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Abbilder der Wirklichkeit? Material Thema: Material von Alexander Keßler

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Inhaltsverzeichnis Material

Abbilder der Wirklichkeit?

MaterialThema:

Medien – Das Bild als Spiegel der Wirklichkeit?

Material von Alexander Keßler

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Sachanalyse S.1 - S. 4

Methodisch-didaktische Erläuterung S. 4 - S. 6

Lehrziele S. 7-8

Literaturverzeichnis S. 9

Tabellarische Übersicht S. 10 - S. 12

Lehrerhandreichung S. 12 – S. 21

Material

Sachanalyse

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Spannungsverhältnis zwischen Realität und Fiktion 

Massenmedien sind ein permanenter Begleiter unseres Alltags. Sie hegen den Anspruch die

Wirklichkeit dazustellen, können diese jedoch niemals in ihrer Gänze abbilden. Der

Realitätsbegriff der Medien unterliegt hierbei einem einfachen Grundprinzip. Er setzt voraus,

dass all das was existiert, auch tatsächlich abgebildet werden kann. Herausragende Beispiele

für diese Ambition sind filmische Dokumentationen oder tägliche Berichterstattungen. Sie

formulieren einen objektiven Anspruch - also eine Eins-zu-Eins-Übertragung – der sich auf

das reine Wiedergeben von tatsächlichen Geschehen stützt. Der informatorische Gehalt ist bei

der Wiedergabe von Wirklichkeit als Intention zu konstatieren. Die gezeigten Personen sind

mit den agierenden Personen gleich, nichts ist gespielt. Anders ist der Spielfilm oder Roman

zu verstehen, diese können in ihrer Erzählweise auf realen Begebenheiten beruhen, sind

intentional jedoch als unwirklich und somit als bewusste Täuschung zu verstehen. Der

Rezipient ist sich der Realitätsabweichung bewusst und findet somit Unterhaltung in ihr. Die

Differenzierung der Medien zwischen Realität und Fiktion erfolgt auf der trivialen Ebenen der

Absicht, die hinter ihrer Produktion steckt. Eben jene Absichten sind es, die eine objektive

Produktion von Medien als fragwürdig erscheinen lassen. Der Rezipient erhält im Rahmen der

Nachrichten einen Eindruck von dem, was in der Welt passiert und kann sich somit ein

eigenes Bild von dieser machen. Dies kann jedoch nie mehr als ein Eindruck bleiben.

Vielmehr handelt es sich hierbei um Informationen, von denen die Nachrichtenagenturen

glauben, dass diese die Zuschauer*innen interessieren oder für die meisten Effekte und

Einschaltquoten bzw. Verkaufszahlen sorgen. Die Medienproduzenten schaffen somit kein

Abbild der Wirklichkeit, sondern vielmehr ein Fazit dessen, was sie für wirklich halten,

respektive als Wirklichkeit schaffen wollen. Medien schaffen ein eigenes Bild von Realität,

geformt durch die Selektion der Inhalte und die Gestalten der Darstellung.1 Hieraus resultiert

das philosophische Problem einer Wirklichkeitsbeschreibung. Was kann man über das wissen,

was uns umgibt und was als Wirklichkeit bezeichnet wird? Worin liegen die Grenzen unserer

Erkenntnis einer „wirklichen“ Wirklichkeit, die sich außerhalb der medialen Welt bewegt?

Die Philosophiegeschichte kennt dieses Problem bereits. Schon Platon stellte dem

Relativismus der Sophisten seiner Zeit, die Existenz einer an sich seienden Welt reiner Ideen

gegenüber. In der Politeia, seiner Vorstellung vom idealen Staat, schildert er sein

1 (medien-in-die-schule, 2018)1

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Höhlengleichnis. Platon vergleicht in seinem Dialog die Natur mit der Bildung oder

Unbildung des Menschen.2

Hierfür greift er auf ein Gleichnis zurück, in welchem der Mensch sein Leben lang durch

Fesseln gezwungen wird, eine Höhlenwand anzuschauen. Die Fesseln lassen keine Freiheit,

die Perspektive zu ändern, sie determinieren die Wahrnehmung des Menschen auf diese eine

Seite der Höhle. Hinter ihnen befindet sich eine Lichtquelle, welche die vorbeiziehenden

Gegenstände und Erscheinungen als Schatten auf die Höhlenwand projiziert. Eben jene

Projektion ist es, welche die Höhlenbewohner als ihre Wirklichkeit wahrnehmen und

akzeptieren. Platons Dialog schlägt eine Wendung ein, indem er in diesem Szenario einen der

Bewohner zwingt, seine Ketten zu lösen und die Höhle zu verlassen. Er blickt ins Feuer und

erkennt die Zusammenhänge zwischen Schatten und einer ihm fremden Welt. Der in die

Freiheit entlassene tritt durch den Eingang der Höhle ins Licht und wird mit einer ihm

unbekannten Realität konfrontiert. Zunächst erkennt er nur das von ihm gewohnte Bild der

Schatten, danach die Bilder der Menschen und die Abbilder, die sich im Wasser spiegeln und

anschließend sich selbst. Der nun Befreite beginnt Ideen über die Zusammenhänge zwischen

Scheinwelt und Wirklichkeit zu entwickeln, er realisiert, dass Spiegelungen in seiner Welt der

Schatten, nur Abbilder einer anderen Realität waren. Die mit der neu erworbenen Weisheit

einhergehende Freude lässt den Befreiten an allem zweifeln, was er bisher zu Wissen glaubte.

Er setzt das bisherige Wissen in Gefangenschaft mit einem Unwissen gleich und bedauert die

einstigen Mitgefangenen, die sich noch in der Höhle befinden. Dieses Bedauern ist die

Triebfeder seiner folgenden Handlung. Er steigt erneut in die Höhle hinab und versucht seinen

Mitmenschen eben jene Wahrheit zu vermitteln. Ihnen jedoch ermangelt es an Erfahrung. Sie

bewerten seine Erzählung für Lügen, und seinen Versuch hinaufzukommen als nicht

lohnenswert.3

Dies garantiert den Fortbestand der gewohnten Verhältnisse. Der Überbringer der Nachricht

wird daher für seine Erkenntnis mit dem physischen oder sozialen Tod bestraft. Das Dasein

wird als Schau- bzw. als Schattenspiel wahrgenommen, in dem wir die meiste Zeit die Rolle

eines Zuschauers übernehmen. Keine bewusste Unterscheidung zwischen Fiktionen, die den

Tatbestand der angeblichen Wirklichkeit erfüllen, kann uns der Versuchung entziehen diese

als unsere Realität zu akzeptieren. Es resultiert die Frage, warum man der Realität noch

Bedeutung beimessen soll, warum gegen die Trivialität des Alltags ankämpfen, wenn das

2 (Vgl. Gärtner, et al., 2009)3 (Vgl. Platon, 2013, S. 514a-517a)

2

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Paradies in der Künstlichkeit liegt? Die Gefangenen leiden nicht mehr an ihren Ketten - sie

erfreuen sich ihrer sogar.4

Nach Platon existiert also eine „wirkliche“ Wirklichkeit. Sie ist nur nicht für jeden erreichbar.

In Opposition zu dieser universellen Herangehensweise an die Bestimmung der Realität,

positioniert sich Protagoras (um 485 v.Chr.- 415 v. Chr.) „Für den Versuch, ein Bild von […]

dem Wirken und der ››praktischen Philosophie‹‹ des P. zu gewinnen, ist man weitgehend auf

Platon angewiesen - vor allem auf die zwei Dialoge Protagoras und Theaitetos - der sich mit

dem auch zu seiner Zeit noch hoch angesehenen Sophisten auseinandersetzte“.5 Ein Kernstück

der Philosophie des Protagoras ist der „homo-mensura-Satz“, welcher in den Dialogen Platons

ein wenig eingängiger formuliert wurde. „Wie ein jedes Ding mir erscheint, ein solches ist es

auch mir, und wie es dir erscheint, ein solches ist es wiederum dir. Ein Mensch aber bist du

sowohl als ich.“6 Dieser Satz bezeichnet einen erkenntnistheoretischen Subjektivismus. Ihm

ist die Grundannahme implizit, dass alles einem stetigen Wandel unterliegt. Die

Wahrnehmung zeichnet sich hierbei durch die Begegnung zwischen aktivem und passivem,

das heißt zwischen unserer Umgebung als eine von außen einwirkenden Kraft und dem

Menschen als Empfänger ab. Alles was wahrnehmbar ist, auch jenes, was sich nur im Geiste

erfassen lässt - zum Beispiel sittliche Qualitäten wie Gut und Böse - unterliegen zwar der

physischen und geistigen Verfassung des Menschen, doch ist das, was er erkennt, immer

wahr. Es ist wahr, weil die aus der subjektiven Wahrnehmung resultierende Erkenntnis keine

Möglichkeit der Bestätigung in seiner Umwelt finden kann, sie existiert in ihrer

Einzigartigkeit nur für den Erkennenden und ist dementsprechend als wahr zu identifizieren.

Wenn man Protagoras Satz als gültig betrachtet, bedeutet dies für unsere Wirklichkeit, dass

diese nur eine subjektive im Augenblick seiende Wirklichkeit sein kann.7An diesem Punkt

stehen sich Universalismus im Sinne der platonischen Ideenlehre (es existiert eine

übergeordnete und objektive Wahrheit) und ein sophistischer Relativismus (jeder erkennt die

Welt anders) gegenüber. Welche Implikationen hat dies für die Wirklichkeitsbezeichnung

unserer multimedial geprägten Zeit? Unsere Sinneseindrücke, unser Denken und die Medien

bilden die Basis unserer Wirklichkeitskonzeption, sie konstruieren unsere Wirklichkeit, sie

determinieren uns in unserer Sichtweise auf eine Welt als Ganzes und doch schützen sie uns

vor einer Flut von Informationen, deren Masse für den menschlichen Verstand nicht greifbar

wäre. Dies ist neben der sinnlichen Wahrnehmung, eine vom Menschen gesteuerte Selektion.

Auch wenn die Antwort auf die Frage, was sich hinter der eigenen subjektiven Wirklichkeit 4 (Vgl. Sautet, 1999, S. 293 f.)5 (Baumhauer, 2003, S. 573)  6 (Platon, Theaitetos 152a.)7 (Vgl. Baumhauer, 2003, S. 573)

3

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verbirgt, eine vermutlich überaus interessante wäre, so lässt sie sich nicht beantworten. Denn

was wäre die Konsequenz eines Denkens über die eigenen subjektiven Grenzen hinaus, der

Mensch würde nach der Möglichkeit suchen, etwas zu verstehen, was er selbst nicht ist.

Anders als in Platons Höhlengleichnis sind uns die Gegenstände der Erkenntnis nicht

unmittelbar zugänglich, sie lassen sich nicht unvermittelt wahrnehmen, sondern brauchen

einen Träger – die Medien. Kein Mensch ist im Stande alle Informationen aufzunehmen,

welche ihm seine Umwelt permanent anbietet. Er muss selektieren und bewusst die nicht

wichtigen Dinge übersehen, um den Teil, den er wahrnehmen kann zu verstehen.8„Verstehen

ist [dabei] keine Abbildung irgendeiner Wirklichkeit [sondern] die Konstruktion, das

Erschaffen oder doch das Miterschaffen des Verstandenen durch den, der versteht. Was wir

verstehen, lebt in uns nicht als Blaupause von irgendetwas, sondern als unsere

Schöpfung“9  Dies bedeutet wiederum: Auch Medien schaffen mit ihren Darstellungen ein

eigenes Bild von der Realität, geprägt durch die Auswahl der Inhalte und die Formen der

Darstellung, da sie von Menschen gemacht sind. Sie sind der Ausdruck einer subjektiven

Wahrnehmung unserer Welt und sollten auch als solche verstanden werden. Wer mit Medien

arbeitet, verschafft diesem Ausdruck gehör und wer Medien rezipiert, muss sich der

Subjektivität des Gehörten bewusst werden. Auch wenn der Mensch in der eigenen

Subjektivität gefangen scheint, so ist er im Stande sich ein Urteil über die eigene Wirklichkeit

zu bilden, um die Mittel, mit welchen diese konstruiert wird, kritisch zu hinterfragen. Dies ist

die Grundlage für die Differenzierung zwischen Realität und Fiktion und bildet den

Ausgangspunkt eines vielperspektivischen Umgangs mit Medien aller Art. Es eröffnet Raum

für weitere Fragen, die sich auf Meinungs- und Identitätsbildung richten. Bin ich das Resultat

meiner Umwelt? (Konstruktivismus). Welchen Zugang habe ich zu meiner Umwelt?  

Methodisch didaktische Erläuterung

Verortung im Lehrplan

Das Thema – Medien – Das Bild als Spiegel der Wirklichkeit? – schließt an die Vorgaben des

sächsischen Lehrplans, Klassenstufe 7, Lernbereich 3, Gymnasium an. Dank der modernen

Medien sind Informationen jederzeit und überall zugänglich. Diese neue und schnelle

Möglichkeit der Informationsbeschaffung stellt sich jedoch als Fluch und Segen

gleichermaßen heraus. Die Fülle des Angebotes macht es häufig schwer die Qualität der

8 (Vgl. Hassemer, 2004, S. 31)9 (Hassemer, 2004, S. 30)

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gebotenen Informationen zu beurteilen. Es gibt zahlreiche Perspektiven und

Darstellungsmöglichkeiten der Wirklichkeit. Daher sind Wahrheit und Manipulation nicht

leicht voneinander zu unterscheiden.10 Das nachfolgende Material widmet sich eben jenem

Problemfeld und versucht insbesondere dabei für den Umgang mit dem Medium Bild zu

sensibilisieren.

Die innerhalb des Lehrplans verankerten, thematischen Schwerpunkte beschäftigen sich vor

allen Dingen mit einem reflexiven Umgang der Medien innerhalb unserer Gesellschaft.

Hierbei ist es oberstes Ziel, dass die Schüler*innen ihre moralische Urteilsfähigkeit im

Umgang mit Medien jeglicher Art schulen. Es gilt die Schüler*innen dazu zu befähigen in

unterschiedlichen Kontexten, den Einfluss von Medien auf die Meinungsbildung kritisch zu

reflektieren und die Bedeutung medialer Vermittlungsformen für das Verständnis von

Wirklichkeit in den Fokus zu rücken. Dies ist notwendig um die Folgen medialer

Beeinflussung für die eigene Lebenswelt nachzuvollziehen und auf diese bewusst reagieren zu

können. 11

Schwerpunkt des nachfolgenden Unterrichtsmaterials soll es sein, dass die Schüler*innen sich

mit der Erkennbarkeit einer äußeren Wirklichkeit auseinandersetzen, um im Folgenden eine

Vorstellung davon zu entwickeln, inwieweit ihre Wahrnehmung von Wirklichkeit eine

potenzielle Angriffsfläche für die Beeinflussbarkeit durch Medien darstellt. Hierzu setzen sich

die Schüler*innen im Sinne des Themas Manipulation durch Medien mit bewussten

Verfälschungsprozessen an Bildern auseinander. Sie erfahren, welche Funktionen die

Selektion bestimmter Bildinhalte, Fotomontagen, Perspektive und Schnitt haben und

inwieweit Wort und Bild in Verbindung zueinanderstehen. Zudem setzen sie sich mit

suggestiven Botschaften von Bildern auseinander und erstellen letztlich, in einem

produktionsorientierten Prozess ein eigenes Bild, welches sie unter den zuvor vermittelten

Gesichtspunkten analysieren.

Didaktischer Leitfaden

Um den Umgang mit Manipulationen verschiedenster Art zu erproben ist es wichtig die

Wahrnehmungskompetenz der Schüler*innen zu schulen. Diese ermöglicht, durch genaues

Sehen und „Dahinterschauen“ Selbstverständliches als fragwürdig zu erkennen und so die

Mehrdimensionalität von Wirklichkeit in den Blick zu nehmen.12 Damit die Schüler*innen ein

Gefühl für die Wirklichkeit als Konstrukt entwickeln können, welches aus mehreren 10

(Vgl.Leben leben 2 Lehrerband , 2014, S. 35)11 (Vgl. Lehrplan Gymnasium Ethik, 2004, S. 15)12 (Vgl. Troue & Schweizer, 2016, S. 9)

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Einzelperspektiven besteht, müssen sie ein Gespür dafür entwickeln, dass die Wirklichkeit

kein einheitlich Phänomen darstellt, sondern vielmehr zunächst in einzelnen und individuellen

Teilen zu betrachten ist. Erst durch das Zusammenführen mehrerer Perspektiven, ergibt sich

ein subjektives Bild der Wirklichkeit. Die Wirklichkeit und deren Manipulation soll mittels

dieses Materials betrachtet werden. Um dies zu ermöglichen muss im Sinne der

Wahrnehmungskompetenz auch die Deutungskompetenz der Schüler*innen geschult

werden. Dies geschieht durch eine kritische Bildbetrachtung und -analyse, in welcher die

Schüler*innen eigenständig Manipulationstechniken entschlüsseln und diese kritische

hinsichtlich ihrer Funktion hinterfragen. Dies sind die Voraussetzungen der Entwicklung einer

ethischen Urteilskompetenz wie sie in den curricularen Forderungen des sächsischen

Lehrplans wiederzufinden sind. Erst an diesem Punkt, sind die Schüler*innen in der Lage,

eine Debatte hinsichtlich der Sinnhaftigkeit der Manipulation von Realität zu beurteilen und

sich zu dieser zu positionieren. 13 Das gewonnene Wissen um Manipulationstechniken und

Funktionen von Manipulation durch Medien, explizit auf Bildebene, soll

handlungsorientiert durch eigenständige Bildrecherchen und der Verknüpfung von Text und

Bild als Informationsträger vertieft werden. Diese Herangehensweise zielt auf die

Produktorientierung des Gesamtmaterials ab. Zuletzt sollen die Schüler*innen das Gelernte

auf ein eigenes Produkt anwenden. Die praktische Umsetzung der Manipulationstechniken

soll hierbei den Vorteil eines nachhaltigen Verständnisses des Zwecks von Manipulationen

durch Medien ermöglichen.

Didaktische Zielsetzung

Hinweis: Denen im didaktischen Leitfaden aufgeführten Kompetenzen, sollen nun Ziele zur

Umsetzung dieser im Unterrichtskontext zugeordnet werden. Die Reihung der folgenden Ziele

ist nicht an die Chronologie der Arbeitsblätter gebunden. Bei der Kompetenzbeschreibung

wurde sich am Werk Einfach und sicher bewerten im Fach Ethik orientiert.14

13 (Vgl. Lehrplan Gymnasium Ethik, 2004, S. 13)14 (Vgl. Troue & Schweizer, 2016, S. 9f.)

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Lehrziele:

Die Schüler*innen schulen ihre Sachkompetenz, indem sie Wissen zum Themenfeld

der angewandten Ethik (Medienethik) erwerben.

Die Schüler*innen schulen ihre Methodenkompetenz, indem sie ihr Kenntnis um

bereits bekannt und neue Methoden vertiefen

o Sie vertiefen ihre Problemlösungsstrategien durch das anwenden verschiedener

Methoden (Gedankenexperiment, Placemat, Mindmap, Pro- und Contra-

Debatte, Aussagen-Memory, Bildgeschichte)

Die Schüler*innen schulen ihre Sozialkompetenz, indem sie gemeinschaftlich an

einem Projekt zur Erstellung eines eigenen Bildes mit manipulativen Methoden

erstellen.

Die Schüler*innen schulen ihre Wahrnehmungskompetenz, indem sie das

Phänomen Wirklichkeit als vielschichtig wahrnehmen.

o Sie arbeiten wesentliche Inhalte der Geschichte von den „fünf Weisen“ heraus.

o Sie begründen den Zusammenhang zwischen der Geschichte, der

Wahrnehmung der Protagonisten und der Wirklichkeit.

o Sie diskutieren über die Grenzen der Wirklichkeit durch Wahrnehmung.

Die Schüler*innen schulen ihre Deutungskompetenz, indem eine kritische

Bildbetrachtung und -analyse durchführen

o Sie lernen unterschiedliche Formen von Bildmanipulationen kennen, indem sie

eine Mindmap erstellen.

o Sie lernen Wirkungen von Bildmanipulationen auf das eigene Empfinden

kennen, indem sie diese anhand ausgewählter Bilder beschreiben.

o Sie lernen wesentliche Schlüsselelemente einem Text zu entnehmen und diesen

auf bildliche Inhalte zu übertragen.

o Sie erkennen, dass ein Bild aus einer Inhalts und einer Darstellungsebene

besteht.

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o Sie lernen Bildern eine Bedeutung zu geben, indem sie eigene Geschichten

zum Bild gestalten.

o Sie lernen von welchen individuellen Faktoren die Interpretation eines Bildes

abhängt, indem sie Bildinterpretationen mit ihren Mitschülern vergleichen.

Die Schüler*innen schulen ihre Urteilskompetenz, indem sie die Beeinflussung der

Wirklichkeit durch Medien bewerten.

o Sie entwickeln eigenständig Lösungen, wie sie sich vor medialer

Beeinflussung schützen können.

o Sie überprüfen ob Manipulation problematisch sein kann und beziehen

Stellung, indem sie eine Debatte führen.

Die Schüler*innen arbeiten handlungs- und produktorientiert, indem sie

eigenständig ein Produkt konzipieren, gestalten und vorstellen

o Sie lernen den Umgang mit Bildsuchmaschinen kennen, indem sie

Bildmaterial anhand vorgegebener Schlüsselworte ermitteln

o Sie entwerfen das Konzept eines eigenen Bildes, indem sie ihr Wissen um

Manipulation, Darstellungsebene und Inhaltsebene im Rahmen einer Planung

anwenden

o Sie lernen selbstständig wie sich Botschaften mittels Manipulationen über

Bilder transportieren lassen, indem sie ein eigenes Bild gestalten.

o Sie lernen wie Botschaften durch Kontextfaktoren verstärkt werden können,

indem sie ihr Bild durch Texte und Requisiten in Szene setzen.

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Literaturverzeichnis 

Baumhauer, O. A. (2003). Metzler Philosophen Lexikon Von den Vorsokratikern bis zu den Neuen Philosophen Ditte, aktualisierte und erweiterte Auflage. (B. Lutz, Hrsg.) Stuttgart Weimar: J.B. Metzler. 

Gärtner, G., Dybek, H., Denda, M., Petermann, H.-B., Henke, R. W., Berg, M., & Koreng, B. (2009). Abenteuer Mensch sein 3 Handreichungen für den Unterricht zu beiden Schülerbüchern. Berlin: Cornelsen Verlag. 

Hassemer, W. (2004). Medienzukunft - Zukunft der Medien 1. Auflage. (W. K. Gunnar Roters, Hrsg.) Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft. 

medien-in-die-schule. (18. Dezember 2018). Von https://www.medien-in-die-schule.de/unterrichtseinheiten/realitaet-und-fiktion-in-den-medien/modul-1-realitaet-und-fiktion-was-ist-das/ue1-b-vertiefende-recherche-realitaet-und-fiktion-im-medienalltag/ abgerufen 

Platon. (1856). Theaitetos (De Scientia.) Nach der Übersetzung von Friedrich E. D. Schleiermacher in: Platons Werke. Zweiten Teiles erster Band. Dritte Auflage. Berlin. 

Platon. (2013). Platon Sämtliche Werke Band 2 34. Auflage. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Cornelsen Verlag GmbH. 

Sautet, M. (1999). Ein Café für Sokrates. Philosophie für jedermann. Düsseldorf/ Zürich: Siedler.

 BIBLIOGRAPHYLeben leben 2 Lehrerband . (2014). Stuttgart Leipzig: Ernst Klett Verlag .

Sport, S. S. (2004). Lehrplan Gymnasium Ethik. Dresden: Sächsisches Staatsministerium für Kultus und Sport .

Troue, F., & Schweizer, J. (2016). "Einfach und sicher bewerten im Fach Ethik". Augsburg: Auer Verlag - AAP Lehrerfachverlage GmbH. Von https://www.auer-verlag.de/media/ntx/auer/sample/07844_Musterseite.pdf abgerufen

Quellen Texte-Material:

Puppe und Reifen (S.178)

(Hg.) Henniger, H., Höhme, M., & Nutz, M. (kein Datum). deutsch.kompetent 6. Stuttgart Leipzig : Ernst Klett Verlag .

Mittsommerfest (S. 122)

(Hg.) Utheß, S. (2016). deutsch.kombi plus 6 1. Auflage . Stuttgart: Ernst Klett Verlag .

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