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Treffen der Landsmannschaften G 20011 Nachrichtenmagazin des Bundes der Vertriebenen OSTDIENST EUTSCHER DO D 56. Jahrgang / Nr. 03/2014 Literatur: 25 Jahre Wiechert- Gesellschaft Kulturerbe: Neue Pracht in Breslaus Uni

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Verbandszeitschrift des BdV-Bundesverbandes

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Treffen derLandsmannschaften

G 20011

Nachrichtenmagazin des Bundes der VertriebenenOstdiensteuTscherDOD56. Jahrgang / Nr. 03/2014

Literatur:25 Jahre Wiechert-Gesellschaft

Kulturerbe:Neue Pracht in Breslaus uni

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AngekommenDie Integration der Vertriebenen in Deutschland

Erzwungene WegeFlucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts

Die GerufenenDeutsches Leben in Mittel- und Osteuropa

Haus der Heimat Wiesbaden5. Mai bis 27. Juni 2014Friedrichstr. 35, 65185 WiesbadenÖffnungszeiten:Montag bis Freitag 14.00 Uhr bis 19.00 UhrSamstag 10.00 Uhr bis 14.00 Uhr

Martin-Opitz-Bibliothek Herne 03. Juli bis 29. August 2014 Berliner Platz 5, 44623 Herne Öffnungszeiten: während der regulären Geschäftszeiten näheres unter: www.martin-opitz-bibliothek.de

Rathaus Albstadt-Ebingen15. September bis 28. November 2014Marktstr. 35, 72458 Albstadt-EbingenÖffnungszeiten: während der regulären Geschäftszeiten

Isergebirgs-Museum Neugablonz 26. Juni bis 11. September 2014 Gablonzer Haus, Marktgasse 1, 87600 Kaufbeuren-Neugablonz Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr näheres unter: www.isergebirgs-museum.de

Kreishaus Korbach26. September bis 31. Oktobr 2014Südring 2, 34497 KorbachÖffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 08.00 Uhr bis 16.00 UhrFreitag 08.00 Uhr bis 13.00 Uhr

Stationen der Wanderausstellungen 2014

Alle Ausstellungen können gebucht werden. Informationen dazu unter Tel.: 0228/8100730

ZENTRUM

GEGEN VERTREIBUNGEN

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DOD 03/2014 3Editorial

Liebe Leser,

im Jubiläumsjahr 2014 gedenken wir zum 25. Male des Umbruchs von 1989.

Damals fiel nicht nur die innerdeutsche Grenze, weil Millionen Menschen aus dem abgewirtschafte-ten Arbeiterparadies flüchteten oder mutig gegen das Regime in der DDR demonstrierten. 1989 zerbarst auch das kommunistische Regime in ganz Ost-Mitteleuropa, das wie ein Betondeckel auf den Staaten lag. Mit dem Licht der entstehenden Demokratie lebten auch die Deutschen in ganz Ost-, Mitteleuropa auf. Sie hatten in der Nachkriegszeit ihre Herkunft verschweigen müssen, konn-ten ihre Muttersprache nur in den heimischen vier Wänden sprechen und hatten unter Repression zu leiden.

Sie waren in der Zeit des kalten Krieges verdächtigt, Kontakte in die deutsche Gesellschaft zu pfle-gen, und sie waren harte Währung, weil man sie in den Westen verkaufen konnte.

Mit den Grund- und Freiheitsrechten der Demokratie gab es neue Perspektiven, Reisefreiheit zu Freunden und Verwandten, Möglichkeiten zur Pflege des kulturellen Erbes, Freiheit der Meinungs-äußerung, der Presse und der eigenen Sprache ließen im letzten Vierteljahrhundert die deutschen Gemeinden in unseren Nachbarstaaten aufatmen und aufleben.

Die nun anstehenden Sommermonate sind eine gute Gelegenheit, die Kontakte zur eigenen Volks-gruppe zu pflegen, die Heimat zu besuchen, den Enkeln von der Herkunft der Familien zu berich-ten, die Schönheiten der Landschaften zu genießen und Freundschaften zwischen den Völkern zu intensivieren.

Wer eine Reise tut, hat viel zu erzählen: Wir sehen uns beim Tag der Heimat am 30. August 2014 im Beisein der Bundeskanzlerin und berichten einander.

Ihre

Erika Steinbach MdB

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Deutsch-polnische Gesellschaft der Uni Wroclaw (1); BdV-Archiv (1); PAZ (2); Flögel (1); Reiner (1); Ernst-Wiechert-Gesellschaft (1); Privat (1)

Inhalt

Deutschlandtreffen der OstpreußenAm 17. und 18. Mai fand in Kassel das Deutschlandtreffen der Landsmannschaft Ostpreußen statt. In diesem Jahr stand das Treffen unter dem Motto „Ostpreußen hat Zukunft.“ Doch wenn man den Trubel in den Kasseler Messehallen verfolgte, fühlte man sich unwillkürlich auch an das Motto eines früheren Deutschlandtreffens erinnert: „Ostpreußen lebt.“ Diese Begrüßungsworte wählte Stephan Grigat, Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, dann auch spontan beim Blick auf die fast 5000 Besucher, die bei der Großveranstaltung am Sonntag die Reihen bis auf den letzten Platz füllten. seite 5

sudetendeutsche als BrückenpfeilerMilan Horáček, der sich sofort nach seiner Flucht aus der damals kommunistischen Tschechoslowakei der antiautoritären Bewegung der „68-er“ anschloss und die damals linke Partei der Grünen mitbe-gründete, erhielt in diesem Jahr die höchste Auszeichnung der Sudetendeutschen Landsmannschaft, den Europäischen Karls-Preis, verliehen. seite 7

siebenbürger sachsen in DinkelsbühlUnter dem Motto „Heimat ohne Grenzen“ feierten rund 20 000 Siebenbürger Sachsen bei hochsom-merlichem Wetter ihren 64. Heimattag vom 6. bis 9. Juni in Dinkelsbühl. Sie gedachten vor allem zweier historischer Ereignisse – der Evakuierung der Nordsiebenbürger Sachsen vor 70 Jahren und der Wende in Osteuropa vor 25 Jahren – die zu Leid, Heimatverlust, aber auch Aufbruch geführt haben. Die Siebenbürger Sachsen brachten sich in den zurückliegenden Jahrzehnten kraftvoll in die Gesellschaft ihrer neuen Heimat ein, pflegten aber auch ihre Kultur und ihre Verbindungen zu Sieben-bürgen. seite 11

„ernst Wiechert im Gespräch“„Ernst Wiechert im Gespräch“ – so lautet der Titel des vierten Bandes der „Schriftenreihe“ der „Inter-nationalen Ernst-Wiechert-Gesellschaft e.V.“ (IEWG), die 2014 auf ihr 25jähriges Bestehen zurückbli-cken kann. Die beiden Herausgeber Dr. Leonore Krenzlin und Klaus Weigelt haben dem Buch, das 2010 im Verlag de Gruyter in Berlin herausgekommen ist, einen Untertitel vorangestellt, der für die Arbeit der IEWG überhaupt gelten kann: „Begegnungen und Einblicke in sein Werk“. Aus dem klei-nen Kreis von Wiechert-Lesern, die 1989 in Duisburg die IEWG gründeten, ist eine Gesellschaft mit 150 Mitgliedern aus zwölf Ländern geworden. seite 35

Versammlung der sudetendeutschenBereits Anfang April fand die Landesversammlung der SL-Landesgruppe Hessen im „Haus der Heimat“ in Wiesbaden statt. Diesmal stand keine Vorstandswahl auf der Tagesordnung, sondern die Wahl des Präsidiums. Der Wappensaal im Haus der Heimat war bis auf den letzten Platz besetzt als Reinfried Vogler, Präsident der SL-Bundesversammlung, diesmal in seiner Funktion als Vorsitzender der SL-Lan-desversammlung, die Veranstaltung eröffnete. Als Hauptredner hatte der Vorsitzende der Bundesver-sammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Reinfried Vogler, Neuigkeiten mitgebracht. seite 40Titel: Petra Reiner

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vergewaltigungen durch sowjetische Sol-daten in der Endphase des Zweiten Weltkrieges geehrt wurde, die er in dem Buch „Frau, komm!“? veröffentlichte. (Besprechung im DOD 1/2010, S. 26) In der Laudatio zur Preisverleihung hieß es: „Top-Jurist bricht Tabu des Schwei-gens“ titelte eine große Tageszeitung dazu. Dass er sich an ein weitgehend tabuisiertes Kapitel der deutschen Geschichte heranwagen würde, war Prof. von Münch von Anfang an bewusst. Doch er ist dieses Wagnis eben-so bewusst eingegangen – um der schlichten Wahrheit willen. ... Prof. Ingo von Münch ist zu danken dafür, dass er sich dieses heiklen Themas gegen alle Widerstände angenommen und damit einen lange überfälligen Beitrag zur wahrheitsgemäßen Darstellung der Geschichte geleistet hat.“ Mit bewegen-den Worten dankte Prof. von Münch für die Auszeichnung und führte dabei aus: „Viele Opfer schweigen; sie machen allenfalls Andeutungen; sie möchten dar-über, was ihnen widerfahren ist, nicht sprechen, was durchaus verständlich ist;

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Deutschlandtreffender Ostpreußen10.000 Ostpreußen trafen sich in Kassel

Am 17. und 18. Mai fand in Kassel das Deutschlandtreffen der Lands-mannschaft Ostpreußen statt. In diesem Jahr stand das Treffen unter dem Motto „Ostpreußen hat Zukunft.“ Doch wenn man den Tru-bel in den Kasseler Messehallen verfolgte, fühlte man sich unwill-kürlich auch an das Motto eines früheren Deutschlandtreffens erin-nert: „Ostpreußen lebt.“ Diese Begrüßungsworte wählte stephan Grigat, sprecher der Landsmann-schaft Ostpreußen, dann auch spon-tan beim Blick auf die fast 5000 Besucher, die bei der Großveran-staltung am sonntag die reihen bis auf den letzten Platz füllten.

Den Auftakt und zugleich einen der Höhepunkte des Deutschlandtref-

fens bildete am Vortag der Hauptkundge-bung die Verleihung des Ostpreußischen Kulturpreises an den emeritierten Rechtsprofessor Ingo von Münch, der für seine Forschungen zu den Massen-

hauptkundgebung vor 5000 Ostpreußen in der „rothenbach-halle“ in Kassel.

denn die Vergewaltigung einer Frau oder eines Mädchens ist nicht irgendeine Straftat oder irgendeine Körperverlet-zung – sie verletzt den Intimbereich und die Seele des Opfers.

Die Täter schweigen, nicht etwa weil sie eine Bestrafung durch russische Gerichte befürchten müssten, sondern weil sie wissen, dass die oft unter Waf-fengewalt erzwungene Vergewaltigung einer Frau oder eines Mädchens keine Heldentat ist: Nicht die Opfer sondern die Täter müssen sich schämen.“

Ein weiterer Preis, der Gierschke-Dornburg-Preis, wurde an den Wissen-schaftshistoriker Dr. Christian Tilitzki für seine Arbeit über die Albertus-Universi-tät Königsberg von der Reichsgründung bis zum Ende des Ersten Weltkrieges verliehen.

Bei der Großkundgebung in der „Rothenbach-Halle“ stellte der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen Ste-phan Grigat in seiner programmatischen Rede unter starkem Beifall fest, dass Ost-preußen weiterhin lebe. Die in der Landsmannschaft zusammengeschlosse-

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6 DOD 03/2014Politik

nen Menschen wollten sich in die Ent-wicklung und Zukunft Ostpreußens, als inzwischen anerkannter Gesprächspart-ner, ernsthaft einbringen. „Es wird uns nicht nur gestattet, von uns wird gerade-zu erwartet, dass wir uns in Ostpreußen einbringen und die Zukunft Ostpreußens vor Ort mitgestalten – mit unserem Wis-sen, mit unseren Ideen und mit unserer inneren Beziehung zu Ostpreußen. Ost-preußen hat Zukunft – wir auch. Ost-preußen haben Zukunft in Ostpreußen.

Es gibt hier im Lande noch Menschen, die denken, wir wollen gegen Grenzen anrennen. Die sollten zur Kenntnis neh-men, wir haben sie überwunden.

Der Weg in eine Zukunft, die von Frie-den, Freiheit und Wohlstand geprägt ist, führt über Wahrheit und Verständigung und die gemeinsame Arbeit an der gemeinsamen Sache.“

Ostpreußen hat Zukunft

Anlehnend an das Motto der Veran-staltung „Ostpreußen hat Zukunft“ schloss Grigat seine Ansprache mit dem freundlichen, aber durchaus ernst gemeinten Aufruf an die rund 5000 Zuhörer im Saal: „Kommen Sie mit uns in die Zukunft!“

Eingeleitet wurde die Kundgebung mit dem Glockengeläut des Königsber-ger Doms und dem traditionellen Ein-marsch der Fahnenstaffel. Bundesvor-standsmitglied Dr. Wolfgang Thüne sprach mit bewegenden Worten die Totenehrung. Danach überbrachte Umweltstaatssekretär Mark Weinmeis-ter die Grüße der Hessischen Landesre-gierung. Für den „Bund Junges Ostpreu-

LM Ostpreußen (2), Flögel (1)

ßen“ sprach Stefan Hein ein „Wort der Jugend“, das sich vor allem mit lands-mannschaftlichen Zukunftsthemen be-fasste. Dabei machte Hein, der auch Vor-standsmitglied des nordrhein-westfä-lischen BdV ist, klar: „Darüber hinaus wollen wir unseren bundesdeutschen Staat nicht aus seiner Pflicht entlassen und ihn an seine Verantwortung erin-nern, die Geschichte und Kultur Ost-preußens in der deutschen Gesellschaft wach zu halten. Und dabei geht es nicht nur darum, Museen neu zu konzipieren oder zu finanzieren, sondern vor allem auch darum, Ostpreußen wieder in den Schulen und Hochschulen zu etablieren. Denn die Zukunft Ostpreußens liegt in den Herzen und in den Köpfen der Menschen!“

Prof. Dr. Arnulf Baring brachte der Großkundgebung den eigentlichen Höhepunkt mit seiner Festrede unter dem bezeichnenden Thema „Putin für Anfänger“. Dabei ging er in gekonnter Weise auf geschichtliche Darstellungen und neuerliche Ausrichtungen der russi-schen Politik unter dem, so Baring, „gegenwärtig größten Imperialisten“, Wladimir Putin, ein. Eine These, mit der Baring nicht nur auf Zustimmung stieß. Der 82-jährige Festredner sparte jedoch auch nicht mit Kritik an der spürbaren Ratlosigkeit der westlichen Welt gegen-über der russischen Politik und dem Feh-len einer offenen Diskussion hierzulande über die erkennbaren Absichten Mos-kaus. Prof. Baring rief zum Abschluss allen im Saal zu: „Bleiben Sie fröhliche Patrioten, es lebe Deutschland, es lebe die Republik!“.

Das Grüppchen von rund 30 „Antifa“-Aktivisten, das sich vor dem Kasseler Messezentrum aufgebaut hatte, muss

sich eigentlich ziemlich dumm vorge-kommen sein. Statt gefährlicher Nazis und Revanchisten, die ihnen die Organi-satoren der Protestveranstaltung vom „Kasseler Bündnis gegen Rechts“, allen voran der Deutsche Gewerkschafts-bund, offenbar angekündigt hatten, strömten friedliche, zumeist schon in die Jahre gekommene, seriöse Herrschaften dem Eingang zu. Die Tageszeitung „Hes-sische-/Niedersächsische Allgemeine“ schrieb dazu: „Die Aktion vor den Mes-sehallen hat vor allem Menschen tief getroffen, deren Leben ohnehin von einer großen Verletzung geprägt ist. Richtig ist, dass wir alle uns gegen rech-tes Gedankengut wehren sollten. Aber es ist armselig, Menschen, die unter dem Krieg gelitten haben, pauschal als rechts-radikal darzustellen.“

Buntes und reges Treiben herrschte in der Ausstellungshalle, in der gewerbli-che wie ideelle Anbieter und Kunstschaf-fende ihre Arbeit und ostpreußische Spe-zialitäten präsentierten. Ein ökumeni-scher Gottesdienst, Vorträge und kultu-relle Darbietungen rundeten das Pro-gramm ab. Über 10.000 Besucher, zufriedene Aussteller, ein facettenreiches Programm und die Großkundgebung am Sonntag machten das große Treffen der Ostpreußen für die Besucher wieder zu einem besonderen Erlebnis und für die ausrichtende LO zu einem großen Erfolg. N.Q./J.H./M.P.

Prof. Dr. Dr.h.c. Arnulf Baring am redner-pult.

Voll war die halle der heimatkreisgemeinschaften bereits am samstagnachmittag.

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DOD 03/2014 7Politik

sudetendeutsche als Brückenpfeiler 65. Sudetendeutscher Tag zu Pfingsten in Augsburg

Milan horáček, der sich sofort nach seiner Flucht aus der damals kom-munistischen Tschechoslowakei der antiautoritären Bewegung der „68-er“ anschloss und die damals linke Partei der Grünen mitbegrün-dete, erhielt in diesem Jahr die höchste Auszeichnung der sude-tendeutschen Landsmannschaft, den europäischen Karls-Preis, ver-liehen.

Im Jahr 1946 im mährischen Groß Ullersdorf (Velké Losiny) als Sohn

einer deutschen Mutter und eines tsche-chischen Vaters geboren, hätten beide Elemente seine Person und sein Lebens-werk geprägt, stellte der Sprecher der sudetendeutschen Volksgruppe Bernd Posselt in seiner Laudatio fest. Milan Horáček, der zunächst keine Demonst-ration gegen die Staatsmacht ausließ und dafür – wenn auch nie sehr lange – mehrmals in verschiedenen Ländern in Haft war, auch in der Tschechoslowaki-schen Sozialistischen Republik und in der Bundesrepublik Deutschland, wurde 1981 erstmals in das Frankfurter Stadt-parlament gewählt, war dann zusam-men mit Joseph Martin Fischer im Deut-schen Bundestag und gehörte schließlich als Abgeordneter der deutschen Grünen gemeinsam mit dem CSU-Abgeordneten Bernd Posselt dem Europäischen Parla-ment an. Obwohl es nicht immer leicht gewesen sei, habe Milan Horáček immer gegen den Kommunismus gekämpft und sich für die Universalität der Menschen-rechte eingesetzt, betonte Posselt. In die-sem Sinne sei er auch – und im Gegen-satz zu seiner Partei – ein stets offener und solidarischer Partner der deutschen Heimatvertriebenen gewesen. Aufgrund dieser drei Elemente im seinem politi-schen Wirken gebühre Milan Horáček die nach dem großen europäischen Kai-ser Karl IV. benannte höchste Auszeich-

nung der Sudetendeutschen Lands-mannschaft.

In seiner Ansprache bei der Haupt-kundgebung des 65. Sudetendeutschen Tages am Pfingstsonntag in der überfüll-ten Schwabenhalle der Messe Augsburg hob der Sprecher der sudetendeutschen Volksgruppe Bernd Posselt das frühe europapolitische Engagement der Deut-schen aus Böhmen, Mähren und Sude-tenschlesien hervor. Wenn man verhin-dern wolle, dass es wieder zu Katastro-phen wie den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts komme, die eigentlich „ein einziger europäischer Bürgerkrieg“ gewesen seien, müsse man die Gründe für diese Entwicklung analysieren. Das sei für den 1. Weltkrieg zum großen Teil der Nationalismus gewesen, danach das totalitäre System des Nationalsozialis-mus, das den 2. Weltkrieg entfesselt habe, und schließlich der Mangel an ver-

trauensbildenden und gefestigten inter-nationalen Strukturen sowie an fähigen weitsichtigen Politikern. Zu den Weni-gen, die sich gegen diese Kriege gestellt hatten, gehörten aber, so Posselt, zwei deutsche Persönlichkeiten aus den böh-mischen Ländern: die 1843 in Prag geborene und in diesen Tagen vor 100 Jahren verstorbene Bertha von Suttner, die als Friedensaktivistin vehement gegen den 1. Weltkrieg kämpfte und im Jahr 1905 als erste Frau den Friedens-Nobelpreis erhielt, und Richard Graf Coudenhove-Kalergi, der den 2. Welt-krieg verhindern wollte, die Teilung Europas vorausgesagt und zur Verhinde-rung des Krieges eine Einigung Europas angestrebt hatte.

Die Arbeit der Sudetendeutschen gelte dem Frieden und der Freiheit in Europa. Er wolle, so Bernd Posselt abschließend, auch wenn er im Augenblick nicht dem

Der sprecher der sudetendeutschen Volksgruppe Bernd Posselt (l.) überreicht den europä-ischen Karls-Preis der sudetendeutschen Landsmannschaft an den tschechisch-deutschen Bürgerrechtler Milan horáček.

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Flögel (1); BdV-Archiv (1)

Europäischen Parlament angehöre, wei-terhin für ein starkes und blühendes Europa kämpfen, das politisch und kul-turell ärmer wäre ohne die Sudetendeut-schen.

Der Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer begrüßte die Teilnehmer des 65. Sudetendeutschen Tages am „heißesten Pfingstfest seit 50 Jahren“ mit den Komplimenten, so viele Menschen kämen sonst nur noch zu den Kirchenta-gen, und „der Sudetendeutsche Tag gehört zu Bayern wie der weiß-blaue Himmel“. Er würdigte den Karls-Preis-träger Milan Horáček, mit dem er gemeinsam im Deutschen Bundestag gesessen sei und der sich immer für die Versöhnung und die Anliegen der Sude-tendeutschen eingesetzt habe. Entspre-

chend dem Motto des Sudetendeut-schen Tages „Geschichte verstehen – Zukunft gestalten“ betonte der Bayeri-sche Ministerpräsident als Schirmherr der sudetendeutschen Volksgruppe, aus dem Wissen über die Geschichte und die Liebe zur Heimat wachse die Kraft für die Zukunft. Die Identität, die Kultur und die Tradition habe man den Sude-tendeutschen nicht nehmen können; dies sei beim Sudetendeutschen Tag sichtbar und lebendiger denn je.

Die Errichtung des Sudetendeutschen Museums in München sei ihm ein Her-zensanliegen, versicherte Seehofer. Die Bayerische Staatsregierung werde nicht nur die Hochbaumaßnahme verantwor-

ten und finanzieren, sondern auch bei der inhaltlichen Vorbereitung und dem Betrieb durch die Sudetendeutsche Stif-tung kräftig unter die Arme greifen. „Dies entspricht unserer historischen Verantwortung.“ Gerade im Rückblick auf die Weltkriege sei das Schicksal der Vertreibung ein Auftrag für die Zukunft, denn auch heute seien etwa 40 Millio-nen Menschen auf der Flucht. Der baye-rische Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation, der in diesem Jahr am 14. September erstmals begangen wird, solle sehr stark mit der Jugend gestaltet werden, versi-cherte der Ministerpräsident. Er erinner-te daran, dass die deutschen Heimatver-triebenen als Erste, die Hände zur Ver-söhnung ausgestreckt haben. Sie seien

die Pioniere für das Miteinander in Euro-pa gewesen. Die künftige Bayerische Vertretung in Prag bezeichnete Seehofer als einen historischen Schritt. Nach dem Grundgesetz sei zwar der Bund für die auswärtigen Beziehungen zuständig, weshalb die Vertretung eines Bundes-lands in einem Nachbarstaat nicht ganz legal sei, aber Bayern wolle eine gute Partnerschaft mit Tschechien, obwohl dies noch Geduld erfordern werde.

Bei der festlichen Eröffnung des 65. Sudetendeutschen Tages hatte die neue bayerische Sozialministerin – und damit „Schirmherrschafts-Ministerin“ der Sudetendeutschen – Emilia Müller unterstrichen, dass sie seit ihrer Kindheit

an die Heimatvertriebenen gewöhnt und mit ihnen verbunden sei, weil sie in der Oberpfalz 35 km von der tschechischen Grenze entfernt zur Welt gekommen war. Sie würdigte den Anteil der Sude-tendeutschen am Aufbau Bayerns zu einem Standort von „Weltklasseformat“ und deren Leistung als „überzeugte Brü-ckenbauer in Europa“.

Die Vorbereitungen für das Sudeten-deutsche Museum liefen, so Emilia Mül-ler, auf Hochtouren. 20 Millionen Euro seien im bayerischen Staatshaushalt bereitgestellt, und die Bundesrepublik Deutschland werde bis zu 10 Millionen Euro für den Bau beisteuern. Die Erinne-rung an Flucht und Vertreibung dürfe nicht aufhören, auch bei denen, die nicht vertrieben wurden, stellte die Ministerin fest. Durch den bayerischen Gedenktag an Flucht, Vertreibung und Deportation am 14. September werde das demokratische Bewusstsein im Land gestärkt. Das Fundament Europas seien die Menschenrechte und auch die Besin-nung auf die christlich-abendländischen Traditionen. Die Wertegemeinschaft Europas gebe es aber nicht zum Nullta-rif, so Emilia Müller. Das Schicksal von Flucht und Vertreibung verdiene ein „nationales Gedenken, und zwar jetzt“. Die Regierungsparteien in Berlin hätten sich im Koalitionsvertrag dafür ausge-sprochen.

Der neu berufende Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk, überbrachte die Grüße der Bundesregierung und versicherte, dass die Einführung eines nationalen Gedenk-tages für die Opfer von Vertreibungen auf einem guten Weg sei. Dafür gelte auch ein Dank an den Bund der Vertrie-benen und die Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ für die inten-siven Beratungen zusammen mit der Bundesregierung. Koschyk würdigte die vielen Einrichtungen in der sudetendeut-schen Volksgruppe, etwa die Bildungs-stätte „Der Heiligenhof“ in Bad Kissin-gen oder das „Brünner Symposium“ der tschechischen Bernard-Bolzano-Gesell-schaft und der sudetendeutschen Acker-mann-Gemeinde, für ihre Beiträge zum grenzüberschreitenden Dialog und ihr Engagement für die Minderheitenrech-te. Für die Versöhnung und den Aus-gleich zwischen Deutschen und Tsche-chen seien die Sudetendeutschen ein entscheidender Brückenpfeiler. U. Flögel

Der Bayerische Ministerpräsident horst seehofer (l.) und der sprecher der sudetendeut-schen Volksgruppe Bernd Posselt bei der hauptkundgebung.

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DOD 03/2014 9Politik

Vertriebene, Aussiedler und Spätaus-siedler haben Deutschland nach

dem Zweiten Weltkrieg nachhaltig geprägt. Sie haben Deutschland gemeinsam mit den Einheimischen wie-deraufgebaut.

Die Eingliederung der fast acht Millio-nen Flüchtlinge und Vertriebenen in Westdeutschland und vier Millionen in der damaligen sowjetischen Besatzungs-zone schien für viele eine bittere Lebens-erfahrung und schier unlösbare Aufgabe. Doch mit Mut, Energie und großem Leistungswillen bauten sich die Vertrie-benen aus dem Nichts neue Existenzen auf. In beiden Teilen Deutschlands: Sie waren es im großen Maße, die durch ihre Arbeitskraft und Leistungsbereit-schaft das „Wirtschaftswunder“ der 50er Jahre ermöglichten und damit der jun-gen Bundesrepublik ihre demokratische Stabilität verliehen. Sie prägten auch den Wiederaufbau im Osten, auch wenn dort ihr Schicksal über Jahrzehnte tabui-siert wurde.

Die Heimatvertriebenen konnten trotz zahlloser Widrigkeiten in allen Lebens-bereichen Fuß fassen. Ob in der Wirt-schaft, Wissenschaft, Politik, Kirche, in der Kultur oder beim Sport: die Heimat-vertriebenen prägten den Aufbau Deutschlands und gestalteten Politik mit.

Den Aufbau geprägt

Persönlichkeiten wie Paul Löbe (SPD) aus Schlesien, Kurt Schumacher (SPD), Rainer Barzel (CDU) aus Ostpreußen oder Erich Mende (FDP) aus Oberschle-sien beeinflussten die Politik der jungen Demokratie nachhaltig. Viele mit Wur-zeln im früheren deutschen Osten oder in Mittel-, Ost- und Südosteuropa prägen unsere Gesellschaft noch immer! Im öffentlichen Bewusstsein ist dieses kaum bekannt: Der CDU Politiker Volker Kau-der hat elterliche Wurzeln in der Batsch-

ka und die von Minister Sigmar Gabriel (SPD) liegen sowohl in Schlesien als auch in Ostpreußen. Der frühere Bun-despräsident Horst Köhler ist Kind bessa-rabiendeutscher Eltern, der ehemalige Außenminister Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grünen), beeinflusste als Kind einer Vertriebenenfamilie die Politik an der Spitze des Staates maßgeb-lich.

Unternehmer wie die Familie Merckle aus dem Sudentenland oder Beate Uhse aus Ostpreußen schufen durch ihr Engage-ment hundertausen-de von Arbeitsplät-zen und gaben Nach-k r i eg sdeu t sch l and Impulse, die bis heute wir-ken. Quer durch Deutschland haben Vertriebene kleine und mitt-lere Unternehmen aufgebaut, die bis in unsere heutigen Tage bestand haben. Vertriebene oder ihre Nachkommen prä-gen auch aktuell aktiv unser Wirtschafts-leben: So beispielsweise VW Chef Mar-tin Winterkorn, dessen Eltern ungarn-deutsche Wurzeln haben. Der einfluss-reiche Unternehmer Reinfried Pohl, Gründer der Deutschen Vermögensbera-tung, stammt aus Böhmen und der Ver-leger Herbert Fleißner hat seine Wurzeln in Eger. Meinhard von Gerkan, aus einer deutsch-baltischen Familie stammend, gehört zu den großen internationalen Architekten Deutschlands.

Die Kulturlandschaft Deutschlands wäre ohne den Beitrag der Vertriebenen kaum denkbar. Der Komponist Michael Jary aus Oberschlesien gab dem jungen Deutschland seine Schlager, Heinz Erhard prägte als deutsch-baltisches Kind mit seinem Humor eine ganze Epoche. Der Schauspieler Armin Mueller-Stahl tut es noch immer: Er hat in Ostpreußen das Licht der Welt erblickt, wie auch der

erfolgreiche Komponist Siegfried Matt-hus und der Schriftsteller Rüdiger Safran-ski. Aus Mähren stammt der Publizist, Schriftsteller und Literaturkritiker Hell-muth Karasek. Nicht nur er pflegt einen engen Kontakt in seine alte Heimat. Der jüngst verstorbene Schriftsteller Otfried Preußler wurde in Reichenberg, Böh-

men, geboren, im selben Ort, wie der Maler Markus

Lüpertz. Ohne die Nobelpreisträger Gün-ter Grass aus Danzig und Herta Müller aus dem Banat wäre die deutsche Litera-tur ärmer.

Kinder von Vertrie-ben sind im öffentli-

chen Leben ständig prä-sent. Sei es im Sport oder

in der Unterhaltungsbranche. So haben die Fußballtrainer Udo

Lattek und Felix Magath ostpreußische Wurzeln. Die Box-Europameisterin Ina Menzer ist, wie die Sängerin Helene Fischer Russlanddeutsche. Auch eines der bekanntesten TV-Gesichter hat fami-liäre Wurzeln in Oberschlesien: Der erfolgreiche Entertainer Thomas Gott-schalk. Und mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, einem Donauschwaben, steht, ebenso wie mit dem Schlesier Kardinal Meissner, ein Vertriebener an herausra-gender Position in der Katholischen Kir-che. So hat nicht nur die evangelische Theologin Margot Käßmann einen Ver-triebenenhintergrund: Ein Viertel aller Deutschen sind Vertriebene oder ihre Nachfahren.

Der BdV will mit seinem Leitwort 2014 ein Fenster öffnen und den Blick auf den kreativen Beitrag der Vertriebe-nen und ihrer Nachkommen zur Ent-wicklung Deutschlands lenken. Denn wer genau hinsieht erkennt: Deutsch-land geht nicht ohne uns!

„Deutschland geht nicht ohne uns“Zum Tag der Heimat 2014 erklärt BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB:

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Deutsch-Polnische Brückenbauer aktivArbeitsgespräch von OMV und VdG

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OMV (1); Lukas Geddert (1)

Berlin (dod). Der Bundesvorsitzende der Ost- und Mitteldeutschen Vereini-gung – Union der Vertriebenen und Flüchtlinge der CDU/CSU (OMV) und Vizepräsident des Bundes der Vertriebe-nen (BdV) Helmut Sauer (Salzgitter) lud

die zum BdV-Jahresempfang am 9. April 2014 in der Katholischen Akademie Ber-lin anwesenden Vertreter des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesell-schaften in Polen (VdG) – des Dachver-bandes der deutschen Volksgruppe – für den Folgetag zu einem Arbeitsgespräch ins Konrad-Adenauer-Haus, die Bundes-geschäftsstelle der CDU Deutschlands, ein.

Es ergab sich ein konstruktives Gespräch zwischen dem OMV-Bundes-vorsitzenden, dem VdG-Vorsitzenden Bernard Gaida (Guttentag), dem Vorsit-zenden der Sozial-Kulturellen Gesell-schaft der Deutschen im Oppelner Schle-sien (SKGD) und Fraktionsvorsitzenden im Oppelner Landtag Norbert Rasch (Proskau), dem Vorsitzenden des Deut-schen Freundschaftskreises (DFK) Dan-

zig Roland Hau, dem Direktor des Hau-ses der deutsch-polnischen Zusammen-arbeit (HDPZ) in Gleiwitz/Oppeln Rafal Bartek, dem Vorsitzenden des DFK Schlesien Marcin Lippa (Ratibor) sowie dem OMV-Landesvorsitzenden Jesko

von Samson (Potsdam). Besprochen wurden viele Themen, die von zentraler Bedeutung für die Deutschen in Polen sind: die europäischen Volksgruppen-rechte, das Wahlrecht für Deutsche im Ausland, die Einrichtung muttersprach-lich deutscher Kindergärten und (Grund-)Schulen, die Frage zweisprachi-ger Gottesdienste in den Gemeinden sowie die finanzielle Situation der Volks-gruppen. Der OMV-Landesvorsitzende Jesko von Samson erklärte, sich auch in Zukunft besonders auch für die Einhal-tung der Europäischen Charta der Regio-nal- und Minderheitensprachen einset-zen zu wollen.

Helmut Sauer versicherte, dass die OMV auch künftig für die Anliegen der Deutschen in den Heimatgebieten ein-treten werde.

Brähmig MdB dankt Gauck Berlin (dod). Bundespräsident Joachim Gauck hat bei seinem Staatsbesuch in der Tschechischen Republik vielfach der deutsch-tschechischen Geschichte gedacht und dabei auch das bis heute emotional belastende Thema der Flucht und Vertreibung der Deutschen am Ende des Zweiten Weltkrieges nicht ver-gessen. Dazu erklärt der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Klaus Brähmig:

„Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion dankt Bundespräsident Gauck für seinen Staatsbesuch in der Tschechischen Repu-blik und die respektvolle Erwähnung der Flucht und Vertreibung der Deutschen am Ende des Zweiten Weltkriegs.

Gedanken der Kollektivschuld Absage erteilt

Die Worte des Bundespräsidenten stär-ken die Bemühungen aller, die sich im Sinne der Versöhnung um die Verbesse-rung der deutsch-tschechischen Bezie-hungen bemühen. In seiner viel beachte-ten Rede an der Prager Karls-Universität hat der Bundespräsident an die zahlrei-chen Anstrengungen erinnert, heute trotz einer komplizierten Wahrheit zu einem zunehmend differenzierten Geschichtsbild zu finden und dabei dem Gedanken der Kollektivschuld der Deut-schen eine Absage erteilt.

echte Versöhnung über die Vergangenheit

Die zahlreichen Initiativen, die die Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen voranbringen wollen, wie das Collegium Bohemicum in Aussig oder der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds verdienen daher unsere besondere Unterstützung. Die partner-schaftliche Zusammenarbeit in einem vereinigten Europa gedeiht am besten auf der Grundlage einer echten Versöh-nung über die Vergangenheit. In diesem Sinne wollen wir die Zusammenarbeit in den kommenden Jahren intensivieren.“

(v.l.n.r.): Jesko von samson-himmelstjerna, Marcin Lippa, Dr. Peter Tauber MdB, roland hau, Bernard Gaida, rafal Bartek, Norbert rasch und helmut sauer..

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DOD 03/2014 11Politik

Vorbildliches Kulturerbe für ganz europa64. Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl

Auf dem Weg zur Festveranstaltung: (v.l.n.r.): hartmut Koschyk MdB, Dr. Bernd Fabritius MdB, der baden-württembergische Innenminister reinhold Gall, Oberbürgermeister Dr. christoph hammer

unter dem Motto „heimat ohne Grenzen“ feierten rund 20 000 sie-benbürger sachsen bei hochsom-merlichem Wetter ihren 64. heimat-tag vom 6. bis 9. Juni in Dinkelsbühl. sie gedachten vor allem zweier his-torischer ereignisse – der evakuie-rung der Nordsiebenbürger sach-sen vor 70 Jahren und der Wende in Osteuropa vor 25 Jahren – die zu Leid, heimatverlust, aber auch Auf-bruch geführt haben. Die sieben-bürger sachsen brachten sich in den zurückliegenden Jahrzehnten kraftvoll in die Gesellschaft ihrer neuen heimat ein, pflegten aber auch ihre Kultur und ihre Verbin-dungen zu siebenbürgen. Das brachte ihnen viel Anerkennung und neue Freunde ein, die zum Teil als ehrengäste beim heimattag zugegen waren. Die Begegnungen und die niveauvollen Veranstaltun-gen des Pfingstfestes verdeutlichen einen Bewusstseinssprung hin zu mehr Verantwortung für das wert-volle siebenbürgisch-sächsische Kulturgut über Grenzen und Gene-rationen hinweg.

Im Rahmen des Pfingstgottesdienstes ging Dekan i.R. Hermann Schuller,

Vorsitzender der Gemeinschaft Evangeli-scher Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD, unter anderem der Frage nach: „Welches Geistes Kinder sind wir?“ Im Zusammenhang mit der problemati-schen Besetzung des EU-Kommissions-präsidenten zitierte er die Bundeskanzle-rin Angela Merkel, die einige Tage zuvor gesagt hatte: „Die Entscheidungen, die über eine kontroverse Diskussion herbei-geführt werden, müssten in einem euro-päischen Geist stattfinden.“ Sicher wer-de eine solche Aussage unterschiedlich verstanden. Gemeint aber sei „mit Sicherheit der gute Geist, der dem christ-

lichen Abendland geschenkt wurde, der leider nicht immer verstanden und umgesetzt wurde, wie die Katastrophen des 20. Jahrhunderts es zeigen: Es ist der Geist der Verständigung, in dem die Würde des Menschen voran steht, der Geist des Friedens und der Gerechtig-keit, und im Sinne des heutigen Tages, der Heilige Geist!“, so Schuller.

Positive Bilanz

Eine positive Bilanz der 25 Jahre seit Zusammenbruch des Ostblocks zog Dr. Bernd Fabritius MdB, Bundesvorsitzen-der des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. „Wir feiern ein Vierteljahrhundert ohne todbringende Grenzzäune. Wir leben in Wohlstand und Sicherheit – es geht uns gut“, so fasste es Fabritius in seiner Ansprache bei der Festkundgebung am Pfingstsonntag zusammen. Er wehrte sich vehement gegen die Preisgabe des siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbes und rief die Sie-benbürger Sachsen auf, ihre reiche Kul-tur zu pflegen und sich gewinnbringend

in die Gemeinschaft einzubringen. Den Rahmen fürs Mitmachen biete der Ver-band, der sich vielseitig für die Rechte der Mitglieder engagiere. Um das zu erreichen, sei ein kontinuierlicher Dialog notwendig und man sei auf wohlgesinn-te Gesprächspartner in der bundesdeut-schen und zunehmend der europäischen Politik angewiesen.Eine solche Stimme kam aus Baden-Württemberg. Innenminister Reinhold Gall, MdL, würdigte das in Gundelsheim ansässige „bedeutendste siebenbürgisch-sächsische Kulturzentrum in der Bun-desrepublik“ und den „hohen fachlichen kulturpolitischen Rang“ des Siebenbürgi-schen Museums. Seitens der Landesre-gierung sicherte der SPD-Politiker weite-re Unterstützung für den Siebenbür-gisch-Sächsischen Kulturrat und die Arbeit der Landesgruppe Baden-Würt-temberg des Verbandes zu.„Deutschland kann stolz sein auf seine Siebenbürger Sachsen!“ Mit diesen Wor-ten würdigte Hartmut Koschyk, Beauf-tragter der Bundesregierung für Aussied-lerfragen und nationale Minderheiten, deren Aufbau- und Gemeinschaftsleis-

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Christian Melzer (1); Dornstauder (1)

tung in Deutschland. Sie seien zugleich ein „stabiler Brückenfaktor“ der deutsch-rumänischen Beziehungen, betonte der CDU-Bundestagsabgeordnete in seiner Festrede. Wenn man am Heimattag in Dinkelsbühl teilnehme, spüre man den „wunderbaren Dreiklang: Heimat, Iden-tität, Glaube“. Koschyk zeigte sich über-zeugt: „Nichts braucht der Mensch des 21. Jahrhunderts so dringend, um die Herausforderungen der Globalisierung auch seelisch-geistig zu bestehen, wie die Verortung in Heimat, Identität und Glaube. Und es sind gerade unsere hei-matvertriebenen Landsleute, unsere Aussiedler, die uns in Deutschland, aber weit darüber hinaus diese Bedeutung von Heimat, Identität und Glaube bewusst machen.“ Der Aussiedlerbeauf-tragte sicherte seitens der Bundesregie-rung zu: „Wir werden uns weiter bemü-hen, das großartige kulturelle Erbe der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Rumänien zu erhalten.“Ein Grußwort vor der Schranne sprach Klaus Johannis, Bürgermeister der Stadt Hermannstadt und interimistischer Vor-sitzender der Nationalliberalen Partei in Rumänien. Er ging der Frage nach, was ist ein Europäer? „Ich denke, ein Europä-er ist jemand, der, egal, wo er hingeht, seine Heimat im Herzen mitnimmt, sei-

ne Kultur und seine Traditionen, wo es geht, pflegt. Und in diesem Sinne, liebe Landsleute, denk ich, sind wir Sieben-bürger Sachsen recht gute Europäer.“

Auszeichnung mit dem ehrensterm

Klaus Johannis und Dr. Christoph Berg-ner wurden für ihr außerordentliches Engagement mit dem „Ehrenstern“ der Föderation der Siebenbürger Sachsen, des weltweiten Dachverbandes der Sie-benbürger Sachsen, geehrt.Der Bundestagsabgeordnete Dr. Chris-toph Bergner bezeichnete die siebenbür-gisch-sächsische Kultur als eine der frü-hesten und sogar als „älteste Freiheits-kultur Europas“ bezeichnet. In seiner Festansprache bei der Eröffnung des Hei-mattages am 7. Juni sagte der CDU-Poli-tiker, das Erbe, das auf dem Königsboden in Siebenbürgen gewachsen sei, zähle „zu den wertvollen Kraftquellen für die geistig-kulturellen Entwicklung unseres Kontinents“. Dr. Bergner hat als Aussied-lerbeauftragter der Bundesregierung (2006-2013) die Anliegen der Sieben-bürger Sachsen ebenso dezidiert geför-dert wie er sich als neuer Vorsitzender des Deutsch-Rumänischen Forums u.a. für den Erhalt des deutschsprachigen Schulunterrichts in Rumänien einsetzt.Erstmals seit 1995 nahmen die Botschaf-ter beider Länder, Werner Hans Lauk, deutscher Botschafter in Bukarest, und

Dr. Lazăr Comănscu, rumänischer Bot-schafter in Berlin, am Heimattag in Din-kelsbühl teil. Sie betonten die herausra-gende Rolle der Siebenbürger Sachsen als „Mittler, Bindeglied und Katalysator“ in den bilateralen Beziehungen.Höhepunkt des Pfingstfestes war der Festumzug von 2.700 siebenbürgisch-sächsischen Trachtenträgern, der von vielen jugendlichen Gesichtern geprägt war und an dem Michael Skindell, US-Senator in Ohio, teilnahm, der sich stolz zu seinen Wurzeln bekennt. Mitausrich-ter des Heimattages war diesmal die Lan-desgruppe Baden-Württemberg des Ver-bandes. Die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland gestaltete in bewährter Weise die Volkstanzveranstal-tung „Aus Tradition und Liebe zum Tanz“, präsentierte den siebenbürgi-schen Nachwuchs in der Schranne und zeichnete verantwortlich für die Sport-turniere, beste Partystimmung im Fest-zelt auf dem „Schießwasen“ und vieles mehr.Mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis 2014 wurden der Historiker Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch und der Kunsthistoriker Dr. Dr. h.c. mult. Chris-toph Machat gewürdigt. Der Ernst-Habermann-Preis 2014 der Siebenbür-gisch-Sächsischen Stiftung wurde an die Schriftstellerin Iris Wolff und den Musi-ker Steffen Schlandt überreicht. Der Sie-benbürgisch-Sächsische Jugendpreis ging an Christine Greger.

Siegbert Bruss

„Wer sind wir denn, dass wir es wagen könnten, jahrhundertealte Zeugnisse – ob nun in Stein gemau-ert oder in Liedgut vertont oder in Leinen gewebt – wer sind wir denn, dass wir es wagten, diese Schätze dem Untergang preiszugeben? Was in diesem letzten Vierteljahrhundert von unserer Gemeinschaft dem Ver-fall preisgegeben wurde – und Gott sei Dank an vielen Stellen bereits wieder renoviert und restauriert wird – ist vielleicht schon mehr, als wir verantworten können. Aber es gibt auf der anderen Seite unsere Gemeinschaft, die immer noch viel stärker ist, als wir Siebenbürger Sachsen in unserer Bescheidenheit erkennen wollen! Ich bin fest über-zeugt: Wir können gemeinsam noch viel bewegen.“

Dr. Bernd Fabritius MdBBundesvorsitzender

ZITAT

„Aus Tradition und Liebe zum Tanz“. Die Volkstanzveranstaltung der siebenbürgisch-säch-sischen Jugend in Deutschland fand am vor der schranne und auf dem rathausplatz statt.

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DOD 03/2014 13Politik

„Die Donau ist das Band, das unse-re Stadt mit der Landsmannschaft in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbindet. Heute hat sich der Fluss zu einem Synonym für einen Lebensraum entwickelt, der nach Wachstum und Wohlstand strebt, aber auch zu einem Symbol für das friedliche Zusammenleben der Völker im nunmehr vereinten Europa.“

ulms Oberbürgermeister Ivo Gönner in seinem Grußwort zum heimattag der Banater schwaben

ZITAT

seit 1974 strömen jedes zweite Jahr zu Pfingsten tausende Banater schwaben aus allen Teilen Deutsch-lands, aus Österreich, dem Banat und aus Übersee nach ulm. Mit ihrer Teilnahme am Banater hei-mattag legen sie ein eindrucksvol-les Bekenntnis zu ihrer herkunft ab und bekunden ihre Zugehörigkeit zur Gemeinschaft. Der diesjährige heimattag am 7. und 8. Juni stand unter dem Motto „heimat erfahren und bewahren“. In der reihe der seit 1960 veranstalteten heimatta-ge war es bereits der dreißigste; gleichzeitig fand der heimattag nun schon zum 20. Mal in der Paten-stadt ulm statt.

höhepunkt des großen Begegnungs-festes war die Festkundgebung mit

anschließender Pfingstmesse in der Donauhalle, zu der Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber zahlreiche Ehren-gäste – Vertreter der Landes- und Kom-munalpolitik, der Botschaft Rumäniens in Berlin, des Demokratischen Forums

heimattag der Banater schwaben in ulm

der Deutschen im Banat, des Bundes der Vertriebenen und befreundeter Lands-mannschaften – begrüßen durfte. Die Festansprache hielt Guido Wolf, Präsi-dent des Landtags von Baden-Württem-berg, dem Patenland der Banater Schwa-ben. Grußworte an die Teilnehmer rich-teten der Ulmer Oberbürgermeister Ivo Gönner und der Botschafter Rumäniens in Berlin, Dr. Lazăr Comănescu (das Grußwort überbrachte Michael Fern-bach).

In Anerkennung seiner außerordentli-chen Verdienste um die Volksgruppe der Banater Schwaben wurde der ehemalige Bundestagsabgeordnete Dr. Heinz-Gün-ther Hüsch im Rahmen der Festkundge-bung mit der Prinz-Eugen-Nadel, der höchsten Auszeichnung der Landsmann-schaft der Banater Schwaben, geehrt. Rechtsanwalt Dr. Hüsch war von 1968 bis 1989 Verhandlungsführer der Bun-desrepublik Deutschland in Sachen Aus-reise der Deutschen aus Rumänien.

Die Veranstaltungen zum Banater Hei-mattag begannen bereits am Samstag, 7.

Pfingstmesse beim heimattag der Banater schwaben.

Juni, mit dem Auftritt der Banater Trach-tengruppen aus Reutlingen, Nürnberg und Temeswar in der Ulmer Fußgänger-zone, dem anschließenden Trachtenzug zum Rathaus und dem Empfang durch Oberbürgermeister Ivo Gönner. Bei der traditionellen Gedenkfeier am Auswan-dererdenkmal sprach mit Dennis Schmidt diesmal ein Vertreter der jungen Generation. Am Abend gab die Donauschwäbische Singgruppe Lands-hut ein Konzert im Donauschwäbischen Zentralmuseum.

Ein von den Banater Jugend- und Trachtengruppen gestaltetes Kulturpro-gramm, ein Vortrag zu genealogischen Fragen, eine literarischen Lesung, ein Vortrag von Dr. Heinz-Günther Hüsch zur Problematik des sogenannten Frei-kaufs der Rumäniendeutschen, eine Banat-Ausstellung, Volkstanzdarbietun-gen in den Messehallen, Informations- und Bücherstände, Angebote für Kinder sowie eine Tanzunterhaltung zum Aus-klang des Heimattages rundeten das viel-fältige Programm ab. Walter Tonta

Der 30. Heimattag zum 20. Mal in der Patenstadt Ulm

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Innenministerium –Baden-Württemberg (1)

Menschen und die Dörfer in Bessarabi-en. Denn viele von ihnen hätten schon so früh wie möglich, auch in Zeiten des Kalten Kriegs, den Weg dorthin gesucht, hätten versucht, die Verbindung auf-rechtzuerhalten, auch wenn nicht mehr viele Deutsche dort lebten. Sie würden vielfältige Kontakte nach Moldawien und in die Ukraine pflegen, versuchten zu helfen, zu unterstützen und die Men-schen miteinander zu verbinden. „Das, meine Damen und Herren, ist gelebte Völkerverständigung. Es ist kein einfa-cher und kein kurzer Weg, den Sie mit all Ihren Aktivitäten gehen, aber es ist der Weg in unsere Zukunft in Europa. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag für ein Europa als Friedensgemeinschaft, als Wertegemeinschaft“, betonte Innen-minister Gall.

Seit mittlerweile 60 Jahren habe die Landeshauptstadt Stuttgart die Paten-schaft über die Deutschen aus Bessarabi-en übernommen und genauso lang bestehe auch das Museum der Bessarabi-

endeutschen in Stuttgart. Das Museum knüpfe an die ursprüngliche Gründung des „Kulturhistorischen Heimatmuse-ums der Deutschen aus Bessarabien“ in Sarata im Jahre 1922 an.

Dessen Gründer Immanuel Wagner habe damals die Beweggründe für die Gründung des Heimatmuseums mit fol-genden Worten beschrieben:

“... Unsere Kinder, die kaum mehr aus der Zeit ihrer Großeltern etwas wissen, können sich von dem Leben vor einem Jahrhundert keinen Begriff machen und verlernen immer mehr zu achten und zu lieben, was heimisch ist. Sie entfremden allmählich unserer angestammten Eigen-art. Es fehlt die Verbindung zu unseren Ahnen. Wir stellen sie wieder her, indem wir unserem heranwachsenden Geschlecht die Vergangenheit vor Augen führen und ihm erzählen, was früher auf diesem Boden war, woher unsere Ahnen kamen ...“.

Diese Worte seien heute – fast einhun-dert Jahre später – immer noch aktuell, eigentlich aktueller denn je. „Sie beschreiben die Aufgabe unserer Kultur-arbeit, einer Aufgabe gegen das Verges-sen“, sagte Innenminister Gall.

Politik

Treffen der Deutschen aus Bessarabien„Kulturarbeit ist Arbeit gegen das Vergessen“

Für die Deutschen aus Bessarabien sei das Jahr 2014 ein besonderes Jahr des Gedenkens, denn vor genau 200 Jahren habe ihre Geschichte begonnen. „Aus diesem Grund haben sie auch Ihr diesjähriges Bundestreffen unter das Motto gestellt: ‚Vor 200 Jahren Auswan-derung nach Bessarabien – auf der suche nach einem besseren Leben‘, sagte Innenminister reinhold Gall beim 41. Bundestreffen der Deut-schen aus Bessarabien in Ludwigs-burg.

Ich will Sie alle ermuntern, weiterhin mit so viel Engagement Ihre Kultur zu

pflegen, Ihre Erfahrungen weiterzuge-ben und Brücken zu schlagen zwischen Alt und Jung, zwischen Vertriebenen und Einheimischen, zwischen uns Deut-schen und unseren Nachbarn im östli-chen Europa“, sagte Reinhold Gall.

Nach dem Erwerb von Bessarabien und dem Sieg über Napoleon habe Zar Alexander I. es als ein dringendes Gebot gesehen, das eroberte rückständige und weitgehend menschenleere Grenzgebiet mit zuverlässigen und arbeitsamen Men-schen zu besiedeln. Durch den Umsied-lungsvertrag des Jahres 1940 zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjet-union sei die 126jährige Siedlungsge-schichte der Deutschen in Bessarabien beendet worden. So seien die Deutschen in Bessarabien mit die ersten, die betrof-fen waren von der nationalsozialisti-schen Siedlungspolitik. „Bei Kriegsende wurden sie erneut heimatlos, wurden vertrieben oder mussten flüchten, weil sie Deutsche waren“, sagte Gall.

Vielfältige Kontakte gepflegt

Aber er wisse, dass ihnen die alte Hei-mat noch immer am Herzen liege, die

Der baden-württembergische Innenminis-ter reinhold Gall.

haus der BessarabiendeutschenFlorianstraße 1770188 StuttgartTel: 0711/44 00 77-0Fax: 0711/44 00 77-20E-Mail: [email protected]

Öffnungszeiten des HeimatmuseumsMontag bis Freitagjeweils 10 - 17 Uhr,an Wochenenden für Gruppen nach telefonischer Vereinbarung.

INFO

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Kommunalpolitisches symposium in somborDonauschwaben mit der Hanns-Seidel-Stiftung in Sombor, Serbien

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leute kämen. Und dies sei letztlich auch der Grund dafür, dass die Landsmann-schaft der Donauschwaben diese Veran-staltung hier in Sombor durchführe und damit dokumentiere, dass die Donauschwaben die ihnen aus ihrer Geschichte erwachsene Verantwortung für dieses Land wahrnehmen.

Hermann Schuster, zeigte in einem weiteren Referat die Grundzüge des Föderalismus und der Subsidiarität und stellte dabei fest, dass sich der Staatsauf-bau von unten nach oben – wie er z. B. in der Bundesrepublik Deutschland vor-handen ist – und die Aufgabenzuord-nung an die jeweiligen staatlichen Ebe-nen über Jahrzehnte bewährt hat und vor allem den Kommunen ein breites Spektrum an eigenen Gestaltungsmög-lichkeiten sicher stellt.

Im Vorfeld wurden für alle Referate Kurztexte in serbischer Sprache, Karten, Graphiken und Diagramme vorbereitet, welche zu den jeweiligen Ausführungen gut sichtbar für alle Teilnehmer projiziert wurden.

Im Schlusswort dankte der Vorsitzen-de Schuster allen, die am Zustandekom-men und der Durchführung dieser Ver-anstaltung mitgewirkt haben und gab seiner Freude Ausdruck, dass nicht nur so viele Kommunalpolitiker diese Veran-staltung besucht hätten, sondern auch bis zum Ende geblieben seien, unter ihnen der Provinzminister Misoslav Vasin und der Oberbürgermeister der Stadt Sombor, Nemanja Delić. Nicht nur Rundfunk und Presseorgane berichteten über das Symposium sehr positiv und umfangreich, auch das serbische Staats-fernsehen hat einen eindrucksvollen Bei-trag darüber gesendet.

Es sei wichtig, so der Vorsitzende, dass die Veranstaltung besonders für die Deutschen in Serbien gute Werbung war und den Donauschwaben selbst zu gutem Ansehen verholfen hätte.

HS

Politik

Wie schon im Jahre 2010 hat die Landsmannschaft der Donauschwa-ben – Landesverband Bayern e. V. auch in diesem Jahr wieder – am 29. März 2014 – in sombor ein kommu-nalpolitisches symposium veran-staltet. Diesmal in Zusammenarbeit mit der hanns-seidel-stiftung, Außenstelle Belgrad, und mit der stadt sombor.

Die vorgesehenen Themen waren wohl gut gewählt, weil der Vorsit-

zende der Donauschwaben, Hermann Schuster, 65 Teilnehmer, unter ihnen zahlreiche Bürgermeister bzw. Gemein-devertreter aus nahezu allen 45 Gemein-den der Vojvodina, begrüßen konnte. Darunter auch den Präsidenten für über-regionale Zusammenarbeit und lokale Selbstverwaltung der Autonomen Pro-vinz Vojvodina, Branislav Bugarski, der schon tags zuvor die deutsche Delegati-on sowie Vertreter der Hanns-Seidel-Stif-tung in seinem Amtssitz in Novi Sad empfangen hatte, den Minister für Wirt-schaft und Landesentwicklung der Auto-nomen Provinz Vojvodina, Miroslav Vasin, und den Oberbürgermeister der Stadt Sombor, Nemanja Delić.

Gutes Verhältnis zur Minderheit

In seinem Grußwort stellte der Ober-bürgermeister vor allem das gute und vertrauensvolle Verhältnis zwischen der Stadt Sombor und der deutschen Min-derheit heraus und verwies darauf, dass es für die Stadt eine Selbstverständlich-keit gewesen sei, zu dieser sehr wichti-gen Veranstaltung einen Beitrag zu leisten.

Der Minister der Autonomen Provinz Vojvodina bedankte sich in einwandfrei-em Deutsch bei der Landsmannschaft der Donauschwaben für die Ausrichtung

der Veranstaltung und erklärte, dass es gerade in der jetzigen Phase der Annähe-rung Serbiens an die EU notwendig sei, Einblicke in das „Innenleben“ und in die Strukturen der Europäischen Gemein-schaft zu bekommen, um damit Verglei-che mit den vor Ort vorhandenen Ve r h ä l t n i s s e n anstellen zu kön-nen. Der Leiter der Außenstelle der Hanns-Seidel-Stiftung in Bel-grad, Lutz Kober, nahm die Gele-genheit wahr, auf die vielfältigen Aktivitäten der Hanns-Seidel-Stiftung in Serbien und Kroatien hinzuweisen. Auch der Bürgermeister von Apatin, Dr. Smiljanic, nutzte die Gelegenheit zu einem Grußwort und eröffnete den Teilnehmern, dass die Gemeinde Apatin beabsichtige, ein Museum einzurichten, in dem die erste Phase der Ansiedlung der deutschen Kolonisten in der Vojvodina dargestellt werden solle.

In seinem Einführungsreferat wies der Vorsitzende der Donauschwaben auf das über 300jährige Wirken der Donauschwaben hin und stellte fest, dass die kulturellen Werte und die wirt-schaftlichen Errungenschaften in diesem Land das Ergebnis eines fruchtbaren Zusammenwirkens aller ethnischen Gruppen, und auch die ins Mark gegan-genen gegenseitigen Verletzungen ein Stück gemeinsamer Geschichte sei. Nie-mand komme von seiner Geschichte los, man mag das einfach hinnehmen oder zu einem positiven Erlebnis werden las-sen. Die Donauschwaben hätten sich für letzteres entschieden. Dies sei der Grund dafür, dass die Donauschwaben in den letzten Jahrzehnten immer wieder zu den Gräbern ihrer Vorfahren und zu den Mahnmalen für ihre ermordeten Lands-

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16 DOD 03/2014Geschichte

Lido Santoni (1); Lemke (1)

es war der 27. April 2002, als die beiden Freunde Abschied voneinan-der nahmen. Jahrzehntelang waren Karol Wojtyła und Pater Weren-fried van straaten, der Gründer von „Kirche in Not“, Weggefährten gewesen. Auf den Tag genau zwölf Jahre nach dieser letzten Begeg-nung wird Papst Johannes Paul II. in rom heiliggesprochen.

es war eine Geste voller Symbolkraft, als Papst Johannes Paul II. seinem

Freund Pater Werenfried die Osterkerze aus seiner Privatkapelle schenkte. Zum letzten Mal hatten sie gemeinsam die heilige Messe gefeiert. Niemand hat die-se letzte irdische Begegnung so schön beschrieben wie der italienische Journa-list Orazio Petrosillo, der diese Momente miterleben durfte: „Sie waren zu Tränen gerührt. Wie oft hatten sie aneinander gedacht, füreinander gebetet? Jetzt sahen sie sich wieder, der Heilige Vater und sein Freund Pater Werenfried. Beide gezeichnet von Alter und Krankheit, und dennoch voll Leben und Charisma. Nach der Messe umarmten sie sich in der Privatbibliothek. Wenige Worte, lan-ge Blicke, Tränen der Rührung.“

Gemeinsame Kämpfe

Sie kannten sich schon lange, bevor Karol Wojtyła 1964 Erzbischof von Kra-kau wurde. Der spätere Papst kam lange Jahre als Beauftragter der polnischen Bischofskonferenz zu Pater Werenfried, um über Hilfsprojekte für die Kirche in seiner kommunistisch regierten Heimat zu sprechen. Ihren ersten gemeinsamen Kampf führten der junge Erzbischof und Pater Werenfried im Jahr 1967, als die Kommunisten in der Nähe von Krakau eine Arbeitersiedlung des Eisenhütten-kombinates für 200 000 Einwohner

Johannes Paul II. und Werenfried van straatenGefährten auf dem Weg durch das 20. Jahrhundert

errichteten, die als „Stadt ohne Gott“ geplant war. Um den Atheismus zu för-dern, wurde hier absichtlich keine Kir-che eingeplant. Allen Widerständen zum Trotz wurde dennoch Sonntag für Sonn-tag mit Tausenden Gläubigen die heilige Messe rings um ein unter freiem Him-mel aufgestelltes Kreuz gefeiert. Trotz aller Schikanen seitens der Kommunis-ten wurde schließlich mit der Hilfe von „Kirche in Not“ ein Gotteshaus für 5000 Gläubige gebaut. 1977 konnte die Kir-che von Erzbischof Wojtyła eingeweiht werden. Dieser gemeinsame Sieg gegen die Regierung war auch für die Kirche in den ebenfalls kommunistisch regierten Nachbarländern ein großes Zeichen der Ermutigung.

Prophetisch im streben nach Versöhnung

Beide glaubten fest daran, dass der Eiserne Vorhang eines Tages fallen und Gott in die atheistisch regierten Länder zurückkehren würde. Beide geißelten den Kommunismus im Osten ebenso wie die „Kultur des Todes“ im Westen. Beide waren kompromisslos und furcht-los darin, die Wahrheit beim Namen zu nennen und die zahlreichen Angriffe gegen Gott und den Menschen in letzter Konsequenz als Werk des Bösen zu erkennen. „Politische Korrektheit“ und die Meinung des Mainstreams waren nicht ihr Maßstab. Auch in ihrem Stre-ben nach Versöhnung waren sie prophe-tische Verbündete. So beauftragte Papst Johannes Paul II. Pater Werenfried damit, nach dem Zusammenbruch des Kommunismus die Versöhnung mit der russisch-orthodoxen Kirche zu suchen. Daraufhin reiste Pater Werenfried noch im fortgeschrittenen Alter zweimal nach Russland und begegnete Patriarch Alek-sij II. und zahlreichen orthodoxen Bischöfen, denen er sein Gebet und sei-

ne tätige Hilfe versprach. Denn die orthodoxe Kirche musste in Russland nach über 70 Jahren der Verfolgung ebenso bei null anfangen wie die katholi-sche Kirche. Der Papst ließ sich nach bei-den Russlandreisen von Pater Weren-fried ausgiebig Bericht erstatten und leg-te höchsten Wert darauf, über alle Ent-wicklungen persönlich informiert zu werden.

Papst Johannes Paul II. war es, der das Wort prägte: „Wir brauchen zwei Lun-gen: die westliche und die östliche, mit denen die Christenheit atmet.“ Inzwi-schen sind Bilder orthodoxer Würden-träger, die im Vatikan ein- und ausgehen, und katholischer Würdenträger, die ihre orthodoxen Mitbrüder im Bischofsamt besuchen, nahezu normal geworden. Im Laufe der Zeit sind viele Freundschaften entstanden. Die jüngere Vergangenheit zeigt nahezu ein Feuerwerk der ökume-nischen Begegnungen, von dem noch vor zwanzig Jahren fast niemand zu träumen gewagt hätte. Zu den wenigen Menschen, die es dennoch gewagt haben, gehören Papst Johannes Paul II. und Pater Werenfried.

Eva-Maria Kolmann

Pater Werenfried van straaten (l.) und Papst Johannes Paul II.

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DOD 03/2014 17Kultur

Frucht des Deutsch-russischen ForumsLandsmannschaft und Gebietsarchiv eröffnen Ausstellung über LabiauDas Interesse der heutigen Bewoh-ner Ostpreußens an der über 700-jährigen deutschen Geschichte der Provinz ist groß. Dies beweist einmal mehr die Ausstellung „Kur-ze Geschichte der stadt Labiau“ im staatlichen Gebietsarchiv von Königsberg, die das ergebnis inten-siver deutsch-russischer Zusam-menarbeit ist und ein positives Medienecho fand.

Die Direktorin des gastgebenden Archivs in der Luisenstraße (Komso-

molskaja), Alla Fjodorowa, eröffnete gemeinsam mit dem Sprecher der Lands-mannschaft Ostpreußen (LO), Stephan Grigat, Brigitte Stramm, LO-Vorstands-mitglied und Kreisvertreterin Labiaus, sowie dem Direktor des Kulturzentrums Ostpreußen in Ellingen, Wolfgang Frey-berg, die Ausstellung mit dem Titel „Kur-ze Geschichte der Stadt Labiau“. Von deutscher Seite war außerdem das Vor-standsmitglied der Kreisgemeinschaft Labiau Klaus-Arno Lemke anwesend.

Es ist die erste Ausstellung, die auf-grund des Deutsch-Russischen Forums „Zukunft braucht Vergangenheit“ erar-beitet wurde. Das Forum wurde 2008 von der LO initiiert und kann bereits auf sechs erfolgreiche Veranstaltungen zurückblicken.

Präsentiert wird eine Dokumentation, die Wolfgang Freyberg konzipiert hat. Sie bietet auf 20 Tafeln einen Überblick über die Geschichte Labiaus. Die Bildta-feln werden durch diverse Schriftstücke und weitere Exponate in Vitrinen ergänzt.

Zur Eröffnung der Ausstellung kamen etwa 60 Gäste. Presse und Fernsehen waren ebenfalls anwesend. Gastgeberin Alla Fjodorowa sprach die einleitenden Worte. Dabei hob sie die intensive und fruchtbare Zusammenarbeit auf der Basis des Deutsch-Russischen Forums hervor

und bat darum, das Archiv weiter-hin mit Material aus der Zeit vor der sowjetischen Eroberung zu bereichern.

Grigat verwies auf die über 700-jährige bedeutende Geschich-te Ostpreußens, erklärte und betonte die Arbeit der LO für die Menschen, denen Ostpreußen Heimat war und ist. Er begrüßte das Interesse der jetzigen Einwoh-ner an der Historie des Landes. Dann gab er seinem Dank an Frey-berg und dessen Team sowie an Alla Fjodorowa und deren Mitar-beiter für die fruchtbare Zusam-menarbeit Ausdruck.

Die Labiauer Kreisvertreterin betonte, dass sie stolz darauf sei, dass gerade Labiau und dessen interessante Geschichte für diese erste Dokumentation ausgewählt worden ist. Dabei sei natürlich zu berücksichtigen, dass bei weitem nicht alles habe erwähnt werden können, was in Stadt und Kreis wichtig und erwähnenswert sei, dazu reiche der Platz nicht. Der Ausstellung wünschte sie viele interes-sierte Besucher, sowohl in Königsberg als auch später, wenn sie als Wanderausstel-lung durch das Gebiet gereicht wird – zuerst natürlich nach Labiau. Der Wunsch, dass noch weitere interessante Ausstellungen folgen mögen, und der Hinweis auf die beiden Museen im Kreisgebiet in Labiau und Kelladden/Waldwinkel, aber auch auf das Museum im Torhaus Otterndorf mit der Samm-lung Labiau/Ostpreußen im Patenkreis Landkreis Cuxhaven schlossen den Kurzvortrag ab.

Freyberg gab dann erklärende Worte zur Ausstellung, lobte die Zusammenar-beit mit dem Archiv und stellte die 20-seitige, zweisprachige, interessante Broschüre über die Ausstellung vor, die im Kulturzentrum Ostpreußen im

Ordensschloss Ellingen, Schloßstraße 9, 91792 Ellingen, Telefon (09141) 8644-0, E-Mail: [email protected], Internet: www.kulturzentrum-ostpreussen.de, oder bei der Kreisge-meinschaft Labiau, Hoper Straße 16, 25693 St. Michaelisdonn, Telefon (04853) 562, E-Mail: [email protected], Internet: www.labiau.de, bezo-gen werden kann. Die Ausstellung ist noch bis zirka Ende Juni dieses Jahres im Gebietsarchiv zu besichtigen.

Der offiziellen Eröffnung schloss sich ein Empfang an, der zum Fachsimpeln und für weitere Planungen genutzt wur-de. Alles in allem eine sehr gelungene Veranstaltung. Alle Beteiligten waren sich sicher, gemeinsam auf diesem Wege fortfahren zu wollen.

Brigitte Stramm

(v.l.n.r.) BdV-Vizepräsident und sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen stefan Grigat, Brigit-te stramm, Kreisvertreterin Labiau, Alla Fjodorowa, Leiterin des Archivs, Wolfgang Freyberg, Direktor Kulturzentrums Ostpreußen in ellingen.

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18 DOD 03/2014Kultur

zur Hälfte Deutsche und Polen angehö-ren, des Vorhabens der Rekonstruktion annahm.

Dem Vorstand der Gesellschaft, insbe-sondere ihrem Präsidenten Professor Norbert Heisig, einem gebürtigen Bres-lauer, gelang es in langwierigen Verhand-lungen, Sponsoren für die Übernahme der Kosten zu gewinnen. Es handelt sich um die Robert Bosch-Stiftung in Stuttgart und das Staatsministerium für Kultur und Medien im Bundeskanzleramt. Für das künstlerische Projekt konnte Chris-toph Wetzel, einer der renommiertesten Spezialisten für Deckenmalerei, gewon-nen werden. Er hatte zuvor die Kuppel in der Dresdner Frauenkirche ausgemalt.

Farbfotos als Vorlage

Bei seiner Arbeit konnte sich Wetzel auf 30 Farbfotos stützen, die 1944 vor der Zerstörung gemacht und im Herder-Institut in Marburg aufbewahrt wurden. Für die Wiederherstellung des Decken-gemäldes mit ihren biblischen Motiven erwies sich die Foto-Dokumentation von

Neue Farbenpracht in Breslaus universitätDas Oratorium Marianum erstrahlt in neuem GlanzIm Oratorium Marianum der uni-versität Breslau wurde das im Krieg zerstörte barocke Deckengemälde originalgetreu rekonstruiert. ermöglicht hat dies die Deutsch-Polnische Gesellschaft der univer-sität Wroclaw (Breslau) e.V, die die Vollendung der Ausstattung der universität zum Geschenk machte. In einem Festakt am 9. Mai 2014 in der traditionsreichen Bildungsstät-te an der Oder wurde die Wieder-herstellung der farbenprächtigen Fresken gefeiert.

Die 1702 als Jesuiten-Hochschule gegründete Universität besaß zwei

barocke Prachträume, die Aula Leopoldi-na, benannt nach dem Stifter Kaiser Leo-pold I., und das Oratorium Marianum. Es diente den Studenten zunächst als Hauskapelle, ab 1773 wurde es als Musiksaal genutzt, in dem herausragen-de Künstler wie Clara Wieck, die spätere Frau von Robert Schumann, Franz Liszt, Edward Grieg und Johannes Brahms konzertierten. Nach der Neugründung der Breslauer Universität im Jahr 1811, die mit der Verlegung der Viadrina aus Frankfurt an der Oder in die schlesische Metropole einherging, wurde das Orato-rium Marianum zu einem der gefragtes-ten Konzertsäle Europas.

Anders als die Aula Leopoldina, die während der Festungszeit des Zweiten Weltkrieges weitgehend unbeschadet geblieben war, wurde der Musiksaal Anfang April 1945 durch Bomben nahe-zu vollständig zerstört. Zwar konnte der Raum seit Mitte der 80-er Jahre rekonst-ruiert werden. Aber für die Wiederher-stellung des vom böhmischen Barock-maler Johann Christoph Handke 1733 geschaffenen Deckengemäldes mit sei-nen eindrucksvollen Fresken fehlte zunächst das Geld. Das änderte sich, als sich vor zwei Jahren die Deutsch-Polni-sche Gesellschaft der Universität, der je

Deckengemälde im Oratorium Marianum..

unschätzbarem Wert. „Das wird aber keine bloße Nachahmung, sondern eine künstlerische Arbeit“, wurde Wetzel in der von der Universität herausgegebe-nen Zeitschrift „Akademisches Kaleidos-kop“ zitiert. „Natürlich Handke, aber auch Wetzel.“ Gewiss müsse man bei einem solchen Projekt die barocke Hand-schrift beherrschen und wie ein baro-cker Maler denken. Aber in erster Linie sei er Künstler und kein Restaurator.“

„Wir fühlen uns hier wie am Tor zum Himmel“, sagte der Schweidnitzer Bischof Ignacy Dec bei der feierlichen Einweihung. Heisig nannte das Werk „hervorragend gelungen.“ Und der Rektor der Universität, Marek Bojarski, verglich seinen Gemütszu-stand mit der Freude eines Verletzten, des-sen schwere Wunden geheilt seinen. Wie hervorragend die Akustik im Oratorium Marianum ist, konnten die Gäste des Fest-aktes bei einem Konzert der Chopin-Gesell-schaft Hamburg-Sachsenwald erleben, bei dem junge Künstler die Erinnerung an die Konzerte berühmter Pianisten des 19. Jahr-hunderts im Oratorium Marianum wach werden ließen. Peter Pragal

Deutsch-polnische Gesellschaft der Uni Wroclaw (1); Ernst-Wichert-Gesellschaft (1)

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„ernst Wiechert im Gespräch“ 25 Jahre „Internationale Ernst-Wiechert-Gesellschaft“ „ernst Wiechert im Gespräch“ – so lautet der Titel des vierten Bandes der „schriftenreihe“ der „Interna-tionalen ernst-Wiechert-Gesell-schaft e.V.“ (IeWG), die 2014 auf ihr 25jähriges Bestehen zurückbli-cken kann. Die beiden herausgeber Dr. Leonore Krenzlin und Klaus Weigelt haben dem Buch, das 2010 im Verlag de Gruyter in Berlin her-ausgekommen ist, einen untertitel vorangestellt, der für die Arbeit der IeWG überhaupt gelten kann: „Begegnungen und einblicke in sein Werk“.

Aus dem kleinen Kreis von Wiechert-Lesern, die 1989 in Duisburg die

IEWG gründeten, ist eine Gesellschaft mit 150 Mitgliedern aus zwölf Ländern geworden. Neben dem deutschen Ver-ein gibt es eine polnische und eine russi-sche Sektion, und Einzelmitglieder kom-men aus der Schweiz, aus Italien, Schweden, den Niederlanden, aus Eng-land, Frankreich und sogar aus Australi-en.

Das 25jährige Jubiläum wurde im Rah-men einer Tagung begangen, die die Landsmannschaft Ostpreußen mit der IEWG in Bad Pyrmont durchführte. „Ernst Wiechert – ein ostpreußischer Dichter in den Wirren des 20. Jahrhun-derts“, so das Thema des von 50 Teil-nehmern besuchten Seminars.

Der stellvertretende Vorsitzende Klaus Weigelt stellte die Geschichte der IEWG in einem reich bebilderten Vortrag vor. „Begegnungen“ suchte die Gesellschaft an den wichtigsten Lebensstationen ihres Dichters, und Weigelt nahm die Zuhörer mit auf die Reisen, mit denen die IEWG den Lebenslauf Wiecherts nachvollzogen hat. 1998 führte eine gro-ße Exkursion über 30 Mitglieder nach Masuren, zum Forsthaus Kleinort, wo Wiechert 1887 geboren wurde, nach

Sensburg, wo es ein Wiechert-Museum gibt, nach Peitschendorf, wo eine Biblio-thek eingerichtet und nach ihm benannt ist. Hier hat sich Horst Radeck, der 1988 den „Ernst-Wiechert-Freundeskreis“ in Braunschweig gründete, große Verdiens-te erworben.

Bis 1898 verlebte Wiechert seine Kin-derjahre in den Wäldern Masurens in enger Verbundenheit mit der Natur, dann ging er nach Königsberg auf die „Königliche Oberrealschule“. In seinen Lebenserinnerungen „Wälder und Men-schen“ schildert er diese prägenden Jah-re. Die Natur wird für ihn Paradies und Lehrmeisterin, „Weil ich als Kind die Wälder schweigen und wachsen sah“, war es, „als trüge ich andere Gesetze und Maßstäbe in mir, größere und stren-gere.“ Die Stadt, die Zivilisation, wird für ihn zu einer Welt der Oberflächlichkeit, der Dekadenz, der Verderbtheit. „Es gab keine Lüge im Wald, keine Eitelkeit, kei-nen Lärm.“

Leben in Königsberg

Doch Wiechert verbrachte über drei-ßig Jahre „in der Stadt“, in Königsberg, legte dort 1905 das Abitur ab, studierte an der Albertina Englisch, Deutsch und Erdkunde, machte 1911 sein Staatsexa-men, heiratete, nahm am 1. Weltkrieg teil, aus dem er als Leutnant der Reserve zurückkehrte, schrieb seine ersten Romane und Novellen und unterrichtete bis 1930 am Hufengymnasium.

Königsberg/Kaliningrad ist ein ständi-ges Reiseziel der IEWG. In dem früheren Hufengymnasium befindet sich heute ein College für Bauwesen, in dem der Dichter mit einer „Wiechert-Stube“, mit einem Gedenkstein und mit großen Fei-erlichkeiten zum Geburts- und Todestag geehrt wird. Übersetzungen ins Russi-sche liegen vor. Der 2010 verstorbene Dichter Sem Simkin hat Gedichte über-

tragen, die Germanistin Lidia Natjagan hat die autobiografischen Bücher „Wäl-der und Menschen“ und „Jahre und Zeiten“ herausgebracht und 2013 Texte in dem Band „0stpreußen im Werk Ernst Wiecherts“ vorgelegt. Beide wurden 2001 mit dem „Ernst-Wiechert-Preis“ der Stadtgemeinschaft Königsberg ausge-zeichnet. Weitere Preisträger sind der französische Jesuitenpater und Literatur-wissenschaftler Dr. Guido Reiner, der eine vierbändige Wiechert-Bibliographie herausgebracht hat und der bis 1997 der 1. Vorsitzende der IEWG war, sowie sein Nachfolger Dr. Hans Martin Pleßke, Lei-ter der Leipziger Deutschen Bücherei, der 2009 für seine Verdienste um Wie-chert und die IEWG gewürdigt wurde.

1999 hielt die IEWG ihre fünfte Wis-senschaftliche Tagung (bis jetzt haben zwölf Tagungen stattgefunden) in Berlin ab und legte aus Anlass des zehnjährigen Bestehens den zweiten Band der Schrif-tenreihe „Zuspruch und Tröstung“, her-ausgegeben von Hans Martin Pleßke

ernst Wiechert.

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und Klaus Weigelt, vor. 1993 war der erste Band „Ernst Wiechert heute“, her-ausgegeben von Guido Reiner und Klaus Weigelt, erschienen, und 2002 legten Bärbel Beutner und Hans Martin Pleßke den dritten Band „Von bleibenden Din-gen“ vor. Die Bände der Schriftenreihe enthalten Arbeitsergebnisse der Tagun-gen und weitere wissenschaftliche Untersuchungen zu Wiecherts Werk. Zusammen mit den „Mitteilungen“, die alle zwei Jahre herauskommen und Ver-bandsnachrichten und Forschungsergeb-nisse enthalten, bilden sie ein beachtli-ches Publikationswerk der IEWG.

Berlin wurde 1930 für Wiechert zur nächsten Lebensstation, wo er bis 1933 lebte und unterrichtete. Er war ein bekannter Autor und hatte sechs Roma-ne und zwei Bände Novellen vorgelegt. Für die Novelle „der Hauptmann von Kapernaum“ war er 1929 mit dem „Lite-raturpreis der europäischen Zeitschrif-ten“ ausgezeichnet worden. In der Berli-ner Zeit entstanden die Romane „Jeder-mann“ und „Die Magd des Jürgen Dos-kocil“, für den Wiechert 1932 den „Wil-helm-Raabe-Preis“ erhielt.

Von Berlin zog der Dichter mit seiner zweiten Frau nach Ambach am Starn-berger See und baute in Wolfratshausen den „Hof Gagert“, wo er, nunmehr als freier Schriftsteller, bis 1947 lebte.

Die Wiechert-Gesellschaft folgte ihm 2000 dorthin, um seinen 50. Todestag, zu dem eine Sondermarke der Deut-schen Post auf ihr Betreiben hin erschie-nen war, feierlich zu begehen. Man besuchte das Grab seiner Frau Lilje in

Degerndorf und den Hof Gagert am „Wiechertweg“.

Zehn Jahre später wurde die letzte Sta-tion Wiecherts aufgesucht: der Rütihof in Uerikon bei Zürich und sein Grab in Stäfa am Zürichsee.

1947 verließ Wiechert Deutschland, aus politischen und privaten Gründen, zog in die Schweiz, unternahm von dort aus noch Lesereisen nach Holland und Kalifornien und starb 1950. Sein letzter Roman „Missa sine nomine, der erste Vertriebenen-Roman, entstand 1949/ 50. Ernst Wiechert ist im Gespräch, das bewiesen die Feierlichkeiten anlässlich seines 125. Geburtstages im Mai 2012. In Sensburg fand ein Festakt im Rathaus statt, Höhepunkt einer mehrtägigen lite-raturwissenschaftlichen Tagung. In Kali-ningrad beging man den Geburtstag im College, im Deutsch-Russischen Haus und in mehreren Bibliotheken. Polni-sche und russische Schulen veranstalte-ten Wettbewerbe und führten Wiechert-Märchen auf. Die IEWG musste sich aufteilen, um an den von ihr mitorgani-sierten Ereignissen teilnehmen zu kön-nen. Auf deutscher Seite gab es, mit Beteiligung der IEWG, Veranstaltungen in Espelkamp, in Wolfratshausen, im „Museum Königsberg“ in Duisburg und im „0stpreußischen Landesmuseum“ in Lüneburg sowie im Kulturzentrum Ellin-gen.

Ernst Wiechert bleibt im Gespräch – das kann auch nach der Tagung in Bad Pyrmont vorausgesagt werden. Seine politische Haltung, seine erzählerische Meisterschaft und seine moralische Bot-

schaft wurden ausgeleuchtet. Diese erspürten die Zuhörer gleich zu Beginn, als Heide Hensel die Erzählung „Der Richter“ vorlas. Vergebung wird hier ausgesprochen, auch bei schwerer Blut-schuld, und das angesichts eines Regi-mes, in dem Recht und Menschlichkeit ausgelöscht sind.

Es war ein schwerer Weg des Dichters bis zu dieser Erlösung. In ihrem Vortrag „Die Verarbeitung des Kriegstraumas bei Ernst Wiechert, Erich Maria Remarque, Ernst Jünger, Georg Trakl“ wies Dr. Bär-bel Beutner nach, dass Wiecherts frühes Romanwerk so stark von dem Fronter-lebnis geprägt ist, dass er selbst von dem „Misslingen des Lebens“ spricht. Die Romane „Der Wald“ und „Der Toten-wolf“, die Wiechert nicht mehr nachdru-cken lassen wollte, stellen den Krieg als „Götterdämmerung“ dar, in der ein gro-ßer Held die „duckmäuserische“ christli-che Ordnung zertrümmert und das „starke, deutsche Heidentum“ wieder herbeiführt. Nächstenliebe, Demut und Reue sind Schwächen, das Schwert soll regieren. Dabei treten im „Totenwolf“ – der Held geht an Hass und Selbstzerstö-rung zugrunde – Nebenfiguren auf, die den Glauben und die Menschlichkeit vertreten.

Bei Wiechert setzt mit dem Roman „Jedermann“ (1929/30) eine Wende ein, doch für die stärker werdenden Nationalsozialisten wurde er zum „Umworbenen“, weil sie Naturmystik, „Blut und Boden“ und „Völkisches“ in seinem Werk zu finden glaubten. Auch war „Der Totenwolf“ ein Bestseller, weil er einer ganzen Generation eine Identifi-kationsmöglichkeit bot. Die Jahre in

Zangerle (1);Privat (3)

Kontakt:Die Internationale Ernst-Wiechert-Gesellschaft wurde 1987 in Dinsla-ken gegründet.

Anfragen sind zu richten an:Dr. Joachim HenselWeissenmoorstrasse 20 aD-26345 BockhornTel 04453 71130 Fax [email protected]

http://www.ernst-wiechert-interna-tional.de/

INFO

Das Geburtshaus von ernst Wiechert in Kleinort beherbergt heute ein Wiechert-Museum

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Wolfratshausen brachten dem Dichter schwere Prüfungen.

Dr. Leonore Krenzlin ging in ihrem Vortrag „Ernst Wiechert als ‚innerer Emi-grant‘?“ auf die politische Entwicklung Wiecherts ein.

Der national-konservative Autor wur-de seit der Bücherverbrennung 1933, spätestens aber seit seiner Rede im Juli 1933 „Der Dichter und die Jugend“ zu einem „Beobachteten“. Er fordert in die-ser Rede zu Demut und Güte auf. Das NS-Regime war enttäuscht, und mit der Rede „Der Dichter und seine Zeit“ bezog Wiechert 1935 klare Gegenposition. Er kritisierte das „Heranzüchten“ einer „anonymen Gemeinschaftskunst“ und

ebenso den „Übermenschen“, indem er sagte, „dass nicht der Mensch, sondern Gott der Herr dieser Erde sei“.

Im Mai 1938 wurde Wiechert verhaf-tet und ins Konzentrationslager Buchen-wald gebracht, wo er bis August einsaß. Krenzlin erläuterte die Umstände seiner Verhaftung und Freilassung mit präziser Quellenkenntnis, legte die Unsicherheit der Behörden angesichts der Bekannt-

heit Wiecherts offen wie auch die Inten-tion, an Wiechert ein warnendes Exem-pel für das konservative Lager des Schriftstellerverbandes zu statuieren.

Aber die Wirkung, so Krenzlin, war eine andere: der Geächtete wurde zum Vorbild.

1938 entstand der Roman „Das einfa-che Leben“, „ein Traumbuch“, in dem Wiechert „nicht eine wirkliche, aber eine mögliche Welt“ aufrichtete. Krenz-lin sah in diesem Buch, das – Ironie des Schicksals – zum Bestseller wurde, eine Konsequenz von Wiecherts Postulat, Dichtung und Leben nicht zu trennen und den Lesern Werte und Hilfen zu geben.

Bis 1945 stand Wiechert unter Gesta-po-Aufsicht und enthielt sich jeder politi-schen Äußerung. Aber er schrieb den Bericht über seine KZ-Erlebnisse 1939 nieder, „Der Totenwald“. Das Manu-skript vergrub er im Garten, wohl wis-send, dass er damit sich selbst und seine Familie in Lebensgefahr brachte. Krenz-lin sah darin den wichtigsten Beweis sei-nes Widerstandes.

„Zeitzeugenschaft eines unbeirrbaren“

In der Zurückgezogenheit entstanden der zweibändige Roman „Die Jeromin-kinder“ und zwei Bände „Märchen“, über die Dr. Marianne Kopp, die Vorsit-zende der Agnes-Miegel-Gesellschaft, referierte. Auch die Märchen, „das künf-tige Brot für die Kinder“ nach Wiecherts Worten, schaffen eine Gegenwelt, in der „ein reines Herz“ allein das Böse, die Gewaltherrschaft überwindet. Dr. Kopp legte ein neues Forschungsergebnis vor, indem sie diese „Gegenwelt“ als Wie-cherts Kindheitswelt erkannte, die er verlassen musste, als er in die Stadt zog. Das geschah im Alter von elf Jahren mit dem Beginn der Pubertät. Der paradiesi-sche Einklang mit der Natur fand ein Ende, und zugleich endete die kindliche Unschuld durch die Bewährung in der „schlechten“ Stadt. Die Märchenwelt

findet sich im Wald, am See, am Moor. Dr. Joachim Hensel stellte „Ernst Wie-chert als Erzieher“ vor und zeigte einen Pädagogen, von dem seine Schüler und deren Kinder, die der Referent kennen-gelernt hatte, „mit einer ehrfürchtigen Scheu“ sprachen. Doch auch der Dich-ter ist Lehrer, so Wiecherts Vermächtnis. Hensel zog seine Rede 1945 in Mün-chen heran, in der Wiechert die deut-sche Jugend zur geistigen Erneuerung und die Deutschen zur Bußfertigkeit auf-rief. Wieder nahm er als, „Mahner zu vergeben der Lieben“ Anfeindungen auf sich, die zwei Jahre später zu seinem Rückzug in die Schweiz führten.

Hensel sprach von der „Zeitzeugen-schaft eines Unbeirrbaren“, der ein „Leben gegen den Zeitgeist“ vertrat.

Für die Gründung der IEWG sei 1989 die Zeit reif gewesen, so Klaus Weigelt. Ernst Wiechert wird im Gespräch blei-ben, immer dann, wenn es gilt, „die Angst zu überwinden“ und nicht „zu denken, was viele denken, zu tun, was viele tun“, wie er in seiner großen Rede 1945 anmahnte.

Bärbel Beutner

Leitwort 2014Deutschland geht nicht ohne uns

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Dieses Buch über die acht Ostberli-ner Jahre 1948/56 des „stücke-schreibers“ Bertolt Brecht (1898-1956) war längst fällig, konnte aber erst nach dem Mauerfall vom 9. November 1989 geschrieben wer-den, als Archive, Akten der „staats-sicherheit“ und Nachlässe zugäng-lich wurden. Verfasser dieses Buches ist der 1926 in Leipzig geborene Literaturwissenschaftler Werner hecht, der bei hans Mayer studiert hat und 1959 von helene Weigel (1900-1971) ans „Berliner ensemble“ verpflichtet worden ist. er war 1985/2000 Mitherausgeber der 32bändigen Werkausgabe im suhrkamp-Verlag und ist Autor der Bücher „Brecht-chronik“ (1997) und „Leben Brechts in schwierigen Zeiten“ (2007).

Das neunte Kapitel dieses höchst spannenden Buches, das den Titel

trägt „Keine Lösung. Der 17. Juni 1953“, ist das aufschlussreichste, was das Ver-hältnis des bis zu seinem Tode 1956 par-teilosen Kommunisten Bertolt Brecht zum praktizierten Kommunismus Wal-ter Ulbrichts (1893-1973) angeht. Die-ses Verhältnis war zwiespältig und voller Widersprüche, zumal der im Oktober 1948 aus Zürich eingereiste Dramatiker nie DDR-Bürger war, sondern 1950 die österreichische Staatsbürgerschaft annahm, seine Werke beim Suhrkamp-Verlag in Frankfurt/Main erschienen und seine Westtantiemen auf Schweizer Banken überweisen ließ. Selbst die ein Jahr vor seinem Tod erschienene „Kriegsfibel“ (1955) war strenger Zensur unterworfen: Sie wurde als Ausdruck des „reinsten Pazifismus“ verunglimpft und durfte nur in gereinigter Fassung und minimaler Auflage erscheinen! Die vollständige Ausgabe erschien 1994.

Am Spätnachmittag des 16. Juni 1953 erfuhr Bertolt Brecht in Berlin-Weißen-

see vom Streik der Ostberliner Bauarbei-ter. Am Abend dann trat der verängstigte SED-Vorsitzende Walter Ulbricht im Ber-liner Friedrichstadtpalast auf und erklär-te: „Die Partei hat die Verbindung zu den Massen verloren!“ Daraufhin nann-te Bertolt Brecht den Streik eine „selbst-verschuldete Notwendigkeit“ und for-derte im Gespräch mit seinem Mitarbei-ter Manfred Wekwerth (1929) als Lösung des Konflikts: „Die Streikenden bewaffnen!“

Bertold Brecht „tief bestürzt“

Seine Mitarbeiterin Käthe Rülicke (1922-1992) schrieb mehr als fünf Jahre später, am 13. Dezember 1958, ihre Erinnerungen an den Tagesablauf Bertolt Brechts am 16./17. Juni 1953 nieder und übergab das Manuskript Hans Bun-ge, dem Leiter des Bertolt-Brecht-Archivs 1956/62. Dieser vertrauliche Bericht

aber wurde von Helene Weigel, der Wit-we, weggeschlossen und war nieman-dem zugänglich. Der Niederschrift Käthe Rülickes zufolge gingen sie, Bertolt Brecht und sein Freund Jacob Walcher (1887-1970), ein 1951 aus der SED aus-geschlossener Kommunist, am frühen Morgen des 17. Juni durch Ostberlin. Der Generalstreik war ausgerufen, und Bertolt Brecht soll „tief bestürzt“ gewe-sen sein, dass Arbeiter gegen die Arbei-terregierung streikten!

Eine Stunde später schrieb er drei Brie-fe: an den Sowjetbotschafter Wladimir Semjonow (1911-1992), an Ministerprä-sident Otto Grotewohl (1894-1964) und an Walter Ulbricht. Von diesem dritten Brief ist am 21. Juni, als der Aufstand niedergeschlagen war, in der SED-Zei-tung „Neues Deutschland“ lediglich der letzte Satz veröffentlicht worden, der Bertolt Brechts Einschätzung des 17. Juni in ein völlig falsches Licht rückte: „Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen in die-sem Augenblick meine Verbundenheit

sowjetische Panzer beim Volksaufstand 17. Juni in Berlin.

22 DOD 03/2014Geschichte

Bundesarchiv (2)

Aufstand der Arbeiter gegen die „Arbeiterregierung“?Bertolt Brecht und der 17. Juni 1953

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mit der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands auszudrücken.“

Was der Absender aber im zweiten Satz seines Briefes kritisch angemerkt hatte, dass er jetzt eine „große Ausspra-che über das Tempo des sozialistischen Aufbaus“ erwarte, war unterschlagen worden. Das nämlich hätte zu einer „Fehlerdiskussion“ zwischen DDR-Bevölkerung und Staatspartei geführt, die unbedingt zu vermeiden war, bei Strafe des Untergangs!

Um 13 Uhr am 17. Juni wurde von der Besatzungsmacht der Ausnahmetzu-stand verhängt. Die SED-Führung hatte längst beschlossen, dass der Arbeiterauf-stand keiner war, sondern ein von West-berlin aus gesteuerter „konterrevolutio-närer Putschversuch“. Nicht die SED war schuld, sondern der „Klassenfeind“ jenseits der innerdeutschen Grenze!

„Berechtigte unzufriedenheit“

Empört darüber, dass der Schlusssatz seines Briefes, der einen völlig falschen Eindruck vermittelte, von der Redaktion des „Neuen Deutschland“ in die Reihe der Ergebenheitsbekundungen an SED-Führung und DDR-Regierung eingerückt

worden war, veröffentlichte Bertolt Brecht einen zweiten Text in der SED-Zeitung, worin er von „berechtigter Unzufriedenheit“ der Arbeiter sprach und noch einmal die „dringlich große Aussprache über die allseitig gemachten Fehler“ anmahnte. Ein Versuch, mit Walter Ulbricht über den Aufstand zu sprechen, misslang.

In Westdeutschland löste die angebli-che Unterwerfung des „Stückeschrei-

bers“ unter die Deutungshoheit der Par-tei „große Verwirrung“ und einen „Sturm der Entrüstung“ aus. Jetzt galt Bertolt Brecht als Parteigänger Walter Ulbrichts, dessen Dramen von den Thea-terspielplänen abgesetzt wurden. Im Brief an seinen westdeutschen Verleger Peter Suhrkamp vom 1. Juli 1953 schrieb er, die Arbeiter wären „zu Recht verbittert“ gewesen. Peter Suhrkamp wagte nicht, diesen Brief, wie es der dringliche Wunsch seines Verfassers gewesen war, zu veröffentlichen.

ein anderes Volk wählen

Der Dichter zog sich im Juli/August 1953 in sein Sommerhaus in Buckow/Märkische Schweiz zurück und arbeite-te an einer Gedichtsammlung, die er „Buckower Elegien“ nannte und die erst 1964 erscheinen konnte. Dort fand man das Gedicht „Die Lösung“, worin der Regierung angesichts ihrer Unfähigkeit vorgeschlagen wurde, „das Volk aufzulö-sen und ein anderes zu wählen.“ Ein Tagebucheintrag Bertolt Brechts vom 20. August 1953 begann mit dem Satz: „Der 17. Juni hat die ganze Existenz ver-fremdet.“

Jörg Bernhard Bilke

Bertold Brecht.

studierende und Promovierende aus dem In- und Ausland, die eine geis-

tes- oder sozialwissenschaftliche Abschlussarbeit zur Kultur- und Bezie-hungsgeschichte der Deutschen im östli-chen Europa mit ihren Nachbarn vorbe-reiten, werden eingeladen, im Rahmen des 14. Interdisziplinären Graduierten-kolloquiums die Konzeption und Metho-dik ihres Vorhabens zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen. Sie können dabei mit Fachleuten in einen Gedan-ken- und Erfahrungsaustausch treten, der sowohl zur inhaltlichen als auch zur methodischen Präzisierung des Vorha-bens beiträgt, zumal Forschende aus unterschiedlichsten Wissenschaftsdiszip-linen wie Germanistik, Mittlere und Neuere Geschichte, Zeitgeschichte, Kir-chengeschichte, Politik-, Wirtschafts-

einladung zum Graduiertenkolloquium Kultur und Geschichte Ostmittel- und Südosteuropas im Mittelpunkt

und Rechtswissenschaften, Kunst- und Kulturgeschichte, Architektur, Literatur- und Sprachwissenschaft, Ethnologie, Soziologie etc. zusammentreffen. Frage-stellungen zu ethnischen, religiösen und sprachlichen Wechselwirkungen sowie interdisziplinäre Herangehensweisen sollen eine zentrale Rolle spielen. Der räumliche Schwerpunkt betrifft jene Gebiete Ostmittel- und Südosteuropas, in denen im Laufe der Jahrhunderte auch deutschsprachige Gemeinschaften existieren oder existiert haben, die in vielfältigen Wechselwirkungen mit ihren Nachbarn standen.

Von den Referentinnen und Referen-ten wird eine maximal 20 Minuten lan-ge, problem-, quellen- und methodenori-entierte Vorstellung ihrer laufenden Dip-lom-, Magister- oder Doktorarbeit erwar-

tet, die unter Mitwirkung von Experten aus dem Umfeld der Veranstalter disku-tiert werden soll. Deutsche Sprachkennt-nisse sind für die Teilnahme erforderlich, Präsentationen und Diskussionsbeiträge sind jedoch auch in englischer Sprache möglich.

DOD 03/2014 23GeschichteGeschichte

Die Bewerbungsunterlagen und eventuelle Rückfragen werden per Post oder E-Mail erbeten an:

Gustav Binder, Akademie Mitteleu-ropa e.V., Alte Euerdorfer Straße 1, 97688 Bad Kissingen, Deutschland, Telefon 0049/971/714 714, E-Mail: [email protected].

INFO

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Nur knapp zwei Jahrzehnte später geboren als Johanna von Bismarck, aber mit ganz anderer Lebensein-stellung tritt gegen ende des 19. Jahrhunderts eine böhmische Adeli-ge in das rampenlicht der europäi-schen und Weltöffentlichkeit: Ber-tha von suttner, geb. Gräfin Kinsky (1843 - 1914), die erste Trägerin des Friedensnobelpreises (1905). Diese einzigartige Frau wurde die erste Kämpferin für das größte Anliegen der Menschheit, für den Frieden. Jahrzehnte hat sie nur dem Kampf um die erhaltung des Friedens gelebt. eine Woche nach ihrem Tode fielen die schüsse von sarajewo und es begann der erste Weltkrieg.

Der Weg von der kleinen, verwöhn-ten böhmischen Komtesse bis zur

Nobelpreisträgerin war weit und dornen-reich. Ihre Jugendjahre verbrachte sie zumeist mit ihrer Mutter auf Reisen in Frankreich, in Italien und Deutschland. In Paris arbeitete sie bei Alfred Nobel als Sekretärin. Erst mit 33 Jahren ging sie eine Liebesheirat mit dem sieben Jahre jüngeren Romanschriftsteller Baron von Suttner ein.

Standesdünkel, gesellschaftliche Vorur-teile widersetzten sich dieser Eheschlie-ßung, so dass das Paar zu Freunden in den Kaukasus floh. Hier schlugen sich

beide mit Schriftstellerei recht und schlecht durch. Berta von Suttners erste Arbeit, die von einer Zeitschrift ange-nommen wurde, hieß „Fächer und Schürze“. Von da an wurden Aufsätze, Reisebeschreibungen, Novellen von ihr überall veröffentlicht. Die Gesamtausga-be ihrer Werke umfasst 12 Bände. Als die Suttners sich mit ihrer Familie aus-söhnen konnten, kehrten sie nach Jah-ren in die Heimat, auf Schloss Har-mannsdorf zurück. Die Erlebnisse der Kriege 1864, 1866, 1870/71, die Bekanntschaft mit sozialistischen Schrift-stellern aller Länder ließen Bertha von Suttner zu der Überzeugung kommen, dass die Frauen die Vorkämpferinnen für den Frieden werden müssten, und sie setzte diese Idee in die Tat um. Sie reiht sich in die noch kleine Schar idealisti-scher Kämpfer für den Frieden ein und wird mit einem Schlage berühmt, als sie 1889 ihr Buch „Die Waffen nieder“ erscheinen lässt.

Das Buch wurde in Massenauflagen gedruckt und gleichzeitig in fünf Spra-chen übersetzt. Der Erfolg des Buches beruhte auf der realen und so erschüt-ternden Darstellung der Grausamkeit des Krieges und der kühnen Forderung, niemals die Waffen zu erheben. Ihre Gedanken kleidete sie in einen Roman, so dass das Werk weiten Kreisen ver-ständlich war. Für Bertha von Suttner, die fortan auf vielen Friedenskongressen,

Tagungen und Konferenzen mitwirkte, war die erste Haager Friedenskonferenz von 1899 wohl der Höhepunkt. Zum ersten Male gingen die Staaten der Welt „in voller Einheitlichkeit die Verpflich-tung ein, im Falle eines Streites vor Anrufung der Waffen die guten Dienste oder die Vermittlung befreundeter Mächte in Anspruch zu nehmen ... „ So lautete der Beschluss der ersten Haager Friedenskonferenz. Dieses war damals zweifellos ein großer Gewinn, der sich befruchtend auf die internationalen Beziehungen auswirkte. Dass diese ein-heitliche Verpflichtung zustande kam, war mit das Werk Bertha von Suttners, die auch weiterhin die ganze Kraft ihrer Persönlichkeit, ihren Glauben, ihre Begeisterung, ihr schriftstellerisches Talent für die Sache des Friedens uner-müdlich einsetzte. Doch ihr Bemühen und auch ihr Ruhm, der damals um den ganzen Erdball lief, sind im Waffenlärm des Ersten und des Zweiten Weltkrieges untergegangen. Umso mehr sollten die Menschen, die die beiden Weltkriege überlebt haben, sich ehrfürchtig beugen vor dieser ostdeutschen Frau und ihrem Kampf für den Frieden der Welt.

Dietrich Kretschmann

Bertha von suttner.

Bertha von suttner (sitzende reihe, Zweite von links) im Kreise bekannter Pazifisten auf dem Weltfriedenskongress 1907 in München.

24 DOD 03/2014Geschichte

Zum 100. Todestag von Bertha von suttnerDie erste Friedensnobelpreisträgerin war eine Ostdeutsche

Privat (2); Verlag Christian Brandstädter (1)

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DOD 03/2014 25Bücher

1938 – Mutig im schatten des JubelsZeitzeugnisse sudetendeutscher SozialdemokratenDie deutschen sozialdemokraten in der csr bezahlten für ihren auf-richtigen Widerstand gegen den Anschluss an das Deutsche reich unter der Führung Adolf hitlers einen hohen Preis: emigration, oft Verlust der Freiheit oder sogar des Lebens. Das wird in den Zeitzeugen-berichten deutlich, die eben erst der AGsLe-Verlag unter dem obigen Titel herausgegeben hat. Wie teuer sie bezahlen mussten, wird am bes-ten im Bericht Otto seidls erkenn-bar. 1913 in Graslitz an den hängen des böhmischen erzgebirges gebo-ren, gehört er zu den ganz wenigen Zeitzeugen unserer Tage, die noch im neuen Jahrtausend sagen konn-ten, als untertan Kaiser Franz Josefs im Königreich Böhmen geboren zu sein. Dessen Nachfolger, Karl II. begegnete er sogar einmal auf dem Arm seiner Mutter, als der Kaiser aus irgendeinem Grund vor dem ende seiner kurzen regie-rungszeit durch Graslitz im erzge-birge fuhr.

Otto Seidl wuchs als Jugendlicher in die 1918 gegründete Tschechoslo-

wakische Republik hinein. Er hatte es schwer in Graslitz, nicht so sehr als Deutscher, sondern vor allem als junger Gewerkschafter und einfach, weil er arm war. Er berichtet und schildert Din-ge aus den dramatischen Tagen im Herbst 1938, die in dieser Weise bisher in der Literatur kaum festgehalten sind, z. B. die Szene, als die gefährdeten Gras-litzer Sozialdemokraten am 22. Septem-ber nachts am Graslitzer Galgenberg sich versammelten, um – etwa 250 an der Zahl – durch den Wald nach Chotau zu schleichen und sich so dem Zugriff der Gestapo zu entziehen. Man muss sich heute als Leser Mühe geben, sich vorzu-stellen, dass diese 250 selbstverständlich

davon ausgingen, in gut einer Woche sei der Spuk der Bedrohung Hitlers wieder vorbei und sie könnten in ihre Graslitzer Wohnungen zurückkehren. Otto Seidl kehrte nach diesem Nachtmarsch nie mehr zurück.

Er wusste nur wenige Wochen später, als er das schwedische Exil am 24.

Dezember 1938 erreichte, wieviel Glück man haben muss, um zu überleben. Aus seinem Zeitzeugnis geht hervor, dass sein Schicksal mindestens dreimal auf des Messers Schneide stand: bei der Flucht aus dem Auslieferungszug an die Gestapo schossen die tschechischen Gendarmen am Mieser Bahnhof nicht, eine tschechische Marktfrau schmuggel-te ihn mit seiner Frau im öffentlichen Bus durch die Gendarmeriekontrolle vor Prag in die für Deutsche und Juden „ver-

botene Stadt Prag“, ein tschechischer Gendarm lieferte ihn und seine Frau nicht an die Gestapo aus, nachdem die-ser sie im Lager Vidovice entdeckt hatte. All das mag manchem Leser schwer vor-stellbar vorkommen, führt aber damit nur vor Augen, wie weit unsere Vorstel-lung heute von der damaligen Wirklich-keit entfernt ist. In Otto Seidls Bericht erklärt sich dennoch fast alles von selbst.

Schon diese kurze Sequenz des Berichts lässt erkennen, dass auch in die-ser Buchausgabe die Herausgeber der Zeitzeugenreihe dem Grundsatz treu bleiben, möglichst nicht nur Ausschnitte aus dem Leben der Berichtenden zu zei-gen, sondern deren Zeitzeugnis informa-tiv und biographisch einzuordnen, wodurch deren Glaubwürdigkeit erheb-lich erhöht wird.

Den Herausgebern Gerolf Fritsche, Hans Mirtes und Rudolf Püschel ist sehr zu danken, dass sie diese Zeitzeugnisse unter der Thematik der sozialdemokrati-schen Emigration zusammengefasst haben. Dass dieser Vorgang weit über Schweden hinausgreift und auch in Eng-land und Kanada Bedeutung erlangt hat, wird dadurch deutlich. Die Visa für Schweden, die damals für eine solche Flucht noch nötig waren, hätten für die große Zahl der im Sudetenland betroffe-nen Sozialdemokraten keineswegs aus-gereicht. Der Widerhall den ihre Flucht ins Innere der CSR in der britischen Pres-se im Oktober 1938 fand, erleichterte der britischen Politik die Aufnahme von über 1000 DSAP-lern in der kanadischen Provinz Saskatchewan und Britisch Kolumbien.

In einem zweiten Teil des Buches wird dieser Vorgang dargestellt. Dr. Püschel ist zu danken, dass einige der Zeitzeugnisse erstmals auf Deutsch erschienen. Sie wurden von der ersten und zweiten Generation der Siedler aus dem Sudeten-land im letzten Jahrhundert bereits auf Englisch verfasst – ein Hinweis darauf,

Das Titelbild zeigt von der Gestapo abge-führte sozialdemokraten in Graslitz in den frühen Oktobertagen 1938. Viele führte der weitere Weg ins Zuchthaus, einige nach Dachau.

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In Frankfurt am Main verstarb am 25. April diesen Jahres, die Erfolgsschrift-

stellerin Stefanie Zweig, die 1995 mit ihrem autobiografischen Roman „Nir-gendwo in Afrika“ berühmt wurde. Die-ser Roman wurde 2001 von Caroline Link verfilmt, der Film 2003 mit einem „Oscar“ in der Kategorie „bester fremd-sprachiger Film“ ausgezeichnet.

Stefanie Zweig wurde am 19. Septem-ber 1932 im oberschlesischen Leob-schütz geboren, sie war jüdischer Abstammung und floh mit ihren Eltern im Jahr der „Reichskristallnacht“ 1938 nach Kenia, wo sie auf einer Farm auf-wuchs. Zwei Jahre nach Kriegsende, 1947, kehrte sie mit ihren Eltern nach

stefanie Zweig verstorbenSchriftstellerin aus Oberschlesien

Deutschland zurück und legte 1953 in Frankfurt am Main das Abitur ab. Von 1959 an arbeitete sie als Kulturredakteu-rin bei der „Abendpost Nachtausgabe“ in Frankfurt, deren Feuilleton sie von 1963 bis 1988 leitete, danach begann sie hauptberuflich zu schreiben.

Der Afrika-Roman, der 1996 mit „Irgendwo in Deutschland“ eine Fortset-zung fand, wurde zum durchschlagen-den Erfolg und wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, im Jahr 1993 schon war der Autorin das Bundesver-dienstkreuz verliehen worden. Ihr letz-tes Buch war die Autobiografie „Nir-gendwo war Heimat. Mein Leben auf zwei Kontinenten“ (2012). JBB

26 DOD 03/2014Kultur

Ernst Toller Gesellschaft (1)

wie schnell die sprachliche Integration in der angelsächsischen Welt die sudeten-deutschen Siedler erfasst hatte.

Beide Teile des Buches sind reich illus-triert. Damit jedoch nicht genug. Die Bil-der sind vielfach in einer Weise darge-stellt, wie man dies heute auch in Geschichtswerken selten findet. Sie sind in den meisten Fällen mit Texten verse-hen, die den Bildinhalt genau erläutern und zwar so, dass damit der betreffende Bericht eine wertvolle Ergänzung erfährt. Als Beispiel sei hier nur auf das Bild von der Gruppe der ersten Flüchtlinge im schwedischen Lager Slätviken im Januar 1939 (S. 36) hingewiesen. Otto Seidl hat

mit diesem genauen Text seinen Kame-raden – damaligen Leidensgenossen – ein Denkmal gesetzt. Heute ist das leider häufig anders, die Umdeutung führt zuweilen geradezu zum Gegenteil. Erst daran erkennt man, wie unselig seiner-zeit die Reemtsma-Ausstellung war.

An einigen Bildern wird leider auch deutlich, dass ihre Qualität zu wünschen übrig lässt. Dies betrifft die Vorlagen, nicht den Druck. Es ist offenbar höchste Zeit, dass manches Bild (Doku) in das Zeitzeugnis übernommen wurde, um es so weiterem Verfall zu entziehen.

Am Schluss noch ein Wort zum For-mat des Buches. Ein kleineres Buchfor-mat wäre natürlich handlicher gewesen, eine Entscheidung hierfür hätte also nahegelegen. Gerade deshalb sollte den Herausgebern für die Beibehaltung des größeren gedankt werden. Viele Bilder und alle Dokumente verkämen zur puren Dekoration, stünde für sie nicht diese größere Abbildungsmöglichkeit zur Verfügung. Dem AGSLE Verlag ist zu wünschen, dass er die Buchreihe mit sol-chen spannenden Zeitzeugnissen fort-setzt. Adolf Fiedler

1938 – Mutig im schatten des Jubels – der Weg der sudeten-deutschen sozialdemokraten in die emigration; Fritsche/Mirtes/Püschel (Hrgb.), AGSLE-Verlag Frontenhausen 2014, 195 Sn., 15,-- €, ISBN 978-3-9815033-6-4, Zu beziehen im Buchhandel oder: Hei-matkreis Mies-Pilsen e.V., Postfach 127, 91542 Dinkelsbühl, 09851-53003

INFO

Brünn (dod). Über fünfzig Studierende aus Deutschland, Tschechien, der Slo-wakei und Österreich waren dem Auf-ruf des mittelfränkischen Europaabge-ordneten und Bundesvorsitzenden der Ackermann-Gemeinde Martin Kastler (CSU) und seines tschechischen Kolle-gen Dr. Líbor Rouček (ČSSD) gefolgt: Sie verfassten Essays zum Thema „Was sagt der Umgang mit Minderheiten über den Zustand unserer Demokratie aus?“. Vier Teilnehmer des bereits 4. Europäischen Essaywettbewerbs wurden nun im Rah-men des Brünner Symposiums „Dialog in der Mitte Europas“ (Vgl. S. 38) geehrt.

Über die rege Teilnahme und die hohe Qualität der Beiträge zeigte sich Kastler erfreut: „Wenn es um „Menschen am Rande“ bei einer mitteleuropäischen Konferenz geht, dann wird man unmit-telbar konfrontiert mit der Situation von Minderheiten. Der Umgang mit diesen wird manchmal tabuisiert, ich finde es aber besser, wenn man darüber spricht, um deren persönliche Situation zu ver-bessern. So kamen wir auf das Thema des diesjährigen Europäischen Essay-wettbewerbs.“ Der Europapolitiker gab auch bekannt, dass neben dem zweiten

Preisträger des 4. europäischen essaywettbewerbs gekürt

und dritten Preis zwei Sonderpreise, jeweils eine Reise in das Europäische Parlament in Straßburg, vergeben wur-den. An die Aspekte Toleranz bzw. Into-leranz erinnerte der tschechische Euro-paabgeordnete Rouček in seinem Gruß-wort in Brünn/Brno und sprach von Europa als einem kleinen Kontinent mit vielen Nationen und Minderheiten.

Die Europaabgeordneten Kastler und Rouček überreichten den Dritt- und Zweitplatzierten des Wettbewerbs Dani-el Jerke (20), der an der TU Chemnitz studiert, und Jurastudent an der LMU München Julian März (20) aus Lappers-dorf (Lkr. Regensburg) die Urkunden, beide trugen ihre unterschiedlich akzen-tuierten Essays auch vor. Während Jerke die Demokratie als die Basis in Europa und damit den Umgang mit Minoritäten als Seele der Demokratie beschrieb, legte März den Schwerpunkt auf das Verhält-nis von Minderheiten- und Mehrheits-recht in unterschiedlichen historischen Epochen bzw. Regimen. Ebenfalls in Brünn konnte die Sonderpreis-Gewinne-rin Flandra Jakupi (22) von der Uni Biele-feld geehrt werden. Die weitere Gewin-nerin eines Sonderpreises Kateřiná Mudroňová (25), war leider erkrankt.

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Während der Weimarer republik war er einer der bekanntesten und häufig gespielten Dramatiker des deutschen expressionismus, im amerikanischen exil nahm er sich mit 45 Jahren das Leben. sein 75. Todestag am 22. Mai blieb in der deutschen Öffentlichkeit weitge-hend unerwähnt.

Geboren wurde Toller als jüngster Sohn des jüdischen Getreidegroß-

händlers Mendel Toller am 1. Dezember 1893 in Samotschin/Kreis Kolmar, einer Kleinstadt in der preußischen Provinz Posen. Seine Mutter Ida betrieb den zum Familienbesitz gehörenden Koloni-alwarenladen. Der Sohn besuchte seit 1901 eine Privatschule am Ort, erkrank-te aber 1905 so schwer, dass er ein Jahr lang den Schulbesuch aussetzen musste, und wechselte 1906 aufs Realgymnasi-um in Bromberg, wo er in verschiede-nen Familien als Kostgänger lebte, dort legte er 1913 das Abitur ab. Diese Jahre als Kind und Heranwachsender hat er in seiner bis 1924 reichenden Autobiogra-fie „Eine Jugend in Deutschland“ (Ams-terdam 1933) anschaulich beschrieben.

Vom Freiwilligen zum Kriegsgegner

Obwohl er in der Schule als Berufs-wunsch „Schauspieler“ angegeben hat-te, ging er im Februar 1914, noch vor Kriegsausbruch, als Jura-Student nach Grenoble in Frankreich, meldete sich aber am 9. August, wie viele deutsche Intellektuelle damals, als Kriegsfreiwilli-ger, kam 1915 nach Germersheim/Rheinhessen, wurde nach Straßburg ver-setzt, das seit 1871 zum Deutschen Reich gehörte, und kämpfte an der Front bei Verdun, wo er wegen Tapferkeit aus-gezeichnet und zum Unteroffizier beför-

Geboren in Preußen, gestorben im exilZum 75. Todestag des Dramatikers Ernst Toller

dert wurde. Bald aber kamen ihm Zwei-fel am Sinn dieses Krieges, 1916 erlitt er einen physischen und psychischen Zusammenbruch. Nach einer Behand-lung in Straßburg und in Ebenhausen/Bayern kam er nach Mainz, wo er im Januar 1917 „kriegsverwendungsunfä-hig“ geschrieben wurde und sein Studi-um in München fortsetzen konnte. Dort lernte er den Verleger Eugen Diederichs (1867-1930) kennen und über ihn den Soziologen Max Weber (1864-1920), der in Heidelberg lehrte. Bei Diskussi-

onsabenden linksorientierter Kriegsgeg-ner begegnete er Kurt Eisner (1867-1919), dem späteren Ministerpräsiden-ten Bayerns, den Schriftstellern Oskar Maria Graf (1894-1967) und Erich Müh-sam (1878-1934).

Am 8. November 1918 beteiligte er sich am Sturz König Ludwigs III. von Wittelsbach und der Umwandlung des Königreichs in die Republik Bayern unter Kurt Eisner, der am 21. Februar 1919 von einem Attentäter erschossen wurde. Am 9. April, als die Münchner Räterepu-

blik ausgerufen wurde, war er in der „Roten Armee“ Bayerns Kommandeur der Dachauer Truppen, wurde, nach-dem Reichswehr und Freikorpsverbände eingegriffen hatten, verhaftet und sollte zum Tode verurteilt werden, wurde aber nach Fürsprache Max Webers zu fünf Jahren Festungshaft in Niederschönen-feld/Schwaben begnadigt.

Ausbürgerung 1933

Nach der Haftentlassung am 15. Juli 1924 begannen Ernst Tollers erfolgrei-che Jahre als Dramatiker, auch wenn sein Stück „Die Wandlung“ schon 1919 in Berlin uraufgeführt worden war. Seine Dramen „Masse Mensch“ (1920), „Die Maschinenstürmer“ (1922) und „Hinke-mann“ (1923) wurden an zahlreichen Bühnen Nachkriegsdeutschlands aufge-führt, mit der Geschichtsrevue „Hoppla, wir leben!“ (1927) eröffnete Erwin Pis-cator 1927 sein Berliner Theater am Nollendorfplatz. Als die Nationalsozialis-ten 1933 in Deutschland die Macht ergriffen, lebte er schon in Amsterdam und ging von dort über Zürich, Paris, London, wo er am 16. Mai 1935 die Schauspielerin Christiane Grautoff heira-tete, nach Kalifornien, im August 1933 wurde er vom Deutschen Reich ausge-bürgert.

Auch in den Vereinigten Staaten blieb er politisch aktiv, wurde aber zuneh-mend von Depressionen heimgesucht. Im Hotel Mayflower am Central Park in New York setze er, der in seinem Koffer immer einen Strick mit sich führte, sei-nem Leben ein Ende, wie vor ihm die Schriftsteller Kurt Tucholsky (1890-1935) in Schweden und nach ihm der in Brünn/Mähren geborene Ernst Weiß (1882-1940) in Paris. Heute gibt es in acht deutschen Städten Ernst-Toller-Stra-ßen und seit 1996 in München einen Ernst-Toller-Platz. Jörg Bernhard Bilke

DOD 03/2014 27Literatur

ernst Toller.

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28 DOD 03/2014Kultur

BdV Archiv (1); Göllner (1)

Angekommen – Die Inte-gration der VertriebenenAusstellung des Zentrum gegen Vertreibungen wird in Neugablonz gezeigt

Weitere Informationen über

Eva Haupt M.A., Museumsleiterin

Isergebirgs-Museum Neugablonz, Marktgasse 8, 87600 Kaufbeuren-Neugablonz

Tel. 0 83 41/96 50 18 Fax 0 83 41/ 6 52 92, [email protected]

INFO

Die Flucht und Vertreibung von 12 bis 15 Millionen Deutschen bis weit nach ende des Zweiten Weltkrieges war die größte Zwangsmigration in der europäischen Geschichte. Die Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen erweist sich im rück-blick als ein erfolg, der zu den größten Leistungen Deutschlands nach 1945 zählt.

Der Weg dorthin war jedoch geprägt von menschlichen Härten, dem

Leid der Betroffenen und Spannungen zwischen Alteingesessenen und Neuan-kömmlingen. Die Einheimischen igno-rierten weitgehend, dass sie selbst nur aufgrund der Lage ihres Wohnortes von Vertreibung verschont geblieben waren. Lange blieb unklar, ob die Entwicklung eine positive Richtung nehmen würde. Fehlender Wohnraum, Mangelernäh-rung, soziale und wirtschaftliche Aus-grenzung begleiteten den Weg zum Mit-einander in Deutschland. Der Wille der Vertriebenen, das Land aus den Trüm-mern des Krieges mit aufzubauen sowie für ein Europa in Frieden zu arbeiten, war wesentlicher Teil des Erfolges.

Dabei wurden die Angekommenen nicht einfach von der bestehenden Gesellschaft absorbiert. Vielmehr entwi-ckelte sich aus den Kulturen der Altein-

gesessenen und der Neubürger eine neue gesellschaftliche Identität.

Isergebirgs-Museum ergänzt Ausstellung

Die Ausstellung verfolgt den Weg von der Ankunft im Auffanglager und die ersten Jahre in improvisierten Unterkünften durch die Wirtschaftswunderzeit bis in die Gegenwart. Die Veränderungen der deutschen Gesellschaft durch Flüchtlin-ge und Vertriebene in sozialer, konfessio-neller und politischer Hinsicht werden ebenso dargestellt wie die Rahmenbe-dingungen, die dafür erkämpft wurden, seien es Städtebau, Gedenkkultur oder die Pflege der eigenen kulturellen Wur-zeln.

Kaufbeuren-Neugablonz als größte geschlossene Vertriebenenansiedlung in Deutschland ist ein besonders prägnan-tes Beispiel dieser historischen Entwick-

Ankunft im Lager espelkamp, um 1949.

lung. Exponate aus den Beständen des Isergebirgs-Museums ergänzen die Wan-derausstellung. Erstmals wird in diesem Zusammenhang der Glaszylinder prä-sentiert, der anlässlich des Festakts zur Städtepartner-schaft zwischen Kaufbeuren und Gablonz an der Neiße 2009 von den beiden Ober-bürgermeistern sig-niert wurde – ein Objekt mit großer Symbolkraft im Hinblick auf ein friedliches Miteinander im vereinten Europa.

Eine Ausstellung der Stiftung Zent-rum gegen Vertreibungen, präsentiert durch den BdV, gefördert durch das Bundesministerium des Innern

26. Juni bis 11. September 2014geöffnet täglich außer Montag von 14-17 Uhr

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ein Blick zurück in die vergangenen Jahrzehnte lässt erkennen, dass die städte Königsberg und Duisburg schon lange eng miteinander ver-bunden sind. Die stadtgemein-schaft Königsberg (Pr) ist in die-sem Jahr 65 Jahre alt und seit 62 Jahren gibt es die Patenschaft mit der nordrhein-westfälischen stadt Duisburg.

und noch zwei Zahlen belegen die Kontinuität: Seit 1968 besteht das

dort ansässige Museum, welches in den letzten 25 Jahren unter der Leitung von Lorenz Grimoni ausgebaut und weiter-entwickelt wurde.

Die Stadtgemeinschaft Königsberg (Pr) ist eine Gemeinschaft ehemaliger Bewohner der Stadt Königsberg in Ost-preußen. Der gemeinnützige Verein hat seinen Sitz in Duisburg, während es in Berlin, Dortmund, Hamburg, Hannover und Leipzig Regionalgruppen gibt. Die Satzung des Vereins wurde inzwischen mehrfach der veränderten politischen Situation angepasst. Standen in den frü-heren Jahren politische und soziale Auf-gaben im Vordergrund, so sind es heute verstärkt die kulturellen Ziele sowie die Zusammenarbeit mit den russischen Ins-titutionen und Bewohnern von Kalinin-grad.

Das Museum Stadt Königsberg geht auf die Übernahme der Patenschaft der Stadt Duisburg für die frühere Provinz-hauptstadt Ostpreußens im Jahre 1951 zurück. Es wurde am 5. Dezember 1992 eröffnet und löste das 1968 eingerichtete Museum „Haus Königsberg“ ab. Die Dauerausstellung des Hauses erinnert an wichtige Ereignisse der Stadtgeschichte, stellt ausgewählte Kulturinstitutionen vor, präsentiert berühmte Persönlichkei-ten aus der Geistesgeschichte, der Poli-tik, der Literatur, der Kunst und der Musik. Berücksichtigt werden auch die

ein Museum geht mit der Zeit

russische Geschichte der Stadt, die seit 1946 Kaliningrad heißt. Wechselausstel-lungen zu verschiedenen Themen ergän-zen die Dauerausstellung. Schwerpunk-te sind unter anderem Sammlungen zur Stadtgeschichte, zu Immanuel Kant, Käthe Kollwitz und Ernst Wiechert. Ein gesonderter Ausstellungsbereich ist den Bernsteinexponaten gewidmet.

Perspektive des Museums stadt Königsberg

Vor dem Hintergrund der zeitlichen Beständigkeit stellt sich jedoch auch die akute Frage zur Perspektive des Hauses. Es muss hier erwähnt werden, dass das Museum Stadt Königsberg wesentlicher Bestandteil der Stiftung Königsberg im Stifterverband für die Deutsche Wissen-schaft ist und in rein ehrenamtlicher Arbeit funktionell gehalten wird. Aller-dings: Die Betreuer gelangen aus Alters-gründen an die Grenzen des Machba-ren.

Der heute 75jährige evangelische Pfar-rer Grimoni betrachtet die Lage durch-aus realistisch: „Natürlich hat uns die ehrenamtliche Tätigkeit viel Freude bereitet, zumal wir von der Patenstadt und natürlich von der Stadtgemeinschaft tatkräftig unterstützt wurden.“ Doch sei zu bedenken, dass die Arbeit an den gewachsenen Beständen und die vielfäl-tigen, auch grenzüberschreitenden Pro-jekte einer professionellen, wissenschaft-lichen Begleitung bedürfen.

Hinzu kommt, dass es derzeit auch um neue Projekte der Stadt Duisburg geht, die den räumlichen Verbleib des Museums in Frage stellen.

Im Rahmen des Kultur- und Stadthisto-rischen Museums – welches die Königs-berger Einrichtung beherbergt – soll ein Dokumentationszentrum über den Nati-onalsozialismus und die Judenverfolgung in Duisburg errichtet werden. Als Lösung

wurde der Umzug des Museums Stadt Königsberg ins Ostpreußische Landes-museum von Lüneburg ins Auge gefasst.

Klar wurde allen Beteiligten und Betroffenen: Diese Einrichtung bedarf als anerkanntes Nationales Deutsches Kul-turerbe im Zukunft einer institutioneller Förderung und professionellen Betreu-ung. Diese Voraussetzungen erfüllt sicherlich das Ostpreußische Landes-museum Lüneburg, das im Herbst d.J. in eine Phase der Umstrukturierung und Erweiterung eintritt und somit der Königsberger Thematik einen adäquaten Rahmen sichern kann.

Königsberger Thematik in Lüneburg

Dr. Joachim Mähnert, der Direktor des Lüneburger Museums, ist übrigens der Meinung, dass die zukünftige Integrati-on nicht nur möglich, sondern auch vor-

Kant-Büste von Georg Fugh, 1958 (Bronze-gusss 1973).

DOD 03/2014 29Kultur

Königsberger Kulturerbe demnächst in Lüneburg

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Ravensburg (dod). Was ist Heimat? Braucht man Heimat? Unter Heimat stellt sich jeder etwas anderes vor. Der Eine denkt dabei an Erlebnisse aus seiner Kindheit, der Andere verbindet Heimat mit einem bestimmten Ort und manch Einer lebt ganz ohne diese Vorstellungen von Heimat. Ein ganz besonderes Ver-hältnis zu ihrer Heimat haben die rund 6.000 Vertriebenen, die in der Nach-kriegszeit nach Ravensburg kamen. Sie machten bei ihrer Ankunft ein Viertel der Ravensburger Bevölkerung aus. Die Stadt wuchs durch sie wie in keinem so kurzen Zeitraum je zuvor. In den Zeit-zeugengesprächen zeigte sich, wie die Vertriebenen die Stadt veränderten und prägten: rasant entstanden neue Wohn-siedlungen, Kirchen wurden gebaut und Vereine gegründet. Eine große Sonder-ausstellung zeigt zwei Aspekte von Hei-mat: Heimat wie sie jeder individuell

Große sonderausstellung: ravensburger heimatvertriebene

versteht und wie sich das Verhältnis zu Heimat verändert, wenn man vertrieben wurde. Der Besucher geht auf eine ganz persönliche imaginäre Reise in seine Hei-mat und begleitet zehn ausgewählte Hei-matvertriebene in 25 Stationen auf ihrem Lebensweg von 1935 bis 2010.

Elena Bitterer

Sonderausstellung 11.04 bis 14.09. Meine heimat im Glas. ravens-burger heimatvertriebeneMuseum Humpis-Quartier, Markt-straße 45, 88212 Ravensburg, 0751-82820, [email protected]Öffnungszeiten:Di – So 11-18 Uhr, Do 11-20 Uhr

INFO

ernst Wiechert im Duisburger Museum.

30 DOD 03/2014Kultur

teilhaft sein wird. Aus museumswissen-schaftlicher Sicht sei im Rahmen einer Studie des Bundesbeauftragten für Kul-tur und Medien (BKM) bestätigt wor-den, dass die Duisburger Kollektion ein Kulturgut von nationalem Rang ist und dass Lüneburg den wohl besten Standort auch für die Königsberger Thematik dar-stellt.

Dr. Mähnert: „Zu den Gewinnern der Neuorientierung wird eindeutig das interes-sierte Publikum zählen. Wer als Besu-cher nach Lüneburg kommen wird, kann ein breites thematisches Spektrum einsehen und Synergien zwischen den alten und neuen Exponaten erkennen.“

Im Zuge der Modernisierungsarbeiten erweitert das Lüneburger Museum seine Dauerausstellungsfläche auf über 2000 Quadratmeter und wird auch eine neue deutschbaltische Abteilung betreiben. Hiermit wird ein wesentlicher Schritt nach vorn vollzogen, durch den das ost-preußische und deutschbaltische Kultur-erbe als Teil deutscher und europäischer Geschichte angemessen vermittelbar wird.

Hinzu kommen ein neues, attraktives Eingangsgebäude und ein direkter Zugang aus der Altstadt, ein angemesse-ner Vortragssaal, größere Räume für museumspädagogische Aktivitäten, erweiterte Depot- und Werkstattflächen, ein Café sowie ein Shop. Die Rahmenbe-dingungen für die länderübergreifende

Göllner (1); Privat (1)

wissenschaftliche Arbeit werden durch optimierte Arbeitsplatzausstattungen und einen Konferenzraum ebenfalls ver-bessert.

Dass das Ostpreußische Landesmuse-um als institutionell gefördertes Haus auch für eine bessere nationale und internationale Auswertung des Königs-berger Kulturgutes sorgen kann, ist wohl nicht in Frage zu stellen.

Gemeinsam mit Lorenz Grimoni, dem stellvertretenden Stadtvorsitzenden und Leiter des Museums sowie mit den Duis-burger ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern soll der Umzug – vor-aussichtlich bis Ende 2015 – Schritt für Schritt vorbereitet und realisiert werden. So lange wie möglich, wollen die Königs-berger weiterhin in Duisburg Museums-besucher empfangen, ihren – ebenfalls ehrenamtlich erstellten – Königsberger Bürgerbrief veröffentlichen und an die rund 4000 Leser aus 24 Ländern ver-schicken.

Eine gute Nachricht übermittelte auch der Stadtvorsitzende der Stadtgemein-schaft Königsberg (Pr) Klaus Weigelt: Königsberg wird auch weiterhin in Duis-burg „zu Hause“ sein. Da sich die Stadt zum Fortbestand der Patenschaft bekannte, kann in Duisburg langfristig ein Patenschaftsbüro betrieben werden.

Dieter Göllner

Page 31: DOD 3/2014

Am 17. Mai 2014 hatte das Institut für Kirchengeschichte von Böh-men-Mähren-schlesien zum traditi-onellen „Tag der offenen Tür“ im haus Königstein in Geiß-Nidda ein-geladen. Im Mittelpunkt der Veran-staltung stand die Vorstellung des, unter wissenschaftlicher Leitung von Professor rudolf Grulich im rahmen des Katholischen Bil-dungswerkes entstandenen, 45-mi-nütigen Films „Vertreibung und Neubeginn“.

Grulich umriß zu Beginn kurz die Entstehungsgeschichte des Films

und berichtete über die Dreharbeiten an Originalschauplätzen in Tschechien. Wie Grulich erklärte, skizziert der Film die politische Lage der Sudetendeutschen zwischen den beiden Weltkriegen und beginnt dabei nicht mit dem Schicksals-jahr 1938, sondern bereits 1916 mit dem Todesjahr von Kaiser Franz Joseph. Im Film kommen zahlreiche Zeitzeugen zu Wort. Zum besonderen Verständnis der Ereignisse trugen die Erläuterungen von Professor Grulich bei.

Politische Fehler auf beiden seiten thematisiert

Dabei brachte Grulich objektiv die Situationen jener Epoche zur Sprache, vor allem die Benachteiligung der Deut-schen in der ersten Tschechoslowaki-schen Republik nach 1918 und die poli-tischen Fehler auf beiden Seiten. Betrof-fene, die diese Zeit als Kinder erlebten, berichten in dem Film vom Zusammen-leben von Tschechen und Sudetendeut-schen, aber auch von Übergriffen und der Tragödie der Vertreibung von drei Millionen Sudetendeutschen. In Vieh-waggons mit jeweils 30 Personen wur-den die Deutschen in Zügen mit je 40

Waggons in das zerstörte Deutschland deportiert. Einige der Besucher hatten das selber erlebt, auch Pfarrer Wolfgang Stingl, der auf diese Weise 1946 nach Nidda kam und heute Vorsitzender des Trägervereines des Institutes ist.

Der Film endet mit einem Beispiel der Integration Sudetendeutscher im heuti-gen Neugablonz. Zum besseren Ver-ständnis konnte Grulich über die schwie-rigen Dreharbeiten in der Tschechischen Republik informieren, bei denen er mit

Filmvorstellung „Vertrei-bung und Neubeginn“

Stefan Meining den Film drehen ließ. Besonders eindrucksvoll war die Tatsa-che, dass in diesem Film manches bisher nicht bekannte und nie gezeigte Fotoma-terial aus amerikanischen Archiven ver-wandt werden konnte. Eine rege Diskus-sion der seelisch ergriffenen Besucher schloss sich an, von denen manche staunten, welches wertvolle Material in der Bibliothek und dem Archiv des Insti-tutes vorhanden ist.

Norbert Quaiser

Veranstaltung im Institut für Kirchengeschichte

DOD 03/2014 31Kultur

Die Ankündigung als „Frühlingskonzert“ in hamburg war bescheiden; denn was dann die über dreißig in festlichem schwarz-weiß gekleideten chormitglieder, die sängerinnen

traditionell mit Bernsteinketten geschmückt, den begeisterten Besuchern in der „st. Gabri-el-Kirche“ am 23. Mai boten, war eine großartige chorische Leistung.selbst kritische Zuhörer, u. a. die schlesierchorleiterin Gisela Mathê, lobten das hohe gesangliche Können. Pastor harald ehlbeck begrüßte alle und wies auf die aktive Dirigen-tin und solistin hanna Guzinski unter großem Beifall hin. Traditionell begann das Konzert mit dem gemeinsam gesungenen Ostpreußenlied „Land der dunklen Wälder“. es folgten der „Festgesang – O himmlische chöre“, ein wunderschönes „Ave Verum“, und in erfri-schender Folge deutscher Volkslieder „Am Brunnen vor dem Tore“.„Im schönsten Wiesengrunde“, „Die liebe Maienzeit“, „und wieder blühet die Linde“, die Vorsitzende Ilse schmidt erinnerte mit dem nachdenklich stimmenden Gedicht „Wann ihr ostwärts zieht ihr Winde“ an die alte heimat. hanna Guzinski begeisterte auf der Querflöte klangvoll „Die Luft ist blau und grün das Feld...“.

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Rudolf Grulich zum 70. Geburtstag

32 DOD 03/2014Neue Bücher

setzlich! Obwohl er ein bekennender Sudetendeutscher ist und Berater im Bundesvorstand der Sudetendeutschen Landsmannschaft, außerdem Mitglied des Sudetendeutschen Rates, nennt sich Grulich gerne einen überzeugten Mäh-rer. Da viele große Sudetendeutsche meist als Österreicher (oder als Tsche-chen) bekannt sind, hat er unermüdlich vergessene Männer und Frauen seiner Heimat bekannt gemacht. Die Vertrei-bung, die er als Kind erlebte, und seine fünf Jahre Kindheit in der Baracke eines Flüchtlingslagers haben ihn zum Kämp-fer gegen Vertreibungen und zum Anwalt von nationalen Minderheiten und Volksgruppen gemacht. Seine Zeit in Königstein und sein Kampf um die Erhaltung dieses Vaterhauses der Vertrie-benen, haben ihn bis heute geprägt. Gru-lich macht auch keinen Hehl aus seiner Meinung und weist offen auf das Versa-gen der Kirchenmänner bei der „Abwick-lung“ von Königstein hin.

Auf 416 Seiten bringt das Buch einen guten Einblick in das Schaffen Rudolf Grulichs. Es würdigt auch seine belieb-

Privat (1); Göllner (2)

eine bessere Empfehlung für dieses Buch als das Geleitwort von Kardi-

nal Meisner hätten sich die Herausgeber nicht wünschen können:

„Wenn die Mitteilungen von Haus Königstein auf meinem Schreibtisch ein-treffen, schlage ich als Erstes das Inhalts-verzeichnis auf, um zu sehen, ob Aufsät-ze oder Artikel von Professor Dr. Grulich dabei sind. Sie werden jedes mal von mir als Erstes mit großem Interesse zur Kenntnis genommen. Das gilt auch für andere Publikationsorgane sudetendeut-scher Herkunft, in denen Aufzeichnun-gen über Vergangenheit und Gegenwart dieses gesegneten Landes, das die Geschichte Böhmen und Mähren nennt, zu lesen sind und aus der Feder von Pro-fessor Grulich stammen.“

In dem neuen Buch handelt es sich um Texte aus den Mitteilungen Haus Königsteins, und zwar aus längst vergrif-fenen Ausgaben der letzten sieben Jahre, die von seinen Mitarbeitern für eine Festschrift zu Grulichs 70. Geburtstag ausgewählt wurden. Auch dazu zitieren wir noch einmal, was der emeritierte Kölner Kardinal aus Schlesien schreibt:

„Als Jugendlicher war ich mit meiner Mutter in den 40er und 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Sommer auf den abgeernteten Getreidefeldern zum Ährenlesen. Wir bückten uns den ganzen Tag zur Erde, und wenn wir am Abend mit einer gefüllten Tasche von Weizen- oder Kornähren nach Hause gingen, waren wir sehr glücklich und dankbar. Mir scheint Professor Dr. Rudolf Grulich ist ein solcher Ährenleser auf dem weiten Feld böhmisch-mährischer Geschichte zu sein. Mit unendlichem Fleiß ist er hier anzutreffen. Da die Liebe sehend macht, wird er immer fündig.“

Grulich fühlt sich als Altösterreicher und hat auf Studienfahrten gerne über die fünf Vokale des Mottos Kaiser Fried-richs III. gesprochen. Er kennt Dutzende von Versuchen in verschiedenen Spra-chen, diese rätselhafte Buchstabenkom-bination zu erklären, wobei ihm die Sinngebung von Willy Lorenz am besten gefällt: Allen Ernstes ist Österreich uner-

sudetendeutsche Miniaturen zur Kultur der böhmischen Länder

Im Görlitzer Bergstadtverlag sind zwei neue Bücher über Liegnitz erschie-

nen. Wie kaum eine andere Stadt im pol-nischen Nachbarland hat Liegnitz in den vergangenen zehn Jahren seit dem EU-Beitritt Polens einen phantastischen Auf-schwung zu einer wieder wirtschaftlich prosperierenden und touristisch attrakti-ven Perle an der via regia erlebt. Prak-tisch die gesamte Innenstadt mit dem Piastenschloss, der Ritterakademie, dem Kupfermuseum, zahlreichen schönen Kirchen, einladenden Parkanlagen und weiteren Attraktionen präsentiert sich im neuen Gewand. Gemeinsam mit dem polnischen Edytor-Verlag, der die polnische Ausgabe anbietet, hat der Bergstadtverlag einen knapp 100 Seiten starken Reiseführer mit über zweihun-dert farbigen Abbildungen, Stadtplan und vielen weiteren touristischen Infor-mationen auch zur Umgebung von Lieg-

Zwei neue Bücher über Liegnitznitz in deutscher Sprache veröffentlicht.Gleichzeitig wurde der 566 Seiten starke Band „Liegnitz von a - z“ von Peter Winkler als Jahresgabe der Historischen Gesellschaft Liegnitz e. V. herausge-bracht, „ein praktisches Nachschlage-werk“, das in Text und Bild umfassend über die deutsche Vergangenheit der alten schlesischen Garnisons- und Bezirkshauptstadt informiert.

Reiseführer „Liegnitz und Umge-bung“ von Iza Sadurska, 100 Seiten mit über 200 farbigen Abbildungen, Bergstadtverlag W.G. Korn, Görlitz 2014, EUR 9,90.

Liegnitz von a–z, ein praktisches Nachschlagewerk von Peter Winkler, hg. Historische Gesellschaft Liegnitz e. V. 566 Seiten, Bergstadtverlag W.G. Korn, Görlitz 2014, EUR 22,90.

ten Studienreisen und enthält einige Rezensionen seiner Werke, die zeigen, dass sich die Sudetendeutschen nach ihrer Vertreibung aus der Heimat nicht auch noch in eine geistige Vertreibung aus der Geschichte drängen ließen.

Sudetendeutsche Miniaturen. Böh-misch-mährische Medaillons als Fest-schrift zum 70. Geburtstag von Rudolf Grulich, Herausgegeben vom Institut für Kirchengeschichte von Böhmen-Mähren-Schlesien, Haus Königstein, Nidda. Gerhard Hess Verlag, 416 Sei-ten, EUR 19.80.

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DOD 03/2014 33Kultur

Traditionen leben und neu belebenMit der neuen sonderausstellung zur schönwälder stickkunst setzt das Oberschlesische Landesmuse-um von ratingen-hösel die Präsen-tationen der landestypischen Bräu-che und des handwerklichen Kön-nens fort.

unter dem Motto „Schönwald – ein stickendes Dorf aus der Vergangen-

heit“ zeigt das Oberschlesische Landes-museum von Ratingen-Hösel eine Son-derschau, die die Eigenart und die Geschichte des Dorfes aus der Umge-bung von Gleiwitz sowie die Ursprünge der Stickerei, der Trachten und der Bräu-che vorstellt.

Wer zu den rund 200 Besuchern gehörte, die der Ausstellungseröffnung beiwohnten, konnte „lebendige Traditi-on“ kennenlernen. Vier Schönwälderin-nen in traditioneller Tracht sind eigens aus Eppertshausen bei Darmstadt zur Vernissage angereist. Sie erzählten den

interessierten Besuchern, was das Beson-dere ihrer früheren Heimat und der tra-ditionellen Stickkunst ausmacht.

In der chronik geblättert

Die Schau ist in Zusammenarbeit mit dem Museum in Gleiwitz entstanden. Neben Exponaten aus den Beständen des OSLM sind u.a. Leihgaben aus dem Haus Schlesien in Königswinter-Heister-bacherrott zu sehen. Bei einem Rund-gang durch die Ausstellung erfährt der Besucher anhand von zweisprachigen Texttafeln, historischen Fotografien und Filmen, dass die Geschichte von Schön-wald – heute ein Stadtteil von Gleiwitz, der Bojków heißt – bis ins 13. Jahrhun-dert zurückreicht. Dokumente belegen, dass Schönwald der Name eines Dorfes war, dessen Entstehung den Zisterzien-sern aus dem Kloster Rauden zu verdan-ken war. Woher die Siedler des Ortes stammten, ist nicht genau überliefert. Allerdings weist der dort gebräuchliche Dialekt Gemeinsamkeiten mit ostfränki-schen Mundarten auf. Volkskundler ver-gleichen das Dorf mit einer Insel zwi-schen der polnisch-oberschlesischspra-chigen Bevölkerung aus den umliegen-den Dörfern und den hochdeutsch spre-chenden Einwohnern von Gleiwitz.

Bis 1945 hat das Dorf an seinem Ausnahmecharakter festgehalten, der nicht nur durch Aspekte der Geschich-te und des Dialektes, sondern auch durch die kunstvoll bestickten Volks-trachten und typischen Hochzeitsbräu-che gegeben war. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges gehören jedoch sowohl das für Oberschlesien untypi-sche Dorf, wie auch seine Einwohner der Vergangenheit an. Einige der ehe-maligen Schönwälder, die damals aus der Heimat vertrieben worden sind, leben mit ihren Nachkommen in Deutschland und halten die Erinne-

rung an ihre Herkunft und „Andersar-tigkeit“ wach.

Dr. Stephan Kaiser, Direktor des Ober-schlesischen Landesmuseums, betont, dass es wichtig sei, mit Ausstellungen rund um die in Vergessenheit geratenen handwerklichen Traditionen – wie etwa die Stickkunst – heute auch jüngere Bewohner der Region anzusprechen. Wenn es gelingt, die Stickerei neu zu beleben, erfüllt sich ein bedeutender Indikator für ein regionales Identitätsbe-wusstsein.

Tradition des stickens

Schönwald war dafür bekannt, dass sich dort bis ins 20. Jahrhundert ver-schiedene Traditionen erhalten haben, welche im Umland wenig bekannt waren bzw. nicht mehr gepflegt wurden. Dazu gehörten auch das Tragen von Trachten und vor allem die Schönwälder Stickereien. Die Kunst des Stickens wur-

Sonderausstellung zur Schönwälder Stickkunst

schönwälder Tracht im Oberschlesischen Landesmuseum.

schönwälder Wandteppich.

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34 DOD 03/2014Kultur

de in Schönwald von Generation zu Generation weitergegeben. Auf den umliegenden Wochenmärkten waren neben landwirtschaftlichen Erzeugnis-sen auch immer mehr die Stickereien gefragt.

In der Ausstellung wird u.a. anhand von Exponaten und Archivfotografien auf die bekannte Schönwälder Stickstu-be Bezug genommen, die in der Gleiwit-zer Altstadt eingerichtet wurde. Sie war bei ihrer Gründung im Jahre 1920 eigentlich nur zur Bewahrung des Sti-ckereiwissens gedacht. Doch aufgrund des großen Erfolges waren in den 1930er Jahren bereits über 100 Stickerinnen beschäftigt, die rund 17.000 Handarbei-ten fertigten. So verwandelte sich die ursprüngliche Nebeneinkunft zu einem begehrten Verkaufsobjekt und einer wichtigen Einnahmequelle für die Bevöl-kerung des „stickenden“ Dorfes.

Verbindung mit schönwälder Trachten

Die traditionelle Stickkunst ist eng ver-bunden mit den Schönwälder Trachten. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahr-hunderts ging man dazu über, die Frau-entrachten mit farbigen Stickereien zu verzieren. Dabei handelt es sich um Farbstickerei, die mit Seidenfäden auf schwarzem Stoff aufgebracht wurde. Die Schönwälder entwarfen ihre eigenen, bunten Trachten, die sich vor allem durch die schmückenden Stickereien deutlich von anderen Fest- und Alltags-kleidern in Schlesien abhoben. Die typi-schen Stick-Motive wie etwa Rosen, Blu-men, Zweige und Blätter in den Farben Rot, Rosa, Grün, Blau und Violett sind in der Ausstellung zu bewundern.

Zu den herausragenden Exponaten gehören eine Schönwälder Tracht mit Arbeitsschürze, eine weitere Frauen-tracht mit Winterjacke und eine Män-nertracht aus der Sammlung Magdalena

Göllner (2)

DOD: Welchen Stellenwert nimmt die Schönwald-Ausstellung in der Strategie des Hauses ein?

Dr. Stephan Kaiser: Vernetzung ist dem Oberschlesischen Landesmuseum eine vertraute Arbeitsgrundlage. Wir praktizieren seit langem einen vertrau-ensvollen grenzüberschreitenden Aus-tausch, Partner in Polen und Tschechien unterstützen uns dabei. Dazu trägt seit vielen Jahren die Ausstellungstätigkeit mit einem regen Exponattransfer bei. Viele Stücke gelangen so zum ersten Mal nach Deutschland und können dem Publikum vorgestellt werden. Mit dem Museum in Gleiwitz verbindet das OSLM eine langjährige Zusammenar-beit. Die Ausstellung zur Schönwälder Stickerei wurde erstmals im Jahre 2013 in Gleiwitz mit unserer Unterstützung eingerichtet. Traditionen leben und bele-ben – das ist eine der Aufgaben, die wir im OSLM vorrangig behandeln. Handwerkliches Können – in diesem Fall die Stickkunst – steht im Mittel-punkt. Mit Stickereien wurden die Trachten verziert, die Teil schlesischen Brauchtums sind. Als Mittler zwischen Ost und West sieht sich das OSLM in der Pflicht, Traditionen in und aus Schle-sien international zur Geltung zu brin-gen. Kulturelle Vielfalt ist stets berei-chernd.

DOD: Welches sind die herausra-gendsten Exponate der Ausstellung?

Zwei Fragen an …… Dr. Stephan Kaiser, Direktor des OLM

Der Direktor des Oberschlesischen Landes-museums, Dr. stephan Kaiser.

Botschek. Hinzu kommt eine Frauen-tracht für Gottesdienste – eines der zahl-reichen Ausstellungsstücke aus den Beständen des OSLM.

Zu sehen ist auch eine große Auswahl an von Hand bestickten Kopftüchern und Bändern, Blusen, Kragen und Häub-chen. Blumen- und Rankenmotive sowie Getreideähren, Käfer und Schmetterlin-ge verzieren auch Gürtel, Beutel, Täsch-chen, Bucheinbände, Kissen, Decken und Wandbehänge.

Die Ausstellung zum „stickenden Dorf aus der Vergangenheit“ ist bis zum 1. September 2014 im Oberschlesischen Landesmuseum von Ratingen-Hösel zu besichtigen.

Detaillierte Hintergrundinformationen zum Dorf Schönwald und seinen Traditi-onen bieten die Autorinnen Joanna Ocz-ko und Bozena Kubit im zweisprachi-gen, reich bebilderten Begleitband zur Ausstellung.

Dieter Göllner

Dr. Stephan Kaiser: Jedes Stück ist für sich einzigartig. Die kleine Geldbörse mit kontrastreicher Stickerei, das feine Damenhäubchen oder der üppig verzier-te Gürtel sind ebenso reizvoll wie die großen Kopftücher oder Wandbehänge. Mein Favorit ist das Ehrentuch für Frieda Kaisig. Es zeugt von besonders hoher Kunstfertigkeit, wobei der Detailreich-tum, die Feinheit in der Ausführung und die Farbnuancen einzigartig sind. Faszi-nierend ist übrigens auch die Geschichte dieses Exponates, das zum 60. Geburts-tag von Frieda Kaisig – der langjährigen Leiterin der Stickstube – im Jahre 1945 von Schönwälder Stickerinnen gefertigt wurde.

Oberschlesisches LandesmuseumBahnhofstr. 62 (= Haus 2)40883 Ratingen (Ortsteil Hösel)Telefon +49 (0) 21 02 / 96 50E-Mail: [email protected]

INFO

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Führungen und Begleitprogramme

Noch bis zum 14. September beziehungsweise bis zum 5. Oktober 2014 sind im OSLM von Ratingen-Hösel die Aus-stellung „Schönwald – ein stickendes Dorf aus der Ver-gangenheit“ und die große Mobilitätsschau „Fahren, Gleiten, Rollen. Mobil sein im Wandel der Zeit“ geöffnet. Seit kurzem wurde die Son-derausstellung mit dem Groß-exponat „Waggon der Tsche-

chischen Bahn“ erweitert. Thematische Führungen und attraktive Begleitangebote ergänzen den Museumsrund-gang. So etwa bot die am 18. Juni in Kooperation mit der VHS Ratingen organisierte Themenführung „Höher, schneller, weiter. Von der Kut-sche bis zum Flugzeug“ den Teilnehmern die Möglichkeit, sich in einer Gesprächsrunde über Mobilitätsaspekte im Laufe der Jahre auszutau-schen.Am 6. Juli 2014 wird im Rah-men des Sommerfestes im Oberschlesischen Landes-museum ein Familientag „Mobil sein früher und heu-te“ stattfinden, der mit Spaß und Spiel an das Thema Mobilität herangeht. Impuls-führungen durch die Sonder-schau heben verschiedene Facetten der Fortbewegungs-mittel und ihrer Geschichte hervor. Auch der Aktions-nachmittag vom 9. Juli steht ganz im Zeichen der Mobili-

tät, er trägt den Titel „Ich bin dann mal weg… Vom Pilgern bis zum Campingurlaub“.Am 16. Juli vertieft die Mit-machaktion „Sticken ist cool“ die Impressionen aus der Ausstellung „Schönwald – ein stickendes Dorf aus der Vergangenheit“.

Kaiserdämmerung und Literaturpreis

Unter dem Motto „Kaiser-dämmerung – Der Schatten-wurf des Jahres 1914“ gab es am 10. Juni 2014 im Düssel-dorfer Gerhart-Hauptmann- Haus ein interessantes Rund-tischgespräch. Es ging um das Europa aus der Zeit vor und nach dem „großen Krieg“ sowie um die Erläuterung der epochalen militärischen Kata-strophe der Jahre 1914 – 1918, die die politische und kulturelle Landschaft bis zum heutigen Tage verändern konnte. An der Gesprächs-runde beteiligten sich Prof. Dr. Holm Sundhaussen, der als einer der internatio-nal führen-den Exper-ten für die m o d e r n e Geschichte Südosteuropas gilt, und Susanne Brandt, die als lang-jährige wissenschaftliche Mit-arbeiterin am vormaligen Lehrstuhl von Gerd Kru-meich an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf die Forschungsentwicklung zum Ersten Weltkrieg bestens kennt. Einem aktuellen politischen Brennpunktthema widmete der polnische Publizist und Journalist Dr. Kazimierz Wóy-

cicki seinen Vortrag „Wie die Ukraine-Krise die euro-politi-sche Konstellation verän-dert“, den er am 18. Juni im Eichendorff-Saal des Gerhart-Hauptmann-Hauses präsentierte.Der Andreas Gryphius-Preis 2014 wurde im Gerhart- Hauptmann-Haus Düsseldorf am 13. Juni verliehen. Der Literaturpreis der Künstlergil-de Esslingen wird seit 1957 an Autorinnen und Autoren sowie Übersetzerinnen und Übersetzer vergeben, die in ihren Werken deutsche Kul-tur und Geschichte in Ost- und Südosteuropa thematisie-ren und sich in besonderem Maße für die Verständigung zwischen den Deutschen und ihren östlichen Nach-barn einsetzen. In diesem Jahr ging der Andreas Gryphi-us-Preis an die 1943 in Lieg-nitz geborene Therese Chro-mik, die vor allem als Lyrike-rin, aber auch als Verfasserin von Kurzprosa und Erzählun-gen bekannt ist. Leonie Ossowski, 1925 in Nieder-schlesien geboren, erhielt für

ihr Romanschaffen einen Ehrenpreis. Im Gerhart-Hauptmann-Haus ist bis zum 25. Juli 2014 die Ausstellung „Ernst Olden-burg – in Künstler im Zeital-ter der Extreme“ zu besichti-gen.

heimatstuben-Tagung und Donau-Fest

Am 26. Juni 2014 findet im Donauschwäbischen Zentral-museum (DZM) Ulm die nunmehr 6. Heimatstuben-Tagung statt. Seit dem Jahr 2007 treffen sich ehrenamtli-che Betreuer ostdeutscher Sammlungen regelmäßig in Ulm, um ihr museologisches Fachwissen zu erweitern und sich mit Gleichgesinnten zu aktuellen Themen auszutau-schen. Diesmal geht es – bei der in Zusammenarbeit mit dem Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg, Stuttgart, organisierten Veran-staltung – um praktische Tipps und Anregungen rund um den Umgang, die Lage-

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ein buntes Panaroma für den sommer Veranstaltungshinweise aus den Museen und Institutionen

Mobilität: Blick in die Ausstellung und ein neues exponat. Die schau ist im Oberschlesischen Landesmuseum noch bis zum 14. septem-ber geöffnet.

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rung und das Sortieren von Fotografien und Dokumen-ten. Anhand von Beispielen wird erläutert, wie diese Materialien in Heimatstuben und Ausstellungen am besten zur Geltung kommen. Vom 4. bis 13. Juli 2014 herrscht zehn Tage lang auf beiden Seiten des Donau-Ufers in Ulm und Neu-Ulm ein reges kulturelles Treiben im Rahmen des alle zwei Jah-re abgehaltenen Internationa-len Donaufestes. Herzstück des Events ist der Marktplatz der Kulturen. Dabei stehen

die Einheit in der Vielfalt, die Idee der kulturellen Zusam-menarbeit in Europa und die Stärkung des Zusammenhalts im Donauraum im Mittel-punkt des Geschehens. Das DZM ist wieder mit einem eigenen Zelt dabei und zeigt u.a. eine Ausstellung über die Tschaikisten (serbische Schiffsoldaten in österreichi-schen Diensten). Am 11. Juli präsentieren die Weinbastion und der donauschwäbische Winzer Zoltán Heimann den neuen Schachtelwein im DZM-Zelt.Bis zum 13. Juli 2014 ist in den Ausstellungsräumen des DZM die Werkschau „Lajos Barta – Skulpturen und Zeich-nungen“ zu besichtigen. Der ungarische Bildhauer und Zeichner Lajos Barta (* Buda-pest 1899, † Köln 1986) ist ein Vertreter der abstrakten Nachkriegskunst.Der Erste Weltkrieg bzw. der 100ste Jahrestag des Kriegs-ausbruches ist ein Thema, das sich auch in den Program-men der Museen und Institu-tionen von Ulm und Neu-Ulm wiederfindet. Das DZM steuert dem Veranstaltungs-schwerpunkt die Ausstellung „Grüße aus dem großen Krieg“ und drei Aufführun-

Göllner (1)

gen des österreichischen The-aters Caprile „Die ersten Tage des Krieges, die letzten Tage der Menschheit“ bei.

Adlige und ritter

Das Schlesische Museum zu Görlitz und das Kulturhistori-sche Museum Görlitz haben ein großes Ausstellungsvorha-ben verwirklicht: Sie luden in das Görlitzer Theater zur Eröffnung ihrer beiden Adel-Ausstellungen mit Exponaten von mehr als 50 Leihgebern

aus Deutschland und Polen ein. „Beharren im Wandel. Der Adel Schlesiens und der Oberlausitz seit dem 18. Jahr-hundert“ ist der Titel der neu-en Sonderausstellung, die von den beiden Görlitzer Ein-richtungen gezeigt werden. Die im Kaisertrutz präsentier-te Schau stellt vielfältige Aspekte des Lebens auf dem Schloss und auf dem Ritter-gut vor, wobei die Bindung an Familie und Tradition

sowie Geschichten von Mag-naten und „Krautjunkern“, von Glanz und Niedergang Erwähnung finden. Aufge-worfen wird u.a. auch die Frage, wie sich der Adel in Zeiten des Umbruchs und der Revolutionen sowie in den Jahren des Nationalsozia-lismus bewährte.„Ritter, Junker, Edelleute. Der Adel der Oberlausitz in Mit-telalter und Früher Neuzeit“ ist die ergänzende Präsentati-on im Schönhof, die auf die Geschichte des Adels in der Oberlausitz seit dem Spätmit-

telalter zurückblickt. Das Ausstellungsduett ist bis zum 9. November 2014 zu besich-tigen.Beide Museen bieten ein abwechslungsreiches Begleit-programm an, zu dem neben einmaligen Veranstaltungen auch regelmäßig Führungen und Vorträge des Kollegs zur Adelsgeschichte gehören.

Fachtagung und Kla-viermatinee

In Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk Rhein-Sieg-Kreis, der Evange-lischen Erwachsenenbildung im Kirchenkreis „An Sieg und Rhein“, der Volkshochschule Siebengebirge und der Kul-turreferentin für Schlesien richtet das Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde von Königswinter am 4. und 5. Juli 2014 die Fachtagung „Heraus aus der Vergessen-heit – ‚Unfreiwillige‘ Ökume-ne in Niederschlesien nach 1945“ aus. An der Tagung im Haus Schlesien beteiligen sich u.a. evangelische und katholische Wissenschaftler

sowie Zeitzeugen aus Deutschland und Polen. Im Fokus stehen die Vermittlung von zeitgeschichtlich wichti-gen Hintergrundinformatio-nen sowie von wertvollen Impulsen für die heutige öku-menische Situation. Am 20. Juli 2014 lädt Haus Schlesien zu einem „Klavier-matinee von Schobert zu Schubert“ ein. Im ersten Teil bringt die Konzertpianistin Junko Shioda Werke von Schobert zu Gehör, im zwei-ten Teil steht das Klavierwerk von Franz Schubert auf dem

Programm. Auch wenn über das Leben des deutschen Komponisten, Pianisten und Cembalis-ten Johann Schober t r e c h t w e n i g b e k a n n t ist, steht fest, dass er um 1740 in Schlesien geboren wurde und in Paris im priva-ten Orchester des Prinzen Louis Francois Bourbon-Con-ti tätig war. Wer die aktuellen Sonderaus-stellungen im Haus Schlesi-en, Königswinter-Heisterba-cherrott noch nicht besichtigt hat, kann dies noch bis zum 24. August 2014 nachholen. Es handelt sich zum einen um die Schau im großen Aus-stellungssaal, die unter dem Motto „Von der Erinnerung geprägt“ die drei schlesischen Sammlerpersönlichkeiten Dr. Rainer Lemor, Gerhard Soppa und Georg Peltner und ihre Schätze vorstellt. Zum ande-ren geht es um die Ausstel-lung im Eichendorffsaal, in der unter dem Titel „Licht und Landschaft“ eine Aus-wahl an ausdrucksstarken Aquarellen des 1886 in Lieg-nitz geborenen und 1953 in München verstorbenen Malers Wolf Röhricht zu sehen sind. In Vorbereitung befinden sich zwei neue Ausstellungen, die Ende August eröffnet wer-den. Die Dokumentation „Der Kreisauer Kreis“ und die Schau „Verbotene Kunst“ mit Bildern von Karl Schmidt-Rottluff für Helmuth James von Moltke.

historische Aufarbeitung

„August14: Der Erste Welt-krieg in Ostpreußen“ heißt eine Dokumentarschau, die vom 1. August 2014 bis zum 22. Februar 2015 im Kultur-zentrum Ostpreußen in Ellin-

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Landsmannschaft Ostpreußen: carl röchling: Feldpostzustellung Weihnachten 1914.

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gen zu sehen ist. Die neue Sonderausstellung befasst sich mit der historischen Auf-arbeitung des Krieges an der Ostfront. Die Fokussierung

wurde nicht zuletzt auch des-halb gewählt, um die vieler-orts einseitige Betrachtung auf die Westfront zu vermei-den und die einzige deutsche Provinz, in der zwischen August 1914 und Februar 1915 gekämpft wurde, gezielt hervorzuheben.

Backsteingotik in Bildern

Vom 29. Juni bis zum 26. September 2014 präsentiert die Kulturreferentin für Pom-mern in Kooperation mit dem Kulturforum östliches Europa im Dom St. Nikolai, Greifs-wald die Ausstellung „Inno-vation und Tradition. Hinrich Brunsberg und die spätgoti-sche Backsteinarchitektur in Pommern und in der Mark Brandenburg“. Brunsberg (um 1350 bis nach 1428) ist

einer der wenigen Baumeis-ter der Backsteingotik im süd-lichen Ostseeraum, der namentlich bekannt ist. Mit ihm und seinem Umkreis werden mehrere Bauwerke in Pommern und der Mark Brandenburg in der zweiten Hälfte des 14. und im 15. Jahrhundert verbunden. His-torische und aktuelle Fotogra-fien zeigen diese Bauwerke sowie die Städte und Regio-nen, in denen sie entstanden.

Dialog und Publikation

Im Rahmen der regelmäßi-gen Begegnungen des „Erzählcafés“ spricht Dr. Renate von Walter am 26. Juni 2014 in der Gaststätte „Zum Alten Bezirksamt“ im Haus des Deutschen Ostens in München mit Mechthild Lobisch. Die im schlesischen Hirschberg geborene Dialog-partnerin floh mit ihrer Fami-lie im Alter von fünf Jahren aus ihrer frühe-ren Heimat. Lobisch ist heute als bildende Künstlerin und Pro-fessorin an der Hochschule für Kunst und Design Halle tätig, sie ist Trägerin des Oberbayerischen Kulturprei-ses 2013.Ebenfalls am 26. Juni stellt Dr. Tobias Weger vom Bun-desinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa im HDO die Neuerscheinung „Das deut-sche Kulturerbe in Schlesien, Wege und Perspektiven der Forschung“ vor.

Der vergessene Krieg

Im Sommer 2014 jährt sich der Ausbruch des Ersten Weltkrieges zum einhun-dertsten Mal. Das Ostpreußi-sche Landesmuseum Lüne-burg ist eine der Kulturein-richtungen, die das Ereignis im Rahmen einer Tagung und Podiumsdiskussion themati-sierte. „Der vergessene Krieg – Krieg, Flucht, Deportation in Ostpreußen und im östli-chen Europa“ war der Titel der Tagung vom 17. Juni 2014. Das Ostpreußische Landesmuseum hat die zent-rale Lüneburger Veranstal-tung zum Ersten Weltkrieg gemeinsam mit der Bundes-

stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Kooperation mit dem Nordost-Institut durchgeführt. Im Mittelpunkt der Vorträge standen die Kriegsereignisse und das Schicksal der Bevölkerung in Ostpreußen und im östlichen Europa. Ausgewiesene E x p e r t e n berichteten über das Geschehen in Ostpreu-ßen, den Ein-druck deutscher Besatzer von Litauen, das Schicksal ethni-scher Minderheiten in Russ-land und das Nachwirken des „Großen Krieges“ in der europäischen Erinnerungs-kultur. Die Referenten Andre-as Kossert (Berlin), Joachim Tauber (Lüneburg), Viktor Krieger (Heidelberg) und Andreas Lawaty (Lüneburg) beteiligten sich auch an der anschließenden Diskussion.

Grafik-schau in Gun-delsheim

Im Siebenbürgischen Museum Gundelsheim sind bis zum 6. Juli 2014 unter dem Titel „An meinen Rei-hen musst du gehen …“ Arbeiten aus dem Grafikzyk-lus „Zieder Totentanz“ von Gert Fabritius ausgestellt. Im Jahre 2013 schenkte der Künstler dem Siebenbürgi-schen Museum diese Grafikrei-he, die auf das siebenbürgi-sche Fastnachtsspiel „Das Lied vom König und vom Tod“ zurückgeht. Der 1940 in Bucuresti/Bukarest gebo-rene und heute in Stuttgart lebende Grafiker studierte an der Kunstakademie in Cluj/Klausenburg und erhielt im Jahre 2012 den Siebenbür-gisch-Sächsischen Kultur-preis.

Dieter Göllner

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empathie für Minderheiten, Armut und ethnie nicht vermischen

Bauer (2)

23. Brünner Symposium zum Thema „Menschen am Rande“

Weit über 250 Teilnehmer wohnten am Palmsonn-tagwochenende dem inzwischen 23. Brünner symposium „Dialog in der Mitte europas“ bei, das wieder die Acker-mann-Gemeinde und die Bernard-Bolzano-Gesell-schaft im hotel Internati-onal in Brünn organisiert hatten. Neben Interessen-ten aus Tschechien und Deutschland nahmen auch Personen aus Öster-reich, Polen und ungarn an der Tagung teil. Diese widmete sich diesmal den „Menschen am rande“, d.h. Minderheiten, wobei es zu einem guten Teil um die Thematik „sinti und roma“ ging.

einführende Gedanken zum Verhältnis zwischen

Minderheiten und Mehrhei-ten brachte der Brünner Schriftsteller und Journalist Prof. Pavel Švanda. Anhand historischer Epochen beleuchtete er das Wechsel-spiel, das er auch im Kontext der Abhängigkeit vom Herr-scher und dessen Umfeld beschrieb. Andererseits gab es – im 19. Jahrhundert – Bestrebungen zu Vereinheitli-chung, parallel zu solchen der Zersplitterung. Im Umgang mit Minderheiten habe, so Švanda, Westeuropa sensibler reagiert als Osteuro-pa. Und er verwies auf einen anderen Aspekt: „Die Rechte des Einzelnen werden oft unterdrückt“. Mitunter habe die Auseinandersetzung zwi-

schen Mehrheit und Minder-heit auch zum Untergang der Minderheit geführt. Grund-sätzlich empfahl Švanda viel Toleranz auf beiden Seiten, um positiv miteinander umzugehen.

empathie seitens der Mehrheit

Der Beauftragte der Bun-desregierung für Aussiedler-fragen und nationale Minder-heiten Hartmut Koschyk MdB, zollte in seinem Kurz-vortrag den Veranstaltern Anerkennung für ihr zukunftsweisendes Handeln und die Pionierarbeit für Ver-söhnung. Zu den Rechten von Minderheiten stellte er fest, dass es trotz der Lissabo-ner Verträge in der EU nur ein Rahmenübereinkommen des Europarates gebe, ansons-ten diese innerstaatlich zu klären seien. Deshalb forderte Koschyk auch bilaterale Abkommen, ferner eine Empathie seitens der Mehr-heit gegenüber der Minorität, und „nicht nur Toleranz, son-dern innere Akzeptanz“. Vor dem Hintergrund der aktuel-len Ereignisse in der Ukraine schloss Koschyk etwas nach-denklich. „Wenn man ange-sichts der Vorgänge in der Krim der Meinung ist, für Minderheitenrechte gebe es keinen Anlass, dann fehlt die Seele“.

Die Bürgerrechtlerin und Ombudsfrau der Tschechi-schen Republik Dr. Anna Šabatová sah als Grundlage die angeborene Angst vor der

Andersartigkeit, dem Frem-den, die aber auch Menschen zusammenhält. Werden sol-che Aspekte wirksam, dann werden beispielsweise ande-re Sprachen oder Religionen aus der Gesellschaft ver-drängt. Für ihren Staat nann-te sie die „Roma“ als „Haupt-problem der tschechischen Gesellschaft“, was – im Gegensatz zu früher – nun unter anderem in mangeln-den Kontakten am Arbeits-

platz, am Wohnort oder in der Schule seine Ursachen hat. Ferner stellte sie fest, dass die tschechische Gesell-schaft nach 1989 nicht auf Ungleichheiten vorbereitet gewesen sei. „Ohne ein Maß an Gleichheit können Min-derheitenrechte nicht reali-siert werden“, fasste die Ombudsfrau zusammen.

Der Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregie-rung MdL Martin Neumeyer machte am Aspekt „Wählen“ die Integration und die Teil-

habe an der Demokratie fest. „Oft ist der Mensch mit einer anderen Sprache oder Religi-on Abgrenzungsopfer. Der Reifegrad einer Demokratie zeigt sich am Umgang mit Minderheiten“, verdeutlichte Neumeyer. Er plädierte für Respekt gegenüber Minoritä-ten und deren kulturelle Eigenarten, „aber ohne die Grundlagen des Zusammen-lebens zu verlassen“. Vor allem an die europäische Poli-

tik sowie die Medien richtete der Integrationsbeauftragte den Appell, mehr und vor allem Positives zu leisten. „Aber auch die Nationalstaa-ten sind gefordert, und die Menschen müssen bereit sein und qualifiziert werden“, schloss Neumeyer seine Aus-führungen.

In der Podiumsdiskussion regte Herbert Heuß, Leiten-der wissenschaftlicher Mitar-beiter beim Zentralrat Deut-scher Sinti und Roma, an, seitens der EU alternative

Das Podium am samstagvormittag: saša uhlová, Dr. Éva Kovács, Moderator rainer Karlitschek, MdL Martin Neumeyer, Mariposa Čonková, herbert heuß.

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Möglichkeiten der Förderung zu schaffen (NGOs). Sein Fazit lautete: „Ein Angriff auf Minderheiten ist auch ein Angriff auf die Demokratie“. Besorgt ist er über die Vernet-zung rechtsradikaler Grup-pen und die schwierige Zuordnung der politischen Lager. Daher wünscht er eine „genaue Aufklärungsarbeit auch über schwierige The-men wie Zuwanderung“.

Einen Blick auf Ungarn, wo sich immer mehr Menschen zu Minderheiten bekennen, warf die Soziologin Dr. Éva Kovács aus Budapest. Aller-dings verwies sie auch auf die fehlende finanzielle Unter-stützung der Roma durch die Regierung seit 2010 und den Aufbau einer „romapoliti-schen Vernetzung“ bis in die unteren, kommunalen Ebe-nen. Ein Video von gewalttä-tigen Demonstrationen gegen Roma zeigte die Prager Roma-Aktivistin Mariposa Čonková. „Auch wir Roma wollen einen Beitrag für die Gesell-schaft leisten. Angesichts sol-cher Angriffe können wir uns

nicht zu unserer Roma-Iden-tität bekennen“, kommen-tierte sie den Film und sprach von einem deutlichen Antizi-ganismus, den es zu bekämp-fen gelte. Čonková riet, die Aspekte Arbeit/Armut und Ethnie nicht zu vermischen.

„Der Staat trägt dazu bei, dass die Anti-Roma-Stim-mung in Tschechien wächst“, stellte die Publizistin Saša Uhlová fest. Angesichts wirt-schaftlicher Ängste in weiten Teilen des Landes seien „ganz normale Menschen“ in der Tschechischen Republik „latent sauer“, ihre negative Stimmung richte sich unter anderem gegen die Roma.

Als eine der wichtigen und großen Minderheiten in sei-nem Land nannte der Minis-ter für Menschenrechte und Gleichstellung Jiří Dienstbier die Roma, wobei er aber auch von „größten Schwierigkei-ten wegen der Verschieden-heit“ sprach. Vermutet wer-den in der Tschechischen Republik laut Dienstbier 250.000 bis 350.000 Roma, die unterschiedlich integriert

sind – etwa ein Drittel leben in sozi-al ausgegrenzten Orten, wo es ver-mehrt zu Spannun-gen, Intoleranz und zum Teil Gewalt kommt. „Toleranz ist zu erreichen, wenn man die Pro-bleme rational angeht“, forderte der Minister, aber auch eine langfristig und konzeptionell angelegte Lösung der sozialen Situati-on sei erforderlich. Nicht zu vernach-lässigen sind für ihn auch die Aspekte Wohnung und Bil-dung, vor allem Programme für Kin-der. „Soziale Behin-derungen dürfen nicht über den

sowie für bürgerschaftliches Engagement. Auf dem Podi-um stellte Judit Marte-Huai-nigg von der Caritas in Wien einige mit EU-Geldern geför-derte Projekte vor. Wie sie als Bürgermeisterin des 2500 Einwohner zählenden Ortes Obernitz mit einem Roma-Anteil von 40 Prozent das Zusammenwachsen der Bevölkerungsgruppen in den Griff bekommen hat, schil-derte Drahomíra Miklošová. Und der Politiker David Beňák aus Prag machte deut-lich, dass er durch seinen Bei-tritt zur sozialdemokratischen Partei zu einer Verbesserung der sozialen Situation der Roma beitragen möchte.

Um auch praktische und realistische Aspekte und Ansätze der Arbeit mit Min-derheiten bzw. „Menschen am Rande“ kennenzulernen, gab es am Samstagnachmit-tag, verteilt auf jeweils zwei Arbeitseinheiten, sieben Fall-beispiele. Unter dem Leitthe-ma „Im Dialog miteinander/Begegnungen unter Men-schen“ fanden diese im Tagungshotel und auch an anderen Standorten statt.

Am Samstagabend feierten die Tagungsteilnehmer in der Jakobskirche die Eucharistie. Hauptzelebrant war Abt em. Dr. Emmeram Kränkl (OSB) aus Schäftlarn. Markus Bauer

Schulbesuch entscheiden“, merkte Dienstbier an und nannte darüber hinaus den Aspekt Beschäftigung/Arbeit sowie die Verarmung der Gesellschaft insgesamt.

Mittel gegen Marginalisie-rung und Wege aus der Armutsfalle zeigten zum Abschluss des Symposiums die frühere niedersächsische Ministerin und jetzige Land-tagsabgeordnete Aygül Özkan sowie der Parteivorsit-zende der Grünen in Tsche-chien Ondřej Liška auf. Vor dem Hintergrund des künftig sehr hohen Anteils (ca. 50 Prozent) an Personen mit einem Migrationshinter-grund in Deutschland plä-dierte Özkan für die Kenntnis der deutschen Sprache und für erhöhte Anstrengungen bzw. Konzepte in den Berei-chen Bildung, Arbeit und gesellschaftliches Leben. Besonders das Ehrenamt kann für sie „eine Chance für das Zusammenleben“ sein. Sogar fünf Bereiche bzw. Pfei-ler sieht Ondřej Liška als bedeutend zur Lösung der Probleme: Neben Bildung und Beschäftigung sind dies eine bessere Koordinierung der sozialen Dienste, Woh-nen und Sicherheit. Unter anderem plädierte er für ver-stärkte inklusive Ansätze in der Praxis und in der Politik

Das Podium am Freitagabend: hartmut Koschyk MdB, Moderator senatspräsident a.D. Dr. Petr Pithart, MdeP Martin Kastler (Bun-desvorsitzender der Ackermann-Gemeinde), Ombudsfrau Dr. Anna Šabatová.

Seit 1992 fand jährlich das Iglauer Symposium in Zusammenarbeit mit der Bernard-Bolzano-Gesellschaft (Prag) in Iglau statt. Gegenstand der Symposien waren historisch-politische Themen. Die Vorträge und Diskussionsbeiträge eines jeden Symposiums liegen schriftlich in deutscher und tschechischer Spra-che vor.Seit 2007 findet das Symposium in Brünn/Brno statt. Unter dem Über-titel „Dialog in der Mitte Europas“ erreicht das Brünner Symposium jeweils zum Palmsonntagswochen-ende über 200 Teilnehmer, Reprä-sentanten der Zivilgesellschaft und Erwachsenenbildung, Politiker, Publizisten, Wissenschaftler, Vertre-ter der deutschen Minderheit und Studenten, aus Deutschland, Tsche-chien sowie weiteren mitteleuropäi-schen Ländern.

INFO

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Wiesbaden (dod). Bereits Anfang April fand die Landes-versammlung der SL-Landes-gruppe Hessen im „Haus der Heimat“ in Wiesbaden statt. Diesmal stand keine Vor-standswahl auf der Tagesord-nung, sondern die Wahl des Präsidiums. Der Wappensaal im Haus der Heimat war bis auf den letzten Platz besetzt als Reinfried Vogler, Präsident der SL-Bundesversammlung, diesmal in seiner Funktion als Vorsitzender der SL-Landes-versammlung, die Veranstal-tung eröff-nete. Wolf-g a n g Nickel, Vor-s i tzender des Wiesba-d e n e r Stadtparla-mentes war ebenso gekommen wie die Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz, sowie die Stadtver-ordneten Claudia Spruch, CDU und Stephan Belz, SPD. Wolfgang Nickel begrüßte in seiner Grußansprache als höchster Amtsträger der Stadt Wiesbaden die Landsleute mit aus dem Herzen kom-menden Worten, wie man sie bei Politikern dieses Ranges nur selten hört. Er dankte besonders Alfred Herold, der ihm durch seine menschliche Art ein guter Freund gewor-den sei. Geschrieben hatten die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Stein-bach MdB, der langjährige Landesbeauftragte der Hessi-schen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spät-aussiedler, Landsmann Rudolf

Friedrich sowie das Mitglied des Hessischen Landtages, Hans Jürgen Irmer.

Als Hauptredner hatte der Vorsitzende der Bundesver-sammlung der Sudetendeut-schen Landsmannschaft, Reinfried Vogler, Neuigkeiten von diesem höchsten, frei gewählten Gremium, das vor kurzem in München tagte, mitgebracht. Er forderte die Landsleute auf, die eigenen Positionen selbstbewusst, aber auch kompromissbereit zu vertreten. „Wir müssen unsere Argumente als Gesprächspartner auf Augen-höhe vorbringen und Verbün-dete und Freunde für unsere Anliegen und unsere Mei-nung gewinnen“, so Vogler.

In seiner, zum Teil emotio-nal gehaltenen Rede ging Landesobmann Alfred Herold auf drei Punkte ein. Zunächst stellte er die Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöh-nung“ in den Mittelpunkt und sagte: „Wenn wir einen Blick über unseren hessi-schen Tellerrand hinaus wer-fen, dann erinnern wir uns, welch große Anstrengung es gekostet hat bis dieses wichti-ge Vorhaben in die Tat umge-setzt werden konnte. Es stand über viele Jahr im Kreuzfeuer der Kritik“. Herold, der nunmehr fast vier Jahre dem Stiftungsrat der Berliner Stiftung angehört, sagte: „Ohne die von BdV-Präsidentin Erika Stein-bach ins Leben gerufene Stif-tung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN wäre über kurz oder lang das Schicksaal und die Geschich-

te der deutschen Heimatver-triebenen zu einer Randnotiz der Historiker verkommen!“

„Eine weitere Aufgabe, die uns im Laufe der Zeit zuge-wachsen ist, sind unsere Hei-matfahrten“, sagte Herold und fügte hinzu: „Das Wort „Brückenbauer“ wird heute schon fast inflationär gebraucht und doch muss gesagt werden, dass wir Sudetendeutschen für uns beanspruchen können, die wohl ersten und vor allem die glaubwürdigsten „Brü-ckenbauer“ zu den Men-schen im Osten geworden sind. „Fahrt hinüber über Ostsee und Haff, über Erzge-birge und Böhmerwald. Nehmt Eure Kinder und Enkel mit, damit sie das Land ihrer Väter kennenlernen. Am besten kann man immer noch vorhandene Vorurteile aus der Welt schaffen, wenn man mit den Menschen spricht, die heute in unserer Heimat leben und wohnen.“

Herold sprach auch die Europawahl an: „Gerade jetzt, kurz vor der Europa-wahl, sollten wir die Politiker an die Charta der deutschen Heimatvertriebenen erin-nern, in der bereits vor 64 Jahren, am 5. August 1950 in der Präambel der Charter jener zukunftsweisende Satz steht, den die Vertriebenen erfüllt haben: „Wir werden jedes Beginnen mit allen Kräf-ten unterstützen, das auf die Schaffung eines geeinten Europas gerichtet ist, in dem die Völker ohne Furcht und Zwang leben können.“

Die Wahl des Präsidiums der Landesversammlung ver-lief rasch. Reinfried Vogler, dem der Landesobmann für die nun schon vielen Jahre dauernde Zusammenarbeit herzlich dankte, übernimmt das Amt des Präsidenten der Landesversammlung. Ihm zur Seite stehen die Landsleu-te Rosemarie Kretschmer, Otto Riedl und Reinhard Schwarz.

BdV-Vizepräsident reinfried Vogler (l.) und der hessische sL-Lan-desvorsitzende Alfred herold

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Versammlung der sudetendeutschen in WiesbadenBdV-Vizepräsident Reinfried Vogler Präsident der Landesversammlung

Privat (1); Gierlich (1)

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Kassel (dod). Das Deutsch-landtreffen der Ostpreußen in Kassel war ein gut gewählter Rahmen für eine Veranstal-tung der Kulturstiftung der-deutschen Vertriebenen über Anke von Tharau und den Schöpfer des gleichnamigen Hochzeitscarmens, Simon Dach.

Die Kulturstiftung hat sich um den bedeutenden Königs-berger Barockdichter bereits große Verdienste erworben. 2009 fand aus Anlass des Todestages von Simon Dach eine internationale Fachta-gung unter Leitung von Prof. Dr. Klaus Garber statt, deren Ergebnisse in dem Band „Simon Dach im Kontext preußischer Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit“ vorlie-gen. Das fundierte Werk ent-hält wissenschaftliche Beiträ-ge zu Simon Dachs Dichtung sowie eine detaillierte und spannende Beschreibung der Geschichte der Wallenrodt-schen Bibliothek.

Die Kulturstiftung möchte die Rezeption Simon Dachs aber auf eine breitere Basis stellen, und zwar gerade wegen des „Ännchens von Tharau“. Das beliebte Volks-lied schlägt nämlich den Bogen zu der bedeutenden Ordenskirche von Tharau und damit zu den Kirchen im nördlichen Ostpreußen heu-te. Das Ännchen hat es schon Anfang der 90ger Jahre geschafft, dass der Simon-Dach-Brunnen in Memel/Klaipeda aufgestellt wurde, ein grenzüberschreitendes Projekt von Litauern, Deut-schen und Russen. Das Änn-

Tharau – ein kulturhistorischer Ort von europäischer Bedeutung

chen verstärkt zur Restaurie-rung der Kirche von Tharau heranzuziehen, ist eine ver-nünftige Entscheidung. Das zeigte bereits der starke Andrang zu der Veranstal-tung „Ännchen von Tharau – ihr Leben, ihr Lied, ihre Kir-che – gestern und heute“.

Hans-Günther Parplies, der das Einleitungs- und das Schlusswort sprach, ging auf das Phänomen dieses Liedes ein: eine Auftragsdichtung – als Professor der Poesie an der Albertina gehörten bestellte Hochzeits- und Lei-chencarmina zu Simon Dachs Amtsaufgaben und waren eine wichtige Einnah-mequelle – wurde zu einem der innigsten Liebesgedichte der deutschen Sprache und zum Volksgut, das die Jahr-hunderte überdauerte. Die Bilder, die der Dichter ein-setzt, zeugen von einem sprachlichen Reichtum, der heute gefährdet, wenn nicht gar schon verloren ist. „Mein Leben schließt sich um dei-nes herum“, zitierte Parplies, um dann besonders „unserer Liebe Verknotigung“ hervor-zuheben.

Annette Subroweit beein-druckte die Zuhörer mit ihrem Gesangsvortrag. Der ursprüngliche Text in der Ver-tonung von Heinrich Albert und die hochdeutsche Fas-sung, von Friedrich Silcher vertont, beides wurde von der Sängerin bewegend inter-pretiert. Parallel dazu stellte Betty Römer-Götzelmann das Leben der Anna Neander vor, die 1619 als Pfarrerstochter in Tharau geboren wurde,

nach dem frühen Tod der Eltern in Löbenicht (Königs-berg) bei ihrem Patenonkel aufwuchs. 1636 heiratete sie den Theologen Johannes Por-tatius, Pfarrer zu Trempen, und zu dieser Hochzeit schrieb Simon Dach den berühmten Hochzeitsreigen.

„Krankheit, Betrübnis und Pein“ blieben Anke nicht erspart. Dreimal wurde sie Witwe, und von elf Kindern blieben nur drei am Leben. „Eisen“ und „feindliches Heer“ wirkten sich ebenfalls aus, tobte doch der Dreißig-jährige Krieg. Allerdings griff der nicht so in Ostpreußen ein wie die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts, das das Ende der Kirche von Tharau mit sich bringen sollte. Auch die Geschichte der Kirche, um 1320 zur Ordenszeit als imposantes, backsteingoti-sches Bauwerk errichtet,

wurde vorgestellt. Alte Auf-nahmen zeigten die kunstvol-le Inneneinrichtung. Krieg und Kommunismus wurden der Kirche zum Verhängnis, die jedoch als Lagerhalle genutzt wurde, was wieder-um zu ihrer Rettung führte. Nach der Perestroika war allerdings nur noch eine Rui-ne da, doch auch diese besaß noch eine mächtige Ausstrah-lung. So wurde der „Förder-kreis Kirche Tharau/Ostpr. e. V .“ gegründet, dem es 2005 gelang, ein neues Dach auf das Kirchenschiff zu setzen. Inzwischen hat auch der Turm ein Dach erhalten. Die Kirche von Tharau ist von der Russisch-Orthodoxen Kirche übernommen worden. Ge-meinsam will man das Bau-denkmal erhalten. Interessen-ten daran meldeten sich bereits bei der Soiree in Kas-sel. Bärbel Beutner

Ein Fanclub für „Anke von Tharau“ und ihre Kirche

Die Kirche stammt aus dem 14. Jahrhundert. ein umbau erfolgte im Jahre 1805. Nach einem Brand im Jahre 1910 wurde sie zwischen 1911 und 1918 aufwändig restauriert. Das Gotteshaus blieb im Krieg erhalten, wurde jedoch als Klubhaus und speicher genutzt und verfiel.

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Volkmar Halbleib stellte sich dem Gremium als neuer vertriebenenpolitischer Spre-cher der SPD-Landtagsfrakti-on vor und sicherte zu, in Nachfolge von Christa Naaß die guten Kontakte mit den Vertriebenen weiter pflegen zu wollen. Dies hat sich bereits bei der jüngsten Reise des SPD-Fraktionsvorstandes nach Prag gezeigt. Nicht nur hat der erste Weg in das Sudetendeutsche Büro und zu dessen Leiter Peter Barton geführt. Auch im Gespräch mit dem neuen sozialdemo-kratischen Ministerpräsiden-ten Bohuslav Sobotka wurde das Thema Sudetendeut-sche/Vertreibung angespro-chen.

Christa Naaß erinnert dar-an, dass die SPD-Fraktion bereits im April 2009 in einem Landtagsantrag einen Ausbau der bayerischen (Handels-)Repräsentanz zu

christa Naaß im Gespräch mit dem Bund der VertriebenenBayerische SPD will gute Kontakte weiter pflegen

Privat (3), BdV-Archiv (2)

München (dod). Gleich nach der Gründung des Ver-triebenenpolitischen Beirats der SPD-Landtagsfraktion, dem Christa Naaß als Gene-ralsekretä-rin und vertriebe-nenpoliti-s c h e n Sprecherin der Bay-e r n S P D angehört, traf sich das neuge-gründete Gremium mit dem Landesvorstand des Bundes der Vertriebenen. Landesvor-sitzender und BdV-Vizepräsi-dent Christian Knauer hob besonders hervor, dass die SPD-Landtagsfraktion die ers-te der Fraktionen im Bayeri-schen Landtag ist, die in der neuen Legislaturperiode ein Gespräch mit dem Bund der Vertriebenen gesucht hat.

Liegnitz (dod). Auf der drit-ten Konferenz in Liegnitz vom 1. bis 3. Mai 2014 konn-ten der Landesverband der Vertriebenen und Spätaus-siedler Sachsens gemeinsam mit der DSKG, den Minder-heiten der Russen, Ukrainer, Lemken, Roma und der jüdi-schen Gemeinde von Lieg-nitz eine Kooperationsverein-barung über die weitere Zusammenarbeit abschlie-ßen. Dem Landesverband

Zusammenarbeit mit den Minderheiten in schlesien und Abschluss einer Kooperationsvereinbarung

christa Naaß mit BdV-Vizepräsident und bayerischem BdV-Lan-desvorsitzenden christian Knauer, seiner Vorstandschaft und dem sPD-Vertriebenenbeirat.

einer eigenständigen Vertre-tung in Prag gefordert hatte, die trotz seinerzeitiger Ableh-nung nun endlich realisiert werden wird.

Die SPD-Landtagsfraktion versprach, auch heuer wieder

einen Vertriebenenempfang durchzuführen. Themen waren weiter der geplante Nationale Gedenktag sowie die noch immer ausstehende Entschädigung deutscher Zwangsarbeiter.

ging es darum, in Zukunft breite Kreise der genannten Volksgruppen fester in die europäische Gemeinschaft

e i n zub in -den. Sie sol-len bei ihren Problemen unterstützt

werden, die Jugend dieser Gruppen mit der europäi-schen Gemeinschaft vertraut gemacht werden und Kultur und Brauchtum den nach-

kommenden Generationen zu erhalten. Nur so kann ein friedliches Miteinander aufge-baut werden. Der BdV hat zum Ausdruck gebracht, dass er gewillt ist die Zusam-menarbeit und den Aus-tausch mit Leben zu erfüllen. Alle Teilnehmer der Konfe-renz waren Mandatsträger ihrer Landsmannschaften und haben sich verpflichtet in öffentlichen Veranstaltungen darüber zu berichten. So bit-

ter es ist, aus der Heimat ver-trieben zu werden, ist es trotzdem Aufgabe der jetzi-gen und kommenden Gene-rationen dafür zu sorgen, dass die europäische Gemein-schaft zusammenhält um auf diesem Kontinent nach den leidvollen Erlebnissen den Frieden zu erhalten. Der Lan-desverband hat sich seit sei-nem Bestehen für ein friedli-ches Miteinander ausgespro-chen. W. Fiolka

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Andreas Gryphius-Preis an Therese chromik

Die KünslerGilde e.V. Esslingen zeichnet mit dem diesjährigen Andreas Gryphius-Preis die in Kiel ansässige Schriftstellerin und Lyrikerin Therese Chromik aus.Therese Chromik wurde 1943 in Liegnitz in Schlesien geboren, wuchs in der Lüneburger Heide auf und war im Schuldienst tätig. Mit ihrem Lyrik- und Pro-saschaffen gehört Therese Chromik zu den bedeutenden deutschsprachigen Literaten der Gegenwart. 2012 erhielt sie den Nikolaus Lenau-Preis.Der Ehrenpreis im Andreas Gryphius-Preis 2014 geht an Leonie Ossowski für ihr Romanschaffen. Die in Berlin lebende Autorin wurde 1925 in Röhrsdorf in Schlesien geboren. Der Andreas Gryphius-Preis wurde 1957 von der KünstlerGilde gegründet. Zu den bisherigen Preisträgern gehören u.a. Heinz Piontek, August Scholtis, Wolfgang Koeppen, Peter Huchel, Reiner Kunze, Siegfried Lenz, Horst Bienek, Peter Härtling, Jiri Grusa und Arno Sur-minski.

rudolf Grulich wird 70 – „Kirche in Not“ gratuliert

Das Hilfswerk „Kirche in Not“ gratuliert Rudolf Grulich zu sei-nem 70. Geburtstag. Von 1982 bis 1985 leitete der Kirchenhis-toriker die Pressearbeit der Zen-trale von „Kirche in Not“ in Königstein im Taunus. Rudolf Grulich wurde am 16. April 1944 im mährischen Runarz geboren. Zwei Jahre später wurde er zusammen mit Mutter und Großmutter aus der Heimat vertrieben. Die Familie kam nach Oberfranken; sein Vater war zu diesem Zeitpunkt noch in französischer Kriegsgefangenschaft. Unter anderem wegen dieses Hintergrunds der eigenen Vertreibung war Grulich der „Kirche in Not“ schon früh sehr verbunden.Das Schicksal seiner Heimat hat Rudolf Grulich geprägt und seine wissenschaftliche Arbeit beeinflusst. Nach dem Studium der Katholischen Theologie und der slawischen Sprachen in Königstein im Taunus, Augsburg und Zagreb war er für die Akademie für Politik und Zeitgeschehen der Hanns-Seidel-Stiftung in München tätig sowie wissen-schaftlicher Assistent an den theologischen Fakultäten der Universitäten Bochum und Regensburg.Professor Grulich ist seit 1988 auch Direktor des heute im hessischen Nidda ansässigen „Instituts für Kirchenge-schichte von Böhmen-Mähren-Schlesien“. Als Honorar-

professor lehrt er seit 1990 Mittlere und Neuere Kirchen-geschichte an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Schwerpunkte seiner Forschungsarbeit sind die Geschich-te und Kultur der böhmischen Länder, die Kirchen im Osten sowie Volksgruppen und Minderheiten in Europa; diese Themen bilden daher auch einen Schwerpunkt seiner Veröffentlichungen.Er hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter im Jahr 2008 das Bundesverdienstkreuz am Bande und 2012 die Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen.

Zellmeier sprecher für Vertriebenenpolitik

Der Landtagsabgeordnete Josef Zellmeier ist neuer Vorsitzender der Arbeitsgruppe Vertriebenen-politik und Partnerschaftsbezie-hungen der CSU-Landtagsfrakti-on. Der 49-jährige aus dem Stimmkreis Straubing folgt damit Christa Matschl nach, die bei der Wahl im vergangenen September nicht mehr für den Bayerischen Landtag kandidiert hatte. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde der Münchner Abgeordnete Andreas Lorenz bestimmt. Ein-stimmig beschlossen die Mitglieder sodann eine Namens-änderung, mit der die große Gruppe der Aussiedler künftig eigens Erwähnung findet. Der neue, vom CSU-Fraktions-vorstand vor kurzem genehmigte Name lautet ab jetzt „Arbeitsgruppe Vertriebene, Aussiedler und Partner-schaftsbeziehungen“. Denn neben der bedeutenden Zahl an Heimatvertriebenen hat Deutschland seit 1950 rund 4,5 Millionen Aussiedler und Spätaussiedler aufgenom-men, die überwiegend aus Polen, Rumänien und der ehe-maligen Sowjetunion kamen.

hartmut Gassner ausgezeichnet

Ministerialdirektor a.D. Hartmut Gassner wurde jetzt von BdV-Präsidentin Erika Stein-bach MdB mit der Wenzel-Jaksch-Medaille ausgezeichnet. Gassner wurde am 2. Juni 1931 in Insterburg in Ostpreußen geboren. Bereits 1953 wurde Hartmut Gassner Mitglied der Landsmannschaft Ostpreußen, in der er von 1956 bis 1963 aktiv mitarbeitete als Bundes-vorsitzender des Studentenbundes Ostpreußen, Mitglied der Ostpreußischen Landesvertretung, Bundesvorstands-mitglied des Verbandes Heimatvertriebener und geflüchte-ter deutscher Studenten, stellv. Vorsitzender der Lands-mannschaft Ostpreußen in Berlin und Mitglied der Studi-engruppe für Politik und Völkerrecht beim BdV.

DOD 03/2014 43Nachrichten

PersONALIeN

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ehrenmal für Vertriebene auf dem Friedhof schwerin.

44 DOD 03/2014Nachrichten

Speckmann (1)

studienreise in das Lebuser Land nach PolenVertreibung ist als solche zu benennen

Landsberg (dod). Der BdV Kreisverband Kyritz e.V. orga-nisierte eine Studienfahrt vom 05. bis 07. Juni d.J. nach Landsberg und Schwerin an der Warte im Lebuser Land ehemals Ostbrandenburg.

Ständiger Begleiter und Übersetzer auf dieser Studi-enfahrt ab der Grenze und bei allen Veranstaltungen und Besuchen war der 41-jährige Mag. Jacek Jeremicz, Verwal-tungsdirektor der Stadtver-waltung Landsberg a.d.W.

Sein Kollege und Amtslei-ter für europäische Integrati-on, Mag. Siegfried Kamilewi-cz, informierte anschaulich über die investiven Ziele für die EU-Förderperiode 2014 bis 2020. Bei den geplanten Maßnahmen wird besonde-rer Wert auf Nachhaltigkeit aller geförderten Maßnah-men gelegt. Hierzu gehören die weitere Stadtsanierung, Infrastrukturentwicklung, der Einsatz neuer Straßen-bahnen, Reduzierung der Emissionsbelastung, der Anschluss an das Fernwärme-netz, ein städtisches Kunst- und Kulturzentrum, Parkan-lagen, neue Industrieansied-lung, Radwanderwege u.v.a. Weitere Schwerpunkte sind Bildungsprojekte sowie Pro-jekte der Jugendarbeit.

Mit sichtbarem Stolz berichtete der junge Bürger-meister der Gemeinde Prit-tisch a.d.W./Przytoczna, Bar-tusch Kuchnyk über die ers-ten Maßnahmen, die mit EU-Fördergeldern in seiner Stadt realisiert werden konnten wie z.B. ein völlig neues Kul-turzentrum sowie eine neue

Uferpromenade am nahe gelegenen See. Bei allen Sanierungsmaßnahmen soll der historische deutsche Cha-rakter wieder hergestellt wer-den. Hierzu gehören u.a. die Bürgerhäuser, die Kirche, der Friedhof und der Marktplatz sowie ein Jachthafen.

Der Bürgermeister setzt auf die weitere Entwicklung des Tourismus, der unmittelbar an der Stadt liegende See hat sauberes tiefes Wasser – ideal für den Wassersport.

Dem jungen Bürgermeister und seinem Team ist bewusst, dass sie ein lokales kulturelles Erbe gegen das Vergessen zu bewahren haben. Dabei geht es ihnen um eine gemeinsa-me Erinnerung an die deutsch-polnische Geschich-te und Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft.

Stolz zeigte der Bürger-meister Kuchnyk das erste in dieser Region privat geführte Seniorenpflegeheim im ehe-maligen Vorwerk Amalia in der Gemeinde Prittsch OT Rokitten. Hier kommen auf 60 Bewohner 30 examinierte Pflegekräfte. Ein Pflegeplatz kostet etwa 1.000,00 € monatlich.

Auf dem Friedhof in Schwerin a.d. W. wurde am Mahnmal der Vertriebenen in einer Andacht ein Blumenge-binde niedergelegt. Das Denkmal trägt in Deutsch und in Polnisch folgende Inschrift: Dem Gedenken der Verstorbenen denen diese Erde Heimat war und letzte Ruhestätte wurde. Die Gestaltung dieses Denkmals hat eine tiefe Symbolik zum

friedlichen Nebeneinander von Deutschen und Polen sowie dem Bruch zwischen den Völkern und dem sich wieder entwickelnden friedli-ches Miteinander.

An diesen drei Tagen wur-de bewusst, was Jacek Jere-micz ausgesprochen hat, die Phase der Versöhnung ist zwischen dem BdV Kreisver-band Kyritz e.V., den deut-schen Heimatvertriebenen und den heute hier lebenden Polen bereits weitestgehend abgeschlossen, jetzt geht es um die Pflege der deutsch-polnischen Freundschaft und die Realisierung gemeinsa-mer Projekte für die Zukunft.

Auch das städtische Muse-um in Meseritz unter Direk-tor Andrzej Kirmiel wurde ein Besuch abgestattet. Gro-ßes Aufsehen und starkes Interesse hat seine Daueraus-stellung über die deutsche Zeit der Stadt Meseritz bis 1945 gefunden, die vom

Land Nordrhein-Westfalen, dem Heimatkreisverein Meseritz in Deutschland und dem Museum Wewelsburg finanziell gefördert wurde.

Diese Ausstellung ist ein großes grenzüberschreiten-des Bildungsprojekt für Schü-ler und Studenten. So wur-den bereits mehrere Work-shops mit deutschen und pol-nischen Schülern durchge-führt. 2012 fand in den Museumsräumen eine inter-nationale wissenschaftlich-historische Konferenz unter dem Titel „Flucht, Vertrei-bung, Neuansiedlung“ statt. Andrzej Kirmiel vertritt die Auffassung, dass zur notwen-digen Aufarbeitung der bei-derseitigen Geschichte insbe-sondere des 20. Jahrhunderts unbedingte Ehrlichkeit auf beiden Seiten bestehen muss. Vertreibung ist als solche zu benennen und nicht zu umschreiben.

Hans-Joachim Speckmann

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DOD 03/2014 45Aus den Verbänden

Juli

18.-20.07. Fr.-So. LM der Banater Schwaben, Bundesweites Jugendzeltlager, Wörnitz20. 07. So. LV Bayern, Tag der Heimat, Rathaussaal, Passau20. 07. So. LM Schlesien, Mutter-Anna-Wallfahrt der Nieder- u. Oberschlesier, Velbert-Neviges

August

02. 08. Sa. LM der Banater Schwaben Deutsche Wallfahrt Maria Radna, Maria Radna, Banat Rumänien03. 08. So. LV Schleswig-Holstein Tag der Heimat und des KV Neumünster anlässlich des Jubiläums 65 Jahre BdV und LM in Schleswig-Holstein „Kiek In“, Neumünster05. 08. Di. LV Baden-Württemberg, Chartafeier vor dem Neuen Schloss, Stuttgart11.-14. 08. Mo.-Do. LV Hessen, Kulturelle Sommertage, Wiesbaden-Naurod30. 08. Sa. Bund der Vertriebenen, Tag der Heimat, Urania, Berlin30. 08. Sa. Bund der Vertriebenen, Kranzniederlegung Theodor-Heuss-Platz, Berlin

september

06. 09. Sa. LV Thüringen, Tag der Heimat und Tag der Landsmannschaften Stadthalle, Arnstadt13. 09. Sa. LVD Hamburg, Ökumenischer Gottesdienst, Hauptkirche St. Michaelis, Hamburg14. 09. So. LVD Hamburg, Tag der Heimat 14. 09. So. LV Hessen, „Tag der Heimat“, gemeinsam mit dem „Hessischen Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation“, Foyer des Hessischen Landtags, Wiesbaden19.-21. 09. Fr.-So. LM Ostpreußen, Geschichtsseminar, Bad Pyrmont20. 09. Sa. BLV Berlin, Kulturtag der Landsmannschaften, Rathaus Schöneberg, Berlin26./27. 09. Fr.-Sa. LV Baden-Württemberg, Landeskulturtagung, Haus der Heimat, Stuttgart26.-28. 09. Fr.-So. LM Westpreußen ,Westpreußen-Kongress Herford27. 09. Sa. LVD Hamburg, Heimatmarkt, Gerhart-Hauptmann-Platz, Mönckebergstr., Hamburg

Termine der MitgliedsverbändeAlle dem Bundesverband gemeldeten Termine für die kommenden Monate

Leitwort 2014Deutschland geht nicht ohne uns

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Posselt dankt Gauck München (dod). Der Spre-cher der Sudetendeutschen Volksgruppe und CSU-Euro-paabgeordnete Bernd Posselt dankte Bundespräsident Joa-chim Gauck „für die klaren Worte zur Vertreibung, die dieser bei seinem Besuch in der Tschechischen Republik gefunden hat.“ Wichtig sei vor allem, daß das deutsche Staatsoberhaupt den kollekti-ven Charakter der Entrech-tung der Sudetendeutschen hervorgehoben habe: „Die Absage an jede Kollektiv-schuld verbindet ihn mit dem großen Bürgerrechtler und Gründerpräsidenten der Tschechischen Republik Václav Havel.“ Posselt begrüßte auch, daß der Bun-despräsident die zunehmen-den Bemühungen in der tschechischen Gesellschaft angesprochen habe, die leid-volle Vergangenheit wahr-heitsgemäß aufzuarbeiten: „Diesen Weg wollen wir Sudetendeutschen in ehrli-chem Dialog und aufrechter Partnerschaft mit den aufge-schlossenen Kräften in der Tschechischen Republik wei-tergehen. Dabei hat uns der Bundespräsident mit seinem Besuch Rückenwind gege-ben.“

hdO München ist barrierefreiMünchen (dod). Bayerns Sozialministerin Emilia Mül-ler weihte im Haus des Deut-schen Ostens in München den neuen Personenaufzug ein. Sie hob dabei heraus, dass mit dieser Inbetriebnah-me eine „Barriere“ für die Besucher gefallen ist: „Der Aufzug ist ein Segen für die Besucher, besonders für alle mit Mobilitätseinschränkung. Das Haus des Deutschen

Ostens gewinnt dadurch zusätzlich an Attraktivität. Die Maßnahme zeigt aber auch eines: Unser Handeln in Bayern ist darauf gerichtet, die Lebensqualität und die Teilhabe aller Menschen zu verbessern. Wir haben uns daher auch zum Ziel gesetzt, Bayern bis 2023 im gesamten öffentlichen Raum barriere-frei zu machen. Dies gelingt uns nur, wenn alle an einem Strang ziehen. So war es auch bei diesem Projekt. Ich danke deshalb den Verantwortli-chen der staatlichen Bauver-waltung sowie des Hauses des Deutschen Ostens, die großes Engagement in das Projekt Aufzug gesteckt haben.“

Das Haus des Deutschen Ostens in München ist die zentrale Kultur-, Bildungs- und Begegnungsstätte aller Heimatvertriebenen, Aus-siedler und Spätaussiedler in Bayern. Gemäß § 96 BVFG trägt die Einrichtung dazu bei, Schicksal, Kultur und Leistungen der Heimatver-triebenen, Aussiedler und Spätaussiedler lebendig im Bewusstsein der Bevölkerung im In- und im Ausland zu hal-ten. Im HDO befindet sich auch die Geschäftsstelle des Bundes der Vertriebenen, Landesverband Bayern.

rumänien beim NetzwerkBukarest (dod). Am 28. Mai 2014 ist Rumänien als fünftes Land dem Europäi-schen Netzwerk Erinnerung und Solidarität beigetreten. In Bukarest unterzeichneten die für Kultur zuständigen Minis-ter Hunor Kelemen (Rumäni-en) und Bogdan Zdrojewski (Polen) sowie die Botschafter Ondrej Krajňák (Slowakische Republik), Botond Zakonyi (Ungarn) und Werner Hans Lauk (Deutschland) die Deklaration.

Darüber freut sich Profes-sor Dr. Matthias Weber, Direktor des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) in Oldenburg und Deutscher Koordinator des Europäischen Netzwerks Erinnerung und Solidarität:

„Das ist eine gute Nach-richt. Damit gewinnt das Netzwerk einen starken Part-ner. In die Erinnerung der Europäer an das 20. Jahrhun-dert bringt Rumänien ganz eigene historische Erfahrun-gen ein. „Das Europäische Netzwerk Erinnerung und Solidarität ist eine multilatera-le, von den Kulturministern der Mitgliedsländer Polen, Slowakei, Ungarn und Deutschland geleitete Initiati-ve.

Letzte Meldung Dresden (dod). Der Sächsi-sche Landtag hat in seiner Sitzung am 18. Juni 2014 mit den Stimmen von CDU und FDP beschlossen, einen lan-desweiten Gedenktag für die Opfer der Vertreibung in Sachsen einzuführen, der jährlich am zweiten Sonntag im September begangen wer-den soll. Dazu erklärte BdV-Präsidentin Erika Stein-bach MdB: „Das ist ein wich-tiges Zeichen der Solidarität mit dem Schicksal der deut-schen Vertriebenen und Aus-siedler durch die schwarz-gelbe Koalition unter Füh-rung des Ministerpräsidenten Stanislav Tillich.

Ich hoffe, dass sich nun auch der Bund diesen guten Vorbildern anschließt. Denn die Bewahrung und Aufarbei-tung unserer Geschichte ist eine gesamtgesellschaftliche, bundesweite Aufgabe. Der im Koalitionsvertrag verein-barte bundesweite Gedenk-tag in Erinnerung an die Ver-treibung Deutscher muss schnell eingeführt werden.“

46 DOD 03/2014Nachrichten

herausgeber und Verlag:Bund der Vertriebenen - Vereinigte Landsmannschaften und Landesverbände eV.

Anschrift:Godesberger Allee 72–74 53175 Bonn Telefon: (0228) 810 07-26/28 Telefax: (0228) 810 07-50/52 E-Mail: [email protected] Internet: www.Bund-der- Vertriebenen.de

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chefredaktion: Markus Patzke

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erscheinungsweise: zweimonatlich

Bezugspreis im Jahresabonnement:48,- Euro für BdV-Mitglieder 36,- Euro

Abdruck nach Vereinbarung. Die mit Namen oder Chiffre gezeichneten Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.

Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos, Bespre-chungsexemplare etc. wird keine Haftung übernommen.

IMPressuM

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Kataloge zu Ausstellungen der stiftung Zentrum gegen Vertreibungen

12,95 € Einzelkatalog30,00 € Katalogsammlung35,00 € Katalogsammlung im Schuber05,00 € Schuber

Die Kataloge zur Ausstellung können onlineunter [email protected] oder beimZentrum gegen Vertreibungen OrganisationsbüroGodesberger Allee 72–74, 53175 BonnTel.: 0228 / 81 007 30, Fax: 0228 / 81 007 52bestellt werden.

Deutsches Leben in Mittel- und Osteuropa

Zentrum gegen Vertreibungen

Die Integration der Vertriebenen in Deutschland

Zentrum gegen Vertreibungen

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Page 48: DOD 3/2014

In Frankfurt am Main SAALBAU Bornheim� Arnsburgerstr. 24 60385 Frankfurt am Main

18.12.2013 bis 12.02.2014 geöffnet täglich 8.00 bis 22.00 Uhr (außer 24.12.2013) U-Bahn 4, Haltestelle Höhenstraße

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Ausstellung der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen

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www.heimatweh.de

Diese Ausstellung umfasst im ersten Teil „Die Gerufenen“ die weitgehend unbekannte Heimat der deutschen Volksgruppen außerhalb des Deutschen Reiches mit ihrer Siedlungsge-schichte, im zweiten Teil „Erzwungene Wege“ Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahr-hunderts und im dritten Teil „Angekommen“ die Integration der Vertriebenen und Aussied-ler seit 1945 in Deutschland.

Oberschlesisches LandesmuseumBahnhofstraße 6240883 Ratingen

9. 11. 2014 bis 6. 4. 2015Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 UhrEintritt Erwachsene: 5,00 € Mit Ermäßigung: 3,00 €

In Frankfurt am Main SAALBAU Bornheim� Arnsburgerstr. 24 60385 Frankfurt am Main

18.12.2013 bis 12.02.2014 geöffnet täglich 8.00 bis 22.00 Uhr (außer 24.12.2013) U-Bahn 4, Haltestelle Höhenstraße

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