Eine Kurze Einführung in den Islam _ Ali Tanthawi

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    Von diesem Beispiel lernen wir, da im ersten Fall das Gewissen der Katzerein ist, da ihr das Fleisch gegeben wurde. Im zweiten Fall zeigt ihrVerhalten, da sie instinktiv wei, da sie ruberisch gehandelt hat. DieKatze hat zwischen richtig und falsch, Erlaubtem und Verbotenemunterschieden.

    Ein Hund kommt, wenn er etwas Richtiges getan hat, und schleckt seinenHerrn, als ob er um seine Belohnung bittet. Wenn er sich aber nicht gutbetragen hat, "schaut er dumm drein", so als ob er bereut, was er getanhat oder bestraft werden will.

    Im heiligen Koran steht dazu unter anderem: "Haben wir ihm nicht zweiWege (des Guten und Bsen) gezeigt?" (90:8)

    Gott hat Menschen bestimmt, die zur Menschheit sprechen und sie auf den

    Weg zum Paradies fhren sollen. Dies sind die Propheten. Auch der Wegzur Hlle hat Frsprecher, die die Menschheit auf ihn locken wollen. Siesind die Gegner Gottes.

    Die Ulama (Religionsgelehrten) treten in die Fustapfen des Propheten(Friede sei mit ihm). Fatima, die Tochter unseres Propheten (Friede seimit ihm) hat keinen Besitz und Reichtum von ihm geerbt. Die Ulamahaben die Dawa (die Aufgabe, die Botschaft des Islams zu verbreiten) vonihm bertragen bekommen. Wer immer diese Aufgabe mit vlligerAufrichtigkeit und mit all seinen Mglichkeiten erfllt, verdient die Ehre

    dieser Erbschaft.Dawa ist eine schwierige Aufgabe, da die menschliche Natur gerade zuden Freiheiten neigt, die die Religion zu unterbinden sucht. Sie versuchtdie menschliche Natur zurckzuhalten, wenn sie ungebdigt laufen will,um sich an allen Vergngungen zu erfreuen und bereitwillig jedem Ruf nach Laster und Unmoral zu folgen.

    Die menschliche Natur ist vergleichbar mit einem mit Wasser voll geflltenBehlter auf dem Gipfel eines Berges. Es ist leicht, den Behlter zubeschdigen. Du brauchst ihn nur leicht mit etwas Scharfem anzubohrenund das Wasser wird in krzester Zeit auslaufen und das Tal berfluten.Es ist aber etwas ganz anderes, wenn Du den Behlter wieder auffllenwillst. Dies wird Dir viele Schwierigkeiten bereiten. Du mut dazu einePumpe installieren und viel Geld investieren.

    Es soll ein weiteres Beispiel fr die menschliche Schwche folgen. WennDu einen groen Felsen vom Gipfel zum Fu eines Berges bringen willst,brauchst Du nichts weiter zu tun, als ihn leicht anzustoen, und er wirdhinabrollen. Ihn aber wieder auf den Gipfel zurckzubringen, ist eineunbeschreibliche Aufgabe. Genauso schwer ist der Weg, den diemenschliche Natur zu whlen hat.

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    Ein Freund, der nicht religis ist, erzhlt Dir von einer wunderschnenFrau die eine Nackttnzerin ist. Die Versuchung ist gro, sie selbstanzuschauen. Ein Glbiger wrde Dir davon abraten und sehrwahrscheinlich wird es Dir schwerfallen, seinem Rat zu folgen.

    Diejenigen, die das Bse verbreiten, mssen sich dafr kaum anstrengen.Ganz im Gegensatz zu denen, die moralische Werte und edle Tatenanpreisen. Sie mssen sich sehr fr diese Sache einsetzen. Der schlechteMensch hat alles, was auf die menschliche Schwche zielt, in seiner Hand:Schamlos entblter weiblicher Charme, sexuelle Begierde und leichterZugang zu allem, was immer die Sinne erregt.

    Wie kann ein Muslim mit all diesen "Attraktionen wetteifern?" Was knnendie Glubigen demgegenber bieten? Ganz einfach, Zurckhaltung undBescheidenheit.

    Mglicherweise ertappst Du Dich dabei, wie Du einem Mdchen, das nicht"anstndig" angezogen ist (dem Islam folgend soll ein Mdchen seinenganzen Krper bis auf Hnde und Gesicht bedecken), nachblickst und berseine Krperformen phantasierst. Ein Glubiger wrde Dir in diesemMoment raten, Deinen Blick zu senken.

    Stelle Dir einen Geschftsmann vor, der meint, da der beste undschnellste Weg Gewinn zu machen, der Verleih von Geld mit hohen Zinsensei (im Islam ist es verboten, Zinsen zu verlangen). Ihm wrde man

    abraten, sein Geld so zu verdienen.Denke an einen Angestellten, der sieht, wie sein KollegeBestechungsgelder in Hhe von einem halben Jahresgehalt annimmt. Erstellt sich vor, wie gut es ihm und seiner Familie erginge, wenn erdasselbe tte. Ein Glubiger wrde hier eingreifen und ihm davon abraten,der Versuchung zu erliegen.

    All diesen Menschen wird geraten, sich von "schnellebigen Lastern"fernzuhalten, und sie fr das "Unsichtbare", die Wahrheit, das Recht, dasman mglicherweise im Moment nicht erfassen oder begreifen kann,aufzugeben. Der Glubige bestrkt sie, ihrem schwachen Willen und demVerlangen des Herzens zu widerstehen, obwohl dies eine groe Aufgabeund schwere Last sein kann.

    "Lehnt den Islam nicht ab, weil er Euch zu schwierig erscheint", sagt derGlubige, "denn Allah der Allmchtige hat ihn so im Koran beschrieben:'Wir werden Dir Worte auferlegen, die schwer zu tragen sind.' (73:5)"

    Jede edle Tat bereichert die menschliche Seele. Wir haben das Beispieldes Studenten, der seine Familie verlt, um das Gelernte zu wiederholen.Dies ist ihm zweifellos schwer gefallen. Es ist gewhnlich schwierig, sichvon einer geselligen Versammlung zu verabschieden, um sich demStudium zu widmen. Dasselbe gilt fr jemanden, der in der Frhe

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    aufwacht, um Fajr (das Morgengebet) zu verrichten. Wie auch fr jemanden, der den Weg des Djihads (der heilige Krieg) whlt und damiteine groe Verantwortung auf sich ldt und sich von seiner Frau undFamilie verabschieden mu.

    Deswegen finden wir weit mehr unehrenwerte und unaufrichtige alsehrenwerte und aufrichtige Menschen.

    Die an Gott denken und sich von ihm fhren lassen, sind bei weitem in derMinderzahl gegenber denjenigen, die sich fr den leichten Wegentscheiden. Aus diesem Grund ist es fr uns oft schdlich, wenn wir unsder Mehrheit blindlings anschlieen.

    "Und wenn Du der Mehrzahl derer, die auf der Erde sind, folgst, werdensie Dich vom Weg Gottes abirren lassen." (6:116)

    Wren Seltenheit und Kostbarkeit nicht Qualitten von Wrde undErhabenheit, so wrden Diamanten nicht so schwer zu finden sein und dieKohle wrde es nicht in solchem berflu geben. Ebenso wrde es nicht inso groen Zeitspannen so wenige Genies, Helden und berhmtePersnlichkeiten geben.

    Seit vielen Generationen drngen uns die Propheten (Friede sei mit ihnen)und Menschen, die das wahre Wissen haben, dem rechten Weg zu folgen.Die Korrupten und Wertlosen versuchen, uns in die Irre zu leiten. In der

    Tat haben wir in uns die Mglichkeit, jedem dieser beiden Wege zu folgen.Ein Teil in uns akzeptiert die Lehren des Propheten. Ein anderer Teil wirdvon denen beeinflut, die selbst irregefhrt worden sind. Der menschlicheVerstand ist die eine Seite, die uns ermglicht, die Wahrheit und den Wegdes Propheten zu verstehen. Aber da gibt es auch die andere Seite, dieuns zum Bsen drngt.

    Du fragst: "Was ist der Unterschied zwischen dem Verstand und derSeele?" Ich gebe nicht vor, eine klare Definition geben zu knnen, die daseine und das andere beschreibt und den Unterschied erlutert. Selbst dieWissenschaft ist an dieser Frage gescheitert. Wie auch immer, ich werdeversuchen, es zu erklren.

    Wir alle sagen oft: "Ich sagte zu mir", oder, "Mein Verstand hat mirgesagt". Doch was bist "Du" oder was ist das "Selbst". Was ist Dein"Verstand?" Obwohl diese Begriffe noch nicht geklrt sind und ich auchnicht etwas Unerklrliches aufdecken und enthllen kann, so will ich dochversuchen, ein anschauliches Beispiel zu geben.

    Der menschliche Krper verndert sich stndig. Zellen, die vor einem Jahrgelebt haben, existieren heute nicht mehr. Mit dem Selbst ist es genauso:Hoffnungen, Bestrebungen, Schmerzen und Leiden ndern sichfortwhrend.

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    An dieser Stelle knntest Du die berechtigte Frage stellen: "Welcher Teildes Ichs bleibt unverndert?" Es ist die Seele. Du fragst daraufhin: "Wasist die Seele?"

    Allah hat uns das Wissen um viele Mysterien des Menschen offenbart, z.B.wie unsere Gelenke funktionieren und die Heilung vieler Krankheitenmglich ist. Er hat uns Erkenntnisse ber das menschliche Selbstgegeben. Er hat uns gesagt, da einige Seelen eher dazu neigen, Bses zutun, whrend andere selbstkritisch und wieder andere vollkommengengsam und friedlich sind. Er hat uns auch mitgeteilt, da alle Seelenden Tod kennenlernen. Der Allmchtige hat uns aber nicht mehr in Bezugauf die Seele erffnet. Dieses Wissen besitzt Gott alleine.

    Die Seele unterliegt nicht rumlichen und zeitlichen Schranken. Wenn z.B.ein Mensch in Deiner Gegenwart fr eine Viertelstunde einschlft, so ist er

    mglicherweise im Traum nach Amerika oder Indien gereist und hat dortzwanzig oder dreiig Jahre gelebt. Er hat unbeschreibliche Freuden undSchmerzen erlebt. Wie knnen fnfzehn Minuten eine Zeitspanne vonzwanzig Jahren und mehr umfassen?

    Dieses Beispiel zeigt, da wir ber den Tod hinaus groes Leiden erfahrenoder uns an groem Segen erfreuen knnen. Die Seele kann durch nichts,weder Krankheit noch Gesundheit, beeinflut werden. Sie hat schon, ehesie dern Krper bergeben wurde, existiert und sie wird, nachdem wirgestorben sind und das Selbst erlischt, fortbestehen.

    Es soll ein weiteres Beispiel fr den Konflikt zwischen Verstand und Selbstfolgen. Du liegst in einer kalten Nacht tief schlafend, warm und gemtlichin Deinem Bett. Da weckt Dich das Klingeln Deines Weckers zum Fajr-Gebet. Eine innere Stimme sagt Dir, da Du aufstehen mut, um zubeten. Gerade als Du dies tun willst, hrst Du eine andere Stimme, diesagt: "Warum schlfst Du nicht ein wenig lnger?"-"Das Gebet ist besserals der Schlaf", wirft die erste Stimme ein. "Es wre schn noch ein wenigzu schlafen", erwidert daraufhin die zweite Stimme, "Du hast noch genugZeit. Du kannst Dich ein paar Minuten verspten." Der Streit zwischen denbeiden geht weiter. "Schlaf" - "Steh auf" - "Schlaf" - "Steh auf". Die ersteStimme ist unser Verstand. Die zweite ist unser Selbst.

    Eine derartige Situation zeigt sich in vielen Formen und Schattierungen. Esist die Art von Zgern, die ber einen kommt, wenn man ber einen tiefenAbgrund springen mu. Man mchte gerne auf die andere Seite gelangen,hat aber Angst, abzustrzen. Zwei verschiedene Stimmen sprechen auchhier: "Spring" - "Spring nicht, dreh um". Antwortet man der Stimme, diesagt: "Spring", wird man auf die andere Seite gelangen. Wenn man aberzgert und auf die Stimme hrt, die sagt, man solle umkehren, so wirdman in den Abgrund strzen.

    In derartigen Situationen befinden wir uns in der Zwangslage, whlen zumssen. In Momenten wie diesen kann sich eine gute Begrndung nur

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    dann behaupten, wenn wir glauben. Nur wenn wir Iman (Glauben)besitzen, knnen wir einen Sieg des Verstandes ber den Krper erringen.Die Kraft Deines Imans steht dabei im Verhltnis zum Ausma des Siegesder Kraft Deines Verstandes. Das soll nicht heien, da der Verstandimmer ber die Begierde des Krpers siegt und da Muslime (Glubige)keine Fehler machen. Der Islam ist eine Religion voller Mitleid. Es ist einpraktischer Glaube, der auf der Realitt des Lebens basiert. Allah derAllmchtige hat die Menschen nicht geschaffen, Engel, Haustiere oderwilde Bestien zu sein.

    Die Engel wurden geschaffen, um zu gehorchen und zu verehren.Haustieren und wilden Bestien wurde nicht die Fhigkeit des Denkens,aber die Kraft des Instinkts gewhrt. Das bedeutet, da sie keineVerpflichtungen haben, den gttlichen Geboten zu gehorchen. Sie werdennicht fr ihre Taten zur Verantwortung gezogen.

    Wir gehren in keine dieser Kategorien. Wer sind wir? Was ist ein Mensch?

    Jeder Mensch ist eine einzigartige Schpfung, die engelhafte, teuflischeund animalische Zge trgt. Seine engelhaften Zge sind dominant, wenner aufrichtig Allah verehrt und eine feste Beziehung zu ihm aufbaut. Einsolcher Mensch ist wie ein Engel.

    "[...] die gegen Gott nicht ungehorsam sind in dem, was er ihnen befiehlt,sondern tun, was ihnen befohlen wird." (66:6)

    Wenn der Mensch aber seinem Schpfer den Rcken zuwendet oderVerachtung zeigt oder mehr als einen Gott verehrt, wird er schdlichenund negativen Einflssen zum Opfer fallen.

    Wenn sich solch ein Mensch rgert, benimmt er sich wie ein Rasender,dessen einziges Ziel es ist, den Feind, egal was es kostet, zu schlagen,sogar wenn er ihn dabei ttlich angreifen mu. In solchen Fllen benimmtsich der Mensch wie ein wildes Tier. Dasselbe trifft zu, wenn er nicht mehrfhig ist, seine sexuellen Begierden zu kontrollieren. Die animalische Seiteseiner Natur gewinnt dann die berhand.

    Die Grundlage der menschlichen Natur wird von zwei Tendenzen geprgt,die eine neigt zum Guten und die andere neigt zum Bsen. Wie auchimmer, Gott hat dem Menschen die Fhigkeit des Denken und den Willen,den besten Weg zu whlen, gewhrt. Wenn er seine Willenskraft einsetztund sein Gefhl fr das Gute sein Denken leitet, so wird er mit denenzusammensein, die sich an der ewigen Glckseligkeit im Leben nach demTod erfreuen. Handelt er nicht so, wird er die Konsequenzen tragen undleiden mssen.

    Die Natur des Selbst strebt nach Freiheit. Die Religion schrnkt dieseFreiheit ein, um das Selbst zu schulen. Ohne solche Einschrnkungenknnten wir alle guten Werte verlieren. Das Selbst wrde die Kontrolle

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    einben und vllig verantwortungslos handeln. Von uneingeschrnkterFreiheit ausgelst, wrde die menschliche Gesellschaft Amok laufen. DieMenschen wrden sich wie Verrckte benehmen. Ein Verrckter machtdas, was immer er sich gerade denkt. Er zieht seine Kleider aus und gehtnackt ber die Strae. Mglicherweise setzt er sich auf die Schultern einesBusfahrers oder findet Deine Kleider so toll, da er sie Dir gleich vomLeibe reien will. Mit Deiner Tochter, die ihm gefllt, mchte er eine auf krperlicher Begierde grndende Beziehung eingehen (ganz im Gegensatzzu dem, was der Islam vorschreibt).

    Ein Verrckter ist die einzige Person, die vllige "Freiheit" geniet. Eingesunder Mensch wird von einem gesunden Verstand geleitet, der ihn aneiner Leine festhlt. Das arabische Wort "Iqbal" bezieht sich auf die Leine,mit welcher man das Kamel festbindet. Ebenso ist das Wort "Hiqma",Weisheit, in seiner Bedeutung auf das Wort Leine zurckzufhren.

    Auch das Wort "Zivilisation" bezieht sich auf die Bedeutung einer Leineoder Fessel, da durch sie Grenzen in der Lebensfhrung des einzelnengesetzt werden. Der Begriff umschreibt Konventionen, Traditionen etc. derGesellschaft. Auch "Gerechtigkeit" ist ein Konzept mit hnlicherBedeutung, denn sie setzt Deiner Freiheit die Bercksichtigung derFreiheit Deines Nachbarn als Grenze.

    Das Selbst ist stndig der Versuchung ausgesetzt, da die Verlockungenimmer attraktiv sind. Du geniet es z.B. Klatsch anzuhren oder selber

    mitzutraschen. Du gewinnst Gefallen daran, zu erfahren, was Menschengetan oder versumt haben, da Du glaubst, besser als sie zu sein.Genauso knnte man annehmen, da Stehlen lustig ist, da es einenleichten und mhelosen Weg darstellt, Geld nach Hause zu bringen. DasSelbst findet, Ehebruch sei ein erfreulicher Weg, um sein Verlangen zustillen. Bei einer Prfung zu schummeln wrde helfen, ohneAnstrengungen zu bestehen. Das Selbst wrde seine Pflichtenvernachlssigen und daher faul und trge werden.

    Besinnst Du Dich aber, so wirst Du herausfinden, da eine kurzlebigeFreiheit nicht solche Gefahren wert ist. Denn Du wirst die Konsequenz frDeine Verfehlungen eine lange Zeit ertragen mssen.

    Wie wrde sich jemand fhlen, den man fragt, ob er einen Vertragunterschreibt, der ihm verspricht, ein Jahr lang all das zu erfllen, was ersich in seinen wildesten Trumen gewnscht hat? Er kann in einem vonihm gewhlten Land leben und soviel Liebesaffren haben, wie er will.Stelle Dir vor, mit einem solchen Vertrag wre nichts verboten. Es wrdeaber auch vereinbart werden, da der Betreffende am Ende des Jahresgehangt wrde. Wird man sich da nicht sagen, da kein Vergngen eswert ist, dafr nach einem Jahr gehngt zu werden? Wird man nichterkennen sobald die Schlinge um den Hals enger gezogen wird, da mankeine Quelle des Vergngens mit sich nehmen kann? Wird man nicht

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    verstehen, da der Schmerz des Gehngtwerdens nur eine Minute dauert?Die Qualen im Leben nach dem Tod dagegen dauern ewig an.

    Es gibt schwerlich jemanden in dieser Welt, der nicht einmal in seinemLeben gesndigt hat, obwohl ihm diese Snde keine Freude bereitet hat.Mindestens einmal steht man nur mit Widerwillen auf, um dasMorgengebet zu verrichten.

    Wenn wir uns an all die Vergngungen erinnern, die wir vor zehn Jahrengenossen haben und uns dann fragen, welche von ihnen uns gebliebensind. Wie lautet die Antwort: "Keine!"

    Eine Pflicht zu verrichten ist meistens mhsam und bereitetUnbequemlichkeiten. Das Fasten im Monat Ramadan bedeutet fr unsMuslims beispielsweise, da wir Hunger- und Durstgefhle erdulden

    mssen. Doch welche Auswirkungen hat das Hungerleiden nach zehnJahren?

    Die Vergngungen einer Snde sind verschwunden. Die Bestrafung fr dasBegehen bleibt. Die Schmerzen und Leiden dagegen, die wir auf unsgenommen haben, um eine Pflicht zu verrichten, sind vergangen. DieBelohnung dafr ist aber mit uns.

    Welche Folgen erwachsen uns nach der Stunde unseres Todes aus denVergngungen, an denen wir uns erfreut und aus den Schmerzen, die wir

    erlitten haben?Tief in unserem Herzen bereuen wir unsere Snden. Wir wollen auf denWeg zu Gott zurckkehren. Wir verschieben es aber immer wieder undspielen ein Wartespiel. Ich habe fortwhrend gesagt: "Nachdem ich Hajj(die Pilgerfahrt nach Mekka) gemacht habe, werde ich meine Sndenbereuen und mich Gott zuwenden."- "Ich werde regelmig Hajj machen."Doch ich habe noch immer nicht bereut, obwohl mein vierzigstes und meinsechzigstes Lebensjahr vorbergegangen sind. Dies soll nicht bedeuten,da ich all diese Jahre ein sndiges Leben gefhrt habe. So ist es nunauch wieder nicht. Gepriesen sei Gott dafr! Dieses Beispiel soll nurzeigen, da der Mensch ein gutes Leben fhren will. Er findet aber immerwieder eine Entschuldigung, um den Zeitpunki der Reue zu verschieben.Erglaubt, da ihm hierfr noch genug Zeit verbleibt und da er deshalbdahinvegetieren kann, bis er pltzlich stirbt. Ich selbst habe zweiErfahrungen mit dem Tod gehabt. Jedesmal habe ich die Momente bereut,in denen ich ungehorsam gegen Gott gewesen bin. Diese Gefhle derReue haben fr einige Monate vorgehalten und ich war ein "guterMensch". Spter bin ich aber wieder dem "Auf und Ab" des Lebensverfallen und habe den Tod ganz vergessen.

    Wir alle vergessen den Tod. Sogar wenn wir an einem Begrbnisteilnehmen, reicht dies nicht aus, uns daran zu erinnern, da auch wireinmal sterben werden. Besonders wenn wir dem Totengebet beiwohnen,

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    schweifen unsere Gedanken oft zu weltlichen Dingen ab. Wir benehmenuns so, als ob alle auer uns sterben werden. Tief in unserem Herzen

    jedoch wissen auch wir, da wir uns einmal von dieser Welt verabschiedenwerden.

    Ein Mensch kann sechzig, siebzig, sogar hundert Jahre alt werden. EinesTages jedoch mu er sterben. Auch Du kennst sicher Leute, die ein hohesAlter erreicht haben. Schlielich sind auch sie gestorben. Du weitwahrscheinlich, da Noah (Friede sei mit ihm) 950 Jahre gelebt und zuden Seinen gepredigt hat. Wo ist Noah (Friede sei mit ihm) jetzt? Hat erall diese Zeit auf Erden geweilt? Hat ihn der Tod verschont? Warumdenken wir nicht daran und bereiten uns aufs Sterben vor, da es sounausweichlich ist?

    Eine Person, die auf Reisen geht, bereitet sich vom Moment an, an dem

    der Reisetermin feststeht, auf die Abfahrt vor. Ich war einmal inBegleitung einiger jordanischer Lehrer, die Arbeitsvertrge fr SaudiArabien in Amman unterschrieben hatten. Sie wurden darber in Kenntnisgesetzt, da ihre Flge planmig abgehen wrden. Diejenigen, die sichrechtzeitig darauf vorbereitet hatten, konnten nach Erledigung derPaformalitten und der Verabschiedung von ihren Familien pnktlichabfliegen. Diejenigen, die mehr Zeit gebraucht hatten, um sich auf dieReise vorzubereiten, bekamen Schwierigkeiten und konnten das Landdeswegen nicht verlassen.

    Was knnen wir sagen, wenn der Engel des Todes uns ruft? Dies kannweder verschoben werden, noch ungehrt bleiben. Der Engel des Todesholt sich den Menschen sogar, wenn dieser nicht will und um Aufschubbittet. Was bedeutet der Tod? Wer kennt die Wahrheit ber ihn?

    Das menschliche Leben ist in Abschnitte eingeteilt. Der erste Abschnitt istmit dem Embryo im Bauch der Mutter gleichzusetzen. Dann folgt dasLeben in dieser Welt. Der dritte Abschnitt ist das Barzakh (eineZwischenstufe zwischen Leben und Tod). Schlielich und endlich, derendgltige Abschnitt, das Leben nach dem Tod.

    Die Weite dieser Welt, wenn wir sie mit dem schmalen Raum im Bauch derMutter vergleichen, ist wie die Weite des Barzakh, wenn wir es mit dieserWelt vergleichen. Dasselbe gilt fr die Weite des Lebens danach, wenn wires mit dem Barzakh vergleichen. Ein Embryo glaubt, die ganze Welt sel imBauch der Mutter. Wrde man ihn fragen, was seine Geburt, der Austrittaus dem Bauch der Mutter, fr ihn bedeutet, wrde er antworten, da diesder Tod sei. Wrden Zwillinge im Leib der Mutter sein, wrde derZweitgeborene ber den Erstgeborenen sagen, da er gestorben sei undin einer anderen Welt begraben werde. Knnte er sehen, wie die Plazentades Erstgeborenen weggeworfen wird, wrde er weinen, wie die Mutterber den Krper ihres toten Kindes weint. Sie, die sich mit ganzem Herzenum ihr Kind gekmmert hat und nun sieht, wie es begraben wird. Siezerbricht an der Trauer. Sie erkennt nicht, da der Krper wie die Plazenta

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    ist. Ein Hemd, das schmutzig und zerrissen ist, wird weggeworfen. Soverhlt es sich auch mit der Hlle, deren Leben vonber ist und diedeswegen nicht mehr gebraucht wird.

    In Wirklichkeit ist der Tod eine neue Geburt, ein Austritt in eine andereDimension, die weiter und lnger in Raum und Zeit ist.

    Die Welt, in der wir leben, ist nur ein bergangsort. Das Leben in dieserWelt ist mit der Reise eines Auswanderers, der mit einem Schiff nachAmerika fhrt, vergleichbar. Er zahlt fr eine gute Kabine und hatVorbereitungen getroffen, um zu sichern, da er eine bequeme berfahrthat. Glaubst Du aber, da er sein ganzes Geld fr die Renovierung undNeugestaltung seiner Kabine aufwenden wrde, um als Folge davonmittellos in Amerika anzukommen? Oder wird er sich nicht vielmehrsagen: "In dieser Kabine lebe ich nur eine Woche. Ich werde das

    genieen, was mir geboten wird. Mein Geld spare ich mir fr ein Heim inden Staaten auf, wo ich fr immer leben werde."

    Hier ist ein weiteres Beispiel fr den Vergleich des jeizigen Lebens mitdem Leben danach. Vor einigen Jahren hat die amerikanische Regierungbekanntgegeben, da auf einer kleinen Insel im Pazifik atomare Testsstattfinden sollten. Diese Insel wurde von einigen hundert Fischerngewohnt. Sie wurden veranlat, die Insel zu verlassen. Man bot ihnengleichzeitig eine neues Heim in einem Land ihrer Wahl mit den gewohntenLebensumstnden an. Ein Datum wurde festgesetzt, um ihnen Zeit zu

    geben, ihre Wnsche einzureichen und sich auf die Abreise vorzubereiten.Die Einwohner reagierten unterschiedlich. Einige befolgten die Vorgaben.Andere spielten herum und verdrngten die ganze Sache bis zum letztenAugenblick. Wieder andere behaupteten, die ganze Angelegenheit basiereauf Lgen, da es einen Ort wie die USA gar nicht gbe und sie deswegennicht bereit wren, die Insel zu verlassen. Es war ihnen nicht klar, da dieganze Insel in Stcke gerissen und nur Ruinen verbleiben wrden.

    An diesem Beispiel sollen die verschiedenen Einstellungen der Menschengegenber dem Leben gezeigt werden. Der Glubige denkt an das, was imLeben danach geschieht und bereitet sich darauf vor. Er fhrt ein Leben inBue und Gehorsam. Wir knnen ihn mit der ersten Gruppe der Fischervergleichen, die ihre Sachen packten und bereit waren, die Insel zuverlassen. Der Glubige, der Gott nicht gehorsam ist und seine Pflichtenignoriert, ist mit der zweiten Gruppe von Fischern zu vergleichen.Diejenigen, die die bevorstehende Gefahr nicht bemerken wollten. EinUnglubiger ist wie die dritte Gruppe von Fischern. Er bezweifelt, jastreitet die Wahrheit der Religion ab. Er ist davon berzeugt, da es keinLeben nach dem Tod gibt und da der Tod wie ein tiefer Schlaf ist, einepermanente Rast und da er ausgelscht wird.

    Das soll nicht heien, da der Islam jeden Muslim auffordert, die Weltvollkommen aufzugeben und sich von allen Verantwortungen loszusagen.

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    Der Islam besagt nicht, da die Moschee der einzige Platz von Interessefr einen Muslim sein soll. Genausowenig sollen sie wie Eremiten inHhlen leben. Ganz im Gegenteil fordert der Islam die Muslime dazu auf,beispielgebende und zivilisierte Menschen zu sein, sich um den Erwerb vonmateriellem Reichtum zu bemhen und in den Wissenschaften fhrend zusein. Er drngt die Muslims dazu, ein gesundes, ausgeglichenes Leben zufhren. Sie sollen auf ihren Krper achten, indem sie gesund essen undsich fit halten. Der Islam rt den Menschen dazu, sich nicht zuberarbeiten, sich zu entspannen und sich des Lebens zu erfreuen. Ebensodrngt er sie dazu, sich um ihre Familien zu kmmern und gewissePflichten in der Nachbarschaft zu bernehmen. Diese Verpflichtungensollte ein Muslim genauso beachten wie die Prinzipien des Glaubens, derEinheit Allahs und des Gehorsams ihm gegenber.

    Mit anderen Worten: ein Muslim kann Reichtum erwerben, solange er diesim Rahmen des Gesetzes tut. Genauso wie er alle erlaubten guten Dingedieser Welt genieen soll. Er soll von dieser Welt sein, solange er inseinem Glauben ehrlich bleibt und weder uerlich noch innerlich eineForm von Vielgtterei betreibt. Er mu sich von allem Ungesetlichenfernhalten und seine religisen Pflichten erfllen. Mit materiellemReichtum mu er vorsichtig umgehen, denn jener darf sein Herz nichtbesitzen, da es in Allah und nicht in materiellen Besit vertrauen soll. Ersollte immer darauf achten, was fr Gott akzeptabel ist und dies sollteseine einzige Absicht in diesem Leben sein.

    Was ist Islam?"Wenn ein Fremder zu Dir kommt und Dich bittet, ihm den Islam in einerStunde zu erklren, was wrdest Du tun?" Diese Frage habe ich meinenSchlern gestellt. "Das wre unmglich", haben sie mir geantwortet."Dieser Mensch mte die Prinzipien der Einheit Gottes, die Kommentarezum Koran sowie das System der islamischen Gesetzte studieren. Ebensomte er den Koran lesen und die Hadithe (Aussprche des ProphetenMohammads - Friede sei mit ihm) rezitieren. Er mte sich mit vielenweiteren Problemen und Themen befassen, was ber fnfzig Jahre inAnspruch nehmen knnte."

    Ich habe darauf geantwortet: "Ehre sei Gott, was hat dies alles mit deneinfachen und ungebildeten Beduinen zu tun, die zu unserem Propheten(Friede sei mit ihm) kamen und alles ber Islam lernten, indem sie ihneinen Tag oder vielleicht weniger begleitet haben. Sind es nicht dieselbenBeduinen gewesen, die die Botschaft zu den Vlkern der Wste brachtenund deren Lehrer und Fhrer wurden? Erinnert Ihr Euch nicht, da uns derProphet Mohammad (Friede sei mit ihm) unsere Religion in drei kurzenStzen erklrt hat? Er (Friede sei mit ihm) hat von Iman (Glauben), Islam(Religion) und Ihsan (die Verwirklichung des Menschen und seineBeziehung zu Gott) gesprochen. Warum knnen wir dann nicht unsereReligion in einer Stunde erklren?"

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    Was ist Islam und wie wird man Muslim? Jeder Glaube, ob auf Wahrheitoder Falschheit grndend, jede Gesellschaft, gut oder schlecht, jedepolitische. Partei, unabhngig von ihren noblen oder nicht noblenAbsichten, funktioniert mit bestimmten grundlegenden Prinzipien undRegeln. Sie definieren das Ziel und die Ausrichtung aller Aktivitten. DiesePrinzipien und Regeln sind fr die Mitglieder in Form einer Verfassungzusammengefat. Jeder, der Mitglied einer solchen Organisation werdenwill, beginnt damit, ihre Leitlinien zu studieren. Wenn sich herausstellt,da diese seinen Verstand und sein Unterbewutsein befriedigen und eran ihrer Gltigkeit nicht zweifelt, wird er sich entschlieen, derOrganisation beizutreten. Er wird eines ihrer Mitglieder und einer ihrerUntersttzer.

    Von da an sollte er den Gesetzen, die in der Verfassung festgelegt sind,folgen und seinen Mitgliedsbeitrag bezahlen. Er mu auch seineaufrichtige Anerkennung der Prinzipien und Regeln beweisen. Dasbedeutet, da er sie sich regelmig vor Augen halten mu und sichversichert, da er nichts tut, was im Widerspruch zu diesen Regeln stehenwrde. Er sollte durch seinen Charakter und sein Benehmen ein Beispielgeben als einer, der begierig den Regeln folgt und an die Prinzipien glaubt.

    Wir knnen zusammenfassen, da Mitgliedschaft zu einer Gesellschaftfolgendes bedeutet:

    - Wissen ber die Organisation,

    - Glauben an die Prinzipien,- Festhalten an den Regeln,- Sein Leben nach diesen Regeln und Prinzipien ausrichten.

    Dies sind allseis akzeptierte Konventionen, die auch auf den Islamangewendet werden knnen. Jeder, der zum Islam bertreten will, mudessen Prinzipien von Anfang an aus voller berzeugung herausannehmen. Dies setzt voraus, da er den Glauben daran in sich entwickelthat.

    Diese Prinzipien lauten kurz beschrieben:

    - Die materielle Welt ist nicht alles und nicht das Ende unserer Existenz.Das Leben in dieser Welt ist nur ein Teil des ewigen Lebens.

    - Der Mensch hat vor seiner Geburt existiert und wird auch nach seinerGeburt weiterexistieren. Er hat sich nicht geschaffen, sondern wurde, eheer sich seiner menschlichen Existenz bewut wurde, erschaffen.

    - Die unbeseelten Objekte um ihn herum konnten ihn nicht erschaffen, daer ein denkendes Wesen ist und sie nicht.

    - Alles in diesem Universum wurde von Gott, dem einen Allmchtigen, ausdem Nichts erschaffen.

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    - Allah ist der einzige, der Leben gibt und nimmt. Er hat alles erschaffen.Wenn er es will, kann er alles zerstren und auslschen.

    - Der allmchtige Gott hat keinerlei Ahnlichkeit mit seiner Schpfung. Erist ewig und besitzt unbegrenztes Wissen und Verstehen.

    - Er ist absolut gerecht, auf eine Weise, die mit menschlichen Maen nichtbeurteilt werden kann.

    - Er ist derjenige, der die Gesetze der Natur begrndet hat.

    - Von Beginn an hat er alles ausgewogen erschaffen, so da Phnomeneder Bewegung und Ruhe, der Folgerichtigkeit und des Widerspruchs, diewir sowohl im Beseelten als auch im Unbeseelten beobachten knnen,deutlich definiert und unterscheidbar sind.

    - Dem Menschen wurde die Kraft des Verstandes gegeben, um mit allenGegebenheiten, denen er gegenbergestellt wird, umgehen zu knnen.Die Kraft des Verstandes kann er gebrauchen, um selbst whlen zuknnen und die Kraft des Willens, um erlangen zu knnen, wonach erstrebt.

    - Allah hat ewiges Leben geschaffen, abgesehen von dem zeitlichbegrenzten, indem er die Rechschaffenen mit dem Paradies belohnt unddie Snder mit dem Verbleiben in der Hlle bestraft.

    Dieser Gott ist einzig. Niemand auer ihm darf verehrt werden. Niemandkann ihn uns nher bringen, indem er fr uns betet auer wenn Allah eswill. Deswegen sollten wir ihn allein mit aller Ernsthaftigkeit und Reinheitverehren.

    Alle materiellen Dinge, die wir sehen und fhlen knnen, wurden von ihmgeschaffen. So wie er auch unsichtbare Lebewesen, die beseelt undunbeseelt sind geschfffen hat. Unter den unsichtbaren Wesen befindensich die Engel, die ausschlielich fr das Gute sind, und die Teufel, welcheals dunkle und negative Krfte geschaffen wurden. Abgesehen divon gibtes als dritte Kategorie die Djinn (Geister), welche in teuflische und guteDjinn eingeteilt werden knnen.

    Von den Menschen hat Gott bestimmte auserwhlt. Ihnen wurde dieSharia (das gttliche Gesetz) offenbart, so da sie die Menschheit fhrenknnen. Dies sind die Propheten.

    Dieses gttliche Gesetz ist der Inhalt aller Bcher, die vom Himmeloffenbart wurden. In jedem dieser Bcher bis zum letzten Buch, demheiligen Koran, fhrt Gott uns ber aufeinander aufsetzende Stufen. Dievorhergegangenen Bcher wurden entweder verndert, verloren odervergessen. Der heilige Koran blieb vollkommen erhalten. Der letzte derPropheten ist Mohammad (Friede und Gottes Segen sei mit ihm), Sohn

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    von Abdullah, ein Araber vom Stamm der Quarayshi. Durch ihn wurdenalle vorhergegangenen gttlichen Botschaften abgeschlossen. Seit dieserZeit gab es keinen weiteren Propheten.

    Der heilige Koran ist die Verfassung des Islams. Wer immer die Tatsacheakzeptiert, da er von Gott offenbart wurde und an diesen mit allemRespekt glaubt, ist ein Mumin (Glubiger). Iman (Glaube) kann nur Gottsehen, denn Menschen knnen nicht in andere Herzen blicken underkennen, was in ihnen ist. Deswegen ist es entscheidend, da derMensch, um im Islam akzeptiert zu werden, seinen Glauben durch zweiBekenntnisse ausdrckt. Sie lauten: "Ich glaube, da es keinen Gott auerAllah gibt und ich glaube, da Mohammad (Friede sei mit ihm) seinProphet ist." In dem Moment, in dem er seinen Glauben auf diese Weiseerklrt, wird er Muslim. Er hat dann Anrecht auf alle Rechte, an denen sichMuslime erfreuen. Er stimmt aber auch der Erfllung aller Pflichten zu, dieder Islam von ihm verlangt.Diese Ibadat (Pflichten) sind die vorgeschriebenen Formen der Anbetung.Es sind nur wenige und sie sind leicht auszufhren. Sie bentigen nichtviel Mhe und Anstrengung. Vier sind es, die im folgadan beschriebenwerden:

    1.Ein Muslim betet zwei Rakat (Niederwerfungen) zur Dmmerung, indieser Zeit befindet er sich in Verbindung mit seinem Gott. Er bittet umseine Gte und um den Schutz vor seiner Bestrafung. Ehe ein Muslim

    diese Gebete verrichtet, verrichtet er Wudhu (religise Waschungen). Erwscht dabei sein Gesicht, seine Hnde und Fe, oder aber er badet sich,wenn er sich in einem Zustand der Unreinheit befindet. Neben demMorgengebet betet er zu vier weiteren Zeiten: vier Rakat zu Mittag, vierRakat am Nachmittag, drei Rakat zu Sonnenuntergang und vier Rakat inder Nacht.

    Diese Gebete sind Pflicht. Man braucht dafr insgesamt tglich nicht mehrals eine halbe Stunde. Sie mssen nicht an einem bestimmten Ortstattfinden oder von einer bestimmten Person geleitet werden. Ein Muslimbraucht fr sein Gebet keinen Vermittler, da er direkt zu Gott betet.

    2.In einem bestimmten Monat im Jahr fastet ein Muslim. Das Fasten wirdim Ramadan (dem Fastenmonat) nach Sonnenuntergang unterbrochen.Man kann nachts zu jeder Zeit, bis da der Ruf zum Morgengebet erklingt,essen. Whrend des Tages halten sich die Muslime von Essen, Trinken und

    jeglicher sexueller Beziehung fern.

    Der Ramadan ist ein Monat der Selbstreinigung fr jeden Glubigen, da erKrper und Seele reinigt. Es ist ebenso der Monat, um das Verlangen zustillen, Gutes zu tun und grozgig zu sein, und sich der Bruderschaft allerMenschen in dieser materiellen Welt zu besinnen.

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    3.Ein Muslim mu 2.5% seines Besitzes als Almosen den Armen undBedrftigen geben. Er tut dies einmal jhrlich, nachdem er seine und dieBedrfnisse seiner Familie gestillt hat. Fr die Armen ist die finanzielleUntersttzung der reichen Muslime eine groe Quelle der Erleichterungund Hilfe. So wird die Armut vermindert und eine Form der sozialenSicherheit aufgebaut.4.Der Islam hat bestimmte regelmige Zusammentreffen fr die Muslimefestgesetzt. Sie knnen fnfmal am Tag zum Gebet zusammenkommen.Dies bedeutet nicht, da irgendjemand seine Arbeit unterbrechen mu,was immer sein Handel oder Beruf ist. Wer diese Treffen versumt, kannzuhause beten. Sie verlieren so nur den erfreulichen Gewinn, in derGruppe zu beten.

    Die wchentliche Versammlung am Freitag zum Djuma Gebet, dasungefhr eine Stunde dauert, ist fr die mnnlichen Muslime eine Pflicht.Abgesehen davon gibt es zweimal im Jahr zum Id-Fest groeZusammenknfte, bei denen die Anwesenheit nicht Pflicht ist.

    5.Schlielich gibt es die jhrliche Weltversammlung, die Hajj genanntwird. Dies ist eine gigantische ffentliche Zusammenkunft, die einmal imJahr in Mekka stattfindet. Sie versorgt uns in allen Belangen: spirituellen,krperlichen und intellekluellen. Von einem Muslim wird erwartet, da ereinmal im Leben daran teilnimmt, wenn es ihm mglich ist.

    Dies sind die Pflichten und Akte der Verehrung, die jedem Muslim

    auferlegt sind.Darber hinaus wird das Fernhalten von bestimmten Verfehlungen auchals Ibadat bezeichnet. Darunter fllt das Tten ohne gerechten Grund, dieMiachtung der Rechte anderer, agressives Gebaren, alle Formen derUngerechtigkeit, alle Arten von Drogen, die das Gehirn beeinflussen,Vergewaltigung, da diese die Ehre und Wrde eines Menschen zerstrtund die heiligen Bande der Blutsverwandschaft zerbricht. Es fallendarunter auch andere Formen von verbotenem Benehmen wie Wucher,Lgen, Betrug und Desertation von militrischen Aktionen, die dasgttliche Recht vertreten, Abgabe falscher Schwre, Angabe falscherZeugen und vor allem undankbares Benehmen den Eltern gegenber.

    Wie auch immer, Gott vergibt dem Muslim, dem es nicht gelingt, alle seinePflichten zu erfllen, und der Teilen des islamischen Gesetzes gegenberungehorsam ist, wohl aber bereut und um Vergebung bittet. Andererseitswird ein Muslim, der nicht bereut, als ein Abtrnniger betrachtet, der imnchsten Leben bestraft wird. Doch diese Bestrafung ist zeitlich begrenzt,nicht so wie die eines Unglbigen.

    Ein Muslim aber, der sich weigert, die wichtigsten islamischen Prinzipienanzuerkennen, nicht an die Pflichten und Regeln glaubt oder amgeringsten im Koran beschriebenen Detail zweifelt, wird als Verrter seinerislamischen Identitt beraubt. Vom Islam aus betrachtet, ist Abtrnnigkeit

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    von Glauben und Handeln darlegt, zusammengefat: "Du solltst Gottverehren, als ob Du ihn sehen knntest." Dies bedeutet, da wir danachstreben sollen, allzeit Gottes Anwesenheit zu spren.

    Das ist die wahre Essenz des Islams; uns der Anwesenheit Gottes bewutzu sein in all unserem Tun, ob privat oder ffentlich, egal ob ernst odernicht. Allah sieht uns immer und kennt jede unserer Bewegungen.Deswegen folgt jeder, der wirklich an Gott glaubt, seinen Gesetzen. Erwird auch nicht verzweifeln, weil er wei, da Gott immer mit ihm ist. EinMensch, der so bestrkt ist, braucht niemanden um Hilfe zu fragen, da erGott darum bitten kann, seine Bedrfnisse zu erfllen. Wenn jemand denGesetzen Gottes nicht folgt, aber um Vergebung bittet, wird Gott ihmvergeben.

    Dies ist nur eine kurze Einfhrung in den Islam. Wir schauen uns alle

    Aspekte des Glaubens im weiterfhrenden Buch "Allgemeine Einfhrung inden Islam" an.

    Insha Allah! So Gott will!

    Diese ist eine unautorisierte, vernderte Version der originalenbersetzung. Falls Sie Fehler entdecken, Fragen oder Anregungen haben,setzen Sie sich bitte mit dem Verantwortlichen der Webpage inVerbindung. Die Original bersetzung Eine kurze Einfhrung in denIslam wurde verffentlicht (1994) von:

    AL-MANARA Publishing & Distributing House