Donnerstag, 23. Juli, 20 Uhr Helmut List Halle Ridente la calma · 2015-07-22 · Donnerstag, 23....
Transcript of Donnerstag, 23. Juli, 20 Uhr Helmut List Halle Ridente la calma · 2015-07-22 · Donnerstag, 23....
Donnerstag, 23. Juli, 20 UhrHelmut List Halle
Ridente la calma
Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)Sinfonie in D, KV 196 u. 121
aus Ouvertüre zu „La finta giardiniera“, KV 196Allegro moltoAndantino graziosoFinale: Allegro (KV 121)
aus „La finta giardiniera“, KV 196Se l’augellin sen fugge
Arie des Ramiro
Dolce d’amor compagna Arie des Ramiro
Josef Myslivecek (1737–1781)aus der Ouvertüre zu „Ezio“
Allegro con spirito
Josef Myslivecekaus „Armida“
Il caro mio beneArie des Rinaldo
Wolfgang Amadeus Mozartaus „Lucio Silla“, KV 135
Dunque sperar poss’io – Il tenero momentoRezitativ & Arie des Cecilio
Wolfgang Amadeus MozartRidente la calma, KV 152
aus „La clemenza di Tito“, KV 621Deh, per questo istante solo
Rondò des Sesto
Sinfonie in A, KV 114 Allegro moderatoAndanteMenuetto. TrioMolto allegro
Antonio Sacchini (1730–1786) aus „Il Cid“
Vieni, o caro amato bene Rondò des Rodrigo
Placa lo sdegno, o cara Arie des Rodrigo
Valer Sabadus, CountertenorrecreationBAROCKDirigent: Michael Hofstetter
Patronanz:
Konzertdauer: Erster Konzertteil: ca. 45 MinutenPause: 25 MinutenZweiter Konzertteil: ca. 48 Minuten
Radio: Sonntag, 2. August, 20.04 Uhr, Radio Steiermark
Ridente la calma
„Ridente la calma“ – die lachende Ruhe,
die Mozart in seiner Canzonetta KV 152 be
sungen hat, steht als süßer Traum über
allen Arien des heutigen Abends, auch
wenn die Helden, die Valer Sabadus ver
körpert, von diesem Ideal oft denkbar weit
entfernt sind. Dass es sich bei Mozarts
Canzonetta in Wirklichkeit um die Bearbei
tung einer Opernarie von Josef Myslivecek
handelt, gab die Richtung des Abends
vor: Arien von Mozart im Vergleich zu
solchen seines böhmischen Freundes und
des großen Florentiners Antonio Sacchini.
Zur Geschichte
„Ridente la calma nell’alma si desti“. So beginnt eine Canzonetta für Sopran und Klavier, die Constanze Mozart im Februar 1799 als Werk ihres Mannes ohne weiteren Kommentar an den Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel sandte, und zwar unter den Liedern des Verblichenen: „Sie finden am Ende dieses Briefs ein Verzeichniß von Liedern. Unter denen ist bey weitem die größte Anzahl sicher nicht gestochen … Ich begehre für jede Nummer 2 ducaten.“ (Constanze Mozart am 25. Februar 1799) Tatsächlich druckte der Verlag dieses schöne FDurStück in der Erstausgabe der Mozart’schen Lieder ab, und angeblich lag dazu noch ein Autograph von Mozart vor. Den italienischen Text übertrug Daniel Jäger ins Deutsche, wodurch „Ridente la calma“ als deutsches Lied „Sylphe des Friedens“ eine gewisse Berühmtheit erlangte.
Die Mozartforscher dagegen waren gleich skeptisch: kein Autograph erhalten bei so „unmozartischer“ Musik? Während Ludwig Ritter von Koechel das Stück ohne weiteres in sein Werkverzeichnis aufnahm und ihm die Nummer KV 152 gab, brachten neuere Auflagen des KoechelVerzeichnisses einerseits Josef Myslivecek als möglichen Autor ins Spiel, andererseits Domenico Cimarosa. Schließlich entdeckte man Mozarts Vorlage: die Arie „Il caro mio bene attendo, sospiro“ von Myslivecek.
Im heutigen Programm kann man Original und Vorlage hörend miteinander vergleichen. Legt man die Noten nebeneinander, so werden einige Eingriffe Mozarts deutlich: Er unterlegte einen neuen italienischen Text (von wem? warum?), veränderte die Taktart vom Dreiviertel zum Dreiachtel, bereicherte die Melodie mit zusätzlichen Verzierungen und formte sie an manchen Stellen meisterlich um, reduzierte das Vorspiel
auf einen Takt. Vor allem aber schrieb er eine neue Begleitung und einen völlig neuen Mittelteil. Ist das Ergebnis nun Mozart oder Myslivecek? Vermutlich handelt es sich um eine Huldigung des Ersteren an den Letzteren, denn seit sich die beiden in Bologna begegnet waren, zählte Myslivecek zu den Idolen des jugendlichen Mozart.
Myslivecek und Mozart
Nein, es war wahrlich nicht zum Lachen, was sich Josef Myslivecek an Verballhornungen seines Namens anhören musste, wo immer er hinkam: „Wegen der heuerigen Opera haben sich verschiedene Anstände ergeben, gleich hat es an den Compositor gefehlt, so onversehens in Florenz gefährlich erkranket, und der bekannte Mislowiek, ein Böhme, ist.“ So schrieb im Dezember 1775 der kurbayerische Konferenzminister Joseph Graf von Seinsheim an seinen Bruder, den Fürstbischof von Würzburg. Myslivecek hatte aus München den Auftrag erhalten, die Opera seria für den nächsten Fasching zu schreiben, in Florenz aber hatte sich der erste Schub seiner SyphilisErkrankung gezeigt. Als er im nächsten Jahr endlich wieder reisen konnte, um für den Münchner Fasching 1777 den „Ezio“ zu schreiben, hatte Graf Seinsheim wieder eine andere Variante für den Namen des „famosen“ Böhmen bereit: „Die heuerige große Opera solle sehr schön werden, der famose böhmische Compositore Wickelseck, oder wie er heißet, hat die Musique gemacht.“ Glücklicherweise hatten sich die Italiener mit der Sprachhürde nicht weiter herumgeschlagen, sondern aus Maestro Myslivecek einfacherweise „il Boemo“ gemacht, „den Böhmen“. Da er als Tscheche im italienischen SeriaBusiness allein auf weiter Flur agierte, kannte man den Müllersohn aus Prag im Süden nur unter jenem Spitznamen.
In München feierte Myslivecek mit dem „Ezio“ nur einen halben Erfolg. Obwohl er diesen Text von Metastasio gerade
erst 1775 für Neapel vertont hatte, musste er in München jede Arie, ja sogar die Ouvertüre neu schreiben, was ihm schwer gefallen sein mag. „Die Musique solle künstlich seyn, viele aber glauben, bessere Opern gehört zu haben, die das Ohr mehr flattieren“, berichtete Graf Seinsheim nach der Premiere. Immerhin heißt es wenig später: „Die Opera hat letztlich sehr wohl reüssieret, die Musique gefallet auch immer besser.“ Unser Programm enthält den ersten Satz der Ouvertüre zum „Ezio“, einer besonders schönen dreisätzigen Sinfonie.
Denkwürdig ist der Münchner Aufenthalt des „Boemo“ auch deshalb, weil ihn damals Mozart wiedertraf, der sich gerade anschickte, über München nach Mannheim und Paris zu reisen. Die Freunde begegneten einander im Münchner Hospital, wo man dem Böhmen wegen der immer deutlicher werdenden Folgen seiner Erkrankung die halbe Nase wegoperiert hatte. Mozart war entsetzt und konnte seinen Ekel kaum unterdrücken, während sich Myslivecek über den Besuch riesig freute. Der Böhme machte eine Menge italienischer Versprechungen, die er nie hielt, während er andererseits von Leopold Mozart einen lukrativen Auftrag für Salzburg einheimste. Mozart nahm den Schrecken über die Folgen venerischer Krankheiten mit nach Paris, was vermutlich heilsam war.
Was Mozart nicht ahnen konnte: Myslivecek war ihm in München tatsächlich im Weg gestanden, und zwar an einem wichtigen Punkt seiner Karriere: Mozart selbst hatte gehofft, nach dem Erfolg seiner Münchner Opera buffa „La finta giardiniera“ vom bayerischen Hof den Auftrag für die Opera seria des Jahres 1776 zu erhalten, der dann aber an Myslivecek ging. Wegen dieses Zusammenhangs hatte sich Mozart bei der „Finta giardiniera“ ins Zeug gelegt und besonders schöne Kastratenarien im Stil der Opera seria geschrieben, die Valer Sabadus im heutigen Programm singt. Ironie des Schicksals: Gerade diese Arien klingen nach Myslivecek und zeigen, wie
sehr Mozart um 1775 von der Musik des Böhmen beeinflusst und beeindruckt war. Außer Johann Christian Bach und Antonio Sacchini gibt es keinen anderen Komponisten der Zeit, dessen Musik Mozart so nahe kommt wie Myslivecek.
Sacchini und Mozart
Den dritten Komponisten unseres Programms, Antonio Sacchini, hat Mozart nie getroffen. Der Florentiner, der in Neapel aufgewachsen und ausgebildet worden war, begegnete dem jungen Salzburger zwar überall in Italien durch seine Musik: Die Opera buffa „La contadina in corte“ („Die Bäuerin bei Hofe“) war einer der großen Kassenschlager jener Epoche, und auch die SeriaArien von Sacchini schallten Mozart überall entgegen. Während aber die Mozarts durch Italien reisten, war Sacchini schon auf dem Weg nach London, wo er zum beherrschenden Opernkomponisten der 1770erJahre aufstieg. Seine Oper „Il Cid“ über den legendären spanischen Volkshelden hatte just zu dem Zeitpunkt in London Premiere, als Mozart in Mailand seinen „Lucio Silla“ vorstellte. Deshalb singt Valer Sabadus aus dem Londoner „Cid“ zwei herrliche Arien, die Sacchini für den berühmten Kastraten Giuseppe Millico geschrieben hat, und eine Arie aus „Lucio Silla“, die Mozart in Mailand im selben Fasching für den Kastraten Venanzio Rauzzini komponiert hat. Dieser besonders eitle Sopranist wiederum ging von Mailand aus nach London, wo er zum gefährlichen Gegenspieler von Sacchini avancierte und diesen letztlich nach Paris abdrängte. Dort avancierte Sacchini nach 1780 zum Lieblingskomponisten der Königin MarieAntoinette. Seine französischen Opern „Oedipe à Colonne“, „Dardanus“ und „Renaud“ zählten zu den größten französischen Musiktragödien nach Gluck. Im Stil aber blieb Sacchini lebenslang der schönen Melodie verpflichtet. Der englische Musikgelehrte Charles Burney schrieb über seinen
Freund Sacchini: „Er begeisterte das Publikum mehr durch eine graziöse und bewegende Melodie als durch arbeitsame und ausgesuchte Modulationen. Seine Orchesterbegleitung war immer brillant und genial, ohne aber überladen und konfus zu wirken. Vielmehr unterstrich sie den Ausdruck der Singstimme häufig in pittoresker Weise.“ Und der deutsche Dichter Wilhelm Heinse meinte: „Sich an den süßen Tönen schöner Kehlen zu weiden in den geschmeidigsten Melodien und Harmonien, scheint immer Sacchinis Zweck für die Zuschauer gewesen zu sein.“
Die Musik
Als Mozart im März 1775 aus München nach Salzburg zurückkehrte, hatte er die Partitur seiner Opera buffa „La finta giardiniera“ im Gepäck: hunderte von Partiturseiten, die er für ein lächerliches Honorar ganze drei Mal in München hatte aufführen können, ohne dass es dafür in Salzburg Verwendung gab. Fürsterzbischof Hieronymus von Colloredo dachte gar nicht daran, dieses Stück in Salzburg bei Hofe konzertant aufführen zu lassen, vielleicht auch, weil für die vielen Rollen die Sänger fehlten. Wenigstens die Ouvertüre aber wollte Mozart nutzen: Er übernahm den schnellen Kopfsatz und das Andante aus München und fügte ein neues, feuriges und sehr kunstvolles Finale hinzu. So hatte er eine brillante DDurSinfonie im neuesten Geschmack für die Sommerakademien im Schloss Mirabell gewonnen.
Aus München mitgebracht hat Mozart nicht nur seine Partitur, sondern auch den jungen Kastraten Tommaso Consoli, der in der „Finta giardiniera“ die Partie des Ramiro sang. In der Münchner Oper war Consoli als „Secondo uomo“ engagiert, als zweiter Kastrat in der Opera seria, und so hat Mozart ihm zwei typische SeriaArien auf den Leib geschrieben: eine Koloraturarie über ein Vögelchen, das seinem Käfig entflieht, nur von
den Streichern begleitet, also keine große Bravourarie; und eine Aria cantabile mit Streichern und Fagotten, die in langen schönen Melodielinien die standhafte Treue des Liebenden preist. Nach Salzburg kam Consoli, um die Partie des Aminta in Mozarts „Re pastore“ zu singen. Sicher hat er dort aber Mozarts Arien aus der „Finta giardiniera“ im Konzert aufgeführt.
Ob Mozart 1777 in München die schöne Ouvertüre zu Mysliveceks „Ezio“ gehört hat, wissen wir nicht. Die Opernstagione war längst vorbei, als er dort eintraf. Freilich spielte man die dreisätzigen Ouvertüren der SeriaOpern in München auch als Sinfonien im Konzert, was die Ouvertüre zum Münchner „Ezio“ mehr als verdient hat. Sie ist ein prachtvolles CDurStück mit einem wundervollen, gleichsam „mozartischen“ Andante in FDur als Mittelsatz. Heute erklingt der erste Satz davon.
Woher Mozart die Arie „Il caro mio bene“ aus Mysliveceks „Armida“ kannte, ist unklar. Die Oper war eine der ersten überhaupt, die an der Mailänder Scala gespielt wurden: im Karneval 1780, zwei Jahre nach der Eröffnung des Hauses. In der Rolle des Rinaldo feierte der große Soprankastrat Marchesini einen seiner Triumphe – auch dank der schönen FDurMelodie, die Myslivecek für besagte Arie einfiel. Sanfte Flöten und Hörner untermalen den Streicherklang in diesem „Tempo di Minuetto“. Immer wieder unterbrechen die Bläser mit kleinen Einwürfen den Gesang, während Marchesini die schlichte Gesangsstimme sicher kunstvoll ausgeziert hat. Selbst Mozart musste zugeben, dass dieser Kastrat ein wahrhaft großer Sänger war. Ein junger Tenor aus München sang bei den Aufführungen in der Scala mit: Johann Valentin Adamberger, Mozarts späterer Belmonte in der „Entführung aus dem Serail“. Vielleicht hat er ja die berühmte MyslivecekArie aus Mailand mit nach Wien gebracht und Mozart um eine Bearbeitung gebeten.
Zum Schluss des ersten Teils zeigt Valer Sabadus, was eine wahre Bravourarie für einen ersten Kastraten, einen „primo
uomo“, an Geläufigkeit und langem Atem verlangt: „Il tenero momento“ mit dem dramatischen Rezitativ davor, war die Auftrittsarie des Cecilio in „Lucio Silla“, gesungen von dem ebenso eitlen wie genialen Venanzio Rauzzini. Immerhin muss Valer Sabadus am heutigen Abend in die Rolle von fünf großen Kastraten schlüpfen, die alle unterschiedliche Stimmen hatten: Marchesini, Rauzzini, Consoli, Bedini und Millico.
Der zweite Konzertteil beginnt mit Mozarts Canzonetta „Ridente la calma“ in der einzig erhaltenen Fassung für Singstimme und Cembalo bzw. Hammerflügel. Ob es sich dabei nur um einen Klavierauszug handelt, oder ob Mozart Mysliveceks Arie „Il caro mio bene“ bewusst mit anderem Text in eine kammermusikalische „Canzonetta“ verwandelt hat, kann wegen gänzlich fehlender Quellen nicht mehr festgestellt werden. Die gedrungenen Dimensionen dieses wunderbar fließenden FDurStücks und die pianistische Begleitung lassen eher Letzteres vermuten.
ADur ist im Schlussabschnitt des Programms die beherrschende Tonart. Mozarts frühe Sinfonie KV 114, das große Rondò des Sesto aus Mozarts „Clemenza di Tito“ und Sacchinis kleines Rondò „Vieni, o caro amato bene“ stehen sämtlich in dieser Tonart, was in allen drei Fällen die prominente Rolle der Traversflöten erklärt: ADur war eine der besonders klangvollen Tonarten für die Flöte des 18. Jahrhunderts, außerdem eine klassische Liebestonart und deshalb gut geeignet für das „Liebesinstrument“ Flöte.
Was der fünfzehnjährige Mozart in seiner ADurSinfonie vom 30. Dezember 1771 aus der Besetzung mit zwei Flöten, zwei Hörnern und Streichern an Klangschönheit und melodischen Einfällen hervorgezaubert hat, ist schlicht hinreißend. Das erste Thema des eröffnenden „Allegro moderato“ zählt zu seinen schönsten Einfällen. Es scheint im BläserStreicherSatz geradezu aufzuleuchten. Die rauschenden Klänge
der Überleitungen, das zweite Thema mit seinem kleinen Kanon für die Streicher und die neue Melodie zu Beginn der Durchführung zeigen, wie begeistert sich Mozart hier, nach seiner zweiten Italienreise, in die Arbeit stürzte. Das Andante ist eine Polonaise, für die Mozart seine Flötisten zur Oboe hat wechseln lassen. Das Menuett wartet mit überraschenden Harmonien auf, während das Trio eine italienische Serenadenmusik für Streicher in aMoll ist. Das Finale kommt so rasend schnell daher wie das Finale einer italienischen OpernSinfonia.
Sestos Rondò „Deh, per questo istante solo“ entspricht dem großen Typus des Opernrondos, aus dem sich später Cavatina und Cabaletta der BelcantoOper entwickelten: Der Verschwörer Sextus steht seinem früheren Freund, Kaiser Titus, gegenüber und muss sich für den Anschlag auf dessen Leben rechtfertigen. Im langsamen Teil der Arie beschwört er in einer wunderschönen ADurMelodie gemeinsame Stunden voller Harmonie herauf. Bevor die Melodie wiederkehrt, wird der reuige Attentäter von Zerknirschung überwältigt. Seine Selbstanklage mündet schließlich in ein wildes Allegro, das dann doch wieder von einer sanften Melodie abgelöst wird. Die dramatischen Stimmungsumschwünge dieser Szene hat der späte Mozart durch kunstvolle Modulationen, wundervolle Instrumentation und durch die tiefe Melancholie seiner melodischen Wendungen unterstrichen, am eindringlichsten bei der Stelle: „Pur saresti men severo, se vedesti questo cor“. „Sicher wärst du weniger streng, wenn du mir ins Herz blicken könntest!“
Sacchinis Arie für Millico, den Londoner Hauptdarsteller des „Cid“, ist ein kleines Rondò, ein einfaches Alternieren zwischen der Hauptmelodie in ADur und zwei Episoden. Die sanft schwingende Melodie des „Vieni, o caro amato bene“ war einer der schönsten Einfälle Sacchinis und in London entsprechend populär. Subtil untermalt das Orchester den Gesang,
kleine harmonische Ausweichungen bringen Empfindsamkeit in das süße Stimmungsbild. Ungleich dramatischer geht es in der zweiten SacchiniArie aus „Il Cid“ zu: „Placa lo sdegno, o cara“ ist eine Aria di bravura im „Allegro con brio“, mit einem Koloraturenfeuerwerk und rauschenden Orchesterzwischenspielen. Von den Arien des jungen Mozart ist man hier wahrlich nicht mehr weit entfernt.
Josef Beheimb
Die Texte der gesungenen Stücke des heutigen Abends können Sie in Originalsprache und Übersetzung auch auf unserer Homepage www.styriarte.com direkt beim Konzert nachlesen.
Die Interpreten
Valer Sabadus, Countertenor
Als neuer Shooting Star der CountertenorSzene wird er gefeiert: Valer Sabadus legte einen rasanten Karrierestart hin, gewann 2012 den Deutschen Schallplattenpreis sowie für die Aufnahme „Baroque Oriental“ mit dem Pera Ensemble einen ECHO Klassik und begeistert mit großem Erfolg in Barock aber auch in MozartOpern und zeitgenössischen Musiktheaterproduktionen sowie als Oratorien und Konzertsänger. In Bayern in einer musikalischen Familie aufgewachsen, lernte der gebürtige Rumäne früh Klavier und Geige und sang in Chören, bis er schließlich zu seiner wahren Berufung fand: dem Singen als Countertenor. Mit 17 Jahren begann er sein Studium an der Hochschule für Musik und Theater München bei Gabriele Fuchs. Als Mitglied der Bayerischen Theaterakademie August Everding schloss er 2013 die MusiktheaterMeisterklasse mit Auszeichnung ab.
Bereits im Rahmen seiner Ausbildung sang er 2009 im Prinzregententheater München die Titelrolle in Antonio Vivaldis „Orlando furioso“ und 2011 in Hasses wiederentdeckter Oper „Didone abbandonata“ den Iarba – jeweils mit der Hofkapelle München unter dem Dirigat von Michael Hofstetter. Vom Magazin Opernwelt wurde er mehrfach als „Nachwuchskünstler des Jahres“ nominiert. 23jährig debütierte er unter Riccardo Muti bei den Salzburger Pfingstfestspielen und sang in der Folge Rollen aus dem Fach Alte Musik in Schwetzingen,
an der Oper Frankfurt, am Badischen Staatstheater Karlsruhe, bei den Händelfestspielen Halle und am Rheingau Musik Festival. An der Staatsoper Berlin gab er im Oktober 2011 sein Debüt in „Last Desire“, einem Werk der renommierten zeitgenössischen Komponistin Lucia Ronchetti.
Neben Engagements an die Opéra Royal de Versailles und an der Semperoper Dresden war er in Leonardo Vincis vielbeachteter Oper „Artaserse“ mit Concerto Köln unter Diego Fasolis auch in Nancy, Lausanne, Köln, im Theater an der Wien und am Théâtre des Champs Elysées in Paris zu hören. Diese Oper, deren CDEinspielung den ECHO Klassik verliehen bekam, ging schließlich nach Versailles, Köln und ins Concertgebouw auf Tournee. 2013 folgte Händels „Xerxes“ an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf und ein fulminantes Debüt in AixenProvence in Cavallis wiederentdeckter Oper „Elena“. Gemeinsam mit recreationBAROCK und unter Michael Hofstetter feierte Valer Sabadus im März 2013 einen Riesenerfolg in Versailles und Lyon. Im Dezember darauf wurden seine beiden MozartAbende im recreationsZyklus im Stefaniensaal enthusiastisch bejubelt. Im Mai 2014 kam er für Glucks „Orfeo“ mit recreationBAROCK und Michael Hofstetter abermals nach Graz und soeben kam man aus Hohenems von zwei gefeierten Gastspielen bei der Schubertiade zurück.
Der junge Counter gab Soloabende in Paris, Hamburg, Dresden, München und bei namhaften Festivals wie dem Moselmusikfestival, den Ludwigsburger Schlossfestspielen oder der Schubertiade Hohenems. In der kommenden Zeit geht es nach Grafenegg, Innsbruck, ans Theater an der Wien für Monteverdis „L’incoronazione di Poppea“, nach Bern, Helsinki und Brüssel.
Zahlreich sind trotz seiner Jugend bereits seine CDEinspielungen. Zuletzt erschien Leonardo Vincis „Catone in Utica“.
Im heurigen Frühjahr kam die von Kritik und Publikum hochgelobte CD mit Mozarts Kastratenarien heraus, eingespielt 2013 in Stefaniensaal mit dem Orchester recreation und Michael Hofstetter.
Michael Hofstetter, Dirigent
Michael Hofstetter dirigiert an vielen renommierten Opernhäusern, bei Orchestern und Festivals: Dazu zählen unter anderem die Bayerische, die Hamburgische, die Hannoversche, die Stuttgarter und die Berliner Staatsoper, fernerhin die Komische Oper Berlin, das Theater an der Wien, die Royal Opera Copenhagen, das Gran Teatre del Liceu Barcelona, Den Norske Opera Oslo, die Welsh National Opera und die English National Opera sowie die Houston Grand Opera, außerdem die Salzburger Festspiele, die Schubertiade Hohenems, das Bachfest Leipzig und die Chapelle Royale de Versailles. Zukünftige Engagements führen ihn neben der styriarte wieder zu den Händelfestspielen Karlsruhe sowie erneut an die English National Opera London und an die Canadian Opera in Toronto.
Der gebürtige Münchner begann seine Karriere an den Theatern in Wiesbaden (Kapellmeister) und Gießen (Generalmusikdirektor) und war außerdem Professor für Orchesterleitung und Alte Musik an der Universität Mainz. Als Chefdirigent prägte er von 2005 bis 2012 die Ludwigsburger Schlossfestspiele durch Aufführungen und Ersteinspielungen wenig bekannter Werke von Salieri, Gluck, Cimarosa und Hasse sowie eine Welturaufführung von E.T.A. Hoffmann. Zuletzt feierte die Presse hier seine Aufführungen von Verdi und
Wagner auf Originalklanginstrumenten. Von 2006 bis 2013 Chefdirigent des Stuttgarter Kammerorchesters, erarbeitete Michael Hofstetter Uraufführungen unter anderem von Werken der Komponisten Moritz Eggert, Fazil Say und Helmut Oehring. Seit Herbst 2012 ist er erneut Generalmusikdirektor am Stadttheater Gießen sowie auf fünf Jahre Chefdirigent von recreation. Und seit dem Sommer 2014 fungiert er auch als künstlerischer Leiter des styriarte Festspiel Orchesters.
Michael Hofstetter machte sich auch einen Namen durch die mehrjährige Zusammenarbeit mit dem Regisseur Herbert Wernicke am Theater Basel. Ihr mit dem Bayerischen Theaterpreis ausgezeichnetes letztes gemeinsames Projekt „Actus Tragicus“, eine szenische Umsetzung von sechs Bachkantaten, tourt seit nunmehr zehn Jahren und war unter anderem 2009 beim Edinburgh International Festival zu sehen.
Im Fachmagazin Opernwelt wurde Michael Hofstetter in der jährlichen Kritikerbefragung mehrmals als „Dirigent des Jahres“ nominiert; zuletzt 2011 mit seiner Produktion von Hasses „Didone Abbandonata“ am Prinzregententheater München. Für sein Engagement im Bereich Operette erhielt er die RobertStolzMedaille, seine Arbeit bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen wurde mit dem HorstSteinPreis gewürdigt.
Zahlreiche CDs wurden unter seiner musikalischen Leitung bei OehmsClassics sowie bei den Labels cpo, Orfeo, Deutsche Grammophon, SONY und Virgin Records veröffentlicht. Die CD „Rossini: Arien und Ouvertüren“ erhielt 2008 den „Orphée du meilleur interprète“ der Académie du Disque Lyrique Frankreich, die CD „Hasse reloaded“ wurde 2012 in die Bestenliste der Deutschen Schallplattenkritik aufgenommen. Im Frühjahr kam der Konzertmitschnitt von Mozarts Kastraten Arien mit Valer Sabadus und recreation, im Dezember 2013 im Stefaniensaal aufgenommen, bei Oehms heraus.
recreationBAROCK
Mit vielen wichtigen Interpreten der Alten Musik, von Jordi Savall über Roy Goodman bis zu Paul Goodwin, hat recreationGROSSES ORCHESTER GRAZ, das 2002 aus dem Orchester der Grazer Symphoniker hervorging, schon Programme erarbeitet. Unter der Intendanz von Mathis Huber und mit Stefan Vladar als Chefdirigenten präsentierte das Orchester in der Saison 2002/03 einen ersten eigenen Konzertzyklus, der vom
Grazer Publikum mit Begeisterung angenom
men wurde. Außer in seinen Konzertzyklen in Graz ist das Orchester, das seit der Saison
2004/05 vom Bankhaus Krentschker
gesponsert wird, regelmäßig bei der styriarte zu hören gewesen und bildet auch die Basis des 2014 neu gegründeten styriarte FestspielOrchesters, es gastierte im großen Wiener Musikvereinssaal, in der Alten Oper Frankfurt, beim steirischen herbst, beim Jazzsommer Graz u. a. m.
Mit seinem Chefdirigenten Michael Hofstetter, selber ein ausgewiesener Originalklangspezialist, geht das Orchester noch einen Schritt weiter: Mit gewohntem Elan, aber auf Darmsaiten und in alter Stimmung konzentriert sich eine Extraformation aus dem Orchester recreation unter dem Namen recreationBAROCK auf die historische Aufführungspraxis und gab ihr Debüt 2012 gleich im renommierten Festival styriarte, wo es seither jährlich auftrat. Im Frühjahr 2013 war das Ensemble auf kleiner FrankreichTournee und feierte in der Chapelle Royale im Schloss Versailles und in der Chapelle de la Trinité in Lyon einen großen Erfolg. Und recre
ationBAROCK ist gemeinsam mit Valer Sabadus im Sommer 2015 nicht nur bei der styriarte sondern mit zwei verschiedenen Programmen auch bei der Schubertiade in Hohenems zu hören.
Die Besetzung:
Violinen 1: Harald Martin Winkler (Konzertmeister), Lorena Padron Ortiz, Toshie Shibata
Violinen 2: Albana Laci, Simone Mustein, Istvan Reiter
Violen: Ingeburg Weingerl-Bergbaur, Lucas Schurig-Breuß
Violoncello: Ruth Winkler
Kontrabass: Peter Petrák
Traversflöten: Heide Wartha, Maria Beatrice Cantelli
Oboen: Amy Power, Andrea Dujak
Fagotte: Ivan Calestani, Matteo Scavazza
Hörner: Petur Paszternak, Michael Hofbauer
Cembalo: Iga Zakrzewska
Kommt in Niederbayern der Bua zu seiner Mutter in die Kuchl und fragt:
„Muada, was gibts na heit als Nachtisch?“ Die Mutter: „Heidgibtshuntznbuntzn mit Erdbeer’n.“ Darauf der Bua: „Mit was??“
von Michael Hofstetter
Der Witz des Tages
Wieder soll Ihnen keine Jahreszeit vergehen ohne ein prickelndes Konzertabenteuer mit recreationBAROCK. Der dritte Zyklus des Grazer Ensembles für Alte Musik liegt vor, und wir bleiben beim Erfolgsrezept der letzten Jahre: International renommierte Interpreten führen unser neues, kleines Orchester durch die weiten, aufregenden Musiklandschaften Europas.
Minoritensaal, 19.45 Uhr
Mo, 21. & Di, 22. September 2015
SCHERZI MUSICALIBiber: Pauernkirchfahrt, Battalia & Schmelzer: Die musikalische Fechtschul‘ u. a. recreationBAROCK Leitung: Rüdiger Lotter, Violine
Mo, 21. & Di, 22. Dezember 2015
NATALE A NAPOLIWeihnachtliches von Torelli, Scarlatti, Händel, Vivaldi und Corelli recreationBAROCK Leitung: Balázs Máté, Violoncello Tanja Vogrin, Harfe & Sopran
Mo, 14. & Di, 15. März 2016
VIVALDI PURAntonio Vivaldi: Streicherkonzerte, Fagottkonzerte etc. recreationBAROCKLeitung: Sergio Azzolini, Fagott
Mo, 23. & Di, 24. Mai 2016
TAFELMUSIKGeorg Philipp Telemann: Tafelmusik, Dritter Teil recreationBAROCKLeitung: Rüdiger Lotter, Violine
www.recre.at
Flexibel im Format. Unbeugsam im Inhalt.
Die Zeitung für Leser
KOMPAKT
E-PAPERE-PAPER
KOMPAKT
GLEICH BESTELLEN: derStandard.at/TestlesenGLEICH BESTELLEN: derStandard.at/Testlesen
3 WOCHEN GRATIS TESTEN!
Aviso
Sonntag, 26. Juli, 20 UhrHelmut List Halle
Lob der TorheitErasmus von Rotterdam: Lob der TorheitMusik der Epoche des Erasmus von Rotterdam von Ortiz, Dufay, Gesualdo, Josquin, Hassler u. v. a.
La Capella Reial de Catalunya Hespèrion XXI Idee und Leitung: Jordi Savall
Die Weltliteratur zum Klingen bringen – niemand anderem gelingt das heutzutage so imponierend wie Jordi Savall. Für sein neuestes musikalisches Panorama hat sich der Philosoph unter den Musikern eine herrliche Satire ausgesucht: das „Lob der Torheit“ des Erasmus von Rotterdam. Dort erklärt die personifizierte Torheit lachend, warum sie die große Welt mit all ihren gelehrten Geistern beherrscht. Jordi Savall und seine Musiker breiten die Welt des Humanisten Erasmus mit Musik aus der niederländischen und spanischen Renaissance aus und weben sephardische Klänge wie muslimische Musik in ein großes Bild, das vom Kampf der Humanität gegen die Intoleranz und Dummheit erzählt.
Gui
do v
an d
er W
erve
, Num
mer
ach
t, e
very
thin
g is
goi
ng t
o be
alr
ight
(Det
ail),
Gol
f of B
othn
ia F
I, 20
07,
Prod
ukti
onsa
ufna
hme,
Cou
rtes
y de
s Kü
nstl
ers,
Fot
o: J
ohan
na K
etol
a
Landschaft in BewegungFilmische Ausblicke auf ein unbestimmtes Morgen13. 03. – 26. 10. 2015In Kooperation mit Camera Austria, Diagonale 2015 und dem Österreichischen Filmmuseum
Lendkai 1, 8020 Graz, Di – So 10 – 17 Uhrwww.kunsthausgraz.at
Kunsthaus Graz
Universalmuseum Joanneum
Einer unserer Clubräume.Ö1 Club-Mitglieder erhalten bei der styriarte bei ausgewählten Veranstaltungen 10 % Ermäßigung.
Sämtliche Ö1 Club-Vorteilefi nden Sie in oe1.orf.at
Foto
: Har
ry S
chiff
er
Gui
do v
an d
er W
erve
, Num
mer
ach
t, e
very
thin
g is
goi
ng t
o be
alr
ight
(Det
ail),
Gol
f of B
othn
ia F
I, 20
07,
Prod
ukti
onsa
ufna
hme,
Cou
rtes
y de
s Kü
nstl
ers,
Fot
o: J
ohan
na K
etol
a
Landschaft in BewegungFilmische Ausblicke auf ein unbestimmtes Morgen13. 03. – 26. 10. 2015In Kooperation mit Camera Austria, Diagonale 2015 und dem Österreichischen Filmmuseum
Lendkai 1, 8020 Graz, Di – So 10 – 17 Uhrwww.kunsthausgraz.at
Kunsthaus Graz
Universalmuseum Joanneum
Einer unserer Clubräume.Ö1 Club-Mitglieder erhalten bei der styriarte bei ausgewählten Veranstaltungen 10 % Ermäßigung.
Sämtliche Ö1 Club-Vorteilefi nden Sie in oe1.orf.at
Foto
: Har
ry S
chiff
er
Der richtige Tonzur richtigen Zeit.
Das ist Kommunikation.
KommuniK ation seit 1993
www.conclusio.at
HAUS DER KUNSTGalerie · Andreas Lendl
Tel +43/(0)316/82 56 96 Fax 82 56 96 -26www.kunst-alendl.at [email protected]
A-8010 GRAZ · JOANNEUMRING 12
Ölgemälde · Aquarelle · ZeichnungenDruckgraphik · Skulpturen
Reproduktionen · Kunstpostkarten · KünstlerkatalogeExklusive Rahmungen
Der richtige Tonzur richtigen Zeit.
Das ist Kommunikation.
KommuniK ation seit 1993
www.conclusio.at
Feinste Südsee-Koralle trifft auf
weiße Brillanten & fossile Koralle
Stempfergasse Graz • Hauptplatz Köflachwww.gressl.com