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SCHACH OLYMPIADE DRESDEN 2008 Montag, 24. November 2008 Am Sonnabend kurz vor 21 Uhr starrte zum Ende der 9. Runde ein kleines Häufchen Getreuer auf das Fernsehbild im ViP-Bereich des Kongresszentrums. Neben mir Ex-Welt- meister Anatoli Karpow, Schachbund- Präsident Robert von Weizsäcker und sein Vize Matthias Kribben. Der Deut- sche Daniel Fridman musste unbedingt gewinnen, damit der Wettkampf gegen Polen nicht verloren wird. Nach Frid- mans Eröffnung mit der Katalanischen Variante des Damengambits entstand später auf dem Schachbrett ein unge- wöhnliches Springerendspiel. Fridman besaß neben dem Springer nur noch ei- nen Freibauern, der einen Amoklauf von e2 aus bis e7 absolviert hatte. Der polnische Großmeister Mateusz Bartel besaß nur noch einen Springer und wollte natürlich durch Schlagen des feindlichen Bauern das Remis erzwin- gen. Fridman befand sich in Zeitnot und hatte nur noch eine Minute und 30 Se- kunden Bedenkzeit. Die Frage lautete: Kann er den feindlichen Springer ablen- ken, damit der Freibauer von e7 den letzten Schritt zu e8 schafft und zur Da- me wird. Es gelang. Und der Jubel der deutschen Kiebitze war groß. Das Un- entschieden war gerettet. Katalanischen Variante des Damen- gambits? Für viele Leser sind die Na- men der Schacheröffnungen sicher Fremdworte. Deswegen dazu einige Er- läuterungen. Die Namen der Eröffnun- gen sind eng mit der Geschichte des Spiels verbunden. Oft taucht der Name Indien auf. Kein Wunder: Der Weg des Schachspiels begann in diesem Land. So hat man die Eröffnungen Damenin- disch, Königsindisch, Nimzoindisch und Grünfeldindisch genannt. Die zwei letz- teren beruhen auf den Namen der Großmeister Nimzowitsch und Grün- feld, die besondere Verdienste mit die- sem System hatten. Gegen Grünfeld habe ich selbst noch eine Turnierpartie in Holland gespielt. Viele Eröffnungen wurden auch auf Na- men von Ländern getauft, wo damit die ersten Erfahrungen gesammelt wur- den. So gibt es Spanisch, Sizilianisch, Russisch, Französisch, Englisch, Schot- tisch, Slawisch oder Holländisch. Eine andere Gruppe sind Gambits, bei de- nen in der Eröffnungsphase ein Bauer geopfert wird. Varianten sind Königs- gambit, Damengambit, Wolgagambit, Evansgambit. Es folgen Abwicklungen, die zum Teil ebenfalls wieder einen Na- men haben. Wenn man mit einem Schachfreund spricht, weiß der sofort, wenn der Name Französisch auftaucht, welche Zugfolge gemeint ist. Eine Rarität ist die Orang-Utan-Eröff- nung. Dieser Name wurde in Paris kre- iert. Bei einem Schachturnier besuch- ten die Teilnehmer den Zoologischen Garten von Paris. Besonders lustig fan- den sie die Orang-Utans in ihrem Käfig. Das langte, um eine Schacheröffnung danach zu benennen. Sie beginnt mit dem Bauernzug 1. b2 – b4. Alle er- wähnten Eröffnungsnamen kamen auch auf den 64 Feldern in Dresden zur Anwendung – und das nicht nur einmal. Wolfgang Uhlmann (73) war der erste Großmeister der DDR und gehör te in den 60er und 70er Jahren zur absoluten Welt- spitze. Der Dresdner spielte gegen nahe- zu alle Topspieler seiner Zeit und gewann dabei viele Partien. Bei der Schacholym- piade 1964 in Tel Aviv wurde er bester Spieler am Spitzenbrett. OLYMPIA-TAGEBUCH Von Wolfgang Uhlmann Was Orang-Utans mit Schach zu tun haben OLYMPIA HEUTE Spielfreier Tag im Hauptturnier 8.30 Uhr: 4. Runde Open (ICD) 15 Uhr: 5. Runde Open (ICD) 16 Uhr: Fußballspiel „Schachauswahl ge- gen Promiteam“ beim VfB Hellerau-Klotz- sche, Karl-Liebknecht-Str. 53 20 Uhr: Siegerehrung Open mit Sportbür- germeister Winfried Lehmann (CDU), Kon- ferenzebene des ICD 21 Uhr: Autogrammstunde in der „World of Chess“ im Rathaus ZITAT ZUM TAGE Außer der Philosophie weiß ich kein so gu- tes Treibmittel des Gehirns, als höchs- tens Schach und Kaffee. Jean Paul SCHACH-LEXIKON Opfern: Die absichtliche Aufgabe einer Fi- gur zugunsten strategischer oder takti- scher Vorteile, zum Beispiel für einen Ent- wicklungsvorsprung, Raumvorteil oder of- fene Linien. Ein Bauernopfer in der Eröff- nung zur schnelleren Beherrschung des Zentrums nennt man Gambit. Noch mehr Informationen zur Schacholympiade und die Ergebnisse bei www.dnn-online.de Monique Sischy aus Südafrika spielt in Dresden ihre erste Olympiade. Die 20- Jährige studiert der Heimat Buisness- marketing. Vor der Olympiade hatten sie ein einmonati- ges Trainingscamp mit dem holländi- schen Großmeister Dimitri Reinder- man, um sich vorzubereiten. Ihr gefällt Dresden sehr gut. Neben den Sehens- würdigkeiten gefallen ihr besonders gut die Geschäfte. Moniques Turnierbi- lanz ist gut: Bisher hat sie fünfzig Pro- zent der möglichen Punkte geholt. DIE WELT IN DRESDEN Gestern begann im Kongresszentrum der Fide-Kongress. 250 Teilnehmer aus den Schach-Nationen treffen sich in Dresden zur 79. Konferenz der Federa- tion Internationale de Echecs (FIDE), des Weltverbandes der Schachspieler. Regularien und Beschlüsse werden dis- kutiert und verabschiedet. Wichtigster Punkt: Die Vergabe der Schacholympia- de 2012. Die Kandidaten Istanbul (Tür- kei) und Budva (Montenegro) hatten gestern die Möglichkeit sich zu präsen- tieren. Der dritte Bewerber Stockholm hat seine Bewerbung zurückgezogen. Die Schweden waren gestern zur Prä- sentation gar nicht mehr erschienen. Die Entscheidung wir heute fallen. Is- tanbul werden die größeren Chancen eingeräumt, da die Türken schon im Jahr 2000 (die deutschen Herren ge- wannen damals Silber) durch eine sehr gute Organisation überzeugten. Desweiteren wurden technische und formale Punkte der Tagesordnung be- sprochen. Themen waren die Aufnah- men neuer Länder in den Weltschach- bund, die Entlastung des Vorstandes und der Bericht der Kommission. Disku- tiert wurden technische Details und auch die bei dieser Olympiade neu ein- geführten Regeln. Die absolute Pünkt- lichkeit, die eine Revolution in der Tur- nierordnung bedeutete, scheint sich durchzusetzen. Werner Stubenvoll (Ös- terreich), Mitglied des Technical Admi- nistration Penalty (TAP) und Mittglied des Qualifikationskomitees, sagt vor ei- ner endgültigen Entscheidung für künf- tige Schachturniere: „Es gibt eine Um- frage unter den Spielern. Deren Ergeb- nis warten wir noch ab.“ Weiteres Thema war die Bedenkzeit. Hier wird sich die derzeit praktizierte Bedenkzeit von 90 Minuten für 40 Züge plus weitere 30 Minuten für den Rest der Partie zuzüglich 30 Sekunden ab dem ersten Zug durchsetzen. Alle Be- schlüsse müssen vom Qualifikationsko- mitee verabschiedet werden, das heute tagt. S. Siebrecht Entscheidung heute: Olympiade 2012 in Istanbul oder Budva Fide-Kongress in Dresden 250 Schachfunktionäre aus aller Welt ta- gen in Dresden. Foto: W. Darrelmann Iljumschinov wohlauf in Dresden eingetroffen Fide-Präsident Kirsan Iljumschinov aus der südrussichen Provinz Kalmü- ckien ist in Dresden. Zur Eröffnungs- veranstaltung war er noch wegen eines Autounfalls verhindert, gestern zeigte er sich wohlauf im Kongresszentrum. Von der Organisation der Olympiade begeistert, will er nun die letzten Tage vor Ort miterleben. Nach den ersten Sitzungen des Fide-Kongresses vertief- te er sich in Gespräche mit den ehema- ligen Weltmeistern Anatoli Karpov und Boris Spassky. Erfreut ist Iljumschinov über die gute Medienresonanz des Tur- niers. Ein nachdenklicher Wladimir Kramnik: Nach der verlorenen Einzel-WM in Bonn läuft es für den Ex-Weltmeister auch bei der Olympiade in Dresden nicht wie erhofft. Foto: Eisenhuth Der russische Schachstar Wladimir Kramnik spielt beim Turnier der Na- tionen in Dresden am ersten Brett seines Landes. Die Olympiade verlief für das an Nummer 1 gesetzte Team bisher alles andere als wunschge- mäß. Dennoch gibt der 33-jährige Großmeister den Dresdner Neuesten Nachrichten Auskunft über seine Motivation, in Dresden zu spielen, über sein verlorenes WM-Match in Bonn und erklärt, was ihn zu künfti- gen Taten motiviert. Frage: Weltmeister Anand fehlt in Dresden, er macht Urlaub. Warum spielen Sie? W. Kramnik: Die Schacholympiade ist ein sehr wichtiges Ereignis für jeden Spieler, egal aus welchem Land er kommt. Natürlich musste ich mich nach dem schweren WM-Match in Bonn erst einmal etwas erholen, denn das Duell hat sehr viel Kraft gekostet. Andererseits ist so ein Treffen der Schachwelt wie das in Dresden kein Privatturnier. Ich spiele hier für Russ- land, für meine Nation. Welche Lehren ziehen Sie aus dem verlorenen WM-Duell in Bonn? Ich konnte in dem Match leider nicht mein gesamtes Potenzial abru- fen. Dabei habe ich vorher sicher nicht weniger als Anand gearbeitet. Aber seine Vorbereitung war offen- sichtlich effektiver, so dass er mir ei- ne Lektion erteilen konnte. Er hat in den ersten Partien ganz praktische Neuerungen serviert, die am Brett schwer zu widerlegen waren. Was war Ihr Hauptfehler? In der fünften Partie wählte ich noch einmal die gleiche Er- öffnung wie im verlorenen dritten Spiel. Das war sicher ein Fehler. Aber ich wollte meinen Gegner für seine Frechheit bestrafen. Also ließ ich mich wieder auf sein tak- tisches Spiel ein und zog erneut den Kürzeren, weil er weiter und tiefer analysiert hat. In der zweiten Match- hälfte fand ich dann zu meinem Spiel, hatte aber schon zu viel Boden verlo- ren. Werden Sie den Kampf um die Schachkrone nochmal aufnehmen? Das habe ich vor. Spieler wie Anand oder der Ukrainer Iwantschuk sind fast 40 Jahre alt und zeigen nach wie vor Schach auf allerhöchstem Niveau. Ich bin jünger als sie und habe darum noch genügend Zeit, wieder in den Kampf um den WM-Titel einzugrei- fen. Hat die russische Föderation viel Überzeugungsarbeit bei Ihnen leisten müssen, in Dresden zu spielen? Nein, das war nicht nötig. Der rus- sische Verband hat schon sehr früh- zeitig signalisiert, wie wichtig meine Teilnahme in Dresden ist. Sie sollte unsere Chancen für ein gutes Ab- schneiden erhöhen. Leider lief es aus einer Reihe von Gründen überhaupt nicht so, wie wir es uns vorgestellt haben. Weil wir vor zwei Jahren in Turin nur Sechster im Gesamtklasse- ment waren, haben wir hier ja einiges gutzumachen. Ob uns zum Ende hin noch eine Verbesserung gelingt, wird sich zeigen. Waren Sie zu optimistisch, in Dres- den zu starten, obwohl der Termin nur zwei Wochen nach ihrem WM- Match lag? Ich fühlte mich einfach verpflichtet, zuzusagen, weil mein Verband auch sehr viel für mich tut. Auch möchte ich dazu beitragen, dass sich das Spitzen- schach in Russland wieder stärker ent- wickelt. Bei diesem Prozess will ich helfen. Deshalb stand die Frage gar nicht für mich, fernzubleiben. Ich bin in Dresden dabei, obwohl das keine leichte Aufgabe ist. Ihre Ergebnisse bei früheren Schacholympiaden können sich ja durchaus sehen lassen. In diesen Turnieren habe ich immer sehr gut gespielt. Bei meinem Einstand 1992 in Manila holte ich 8,5 Punkte aus neun Partien. 2006 in Turin erziel- te ich das beste Ergebnis am ersten Brett. Aber weil wir die letzten beiden olympischen Wettbewerbe nicht ge- winnen konnten, war es Ehrensache, diesmal ein besseres Ergebnis anzu- steuern. Um der Konkurrenz in Dres- den zu zeigen, dass Russland noch im- mer die stärkste Schachnation der Welt ist. Warten wir das Finale ab… Interview: Dagobert Kohlmeyer Die Olympiade ist Ehrensache DNN-Interview mit Ex-Weltmeister Wladimir Kramnik Die deutschen Medaillenträume sind ausgeträumt: Am gestrigen, vorletzten Spieltag der Schacholympiade unter- lag das Herrenteam den USA mit 1,5:2,5. Der Weiß spielende Arkadij Naiditsch (Elo 2678) folgte in der Spa- nischen Variante am Spitzenbrett ge- gen Gata Kamsky (Elo 2729) einer Empfehlung der neuesten Theorie. Sein Gegner, der im kommenden Jahr gegen den Weltranglistenersten Vese- lin Topalov (Elo 2791) ein Ausschei- dungsturnier um die Weltmeister- schaft spielen wird, hielt das Gleichge- wicht – remis. David Baramidze (Elo 2557) konnte im scharfen Abspiel in der Anti-Moskauer Variante gegen den Amerikaner Yuri Shulman (Elo 2616) eine starke Neuerung seines Ge- genüber nicht ausreichend behandeln, so dass er in der Folge in einem ge- fährlichen Angriff unter die Räder ge- riet. Die Stellung war nicht zu halten, Baramidze verlor die Partie. Igor Khenkin (Elo 2647) kam mit den schwarzen Steinen gegen Hikaru Nakamura (Elo 2704) in eine be- drängte Position. Durch taktische Ver- wicklungen wollte – der gestern so arg Gescholtene – seine Chance su- chen. Statt Konter lief er aber direkt in einen Mattangriff und musste auf- geben. Daniel Fridman (Elo 2630) blieb es vorbehalten, gegen Alexan- der Onischuk (Elo 2644) ein – für ihn typisch – besseres Turmendspiel zu verwerten. Stück für Stück verbesser- te er seine Position. Schließlich ge- wann er einen Bauern und auch die Partie. Die meisten Blicke richteten sich gestern auf andere Protagonis- ten, zum Beispiel auf die des Spitzen- spiels zwischen Israel und der Ukrai- ne, das die Osteuropäer mit 2;5:1,5 für sich entschieden. Am Spitzenbrett saßen sich der Israeli Boris Gelfand und der Ukrainer Vassily Ivanchuk gegenüber. Beide waren hochkonzen- triert. Bei jeglicher, direkter Kontakt- aufnahme wäre einer der beiden Weltstars vermutlich explodiert. Es entwickelte sich ein fantastischer Kampf. Ivanchuk (Elo 2786) konnte in der modernen Chebanenko (moldawi- scher Meisterspieler) der slawischen Eröffnung gegen Gelfand (Elo 2719) eine Druckstellung erreichen, die ihm ein risikoloses Spiel ermöglichte. Langsam vergrößerte sich sein Raum- vorteil, aber die Stellung blieb ver- schachtelt. Ein Durchbruch war nicht in Sicht, so dass sich die beiden auf Remis einigten. Der Israeli Michael Roiz (Elo 2677) konnte gegen Sergey Karjakin (Elo 2730) in einem ruhigen Abspiel der slawischen Eröffnung ei- nen kleinen Vorteil erreichen, der je- doch nur optischer Natur war – eben- falls remis. An den beiden übrigen Brettern wurde verbissen gekämpft, es ging in die sechste Stunde. Zahar Efimenko (Elo 2680) griff in der Spa- nischen Partie gegen Evgeny Postny (Elo 2674) zu einem Königsangriff. Die schwarze Stellung blieb sehr kompakt. Nach Damenabtausch er- langte Weiß einen Raumvorteil, konn- te stolz auf seinen starken Springer- vorposten auf d5 blicken. Ein langer Positionskampf folgte, zum Schluss behielt Efimenko die Oberhand. Der junge Israeli Maxim Rodhstein (Elo 2609) startete gegen Andrei Volo- kitin (Elo 2659) furios und opferte ei- nen Bauern, dann sogar seine ganze Bauernstruktur für sein Spiel gegen den schwarzen König. Nachdem der Angriff nach umsichtiger Verteidigung seines Gegners nicht durchschlug, musste er ein schlechter stehendes Endspiel halten. Schließlich entstand ein kompliziertes Damen-Finale. Um jeden Millimeter wurde bis zum remis gekämpft. Die Ukraine ist nach diesem Erfolg auf Kurs Olympiasieg. Russland besiegt Slowenien sicher mit 3,5:0,5. Vizeweltmeister Wladimir Kramnik (Elo 2772) kam allerdings am Spitzenbrett gegen Altmeister Alexan- der Beliavsky (Elo 2619) erneut nicht über ein Unentschieden hinaus. Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft besiegte gestern die Philippininnen mit 3:1. Die Chinesinnen mussten dagegen gegen Georgien über die zweite Nie- derlage quittieren und scheiden damit aus dem Rennen um Gold aus. Sebastian Siebrecht Deutscher Medaillentraum geplatzt Bönsch-Team unterliegt den USA mit 1,5:2,5 / Ukraine bezwingt Israel nach hartem Kampf Nichts zu machen: Arkadij Naiditsch (li.) kam am ersten Brett gegen Gata Kamsky mit Weiß nur zu einem Remis. David Baramidze und Igor Khenkin verloren, Deutschland un- terlag trotz eines ganzen Zählers von Daniel Fridman den USA. Foto: W. Darrelmann

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SCHACHOLYMPIADE DRESDEN 2008

Montag, 24. November 2008

Am Sonnabend kurzvor 21 Uhr starrtezum Ende der 9.Runde ein kleinesHäufchen Getreuerauf das Fernsehbildim ViP-Bereich desKongresszentrums.Neben mir Ex-Welt-

meister Anatoli Karpow, Schachbund-Präsident Robert von Weizsäcker undsein Vize Matthias Kribben. Der Deut-sche Daniel Fridman musste unbedingtgewinnen, damit der Wettkampf gegenPolen nicht verloren wird. Nach Frid-mans Eröffnung mit der KatalanischenVariante des Damengambits entstandspäter auf dem Schachbrett ein unge-wöhnliches Springerendspiel. Fridmanbesaß neben dem Springer nur noch ei-nen Freibauern, der einen Amoklaufvon e2 aus bis e7 absolviert hatte. Derpolnische Großmeister Mateusz Bartelbesaß nur noch einen Springer undwollte natürlich durch Schlagen desfeindlichen Bauern das Remis erzwin-gen. Fridman befand sich in Zeitnot undhatte nur noch eine Minute und 30 Se-kunden Bedenkzeit. Die Frage lautete:Kann er den feindlichen Springer ablen-ken, damit der Freibauer von e7 denletzten Schritt zu e8 schafft und zur Da-me wird. Es gelang. Und der Jubel derdeutschen Kiebitze war groß. Das Un-entschieden war gerettet.

Katalanischen Variante des Damen-gambits? Für viele Leser sind die Na-men der Schacheröffnungen sicherFremdworte. Deswegen dazu einige Er-läuterungen. Die Namen der Eröffnun-gen sind eng mit der Geschichte desSpiels verbunden. Oft taucht der NameIndien auf. Kein Wunder: Der Weg desSchachspiels begann in diesem Land.So hat man die Eröffnungen Damenin-disch, Königsindisch, Nimzoindisch undGrünfeldindisch genannt. Die zwei letz-teren beruhen auf den Namen derGroßmeister Nimzowitsch und Grün-feld, die besondere Verdienste mit die-sem System hatten. Gegen Grünfeldhabe ich selbst noch eine Turnierpartiein Holland gespielt.Viele Eröffnungen wurden auch auf Na-men von Ländern getauft, wo damit dieersten Erfahrungen gesammelt wur-den. So gibt es Spanisch, Sizilianisch,Russisch, Französisch, Englisch, Schot-tisch, Slawisch oder Holländisch. Eineandere Gruppe sind Gambits, bei de-nen in der Eröffnungsphase ein Bauergeopfert wird. Varianten sind Königs-gambit, Damengambit, Wolgagambit,Evansgambit. Es folgen Abwicklungen,die zum Teil ebenfalls wieder einen Na-men haben. Wenn man mit einemSchachfreund spricht, weiß der sofort,wenn der Name Französisch auftaucht,welche Zugfolge gemeint ist.

Eine Rarität ist die Orang-Utan-Eröff-nung. Dieser Name wurde in Paris kre-iert. Bei einem Schachturnier besuch-ten die Teilnehmer den ZoologischenGarten von Paris. Besonders lustig fan-den sie die Orang-Utans in ihrem Käfig.Das langte, um eine Schacheröffnungdanach zu benennen. Sie beginnt mitdem Bauernzug 1. b2 – b4. Alle er-wähnten Eröffnungsnamen kamenauch auf den 64 Feldern in Dresden zurAnwendung – und das nicht nur einmal.

Wolfgang Uhlmann (73) war der ersteGroßmeister der DDR und gehörte in den60er und 70er Jahren zur absoluten Welt-spitze. Der Dresdner spielte gegen nahe-zu alle Topspieler seiner Zeit und gewanndabei viele Partien. Bei der Schacholym-piade 1964 in Tel Aviv wurde er besterSpieler am Spitzenbrett.

OLYMPIA-TAGEBUCH

Von Wolfgang Uhlmann

Was Orang-Utans mitSchach zu tun haben

OLYMPIA HEUTE

Spielfreier Tag im Hauptturnier

8.30 Uhr: 4. Runde Open (ICD)

15 Uhr: 5. Runde Open (ICD)

16 Uhr: Fußballspiel „Schachauswahl ge-gen Promiteam“ beim VfB Hellerau-Klotz-sche, Karl-Liebknecht-Str. 53

20 Uhr: Siegerehrung Open mit Sportbür-germeister Winfried Lehmann (CDU), Kon-ferenzebene des ICD

21 Uhr: Autogrammstunde in der „Worldof Chess“ im Rathaus

ZITAT ZUM TAGE

Außer der Philosophie weiß ich kein so gu-tes Treibmittel des Gehirns, als höchs-tens Schach und Kaffee. Jean Paul

SCHACH-LEXIKON

Opfern: Die absichtliche Aufgabe einer Fi-gur zugunsten strategischer oder takti-scher Vorteile, zum Beispiel für einen Ent-wicklungsvorsprung, Raumvorteil oder of-fene Linien. Ein Bauernopfer in der Eröff-nung zur schnelleren Beherrschung desZentrums nennt man Gambit.

Noch mehr Informationenzur Schacholympiadeund die Ergebnisse beiwww.dnn-online.de

Monique Sischy ausSüdafrika spielt inDresden ihre ersteOlympiade. Die 20-Jährige studiert derHeimat Buisness-marketing. Vor derOlympiade hattensie ein einmonati-ges Trainingscamp mit dem holländi-schen Großmeister Dimitri Reinder-man, um sich vorzubereiten. Ihr gefälltDresden sehr gut. Neben den Sehens-würdigkeiten gefallen ihr besondersgut die Geschäfte. Moniques Turnierbi-lanz ist gut: Bisher hat sie fünfzig Pro-zent der möglichen Punkte geholt.

DIE WELT IN DRESDEN

Gestern begann im Kongresszentrumder Fide-Kongress. 250 Teilnehmer ausden Schach-Nationen treffen sich inDresden zur 79. Konferenz der Federa-tion Internationale de Echecs (FIDE),des Weltverbandes der Schachspieler.Regularien und Beschlüsse werden dis-kutiert und verabschiedet. WichtigsterPunkt: Die Vergabe der Schacholympia-de 2012. Die Kandidaten Istanbul (Tür-kei) und Budva (Montenegro) hattengestern die Möglichkeit sich zu präsen-tieren. Der dritte Bewerber Stockholmhat seine Bewerbung zurückgezogen.Die Schweden waren gestern zur Prä-sentation gar nicht mehr erschienen.Die Entscheidung wir heute fallen. Is-tanbul werden die größeren Chanceneingeräumt, da die Türken schon imJahr 2000 (die deutschen Herren ge-wannen damals Silber) durch eine sehrgute Organisation überzeugten.

Desweiteren wurden technische undformale Punkte der Tagesordnung be-sprochen. Themen waren die Aufnah-men neuer Länder in den Weltschach-bund, die Entlastung des Vorstandesund der Bericht der Kommission. Disku-tiert wurden technische Details undauch die bei dieser Olympiade neu ein-geführten Regeln. Die absolute Pünkt-lichkeit, die eine Revolution in der Tur-nierordnung bedeutete, scheint sichdurchzusetzen. Werner Stubenvoll (Ös-terreich), Mitglied des Technical Admi-nistration Penalty (TAP) und Mittglieddes Qualifikationskomitees, sagt vor ei-ner endgültigen Entscheidung für künf-tige Schachturniere: „Es gibt eine Um-frage unter den Spielern. Deren Ergeb-nis warten wir noch ab.“

Weiteres Thema war die Bedenkzeit.Hier wird sich die derzeit praktizierteBedenkzeit von 90 Minuten für 40 Zügeplus weitere 30 Minuten für den Restder Partie zuzüglich 30 Sekunden abdem ersten Zug durchsetzen. Alle Be-schlüsse müssen vom Qualifikationsko-mitee verabschiedet werden, das heutetagt. S. Siebrecht

Entscheidung heute:Olympiade 2012 in

Istanbul oder BudvaFide-Kongress in Dresden

250 Schachfunktionäre aus aller Welt ta-gen in Dresden.

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Iljumschinov wohlaufin Dresden eingetroffenFide-Präsident Kirsan Iljumschinovaus der südrussichen Provinz Kalmü-ckien ist in Dresden. Zur Eröffnungs-veranstaltung war er noch wegen einesAutounfalls verhindert, gestern zeigteer sich wohlauf im Kongresszentrum.Von der Organisation der Olympiadebegeistert, will er nun die letzten Tagevor Ort miterleben. Nach den erstenSitzungen des Fide-Kongresses vertief-te er sich in Gespräche mit den ehema-ligen Weltmeistern Anatoli Karpov undBoris Spassky. Erfreut ist Iljumschinovüber die gute Medienresonanz des Tur-niers.

Ein nachdenklicher Wladimir Kramnik: Nach der verlorenen Einzel-WM in Bonn läuft es für den Ex-Weltmeister auch bei der Olympiade in Dresden nicht wie erhofft. Foto: Eisenhuth

Der russische Schachstar WladimirKramnik spielt beim Turnier der Na-tionen in Dresden am ersten Brettseines Landes. Die Olympiade verlieffür das an Nummer 1 gesetzte Teambisher alles andere als wunschge-mäß. Dennoch gibt der 33-jährigeGroßmeister den Dresdner NeuestenNachrichten Auskunft über seineMotivation, in Dresden zu spielen,über sein verlorenes WM-Match inBonn und erklärt, was ihn zu künfti-gen Taten motiviert.

Frage: Weltmeister Anand fehlt inDresden, er macht Urlaub. Warumspielen Sie?

W. Kramnik: Die Schacholympiadeist ein sehr wichtiges Ereignis für jedenSpieler, egal aus welchem Land erkommt. Natürlich musste ich michnach dem schweren WM-Match inBonn erst einmal etwas erholen, denndas Duell hat sehr viel Kraft gekostet.Andererseits ist so ein Treffen derSchachwelt wie das in Dresden keinPrivatturnier. Ich spiele hier für Russ-land, für meine Nation.

Welche Lehren ziehen Sie aus demverlorenen WM-Duell in Bonn?

Ich konnte in dem Match leidernicht mein gesamtes Potenzial abru-fen. Dabei habe ich vorher sichernicht weniger als Anand gearbeitet.Aber seine Vorbereitung war offen-sichtlich effektiver, so dass er mir ei-ne Lektion erteilen konnte. Er hat inden ersten Partien ganz praktischeNeuerungen serviert, die am Brettschwer zu widerlegen waren.

Was war Ihr Hauptfehler?In der fünften Partie wählte

ich noch einmal die gleiche Er-öffnung wie im verlorenendritten Spiel. Das war sicherein Fehler. Aber ich wollte meinenGegner für seine Frechheit bestrafen.Also ließ ich mich wieder auf sein tak-tisches Spiel ein und zog erneut denKürzeren, weil er weiter und tieferanalysiert hat. In der zweiten Match-hälfte fand ich dann zu meinem Spiel,hatte aber schon zu viel Boden verlo-ren.

Werden Sie den Kampf um dieSchachkrone nochmal aufnehmen?

Das habe ich vor. Spieler wie Anandoder der Ukrainer Iwantschuk sindfast 40 Jahre alt und zeigen nach wie

vor Schach auf allerhöchstem Niveau.Ich bin jünger als sie und habe darumnoch genügend Zeit, wieder in denKampf um den WM-Titel einzugrei-fen.

Hat die russische Föderation vielÜberzeugungsarbeit bei Ihnen leistenmüssen, in Dresden zu spielen?

Nein, das war nicht nötig. Der rus-sische Verband hat schon sehr früh-

zeitig signalisiert, wie wichtig meineTeilnahme in Dresden ist. Sie sollteunsere Chancen für ein gutes Ab-schneiden erhöhen. Leider lief es auseiner Reihe von Gründen überhauptnicht so, wie wir es uns vorgestellthaben. Weil wir vor zwei Jahren inTurin nur Sechster im Gesamtklasse-ment waren, haben wir hier ja einigesgutzumachen. Ob uns zum Ende hinnoch eine Verbesserung gelingt, wirdsich zeigen.

Waren Sie zu optimistisch, in Dres-den zu starten, obwohl der Termin

nur zwei Wochen nach ihrem WM-Match lag?

Ich fühlte mich einfach verpflichtet,zuzusagen, weil mein Verband auchsehr viel für mich tut. Auch möchte ichdazu beitragen, dass sich das Spitzen-schach in Russland wieder stärker ent-wickelt. Bei diesem Prozess will ichhelfen. Deshalb stand die Frage garnicht für mich, fernzubleiben. Ich binin Dresden dabei, obwohl das keine

leichte Aufgabe ist.Ihre Ergebnisse bei früheren

Schacholympiaden können sichja durchaus sehen lassen.

In diesen Turnieren habe ich immersehr gut gespielt. Bei meinem Einstand1992 in Manila holte ich 8,5 Punkteaus neun Partien. 2006 in Turin erziel-te ich das beste Ergebnis am erstenBrett. Aber weil wir die letzten beidenolympischen Wettbewerbe nicht ge-winnen konnten, war es Ehrensache,diesmal ein besseres Ergebnis anzu-steuern. Um der Konkurrenz in Dres-den zu zeigen, dass Russland noch im-mer die stärkste Schachnation derWelt ist. Warten wir das Finale ab…

Interview: Dagobert Kohlmeyer

Die Olympiade ist EhrensacheDNN-Interview mit Ex-Weltmeister Wladimir Kramnik

Die deutschen Medaillenträume sindausgeträumt: Am gestrigen, vorletztenSpieltag der Schacholympiade unter-lag das Herrenteam den USA mit1,5:2,5. Der Weiß spielende ArkadijNaiditsch (Elo 2678) folgte in der Spa-nischen Variante am Spitzenbrett ge-gen Gata Kamsky (Elo 2729) einerEmpfehlung der neuesten Theorie.Sein Gegner, der im kommenden Jahrgegen den Weltranglistenersten Vese-lin Topalov (Elo 2791) ein Ausschei-dungsturnier um die Weltmeister-schaft spielen wird, hielt das Gleichge-wicht – remis. David Baramidze (Elo2557) konnte im scharfen Abspiel inder Anti-Moskauer Variante gegenden Amerikaner Yuri Shulman (Elo2616) eine starke Neuerung seines Ge-genüber nicht ausreichend behandeln,so dass er in der Folge in einem ge-fährlichen Angriff unter die Räder ge-riet. Die Stellung war nicht zu halten,Baramidze verlor die Partie.

Igor Khenkin (Elo 2647) kam mitden schwarzen Steinen gegen HikaruNakamura (Elo 2704) in eine be-drängte Position. Durch taktische Ver-wicklungen wollte – der gestern soarg Gescholtene – seine Chance su-chen. Statt Konter lief er aber direktin einen Mattangriff und musste auf-geben. Daniel Fridman (Elo 2630)blieb es vorbehalten, gegen Alexan-der Onischuk (Elo 2644) ein – für ihntypisch – besseres Turmendspiel zuverwerten. Stück für Stück verbesser-te er seine Position. Schließlich ge-wann er einen Bauern und auch diePartie. Die meisten Blicke richteten

sich gestern auf andere Protagonis-ten, zum Beispiel auf die des Spitzen-spiels zwischen Israel und der Ukrai-ne, das die Osteuropäer mit 2;5:1,5für sich entschieden. Am Spitzenbrettsaßen sich der Israeli Boris Gelfandund der Ukrainer Vassily Ivanchukgegenüber. Beide waren hochkonzen-triert. Bei jeglicher, direkter Kontakt-aufnahme wäre einer der beidenWeltstars vermutlich explodiert. Esentwickelte sich ein fantastischerKampf. Ivanchuk (Elo 2786) konnte inder modernen Chebanenko (moldawi-

scher Meisterspieler) der slawischenEröffnung gegen Gelfand (Elo 2719)eine Druckstellung erreichen, die ihmein risikoloses Spiel ermöglichte.Langsam vergrößerte sich sein Raum-vorteil, aber die Stellung blieb ver-schachtelt. Ein Durchbruch war nichtin Sicht, so dass sich die beiden aufRemis einigten. Der Israeli MichaelRoiz (Elo 2677) konnte gegen SergeyKarjakin (Elo 2730) in einem ruhigenAbspiel der slawischen Eröffnung ei-nen kleinen Vorteil erreichen, der je-doch nur optischer Natur war – eben-

falls remis. An den beiden übrigenBrettern wurde verbissen gekämpft,es ging in die sechste Stunde. ZaharEfimenko (Elo 2680) griff in der Spa-nischen Partie gegen Evgeny Postny(Elo 2674) zu einem Königsangriff.Die schwarze Stellung blieb sehrkompakt. Nach Damenabtausch er-langte Weiß einen Raumvorteil, konn-te stolz auf seinen starken Springer-vorposten auf d5 blicken. Ein langerPositionskampf folgte, zum Schlussbehielt Efimenko die Oberhand.

Der junge Israeli Maxim Rodhstein(Elo 2609) startete gegen Andrei Volo-kitin (Elo 2659) furios und opferte ei-nen Bauern, dann sogar seine ganzeBauernstruktur für sein Spiel gegenden schwarzen König. Nachdem derAngriff nach umsichtiger Verteidigungseines Gegners nicht durchschlug,musste er ein schlechter stehendesEndspiel halten. Schließlich entstandein kompliziertes Damen-Finale. Umjeden Millimeter wurde bis zum remisgekämpft. Die Ukraine ist nach diesemErfolg auf Kurs Olympiasieg.

Russland besiegt Slowenien sichermit 3,5:0,5. Vizeweltmeister WladimirKramnik (Elo 2772) kam allerdings amSpitzenbrett gegen Altmeister Alexan-der Beliavsky (Elo 2619) erneut nichtüber ein Unentschieden hinaus. Diedeutsche Frauen-Nationalmannschaftbesiegte gestern die Philippininnen mit3:1. Die Chinesinnen mussten dagegengegen Georgien über die zweite Nie-derlage quittieren und scheiden damitaus dem Rennen um Gold aus.

Sebastian Siebrecht

Deutscher Medaillentraum geplatztBönsch-Team unterliegt den USA mit 1,5:2,5 / Ukraine bezwingt Israel nach hartem Kampf

Nichts zu machen: Arkadij Naiditsch (li.) kam am ersten Brett gegen Gata Kamsky mitWeiß nur zu einem Remis. David Baramidze und Igor Khenkin verloren, Deutschland un-terlag trotz eines ganzen Zählers von Daniel Fridman den USA. Foto: W. Darrelmann

Page 2: DNNschach 1 (Page 1) - web.tiscalinet.itweb.tiscalinet.it/dresden08c/dnn_schach_24-11.pdf · ligen Weltmeistern Anatoli Karpov und Boris Spassky. Erfreut ist Iljumschinov über die

Wo wende ich mich hin, wenn ich imSchachfieber etwas verloren habe? Ander Besucher-Garderobe am Haupt-eingang auf der Terrassenebenenimmt Renate Roeßiger gerade die Ja-cke eines älteren Herrn in Empfang.„Die Fundsachen finden Sie hier beimir, das ist richtig“, bestätigt sie. Sieerzählt, dass die Fundsachen vom Se-curity-Personal eingesammelt undaufgehoben werden und nachdem siewegen einer Jacke angefragt hatte, al-le bei ihr gelandet seien.

Renate Roeßiger zeigt das Sammel-surium teils auch kurioser Dinge hin-ter der Garderobentheke. Über einigeder verlorenen Dinge ist sie im Bilde:„Der Herr, dem das Handy da gehört,kommt heute noch mal vorbei. Er hatnämlich schon mehrfach danach ge-fragt und jetzt ist es endlich abgege-ben worden, gerade heute, wo er denletzten Tag in Dresden ist.“ Bei ande-ren Fundsachen kann auch sie sichnicht erklären, wie sie verloren gehenkonnten, zum Beispiel eine graue Jog-ginghose oder ein Jeans-Mini-Rock.Daneben finden sich auch Klassikerwie Brillenetuis, einzelne Handschu-he, Regenschirme, Mützen… Eben al-les, was unbemerkt abhanden kom-men kann. Nach dem Ende derSchacholympiade werden die Sachendann an das Organisationsbüro derSchacholympiade weiter gegeben. Bisdahin sind sie bei Renate Roeßiger gutaufgehoben. Und wer sucht, der fin-det… Maxie Moder

Fundsachen

Auf der Suche nachden verlorenen...

Jahja Eskandary (71) aus Dresden

Frage: Dein Name klingt ja schon sointernational wie diese Olympiade – wo-her kommst du?

Jahja Eskandary: Ich bin im Iran ge-boren, wohne aber schon seit über 50Jahren in Deutschland. Der Geburtsortprägt einen natürlich, aber ich bin deut-scher Staatsbürger. Mein Name bedeutetübersetzt übrigens „Johann“.

Wie bist du zur Schacholympiade ge-kommen?

Ich spiele selber Schach beim BSWDresden in der 1. Landesliga. Hier habeich die seltene Gelegenheit, die Spieler zutreffen, die ich sonst nur gedruckt irgend-wo sehe – das ist doch toll! Darüber hi-naus ist es ein schönes Erlebnis, vielleichtdas beste Schachturnier, das es je gab.

Welche Aufgaben als Volunteer nimmstdu wahr?

Heute kümmere ich mich um die Spie-ler-Garderobe von „I“ bis „N“, also vonIndien bis Niederlande. Da ich außerDeutsch auch Persisch spreche, bietet essich an, dass ich die Garderobe meinesGeburtslandes übernehme. Außerdemstehe ich den iranischen, afghanischenund tadschikischen Mannschaften als Be-treuer auch außerhalb des ICD zur Seite –von der Akkreditierung am Flughafenüber das Einkaufen der Souvenirs für dieFamilien zuhause bis hin zur Abreise hel-fen meine Frau und ich den Teams. Siesprechen doch alle kein Englisch!

Wie ist dein Eindruck von der Schach-olympiade?

Ich bin begeistert! Vor allem der Kom-mentar von Großmeister Klaus Bischoffgefällt mir sehr. Und von den iranischenSpielern kann ich auch viel für mein eige-nes Schachspiel lernen. Was ich aus Sichtder persischen Mannschaften nicht gutfinde, ist der Transportservice für dieSpieler – viele von ihnen sind es einfachnicht gewohnt, zu Fuß gehen zu müssen,auch über kurze Strecken. Und geradebei diesem Wetter kommen manchedann klitschnass hier an. Ein Busshuttlewäre besser gewesen.

Was machst du, wenn du nicht Volun-teer bei der Schacholympiade bist?

Als Rentner betreue ich die Schach-AGan der Josephienschule hier in Dresden.Jetzt freue ich mich aber erstmal auf dieDienstablösung, damit ich mir die Partienim Saal ansehen kann! Nils Tiedemann

Volunteers vorgestellt

Betreuer für die persischen Teams

Und plötzlich ist es Winter! Mit Machtkehrt die vierte Jahreszeit ein und be-schert vielen Teilnehmern der Olympiadebleibende Eindrücke in weiß.

Der strahlenden Shirley Trejos aus Cos-ta Rica macht die Kälte gar nichts aus. Ob-wohl sie zum ersten Mal in ihrem Lebenrichtigen Schnee erlebt, hat sie sichschnell an die flüchtigen kalten Kristalleauf ihrer Haut gewöhnt. Mit Schwungwirft sie ihre dicke Jacke an der Gardero-be ab und schreitet in High-Heels undschulterfreiem Top in den Spielsaal.

Ganz anders die Kubanerin Oleiny Li-nares Napoles. Sie trägt unter ihremMannschaftsanzug in den kubanischenNationalfarben einen extra dicken Pullo-ver und trotzt so der unerwarteten Kälte.Die 25-Jährige erlebt in Dresden sowohlihre erste Olympiade als auch ihre ersteSchneeballschlacht „Beides sind tolle Er-fahrungen.“Schon vor dem Frühstückrannten Manoj Kumar und SanmogamGoundar hinaus in die weiße Landschaft.Kumar fröstelt ein wenig in seiner dün-nen Strickjacke. Zwar kann man in seinerHeimat auf den Fidji-Inseln Mützen undHandschuhe kaufen, „aber so was brau-chen wir sonst einfach nicht. Eine halbeStunde halte ich das hier schon aus. So-lange können wir den Schnee genießenund unseren Familien Fotos mit nachHause bringen.“ Weniger begeistertnimmt Moses Kawuma den plötzlichenWintereinbruch auf. Der Kapitän desugandischen Teams ist es einfach vielwärmer gewöhnt. Er und seine Mann-schaft versuchen, jeden unnötigen Schrittvor die Tür zu vermeiden. „Wir liebennun einmal die heiße afrikanische Sonneunserer Heimat.“ Julia Rommeley

Eindrücke in weiß

Leise rieselt derSchnee…

SCHACHOLYMPIADE DRESDEN 2008Seite 2 Montag, 24. November 2008

Gerüstet für den olympischen Wintereinbruch – In einem waren sich die Verkäufer Dresdner Bekleidungsgeschäfte in der Prager Straße einig: die Teilnehmer der Schacholympiadefallen auf. „Man erkennt sie an den bunten Schildern, die sie immer um den Hals tragen“, erzählt eine Verkäuferin. Schals und Handschuhe sind klar der Renner, vor allem bei Teil-nehmern aus südlichen Gefilden. Dieser Schnappschuss vor dem Kongresszentrum beweist es eindrucksvoll. Foto: Augustin

Trotz eisiger Kälte heiß auf Schach

Schlendert man dieser Tage die PragerStraße entlang, drängt sich der Ein-druck auf, man sei nicht in der sächsi-schen Landeshauptstadt sondern imUrlaub. Statt Deutsch dringen Wortfet-zen exotisch klingender Sprachen andes Einheimischen Ohr. Menschen un-terschiedlicher Hautfarbe und Klei-dung tummeln sich auf Dresdens gro-ßer Einkaufsmeile.

Die Nationalitätenvielfalt der Schach-olympiade ist nicht nur im Kongress-zentrum zu spüren, die Spieler entde-cken in ihrer spielfreien Zeit die Innen-stadt. Was erleben die Mitarbeiter imEinzelhandel während des internatio-nalen Sportevents?

„Dankeschön – das können die meis-ten Kunden auch auf Deutsch. Sie sindsupernett und aufgeschlossen. Gekauftwerden vor allem Gesichtsmasken undCremes“, sagt KosmetikverkäuferinAnja.

Auch Elektronik scheint für die aus-ländischen Gäste ein attraktives Mit-bringsel zu sein. „Wenn sie kaufen wol-len, dann gleich richtig. Eine Gruppewar gleich zweimal da und kauftemehrere Notebooks“, so Robert Sie-gert, Verkäufer eines großen Waren-hauses. Beeindruckt ist Siegert von denSprachkenntnissen der internationalenGäste. „Da haben eher die KollegenSchwierigkeiten, darauf zu reagieren.“

Kurioses berichtete eine Apotheke-rin. „In unserer internationalen Apo-theke gibt es keine Verständigungspro-bleme. Wir können auf Englisch, Fran-zösisch und Russisch auf die Kunden-wünsche eingehen. Der absoluteVerkaufsschlager in den letzten zweiWochen waren Geräte, um Blutdruck-und Zuckerwerte zu messen.“

Alle Befragten äußerten sich positivüber die interessierten, neugierigenBesucher. Robert Siegert brachte es aufden Punkt: „Ich glaube, das bringt füralle was.“

Katharina Martin/Julia Rommeley

Internationale Kundschaft

Mützen, Masken, Messgeräte

Da bin ich wieder, das Bauernopfermeldet sich aus dem Kongresszentrumin Dresden. Ihr fragt wer ich bin? Ichbin der, der immer als erstes vom Brettfliegt. Logisch, dass ich ausreichendZeit habe ganz nebenbei die wichtigs-ten Geschichten der Olympiade zuschreiben.

Heute habe ich im Pressezenrum vor-beigeschaut. Ich sage euch, das warvielleicht ein Erlebnis. Erstmal sitzenda bestimmt hundert Leute vor ihremComputer und hacken wie wahnsinnigauf ihre Tastatur ein. Oder sie sitzeneinfach nur da und schauen sich Fotosan. Die Vielfalt der Motive dabei istschier unglaublich: Spieler schaut ein-fach so auf´s Brett; Spieler stützt denKopf auf die Hände und schaut auf´sBrett; Spieler fährt sich durchs Haar

und schaut auf´s Brett; Spieler verbirgtsein Gesicht um nicht auf´s Brett zuschauen. Das spannendste der Gefühle:Spieler zieht Spielfigur. Wahnsinn, wasfür eine Action. Und dann die Presse-konferenzen. Gestern war die Schachle-gende Boris Spasski da und alle Journa-listen hörten gespannt zu. Ein bißchenwar´s wie bei „Opa erzählt vom Krieg“.Nur die Fotografen hatten mal ein an-deres Motiv: Spasski schaut nach vorne;Spasski lächelt, Spasski schaut ernst.Was für Bilder! Also ich glaube für Fo-tografen ist Schach ein echt hartes Ge-schäft. Aber Turnen und Fußball kannja jeder mit seinem Handy aufnehmenund Handys sind beim Schach verbo-ten. Wahrscheinlich damit auch Foto-grafen ihr auskommen haben.

Kai Schulz

Olympiade der FotografenGlosse: Geschichten vom Rande des Bretts

August der Starke gegen den „Odol-könig“ Karl August Lingner, GräfinCosel gegen „Filtertütenkönigin“ Me-litta Bentz, Kronentor gegen Yenidze-Kuppel – kurz: Adel gegen Bürger.Das ist keine Ansetzung der vielfälti-gen Wettbewerbe im Programm derRahmenturniere, sondern ein moder-ner Beleg für den jahrhundertealtensächsischen Erfindergeist.

Denn die Dresdner Firma Glasfo-to.com hat sich bei der Gestaltung ih-rer offiziellen Lizenzprodukte zurSchacholympiade nichts Geringeresvorgenommen als die Schachfigurenneu zu erfinden: per Laser in Glas-quader gebrannte historische Persön-lichkeiten, die den Blick auf die er-folgreichen Unternehmer der sächsi-schen Geschichte lenken sollen, ohnedie der Adel und im Folgenden Dres-dens Ruf als Kunst- und Kulturstadtnicht bis heute hätte existieren kön-nen. „Wir haben knapp ein Jahr langdie Technik zur Umwandlung vonzweidimensionalen Fotos und Gemäl-den in dreidimensionale Porträts ent-wickelt, um die Unternehmer Dres-dens gegen die barocke Hofgesell-schaft in Glas gegeneinander antre-ten zu lassen“, berichtet Martin Glückals Marketingchef des jungen Unter-nehmens.

Doch das Schachspiel „Dresden inGlas“ ist nicht der einzige Hingucker

am Stand im Foyer des ICD. „Beson-ders beliebt sind die individuellen Ge-sichtsporträts in Verbindung mit demLogo der Olympiade – und wer mag,kann sein eigenes Konterfei als Königins Spiel bringen“, ergänzt Vertriebs-leiterin Rita Glück.

Nach ihren Eindrücken von derOlympiade abseits des gut besuchten

Standes befragt, müssen die beidennicht lange überlegen: „Wir sind be-geistert. Den Organisatoren ist es ge-lungen, den Teilnehmern und Besu-chern dieser Olympiade ein gutesBild von Dresden, Sachsen und letzt-lich Deutschland mit auf den Weg zugeben.“

Nils Tiedemann

Bürger gegen Adel – Duell aus GlasExtravagantes Schachspiel mit historischem Starensemble

Boxweltmeister im Mittelgewicht Arthur Abraham probierte bei seinem Besuch derSchacholympiade auch das Schachspiel aus Glas aus. Foto: Souleidis

“It was a very funny trip for me und Iwill not forget this trip in my life.Thank you very much,” sagt MarwanAl Awadhi aus den Vereinigten Arabi-schen Emiraten stellvertretend für alleTeilnehmer des ersten Jugendcampsbei einer Schacholympiade. Und allewaren sich in einem Punkt einig: DieFIDE sollte allen Ausrichtern einerSchacholympiade auferlegen, die Ju-gend der Welt zu einem Jugendcampzusammen zu rufen.

Am 15. November begann das Ju-gendcamp mit einer kleinen Eröff-nungsfeier im Dresdner Rathaus. Nochmit schüchtern blickenden Jugendli-chen aus elf Ländern. Was erwartet siein Dresden? Am 21. November endetees mit einer selbst organisierten Ab-schlussparty mit Sketchen, internatio-nalen Liedern und Spielen. Unterdes-sen war aus den Teilnehmern eine Fa-milie geworden. „Es macht mich trau-rig, dass ich wahrscheinlich einigeTeilnehmer des Jugendcamps nie wie-der sehen werde“, erklärt Paul Lieberaus Leipzig. Und so sahen es alle Teil-nehmer und tauschten intensiv Adres-sen aus. Alle wollen sich irgendwo, ir-gendwann wieder treffen.

Was passierte zwischen Eröffnungund Abschlussparty? Zum Beispiel einBesuch im Sportgymnasium Dresden,dem einzigen in Deutschland mit einemSchachzweig. Die Direktorin stellte mitihren Englischschülern zusammen dasSchulsystem in Deutschland vor. Da-

nach wurden die Campteilnehmer vonden Schülern durch den gesamtenSchulkomplex geführt und durften je-der noch eine Unterrichtsstunde miter-leben.

In Workshops kochten die internatio-nalen Gäste deutsche Gerichte, erfuh-ren Hintergründe zur deutschen Wie-dervereinigung, stellten sich länderty-pische Sportarten vor (Völkerball fürDeutschland) und entwickelten ein

Konzept für einen Film über das Ju-gendcamp. Mittels einer Rallye wurdeDresden mit all seinen Höhepunktenerarbeitet. Eine der Kreativaufgabendabei hieß, ein Lied zu dichten undeinzustudieren, das dann auf dem Ab-schlussabend vorgeführt wurde.

Da Dresden nur zwei Stunden vonder Hauptstadt entfernt liegt, war na-türlich ein ganztägiger Besuch in Ber-lin Pflicht und dort auch die Auseinan-

dersetzung mit der dunklen deutschenGeschichte mittels der Holocaust-Ge-denkstätte.

Deutsches Leben, deutsche Kulturwurde lebendig für die Teilnehmer undführte zu intensiven Gesprächen unter-einander, denn alle wollten wissen, wiees denn in den anderen Ländern zu-geht, zum Beispiel im Schulbereich.Oder man tauschte das Wissen übergeschichtliche Ereignisse aus.

Natürlich wurde auch die BermudaParty besucht und ständig bei derSchacholympiade vorbeigeschaut. DasJugendcamp selbst spielte zum Endeeine eigene Mini-Olympiade aus mitzusammengelosten Vierermannschaf-ten, die im Rundenturnier im Blitz-schach, Räuberschach und Tandem-schach ihre Sieger ermittelten. Unddies mit Internationalen Titelträgern,Welt- und Europameisterschaftsteil-nehmern am Start, die mit gleicher Be-geisterung wie die übrigen Teilnehmerdiesen Spaßwettbewerb bestritten.

„Ich bin sicher, ich werde immerwieder Einladungen zu solchen Ereig-nissen wie dem Jugendcamp anneh-men“, sagte Fabian Platzgummer ausÖsterreich. Und alle Gäste fordertendaher zugleich die Deutsche Schachju-gend auf, unbedingt wieder solch einstimmungsvolles Jugendcamp durch-zuführen. „Am besten in jedem Jahr!“Weitere Informationen unterwww.camp.deutsche-schachjugend.de.

Jörg Schulz

Ein Lächeln ist in allen Sprachen gleichInternationales Jugendcamp der Schacholympiade

Kultur geht durch den Magen. In einem Workshop probieren die Jugendlichen Rezeptevon deutschen Gerichten aus. Foto: DSJ

Hilzandryly Pacheco aus Puerto Rico hatvorgesorgt Foto: Souleidis

Jahja Eskandary Foto: Tiedemann

ZUSCHAUERSTIMMEN

Annett Wagner-Michel (53) aus Berlinwollte auf jeden Fall die Atmosphäre ken-nenlernen. Als Spielerin für die National-mannschaft der DDR in Novi Sad 1990hat sie schon mal an einer Schacholym-piade teilgenommen. „Die Großmeister zusehen, manche sind nur drei Meter von ei-nem entfernt, ist toll“, sagt sie begeis-tert. „Ich drücke der deutschen National-mannschaft die Daumen und hoffe, dasssie auf einen guten Platz kommt.“

Reinhard Jentzsch (59) aus Cottbuswollte eigentlich nur am Sonntag bei derSchacholympiade zuschauen. Doch nachfünf Minuten war er so von der lockerenAtmosphäre dieses internationalenSchachturniers fasziniert, dass er sichfest vorgenommen hat, am letzten Spiel-tag noch einmal nach Dresden zu reisenund von Anfang an bei den Partien zuzu-schauen. Katja Sommaro

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The Czech International Master Maxi-milian Ujtelky used to play chess the oldfashioned way – really old fashioned. Heseemed to enjoy pushing his pawns onlyone square. When playing Black, manyof his games involved playing …g6,…d6, …e6, …a6, and …b6 all within thefirst ten moves. At Wijk aan Zee "B"1969, he essayed 1. e4 g6 2. d4 Bg7 3.Nc3 e6?! and by the eighth move histwo rook pawns had joined the fun onthe sixth rank. But that was no matchfor Nezhmetdinov-Ujtelky, when he ma-

naged an improved version, getting alleight pawns pushed to the sixth rank bymove 18! In Dresden, American GM Hi-karu Nakamura is channeling Ujtelky inhis games. In round three, the game Ko-bese-Nakamura began 1. e4 d6 2. d4 g63. Nf3 Bg7 4. Nc3 a6 5. a4 Bg4 (Ujtelkywould have preferred a system with…b6 and …Bb7) 6. Bc4 e6 (0-1, 70). Intwo other games, Nakamura has playedsystems in the Modern of a similar ilk.But in round ten, Nakamura played the"Full Ujtelky, Colors Reversed." Naka-

mura-Khenkin began like this: 1. g3 d52. Bg2 e5 3. d3 Nf6 4. Nf3 Nc6 5. a3 a56. 0-0 h6 7. b3 Bd6 8. Bb2, and he got agood position despite the Germangrandmaster's uber-classical approach.After 8...0-0 9. Nc3 Re8 10. Nb5 Be6, itwas clear that the two players had diffe-rent ideas of how bishops should be de-veloped. Will this system catch on in ot-her players' repertoires? Yes or no, so-mewhere Ujtelky approves.

Nakamura went on to win in 31 mo-ves. Mike Klein

The Nakamura Variation?Pushing pawns one square back in vogue

OpenYesterday was a fascinating round 9 inDresden! There is a new unexpectedleader in the Open Olympiad. It is theteam from Israel. In this round, theyhave defeated the leading and so farundefeated Arme-nian team by thescore of 2.5-1.5.The first one to winwas the Israeli GMMaxim Rodshteinagainst GM TigranL. Petrosian in just28 moves. GM Bo-ris Gelfand won onthe Black side of anEnglish opening against GM LevonAronian while in the same opening GMGabriel Sargissian defeated GM BorisAvrukh with the White pieces.

The highly awaited match betweentwo of the strongest chess nations inthe world Russia and Ukraine was wonby the 2004 Olympiad ChampionUkraine. The only win of the matchwas secured by Ukrainian GM ZaharEfimenko against GM Alex Morozevich.The Russians were “pushing” in eachof the other three games but they werenot successful to win any of them.

The underdog 22nd ranked Serbianteam upset the number four rankedstrong Azerbaijani team. They won bythe score of 2.5-1.5. The only decisivegame of the match was on board four.GM Rauf Mammadov’s attack ran outof steam and GM Bojan Vukovic wonwith the Black pieces.

China won on boards three and fourto defeat France 3-1. GM Veselin Topa-

lov is on a roll. He won again, this timeagainst GM Emanuel Berg. By winningthis game, his rating has crossed the2800 mark again in the live rating list.With his win Bulgaria defeated Sweden2.5-1.5.

The so far wellperforming NewZealand team hada tough day losingto Georgia on allboards. GM Mag-nus Carlsen didnot manage to winagainst the well-known GM Ale-xander Beliavsky

and Norway ended up losing 1-3 to Slo-venia.

With only two rounds to go, Israel isleading with 16 match points. Defen-ding champion Armenia, now ties withthe Ukrainian team, both with 15points each. China, England and Serbiafollow the top three with 14 points.Russia together with another seventeams (including the host country) is inthe next group.

Former World champion Veselin To-palov still leads the chart with the hig-hest performance rating of the entireOlympiad, 2969, dropping only onedraw out of the seven games he played.GM Gabriel Sargissian did not have arest day yet and scored 8 out of 9 ga-mes with an amazing 2950 perfor-mance! He also has the most totalpoints of all players in the Open Olym-piad. The only hundred percent scoreis held by the Egyptian FM Abdel RazikKhaled with 7-0.

WomenThe big surprise of the round was theSerbia’s win against the leader Chineseteam by the score of 2.5-1.5. WGM Yi-fan Hou won on the top board againstformer world top ten IM Alisa Maric.However, the Serbian women won onboards two and four to knock theyoung Chinese team off the top spot.The Polish team won 3-1 against theU.S. team as Ukraine had the samescore playing Romania. Georgia again,for the third time in a row, won 4-0.This time Slovenia was the victim.

There is a three way tie betweenUkraine, Poland, and Serbia, all with15 points heading toward the last tworounds. The former leader China, aswell as Georgia and Armenia are onepoint behind. Another four teams in-

cluding Russia and the USA have 13points. The best individual result by ra-ting performance has been shown sofar by former Women’s World Champi-on Maia Chiburdanidze (Georgia) sco-ring 5.5 out of 7 (2657). WGM YifanHou of China also has a good tourna-ment. She has played all nine gamesand has 7 points with a 2654 perfor-mance. IM Martha Fierro of Ecuadorscored an impressive 7.5 out of 8 witha performance of 2613. All of them re-present their nations on the top board.

The most points of the Women’sOlympiad which is 8.5 out of 9 goes toLinares Napoles Oleiny of Cuba.

In the fight for the GaprindashviliCup, the current standings are: Ukrai-ne 30 points, followed by Armenia andSerbia 29 each.

Looking back at round 9Open: Israel upsets the leader Armenia

The legendary World Champion Anatoly Karpov arrived at the 2008 Olympiad. Photo: Truong

Things were not this freewheeling forBoris Spassky in 1972. Mired in a tensebattle with Bobby Fischer, and an enti-re ideology that went along with him,Spassky had the toughest fight of his li-fe. Even in their rematch in 1992, onthe slightly more idyllic island of SvetiStefan, he worried a third-straightvictory might make Fischer quit thematch. But Spassky can now be foundeasily essaying the chess lecture circuit.His animated answers and quirky ge-sticulations suggest those days are longgone. "Now I'm preparing myself todie," Spassky said sarcastically. His opi-nion is still universally sought out – theworld champions club is akin to the for-mer U.S. presidents club – and he is notafraid to give it.

On Fischer: "I have only positive fee-lings about Bobby. I know he showedup late but if he played today, he wouldget a zero. What I liked in Bobby – henever fought against the opponent, heonly fought against the organizers...Hewas not exactly a gentleman, but al-most."

On Anand-Kramnik: "[The two ga-mes in the Meran Variation] were thecritical games of the match. Very oftenefforts from both sides find the crucialposition in the variation."

On his match with Tigran Petrosianin 1969, when Petrosian insisted on re-peating the Tarrasch Defense: "[Thefirst game] gave Petrosian some pro-blems. Only after four games did he getsomething unpleasant against me." Onthe Russian Olympiad team: "The teamis not a team. It is just a collection ofstrong players. Their poor result is qui-te natural to me." On Vassily Ivanchuk'srequest to guard him from a dog whojust barked: "Vassily, after that, was ab-solutely dead for three hours. [I thoughthe could not be World Champion] be-cause his nervous system is not enoughto stand that sort of tension. Now, hehas equilibrium." On his match withViktor Korchnoi: "He was not quiet andmy clock was running. I broke the tra-dition of sitting at the chess board withmy time running. I was treated as a badboy and Korchnoi as a good boy. He isalso no stranger to hyperbole: "Thatwas the biggest chess scandal of the20th century." Mike Klein

Spassky’s Take

Former Championis never short

on words

Susan

Polgar

formerworld champion

At the start of the China vs. Serbia match. Photo: Truong

CHESS OLYMPIAD DRESDEN 2008 Page 3Monday, 24th November 2008

Emanuel Berg (Sweden) - Veselin Topalov (Bulgaria)Round 10, November 22, 20081.e4 c5 2.Nf3 e6 3.d4 cxd4 4.Nxd4 a65.Bd3 Bc5 6.Nb3 Ba7 7.Nc3 Nc6 8.Qg4Nf6 9.Qg3 It would not be advisable forWhite to capture the Pawn with 9.Qxg7because after 9...Rg8 10.Qh6 Bxf2+!Black would be doing great.

9...d6 10.0–0 Ne5 11.Be2 Again, itwould be too dangerous to accept thePawn with 11.Qxg7 as Black would geta strong attack after 11...Rg8 12.Qh6Nfg4 13.Qxh7 Kd7 along the g and h fi-les.

11...0–0 12.Bf4 Bb8 At this point, itseems that Black has a passive positionbut this temporary state is not unusualin the Sicilian defense.

13.Rad1 Qe7 14.Be3 b5 A very timelymove to support the c4 square whichwill become important after White’s re-sponse.

15.f4 Nc4 16.Bxc4 bxc4 17.Nd2 Bb718.e5 dxe5 19.fxe5 Nd5 20.Bg5 Qc5+21.Kh1

21...f5! This is a very important de-fensive move. It is possible due to thepin on White’s e5 Pawn.

22.Nde4?! This is an interesting butover ambitious move.

22...fxe4 23.Nxe4 Rxf1+ 24.Rxf1 Qc725.Qg4? This and the following atta-cking moves look tempting. But in reali-ty White's attack is not sound and itruns out of steam shortly. 25.Nd6 mighthave been better.

25...Qxe5 26.Qh5 h6 It would bewrong to prevent the checkmate threatof 27.Qe8 with 26...Bc7 as then Blackwould lose on the spot (with 27.Qf7+Kh8 28.Qf8+!) due to the weakness ofthe back rank.

27.Qf7+ Kh7 28.Rf4 Also after 28.Bf4Qxe4 29.Qxb7 Ra7 30.Qxb8 Rf7 White’sposition would be hopeless.

28...Nxf4 29.Nf6+

White gave up most of his pieces forthe attack hoping to checkmate...

29...Qxf6! But this necessary Queensacrifice simplifies the position to asimple winning endgame for Black.

30.Bxf6 Bxg2+ 31.Kg1 Ba7+ andWhite resigned 0–1 Susan Polgar

Game of the Day – Open

Emanuel Berg versus

Veselin Topalov

Natalia Zhukova (Ukraine) – CorinaPeptan (Romania)Round 9, November 22, 20081.d4 Nf6 2.c4 e6 3.Nf3 b6 4.g3 Ba65.Qc2 Bb7 6.Bg2 c5 7.d5 This longterm Pawn sacrifice became quite po-pular in recent top level tournaments.

7...exd5 8.cxd5 Nxd5 9.0–0 Be710.Rd1 10.Qe4 and 10.Ne5 are additio-nal options which have tried instead.

10...Nc6 10...Qc8 was played byAnand against Topalov in Bilbao twomonths ago. However, White had agood game there too and won in just 25moves.

11.Qf5 11.Rxd5? would be a mistakebecause it allows the fork 11…Nb4.

11...Nf6 12.e4 g6 In a recent gameafter 12...d6 13.e5 Qd7 14.Qxd7+ Nxd715.exd6 Bf6 16.Re1+ (Magnus Carlsen -Pelletier, in Biel earlier this year) Whitehad the initiative too.

13.Qf4 0–0 14.e5 Nh5 15.Qg4 Qc8 Anew move compared to the previouslyplayed 15...d5 16.exd6 Bxd6 17.Nc3Qb8 18.Bh6 (Wang Yue - Rowson,Liverpool 2007).

16.Nc3 Better than regaining thePawn. 16.Rxd7? would be outrightwrong as after 16… Nb8 the WhiteRook is stuck in the pin. 16.Qxd7 wouldbe a better way to capture the Pawnbut Black is doing fine after 16…Rd8.

16...d5 If 16...Rd8 17.Nd5.17.Qxc8 Raxc8 18.Nxd5 Rfd8

19.Nxe7+ Nxe7 20.Bg5 Kf8 21.Bh6+Kg8 22.Bg5 Kf8 A typical repetition ofmoves for practical reasons to get clo-ser to the time control.

23.Rd6 Ng7 24.Rad1 Ke8 25.Nd2Bxg2 26.Kxg2 Ngf5? This ends the ga-me quicker, although Black’s positionwas not enviable after the followingchoices either: 26...Rxd6 27.exd6 Nc628.Ne4 Nd4 29.Nf6+ or 26...Ne627.Ne4 Kf8 28.Nf6 Kg7 29.Nd5 Nxg530.Nxe7.

27.Ne4! Nxd6 After 27...Rxd628.exd6 Black loses a piece.

28.Nf6+ and Black resigns as after28...Kf8 checkmate follows with29.Bh6. 1–0 Susan Polgar

Game of the Day – Women

Natalia Zhukova vs. Corina Peptan

Anna Ignatova with her famous grandfather Dr. Isaak Linder. Photo: Truong

As a famous chess player and chess bookauthor Isaak Linder cannot miss the chessOlympiad 2008 in Dresden. And this wasthe perfect circumstance to celebrate his88th birthday in Dresden. He highly en-joys being in Dresden and took the oppor-tunity to visit the city again after 20 yearstogether with his granddaughter. But notonly to his granddaughter, Anna Igantova,he passed on his passion for chess, also hisson, Wladimir Linder, learnt the Royal Ga-me. Being in Dresden after 20 years is anastonishing experience as the city haschanged a lot, Isaak Linder says. He prai-sed especially the daily newspaper of thechess Olympiad as “simply world-class”.As an author of the famous book “Schach.Das Lexikon” he knows about the writingbusiness. Kristina Schöne/Diana Augustin

88 years old but nottired at all

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Desi Rachmawatti (Indonesia)Photo: Souleidis

Khadidja Latreche (Algeria)Photo: Souleidis

Irina Gevorgyan (Uzbekistan)Photo: Souleidis

Yue Wang (China)Photo: Souleidis

Levon Aronian (Armenia) Photo: Souleidis

Pamela Mangroelal (Surinam) Photo: Souleidis

Lihini Walallawita (Sri Lanka) Photo: SouleidisLevan Pantsulaia (Georgia) Photo: Truong

Stelios Halkias (Greece) Photo: Souleidis

Anastasia Gavrilova (Switzerland) Photo: Souleidis

Gabriela Solis (Bolivia) Photo: Souleidis

SCHACHOLYMPIADE DRESDEN 2008 Seite 4Montag, 24. November 2008

Faces of the Olympiad