Ein Event an der Kronstädter Oper - CristinaRadu's Blog · 2012. 4. 28. · als Spielleiter in...

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Seite 11 KULTUR ADZ / 27. April 2012 Ein Event an der Kronstädter Oper Cristina Radu gab in „La Traviata“ souveränes Debüt / Von Christine Chiriac Beste Vorstellung in Hermannstadt Die zwanzigste UNITER-Preisverleihung mit wenig Überraschungen / Von Hannelore Baier Bald sind 160 Jahre vergangen, seitdem Giuseppe Verdis „La Travi- ata“ uraufgeführt wurde, doch nimmt das Meisterwerk weiterhin einen Spitzenplatz in den Herzen des Opern- publikums ein – das zeigt sich u. a. an den prallvollen Sälen weltweit. Auch in Kronstadt/Bra{ov waren die Kar- ten bereits zwei Wochen vor der Aufführung am vergangenen Sams- tag ausverkauft – für ein rumänisches Operntheater außerhalb der Haupt- stadt dürfte das die Ausnahme sein. Der Publikumsandrang ist der akti- Es sah am Montagabend im Buka- rester Odeon-Theater zunächst aus, als ginge das Hermannstädter Radu- Stanca-Theater, trotz Nominierungen in vier Kategorien, bei der 20. Gala der UNITER-Preisverleihung leer aus. Dank dem ukrainischen Regis- seur Yuri Kordonsky, der einen Text des Polen Tadeusz Konwicki drama- tisiert und in einem herrlichen Büh- nenbild von Drago{ Buhagiar in Hermannstadt/Sibiu unter dem Titel „Der letzte Tag der Jugend“ („Ultima zi a tinere]ii“) inszeniert hat, musste Kulturminister Kelemen Hunor den Hauptpreis des Abends für die beste Vorstellung 2011 dann doch nach Siebenbürgen schicken. Es war der einzige Preis, der den Süden des Landes verließ. Nach dem „Faust“ des Kulturhauptstadtjahres ist es die zweite Vorstellung der Hermannstäd- ter Bühne, die als beste ihres Jahres prämiert wird. Die Gewinner unter den jeweils drei Nominierungen in den einzelnen Kategorien hatte die Jury bestehend aus dem Szenogra- fen Puiu Antemir, den Theaterkriti- kern Ludmila Patlanjoglu, Jean Caza- ban und Mircea Morariu sowie der Schauspielerin Rodica Negrea aus- gewählt. Konkurriert hatte die Hermann- städter Produktion mit zwei Stücken an Renommee-Institutionen aus Bu- karest und zwar Tschechows „Iwa- now“ am Bulandra- und Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ am Natio- naltheater. Der Schöpfer des Büh- nenbildes von letztgenannter Insze- nierung – der Bulgare Nikola Toro- manov – erhielt den Preis in dieser Kategorie und ließ Buhagiar, der für das Bühnenbild zu Kordonskys „Letzter Tag der Jugend“ ebenfalls nominiert war, leer ausgehen. Für seine Rolle des Lebedew in „Iwa- now“ wurde Cornel Scripcaru zum besten Darsteller in einer Nebenrolle gekürt. An das Bulandra-Theater gingen aber auch die Preise für die besten Schauspielerinnen: Mariana Mihu] wurde für die Darstellung der Großmutter in „Begrabt mich hinter der Fußleiste“ („Îngropa]i-m² pe dup² plint²“) als beste weibliche Hauptdarstellerin und Ana Ioana Macaria für die Nastenka in den „Aufzeichnungen eines Unbekann- ten“ für die beste weibliche Neben- rolle prämiert. Gleich zwei Trophäen gewann das Marin-Sorescu-Theater in Craiova, neben jenem aus Hermannstadt das einzige „Provinztheater“, das heuer Preise erhielt: László Bocsárdi wur- de für die Regie in „Caligula“ von Albert Camus als bester Regisseur prämiert, Sorin Leoveanu bekam für die Titelrolle in diesem Stück die Auszeichnung als bester Hauptdar- steller. In diesen beiden Kategorien hatte es auch Hermannstädter Nomi- nierungen gegeben: Silviu Purc²rete als Spielleiter in „D’ale carnavalului” und der junge Schauspieler Marius Turdean für den Emil Cioran in „Die Versuchung Cioran“ („Ispita Cio- ran“). Als bestes Debüt wurde jenes der Schauspielerin Raluca Verme{an eingeschätzt und zur besten Theater- kritikerin ist heuer Monica Andrones- cu designiert worden. Preise und Prämien vergaben auch bei der diesjährigen Gala des Thea- terverbands dieser selbst sowie meh- rere Einrichtungen. Für herausragen- de Leistungen wurde der im letzten November verstorbene Regisseur Alexandru Tocilescu mit einem Ex- zellenzpreis bedacht. Der British Council zeichnete Emil Boroghin², den Direktor des Internationalen Shakespeare Festivals in Craiova aus. Unter der Ägide des rumänischen Königshauses findet ein Wettbewerb für das beste rumänische Stück statt und als solches ist „Der letzte Pakt“ („Ultimul pact“) von Oana Maria Cajal befunden worden. Und weil es eine Jubiläumsgala war, wurde auch deren Initiator und alljährlicher Gast- geber Ion Caramitru gewürdigt. ven und professionellen Öffentlich- keitsarbeit des Opernhauses zu ver- danken, sowie in erster Linie der Top- Besetzung – schon seit Jahren be- müht sich die Oper am Fuße der Zin- ne um wertvolle Solisten im eigenen Ensemble und um namhafte Gast- sänger. Auch eine wichtige Neue- rung in der Inszenierung, die schon lange im Voraus angekündigt wor- den war, dürfte das Publikum auf- merksam gemacht haben: Neue Kos- tüme und ein neues Bühnenbild wurden am 21. April „eingeweiht“. Die Szenografin Rodica Gar{tea, die für Kleidung und Dekor verant- wortlich zeichnet, erwies sich als Kennerin der Epoche: Die Salons von Violetta Valéry und Flora Bervoix strahlen Wohlstand und Geschmack aus, die Terrasse außerhalb von Paris (im zweiten Akt) ist auch für das Auge ein ruhiges, erholendes Inter- mezzo – passend zum einzigen glück- lichen Zwischenspiel im Leben der Hauptgestalten, im Finale sind das Schlafzimmer mit dem Sterbebett Violettas simpel und würdig, eine diskrete Kulisse die das tragische Geschehen in den Vordergrund rü- cken lässt. Die prachtvollen Kostü- me sind mit der klassischen Inszenie- rung des Regisseurs Dumitru T²b²caru in völligem Einklang. Und nun zu den Solisten: Cristina Radu gab ein glanzvolles Debüt als Violetta Valéry. Ihre elegante Büh- nenpräsenz und die bemerkenswerte schauspielerische Begabung wurden ergänzt von einer bis ins Detail durch- dachten Evolution der Figur Violet- tas – von der Edelkurtisane im ersten Akt zur treuen Verliebten im zweiten und schließlich zur verlassenen, von Krankheit und Trostlosigkeit gequäl- ten „Traviata“ (deutsch „die vom Wege Abgekommene“), die um Er- lösung bittet und ihr Ende doch um- geben von ihren Liebsten findet. Cristina Radu zeigt sich nicht zum ersten Mal als große Sängerin und Schauspielerin tragischer Szenen – auch als Margarethe in Gounods „Faust“ gelang ihr vor eineinhalb Jahren eine elektrisierende Darbie- tung der zwischen „gerichtet“ und „gerettet“ kämpfenden Seele. Stimm- lich war der Auftritt der Sopranistin wie immer von der ersten bis zur letzten Note wohlüberlegt und ge- feilt, voller Energie und mit beein- druckendem technischem Können. Sie verspricht, eine repräsentative Violetta Valéry zu werden – und ar- beitet gewiss verstärkt auch im Sinne einheitlicher Stimmregister. Denn eins muss man noch hervorheben: Sie kann wirklich alles singen. Inner- halb weniger Monate vor „La Travi- ata“ hat sie unterschiedlichste Opern- rollen wie Micaëla (Bizet - „Carmen“), Mimì (Puccini –„La bohème“), Che- rubino (Mozart – „Die Hochzeit des Figaro“) übernommen, in der Ope- rette als Gräfin Maritza (Kálmán) debütiert und Mozarts Motette „Ex- sultate, jubilate“ in der Schwarzen Kirche gesungen. Es folgen Lieder von Berlioz im Rumänischen Athe- näum (3. und 4. Mai, 19 Uhr) sowie von Brahms und Debussy im Kron- städter Deutschen Forum, im Rah- men der Apollonia-Hirscher-Preis- verleihung (7. Mai, 17 Uhr). Marius Manea war ein durchaus glaubwürdiger Alfredo Germont, doch stimmlich hörbar indisponiert, vor allem im ersten und teilweise im zweiten Akt. Seine wunderbare Stimmfarbe und die beeindruckende Kraft (Wärme plus Lautstärke) ka- men dann während der Ballfeier bei Flora – in den wütenden Momenten und bei der Szene „Di sprezzo degno se stesso rende...“ –, sowie im Finale sehr schön zur Geltung. Marius Manea erfreut sich zu Recht landes- weiter Anerkennung und hat wichti- ge Auslandsauftritte, sogar als Büh- nenpartner von Angela Gheorghiu. Man kann sich nur wünschen, dass er seiner außergewöhnlichen stimm- lichen Gabe entsprechende Sorgfalt und Verantwortung entgegenbringt. Adrian M²rcan war in Hochform – seine königliche Darbietung des Giorgio Germont brachte ihm Ova- tionen auf offener Bühne nach jeder Szene, verstärkt nach der meisterhaft gesungenen „Di Provenza il mar, il suol“. Die väterliche Rolle machte er sich nicht nur schauspielerisch, son- dern auch stimmlich zu eigen – er war imposant, unerbittlich, zum Schluss sensibel und reuevoll. Die Kernig- keit und Strahlkraft in seinem Timbre sind von beispielhafter Technik ge- paart – man kann sich auf mehr Verdi von ihm nur freuen. Auch der Chor der Kronstädter Oper war überzeugend im Gesang und im Schauspiel – man merkt ihm die professionelle Chorleitung (Dia- na Bâldea) an, sowie die Arbeit an der szenischen Bewegung (Nermina Damian). Aus dem Ballettensemble erhielten Iulia und Dorin Co{eriu reichen Applaus. Sehr gelungene Momente gab es in der Orchesterbe- gleitung – um nur zwei zu nennen: die Explosionen unter „Amami, Alfre- do“ oder die tröstend-weinende Kla- rinette während Violetta ihren Ab- schiedsbrief schreibt. Der junge Di- rigent Traian Ichim weiß genau und „en détail“, wie er die gesamte Musik gestalten will, nur sollten die Musi- ker immer prompt antworten und die eventuellen Unsicherheiten überwin- den. Fazit: ein Event. Wir sind ge- spannt auf das Wochenende 28.-29. April, mit „L’elisir d’amore“/“Der Liebestrank“ von Donizetti, bzw. „Wiener Blut“ von Strauß. Violetta Valéry, elegant und würdevoll: Cristina Radu in einem Kleid der „Marke“ Rodica Gar{tea. Fotos: InStudio Bra{ov „Brindisi“ mit Cristina Radu und Marius Manea im Vordergrund Szenenfoto aus der „Der letzte Tag der Jugend“ in der Regie von Yuri Kordonsky am Radu-Stanca-Theater. Foto: TNRS Caragiale-Gedenkfeier Anlässlich des 160. Geburts- und 100. Todestages des großen rumäni- schen Dramatikers Ion Luca Caragi- ale veranstaltete der Rumänische Kul- turverein HORA mit Unterstützung von Wien-Kultur und Kultur-Tou- rismus am 21. April im Hotel Koro- tan in Wien-Josefstadt eine Gedenk- veranstaltung unter der Leitung von Frau Sifora Sava, die auch die Ver- anstaltung moderierte. Univ.-Prof. Dr. George Achim und Mag.Dr. Hans Dama würdigten den Schriftsteller, hoben seine Be- deutung für die rumänische Literatur hervor und betonten, dass Caragiale auch weit über die Grenzen Rumäni- ens anerkannt ist. Ion Luca Caragiales Skizzen, Novellen, Geschichten und Theater- stücke geißeln die Spießigkeit und Ignoranz des rumänischen Kleinbür- gertums, seinen heuchlerischen Hur- rapatriotismus, seine Arroganz und den Kosmopolitismus des „High- life“ (so der Titel einer Skizze). Er hält der rumänischen Gesellschaft, in der er lebte, einen Spiegel vor und übt harsche Kritik an den Zuständen sei- ner Zeit: Gewisse Kreise wollen sich demokratisch geben, man fährt fort, von Freiheit und Demokratie zu re- den, doch das sind leere Phrasen. Die Schärfe und die Durch- schlagskraft seiner Satire, seine Fä- higkeit, wahrheitsgetreu zu schildern und die Missstände seiner Zeit auf- zuzeigen, sichern Ion Luca Caragiale einen bedeutenden Rang in der rumä- nischen Literatur. Parallelen zwischen Caragiales Schaffen und das von Nikolai Gogol (1909-1852),George Bernard Shaw (1856-1959), von George Courteline (1858 – 1929), Jaroslav Hašek (1883- 1923) u. a. sind ohne weiteres zulässig, und mitunter wird – vielleicht etwas zu leichtfertig – der Hinweis auf Honoré de Balzac (1799-1850) gebraucht. Die musikalischen Darbietungen besorgten Ana Cr²ciun (Klavier) , und Andrea Chira (Panflöte). Im Anschluss an das Programm fand ein thematisch bedingter gesel- liger Gedankenaustausch statt. Hans Dama Russischer Film siegt bei goEast Filme aus Russland, Bulgarien, Kasachstan und Deutschland sind die Sieger beim Osteuropa-Filmfest goEast in Wiesbaden. Der mit 10.000 Euro dotierte Hauptpreis Die Goldene Lilie für den besten Film ging an den Film „Leben“ des russischen Regisseurs Vasiliy Sigarev. „Der Film hat den Mut, das Unaussprechliche auszusprechen - so wie es nur der Film vermag“, begründete die Jury unter Vorsitz des rumä- nischen Regisseurs Cristi Puiu die Entscheidung. Sigarev verwebt in „Leben“ drei erschütternde Geschichten über Wut und Trauer. Das Festival des mittel- und osteuropäischen Films zeigte rund 140 Pro- duktionen aus 26 Ländern. Der Preis für die beste Regie ging an den bulgarischen Beitrag „AVÉ“ von Konstantin Bojanov. Der deutsche Regisseur Philip Scheffner gewann mit „Revision“ den Dokumentar- filmpreis namens Erinnerung und Zukunft. (dpa)

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Seite 11KULTURADZ / 27. April 2012

Ein Event an der Kronstädter OperCristina Radu gab in „La Traviata“ souveränes Debüt / Von Christine Chiriac

Beste Vorstellung in HermannstadtDie zwanzigste UNITER-Preisverleihung mit wenig Überraschungen / Von Hannelore Baier

Bald sind 160 Jahre vergangen,seitdem Giuseppe Verdis „La Travi-ata“ uraufgeführt wurde, doch nimmtdas Meisterwerk weiterhin einenSpitzenplatz in den Herzen des Opern-publikums ein – das zeigt sich u. a. anden prallvollen Sälen weltweit. Auchin Kronstadt/Bra{ov waren die Kar-ten bereits zwei Wochen vor derAufführung am vergangenen Sams-tag ausverkauft – für ein rumänischesOperntheater außerhalb der Haupt-stadt dürfte das die Ausnahme sein.Der Publikumsandrang ist der akti-

Es sah am Montagabend im Buka-rester Odeon-Theater zunächst aus,als ginge das Hermannstädter Radu-Stanca-Theater, trotz Nominierungenin vier Kategorien, bei der 20. Galader UNITER-Preisverleihung leeraus. Dank dem ukrainischen Regis-seur Yuri Kordonsky, der einen Textdes Polen Tadeusz Konwicki drama-tisiert und in einem herrlichen Büh-nenbild von Drago{ Buhagiar inHermannstadt/Sibiu unter dem Titel„Der letzte Tag der Jugend“ („Ultimazi a tinere]ii“) inszeniert hat, mussteKulturminister Kelemen Hunor denHauptpreis des Abends für die besteVorstellung 2011 dann doch nachSiebenbürgen schicken. Es war dereinzige Preis, der den Süden desLandes verließ. Nach dem „Faust“des Kulturhauptstadtjahres ist es diezweite Vorstellung der Hermannstäd-ter Bühne, die als beste ihres Jahresprämiert wird. Die Gewinner unterden jeweils drei Nominierungen inden einzelnen Kategorien hatte dieJury bestehend aus dem Szenogra-fen Puiu Antemir, den Theaterkriti-kern Ludmila Patlanjoglu, Jean Caza-ban und Mircea Morariu sowie derSchauspielerin Rodica Negrea aus-gewählt.

Konkurriert hatte die Hermann-städter Produktion mit zwei Stückenan Renommee-Institutionen aus Bu-karest und zwar Tschechows „Iwa-now“ am Bulandra- und Dürrenmatts„Besuch der alten Dame“ am Natio-naltheater. Der Schöpfer des Büh-nenbildes von letztgenannter Insze-nierung – der Bulgare Nikola Toro-manov – erhielt den Preis in dieserKategorie und ließ Buhagiar, der fürdas Bühnenbild zu Kordonskys„Letzter Tag der Jugend“ ebenfallsnominiert war, leer ausgehen. Für

seine Rolle des Lebedew in „Iwa-now“ wurde Cornel Scripcaru zumbesten Darsteller in einer Nebenrollegekürt. An das Bulandra-Theatergingen aber auch die Preise für diebesten Schauspielerinnen: MarianaMihu] wurde für die Darstellung derGroßmutter in „Begrabt mich hinterder Fußleiste“ („Îngropa]i-m² pedup² plint²“) als beste weiblicheHauptdarstellerin und Ana IoanaMacaria für die Nastenka in den„Aufzeichnungen eines Unbekann-ten“ für die beste weibliche Neben-rolle prämiert.

Gleich zwei Trophäen gewann dasMarin-Sorescu-Theater in Craiova,neben jenem aus Hermannstadt daseinzige „Provinztheater“, das heuer

Preise erhielt: László Bocsárdi wur-de für die Regie in „Caligula“ vonAlbert Camus als bester Regisseurprämiert, Sorin Leoveanu bekam fürdie Titelrolle in diesem Stück dieAuszeichnung als bester Hauptdar-steller. In diesen beiden Kategorienhatte es auch Hermannstädter Nomi-nierungen gegeben: Silviu Purc²reteals Spielleiter in „D’ale carnavalului”und der junge Schauspieler MariusTurdean für den Emil Cioran in „DieVersuchung Cioran“ („Ispita Cio-ran“). Als bestes Debüt wurde jenesder Schauspielerin Raluca Verme{aneingeschätzt und zur besten Theater-kritikerin ist heuer Monica Andrones-cu designiert worden.

Preise und Prämien vergaben auch

bei der diesjährigen Gala des Thea-terverbands dieser selbst sowie meh-rere Einrichtungen. Für herausragen-de Leistungen wurde der im letztenNovember verstorbene RegisseurAlexandru Tocilescu mit einem Ex-zellenzpreis bedacht. Der BritishCouncil zeichnete Emil Boroghin²,den Direktor des InternationalenShakespeare Festivals in Craiova aus.Unter der Ägide des rumänischenKönigshauses findet ein Wettbewerbfür das beste rumänische Stück stattund als solches ist „Der letzte Pakt“(„Ultimul pact“) von Oana MariaCajal befunden worden. Und weil eseine Jubiläumsgala war, wurde auchderen Initiator und alljährlicher Gast-geber Ion Caramitru gewürdigt.

ven und professionellen Öffentlich-keitsarbeit des Opernhauses zu ver-danken, sowie in erster Linie der Top-Besetzung – schon seit Jahren be-müht sich die Oper am Fuße der Zin-ne um wertvolle Solisten im eigenenEnsemble und um namhafte Gast-sänger. Auch eine wichtige Neue-rung in der Inszenierung, die schonlange im Voraus angekündigt wor-den war, dürfte das Publikum auf-merksam gemacht haben: Neue Kos-tüme und ein neues Bühnenbildwurden am 21. April „eingeweiht“.

Die Szenografin Rodica Gar{tea,die für Kleidung und Dekor verant-wortlich zeichnet, erwies sich alsKennerin der Epoche: Die Salons vonVioletta Valéry und Flora Bervoixstrahlen Wohlstand und Geschmackaus, die Terrasse außerhalb von Paris(im zweiten Akt) ist auch für dasAuge ein ruhiges, erholendes Inter-mezzo – passend zum einzigen glück-lichen Zwischenspiel im Leben derHauptgestalten, im Finale sind dasSchlafzimmer mit dem SterbebettViolettas simpel und würdig, einediskrete Kulisse die das tragischeGeschehen in den Vordergrund rü-cken lässt. Die prachtvollen Kostü-me sind mit der klassischen Inszenie-rung des Regisseurs DumitruT²b²caru in völligem Einklang.

Und nun zu den Solisten: CristinaRadu gab ein glanzvolles Debüt alsVioletta Valéry. Ihre elegante Büh-nenpräsenz und die bemerkenswerteschauspielerische Begabung wurdenergänzt von einer bis ins Detail durch-dachten Evolution der Figur Violet-tas – von der Edelkurtisane im erstenAkt zur treuen Verliebten im zweitenund schließlich zur verlassenen, vonKrankheit und Trostlosigkeit gequäl-ten „Traviata“ (deutsch „die vomWege Abgekommene“), die um Er-lösung bittet und ihr Ende doch um-geben von ihren Liebsten findet.Cristina Radu zeigt sich nicht zumersten Mal als große Sängerin undSchauspielerin tragischer Szenen –auch als Margarethe in Gounods„Faust“ gelang ihr vor eineinhalbJahren eine elektrisierende Darbie-tung der zwischen „gerichtet“ und„gerettet“ kämpfenden Seele. Stimm-lich war der Auftritt der Sopranistin

wie immer von der ersten bis zurletzten Note wohlüberlegt und ge-feilt, voller Energie und mit beein-druckendem technischem Können.Sie verspricht, eine repräsentativeVioletta Valéry zu werden – und ar-beitet gewiss verstärkt auch im Sinneeinheitlicher Stimmregister. Denneins muss man noch hervorheben:Sie kann wirklich alles singen. Inner-halb weniger Monate vor „La Travi-ata“ hat sie unterschiedlichste Opern-rollen wie Micaëla (Bizet - „Carmen“),Mimì (Puccini –„La bohème“), Che-rubino (Mozart – „Die Hochzeit desFigaro“) übernommen, in der Ope-rette als Gräfin Maritza (Kálmán)debütiert und Mozarts Motette „Ex-sultate, jubilate“ in der SchwarzenKirche gesungen. Es folgen Liedervon Berlioz im Rumänischen Athe-

näum (3. und 4. Mai, 19 Uhr) sowievon Brahms und Debussy im Kron-städter Deutschen Forum, im Rah-men der Apollonia-Hirscher-Preis-verleihung (7. Mai, 17 Uhr).

Marius Manea war ein durchausglaubwürdiger Alfredo Germont,doch stimmlich hörbar indisponiert,vor allem im ersten und teilweise imzweiten Akt. Seine wunderbareStimmfarbe und die beeindruckendeKraft (Wärme plus Lautstärke) ka-men dann während der Ballfeier beiFlora – in den wütenden Momentenund bei der Szene „Di sprezzo degnose stesso rende...“ –, sowie im Finalesehr schön zur Geltung. MariusManea erfreut sich zu Recht landes-weiter Anerkennung und hat wichti-ge Auslandsauftritte, sogar als Büh-nenpartner von Angela Gheorghiu.

Man kann sich nur wünschen, dasser seiner außergewöhnlichen stimm-lichen Gabe entsprechende Sorgfaltund Verantwortung entgegenbringt.

Adrian M²rcan war in Hochform– seine königliche Darbietung desGiorgio Germont brachte ihm Ova-tionen auf offener Bühne nach jederSzene, verstärkt nach der meisterhaftgesungenen „Di Provenza il mar, ilsuol“. Die väterliche Rolle machte ersich nicht nur schauspielerisch, son-dern auch stimmlich zu eigen – er warimposant, unerbittlich, zum Schlusssensibel und reuevoll. Die Kernig-keit und Strahlkraft in seinem Timbresind von beispielhafter Technik ge-paart – man kann sich auf mehr Verdivon ihm nur freuen.

Auch der Chor der KronstädterOper war überzeugend im Gesangund im Schauspiel – man merkt ihmdie professionelle Chorleitung (Dia-na Bâldea) an, sowie die Arbeit an derszenischen Bewegung (NerminaDamian). Aus dem Ballettensembleerhielten Iulia und Dorin Co{eriureichen Applaus. Sehr gelungeneMomente gab es in der Orchesterbe-gleitung – um nur zwei zu nennen: dieExplosionen unter „Amami, Alfre-do“ oder die tröstend-weinende Kla-rinette während Violetta ihren Ab-schiedsbrief schreibt. Der junge Di-rigent Traian Ichim weiß genau und„en détail“, wie er die gesamte Musikgestalten will, nur sollten die Musi-ker immer prompt antworten und dieeventuellen Unsicherheiten überwin-den. Fazit: ein Event. Wir sind ge-spannt auf das Wochenende 28.-29.April, mit „L’elisir d’amore“/“DerLiebestrank“ von Donizetti, bzw.„Wiener Blut“ von Strauß.

Violetta Valéry, elegant und würdevoll: Cristina Radu in einem Kleidder „Marke“ Rodica Gar{tea. Fotos: InStudio Bra{ov

„Brindisi“ mit Cristina Radu und Marius Manea im Vordergrund

Szenenfoto aus der „Der letzte Tag der Jugend“ in der Regie von Yuri Kordonsky am Radu-Stanca-Theater. Foto: TNRS

Caragiale-GedenkfeierAnlässlich des 160. Geburts- und

100. Todestages des großen rumäni-schen Dramatikers Ion Luca Caragi-ale veranstaltete der Rumänische Kul-turverein HORA mit Unterstützungvon Wien-Kultur und Kultur-Tou-rismus am 21. April im Hotel Koro-tan in Wien-Josefstadt eine Gedenk-veranstaltung unter der Leitung vonFrau Sifora Sava, die auch die Ver-anstaltung moderierte.

Univ.-Prof. Dr. George Achimund Mag.Dr. Hans Dama würdigtenden Schriftsteller, hoben seine Be-deutung für die rumänische Literaturhervor und betonten, dass Caragialeauch weit über die Grenzen Rumäni-ens anerkannt ist.

Ion Luca Caragiales Skizzen,Novellen, Geschichten und Theater-stücke geißeln die Spießigkeit undIgnoranz des rumänischen Kleinbür-gertums, seinen heuchlerischen Hur-rapatriotismus, seine Arroganz undden Kosmopolitismus des „High-life“ (so der Titel einer Skizze). Erhält der rumänischen Gesellschaft, inder er lebte, einen Spiegel vor und übt

harsche Kritik an den Zuständen sei-ner Zeit: Gewisse Kreise wollen sichdemokratisch geben, man fährt fort,von Freiheit und Demokratie zu re-den, doch das sind leere Phrasen.

Die Schärfe und die Durch-schlagskraft seiner Satire, seine Fä-higkeit, wahrheitsgetreu zu schildernund die Missstände seiner Zeit auf-zuzeigen, sichern Ion Luca Caragialeeinen bedeutenden Rang in der rumä-nischen Literatur.

Parallelen zwischen CaragialesSchaffen und das von Nikolai Gogol(1909-1852),George Bernard Shaw(1856-1959), von George Courteline(1858 – 1929), Jaroslav Hašek (1883-1923) u. a. sind ohne weiteres zulässig,und mitunter wird – vielleicht etwas zuleichtfertig – der Hinweis auf Honoréde Balzac (1799-1850) gebraucht.

Die musikalischen Darbietungenbesorgten Ana Cr²ciun (Klavier) ,und Andrea Chira (Panflöte).

Im Anschluss an das Programmfand ein thematisch bedingter gesel-liger Gedankenaustausch statt.

Hans Dama

Russischer Film siegt bei goEastFilme aus Russland, Bulgarien, Kasachstan und Deutschland sind

die Sieger beim Osteuropa-Filmfest goEast in Wiesbaden. Der mit10.000 Euro dotierte Hauptpreis Die Goldene Lilie für den besten Filmging an den Film „Leben“ des russischen Regisseurs Vasiliy Sigarev.„Der Film hat den Mut, das Unaussprechliche auszusprechen - so wiees nur der Film vermag“, begründete die Jury unter Vorsitz des rumä-nischen Regisseurs Cristi Puiu die Entscheidung. Sigarev verwebt in„Leben“ drei erschütternde Geschichten über Wut und Trauer. DasFestival des mittel- und osteuropäischen Films zeigte rund 140 Pro-duktionen aus 26 Ländern. Der Preis für die beste Regie ging an denbulgarischen Beitrag „AVÉ“ von Konstantin Bojanov. Der deutscheRegisseur Philip Scheffner gewann mit „Revision“ den Dokumentar-filmpreis namens Erinnerung und Zukunft. (dpa)