Eine Studie des Instituts für Medienforschung der ......1.3.1. Die Pressearbeit der Parteien Für...
Transcript of Eine Studie des Instituts für Medienforschung der ......1.3.1. Die Pressearbeit der Parteien Für...
POLITISCHE BERICHTERSTATTUNG IN REGIONALEN
TAGESZEITUNGEN IM SPIEGEL DER PRESSEARBEIT
DER DEMOKRATISCHEN PARTEIEN
Eine Studie des Instituts für Medienforschung der Universität Rostock
unterstützt durch die Hans-Böckler-Stiftung
Autoren: Elizabeth Prommer, Stephan Oliver Görland
Institut für Medienforschung
August-Bebel-Str. 28
180599 Rostock
http://www.imf.uni-rostock.de/
Februar 2013
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Inhalt 1. EINLEITUNG UND AUFBAU DER STUDIE ................................................................................. 3 1.1. ZIELE ................................................................................................................................. 3 1.2. STAND DER FORSCHUNG .................................................................................................. 3 1.3. METHODE .......................................................................................................................... 5 1.3.1. DIE PRESSEARBEIT DER PARTEIEN ............................................................................... 7 1.3.2. DIE (PARTEI-)POLITISCHE BERICHTERSTATTUNG IN MECKLENBURG-VORPOMMERN .... 8 1.3.3. VERGLEICH DER PRESSEMITTEILUNGEN UND DER ZEITUNGSARTIKEL .......................... 8 2. ANALYSE DER MITTEILUNGEN ............................................................................................... 8 2.1. GEOGRAPHISCHE DIMENSION DER PRESSEMITTEILUNGEN ............................................ 10 2.2. THEMATISIERUNG DER PRESSEMITTEILUNGEN ............................................................... 12 2.3. THEMATISIERUNG NACH ZEITRAUM ................................................................................. 14 2.4. PARTEIENAUFSCHLÜSSELUNG ........................................................................................ 15 2.4.1. CDU ............................................................................................................................ 15 2.4.2. SPD ............................................................................................................................ 16 2.4.3. FDP ............................................................................................................................ 17 2.4.4. BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN .......................................................................................... 18 2.4.5. DIE LINKE .................................................................................................................. 18 2.5. FAZIT DER PRESSEMITTEILUNGEN .................................................................................. 19 3. ANALYSE DER ZEITUNGEN .................................................................................................. 20 3.1. FORMALE KRITERIEN ....................................................................................................... 20 3.1.1. VERÄNDERUNGEN IN DEN ZEITRÄUMEN ...................................................................... 21 3.1.2. PLATZIERUNG .............................................................................................................. 22 3.2. INHALTLICHE KRITERIEN .................................................................................................. 23 3.2.1. THEMATISIERUNG ........................................................................................................ 23 3.2.2. ART DER POLITISCHEN MELDUNG ................................................................................ 25 3.2.3. PARTEIENNENNUNGEN IN DEN ZEITUNGEN .................................................................. 26 3.2.4. WEITERE QUELLEN ..................................................................................................... 27 3.2.5. MEISTGENANNTE PERSONEN ...................................................................................... 28 3.2.6. VERORDNETES RESSORT ............................................................................................ 29 3.3. FAZIT ZEITUNGEN ............................................................................................................ 31 4. VERGLEICH DER PRESSEMITTEILUNGEN UND DER ZEITUNGSARTIKEL ................................ 31 4.1. VORGEHEN / FORSCHUNGSDESIGN ................................................................................ 32 4.2. ERGEBNIS ........................................................................................................................ 32 5. GESAMTFAZIT DER STUDIE & AUSBLICK ............................................................................. 33 LITERATURVERZEICHNIS: ............................................................................................................ 35
3
1. Einleitung und Aufbau der Studie
1.1. Ziele Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde die Berichterstattung über Parteien in
regionalen Tageszeitungen Mecklenburg-Vorpommerns in Relation zur Arbeit der
Pressestellen der Parteien gesetzt. Dadurch sollen Erkenntnisse darüber gewonnen
werden, wie die Akteure zusammenarbeiten bzw. sich gegenseitig beeinflussen und
in welchem Umfang die Presse ihrem Ziel, die Partizipation der Bürger am
politischen Geschehen zu fördern, gerecht wird.
Leitende Forschungsfragen waren dabei:
• Inwieweit unterscheidet sich die Pressearbeit der Parteien in Bezug auf
messbaren Ausstoß, Gewichtung und Thematisierung?
• Gibt es Unterschiede in der Pressearbeit der Parteien hinsichtlich zweier
unterschiedlicher Zeiträume im Jahr?
• Inwieweit unterschieden sich die Zeitungen in der formellen und inhaltlichen
Darstellung der Parteienberichterstattung?
• Gibt es Unterschiede in der Intensität der Politikberichterstattung zwischen
den beiden Zeiträumen?
• Ist ein Einfluss von Parteien-PR auf den Journalismus nachweisbar?
1.2. Stand der Forschung In dieser Studie soll das Verhältnis zwischen Lokaljournalismus und lokaler und
regionaler Pressearbeit untersucht werden. Berücksichtigt werden hierbei die immer
stärker werdenden Professionalisierungstendenzen der politischen Pressearbeit der
Parteien. Die heutige „Mediendemokratie“ erfordert mehr denn je das öffentliche
Agieren der politischen Akteure (vgl. Steiner, Jarren, 2013). Parteien können es sich
nicht mehr leisten, nicht als selbstständige Akteure in der öffentlichen Arena
aufzutreten. So nimmt beispielsweise auch das Engagement von externen PR-Profis
bei Politikern zu (Röttker, Zielmann, 2013). Gleichzeitig lässt sich jedoch auch ein
starker Strukturwandel in den Lokalredaktionen (vgl. Altmeppen, Greck, 2012) mit
der scheinbaren Konsequenz beobachten, dass immer weniger Zeit für den
Arbeitsschritt der Recherche eingeplant wird. Wirkt sich die stetig professionalisierte
PR also auf den sich im Strukturwandel befindenden Lokaljournalismus aus?
4
Wenn in Deutschland über das Verhältnis von professioneller Öffentlichkeitsarbeit
und Journalismus gesprochen wird, werden häufig zwei wesentliche Begriffe
genannt: Die Determinationshypothese nach Baerns, die die Dystopie des
monokausal beeinflussten Journalismus durch die PR abbildet, sowie das
Intereffikationsmodell nach Bentele et al. (vgl. Schantel, 2005), das als Gegenentwurf
die wechselseitigen Kommunikationsleistungen von PR und Journalismus mittels
Induktion und Adaption in den Mittelpunkt stellt.
Zu dem Verhältnis dieser beiden Systeme wurde in der Vergangenheit bereits
umfangreich geforscht. Für die meisten Studien wurde mit einer Input-Output-
Analyse gearbeitet, d.h. es wurden die Pressemitteilungen auf der einen Seite
gemessen und der Einfluss dieser auf die Zeitungen auf der anderen. Erstaunliche
Ergebnisse, wie z.B. bei Barns (1985), die die journalistische Eigenleistung mit
gerade einmal 18 % bestimmten, stellen die Eigenständigkeit von Journalisten im
Hinblick auf das Recherchieren in Frage. Gleichzeitig konstatiert eine Studie von
Schönhagen (vgl. 2008) jedoch auch, dass die Validität der Ergebnisse stark vom
jeweiligen Untersuchungsdesign abhängig ist.
Trotz der Tatsache, dass der Lokaljournalismus generell „stiefmütterlich“ von der
kommunikationswissenschaftlichen Forschung behandelt wird (vgl. Wolf, 2013) und
trotz der Erkenntnis, dass die „Lokalisierung“ ein wahrnehmbarer Zukunftstrend ist
(Prummer, 2012), nahmen in den letzten Jahren Studien zu dem Verhältnis von
Lokaljournalismus und PR zu (vgl. Donsbach und Wenzel, 2002; Giordano, 2002;
Köster, 2012). Dagegen existieren über das Verhältnis von lokalen bzw. regionalen
Journalisten und Politikern bisher nur wenige Untersuchungen (Altmpeppen, Greck,
2012). Giordano (2002) betont in diesem Zusammenhang, dass viele lokale
Medieninhalte durch das Zusammenspiel von Journalismus und PR entstehen. Gut
sichtbar ist das vor allem bei kommunalen Pressemitteilungen, die von
Lokaljournalisten häufig als Quelle verwendet werden. Da lokale Redaktionen
inzwischen einem ähnlichen Strukturwandel unterliegen wie andere Ressorts und
auch hier die Zeit für eigene Recherchen immer knapper bemessen wird, bieten
Pressemittelungen eine willkommene Themenabstrahierung. Giordano hält des
Weiteren fest, dass die klassischen Nachrichtenfaktoren die wichtigsten Auswahl-
faktoren beim Lokaljournalismus seien. Kritisch betrachtet er jedoch die Nähe, die
Lokaljournalisten häufig zu Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft haben.
Diese können dadurch unter ganz anderem Druck stehen als ihre Kollegen anderer
5
Ressorts (ebd. S. 21). Auch Köster (2012) weist auf ein Forschungsdesiderat hin: Sie
untersuchte das Verhältnis zwischen Kommunalpolitikern und Lokaljournalisten im
bayrischen Wahlkampf 2008 und führte Befragungen unter den Entscheidungs-
trägern auf beiden Seiten durch. Als Ergebnis konstatierte sie, dass beide Seiten sich
gegenseitig brauchen und in einer Art Hassliebe zueinander stehen. „Der Journalist
kann nicht ohne den Politiker und der Politiker kann nicht ohne den Journalisten“
(ebd. S. 138).
Hervorzuheben sei noch eine weitere Studie: Donsbach und Wenzel untersuchten
2002 die Verwendung von Pressemitteilungen von drei Fraktionen des sächsischen
Landtags durch die überregionalen Zeitungen in Sachsen. Sie konnten in 28 % der
Fälle einen Bezug auf die Pressemitteilung nachweisen. Sie belegten teilweise starke
redaktionelle Bearbeitung bei den verwendeten Pressemitteilungen und zeigten so
wiederum auf, dass rund 72 % aller Pressemitteilungen „verpuffen“.
1.3. Methode Für die vorliegende Studie wurde eine klassische Input-Output-Analyse erstellt. Die
im Mai und September 2013 von den Parteien verschickten Pressemeldungen (Input)
wurden mit den thematisch adäquaten Inhalten der Regionalzeitungen (Output)
verglichen.
Für zwei identische Zeiträume von jeweils zwei publizistischen Zeitungswochen (2 x
6 Tage ‒ einmal im Mai 2013, das andere Mal kurz vor der Wahl im September
2013) wurde die Berichterstattung in ausgewählten Ausgaben von drei
mecklenburgisch-pommerschen Tageszeitungen (jeweils verschiedene Lokal-
ausgaben inkl. Mantelseiten) zu Parteien und parteipolitischen Themen quantitativ
erfasst. Parallel dazu wurde in den gleichen Zeiträumen und jeweils zwei Wochen
zuvor die Pressearbeit der demokratischen Parteien in Mecklenburg-Vorpommern
dokumentiert und ausgewertet.1
Im Verbreitungsgebiet von drei verschiedenen Regionalausgaben mecklenburg-
vorpommerischer Zeitungen2 wurden alle Pressemitteilungen der demokratischen
Parteien erhoben und ausgewertet. Zunächst wurden die Verbreitungsgebiete der
1 Besonderer Dank gilt dabei Frank Melz, Josefin Roggenbuck, Karolin Hebben und Julia Schneider, die die Codierung der Pressemeldungen und Zeitungen übernommen haben. 2 Nordkurier: Ausgabe Waren; Schweriner Volkszeitung: Ausgabe Schwerin und Ostsee-‐Zeitung: Ausgabe Rostock.
6
Zeitungen eingegrenzt, um dann in einem zweiten Schritt alle politischen Akteure
dieser Gebiete zu erheben. Das konnten sowohl Bundestags- und
Landtagsabgeordnete sowie Mitglieder von Kommunalparteien und -fraktionen sein.
Zusätzlich wurden auch alle Parteimeldungen der Landtagsfraktionen und -parteien
erhoben. Abschließend wurden Meldungen von insgesamt 38 verschiedenen
Akteuren und Fraktionen der Parteien untersucht. Tabelle 1 zeigt hierbei die
untersuchte Auflage und die Abb. 1 bis 3 visualisieren die Verbreitungsgebiete.3
Tabelle 1: Verbreitungsgebiete der drei untersuchten Zeitungsausgaben.
3 Da die Prozentzahlen jeweils auf-‐ und abgerundet werden, kann es zu Ergebnissen kommen, die kumuliert über bzw. unter 100 % liegen. Dies gilt für alle Tabellen in diesem Bericht. 4 http://daten.ivw.eu/index.php?menuid=1&u=&p=&detail=true 5 http://daten.ivw.eu/index.php?menuid=1&u=&p=&detail=true 6 http://www.nordkurier.de/sites/default/files/preisliste_ak_2014.pdf 7 http://daten.ivw.eu/index.php?menuid=1&u=&p=&detail=true 8 http://daten.ivw.eu/index.php?menuid=1&u=&p=&detail=true 9 http://daten.ivw.eu/index.php?menuid=1&u=&p=&detail=true
Zeitung Untersuchte Auflage Gesamtauflage
Ostseezeitung 46.0574 142.0815
Nordkurier 29.9026 82.4477
Schweriner Volkszeitung 22.5288 89.4779
Graphik 1: Verbreitungsgebiet der untersuchten
Lokalausgabe der Schweriner Volkzeitung
7
1.3.1. Die Pressearbeit der Parteien Für den jeweiligen Vergleichszeitraum (20. April. bis 16. Mai 2013 und 20. August bis
16. September 2013) wurde die Arbeit der relevanten Pressestellen der
demokratischen Parteien auf Landesebene und der gewählten regionalen Ebene
(MV) analysiert und kategorisiert.
Als relevant eingestuft wurden alle Pressemeldungen aus den gewählten Regionen,
die von Parteien versandt wurden bzw. online verfügbar waren. Vorab wurden die 38
verschiedenen politischen Akteure Ende Mai 2013 postalisch mit der Bitte um Mithilfe
bei einer Studie angeschrieben. Die Resonanz war hier jedoch sehr gering (< 5),
sodass nach wenigen Wochen nochmals mittels E-Mail-Korrespondenz der Kontakt
gesucht wurde. Diesmal war die Erfolgsquote zwar höher, jedoch wurde dann nach
mehreren stichprobenartigen Gesprächen mit Mitarbeitern der Parteien beschlossen,
Graphik 2: Verbreitungsgebiet der untersuchten
Lokalausgabe der Ostsee-Zeitung
Graphik 3: Verbreitungsgebiet der untersuchten
Lokalausgabe des Nordkuriers
8
sich auf die online veröffentlichten Pressemitteilungen zu berufen.10 Berücksichtigt
wurden die Pressemeldungen der Parteien und Fraktionen, jedoch nicht die der
jeweiligen Stadtpolitiker. Alle Pressemeldungen wurden anschließend nach
thematischen Dimensionen untersucht und in Ressorts eingeordnet sowie nach
Zeitraum und Parteigegliedert analysiert.
1.3.2. Die (partei-)politische Berichterstattung in Mecklenburg-Vorpommern Im Rahmen der Untersuchung der parteipolitischen Berichterstattung wurden sowohl
formale Angaben wie Umfang, Platzierung, Bildanzahl etc. der Artikel erhoben als
auch inhaltliche Kriterien wie Art der Meldung, Thematisierung und ‒identisch zu den
Pressemitteilungen ‒ die Themendimensionen.
1.3.3. Vergleich der Pressemitteilungen und der Zeitungsartikel Abschließend wurden die Pressemitteilungen anhand verschiedener Variablen mit
den Artikeln verglichen, um die Determination messen zu können.
2. Analyse der Mitteilungen Im Rahmen dieser Studie wurden insgesamt 478 Pressemitteilungen der fünf
demokratischen, im Schweriner Landtag und (bis zur Bundestagswahl 2013) im
Bundestag vertretenen Parteien analysiert: Die Christlich Demokratische Union
(CDU), die Sozialdemokratische Partei Deutschland (SPD), das Bündnis ‘90/Die
Grünen, die Freie Demokratische Partei Deutschland (FDP) sowie die Linkspartei
(Die LINKE).
Für die Analyse wurden alle Pressemitteilungen berücksichtigt, die den folgenden
Kriterien entsprachen:
• Sie mussten online verfügbar sein.
• Sie wurden in den Zeiträumen vom 20. April. bis 16. Mai und vom 20. August
bis 16. September 2013 veröffentlicht.
• Sie stammten von Parteien, Landtags- und Bundestagsabgeordneten sowie
Fraktionen, die in dem Verbreitungsgebiet der drei untersuchten Zeitungen
agierten. 10 In der Stichprobe versicherten 100% der kontaktierten Personen, dass die Pressemitteilungen auch im Rahmen der jeweiligen Webauftritte veröffentlich werden.
9
• Die Verbreitungsgebiete wurden mithilfe der „verbreiteten Auflage“
eingegrenzt. So wurde in der Studie von den drei Zeitungen (Ostsee-Zeitung:
Hauptsaugabe Rostock; Schweriner Volkszeitung: Ausgabe Schwerin;
Nordkurier: Hauptausgabe Waren) jeweils das Verbreitungsgebiet der
jeweiligen Auflage als Basis genommen. In einem weiteren Schritt wurden
nachfolgend alle in Frage kommenden politischen Akteure und Institutionen
lokalisiert und analysiert, die in diesen Gebieten aktiv waren bzw. dort
Wahlkreise hatten. Die Pressemitteilungen der Landtagsparteien und -
fraktionen wurden ebenfalls vollständig einbezogen. Insgesamt wurden so die
Pressemitteilungen von 38 verschiedenen politischen Akteuren bzw.
Fraktionen analysiert (siehe Anhang). Jugendorganisationen wie Jusos, Grüne
Jugend, Junge Union etc. wurden nicht mit einbezogen.
In stichprobenartigen Anrufen bei den Parteien wurde von allen Kontaktpersonen
versichert, dass die versendeten Mitteilungen online verfügbar sind. Eine
Gewährleistung dafür kann in dieser Studie jedoch nicht übernommen werden.
Anspruch auf Vollständigkeit bzgl. der Abdeckung aller politischen
Pressemitteilungen in den untersuchten Verbreitungsgebieten kann daher ebenfalls
nicht zugesichert werden.
Partei PM insgesamt %
PM Mai 2013 %
PM Sept. 2013 %
CDU 114 24 % 53 25% 61 23%
SPD 72 15 % 30 14% 42 16%
Grüne 112 23 % 39 19% 74 28%
Linkspartei 155 33 % 72 35% 83 31%
FDP 24 5% 14 7% 10 3%
Gesamt 478 100 % 208 100% 270 100% Tabelle 2: Pressemitteilungen der Parteien
Tabelle 2 zeigt die Verteilung der insgesamt 478 Pressemitteilungen auf die fünf
untersuchten Parteien. Die meisten Pressemitteilungen verschickte die Linkspartei,
gefolgt von der CDU und den Grünen. Die SPD verschickte deutlich weniger
Pressemeldungen und den geringsten Output hatte die FDP.
10
Beachtenswert ist auch die Verteilung auf die beiden untersuchten Zeiträume: Im
zweiten Untersuchungszeitraum (September 2013) wurden insgesamt fast 30 %
mehr Pressemitteilungen versendet. Insbesondere das Bündnis 90/Die Grünen
haben im Zeitraum vor der Bundestagswahl offenbar eine verstärkte Pressearbeit
betrieben – hier wurden fast 40 % mehr Pressemitteilungen als im ersten
Untersuchungszeitraum versendet. Bei der SPD war es über ein Drittel mehr, bei der
Linkspartei circa ein Sechstel. Die FDP verringerte dagegen erstaunlicherweise ihren
Output.
2.1. Geographische Dimension der Pressemitteilungen Mit dieser Variablen wurde erhoben, welche geographischen Dimensionen in den
Pressemitteilungen behandelt wurden, d. h. ob sie sich mit lokalen, regionalen oder
bundespolitischen Themen auseinandergesetzt haben. Zu beachten ist hierbei, dass
die Stichprobe durch die Eingrenzung auf die Verbreitungsgebiete eine
Überrepräsentation der Gebiete rund um Rostock, Schwerin und Waren zur Folge
hat und daher nur bedingte aussagekräftig für das gesamte Bundesland
Mecklenburg-Vorpommern ist. Da manche Pressemitteilungen mehrere geo-
graphische Dimensionen betreffen, konnte hier zudem mehrfach codiert werden.
Häufigkeit %
Schwerin 105 16 %
Rostock 75 12 %
Waren an der Müritz 64 10 %
Mecklenburg Vorpommern 290 45,0 %
Bundesrepublik Deutschland 103 16 %
Europa 9 1 %
Gesamt 646 100 % Tabelle 3: Geographische Dimensionen der Pressemitteilungen
11
Abbildung 4: Geographische Dimensionen
Anhand der Tabelle ist zu erkennen, dass vor allem regionalpolitische Themen im
Fokus der Pressemitteilungen standen11. Daneben spielten lokale und
bundespolitische Themen eine in etwa gleich große Rolle. Bemerkenswert ist, dass
über 80 % aller analysierten Pressemitteilungen Themen behandelten, die
landespolitischen Themenbezug hatten. Europapolitik scheint für die politischen
Akteure in MV dagegen eher weniger von Interesse zu sein. Da in der Studie eine
Vollerhebung der Presseaktivitäten aller fünf Parteien im Verbreitungsgebiet der
untersuchten Zeitungen erhoben wurde, soll die folgende Tabelle die Aktivitäten in
den drei genannten Verbreitungskreisen aufschlüsseln:
Schwerin Rostock Waren Müritz
CDU 34 23 14
SPD 12 16 4
GRÜNE 12 19 11
FDP 2 0 0
Linkspartei 45 17 35
Gesamt 105 75 64 Tabelle 4: Verteilung der Pressemitteilungen nach Regionen N=244
Hier wird deutlich, dass die Pressearbeit der Parteien regional höchst unterschiedlich
ausfällt. Am auffälligsten ist die intensive Pressearbeit der Linkspartei in der Region
Mecklenburgische Seenplatte: Mehr als die Hälfte aller hier analysierten Meldungen
stammten von der Linkspartei. Ebenfalls auffällig: Die schwache regionale
Ausrichtung der FDP. In keiner der analysierten Pressemitteilungen aus den beiden
11 Der Einfachheit halber wurden andere Wahlkreise aufgrund der geringen Anzahl von Fällen (N=30) mit der restlichen Landespolitik zusammengeführt.
0,00%
10,00%
20,00%
30,00%
40,00%
50,00%
Schwerin Rostock Waren an der Müritz
Mecklenburg Vorpommern
Bundesrepublik Deutschland
Europa
12
Untersuchungszeiträumen wurde sich mit konkreten Themen der Regionen rund um
Rostock und Waren auseinandergesetzt.
2.2. Thematisierung der Pressemitteilungen Um das volle Spektrum der möglichen Themengebiete abzudecken und möglichst
differenziert aufzuschlüsseln, wurde in dieser Studie mit den Themendimensionen
gearbeitet12. Diese ermöglichen eine Einordnung in gesellschaftliche Themen-
bereiche, die auch bei den großen Presseagenturen wie der DPA verwendet
werden.
Sinn der Themendimensionen ist es, die Meldungen zu kategorisieren. Dies wurde in
der Studie anhand von 14 Oberkategorien vorgenommen, denen bis zu 42 weitere
Unterkategorien zugeordnet werden konnten. Eine Meldung konnte somit bis zu 169
verschiedene Themenbereiche abdecken. Der Einfachheit halber sind hier jedoch
nur die Oberkategorien zusammengefasst.
In der Studie konnten bei 478 Mitteilungen 995 Themenzuordnungen vorgenommen
werden. Es konnten pro Meldung bis zu vier Dimensionen zugeordnet und so eine
hohe Intercoderreliabilität erreicht werden. In der nachfolgenden Tabelle 5 sind alle
genannten Dimensionen aufgelistet, sowohl nach ihrer Gesamthäufigkeit
kategorisiert als auch nach Parteien. Es ist deutlich zu erkennen, dass –
quoderatdemonstrandum – die Parteien sich vor allem mit politischen Themen
auseinander-setzen. Am stärksten fokussiert hierbei die FDP auf klassische
Politikthemen: Fast 60 % ihrer Meldungen behandelten klassische politische
Themen. Darüber hinaus ist das Niveau relativ ausgeglichen, ausgenommen
einigerAusnahmen innerhalb der Pressemeldungen von Bündnis 90/ Die Grünen, die
deutlich häufiger Meldungen zu Umweltthemen herausgaben als die anderen
Parteien.
Dimension Häufigkeit insgesamt CDU SPD Die LINKE
Bündnis 90/Die
Grünen FDP %
insgesamt
Erziehung 69 20 12 11 19 7 6 %
Freizeit 42 16 7 11 7 1 4 %
12 Bzgl. der Themendimensionen wurde sich an gesellschaftliche Dimensionen angelehnt. Diese wurden nach Pre-‐Tests für diese Studie angepasst (siehe Anhang).
13
Gesellschaft 119 23 21 56 16 3 11 %
Gesundheit 39 6 12 11 9 1 4 %
Justiz 36 6 5 17 8 0 3 %
Kultur 27 4 3 13 6 1 3 %
Politik 445 95 64 129 125 32 41%
Soziales 64 15 10 31 8 0 6 %
Umwelt 32 5 1 9 17 0 3 %
Vermischtes 32 6 3 6 17 0 3 %
Wirtschaft 166 36 19 41 61 9 15 %
Wissenschaft 11 8 2 0 1 0 1 %
Gesamt 1082 240 159 336 298 54 100%
Tabelle 5:Pressemitteilungen nach Dimensionen N=1082
Da über 40 % der Meldungen im Ressort „Politik“ verortet sind, wurden dafür noch
sechs weitere Unterkategorien generiert13: Es zeigte sich, dass die Parteien eine
hohe Selbstreferenzialität aufwiesen. Fast 40 % der Pressemitteilungen handelten
von Parteiinterna, Wahlen und Diskussionen um Koalitionen. Die Berücksichtigung
von Regionalem und Nationalem ist ungefähr ausgeglichen. Außenpolitik wurde
kaum thematisiert.
Partei (Häufigkeit): CDU SPD Bündnis90/ Die Grünen FDP Die LINKE Gesamt %
Innenpolitik 5 4 9 12 25 55 12%
Außenpolitik und Diplomatie 2 4 5 1 3 15 3%
Demokratische Prozesse 54 20 55 10 35 174 39%
Institutionen National 21 22 24 3 21 91 20%
Institutionen Regional 12 12 31 5 40 100 22%
sonstiges 1 2 1 1 5 10 2%
13 Innenpolitik behandelt klassische innenpolitische Themen, zu Außenpolitik wird auch EU-Berichter- stattung gezählt, Demokratische Prozesse meint all diejenigen Thematisierungen und Prozesse, die für eine funktionierende Regierung notwendig sind, also Wahlen, Parteien (Aktivitäten) und Koalitionsbildungen,Institutionen National bedeutet die bundesrepublikanische Legislative, Institutionen Regional beinhaltet Länder-und Lokalthematiken. Unter Sonstiges ist alles Weitere aufgelistet.
14
Gesamt 95 64 125 32 129 445 100%
Tabelle 6: Verteilung der Pressemeldungen im Ressort „Politik“
2.3. Thematisierung nach Zeitraum Da sich eine der Forschungsfragen auf die Aktivität in einem „neutralen“ Zeitraum A
(04.-16.05.2014) und einen Zeitraum B kurz vor einer Wahl (04.-16.09.2014) bezog,
zeigt die folgende Tabelle noch einmal die 14 Oberkategorien, diesmal
aufgeschlüsselt nach den beiden Untersuchungszeiträumen.
Mai 2013 September 2013
Häufigkeit % Häufigkeit %
Erziehung 34 7% 35 6 %
Freizeit 21 4% 21 3 %
Gesellschaft 65 13% 54 9 %
Gesundheit 11 2% 8 5 %
Justiz 20 4 % 16 3 %
Kultur 13 3% 14 2 %
Notfälle 1 0% 6 1 %
Politik 184 37,0 % 261 45 %
Soziales 40 8 % 24 4 %
Umwelt 15 3 % 17 3 %
Vermischtes 9 2% 16 3 %
Wirtschaft 78 16 % 88 15 %
Wissenschaft 6 1% 5 1 %
Gesamt 497 100% 585 100 % Tabelle 7: Thematisierung nach Zeitraum N=1082
Vergleicht man die beiden Zeiträume miteinander, so fallen jedoch keine größeren
thematischen Veränderungen auf. Insgesamt ist neben dem generellen Anstieg des
Outputs lediglich eine leichte Steigerung von 7,7 % bei den Inhalten aus der
Kategorie „Politik“ (siehe fettgedruckte Zeile) erkennbar. Diese Steigerung geht
15
allerdings zur Hälfte auf wahlkampfbezogene Inhalte zurück. Dies ging vor allem zu
Lasten von Themen aus der Kategorie „Soziales“.
Auch hier sei noch einmal auf eine separate Auflistung der politischen
Thematisierungen in beiden Zeiträumen hingewiesen. Hier fällt vor allem die fast
180 %ige Steigerung an Themen rund um Wahlen, Politik in eigener Sache und
Koalitionen auf. Der Wahlkampf war voll im Gange. Dies ging vor allem zu Lasten
bundespolitischer Themen – mit anderen Worten: Die Parteien waren im Bundes-
tagswahlkampf so mit sich selbst und den Wahlen beschäftigt, dass die zugrunde
liegenden Strukturen der Bundesrepublik viel weniger behandelt wurden.
Dimension Mai 2013 Sept. 2013
Anzahl % Anzahl %
Innenpolitik 27 15 % 28 11 %
Außenpolitik & Diplomatie 3 2 % 12 5 %
Demokratische Prozesse 46 25 % 128 49 %
Institutionen National 55 30 % 36 14 %
Institutionen Regional 50 27 % 50 19 %
Sonstiges 3 2 % 7 3 %
Gesamt 184 100 % 261 100 % Tabelle 8: Thematisierung nach Zeitraum
2.4. Parteienaufschlüsselung Hier geht es um die Aufschlüsselung der o. g. Kategorien auf die Parteien.
Untersucht wurde, welche Partei über welche Themen berichtet hat. Für eine
bessere Übersichtlichkeit wird hierbei auf eine Darstellung der beiden Zeiträume
verzichtet, da sich im Vergleich lediglich der gesamte Output vergrößert hat, die
Themenverteilung jedoch weitgehend stabil geblieben ist.
2.4.1. CDU Insgesamt kam die CDU in ihren Pressemitteilungen auf 240 Thematisierungen und
nimmt ausgehend davon Rang 3 ein. Interessant ist allerdings, dass der Bereich
„Wissenschaft“ bei der CDU am häufigsten Erwähnung findet. Auch wenn es sich
16
dabei um „nur“ 8 Meldungen handelt, sind dies dennoch mehr als doppelt so viele
Nennungen zu diesem Thema als bei allen anderen Parteien zusammengenommen
(insgesamt drei).
Tabelle 9: Themendimensionen der Pressemitteilungen der CDU
2.4.2. SPD Die SPD bliebt ihren Kernthemen treu: Sie äußerte sich am häufigsten zu sozial- und
gesundheitspolitischen Themen wie z. B. zu Pflegeberufen. Zu wirtschaftlichen
Themen hingegen gab sie prozentual die wenigsten Pressemitteilungen heraus, auch
wenn es sich hierbei nur um Unterschiede von wenigen Prozentpunkten handelt.
Häufigkeit %
Erziehung 20 8 %
Freizeit 16 7 %
Gesellschaft 23 10 %
Gesundheit 6 3 %
Justiz 6 3 %
Kultur 4 2 %
Politik 95 39 %
Soziales 15 6 %
Umwelt 5 2 %
Vermischtes 6 3 %
Wirtschaft 36 14 %
Wissenschaft 8 3 %
Gesamt 240 100 %
Häufigkeit %
Erziehung 12 8 %
Freizeit 7 4 %
Gesellschaft 21 13 %
17
Tabelle 10: Themendimensionen der Pressemitteilungen der SPD
2.4.3. FDP Die FDP leistete von allen untersuchten Parteien am wenigsten Pressearbeit. Dies
schlägt sich auch auf die Thematisierungen wieder: Nur 54 Bereiche konnten
zugeordnet werden. Die weitere Auswertung hat zudem gezeigt, dass sich die Partei
dabei vor allem mit Landespolitik auseinandergesetzt hat. Die Häufigkeit von
Wirtschaftsmeldungen ist wider Erwarten schwächer ausgeprägt als bei anderen
Parteien, dafür veröffentlichte die FDP überdurchschnittlich viele Pressemitteilungen
zu Erziehungsthematiken.
Häufigkeit %
Erziehung 7 13 %
Freizeit 1 2 %
Gesellschaft 3 5 %
Gesundheit 1 2 %
Kultur 1 2 %
Politik 32 59 %
Wirtschaft 9 17 %
Gesamt 54 100 % Tabelle 11: Themendimensionen der Pressemitteilungen der FDP
Gesundheit 12 8 %
Justiz 5 3 %
Kultur 3 2 %
Politik 64 40 %
Soziales 10 6 %
Umwelt 1 1 %
Vermischtes 3 2 %
Wirtschaft 19 12 %
Wissenschaft 2 1 %
Gesamt 159 100 %
18
2.4.4. Bündnis 90/ Die Grünen Das Bündnis 90/ Die Grünen bleiben ebenfalls ihren Kernthemen treu: Keine andere
Partei veröffentlichte mehr Meldungen zu Umweltthemen. Nicht unbedingt zu
erwarten war daneben der hohe Anteil an Meldungen zu wirtschaftlichen Themen
(Werftenkrise). Auch in dieser Kategorie veröffentlichte die Partei die mit Abstand
meisten Meldungen unter den fünf untersuchten Parteien. Insgesamt kommt die
Partei auf 293 unterschiedliche Thematisierungen und nimmt dabei den zweiten
Rang ein. Im Einzelnen stellt sich die Verteilung der Themen bei der Partei wie folgt
dar:
Häufigkeit %
Erziehung 19 7%
Freizeit 7 2 %
Gesellschaft 16 6 %
Gesundheit 9 3 %
Justiz 8 2%
Kultur 6 2 %
Politik 125 43 %
Soziales 8 3 %
Umwelt 17 6 %
Vermischtes 17 6 %
Wirtschaft 61 20 %
Wissenschaft 1 0 %
Gesamt 294 100 % Tabelle 12: Themendimensionen der Pressemitteilungen von Bündnis 90/ Die Grünen
2.4.5. Die LINKE Die LINKE kam auf 332 Thematisierungen. Der Großteil entfiel dabei auf die Themen
Politik und Gesellschaft. Zu letzterem Thema veröffentlichte Die LINKE ebenfalls die
meisten Mitteilungen aller fünf Parteien. Neben einem erwartungsgemäß hohen Wert
19
auch in der Kategorie „Soziales“ ist zudem der mit 5,5 Prozent recht hohe Anteil an
Justizthemen bemerkenswert. Tabelle 13: Themendimensionen der Pressemitteilungen der Linkspartei
2.5. Fazit der Pressemitteilungen Bei der Analyse der Pressemitteilungen hat sich gezeigt, dass die Parteien
unterschiedlich stark aktiv in ihrer Pressearbeit sind. So veröffentlichte die
Linkspartei gut sechsmal so viele Pressemitteilungen wie die FDP. Ebenfalls zeigte
der Vergleich der beiden Zeiträume eine Steigerung der Pressearbeit bei fast allen
Parteien. Die Themengewichtung der Parteien ist, relativ gesehen, ausgeglichen. Es
fällt jedoch auf, dass die klassischen Kernthemen der Parteien jeweils stärker betont
werden (z.B. Bündnis 90/ die Grünen: Umwelt etc.).
Häufigkeit %
Erziehung 11 3 %
Freizeit 11 3 %
Gesellschaft 56 17 %
Gesundheit 11 3 %
Justiz 17 5 %
Kultur 13 4 %
Politik 129 39 %
Soziales 31 9 %
Umwelt 9 3 %
Vermischtes 5 2 %
Wirtschaft 41 12 %
Gesamt 334 100 %
20
3. Analyse der Zeitungen Anschließend an die Analyse der Pressemitteilungen sollen in diesem Abschnitt die
wesentlichen Erkenntnisse der Zeitungsanalyse vorgestellt werden. Es werden
formale und inhaltliche Kriterien unterschieden.
3.1. Formale Kriterien In der Verteilung der Zeitungen wurden 299 Artikel der Ostsee-Zeitung, 193 Artikel
des Nordkuriers und 279 Artikel der Schweriner Volkszeitung untersucht. Grundlage
waren alle Artikel, die eine politische Parteiennennung beinhalteten, unabhängig von
welcher Partei. In diesem Abschnitt sollen die formalen Kriterien, nach denen
untersucht wurde, vorgestellt werden. In Tabelle14 werden alle formalen Kriterien
vorgestellt:
OZ NK SVZ Gesamt
Anzahl Artikel 299 193 279 771
Anzahl Artikel in % 39 25 36 100
Autorennennung 151 129 163 443
Autorennennung in % innerhalb der
Zeitung 50% 67% 58% 57 %
Ø- Umfang in mm 241,87 288,77 247,87 257,5
Prozentualer Anteil an der Seite 13% 22% 16% 17%
Bilder innerhalb der Zeitung 164 114 127 405
Bild in % innerhalb der Zeitung 55% 59% 45 % 53%
Durchschnittliche Seitenanzahl gesamt 32,4 30,1 24,8 29,34
Seitenverteilung - Politik allgemein 1,47 2,45 1,13 1,68
Seitenverteilung - Wirtschaft 0,93 0 0,8 0,58
Seitenverteilung - Bundesland 2,12 2,05 2,2 2,12
Seitenverteilung - Lokal 6,13 6,5 5,53 6,05
Seitenverteilung - Kultur 0,99 1,4 0,8 1,06
Seitenverteilung - Sonstiges 10,31 11,75 6,6 9,55
21
Seitenverteilung - Sport 3,44 3,6 3,7 3,58 Tabelle 14: Formale Kriterien der Zeitungsanalyse
Es wird deutlich, dass der Gesamtumfang der Artikel (und der dazugehörigen Bilder)
bei den Zeitungen divergiert: Artikel des Nordkuriers sind dementsprechend die
umfangreichsten, gefolgt von der Ostsee-Zeitung und der Schweriner Volkszeitung.
Die Prozentzahl zeigt dieses Verhältnis im Spiegel der unterschiedlichen Formate, in
denen die Zeitungen erscheinen: Während der durchschnittliche Artikel im Ressort
„Politik“ des Nordkuriers fast ein Fünftel einnimmt, sind es in der Ostsee-Zeitung
„nur“ 13 %. Dies ist allerdings auch auf die unterschiedlichen Formate
zurückzuführen. So druckt der Nordkurier beispielsweise im Berliner Format. Autoren
werden mit 443 Nennungen in 771 Artikeln in durchschnittlich 57 % aller Artikel
genannt, besonders häufig im Nordkurier (67 %). In 32 aller 771 Artikel wurde auch
ein Zweit-und/oder Drittautor genannt. Bilder sind ebenfalls in knapp über der Hälfte
der Artikel ein Stilelement. Hier ist es wieder der Nordkurier, der seine politischen
Berichte am meisten bebildert. Die Seitenverteilungen14 (Beilagen wurden in die
Kategorie Sonstiges eingeordnet) zeigen ähnliche Gewichtungen innerhalb der
Zeitungen. Zu erwähnen ist hier, dass der Nordkurier Wirtschaft und Politik
zusammenführt. Für die Studie besonders interessant ist hierbei die ähnliche
Verteilung von „lokal“ und „Bundesland“: Beiden Themenbereichen wird in den drei
Zeitungen eine ähnliche Gewichtung beigemessen.
3.1.1. Veränderungen in den Zeiträumen Da eingangs auch die These formuliert wurde, dass sich aufgrund der
bundespolitisch unterschiedlich gestalteten Zeitlagen, die Präferenzen der Zeitungen
veränderten, nachfolgend eine Auflistung der Veränderung der Zeiträume:
Mai 2013 Sept. 2013 Gesamt
Anzahl Artikel 393 378 771
Anzahl Artikel in % 51% 49% 100 %
Autorennennung 218 225 443
Autorennennung in %im Zeitraum 55% 60% 57%
14 Die Titelseite und Seite 3 wurden bei allen drei Zeitungen extra gezählt.
22
Ø- Umfang in mm 251,69 288,77 260,2
Prozentualer Anteil an der Seite 16% 17% 17%
Bilder in Artikel während des Zeitraums 202 203 405
Bilder in & während des Zeitraums 51% 54% 53%
Durchschnittliche Seitenanzahl gesamt 28,77 29,6 29,34
Seitenverteilung - Politik allgemein 1,59 1,96 1,75
Seitenverteilung - Wirtschaft 0,55 0,64 0,87
Seitenverteilung - Bundesland 2,07 2,12 2,095
Seitenverteilung - Lokal 6,33 6,24 6,28
Seitenverteilung - Kultur 1,11 2,58 1,84
Seitenverteilung - Sonstiges 11,37 2,58 6,975
Seitenverteilung - Sport 3,48 3,52 3,5 Tabelle 15: Veränderungen in der formalen Gestaltung in beiden untersuchten Zeiträumen
Man erkennt, wider Erwarten, einen leichten Rückgang der Artikel, allerdings
verbunden mit einem minimalen Anstieg des Umfangs. Schaut man sich sonst die
Unterschiede zwischen den Zeiträumen an, erkennt man, dass das Verhältnis sehr
ausgewogen ist. Man kann von einem minimalen Anstieg der Politikberichterstattung
im zweiten Zeitraum sprechen, doch sind dies nur Nuancen. Die Ausnahme in der
Kategorie Sonstiges ist durch viele Sonderbeilagen im ersten Zeitraum zu erklären.
3.1.2. Platzierung Neben der Frage nach der Platzierung ist interessant, auf welchen Seiten in der
Zeitung die meisten politischen Artikel zu finden sind. Fast 75 % der politischen
Meldungen mit Parteinennungen sind dabei auf den ersten sieben Seiten zu finden.
Hieran lässt sich auch die Verteilung innerhalb der Zeitungen gut erkennen: So
finden sich politische Themen in der Ostsee-Zeitung (Hauptteil: acht Seiten)
vorzugsweise auf Seite 4, ein Viertel aller untersuchten politischen Artikel der
Ostsee-Zeitung waren hier zu finden. Bei der Schweriner Zeitung (Hauptteil: acht
Seiten) ist das Verhältnis relativ ausgeglichen, ähnlich wie im Nordkurier (Hauptteil:
zehn Seiten), in dem die meisten Artikel auf den Seiten 4,5 und 6 zu finden sind.
23
Tabelle 16: Platzierung der Artikel 3.2. Inhaltliche Kriterien Neben den formalen Kriterien wurden in der quantitativen Inhaltsanalyse auch
inhaltliche Aspekte untersucht. Gemäß des Ziels der Untersuchung von lokalem und
regionalem Journalismus, sollte herausgefunden werden, auf welchen
geographischen Dimensionen der Hauptschwerpunkt der journalistischen Arbeit liegt
und inwieweit die Zeitungsartikel die Informationen aufbereiten. Des Weiteren sollen
in diesem Abschnitt das Verhältnis zwischen den Zeitungen, respektive untersuchten
Artikeln und Parteien, beleuchtet werden. Darüber hinaus soll eine Analyse der
genannten Politiker und der verwendeten Quellen stattfinden. Partiell werden
zusätzlich noch die beiden Zeiträume miteinander verglichen.
3.2.1. Thematisierung Mit der Thematisierungsvariablen wurde untersucht, auf welchen politischen
Auswirkungen die Hauptaussage der Artikel lag ,d. h. ob auf dem Schwerpunkt lokal,
regional oder bundesweit. Die Kategorie Sonstiges fasst hier andere Thematiken
Seite OZ % NK % SVZ
Gesamt %
1 40 13% 19 10% 20 7% 79 10%
2 14 5% 18 9% 29 10% 61 8%
3 9 3% 4 2% 17 6% 30 4%
4 73 24% 26 14% 37 13% 136 18%
5 45 15% 33 17% 26 9% 104 14%
6 36 12% 12 6% 29 10% 77 10%
7 10 3% 35 18% 46 17% 91 12%
8 3 1% 7 4% 4 1% 14 2%
Gesamt 230 76% 154 80% 208 73% 592 78%
24
zusammen wie z.B. Auslandseinsätze, Olympia etc. Im Gegensatz zu den anderen
Dimensionen konnte hier nur jedem Artikel eine Dimension zugeordnet werden, da
mögliche Überschneidungen das Gesamtbild hinsichtlich untersuchter Effekte in den
beiden Zeiträumen verzerrt hätten.
Ostseezeitung Nordkurier SVZ
Häufigkeit % Häufigkeit % Häufigkeit %
Lokal 83 28% 61 31% 66 24 %
Meck.-Vorpom. 70 24% 46 24% 78 28 %
BRD 119 40% 67 35% 97 35 %
Europa 6 2 % 3 2% 7 2 %
Sonstiges 17 6% 16 8% 31 11 %
Gesamt 295 100% 193 100% 279 100% Tabelle 17: Themenschwerpunkte der ArtikelN = 767, System/fehlend: 4
Es zeigte sich, dass lokale und mecklenburgische Thematiken in allen drei Zeitungen
mind. 50 % der politischen Berichterstattung einnahmen. Im Nordkurier wird am
stärksten der Fokus auf lokale Berichterstattung gelegt, dagegen werden in der SVZ
am stärksten landespolitische Thematiken präsentiert. Die OZ legt von allen drei
Zeitungen ihren Fokus vorrangig auf die Bundespolitik.
Interessant ist hierbei die Betrachtung der beiden Zeiträume. Hier zeigt sich wider
Erwarten, dass in dem Zeitraum vor der Wahl (September 2013) weniger über
Bundespolitik berichtet wurde als in dem Zeitraum zuvor (Mai 2013). Die Wahl
überdeckt zwar mit ihrem singulären Charakter das andere politische Geschehen –
durch den Fokus hierauf geht aber auch Themendiversität verloren:
Lokal Meckl.-Vorp. BRD Europa Sonstiges Gesamt
Mai 2013 108 (27%) 94 (24 %) 164 (42%) 7 (2%) 19 (5%) 392
Sept. 2013 102 (27%) 100 (27%) 120 (32%) 9 (3 %) 45 (12 %) 376
Gesamt 210 (27%) 194 (25%) 284 (37 %) 16 (2 %) 64 (9 %) 768
Tabelle 18: Themenschwerpunkte der Artikel in beiden untersuchten Zeiträumen
25
3.2.2. Art der politischen Meldung Hier wurde untersucht, inwieweit die Artikel den politischen Sachverhalt
thematisieren. Ein Aufmacher ist eine kurze Einführung in die Thematik, die in der
Hälfte der untersuchten Fälle und Zeitungen (53 %) auf der ersten Seite zu finden ist
und auf weiteren Seiten eine Inhaltsvertiefung anbietet. Die Meldung ist durch einen
kurzen Themenumriss charakterisiert, während der Bericht ausführlicher auf den
Inhalt eingeht und versucht, Hintergrundinformationen zu liefern. Essays, Glossen,
aber auch redaktionelle Kommentare werden separat in der Kategorie Sonstiges
angezeigt.
Tabelle 19: Art der politischen Meldungen in den untersuchten Zeitungen
Auffällig ist, dass sowohl im Nordkurier als auch in der Ostsee-Zeitung über 50 % der
Artikel vermehrt Hintergrundwissen bieten, während die Schweriner Volkszeitung
stärker auf kurze Berichte setzt. Dies liegt allerdings auch in der Nähe zur
Landeshauptstadt begründet, da z. B. Terminankündigungen der Parteien hier
wesentlich öfter zu finden sind als bei den anderen Zeitungen. Sonstige
Darstellungsformen sind noch am meisten bei der SVZ anzutreffen, befinden sich
aber bei allen Zeitungen in der Minderzahl. In der separaten Darstellung der
Zeiträume erkennt man neben einem generellen Rückgang von Artikeln vor allem
eine Zunahme von „kurzen Meldungen“. Dies ist mit Wahlkampfauftritten und
ähnlichen Veranstaltungen zu erklären.
Häufigkeit
OZ % OZ
Häufigkeit NK
% NK
Häufigkeit SVZ
% SVZ
Aufmacher 25 8% 21 11% 44 16%
kurze Meldung 110 37% 55 29% 128 46%
Bericht 151 51% 111 57% 87 31%
Sonstiges 12 4% 6 3% 20 7%
Gesamt 298 100% 193 100% 279 100%
Aufmacher kurze
Meldung Bericht Glosse/ Essay Sonstiges Gesamt
Mai 2013 49 (13 %) 130 (33 %) 191 (49 %) 7 (2 %) 15 (3%) 392
Sept. 2013 41 (11 %) 163 (43 %) 158 (42 %) 7 (2 %) 9 (2 %) 378
Gesamt 90 (12 %) 293 (38 %) 349 (45 %) 14 (2 %) 24 (3 %) 770
26
Tabelle 20: Art der politischen Meldungen in den beiden untersuchten Zeiträumen
3.2.3. Parteiennennungen in den Zeitungen Dieser Abschnitt beantwortet die Frage, wie häufig die verschiedenen
demokratischen Parteien in den Medien genannt wurden. Tabelle 20 verdeutlicht die
Häufigkeiten der genannten Parteien in den Zeitungen15. Als erstes fällt auf, dass die
großen Parteien zusammen 98 % aller Parteinennungen ausmachen. SPD und CDU
werden hierbei doppelt so häufig wie die anderen Parteien genannt. Dabei nimmt die
SPD mit fast 405 Nennungen knapp den Spitzenplatz ein, dahinter kommt die CDU
mit 395 Nennungen. Auf Platz drei folgen Die LINKE, danach Bündnis 90/ Die
Grünen.
Interessant ist bei der Betrachtung der anderen Parteien die Tatsache, dass circa
70 % der sonstigen Parteiennennungen im ersten Zeitraum stattfanden und nicht,
wie vermutet, kurz vor der Bundestagswahl (Stichwort AFD). Dies ist mit dem
kurzzeitigen Erfolg der Piratenpartei zu erklären, an der jedoch nach kurzer Zeit das
mediale Interesse bereits wieder zurückging.
Partei Häufigkeiten %
SPD 405 31%
CDU 395 30%
Bündnis '90/Grüne 187 14%
Die LINKE 162 13%
FDP 151 12%
Sonstiges 26 2% Tabelle 21: Häufigkeit von Parteiennennungen N=1326
Interessant wird die Parteienbetrachtung bei der Zeitungsaufschlüsselung. Hier zeigt
sich, dass vor allem die Ostsee-Zeitung darum bemüht ist, möglichst viele politische
Parteien „zu Wort“ kommen zu lassen: Mit 528 Nennungen belegt sie diesbezüglich
den Spitzenplatz. Dahinter folgen Schweriner Volkszeitung mit 466 und der
15 Da hier z. T. mehrere Parteien in einem Artikel erwähnt wurden, sind Mehrfachnennungen möglich.
27
Nordkurier mit 306 Parteinennungen. In der Auswahl zeigen die drei Zeitungen eine
ähnliche Gewichtung auf die verschiedenen Parteien und haben einen maximale
Schwankungsbreite (Varianz) von 5 %. Größte Ausnahme ist die Schweriner
Volkszeitung mit den häufigsten Nennungen der Linkspartei, ein Umstand, der der
Tatsache geschuldet ist, dass die Bürgermeisterin der Stadt Schwerin Mitglied in der
Linkspartei ist.
Tabelle 22: Häufigkeit von Parteiennennungen in den untersuchten Zeitungen 3.2.4. Weitere Quellen Journalistisch saubere Arbeit zeichnet sich unter anderem durch Quellentransparenz
und -nennung auf. In unserer Studie fragten wir nach den weiteren Quellen, die in
den Artikeln angegeben wurden und danach, wie häufig, unabhängig von der
Autorennennung (vgl. 3.1), andere Medien wie die DPA (Deutsche Presse Agentur)
oder auch andere Institutionen als Quelle genannt wurden.
Bei den 132 weiteren Quellenbezeichnungen wurde als häufigste außerredaktionelle
Quelle die DPA mit insgesamt 30 Nennungen angeführt, das entspricht knapp 23 %
aller Artikel. Des Weiteren wurde das Innenministerium und die BILD16 angegeben.
Insgesamt zwanzig Mal wurden Ministerien des Bundes oder des Landes als Quelle
genannt. Kein einziges Mal wurde sich offiziell auf eine Pressemitteilung der Parteien
berufen. Bei den Medien zeigt sich, dass eben neben der BILD vor allem die
bekannten Qualitätsmedien Süddeutsche und Spiegel erwähnt werden. Der
öffentlich-rechtliche Rundfunk wurde insgesamt 12-mal als Quelle angegeben.
16 BILD und BILD am Sonntag, sowie WELT und WELT am Sonntag wurden hierbei zusammengeführt.
OZ % NK % SVZ % Gesamt %
CDU 159 30% 99 32% 137 29% 395 30%
SPD 160 30% 102 33% 143 31% 405 31%
Bündnis '90/Grüne 80 15% 39 13% 68 15% 187 14%
FDP 62 12% 37 12% 52 11% 151 12%
Linkspartei 67 13% 29 10% 66 14% 162 13%
Gesamt 528 100% 306 100% 466 100% 1300 100%
28
5 häufigsten Quellen 5 am häufigsten zitierte Medien
DPA (30) BILD (6)
Innenministerium MV / BILD (6) Süddeutsche (5)
NDR / Süddeutsche (5) SPIEGEL / ARD (4)
SPIEGEL / ARD (4) WELT / STERN (3)
Kulturministerium / WELT / STERN (3) OZ / Tagesspiegel / Focus (2) Tabelle 23: Weitere verwendete Quellen N=132
3.2.5. Meistgenannte Personen In den untersuchten 771 Artikeln mit Parteienbezug wurden insgesamt 365
verschiedene Politiker und Politikerinnengenannt. In den nachfolgenden Tabellen
wurde nach den meistgenannten Personen insgesamt und speziell in Mecklenburg-
Vorpommern unterschieden.
Bei der Betrachtung der insgesamt meistgenannten Politiker fällt sofort die Dominanz
Angela Merkels auf: Sie wurde in über 100 Artikeln als politische
Entscheidungsträgerin genannt, mit deutlichem Abstand dazu folgt SPD-
Kanzlerkandidat Peer Steinbrück mit 57 Nennungen. Das Rotationsprinzip von
Bündnis 90/ Die Grünen zeigte bei den Zeitungen Wirkung, hier ragt keiner der
Politiker deutlich hervor. Bei der FDP war nicht der Spitzenkandidat Rainer Brüderle
der meistgenannte Mann, sondern Philipp Rösler. Interessant bei der Linkspartei ist
die Tatsache, dass die beiden insgesamt am meisten erwähnten Politiker eben auch
diejenigen aus Mecklenburg-Vorpommern sind.
Tabelle 24 verdeutlicht, dass es Politiker „kleinerer“ Parteien im Landeskontext
deutlich schwerer haben, Erwähnung zu finden, als die Politiker der beiden großen
Landesparteien. So kommt der erstgenannte Landespolitiker der FDP nur auf knapp
halb so viele Nennungen des am dritthäufigsten genannten Politikers der CDU.
Meistgenannt: Insgesamt Politiker 1 Politiker 2 Politiker 3
CDU A. Merkel (102) L. Caffier (37) H. Seehofer (23)
SPD P. Steinbrück (57) E.Sellering (44) T. Backhaus (39)
Bündnis 90/die Grünen J. Trittin (10) H. Matthäus (8) J. Saalfeld / S. Briese -
Finke / H. Terpe (6)
29
Linkspartei S. Bockhahn (12) D. Bartsch (11) G. Gysi (8)
FDP Ph. Rösler (20) R.Brüderle / H. Reinhold (7)
D. Bahr / Th. Heldberg (5)
Tabelle 24: Meistgenannte Politikerinnen und Politiker (gesamt)
Meistgenannt:MV Politiker 1 Politiker 2 Politiker 3
CDU L. Caffier (37) H. Glawe (21) D. Monstadt (13)
SPD E.Sellering (44) T. Backhaus (39) M. Brodkorb (30)
Bündnis 90/die Grünen
H. Matthäus (8)
J. Saalfeld / S. Briese-Finke / H.Terpe (6)
J. Gerkau (5)
Linkspartei S. Bockhahn (12) D. Bartsch (11) P. Ritter (7)
FDP H. Reinhold (7) R. Domke (4) Th. Heldberg (5) Tabelle 25: Meistgenannte Politikerinnen und Politiker (MV)
3.2.6. Verordnetes Ressort17 In dem verordneten Ressort wurden die Artikel mit Parteimeldungen – wie auch
schon die Pressemitteilungen ‒ anhand der, für diese Studie optimierten Themen-
dimensionen eingeordnet. Jeder Artikel konnte bis zu vier Dimensionen zugeordnet
werden, damit im späteren Vergleich diese mit den Dimensionen der
Pressemitteilungen verglichen werden konnten. Die Themendimensionen bieten hier
weniger Einordnung als die Kategorisierung der Pressemitteilungen, sie weisen
vielmehr darauf hin, welche Thematiken in den Artikeln betont werden.
Bei der Betrachtung der Dimensionen sind teilweise Unterschiede in der
Themengewichtung zwischen den Zeitungen erkennbar. So fällt bei der Ostsee-
Zeitung die justiziale und wirtschaftliche Betonung bei Thematiken mit Parteien-
nennungen auf. Die Schweriner Volkszeitung fokussiert bei der Darstellung auf
soziale Folgen und Gesundheit. Der Nordkurier hat, trotz der geringsten Menge an
gezählten Artikeln, die absolut meisten Nennungen bei kulturellen Themen.
17 Aufgrund der geringen Unterschiede zwischen den Zeiträumen (siehe 3.1.1) wird in diesem Punkt auf eine separate Auflistung verzichtet.
30
Zeitung OZ NK SVZ Gesamt %
Dimension
Erziehung 27 19 29 75 4 %
Freizeit 22 25 17 64 3%
Gesellschaft 44 32 55 131 7%
Gesundheit 15 22 35 72 4%
Justiz 42 18 25 85 4%
Kultur 36 37 36 109 6%
Politik 337 200 331 868 46%
Soziales 18 25 33 76 4 %
Umwelt 33 23 32 88 4%
Vermischtes 34 28 34 96 5%
Wirtschaft 93 52 77 222 12%
Wissenschaft 5 1 3 9 0%
Gesamt 706 482 707 1895 100,2% Tabelle 26:Ressorts der Artikel N=1895
Mit einer maximalen Varianz von 6 % wurden die Thematiken in den Presse-
mitteilungen ähnlich wie in den Zeitungen gewichtet, d. h. die verwendeten Ressorts
zeigen in ihrer Betonung keine große Schwankungsbreite. Dies kann sowohl als
Beweis für die höhe Intercoderreliabilität, die die Themendimensionen bieten,
gewertet werden, als auch als Beweis für die gegenseitige Adaption und Induktion
der beiden Systeme Journalismus und PR.
Bei Betrachtung der genauen Auflistung der Politik-Dimensionen, sind ähnliche
Werte zu erkennen: Auch hier liegen die Zeitungen in der Betonung der Themen sehr
nah beieinander. Die Varianz beträgt hier maximal 9 Prozentpunkte. Im Vergleich mit
den Pressemitteilungen wird ähnlich stark gewichtet, die Parteien betonen allerdings
mehr die Arbeit von Institutionen wie dem Bundes- und Landtag als das in den
Zeitungen der Fall ist. Dimensionen wie Wahlen und Parteienpolitik macht auch hier
den Großteil der Parteiberichterstattung aus.
31
Ostseezeitung Nordkurier Schweriner Volkzeitung
Innenpolitik 43 25 53
% 13% 18% 16%
Außenpolitik und Diplomatie 30 12 26
% 9% 6% 8%
Demokratische Prozesse 142 70 142
% 40% 31% 40%
Institutionen National 39 39 35
% 10% 15% 14%
Institutionen Regional 57 40 57
% 14% 15% 14%
sonstiges 26 14 18
% 6% 5% 4%
Gesamt 337 200 331 Tabelle 27:Vergleich der Ressorts von Pressemitteilungen und Artikeln
3.3. Fazit Zeitungen Bei der Betrachtung der Zeitungen ergibt sich zunächst ein gutes Bild: in ihrer
Akzentuierung, Seitenverteilung und politischen Parteiennennung liegen die
Zeitungen auf ähnlichem Niveau, völlig unabhängig von der Artikelanzahl oder vom
Umfang. Ferner wird in allen drei Zeitungen mit über 50 % ein starker Fokus auf das
Lokale und Regionale bei der Politikberichterstattung gelegt. Zu kritisieren ist einzig
teilweise die seltene Autorennennung, hier besteht bei allen Zeitungen noch
Steigerungspotenzial.
4. Vergleich der Pressemitteilungen und der Zeitungsartikel Nach der Analyse der Pressemitteilungen und der Zeitungen soll in diesem Kapitel
die Forschungsfrage geklärt werden, nämlich inwieweit von einer Beeinflussung des
Journalismus seitens der Politik-PR gesprochen werden kann.
32
4.1. Vorgehen / Forschungsdesign Die 771 Zeitungsartikel und 478 Pressemitteilungen wurden anhand von acht
verschiedenen Variablen miteinander verglichen:
1. Politische Parteiennennung
2. Themendimensionen (bis zu vier Dimensionen pro Pressemitteilung und
Artikel)
3. Namen von politischen Akteuren (bis zu drei Namen pro Pressemitteilung und
Artikel)
Es wurden alle Pressemitteilungen, die z. B. mit der Kategorie „CDU“ codiert wurden
mit allen Zeitungsartikeln, die ebenfalls mit dieser Kategorie gekennzeichnet wurden,
konfrontiert. Um eine hohe Reliabilität zu garantieren, wurden dabei sowohl die
Dimension als auch die Namen der politischen Akteure verglichen. Eine
Übereinstimmung war nur dann gegeben, wenn sich der Artikel empirisch
nachweislich auf die Pressemitteilung bezog oder diese als Quelle angegeben war
(kein Treffer). Bei der Übernahme wurde verglichen, wie viele Zeilen des Artikels
wortwörtlich der Pressemitteilung entnommen wurden. Dieser Wert wurde auf die
Gesamtanzahl der Zeilen hochgerechnet, um dann im Abschluss den Prozentwert zu
berechnen.
Im Unterschied zu der Studie von Donsbach und Wenzel (2002) haben wir in unserer
Untersuchung nicht versucht, primär zu belegen, inwieweit die Pressemitteilung
Quelle der Artikel sind. Obwohl wir in circa 7-10 % der Fälle eine ähnliche
Berichterstattung nachweisen konnten bzw. die Pressemitteilung durchaus hätte
Quelle des Artikels sein können, ist dies auf der Grundlage unserer Daten nicht
eindeutig nachweisbar. Es wäre genauso gut möglich, dass der Journalist z. B. im
Landtag selbst die Akteure befragt hat und nicht auf eine Pressemitteilung
zurückgegriffen hat. Daher haben wir uns nur auf empirisch belegbare
Textübernahmen konzentriert.
4.2. Ergebnis Der Vergleich der Pressemitteilungen mit den Zeitungsartikeln zeigte genau sieben
Treffer, damit ist die Übernahmequote unter 1 % aller untersuchten Zeitungen.
PM PM Zeitung Prozentuale Übernahme Zeitung
33
Von: Datum Datum
Bündnis 90/Grüne 050913 060513 13% SVZ
Bündnis 90/Grüne 090913 100913 78% SVZ
SPD 150513 160513 64% SVZ
Die LINKE 150513 160513 12% OZ
Die LINKE 060913 070913 20% NK
Die LINKE 060913 070913 100% SVZ
Die LINKE 120913 130913 100% SVZ Tabelle 28:Vergleich der Pressemitteilungen mit den Zeitungsartikeln
Von diesen sieben Meldungen wurde eine einzige Meldung komplett übernommen
und nicht gekennzeichnet mit „nach eigenen Angaben“ oder „gab gestern bekannt“.
Mit einer Ausnahme wurden darüber hinaus nur Meldungen übernommen, die von
den Landesverbänden versendet wurden.
5. Gesamtfazit der Studie & Ausblick Diese Studie versuchte sich der Frage nach dem Zusammenspiel der politischen
Berichterstattung in regionalen Tageszeitungen und der Pressearbeit der
demokratischen Parteien zweigeteilt zu nähern. Zum einen durch die Sammlung und
Analyse von Pressemitteilungen, zum anderen durch die Untersuchung der
Zeitungsartikel. Diese wurden im letzten Schritt dann miteinander verglichen, um zu
sehen, ob es wirklich eine Determination des Lokaljournalismus durch politische
Parteien-PR gibt.
Als Fazit muss festgehalten werden, dass gerade mal 1 % der untersuchten Artikel
empirisch auf Pressemitteilungen zurückzuführen sind, zusätzlich gab es eine
einzige Übernahme einer Pressemitteilung zu 100 % bei 771 Artikeln. Eigentlich ein
Wert, der aus journalistischer Sicht Grund zur Freude sein sollte und fern von
Untersuchungen wie von Baerns (1985) scheint, in welcher der journalistische
Eigenaufwandmit nur 18 % bewertet wurde.
Allerdings muss für diese Studie auch festhalten werden, dass nur empirisch
nachweisbare Pressemitteilungen als „Treffer“ galten. In fast jedem zehnten Fall
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behandelten Pressemitteilung und Artikel die gleichen Thematiken (7-10 %) –
wortwörtliche Übernahmen waren jedoch gar nicht zu finden. Es war daher unklar,
woher der Journalist diese Informationen bezogen hatte: War er selber z. B. im
Schweriner Landtag und holte Auskünfte ein, oder bediente er sich einer oder
mehrerer Meldungen, kombiniert mit eigener Recherche (vgl. auch von Donsbach
und Wenzel (2002)? Antworten auf solche Fragen kann nur eine Berufsgruppe
geben: Eben der Journalist selber. Daher mag es auch sein, dass die PR-
Abteilungen der Parteien ihre Arbeit ganz anders einordnen, als es in dieser Studie
der Fall ist. Ein einfaches copy & paste-Verhalten seitens der Journalisten konnte
jedenfalls nicht nachgewiesen werden.
Die Pressearbeit der Parteien in Mecklenburg-Vorpommern verläuft hinsichtlich des
Professionalisierungsgrades auf Landesebene sowie aber auch in den drei
untersuchten Regionen höchst unterschiedlich. Während die Linkspartei in beiden
Zeiträumen zusammen z. B. 155 Pressemitteilungen veröffentlichte, waren es bei
der FDP nur 24, die sich ausnahmslos auf Landespolitik bezogen. Eine reine
Erhöhung der Quantität des Outputs, wie in dem zweiten Untersuchungszeitraum,
scheint wenig effektiv. Offensichtlich standen nun hauptsächlich Ankündigungen und
Pläne im Sinne von Partei-PR im Vordergrund. Betreiben Parteien vor dem
Bundestagswahlkampf vor allem PR in eigener Sache, geht dies allerdings dann auf
Kosten der Thematik. Es drängt sich zumindest die These auf, dass es sich hier um
einen „politischen Vampireffekt“ handeln könnte, ein Zustand, in dem sich die Form
(sprich der Wahlkampf) vor den eigentlichen zu thematisierenden Inhalt (die
Bundestagswahl) stellt. Die Zeitungen reagierten ausgesprochen unaufgeregt auf
den Bundestagswahlkampf. Zwar gab es eine Steigerung von kurzen Meldungen,
aber die Artikelanzahl sank leicht und die Thematisierung von Bundespolitik fiel
sogar um knapp 10 %. Der Singularität des „Events“ Wahlkampf fiel somit die
bundespolitische Themendiversität eher zum Opfer. Es bleibt spannend abzuwarten,
wie sich die zunehmende Konzentration und Ökonomisierung am Medienmarkt auf
eben solche Wahlkampfphasen weiter auswirkt.
Als letzten Punkt soll auf die Ausgangsfrage zurückgekommen werden: Nämlich was
eigentlich Quellentransparenz ist. Stichproben sowie auch die Verweise auf Landes-
und Bundesministerien lassen nämlich den Schluss zu, dass eben häufig diese
Transparenz verloren geht, wenn die Zeitungen nicht mehr zwischen Amt- und
Parteizugehörigkeit differenzieren. So sollten in Folgeprojekten stärker der Einfluss
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von Institutionen-PR und deren Einfluss auf den Lokaljournalismus in den Fokus
genommen werden, ebenso wie die lokalen Nachrichtenfaktoren.
Literaturverzeichnis:
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Baerns, B. (1985): Öffentlichkeitsarbeit oder Journalismus?: zum Einfluss im Mediensystem, Köln: Wissenschaft und Politik.
Donsbach, W./ Wenzel, A. (2002): Aktivität und Passivität von Journalisten gegenüber parlamentarischer Pressearbeit. Publizistik, 47(5), S.513–532.
Giordano, G. (2002): Medienpräsenz durch Prominenz?: Selektionskriterien von Lokaljournalisten bei kommunalen Pressemitteilungen ; eine Fallstudie, Münster: Lit.
Köster, N. (2012): Geliebter Feind. Das Verhältnis von Journalisten und Politikern im lokalen Wahlkampf. In: K.-D. Altmeppen/ R. Greck (Hrsg.): Facetten des Journalismus: theoretische Analysen und empirische Studien. Wiesbaden: Springer VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 119–141.
Prummer, K.(2012): Woher kommen die Journalisten der Zukunft? Stärken, Schwächen, Potenziale - eine Evaluation der überbetrieblichen Journalistenausbildung in Bayern. In: K.-D. Altmeppen/ R. Greck (Hrsg.): Facetten des Journalismus: theoretische Analysen und empirische Studien. Wiesbaden: Springer VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Röttger, U. & Zielmann, S. (2012): PR-Beratung in der Politik: Rollen und Interaktionsstrukturen aus Sicht von Beratern und Klienten 1. Auflage., Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Schantel, A. (2002): Determination oder Intereffikation? Eine Metaanalyse der Hypothesen zur PR-Journalismus-Beziehung. In: I. Neverla/ E. Grittmann/ M. Pater (Hrsg.): Grundlagentexte zur Journalistik. Konstanz: UVK-Verlagsgesellschaft.
Schönhagen, P.(2008): Ko-Evolution von Journalismus und Public Relations: Ansätze zu einer systematischen Aufarbeitung. Publizistik, 53(1), S.09–24.
Wolf, F.(2013): Chancen und Risiken des Lokaljournalismus heute. In: H. Pöttker/ A. Vehmeier (Hrsg.): Das verkannte Ressort. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, S. 127–138.