [email protected]://www.astrofein.com

In dieser Rubrik stellt das DLR Partner-organisationen und deren Projektevor – in der heutigen Ausgabe dasAstro- und Feinwerktechnik Ad-lershof, da wo die Zukunft schon ge-stern gemacht wurde.

E s mag vermessen klingen, die Zukunft schon gestern gemacht

zu haben, doch das Firmenmottotrifft den Kern des Geschäfts. AlsAusgründung aus dem DeutschenZentrum für Luft- und Raumfahrt(DLR) existiert die Astro- und Fein-werktechnik Adlershof GmbH seit Januar 1994 und beschäftigt heutemehr als 30 Mitarbeiter. Zum Kun-denstamm gehören Unternehmen aus mehr als 10 Ländern weltweit.

Als Partner von Industrie und For-schung steht das Unternehmen fürdie Lösung von anspruchsvollen undhochspeziellen Entwicklungs- und Fertigungsaufgaben sowie für dieDurchführung mechanischer Umwelt-tests (statische Last, Schock, Vibra-

tion). Neben klassischem Ingenieur-wissen und solidem technologischenKnow-how werden modernste Ferti-gungstechnologien sowie hoch ent-wickelte Testverfahren angeboten. Zuden Arbeitsschwerpunkten gehört die Lösung komplexer Aufgabenstel-lungen im Bereich der Sensortechnik,der Lichtquellen, der optischen undoptomechanischen Labortechnik, derGeräte- und Sondermaschinenbau für die optische Industrie. BesonderesAugenmerk liegt dabei auf der Infra-rot-Labortechnik sowie optomechani-schen Baugruppen für CCD-Kameras.

Alle diese Fertigkeiten kommen inRaumfahrtprojekten zum Einsatz.Auch für Optical Ground SupportEquipment (OGSE) und MechanicalGround Support Equipment (MGSE)liegen vielfältige Erfahrungen vor, soauch bei der Entwicklung und Ferti-gung von Transportcontainern undHandlingeinrichtungen. Die Astro-und Feinwerktechnik hat durch dasMitwirken an zahlreichen bemanntenund unbemannten Missionen weit

reichende Erfahrung im BereichRaumfahrttechnik gesammelt. Hard-ware-Entwicklungen aus diesem Un-ternehmen sind schon zur russischenMIR-Station aber auch zu Planeten inunserem Sonnensystem geflogen. Diebekanntesten Missionen sind unteranderem die Mission Mars Expressund Cassini/Huygens zum Saturn.Maßgeblich beteiligt war das Unter-nehmen am Bau des DLR-Kleinsatel-liten BIRD, der Feuerereignisse ausdem Weltall aufdeckt und hochgenauvermisst.