DONNERSTAG, 8. SEPTEMBER 2011 Paralympics … · änderte sich im Laufe der Jahrzehnte, Un- ......

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Brücken bauen Paralympics Zeitung Bewegende Ästhetik DONNERSTAG, 8. SEPTEMBER 2011 Warum Werbung auf Models mit Behinderung setzt Bundeskanzlerin Merkel über die Leistung des Behindertensports In Kooperation mit der Sonderausgabe zu 60 Jahre Deutscher Behindertensportverband

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Brücken bauen

ParalympicsZeitung

Bewegende Ästhetik

DONNERSTAG, 8. SEPTEMBER 2011

Warum Werbung auf Models mit Behinderung setzt

Bundeskanzlerin Merkel über die Leistung des Behindertensports

In Kooperation mit der

Sonderausgabe zu 60 Jahre Deutscher Behindertensportverband

Die Kurve steigt erst ganz langsam an, wiebei einer gemütlichen Wanderung im Hügel-land, dann wird sie ambitionierter, erreichtalso das Mittelgebirge. Doch ihr Ende ist –pünktlich zum Jubiläum – eine Steilwandfür Hochleistungskletterer. In dieser Kurvehat sich die Mitgliederzahl des DeutschenBehindertensportverbands (DBS) in seinen60 Jahren von 1951 bis heute entwickelt.Und sein Präsident Friedhelm Julius Beu-cher formuliert: „Wenn ein Verband inner-halb von zwei Jahren um 106000 Mitgliederwächst, muss man auch mal positive Ursa-chenforschung betreiben.“

Am besten also vorne anfangen, 1951, alsder Verband noch einen anderen Namentrug: Arbeitsgemeinschaft Deutscher Ver-sehrtensport, kurz ADV. Und als er eine be-stimmte Zielgruppe erreichen wollte: dieKriegsverletzten. Das Selbstverständnis ver-änderte sich im Laufe der Jahrzehnte, Un-fallopfer und Menschen mit einem Handi-cap von Geburt an rücken in den Mittel-punkt. Der Wandel schlägt sich auch im Na-men nieder. Über den Umweg DeutscherVersehrtensportverband bildet sich 1975der Deutsche Behindertensportverband he-raus. Da strebt er schon auf die Marke von100000 Mitgliedern zu. Die Entwicklungnimmt jedoch an Fahrt auf, als auch derLeistungs- und Wettkampfgedanke mehrund mehr Bedeutung bekommt. Aus demBehindertensport wird eine große Bewe-gung.

Die Paralympischen Spiele nähern sichimmer mehr den Olympischen Spielen an,bis sie Ende der Achtzigerjahre miteinanderverbunden werden. Die Spiele von Seoul1988 sind ein Durchbruch. Von da an findenOlympia und Paralympics immer am selbenOrt statt. Der DBS ist zugleich auch das Na-tionale Paralympische Komitee für Deutsch-land. „Vor 20 Jahren wussten manche nochnicht einmal, wie man Paralympics buchsta-biert, heute können sie Athleten namentlichnennen“, sagt Friedhelm Julius Beucher,der früher Vorsitzender des Sportausschus-ses des Deutschen Bundestags war. Para-lympische Sportler sind keine anonymenBehinderten mit Mitleidsgeschichte mehr,sondern manchmal sogar Prominente, dieetwas Herausragendes geleistet haben: derSkifahrer Gerd Schönfelder etwa. Die quer-schnittgelähmte Schwimmerin Kirsten

Bruhn oder die blinde Skilangläuferin undBiathletin Verena Bentele. Bei den Paralym-pics in Vancouver 2010 gewann Bentele ins-gesamt fünf Goldmedaillen und wurde da-für im vergangenen Jahr mit dem Medien-preis „Bambi“ in der Kategorie Sport ausge-zeichnet.

Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten: Inder Vergangenheit war der DBS von einigenfinanziellen Rückschlägen betroffen. Sohatte er sich beispielsweise 2005 bei Tele-fonkartengeschäften verhoben. „Der Ver-band hatte organisatorische Schwierigkei-ten“, sagt Beucher heute, „aber er hat sieauch mit der Solidarhilfe des DeutschenFußball-Bundes überwinden können.“ Ausseinen Erlösen aus der Fußballweltmeister-schaft 2006 ließ der Fußball-Bund dem DBSdamals eine Million Euro zukommen. „In un-serem Jubiläumsjahr verfügen wir übermehr Sponsoren denn je, aber mit Blick aufdie Angleichung der Verhältnisse ist nochdeutlich mehr möglich“, sagt Beucher. Dasist schließlich das Ziel des DBS, die Bedin-gungen für behinderte Sportler immermehr denen der nichtbehinderten Athletenanzugleichen.

Einiges hat er dabei schon erreicht. Vieleparalympische Athleten können immer pro-fessioneller trainieren. Es gibt ein paralym-pisches „DBS Top-Team“ und besondereFörderung durch die Stiftung DeutscheSporthilfe. „Es ist schön, dass die Sporthilfezu unseren großen Unterstützern gehört,aber in Sachen Gleichbehandlung gehtnoch viel mehr“, erklärt Beucher. Die Prä-

mien für einen Paralympics-Sieg (4500Euro) und einen Olympiasieg (15 000 Euro)liegen noch ein gutes Stück auseinander.Beuchers anderer großer Wunsch ist einegrößere Aufmerksamkeit in Zeitungen, imRadio und im Fernsehen für die Wett-kämpfe der Behinderten, nicht nur für Para-lympics, sondern auch für Welt- und Euro-pameisterschaften und Weltcups.

Doch freuen kann sich Beucher vor allemüber die Mitgliederentwicklung. Von 2006bis 2010 stieg die Zahl der Mitglieder von380000 auf 575000. In mehr als 5600 Verei-nen in Deutschland arbeiten zusammenüber 30000 Übungsleiter. Der DBS ist inzwi-schen zum neuntgrößten Sportverband derBundesrepublik geworden. Dieser Trendwerde noch weitergehen, sagt der Präsi-dent, „gerade in einer Gesellschaft, in derdie Menschen – zum Glück – immer älterwerden, in der aber auch altersbedingte Ein-schränkungen auftreten.“

Auf den Mitgliederzuwachs will der Deut-sche Behindertensportverband reagieren,mit Angeboten für alle Altersklassen, beimNachwuchs angefangen. Inzwischen gibt es„Jugend trainiert für Paralympics“, aller-dings erst für die Sommerspiele, die Winter-spiele sind das nächste Ziel.

Bei den Feierlichkeiten zum 60-jährigenBestehen am 8. und 9. September in Berlingeht es auch um die Historie – und denBlick nach vorn. Die Angebote sollen breiterwerden, jeder soll sein persönliches Leis-tungsniveau finden und davon profitieren,was der Sport alles leisten kann, sagt Beu-cher: „Der Sport holt auch Menschen nachUnfällen zurück ins Leben und hilft, Selbst-bewusstsein neu zu lernen.“ Selbstbewusst-sein, dass musste sich auch der DeutscheBehindertensportverband in den vergange-nen 60 Jahren erarbeiten.

Redaktion: Carsten Kloth, AnnetteKögel, Karin Preugschat, ThomasWurster und ehemalige Schüler-reporter der Paralympics-ZeitungArt Direktion: Sabine WilmsFotoredaktion: Thilo RückeisAnzeigen: Jens Robotta (verantw.),LuxxMedien, Bonn, Thomas BrumloopProduktion: Fritz SchanningerDie Paralympics Zeitung ist einGemeinschaftsprojekt vonTagesspiegel, Deutscher GesetzlicherUnfallversicherung und panta rheiBeratungsgesellschaftfür gesellschaftliche Prozesse mbH

Die Amerikanerin Aimee Mullins istParalympics-Medaillengewinnerin,Model, Schaupielerin – und Vorbild.

Foto: Howard Schatz out of the Book Athlete

Behindertensport hat mich schon beein-druckt, bevor der Prothesenläufer Oscar Pisto-rius zum Weltstar wurde. Und ich erinneremich noch gut daran, wie viele Menschen imvergangenen Jahr mitgefiebert haben, als dieAthleten bei den Paralympischen Winterspie-len in Kanada ihre Wettkämpfe austrugen. DieParalympics Zeitung, ein gemeinsames Pro-jekt des Tagesspiegels, der Deutschen Gesetz-lichen Unfallversicherung und der AgenturPanta Rhei, hat zu dieser Begeisterung beige-tragen. Sie wird seit 2004 von einem internatio-nalen Schülerjournalistenteam gestaltet, dasmit Unterstützung des Deutschen Behinder-tensportverbandes in die Olympiastädte reist.So konnten die jungen Reporter auch währendder Sommerspiele 2008 aus Peking berichten,ohne die dort übliche Zensur.

Auch in einem Jahr, wenn die OlympischenSpiele der Menschen mit Behinderungen inLondon beginnen, werden junge Reporter aus

ganz Deutschland, aber auch aus Großbritan-nien, erneut die Chance haben, die FaszinationBehindertensport mitzuerleben. Die Teilneh-mer werden im nächsten Frühjahr in eineminternationalen Schülerwettbewerb ermittelt,bei dem uns die britische Lehrergewerkschaftunterstützt. Und bereits Ende Oktober wird dieParalympics Zeitung im britischen Unterhausin London präsentiert. Darauf freuen wir uns.

Diese Ausgabe der Paralympics Zeitung istdem Deutschen Behindertensportverbandgewidmet, der in diesem Jahr einen rundenGeburtstag feiert: Sechs Jahrzehnte lang hater den Sport geprägt und die Modernisierungvorangebracht. Lesen Sie selbst, wie faszinie-rend auch Sport mit Handicap ist – dank sei-ner einzigartigen Protagonisten, von derenHingabe und Biss jeder einzelne von uns ler-nen kann. Erfahren Sie, was die Bundeskanz-lerin an Sport und Athleten begeistert, undwas die Schüler aus der Paralympics-Zei-tungsmannschaft nie vergessen werden. ZumBeispiel den Smalltalk mit Prinz Harry. Derhat sich das Projekt in der Britischen Bot-schaft in Berlin auch schon erläutern lassen– und war quite amused.

Giovanni di Lorenzo,Herausgeber Der Tagesspiegel,

Chefredakteur Die Zeit

Kein leichter Weg

Paralympics_Tagesspiegel_8. September 2011_2

1972 in Heidelberg wurden noch andere Rollstühle benutzt, als sie zum Beispiel der Leichtath-let Marc Schuh (Bild unten) bei heutigen Rennen fährt. Fotos: Stadtarchiv Heidelberg,Christoph Dressler

Von Kriegsversehrten,Spitzensportlern unddemografischemWandel:Die Geschichte desDeutschenBehindertensports

Mit Feuereiferdabei

IMPRESSUM

TITELBILD

Von Friedhard TeuffelGiovanni di Lorenzo. Foto: Werner Bartsch

Frau Bundeskanzlerin, in 60 Jahren DBShat sich viel getan. Was erachten Sie alsbesonders positiven Fortschritt?Dass Menschen mit Behinderung Sport trei-ben und dabei Spitzenleistungen erzielen,ist selbstverständlich geworden. Der Deut-sche Behindertensportverband kann anläss-lich seines Jubiläums auf eine rasante posi-tive Entwicklung zurückblicken. Erfolgreichsetzt er sich im Breiten-, im Rehabilitations-und auch im Spitzensport für die Interessenvon Menschen mit Behinderung ein. Die be-eindruckenden Leistungen bei den Paralym-pics sind ein wunderbarer Beleg der gutenArbeit in den vergangenen Jahren. Die span-nenden Wettkämpfe und großartigen Re-korde begeistern ein wachsendes Publikum.Auch die Medien schenken dem Sport vonMenschen mit Behinderung mehr Aufmerk-samkeit. Das ist ein Fortschritt, auch wennweitere Anstrengungen nötig sind. Aber aufdas bisher Erreichte können der DBS, alleAthletinnen und Athleten sowie ihre zahlrei-chen Unterstützer wirklich stolz sein.Besonders freut mich auch die Entwicklungdes Nachwuchsbereichs für den Sport derMenschen mit Behinderung. Bei den Schul-sportwettbewerben zum Beispiel steht jetztneben „Jugend trainiert für Olympia“ auch„Jugend trainiert für Paralympics“. Auf

diese Weise lässt sich der Grundgedankevon Teilhabe und Selbstbestimmung nochmehr mit Leben füllen.

Haben Sie vor, die Paralympics 2012 in Lon-don zu besuchen?Ob ich das terminlich schaffen werde, kannich heute leider noch nicht sagen. Auf jedenFall drücke ich allen deutschen Starterin-nen und Startern ganz fest die Daumen.

Wie unterstützt die Bundesregierung dieTeilnehmerinnen und Teilnehmer an denParalympischen Spielen?Die Bundesregierung fördert den Spitzen-sport der Menschen mit Behinderung seitvielen Jahren mit steigender Tendenz. 2011ist ein Jahr ohne Paralympische Spiele.Trotzdem ist der Förderanteil gleich geblie-ben. Von dieser konstanten Unterstützungprofitieren auch unsere Spitzenathletinnenund -athleten. Für die Entsendung der deut-schen Mannschaft zu den Paralympics nachLondon konkret sollen aus dem Bundes-haushalt bis zu 1,3 Millionen Euro bereitge-stellt werden.

Welche Rolle spielt der BehindertensportIhrer Meinung nach bei dem Thema Inklu-sion? Kann er hier eine Vehikelfunktionzur Durchsetzung des Inklusionsgedan-kens in der Gesellschaft erfüllen?

Der Sport ist Vorreiter und Vorbild. In ver-schiedenen Bereichen, beispielsweise imKontext der Themen Integration und Gewalt-prävention, hat sich gezeigt, welchen Bei-trag er zu sozialen Fragestellungen leistenkann. Und so ist der Sport auch ein wesentli-ches Mittel zur Inklusion. Das bedeutet, denAlltag so zu gestalten, dass Menschen mitBehinderung von Anfang an mittendrin unddabei sind. Der Sport schafft durch seinevielfältigen Angebote Raum für ein gelunge-nes Miteinander.Das Kennenlernen der spezifischen Wün-sche und Möglichkeiten von Menschen mitBehinderung ist dabei eine unerlässlicheVoraussetzung. Mit seinen Angeboten fürKinder, Jugendliche, Erwachsene und Fami-lien baut der Sport soziale Brücken in dieGesellschaft. Die wichtige Arbeit derÜbungsleiter und ehrenamtlich Engagier-ten wirkt über die Sportangebote hinausauch in das Bildungssystem und die Hoch-schulen hinein.

Was hat sich seit der Verabschiedung derUN-Konvention über die Rechte für Behin-derte in Deutschland verändert und wo se-hen Sie Handlungsbedarf?Seit dem Frühjahr 2009 ist die UN-Behinder-tenrechtskonvention für Deutschland ver-bindlich. Ziel des Übereinkommens ist,dass Menschen mit und ohne Behinderungvon Anfang an gemeinsam in allen Lebens-bereichen selbstbestimmt leben. Um dieLücke zwischen Gesetz und Praxis zu schlie-ßen, hat die Bundesregierung einen Natio-nalen Aktionsplan verabschiedet. Er enthältklare Handlungsfelder und Maßnahmen.Und ich ermutige alle, die Aufgaben zielstre-big in Angriff zu nehmen.Auch im Sportbereich sind weitere Anstren-gungen nötig, um den Anspruch auf Gleichbe-handlung durchzusetzen. In vielen öffentli-chen Turnhallen und Sportstätten fehlen lei-der immer noch barrierefreie Zugänge. Kom-munen, Länder und Bund müssen hier aktivwerden, um Menschen mit Behinderung nichtauszusperren und damit auszuschließen.Auch der DBS und seine Partner haben ge-meinsame Aktionspläne zur Umsetzung derUN-Behindertenrechtskonvention erarbeitet.Das ist ein wichtiger Schritt für eine Gesell-schaft, die Menschen mit Behinderung einegleichberechtigte Teilhabe ermöglicht. Dennletztlich realisiert sich Inklusion am bestenim Alltag, ganz konkret an der Ladentheke,am Arbeitsplatz, im Restaurant und geradeauch im Sport. Daher ist es eine gesamtge-sellschaftliche Aufgabe, Barrieren weiter ab-zubauen und Gemeinsamkeiten herzustellen.

Barrieren abbauen3_Paralympics_Tagesspiegel_8. September 2011

Bundeskanzlerin Angela Merkel im Interviewmit Schülerreportern der Paralympics Zeitung

über die Rolle des Behindertensports für die Gesellschaft

Die Fragen stellten:Anne Balzer, Franziska Ehlert,

Tassilo Hummel, Raphael Menke,Heiko Möckl, Annemieke Overweg

Anlässlich des 60-jährigen Beste-hens des Deutschen Behinderten-

sportverbandes sprach Bundeskanz-lerin Angela Merkel mit unseren

jungen Reportern über den sozialenBeitrag des Sports – und über die

Notwendigkeit, Menschen mit Behin-derung eine gleichberechtigte Teil-

habe zu ermöglichen. Foto: dpa

Wir gratulieren herzlich zum 60-jährigen Jubiläum.

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Die Spiele kehren heim

Prinz Edward war sprachlos, er applaudierteminutenlang. „Die Frau ist fantastisch“,sagtedasMitgliedderbritischenKönigsfami-lie dem Tagesspiegel am Spielfeldrand. „Ichspiele selbst Tennis und weiß, wie schwer dasist, deswegen bin ich von dieser Sportart hierso begeistert.“ Edward hatte gerade ein Spielder niederländischen Rollstuhltennisspiele-rinund AusnahmeathletinEstherVergeerge-sehen. Natürlich hatte sie das Match bei denvergangenen Paralympischen Sommerspie-len in Peking 2008 mal wieder gewonnen.Jetzt freut sich der Prinz darauf, der seit 410SpielenungeschlagenenRollstuhltennisspie-lerin im eigenen Land zuschauen zu können –bei den Paralympics in London 2012.

Vom 29. August bis zum 9. September 2012werden 4200 Athleten aus mehr als 150 Län-dern antreten, das ist Rekord, freut sich SirPhilip Craven, Präsident des InternationalenParalympischen Komitees (IPC). Laut Wett-kampfplan geht es allein um 500 Goldmedail-len. Die Spiele der Menschen mit Körperbe-hinderungen werden immer größer: Als derParalympics-Botschafter Prinz Edward dieAthleten in China anfeuerte, kämpften noch3951Sportleraus146LändernumMedaillen.Die Nation mit 80 Millionen Behindertennutzte die Spiele, um sich als moderner Staatdarzustellen. Und wie sieht es in Großbritan-nien aus, die im Medaillenspiegel in ChinaZweiter nach dem Gastgeber waren?

Die Briten scheinen vorbereitet zu sein, vorallem in sportlicher Hinsicht: Anders als inDeutschland trainieren dort behinderte undnichtbehinderte Leistungssportler in dengleichen Verbänden, mit den gleichen Etatsund denselben Trainern, sagt Paralym-pics-London-Botschafter Marc Woods.

Heute, am8. September,soll esbeim Inter-nationalen Paralympischen Tag mit Show-wettkämpfenundKulturprogrammeinenVor-geschmack auf die Spiele geben. Laut GarethA. Davies, dem Paralympics-Korresponden-tendes„DailyTelegraph“,erprobendieVeran-

stalter, das IPC sowie die lokalen Organisato-ren, gerade den Prototyp eines behinderten-gerechten Transportbusses. Mit dem sollensechs Rollstuhlathleten vom nahe gelegenenParalympischen Dorf zu den Wettkampfstät-ten gebracht werden können.

DochesgibtauchKritik:EinigeAthletenär-gern sich, dass einzelne Disziplinen gestri-chen wurden, etwa die Diskuswettkämpfe inder Starterklasse der deutschen MarianneBuggenhagen, die hier kein Gold holen kann.

Damit die Zuschauer einen Eindruck vonder einzigartigen Atmosphäre bekommenkönnen, gibt es Tagestickets. Mit ihnen kannman nicht nur die PublikumsmagnetenSchwimmen, Leichtathletik, Radfahren undRollstuhlbasketball verfolgen, sondern auchRollstuhlfechten, Boccia und Blinden-Goal-ball. 95 Prozent der Karten kosten unter 57Euro, viele 23 Euro oder weniger. Mehr alseine Million Zuschauer haben sich schon fürein Ticket registriert, die ab dem 9. Septem-ber verkauft werden, zwei Millionen gibt es.

Seit Jahren werben die britischen Sponso-renfirmen bereits für die zweitgrößte Sport-veranstaltung nach Olympia – und mit ihrerParalympics-Förderung. Der Fernsehsen-der BBC ließ Lady Tanni Grey-Thompson, Ge-winnerin elf paralympischer Goldmedaillen,für die Spiele sprechen: Die Paralympicsdürften nie die „B-Wettkämpfe“ der Olym-pics sein, sagte sie. London wird alles dafürtun, dass sie das nicht sind. Die Spiele keh-ren schließlich heim. Im englischen Stoke-Mandeville organisierte Sir Ludwig Gutt-mann 1948 die ersten Sportwettkämpfe mitVersehrten des Zweiten Weltkrieges – derBeginn der paralympischen Bewegung.

www.tickets.london2012.comwww.paralympic.org

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In einem Jahr werden im Olympiasta-dion in London Tränen des Glücks undder Enttäuschung vergossen. Foto: dpa

Die Paralympics werden immer größer: 2012 treten mehr als 4200 Athleten aus über 150 Ländern an.Gastgeber Großbritannien zeigt sich vorbereitet

Von Annette Kögel

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Goalball ist ein Teamsport für Blindeund Sehbehinderte. Ziel ist, den Ball

ins Tor der Gegner zu werfen. Im Ballsteckt eine Klingel, so dass die Spieler

ihn hören. Seit 1976 ist die Sportartparalympisch. Kugelstoßen gehört be-reits seit den 60ern ins Programm des

Behindertensports (Bild rechts).

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Fotos: AFP (2), dpa, Carl und Liselott Diem-Archiv (2), Reuters (3), BBS, Behindertensport-verband Rheinland/Mach mit im Versehrten-sport, Stadtarchiv Heidelberg, privat

Der blinde US-amerikanische WeitspringerLex Gillette holt bei den Paralympics in Peking2008 die Silbermedaille.Mit einer Weite von 6,46 Meter stellt er einenneuen USA-Rekord auf.

Die deutschen Rollstuhlbasketball-Damen gewinnen bei den Paralym-

pics 2008 Silber. Im Finale verlierensie gegen die USA. Seine Anfänge

nahm der Teamsport in schwer-fälligen Stahlrollis (Bild rechts).

Bei den Paralympischen Spielen2008 tragen die Schwimmer derUS-amerikanischen 4x100-Me-ter-Staffel wie ihre olympischenTeamkollegen strömungsgünstigeSchwimmanzüge.

S

Auf der Überholspur und trotz-dem verloren: 46,19 Sekunden

braucht Pistorius für die400 Meter im Halbfinale der

Leichtalethik-WM. Das reichtnicht, er wird Letzter.

Bei der LEICHTATHLETIK-WM am 29. August in Daegu läuft dersüdafrikanische Sprinter Oscar Pistorius über 400 Meter bis ins Halbfinale.Damit schreibt er Sportgeschichte. Als erster Athlet mit BEHINDERUNGtritt er in diesem Wettbewerb gegen Nichtbehinderte an. Für viele Menschenist er ein VORBILD, nicht nur für jene, die selbst körperbehindert sind. Denner zeigt Spitzenleistungen, wie sie auch von vielen anderen Athleten in derGESCHICHTE des Behindertensports erbracht wurden

Schon immer

Die querschnittsgelähmteBerlinerin MarianneBuggenhagen gewinnt beiden Paralympics in Pekingdie Goldmedaille im Diskus-werfen. Dabei stellt sieeinen neuen Weltrekord auf.

Auch in der DDRentwickelten sich Strukturen

für den Behindertensport.Beim Ländercup

der Sozialistischen Länder1980 in Berlin

traten Athletinnen imSpeerzielwurf

gegeneinander an(Bild oben rechts).

Sperrige Ausrüstung hatten die Fechter bei den Stoke-Mandel-ville-Games 1972 in Heidelberg (Bild rechts). Bei den

Paralympics 2000 in Sydney sieht dies schon anders aus.

7_Paralympic Day_Tagesspiegel_8. September 2011

Spitzensport

Lucas Ludwig hatte Glück: sein Talentwurde erkannt. 1997 begann der heute22-Jährige auf Grund seiner Behinderung,eines Klumpfußes, mit dem Gesundheits-sport. Drei Jahre später entdeckte ihn seinheutiger Trainer Matthias Ulm. Er wech-selte auf ein Sportgymnasium und trai-niert am paralympischen Trainingsstütz-punkt im Sportforum Hohenschönhausenin Berlin. Bei den Paralympics in Peking er-reichte er einen vierten Platz. Mehrere Eu-ropa- und Weltrekorde hat er aufgestellt.Seine Förderung beschreibt er als ausge-zeichnet.

„Nicht die Talentförderung ist das Pro-blem, sondern die Talentfindung“, sagt derPräsident des BehindertensportverbandsFriedhelm Julius Beucher. „Es bedarf vielmehr Sichtungslehrgängen und Scouting,um Sportler mit großem Potenzial zu ent-decken.“ Norbert Fleischmann, Vorsitzen-der der Behindertensportjugend, betontdie Entfaltungsmöglichkeiten, die Sportbietet: „Die wichtigste Frage ist: ‚Was kön-nen wir machen, um die Kinder und Ju-gendlichen zum Sport zu motivieren."

Bevor Kinder und Jugendliche ihr sportli-ches Potenzial entwickeln können, liegtmeist ein steiniger Weg vor ihnen. Behin-dertensport ist deutlich teurer als Sportfür Menschen ohne Handicap – vor allemdie Ausrüstung und oft weite Anfahrten ge-hen auf Dauer ins Geld, weiß Fleischmann.Wo ein Nichtbehinderter nur Turnschuheund Sportkleidung braucht und zum nächs-ten Fußballverein gehen kann, braucht derGehandicapte vielleicht eine spezielle Bein-prothese oder einen besonderen Rollstuhlund muss dann erst einmal zu dem Ort ge-langen, an dem sein Sport überhaupt ange-boten wird. Die Familien behinderter Kin-der und Jugendlicher gehen mitunter anden Rand ihrer finanziellen Möglichkeiten,um das Hobby zu bezahlen. Außerdem hal-ten manche Eltern ihre Kinder aus Sorgeum ihr Wohlergehen zurück.

Um diese Sorgen zu nehmen, gibt esjährlich Schnupperlehrgänge, bei denendie Kinder und Jugendlichen mit dem Be-hindertensport bekannt und vertraut ge-macht werden.

Im Jahr 2010 wurde zudem der Schul-sportwettbewerb „Jugend trainiert für Pa-ralympics“ ins Leben gerufen. 184 begeis-terte Schüler aus 12 Bundesländern wa-ren bei den diesjährigen Wettkämpfen vom07.-10. Juni im BundesleistungszentrumKienbaum bei Berlin dabei und holten Me-daillen im Schwimmen, Rollstuhlbasket-

ball, Tischtennis und in den Leichtathletik-wettkämpfen.

Neben einigen Regelschulen haben sichin den vergangenen Jahren zudem Sport-schulen für den Behindertensport geöff-net. Das Schul- und Leistungssportzen-trum Berlin nimmt Kinder und Jugendli-che auf, die von ihrem Landesverband eineleistungssportliche Empfehlung ausge-sprochen bekommen haben. Noch kannnicht jedes Talent gefördert werden, danicht überall Barrierefreiheit gewährleis-tet ist. Doch daran wird gearbeitet.

Auch Lucas Ludwig hat das Schul- undLeistungssportzentrum Berlin besucht,dort sein Abitur gemacht und sportliche Er-folge erzielt. Nun trainiert er für seinnächstes Ziel: London 2012.

Wenn Nora Kirberger mit ihren MitschülernHockey spielt, ist sie klar im Vorteil. Obwohlsie im Rollstuhl sitzt – genauer gesagt: weilsie im Rollstuhl sitzt. Denn im Sportunter-richt wird Rollstuhlhockey gespielt: AlleSchüler sitzen im Rollstuhl, auch diejenigenohne Behinderung. Und die sehen dabeischnell alt aus. „Da haben wir Rollifahrer esnatürlich leichter“, sagt Nora und lacht.

Die 20-Jährige besucht in Köln dieAnna-Freud-Schule, eine Schule vorwie-gend für Körperbehinderte. Den Sportunter-richt hat Annas Klasse gemeinsam mit Schü-lern der benachbarten Realschule. „Zur Be-grüßung hat der Sportlehrer denen gesagt:,Bei uns ticken die Uhren anders’“, sagtNora. Denn Integration passiert an dieserSchule umgekehrt: zwei Drittel in NorasKlasse haben eine Behinderung. Den Sport-unterricht leiten je zwei Sportlehrer mit son-derpädagogischer Zusatzqualifikation.

„Die Einstellung ist der entscheidendeFaktor, ob Integration im Sportunterricht ge-lingt“, sagt Judith Hufnagel, wissenschaftli-che Mitarbeiterin an der Deutschen Sport-hochschule Köln und zuständig für die Sport-lehrerausbildung. Man brauche aber auchgenug ausgebildete Lehrer. Die Integrations-pädagogik sei bisher in der Ausbildung fürdie Lehrer an Regelschulen viel zu kurz ge-kommen.

Die Ausbildung und Einstellung der Leh-rer – das ist auch für Gudrun Doll-Tepperder Schlüssel zu einer gelungenen Integra-tion im Sportunterricht. Die Frage sei: „Wiekann ich meinen Unterricht so gestalten,dass alle mitmachen können?“, so die Pro-fessorin für Integrationspädagogik an derFU Berlin und Vizepräsidentin des Deut-schen Olympischen Sportbundes. In Berlinwar Integrationspädagogik seit 2001 einPflichtfach für alle Lehramtsstudenten –deutschlandweit einmalig; seit der Umstel-lung auf Bachelor-Studiengänge ist dasFach in andere Studieninhalte integriert wor-den. Selbstverständlich gehöre auch die pas-sende Ausstattung dazu. Eine Ausrede dürfedas aber nicht sein. Barbara Kerbel

TalentiertParalympics_Tagesspiegel_8. September 2011_8

KeineAusrede

Von den rund achtMillionen Deutschen mitBehinderung treiben zu

wenige Sport. Wiewerden da begabte

Jugendliche entdeckt? Integrationspädagogikfür Sportlehrer

Bei „Jugend trainiert für Paralympics“gewann die Leichtathletikmannschaftder LVR-Paul-Klee-Schule aus Leichlin-gen den zweiten Platz. Foto: DBSJ

Von Annemieke Overweg

Ich hätte lieber blonde Haare.

Behinderte Menschen:

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Starker AuftrittNoch immer erinnert sich Mario Galla anden unverschämten Designer in Paris.Pünktlich auf die Minute klingelt er damalsan der Tür seines Ateliers, die Assistentinbegrüßt ihn freundlich, führt ihn in den An-proberaum, wo schon sein Outfit hängt. DerDesigner will sehen, wie Mario Galla darinwirkt. Er schlüpft hinein, läuft los, wird abernach nur vier Schritten wieder gestoppt. Wa-rum er denn so komisch laufe, fragt der De-signer barsch, ob er verletzt sei. Das liegewohl an seinem Handicap, sagt Galla, öffnetkurzerhand seine Hose, lässt sie auf den Bo-den fallen und entblößt: seine Beinprothese.Fassungslos steht der Designer da, dannflippt er aus. Welche Idioten ihm denn einenBehinderten geschickt hätten. Mit fiesemUnterton fragt er Mario, ob ihn damit über-haupt jemand buche. Mit dem Ding!

Allerdings.MarioGalla,derwegeneineran-geborenen Fehlbildung mit einem stark ver-kürzten Bein zur Welt gekommen ist und seitseinem dritten Lebensjahr eine Beinpro-these trägt, arbeitet heute als sehr erfolgrei-ches Model. In seiner Biografie „Mit einemBein im Model-Business“ (Mosaik Verlag,384 Seiten, 19,99 Euro), die er zusammen mitLars Amend geschrieben hat und die am 19.September erscheint, schilderter, wieer sichweder von dem Pariser Designer noch arro-gantenModel-Kollegenbeirrenlässtundkon-sequent sein Ziel verfolgt. Beispielsweiseging der 26-jährige Hamburger für HugoBoss über den Laufsteg, das Label Starsty-ling buchte ihn ebenso für die Berliner Fa-shion Week wie der Designer Michael Michal-

sky, auch für Modestrecken wurde er mehr-fach fotografiert. Galla ist trotz – oder viel-leichtgeradewegenseinesHandicapserfolg-reich. Und damit nicht das einzige Model.

Immer mehr Unternehmen werben mitMenschen, die eine Behinderung haben. Dersüdafrikanische Sprinter Oscar Pistorius istdas aktuelle Testimonial für den neuen Män-nerduftvonThierryMugler.WegeneinesGen-defekts wurden ihm im Alter von elf Monatendie Beine unterhalb der Knie amputiert, we-gen seiner Sprintrekorde mit Prothesen be-zeichnete die BBC ihn als „schnellsten Mannauf Nicht-Beinen“.

Die US-amerikanische Leichtathletin undSchauspielerin Aimee Mullins, der wegen ei-ner Fehlbildung ebenfalls im Säuglingsalterbeide Beine unterhalb der Knie amputiertwurden, istMarkenbotschafterin fürdenKos-

metikkonzern L’Oréal Paris. Schon Ende der90er-Jahre führte sie in Paris die Kollektiondes Designers AlexanderMcQueenfürGiven-chy vor–mit ihrerProthese.Medienberichte-ten damals von einer „Gratwanderung zwi-schen Schock und Schick“.

AuchalsMario Galla im vergangenen Som-mer in Berlin von Michalsky in kurzen Hoseauf den Laufsteg geschickt wurde und seineschwarze Prothese, genauer Orthese, zu se-hen war, ging ein Raunen durchs Publikum.Ein Zeichen der Toleranz oder eine Provoka-tion der Modebranche, die so sehr aufPerfek-tion bedacht ist? Weder-noch, sagt Michal-sky. Sein Motto sei „real clothes for realpeople“ zu machen, also echte Mode fürechte Menschen, deshalb buche er nicht nurModels,die dem gängigen Ideal entsprechen.Ohnehin sei Schönheit keine Frage des Altersund des Körpers, sondern Kopfsache.

So gut wie sich Michalskys Idee anhört,funktioniert sie jedoch nicht: Denn wenn nurein einziges Model mit Handicap zwischenlauter Topmodels über den Catwalk läuft, be-steht die Gefahr, nur den Voyeurismus desPublikums zu bedienen. Ein Effekt, der auchGalla nicht gefallen würde, wie er damalssagt: „Die Designer sollen mich wollen, weilich als Typ zu ihrer Mode passe, nicht, umdas Publikum zu schocken. Das wäre maka-ber und unethisch.“ Doch Michalsky betont,dass Gallas Behinderung für ihn überhauptkeine Rolle gespielt habe. Galla sei ein tollerTyp, der gut zu seiner Mode passe, dazu seier fasziniert gewesen von seiner Lebens-freunde und positiven Energie.

Einen Schockeffekt mit behinderten Mo-dels erzielen zu wollen, sei ohnehin längstüberholt, sagt Vincent Schmidlin, Geschäfts-führer bei der Werbeagentur Scholz &Friends und Experte für Markenkommunika-tion: „Inzwischen wollen Designer und Unter-nehmen mehr als provozieren oder sich imGutmenschentum sonnen, wenn sie Modelsmit Behinderungen buchen.“ Das würdenauch Kampagnen wie die mit Oscar Pisto-rius für Mugler und Aimee Mullins fürL’Oréal zeigen. „Nicht ihre Behinderungsteht hier im Vordergrund, sondern sie wer-den als Model mit besonderen Fähigkeitenund besonderer Aura gebucht und einge-setzt. Im Fokus steht ihre Leistungsfähig-keit, sich trotz des Handicaps immer wiederaufs Neue zu bewähren“, sagt Schmidlin.

Szenen im Making-of-Video zum L’Oréal-Spot zeigen, wie Mullins im schwarzenAbendkleid auf einem Laufband sprintet, derStoff umflattert ihre schwarzen Prothesen,

inszeniert wird sie als „bionische Schön-heit“, wie ein Wunder von Biologie und Tech-nik. Aimee Mullins sei nicht weniger als „Su-perwoman“, heißt es am Ende. Auch OscarPistorius wird in dem Mugler-Spot zum Duft„A*Man’ inszeniert, als sei er ein Held voneinem anderen Stern.

DieAuftrittevonMullinsundPistoriussym-bolisieren starken Willen und Kraft – Eigen-

schaften, mit denen Unternehmen offenbargerne ihre Produkte in Verbindung bringenwollen. „Wir haben uns für Oscar Pistoriusentschieden, weil es uns beeindruckt hat,dass er von klein an eine starke Persönlich-keit hatte. Weil er seine Behinderung alsQuelle einer schier unerschöpflichen Ener-gie nutzt. Und sich über bestehende Konven-tionen hinwegsetzt. Genau dafür steht auchdieMarkeThierryMuglerParfums“,sagtCor-nelia Hobbhahn, Direktorin für Public Relati-ons beim Kosmetikkonzern Clarins, zu demdie Marke gehört. Es sei jedoch nicht Strate-gievonClarins,verstärktmitbehindertenMo-dels zusammen zu arbeiten, sagt Hobbhahn:„Wenn wir einem außergewöhnlichen Men-schen begegnen, dann wählen wir ihn für dieKampagne aus, die am besten passt.“

Wie Pistorius werden Models mit Behinde-rungen nur sehr gezielt eingesetzt, hat Wer-beexperte Schmidlin festgestellt: „Entschei-dend ist auch immer die Art und der Grad derBehinderung.“ Psychisch, geistig oder kör-perlich sehr stark behinderte Menschenseien als Models weniger gefragt als ModelswieGalla,MullinsoderPistorius,diezwarein-geschränkt seien, aber dank der Prothesenein fast normales Leben führen könnten.Viele Menschen würden sie nicht als Behin-derte wahrnehmen. „Deshalb ist es auchmöglich, dass sie in den Kampagnen positiveBotschaften vermitteln können, ohne Mitleidzu erzeugen“, sagt Schmidlin. Er prognosti-ziert, dass Models mit Behinderungen künf-tig eine noch größere Rolle in der Werbungspielenwerden.„Dennjegrößerdermedizini-sche Fortschritt ist, umso kleiner wird dieAngst der Menschen vor Behinderungen undumso akzeptierter wird es sein, mit entspre-chenden Models zu werben.“

In seiner Hamburger Agentur PMA Modelsist Mario Galla bisher noch das einzige Modelmit Behinderung. Weniger gebucht werde erdeshalb aber nicht, sagt sein Booker BastianDöcke. Die Behinderung spiele für die meis-ten Kunden auch kaum eine Rolle. „Sie bu-chen ihn nicht wegen oder trotz seiner Behin-derung, sondern, weil er in ihr Profil passt.“

Anfang Juni ist Mario Galla wieder bei Mi-chalskys Modenschau mitgelaufen. In lan-gen Hosen.

Immer mehrUnternehmen undDesigner werben mitModels, die behindertsind. War früher noch dieProvokation das Ziel, gehtes inzwischen um mehrals den Schockeffekt, wieaktuelle Kampagnenzeigen

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Mit dem Ding buchtdich jemand?, fragtder Designer in Paris

Der Stoff des schwarzenAbendkleids umflattertdie Prothese

Als moderner Held wird Oscar Pistorius(oben) von Thierry Mugler inszeniert, Ai-mee Mullins ist Markenbotschafterin fürL’Oréal. Mario Galla lief schon auf derBerliner Modewoche. Fotos: Promo (2), dpa

Von Sonja Pohlmann

Hürden nehmen

Viele Menschen mit einem Schwerbehindertenausweis sindgut ausgebildet und haben trotzdem Schwierigkeiten, einenJob zu finden. Auch der jüngste Boom auf dem Arbeitsmarktging an den Menschen, die einen Behinderungsgrad von min-destens 50 Prozent aufweisen können, vorbei: Die Arbeitslo-sigkeit unter den rund sieben Millionen Schwerbehindertenin Deutschland stieg sogar.

Unternehmen ab 20 Mitarbeitern sind eigentlich dazu ver-pflichtet, fünf Prozent ihrer Stellen an Schwerbehinderte zuvergeben. Die meisten Firmen erfüllen diese Quote jedochnicht und leisten lieber eine Ausgleichszahlung. Es gibt aberauch Unternehmen, die versuchen Hürden abzubauen – undvor allem die Ausbildung von jungen Schwerbehinderten vo-ranzutreiben.

Seit Anfang September arbeiten beispielsweise 22 neueAzubis mit einer Schwerbehinderung bei Daimler. In den ver-gangenen fünf Jahren haben bereits 128 junge Männer undFrauen mit „anderer Gesundheit“, wie es Alfons Adamnennt, im Unternehmen eine Ausbildung begonnen. AlfonsAdam ist bei der Daimler AG die Konzernvertrauenspersonder schwerbehinderten Menschen. Er ist froh über die wach-sende Zahl von Azubis mit Handicap – auch wenn dies keinSelbstläufer ist. Denn noch immer bewerben sich zu wenigjunge Menschen mit Behinderung beim Unternehmen. „Wirwürden gerne mehr schwerbehinderte Azubis anstellen.“Dafür engagiert sich der in Bremen sitzende Adam bereitsseit 2003 – gemeinsam mit den Schwerbehindertenvertre-tungen der anderen Daimler-Standorte und weiteren Auto-mobilbauern wie Volkswagen, Audi, Opel oder Ford.

Das Interesse für die Belange der Schwerbehindertenhabe in den vergangenen Jahren zwar zugenommen, sagtAdam. Doch „die Integration etwa im Kindergarten oder derSchule ist in Deutschland noch längst nicht selbstverständ-lich.“ Es gebe eine große Gruppe von Menschen mit besonde-ren Erkrankungen, die den Rest der Gesellschaft erst vonihren Qualitäten überzeugen müsse.

Nicht jedem gelingt dies auf so beeindruckende Weise wiedem contergangeschädigten Matthias Berg, der neben sei-ner Karriere als Jurist und Musiker zahlreiche Goldmedail-len bei Sommer- und Winter-Paralympics vorweisen kann.Der Sport kann sich durchaus als Brücke hin zu mehr Selbst-bewusstsein und Anerkennung erweisen – Ziele, die der

Deutsche Behindertensportverband vertritt. Einige Unter-nehmen haben zudem den gesellschaftlichen Wert des Be-hindertensports und seine Werbewirksamkeit erkannt: Sieunterstützen Paralympics-Athleten wie Heinrich Popow, derfür das Chemieunternehmen Bayer arbeitet und trainiert.Die Allianz und die Telekom fördern ebenfalls Mitglieder derparalympischen Top-Teams.

Doch viele Firmen tun sich weiterhin schwer mit der Ein-gliederung Schwerbehinderter in die Arbeitswelt. Sie hättenAngst davor, einen behinderten Mitarbeiter einzustellen, dasie ihn dann angeblich auch bei Fehlverhalten nicht mehrlos würden, sagt Gunter Gomola, der selbst einen Schwerbe-hindertenausweis hat und seit mehr als sieben JahrenSchwerbehindertenvertreter bei der Lufthansa Passage Air-line ist. „Dabei stimmt das überhaupt nicht“, sagt der 60-Jäh-rige. Wer sich daneben benehme, könne gekündigt werden –unabhängig davon, ob er behindert sei oder nicht.

Laut Bundesstatistik weisen Schwerbehinderte durch-schnittlich weniger Krankentage auf als Nichtbehinderte.„Sie sind zumeist hoch motiviert“, erklärt Gomola. Und ihreIdentifikation mit dem Unternehmen sei bemerkenswert.

Dennoch müssen viele Unternehmen trotz des Fachkräfte-mangels davon überzeugt werden, Schwerbehinderte einzu-stellen, statt die Ausgleichsabgabe zu bezahlen. Sowohlschwerbehinderte Arbeitnehmen als auch Arbeitgeber ha-ben hier noch einige Hürden zu nehmen.

Paralympics_Tagesspiegel_8. September 2011_10

Der contergangeschädigte Matthias Berg an seinemArbeitsplatz im Esslinger Landratsamt.

Der Jurist gewann 11 Goldmedaillenbei den Paralympics. Foto: dpa

Der paralympische Medaillengewinner Heinrich Popow arbeitet beim Unternehmen Bayer als Fachinformatiker. Foto: dpa

Hohe Identifikationund Motivation:

Die Förderung von Mitarbeiternmit Handicap kann sich für

Unternehmen lohnen

INTEGRATION IST NOCH LÄNGSTNICHT SELBSTVERSTÄNDLICH

Von Rita Nikolow

Das Persönliche Budget ist eine alternative Leistungsform zur Teilhabe und Rehabilitation von behinderten Menschen durch Geldbeträge oder Gutscheine. Sie

können selbst entscheiden, wann, wo, wie und von wem Sie Teilhabeleistungen nehmen, um Ihren Hilfebedarf optimal abzudecken. Durch das Persönliche

Budget haben Sie Einfluss auf die Art und Gestaltung der Leistung, die Sie erhalten. Das stärkt Ihre Selbstbestimmung und Selbstständigkeit. Weitere Infos:

www.budget.bmas.de oder unter 01805 / 6767-15 (Mo.– Do. von 8 bis 20 Uhr; 0,14 € / Min. aus den Festnetzen und max. 0,42 €/Min. aus den Mobilfunknetzen).

Das erste, woran sich Michal Gryga nach demAufprall erinnert, ist Wasser, sehr kaltes Was-ser. Er liegt in einem Bach. Ein Autofahrerhatte den Mannschaftsbus des Volleyball-zweitligisten SVC Nordhausen seitlich ge-rammt und einen Hang hinabgeschoben.Durch die Wucht des Aufpralls wurden die Vol-leyballer durch die Scheiben geschleudert.Er sieht seine Mitspieler auf einer Wiese ne-ben sich. Sie bluten und haben tiefe Schnitt-wunden. Als Gryga versucht aufzustehen, rea-gieren seine Beine nicht. Zu dritt ziehen seineMitspieler den 1,97 Meter großen Zuspieleraus dem Wasser.

Gryga wird sofort operiert. Aber ein Hals-wirbel ist gebrochen. Er ist querschnittge-lähmt. Die Profisportkarriere des damals25jährigen Tschechen ist mit dieser Diagnoseabrupt beendet. Gryga ist in seinem Job ar-beitsunfähig. Doch Profisportler, die ihr Ge-halt von Sportvereinen in Deutschland wiezum Beispiel Handball- oder Fußballclubs be-ziehen, sind wie reguläre Arbeitnehmer überdie gesetzliche Unfallversicherung versi-chert. Gryga hat dadurch Anspruch auf alleMaßnahmen der Rehabilitation und vor allemauf Reintegration ins Berufsleben. Die Ent-scheidung in Deutschland zu bleiben fälltGryga dennoch nicht leicht. Er hatte erst vierMonate vor dem Unfall seinen deutschen Pro-fivertrag unterschrieben und seine Familielebt in Tschechien. Nach der Reha nimmt eran Berufsfindungsworkshops teil und stelltfest, dass er sich auf dem normalen Arbeits-markt schwertut: „Im Büro sitzen war nochnie was für mich. Ich bin Sportler. Daran hatsich auch nach dem Unfall nichts geändert“,erklärt Gryga. Er lässt sich zum Volleyballtrai-ner mit A-Lizenz ausbilden und fängt bei sei-nem alten Verein in Nordhausen an. „Ob ichjetzt auf der Bank oder im Rollstuhl sitze undbrülle, das macht für die Mannschaft keinenUnterschied.“

Der Abschied vom Profisport hat ihn den-noch geschmerzt. Er will selber nicht mehrVolleyball spielen. Aber seine neue Positionim Team, als Trainer an der Seitenlinie, erfülltihn. Karin Preugschat

Als ein „Symbol der Hoffnung“ bezeichneteder Stadionsprecher in Port au Prince imvergangenen Monat bei einem Benefiztur-nier Haitis Fußballnationalmannschaft derBehinderten. Die Spieler ereilte alle das glei-che Schicksal: Sie verloren während desErdbebens im Januar 2010 eins ihrer Beine.Kaum ein halbes Jahr nach dem Unglückgründeten fünfzehn Männer die Fußball-mannschaft. Im gleichen Jahr nahmen sieam Weltcup in Argentinien teil. Heute habensie beinahe einen größeren Fanclub als dieeigentliche Nationalmannschaft.

Die Geschichte dieses Teams ist ein Bei-spiel dafür, welchen Stellenwert Sport in derRehabilitation und für die Lebensqualitätder Behinderten einnehmen kann. Jedochleben achtzig Prozent der Behinderten welt-weit in Entwicklungsländern oder Katastro-phengebieten. Dort fehlt es oft an den sozia-len und medizinischen Mitteln, die eine ent-scheidende Voraussetzung für den Aufbauvon Sportstrukturen für Behinderte bilden.Damit also Hoffnungsträger wie das Teamvon Haiti entstehen können, braucht es dieUnterstützung aus dem Ausland.

In Deutschland bekommt beispielsweisedas Nationale Paralympische Komitee imRahmen der sogenannten ProjektförderungMittel der Bundesregierung für die Förde-rung des Sports in Entwicklungsländern.Aber auch durch die Zusammenarbeit desAuswärtigen Amtes mit Verbänden wie demDeutschen Behindertensportverband oderdem Deutschen Rollstuhlsportverband wirdvor Ort Direkthilfe geleistet.

Außerhalb des Verbandssystems ist in die-sem Zusammenhang die Otto Bock Stiftung

zu nennen. Der Prothesenhersteller hat essich zur Aufgabe gemacht, in Zusammenar-beit mit internationalen Organisationen Ka-tastrophengebiete zu unterstützen. Dabeibleibt es jedoch nicht bei der Lieferung vonProthesenkomponenten oder Rollstühlen.So engagierte sich die Otto Bock Stiftung zu-sammen mit dem Chinesischen RotenKreuz nach dem verheerenden Erdbeben inChina 2008 durch die Ausbildung von Ortho-pädietechnikern für eine nachhaltige Versor-gung der Opfer. Nur so konnte beispiels-

weise garantiert werden, dass orthopädie-technische Hilfsmittel kontinuierlich an dasWachstum betroffener Kindern angepasstwerden. Diese Kinder können später womög-lich Behindertensport betreiben, womit siein den Förderbereich des Internationalen Pa-ralympischen Komitees fallen.

EhemaligeParalympionikenausAfrikatre-ten als Botschafter der paralympischen Be-wegung auf, damit der BehindertensportauchinEntwicklungsländernleichterFußfas-senkann. Wenn durch die Hilfeaus dem Aus-landSportlerausdiesenRegionenspäterEr-folgeerzielen,dientdasnichtnurderEtablie-rung des Behindertensports, sondern auchdem Selbstbewusstsein der Sportler.

Die Fußballmannschaft aus Haiti zeigt es.

Hoffnungskick11_Paralympics_Tagesspiegel_8. September 2011

Zurückim Beruf

In Entwicklungsländernund Katastrophen-

gebieten fehlt es oft anMitteln zum Aufbau

von Sportstrukturenfür Behinderte.

Doch es gibtMöglichkeiten der Hilfe

Ein Unfall ändert alles –der Sport bleibt

ProfisalsatänzerGeorg Exantusmusste nach demErdbeben auf Haitider rechte Unter-schenkel ampu-tiert werden. Mitseiner neuen deut-schen Prothesekann er wiederdas Tanzbeinschwingen - undsogar Bälle jonglie-ren. Foto: privat

Von Leonie Arzberger

www.bgbau.de

• Heilbehandlung sowie medizinische, berufliche und soziale Rehabilitation, zudem finanzielle Absicherung von Versicherten.

• Praxisorientierte Präventions- und Schulungsmaß nah men für mehr Sicherheit, Gesundheit und Wirtschaftlichkeit.

• Flächendeckende Betreuung durch den Arbeitsmedizinisch-Sicherheitstechnischen Dienst (ASD der BG BAU).

Die BG BAU ist die gesetz liche Unfallversicherung für die Bauwirtschaft und baunahe Dienstleistungen.

Berufsgenossenschaft der BauwirtschaftHildegardstraße 29/30 · 10715 Berlin · Tel.: 030 85781-0 · Fax: 030 85781-500 · [email protected]

Die BG BAU unterstützt Beschäftigte und Betriebe

Es ist kalt, sehr kalt sogar. Bis zu minus 45Grad Celsius musste Großbritanniens Thron-folger Nummer drei, Williams Bruder Harry,ertragen, als er gemeinsam mit acht Afgha-nistan-Veteranen in Richtung Nordpol zog.Ein anstrengendes Survivaltraining in Spitz-bergen, pro Person ein 100 Kilogrammschwerer Schlitten mit Proviant und Gepäck,Waffen zur Verteidigung gegen Eisbären,campen auf Eisfeldern und sonst nichts alsSchnee und Kälte, soweit das Auge reicht.Ein Urlaub von den Adelspflichten sieht an-ders aus.

Doch bei der Reise ging es nicht um Erho-lung, sondern um die Charity-Aktion „Wal-king with the Wounded“, bei der Geld für ehe-malige britische Soldatinnen und Soldatengesammelt wird. Mit dem Weltrekordver-such wollten die teils versehrten acht Vetera-nen sich und der Welt beweisen, dass sie es

trotz Lähmungen und Prothesen zum Nord-pol schaffen können. Das schwierige Unter-nehmen hatte Erfolg – sie legten in 13 Tagenmehr als 300 Kilometer zurück. Prinz Harrybegleitete den Treck vier Tage lang.

Der Adelsspross, selbst begeisterterPolo- und Rugbyspieler, zeigt sich sehr inte-ressiert am Behindertensport: Als im ver-gangenen Winter in der britischen Botschaftin Berlin die Paralympics Zeitung des Tages-spiegels vorgestellt wurde, unterhielt ersich gut gelaunt mit dem jungen Schüler-schreiberteam, das von den Winterspielenin Vancouver berichtet hatte. Er fragte die Ju-gendlichen über ihre Erfahrungen aus undwar begeistert von der Idee, dass Schülervor Ort über die Paralympics schreiben.

Seit Barcelona 1992 fiebert Andrew, Bru-der von Prinz Charles, zum Beispiel beimRollstuhltennis am Spielfeldrand mit undtrifft sich mit den Sportlern, Trainern undHelfern der Paralympics. Seine Mutter, dieQueen, besucht regelmäßig den OlympicPark und begutachtet die Fortschritte beimBau der Arenen. Damit das Gelände für je-dermann gut zugänglich ist, wird bei der Pla-nung strengstens auf Barrierefreiheit geach-tet – schließlich sollen dort 2012 nicht nurdie Olympischen Spiele stattfinden, sondernauch die Paralympischen Spiele. Dem briti-schen Paralympicsteam ist die Queen be-reits dadurch verbunden, dass sie 2009 ei-nen Empfang für die Sportler im Bucking-ham Palace organisierte. Ebenfalls tatkräf-tig zeigt sich Prinzessin Anne als eine der bri-tischen Repräsentantinnen im Internationa-len Olympischen Komitee. Sie hilft bei der Or-ganisation der Olympischen und Paralympi-

schen Spiele. Schon bei der Bewerbung Lon-dons hatte sie Anteil daran, dass die Stadtsich gegen New York, Paris, Moskau und Ma-drid durchsetzte.

Die britischen Royals sind nicht die einzi-gen adeligen Förderer des Behinderten-sports: Charlene Wittstock, frisch verheira-tet mit Fürst Albert von Monaco, feierte mitFranziska van Almsick im Februar ein Come-back als Schwimmerin für den guten Zweck:Die beiden sammelten beim Midmare Milein Südafrika Geld für die Paralympics.

Ein paar Monate vor dem Start der Spielein London wird das Veteranenteam wieder indie Kälte ziehen. Gemeinsam wollen die„Walking with the Wounded“-Extremsport-ler im Mai 2012 das Dach der Welt, denMount Everest, erobern. Ob Prinz Harrydann wohl wieder dabei sein wird?

Meine Zeit mit dem Prinzen aufwww.tagesspiegel.de/paralympics

Adel verpflichtet

Paralympics_Tagesspiegel_8. September 2011_12

Prinz Harry zieht es zumGeldsammeln an den

Nordpol und die Queenüberwacht die

Bauarbeiten amOlympic Park:

Die britischen Royalszeigen vor den

Paralympics in London2012 viel Engagement

Von Annemieke Overweg

Schulterschluss. Bei „Walking With TheWounded“ zog Prinz Harry mit versehrtenSoldaten Richtung Nordpol. Fotos: dpa, pa

Uns verbinden Begeisterung und Engagement für den para-

lympischen Sport: Das Otto Bock Team gratuliert dem DBS

zu erfolgreichen 60 Jahren! Mit Blick auf London 2012 und

darüber hinaus freuen wir uns auf die weitere Zusammenarbeit.

Um mit vereinten Kräften die besten Voraussetzungen für die

Athleten zu schaffen, bringt Otto Bock sein technisches Know-

how auch in Zukunft mit ein.

Auf dem Sprung nach London 2012

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Otto Bock HealthCare GmbHMax-Näder-Straße 15 · 37115 Duderstadt · Telefon 05527 848-0

Telefax 05527 848-1414 · [email protected] · www.ottobock.de

Official Prosthetic, Orthotic andWheelchair Technical Service Providerof the 2012 Paralympic Games