Eindrucksvolles aus dem Himalaya-Königreich...

28
1 Eindrucksvolles aus dem Himalaya-Königreich Bhutan Vom 20. April bis 08. Mai 2018 waren Rosmarie und ich mit einer kleinen Gruppe unterwegs durch Bhutan, mit je einem kurzen Abstecher nach Assam sowie West- Bengalen im Nordosten Indiens. Ich notierte, was mir auffiel, Rosmarie fotografierte. 01. EINLEITUNG Aus Tibet kam der Buddhismus über die Berge im Himalaya nach Bhutan. Der indische Gelehrte Guru Rinpoche, genannt Padmasambhava, der Lotosgeborene, gründete 770 in Samye das älteste Kloster Tibets. König Trisong Detsen erklärte 779 den Buddhismus zur Staatsreligion. Im 8. Jahrhundert brachten indische Missionare erwähnt wird wiederum Padmasambhava den Buddhismus in das damals hinduistische Feudalfürstentum. Im 9. Jahrhundert geriet es unter tibetische Herrschaft. Somit kam der Buddhismus auch in Bhutan zum Zug, ab dem 12. Jahrhundert als Staatsreligion. Darum begegnen wir in Bhutan dem tibetischen Buddhismus, präziser einem Zweig des Mahayana, dem Vajrayana-Buddhismus. In der Himalaya-Region war und ist der Vajrayana offen für magische Rituale und Praktiken. Er nahm vieles auf, was Bergvölker früher in der Bön- Religion ausdrückten. Tibet im Norden hat eine lange Grenze mit dem Himalaya-Königreich. Zurzeit sind jedoch Grenzübergänge über alte Passrouten und Handelswege geschlossen. China möchte zwar einen Fuss nach Bhutan setzen, zum Beispiel mit der Finanzierung der grossen Buddha-Statue hoch über der Hauptstadt Thimphu. Noch ist das Land aber stark mit Indien verknüpft. Wir reisten über Indien (Assam) nach Bhutan und via Indien (West-Bengalen) wieder zurück. Von hohen Himalaya-Bergen haben wir nur wenig gesehen, das Wetter spielte nicht mit. Zudem liegen sie im Norden des Landes. Wir waren vor allem "in der Mitte" unterwegs, auf der einzigen Hauptstrasse von Ost nach West. Zweimal kamen wir etwas in Grenznähe zu Tibet. Die Reise durch Bhutan lädt auf jeden Fall ein, Tibet selbst einen Besuch abzustatten, um noch näher an Kultur und tibetischen Buddhismus heranzukommen. Erste Berührungen haben stattgefunden. 02. PROLOG IN ASSAM Nach einem Flug von sieben Stunden über 6126 km treffen wir aus Frankfurt kommend in Delhi ein. Die Hauptstadt Indiens zählt 20 Millionen Einwohner*innen. Unsere Gruppe unternimmt eine kleine Stadtführung zu Regierungsgebäude, India Gate, Freitagsmoschee, Old Delhi und zum Verbrennungsplatz von Gandhi. Es ist sehr warm, und die Stadt liegt unter dem berüchtigten Smog.

Transcript of Eindrucksvolles aus dem Himalaya-Königreich...

1

Eindrucksvolles aus dem Himalaya-Königreich Bhutan Vom 20. April bis 08. Mai 2018 waren Rosmarie und ich mit einer kleinen Gruppe unterwegs durch Bhutan, mit je einem kurzen Abstecher nach Assam sowie West-Bengalen im Nordosten Indiens. Ich notierte, was mir auffiel, Rosmarie fotografierte.

01. EINLEITUNG

Aus Tibet kam der Buddhismus über die Berge im Himalaya nach Bhutan. Der indische Gelehrte Guru Rinpoche, genannt Padmasambhava, der Lotosgeborene, gründete 770 in Samye das älteste Kloster Tibets. König Trisong Detsen erklärte 779 den Buddhismus zur Staatsreligion. Im 8. Jahrhundert brachten indische Missionare – erwähnt wird wiederum Padmasambhava – den Buddhismus in das damals hinduistische Feudalfürstentum. Im 9. Jahrhundert geriet es unter tibetische Herrschaft. Somit kam der Buddhismus auch in Bhutan zum Zug, ab dem 12. Jahrhundert als Staatsreligion. Darum begegnen wir in Bhutan dem tibetischen Buddhismus, präziser einem Zweig des Mahayana, dem Vajrayana-Buddhismus. In der Himalaya-Region war und ist der Vajrayana offen für magische Rituale und Praktiken. Er nahm vieles auf, was Bergvölker früher in der Bön-Religion ausdrückten. Tibet im Norden hat eine lange Grenze mit dem Himalaya-Königreich. Zurzeit sind jedoch Grenzübergänge über alte Passrouten und Handelswege geschlossen. China möchte zwar einen Fuss nach Bhutan setzen, zum Beispiel mit der Finanzierung der grossen Buddha-Statue hoch über der Hauptstadt Thimphu. Noch ist das Land aber stark mit Indien verknüpft. Wir reisten über Indien (Assam) nach Bhutan und via Indien (West-Bengalen) wieder zurück. Von hohen Himalaya-Bergen haben wir nur wenig gesehen, das Wetter spielte nicht mit. Zudem liegen sie im Norden des Landes. Wir waren vor allem "in der Mitte" unterwegs, auf der einzigen Hauptstrasse von Ost nach West. Zweimal kamen wir etwas in Grenznähe zu Tibet. Die Reise durch Bhutan lädt auf jeden Fall ein, Tibet selbst einen Besuch abzustatten, um noch näher an Kultur und tibetischen Buddhismus heranzukommen. Erste Berührungen haben stattgefunden.

02. PROLOG IN ASSAM

Nach einem Flug von sieben Stunden über 6126 km treffen wir aus Frankfurt kommend in Delhi ein. Die Hauptstadt Indiens zählt 20 Millionen Einwohner*innen.

Unsere Gruppe unternimmt eine kleine Stadtführung zu Regierungsgebäude, India Gate, Freitagsmoschee, Old Delhi und zum Verbrennungsplatz von Gandhi. Es ist sehr warm, und die Stadt liegt unter dem berüchtigten Smog.

2

Delhi ist nur Relaisstation in den Nordosten des Landes. Wir fliegen nochmals 1713 km nach Imphal. Unterwegs herrscht über den Wolken schöne Sicht auf das Himalaya-Massiv im Norden. Himalaya bedeutet: "Wohnsitz des Schnees". Wir sehen u.a. den Mount Everest und den Makalu. In Imphal steigen einige Leute aus. Waren werden aus- und eingeladen. Wir bleiben sitzen. Imphal ist die Hauptstadt des Bundesstaates Manipur. Manipur grenzt im Osten an Burma. In Manipur kämpfen, wie vielerorts in Indiens Nordosten, mehrere Rebellengruppen gegen den indischen Staat. Darum haben Sicherheitskräfte umstrittene Sondervollmachten. Vor allem Frauen kämpfen dagegen. Unser Flugzeug bringt uns in 40 Minuten und über 270 km nach Guwahati, dem Tor zum Nordosten Indiens. Guwahati liegt in Assam. Auch in diesem Bundesland gibt es Unruhen. Im Bus fahren wir an den grossen Brahmaputra und tuckern zur Pfaueninsel mitten im Fluss. Wir steigen hinauf zum Umananda-Tempel. Hier auf dem Hügel wird Shiva verehrt.

Die drei Hauptgottheiten im Hinduismus: Devi (= Göttin) – Vishnu – Shiva, mit Stier Nandi als Begleittier (+ Parvati). Brahma spielt keine Rolle mehr. Ganesha, mit Begleittier Ratte, wird als "Grenzgott" verehrt, als Gott des Übergangs. Guwahati ist eine rasch wachsende Stadt, sie zählt mehr als 1 Mio Einwohner*innen.

3

Am 23. April fahren wir früh am Morgen zum Kamakhya-Tempel in den Nilachal-Bergen. Auf dem blauen Hügel wird die Göttin Kamakhya (= die Begehrende) verehrt. Der Tempelkomplex ist eines der bedeutendsten Zentren des Tantra-Kultes und der Shakti-

Verehrung mit Yoni – Fruchtbarkeit – Gebär-mutter im Hauptheiligtum. Die Architektur ist im bengalischen Stil gehalten, von den Bauernhäusern übernommen. Der "Berg-tempel", 1565 eröffnet, symbolisiert den Meru und den heiligen Berg Kailash (= kostbares Schneejuwel) in West-Tibet im Trans-himalaya. Dort entspringen wichtige Flüsse Südasiens.

Dieser Tempel, der weiblichen Fruchtbarkeit gewidmet, ist ein Shakti Peeth Tempel. Er ist der Haupt-Tempel in einem Komplex von vielen individuellen Tempeln und verschiedenen Formen der Muttergöttin (Dasa Mahavidya inkl. Bhuvaeshvari, Bagalamukhi, Chinnamasta, Tara und Tripura Sundari) gewidmet. Der Kamakya Tempel ist einer der wichtigsten Wallfahrtsorte für den hinduistischen und tantrischen Glauben. Hierher kommen Pilger*innen aus ganz Indien.

Er wurde zur Zeit von Kamarupa erbaut, das ein historisches Königreich zwischen 350 und 1140 war. Nach einer Zerstörung erfolgte im Jahr 1565 der Wiederaufbau im Stil mittelalterlicher Tempel durch König Chilarai.

Die heutige Struktur des Kamakhya Tempels ist einem Bienenstock ähnlich. Die Aussenseite wird von wunderschön geschnitzten Skulpturen und Bildern von Ganesha sowie anderen hinduistischen Göttern und Göttinnen geziert. Der ganze Tempel besteht aus drei Kammern. Die Westkammer ist gross und rechteckig gehalten und wird von den Pilgern nicht zum Gebet genutzt. Die Mittelkammer ist quadratisch und enthält eine kleine Skulptur der Göttin, welches eine spätere Ergänzung war. Die Wände dieser Kammer sind geziert mit Skulpturen und Bildern der Göttin Naranarayana sowie mit Inschriften und anderen Göttern. Von der Mittelkammer erreicht man das Allerheiligste des Tempels. Dieser Raum, in Form einer Höhle, enthält kein Bild der Göttin. Doch fliesst hier eine natürliche unterirdische Quelle durch einen Y-förmigen Spalt. Folgt man einer Treppe, dann befindet sich dort eine dunkel, geheimnisvolle Kammer, in der steht die „Matra Yoni“, die in einem seidenen Sari drapiert und mit Blumen bedeckt ist.

In jedem Sommer wird hier während des Ambuvaci Festivals die Menstruation der Göttin Kamakhya gefeiert. Während dieser Zeit ist das Wasser im Hauptschrein rot verfärbt durch Eisenoxid, ähnlich der Menstruations-flüssigkeit.

4

Es wird vermutet, dass dieses eine alte Khasi Opferstätte war. Opfer werden auch noch teilweise vollzogen, denn die Anhänger kommen an diesen Ort mit Ziegen, um eine Opfergabe (Shakti) zu vollziehen.

Die Kalika Purana, die man am Tempel bewundern kann, ist eine alte Arbeit in Sanskrit und beschreibt die Göttin Kamakhya als Erfüllerin aller Wünsche, als die junge Braut von Shiva und als Spenderin des Heils.

Schon am frühen Montagmorgen wimmelt es hier von Volk. Wir fahren weiter durch die grüne Brahmaputra-Ebene (Brahmaputra = Sohn des Brahma) bis zur Grenze nach Bhutan.

03. Start im Südosten im Land der Drachen

Wer nach Bhutan kommt, dem fallen Unterschiede zu Indien auf:

Buddhistische Klosterburgen (Dzong) statt Hindutempel

Ruhe statt Trubel

Gebetsfahnen statt Reklametafeln

Kleinstaat statt Grossmacht

Wenige Leute statt Volksmassen

Hundegebell statt Gehupe von Fahrzeugen aller Art

Berge statt Ebene

Kühl statt heiss

Wasser statt Trockenheit

Subsistenzwirtschaft statt ICT

Sauberkeit statt Strassenmüll

Bruttosozialglück statt BIP

König Jigme Khesar Namgyel Wangchuk (geb. 1980), der 5. König, regiert seit 2006, statt Narendra Modi

Buddha Shakyamuni, Padmasambhava und Zhabdrung Ngawang Namgyal statt Shiva, Vishnu und Devi

Die Flagge Bhutans

Safrangelb in der Flagge Bhutans steht für die Hoheit des Königs und seiner Leitung in weltlichen und geistlichen Angelegenheiten. Orangerot steht für die geistliche Gewalt des Buddhismus, der in Bhutan durch die budddhistischen Rotmützen-Orden Kagyü-pa und Nyingma-pa repräsentiert wird.

5

Der flügellose, schwarz-weisse Drache symbolisiert einerseits den Landesnamen Bhutans, Druk-Gyalkhap (Drachenreich), andererseits steht er für den Donner, der oft in der Gebirgslandschaft Bhutans zu hören ist und der Stimme des Drachen zugesprochen wird. Zudem stellt der Juwelen haltende Drache ein Symbol für das Universum dar. Der Drache hat nur drei nach vorne gerichtete Krallen. (Nur Drachen, die für den chinesischen Kaiser stehen, haben vier Krallen.)

Namen und Begriffe, denen wir regelmässig begegnen werden:

Siddhartha Gautama als Buddha Shakyamuni (566/563 – 483 oder 460-380)

Patmasambhava oder Guru Rinpoche (8. + 9. Jahrhundert) mit acht Manifestationen und 25 Jüngern. Er ist eine legendäre Gestalt.

Zhabdrung oder Shabdrung Ngawang Namgyal (1594 – 1651), der das Land einte

Tara, die weisse und die grüne: die beliebteste Göttin

Pema Lingpa (1450-1521), ein hochangesehener Druk-pa Gelehrter, gilt als Reinkarnation von Guru Rinpoche, Auffinder alter Kultgegenstände und Texte aus der Zeit von Guru Rinpoche

König Jigme Khesar Namgyel Wangchuck, seit 2006

Bruttosozialglück oder Bruttonationalglück

Dzong, Klosterburg mit sakralem Tempelbereich und zivilem Verwaltungsbereich

Bhutan grenzt an Tibet (China) im Norden und Osten, an Sikkim im Osten, an West-Bengalen sowie Assam im Süden sowie an Arunachal Pradesh im Westen – alles indische Bundesstaaten in Indiens Nordosten. Arunachal Pradesh wird von China beansprucht.

6

Start in OST-BHUTAN Das erste Städtchen, das wir am 23. April erreichen, heisst Samdrup Jongkhar. Das Hotel liegt über dem Ort leicht erhöht. Unsere Gruppe besucht das Städtchen. Im Tempel Zangdok Perli erleben wir die erste Zeremonie der Mönche, ähnlich einer klösterlichen Vesper.

Im Tempel sehen wir in der Mitte Padmasambhava, der mit Guru Rinpoche identisch ist. Guru Rinpoche ist ein grosser indischer Meister und die Hauptmanifestation der acht Manifestationen von Padmasambhava. Er lehrte in Tibet, kam im 8. Jahrhundert auch nach Bhutan und etablierte hier den Buddhismus. Er stammte aus dem Swat-Tal in Nord-Pakistan. Den Legenden umwobenen Padmasambhava, den Lotosgeborenen, werden wir überall

sehen in den Tempeln. Er hatte 25 Jünger. Im Tempel rechts ist König Trisong Detsen zu sehen, er machte 779 den Buddhismus im Tibet zur Staatsreligion. Die Bön-Religion wurde damals verboten. Die Region gehört zum tibetischen Buddhismus, zum Mahayana-Buddhismus, genauer zum Zweig des Vajrayana-Buddhismus, von Padmasambhava ins Land gebracht. Im Osten Bhutans begegnen wir dem Rotmützen-Orden der Nyingma-pa.

Pass über Pass in den Himalaya Am 24. April beginnt unsere Reise vom Osten in den Westen des Landes. Wir sind auf der Hauptstrasse unterwegs, selbst wenn sie meist wie eine Nebenstrasse daherkommt. Die erste Passfahrt mit unserem Kleinbus führt über den Narphung La (La = Pass).

Erster Eindruck: tolle Landschaft – alles grün wegen Regenfällen – nur LKW unterwegs – mancherorts wird an der (Haupt-)Strasse gebaut. Die Arbeiter*innen kommen aus Indien, aus Bihar. Ihre kleinen Kinder sind auch dabei. Wegen einer Sprengung müssen wir einmal etwas warten. Die Strasse steigt und fällt, steigt und fällt usw.

7

Über den Yonphu La (2595) – da beginnen die Himalaya-Berge – fahren wir an 8 Chörten vorbei zum Städtchen Kanglung (1890 m ü. M.) hinunter. Hier steht ein wichtiges Schulzentrum, das Sherubtse College (= Gipfel des Wissens), von einem Jesuiten 1978 gegründet. Wir sehen von weitem den Fussballplatz, auf dem Jugendliche spielen. Wir hingegen besuchen das Kloster und nehmen an einer grossen Zeremonie teil. Unzählige Mönche sind versammelt. Das Gebet wird untermalt von Gesang, Glocken, Instrumenten, Blasinstrumenten, Trommeln und Weihrauch. Wir sind die einzigen "Zaungäste". Die Zeremonie steht in Zusammenhang mit dem morgigen Fest.

Morgen Dienstag, 25. April, wird der Namenstag eines wichtigen Helden gefeiert. Es handelt sich um Zhabdrung Ngawang Namgyal (1594 – 1651). Er gilt als jener, der Bhutan einigte. Sein Bild mit Spitzbart treffen wir in jedem Tempel an. Er gilt als oberster Religionsführer und wichtiger Lama (= Lehrer) Bhutans. Zhabdrung ist auch Titel für die 3 Wiedergeburten des ersten Zhabdrung.

Gom Kora-Kloster und Mongar Heute, am 25. April, führt uns die Reise ins Drangme-Tal dem Drangme Chhu (Chhu = Fluss) aufwärts zum bedeutsamen Gom-Kora-Kloster auf 824 m. Es ist romantisch gelegen. Der Fluss lässt eine grüne Natur spriessen. An der Strasse wird auch hier gearbeitet, ganze Familien aus Indien sind beschäftigt. Auch im Kloster sind Familien zu Besuch. Die Lage erinnert etwas an Hauterive FR mit dem Zisterzienser-Kloster. Wir sind in der Nähe der Grenze zum indischen Bundesstaat Arunachal Pradesh.

8

Am Schwarzen Felsen soll Guru Rinpoche in einer Höhle meditiert haben, im Tempel ist der Meister zentral dargestellt, flankiert von Chenresi mit 1000 Armen. Wir geben den Gebetsmühlen Schwung. Im Kampf gegen einen Dämon soll sich der Guru in den mystischen Greifvogel Garuda verwan-delt und den Schlangendämon Gangan Yonga Choephel bezwungen haben. Leider verpassen wir das hier wichtige Klosterfest, das Tsechu, um einen Mond-Monat…

Auf dem Klostergelände sehen wir 8 kleine Stupas in einer Reihe. Die Zahl 8 steht in Verbindung mit Siddhartha Gautama, genannt Buddha, z.B. mit dem achtfachen Pfad.

Exkurs zum historischen Buddha Der historische Buddha: Siddhartha wurde 566 oder 563 v. Chr. (oder 460?) in eine adelige Familie des Geschlechts der Shakya in Kapilavastu, einer Stadt im heutigen Nepal, geboren. (Es ist aber umstritten, ob es ihn überhaupt gab. Schriften über ihn entstehen 500/400 Jahre später…) Sein Vater, Suddhodana, war Raja (Oberhaupt) der Shakyas; seine Mutter, Mayadevi, die Siddhartha im Lumbimi-Hain zur Welt brachte, starb sieben Tage nach seiner Geburt. Siddhartha wurde von einer Tante mütterlicherseits aufgezogen. In begüterten Verhältnissen wohlbehütet aufgewachsen, heiratete er mit 16 Jahren Yashodhara. Sein Vorname war Siddhartha, sein Familienname Gautama, weshalb er auch als „Gautama Buddha“ bezeichnet wird. Während seines späteren Lebens als wandernder Asket wurde er als „Shakyamuni“, d. h. „der schweigende Weise aus dem Geschlecht der Shakyas“ bekannt. Der historische Buddha Shakyamuni sitzt zumeist in Meditationshaltung (gekreuzte Beine mit den Füssen auf den Waden und sichtbar nach oben gewandten Fusssohlen). Die rechte Hand hält er in Bhumisparsa (Erdanrufung, Geste Shakyamunis bei seiner Erleuchtung, um die Erde als Zeugin seiner Erleuchtung anzurufen), die linke in Dhyana (Geste der Versenkung).

Typisch buddhistisch Im buddhistischen Ritual geht es darum, die Verbindung zwischen dem Weiblichen und dem Männlichen herzustellen. Das Nirwana schliesslich ist die Aufhebung der Polaritäten. Die Weisheit wird weiblich dargestellt, die ist vorhanden. Das Männliche kommt dazu durch die Methode des Aktiven. Buddhistisches Hauptprinzip: Was ist, ist eigentlich Illusion. Dahinter kommt Leere! Im Gom Kora-Kloster wird der Padmasambhava von zwei Frauen begleitet, von der indischen Frau und von der tibetischen Frau. Tibet wie Indien sind geografisch nahe. Von Indien kommen jeweils Leute zum Klosterfest über einen nahen Pass.

9

Wir setzen unsere Fahrt fort Richtung Mongar. Vor dem Kori-La (2300) beginnt es heftig zu regnen, ein Gewitter entlädt sich. Die Autofahrt wird kurzzeitig etwas heikel. Nach der Passhöhe hört der Regen auf. Wir kreuzen wieder zahlreiche Strassenarbeiter*innen.

Mongar, auf 1620 m gelegen, ist eine grössere Siedlung. Wir besuchen zuerst den Dzong. Im Tempel-Bereich machen wir bei einer langen Zeremonie mit, zu Ehren des Namenstags von Zhabdrung. Auch für uns gibt es Wasser und heisse Milch! Der Dzong von Mongar ist ein nicht-typischer, junger Dzong von 1953, quadratisch angeordnet mit dem Turm in der Mitte. 1953 musste es eben keine Festung mehr sein, keine Klosterburg. Wir steigen auf den Turm. Hier oben hängt ein klassisches

buddhistisches Lebensrad, das Rad des Werdens. Das Rad des Werdens, das Lebensrad, ist die Darstellung des leidhaften Wiedergeburten-kreislaufs, aus dem Befreiung zu finden jedeR bemüht sein sollte. Es gehört zu den ältesten Bildtypen der buddhistischen Malerei. Es ist die altindische Vorstellung vom Wirken des Karma, die im Bild des Lebensrades symbolisch veranschaulicht ist.

An Tempeln schmückt es meist die Aussenwand der Vorhalle. Bevor der Gläubige den Tempel betritt, fällt sein Blick auf das Lebensrad und dieses fordert ihn auf, sein Leben zu ändern. Im Lebensrad erkennt er sich selbst, es ist ein Spiegel, ein verschlüsselter Ausdruck seines Unbewussten. Wer den Tempel betritt, schreitet sinnbildlich durch die samsarische Welt hindurch

10

in die Erlösung; die Meditation über das Bhavacakra kann eine Vorübung zur Selbstverwirklichung sein. Auch der des Lesens Unkundige kann durch das Lebensrad die Lehre Buddhas in sich aufnehmen.

Beschreibung Yama, der grimmige, scharfzähnige, mit einem Tigerschurz bekleidete Dämon des Todes und des Unheilsamen hält das Lebensrad in seinen Krallen. Mara figuriert auch als „Versucher“ (z. B. in den Darstellungen von Buddhas Leben) und wird in dieser Funktion von seinen drei Töchtern rati (Lust), arati (Unzufriedenheit) und tanha (Gier) unterstützt. In dieser Rolle wird Mara mit dem christlichen Teufel verglichen. Ausserhalb des Rades, frei von der Wiedergeburt, sitzen vor einem Tempel oben rechts der Buddha Gautama und oben links der transzendente Bodhisattva Avalokiteshvara. Gautama Buddha ist mit der Almosenschale als Ordensgründer dargestellt, seine rechte Hand führt die Erdberührungsgeste aus als Zeichen dafür, dass er die Erde als Zeugin für die Wahrheit seiner Lehre anruft. Das Rad des Werdens besteht aus vier konzentrischen Kreisen:

Erster Kreis (Radnabe) Hahn, Schlange und Schwein jagen sich im Zentrum des Rades. Sie symbolisieren die drei Wurzelgifte:

Hahn: Gier (Prinzip der Anziehung)

Schlange: Hass (Prinzip der Abstossung)

Schwein: Verblendung (Prinzip der eingeengten Sichtweise) Ein weiteres System zeigt im Zentrum des Rades ein Schwein als Bild der Unwissenheit, eine Taube als Bild der gierigen Anhaftung und eine Schlange als Bild des Zorns. Diese drei Wurzelgifte binden nach der Weltanalyse des Buddha die Wesen an den Wieder-geburtenkreislauf (Samsara). Allein durch die Überwindung und Vernichtung dieser Kräfte ist es möglich, dem Samsara zu entrinnen und die Erlösung (Nirwana) zu erreichen.

Zweiter Kreis Im angrenzenden Ring wird in der rechten, dunklen Hälfte der karmische Abstieg, in der linken, hellen der karmische Aufstieg angedeutet. Üble Taten begehen oder dem Dharma folgen und Gutes tun – zwischen diesen beiden Möglichkeiten hat jedeR zu wählen.

Dritter Kreis: Sechs Daseinsbereiche

Im breiteren, anschliessenden Ring sind die nach buddhistischem Verständnis sechs Bereiche, Welten oder Existenzformen dargestellt, in denen die Wesen je nach der Qualität ihrer Taten und Tatabsichten wiedergeboren werden. Nämlich der Bereich der Götter, der eifersüchtigen Götter, der Menschen, der Tiere, der hungrigen Geister und der Höllenwesen. Jeder wird in der Existenzform wiedergeboren, die er durch die selbst gelegten karmischen Ursachen verdient hat. In jedem der sechs Bereiche ist Buddha bemüht, den Wesen Erleichterung ihres Loses und die Kenntnis seiner Lehre zu bringen.

Vierter Kreis Im Aussenring des Lebensrades sind die verschiedenen Daseinsfaktoren dargestellt, die das Leben jedes Menschen bestimmen. Sie werden als zwölf Glieder einer Kette beschrieben, die den Menschen immer wieder hineinzieht in den Kreislauf von Geburt und Tod. Jedes der zwölf Glieder ist nicht alleinige Ursache, sondern eine von mehreren Bedingungen dafür, dass das nächste Glied entsteht. Die Beschreibung der zwölf Stationen beginnt oben in der Mitte und geht im Uhrzeigersinn weiter.

1. Eine blinde Greisin mit Topf und Stock, die aus der Sicherheit des Hauses dem Abgrund zu tappt, symbolisiert die Unwissenheit, die daran schuld ist, dass die meisten Menschen dem Wiedergeburtenkreislauf verhaftet bleiben. Als Folge der Unwissenheit entwickeln sie Tatabsichten (samskara) und schaffen Karma, das sich als zukünftige Wiedergeburt auswirkt.

11

2. Die Tatabsichten werden durch einen Töpfer dargestellt, der Schalen und Krüge für den zukünftigen Gebrauch herstellt (= Werke der Willenskraft).

3. Von den Tatabsichten programmiert, ergreift das Bewusstsein nach dem Tode eine neue Existenzform, wie ein Affe, der sich von einem Ast zum anderen schwingt.

4. Die neue Existenzform beginnt mit der Entstehung von Name und Körper, worunter die geistigen und physischen Komponenten der Person zu verstehen sind. Diese sind wie zwei Männer in einem Boot aufeinander angewiesen und müssen solange zusammen bleiben, bis der Strom überquert ist.

5. Die Sechs Sinne des Menschen (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten und Denken) sind vergleichbar mit einem Haus mit sechs Fenstern.

6. Durch diese Fenster schaut er in die Welt, so dass Berührung mit den wahrgenommenen Objekten zustande kommt, symbolisiert durch ein Liebespaar.

7. Aus der Berührung erwächst Empfindung, oft schmerzhafte wie der Pfeil im Auge, noch öfter verlockende.

8. So entsteht Begierde oder Durst, dargestellt durch die Kanne, die mit Gerstenbier gefüllt ist. Die Begierde veranlasst die Wesen, nach dem Tode wiederum eine neue Existenzform zu ergreifen.

9. Aus der Begierde, die nur kurzfristig befriedigt wird, erwächst eine noch stärkere Form der Gier. Der Mensch ist nun Sklave seiner Leidenschaften. Diese Daseinsform symbolisiert der Mensch (manchmal auch ein Affe), der einen Ast gepackt hat, um Früchte zu pflücken.

10. Das Werden des neuen Wiedergeburtswesens versinnbildlicht das Paar bei der Zeugung bzw. die schwangere Frau.

11. Die Geburt in eine neue Daseinsform ist die nächste Station und wird durch eine Gebärende veranschaulicht.

12. Alter und Tod schliessen das Rad des Werdens. Eingeschnürt in ein Tuch, wird die Leiche von einem Träger auf dem Rücken zur Leichenstätte getragen, um dort zerstückelt und von Geiern und Schakalen gefressen zu werden.

Die drei Schlüssel zum Leben sind: - Mitleid (weisse Farbe) – wird hier als Chenresi dargestellt - Weisheit (orange Farbe) - Aktivität (blaue Farbe)

PS: Ist ein Vergleich mit der Trinität angebracht? Oder eher mit Glaube – Hoffnung – Liebe?

Am 26. April fahren wir ins Flusstal des Khuri Chhu, es gleicht dem Val d'Anniviers. Zu Fuss überqueren wir eine Hängebrücke, deren Weg anschliessend in zwei Stunden zu Fuss in ein Dorf hinauf führt. Einheimische mit schwerem Gepäck begegnen uns. Dass im Flusstal ein grosses Wasserkraftwerk gebaut wird, sehen wir nicht. Strom wird vor allem nach Indien exportiert. Kurz vor Autsho erspähen wir einen tibetischen Stupa, umgeben von 108 kleinen Stupas. Nach ca. 3 Stunden Fahrt auf dem Lhuntshi Highway (!) kommt das Städtchen Lhuntsi (1500 m ü.M.) ins Blickfeld. Vor dem Bau der Strasse war die Region abgelegen und nur zu Fuss erreichbar. Nun sind wir etwa 70 km (50 km Luftlinie) von Tibet entfernt. Der Kuri Chhu entwässert einen grossen Teil im Tibet und lässt sein Wasser weit unten in den Brahmaputra fliessen.

12

Wir fahren zum Dzong hinauf. Er steht auf einem hohen Felsen und ist nur von einer Seite her erreichbar. Wir erblicken am Horizont die ersten, für uns namenlosen Schneeberge. Der Dzong wird repariert, weil er 2009 bei einem Erdbeben zerstört wurde. Dennoch spüren wir den Kraftort.

Unser Picknick anschliessend wird uns von unseren drei Begleitern bei einem tibetischen Stupa mit vielen kleinen Stupas auf einer Mauer darum serviert. Hier münden zwei Flüsse ineinander. Übrigens: im tibetischen Buddhismus darf in den Klöstern immer gegessen werden, dies im Unterschied zu Burma, wo es nach dem Mittagessen nichts mehr gibt bis zum nächsten Morgen.

Auf der neuen Strasse von 2015 fahren wir dann hinauf zum Dorf Khoma, eines der Weber-Dörfer der Region. Dieses Dorf und seiner Bewohner*innen sind in Bhutan und auch über die Grenzen hinaus für exquisite und aufwändige Brokat-Stickereien bekannt. Wir beobachten das friedliche Dorfleben und dürfen ein Haus besuchen. In Khoma wohnen 500 Menschen. Viele Väter tragen ihre Babys auf dem Rücken. Es wird geschwatzt und gewoben. Die Rückfahrt nach Mongar dauert 3 Stunden, es regnet leicht.

Über den Thrumshing La Am 27. April geht es zuerst auf einer schönen neuen Strasse bergab bis zur Brücke über den Khuri Chhu. Hier befindet sich der tiefste Punkt der Strecke zwischen Ost- und Westbhutan. Nun fahren wir im Bus 3190 Höhenmeter und 93 km aufwärts Richtung Thrumshing La auf einer schmalen Hauptstrasse durch eine tolle Landschaft. Immer wieder sehen wir Häuser am Hang. Oben ist es bewölkt. Wir fahren langsam durch Wald und Wälder. Über 72 Prozent des Landes ist von Wald bedeckt, in Asien ein Spitzenplatz! 20 km vor Sengor fällt ein Wasserfall auf, er fällt von hoch oben herab. Ein zweiter, spektakulärer folgt. Wir sind auf der "bhutanischen Herzroute" unterwegs, noch 378 km bis zur Hauptstadt Thimphu. Die Strecke ist beeindruckend abenteuerlich! Hie und da gibt es Gegenverkehr, hie und da wird an der Strasse gebaut. Sie ist manchmal eng, manchmal steil, manchmal rutschig, manchmal von Steinschlag bedeckt,

13

Leitplanken sind eine Seltenheit. Was es immer gibt, sind Kurven, Kurven. In Sengor essen wir zu Mittag, auf 2800 m über Meer auf einem Hochplateau. Die Fotografen können sich nicht satt fotografieren in den Tannen-Rhododendron-Wäldern, rote oder weisse Rhododendren leuchten zu tausenden.

Nach 13 Uhr kommen wir auf dem Thrumshing La an. Ist er nun 3750, 3667 oder 3554 hoch? Jedenfalls ist er der höchste Strassenpass im Land. Doch keine Weitsicht! Keine hohen und höchsten Berge sind zu sehen, es ist bewölkt. Pech. So bleibt der höchste Gipfel Bhutans, der Gangkar Phuensum (7570), unsichtbar. Er soll der höchste bisher nie bestiegene Berg der Welt sein.

Die Passhöhe des Trumshing La markiert die "Grenze" zwischen Ost-Bhutan und Zentral-Bhutan. Wegen der feuchten Winde von Süden und der kühlen Luftmassen in den Bergen liegt hier oft dichter Nebel. Ab Mongar sind wir 105 km gefahren, auf der speziellsten Strassenstrecke in Bhutan…

04. Von Ost-Bhutan nach ZENTRAL-BHUTAN

Ein tibetisches Sprichwort passt zur Zäsur zwischen Ost- und Zentralbhutan: "Begegnest du der Einsamkeit – hab keine Angst! Sie ist eine kostbare Hilfe, mit sich selbst Freundschaft zu schliessen." Nach der Passhöhe folgt eine kurze Abfahrt nach Ura (3100 m ü. M.). Hier übernachten wir in einem Home Stay mit kalten Zimmern und Gemeinschafts-Waschanlage und -WC, aber warmer heimeliger Küche. Und wen trifft man hier an? Eine Schweizerin aus Zug. Sie ist mit englischsprachigem Führer und Chauffeur unterwegs.

Wir spazieren durchs Haufendorf Ura, sehen einer Tanzprobe für morgen zu und kommen an Kühen und schönen Häusern vorbei. Ein Bube fährt ein modernes Mountainbike. Auch Handys sehen wir, Autos und Satellitenschüsseln. So am Arsch der Welt sind wir hier nicht! Kleine Kontakte zur Dorfbevölkerung sind möglich. Kurz gehen wir in den Tempel. Nach den Nachtessen machen wir einen weiteren Tempelbesuch. Jetzt findet eine Zeremonie mit 10 Mönchen statt. Auch das Dorf ist gut vertreten. Anschliessend findet noch ein Tanz vor dem Dzong statt.

Und plötzlich Touristen Wir sind in Ura. Hier läuft normalerweise im Mai das Ura Yakchoe, das Ura Festival, manchmal wird es verschoben, wie jetzt. Wir haben den 28. April. Das dreitägige Tsechu zeigt religiöse Maskentänze, Prozessionen und Tanztheater. Wir gehen in den Tempel und bestaunen Figuren und deren Zusammenhänge:

14

Erste Figur: Patmasambhava Zweite Figur: Tara, die beliebteste Göttin hier. Sie stammt aus Indien. Tara bedeutet "hinübersetzen". Hier steht die grüne Tara. Es gibt auch eine weisse Tara. Man kann sie mit Maria vergleichen. Die Elefantenzähne vor ihr zeigen an, dass der Elefant im Buddhismus wichtig ist. Dritte Figur: Mann und Frau körperlich vereint, ebenfalls typisch für den Buddhismus Auf einem Wandbild des tibetischen Buddhismus wird die Weisheit personifiziert – vgl. die Identifikation von Jesus mit der Weisheit im Neuen Testament. Das ist auch vom Hinduismus beeinflusst.

Draussen vor dem Tempel beginnen die Tänze, und weitere Touristen kommen. Immer mehr davon tauchen auf, mit Bussen herbeigekarrt. Tanz 1: 1 Maske mit Penis, 1 Maske mit Mikrofon, total 5 Masken, sie tanzen. Langes Warten auf den 2. Tanz. Unsere Gruppe bleibt, schaut dem Treiben zu und fotografiert.

Nach dem Mittagessen erfolgt die Weiterfahrt auf der alten Hauptstrasse über den Sheytang La (3581). Man hat das Gefühl, in den bayerischen Alpen zu stehen, bemerkt einer. Die Rhododendronblüte ist in vollem Gang. Hinunter geht's nach Membartsho und zu Fuss zur Schlucht "brennender See". Es ist eine heilige Schlucht mit dem Fluss Tang Chhu zwischen steilen Felsen. Der Sage nach hat Pema Lingpa an dieser Stelle Texte und Kultgegenstände von Guru Rinpoche aus dem 7. Jahrhundert gefunden. In Felsnischen liegen tausende von Tsha-Tsha, kleine, aus Lehm geformte Figürchen. In der Felswand sind 3 Figuren eingraviert, um die ein Altar gebaut wurde: Guru Rinpoche mit Shakyamuni und Pema Lingpa. PS: Pema Lingpa (1450-1521) ist ein hochangesehener Druk-pa Gelehrter, gilt als Reinkarnation von Guru Rinpoche. Er ist Auffinder vieler alter Kultgegenstände und Texte aus der Zeit von Guru Rinpoche. Wir erreichen im Choekhor-Tal Jakar im Bumthang-Distrikt und fahren zur Lodge Rinchenling. Der Besitzer spricht deutsch, da er regelmässig in Luzern auf Einladung einer Schweizerin, die hier lebte, lernen darf. "Zwar ist Bhutan ein armes Land, aber reich an Zeit", sagte der Bruder des Königs einmal. Diese Begrifflichkeit stimmt wohl nicht ganz. Hier gilt ja das Bruttosozialglück oder Bruttonationalglück.

15

Zu Fuss von Kloster zu Kloster Heute, am 29. April, sind wir bei Jakar zu Fuss durch das Bumthang-Tal unterwegs. Direkt vom Hotel aus wandern wir ein paar Minuten zum Jampey-Kloster, erbaut 659 von König Songten Gampo aus Tibet. Der Tempel hat seinen Namen vom zukünftigen Buddha (Jampa), auch Maitreya genannt. Wir kommen zum Morgengebet der Mönche im Kalachakra-Tempel. In ihm befinden sich Statuen von Guru Rinpoche (= kostbarer Lehrer) / Padmasambhava (Padma = Lotos / Sambhava = der Geborene), von Tesepame (= Buddha des langen Lebens) und von Chenresi (auch Avalokiteshvara = Buddha des Mitgefühls). Die Anhänger des Ordens der Nyingmapa hier im Osten Bhutans sehen in Guru Rinpoche den zweiten Buddha. Von Rinpoche gibt es acht Manifestationen. Es ist eine sehr schöne Kloster-Anlage. Die viereckigen Stupas sind typisch für Bhutan. An jeder Ecke befinden sich Stupas in den fünf Farben des Buddhismus:

- Gelb für Erde - Rot für Feuer - Weiss für Luft, Wolken Wind - Grün für Wasser - Blau für Raum, Leere, Himmel

Im Aussenbezirk stehen Zypressen, ein ambivalenter Symbol-Baum (bei uns steht der Baum auf Friedhöfen). Den Spaziergang setzen wir fort zum Kurjey-Kloster, das ebenfalls sehr schön gelegen ist. Und wieder folgen wir einer Zeremonie der Mönche. Wir erleben eine Mönchs-Zeremonie nach der anderen. So geben wir unserer Reise die Überschrift: Zeremonien-Reise durch Druk yul. Druk yul ist das einheimische Wort für Bhutan. Heute ist Vollmond, ein wichtiges Ereignis im Land. Weil im Leben Buddhas zwischen Mitte April bis Mitte Mai – der Monat heisst Vesakha – viel passierte (u.a. Geburt – Erleuchtung – erste Predigt in Sarnat bei Varanasi/Benares unter dem Bodhi-Baum – Tod), gilt dieser Vollmond als der wichtigste des Jahres. So steigt unser Bruttosozialglück! Dieser Vollmond ist auch der Grund für die mönchischen Zeremonien, in die wir hineinplatzen. Im ersten Tempel singen rund 20 Mönche gerade ihre für uns "Durcheinander-Gesänge" – eindrücklich schön!

Der Kurjey Lakhang ist eines der bedeutsamsten Klöster in ganz Bhutan und des Himalayas, mit einer Mauer, auf der 108 Stupas stehen (108 = 108 Bücher/ Kapitel der Lehre Buddhas). Wir klettern auf einer Holzleiter über die Mauer. Auf dem Areal stehen 3 Tempel nebeneinander. Auch im zweiten Tempel gibt es eine Zeremonie mit Mönchen von jung bis alt. Im Tempel rechts sehen wir eine

16

enge Felspassage, von der die Bhutaner sagen, wer hier durchkrieche, könne seine Sünden hinter sich lassen. In einer Meditationshöhle soll Guru Rinpoche persönlich meditiert haben. Wir meditieren nicht, sondern gehen weiter über den Fluss zum Thamsing-Kloster, erbaut 1500. Die Malereien hier sind sehr alt, aber in schlechtem Zustand. Einige Räume im Innern besuchen wir, nur eine Zeremonie findet gerade nicht statt. Das Thamsing-Kloster gilt als das wohl bedeutsamste Nyingma-pa-Kloster Bhutans, es wurde 1501 von Pema Lingpa selbst gegründet (warum sollten wir hier sonst einen Besuch machen?). Mit Hilfe der UNESCO wird zur Zeit eine Generalsanierung durchgeführt. Für uns ist die Götter- und Halbgötterwelt des hiesigen Buddhismus verwirrend. Beim Klosterrundgang erleben wir ein Kettenpanzerhemd von Pema Lingpa in Aktion: ein Einheimischer rennt mit den 25 kg "Gepäck" dreimal um den Tempel, ein Busswerk. Der Bus, der uns hier abholt, bringt uns zum Mittagessen an den Rand der Stadt, wir lassen weitere Tempel unbesucht. Im Restaurant sitzt unsere Gruppe alleine da. Im Bauch gestärkt fahren wir hoch zum Dzong von Jakar. Es ist die strategisch gut gelegene "Festung des weissen Vogels". Wohl darum ist die weisse Tara bedeutsam. Ausserdem sind bei weiteren Figuren Details voller Symbolik, zum Beispiel stehen 1 Gott und 2 Göttinnen als Trilogie für langes Leben.

Über den Mon La könnte man dem Bumthang Chhu / Chamkhar Chhu entlang nordwärts nach Tibet marschieren, wenn die Grenze offen wäre. Der Dzong hat besonders dicke Aussenmauern und der Utse (der zentrale Turm) befindet sich an der Aussenwand, was bei keinem anderen Dzong in Bhutan vorkommt. Es gibt auch einen versteckten Gang zu einer

Wasserquelle. Falls Tibeter angegriffen hätten, was sie jedoch nicht taten. Sie unterschätzten die feuchtwarmen klimatischen Verhältnisse der Region…

Exkurs Ein Schweizer Käsemeister namens Fritz Maurer brachte den Käse nach Bhutan. Heute gibt es eine Swiss Farm mit Brauerei für "Red Panda Weissbier", eine Werkstatt für energiesparsame Holzöfen, einen Hofladen sowie ein Swiss Guesthouse mit 26 Zim-mern. Wir besuchen diese "CH-Exklave" aber nicht.

Über 2 Pässe ins Zentrum Bhutans Ab dem örtlichen Flughafen liesse sich mit der DrukAir nach Paro fliegen, was wir aber nicht tun. Busfahren auf diesen Strassen ist cooler!

17

Aus Jakar / Bumthang verabschieden wir uns am Morgen des 30. April. Die Weiterfahrt führt steil und kurvenreich auf den Kiki La (2852). Auf der Passhöhe mit unzähligen Gebets-Fahnen machen wir unser Gruppenfoto (das als Geschenk auf einer Bhutan-Tasse auftauchen wird) und weitere Fotos. Unterwegs bestaunen wir beeindruckende Häuser, die alleine stehen. Beobachtung: viele Hunde überall, sie bellen jeweils die halbe Nacht, wo immer wir übernachten (Hunde sollen re-inkarnierte Mönche sein, die nicht tugendhaft lebten, eine eher ironische Bemerkung… So bekommt der Spruch "auf den Hund kommen" jedoch eine neue Bedeutung. Früher wurden, und das ist historisch verbürgt, bei getöteten Verbrechern Hunde aufgehängt.) Wir sehende blühende Obstbäume, alleinstehend und in Plantagen. Es ist Frühling. Montags gehen Kinder in die Schule und Strassenarbeiter an die Strassen. Lastwagen fahren wieder in grosser Zahl

Wir kommen ins Chhume-Tal, fahren auf den Yutong La (3425 oder 3436 m ü. M.). Die Strasse ist schlecht, eher mit einem Fahrweg durch Wälder zu vergleichen. Auf der Passhöhe befindet sich eine grosse Baustelle. Und viel Nebel, keine Aussicht. Von der Passhöhe geht es 28 km abwärts auf einer steilen matschigen Strecke nach Trongsa. Erst wenige Abschnitte sind geteert. Hierhin hinauf zu fahren wäre wohl etwas schwierig. Zahlreiche Inder aus Bihar arbeiten von

Hand und teilweise mit grossen Maschinen an kurzen Strassen-Abschnitten. Wir befinden uns auf der Hauptstrasse durch das Land. Der Bundesstaat Bihar liegt südlich von Nepal und grenzt im Osten an West-Bengalen. Es soll der ärmste Bundesstaat in Indien sein. In Trongsa-Stadt (2316 m ü. M. besuchen wir zuerst das Museum. Zu Beginn wird ein Film über Bhutan gezeigt. Im Museum sehen wir u.a. Leihgaben des Könighauses, die bekannten 8 Manifestationen des Patmasambhava sowie die drei Ebenen der Drei-Körper-Lehre des Buddha:

Oben Urbuddha / blauer Adi-Buddha (= personifizierte Buddha-Idee)

Mitte 5 transzendente oder Meditations-Buddhas, mit Bodhisattva als

rechte Hand

Unten Buddhas aus Fleisch und Blut

Im Buddhismus sind 3 Elemente wichtig Geist (Stupa) Körper (Figuren) Rede (Texte) Ganz oben im Museum haben wir eine tolle Aussicht auf Trongsa und den Dzong. Das Städtchen liegt in der Mitte von Bhutan und an alten Handelsstrassen.

18

Zum mächtigen, auf einem Felsvorsprung gebauten Trongsa Dzong werden wir im Bus gefahren. Im Dzong gibt es 25 Kapellen und viele andere Räume. Im Jahr 1647 beschloss Zhabdrung Ngawang Namgyal, die strategische Situation des Ortes zu nutzen und einen gewaltigen Dzong zu errichten. Schon der Urgrossvater des Zhabdrung hatte hier nämlich einen kleinen Tempel erbauen lassen. Wir bestaunen Malereien, zum Beispiel:

Tiger, Löwe, Garuda und Drache als 4 wichtige Figuren

ein Mandala über die Erschaffung der Welt mit dem Meru in der Mitte und drum herum 7 Ringmeere und 7 Ringgebirge

das Lebensrad mit 6 Daseinsbereichen. Bedeutsam ist der Bereich der Menschen, da will er/sie wiedergeboren werden

und vieles andere mehr

Wir steigen hinunter durch die grosse Anlage mit schönsten Schnitzereien. Hier stand der grösste Dzong von Bhutan, bis derjenige in der Hauptstadt Thimphu erbaut wurde. Seit der Gründung der Wangchuk-Dynastie ist der jeweilige erstgeborene Sohn zugleich auch der Penlop von Trongsa. Am späten Nachmittag kommen wir zum Hotel mit Aussicht: unten das Städtchen, der Dzong, das Flusstal.

Endlich eine "Höhen"wanderung Am 01. Mai startet das Tagesprogramm ab Trongsa hinunter zur Brücke über den Mangde Chhu, wo uns ein Kontrollposten begrüsst. Weiter geht's hinauf zum View Point mit Blick zurück auf den Dzong von Trongsa, auf das Museum und auf unser Hotel (= "3 touristische Lebens-Stufen") . Nebel und etwas Sonne begleiten das Fotografieren. Die Strasse ist wie (fast) immer. Wir sind nahe von Trongsa, nur jenseits eines tiefen Tobels. Langsam, langsam fahren wir durchs Land. "Lahmee, Lahmee" heisst ja ein Motto im Land. Und plötzlich eine gute Strasse! Aber nur für ein kurzes Stück… Dann bessert es wieder.

19

Wir sind in den Schwarzen Bergen. Unterwegs trinken wir Tee. Und besuchen den Stupa von Chendebji. Dort begegnen wir dem "Gott der Augen".

05. Von Zentral-Bhutan nach WEST-BHUTAN

In längerer Fahrt steuern wir Richtung Pele La (3392). Bei einer Weide stoppen wir für Fotos einer Yaks-Herde. Auf der mit Gebets-Fahnen geschmückten Passhöhe wechseln wir von Zentral-Bhutan nach West-Bhutan. Es regnet. Darum keine Aussicht(en). Im Osten sind die Nyingma-pa-Mönche stark – in Zentral-Bhutan und im Westen die Druk-pa-Mönche. Beide Orden gehören zu den Rotmützen. Bald führt unsere steil abfallende, kurvenreiche Strasse weg von der Hauptstrasse hoch zum Lowa La (3333). Wir blicken ins Phobjikha-Tal hinunter. Unser heutiges Ziel ist Gangtey, ein schönes Bergdorf. Wir essen zuerst im Klostergebäude zu Mittag. Dann besichtigen wir den Tempel-Innenraum, der imponiert, 1613 erbaut von einem Enkel von Pema Lingpa. Es ist, obwohl wir im Westen sind, noch eine Schule des Nyingma-pa-Ordens.

Endlich kommen wir zum Wandern auf dem Gangtay Nature Trail. Die Distanz wird mit 4 km angeben, die Höhenlage mit ungefähr 2900, also fast eine Hochtour… Unsere gemütliche Wanderung in guter Luft über Wiesen, Weiden und durch Wald dauert 1 std 45 min. Gegen Schluss, es ist Nachmittag, beginnt es zu regnen, typisch für diese Jahreszeit. Die letzte Strecke zum Hotel dürfen wir deshalb in

unserem Bus absolvieren, der uns im Rückwärtsgang (!) entgegenfährt und abholt. Wir sehen vom Hochplateau aus einen Berg von ca. 4500 m Höhe mit etwas Schnee im Gipfelbereich. Unser Hotel ist ziemlich abgelegen, wenn wir Paris als Zentrum der Welt betrachten. Trotzdem gefallen uns Stille und Aussicht auf die Weiden aus dem Hotelzimmer. Eine Schnur bietet gute Dienste zum Trockenen der regennassen Jacken.

20

Besuch im schönsten Dzong Gangtay verlassen wir am 02. Mai auf 2'900 m Höhe, auf einer Hochebene gelegen. Rundherum weiden Kühe. Die Kraniche sind schon weggeflogen, leben in dieser Jahreszeit in Tibet.

Auf dem Lowa La (3333) sehen wir weit weg aus Wolken herausschauend Bergketten mit Schnee, ein Stück Himalaya! Nun fahren wir 2000 Höhenmeter in die Tiefe, kreuzen eine Yaks-Herde mit älterem Bauer. Und bald beginnt "die schöne Strasse". Die Fotografen knipsen neben roten auch weisse Rhododendron-Bäume. Heute, am 02. Mai, ist "Happy Theacher's Day". In Wangdue Phodrang sehen wir bei der Durchfahrt eine Zeremonie von Schülern für ihre Lehrpersonen, leider ohne Fotostopp.

Wir fahren ein Stück dem Mo-Chhu (Mutter-Fluss) entlang. Vor dem Dzong von Punakha fliesst der Po-Chhu (Vater-Fluss) in den Mo-Chhu. Der Dzong von Punakha, erbaut 1637, soll der schönste und bedeutsamste Dzong in Bhutan sein. Er ist ein alter Regierungssitz und das Zentrum des Klerus. Der Je Khenpo als oberster Abt Bhutans und Vorsitzender der Mönchsgemeinschaft der Drukpa-Kagyupa, und der wichtigste Teil der Mönchsgemeinschaft haben hier ihre Winter-residenz.

Punakha ist die heimliche Hauptstadt für die Landbevölkerung. Im Dzong bekam der aktuelle König 2008 die Rabenkrone aufgesetzt.

21

Eine Holzbrücke, die längste hölzerne Kragbrücke der Welt, führt über den Mo-Chhu. Violette Jakanda-Bäume blühen zu Hauf. Der Dzong erlitt manche Zerstörung durch Erdbeben, Feuer und Hochwasser, viele historische Quellen wurden zerstört. In der wunderschönen Halle wird das Leben Buddhas in Bildern dargestellt. Buddha geht es darum, Leid und Unwissenheit sowie die zwölf Abhängigkeiten dank Wiedergeburten zu überwinden. Weitere Touristen sind auch hier, es ist ein bekannter Ort. Das Picknick wird uns am Mo-Chhu serviert, am Rand eines Wäldchens. Gestärkt nehmen wir eine Wanderung in Angriff hinauf zu einem Stupa mit lokalem Heiligtum namens Khamsum Yulley Namgyal Chorten, gestiftet von der Familie des Königs. Der Stupa ist vierstöckig, oben gibt es eine Aussichtsplattform. Unser Hotel liegt hoch über dem Dzong. Punakha (1300 m ü. M.) selber ist von höheren Bergen umgeben.

Nun in die Hauptstadt Auf unserer Weiterfahrt am 03. Mai stoppen wir kurz vor Metshina beim Dorf Sopsokha. Wir spazieren in 20 Minuten zum Chimi Lhakhang, zu einem Kloster mit vielen Gebetsfahnen. Hier ist ein "verrückter Heilige" zuhause. Der tibetische Lama Drukpa Kunley gilt als heiliger Narr. Zentral ist hier die Verehrung des Penis, der Fruchtbarkeit. Auf fast allen Häusern sind grosse erigierte Penisse aufgemalt. Im Tempel können wir wieder einmal eine Zeremonie verfolgen. Auch junge, kleine Mönche machen mit. Man könnte sich von einem hölzernen Penis segnen lassen zwecks Steigerung der Fruchtbarkeit. Der nächste Pass ist, wiederum nach unzähligen Kurven, der Dochu La (3125. Auf einer Verkehrsinsel wurden 2005 insgesamt 108 rechteckige Stupas / Chörten errichtet, sie erinnern an die 108 Bücher/Kapitel der Lehre Buddhas. Starker Nebel empfängt uns

auf der Passhöhe, aber weit und breit keine Aussicht auf hohe Himalaya-Riesen. Dafür steigt im Ameisen-haufen-Restaurant der Lärmpegel, weil zahlreiche Tourist*innen aus Indien hier sind. An unserem Tisch sitzt eine indische Familie aus Bangalore / Karnataka mit 2 süssen Mädchen. Die Kleine spricht wie Noémi

ohne Punkt und Komma und ganz ohne Scheu (Wir werden die Familie an den zwei nächsten Tagen nochmals sehen…). Bei der Einfahrt in die Hauptstadt Bhutans fällt uns der Simthoka Dzong auf. Er ist der älteste in seiner Struktur vollständig erhaltene Dzong des Landes, 1629 in Auftrag gegeben von unserem guten Bekannten Zhabdrung Ngawang Namgyal. Wir besuchen den Dzong jedoch nicht.

22

In Thimphu (2300) sehen wir Schüler*innen auf ihrem Schulweg und Baustellen in grosser Zahl. Unser Chauffeur manövriert uns sicher und rasch via Umfahrungsstrasse ins Zentrum. Dort fällt neben dem Blick auf die Stadt und den Buddha hoch oben das Fussball-Stadion, das National-Stadion, auf. Unser erster Besuch gilt aber dem Central Post Office. Für spezielle, persönliche Briefmarken können wir uns vor einem Tiger-Nest-Poster fotografieren lassen. Und wir kaufen genügend Postkarten. Nächster Programm-Punkt ist das Kunsthandwerks-Institut. Wir schauen in mehrere Ateliers hinein, in denen Studierende beim Arbeiten sind.

Nächster Programm-Punkt ist das Frauenkloster Drubthob Gompa. 50 Nonnen leben hier. Es soll um 1800 entstanden sein. Mädchen üben im Hof "Seil-Gumpen". In Bhutan gibt es 15'000 Mönche sowie 500 bis 600 Nonnen. Diese haben noch keine Äbtissinnen. Im Tempel beginnt eine Zeremonie, die zwölfte unserer Reise und die erste mit Nonnen. In der Mitte des Altars steht die Figur des Drubthob Thangtong Gyelpo, genannt Chagzampa. Er lebte 1385–1464, war tibetischer Lama und Heiliger und liess zahlreiche Eisenketten-Brücken in Bhutan bauen. Er ist Namensgeber des Klosters. Im Tempel rechts sitzt die schöne weisse Tara (= Stern, Befreierin), links ein Ahad.

Wir kaufen wird als Souvenir eine grüne Tara (= grüne Retterin). Tara wird "Mutter aller Buddhas" genannt. Die bekanntesten Erscheinungsformen im tibetischen Buddhismus sind die Weisse Tara und die Grüne Tara.

Die grune Tara verkörpert weibliche Weisheit

Die grüne Tara verkörpert die weibliche Energie der Intuition, der spontanen Grosszügigkeit, des Erfolges, des klugen Handelns und der tiefen Einsicht. Vertrauen und Hingabe der tibetischen Tara gegenüber sind den Gefühlen christlicher Menschen für Maria sehr ähnlich. Tara ist eine Mutterfigur wie die Madonna im Christentum. Die grüne Tara steht auch in Verbindung zur Erde, auf der wir leben, denn „Tara“ ist der von Indien bis Irland bekannte indo-europäische Name der Urgöttin Erde, verwandt mit der lateinischen Terra Mater, der hebräischen Terah (gallisch Taranis, etruskisch Turan). In alter Zeit wurde die „Mutter Erde“ als grosse Göttin verehrt und als lebendiger Organismus angesehen. Die "Geschwinde Befreierin von allem Übel" sitzt auf einem Lotus, der sich aus den Wassern eines Sees erhebt, so wie Tara den aus Mitgefühl vergossenen Tränen Avalokiteshvaras entsprun-gen sein soll. Ihre rechte Hand zeigt die Mudra

23

der Gunstgewährung zum Zeichen ihrer Fähigkeit, die Wesen mit allem zu versehen, was sie sich wünschen. Ihre linke Hand an ihrem Herzen zeigt die Mudra der Zufluchtgewährung: Ihr Daumen und ihr Ringfinger berühren einander als Sinnbild der vereinten Übung von Methode und Weisheit, und die drei übrigen Finger sind erhoben, um die drei Juwelen der Zuflucht darzustellen - Buddha, Dharma und Sangha. In jeder Hand hält sie den Stengel einer blauen Utpala-Blume; deren drei Blüten drücken jeweils aus, dass Tara, die Verkörperung des erleuchteten Wirkens, die Mutter der Buddhas von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist. Sie sitzt in einer ihr eigenen Haltung, nämlich mit angezogenem linken Bein, um ihre Entsagung gegenüber weltlicher Leidenschaft auszudrücken, und mit ausgestrecktem rechten Bein, um zu zeigen, dass sie allzeit bereit ist, sich zu erheben und denen zu Hilfe zu eilen, die ihrer Unterstützung bedürfen. Mit warmen, mitfühlendem Blick schaut sie auf jedes fühlende Wesen, wie eine Mutter, die ihr einziges Kind betrachtet. Ihre smaragdgrüne Farbe - mit dem Windelement und daher mit Bewegung verbunden - bringt zum Ausdruck, dass Tara das aktive Prinzip des Mitgefühls ist und dazu fähig, alle weltlichen Handlungen, die anderen Nutzen gewähren, zur vollen Entfaltung zu bringen.

Unsere Gruppe fährt zum Dzong von Thimphu, am rechten Ufer des Thimphu Chhu gelegen. Er ist das Regierungsgebäude. Und dem Je Kenpho dient das Gebäude als Sommerresidenz. Aber die Versammlungshalle ist geschlossen. Wir sehen das Einziehen der Fahne. Am Abend regnet es. Und während der ganzen Nacht erklingt Hunde-Gebell, eine besondere Art einheimischer Musik.

Von Thimphu nach Paro Heute, am 04. Mai, regnet es schon am Morgen. Unser erster Besuch führt zum Erinnerungs-Chörten von 1974. Leute umrunden ihn trotz Regen dreimal. Reliquien hat es keine drin. Unter Dach sitzen und plaudern einheimische Frauen und Männer älteren Alters. Wir bedienen die grosse Gebets-Mühle, lassen sie mahlen. Den zweiten Besuch machen wir im Süden des Zentrums hoch über der Stadt bei der grossen Buddha-Statue. Sie ist 51 m hoch und soll, natürlich, die höchste und grösste Buddha-Statue der Welt sein. Sie kostet rund 50 Millionen Franken, bezahlt von China, Japan, Singapur, Bhutan. Bis 17 Stockwerke hoch ist der Buddha. Drinnen befinden sich tausende von kleinen Buddha-Figuren. Das Parterre ist vergoldet. Buddha sitzt wie ein Meditations-Buddha hier und schaut gen Osten (ex oriente lux, in orientem China). Neben der Statue bauen sie ein Kloster.

24

Im Innern sehen wir zum Hundertsten Mal Details zu Buddha & Co – es fallen Parallelen zu späteren Christus-Interpretationen und zur Symbolwelt des Christentums auf. Wir fühlen uns wie in einer grossen Moschee oder wie einer grossen Kathedrale. Nach Paro sind wir nun unterwegs. Aber ein Fotostopp hoch über der Hauptstadt, sie zählt etwas mehr als 100 000 Einwohner*innen, muss noch sein. Nach kurzer Zeit erreichen wir den Paro-Distrikt. Bei Chuzom gehen wir zu Fuss über die Brücke beim Zusammenfluss von Wang Chhu und Paro-Chhu. Dort stehen drei Stupas, eine nepalesische, eine tibetische und eine bhutanische Chörte. Richtung Paro sehen wir die Eisenbrücke von Thangton Gyelpo (siehe die Erklärung gestern im Frauenkloster in Thimphu). Hoch über der Brücke steht ein Tempel, von ihm 1420 gegründet, er heisst "Tempel des Hügels des hervorragenden Pferdes". In Paro (2280) fahren wir zum Mittagessen in ein gutes Restaurant, in dem wir wieder einmal alleine sitzen. Draussen regnet es. So passt das Wetter zum Besuch im National Museum von Bhutan hoch über Paro. Ausgestellt sind Masken, Thangka, Figuren, Tiere wie Schneeleoparden, Schmetterlinge u.v.a.m. sowie ein Relief von Bhutan, auf dem wir unsere Reise durchs Land Revue passieren lassen. Und wen treffen wir beim Ausgang vor dem Eingang wieder? Die beiden Mädchen, die Familie aus Bangalore in Karnataka – ein freudiges Hallo!

Der Dzong von Paro wartet auf uns, erbaut von Zhabdrung Ngawang Namgyal (1645/46). Im Kloster leben zur Zeit ca. 220 Mönche. Der zentrale Tempelturm fällt auf, ein fünfstöckiger Utse mit bemalten Schnitzereien. Er beherbergt vier Tempel, u.a. einen für Tara. Um den zweiten Innenhof wohnen und studieren die Mönche. Wir verlassen den Dzong über die Kragbrücke, die über den Paro-Fluss führt.

Auf der Fahrt zum Hotel stoppen wir beim Sport-platz. Ein Wettkampf im Bogenschiessen findet statt. Das Bogenschiessen gilt als Nationalsport. Die Schussdistanz beträgt 145 m. Ziel ist ein Holzbrett mit einem schwarzen Kreis. Wenn ein Pfeil trifft, gibt es einen kleinen Tanz. Wir bleiben einige Minuten dort und freuen uns bei Treffern mit. Die meisten Pfeile verfehlen aber ihr Ziel, die Distanz zum Holzbrett ist wirklich lang. Die Bogen sind Hochleistungsgeräte.

25

Hoch zum Tiger-Nest Tagwache am Samstag 05. Mai ist bereits um 06.00. Und welche Überraschung: der Himmel ist blau, die Sonne scheint! Ziel ist – zum Schluss unserer langsamen Reise durch das Himalaya-Königreich – das Tigernest-Kloster, der Taktshang Goemba, das berühmteste Kloster in Bhutan. Unterwegs sehen wir, endlich ohne Wolken, einige Himalaya-Riesen in der Region der Jomolhari. Und bald entdecken wir hoch oben in den Felsen das Tigernest. Auf der Zufahrt zum Parkplatz überholen wir gesattelte Pferde. Man könnte eines mieten und sich ein Stück Weg hinauftragen lassen. Machen wir natürlich nicht. Ab Parkplatz geht es zu Fuss weiter. Wir brauchen 50 Minuten bis zum Restaurant mit Kaffee-/Tee-Halt. Dort schauen wir hoch zum Tiger's Nest Monastery. Sonnenschein pur begleitet uns! 35 Minuten benötigen wir zum Treppen-Beginn (3140 m ü. M.). Hier sehen wir das Kloster auf Augenhöhe. Um 10.00 sind wir oben beim Eingang auf 2982 m. Wir hören zum wiederholten Mal von Gottheiten und anderen Figuren, auch von Berggöttinnen im Himalaya.

Exkurs: Berggottheiten Der Mount Everest, eigentlich die »Chomolungma« ("verenglischt") oder tibetisch Qomolangma genannt, im Grenzgebiet zwischen Nepal und Tibet im Osthimalaya, ist mit 8844 oder 8850 m der höchste Berg der Welt und damit spektakuläres Klettergebiet. Aber sie ist auch ein heiliger Berg. Im Himalaya werden fünf Göttinnen als die »Fünf Schwestern des Langen Lebens« verehrt, die auf Bergen zwischen Tibet und Nepal residieren. Für die Buddhisten in Nepal ist es auf der Qomolangma die Göttin Chomo Miyo Langsangma (Miyolangsangma), die drittjüngste der fünf »Feengöttinen des Langen Lebens«, und für die Tibeter auf der Ostseite ist es die Göttin Tshe-ring-ma (Tashi Tseringma). Aus dem Tibetischen übersetzt bedeutet Miyo Langsangma »die unverrückbare Göttin und Beschützerin der Yaks«, der Sanskrit-Name Sumarti lässt sich mit »Wohl-gesonnene« übersetzen. Da sie von allen sehr geschätzt wurde, siedelten die Menschen am Fusse ihres Berges, erbauten Paläste und Pavillons, so dass der Ort zum schönsten Platz der Erde wurde. Der Berg, den die Feengöttin sich ausgesucht hatte, lag im Schneeland Tibet und war der höchste der Welt. Dieser Berg wurde dann auch nach ihr benannt: Chomo Miyo Langsangma oder kurz Qomolangma (Chomolungma). Die Besichtigung im Tiger-Nest dauert bis 11.15. Die Besucher*innen verteilen sich auf die verschiedenen Räume. Zudem sind wir früh unterwegs, so sind wir oft allein in den Räumlichkeiten.

26

Einige Zahlen zur Besteigung gemäss Informationen eines Reiseleiters: Vom Parkplatz bis zum Restaurant 2,4 km 3422 Schritte 326 m hoch Vom Restaurant zum Kloster 1,8 km 1500 Schritte 192 m hoch* *ohne Abstieg/Aufstieg auf den Treppenstufen

Vom Aussichtspunkt hinunter zur Brücke beim Wasserfall 467 Stufen Von der Brücke hoch zum Kloster 255 Stufen Total 8,2 km Weg – Höhendifferenz* 518 m plus Weg + Höhendifferenz im Kloster Nach dem Abstieg – es kommen uns zahlreiche Leute entgegen, auch wieder die Familie aus Bangalore und drei Tourist*innen auf Pferden – bringt uns der Bus in ein schönes Restaurant, in dem wir zuerst alleine essen. Am Nachmitttag fahren wir das Paro-Tal hinauf zum Drukyel Dzong beim kleinen Dorf Jetshaphu (2564 m ü. M.). Der Dzong wird zur Zeit restauriert. Er wurde 1649 – vom wem wohl? – von Zhabdrung Ngawang Namgyal errichtet. Wir können nur von aussen fotografieren. Drukyel heisst übrigens: Sieg Bhutans. An dieser Stelle haben Tibeter 1644 und 1648 eins aufs Dach bekommen. Eigentlich kommt man nach Jetshaphu, um einen Blick auf die Jomolhari (Lhari = Göttin) zu werfen. Sie ist 7314 m hoch. Heute jedoch ist sie von Wolken bedeckt, wie es sich für eine Göttin geziemt. Hier im idyllischen Ort beginnt der Jomolhari-Treck. Der Weg führte früher als Handelsstrasse hinauf in den Tibet.

Kulturschock inklusive Tagwache ist heute am 06. Mai um 05.00. Eine lange Reise von Paro hinunter ins Tiefland steht auf dem Programm. Die Strasse ist schmal. Über den ersten kleinen "Pass" herrscht viel Lastwagen-Gegenverkehr. Die Strasse nach Phu(e)ntsholing war die erste ausgebaute Strasse von der indischen Grenze hinauf nach Paro und Thimphu. Wir fahren insgesamt 160 km Richtung Süden. Nach 2 std 40 min und 70 km vor der Grenze machen wir einen WC-Stopp. Es gibt 3 Sorten von Toiletten: für Frauen – für Männer – für Officers. Unterwegs wechseln Regen – dichter Nebel – Sonnenschein ab. Steile Passagen kosten etwas Nerven. Was wir im ganzen Land sehen konnten: auch hier liegen Hunde in grosser Zahl herum. Nachts hatten wir einige Hunde-Konzerte anzuhören. In einem Wald sehen wir am Strassenrand einige Affen herumturnen, sogar eine Affenmutter mit ihrem Kleinsten auf dem Schoss sitzt cool am Weg. Plötzlich führt der Weg ins Tiefland hinunter, in den Süden des Landes. Manchmal erhaschen wir beim kurvigen Runterfahren einen schnellen Blick auf Phuentsholing, die Grenzstadt, die Industriestadt. Wir brauchen dorthin weniger Zeit, als ursprünglich berechnet. Phuentsholing ist die zweitgrösste Stadt in Bhutan, zählt rund 40'000 Bewohner*innen.

27

In der Ebene scheint es zu dieser Jahreszeit wenig Wasser zu haben, die meisten Flussbeete sind ausgetrocknet. Sandbänke werden gebraucht, um Sand abzubauen. Erst beim Monsun steigt das Wasser wieder rapide an. Oberhalb der Stadt wird gebaut und gebaut, unten auch. Auch hier, wie im ganzen Land, prangt der König mit Frau und Kind, manchmal auch mit seinem Vater, von Plakatwänden.

Blick hinüber nach Indien – Fahrt nach West-Bengalen Wir unternehmen noch einen kleinen Spaziergang vom Hotel – hier wird unser Gepäck umgeladen auf den indischen Bus – zum in einem kleinen Park gelegenen Tempel namens Zangto Pelro Lhakhang, der ist aber geschlossen. Also schauen wir ans Grenztor – Foto siehe nächstes Kapitel – und nach Indien hinüber. Das Wetter ist "tüppig", wir schwitzen. Es herrschen ganz andere Verhältnisse als oben im Hochland.

06. EPILOG IN WEST-BENGALEN

Nach dem letzten bhutanischen Mittagessen erfolgt eine schnelle Ausreise durch das Grenztor: Um 12.00 – Achtung Zeitumstellung minus 30 Minuten – fahren wir über die Grenze von Bhutan nach Indien, in den Bundesstaat West-Bengalen. 12.30 sind wir offiziell nach der kurzen Grenz-Bürokratie in Indien. Der neue Bus ist etwas eng. Wir erleben einen kleinen Kulturschock: lärmig, massenhaft Leute, hupende Autos, Töffs und Tucktucks, typisch Indien.

Wir fahren in den Nationalpark Jaldapara. Unsere Gruppe unternimmt im offenen Jeep eine Tour durch den Park. Wir sehen: eine Bisonherde, eine Wildsau, 3 Nashörner, einige Elefanten. Vor dem Nachtessen dürfen wir an einer kleinen Lichtshow im Hoteleigenen Park teilnehmen. Mit Spots und pathetischen Stimmen werden (künstliche) Tiere erklärt, die im Nationalpark leben – ziemlich kitschig!

Wieder in Indien – von Bagdogra nach Delhi Tagwache am 07. Mai, an unserem zweitletzten Tag der Reise, ist um 06.00. Ab 07.00 fahren wir 3 Stunden lang vom Nationalpark Jaldapara durch West-Bengalen u.a. nahe an der Grenze zu Bangladesh vorbei bis zum Airport in Bagdogra hinter der Stadt Siliguri. Unterwegs durchqueren wir Dörfer, sehen Leute auf dem Feld arbeiten und Kinder zur Schule gehen. Auch Velo-Fahrer sind zu beobachten sowie manche Baustellen von Häusern. Abflug ab Bagdogra ist um 14.00. Dauer: 2 Stunden, Distanz: 1126 km Während des Fluges hat es Wolken um Wolken. Von der Himalaya-Kette ist heute Nachmittag gar nichts zu sehen. Schade, alle Berggottheiten verstecken sich.

28

Am Airport in Delhi warten wir auf den indischen Führer, er kommt mit kleiner Verspätung, so nach dem einheimischen Motto "Ihr habt Uhren – wir haben Zeit". Die Fahrt zum eigentlich nah gelegenen Hotel dauert statt 20 Minuten 55 Minuten. Chauffeur und Führer sind sehr jung. Dafür lernen wir das Quartier Kapashera etwas besser kennen, vor allem ruhige, schmale Strassen "im rückwärtigen Raum" an Villen vorbei. Delhi zählt 20 Millionen Einwohner*innen und wächst weiter. Der Smog ist sehr stark, wie in vielen indischen Grossstädten. Und das Gehupe übertönt das Bellen von Hunden ohne Probleme.

Zurück in die Schweiz Das halbvolle Flugzeug startet um 14.00 auf dem Airport von Delhi. Nach 8 Stunden und 6126 km landen wir in Frankfurt. Und der Zug bringt uns spät in der Nacht nach Bern zurück. In einem Taxi (mit indischem Fahrer und Ganesha-Symbol an der Frontscheibe!) sind unsere Koffer und wir rasch zu Hause – in einer ganz anderen Welt als in Bhutan. Bern, im Mai 2018