E-Portfolios – Chancen und Herausforderungen einer … · 2016-11-30 · eigenen WTP über die...

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E-Portfolios – Chancen und Herausforderungen einer alternativen Prüfungsform Prof. Dr. Patricia Arnold, Hochschule München vhb, E-Assessment Tagung 09.05.2016

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E-Portfolios – Chancen und Herausforderungen einer

alternativen Prüfungsform

Prof. Dr. Patricia Arnold, Hochschule München

vhb, E-Assessment Tagung 09.05.2016

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E-Portfolio: Perspektivenwechsel!

Welches Wort

verbirgt sich hier?

Idee: Waldemar Sobieroj, Wilfried Dülfer (Oskar von Miller Schule)

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Struktur

1. Was sind E-Portfolios?

2. Einsatzszenarien für E-Portfolios

3. Beispiel: E-Portfolios als kompetenzorientierte Prüfungsform (BASA-online)

4. Bewertung von E-Portfolios

5. Fazit: Chancen & Grenzen

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Was sind E-Portfolios? I

„E-Portfolio ist eine digitale Sammlung von ‚mit Geschick gemachten Arbeiten’ (=lat. Artefakte) einer Person, die dadurch das Produkt (Lernergebnisse) und den Prozess (Lernpfad/Wachstum) ihrer Kompetenzentwicklung in einer bestimmten Zeitspanne und für bestimmte Zwecke dokumentieren und veranschaulichen möchte. Die betreffende Person hat die Auswahl der Artefakte selbstständig getroffen, und diese in Bezug auf das Lernziel selbst organisiert.“ (Hornung-Prähauser et al. 2007, 14; Hervorh. PA)

Unterschiedliche Typen von E-Portfolios (Reflexions- / Präsentationsportfolio, etc.)

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Was sind E-Portfolios? - II

E-Portfolios als „Lerngeschichten“

„A portfolio is the story of knowing. Knowing about things. . .Knowing

oneself. . .Knowing an audience. . . Portfolios are students’ own stories of

what they know, why they believe they know it, and why others should be of

the same opinion. A portfolio is opinion backed by fact. . .Students prove

what they know with samples of their work.”

(Paulson & Paulson 1991)

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Elemente eines E-Portfolios Studienergebnisse

(z.B. Seminararbeit, Rezension, Fallbeispiel, Diskussionsbeitrag)

Beschreibung / Kommentierung (abstract, Stellenwert, Kontextinfos)

Reflexion der eigenen Kompetenzentwicklung (z.B. Erkenntnisse, offene Fragen, Erfahrungen zu Lernstrategie, Zuordnung zu Lernziel)

Rückmeldungen von Mitstudierenden oder Lehrenden (nach Lewin 2002, Barrett 2003)

->Einbindung multimedialer Elemente

->ausgewählt und zusammengestellt in verschiedenen Ansichten

-> pro Ansicht Zugriffsrechte festlegen (wer darf Ansicht sehen, wer kommentieren, wem wird letzte Fassung („freeze“) eingereicht )

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(aus: vhb Kurs e-portfolios 2011)

Schritte bei der E-Portfolio Erstellung

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Wie kann man E-Portfolios einsetzen? als Instrument der Kompetenzentwicklung

auf der Ebene eines Moduls (verschiedene „Produkte“ auswählen, mit Kommentierungen versehen, eigene Entwicklung in Lernjournal (blog) reflektieren, ggf. mit Rückmeldungen)

zur Verbindung mehrerer Module (z.B. Projektplanung und Evaluation/Praxisprojekt), 3 Schwerpunkt-Module)

auf der Ebene des gesamten Studiengangs Freiwillig als studienbegleitendes Kompetenzportfolio (z.B. auch

Bewerbungsansicht erstellen) Als integraler Bestandteil, integriert in SPO

als alternative Form der Leistungsbewertung Spezielle Ansicht als „Momentaufnahme“ einreichen

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Beispiel: BASA-online Hochschule München

Kontext: Studiengang BA „Soziale Arbeit“, 3 Jahre einschlägige Berufserfahrung, Blended Learning Format , ca. 75% & Online-Kurse, 25% Präsenzzeit, im Hochschulverbund

E-Portfolios als alternative Form der Leistungsbewertung (verbindlich) Modul „Wissenschaftlicher Theorie-Praxis-Transfer“, vier Semester, 25 ECTS Modul hat vier Teile, in denen Studierende betreut, aber sehr selbstständig zu

vier Themen arbeiten : 1. Kollegiale Beratung online 2. Autonome ExpertInnengruppen 3. Professionelles Selbstverständnis als Sozialarbeiter/in 4. Studienabschluss und Anschlussperspektiven

nicht die einzelnen Produkte werden bewertet, sondern die Reflexion des eigenen WTP über die vier Semester in Form eines E-Portfolios -> aus allen Artefakten wird eine Ansicht zur Bewertung erstellt

E-Portfolio wird derzeit mit Mahara erstellt

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Beispiel Aufgabenbeschreibung I (Auszug) „Sie sollten dazu ein Portfolio aufbauen, ähnlich der Sammelmappe einer Künstlerin oder

eines Künstlers resp. für eine Bewerbung. Dieses Portfolio soll enthalten:

ausgewählte Studienprodukte wie Diskussionsbeiträge in Foren, Fachexpertisen, Positionspapiere, Beschreibungen von (anonymisierten!) Beratungsprozessen etc. aus dem WTP-Modul (ein Beispiel kann zusätzlich auch aus dem Studium außerhalb des WTP-Moduls gewählt werden)

Kommentierungen zu diesen Arbeiten aus heutiger Sicht (Warum ausgewählt?, Was zeigen sie?, Was sind die Stärken?, Was könnte verbessert werden?)

eine kritische Reflexion der strukturellen Bedingungen, unter denen Sie Ihre Produkte erarbeitet haben (unter welchen Bedingungen haben Sie gearbeitet mit Blick auf Ressourcen, Unterstützung, Werkzeuge, Transparenz der Aufgaben, Motivation etc. - und wie bewerten Sie diese?)

Konsequenzen aus dem Modul/ resp. dem Studium (welche Schlüsse ziehen Sie für sich, insbesondere wie sehen Sie heute das Verhältnis von Theorie und Praxis?)“

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Beispiel Aufgabenbeschreibung II (Auszug) Äußere Form, Strukturierung und Gestaltung sind ganz Ihnen überlassen (mit

Ausnahme der nachfolgenden Angaben zur technischen Umsetzung) – das Portfolio soll Ihren Arbeits- und Lernprozess möglichst individuell passend darstellen und reflektieren.

Drei zentrale Fragen können die Erstellung leiten: Was habe ich getan? Was habe ich daraus gelernt? Welche Konsequenzen ziehe ich daraus?

Eine andere mögliche Strukturierung wäre: Ausgangslage und persönliche Motivation zu Beginn Theorie-Praxis-Transfer im Modul als Ihre eigene persönliche Lerngeschichte Resümee und persönliche Bewertung

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E-Portfolio als Prüfungsform - Beispiele

SoSe 2015, BASA-online München , Mahara Installation der Hochschule München

Von Studierender ohne Einschränkung freigegebenes E-Portfolio

https://mahara.hm.edu/view/view.php?t=uFVW6oekDGIsQ8fvPL4b

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Beispiel Bewertungskriterien

max. 100 Punkte:

1. Dokumentation der eigenen Studienleistung (25)

2. Reflexion (20)

3. Mediale Gestaltung (15)

4. Strukturierung und Sprache (20)

5. Ihr selbst gewähltes Kriterium (20)

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Beispiel Bewertungsraster

Kriterium Teil-Kriterien Punkte

Dokumentation der eigenen Studienleistung im WTP- Modul ( bis zu 25 p)

Ihre Studienleistung in den vorangegangenen Semestern ist erkennbar, die verlinkten Produkte / Dokumente / Medien sind einsehbar im Portfolio

enthalten. ◻◻ Teil 1 5 p ◻◻ Teil 2 5 p ◻◻ Teil 3 5 p ◻◻ Die Auswahl dieser Dokumente / die Auswahlkriterien

sind explizit benannt : 5 p ◻◻ Teaser verweisen auf zentrale Aussagen,

motivieren zum Weiterlesen 5 p

Reflexion ( bis zu 20 p)

◻◻ Die Reflexion ist analytisch, nicht nur beschreibend 5 p ◻◻ der eigene Lernerfolg, seine persönlicher Bedeutung und

Ihre Motivation kommen zum Ausdruck 5 p ◻◻ Schlussfolgerungen für eigene Professionalität werden benannt 5 p ◻◻ Aussagen zum Theorie-Praxis-Transfer werden formuliert 5 p

mediale Gestaltung ( bis zu 15 p)

◻◻ Die erstellte 'Ansicht' im Portfolio ergibt ( ggf. in Verbindung mit Ihrem 'Profil') eine sinnvolle / ansprechende Einheit 5 p

◻◻ ◻◻ Sie bieten ein ansprechendes Layout und nutzen die Software angemessen : 5 p

◻◻ mehrere mediale Elemente / Formate bereichern zielführend Ihre Präsentation : 5 p

Aufbau und Sprache ( bis zu 20 p)

◻◻ Ihre 'Ansicht' bietet eine klare Struktur und Übersichtlichkeit : 5 p ◻◻ Sie ist sprachlich ansprechend und

enthält prägnante Formulierungen 5 p ◻◻ wissenschaftliche Standards sind eingehalten 5 p ◻◻ Rechtschreibung und Grammatik sind korrekt. 5 p

Selbst gewähltes Qualitätskriterium ( bis zu 20 p)

◻◻ Wird benannt: 5 p ◻◻ Erfüllt den selbstgesetzten Anspruch : 15 p

Gesamtpunktzahl:

( bis zu 100 p)

Note: Klicken Sie hier, um Text einzugeben.

Arnold/Schindler 2016

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E-Portfolios als Prüfungsform - Erfolgsfaktoren (mit Prüfungsordnung verträglich?)

klare Aufgabenstellung (was soll E-Portfolio wann enthalten?)

durchdachter Prozess der Abgabe des E-Portfolios

vorab definierte Bewertungskriterien Möglichkeit: ein Kriterium durch TN festlegen lassen

vorbereitete Bewertungsraster reduzieren Bewertungsaufwand Beispiele:

https://www2.uwstout.edu/content/profdev/rubrics/eportfoliorubric.html http://facultyeportfolioresource.weebly.com/eportfolio-prep-assignments--

rubrics.html

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Chancen Innovative Lehr-/Lernmethode &

kompetenzorientierte Prüfungsform (Barrett 2003, Hornung-Prähauser et al. 2007, Arnold et al 2015)

besonders geeignet Reflexion zu fördern (Bäcker, Cendon & Mörth 2011)

Gute Methode eigene Kompetenzentwicklung zu dokumentieren (Bauer & Baumgartner 2012)

Instrument für Wirkungsforschung (Arnold & Kumar 2014)

Für Bewerbungen/Präsentationen weiter verwendbar

Herausforderungen Studierende häufig nicht vertraut mit

Reflexionsmethoden UND Handhabung der EP-Software (Meyer et al. 2011)

Gefahr des “over-acting,” d.h. kriterienlosem Sammeln von allem (Reinmann & Sippel 2011)

Gefahr des “over-reflecting”: Reflexion als Selbstzweck, nur persönlich, nicht strukturell (ibid)

Gefahr des “defensive-reflecting” nur um schlechte Noten zu vermeiden (Häcker 2005)

Häufig keine Alumni-Accounts ->keine langfristige Perspektive

Fazit: E-Portfolios – Chancen & Herausforderungen

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Vielen Dank…

...für Ihre Aufmerksamkeit!

Kontakt: Prof. Dr. Patricia Arnold Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften

Hochschule München [email protected]

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Literatur I Arnold, P.; Kilian, L.; Thillosen, A.; Zimmer, G. (2015): Handbuch E-Learning. Lehren und Lernen mit digitalen

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Barrett, H. C. (2003): Electronic portfolios.. In A. Kovalchick & K. Dawson (Eds), Educational technology: an encyclopedia . Santa Barbara: ABC-CLIO

Bauer, R./Baumgartner, P. (2012): Schaufenster des Lernens. Eine Sammlung von Mustern zur Arbeit mit E-Portfolio. Münster: Waxmann.

Häcker, T. (2005). Portfolio als Instrument der Kompetenzdarstellung und reflexiven Lernprozesssteuerung. Berufs- und Wirtschaftspädagogik - online, 2005 (8).

Hornung-Prähauser, V., Geser, G. , Hilzensauer, W., Schaffert, S. (2007): Didaktische, organisatorische und technologische Grundlagen von E-Portfolios und Analyse internationaler Beispiele und Erfahrungen mit E-Portfolio-Implementierungen an Hochschulen. Salzburg. Levin, B.B. (2002): Reflection as the Foundation for E-Portfolios.. In. Proceedings of SITE (Society for Information Technology and Teacher Education) International Conference, März 2002, Nashville Tennessee

Kumar, S. & Arnold, P. (2014). Assessing Transformational Learning in Online Professional Programs: Methodological Approaches and Challenges. In Teixeira, António Moreira & Szűcs, András (Eds.) Challenges for Research into Open & Distance Learning: Doing Things Better – Doing Better Things. Oxford: EDEN (Proceedings of the European Distance and E-Learning Network 2014 Research Workshop Oxford, 27-28 October, 2014), 173-184.

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Literatur II Meyer, T./Mayrberger, K./Münte-Goussar, S./Schwalbe, C. (Hg.)(2011): Kontrolle und Selbstkontrolle. Zur

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Reinmann, G./Sippel, S. (2011): Königsweg oder Sackgasse? E-Portfolios für das forschende Lernen. In Meyer, T./Mayrberger, K./Münte-Goussar, S./Schwalbe, C. (Hg.): Kontrolle und Selbstkontrolle. Zur Ambivalenz von E-Portfolios in Bildungsprozessen (S. 185-202). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.