Dossier Hoffnungen und Ängste – Jugendliche aus ... · von Kindern, Jugendlichen und Familien,...

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Winter 2004 Deutsches Jugendinstitut e.V. Dossier Berichte Männer und Familiengründung Zeit zum Leben-Lernen? Frühförderung für Kinder aus sozial benachteiligten Familien Hoffnungen und Ängste – Jugendliche aus Zuwandererfamilien an der Schwelle zur Arbeitswelt

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Winter 2004Deutsches Jugendinstitut e.V.

Dossier

Berichte

Männer und Familiengründung

Zeit zum Leben-Lernen?

Frühförderung für Kinder aussozial benachteiligten Familien

Hoffnungen und Ängste –Jugendliche aus Zuwandererfamilienan der Schwelle zur Arbeitswelt

Seite 1 Bericht

Deutsches Jugendinstitut e.V.Nockherstraße 281541 MünchenTelefon: +49 (0)89 6 23 06-0Fax: +49 (0)89 6 23 06-162www.dji.de

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ISSN 0930-7842

Das DJI-Bulletin erscheint viermalim Jahr. Außerdem gibt es jährlicheine Sonderausgabe in Englisch.

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Längsschnittstudie zum ÜbergangSchule – BerufHoffnungen und Ängste –Jugendliche aus Zuwandererfamilienan der Schwelle zur Arbeitswelt

Ehe und Vaterschaft im Kontext der beruflichen EntwicklungMänner und Familiengründung

Seite 2 BerichtZeitbudgets von Mädchen und JungenZeit zum Leben-Lernen?

Seite 3 BerichtErgebnisse der wissenschaftlichen Begleitung des Programms»Opstapje – Schritt für Schritt«Frühförderung für Kinder aussozial benachteiligten Familien

Seite 4 Dossier

Seite 8 Kurz informiert

Seite 9 Tagungen

Seite 11 Publikationen

Das Deutsche Jugendinstitut e. V. ist einaußeruniversitäres sozialwissenschaft-liches Forschungsinstitut. Seine Aufgabensind anwendungsbezogene Grundlagen-forschung über die Lebensverhältnissevon Kindern, Jugendlichen und Familien,Initiierung und wissenschaftliche Beglei-tung von Modellprojekten der Jugend- undFamilienhilfe sowie sozialwissenschaft-liche Dienstleistungen. Das Spektrum derAufgaben liegt im Spannungsfeld vonPolitik, Praxis, Wissenschaft und Öffent-lichkeit. Das DJI hat dabei eine doppelteFunktion: Wissenstransfer in die sozialePraxis und Politikberatung einerseits,Rückkopplung von Praxiserfahrungen inden Forschungsprozess andererseits.Träger des 1963 gegründeten Instituts istein gemeinnütziger Verein mit Mitgliedernaus Institutionen und Verbänden derJugendhilfe, der Politik und der Wissen-schaft. Dem Kuratorium des DJI gehörenVertreter des Bundes, der Länder, desTrägervereins und der wissenschaftlichenMitarbeiterschaft des DJI an.

Das DJI hat z. Zt. folgende Forschungs-abteilungen: Kinder und Kinderbetreu-ung, Jugend und Jugendhilfe, Familie undFamilienpolitik, Geschlechterforschungund Frauenpolitik, Social Monitoringsowie den Forschungsschwerpunkt »Über-gänge in Arbeit« und eine Außenstelle inHalle.

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Berichte

Ehe und Vaterschaft im Kontext der beruflichen Entwicklung

Den Wunsch, »dass sich mehr Frauen trauen, Kinder zu bekommen«, äußerteBundeskanzler Gerhard Schröder in seiner Neujahrsrede 2004. Liegt die Entschei-dung für Familiengründung ausschließlich bei den Frauen? Neue Analysen ausdem DJI-Familiensurvey zeigen, dass diese Sichtweise zu einseitig ist: Auch imLeben von Männern gibt es typische Weichenstellungen, die auf eine Eheschlie-ßung und Vaterschaft einwirken. Dabei spielen die beruflichen Entwicklungs-möglichkeiten eine wichtige Rolle.

Männer und Familiengründung

Auch Männern sind im Hinblick aufeine Familiengründung altersmäßigeGrenzen gesetzt. Dies zeigt eine Analyseerwerbstätiger Männer aus Westdeutsch-land im Alter von 35 bis 50 Jahren aufder Basis der repräsentativen Daten desDJI-Familiensurvey aus dem Jahr 2000(zur detaillierten Ergebnisdarstellung s.Tölke 2004). Danach sinkt auch für Män-ner bereits ab dem Alter von Mitte drei-ßig die Neigung bzw. die Möglichkeitzur Vaterschaft signifikant; dies giltauch, wenn ein Mann in einer festenPartnerschaft lebt.

Inwieweit beeinflussen die zunehmen-den Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt dasVerhalten bei Eheschließung und Vater-schaft? Ein kontinuierlicher Erwerbsver-lauf und eine stetige Karriereentwicklungsind auch für Männer nicht mehr gewähr-leistet, man denke an Arbeitslosigkeit,Zeitverträge, Scheinselbständigkeit etc.Diese Prozesse der Destandardisierungvon Arbeitsverhältnissen führen zu mehrUnsicherheit auf Seiten der Erwerbstäti-gen. Der persönliche Planungshorizontwird eingeschränkt und biographischeFestlegungen werden riskanter.

Der Einstieg in das Berufsleben ist nachwie vor eine wesentliche Voraussetzungfür Heirat und Elternschaft. Die gängigeErklärung hierfür ist, dass junge Men-schen während der Ausbildungsphaseökonomisch von den Eltern abhängigsind. Hier findet aber auch einen Nie-derschlag, dass die Kultur in Deutsch-land nicht auf lebenslange Entwick-lungsprozesse, also das »Wachsen mitneuen Aufgaben« fokussiert, sondernerwartet wird, dass bestimmte Vorausset-zungen bereits vor einer Familiengrün-dung erreicht sein sollten. Diese Einstel-lung schlägt sich auch in der Konzipie-

rung der Bildungsinstitutionen in Deutsch-land nieder: Eine Familiengründungwährend der Ausbildung ist nicht er-wünscht. (Diese Unvereinbarkeit ist je-doch keineswegs zwingend, wie z. B. dieDDR zeigte.)

Auch wenn der erste Schritt in das Be-rufsleben geschafft ist, mindern Unterbre-chungen während des Erwerbslebens die Be-reitschaft für Ehe und Vaterschaft. Diesbetrifft sowohl Arbeitslosigkeits- alsauch spätere Ausbildungsphasen. Ar-beitslosigkeit geht nicht nur mit einge-schränkten wirtschaftlichen Ressourcenund mit begrenzten Handlungsmöglich-keiten einher, sondern beeinträchtigtauch die weitere berufliche Entwicklungund verunsichert im Hinblick auf zu-künftige Handlungschancen. Dass inPhasen von Nicht-Erwerbstätigkeit so-wohl vor Beginn des Erwerbslebens alsauch im Verlauf des Berufslebens eineFamiliengründung vermieden wird, ent-spricht der Norm, nach der ein Mannberuflich Fuß gefasst und eine ökono-misch sichere Basis erreicht haben sollte.

Ein weiterer Indikator für eine De-standardisierung des Berufslebens istTeilzeitarbeit. Wird sie von Männern ineiner frühen Erwerbsphase ausgeübt, soverweist sie auf eine unvollständige In-tegration ins Beschäftigungssystem undist somit ein Zeichen für eine verzögerteberufliche Etablierung. Die empirischenErgebnisse bestätigen diese Vermutung;Teilzeitbeschäftigung vermindert – auchbei Bestehen einer festen Partnerschaft –die Bereitschaft von Männern, eine Eheeinzugehen. Für den Übergang zur Vater-schaft kann dagegen eine feste Partner-schaft (im Familiensurvey als mindes-tens einjährige Beziehung definiert) denEffekt von Teilzeitarbeit relativieren.

Für den beruflichen Werdegang istweiterhin die sozialrechtliche Stellungvon Bedeutung. Hier ist der Status derSelbständigen im Hinblick auf seinen»unsicheren Charakter« hervorzuheben.In der Tat zeigen die Ergebnisse desFamiliensurvey, dass von beruflich selb-ständigen Männern sowohl Eheschlie-ßung als auch Vaterschaft signifikant sel-tener realisiert werden als von Arbeitern,Angestellten und Beamten.

Insgesamt wird deutlich, dass der Ein-stieg in das Berufsleben kein ausreichen-der Indikator mehr für eine vollständigeIntegration in das Erwerbsleben ist. DerEinstieg vollzieht sich vielmehr aufgrundder Veränderungen auf dem Arbeitsmarktetappenweise und beeinflusst nachfol-gend Partnerschafts- und Familienent-scheidungen.

Die vorliegenden Ergebnisse deutenauf die zentrale Bedeutung gesellschaft-licher Makrostrukturen für Prozesse derFamilienentwicklung hin. Durch dengegenwärtigen Sprachgebrauch »Balancevon Arbeit und Leben« wird der indivi-duelle Akt des alltäglichen Ausbalancie-rens hervorgehoben; um die Bereitschaftzur Familiengründung zu erhöhen, müs-sen jedoch auch die gesellschaftlich-strukturellen Rahmenbedingungen inden Blick genommen werden.

Angelika Tölke

Projekt: Männer – Das Zusam-menspiel von privater Lebenssitua-tion und beruflicher EntwicklungLaufzeit: November 2003 –Dezember 2005Auftraggeber: Eigenprojekt; För-derung BMFSFJ für FamiliensurveyMethoden: Analysen auf der Ba-sis des DJI-Familiensurvey 2000Durchführung: Angelika TölkeKontakt: Angelika Tölke, Tel. 089623 06-126, E-Mail: [email protected]: Angelika Tölke: DieBedeutung von Herkunftsfamilie,Berufsbiografie und Partnerschaf-ten für den Übergang zu Ehe undVaterschaft. In: A. Tölke, K. Hank(Hrsg.): Männer – Das ›vernachläs-sigte‹ Geschlecht in der Familien-forschung. Wiesbaden (i.E.)

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Berichte

Zeitbudgets von Mädchen und Jungen

Wie viel Zeit haben Mädchen und Jungen neben der Schule, neben Schularbeitenoder einer Ausbildung, und wie verbringen sie diese Zeit? Am DJI wurde eineerste Auswertung von Zeitbudgetdaten durchgeführt, die das Statistische Bun-desamt in den Jahren 2001 und 2002 mittels umfangreicher Tagebuchaufzeich-nungen erhoben hat. Im Durchschnitt betrachtet, leben Jugendliche in relativem»Zeitwohlstand«. In der Art, wie freie Zeit genutzt wird und in welchem Ausmaßfamiliale Aufgaben übernommen werden, zeigen sich nach wie vor deutlicheGeschlechterunterschiede.

Zeit zum Leben-Lernen?

ordnete Rolle, für Mädchen haben siemit einer halben Stunde täglicher Nut-zung eine größere Bedeutung.Computerspiele sind dagegen nach wievor eine Domäne der Jungen: Deutlichmehr Jungen nutzen sie regelmäßig unddabei auch zeitintensiver (täglich zweiStunden gegenüber den aktiven Mäd-chen mit 1 ¼ Stunden). Die Freizeit derJungen erweist sich als stärker technik-,spiel- und sportorientiert, die der Mäd-chen als stärker kommunikations- undbildungsorientiert. Ein Vergleich zwi-schen den Jahren 1991 und 2001 zeigt,dass die Mediennutzung von Jugendli-chen zugenommen hat, während sportli-che Aktivitäten an Bedeutung verlorenhaben, bei den Mädchen stärker als beiden Jungen.

Haushalts- und Familienarbeit bean-sprucht 14- bis 18-jährige Mädchen undJungen in sehr unterschiedlichem Um-fang. Jungen leisten an Wochentagenund am Wochenende täglich eine knap-pe Stunde Familienarbeit, Mädchen mit

knapp 1 ½ Stunden deutlich mehr. Of-fensichtlich bahnt sich die Zuständigkeitdes weiblichen Geschlechts für Haushaltund Familie noch immer biografischfrüh an. In den letzten zehn Jahren hatsich die stärkere Beteiligung von Mäd-chen an Haushalts- und Familienarbeiterhalten. Gleichzeitig zeigen sich Jungenunzufriedener als Mädchen mit ihremZeitaufwand für diese Arbeiten.

Mädchen und Jungen haben bisherviel Zeit, selbstgesteuert Erfahrungen zusammeln und informell zu lernen. Sienutzen diese Spielräume in unserer ge-schlechterkodierten Welt auf unterschied-liche Weise. Eine Ausweitung der tägli-chen Schulzeit, wie sie derzeit aus vieler-lei Gründen sinnvoll erscheint, sollte indem Wissen vorangetrieben werden, dassdie Freiräume für informelles Lernenneben manchem Risiko auch eine wich-tige biografische Bedeutung für die Be-wältigung von Entwicklungsaufgabenhaben. Die Ganztagsschule sollte des-halb auch Freiräume für eigenverantwort-liche Lernprozesse bieten. Im Sinne vonmehr Geschlechtergleichheit müsste esder Schule zusätzlich gelingen, Jungenan Hausarbeit und Mädchen an Technikheranzuführen. Außerdem wäre es sinn-voll, mehr Sport und Bewegung in denSchulalltag zu integrieren.

Waltraud Cornelißen, Karen Blanke

Jugendliche haben eine Reihe vonEntwicklungsaufgaben vor sich, zu derenBewältigung die Schule nur begrenztbeitragen kann. Dazu gehören die Inte-gration in die Gleichaltrigengruppe, dieOrientierung im Spektrum möglicherBerufe, die Erprobung von Paarbezie-hungen und die Einübung einer eigen-ständigen Haushaltsführung. VieleKompetenzen werden durch selbstge-steuertes, erfahrungs- und situationsge-bundenes Lernen in der so genanntenFreizeit oder mit der Erledigung vonPflichten im Haushalt erworben.

In der Tat bleibt Jugendlichen geradeim Vergleich zu Erwachsenen viel Zeitzur freien Verfügung. Neben Schule oderAusbildung, den Zeiten für Regeneration(Schlafen, Körperpflege und Essen) undHausarbeit verfügen die 14- bis 18-Jäh-rigen unter der Woche über etwa 6 ½Stunden freie Zeit pro Tag (Jungen 6 ¾Std., Mädchen 6 ¼ Std.). Am Wochenen-de erhöht sich dieses Freizeitbudget fürJungen auf gut 9 ¼, für Mädchen aufknapp 8 ¼ Stunden. Dagegen nimmtsich die Zeit für den Schulbesuch sowiedie Vor- und Nachbereitung von Unter-richt bzw. für die betriebliche Ausbil-dung mit durchschnittlich 5 Stunden anWochentagen und einer guten halbenStunde an Wochenenden knapper aus.Zeit zum selbstorganisierten informel-len Lernen ist also reichlich vorhanden.

Was wird in der Freizeit gemacht?Auffallend ist die große Bedeutung derMediennutzung, die bei Mädchen über40 %, bei Jungen fast 50 % der Freizeiteinnimmt. Allein mit Fernsehen undVideo verbringen Jungen wie Mädchenjeweils knapp 2 Stunden täglich. Bücherund Zeitschriften spielen eine unterge-

Projekt: Zeit haben – Zeit neh-men. Teilprojekt: Zeitverwendungvon Mädchen und JungenLaufzeit: Januar 2003–Februar 2004Auftraggeber: EigenprojektMethoden: Auswertung der Zeit-budgetdaten des StatistischenBundesamtes 2001/2002Durchführung: Karen Blanke,Waltraud CornelißenKontakt: Waltraud Cornelißen,Tel. 089 623 06-283, E-Mail:[email protected]: Waltraud Corne-lißen, Karen Blanke: Zeitverwen-dung von Mädchen und Jungen.In: Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Alltag in Deutschland – Analysenzur Zeitverwendung. (i.E.)

Zeitverwendung von 14- bis 18-Jährigen(Montag bis Freitag in Stunden, umfangreichsteZeitbudgets, Durchschnittswerte, n=1040)

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Neue Wege der Familienbildung beschreitet das in den Niederlanden entwickelteProgramm »Opstapje«, das von Juli 2001 bis September 2004 in Bremen undNürnberg erprobt wurde. Das DJI übernahm in Zusammenarbeit mit den Univer-sitäten Regensburg und Bremen die wissenschaftliche Begleitung des Modellver-suchs. Die Ergebnisse zeigen positive Effekte, machen aber auch Verbesserungs-möglichkeiten deutlich.

Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung des Programms »Opstapje – Schritt für Schritt«

Frühförderung für Kinder aus sozialbenachteiligten Familien

Projekt: Opstapje – Schritt fürSchritt. Wissenschaftliche Beglei-tung und EvaluationLaufzeit: Juli 2001 – September2004Auftraggeber: BMFSFJ; Bay.Staatsmin. für Arbeit und Sozial-ordnung, Familie und FrauenMethoden: Längsschnittstudiemit qual. u. quant. MethodenDurchführung: Alexandra Sann,Kathrin ThrumKontakt: Alexandra Sann, Tel. 089623 06-323, E-Mail: [email protected]: Alexandra Sann,Kathrin Thrum u. a.: Opstapje –Schritt für Schritt. Ergebnisse derwissenschaftlichen Begleitung.Internetversion in Vorbereitung(www.dji.de/opstapje)

Das präventive Frühförderprogramm»Opstapje« zeichnet sich durch seine auf-suchende Form (Geh-Struktur) und sei-nen Fokus auf die Eltern-Kind-Interakti-on aus. Mit Hilfe regelmäßiger Hausbe-suche und Müttertreffen soll sowohl dieEntwicklung der Kinder, beginnend imAlter von 18 Monaten, als auch die Erzie-hungskompetenz der Eltern gefördert wer-den. Die Hausbesucherinnen sind selbstMütter aus dem soziokulturellen Umfeldder Zielgruppe, die durch eine sozial-pädagogische Fachkraft geschult werden.

Eine Aufgabe der wissenschaftlichenBegleitung war es, die Wirksamkeit desProgramms in Bezug auf die Kinder undihre Eltern zu prüfen. Dies wurde durchein längsschnittliches Untersuchungsde-sign unter Einbezug einer Kontrollgruppe,die nicht am Programm teilnahm, reali-siert. Insgesamt konnten 84 Familien imProgramm und 20 Kontrollfamilien vor,während und nach der Maßnahme unter-sucht werden (u. a. mit Entwicklungstestsder Kinder, Befragung der Eltern, Video-sequenzen zur Eltern-Kind-Interaktion).

Es ist gelungen, mit »Opstapje« Fami-lien zu erreichen und kontinuierlich über18 Monate zu begleiten, die auf unter-schiedlichen Dimensionen Merkmalesozialer Benachteiligung aufweisen. Po-sitive Effekte auf Seiten der Eltern zeigensich im Bereich der sozialen Integration:Mütter aus Familien mit Migrationshin-tergrund (knapp zwei Drittel der Famili-en) lernen durch das Programm besserDeutsch; Isolation und psychische Belas-tungen der teilnehmenden Mütter gehenzurück, die Mütter bauen mehr sozialeKontakte auf, die Inanspruchnahme pro-fessioneller Hilfeangebote geht im Un-tersuchungszeitraum zurück. Die Eltern

schreiben sich selbst nach der Teilnahmeam Programm deutlich verbesserte Prob-lemlösefähigkeiten zu.

Fast die Hälfte der Kinder wird zu Be-ginn des Programms als (leicht) entwick-lungsverzögert eingestuft. Ein Großteildieser Kinder holt im Programmverlaufden Rückstand auf und bewegt sich inRichtung eines altersgerechten Entwick-lungsstandes. Die Kinder der Kontroll-gruppe zeigen schon zu Untersuchungs-beginn weniger häufig Einschränkungen,entwickeln sich im Untersuchungszeit-raum aber ebenfalls tendenziell positiv.Das Programm zeigt also einige spezifi-sche Effekte bei benachteiligten, ent-wicklungsgefährdeten Kindern.

Auch die Eltern-Kind-Interaktion ver-ändert sich: Die Mütter der Opstapje-Gruppen, aber auch die befragten Väterspielen nach Programmende häufiger mitihren Kindern, Vorlesen und Geschich-ten erzählen gewinnen in den Familienan Bedeutung. Der alltägliche Umgangmit dem Kind hat sich nach Einschät-zung der Hausbesucherinnen verbessert,und die Eltern haben Anregungen erhal-ten, wie sie die Entwicklung ihres Kin-des fördern können. Diese Anregungenkonnten jedoch nicht von allen Eltern ingleichem Maße umgesetzt werden.

»Opstapje« wird von den Familien sehrpositiv aufgenommen, vor allem die auf-suchende Form durch Hausbesuche, dievertrauensvolle Beziehung zur Hausbe-sucherin und die Programmmaterialienfinden großen Anklang. Die Gruppen-treffen werden im Schnitt nur zu ca. 50 %von den Müttern genutzt, obgleich das An-gebot an sich als wichtig eingeschätzt wird.

Auch wenn sich positive Effekte sowohlauf Seiten der Eltern als auch der Kinder

nachweisen lassen, konnte die Qualitätder Eltern-Kind-Interaktion noch nichtmit der gewünschten Nachhaltigkeit be-einflusst werden. Verbesserungsmöglich-keiten liegen zum einen in einer Intensi-vierung der Maßnahme: Die Dauer derHausbesuche sollte verlängert werden,die Frequenz sollte auch im zweiten Pro-grammjahr bei mindestens einmal proWoche liegen (bislang 14-tägig), und dasPotenzial der Gruppentreffen wurde bis-lang noch nicht befriedigend ausgeschöpft.Zum anderen geht es um Qualitätssiche-rung bei der Schulung der Mitarbeiterin-nen. Diese war in der Modellphase nichtin ausreichendem Umfang gewährleistet,zum Teil, weil wichtige Schulungsmateri-alien noch nicht vorlagen. In einem zu-sätzlichen Projektmodul, finanziert durchdie Bayerische Landesbausparkasse, konn-te ein verbessertes Schulungskonzeptentwickelt werden, das den Einsatz vonLaien unter Anleitung von qualifiziertenFachkräften besonders berücksichtigt.

Da aus Politik und Praxis insgesamtgroßes Interesse an dem Programm be-steht, sollen im nächsten Schritt die or-ganisatorischen Voraussetzungen für denbundesweiten Einsatz von »Opstapje«geschaffen werden.

Alexandra Sann

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Dossier

Zur Situation der Jugendlichen aus ZuwandererfamilienIn europäischen Ländern mit längerer Zuwanderungstraditiongelingt die Integration von Kindern der Zuwanderer in unter-schiedlichem Maße: Ein großer Teil der Zugewanderten zwei-ter Generation ist in die Gesellschaft des aufnehmenden Lan-des voll integriert. Für einen beträchtlichen Teil der zweitenund dritten Generation jedoch sind Prozesse der Ausgrenzungerkennbar.

Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklungwird eine wachsende Nachfrage von Betrieben nach Auszubil-denden und jungen Fachkräften erwartet. Hier ergeben sichauch für die Hauptschulabsolventinnen und -absolventen ausZuwandererfamilien verbesserte Chancen der Integration. Wasaber ist mit den Jugendlichen, denen der Einstieg in die Berufs-ausbildung misslingt? Alle Prognosen zur Entwicklung desArbeitsmarktes zeigen, dass es in Zukunft Arbeitsplätze für»Ungelernte« kaum noch geben wird.

Bereits vor Jahrzehnten stand ein großer Teil der Jugend-lichen aus Zuwandererfamilien in Deutschland vor der Alter-native (und nicht etwa vor der Wahl) »Integration oder Aus-grenzung« (Gravalas 1982). Die amtliche Statistik hat dieseProbleme bisher mehr verdeckt als erhellt. Und die Jugend-forschung – insbesondere die quantitativ empirische – hat sichdiesen Fragen gegenüber eher abstinent verhalten.

Das Trugbild der StatistikDie amtliche Statistik erhebt bisher den Migrationshinter-grund allein nach dem Merkmal der »Staatsangehörigkeit«. Da-durch werden weder Personen aus Zuwandererfamilien erfasst,die die deutsche Staatsangehörigkeit auf Antrag oder (aufgrundder Reform des Staatsangehörigkeitsrechts seit Januar 2000)bei Geburt erhalten haben, noch jene Personen, die als deutsch-stämmige Zuwanderer insbesondere aus Osteuropa bzw. denGUS-Staaten bereits mit deutscher Staatsangehörigkeit einge-wandert sind. Insofern unterschätzt die amtliche Statistik dieZahl der Personen mit Migrationshintergrund. Ferner blendetsie bestimmte Migrationsgeschichten systematisch aus und

Hoffnungen und Ängste –Jugendliche aus Zuwandererfamilienan der Schwelle zur Arbeitswelt

Birgit Reißig, Nora Gaupp, Tilly LexLängsschnittstudie zum ÜbergangSchule – Beruf

In Deutschland wächst der Anteil von Jugendlichen mitMigrationshintergrund. Einerseits verfügen viele von ihnenüber gute schulische Voraussetzungen und erwarten eineentsprechende Ausbildung sowie anspruchsvolle Erwerbs-arbeit. Andererseits bilden Jugendliche mit Migrations-hintergrund die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler inden Haupt- und Förderschulen sowie der jungen Leute, diekeine Ausbildung absolvieren. Unter den Schulabgängernohne Abschluss sind sie überrepräsentiert.Wer sind diese Jugendlichen aus Zuwandererfamilien, dieChancen einer gelingenden beruflichen und sozialen Integ-ration haben, gleichzeitig aber vor dem Risiko stehen, kei-nen Zugang zu Erwerbsarbeit und gesellschaftlicher Teil-habe zu finden? Welche spezifischen Migrationsgeschichtenmussten sie erfahren? Welche Erwartungen haben sie anSchule und Berufsausbildung? Über welche Ressourcen ver-fügen sie, um den Übergang in Ausbildung und Erwerbs-arbeit zu bewältigen? Was erwarten sie von der Zukunft?Das DJI befragt im Rahmen einer LängsschnittstudieJugendliche zu ihren Wegen in Ausbildung und Arbeit.

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verstellt damit den Blick sowohl auf Erfolge der Integration,etwa durch Einbürgerung, als auch auf Risiken der Ausgren-zung, z. B. wenn sie Aussiedler betreffen.

Wo bleibt die Jugendforschung?In den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts lag das Interesseder Forschung vor allem bei der »Kriminalitätsbelastung derausländischen Jugendlichen« (Griese / Mansel 2003). Ansons-ten wurden Jugendliche mit Migrationshintergrund aus denquantitativen Jugendstudien schlicht ausgeklammert. DieForschungsdesigns ließen sich – so meinte man – für diesePopulation schwer umsetzen, zumal sprachliche Barrieren es(scheinbar) verhinderten, diese Jugendlichen systematisch zubefragen. Erst in den letzten zehn Jahren wurden Jugendlichemit Migrationshintergrund in repräsentative Jugendstudieneinbezogen, meist in Form eines Vergleichs von deutschen undnicht-deutschen Jugendlichen (Deutsche Shell 2000; Weida-cher 2000). Damit habe »die Jugendforschung ihr diskriminie-rendes und exkludierendes bzw. besonderes Vorgehen gegen-über ›Jugend mit Migrationshintergrund‹ überwunden« (Griese /Mansel 2003: S. 39). Dennoch wurde die Perspektive der amt-lichen Statistik, Zuwanderung auf das Merkmal »nicht-deut-sche Staatsangehörigkeit« zu reduzieren, von der Jugendfor-schung weiter praktiziert (z. B. Deutsche Shell 2000; Kritikdazu von: Bednarz-Braun / Heß-Meining 2004; Granato 2003).

Es war die Bildungsforschung mit ihrer Studie PISA 2000,die erstmals den Migrationshintergrund der befragten Jugend-lichen differenzierter erfasste, als es bis dahin in der (Jugend-)Forschung üblich war. Neben den Geburtsländern der Jugend-lichen und denen der Eltern wurden die in der Familie haupt-sächlich gesprochene Sprache sowie das Alter erfasst, in demdie Jugendlichen nach Deutschland kamen (Baumert u. a. 2001).

MigrationsgeschichtenIm Rahmen einer Längsschnittstudie zum Übergang Schule -Beruf befragt das DJI Jugendliche zu ihren Wegen in Ausbil-dung und Arbeit. Im Frühjahr 2004 wurden ca. 4.000 Schüle-rinnen und Schüler der Abschlussklassen in Hauptschulen so-wie in Hauptschulzügen von Gesamtschulen im Alter von 15bis 16 Jahren erstmals befragt (122 Schulen in 13 Bundeslän-dern). Über die Hälfte der Befragten waren Jugendliche mitMigrationshintergrund. Im Folgenden werden Ergebnisse die-ser Basiserhebung vorgestellt. Die Jugendlichen werden überdie nächsten zwei Jahre weiter auf ihren Wegen in Ausbildungund Arbeit begleitet.

Um den Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrundbestimmen zu können, wurde in der Hauptschüler-Studie desDJI ein Gesamtindikator »Migrationshintergrund« mit folgen-den Faktoren gebildet: a) Staatsangehörigkeit(en), b) Geburts-land der Jugendlichen, c) Geburtsland der Eltern sowie d) diezuhause gesprochene Sprache(n) (Abbildung 1).

Migration bedeutet ein heterogenes Spektrum an Migra-tionserfahrungen, die in eine Analyse der Lebenslagen undOrientierungen dieser Jugendlichen eingehen müssen:– Über die Hälfte der befragten Hauptschülerinnen und

Hauptschüler stammt aus Zuwandererfamilien, aber nur einViertel hat nicht die deutsche oder neben der deutscheneine weitere Staatsbürgerschaft. Das Merkmal »Staatsange-hörigkeit« bildet demnach die Herkunft aus einer Zuwande-rerfamilie nur unzureichend ab. Rund ein Viertel der Ju-gendlichen sind selbst nicht in Deutschland geboren; siesind überwiegend aus Herkunftsländern des Mittelmeer-raumes oder als Spätaussiedler aus Osteuropa bzw. den

GUS-Staaten mit ihren Familien hierher gekommen (mög-licherweise gegen den eigenen Wunsch).

Abbildung 1: Indikatoren Migrationshintergrund(N=3.922; Angaben in Prozent)

– 40 Prozent der nicht in Deutschland geborenen Jugendlichenkamen vor dem Erreichen des Schulpflichtalters und haben(fast) ausschließlich in Deutschland die Schule besucht. Füretwa 20 Prozent liegt der Zeitpunkt der Zuwanderung weni-ger als fünf Jahre zurück. Diese Jugendlichen haben einengroßen Teil ihres Schulbesuchs außerhalb von Deutschlandabsolviert. Die restlichen Jugendlichen (ca. 40 Prozent) ka-men zwischen dem Beginn des 7. und dem Ende des 11.Lebensjahres nach Deutschland. Sie haben längere Schul-erfahrungen sowohl im Herkunftsland als auch in Deutsch-land.

– 43 Prozent der Mütter und fast die Hälfte der Väter sindnicht in Deutschland geboren. Kombiniert man beide Infor-mationen, so wird deutlich, dass in 39 Prozent der Familienbeide Eltern nicht in Deutschland geboren sind. In 46 Pro-zent der Familien wird zuhause entweder Deutsch sowieeine weitere oder ausschließlich eine andere als die deut-sche Sprache gesprochen. Fast jede/r zweite Hauptschüler/in wächst faktisch mehrsprachig auf.

Wer geht gern zur Schule?Die Jugendlichen mit Migrationshintergrund in der DJI-Studiezeigen eine deutlich positivere Einstellung zur Schule als diebefragten Hauptschülerinnen und Hauptschüler insgesamt. 18Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund stimmen derAussage »Alles in allem gehe ich gerne zur Schule« uneinge-

Abbildung 2: Positive Einstellung zum Schulbesuch nachMigrationshintergrund (MH) (N=3.922; Angaben in Prozent)

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Dossier

nen. Dabei sind Zukunftspläne nicht notwendigerweise mitZukunftswünschen identisch. Jede/r siebte Hauptschüler/in(Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund im gleichenUmfang) benennt als nächsten Qualifizierungsschritt das Be-rufsvorbereitungsjahr bzw. Berufsgrundbildungsjahr. Dies istjedoch weniger ein Wunschziel als viel mehr eine Not- bzw.Ersatzlösung für diejenigen, die erkennen, dass unmittelbarim Anschluss an die Schule der Einstieg in eine reguläre Be-rufsausbildung nicht gelingen wird.

Für die Ausbildungspläne nach der Schule macht es kaumeinen Unterschied, ob die Jugendlichen in Deutschland gebo-ren sind bzw. in welchem Alter sie nach Deutschland kamen.Deutliche Zusammenhänge gibt es jedoch zwischen den Her-kunftsländern der Familien und der Absicht, unmittelbar nachder Schule eine Berufsausbildung zu beginnen (Abbildung 3).Fast jede/r Zweite aus einer Aussiedlerfamilie, jedoch nur einViertel der Jugendlichen, deren Familien aus der Türkei stam-men, wollen im Anschluss an die Schule eine Ausbildung be-ginnen. Hier könnte eine Erklärung darin liegen, dass in denHerkunftsländern der Aussiedler die Berufsausbildung im Be-trieb den normalen Zugang auch zu qualifizierter Erwerbsar-beit darstellt, während in der Türkei vergleichbare Berufsposi-tionen eher über einen längeren Schulbesuch erreicht werden.Das würde auch erklären, warum nur jede/r fünfte Aussiedler-jugendliche, aber fast jede/r dritte Jugendliche, deren/dessenFamilie aus der Türkei stammt, weiterhin die allgemein bil-dende Schule besuchen will.

Skeptischer Blick in die berufliche ZukunftDie Frage nach den Zukunftsplänen ist nur eine Seite der Me-daille. Von Interesse ist zugleich, wie die Hauptschülerinnenund Hauptschüler selbst ihre Chancen einschätzen, diese Plä-ne auch zu verwirklichen.

»Wie sicher bist du, später einen Ausbildungs- oder Arbeits-platz zu bekommen?« 46 Prozent der Befragten ohne Migra-tionshintergrund sind hinsichtlich des Gelingens eines Ein-stiegs in Ausbildung und Erwerbsarbeit ganz oder eher unsi-cher. Der Anteil der »Unsicheren« unter den Befragten mitMigrationshintergrund liegt mit 56 Prozent noch deutlich hö-her. Dabei schätzen die in Deutschland Geborenen ihre Chan-

Abbildung 3: Pläne nach der Schule nach Herkunftsland(Angaben in Prozent)

schränkt zu. Bei den Befragten ohne Migrationshintergrund tundies nur 12 Prozent (Abbildung 2). In beiden Gruppen weisendie Mädchen eine höhere Zustimmung auf als die Jungen.

Für die Einstellung zur Schule hat keine Bedeutung, ob dieJugendlichen hier geboren sind oder ob sie erst zu einem spä-teren Zeitpunkt nach Deutschland kamen. Das Alter, in demdie Schülerinnen und Schüler nach Deutschland kamen, spieltdagegen eine Rolle.

Teilt man die nicht in Deutschland Geborenen in eine Grup-pe, die vor Vollendung des 11. Lebensjahres (LJ) und in einezweite, die ab dem 11. Lebensjahr nach Deutschland kam, wer-den Unterschiede sichtbar: Fast ein Drittel der nach dem 11.Lebensjahr eingewanderten geht uneingeschränkt gerne zurSchule, aber lediglich jede/r Sechste von denen, die vor dem11. Lebensjahr nach Deutschland kamen. Das heißt, die Schüle-rinnen und Schüler, die sich erst seit kürzerer Zeit in Deutschland befin-den, haben eine positivere Einstellung zur Schule. Sie scheinen denNeuanfang im neuen Land zu bejahen und diese positive Ein-stellung auch auf die Schule zu übertragen. Diese positiveSicht ist seltener bei denen, die in jüngerem Alter zuwander-ten, obwohl – oder vielleicht auch weil – sie fast ausschließ-lich in Deutschland die Schule besucht haben.

Die Jugendlichen mit Migrationshintergrund wollen auchdeutlich häufiger nach der Hauptschule weiterhin eine allge-mein bildende Schule besuchen. Dies gilt für ein Drittel derMädchen (bei den Mädchen ohne Migrationshintergrund istdies nur jede Vierte) und ein Viertel der Jungen (bei den Jungenohne Migrationshintergrund ist es nur jeder Siebte). Es ist je-doch noch nicht geklärt, ob die Absicht, weiter zur Schule zugehen, eher höheren Bildungszielen oder einer skeptischen Ein-schätzung der Zugangschancen zur beruflichen Bildung zuzu-schreiben ist. Eine Antwort werden die Folgebefragungen bringen.

Priorität: BerufsausbildungZum Zeitpunkt der Befragung befanden sich die Jugendlichenin den Abschlussklassen der Hauptschulen: Sie standen kurzvor dem Verlassen der Schule und mussten sich Gedanken undPläne für die Zeit nach der Schule machen.

Der Beginn einer Berufsausbildung hat für die Jugendlichenhöchste Priorität: 40 Prozent der Befragten mit Migrationshin-tergrund und deutlich mehr als die Hälfte der übrigen Befrag-ten planen, nach der Schule eine Berufsausbildung zu begin-

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Projekte: Übergangspanel (2003–2006), WissenschaftlicheBegleitung der Kompetenzagenturen (2002–2006), Netz-werk Prävention von Schulmüdigkeit und Schulverweige-rung (2002–2005)Methode: Klassenzimmerbefragung (N=4000) als Basiser-hebung einer quantitativen LängsschnittstudieDurchführung: Nora Gaupp, Irene Hofmann-Lun, Tilly Lex,Hartmut Mittag, Birgit ReißigKontakt: Tilly Lex, Tel. 089 623 06-212, E-Mail: [email protected]: Nora Gaupp, Tilly Lex, Birgit Reißig (2004):Skeptischer Blick in die Zukunft. Junge Migrantinnen undMigranten am Ende der Schulzeit. In: Jugend, Beruf, Gesell-schaft, Heft 3/2004, S. 154–162; Nora Gaupp, Irene Hof-mann-Lun, Tilly Lex, Hartmut Mittag, Birgit Reißig (2004):Schule – und dann? Erste Ergebnisse einer bundesweitenErhebung von Hauptschülerinnen und Hauptschülern inAbschlussklassen. Reihe Wissenschaft für alle, DJI (ab:01.02.05 download unter: www.dji.de/uebergang)

Optimismus zeugt, sondern weil sie (realistisch betrachtet)berechtigt ist: Ein hoher Anteil der Jugendlichen wird keinenunmittelbaren Übergang in eine weitere Bildung oder reguläreBerufsausbildung erreichen. Die Erfahrungen zu den Bildungs-,Ausbildungs- und Erwerbsverläufen »benachteiligter« Jugend-licher zeigen, dass es den Zugang zu Ausbildung und Arbeiterleichtern kann, wenn an Stelle des direkten Einstiegs in eineBerufsausbildung Umwege genommen werden. Dies kannaber auch der Einstieg in eine Maßnahmekarriere sein, die ineine »Karriere jenseits von Erwerbsarbeit« einmündet (Lex1997; Kraheck 2004).

Die Jugendlichen mit Migrationshintergrund haben allemAnschein nach die normativen Vorgaben der deutschen Er-werbsgesellschaft für sich akzeptiert, und dennoch kann ihnendie Teilhabe an Erwerbsarbeit versagt bleiben.

Unter welchen Bedingungen aber wird den Jugendlichenmit Migrationshintergrund Integration gelingen? Unter wel-chen Bedingungen droht ihnen Ausgrenzung? Welche Konse-quenzen wird das Auseinanderklaffen von Norm und Norma-lität für sie haben? Die weiteren Befragungen innerhalb derLängsschnittstudie des DJI werden darauf Antwort geben.

Literatur

Baumert, J. u. a. (2001): PISA 2000. Basiskompetenzen von Schülerinnenund Schülern im internationalen Vergleich. Opladen

Bednarz-Braun, I. / Heß-Meining, U. (2004): Migration, Ethnie undGeschlecht. Wiesbaden

Deutsche Shell (Hrsg.) (2000): Jugend 2000. OpladenGaupp, N. / Lex, T. / Reißig, B. (2004): Skeptischer Blick in die Zukunft.

Junge Migrantinnen und Migranten am Ende der Schulzeit. In:Jugend, Beruf, Gesellschaft, Heft 3/ 2004, S. 154–162

Granato, M. (2003): Jugendliche mit Migrationshintergrund – auch in derberuflichen Bildung geringere Chancen? In: Bundesinstitut für Berufs-bildung (Hrsg.): Integration durch Qualifikation, Bonn: BIBB, S. 29–48

Gravalas, B. (1982): Die beruflichen und sozialen Chancen ausländischerJugendlicher – Integration oder Segregation. München

Griese, H. M. / Mansel, J. (2003): Sozialwissenschaftliche Jugendfor-schung. Jugend, Jugendforschung und Jugenddiskurse. Ein Problem-aufriss. In: Soziologie, Heft 2/ 2003, S. 23–54

Kraheck, N. (2004): Karrieren jenseits normaler Erwerbsarbeit. Lebens-lagen, Lebensentwürfe und Bewältigungsstrategien von Jugendlichenund jungen Erwachsenen in Stadtteilen mit besonderem Erneue-rungsbedarf. DJI München, Arbeitspapier 1/2004

Lex, T. (1997): Berufswege Jugendlicher zwischen Integration und Aus-grenzung. Arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit. Band 3. München

Weidacher, A. (Hrsg.) (2000): In Deutschland zu Hause. Politische Orien-tierungen griechischer, italienischer, türkischer und deutscher jungerErwachsener im Vergleich. Opladen

cen auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz besser ein alsdiejenigen, die erst nach der Geburt zugewandert sind. Am un-sichersten sind diejenigen, die vor Vollendung des 11. Lebens-jahres nach Deutschland gekommen sind: 61 Prozent dieserGruppe sind ganz oder eher unsicher, einen Ausbildungs- oderArbeitsplatz zu finden. Optimistisch sind insbesondere dienach dem 11. Lebensjahr Zugewanderten: Hier sind nur 45Prozent eher oder ganz unsicher.

Je später der Zeitpunkt der Einwanderung in der Biografieder Jugendlichen liegt, desto größer sind ihre Hoffnungen aufeinen erfolgreichen Einstieg in Ausbildung und Arbeit. Dieszeigt, wie gerne die Jugendlichen in die Schule gehen. Auchhier hatten diejenigen, die erst seit wenigen Jahren in Deutsch-land leben, die positivere Einstellung.

Die Ergebnisse zu den Zukunftserwartungen stehen damitin einem deutlichen Kontrast zu den Bildungs- und Ausbil-dungsaspirationen der Jugendlichen. Offenbar mussten dieJugendlichen schon zum Zeitpunkt dieser ersten Befragungeine deutliche Diskrepanz zwischen als wichtig bzw. notwen-dig erkannten Bildungs- und Ausbildungszielen sowie antizi-pierten Realisierungschancen aushalten.

Chancen der Integration und Risiken der AusgrenzungDie Ergebnisse der Hauptschüler-Studie des DJI lassen sichmit der öffentlichen Thematisierung der »Hauptschule alsRestschule« kaum vereinbaren: Die Schülerinnen und Schülermit Migrationshintergrund, oftmals als »Problemgruppe« be-nannt, zeigen eine tendenziell positive Einstellung zur Schule.Ihre Pläne für die berufliche Zukunft (wie die der Hauptschü-lerinnen und Hauptschüler insgesamt) verweisen auf eineOrientierung an »normalen« Bildungs-, Ausbildungs- undErwerbsverläufen (Gaupp / Lex / Reißig 2004).

Die Planungen der Jugendlichen deuten auf eine hoheBereitschaft hin, sich den Anforderungen des deutschen Bil-dungs- und Ausbildungssystems zu stellen.

Die relativ starke Neigung, weiter die allgemein bildendeSchule zu besuchen, signalisiert die notwendige Einsicht, dasshöherwertige Schulabschlüsse die Aussichten auf das Gelingendes Berufseinstiegs verbessern.

Die Bereitschaft, auch wenig beliebte und prestigeträchtigeQualifizierungsschritte anzusteuern – ein Beispiel dafür istdas Berufsvorbereitungsjahr – zeigt, dass diese Jugendlichenrealistisch ihre begrenzten Chancen auf Zugang zu einer regu-lären Berufsausbildung erkennen und alternative Wege nichtausschlagen. Dabei konnte die häufig beschworene Neigungzu unrealistischen Traumberufen nicht festgestellt werden.

Die Ergebnisse der DJI-Studie zeigen die Notwendigkeit,einen differenzierenden Blick auf die unterschiedlichen Kon-stellationen von Migrationshintergründen und Migrations-geschichten zu werfen: Aus welchen Ländern stammen dieJugendlichen bzw. die Herkunftsfamilien? Wann hat die Zu-wanderung stattgefunden? Was ist der rechtliche Status?

Die spät Zugewanderten werden in der öffentlichen Diskus-sion meist als besonders problematische Gruppe behandelt,sie sind aber gerade diejenigen, die der Schule positiv gegen-über stehen und klare Ausbildungsziele haben.

Lassen sich also für die Jugendlichen mit Migrationshinter-grund relativ problemlose Verläufe des Übergangs in Ausbil-dung und Erwerbsarbeit erwarten?

Bedenklich stimmt die Skepsis, mit der die Hauptschüle-rinnen und Hauptschüler, und insbesondere diejenigen mitMigrationshintergrund, in ihre berufliche Zukunft schauen –bedenklich nicht deswegen, weil sie von einem Mangel an

DJI Bulletin 69 Winter 20048

Kurz informiert

Aktuelles Personelles

Forschungsnetzwerk EGRISVom 7. bis 9. Oktober 2004 nahm Dr. RenéBendit an einem Treffen des Forschungsnetz-werkes EGRIS (European Group for IntegratedSocial Research) teil. Das Treffen wurde vonder Universität Ulster in Portrush / Nord-Irlandorganisiert und widmete sich der Diskussion desAbschlussberichts des EU-Projekts »Familiesand Transitions in Europe«. Dr. René Bendit undKerstin Hein sind in diesem Bericht verantwort-lich für den Teil »Housing and Domestic Transi-tions«.

Vortragsreihe zu Jugendpolitik inArgentinien und ChileEine Vortragsreise führte Dr. René Bendit vom11. bis 24. Oktober 2004 nach Argentinien undChile. Bei der von der lateinamerikanischenFakultät der Sozialwissenschaften (FLACSO) inBuenos Aires /Argentinien und der Friedrich-Ebert-Stiftung gemeinsam veranstalteten Vor-tragsreihe, die sich an Verantwortliche derJugendpolitik richtete, referierte er unter an-derem zu folgenden Themen: die Rolle vonJugendpolitik im europäischen Integrationspro-zess, Konvergenzen und Divergenzen nationa-ler Jugendpolitiken in Europa, Das EU-Weiß-buch: Ein neuer Impuls für die Jugend Europasund Erfahrungen mit der offenen Methode derKoordinierung von Jugendpolitik in Europa.Beim zweiten Teil seiner Vortragsreise, die vonder Friedrich-Ebert-Stiftung in Chile, der chile-nischen Stiftung »Siglo XXI« und der Medizini-schen Fakultät der Universität Santiago(USACH) organisiert wurde, referierte Dr. RenéBendit zu den Themen Jugend und Jugend-politik in Europa, soziale und politische Partizi-pation, innovative Formen der Partizipationjunger Menschen in Europa, Rolle und Auswir-kungen von offenen Konsultationsprozessenbei der Gestaltung von Jugendpolitik und Stra-tegien zur Prävention von Risikoverhalten jun-ger Menschen in Europa. Darüber hinaus führ-te er sowohl in Argentinien als auch in Chilezahlreiche Kooperationsgespräche mit bedeu-tenden Institutionen für die europäische undinternationale Jugendforschung.

Workshop in BarcelonaVom 3. bis 5. November 2004 beteiligten sichDr. René Bendit, Martina Gille, Dr. WolfgangGaiser und Dr. Mike Seckinger an einemWorkshop in Barcelona, der vom KatalanischenJugendobservatorium zu den Themen »Sozialeund politische Partizipation Jugendlicher« und»Migration: vergleichende Analyse von zweiProgrammen gegen Fremdenfeindlichkeit undRassismus« veranstaltet wurde. Das Treffenwurde von Dr. René Bendit und Pau Serracantvom Katalanischen Jugendobservatorium (OCJ)koordiniert.

DJI hat den Hintergrundbericht der OECD-Studie zur frühkindlichen BetreuungerstelltMit ihrem Bericht »Die Politik der frühkind-lichen Betreuung, Bildung und Erziehung in derBundesrepublik Deutschland« legte die OECDam 30. November 2004 erstmals eine durcheine internationale Expertengruppe erarbeite-te Beurteilung des deutschen Systems derKindertagesbetreuung vor. Der nationale Hin-tergrundbericht, eine wichtige Grundlagefür die Teilnahme Deutschlands an der interna-tionalen Vergleichsstudie der OECD, wurdevom Deutschen Jugendinstitut im Auftrag desBMFSFJ erstellt. Der Hintergrundbericht infor-miert über die Kindertagesbetreuung inDeutschland, ihre historischen Wurzeln, denrechtlichen Rahmen, die Konzepte frühkind-licher Betreuung, Bildung und Erziehung sowieQualität, Zugang, Kosten und Finanzierung,Personal und die Zusammenarbeit mit den Eltern.

Die OECD veröffentlichte am 30.11.2004den Länderbericht für Deutschland und sprachEmpfehlungen aus. Die Stärken des deutschenBetreuungssystems liegen demnach in einemKonzept von Betreuung, Bildung und Erziehungaus einer Hand, das den Kontakt zu den Elternund der Gesellschaft garantiert, und in der gu-ten Versorgung mit Plätzen in den neuen Bun-desländern. Allerdings weist die OECD auchdeutlich auf die Mängel des deutschen Systemshin. Sie legt eine höhere Versorgungsquote fürdie Kleinsten in den alten Bundesländern nahe,höhere Ausbildungsstandards für die Erzieher-Innen in den Bundesländern sowie eine Auswei-tung von Forschung und Datensammlung. DieOECD begrüßt den in Deutschland herrschen-den breiten Konsens über die Reformbedürf-tigkeit des Kinderbetreuungssystems sowie dievon der Bundesregierung bereits eingeleitetenMaßnahmen, insbesondere zum quantitativenAusbau der Angebote für Kinder unter dreiJahren (Download der OECD-Studie Länder-bericht und der OECD-Studie Hintergrund-bericht unter www.dji.de/oecd-news).

Familie: heile Welt oder prekäre Lage?Viele Familien befinden sich heute an derSchwelle zur Armut. Diese prekäre Situationnimmt eine neue Studie des DJI mit dem Titel»Familien in prekären Lebenslagen« in denBlick. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen hel-fen, Unterstützung für die betroffenen Fami-lien zu entwickeln, damit diese es aus eigenerKraft schaffen, nicht vollends in die Armut ab-zurutschen. Aktuell erscheint die Buchpublika-tion zu den Ergebnissen der Studie: WalterBien, Alois Weidacher (Hrsg.): Leben neben derWohlstandsgesellschaft. Familien in prekärenLebenslagen. Wiesbaden 2004 (s. a. S. 14).Zusätzliche Informationen bietet das Schwer-punktthema im Internet für Dezember 2004(www.dji.de/thema/0411) mit Beiträgen vonProf. Andreas Diekman (ETH Zürich), Dr. WalterBien (DJI) und Jan Marbach (DJI).

Internationales

Internationales Expertennetzwerk zuErziehungszeit und ErziehungsgeldDas internationale Seminar »Parental leavepolicies and research issues of diversity« vom12. bis 13. Oktober 2004 in Brüssel war die Auf-taktveranstaltung für die Gründung eines in-ternationalen Expertennetzwerks zu Erzie-hungszeit und Erziehungsgeld in Politik undForschung. Beteiligt sind Australien, Belgien,Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland,Frankreich, Norwegen, Schweden, Spanienund das Vereinigte Königreich; aus Italien, Lu-xemburg, Neuseeland, den Niederlanden, Por-tugal, der tschechischen Republik, Ungarn undden USA liegen Zusagen für die aktive Mitwir-kung vor. Wolfgang Erler (DJI) lieferte einenknappen Überblick zur aktuellen Daten- undForschungslage in Bezug auf Elternzeit undErziehungsgeld in Deutschland.

Ziel des Seminars war eine Bestandsaufnah-me neuester Entwicklungen bei gesetzlichen,tarifvertraglichen und betrieblichen Regelun-gen zu Elternzeit und Erziehungsgeld in inter-national vergleichender Perspektive. Leitfragedes Vergleichs war das Thema »Diversity«, alsodie Frage, ob die jeweiligen nationalen Ausge-staltungen der (sub)gesetzlichen Regelungenzu Elternzeit und Erziehungsgeld flexibel genugsind, um in die Vielfalt der Lebensentwürfeunterschiedlicher Familienformen integriert zuwerden. Geplant ist die Erstellung eines Ar-beitspapiers mit Kurzdarstellungen zu aktuel-len Entwicklungen in den am Netzwerk betei-

PD Dr. Klaus Wahlübernahm am 1. November 2004 – wie schonvon 1990 bis 1994 – die kommissarische Leitungdes Wissenschaftlichen Referats beim Vorstanddes DJI. Diese Leitungsfunktion war durch denTod von Dr. Ursula Nissen vakant geworden.

Dr. Claudia Franziska Brunerist am 18. Dezember 2004 verstorben. Siebegann ihre Tätigkeit am Deutschen Jugend-institut 1988 in der Mädchen- und Frauen-forschung. Im Rahmen ihrer Arbeit im BereichWissenschaftliche Dokumentation entstandeneine Reihe von themenspezifischen Literatur-dokumentationen. Von 1998 bis 2001 war siewissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt»Modelle gesellschaftlicher Beteiligung vonKindern und Jugendlichen«. Nach ihrem Aus-scheiden aus dem DJI widmete sie sich schwer-punktmäßig ihrer Dissertation »KörperSpuren.Zur Dekonstruktion von Körper und Behinde-rung in biografischen Erzählungen von Frauen«(transcript-Verlag, Bielefeld i.E.). Wir trauernum eine geschätzte und liebenswerte Kolleginund Freundin.

ligten Ländern, das vom flämisch-belgischenInstitut für Bevölkerungs- und Familienstudienelektronisch publiziert werden soll. Der Aus-tausch über Forschungsergebnisse und politi-sche Transferprozesse im Rahmen internatio-naler Seminare soll fortgeführt werden.

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Rückblick

Tagungen

Fachveranstaltung »Förderung schulmüderund schulverweigernder Jugendlicher«24. bis 25. September 2004, Halle/Saale250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgtender Einladung des DJI zur Fachveranstaltung»Förderung schulmüder und schulverweigern-der Jugendlicher« in die Franckeschen Stiftun-gen zu Halle/Saale. Dr. Frank Braun (DJI), Dag-mar Szabados (Bürgermeisterin der Stadt Hal-le) und Dr. Manuela Martinek (DLR, Projekt-träger) eröffneten die Veranstaltung. Prof. Dr.Thomas Rauschenbach (DJI) plädierte in seinemVortrag für ein erweitertes Bildungsverständ-nis, das auch den Blick auf Lernorte neben derSchule richtet. Dr. Heinrich Ricking (UniversitätOldenburg) referierte zur »Förderung schul-müder Jugendlicher im Spannungsfeld vonSchulreform und alternativen Beschulungs-einrichtungen«.

Anschließend präsentierten über 30 Praxis-projekte aus dem »Netzwerk Prävention vonSchulmüdigkeit und Schulverweigerung« ihreKonzepte und Ergebnisse im Rahmen einerFachmesse.

Gelegenheit für vertiefende Diskussionenzu praxisrelevanten Fragen bot die interne Ver-anstaltung für die Projekte des Netzwerks amnächsten Tag. Irene Hofmann-Lun (DJI) stellteerste Ergebnisse der bundesweiten Panel-Be-fragung von HauptschülerInnen »Schule – unddann?« vor. In Arbeitsgruppen ging es um dieThemen »Muss Schule alle Problemfelder ab-decken? Wissensvermittlung und Persönlich-keitsbildung als permanente Herausforde-rung« (Andrea Michel, DJI), »Individuelle Förde-rung – und was kommt danach? Möglichkeitenund Grenzen in der außerschulischen Beschu-lung« (Dr. Elke Schreiber, DJI) und »Jetzt auchnoch Gender! – Genderansätze in Schul-müdenprojekten« (Ulrike Richter, DJI). Ausführ-liche Informationen zur Fachtagung finden sichim Internet unter www.dji.de/schulmuedigkeit.

Tagung des Arbeitskreises »Unterrichts-und Schulabsentismus«22. bis 23. Oktober 2004, MünchenDer Arbeitskreis »Unterrichts- und Schulabsen-tismus«, der vor sechs Jahren gegründet wur-de, bildet einen Zusammenschluss von Expert-Innen und ForscherInnen und dient der Vernet-zung von universitärer Forschung mit praxis-orientierten Ansätzen zum Thema Schuldis-tanz. Das DJI-Projekt »Netzwerk Präventionvon Schulmüdigkeit und Schulverweigerung«lud als neues Mitglied zum diesjährigen Treffenvom 22. bis 23. Oktober 2004 an das DeutscheJugendinstitut nach München ein. Im Mittel-

punkt standen verschiedene Fachvorträge zuaktuellen empirischen Studien, zu unterschied-lichen Handlungsstrategien und Überlegungenzu Qualitätsstandards für den Umgang mitSchulverweigerung (vgl. dazu auch die neuePublikation des Arbeitskreises: Birgit Herz,Kirsten Puhr, Heiner Ricking (Hrsg.): ProblemSchulabsentismus – Wege zurück zur Schule.Bad Heilbrunn 2004).

Fachtagung »›Gegendert‹ und kompe-tent?! – Genderkompetenz als Bestandteilvon Prozessen des Gender Mainstreaming«25. Oktober 2004, BonnDas Projekt »Gender Mainstreaming in derKinder- und Jugendhilfe« veranstaltete am 25.Oktober 2004 in Bonn eine Fachtagung zumThema Genderkompetenz. Eingeladen warenVertreterInnen der aus dem Kinder- undJugendplan (KJP) geförderten Träger, die ent-sprechend den KJP-Richtlinien zur Umsetzungvon Gender Mainstreaming aufgefordert sind;65 Frauen und Männer aus unterschiedlichenOrganisationen nahmen an der Tagung teil. ImEinführungsvortrag ging Dr. Reinhilde Schäfer(DJI) zunächst auf den Begriff der Genderkom-petenz ein; Genderkompetenz gilt als eine Vo-raussetzung für erfolgreiches Gender Main-streaming. Anschließend wurde in vier Forendie Möglichkeit geboten, verschiedene Ansät-ze zur Förderung von Genderkompetenz ken-nenzulernen.

Im Forum »Prägungen oder: Wie wir wer-den, was wir sind. Biographische Zugänge zumberuflichen Leben als Mann / als Frau« forderteAlexander Bentheim (Gender Consultings,Hamburg) zur Reflexion der eigenen Berufsbio-graphie auf. In dem von Andreas Haase (Män-nerwege GbR, Detmold) geleiteten Forum»Gender-Wahrnehmungen. Das Zusammen-spiel von Männern und Frauen in der Organisa-tion« fand im Anschluss an ein Geschlechter-wechsel-Gedankenexperiment ein Austauschüber Vorstellungen vom jeweils anderen Ge-schlecht statt.

Im Forum »Gender Dialog. Methoden zurVerbesserung der Kommunikation und derZusammenarbeit in Gremien und Arbeitskrei-sen« stellte Heike Gumpert (Kommunikations-und Gendertrainerin, Frankfurt) ein Dialog-verfahren vor, das dazu dient, die Entstehungund Wirkung von Überzeugungen und Meinun-gen näher zu beleuchten und zu reflektieren.Im Forum »Systemische Sichtweisen undLösungsstrategien im Umsetzungsprozess vonGender Mainstreaming« schließlich führte InsaAlea Böhme (genderWerk, Berlin) mit den Teil-nehmenden eine Systembetrachtung an einemkonkreten Beispiel durch, die es ermöglicht,Dynamiken und den Verlauf des bisherigenVeränderungsprozesses zu erkennen und zureflektieren.

Der Fachtag konnte den TeilnehmendenEinblick in neue methodische Ansätze zur Ent-wicklung von Genderkompetenz bieten unddamit die weitere Implementierung vonGender Mainstreaming in den Organisationenfördern.

»Der neue § 8a KJHG – Hilfeplanungzwischen Wächteramt und Beteiligung«19. November 2004, MünchenAm 19. November 2004 veranstaltete dasDeutsche Jugendinstitut in München einenWorkshop zum Thema: »Der neue § 8a KJHG –Hilfeplanung zwischen Wächteramt und Betei-ligung«. Der im Regierungsentwurf zum Tages-betreuungsausbaugesetz (TAG) neu aufge-nommene § 8a »Schutzauftrag bei Kindes-wohlgefährdung« soll dazu beitragen, im Kin-der- und Jugendhilfegesetz (KJHG) Klärungenund Handlungsanleitungen in Fällen von Kin-deswohlgefährdung herbeizuführen. Auf demWorkshop wurden einzelne Aspekte des Para-graphen beleuchtet und kritisch hinterfragt.Neben Dr. Heike Schmid (BMFSFJ) referiertenauf dem Workshop Dr. Heinz Kindler (DJI), IrmaKlausch (Jugendamt Nürnberg) und Liane Pluto(DJI) zusammen mit Claudia Braumandl undEva-Maria Daseking (Sozialbürgerhaus Mün-chen-Nord). Die Moderation der gesamtenTagung übernahm Dr. Christian Lüders (DJI).Ausführlich diskutiert wurde, dass in dem bis-lang vorliegenden Text Kinder und Jugendlichenicht erwähnt werden und wie sich die Zusam-menarbeit zwischen den Personensorgebe-rechtigten, der Kinder- und Jugendhilfe undden Familiengerichten angesichts der neuenVorgaben zukünftig zu entwickeln habe. Kon-trovers debattiert wurde die Frage der Infor-mationsweitergabe zwischen öffentlichen undfreien Trägern und die Implikationen des neuenGesetzentwurfs für die Garantenpflicht auf-seiten der Freien Träger. Kritisiert wurde, dassbei der Kooperation die Schulen nicht ausdrück-lich erwähnt werden und dass im gesamtenKinder- und Jugendhilfegesetz kein Beschwer-demanagement bzw. keine Ombudsstellenvorgesehen sind.

Das Protokoll des Workshops kann dem-nächst auf der Homepage des Projekts»Modellprogramm Fortentwicklung des Hilfe-planverfahrens« eingesehen werden:www.dji.de/hpv

DJI Bulletin 69 Winter 200410

KinderJens LipskiKooperation von Schule mit außerschuli-schen Bildungseinrichtungen33. Internationaler Spielmobil-Kongress, Nord-hausen, 24.9.2004

Liane PlutoPartizipation zwischen Anspruch undAbwehrKinderschutzdienste in Rheinlandpfalz, Mainz,8.10.2004

Dr. Andreas VosslerVirtual networks and contexts –counselling on the internetInternationale Tagung »5th European Con-ference for Community Psychology«, Berlin,17.9.2004

Dr. Andreas VosslerBeratung und KompetenzförderungAbschlusstagung des Forschungs- und Gestal-tungsprojekts »Netzwerk – Jugendliche an der2. Schwelle« an der Technischen Universität,Dresden, 5.10.2004

PD Dr. Klaus WahlAffektuell-emotionale Grundlagen desSozialverhaltens32. Kongress der Deutschen Gesellschaft fürSoziologie, München, 6.10.2004

Ursula WinklhoferDie BürgerInnen von morgen beteiligen!Partizipation von Kindern und JugendlichenTagung »Wege zu einer anderen Politikkultur?Modelle bürgerschaftlicher Partizipation imVergleich«, Akademie für politische Bildung,Tutzing, 4.12.2004

JugendKirsten BruhnsWerden Mädchen immer gewalttätiger?Fachtagung des Bayerischen Jugendrings»Schlag auf Schlag – Mädchen als Täterin-nen?«, Nürnberg, 26.10.2004

Dr. Nora Gaupp, Dr. Tilly LexWunsch und Realität – Hauptschüler amÜbergang zur Arbeitswelt32. Kongress der Deutschen Gesellschaft fürSoziologie, München, 8.10.2004

Elisabeth Helming, Heiner SchäferMasculine education and violenceprevention. Gender aspects in youth workFachtagung »Criminalising Gendered Violence:Local, National and International Perspectives«,veranstaltet von der University of Bristol, Schoolof Law, Bristol, 14./15.9.2004

Dr. Tilly LexBildungsbegleitung und Übergangs-managementEqual-Jahrestagung 2004 des Bundesministe-riums für Wirtschaft und Arbeit zum Thema»Jetzt weiß ich endlich, was ich kann – unddann? Junge Menschen am Übergang vonSchule, Ausbildung und Beruf«, Berlin,16.11.2004

Irene Hofmann-LunErste Ergebnisse der Panelbefragung»Schule – und dann?«Fachtagung »Jugendsozialarbeit an Schulen inFreising« mit dem Thema »Wie können Schuleund Jugendhilfe einen Zugang zu schulmüdenKindern und Jugendlichen finden?«, Freising,27.10.2004

Andrea MichelPrävention von Schulmüdigkeit – Kriterienund Indikatoren zur FrüherkennungTagung des Arbeitskreises »Unterrichts- undSchulabsentismus«, München, 23.10.2004

Birgit ReißigBiographische Verläufe jenseits normalerErwerbsarbeit. Auswirkungen der Exklu-sion von Erwerbsarbeit auf die normal-biographischen Orientierungen jungerErwachsener32. Kongress der Deutschen Gesellschaft fürSoziologie, München, 8.10.2004

PD Dr. Claus J. TullyAufwachsen in mobilen und kommunika-tiven Welten – Absehbare Muster sozialerAusdifferenzierung und Risiken derAusgrenzung32. Kongress der Deutschen Gesellschaft fürSoziologie, München, 7.10.2004

PD Dr. Klaus WahlVorpolitische Prozesse politischer GewaltInternationaler Workshop »Politische Gewaltim interkulturellen Vergleich – Der Westen undmuslimisch geprägte Gesellschaften«, Auswär-tiges Amt / Institut für Auslandsbeziehungen,Mellieha / Malta, 19.11.2004

Kinder- und JugendhilfeKarin HaubrichCluster Evaluation, Core Characteristicsand Specifications in the Context ofMultisite Model Programs in GemanyEuropean Evaluation Society Sixth Conferencein Zusammenarbeit mit der German EvaluationSociety (DeGEval), Berlin 30.09.2004

Elisabeth HelmingModewelle oder regulatives Prinzip?Gender Mainstreaming in der Kinder- undJugendhilfeArbeitstagung: »Mädchen und Jungen in derJugendarbeit in Mecklenburg-Vorpommern –Anspruch / Realität / Perspektiven«, veranstal-tet von der Frauen- und Gleichstellungsbeauf-tragten der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern und dem SozialministeriumMecklenburg-Vorpommern, Rostock,27.10.2004

Susanna LilligEntwicklung, Inhalt und Nutzungsmög-lichkeiten in der JugendhilfeWorkshop zum Praxishandbuch »Kindeswohl-gefährdung nach § 1666 und Allgemeiner So-zialer Dienst (ASD)«, 28. Tübinger Sozialpäda-gogiktag »Diagnostik in der Sozialen Arbeit«,Tübingen, 26.11.2004

Prof. Dr. Thomas RauschenbachJugendarbeit – BildungsarbeitGemeinsame Konsultationstagung »Jugend-bildung« der Länder Bayern und Baden-Würt-temberg in Josefstal / Schliersee, 12.10.2004

Prof. Dr. Thomas RauschenbachSchule und bürgerschaftliches Engage-ment – zwei getrennte Welten? Anmer-kungen zu einer schwierigen BeziehungTagung »Bürgerschaftliches Engagement alsBildungsziel in der Schule« des BBE, Mainz,29.10.2004

Dr. Peter RiekerRechtsextremismus und Fremdenfeind-lichkeit in Deutschland. Ansätze undBefunde der ForschungBilateraler Fachkräfteaustausch Mobilitás,Budapest, 7.9.2004

Dr. Reinhilde SchäferGenderkompetenz als Bestandteil von Pro-zessen des Gender Mainstreaming – Be-griffsbestimmung und aktuelle Ergebnisseaus der wissenschaftlichen BegleitungFachtagung »›Gegendert‹ und kompetent?!«des DJI-Projektes »Gender Mainstreaming inder Kinder- und Jugendhilfe«, Bonn, 5.10.2004

Christine Schwarz, Gerlinde StruhkampDoes evaluation build or destroy trust?About the (Micro-)Political Use ofEvaluation in Higher Education ReformConference of the European EvaluationSociety, Berlin, 30.9.2004

Tagungen

Vorträge

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Publikationen

FamilieHerbert Blüml, Dr. Heinz Kindler, Susanna LilligBilanz und Ausblicke nach drei JahrenForschungKindeswohlgefährdung und AllgemeinerSozialer Dienst. Fachhochschule Nürnberg,15.–17.9.2004

Wolfgang ErlerFamilien als Motor der Integration in derEinwanderungsgesellschaft. Bausteine zueinem ressourcenorientierten AnsatzXenos-Aktionswochen, Kommunales ForumWedding e. V. und Bezirksamt Mitte von Berlin,Abt. Bildung und Kultur, Weiterbildung – Volks-hochschule, Berlin, 28.8.2004

Annemarie Gerzer-SassChildcare in Europe – Governance forQuality and CohesionFinal Conference of the Project: »Transforma-tions des structures familiales et evolutions despolitiques sociales«, Expertenhearing, Brüssel,27.–28.9.2004

Dr. Karin JurczykSolidarität der Generationen? Stadt –Familie – Betrieb»Leben – Arbeit – Zukunft«, Arbeitnehmer-kammer Bremen, Bonn, 12.10.2004

Dr. Heinz KindlerRisikoeinschätzung bei Misshandlung undVernachlässigung: Möglich aber verwerf-lich?28. Tübinger Sozialpädagogiktag »Diagnostikin der Sozialen Arbeit«, Tübingen, 27.11.2004

PD Dr. Andreas LangeFamilie heute. Facetten ihrer morphologi-schen und alltäglichen VielfaltUnter dem Regenbogen – Soziale Vielfalt vonFamilie und Verantwortungsgemeinschaften inSchleswig-Holstein. Veranstaltet vom Ministeri-um für Justiz, Frauen und Jugend des LandesSchleswig-Holstein, Nordelbisches Kirchenamt,Kiel, 15.9.2004

PD Dr. Andreas Lange, Dr. Ekkehard SanderFamilie und Medien im Spiegel vonMedienrhetorik und empirischen BefundenInternationale Fachtagung zum Thema»Jugend – Werte – Medien«, Ravensburg,4.–6.11.2004

Lis KeimelederAspekte von Professionalität in denBeziehungsstrukturen der Kindertages-pflegeTagung »Nähe und Distanz – Strukturen derProfessionalität in sozialen und pädagogischenArbeitsfeldern« der Kommission Psychoanalyti-sche Pädagogik in der Deutschen Gesellschaft fürErziehungswissenschaft, Berlin, 4.–6.11.2004

Jan H. MarbachCivic Society and the Family: On the Forma-tion of Social Capital in EuropeAnnual Seminar 2004 on »Europe’s ComingGenerations: Demographic Trends and SocialChange« of the »European Observatory on theSocial Situation, Demography and Family«,Brüssel, 27.–28.9.2004

Jürgen Sassmänner leben – ein anderer Blick auf denGeburtenrückgangBundeszentrale für gesundheitliche Aufklä-rung, Freiburg,12.–13.9.2004

Marianne SchumannQualität im Alltag der Tagespflege – wasgehört dazu?Workshop »Kinderbetreuung in Tagespflege.Auf- und Ausbau eines qualifizierten Angebots.Ergebnisse des aktuellen DJI-Projekts« auf der9. Sächsischen Fachtagung zur Kinderbetreu-ung in Tagespflege, Dresden, 13.11.2004

Susanne StempinskiQualität und Professionalisierung in derKindertagespflege. Das DJI-Curriculum alsFortbildungskonzeptTagung »Erziehung, Bildung und Betreuungvon Kindern unter drei Jahren« der Bundesver-einigung Evangelischer Tageseinrichtungen fürKinder, Berlin, 12.11.2004

Dorit SterzingFamilie als erster Ort von Bildung – neueWege der präventiven Frühförderung»Familienbildung – Investition in die Zukunft.Neue Zielgruppen – neue Konzepte« Paritä-tisches Bildungswerk, Frankfurt am Main,27.–28.9.2004

Angelika TraubLiving-apart-together bei »alleinerziehen-den« Müttern. Zur Bedeutung der Partner-schaftsform für das psychische Wohlbefin-den von Müttern 44. Kongress der Deutschen Gesellschaft fürPsychologie, Göttingen, 26.–30.9.2004

Karin WeißStrukturelle Bedingungen für eine qualita-tive Gestaltung der KindertagespflegeFachtagung des Tagesmütter Bundesverban-des »Kindertagespflege im Spannungsfeld zwi-schen Pädagogik und Politik – was bringt dieZukunft?« Bonn, 17./18.11.2004

Thema: Bildungskarrieren ins Abseits

Joachim Schroeder: Offene Rechnungen:Benachteiligte Kinder und Jugendliche alsHerausforderung für die Schulentwicklung

Alfred Hössl, Andreas Vossler: »Manchmal binich fix und fertig …« Belastungen bei Bildungs-prozessen in der Grundschule

Irene Hofmann-Lun, Andrea Michel:Schulmüdigkeit und Schulverweigerung

Florian Söll: Vom Elternsprechtag zumEntwicklungsgespräch

SpektrumFranziska Wächter: Links und rechts kann mannicht verwechseln – Zum Verständnis einespolitischen Codes bei Jugendlichen

Claus J. Tully: Zum Nebeneinander von Job undSchule

Paloma Fernández de la Hoz: Familienlebenund Gesundheit

TrendsAndreas Lange, Peggy Szymenderski: AufSpurensuche nach dem »Neuen« in der Gesell-schaft (2. Trendbrief)

Bezugspreis: Einzelheft 13,50 c; Abonnement:32,– c (3 Hefte/Jahr). Bestellungen bitte über denBuchhandel oder beim VS Verlag Wiesbaden,Tel. 0611 7878-151, Fax 0611 7878-423, E-Mail:[email protected] (BitteCodierung 311 04 016 angeben!).

Online-Thema des Monats (Januar 2005):Aufwachsen mit dem InternetDie neuen Medien haben das Aufwachsen derKinder und Jugendlichen nicht nur in Deutsch-land stark verändert. Hoffnungsvoll richtetensich vor Jahren die Blicke der Bildungspolitikervor allem auf das Internet, weil sie darin denmöglichen Zugang zu Informationen für allesahen. Mittlerweile machen eher Negativ-meldungen die Runde: Kinder und Jugendlichesitzen stundenlang allein in ihrem Zimmer vordem PC. Bewegungsmangel, Übergewicht undLeistungsabfall in der Schule bis hin zur PC-Spiel-Sucht sind die Folge. Im Thema des Monatsstellen Christine Feil und Claus Tully ihre For-schungsergebnisse vor und nehmen kritischStellung zum Zauberwort »Internetkompe-tenz« (www.dji.de/thema/0501).

DISKURS 1/2004

DJI Bulletin 69 Winter 200412

Neue DJI-Materialien

Sonja FischerSchulmüdigkeit und SchulverweigerungEine annotierte Bibliographie für die PraxisMünchen, Halle 2004, 80 S.

In der Öffentlichkeit wird es Schulschwänzengenannt. Wissenschaft und Pädagogik spre-chen von Schulmüdigkeit und Schulverweige-rung. Schule und Jugendhilfe haben gemein-sam begonnen, Problemlösungsstrategien zuentwickeln und umzusetzen. Als Arbeitsmittelfür die Praxis bietet diese annotierte Bibliogra-phie einen Einstieg in die Literatur zu diesemThema: Vierzig Abstracts geben einen Über-blick über den aktuellen Stand von Forschungund Praxisentwicklungen. In einem ersten Ka-pitel sind wissenschaftliche Beiträge mit theo-retischen und empirischen Beiträgen sowieBegriffserklärungen zum Thema zusammen-gestellt. Das zweite Kapitel referiert Veröffent-lichungen, die praktische pädagogische Hilfe-stellungen und Leitlinien zum Gegenstand ha-ben, ergänzt um Erfahrungsberichte aus derpädagogischen Arbeit. Das dritte Kapitel liefertInformationen über Praxismodelle, die mitschulmüden und schulverweigernden Jugend-lichen arbeiten. Besonderes Augenmerk wirdhierbei auf die Literatur ab dem Erscheinungs-jahr 2000 gelegt.

Die Broschüre kann gegen einen Versand-kostenbeitrag von 1,44 c in Briefmarken proExemplar beim DJI, Außenstelle Halle, Francke-platz 1, Haus 12/13, 06110 Halle angefordertwerden.

Christian Peucker, Birgit RiedelHäuser für Kinder und FamilienRechercheberichtMünchen 2004, 168 S.

Der Bericht ist das Ergebnis einer dreimonati-gen Recherche Anfang 2004, in der nach»Häusern für Kinder und Familien« in Deutsch-land gesucht wurde. Damit sind Tageseinrich-tungen gemeint, die über die Betreuung, Erzie-hung und Bildung der Kinder hinaus weiterefamilienorientierte Angebote und Dienste in-tegriert haben. Dies waren vor allem Möglich-keiten für Familien, sich zu treffen und auszu-tauschen sowie Bildungs- und Beratungsange-

bote für die Eltern. Es ging aber auch um solcheEinrichtungen, in denen die KinderbetreuungTeil eines umfassenderen kulturellen und sozia-len Angebots für Familien ist (z. B. Mütterzent-ren). Ihnen gemeinsam ist, dass sie niedrig-schwellige Angebote »aus einer Hand« offerie-ren. In der Fachdiskussion wird in diesem Zu-sammenhang immer wieder auf die EarlyExcellence Centres bzw. Children’s Centres inEngland verwiesen.In telefonischen Interviews wurden LeiterIn-nen, TrägervertreterInnen und andere Expert-Innen danach befragt, wo es solche Einrichtun-gen gibt und wie sie arbeiten. Im ersten Teil desBerichts wird auf dieser Grundlage versucht,folgende Fragen zu beantworten: Welchefamilienorientierten Angebote gibt es, und wiewerden sie organisiert? Wie und mit welchenMotivationen haben sich solche Angebote undEinrichtungen entwickelt? Was waren dabeifördernde Bedingungen? Sind Häuser für Kin-der und Familien vor allem auf Stadtteile mitbesonderem Entwicklungsbedarf oder sozialbenachteiligte Familien ausgerichtet bzw. sindsie dafür besonders geeignet?Im zweiten Teil des Berichts werden Einrichtun-gen und Standorte, die auf diesem Weg schonrecht weit sind, ausführlicher beschrieben. Da-bei steht im Mittelpunkt, welche familienorien-tierten Angebote sie machen, wie sie organi-siert und finanziert werden und welche Erfah-rungen an den Standorten vorliegen.

Weitere Informationen zu Kindertagesstättenals Orten für Kinder und Familien finden sich imDeutschen Bildungsserver unter http://www.bildungsserver.de/zeigen.html?seite=2527.

Die Veröffentlichung kann kostenlos bezogenwerden über Christian Peucker, E-Mail:[email protected] und steht unter http://www.dji.de/hausdeskindes als Download zurVerfügung.

Kerstin SchreierRückblick auf ein Jahr BBE-LehrgangErgebnisse einer bundesweiten Befragung vonBBE-TeilnehmerInnenForschungsberichtArbeitspapier aus dem Forschungsschwer-punkt »Übergänge in Arbeit« 3/2004München, Halle 2004, 59 S.

Inwieweit können TeilnehmerInnen an Lehr-gängen zur Verbesserung beruflicher Bildungs-und Eingliederungschancen (BBE) wirklich mitbesseren Chancen auf dem Ausbildungs- undArbeitsmarkt rechnen? Dieser und anderenFragen bezüglich der Wirkung des speziellenberufsvorbereitenden Angebots der Bundes-agentur für Arbeit zur beruflichen und sozialenIntegration von Jugendlichen und jungen Er-wachsenen mit erheblichen Bildungsdefizitengeht der dritte Bericht aus der Reihe »Wissen-schaftliche Texte« des Forschungsschwerpunk-tes nach. Präsentiert werden Ergebnisse einerbundesweiten empirischen Untersuchung imJahr 2003. Es handelt sich dabei um die Aus-wertung der zweiten Welle – unmittelbar nachLehrgangsende – einer im Paneldesign durch-geführten Studie bei einer Gruppe von Jugend-lichen, die bisher kaum im Zentrum der Sozial-forschung stand. Im Rahmen der wissenschaft-lichen Begleitung des Bundesmodellprogramms»Freiwilliges soziales Trainingsjahr« wurden dieTeilnehmerInnen an einjährigen BBE-Lehrgän-gen, die es jetzt in dieser Form nicht mehr gibt,als Vergleichspopulation ausgewählt und mitidentischen Erhebungsinstrumenten zu glei-chen Erhebungszeitpunkten befragt. Im Mit-telpunkt der Auswertung stehen vor allem derAnschluss bzw. die Perspektive der Jugendli-chen nach der Maßnahme sowie die Effektedes Lehrgangs auf der Persönlichkeitsebene.

Zu beziehen ist das Arbeitspapier über: Deut-sches Jugendinstitut, Außenstelle Halle, FSP 1,Franckeplatz 1, Haus 12/13, 06110 Halle;E-Mail: [email protected]

Publikationen

DJI Bulletin 69 Winter 2004 13

Aufsätze von DJI-AutorInnen

René BenditJugend in Europa. Theoretische Konzepte– Entwicklungen – ProblemeIn: Margrit Fröhlich et al. (Hrsg.): Interkulturali-tät in europäischer Perspektive. Jugendlicheaus Migrationsfamilien und ihre Integrations-chancen. Frankfurt am Main 2004, S. 11–48

René Bendit, Dermot StokesJóvenes en situación de desventaja social ylas necesidades de una juventud vulnerableIn: INJUVE (ed.): Revista de estudios deJuventud; Políticas de Juventud en Europa: uncontexto de flexibilidad e incertidumbre, 65/2004, S. 115–132

Vanessa Friedrich, Claudia Reinhold, HeinzKindler(Begleiteter) Umgang und Kindeswohl:Eine ForschungsübersichtIn: M. Klinkhammer, U. Klotmann, S. Prinz(Hrsg.): Handbuch Begleiteter Umgang. Päda-gogische, psychologische und rechtliche Aspek-te. Köln 2004, S. 13–40

Nora Gaupp, Tilly Lex, Birgit ReißigSkeptischer Blick in die berufliche Zukunft. Jun-ge Migrantinnen und Migranten am Ende derSchulzeitIn: Jugend Beruf Gesellschaft, 3/2004, S. 155–162

Sabrina Hoops»Eine Frage der Erziehung?« Ergebnisseeiner Follow-up-Untersuchung von Famili-en zum Umgang mit KinderdelinquenzIn: ProJugend, 3/2004, S. 12–14

Sabrina HoopsDie »Geschlossene Unterbringung« nach§ 1631b BGB in Heimen der JugendhilfeIn: SozialExtra, 10/2004, S. 20–25

Sabrina Hoops, Hanna PermienDie Programmevaluation des Bundes-modellprogramms »Ambulante IntensiveBegleitung« (AIB). Chancen und Heraus-forderungen einer qualitativen Follow-up-StudieIn: Recht der Jugend und des Bildungswesens,3/2004, S. 389–400

Karin JurczykElterliche Erwerbsarbeit aus Kinder-perspektive: Neue KonstellationenIn: Frühförderung interdisziplinär, 4/2004,S. 147–156

Barbara KeddiJenseits der Grenzen von Geschlecht?Lebensthemen und biografisches Handelnjunger Frauen und ihrer PartnerIn: Hartmann, Jutta (Hrsg.): Grenzverwischun-gen. Vielfältige Lebensweisen im Gender-,Sexualitäts- und Generationendiskurs. Inns-bruck 2004, S. 111–122

Barbara KeddiJunge Frauen – Vom doppelten Lebens-entwurf zum biografischen ProjektIn: R. Becker, B. Kortendik (Hrsg.): Handbuchder Frauen- und Geschlechterforschung.Theorie, Methoden, Empirie. Wiesbaden 2004,S. 378–383

Lis KeimelederDas Curriculum des DJI zur Qualifizierungin der TagespflegetätigkeitIn: Institut für familiale und öffentliche Erzie-hung, Bildung und Betreuung e. V. (Hrsg.): Fa-milie – private Nische und/oder Ort öffentlicherLeistungen? ifoebb Materialien Band 3/2004,S. 26–29

Heinz Kindler, Karin GrossmannVater-Kind-Bindung und die Rollen vonVätern in den ersten Lebensjahren ihrerKinderIn: L. Ahnert (Hrsg.): Frühe Bindung. Entstehungund Entwicklung. München 2004, S. 240–255

Susanne KlingelhöferInterkulturelles und interreligiöses Lernenim Bundesmodellprogramm »Entimon –gemeinsam gegen Gewalt und Rechts-extremismus«In: Multikulturelle Demokratie: Perspektiveninterkulturellen Lernens. Kursiv – Journal fürPolitische Bildung, 2/2004

Andreas LangeArbeits- und Familienzeiten aus Kinder-perspektiveIn: ÖAAB (Hrsg.): Der Spagat. Familie und Beruf.Wien 2004, S. 91–108

Hans Rudolf LeuKindlicher Eigen-Sinn – beschränkt durchneue Curricula?In: D. Diskowski, E. Hammes-Di Bernardo: Lern-kulturen und Bildungsstandards. Jahrbuch 9des Pestalozzi-Fröbel-Verbandes, S. 130–137

Hanna Permien, Sabrina Hoops, MartinaSteger, Christian LüdersÜber GU lässt sich trefflich streiten, aberfundiert nur auf der Basis von Ergebnissen!In: Forum Erziehungshilfen, 4/2004, S. 242–245

Thomas RauschenbachVertrag der Generationen – Über dieNotwendigkeit neuen DenkensIn: Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit,4/2004, S. 13–21

Thomas RauschenbachJugendarbeit unter Druck – Zur aktuellenLage in schwieriger ZeitIn: aej informationen. Zeitschrift für die Evan-gelische Jugend in der Bundesrepublik Deutsch-land, 3/2004, S. 30–33

Marianne Schumann2004 – ein Jubiläumsjahr für die Tages-pflegeIn: Familien für Kinder gGmbH. (Hrsg.): Pflege-kinder, 2/2004, S. 40–44

Susanne StempinskiTagesmütter als Unternehmerinnen. Überdie geschäftliche Seite der DienstleistungTagespflegeIn: Zeitschrift für Tagesmütter und -väter5/2004, S. 2–5

Claus J. TullyArbeitsweltkontakte von Schülerinnenund Schülern an allgemeinbildendenSchulen. Empirische Befunde zur Verbin-dung von Schule und JobIn: Zeitschrift für Soziologie der Erziehung undSozialisation, 4/2004, S. 429–451

Claus J. TullyIn Motion – Zur Vielfalt der Mobilitäts-anlässe im JugendalltagIn: Ausstellungskatalog zu »Lust am Auto«.Landesmuseum für Technik und Arbeit inMannheim, 2004, S. 70–75

Adelheid Unterstaller, Heinz KindlerDamit Prävention auch hält, was sieverspricht. Prävention und Wirksamkeits-forschungIn: Jugendnachrichten. Zeitschrift des Bayeri-schen Jugendrings, 11/2004, S. 12

Andreas VosslerWandel hoch drei – Beratung für Jugend-liche in einer verunsichernden GesellschaftIn: Praxis der Kinderpsychologie und Kinder-psychiatrie, 8/2004, S. 547–559

Karin WeißAuf Nummer sicher gehen? Erziehung zwi-schen Fahrlässigkeit und ÜberbehütungIn: Zeitschrift für Tagesmütter und -väter6/2004, S. 2–5

Corina WustmannVon den Stärken der Kinder ausgehen: DasKonzept der Resilienz und seine Bedeu-tung für das pädagogische HandelnIn: Unsere Jugend, 10/2004, S. 402–412

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Publikationen

Neue DJI-Publikationen

Werner Baur, Wolfgang Mack, JoachimSchroeder (Hrsg.)Bildung von unten denkenAufwachsen in erschwerten Lebenslagen –Provokationen für die PädagogikBad Heilbrunn: Klinkhardt383 S., 24,– cISBN 3-7815-1372-6

Der Band versammelt Beiträge, die nach Le-bensbedingungen und Biografien, Bildungsver-läufen und Bewältigungsstrategien benach-teiligter junger Menschen fragen; sie suchenpädagogische Antworten, um solchen Jugend-lichen und jungen Erwachsenen mit Respekt zubegegnen und sie zu unterstützen, ohne zubevormunden. In den Beiträgen werden auchKonsequenzen für die Weiterentwicklung derSchule und Jugendhilfe bedacht. Es werdenvielfältige und innovative Vorschläge für einen»jugendtauglichen« Umbau von allgemeinerund beruflicher Bildung, von Förderangebotenund Unterstützungsleistungen hin zu einerrealitätsnahen und alltagsorientierten Grund-bildung für junge Menschen in erschwertenLebenslagen unterbreitet und Möglichkeitender Umsetzung diskutiert.

Frank TillmannEine Philosophie des TeilensVon John Rawls zu einer praktischenGerechtigkeitsutopieLeipzig: Ille & Riemer90 S., 9,80 cISBN 3-936308-01-2

Die Bedingungen weltgesellschaftlicher Koopera-tion sind derzeit durch massive Dysfunktionali-täten gekennzeichnet. Grundlegende Bedürfnis-se eines großen Teils der Weltbevölkerung kön-nen in dieser Gesellschaftsordnung nicht befrie-digt werden. Aus der Verknüpfung lang geführ-ter philosophischer, sozialpolitischer und ökonomi-scher Diskussionen heraus wird hier der Versuchunternommen, eine gerechte Gesellschafts-utopie zu skizzieren. Diese strebt nach der Ver-wirklichung solcher Interessen, die alle Menschengleichermaßen miteinander teilen. Die Gerech-tigkeitskonzeption von John Rawls dient dabeials Ausgangspunkt für die Suche nach gerech-ten Regeln eines globalen Zusammenlebens.

Claus J. Tully (Hrsg.)Verändertes Lernen in modernentechnisierten WeltenOrganisierter und informeller Kompetenz-erwerb JugendlicherDJI-Reihe (Jugend)Wiesbaden: VS Verlag170 S., 22,90 cISBN 3-531-14448-0

In modernen Gesellschaften verändern sich dieAnforderungen an das Aufwachsen von Kin-dern und Jugendlichen. Aktuell zeichnet sichab: Formale, d. h. organisierte und didaktisierteBildung verliert gegenüber non-formaler anBedeutung. Technische Neuerungen verän-dern und gestalten gegebene Verhältnisse. DieVielfalt an Nutzungsmöglichkeiten wie auch dieDynamik der Entwicklung unter dem Eindruckdigitaler Technik spricht für eine Auflösung ge-ordneter Verhältnisse. Im Unterschied zum or-ganisierten Lernen in Institutionen verdanktsich informelles Lernen im besonderen Maßeder Motivation und dem Versuch, konkreteProblemsituationen zu bewältigen.Behandelt werden in den Einzelbeiträgen diefolgenden Bereiche: LAN-Partys als jugendkul-turelles Muster, Digitalisierung und Informalisie-rung von Lernen, neues Lernen und alte Schuleaus europäischer Perspektive sowie digitaleTechnik zur Unterstützung von Lernprozessen(Laptop, E-Learning).

www.dji.de/veroeffentlichungenBezug nur über den Buchhandel!

Walter Bien, Alois Weidacher (Hrsg.)Leben neben der WohlstandsgesellschaftFamilien in prekären LebenslagenFamilien-Survey, Band 12Wiesbaden: VS Verlag255 S., 24,90 cISBN 3-8100-4096-7

Das Buch befasst sich mit Familien, die am Ran-de der Armut stehen. Was sind ihre Lebensum-stände, wie sind sie in diese Lage geraten undwie kann ein weiteres Abgleiten verhindertwerden? Trotz der umfangreichen Berichter-stattung über Armut in Deutschland gibt esbisher kaum Informationen über armutsnaheLebensverhältnisse, also über Risikolagen zwi-schen bekämpfter Armut und relativem Wohl-stand. Etwas mehr Licht in diesen Graubereichder Forschungslandschaft bringt nun die vomBundesfamilienministerium finanzierte Unter-suchung »Familien in prekären Lebenslagen«des Deutschen Jugendinstituts. Die Ergebnissezeigen zwei armutsnahe, prekäre Lebensla-gen, deutlich unterschieden von den Sozialhil-feempfängern und auch untereinander klarabgrenzbar. Die Lebensumstände dieser bei-den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen,ihre Humankompetenzen und ihre soziale Ein-bindung werden ebenso beschrieben wie ihreindividuellen Handlungsstrategien und ihre Be-wertung der eigenen Lebenslage. Diese Infor-mationen ermöglichen Rückschlüsse auf dieUrsachen der prekären Familiensituation unddie Entwicklung von Hilfsmöglichkeiten, um dieBetroffenen vor dem Abgleiten in die Armut zubewahren.