Eine Wabe ergibt ein Volk - imker-hechingen.de · meter entfernt vom Muttervolk aufge-stellt –...

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Unglaublich, wie wenig Brut aus- reicht, um ein neues Bienenvolk zu bilden. Wer jetzt eine Wabe ab- zweigt, hat im Herbst ein starkes Jungvolk. Die gängige Methode der Ablegerbildung: Je mehr Bienen und/oder Brut, desto besser. Mit möglichst vielen Brutwaben bilden die meisten Imker ihre Ableger. Oft wird ein Volk gleichberechtigt geteilt – die Hälfte der Brut wandert in den Ableger, die andere verbleibt im Muttervolk. Wer seine Völker für die Ableger so stark schröpft, hat keine starken Honigproduzenten zur Früh- tracht am Start. Und die „Bomben- Ableger“ machen nichts als Ärger: sie fressen und brüten stark, produzieren viele Varroa-Milben, und wollen im September vielleicht sogar schwärmen. Die Alternative: Starke einwinterungsreife Jungvölker lassen sich auch anders bilden. Mit nur einem Brutbrett im Mai gestartet, sorgt das enorme Entwicklungspotential für gute Völker im Oktober. Schröpft man je nur eine einzige Brutwabe Mitte April, Ende April und Mitte Mai, kön- nen so ohne Honigertragsminderung bis zu 3 neue Völker aus einem einzigen Wirtschaftsvolk entstehen. Der Auf- wand mit ihnen ist minimal, benötigen sie doch nur alle paar Wochen etwas Futter, eine neue Mittelwand und erst im September eine abschließende Var- roa-Behandlung. Und so geht’s: Ein Brutbrett reicht. Suchen Sie bis spätestens Mitte Mai eine gut mit Brut- zellen bestückte Wabe mit ansitzenden Bienen aus dem Muttervolk und bilden Sie daraus einen Ableger. Wählen Sie dabei eine Brutwabe, die auf jeder Seite zu ¾ mit verdeckelter Arbeiterinnen- brut belegt ist (Abb.1). Außerdem sollte eine handtellergroße Fläche mit Eiern oder jüngsten Larven vorhanden sein, aus denen sich die Bienen eine neue Königin ziehen können. Ist zudem jede Wabenseite mindestens halb mit ansit- zenden Bienen bedeckt, hat der Ableger sofort ausreichend Personal. Unver- zichtbar für einen gelungenen Start ist folgende Wabenanordnung: die Brut- wabe direkt an eine Zargenwand hän- gen, daneben ein Rähmchen mit Mittel- wand, daneben eine Futterwabe. Die haben Sie vor dem Aufsetzen des Ho- nigraums aus zu gut mit Winterfutter versorgten Wirtschaftsvölkern geerntet und kühl gelagert. Alternativ können Sie auch eine kleine Flüssigfutterpor- tion von maximal einem Liter direkt hinter der Mittelwand geben. Ein Schied zur Einengung des großen Zar- geninnenraumes ist überflüssig. Der Ableger wird mindestens zwei Kilo- Abb.1. Eine Wabe ergibt ein Volk Von Dr. Pia Aumeier, Am Dornbusch 8, 44803 Bochum E-Mail: [email protected], Tel. 0170 / 3 17 59 32 Abb.2. Abb.3.

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Page 1: Eine Wabe ergibt ein Volk - imker-hechingen.de · meter entfernt vom Muttervolk aufge-stellt – sonst kehren die Flugbienen umgehend nach Hause zurück. Sein Flug loch wird mit einem

Unglaublich, wie wenig Brut aus-reicht, um ein neues Bienenvolk zubilden. Wer jetzt eine Wabe ab -zweigt, hat im Herbst ein starkesJung volk.

Die gängige Methode derAblegerbildung:Je mehr Bienen und/oder Brut, destobesser. Mit möglichst vielen Brutwabenbilden die meisten Imker ihre Ableger.Oft wird ein Volk gleichberechtigtgeteilt – die Hälfte der Brut wandert inden Ableger, die andere verbleibt imMuttervolk. Wer seine Völker für dieAbleger so stark schröpft, hat keinestarken Honigproduzenten zur Früh -tracht am Start. Und die „Bomben-Ableger“ machen nichts als Ärger: siefressen und brüten stark, produzierenviele Varroa-Milben, und wollen imSeptember vielleicht sogar schwärmen.

Die Alternative: Starke einwinterungsreife Jungvölkerlassen sich auch anders bilden. Mit nureinem Brutbrett im Mai gestartet, sorgt

das enorme Entwicklungspotential fürgute Völker im Oktober. Schröpft manje nur eine einzige Brutwabe MitteApril, Ende April und Mitte Mai, kön-nen so ohne Honigertragsminderungbis zu 3 neue Völker aus einem einzigenWirtschaftsvolk entstehen. Der Auf -wand mit ihnen ist minimal, benötigensie doch nur alle paar Wochen etwasFutter, eine neue Mittelwand und erstim September eine abschließende Var -roa-Behandlung.

Und so geht’s: Ein Brutbrett reicht. Suchen Sie bisspätestens Mitte Mai eine gut mit Brut -zellen bestückte Wabe mit ansitzendenBienen aus dem Muttervolk und bildenSie daraus einen Ableger. Wählen Siedabei eine Brutwabe, die auf jeder Seitezu ¾ mit verdeckelter Arbeite rinnen -brut belegt ist (Abb.1). Außerdem sollte

eine handtellergroße Fläche mit Eiernoder jüngsten Larven vorhanden sein,aus denen sich die Bienen eine neueKönigin ziehen können. Ist zudem jedeWabenseite mindestens halb mit ansit-zenden Bienen bedeckt, hat der Ablegersofort ausreichend Personal. Unver -zicht bar für einen gelungenen Start istfolgende Wabenanordnung: die Brut -wabe direkt an eine Zargenwand hän-gen, daneben ein Rähmchen mit Mittel -wand, daneben eine Futterwabe. Diehaben Sie vor dem Aufsetzen des Ho -nig raums aus zu gut mit Winterfutterversorgten Wirtschaftsvölkern geerntetund kühl gelagert. Alternativ könnenSie auch eine kleine Flüssig futter por -tion von maximal einem Liter direkthinter der Mittelwand geben. EinSchied zur Einengung des großen Zar -geninnenraumes ist überflüssig.Der Ableger wird mindestens zwei Kilo -

Abb.1.

Eine Wabe ergibt ein VolkVon Dr. Pia Aumeier, Am Dornbusch 8, 44803 Bochum E-Mail: [email protected], Tel. 0170 / 3 17 59 32

Abb.2. Abb.3.

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meter entfernt vom Muttervolk aufge-stellt – sonst kehren die Flugbienenumgehend nach Hause zurück. SeinFlug loch wird mit einem Schaum -stoffstreifen verschlossen. Nur einSchlitz von einer Bienenbreite bleibtdort offen wo die Brutwabe hängt. Sosind Ihre Zöglinge immer sicher vorRäuberei. Werfen Sie noch einen wohl-wollenden Blick auf ihr zukünftigesElitevolk und fahren Sie heim. Bis zumnächsten Besuch sind vier Wochen Zeit.

Vollendete Tatsachen Wenn Sie nach 28 Tagen zum Außen -stand zurückkehren, haben Ihre Bienenbereits alles für Sie vorbereitet. AlleArbeiterinnen aus der Brutwabe sindgeschlüpft und im Volk aktiv. Die neueKönigin ist bereits vom Begattungsflugzurückgekehrt und befindet sich seitetwa einer Woche in Eilage. Ist allesglatt gegangen, kann sogar bereits dieerste verdeckelte Arbeiterinnenbrutvorhanden sein. Sie zeigt die erfolgrei-che Begattung der Königin an. Ist derHochzeitsflug schief gegangen, hängenSie das weisellose Völkchen einfach zueinem anderen in dessen Zarge.

Vier „Fliegen mit einer Klappe“Nun können Sie loslegen:

�Die Königin ist im noch kleinen Volkleicht zu finden. Sie können sie auf-spüren und zeichnen.

�Da noch wenig verdeckelte Brut vor-liegt, ist nun der geeignete Zeitpunktfür eine Varroabehandlung mit15%iger Milchsäure. Geben Sie drei

Sprühstöße auf jede mit Bienen besetz-te Wabenseite (Abb.2).

�Wenn gewünscht, packen Sie IhrenAbleger ins Auto und bringen ihnzurück an den Heimatstandort. Dazuwarten Sie freundlicherweise dieRückkehr der Flugbienen ab (Besuchalso auf den Abend legen). Im weite-ren Verlauf des Bienenjahres haltenSie bitte das Flugloch bis Ende Sep -tember weiterhin sehr eng. Alle 2 bis 3Wochen geben Sie wenn nötig etwasFutter oder hängen neue Futter wabenan den Völkchen-Rand. Sobald die eineMittelwand ausgebaut ist, hängen Sieeine neue direkt an das Brutnest (nichtaußen hinter die Futterwabe!). Sowächst Ihr Völkchen stetig in die Zargehinein (Abb.3). Im September wird dasVolk für den Winter aufgefüttert. Da esauf einer Zarge sitzt, funktioniert auchso spät im Jahr die Varroabehandlungmit Ameisensäure noch hervorragend(Überblick über die Jungvolk behand -lung siehe Abb.4). Wer so schwach ge -bildete Jungvölker hingegen schon imJuli oder August behandelt, handeltunvernünftig. Denn so früh leidet kei-nes der milbenarm gestarteten Völkerunter Varroa. Zudem stören Ameisen -säure oder Thymol im Juli und Augustdie Entwicklung der Völker nachhal-tig.Im nächsten Frühjahr überholen solcheVölkchen in ihrer Entwicklung meistsogar große Wirtschaftsvölker. Sie bil-den leistungsstarke Völker zur Honig -gewinnung – entstanden aus einer ein-zigen Brutwabe.

Abb.4.